1834 / 351 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Im heutigen Boͤrsen⸗Bericht der Times heißt es: „Die Consols hielten sich heute nicht so fest als gestern, weil das, ob⸗ gleich unsschere, Geruͤcht verbreitet war, daß die Bildung des neuen Ministeriums Schwierigkeiten mache. Man glaubte im Allgemeinen, daß der Geldmangel nicht mehr lange anhalten wuͤrde; dies haͤngt jedoch davon ab, wie die Abrechnung am aus⸗ waoͤrtigen Markte in der naͤchsten Woche ablaufen wird. Die Kontrahenten der Spanischen Anleihe muͤssen sich in einer sehr schwierigen Lage befinden, es sey denn, daß sie sich ausbedungen haͤtten, an nichts gebunden zu seyn, falls der Kontrakt bei Spaniens Englischen Glaͤubigern keinen Beifall faͤnde. Sie sollen einige der Lon⸗ doner Kapitalisten um Rath befragt haben, wie sie sich zu ver⸗ halten haͤtten; es scheint aber keine Aussicht vorhanden zu seyn, daß der Ausschuß der Fonds⸗Boͤrse auf ihre Meinung eingehen duͤrfte, und man sieht einer Versammlung der Cortes⸗Glaͤubiger und der Annahme scharfer Beschluͤsse gegen die neue Spanische Anleihe entgegen, obgleich auch einige Vorschlaͤge zur Einschla⸗ gung eines Mittelweges gemacht worden sind.“

Der Courier sagt: „Die aus Madrid vom 2. d. hier singegangenen Nachrichten bestaͤtigen es, daß die Anleihe defini⸗ d dem Herrn Ardouin zugeschlagen worden ist, doch sind die Lyebingungen noch nicht genau und deutlich angegeben. Es ging on Madrid wieder das Geruͤcht, daß Herr Martinez de la Rosa ün Wegriff stehe, seine Entlassung zu nehmen; als sein Nach⸗ feiger wurde Herr Rivera Herrara genannt. Madrid war ru⸗ Has; bei Hofe und unter der Bevoͤlkerung schoͤpfte man in Folge der Wendung, welche die Angelegenheiten im Norden genommen bahen, neuen Muth und neue Hoffnungen.“

Aus Westindien lauten die Nachrichten von manchen Ko⸗ wnieen noch immer beunruhigend. Der Entschluß der Neger auf Jamaika, der bereits erwaͤhnt worden, daß sie waͤhrend der zu ihrer freien Verfuͤgung gestellten Zeit auch nicht fuͤr Geld erbeiten wollen, hat Herrn Barclay in der Kolonial⸗Versamm⸗ lung zu dem Antrage veranlaßt, die Neger durch ein Gesetz auch waͤhrend der freien Zeit zur Arbeit gegen Lohn zu zwin⸗ gen. Diesen Vorschlag motivirte der Antragsteller dadurch, daß er behauptete, der Zucker⸗ und Gewuͤrz⸗Bau wuͤrde ganz un⸗ moͤglich seyn und die Kolonie also ruinirt werden, wenn die Arbeiter den Pflanzern nicht jederzeit zur Disposition staͤnden.

Die Madras⸗Zeitungen vom 14. Juni melden, daß Herr Macaulay, der zum Mitgliede des hoͤchsten Raths von Indien bestimmt ist, dort angekommen und mit einer Salve von 14 Kanonenschuͤssen empfangen worden sey. Der in Se⸗ rampore verstorbene Dr. W. Carey war anfaͤnglich nur ein ar⸗ mer Schuhmacher⸗Geselle, widmete sich aber bald dem Beruf eines Baptisten⸗Predigers und studirte die orientalischen Spra⸗ chen mit solchem Erfolge, daß er 1793 als Missionair nach Ben⸗ galen gesandt wurde. Auch seine Uebersetzungen des Ramajana und anderer Schriften aus dem Sanskrit haben ihm einen Na⸗ men erworben.

Zeitungen aus Singapore vom 2. Juli melden die gänz⸗ liche Niederlage des in Tochinchina eingefallenen Siamesischen Heeres; es war bei der Stadt Saigno geschlagen woreéen. Aus Cochinchina hatte man die Missionaire und chrlstlichen Untertha⸗ nen des Koͤnigs fortgeschickt, weil man sie verdaͤchtigte, daß sie das Ansehen desselben zu untergraben gestrebt haäͤtten. Mehrere dieser Verbannten waren in Singapore angekommen.

Den letzten Nachrichten zufolge, die aus Persien hier ein⸗ zegangen sind, war der alte Schach dem Tode nahe. (Sein werklich erfolgtes Ableben haben wir bereits aus St. Peters⸗ burger Zeitungen gemeldet.) Man erwartete daher jeden Au⸗ genblick den Beginn eines Erbfolge⸗Kriegs zwischen dem Sohne Fes Abbas Mirsa und den Bruͤdern des Letzteren. Was dem Ersteren, wie man glaubte, besonders zum Nachtheil gereichen dürfte, ist die Entlassung fast aller Truppen, welche sein Vater mit vieler Anstrengung durch Europaͤische Offiziere hatte orga⸗ nistren lassen. Der Englische Oberst Pasmore befand sich mit seinem Detaschement noch immer ohne Beschaͤftigung in Te⸗ heran.

MFiedeitlande,

Auns dem Haag, 13. Dez. Die zweite Kammer der Ge⸗ neral⸗Staaten hat den Vorschlag, das Gesetz wegen Daͤmpfung politischer Umtriebe auf ein Jahr zu verlaͤngern, gestern mit 40 gegen 5 Stimmen angenommen und sich darauf auf unbestimmte

Zeit vertagt.

Piilgien.

Bruͤssel, 12. Dez. Gestern war im Koͤnigl. Palaste gro⸗ ges Diner, bei welchem auch Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Orleans zugegen war.

Der Koͤnig wird an seinem Geburtstage (10. Dez.) wie⸗ der eine Vertheilung des neugestifteten eisernen Kreuzes vorneh⸗ men, und zwar, so heißt es in hiesigen Blaͤttern, sollen alle diejenigen Mitglieder des ehemaligen National⸗Kongresses damit dekorirt werden, die fuͤr die Ausschlteßung des Hauses Nassau gestimmt.

Der General Mercky hat bei der Repraͤsentanten⸗Kammer eine Bittschrift eingereicht, in der er auf Abschaffung des Mi⸗ litair⸗Ober⸗Gerichtshofes, als eines verfassungswidrigen, unnüͤtzen und beim Heere nicht beliebten Instituts, antraͤgt.

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Deutschland. Kiel, 14. Dez. Dem hiesigen Korrespondenz ufolge, wird der ruͤhmlichst bekannte Professor der Theologie, Pr. Twesten, zu Ostern von hier nach Berlin abgehen.

Muͤnchen, 12. Dez. Die von hiesigen Blaͤttern gegebene Nachricht, daß im naͤchsten Jahre wieder eine Industrie⸗Aus⸗ stellung stattfinden werde, ist ungegruͤndet, dagegen bestaͤtigt sich das Geruͤcht, daß die Stoats⸗Regierung zu Hebung de; nie dern Zustondes, auf dem sich viele Gewerbe in Bayern noch be⸗ finden, durchgreifende Maßregeln treffen wolle und unter Ande⸗ rem Gewerbs⸗Untersuchungen zu veranstalten, und zu die⸗ sem Behufe aus jedem Kreise und jedem Industrie⸗Zweige, der noch gegen jene des Auslandes zuruͤcksteht, die geeigneten Maͤn⸗ ner demnaͤchst einzuberufen und gruͤndlich zu vernehmen beab⸗ si htige.

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In der Nacht vom 8. auf den 9. Dezember sind in Lan⸗ genzenn an 20 Gebaͤude abgebrannt. Das Feuer soll dem Post⸗ hause gegenuͤber bei einem Baͤcker ausgebrochen seyn. Mehrere 100 Centner Hopfen wurden ein Raub der Flammen. Verun⸗ gluͤckt ist, dem Vernehmen nach, Niemand.

SZtuttgart, 12. Dez. Den Mitgliedern der Kommission ver zwoeiten Kammer fuͤr Gegenstaͤnde der Verwaltung ist, wie vir vernehmen, die Einladung zugegangen, sich so einzufinden, daß am 5. Januar 1835 die erste Kommissions⸗Sitzung gehalten werden koͤnne. Der Synod der evangelischen Kirche hat ge⸗

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letzten Sonntag einer großen Akademie bei, welche der Ritter,

Wiesbaben, 13. Dez. Se. Durchl. der Herzog haben Hoͤchstihren Minister-Residenten am Koͤnigl. Niederlaͤndischen und Koͤnigl. Bayerischen Hofe, Geheimen Legations⸗Rath von Roͤntgen, mit Beibehaltung seiner bisherigen Dienst⸗Functionen, zum Bundestags⸗Gesandten ernannt.

Das heutige Verordnungsblatt enthaͤlt ein landesherrliches Edikt vom 10ten d. uͤber die, mit Zustimmung und Bewilligung der Landstaͤnde beschlossene Erhebung zweier Simpeln direkter Steuern zur Deckung des vorlaͤufigen Bedarfs der Landessteuer⸗ Kasse fuͤr das Jahr 1835. Demnach soll ein Simplum Grund⸗, Gebaͤude⸗- und Gewerb⸗Steuer am 15. Januar und das andere am 15. Maͤrz 1835 erhoben werden. 8

Oesterreich.

Wien, 13. Dez. Der Domherr, Praͤses der theologischen Fakultaͤt und Professor der Dogmatik, Joseph Pletz, ist fuͤr das bevorstehende Universitaͤts⸗Jahr zum Rektor Magnificus der hiesigen Hochschule erwaͤhlt und in uͤblicher Weise proklamirt worden.

Zum Andenken Goethe's und Beethoven's hat hier am 8. d. M. im Saale der Gesellschaft der Musik-Freunde eine musika⸗ lisch⸗deklamatorische Auffuͤhrung stattgefunden, welche auf hohes Verlangen am 16. d. M. wiederholt wird

Schweiz.

Bern, 7. Dezember. Herr Kasthofer hat seinen bekannten Antrag wirklich noch nicht ganz aufgegeben, sondern gedenkt, ihn unter einer andern Form nochmals vor den großen Rath zu bringen. Was aber dieser Antrag noch bezwecken soll, nachdem der Regierungsrath das bekannte Memorandum nach Paris und Wien erlassen hat, wird Niemand begreifen, der nicht den in Bern herrschenden Hang zur Inconsequenz mit in Rechnung bringt. Doch sollte man glauben, des Schwankens waͤre endlich genug. Freilich ist dabei zu bedenken, daß das Memorandum nur von dem Regierungsrathe und nicht von dem großen Rathe aus⸗ gegangen ist, was einen wohl zu beachtenden Unterschied macht. So lange letzterer, als die oberste Landes⸗Behoͤrde, welcher der Regierungsrath durchaus untergeordnet ist, sich noch nicht oͤf⸗ fentlich fuuͤr das in dem Memorandum angegebene System ausgesprochen hat, und dieses ist bis jetzt nicht geschehen, so lange kann man auch noch nicht sagen, daß von der Republik Bern als Staatskoͤrper das Memorandum ausgegangen sey. Dasselbe ist von dem Schultheiß in dem großen Rath nur an⸗ gekuͤndigt gewesen, dagegen von dem Regierungsrath redigirt und abgesandt, ist daher nur als der Schritt einer Verwaltungs⸗ Behoͤede zu betrachten, welcher allerdings noch der Billigung oder Mißbilligung des großen Raths anheim fallen koͤnnte. Hierauf rechnet vielleicht Herr Kasthofer. Doch wird schwerlich sein Antrag, wenn er auch unter einer veraͤnderten Form vor⸗ gebracht wird, die Zustimmung des großen Raths erhalten, so lange er die Burgdorfer oder Schnell'sche Partei gegen sich hat. Diese ist zwar an sich den Grundsaͤtzen und Ansichten, aus wel⸗ chen jener Anzug hervorgegangen, nicht entgegen, sondern in Uebereinstimmung damit; allein es gebricht ihr an Muth zu einem Schritte, welcher die Sache auf die Spitze stellen wuͤrde. Sie ware wahrscheinlich auch fruͤhern radikalen Beschluͤssen ent⸗ gegen gewesen, wenn sie die Folgen vorausgesehen und nicht erst jetzt begriffen haͤtte, daß es zu einem revolutionnairen Prin⸗ zipienkampf mehr bedarf, als bloßer Worte. Kasthofer ist sich wenigstens consequent geblieben, was auch selbst derjenige, wel⸗ cher seine Grundsaͤtze nicht billigt, als achtungswerth anerkennen muß. Seine jetzigen Gegner hingegen fangen an, ihre eigene Sache zu verleugnen und ihr untreu zu werden. Die Stu⸗ denten der hiesigen Hochschule wollten Kasthofer wegen seines Antrags einen Fackelzug bringen. Er verbat es sich aber, da er ja seinen Antrag wieder zuruͤckgezogen habe. Er aͤußerte jedoch bei dieser Gelegenheit abermals, daß er ihn neuerdings vor den großen Rath zu bringen gedenke. In dem Volksfreund liest man fortwaͤhrend Streitartikel zwischen Deutschen und dem jetzt unter dem Namen „Helvetus“ bekannten Hrn. Hans Schnell, oder den Freunden seiner Partei, welche bis jetzt noch als die uͤbermaͤchtige in Bern angesehen wird, aber sich vielleicht nicht mehr lange auf dieser Hoͤhe wird erhalten koͤnnen.

Genf, 2. Dez. (Allg. Ztg.) Nicht allein in der hohen politischen Sphaͤre Frankreichs und Großbritaniens haͤufen sich die Raͤthsel, sondern auch in unserer Schweiz. Waͤhrend der Kanton Bern seiner herausfordernden Stellung gegen die Deut⸗ schen Maͤchte entsagt, und endlich nach einem großen Phrasen⸗ Aufwand thut, was man von ihm verlangt hatte; waͤhrend er verspricht, kuͤnftig alle diejenigen aus seinem Gebiete wegzuwei⸗ sen, welche die Ruhe der Nachbar⸗Staaten stoͤren wuͤrden; waͤh⸗ rend er sogar verspricht, daß er sich durch sein kuͤnftiges Betra⸗ gen als Direktorium Bemuͤhen werde, das freundliche Verhaͤlt⸗ niß mit den Nachbar-Staaten zu erhalten ... waͤhrend Bern sich auf diese Art wieder ganz friedliebend zeigt, werden bei dem großen Rathe des Kantons Waadt Bittschriften eingereicht, wor⸗ in man ihn auf die jetzige in der Schweiz herrschende diploma⸗ tische Krisis ausmerksam macht, und ihn aufmuntert, die Berner Regierung in ihrer Stellung zu unterstuͤtzen, da sie unter allen Schweizer⸗Regierungen allein fuͤr die Erhaltung der National⸗ ehre gekaͤmpft habe. Der Großrath hat diese Bittschrift einer Kommission uͤbergeben, die den Professor Monnard zu ihrem Berichterstatter ernannte. Da dieser aufgefordert wurde, den Tag zu bestimmen, wo er seinen Vortrag halten werde, setzte er den 5. Dez. fest, „um,“ fuͤgte er ironisch hinzu, „den an⸗ dern Bittschriften, die man uͤber denselben Gegenstand bereite, Zeit zu lassen, beim Großrathe anzukommen.“ Nun fragt es sich sedoch, ob nach der oben erwaͤhnten Aeußerung der Berner Regierung noch viele aͤhnliche Petitionen einkommen werden.

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Genua, 3 Dez. Se. Majestaͤt der Koͤnig wohnte am Baron Paganini, bekanntlich ein geborner Genueser, durch sein Violinspiel verherrlichte.

Turin, 6. Dez. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤ⸗ nigin, so wie die Prinzessin von Savoyen⸗Carignan, sind aus Genua hierher zuruͤckgekehrt.

Spanien. Madrid, 2. Dez. Am 26sten v. M. hielt der Herzog von Alagon, General der Garde du Corps, an der Bruͤcke von San Fernando Musterung uͤber die Schwadron, welche gegen die Insurgenten zu Felde ziehen wird. Sie war auf dem Wege, welcher nach dem Pardo fuͤhrt, in Schlachtordnung aufgestellt, und wurde durch die Ankunft der Koͤnigin uͤberrascht, welche von den zahlreichen Zuschauern mit dem lebhaftesten Hurrah

Utete dann an den Herzog von Alagon folgende Worte: „Ich wuͤnsche Euch bald und mit Ruhm bedeckt wiederzusehen, damit Ihr fuͤr Euern Entschluß den Lohn empfangt, den Ich Euch be,

jestaͤt und setzte sich in Marsch. 1 Das Eco del Comercio aͤüußert sich uͤber den haͤufigen Minister⸗Wechsel in Spanien folgendermaßen: „Der haͤufige Wechsel der Minister und hoͤheren Staats⸗Beamten ist ein nng luͤck fuͤr das Land. Spanien hat zu seinem großen Nachtheit eit 26 Jahren uͤber 200 Minister des Innern gehabt. (2?) Wenn wir aber diese bestaͤndige Veraͤnderung als ein Ungluͤck betrach ten, so wollen wir doch keinesweges dadurch de. Beibehaltung eines Ministeriums oder eines Mitgliedes desselben, wenn es dieselbe nicht verdient, und durch ein anderes zu ersetzen 1 vertheidigen.“ In Betreff des General Llauder sagt dieses Blatt, daß er Catalonien nicht verlassen koͤnne, da es von in, nen und von außen durch neue Intriguen der Karlisten bedroh! sey, und die Koͤnigin werde wohl ein anderes Arrangement tref fen muͤssen.

zember: „Man erwartet hier den General Mantilla, um uͤber die Anerkennung der Unabhaͤngigkeit Columbiens zu unterhandegn Martinez de la Rosa hat dem Londoner Kabinet eine sehe energische Note uͤbersandt, worin er auf die genaue Ausfuͤhrumg der Artikel der Quadrupel⸗Allianz dringt. Nachstehende Brist zeigen, wie die Haͤupter der kriegfuͤhrenden Parteien sich gen⸗ seitig behandeln. Der General⸗Commissair der Karlisten schtib an den Alcalde von Villafranca: „Ich befehle Ihnen, bhei go desstrafe, mir sogleich sechs Ladungen des aͤltesten Weines zu senden. Weigern Sie sich, dies zu thun, so werde ich eine Schwadron Kavallerie schicken, um Lie zu verhaften und meine Befehle in Ausfuͤhrung zu bringen. Ich befehle ferner, daß Mitglieder Ihrer Municipalitaͤt sich heute Abend vor 1.

hr zu Don Genaro Sanez begeben.“ Die Antwort himrauf lautet: „An den General⸗Commissair des Raͤuberhauptmanns Zumalacarreguy. Ich habe Ihr Schreiben erhalten, und als ein lopaler Vertheidiger der Sache der Koͤnigin Isabella II. bin ich verpflichtet, Ihnen zu meiden, daß, wenn Sie Wein besdür⸗ fen, Sie ihn selbst holen muͤssen und daß er Ihnen aus den Flintenlaͤufen der braven Urbanos, welche ich kommandire, ver⸗ abreicht werden soll. Die Mitglieder unserer Municipalitaͤt ge⸗ horchen niemals den Befehlen von Raͤubern, noch fuͤrchten se die Drohungen ihrer Anfuͤhrer.“

In einem anderen Schreiben aus Madrid liest mun. Obgleich die Freunde der Koͤnigin durch die guͤnstigen Nachrit⸗ ten aus dem Norden etwas ermuthigt sind, so hegen sie doch die Meinung, daß Alles von der Entscheidung des Kabinat des Herzogs von Wellington abhaͤngt. „Wenn, sagte ein ein⸗ sichtsvoller Spanier, der Herzog unverweilt in Betreff Cbe⸗ niens erklaͤrt, wie er es fuͤr Frankreich gethan, daß es bei den bestehenden Vertraͤgen verbleibt, so wird unser Land bald beruhigtund der Aufstand unterdruͤckt seyn, denn die Insurrection wird durchden Glauben genaͤhrt, daß die Englischen Tories und die Franzoöͤs⸗ schen Karlisten ihren Fortgang wuͤnschen. Die Kommission zur Liquidirung der inneren Schuld, welche in der Hauptttadt ihre Sitzungen haͤlt und in verschiedenen Theilen des Landes Commissaire hat, macht große Fortschritte und es bleiben von der ganzen Schuld nur 300 Millionen Realen zu liqutdiren Diese Maßregel wird, wenn sie zur Ausfuͤhrung gebracht wird, viel zur Befestigung der Regierung beitragen. Man spricht wieder von dem Austritt des Herren Martinez de la Rosa aus dem Ministerium. Die Kommission der Prokuradoren /uF Pruͤfung des Budgets hat ihre Arbeiten vollendet und man scht in kurzem ihrem Bericht daruͤber entgegen. Mehrere Mitgli⸗ der sollen sehr auf große Einschraͤnkungen gedrungen haben.“

Die Allgemeine Zeitung schreibt aus Madrid vom 29. Nov.: „Der Minister⸗Wechsel in England laͤßt befuͤrchten, daß das hiesige diplomatische Corps eines seiner liebenswuͤrdig⸗ sten Mitglieder verliere; in der That verhehlt Herr Villters der ihm naͤher Stehenden die Wahrscheinlichkeit seiner demnaͤchstigen Abberufung nicht; er war zu sehr persoͤnlicher und politischer Freund des Lords Palmerston, als daß er nicht von jeher darauf e-gerechnet haͤtte, mit ihm zu stehen und zu fallen. Herr Villien⸗ zaͤhlt erst 30 Jahre, und hatte das in den Annalen der Engli—⸗ schen Diplomatie unerhoͤrte Gluͤck, nachdem er wenige Jahre in Petersburg und Paris Attaché gewesen war, sogleich den wich, tigen und eintroͤglichen Gesandtschaftsposten in Madrid zu erhal⸗ ten. Auf diesem wuͤrde er noch groͤßere Dienste haben leisten koͤnnen, wenn die Instructionen und Befehle Lord Palmerstont mit groͤßerer Umsicht, Folgerichtigkeit und Sachkenntniß ausgt⸗ arbeitet gewesen waͤren. Herr Villiers hat sich hier durch seine einnehmende Persoͤnlichkeit und außerordentliche Gastfreiheit die allgemeinste Zuneigung erworben; jeden Sonnabend war seit Haus (Herr Villers ist nicht verheirathet) der Zusem menfluß von Allem, was Madrid Ausgezeichnetes be⸗ sitzt. Herr Villiers hat die Aussicht, nach dem einstigen Abster⸗ ben seines Oheims als Graf Clarendon in das Britische Ober⸗ haus einzutreten. Eine andere guͤnstige Wirkung, weiche der Ministerwechsel in England hier geaͤußert hat, ist die Ernen⸗ nung des Generals Don Miguel Ricardo de Alava zuh Bot schafter in Löondon. Man konnte keine gluͤcklichere Wahl treffel⸗ der General ist vom Halbinsel⸗Kriege her der persoͤnliche ecr⸗ traute Freund Wellington's, kennt England und dessen Vacthilt⸗ nisse zu Spanien aufs genaueste, hat das unbedingteste Zöatrauen seiner Nation, und die aufrichtigste Hingebung fuͤr dte Sache der Aufklaͤrung und des wahren Wohles seines Vaterlandes Noch vor kurzem, als ihm eine Pension von 6000 Duros bewi ligt worden war, legte er dieselbe auf den Altar der Nation ue der. Ich habe, seitdem ich in Madrid bin, Gelegenheit gehabt, ihn taͤglich zu sehen, da er seine Abende entweder bei dem Fran⸗ zoͤsischen oder bei dem Englischen Gesandten zubringt, und immer habe ich ihn gleich ruͤstig, unveraͤndert, und uͤber alle Parteiet erhaben gefunden. Seine aͤußere Erscheinun, hat mich bie⸗ weilen lebhaft an den alten Bluͤcher erinnert. Alave wiee seine Abreise unverweilt antreten. Weder von Mina noch von Llauder erfaͤhrt man etwas Neues von Bedeu ung; von allen Seiten aber treffen Nachrichten uͤber die frechsten Raͤuzereien ein; von hier nach Andalusien ungepluͤndert „„ kommen, inj keine Moͤglichkeit mehr; nun ist auch die am 15ten von hiet nach Frankreich abgegangene Briefpost bei Cervera angefallen, und saͤmmtliche Briefe sind von den Raͤubern verbrannt worden. 88 gleiches Schicksal hatte kuͤrzlich die nach Bilbao bestimmte. Abe. ein Ereigniß ganz anderer Art beschaͤftigt seit einigen Tagen dse Aufmerksamkeit der Bewohner der Hauptstadt. Die seit einigen Monaten verheirathete, schoͤne und sehr muntere Graͤfia 2. d (beruͤhmt als Freundin des Grafen T.) hatte zur Mittagsstunte den Besuch eines jungen Kuͤrasster⸗Offiziers, Namens Zaldlvar⸗ empfangen. Den Aussagen der Bedienten des Hauses gemaͤß haͤt

empfangen wurde. Die Koͤnigin ließ sich einen Karabiner und

siern seine diesjaͤhrige Sitzung geschlossen.

einen Handschuh von einem Garde du Corps reichen, und rich⸗

dieser junge Mann es gewagt, der Dame eine Liebes⸗Erklaͤrung 18 machen, und als er nicht erhoͤrt worden, sich in seinen Degen s

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reiten werde.“ Darauf defilirte die Schwadron vor Ihrer Ma⸗ n

Der Courier meldet Folgendes aus Madrid vom 2. De 2.

jezt. Andern (mehr Glauben findenden) Geruͤchten zufolge, haͤtte Dffizier seinen Degen im Vorzimmer gelassen; ein dritter hinzu⸗ mender, von Eifersucht getrieben, diesen ergriffen, sey in das Zim⸗

geeilt, und habe dem Ungluͤcklichen einen Stich durch den

versetzt. Sein Onkel aber, der Herzog v. San Lorenzo, foht, auf den Fall sein Neffe dem Tode unterläge, mit einer ge⸗ htlichen Untersuchung des Vorfalls. An dem Abende desselben nges erschien zum Erstaunen des Publikums die Graͤfin V. G. Arm ihres Gemahls im Theater.“

Portugal.

oifsabon, 2. Dez. (Aus der Times.) Die Verhand⸗ ngen, die in der vorigen Woche in der Deputirten⸗Kammer gepflo⸗ en wurden, waren von großem Interesse. Die Vorschlaͤge der Mini⸗ 5 Gesellschaften zur Anlegung von Kanaͤlen und Landstraßen nd zur Errichtung von Banken zu bilden, damit alle natuͤrliche hälfequellen des Landes gehoͤrig benutzt werden koͤnnten, wur⸗ in mit einer Mehrheit von 9 Stimmen (53 dafuͤr und 44 da⸗ nen) angenommen. Die Majoritaͤt war nicht groͤßer, weil 7 Deputirte, welche gewoͤhnlich fuͤr die Minister stimmen, gächtlich weggeblieben waren, indem sie gegen einige dieser Vor⸗ zage manches einzuwenden hatten. Dies ist kein Wunder in nem Lande, dessen Bewohner in Vorurtheilen so befangen sind, die Fremden mit solcher Eifersucht betrachten, daß sie, ob⸗ seich sie jelbst kein groͤßeres Unternehmen irgend einer Art aus⸗ fähren vermoͤgen, es doch lieber ungethan lassen, als es Frem⸗ ie übergeben. Die gewoͤhnliche Zahl der Oppositions⸗Mitglie⸗ ger stimmte gegen saͤmmtliche Vorschlaͤge. Indem Herr Fran⸗ zco Antonio de Campos uͤber den Kredit des Landes ac, nahm er keinen Anstand, zu versichern, daß er es den nterssen Portugals fuͤr nachtheilig halte, daß die auswaͤrtige Schuld in so hohem Preise stehe, oder mit anderen Worten, er gedauerte, daß Portugal im Auslande eines so hohen Kredits enieße, und doch steht dieser Herr als Finanz⸗Minister auf der ste der Opposition, wenn sie etwa zur Macht gelangt. berr Moutinho da Sitlveira machte gleichfalls einige lffalende Bemerkungen; er wollte z. B. die Errichtung ner neuen Bank⸗Gesellschaft nicht gestatten, bis dargethan sey, die Bank von Lissabon zu sehr beschaͤftigt sey, so daß, wenn leich die erstere mehr als die letztere Erleichterungen zu ver⸗ saffen, und dadurch der Industrie einen neuen Impuls zu ge⸗ in im Stande sey, das Land doch, nach der Meinung des ehren⸗ eithen Deputirten, dieser Wohlthat nicht genießen duͤrfe. In bitref der Anlegung von Straßen und Kanaͤlen aͤußerte er, es isse dies nur allmaͤlig geschehen und jaͤhrlich nur eine bestimmte seine Summe darauf verwendet werden; das Land soll also un⸗ erdeß in seinem jetzigen beklagenswerthen Zustande der Unthaͤtig⸗ eit und Traͤgheit verharren. Es ist indeß unnuͤtz, Alles anzu⸗ ihren, was die Deputirten uͤber diesen Gegenstand vorbrachten; ker ich habe es niemals fuͤr moͤglich gehalten, daß Maͤnner, wel⸗ he so viel gereist sind, wie manche dieser Herren, mit so geringer Fenntniß der Fortschritte im Auslande und mit ihren alten ein⸗ sewvurzelten Vorurtheilen in ihr Vaterland sollten zuruͤckgekehrt ion. Wegen Verwerfung des 20sten Artikels des Preßgesetzes ürch die Pairs und der Ernennung einer Kommission von 14 Mitgliedern beider Kammern zur Berathung uͤber diesen Ge⸗ enstand, fand in der Deputirten⸗Kammer eine lebhafte Debatte jatt. Herr Lionel Tavares sagte bei dieser Gelegenheit den dputirten der ministeriellen Seite einige harte Worte, die sie dech ganz ruhig hinnahmen. Auch die Herren Monsinho da Flveira und Rodrigo da Fonseca Magelhaes geriethen hart neinander, weil Letzterer sich uͤber die Motive geaͤußert hatte, die den Ersteren bewogen haben koͤnnten, seinen Ministerposten

Porto aufzugeben und nach Frankreich zu gehen. Da errn Silva Carvalho's Name im Laufe dieses Streits ge⸗ mnnt wurde, so schilderte er in wenigen Worten den hffnungslosen und verzweifelten Zustand der Finanzen, so wie se Sache der Koͤnigin in Lissabon uͤberhaupt an dem Tage, po er freiwillig sein Amt uͤbernommen habe. Er wurde durch⸗ nus von keinem Oppositions⸗Mitgliede unterbrochen, und es cheint also, daß sie seine großen Verdienste um die constitution⸗ ile Sache in jenem kritischen Moment anerkennen. Bei der Descussion uͤber die der Herzogin von Braganza jaͤhrlich zu be⸗ willgenden Summe suchten zwei Deputirte darzuthun, daß eine fehr kleine Summe voͤllig hinreichend sey, da Ihre Kaiserliche Masestät aus dem großen Privat⸗Vermoͤgen Dom Pedro's ge⸗ ein bedeutendes Einkommen beziehe; das Haus ließ sich noeß nicht darauf ein, und bewilligte die ganze Summe. n der Sitzung der Deputirten⸗Kammer, am 25., verlangte ir Marine⸗Minister Freire, daß die Zuschauer die Galle⸗ jen verlassen sollten, indem die Regierung eine sehr wichtige Mittheilung zu machen habe. Ats dies geschehen war, theilten diee Minizter mit großer Freudr den Deputirten die Details uͤber se Vermaͤhlung der Koͤnegin mui. Herr Lionel Tavares bemerkte, er saͤhe nicht ein, daß dies ein so gluͤckliches Ereigniß ey und es koͤnne uͤberhaupt keine Mittheilung der Minister den Dortugiesen willkommen seyn, so lange der Herzog von Palmella nter ihnen sey, zu dem die Leberalen durchaus kein Verirauen aben koͤnnten. Der Herzog, augenscheinlich sehr aufgeregt, er⸗

wiederte hierauf, er sey zwar ein qgroßer Bewunderer freier In⸗

situtonen und der Freiheit der Debatten, allein er glaube doch uf eine hoͤchst ungeziemende Weise angegriffen worden zu seyn, und er wuͤnsche wohl zu wissen, wie Herr Lionel Tavares dazu omme, sich fuͤr das Organ der Portugiesischen Libera⸗ en zu halten? Er (der Herzog) glaube, durch die Dienste, welche er der Sache der Koͤnigin geleistet und ürch die Opfer, welche er ihr gebracht, weit mehr dazu berech⸗ tigt zu seyn. Er habe niemals Dom Miguel gedient, sich nie⸗ mals vor ihm gebeugt und niemals Ehrenstellen von ihm ver⸗

vangt, wie gewisse Personen, welche der ehrenwerthe Deputirte

genau kenne, gethan haben sollten. Gewisse Leute, deren oͤffent⸗

liches Leben keine Untersuchung ertragen koͤnne, thaͤten besser,

ich gar nicht zu melden. Im Laufe der Rede hatte der Herzog das Unaluͤck, einige Redensarten zu gebrauchen, welche die reiz⸗ 9. Gefuͤhle der Oppositions⸗Maͤnner verletzten, sie erhoben sich 688 sämmtlich und suchten durch ihr stuͤrmisches Benehmen * Ruhe des Hauses zu stoͤren. Nachdem sodann noch die veraͤnderung des Ministeriums in England angezeigt worden war, wurde die geheime Sitzung aufgehoben.“ .

Peisen.

Der Hesterreichische Beobachter meldet nunmehr eben⸗ ss das Ableben des Schachs von Persten (s. Nr. 348 der Fer Zeit.) und zwar liest man in demselben: „Die neuesten itichte aus Konstantinopel vom 25. November melden: fet aus Persien hier 1.“ Tatar hat die Nach⸗ 19 on dem am 20sten v. M., nach einer 38jaͤhrigen Regie⸗ denhsage Jehahan erfolgten Ableben des Schachs von Persien des Abbhr Sein Nachfolger, Mohammed Mirsa, Sohn

as Mirsa, war schon bei Lebzeiren seines Großvaters

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von Rußland und von England in dieser Eigenschaft anerkannt worden, und stand im Begriff, sich von Tabris nach Teheran zu begeben, um Besitz vom Throne zu ergreifen, wenn anders seine sechs Bruͤder und seine sechzig Oheime ihm kein Hinderniß in den Weg legen.“

1“

Die Sammlung der vaterlaͤndischen Alterthuͤmer des Koͤnigl. Museums, deren Aufstellung in den hierzu eingerichteten Raͤumen des Schlosses Monbijou naͤchstens stattfinden wird, hat vor kurzem durch den Erwerb der gegen 500 Nummern umfassenden Samm⸗ lung Slavisch⸗Germanischer Alterthuͤmer des Herrn Profes⸗ sors Danneil in Salzwedel eine eben so interessante als be⸗ traͤchtliche Bereicherung erhalten. Schon die fruͤheren Berichte uͤber die gemachten Ausgrahungen des bisherigen Eigenthuͤmers, wie sie in Kruse's Deutsche Alterthuͤmer B. 1. H. 5. S. 46. zꝛc. und B. 2. H. 2. S. 48. ꝛc. niedergelegt worden sind, mußten die Auf⸗ merksamkeit jedes Freundes der dem vaterlaͤndischen Boden entho⸗ benen Alterthuͤmer in hohem Grade in Anspruch nehmen; allein die Ausbeute der letzteren Jahre, namentlich der reichen Guͤßefelder Ausgrabungen, woruͤber das interessante Detail dem groͤßern Pu⸗ blikum bis jetzt vorenthalten blieb, uüͤbertrifft noch bei Weitem die Ergebnisse der fruͤheren Nachgrabungen. Besonders ergiebig waren die Ausgrabungen auf dem Jaskenberge und Wolfsberge bei Briez, auf dem Windmuͤhlenberge und Molmsberge bei Cheine, beides in der Naͤhe von Salzwedel; ferner auf dem Windmuͤhlenberge bei Guͤßeseld und bei Lohne im Kreise Osterburg; aber auch andere Theue der Altmark, Priegnitz und des Herzogthums Maadeburg geben Ausbeute. Unter der betraͤchtlichen Anzahl zum zloßen Theile sehr wohlerhaliener Urnen sehen wir Exemplare der ungewoͤhnlichsten Groͤße und seltensten Form; unter den zahlreichen Geraͤthschaften aus Me⸗ tall, theils 8 Schmuck und bäuslichen Gebrauche, theils zur Be⸗ waffnung dienend, ist besonders die Menge vorhandenen Eisens be⸗ merkenswerth: denn wegen der Zerstoͤrbarkeit dieses der Oridirung so leicht unterliegenden Stoffes gehoͤren dergleichen Funde aus der vorchristlichen Zeit stets zu den groͤßeren Seltenbeiten. Das zahl⸗ reichere Vorkommen von Geraͤthschaften aus Eisen erklaͤrt sich wohl hier durch die juͤngere Zeit, der die Gegenstaͤnde anzugehd⸗ ren scheinen: denn bekanntlich kehrten ene Gegenden, als zum Sachsenlande gehoͤrig seit dem 9ten Jahrhundert christlich, bei groͤßtentheils Wendischer Bevoͤlkerung dem Beispiel ihrer uͤberelbi⸗ schen Stammgenossen folgend, wieder zur Religion und zu den Ge⸗ braͤuchen ihrer heidnischen Vorfahren zuruͤck und beharrten darin bis zum 12ten Jahrhunderte. Was nun gerade diesen Sachen einen entschiedeneren Werth giebt, ist, daß sie zu seyn scheinen, Haltpunkte fuͤr das Schwierigste in der Alterthumskunde zu geben, naͤmlich fuͤr die Altersbestimmung der Gegenstaͤnde.

Unter den fruͤheren zahlreichen Erwerbungen der zu einer gro⸗ ßen Bedeutung herangewachsenen Koͤniglichen Sammlung nehmen die Alterthuͤmer eine vorzuͤgliche Stelle ein, die in einer Reihe von Feäss dt 638 dem Institute durch den auf dem Felde der vaterlaͤn⸗ dischen Alterthumskunde so thaͤtigen und ruͤhmlichst bekannten Hrn. Kreis⸗Physikus Dr. Wagner zu Schlieben geschenkt worden sind. Es laͤßt sich erwarten, daß eine der Nachahmung so wuͤrdige Unei⸗ gennuͤtzigkeit noch mehr wie bisher Nacheifrer finden werde, wenn es erst vergoͤnnt seyn wird, dem groͤßeren Publikum den, Sinn fuͤr das Vaterlaͤndische in gleichem Maße weckenden und befriedigenden Ein⸗ blick in diese merkwuͤrdige Sammlung zu gewaͤhren. WW1

Berliner Börse.

Den 18. Dezember 1834. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preus. IaRmAMNRASSreRMRxm Hin St.-Schuld-Sch.1 Pr. Engl. Obl. 30. 3 Präm. Sch. d. Seeh. Kurm. Obl. m. l. C. Neum. int. Sch. do. Berl. Stadt-Obl. Königsb. do. Eibing. do. 4⁴½ Danz. do. in Th. 38 Westpr. Pfandbr. 4 101 ¼ KGro6al z. Pos do. 4 102 ½

Wechsel-Cours.

Ostpr. Pfandbr. Pomm. do. Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Akst C. d. K.-u. N. . Sch. d. K.- u. N.

106 ½ 1067⁷ 106 ¾ 73 ¾ 78 ¾

Holl. vollw. Duk.

Neue do. Friedriehsd'or.. Misconto

17 ½ 18 1

100½ 102 ¼

rxrü-rH.⁴α ερ εαTe 88 Erief.] Geld.

vess rMKiNKMA;.

141 ¾ 14¹½ 152 152 6 211 80½½ 1042 103 992,

MMgAITAAaRATxxxxn 280 [Kurz 250 Fl. 2 Mt. 300 Mk. Kurz Mk. Mt. LSt. Mt. Fr. Mt. 0 Fl. Fl. Thl. 100 Thi. 100 Fl. 100 Rbl.

600 Eh’

Amsterdam dito

Hamburg dito

London.

Paris

Wien in 20 Xr.

Augsburg

Breslau

Leiprzig

SFrankfurt a. M. WZ.

Petersburg

Wurschan

141

103 ½

Auswärtige Börseun Amsterdam, 13. Dezember.

Niederl. wirkl. Schuld 54. 5 5 do. 99 ½ ½ Ausg. Schuld 1ꝓr. Kanz-Bill. 23 ½ 8 4 ½8 Amort. 92 ½ 3 ½ 8 75 ½. Russ. 98 . Oesterr. 98 ½ Preuss. Präm.-Scheine 108 do. 4 Aul. 99 ½ Span. 58 15. 38½ 28.

Aotwerpen, 12. Dezember. Span. 5 % 44 ½. 58 27 ¼ Guebharg 44 ½ Linsl. 15 ½. Cortes 41 ⅛. London, 12. Dezember.

Cons. 3 9% pr. compt. 92 ½7. Cortes 52 ½. Holl. 2 ½ 8 55 ¼. 58 100. Port. 84 ½. Engl. Russ. 106 ½,. Columb. 31 ¼¾. Mex. 41. Belg. 98 ½. Griech. —. Bras. 78 ½. Oesterr. —.

Hamburg, 16. Dezember. Schatz-Oblig. —. Portug. 80 ½.

Wien, 13. Dezember.

49 9199. Bank-Actien 1277 *8

Poln. 137.

58 Met. 99 ½. Neue Anleihe v. 1834 553⁰.

Koͤnigliche Schauspiele.

Freitag, 19. Dez. Im Opernhause: Die Hochzeit des Figaro, Oper in 2 Abth., mit Tanz. von Mozart.

Im Schauspielhause: 1) Ma place et ma femme. comédie en 3 actes. 2) La première représentation de: Judith et Ho- lopherne, vaundeville nouvcau en 2 actes, par Mr. Théaulon.

Zu den beiden Freitags⸗Vorstellungen, sowohl im Opern⸗ wie im Schauspielhause, bleiben die bereits geloͤsten und mit Donnerstag bezeichneten Billets guͤltig, auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Donnerstag bezeich⸗ net seyn.

Auf Bes geen. Must

Koͤnigstaͤdtisches Theater. Freitag, 19. Dez. Zum erstenmale: Sappho, Trauer⸗ spiel in 5 Akten, von Grillparzer. (Mad. Crelinger, Koͤnigl. ofschauspielerin: Sappho, als sechste Gastrolle. Dlle. Bertha

tich: Eucharis; Dlle. Klara Stich: Melitta, als Gastrollen.)

der Belgische und der

Neueste Nachrichten.

Paris, 12. Dez. Vorgestern Abend hatten der Preußische, Nord⸗Amerikanische Gesandte beim Koͤnige Audienz. Gestern Nachmittag begaben sich Seine Majestät mit der Koͤniglichen Familie nach Neutlly. Auf den Wunsch des Herrn Rouen, Herausgebers des „Na⸗ tional“, hat die Pairs⸗Kammer den Prozeß gegen dieses Blatt auf vier Tage hinausgeschoben, um Herrn Rouen Zeit zu las⸗ 1 sen, sich einen Vertheidiger zu waͤhlen. Man glaubt, daß jene Wahl auf Herrn Carrel fallen werde.

Gestern erschien Herr Bichat, verantwortlicher Herausageber der „Tribune“, vor dem Assisenhofe. Der inkriminirte Artekel ist vom 14. September und fuͤhrt die Ueberschrift: „Reise des Koͤnigs nach Compiègne.“ Er enthaͤlt eine Stelle, worin der Koͤnig des Undanks gegen Lafayette, Dupont (von der Cure und Laffitte beschuldigt wird. „Ist nicht Herr Laffitte“, heirt es darin unter Anderem, „nachdem er dem Koͤnige sein unge⸗ heures Vermoͤgen und beinahe seine Popularitaͤt geopfert hat, mit Schmaͤhungen uͤberhaͤuft, und auf das Unerbittlichste von Glaͤubigern verfolgt worden, die einer maͤchtigen Person nur ihre Namen geliehen hatten? Muß nicht den Aufreizungen derselben Person das unselige Duell zugeschrieben werden, welche Dulong das Leben kostete, und dem Herzen Dupont's ein so tiefe und schmerzliche Wunde versetzte?“ Der verantwort⸗ liche Herausgeber erschien in Begleitung des Advokaten Ledru⸗ Rollin und des Herrn Germain Sarrut, Haupt⸗Redacteurs der „Tribune“. Herr Sarrut verlangte, die Wahrheit der ange⸗ fuͤhrten Thatsachen durch das Zeugniß der Herren Laffitte, Bu⸗ geaud, Georg Lafayette und des Obersten Lamy zu beweisen, die er zu diesem Ende hatte vorladen lassen, und die in der Sitzung zugegen waren. Herr von Rumigny, ebdenfalls als Zeuge vor⸗ geladen, war nicht erschienen. Der Gerichtshof verwarf aber auf den Antrag des General⸗Advokaten, Herrn Plougoulm, das An⸗ suchen des Herrn Sarrut, und stuͤtzte sich dabei auf die deutlichen Bestimmungen des 20sten Art. des Gesetzes vom 19. Mai 1826, und auf die durch die Charte ausgesprochene Unverletzlichkeit der Person des Koͤnigs. Der General Bugeaud und die Herren Georg Lafayette und Lamy verließen also den Saal; Herr Laf⸗ fitte aber blieb. Jetzt nahm der General⸗Advokat das Wort, um die Anklage zu behaupten. Er aͤußerte sich mit großer Lei⸗ denschaftlichkeit, was den Herrn Sarrut veranlaßte, ihn zweimal zu unterbrechen, woruͤber Herr Plougoulm seinerseits wieder Klage fuͤhrte. Namentlich war Herr Sarrut daruͤber aufge⸗ bracht, daß der General⸗Advokat ihn beschuldigte, er habe durch einen Artikel der Tribune vom 12. April die blutigen Auftritte des 13ten und 14ten hervorgerufen. „Ich kann mich unmöͤglich bezaͤhmen“, rief Herr Sarrut bei diesen Worten, „wenn man sich nicht entbloͤdet, meinen Freunden jene Auftritte beizumessen. Die Redacteurs der „Tribune“ sind saͤmmtlich wegen des gedach⸗ ten Artikels dem Pairshofe uͤberwiesen worden, der sie aber frei gegeben hat.“ „Ho ho!“ rief Hr. Plougoulm bei dieser Er⸗ klaͤrung, „wenn Sie in diesem Tone fortfahren, so werde ich auf die Anwendung des Gesetzes gegen Sie antragen.“ Diese Drohung erregte ein schallendes Gelaͤchter im udi⸗ torium, worauf eine der Personen, die mitgelacht hat⸗ ten, von der Wache zum Saale hinausgefuͤhrt wurde. Nachdem Herr Plougoulm sein Requisitorium zu Ende ge⸗ bracht hatte, trat der Advokat Ledru⸗Rollin zur Vertheidigung des Herrn Bichat auf, worauf noch Herr Sarrut das Wort er⸗

riff, um dem General⸗ Advokaten seine Heftigkeit vorzuhalten. Nolch einer Replik des Hrn. Plougoulm faßte der Praͤsident die gerichtlichen Verhandlungen zusammen, worauf die Geschwornen sich in ihr Berathungs Zimmer zuruͤckzogen und nach ihrer Ruͤck⸗ kehr den Herausgeber der Tribune der Beleidigung der Person des Koͤnigs und der Aufreizung zu Haß und Verachtung der Regierung fuͤr schuldig erkannten. Herr Bichat wurde sonach zu einjaͤhriger Haft und zu einer Geldbuße von 6000 Fr. ver⸗ urtheilt. dem Marschall Lobau wird, wie es heißt, ein neues Gesetz uͤber die National⸗Garde vorbereitet. Sollte der vom Marschall entworfene Plan angenommen werden, so wuͤrde die gegenwaͤrtige Anzahl der National⸗Garden um das Dreifache vermehrt und in jeder Mairte ein Fonds gestiftet werden, um allen denen eine Uniform anzuschaffen, die diese Ausgabe nicht bestreiten koͤnnen. Das Gesetz enthaͤlt auch Vorkehrungen da⸗ fuͤr, daß ein regelmaͤßigerer Dienst gesichert und das auf klein⸗ liche Entschuldigungen gestuͤtzte Austreten verhindert wird

Gestern fand die Wahl eines bestaͤndigen Secretairs der Franzoͤsischen Akademie an der Stelle des Herrn Arnault statt; es waren 25 Mitglieder zugegen. Herr Viltemain erhielt die meisten Stimmen und wurde also zum Secretair proklamirt. Herr Droz hatte nur eine Stimme wen ger.

Das Mémorial des Pyrenées meldet: „Man verst⸗ chert, daß Zumalacarreguyp an den General Mina geschrieben und ihm als Mittel, dem Blutvergießen auf der Halbinsel ein Ende zu machen, die Verbindung des Sohnes des Don Carlos mit der jungen Koͤnigin vorgeschlagen, von Mina aber zur Ant⸗ wort erhalten habe, daß die Insurgenten vorerst ihre Waffen niederls⸗ gen muͤßten. Der Krieg wird also wohl mit erneuter Wuth beginnen und zu einem wahren Vertilgungskampfe werden. Der General Mina hat zwei Compagnieen Urbanos, Freiwillige aus Pamoe⸗ lona, bei sich. Er riß neulich mit eigenen Haͤnden zweien Ca⸗ pitainen und einem anderen Offizter die Epaulettes von den Ach⸗ seln, weil sie ihre Mannschaft in einem kleinen Gefecht in der Borunda im Stich gelassen hatten. Don Jose Echevaria, Bru⸗ der des Praͤsidenten der Junta von Navarra, und drei andere Spanier wurden am 6ten d. in Bavonne verhaftet, weil sie keine ordentliche Paͤsse hatten.“

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 106. 30. fin cour. 106. 55. 3proc. pr. compt. 76. 60. fin cour. 76. 80. 5oroc. Neap. pr. compt. 93. 15. fin cour. 93. 40. 5pros. Span. Rente 42 ½. Zproc. do. 27. Cortes 39 ¼. Ausg. Span. Schuld 14 ½. 2 ⁄proc. Hollaͤndische 55.

Frankfurt a. M., 15 Dez. Metak. 100 9% 991½. 4proc. 91 ½¾. 91 1 ½, 2⁄proc 53 ¾ B. 1proc. 23 ½. 23½ Bank⸗Actien 1535. 1533 Part.⸗Oblig. 139 . 139 ½ Loose zu 100 Gulden 210 ½. B. Preuß. Praͤm. Sch. 60 ½ 60. do. 4proc. Anl. 94 ½. G. Holl. 5proc. Obl. von 1832 97 ½ 97 ½¼. Peln. Loose —. 68 ½. 5proc. Span. Rente 43 ¼. 42 ¼. 3proc. do. perp 26. 25 ¼.

Oesterr. 5proc.

Redacteur Cottel.

Gedruckt bei A. W. Hayn.