1834 / 315 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ihr werdet denken, daß wir ihnen doch Kleider und Hausgeraͤth und Thee und Zucker und Seife fuͤr die Schweine und anderen Dinge zuruͤckschicken nuͤßten. Den Reichen freilich, und den Kaser⸗ nen; aber die Millionen Arbeiter haben nur Lumpen, um hin und wieder einen Theil ihres Koͤrpers damit zu bedecken; sie besitzen keine Guͤter, weder Thee, noch Zucker, noch Geschirr, noch Mes⸗ ser, noch Gabel, noch Theekessel, noch Becher, noch Bruͤhnapf. Die Sache ist die: die Eigenthuͤmer aller großen Landguͤter leben in England, oder in Frankreich, oder in Italien. Die Ren⸗ ten werden ihnen zugeschickt; und da es keine Armen⸗Steuern giebt, so bekommen sie den ganzen Ertrag des Landes von dem armen Paͤchter, der nur gerade so viel behaͤlt, um sein Le⸗ ben zu fristen. Sie verzehren diese Renten außerhalb Ir⸗ lands, so daß das arbeitende Volk hier, waͤhrend es des Tages dreimal Fleisch essen koͤnnte, von den erbärm⸗ lichsten Kartoffeln leben muß. Und seyd versichert, daß dies auch das Loos des arbeitenden Volks in England seyn wuͤrde, wenn es den Schottischen Landstreichern gelaͤnge, ihre Projekte gegen unsere Armen⸗Gesetze durchzufuͤhren. Wenn das geschaͤhe, so wuͤrde aus den Englischen Paͤchtern ein Haufen bettelarmer Sklaven werden, die Gutsherren wuͤrden so viel von ihnen er⸗ pressen, daß sie den Tageloͤhnern nicht mehr als 6 Pence taͤglich zu geben im Stande waͤren, und Ihr wuͤrdet Alle in Schuppen ohne Schornsteine leben und mit den Ferkeln zusammen essen muͤssen, die Ihr fuͤr Anderer Magen aufzoͤget und maͤstetet. Soll es dahin kommen? Lieber moͤchte ich, daß Ihr Alle umkaͤmet, und ich mit Euch!“ Vorigen Sonnabend ist die Armen⸗Bill in volle Kraft ge⸗ treten. Den Armen⸗Kommissarien wurde neulich von dem Kirch⸗ spiel Ely Trinity folgende Frage vorgelegt: „Es sind in diesem

Kirchspiel 50 arme alte Maͤnner und Weiber in dem Alter zwi⸗

schen 70 und 100 Jahren, die in ihrer Behausung vom Kirch⸗ spiel unterstuͤtzt werden. Die armen Geschoͤpfe wuͤrden sich viel gluͤcklicher fuͤhlen, wenn sie in ihrer jetzigen Lage verbleiben duͤrf⸗ ten, als wenn man sie nach dem Arbeitshause braͤchte. Haben die Aufseher wohl das Recht, ihnen die Unterstuͤtzung in der bis⸗ herigen Weise auch ferner angedeihen zu lassen?“ Die Antwort

war: „Sie sind allerdings dazu berechtigt, in dieser Hinsicht fer⸗ dem waldigen Theile Hennegau's vermehrt; in mehreren Ge⸗

ner so wie vor der Annahme des jetzigen Armen⸗Gesetzes zu verfahren.“

NMevbverlande.

Aus dem Haag, 7. Nov. Heute hat eine aus Mitglie⸗ dern beider Kammern bestehende Deputation der Generalstaaten Sr. Maj. dem Koͤnige die nachstehende Adresse uͤberreicht: „Sire! Mit tiefer Betruͤbniß empfingen die Generalstaaten von Eurer Majestaͤt die Anzeige von dem Ableben des Prinzen Wil⸗ helm Friedrich Nikolaus Karl, Enkel Eurer Majestaͤt. Sie em⸗ pfinden den ganzen schmerzlichen Umfang dieses Verlustes, durch welchen so unerwartet das Koͤnigliche Haus in Trauer versetzt worden ist. Ehrerbietig bezeugen sie Eurer Majestaͤt ihre auf⸗ richtige Theilnahme, der sie den Wunsch hinzufuͤgen, daß es der goͤttlichen Vorsehung gefallen moͤge, dieses Leid so viel als moͤg⸗ lich zu lindern, und das Wohlseyn des Koͤnigl. Hauses, das der Nation so theuer ist, zu befestigen.“

Wegen Unwohlseyns des Praͤsidenten der ersten Kammer, Baron Rorll, war der Graf von Reede damit beauftragt por⸗ den, diese Adresse Sr. Majestaͤt vorzulesen.

Amsterdam, 6. Nov. Unsere Zeitungen haben es bei der Mittheilung der Antworts⸗Adresse der General⸗Staaten an der zur Gewohnheit gewordenen Phrase nicht ermangeln lassen, daß selbige im Wesentlichen nichts als ein Widerhall der Thron⸗ Rede sey. Nach und nach aber fangen sie an zu vergleichen, und da finden sie denn jetzt manche, ganz und gar nicht unbe⸗ deutende Verschiedenheiten. So zwischen den ersten Saͤtzen der Koͤniglichen Rede, wo es heißt: „Unsere Beziehungen zu den fremden Maͤchten sind beruhigend, ich erhalte von vielen fort⸗ waͤhrend die Beweise aufrichtiger Freundschaft, sehe mich indeß noch stets in der billigen Erwartung einer endlichen Regulirung der, durch den Belgischen Aufstand so unverschuldet verletzten Rechte und Interessen Niederlands getaͤuscht. Die unvorherge⸗ sehenen, in dem Fortgange der Unterhandlungen erfahrnen Hinder⸗ nisse ꝛc,“ und den folgenden Ausdruͤcken der Antwort beider Kam⸗ mern: „Nicht ohne gemischte Empfindungen haben wir Ewr. Maj. Mittheilungen hinsichtlich unserer auswaͤrtigen Angelegenheiten empfangen. Wir freuten uns uͤber den beruhigenden Zustand unserer Beziehungen zu auswaͤrtigen Maͤchten und uͤber die Be⸗ weise aufrichtiger Freundschaft, welche Ew. Maj. von denselben erhalten haben. Von vielen dieser Maͤchte haͤtten wir zugleich erwarten duͤrfen, daß, in Folge dieser freundschaftlichen Gesin⸗ nung, unsere Interessen und Anspruͤche einem endlichen Arran⸗ gement naͤher gebracht wuͤrden, aber die unvorhergesehenen, im Laufe der Unterhandlungen fortwaährend eingetretenen Hindernisse haben unsere Erwartungen getaͤuscht. Bei der Gerechtigkeit un⸗ serer Sache sehen wir inzwischen, auf den Schutz des Hoͤchsten und die Leitung Ew. Maj. bauend, der von uns so feurig ge⸗ wuͤnschten Beseitigung dieser Hindernisse mit Vertrauen entge⸗ gen, während die General⸗Staaten den ehrerbietigen Wunsch he⸗ gen, von Ew. Maj. einige politische Eroͤffnungen zu erhalten.“ Gegen die Stelle in der K. Rede, unsere Ostindischen Besitzun⸗ gen betreffend: „Die Vermehrung der dortigen Production ver⸗ breitet ihren wohlthaͤtigen Einfluß auf die Schifffahrt und den Handels⸗Verkehr mit dem Mutterlande, wo gegenseitig die Be⸗ strebungen, durch eigene Erzeugnisse die Beduͤrfnisse des Nie⸗ derlaͤndischen Indiens zu befriedigen, dadurch ermuntert werden“, nimmt sich ferner die Antwort auf eine eigene Art aus: „Die Vermehrung ihrer (jener Besitzungen) Erzeugnisse, wodurch ih⸗ nen jetzt (wie es ebenfalls vom Koͤnige bemerkt war) die Moͤg⸗ lichkeit geworden, sich ihrer Geldverpflichtungen gegen das Mut⸗ terland zu entledigen, und dessen Schifffahrt und Handel beleht werden, konnten wir nicht anders als mit dem groͤßten Interesse vernehmen.“ Unser Handelsblad bemerkt hierzu: „Man sieht, daß die Gzeneral Etaaten nur von ihrem Interesse an der belebteren Schifffahrt und dem Handel sprechen, aber von den „Bestrebungen, durch eigene Erzeugnisse die Beduͤrfnisse des Nie⸗ derlaͤndischen Indieas zu befriedigen“, schweigen, mit welchen au⸗ genscheinlich einige seit kurzem hier zu Lande angelegte Fabriken gemeint find. Wir bezeugen den General⸗Staaten unsern Dank fuͤr die bewiesene Vorsicht. Mit Recht haben sie einstweilen Bedacht genommen, diesen neuen Anstalten das Siegel ihrer Gutheißung aufzudruͤcken. Ehe man uͤber den Nutzen der Er⸗ richtung dieser Fabriken wird urtheilen koͤnnen, muß man erst sehen, ob sie sich ohne hohe schuͤtzende Abgaben werden erhalten können. Koͤnnen sie bieses nicht, dann ist ihre Bluͤthe jener von Pflanzen in Treibhaͤusern gleich, die welken, sobald die kuͤnstliche Nahrung aufhoͤrt; sie werden, wenn sie es nicht koͤnnen, diesem Lande unendlich mehr Nachtheil als Vortheil bringen, denn man wird, um sie zu unterstuͤtzen, den hohen Zolltarif beibehalten nuͤssen, und damit wird die Handelsfreiheit, deren wir so sehr

wicht des Wagens, mit der

mit Tode abgegangen.

Kopenhagen, den am 4ten d. erfolgten ploͤtzlichen Tod des General⸗Majors von Haxthausen, Deputirten im Koͤnigl. General⸗Kommissartats⸗ Kollegium u. s. w.

Die Wahlhandlungen fuͤr die Stadt Kopenhagen sollen am 17ten d. an den, fuͤr jede der bestimmten acht Sectionen dazu angewiesenen Oertern ihren Anfang nehmen.

1280 beduͤrfen, diesen neuen Fabriken zum Opfer gebracht werden, wie sie fruͤher zur Zeit der Vereinigung der Belgischen Industrie geopfert wurde.“ 1 1

Heigten.

Bruͤssel, 7. Nov. Der Moniteur Belge meldet, daß die Regierung ein aus Altenburg vom 30. Sept. datirtes Schrei⸗ ben aPasa habe, worin der jetzt regierende Herzog Joseph das am 29. September erfolgte Ableben seines Vaters, des Herzogs Friedrich, anzeigt.

Die Regierung hat, in Verbindung mit dem Platz⸗Kom⸗ mandanten, näͤchtliche Patrouillen fuͤr das Innere der Stadt errichtet.

Der Gouverneur der Provinz Brabant hat die Orts⸗Behoͤr⸗ den aufgefordert, sich unverzuͤglich mit der Anfertigung der Bud⸗ gets der Wohlthaͤtigkeits⸗Bureaux fuͤr 1835 zu beschaͤftigen und den genannten Budgets einen Reserve⸗Fonds beizufuͤgen, um au⸗ ßerordentlichen Ausgaben, welche durch Krankheiten, Theuerung der Lebensmittel und andere ungluͤckliche Ereignisse veranlaßt wer⸗ den koͤnnten, zu begegnen. Diese Budgets muͤssen, mit den noͤ⸗ thigen Bemerkungen bversehen, vor dem 10. Dezember d. J. den Distrikts⸗Kommissarien uͤbersandt werden, die sie dann nach der Reihenfolge dem Gouverneur mittheilen. 8

In Luͤttich starb am 7. Nov. der Abbé Boucqueau de Vil⸗ leraie, Dechant der Kathedrale zu Luͤttich und Mitglied der De⸗ putirten⸗Kammer.

Vor einigen Tagen wurde ein neuer Versuch mit einem nach der Erfindung des Herrn Mauronne erbauten Dampfwagen gemacht, der zur voͤlligen Zufriedenheit aussfiel. Der Kessel nimmt den hintern Theil des Wagens, die Gallerie genannt, ein. Die Maschine befindet sich vorn und der Vorrath an fri⸗ schem Wasser unter den Sitzen der Reisenden. Das ganze Ge⸗ Naschine und den Vorraͤthen an Kohlen und Wasser, betraͤgt etwa 6000 Pfund. Er ist auf 14 Personen berechnet, koͤnnte aber leicht fuͤr noch mehrere einge⸗ richtet werden.

Die Woͤlfe haben sich auf eine wahrhaft beunruhigende Weise in den Provinzen Namur, Luxemburg, Luͤttich und in

meinden greifen sie bei hellem Tage das Vieh an, das man auf die Weide sendet. Diese Vermehrung schreibt man dem Man⸗ gel an Schnee im verflossenen Winter zu, wodurch man verhin⸗ dert wurde, auf sie Jagd zu machen. Der Minister des In⸗ nern hat Klopf⸗Jagden zu ihrer Ausrottung verordnet.

Luͤttich, 7. Nov. Der Graf von Limburg⸗Styrum, Oberst und Adjutant des Prinzen von Oranien, kam kuͤrzlich ohne Paß zu Luͤttich an. Er begab sich nach Paris. Waͤhrend seiner An⸗ wesenheit ward er im Hotel der Diligence streng bewacht, und am folgenden Tage kehrte er in Begleitung der Personen, die seinen Austritt aus dem Belgischen Gebiete des Koͤnigs konsta⸗ tiren mußten, nach der Graͤnze zuruͤck.

Schweden und Norwegen. 8

Stockholm, 31. Okt. Es war in dem Plenum des Adel standes von gestern Vormittag, als beim Vortrage des Beden⸗ kens uͤber die Regulirung der Extra⸗Staats⸗Ausgaben Herr Crusenstolpe auf sein Verlangen das Wort erhielt und einen Aufsatz vorlas, worin er die Frage von ihrer politischen Seite abhandelte, und dabei mehrerer Thatsachen sowohl als Geruͤchte, betreffend die große Zuvorkommenheit, womit Fuͤrst Mentschikoff hier bei Hofe aufgenommen worden, die Entlassung des Fret⸗ herrn Stedingk u. s. w. gedachte. Dem Landmarschall schien dieses zu lange aufzuhalten; er erinnerte den Redner, nichts e was nicht zur Sache gehoͤre, welche Erin⸗ nerung durch das Fußstampfen mehrerer Mitgaglieder unterstuͤtzt wurde; da aber Herr Crusenstolpe in seiner Vorlesung mit der Aeußerung fortfuhr, daß der Stand ihn wohl uͤberstimmen koͤnne,

er sich aber durch keine Gewalt sein Recht, sich zu aͤußern,

nehmen lasse, erklaͤrte der Landmarschall mit einem Hammer⸗ schlage, daß er dem Redner verbiete, weiter fortzufahren. Wider diese Maßregel reservirten sich jedoch mehr oder min⸗ der stark Graf Froͤlich, Frhr. L. Boye, die Herren Ceder⸗ schioͤld, Hjarne, Dalman, Frhr. Tersmeden und Frhr. Kantzow, mit deren Ansicht sich, unter Beifalls⸗Aeußerungen des Standes, der Minister Graf Wetterstedt vereinigte. Dies gad dem Landmarschall Anlaß zu einer warmen Explication des Inhalts: Da der Vortrag des Herrn Cr. dem §. 90 der Regierungsform zuwidergelaufen, so gebe sein Gewissen ihm das Zeugniß, daß er pflichtmaͤßig gehandelt habe. Herr Crusen⸗ stolpe zeigte nun an, daß er, um seinem Vortrage eine vielleicht constitutionnellere Form zu geben, ihn dem Constitutions⸗Aus⸗ schusse uͤbergeben wolle, mit der Erklaͤrung, daß darin Grund zur Anklage der Koͤnigl. Rathgeber in Kommando⸗Sachen und ministeriellen Angelegenheiten sey. Die von ihm verlangte Ueber⸗ weisung an den gedachten Ausschuß wurde bewilligt.

Der verdiente Chef der Lehr⸗Anstalt auf Marieberg, Oberst⸗ Lieutenant und vormals General⸗Feldzeugmeister Breitholtz, ist

Henemark. 1 6. Nov. Die hiesigen Zeitungen melden

Deutschland.

Braunschweig, 8. Nov. Nachdem die vom Herzogl. Staats⸗Ministerium Behufs Erledigung der vorliegenden Arbei⸗ ten wieder berufenen Staͤnde sich versammelt hatten, ist in der Sitzung vom 5ten d. der denselben sofort wieder vorgelegte Ver⸗ trag zwischen unserer und der Hannoverschen Regierung uͤber Einfuͤhrung eines fuͤr beide Laͤnder gemeinschaftlichen Systems der indirekten Steuern definitiv angenommen worden.

Hamburg, 10. Nov. Man schreibt aus Ostende vom 30. Oktober. „Der Schiffer einer hiesigen Fischer⸗Pinke hat angezeigt, daß er am vergangenen Sonntag den 26sten d. am Eingange der Nordsee ein Dampfboot ohne Steuerruder gese⸗ hen, auf dessen Verdeck er deutlich etwa 15 Passagiere und 3 bis 4 Pferde bemerkt, und dessen Capitain ihn in Englischer Sprache um Huͤlfe angerufen habe. Da die See aber sehr hoch gegangen und der Wind heftig aus Norden gewehet, so sey das Fischer⸗Boot selbst in großer Gefahr gewesen und habe dem Dampfboote sich nicht naͤhern koͤnnen. Der Capltain soll ge⸗ sagt haben, er komme von Rotterdam. Am 2g8sten d., Abends,

strandete waͤhrend eines furchtharen Sturmes, unweit Panne,

bei Furnes, die Daͤnische Galleasse „Henriette Magdalen Capt. J. H. Kroͤger, mit Gerste von Neustadt nach Glouce bestimmt. Die Mannschaft, so wie ein großer Theil der Ladt sind gerettet, das Schiff aber wird verloren gehen. M. glaubt gestern zwei Fischer Fahrzeuge aus Blanckenbergen, welch ein Schiff im Schlepp⸗Tau hatten, bemerkt zu haben.“

In Cuxhaven dauert der stuͤrmische Gegenwind fort un verhindert die Abfahrt der auf der Rhede und im Hafen liegen, den Schiffe; nur einige haben versucht, die Fahrt nach Nord anzutreten, wovon jedoch der groͤßte Theil wieder zuruͤckkehren mußte.

Lloyds Agent, der Konsul P. Nissen in Thisted auf I. land, meldet unterm 5ten d., daß bereits 700 Faͤsser Russische Talgs auf der dortigen Kuͤste angetrieben und geborgen waͤre, dahingegen sey durchaus kein Schiffswrack ans Land gekomm woraus man haäͤtte sehen oder vermuthen koͤnnen, von welche Schiffe die besagte bedeutende Partie Talg herruͤhre; nur de; Deckel einer Kiste war gleichzeitig ans Land getrieben, worau folgende Adresse stand: „Capt. Nicholson, Mr. Lindegreen Agem Portsmouth.“

Bremen, 7. Nov. (Bremer Zeitung.) Die von den Symptomen der Cholera begleitete Krankheit, welche hier sei dem 18. Sept. in einigen Theilen der Stadt und der Vorstabt geherrscht und sich auch auf einige Doͤrser des Gebiets erstreckt hat, darf nun, so weit sie in eine Epidemie ausgeartet, ass be⸗ endigt betrachtet werden. Wenn man uͤberhaupt erwaͤgt, zg von einer Bevoͤlkerung von mehr als 50,000 Seelen in der ai,

zen Zeit nur 298 Personen von der Krankheit befallen und de

von 148 gestorben sind, so darf man ihr Erscheinen bei uns st

ziemlich milde halten. Es sind weder hier gegen die Haͤuser un

Gegenden, wo sich die Krankheit gezeigt, noch von den denat, barten Regierungen an den Graͤnzen, Absperrungen veransis worden; und wenn gleich an den Orten, wo sich der Krankheitz stoff im vorzuͤglichsten Grade entwickelte, auch die groͤßte Alz breitung erfolgte, so erschten die Krankheit doch mehrmals g ganz davon entfernten Gegenden, wo aͤhnliche Ursachen die Em wickelung des boͤsartigen Stoffes veranlaßt zu haben schienen ohne daß nach den angesteülten Untersuchungen die befallena Personen mit den andern Kranken in die mindeste Beruͤhrug gekommen; so daß von neuem sich die Unnuͤtzlichkeit der Abspe rungen, ihrer positiven Schaͤdlichkeit nicht zu gedenken, hier e⸗ geben hatkt. ö

Ge stebd v lch Wien, 7. Nov. Auch in Lemberg ist in den letzten Tagm

des vorigen Monats der Postulaten⸗Landtag der Provinz ai die gewoͤhnliche feierliche Weise eroͤffnet und abgehalten worden

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Zuͤrich, 3. Nov. (Allg. Ztg.) Die Berner Regierumg beobachtet gegenwaͤrtig eine sonderbare Politik. Sie scheint sch fuͤr alle moͤglichen Chaͤncen freie Hand offen behalten zu wolln, um je nach Umstaͤnden handeln zu koͤnnen. Allein dabei bemettt jeder die auffallenden Inkonsequenzen, und selbst ihre Freunte werden an ihr irre. So giebt sie dem Oesterreichischen Gesand⸗ ten eine unhoͤfliche Antwort, die ihn veranlaßte, die Verbindun⸗ gen mit Bern abzubrechen. Dann thut sie wieder mehr, als t gefordert hatte, indem sie die Handwerksburschen⸗Versammlungm verbietet und eine Anzahl der Unruhigsten wegschickt. Um ar nicht den Schein zu erhalten, als ob sie solches aus Nachgiche keit gethan habe, macht sie davon keinerlei offizielle Anzeige, we der an den Vorort, noch an den Oesterreichischen Gesandten, und verlangt doch zugleich, daß der Vorort gegenuͤber dem Kaiser⸗ staate ihr Benehmen rechtfertige. Zugleich scheint sie ihre Hof nungen auf Herrn von Rumigny zu setzen, nicht begreifend, daß Ludwig Philepp der entschiedenste Gegner ihrer Prinzipien ist Sogar der Republikaner hat daher den Bernern schon gedroht, sie wuͤrden bald in der Eidgenossenschaft ganz allein stehen, und nirgends Freunde sinden. Eine strenge Consequenz halten oit Berner fuͤr Pedanterei; und in der That laͤßt sich, vom politt schen Standpunkte aus, diese Behauptung wohl rechtfertigen. Aber sie sollten nicht vergessen, daß Konsequenz die Hauptkraft des neuen, noch nicht fest gewurzelten Radikalismus ist, daß wenn diese aufgegeben wird, und Schwanken eintritt, seine Herr schaft aufs hoͤchste gefaͤhrdet ist. Nur die Kraft des Grundsa zes, die schneidende Schaͤrfe seiner Entwickelung und Durchfih rung vermag ihn einige Zeit oben zu halten. Er muß konsequent despotisch seyn. Sonst tauchen die natuͤrlichen Ungleichheiten auf, und er wird eine Zeit lang allen Gefahren des Kampfez ausgesetzt, ohne das Bewußtseyn der Herrschaft zu haben, bt dieser Kampf sich mit theilweiser Aufloͤsung und dem Erstehen neuer Macht endigt. Der Regierungsrath des Vororts sel nun Bern aufgefordert haben, wenn es durch ihn sich rechtferte gen lassen wolle, vorerst seine voͤlkerrechtlichen Verpflichtungen wirklich zu erfuͤllen. Wenn der Graf Rumigny die Verner mit seinen Hossnungen hinhalten kann, so werden sie hoͤchst wahr⸗ scheinlich nichts Entscheidendes thun, und ihre neue Stellung als Vorort abwarten.

Bologna, 1. Nov. Das hiesige Institut hat den Ritter Olbers in Bremen, den Freiherrn Alexander von Humbolodt in Berlin und den Hofrath Gauß in Goͤttingen zu ordentlichen Mitgliedern ernannt. 8

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Der von Don Carlos an die Stelle von Zavala zum Be⸗ fehlshaber in Biscaya ernannte General⸗Major Erazo hat bei der Uebernahme seines Kommando's, nachstehende Proclamation erlassen: „Biscayer! Der Koͤnig, unser Herr, har mir interi⸗ mistisch den Oberbefehl in Biscaya zu uͤbertragen geruht. Vor einem Jahre lehnte ich die Uebernahme einer aͤhnlichen Stelle in dem Koͤnigreich Navarra ab, aber heute folge ich dem Rufe meines angebetenen Herrn und Koͤnigs. Ungeachtet der Wich⸗ tigkeit des Amtes, welches auf mir ruht, ist mein Herz doch mit Freude erfuͤllt durch die Erinnerung an Eure Tugenden, Eure Treue und Liebe fuͤr Euren legitimen Herren. Ich schaͤtze mich gluͤcklich, daß die goͤttliche Vorsehung, durch den Willen meines erhabenen Fuͤrsten, meinen Befehlen diese Helden anvertraut hat, die zuerst im Angesicht von ganz Europa den legitimen Erben der Krone Spaniens, den unsterblichen Carl V. von Bourbon, zu ihrem Koͤnige erklaͤrten und dadurch einen unwider⸗ leglichen Beweis gaben, daß die Nachkommen der tapferen Barone, welche sich der kolossalen Macht der Gothen und Sarazenen nicht unterwarfen, sich eben so wenig mit den Anhaͤngern der Usurpation und der Zuͤgellosigkeit, mit den Feinden ihrer Ge⸗ wohnheiten, ihres Herrn und ihrer heiligen Religion verbanden. Da solche Tugenden meinen unermuͤdlichen Eifer fuͤr Euer Wohl und Euer Gllck unterstuͤtzen, so werdet Ihr bald den Lorbeer⸗

kranz, welchen Eure eigenen

Haͤnde seit dem Beginne dieses ge⸗ rechtesten und glorreichsten Kampfes geflochten haben, gewinnen. Um indeß diesen Zweck zu erreichen, muͤßt Ihr Euch stets daran erinnern, daß das unerlaͤßlichste und vorzuͤglichste Mittel hierzu die Subordination, daß es der blinde Gehorsam gegen die hoͤhe⸗ ren Befehle ist, wovon das Gelingen aller Operationen abhaͤngt. Se. Majestaͤt der Koͤnig hat mir und auch Euch dies dringend empfohlen, als er neulich Euch seines Wohlwollens und seines Koͤniglichen Wortes zu versichern geruhte. Lasset uns zeigen, welche Gewalt dies Wort uͤber unsere Herzen hat. Der beste Beweis hiervon ist die Erfuͤllung seines erhabenen Willens. Und Ihr, wuͤrdige Chefs und Offiziere, muͤßt die ersten seyn, welche das Beispiel eines wechselseitigen Gehorsams geben, ver⸗ gesset niemals, daß Ihr das Vorbild Eurer Untergebenen seyd und daß diese Eurem Beispiele folgen. Gehorchet und man wird Euch gehorchen. Verbannet aus Euren edlen Herzen alle fremden Gefuͤhle und fliehet die Zwietracht. Ihr koͤnnt ver⸗ schert seyn, daß ich Euch mit der von meinem Charakter un⸗ zertrennlichen Rechtlichkeit werde Gerechtigkeit widerfahren las⸗ sen, und daß ich, durch gleiche Gesinnungen und Interessen mit Ekuch verbunden, Euch zu dem glorreichen und ersehnten Ziele uͤhren werde. Hauptquartier Villaro, 17. Okt. 1834. v

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika

Das Journal des Dobats enthaͤlt ein Schreiben seines Lorrespondenten aus Clinington (Virginien) vom 24. Auaust. worin sich derselbe uͤber den jetzigen Stand der dortigen Par⸗ teien folgendermaßen aͤußert: „Die Wahlen fuͤr die Repraͤsen⸗ tanten⸗Kammer werden fuͤr die Hauptstaaten der Union, New⸗ York, Pensylvanien und Ohio, im Oktober und November statt finden. Obgleich die zu waͤhlenden Deputirten erst in der mit dem Dezember 1835 beginnenden Session ihre Sitze einnehmen koͤnnen, so sieht doch Jedermann dem Resultat dieser Wahlen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit entgegen. Man bereitet sich auf beiden Seiten mit der groͤßten Thaͤtigkeit vor. Jede Partei hat ihre Maßregeln genommen. So wie man einerseits durchoͤffentliche Reden uͤber die Geldaristokratie, die Vorurtheile der arbeitenden Klasse, welche die Majoritaͤt unter den Waͤhlern bildet, gegen die Bank aufgereizt hat, so thut die Opposition andrerseits, als sey es ihr gar nicht um die Bank zu thun. Sie sagt zu den Waͤhlern, indem sie die letzten Handlungen des Praͤsidenten, welche gegen die Bank gerichtet waren, anführt: „Die execu⸗ tive Gewalt ist durchaus usurpirt. Eilet, die Constitution vor den unerhoͤrten Eingriffen zu bewahren. Es handelt sich nicht um die Bank, es handelt sich um unsere, durch das Blut unse⸗ rer Vaͤter erworbene Freiheit, welche einem verwegenen Solda⸗ ten, und einem Haufen serviler Beamten zum Spielwerk dient“ Die Opposition konnte wirklich nichts besseres sagen, denn der General Jackson hat sich bei der Bank⸗Angelegenheit, so wie bei den meisten Vorfaͤllen in seinem Leben, wenig um die Form be⸗ kuüͤmmert. Er ging gerade auf sein Ziel los, ohne eben zu sehr darauf zu achten, wohin er den Fuß setzte. Die Partei der Verwaltung, welche wohl weiß, daß die Bank unter dem Volke unpopulair ist, hat, indem sie die oͤffentliche Meinung zu bear⸗ beiten sucht, diese Unpopularitaͤt an den Tag gebracht. „Die Opposition“, sagt diese Partei zu dem Volke, „macht sich uͤber Euch lustig, indem sie Euch bittet, die Constitution und die Gesetze zu retten. Was liegt der Opposition an der Constitution und den esetzen? Sie will nur die Bank erhalten. Krieg der Bank! Der Gene⸗ vl Jackson, der Held der beiden Kriege, welcher mit Gefahr seines Lebens, die Englischen Bayonette von der Union abge⸗ halten hat, will den Boden des Vaterlandes von diesem Werk⸗ zeuge der Tyrannei und Verderbtheit reinigen. Durch die Bank will Euch der Englische Einfluß unterjochen. Es handelt sich darum, ob Ihr freie Maͤnner oder Sklaven des goldenen Kal⸗ bes sein wollt. Ungeachtet aller heuchlerischen Protestationen der Seiden der Bank erinnert Euch, wenn es zur Wahl kommt, daß die einzige Frage ist: „„Soll es eine Bank geben, oder nicht?““, Im Grunde ist das, was die Regierungs⸗Partei sagt, wahr. Die Opposition giebt die Sache der Vank nicht auf. Die Frage, um die es sich handelt, und die bei den Wahlen zur Entscheidung kommen wird, ist die Frage in Betreff der Bank. Aber an wem liegt die Schuld, wenn die Opposition jetzt ge⸗ rechte Beweggruͤnde hat, die Buͤrger zur Beschuͤtzung der Con⸗ stitution aufzufordern?“ ö ö

TC

Berlin, 12. Nov. Des Koͤnigs Majestaͤt haben nachste⸗ hende Allerhoͤchste Kabinets⸗Ordre an das Staats⸗Ministerium zu erlassen geruht:

„Die Koͤniglich Franzoͤsische Regierung hat in neuerer Zeit den Grundsatz aufgestellt, daß das Exequatur einem Konsul ein⸗ seitig von der Regierung, bei welcher er angestellt ist, entzogen werden kann, ohne vorher mit der Regierung, die ihn ernannt hat, Ruͤcksprache zu nehmen, und diesen Grundsatz auf den Preußischen Konsul Bardewisch zu Bayonne angewendet. Da in allen Verhaͤltnissen dieser Art die Reciprocitaͤt zwischen zweien

egierungen die einzige Norm abgeben kann, so finde Ich Mich veranlaßt, denselben Grundsatz in Hinsicht der Franzoͤsischen Konsuln anzunehmen und festzustellen. Sollte also ihr Beneh⸗ men von Seiten der Provinzial⸗Behoͤrden zu Klagen Anlaß ge⸗ ben, so wird Mir der Minister der auswaͤrtigen Angelegenhei⸗ ten unverzuͤglich daruͤber berichten und auf Meinen Befehl dem beschuldigten Konsul ohne Weiteres das Exequatur entziehen. n Ansehung der in Meinen Staaten angestellten Konsuln aller andern Maͤchte bleibt es bei dem durch das Herkommen festge⸗ stellten Verhaͤltniß. Berlin, den 9. November 1834.

(gez.) Friedrich Wilhelm.

An das Staats⸗Ministerium.“

Am 3l1sten v. M., als am Tage des Reformationsfestes, wurde in Guben das von der dortigen Kommune neu erbaute Elementar⸗Schulhaus feierlich eingeweiht und der zum Rektor des gesammten Buͤrger⸗- und Elementar⸗Schulwesens erwaͤhlte

andidat der Theologie, Sam. Lehmann, in sein Amt eingesetzt. Nach beendigtem Gottesdienste, wo zugleich eine bedeutende An⸗ jahl Bibeln von der ihren Jahrestag feiernden Bibel⸗Gesellschaft en arme Schuͤler vertheilt wurden, begaben sich saͤmmtliche Schulkinder, uͤber 1300 an der Zahl, mit ihren Lehrern im feier⸗ ichen Zuge und unter dem Gelaͤute der Glocken nach dem neuen Schul⸗Gebaͤude, wo der Superintendent Homuth die Weihe des auses und die Installation des Rektors vollzog, und der Letz⸗ ere demnaͤchst in seiner Antritts⸗Rede die Zwecke der Anstalt entwickelte. Ein heiteres Festmahl gab Gelegenheit, dem allver⸗ ehrten Landesvater ein Lebehoch zu bringen, da erst durch das

eschenk der revidirten Staͤdte⸗Ordnung die Reorganisation des

chul⸗Unterrichts moͤglich geworden war. Auch die Schulkin⸗ der wurden fesilich bewirthet und Abends war unter der Auf⸗

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sicht ihrer Aeltern und Lehrer ein Ball fuͤr sie arrangirt. Das dortige Schulwesen kann nunmehr als vollstaͤndig geordnet betrachtet werden. Nachdem im vorigen Jahre das neue Gymnasial⸗Ge⸗ baͤude eingeweiht, und mit dem Gymnasium eine hoͤhere Buͤr⸗ gerschule verbunden worden, hat nun die Stadt ihre fruͤheren 8 Elementar⸗Schulen in eine einzige Buͤrger⸗ und Etementar⸗Schule mit 14 Klassen vereinigt, einen Rektor zu deren Leitung bestellt, durch Anstellung von 3 neuen Lehrern und einer Lehrerin die noͤthigen Lehrkraͤfte gewaͤhrt, und ein geschmackvolles und zweck⸗ maͤßiges Schulhaus mit 11 Lehrzimmern und einer Rektorats⸗ Wohnung erbaut, außerdem auch noch ein Kommunal⸗Gebaͤude zu Schul⸗Zwecken eingerichtet. Die Opfer, welche noͤthig wa— ren, um diese Verbesserungen, an denen der Buͤrgermeister Both⸗ mer einen wesentlichen Antheil hat, ins Werk zu setzen, sind zwar, da die Stadt Alles aus eigenen Mitteln zu bestreiten hatte, sehr bedeutend; indessen werden auch die Fruͤchte derselben nicht aus⸗ bleiben, und die wissenschaftliche, sittliche und religioͤse Bildung ihrer kuͤnftigen Buͤrger wied der schoͤnste Lohn ihrer Bestrebun⸗ gen seyn.

Das Amts⸗ und Intelligenz⸗Blatt von St. Wendel vom 28. Okt enthaͤlt eine Bekannimachung des Herrn Ober⸗Praͤsi⸗ denten der Rhein⸗Provinz, wonach an die Stelle des Ober⸗Re⸗ gierungs⸗Raths Cramer der Landrath Goͤrtz zu Merzig als Koͤ⸗ niglicher Kommissarius mit dem Vorsitz im Kollegium der Re⸗ gterung zu St. Wendel und mit der Leitung der Vorarbeiten fuͤr die Organisation des Fuͤrstenthums Lichtenberg beauftragt ist.

Man schreibt aus Berncastel im Regierungs⸗Bezirk Trier unterm Iten d. M.: „Die Stille im Handel mit 1834er Wein ist auf eine fuͤr den Winzer sehr erfreuliche Art seit dem 28. Oktober gebrochen. In mcehreren Gemeinden der Umgegend, z. B. in Dusemond, Zeltingen, Uerzig, sind schon bedeutende Ankaͤufe zu guten Preisen geschehen. Nirgends ist aber noch mehr verkauft worden, als in Zeltingen. Man giebt in einem ungefaͤhren Ueberschlage an, daß kaum mehr 1 des ganzen Herb⸗ stes unverkauft liegt. Die Preise sind aber sehr verschieden, und wechseln zwischen 145 250 Rthlr. per Fuder. In Weh⸗ len und Graach, wo schon mehrere Keller verkauft sind, sollen die Preise, so viel man bei dem Geheimhalten des Betrags er⸗ fahren konnte, zwischen 170 211 Rthlr. wechseln. In Duse⸗ mond, wo nach Zeltingen am meisten verkauft ist, stehen die Preise zwischen 170 220 Rthlr., in Berncastel zwischen 160 220 Rthlr., in Cues zwischen 125 170 Rthlr. Der 1834er Wein wird daher nicht bloß wegen seines Zucker⸗Gehaltes und seiner Staͤrke beim Publikum, sondern auch wegen seines schoͤnen Prei⸗ ses beim Winzer, der nun wieder Mittel gefunden hat, seine Glaͤubiger zu befriedigen, lange im Andenken bleiben.“

Koͤnigliches Schauspiel.

Das Raupachsche Trauerspiel: „Tasso's Tod“ hatte waͤhrend der Fruͤhijahrs⸗ und Sommer⸗Periode geruht; wir wollen hoffen, nur deshalb, weil in solcher Zeit der Besuch des Schauspiels wohl⸗ gegruͤndete Hindernisse findet, und andererseits die Schauspieler in

tesem Zeitraum ihre Besuche andern Thegtern abzustatten pflegen. Tasso's Tod ist, auch mit den besten fruͤheren dramatischen Ar⸗ beiten Raupachs verglichen, den „Nibelungen“, der „Tochter der Luft“ und den hervorragendsten aus der Geschichte der Hohen⸗ staufen, ein Drama ersten Ranges, und macht, was Schwung der Phantasie, Sprach⸗Gewandtheit in wohlgehaltener rhythmi⸗ scher Form, und Gedanken-Reichthum betrifft, vielleicht allen seinen fruͤhern Productionen den Vorrang streitig. Ein solches Werk laͤßt eine, fuͤr die gute Sache der Poesie durchdrun ene, nicht bloß fluͤchtig enthusiasmirte Verwaltung der Buͤhne nicht deshalb ruhen, weil etwa eine und die andere der fruͤheren Vorstellungen nicht das Haus und die Kasse gefuͤllt hatten; sie weiß, daß zu einer solchen poetischen Hoͤhe das große Publikum nur allmaͤlig hinauf⸗ steigen kann, daß aber die Gelegenheit dazu so oft und so gut als moͤglich geboten werden muß und daß innerhalb dieser Entwickelungs⸗Periode die Stimmen nicht gezaͤhlt, sondern gewogen werden muͤssen; ohne Zweifel weiß sie auch, daß sie in Ausbreitung des Reichs der Poesie weit weniger mit dem Mangel an Bildung, als mit der Verbildung zu käͤmpfen hat; namentlich sind in unserm Berlini⸗ schen Publikum der Elemente, Faͤhigkeiten und Triebe zur gruͤnd⸗ lichen Ausbildung des geistigen Lebens so viele, daß, wenn man ih⸗ nen nur nicht mißtrant, die Schuld nicht an dem Publikum, son⸗ dern nur an dem Dichter liegen kann, der entweder nicht mit der rechten Kraft, oder wenn er diese besaß, nicht mit der gehbrigen Sorge fuͤr die Fassungskraft seines Publikums zu Werke ging. Et⸗ ner der falschesten und verkehrtesten Irrthuͤmer ist, daß ein ech⸗ ter Dichter nicht vom Volke gefaßt werden koͤnne; freilich nicht in jedem seiner gewaͤhlten Stoffe; dann liegt aber die Schuld nicht an seiner Darstellung, sondern an der Wahl des Stoffes, und daß er nicht vermocht haͤtte, durch die Darstellung selbst den Inhalt ver⸗ staͤndlich und klar zu machen. Was braucht es mehr, als Shakespeare zum Beweise anzufuͤhren, der ganz auf dem Grund und Boden sei⸗ nes Volkes stand und von dem doch gewiß Niemand vermessen genug seyn wird, zu sagen, daß er nicht ungeheuer uͤber demselben stand. Genug, wir sind in unserem Vateelande, oder bestimmter zu sagen in der Hauptstadt unseres Vaterlandes noch nicht bis zu der Fri⸗ volitaͤt der sogenannten capitale de tout le monde gesunken, von der ein geistreicher, kundiger Schriftsteller berichtet, daß von den ber⸗ abgestuͤrzten Autoritaͤten des Racine und Corneille gar nicht mehr die Rede seyn koͤnne (ce sont d'anciens sbus). Wir unsererseits haben, Gottlob! die Lessing, Goͤthe und Schiller und den Gewaltigen, den wir den Unsrigen zu nennen ein Recht haben, Shakespeare, noch nicht her⸗ abgestuͤrzt, und mit ihnen wollen wir auch unsern Raupach hoch⸗ halten, haͤtte er auch nichts weiter, als das in Rede stebende Drama „Tasso’'s Tod“ geschrieben. Es waͤren, da er eben kein historisches Schauspiel schreiben wollte, die Febler gegen die Geschichte nicht mit Grund zu ruͤgen; aber es beweiset fuͤr seinen Beobachtungs⸗ Geist, daß seine Dichterkraft hier in gleichem Schritt mit der Wahr⸗ heit der Geschichte geht und daß er ihr nichts, als die Kraft seiner Rede, gleichsam eine Deutsche Restauration des Italiaͤnischen unsterbli⸗ chen Dichters beizugeben hatte. Aber freilich gehoͤrt dazu ein Dichter. Es ist schon oben gesagt, wie treu auch in diesem Schauspiel Rau⸗ pach der wahren, neuerdings noch mehr aufgeklaͤrten Geschichte Tasso’s, namentlich im Punkte seines Wahnsinns, geblieben ist; doch dies ist sein geringstes Verdienst; er hat den Tasso, wie er in diesem Drama von Ludovico dem Antonto und der Prinzessin geschildert wird, auch in Wort und That dargestellt, so wahr, daß maͤn nicht umhin kann, an diesem schoͤnen Schwaͤrmer es ganz natuͤrlich zu finden, wenn er stirbt, ehe er das Kapitol zu seiner Dichter⸗Bekroͤ⸗ nung besteigt. Einen so excentrischen reizbaren Menschen mußte die Macht des Vorgefuͤhls, ehe er jenen Triumph wirklich erreicht hatte, aufreiben.

Wir haben oben bemerkt, daß ein so geistreiches Drama der steten ununterbrochenen Beachtung der Buͤhne wuͤrdig seyn muͤßte, und wir gedachten dabei vorlaͤufig nur seiner dichterischen Eigenschaften. Aber wenn wir hierbei zuͤgleich an die wahrhaft meisterhafte mimische Darstellung erinnert werden, wodurch sich besonders die Auffuͤhrung am 8ten d. M. auszeichnete, welche Se. Majestaͤt der Koͤnig und Ihre Maiestaͤt die Kaiserin von Rußland mit Allerhoͤchstihrer Gegenwart beehrten, und in der sich eine Har⸗ monie in Kunst, Adel, Wahrheit und Anmuth bekundete, wie sie in diesem Augenblicke vielleicht keine andere Deutsche Buͤhne aufweisen

kann, so wird es keiner ausdruͤcklichen Mahnung beduͤrfen, uns

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dergleichen Genuͤsse nicht zu sparsam zu geben

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Ausstellung auf der Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste.

Daß aus der Wachschen Schule diesmal so wenig erschien, scheint in zufaͤlligen Umstaͤnden zu liegen, aber es kann auffallen, daß von den zahlreichen Schuͤlern dieses Ateliers auch nicht eine einzige historische Composition ausgestellt wurde, und um so mebr, als diese Schule sich durch ihre Eigenthuͤmlichkeit ganz besonders der Historie zuwendet.

Wir beginnen mit einem nunmehr selbststaͤndigen Kuͤnstler, der aber die Richtung seines Talents offenbar dem genannten Meister verdankt, mit Eduard Daͤge. Die solideste und edelste Zeichnung bei einem feinen Gefuͤhl fuͤr abgewogene Gruppirung, fuͤr Wuͤrde und Styl, sowohl der Formen als Farben, zeichnen den Kuͤnstler seit laͤngerer Zeit aus, und alle diese Vorzuͤge finden sich auch in gegenwärtigem Bilde (Nr. 1195); nur scheint der Gegenstand fuͤr dieselben noch nicht einmal der guͤnstigste. Wir muͤssen uns eine Pluͤnderung, das Eindringen der Feinde nach einer Erstuͤrmung denken; eine Mutter hat sich mit den Ihrigen in eine Kirche geret⸗ tet und haͤlt ihren Saͤugling der Mutter Gottes schutzflehend dar, wahrend die älteren beiden Kinder, ein Knabe und ein Maͤdchen, sich angstvoll an sie anklammern: durch die offene Thuͤr sieht man auf der Straße die eindringenden wilden Kriegechaufen. Dieser Vorwurf, der gewiß anziehend genug ist, scheint dennoch mehr eine Aufgabe fuͤr einen Kuͤnstler, dessen Talent dem bewegten Leben und dem Ausdruck nachgeht; allein das Gebiet, auf dem Daͤge es der Meisterschaft nahe gebraͤcht hat, scheint nach einer ganz an⸗ deren Seite hin zu liegen, und gewiß wuͤrden wir schon von den Tugenden dieses Bildes, von der studirtesten Zeichnung und dem durchgaͤngigsten Adel aller Formen etwas aufopfern wollen, wenn hier nur dafuͤr mehr momentanes Leben und ein noch ergreifenderer Ausdruck erreicht waͤre. Wenigstens scheint in einem solchen Ver⸗ haͤltniß der Grund liegen zu muͤssen, weshalb das Bild bei aller seiner Trefflichkeit doch nicht die volle Wirkung macht, deren der Gegenstand gewiß faͤhig waͤre. Hieran ist vielleicht auch eine ge wisse Maͤßigkeit des Colorits Schuld, indem der Kuͤnstler der Kraft der Farben entsagt hat, die der Oelmalerei zu Gebot stehen

Wir wuͤnschen nichts mehr, als daß Daͤge seinen Beruf recht bestimmt erkennen und festhalten moͤge; dieser scheint uns in ruhigern Compositionen des hoͤheren Styls zu liegen, welcher sich in der Naͤhe architektonischer Anordnung haͤlt, so wie wir denn eine fruͤhere Com⸗ position der Art, die vier Jahreszeiten, fuͤr das Gelungenste halten, was uns von diesem Kuͤnstler zun Gesicht gekommen. Wiul er sich freier bewegen, so bliebe ihm immer noch ein schoͤner Raum offen bis hin zur Arabeske. Und dies moͤchten wir denn auch allgemeiner der ganzen Schule sagen: das Dramatische und das bewegtere Leben scheint ihr am wenigsten zu gelingen und sie muͤßte dazu vielleicht auch einen ganz anderen Anlauf nehmen.

Und haben wir schon zum groͤßten Theil un⸗ sere Ansicht uͤber zwei Bilder von H opfgarten verrathen, der, fruͤher auf dem Felde der Historie geuͤbt, diesmal, der Zeitrichtung folgend, zum Genre herabgestiegen ist. Das erste Bild des Kuͤnst⸗ lers stellt eine Sicilianische Bauernfamilie dar, die mit ihrem Wa⸗ gen von Saracenischen Piraten uͤberfallen worden und jetzt wahr⸗ scheinlich nach den Schiffen zu in die Sklaverei abgefuͤhrt wird. Nicht ohne Wehr muͤssen sich die Bauern in ihr Schicksal ergeben haben, das sieht man an einigen Verwundnngen; die Seeraͤuber ha⸗ ben sich des Gespanns bemaͤchtigt, das sie antreiben, und so ar einige Moͤnche muͤssen das Schicksal theilen. Man sieht, namentlich unter den Weibern einige sehr schoͤne Gruppen; allein wenn der Kuͤnstler hierauf sein Haupt⸗Augenmerk gerichtet hat, so scheint dies doch nicht die erste Forderung des gewaͤhlten Vorwurfs. Schoͤne Wendungen, Stellungen und Gruppirungen wuͤrden sich in einem ruhigern Vorgang bei weitem besser geltend machen: hier aber koͤn⸗ nen sie nicht entschaͤdigen fuͤr den Mangel einer kraͤftigern und hinrei⸗ ßendern Auffassung des Moments. Nicht als ob das Dramatische ver⸗ saͤumt waͤre, der Kuͤnstler hat vielmehr uͤberall an spezielle Handlungen gedacht, und danach den Ausdruck vertheilt: allein hier fehlt noch eine Stufe, damit der Eindruck des Freilebendigen erscheine, und man kann vor diesem Bilde nicht vergessen, daß es ein Bild ist. Immer aber bleibt es das Werk eines tuͤchtigen Kuͤnstlers, der nur freilich bis⸗ her eine zu entgegengesetzte Richtung verfolgt hat, als daß er ploͤtz⸗ lich vermochte, sich mit Horace Vernet und Leopold Robert auf ih⸗ rem Gebiet zu messen. Im Kolorit bemerken wir eine gewisse Kaͤlte, in der Behandlung der Reflexe aber hat sich der Kuͤnstler in einer Uebertreibung gefallen, namentlich der Luftresere und wo die weiße Waͤsche von unten die Koͤpfe anleuchtet.

Ein zweites Bild desselben Kuͤnstlers, Italiaͤnische Bauern vor einem Marienbilde zur Abendandacht versammelt, steht dem vori⸗ gen an Werth bei weitem voran. Schon weil es lauter ruhende Fi⸗

uren und eine stillere Scene darstellt, schien es der Weise des Kuͤnst⸗ ers mehr zuzusagen, allein der Ausdruck aller Koͤpfe ist hier auch lebendiger, wahrer und tiefer. Der edle Kopf einer Alten, aus wel⸗ cher innige Andacht spricht, ist sehr anziehend, aber noch hoͤher moͤch⸗ ten wir die Figur eines jungen Faͤgers stellen, der gelegentlich das Banditenhandwerk nicht zu verschmaͤhen scheint. In seinen rohen Zuͤgen laͤßt sich kein freundlicher und offener Charaͤkter lesen, allein er ist noch nicht verstockt, und wenigstens in diesem Augenblicke, wo er betet, scheint er seiner Suͤndhaftigkeit sich bewußt zu werden. Auch fehlt es nicht an schoͤnen jungen Muͤttern, denen die Froͤm⸗ migkeit so wohl steht, noch auch an Jungfrauen, die aber da⸗ neben sich unbefangen umschauen. Die Moͤnche, die aus der Thuͤr des Klosters hervortreten, tragen den Charakter einer guten Behaglichkeit, als wuͤßten sie mit dem Geistlichen auch das Welt⸗ liche zu verbinden. Sehr schoͤn ist auch das ganze Lokal gedacht; das Marienbild befindet sich an einer Klostermauer, hinten ragen Cypressen in den heitern Abendhimmel; die Landstraße fuͤhrt vorbei, wo eben ein stattlicher Bauersmann mit seiner Gattin reitet, der, als er das Muttergottesbild erblickt, im Begriff ist, seinen Hut ab⸗ zunehmen. Es fehlt uͤberhaupt nicht an einem Reichthum schoͤner Einzelheiten, und recht beachtenswerth sind ein Paar sehr schoͤne Hunde. Bei alledem koͤnnen wir uns auch hier einen gewissen Zwie⸗ spalt des Styls nicht verhehlen, denn blicken wir auf die edeln Stellungen der Weiber, und namentlich auf die Behandlung der Formen und der Gewandung, so scheinen wir hier in einer ganz andern Kunstsphaͤre zu seyn, als diejenige ist, welcher der betende Jaͤgersmann in seiner abgenutzten Bauerntracht und in seiner zwar sehr charakteristischen, aber nicht gleich edeln Auffassung ange⸗ hoͤrt. An sich aber auch vermissen wir noch in der Gewandung, namentlich in dem Leinenzeuge, die eigentliche Naturwahrheit, denn so ausgewaͤhlt auch die Formen des Faltenwurfs sind, so stellt sich hier eine ganz besondere Manier ein, wonach alle Stoffe gleichsann das Ansehn des Wattirten oder Aufgeblasenen erhalten. In den Reslexen ist vielleicht auch hier zu weit gegangen, und im Ganzen haftet dem Kolorit eine gewisse Schwere an.

Unter den juͤngern Schuͤlern gab Keil (Nr. 345) einen Reiter aus der Zeit des dreißigjaͤhrigen Krieges, und man muß in der auf⸗ gestuͤtzten Stellung eine sehr erfreuliche Keckheit und in der Miene ein echtsoldatisches Selbstvertrauen ruͤhmen. Er hat das Geld fuͤr die Zeche hingezaͤblt, ein Fall, der nicht haͤufig vorzukommen scheint, denn er bildet sich darauf nicht wenig ein. Ein kraͤftiges und har⸗ monisches Kolorit macht das Bild noch ansprechender. Dagegen hat der Spanische Ritter von A. Cretius, der seinem Maͤdchen auf der Zitter vorspielt (Nr. 131), bei seinen bluͤhenden Farben und der zierlichen Ausmalung, etwas Kostbares, was in der Kunst nie ei⸗ nen guten Eindruck machen kann. Das Schoͤnfarbige ist noch sehr vom eigentlichen Kolorit verschieden und der Mangel an Leben und Seele kann weder durch jene aͤußerliche Zierlichkeit, noch auch durch bloße Gefaͤlligkeit der Formen aufgewogen werden. Ein Bildchen von Krigar (Nr. 477) gehoͤrt ins Genre; ein Zigeunermaͤdchen wahrsagt in einer Schenke einigen Soldaten im Kosum des dreißig⸗ 18 Krieges. Das Maͤdchen ist sehr artig und das Ganze fein und interessant, dabei die Malerei kraͤftig.

Alles, was wir von Hrn. Professor Wach selbst diesmal erhielten, beschraͤnkt sich auf einige Portraits, worunter namentlich das Eine in Neu⸗Griechischem Kostum durch Ernst der Auffassung und einen fast