1834 / 350 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

seine politischen Geundsaͤtze ausspricht.

liche Sitte oder gesellige Ordnung gerichteten Schriften. Groß⸗ britanien war uͤberschwemmt von solchen Auswuͤchsen, die taͤg⸗ lich, periodisch oder unregelmaͤßig, dem Stempel entgingen, und von denen die Polizei meist nicht erfahren konnte, wer sie ver⸗ faßte, druckte oder herausgab. Daher hoͤrt man in England nur eine Stimme uͤber den Nutzen des Vereins zur Verbrei⸗ tung nuͤtzlicher Kenntnisse. „Die Geistlichkeit“, sagte Lord Broug⸗ ham, „die Geistlichkeit, die sich nicht leicht zur Bahn der Verbesserun⸗ gen bequemt, hat am Ende mit jenem Vereine rivalisirt und selbst ein volksthuͤmliches Blatt herausgegeben, das aber doch verhaͤltnißmaͤßig keinen solchen Erfolg hat, wie die Erzeugnisse des gedachten Ver⸗ eins. Das Journal fuͤr Schulen, die Bekanntmachung von Landkarten, die Lebensschilderungen und Portraits beruͤhmter Mäaͤnner gedeihen und wirken uͤber alle Erwartung zur Errei⸗ chung des Zwecks. Die Karten, unter Leitung des obersten Geo⸗ graphen der Marine ausgefuͤhrt, sind vortrefflich und kosten 75 Prozent weniger, als die Landkarten⸗Kraͤmer sich bezahlen lassen; zu lange hatten letztere von geringer Muͤhe großen Lohn ziehen wollen, und das Erlernen der Erdkunde der aͤrmeren Klasse un⸗ zugaͤnglich gemacht. Bei der Ueberzeugung, daß die Fabriken und Manufakturen Englands um wohlfeilen Preis Zeichnungen beduͤrfen, die man jetzt mit Gold aufwiegen muß, beabsichtigt die Gesellschaft, alsbald in London Zeichenschulen nach Art der Franzoͤsischen Anstalten zu errichten.“ Lord Brougham wandte sich nun zuallgemeineren Betrachtungen, und gab manchen fuͤr die Po⸗ litik anziehenden Wink. Mit Waͤrme sprach er die Ueberzeugung aus, daß, je mehr die Aufklaͤrung auf beiden Seiten des Kanals ver⸗ breitet, desto mehr auch der Friede zwischen beiden Nationen be⸗ festigt werden wuͤrde, indem der Jahrhunderte hindurch reichende Zwiespalt aus dem Vorurtheile und dieser aus der Unwissenheit hervorgegangen sey. Das Beduͤrfniß des Friedens werde mit dem Fortschritte der Kultur in die Massen beider Voͤlker, und dergestalt in die allgemeine Ueberzeugung eindringen, daß der Krieg fast unmoͤglich werde, was auch sonst die beiderseitigen Regierungen sich zur Richtschnur in der Politik nehmen moͤch⸗ ten. Seit der Juli⸗Revolution habe die Britische Nation Be⸗ weise ihrer friedlichen und freundschaftlichen Gesinnungen fuͤr Frankreich gegeben. Obwohl Fuͤrst Talleyrand nicht als liberal in den Augen der Enalaͤnder habe erscheinen koͤnnen, sey er doch jedesmal, wo er sich oͤffentlich zeigte, von dem Volke mit lautem Beifall empfangen worden. Lord Brougham fand Wohlgefallen daran, dem Fuͤrsten Talleyrand die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, daß er außerordentliche Bestrebungen zum Aufrechthalten des Europaͤischen Friedens entwickelt, daß er gearbeitet, wie ein junger Mann von 25 Jahren, worin er uͤbrigens aufrichtig von der Re⸗ gierung, zu der Lord Brougham gehoͤrt habe, unterstuͤtzt worden sey. Lord Brougham ist in den Jahren der vollen Kraft; seine Gesichtszuͤge tragen das Gepraͤge eines uͤberaus lebhaften Geistes, einer im hoͤchsten Grade entwickelten Intelligenz. Er spricht das Franzoͤsische ziemlich gelaͤufig, und selbst in dem frem⸗ den Idiome ist der große Redner nicht zu verkennen.

In einem Schreiben aus Bayonne vom ö6ten d. M. heißt es: „Sagastibelza und die Karlisten⸗Junta befinden sich fort⸗ waͤhrend im Bastan⸗Thale. Der Oberst Ibarrola haͤlt mit 100 Mann das Dorf Zugarramurdi an der aͤußersten Graͤnze besetzt, um die Unterstuͤtzungen, die er aus Frankreich erwartet, sofort in Empfang nehmen zu koͤnnen. Am 1sten und 2ten d. M. hat Zumalacarreguy sich der Besatzung von Caparoso und der Ka⸗ sernen von Falces und Peralta, die durch die Urbanos verthei⸗ digt wurden, bemaͤchtigt. Diese Kasernen wurden nach einem 24stuͤndigen Widerstande mit Sturm genommen. Mehr als 300 Urbanos und 200 Soldaten wurden niedergemetzelt. Die Kar⸗ listen, welche Elisondo blokirten, sollen durch einen Ausfall der Garnison gelitten und sich zuruͤckgezogen haben. Andererseits hat Mina am 3ten d. mit 7000 Mann, 300 Pferden und 4 Kanonen Pampelona verlassen und den Weg nach Lumbier ein⸗

geschlagen, das 7 Meilen von Pampelona liegt und wohin das Iros der Karlisten marschirt war. Das Resultat dieser Expe⸗ ditzevn ist zur Zeit noch unbekannt.“

Der Indicateur de Bordeaux, der unlängst uͤber eine bedeutonde Niederlage Zumalacarreguy's berichtet hatte, gesteht setzt ein, daß er getaͤuscht worden sey. „Alles“, sagt dieses Blatt, „was gegenevaͤrtig von beiden Seiten geschieht, beschraͤnkt sich darauf, so vie! Streitkraͤfte als moͤglich zu sammeln und sich fuͤr die Winterzeit Kantonnirungs⸗Auartiere, so wie den erforderli⸗ chen Mundvorrath zu sichern. Findet daher nicht ein unerwar⸗ tetes Zusammentreffen statt, so darf man annehmen, daß die Feindseligkeiten vorlaͤufig so gut als eingestellt sind und daß sie, so lange der Schnee die Gebirge deckt, auch nicht wieder eroͤff⸗

werden duͤrften.“

Großbritanien und Irland.

Lvondon, 10. Dez. Der Lord⸗Mayor hat zu uͤbermorgen eine Versammlung des Gemeinde⸗Raths einberufen, in welcher die Antwort des Koͤnigs auf die Adresse des Gemeinde⸗Raths wegen der Ministerial⸗Veraͤnderung voegelesen und daruͤber be⸗ rathschlagt werden soll. Diese Adresse ist uͤbrigens die erste im Sinne der Reform, welche durch die Hof⸗Zeitung publizirt worden ist.

Der Prinz von Asturien, der sich zu seinem Vater nach panien begeben haben sollte, setzt seine Unterrichts⸗Stunden, wie die Morning⸗Post versichert, nach wie vor unter der Aufsicht seiner Tante, der Prinzessin von Beira, hier in Mans⸗ field⸗Street ununterbrochen fort und macht außerordentlich schnelle Fortschritte in der Englischen Sprache.

—Es heißt, der Herzog von Wellington habe den Admiral Sir George Cockburn aus Westindien zuruͤckberufen, um ihn wiederum in das Amt eines Lords der Admiralitaͤt einzusetzen. Die Morning Chronicle meint, die Times wisse jetzt schon sehr wohl, daß der Herzog von Wellington kein Reformer seyn werde; sie wuͤrde daher wahrscheinlich die erste Gelegenheit ergreifen, sich durch offenen Kampf gegen den Herzog wiederum bei dem Volke in Gunst zu setzen, und man koͤnnte die hoͤchste Wette eingehen, daß sie binnen einem Monate ihr Vokabular von Schimpfwoͤrtern gegen den Herzog von Wellington erschoͤ⸗

pfen wuͤrde. 299 Herr Poulett Thomson, Praͤsident der Handels⸗Kammer Adresse an

unter dem Melbourne'schen Ministerium, hat eine

jeine Kommittenten in Manchester erlassen, worin er sich uͤber Er findet 824 einzige Moͤglichkeit ferneren Gedeihens des Landes in der Befestigung v. in der moͤglichsten Ausdehnung politischer und re⸗ ligioͤser Freiheit, in der bstellung der Mißbraͤuche der herrschen⸗ den Kirche, in der Entfesselung der Industrie und in der Ver⸗ minderung der Staatslasten und verspricht diesen Zwecken seine

eifrigste Unterstuͤtzung. . e 8 daß die Abdankung des Lord⸗Advokaten von

1426 8 K Seine Abdankung ist noch nicht angenommen, und er versieht nach wie vor seine Amts⸗Gefchaͤfte.

Der Oberst Caradoc, der bekanntlich als Britischer Com⸗ missair im Hauptquartier des General Rodil befindlich war, ist von Paris, wo er sich schon seit längerer Zeit aufhielt, wieder hier angekommen. Er ist von der Stadt York aufgefordert wor⸗ den, als Parlaments⸗Kandidat fuͤr dieselbe aufzutreten. Herr Sadler wird als muthmaßlicher Repraͤsentant fuͤr Belfast in Ir⸗ land genannt. Auch Admiral Napier tritt als Parlaments⸗Kan⸗ didat auf. Lord Charles Wellesley soll von seinem Vater, dem Herzoge von Wellington, die Weisung empfangen haben, sich bereit zu halten, als Parlaments⸗Kandidat bei der Wahl in neeibe aufzutreten.

Der Spectator schlaͤgt verschiedene Mittel vor, um die neuen Wahlen so wohlfeil als moͤglich zu machen und dadurch den Kandidaten der Reform⸗Partei den Sieg uͤber ihre Gegner zu erleichtern. Er berechnet, daß, wenn man seinen Vorschlaͤ⸗ gen folge, die Wahl zum Parlaments⸗Mitgliede fuͤr eine Graf⸗ schaft den Kandidaten nur zwischen 500 und 1000 Pfd. zu ste⸗ hen kommen werde.

Der Streit zwischen den Meistern und Gesellen des Schnei⸗ der⸗Gewerks in Manchester wegen Arbeitslohn und Zahl der Arbeits⸗Stunden, der fast sechs Monate lang gedauert und viele Leute außer Brod gesetzt hat, ist durch die unbedingte Nachgie⸗ bigkeit der Gesellen endlich geschlichtet worden. Ein großer Theil derselben hat berelts seine Arbeit wieder begonnen, nachdem jeder Einzelne sich auf Verlangen der Meister schriftlich verpflichtet hatte, den Handwerker⸗Vereinen zu entsagen.

In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend sind in Ro⸗ therhithe abermals zwei Haͤuser durch Brandstiftung ein Raub der Flammen geworden, und alle Wachsamkeit von Seiten der Behoͤrden und der Polizei scheint in jenem Kirchspiele ganz nutz⸗ los zu seyn. Vorgestern Abend brannte auch der große Hanf⸗ 15 Fe Spelsges der Herren Tatchell und Clarke in Gracechurch⸗ Street ab.

Herr Paredes, dem der Praͤsident der Republik Neu⸗Gra⸗ nada, General Santander, einen Freibrief auf 24 Jahre zur Anlegung einer Eisenbahn zwischen Chagres und Panama be⸗ willigt hat, ist nach England unterweges, um hier das zu seinem Unternehmen noͤthige Kapital, 350,000 Pfund, aufzutreiben.

Oesterreich. Wien, 12. Dez. Se. Maj. der Kaiser haben dem Gra⸗ fen Moritz von Sandor die Kaͤmmerer⸗Wuͤrde verliehen.

Einer in den hiesigen Zeitungen erschienenen Bekanntma⸗ chung zufolge, soll naͤchstens wieder eine Anzahl von dem allge⸗ meinen Tilgungs⸗Fonds eingeloͤster Staatsschuld⸗Verschreibungen zum nominellen Betrage von 19,925,893 Fl. 16 ¾ Kr., welche einen jaͤhrlichen Zinsen⸗Ertrag von Einer Million Gulden Con⸗ ventions⸗Muͤnze liefern, oͤffentlich verbrannt werden.

Am 25. November starb zu Wiesenau in Kaͤrnthen der Kai⸗ serliche Astronom Johann Tobias Buͤrg, Mitglied vieler in⸗ CEööö selbst Nord⸗Amerikanischen gelehrten Gesell⸗

aften.

Die Ofner Zeitung bringt folgendes Schreiben aus Alt⸗ Moldova vom 20. Nov.: „Auf unserer Donau haben die un⸗ ter der Leitung des Herrn Grafen Stephan Szechényi stehenden Arbeiten einen ernsten Charakter angenommen. Im verflossenen Monat Oktober arbeiteten naͤmlich taͤglich nahe an 1000 Spren⸗ ger an den Wasserfaͤllen zwischen Lyupkova und Szvinitza. Es war eine der erhabensten Scenen, einerseits die Feuer und Fel⸗ sen speiende Donau, andererseits aber die Arbeitsleute zwischen Felsenklippen und Gestraͤuchen, und die das Geschaͤft leitenden Ingenieure und Cordons⸗Posten gelagert zu sehen. Die Stein⸗ sprenger wurden von den anliegenden Bergwerken gegeben, und Neu⸗Moldova namentlich stellte auf kurze Zeit saͤmmtliche Berg⸗ werks⸗Arbeiten ein, um das Unternehmen nach allen Kraͤften zu unterstuͤtzen. Beguͤnstigt durch den ungewoͤhnlich kleinen Wasser⸗ stand, war der Erfolg so groß, daß uͤber 1000 Kubik⸗Klafter Steine, nach oberflaͤchlicher Abschaͤtzung, gesprengt und ins Trok⸗ kene gebracht wurden. Ich war dabei, als am 1. Nov. das erste Schiff den Kanal passirte, und kann die frohe Empfindung nicht aussprechen, von der ich bei dieser Gelegenhelt ergriffen wurde. Alle Zweifel, die wir hier groͤßtentheils uͤber die moͤgliche Be⸗ wirkung der Schiffbarkeit naͤhrten, verschwanden fuͤr immer; der Glaube erwachte, unsere Wildniß werde in kurzem ein Para⸗ dies werden; und innigstes Dankgefuͤhl regte sich in meinem Herzen fuͤr die auch uns durch Schiffbarmachung der Donau zugedachten Wohlthaten der guͤtigsten Landes⸗Regierung.“

Die Agramer Zeitung berichtet: „Nachtraͤglich uͤber die in unsern Blaͤttern fruͤher schon erwaͤhnte, in den benachbarten Gegenden sehr gesegnete Weinlese koͤnnen wir aus guter Auelle versichern, daß solche in einigen Orten so reichlich aus⸗ gefallen ist, daß die Weinbauer bei dem Mangel an Faͤssern sich nicht anders zu helfen wußten, um den Wein unterzubringen, als dadurch, daß sie in die Erde Gruben machten, diese mit Ziegeln und Moͤrtel bekleideten, und den Most hinein gossen. In andern Gegenden mußte man wieder wegen Mangel an Weinfaͤssern den alten schlechten Wein ausrinnen lassen, um fuͤr den bessern neuen Rebensaft Platz zu gewinnen. Daß der heue⸗ rige Wein den von 1811 an Guͤte, noch mehr aber an Staͤrke uͤbertreffen wird, laͤßt sich nicht bezweifeln; letztere Eigenschaft hat sich schon an dem Moste, und zwar mehrmal auf eine trau⸗ rige Art bewaͤhrt, indem mehrere Personen bei dem uͤbermaͤßi⸗ gen Genusse an den Folgen seiner außerordentlichen geistigen Staͤrke ploͤtzlich gestorben sind, und fast taͤglich vernehmen wir

dergleichen traurige Ereignisse.“ Spanien.

Der Morning Herald enthaͤlt folgendes Privat⸗Schrei⸗ ben aus Villalba vom 1. Dez.: „Minza empfing am 24. Nov. in Pampelona die Nachricht von der Veraͤnderung des Engli⸗ schen Ministeriums. Seine Gesichtsfarbe veraͤnderte sich, er sprang vom Sessel auf, schritt im Zimmer auf und ab, ließ den Chef des Stabs zu sich kommen, gab Befehl zum augenblickli⸗ chen Beginnen des Feldzuges und sagte zu seinem Busenfreunde, einem Franzosen: „„Die Wuͤrfel sind geworfen, ich muß zu Felde ziehen, und fuͤr das Geschick Spaniens eine ent⸗ scheidende Schlacht wagen.““ Drei Tage waren indes⸗ sen zu den Voranstalten erforderlich, und erst am 27sten mar⸗ schirte er nach dem Thale von Borunda an der Spitze von 5000 Mann und mit einem Reserve⸗Corps von 10,000 Mann. Zu⸗ malacarreguy, begierig, sich mit Mina zu messen, gab sogleich Befehle zum Marsche der Bataillone nach Guipuzcoa und Alava und gedenkt, seine Gegner in dem Thale von Borunda dem⸗ selben, in welchem er O'Doyle und Osma am 27. und 28. Oktober schlug zu erwarten. Mina hat viele Vortheile auf seiner Seite, er hat zwischen Treozin und Salvatierra drei befestigte Plaͤtze und außerdem durch die von den Karlisten eingenommene

Salvatierra fuͤhrenden Passe zu befuͤrchten. Zumalacarregu dagegen Vittoria im Ruͤcken und duͤrfte vielleicht von Lar he zur Rechten und von Jaureguy zur Linken flankirt werden rennr Aufmerksamkeit aller Parteien ist daher in diesem Augenblic d das erste Zusammentreffen der beiden Chefs gerichtet, und 8 lei Vermuthungen sind in Umlauf. Aus den besten cc zu schließen, glaube ich, daß sich Mina des Sieges ni fuͤhlt, daß er kein Vertrauen in seine Offiziere setzt Desertiren seiner Soldaten befuͤrchtet. Er besitzt auße, dem als Guerilla⸗Chef keine militairische Kenntnisse r. ohne Einfluß in den Provinzen, und Sie muͤssen desh uͤberzeugt seyn, daß der Sieg der Christinos sehr d. felhaft ist. Ich verpfaͤnde meine Ehre fuͤr die 8 heit der Thatsache, daß, seit Mina in Pampelona ist ahe Massen der Navarresen sich den Fahnen des Don Carlos nuih schlossen haben, waͤhrend der große Pacificator die ganze Zei hindurch nur 300 Parteigaͤnger finden konnte. Es geht sörte gens das Geruͤcht, daß der Herzog von Wellington den Au⸗ drupel⸗Traktat in Kraft zu halten und Don Carlos zu üiben den gedenke, Spanien zu verlassen. Ich kann diesem Gericht keinen Glauben beimessen. Der Herzog kennt die Gefuͤhle 6 Spanischen Volkes besser, als irgend ein anderer Mann 6 weiß, daß das Einfuͤhren einer juste-milieu-Politik hier une lich ist. Er muß wissen, daß die Exaltados, die gegenwaͤrtig nn sichtig sind und ihre Absichten geheim halten, sobald die Kürk⸗ sten geschlagen waͤren, ihr Haupt erheben und wiederum 8 Land in Anarchie stuͤrzen wuͤrden.“

Porvt ug al.

Lissabon, 23. November. Der Gesetzes⸗Vorschla des Ministers Silva Carvalho uͤber die Veraͤußerung der fhet nannten National⸗Guͤter hat in der Deputirten⸗Kammer in einer bedeutenden Stimmen⸗Mehrheit uͤber das System gesiegt welches Herr Monzinho da Silveira demselben entgegengeses hatte, und welches vorzuͤglich einen moͤglichst hohen Preis i barem Gelde aus jenen Guͤtern zu ziehen beabsichtigte, waͤhrenz in dem Plane des Finanz⸗Ministers eine moͤglichst rasche Var⸗ aͤußerung und moͤglichst ausgedehnte Parzellirung die Haupt⸗Ge⸗ sichtspunkte bildeten. Man kann, wie ich fruͤher bereits erwaͤhnte annehmen, daß die unter dem allgemeinen Namen von „Na tional⸗Guͤtern“ begriffene Masse von Grundstuͤcken den dritten und besten Theil der angebauten Bodenflaͤche Portugals ausmacht Diese nun in die Haͤnde neuer, moͤglichst zahlreicher, und dur ihr Interesse unzertrenlich an die jetzt bestehende Ordnung der Dinge geketteter Eigenthuͤmer zu bringen, mußte Herrn Silvacar⸗ valho allerdings als ein Hauptstreich im Sinne seiner Partei erscheinen. Es ist dies die naͤmliche Politik, welche die siegreichen Generale derplede⸗ jischen Partei im alten Rom durch die Ansiedelung der Veteranenin Italien, die Befoͤrderer der Reformation durch die Vertheilung der Guͤter des katholischen Klerus, und die Leiter der Franzist schen Umwaͤlzung durch die Veraͤußerung der National⸗Guͤter be⸗ folgten. Herr Silva Carvalho opferte daher, als Parteimann, in seinem Plane das rein finanzielle Interesse unbedenklich der politischen Ruͤcksicht auf; und der gleichzeitige Vorschlag der Er⸗ richtung von Territorial⸗Banken, einer Ar Pfandbriefs⸗Systeme, womit die Einfuͤhrung einer bis jetzt in Portugal noch mangeln⸗ den Hypotheken⸗Ordnung in unzertrennnlicher Verbindung steht, bezweckt zuverlaͤssig mehr noch als die bloße Belebung des Acker⸗ baues, die Erleichterung der Erwerbung von National⸗Guͤtern, und folglich deren raschere Veraͤußerung und groͤßere Parzebirung, Sollten die Ereignisse der jetzt in Portugal siegenden Patn⸗t Zeit lassen, die Veraͤußerung der National⸗Guͤter in der beatsch⸗ tigten Weise zu vollenden und zu konsolidiren, so duͤrfte sie aller⸗ dings unter der grundbesitzenden Klasse sich einen um so maͤcht⸗ geren Anhang sichern, als sie durch die revolutionnaire Ma⸗ regel der Abschaffung aller Zehnten ohne Entschaͤdigung bereitz einen Theil jener Klasse und vorzuͤglich die kleineren Eigenthü⸗ mer und Paͤchter an ihr System gekettet hat. Des Gelingene in dieser Hinsicht schmeichelt sich die hiesige Regierung, und hoft dann in der Masse der grundbesitzenden Klasse, so wie in der Bevoͤlkerung der See-⸗Staͤdte und eines Theils der Staͤdte des Inneren, auf die sie zaͤhlen zu koͤnnen glaubt, der neuen Ord⸗ nung der Dinge eine feste und dauernde Grundlage zu verschaß fen. Die Richtigkeit dieser Berechnung duͤrfte aber wesentlich von dem Umstande abhaͤngen, ob die jetzige grundbesitzende und ackerbauende Klasse keine Gewissens⸗Skrupel empfaͤnde, oder kein Bedenken truͤge, geistliches Eigenthum, oder konfiszirtes Gut, wie dies mit den Guͤtern der Caso do Infantado offenbar der Fal ist, zu erwerben, und ob demnach eine gruͤndliche Parzellirung der National⸗Guͤter, wie selbige in Frankreich stattfand, zu er⸗ reichen staͤnde.é Bis die Zweifel in dieser Beziehung hinlaͤnglich durch Thatsachen geloͤst sind, muß der unbefangene Beobachter sein Urtheil uͤber die Folgen des in Rede stehenden Gesetzes vor⸗ laͤufig noch zuruͤckhalten; denn der Umstand, daß zu Lissabon ein Theil der eingezogenen Kloster⸗Guͤter bereits fast zu dem naͤmle⸗ chen Preise als Patrimonial⸗Eigenthum veraͤußert wuͤrde, beweist noch nichts in Betreff des Innern des Landes. Unterdessen dauert die Partei⸗Aufregung noch fast stets in dem naͤmlichen Maße fort. Hier und in den Provinzen werden feott⸗ waͤhrend angebliche Anhaͤnger der gefallenen Regierung am hel⸗ len Tage und oft unter den Augen der ruhig zusehenden Wacht⸗ posten ermordet. Die von den Mitgliedern der Deputirten⸗ Kammer eingebrachten Vorschlaͤge athmen fast ohne Ausnahme weit mehr den Geist einer heftigen Reaction, als einer begin⸗ nenden Maͤßigung der siegenden Partei. Die Regierung selbst und namentlich der Herzog v. Palmella werden in dieser Hinsiche vom Parteigeiste uͤberfluͤgelt, den sie nicht immer gehoͤrig zu zuͤgeln im Stande sind. Unter solchen Umstaͤnden kann es nicht uͤberraschen, wenn die meisten, einigermaßen in die Augen sprin⸗ genden Leute, die sich Dom Miguel angeschlossen hatten, sich füͤr setzt hier nicht sicher waͤhnen, und temporair sich zu entfernen fuͤr noͤthig finden. Selbst der stets durch Maͤßigung ausgezeich⸗ nete bekannte Visconde d'Asseca befindet sich in diesem Falle.

Urtheile

Lissabon, 2. Dez. (Privat⸗Korrespondenz der Times, „Am Sonnabend (30. November) wurde der Koͤnigliche Hen raths⸗Kontrakt den Deputirten durch die Minister mitgetheill Die Minister begaben sich darauf sogleich in den Palast Neetß sidades, wo zuerst ein Kabinetsrath und dann ein Steaatsrath gehalten wurde. Der Herzog von Palmella hatte am Lästen den schlechten Einfall, der Opposition vorzuwerfen, daß sie durch ihre Zaͤnkereien bei den unbedeutendsten Dingen den Gang der Geschaͤfte aufgehalten habe. Kaum hatte er ausgesprochen, % erhoben sich alle Mitglieder dieser Seite gegen ihn und die Ruhe

des Hauses konnte nur mit Muͤhe wieder hergestellt werden.

Am 28sten verlangte Herr Macairo do Castro ein Verzeichniß aller fremden Offiziere in Portugiesischen Dienszen, weil er zu erfahren wuͤnsche, warum ein Mann, der sch Oberst von Gand nenne, im Dienste Ihrer Majestaͤt zu diesem Range erhoben

Schottland angenommen worden sey, ohne daß derselbe einen Nachfolger erhalten haͤtte, hat sich als ungegruͤndet erwiesen.

Position nichts von dem gefaͤhrlichen, von Archana Arnaz nach

sey, da doch weit verdientere fremde Hffiziere nicht nur nicht

ler lUngelegenheit

apalle⸗ cht gewigerkte, daß

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sondern bloß Faͤhnriche waͤren, obgleich sie fuͤr die gute Hache gekaͤmpft haͤtten, was jener nicht gethan habe. der Deputirte verlas dann noch eine gerichtliche Ab⸗ iist eines Passes, den der Minister der auswaͤrtigen en dem Oberst von Gand nach Madrid ausgestellt Freire, damals Minister dieses Departements, be⸗ in Betreff des Passes ein Irrthum stattfinde, dern er Herr von Gand sey weder Oberst noch sonst etwas in Por⸗ 1 jefischen Diensten gewesen. Der Minister sowohl als die erren Miranda und Fonseca Magelhaes sprachen von ihm als vn einem hoͤchst achtbaren und ehrenwerthen Mann. Herr von Fand ist ein Spanischer Liberaler, und war fruͤher Lieutenant es Spanischen Kavallerie⸗Regiments, mit dem er vor einigen agten nach Portugal uͤberging. Auf die Nachricht, daß der Fetzog von Wellington mit der Bildung eines neuen Ministe⸗ ums beauftragt sey, hielten die hiesigen Minister sogleich einen dabinetsrath und beschlossen, den Tag der Vermaͤhlung der snigin durch Procuration von dem 20sten Dezember auf in 1sten zu verlegen. Sie glauben, daß, wenn die Vermaͤhlung enmal vollzogen ist, der Herzog von Wellington, Lord Aberdeen, gaed Beresford u. s. w. von dem Vorhaben, Dom Miguel wie⸗ ser auf den Thron zu setzen, abstehen werden. Man betrachtet zn Grafen Villa Real hier mit einigem Mißtrauen, obgleich irin einer geheimen Sitzung der Kammer sich verpflichtete, nur sbberale Grundsaͤtze zu unterstuͤtzen. Der Grund hiervon ist, duß er ungluͤcklicherweise sein politisches Leben unter den Auspi⸗ cün des Lord Beresford, dessen Name hier eben so ungern ge⸗ fbet wird, als der des Dom Miguel begonnen hat.

In der Privat⸗Korrespondenz des Morning Herald aus Lissabon vom 2. Dez. werden folgende Punkte als die Be⸗ dingungen des zwischen Donna Maria und dem Herzoge von Leuchtenberg abgeschlossenen Heiraths⸗Kontrakts angegeben: „1) Bei der Ankunft des Herzogs in Lissabon soll die kirchliche Trauung nach dem katholischen Ritus vollzogen werden. 2) Der Herzog soll gleich als Portugiesischer Prinz naturalisirt werden. 3) Es fll ihm eine jaͤhrliche Revenue von 50 Contos bewilligt werden. ) Er hat sich auf keine Weise in das Eigenthum der Koͤnigin Umischen und, im Fall er dieselbe uͤberlebt, keine Schadloshal⸗ ung zu erwarten; auch hat die Koͤnigin mit dem Vermoͤgen ih⸗ us Gemahls nichts zu schaffen. 5) Die aus dieser Ehe entsprie⸗ enden Soͤhne und Toͤchter sollen, ohne Genehmigung der Cor⸗ ie, der Koͤnigin, oder, wenn diese sterben sollte, des Thronfol⸗ gez, Portugal nicht verlassen duͤrfen. 6) Sollte der Herzog die Finigin uͤberleben, so erhaͤlt er fortwaͤhrend die ihm oben aus⸗ gesezte Summe und einen Palast zur Wohnung. 8) Wenn er aber in diesem Falle Portugal verlaͤßt, so erhaͤlt er nur die Haͤlfte jenr Summe und keine Entschaͤdigung fuͤr den Palast.“

Einem von der Morning Chroniecle mitgetheilten privatSchreiben aus Lissabon vom 2. Dez. zufolge, kaͤme der herzog von Leuchtenberg mit einem jaͤhrlichen Einkommen von 6000 Pfund Sterling nach Lissabon und solle von Portugal noch ein jaͤhrliches Einkommen von 50 Contos (12,500 Pfund) ichalten. 8

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Berlin, 17. Dez. In die drei Haͤfen des Reg. Bez.¹. ind im vorigen Monate 14 Schiffe und 22 B;ͤte eingelaufen; Schiffe und 21 Boͤte verließen dieselben; 1 Schiff kam auf de Rhede zu Leba an und ging von da wieder ab. Am 1sten „M. strandete eine Meile westlich von Stolpmuͤnde das mit Kolonial⸗Waaren befrachtete 24lastige Schiff „Margaretha Ka⸗ Harina“, gefuͤhrt vom Schiffer Moͤller aus Hamburg und nach Hanzig bestimmt. Eben so verungluͤckte am Strande bei Piars⸗ tz, Lauenburgischen Kreises, hart an der Westpreußischen Pränze, das Stettiner Schiff „Dorothea“, 38 Lasten groß, mit Suüͤckguͤtern beladen und auf der Fahrt nach Koͤnigsberg begrif⸗ n. Bei beiden Strandungen wurde die Mannschaft gerettet ind die theilweise verdorbene Ladung geborgen. Am 3ten v. M. randete ein mit Getraide beladenes, von Schweden verschlage⸗ 6 Schiff an der Kuͤste bei Nest, Meile von Coͤslin. Es war nur mit einem Manne besetzt, welcher sammt der Ladung, hefehend aus einer Quantitaͤt Gerste, gerettet wurde; das zer⸗ rummerte Fahrzeug ward als Wrack verkauft.

Im verwichenen Monate ist der Fruchthandel zu Neuß in Regierungs⸗Bezirk Duͤsseldorf weniger lebhaft als fruͤher ge⸗

esen und sind die bedeutendsten Geschaͤfte in Ruͤbsaamen ge⸗ macht worden. Die ganze Zufuhr auf dem dasigen Markte be⸗ jef sich auf 3277 Scheffel Weizen, 4709 Scheffel Roggen, 2594 Scheffe Gerste, Hafer und Buchweizen, und 11,239 Scheffel Rübsaamen, mit einem Geldwerthe von 59,082 Rthlr. Die Duͤsseldorfer Zeitung macht bekannt, daß sie, inem vielseitig geaͤußerten Wunsche gemaͤß, vom 1. Januar 835 ab auch des Sonntags erscheinen werde, jedoch nicht an in auf hohe Festtage folgenden Tagen. In Bezug auf unsere vorgestrige Meldung zeigen wir sirmit an, daß am 14ten d. M. auch die 6jaͤhrige Tochter des dier bei dem Brande in der Gartenstraße mit seiner ganzen Pamilie verungluͤckten Arbeitsmannes (mit Namen Fleischmann) n Charité⸗Krankenhause an den Folgen der Verbrennung mit de abgegangen ist. Der Wohlthaͤtigkeits⸗Sinn der Bewoh⸗ hter der Hauptstadt hat sich uͤbrigens auch bei dieser Gelegenheit wieder auf eine recht erfreuliche Weise kund gegeben, indem ine von der Vossischen Zeitungs⸗Expedition eroͤffnete Subscrip⸗ on schon gestern 1 Frd'dor. und 37 Rthlr Courant eingetragen hatte, so daß der Fleischmann, wenn er selbst und die ihm bis⸗ her noch uͤbrig gebliebenen 4 Kinder, nach dem ihn betroffenen oßen Ungluͤcke am Leben erhalten werden sollte, er wenigstens nit den Seinigen nach der Genesung nicht sofort dem druͤckend⸗

Pbersten,

Herr

sen Mangel preisgegeben seyn wird. —-—

Knglilche Oyet.

Es ist ganz natuͤrlich, daß man in der Geschichte der Kunst ind Wissenschaft die groͤßten Meister an die Spitze gewisser Zeit⸗ zume der Entwickelung stellt. Es ist eben so natuͤrlich, daß sich gjene Meister viele Juͤnger anreihen, und daß auf diese Weise chulen gebildet werden. Aber erst alle jene Meister und alle diese Schulen bilden den wuͤrdigen Gesammt⸗Inhalt der Kunstgeschichte, nd ist irrig aus Unwissenheit oder Vorurtheil, nur die eine der die andere dulden zu wollen. Weil indessen jeder Meister und cde Schule eine bestimmte Eigenthuͤmlichkeit zeigt, ist es anderer⸗ he eben so falsch, Alle auf die gleiche Hoͤhe der Wuͤrdigkeit und ollkommenheit stellen zu wollen, oder den Beifall, welchen der horfuͤhrende Meister verdient, auch fuͤr jeden Schuͤler gleichmaͤßig n Anspruch zu nehmen. In letzter Stelle kommt es uͤberhaupt 1 t darauf an, ob ein Kuͤnstwerk alt oder neu, Italiaͤnisch oder Heutsch, sondern ob es, vom rechten Standpunkte aus betrachtet, vartreflich sey. Wir sagen: vom rechten Standpunkte aus; denn wer

Verschiedenartigste mit demselben Maßstabe messen, wer nur eine dieselbe Form anerkennen will, verfaͤllt allerdings in den Feh

weilige Oper geschrieben haben, folgt nichts gegen die bewunderns⸗ werthe Meisterschaft der echten Haͤupter. Andererseits sind wir nicht verpflichtet, weil Rossini ein Mann von Talent ist, den gan⸗ zen Schweif oberflaͤchlicher und anmaßlicher Nachahmer vollguͤltig und vollgewichtig mit in den Kauf zu nehmen, vor ihnen niederzu⸗

fallen und anzubeten. Der wahre Kenner und Verehrer Italiqaͤni⸗

scher Kunst wird dieser goͤtzendienerischen Ansicht am bestightecen

widersprechen und darauf dringen, daß man keineswegs jed⸗ a⸗

ges⸗Komponisten eiligst hinaufsetze uͤber Pergolese, Paisiellp, Cima⸗ rosa, Piccini, Sacchini und andere Meister. Allerdings. 18 en sich

auch in den schwachen Compositionen Italiaͤnischer (so wie Beutscher)

Musiker einzelne gelungene Stellen und Stuͤcke nachweisen; allein

gerade dies Gelungene thut den meisten Schaden. Es sind Oasen

in der Wuͤste, an welchen man doppelt begierig festhaͤlt, die man

im Gegensatze der Umgebungen hoͤher anschlaͤgt und schoͤner findet

als sie es verdienen, die den Blick vom Ganzen ablenken, bis man

zuletzt die Forderung fuͤr thoͤricht haͤlt: ein Kunstwerk solle in sich

ein abgeschlossenes, abgerundetes Ganzes seyn. Insbesondere geht,

wie wir schon oͤfter bemerkten, die dramatische Musik, ja die ganze

dramatische Kunst, auf diesem Wege voͤllig zu Grunde.

Sobald man naͤmlich meint: einzelne vVisge Einfaͤlle, scharfe

Ausspruͤche, kecke Situationen, wohlklingende Verse und dgl. reich⸗ ten hin ein echtes Lustspiel oder Trauerspiel zu bilden, sobald man sich mit diesen zerstreuten Bruchstuͤcken (disjecta membra) angeblicher Dich⸗ ter begnuͤgt, erscheint das Entwerfen kunstgerechter Plaͤne, das Fest⸗ halten und Durchfuͤhren der Charaktere, der ununterbrochene Fort⸗ schritt des Ganzen, das gewandte Verwickeln und Aufloͤsen, so wie die großartige Reinigung der Leidenschaften, als etwas Entbehrli⸗ ches, als pedantische Forderung und schaͤdlicher Lurus. Jene Ge⸗ nuͤgsamkeit erwaͤchst indessen keinesweges auf dem Boden der mit Einsicht verbundenen Bescheidenheit; sondern stellt sich oft mit ge⸗ setzgeberischer Anmaßung in den Vordergrund, und vergißt daß, so wie es einen verdammlichen Hochmuth der Reichbegabten giebt, so auch einen Bettelstolz der Duͤrftigkeit und Unwissenheit. Mehr als alle kritischen Klaglieder (die Wenige lesen und Kei⸗ ner beherzigt) hilft es, wenn die Theater⸗Directionen nie ermuͤden, die rechten Meisterwerke den Zuschauern und Zuhoͤrern immer wie⸗ der vorzufuͤhren. Und so gilt uns die letzte Auffuͤhrung von Figa⸗ ros Hochzeit am 10ten d. M. (welcher wir leider nicht beiwohnen konnten) fuͤr den Anfangspunkt einer Reihe lang entbehrter musi⸗ kalischer Genuͤsse. Wie sich der alte Figaro zum neuen verhaͤlt, koͤnnen wir nicht sagen, denn die sehr große Langeweile, welche wir erst vor kurzem bei Riccis „Klara von Rosenburg“ in Mailand empfanden, ist uns noch in zu frischem Angedenken.

Lehrreicher und anziehender waͤre es, einmal recht gruͤndlich nachzuweisen, worin die Verschiedenheit von Rossini's Barbier und egsct Figaro besteht, worauf sie beruht, und was daraus fuͤr beide Meister und fuͤr die Geschichte der Tonkunst zu erweisen ist. Indem wir dies Geschaͤft kuͤnstlerischer Untersuchung und Beurtheilung Sachverstaͤndigen zuweisen, mag es erlaubt seyn die ganz persoͤnliche Empfindung wiederholt auszusprechen, welche sich unserer unwill⸗ kuͤrlich bemaͤchtigte, als wir am 29. Maͤrz 1830 jene beiden Opern in Paris an einem Abende (wunderlich zusammengedraͤngt) zum Be⸗ nefiz der Demoiselle Heinefetter auffuͤhren hoͤrten:

„Warum sollte ich Rossini nicht loben, wie koͤnnte ich sein gro⸗ ßes Talent jemals leugnen? Mir wars, als saͤbe ich diesen musika⸗ lischen Restaurateur de 'Europe, wie er, an seinem reichgefuͤllten Kessel sitzend, unermuͤdet mit großem Loͤffel seine Sil⸗ berlinge hoch emporschleudert. Sie bewegen sich spielend und glaͤn⸗ zend in der Sonne, fallen dann den staunend umherstehenden Saͤn⸗ gern in den aufgesperrten Mund, werden von diesen eiligst in un⸗ zaͤhlige noch weit kleinere Centimen zerdruͤckt, zerkaut und zerbissen, fliegen nun glatt und gepraͤglos aus jenen Mund⸗Fontainen noch⸗ mals in die Hoͤhe, und kommen endlich, fast in ein Nichts aufgeloͤst, als Staub in die Augen und Ohren der klatschenden und niesenden Zuhdrer und Zuschauer. Mir ward denn doch ganz wohl zu Muthe, als ich aus diesem bunten blauen Dunst, aus diesen regellos umher⸗ fliegenden Schwaͤrmern der Willkuͤr, in die gesetzmaͤßigen Bahnen eintrat, auf welchen Mozart wie ein seliger Geist durch den weiten Himmel siegreich einherzieht. Maß, Ordnung, Schoͤnheit, Mannig⸗ faltigkeit reichen sich die Hand, und waͤhrend Rossini das zweideü⸗ tige Stuͤck noch zu uͤberpfeffern und durch Karikatur pikant zu maͤ⸗ chen sucht, hat es Mozart aus der Gemeinheit in eine edlere Region hinaufgehoben, wo Heiterkeit und der leichte Scherz unerschoͤpflicher Melodieen nicht den geringhaltigen Boden erblicken lassen, uͤber welchen man sorglos dahinschifft.“ 0— 0

——ᷓ—

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Meteorologische Beobachtung.

Nach einmaliger Beobachtung.

Abends 10 UÜbr.

336, 1 1ꝙ Par + 1,2 °R. 0,4 °ꝗR 88 pCt. bezogen. NW.

Morgens

1934. Nachmitt. V 6 Uhr.

16. Dezbr. 2 Uhr.

Luftdruck.. 340,3 2 Par. 339, 6 6 Par. Luftwaͤrme +† 2,2 °R.]+‿ 2,* °R. Thaupunkt + 1,2 °R. + 0,°R. Dunstsaͤttg. 86 vCt. 85 pCt.

Wetter . bewöoͤlkt. truͤbe. ..

Quellwärme 8,3 °R. Flußwärme 1,5 °R. Bodenwärme 2,2 °R. Ausdünst. 0,02 1 Rh. Hiederschlag 0, 00s Rh.

Wolkenzug NW.

Auswärtige Börsen. .“ 1“ Amsterdam, 12 Dezember. Niederl. wirkl. Schuld 54. 5 % do. 99 ½½. Kanz-Bill. 23 1 v. 4 ½ 8 Amort. 92 ¼. 3 ½ 8 75 ½. Russ. 98 ½. Oesterr. 98 ½. Preuss. Präüm.-Scheine 108. do. 48 Aal. —. Span. 5 8 44¼. 38 278.

Antwerpen, 11. Dezember. 38 27. Guebhard 43 ½. Zinsl. 15 ⅛. Cortes 40 ½. Hamburg, 15. Dezember. Pnugxgl. Russ. 102. Hope in Cert. 97. Preuss. Präm.-Scheine 119 ⅞. Poln. 136 ½. Schatz-Oblig. 98 ¼. Portug. 81 ½ St. Petersburg, 9. Dezember. 8

London 3 Mt. 10 ½9. Hamburg 3 Mt. 9 ½ Amst. 3 Mt. 53 ½¼. Paris 111 ½. Silber-Kubel 359. Silber-Inscr. Ser. III. u. IV.

Wien, 12. Dezember. 43 91 ½. Bank-Actien 1273.

Span. 5 9 431.

59 Met. 9971. Neue Anleihe v. 1

1834 549.

8. Koͤnigliche Schauspiele.

Donnerstag, 18. Dez. Im Schauspielhause: Rataplan der kleine Tambour, Lustspiel in 1 Akt, von A. Schrader. Hier⸗ auf: Donna Diana, Lustspiel in 3 Abth. (Dlle. C. Bauer: Donna Diana, als Gastrolle.)

Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus⸗Billets, mit Freitag bezeichnet, verkauft.

. 8

Donnerstag, 18. Dez. Zum erstenmale wiederholt: von Szapar, großes Schauspiel in 5 Akten, von Ch. Birch⸗ Pfeiffer. (Mad. Birch⸗Pfeiffer: Helena, als dritte Gastrolle.)

Wegen eingetretener Hindernisse kann „Sappho“ erst Freitag gegeben werden.

MNeueste Nachrichten.

Paris, 11. Dez. Der Lord Granville hatte gestern Mit⸗ tag eine Privat⸗Audtenz bei IJ. MM., in welcher er das No tifications⸗Schreiben seines Souverains wegen des Adlebens des

Ausg. Schuld 1 ufr.

am

vW1X““ dieses Todesfalls von heute ab eine 11taͤgige

““ Koͤnig legt wegen Trauer an.

Die Pairs⸗Kammer hielt heute wieder eine oͤffentliche Sitzung, in welcher der Minister des Innern den Gesetz⸗ Entwurf uͤber die Municipal Befugnisse, wie solcher in der letz⸗ ten Session von der Deputirten⸗Kammer amendirt worden ist, vorlegte. Nachdem hierauf eine Kommission zur Pruͤfung der Rechts⸗Anspruͤche des kuͤrzlich zum Pair erhobenen Generals Bernard ernannt worden, verlangte der Graf Philipp von Segur das Wort. „Seit dem Jahre 1830“, sagte er, „hat die Pairs⸗Kammer von den beleidigenden Aeußerungen, welche die Parteien sich täͤglich uͤber ihre Existenz und ihre verfassungs⸗ mäßigen Rechte erlauben, niemals Notiz genommen; sie hat es verschmaͤht, von der ihr zustehenden Befugniß, die Urheber sol⸗ cher Schmaͤhungen vor ihre Schranken zu laden, Gebrauch zu machen. Wenn indessen diese Verleumdungen alle Graͤnzen uͤberschreiten, wenn sie den Zweck haben, das Ansehen dieser Kammer als Gerichtshof zu schmaͤlern, so muß unser Langmuth endlich ermuͤden, und wir sind es dem Lande, der Charte und uns selbst schuldig, unsere Wuͤrde zu behaupten, und die Laͤsterer in die Graͤnzen jener Achtung zuruͤckzuweisen, die eine unserer schoͤnsten Vorrechte ist. Wollten wir unter solchen Umstaͤnden zu den gesetzlichen Bestimmungen nicht unsere Zu⸗ flucht nehmen, so wuͤrden wir nicht bloß eine persoͤnliche Belei⸗ digung ungeraͤcht lassen, wir wuͤrden auch unsere Pflichten ver⸗ letzen. Der gestrige „National“ enthaͤlt aber einen Artikel, der die unerhoͤrtesten Schmaͤhungen gegen diese Kammer enthaͤlt; ich lege ihn hiermit vor und verlange, daß der Herausgeber jenes Blattes vor unsere Schranken geladen werde, um sich wegen dieses Ar⸗ tikels zu rechtfertigen.“ Der Archivar der Kammer, Hr. Cauchy, ver⸗ las hierauf den Artikel, dessen Inhalt allerdings einige Bewegung in der Versammluug verursachte. (Wir werden ihn morgen mittheiten.) Der Praͤsident erinnerte daran, daß ein aͤhnlicher Antrag, wie der des Herrn von Segur, seit dem Bestehen der Repraͤsentativ⸗ Regierung erst ein einziges Mal gemacht worden sey, und zwar im Jahre 1823, wo der Herausgeber des „Drapeau blanc’ vor der Kammer habe erscheinen muͤssen. Damals, fuͤgte er hinzu, habe die Kammer keine Kommission zur Pruͤfung des ihr ge⸗ machten Antrages ernannt, sondern unmittelbar uͤber die Zulaͤs⸗ sigkeit desselben berathschlagt. Es frage sich jetzt, ob man in dem vorliegenden Falle dasselbe Verfahren beobachten wolle. Nach⸗ dem die Kammer diese Frage bejahend entschieden (auf den Antrag des Vicomte Dubouchage, eine Kommission zu ernen⸗ nen, wurde keine Ruͤcksicht genommen), verlas der Praͤsident die Proposition des Herrn von Segur, welche also lautet: „Die Kammer beschließt, daß der Herausgeber des „National von 1834 % Herr Rouen, durch einen ihrer Gerichtsdiener aufgefordert wer⸗ den soll, morgen vor ihren Schranken zu erscheinen, um sich we⸗ gen eines in der Nummer vom Mittwoch den 10. Dez. enthal⸗ tenen Artikels zu rechtfertigen.“ Der Vicomte Dubouchage bekaͤmpfte diesen Antrag und verlangte, daß der incriminirte Ar⸗ tikel dem General⸗Prokurator bezeichnet werde, damit dieser den Verfasser vor die Assisen lade. Als es indessen zur Abstimmung kam, wurde der Vorschlag des Herrn von Segur fast einmäͤ⸗ thig angenommen. Nur die Herren Dubouchage, Lanjui⸗ nais und Excelmans stimmten dawider. Als hiernäͤchst die Kammer noch uͤber Tag und Stunde der Vorladung befragt wurde, ward der folgende Tag (12.) Mittag um 12 Uhr anberaumt. (Man bezweifelte, daß Herr Rouen sich ste wuͤrde.)

Der Indicateur de Bordeaux vom 9ten Folgendes: „Die Nachrichten aus den insurgirten †. werden wieder sehr interessant. Mina hat am 4ten Pat verlassen, um den Don Carles zu verfolgen; er steht an Spitze von 11,000 Mann alter Truppen. Die staͤrkste Kolonne, die er in Person kommandirt, ist nach Lumbier geruͤckt, wo ihn anzugreifen Zumalacarreguy wahrscheinlich nicht 1 Jedenfalls ist Mina entschlossen, der Sache ein Ende und die Ermordung dersenigen der Verwundeten, sten⸗Anfuͤhrer, anstatt ihren heroischen Muth zu ber Villafranca erschießen ließ (Zumalacarreguy soll hiet 500 Mann, die in seine Haͤnde gefallen, haben erschi sen), auf eine gebuͤhrende Weise zu raͤchen. ien lizen hatten sich erst dann ergeben, nachdem 17 ihrer Gefaͤhrten in der Kaserne, wo sie sich vertheidigten, in den Flammen umgekommen waren. Elisondo wird ni blokirt werden. Durch ihre Spione Ankunft Cordova's und Oraa's im Bastanthale b. lichtis zerstoͤrten die Belagerer ihre eigenen Werke und zogen sich zu⸗ ruͤck; sie mußten jedoch noch einen Ausfall der Belagerten au halten, wobei die Karlisten 20 Mann an Todten oder Gefe nen verloren. Zwei Alavesische Bataillone haben evenfalls e nen Kampf gegen Cordova, der ihnen einigen Verlust zufus zu bestehen gehabt. Cordova hat anch zu St. anderes Bataillon Zumalacarreguys angegriffen zwanzig Mann getoͤdtet.“ 1

„Wir zeigen“, sagt der Messager, Bayonne vom 6. d. mit Bedauern an, das am 2. nicht bloß des Forts von Falces, sonde derer, nicht weit davon entfernter Punkte die Truppen der Koͤnigin und die Mellzen sic geglaubt hatten.“ (Vergl. oben den Aet. Paris

An der heutigen Boͤrse sind alle Course gew: Grund dazu muß ein sehr nachtheiliges Geruͤcht uͤde in Navarra und den Baskischen Provpinzen derr Es hieß, daß, nachdem der General Minag von gebrochen, und in der Richtung nach Lum stehen, vorgeruͤckt seyp, der General Zumale Verschanzungen verlassen und das Gefech Christinos waͤren darauf geschlagen werdee Geruͤcht fand zwar im Allgemeinen wenis Piauden war man doch uͤberzeugt, daß es im nördlichen S der Sache der Koͤnigin sehr schlecht sede; aus sen, daß 2 in Metz liegende Kavallerie Regim erhalten haͤtten, nach der Spanischen Granze an das Observations Heer zu verstärken.

Heute schloß öproc. Rente pr.

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106. 80. 3proc. pr. compt. 7 Neap. pr. compt. 93. 75. ün cour. Rente 42 ¾. Iproc. do. 27. Cortes —. 14 ½. Aproc. Hollaͤndische Frankfurt a. M., 14 üprec. do. 91 ½. Actien 1535

Da e.

82 9„* * Redacteur Ce

Gedenckt dei A. 8.

, velchen gewisse Parteien wechselseitig als Manie bezeichnen. Weil Deutsche Koͤmponisten manche trockene, schwerfaͤllige, lang⸗

die Ehre datte. Der