von der Erde zu vertilgen. Welche Bezauberung hat wohl dies
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dem Hause 57 Eisenbahn Bills vorlaͤgen, und daß daher von den 658 Mitgliedern, aus denen das Haus bestehe, 855 zu den Eisenbahn⸗Comité's erforderlich seyn wuͤrden. (Großes Gelaͤchter.) Sir Robert Peel, welcher hierauf das Wort ergriff, sagte, die gegenwaͤrtige Diskussion sey fuͤr das Publikum von großer Wichtigkeit. In Betreff der Nichtzulassung derjenigen Mitglie⸗ der, welche Actien⸗Inhaber von Eisenbahnen seyen, zu den Co⸗ mité's, muͤsse er bekennen, daß er die voͤllige Ausschließung von Privat⸗Einfluß fuͤr unmoͤglich halte. Auch koͤnne das Parlament in Betreff der Eisenbahn⸗Bills kein anderes Verfahren beohach⸗ ten, als das fuͤr andere Privat Bills gebraͤuchliche, und er halte es daher fuͤr unzweckmaͤßig, die vorgeschlagenen Resolutionen auf die Privat⸗Bills anzuwenden. Die Resolutonen wurden indeß doch angenommen. X“
London, 2. Maͤrz. Der Koͤnig hat dem Marine⸗Capitain Henty Hart und dem General⸗Major Ch. W. Maxwell die Rit⸗ terwuͤrde verliehen.
Die Hof⸗Zeitung meldet die Ernennung des Herrn Tho⸗ mas de Grenier Fonblanque zum Britischen Konsul in Danzig.
Die vorgestrige Debatte im Unterhause uͤber die Irlaͤndische Munizipal⸗Reform⸗Bill giebt dem Globe zu folgenden Bemer⸗ kungen Anlaß: „Sir Robert Peel schlaͤgt vor, die Corporatio⸗
nen gaͤnzlich zu vernichten, die Beraubung der Corporationen in
einem Maße auszufuͤhren, das selbst jenes bei weitem uͤberschrei⸗ tet, welches, wie Sir Chs. Wetherell es den Lords vorstellte, die Minister fuͤr die Englischen Munizipalttaͤten beabsichtigt haben sollten. Der Fuͤhrer der Tories will die Freemen ihrer Rechte
berauben, ohne sich im mindesten darum zu bekuͤmmern, ob auch
urspruͤngliche darunter sind oder nicht. Er spricht den Einwoh⸗ nern aller Staͤdte Irlands schlechthin alles Recht ab, sich in die Verwaltung ihrer oͤrtlichen Angelegenheiten zu mischen. Sir R. Peel sagt in der That dem Volke, obschon er nicht die Offen⸗
herz'gkeit des Lords Stanley hatte, es woͤrtlich einzugestehen, daß,
oöbgleich eine seierliche Akte der Gesetzgebung alle Nichtbefaͤhigung wegen der Religion auf immer abgeschafft hat, obgleich persoͤn⸗
licher Werth und nicht das Religionsbekenntniß jetzt die Befaͤ⸗ hiizung fuͤr Civil⸗Aemter verleiht, der Tory⸗Ex.Premier⸗Minister,
sagen wir, verkuͤndigt dem Volke Irlands, daß es, weil es ka⸗ tholisch, ungeeignet sey, sich selbst zu verwalten, und durchaus
nicht verdiene, daß ihm die Handhabung seiner eigenen Angele⸗ genheiten anvertraut werde.“
1 Der Courier sagt: „Die Ir⸗ sändischen Corporationen sind von jeher als die Saͤulen des pro⸗
testantischen Glaubens in jenem Lande angesehen worden, und
gestern Abend schlug Sir R. Peecl vor, sie sammt und sonders
Bekehrung bewirkt? Was fuͤr ein Oberonshorn hat den nuͤch⸗ ternen Denker in solche Bewegung gebracht? Welche Koͤnigin
Mad hat die Phantasie des Baronets, dieses konservativen Weisen,
so lange gekitzelt, bis er getraͤumt, er sey ein Radikal⸗Reformer?
„Wesches abfuͤhrende Kraut hat seine geistige Sehkraft dermaßen gereinigt, daß er jetzt in den Irlaͤndischen Corporationen nichts als ein unheilvolles System erblickt?
Wie dem auch sey, der ehrenwerthe Waronet setzte sich nach gehaltenem Vortrage unter lautem Peifall von beiden Seiten des Hauses, der zwei bis drei Minuten forttoͤnte, nieder. Hierauf legte der Kanzler der Schatz⸗
Kammer die Inkonsequenz des hochgeehrten Baronets dar und
erklaͤrte, mit seinem Plan zur voͤlligen Vernichtung der protestan⸗. tischen Verfassung Irlands nichts zu schaffen haben zu wollen. zweid Stanley antwortete Herrn Rice und citirte dessen
Reiiede üuͤber Herrn O'Connells Motion wegen Aufhebung der
Union, um zu zeigen, daß, wenn man die Corporationen nicht aufhebe, man Parteikaͤmpfe in Irland erzeugen werde. Hr. Shiel setzte in einer sehr scharfen Rede das Kindische in Lord Stan⸗ ley's Benehmen und in dessen Einwuͤrfen auf das gluͤcklichste aus⸗ einander. Lord J. Russell faßte die Debatte zusammen, indem er das Haus erinnerte, daß, wenn Sir Robert's Plan durchge⸗ setzt wuͤrde, Sir Chs. Wetherell wider einen solchen groͤblichen Eingriff in die Corporations⸗Rechte vor den Schranken wuͤrde vernommen werden muͤssen. Die Bill erhielt ihre zweite Lesung ohne Widerspruch.“
Die Kommission zur Untersuchung der Carlowschen Wahl⸗ Angelegenheit kam gestern Mittag wieder zusammen und setzte das Verhoͤr des Herrn Raphael fort, welches zuerst von Sir F. Pollock und dann von dem Serjeant Wilde gefuͤhrt wurde und bis 3 Uhr dauerte. Der näͤchste Zeuge, der sodann verhoͤrt wurde, war Herr Hamilton, der vertraute Rathgeber und An⸗ walt des Herrn Raphael. Auch die Kommission zur Unter⸗ suchung der Rechtmaͤßigkeit der letzten Parlamentswahl von. Dublin, wo bekanntlich die Herren O'Connell und Ruthven gewaͤhlt worden, versammelte sich gestern ebenfalls. O Connell wohnte dem Zeugen⸗Verhoͤre bei, welches von Herrn Thesiger,
hat, geleitet wurde. Dieser vertheidigte bei Eroͤffnung der Sitzung das Verfahren, welches die Kommission im vorigen Inhre in Dublin besolgte, und das, wie er sagte, den verleum⸗ verischsten Angriffen ausgesetzt gewesen sey; wenn auch, meinte der Redner, das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied suͤr Dublin eine Maschine vorbereite, um die Kommissarien in die Luft zu sprengen, so duͤrfte leicht einer der Laͤufe zerplatzen und ihn seldst verwunden. (Gelaͤchter.) O'Connell: „O, Sie kommen auf Fieschi!“ (Gelaͤchter.) Das Verhoͤr soll morgen fortgesetzt werden.
Die Times enthaͤlt ein Schreiben, welches „de Sousa Canavarro, Lieutenant der Kavallerie“ unterzeichnet, aus Coim⸗ bra vom 10. Januar datirt und an den Prinzen Ferdinand Au⸗ gust von Sachsen⸗Koburg gerichtet ist, und in welchem dieser Prinz aufs flehentlichste gebeten wird, von seiner Vermaͤhlung mit Donna Maria abzustehen und nicht zwei Herzen unguuͤcklich zu machen, denn der Briessteller liebe die junge Koͤnigin schon seit langer Zeit und werde auch von ihr wieder geliebt; sie wuͤrde ihn auch gleich nach ihrem siegreichen Einzuge in Lissabon, zu welchem er ihr durch seine Waffenthaten behuͤlslich gewesen, mit ihrer Hand begluͤckt haben, wenn nicht der Ehrgeiz ihrer Stief⸗ mutter, der Herzogin von Braganza, die ihren Bruder habe auf den Portugiesischen Thron bringen wollen, seinem Gluͤck hinder⸗ lich gewesen waͤre; als nun der Herzog von Leuchtenberg gestor⸗ ben, da sey ihm (dem Lieutenant) ein neuer Hoffnungsstern aufgegangen, und er beschwoͤre jetzt den Prinzen Ferdinand, ver, als Sohn des Nordens, die Leidenschaft gluͤhen⸗ der Herzen des Suͤdens nicht fuͤhlen koͤnne, sich nicht von neuem seinen Aussichten in den Weg zu stellen. Die Ti⸗ mes begleitet dies Schreiben mit folgenden Bemerkungen: „Al⸗ en in London residirenden fremden Gesandten, allen unseren Ministern, mehreren anderen Staatsmaͤnnern und den meisten Zeitungen ist ein gedrucktes Exemplar von diesem Briefe zuge⸗ sandt worden. Der Name des Unterzeichneten gehoͤrt einem einfaͤltigen jungen Offizier an, der in die Koͤnigin von Portu⸗ gal verltebt ist und sich, wie Malvolio in: „Was ihr wollt“, steif und fest einbildet, daß seine Liebe erwiedert werde, weil seine
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Souverainin ihm mit gutmuͤthiger Freundlichkeit begegnet. Of⸗ fenbar aber ist dieser Brief in London (wo er auch gedruckt worden) von einem Miguelisten geschrieben, der sich betruͤgeri⸗ scher Weise des Namens jenes traurigen Edelmanns bedient hat, um der Vermaͤhlung der Koͤnigin mit dem Prinzen von Sachsen⸗Koburg Hindernisse in den Weg zu legen.“ Miederlande. Aus dem Haag, 3. Maͤrz. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der General⸗Staaten wurden wiederum folgende Gesetz⸗Entwuͤrfe uͤberreicht: 1) ein Entwurf, durch welchen die Kolonial⸗Schuld auf 140 Millionen Gulden festge⸗ setzt wird; 2) ein Entwurf wegen vollstaͤndiger Zahlung der Zinsen der National⸗Schuld fuͤr das Jahr 1836; 3) ein Ent⸗ wurf, durch welchen das Ausgabe⸗Budget fuͤr 1837 auf 38,639,789 Gulden festgesetzt wird, und ¼) ein Ent purf des auf 38,662,921 Gulden veranschlagten Einnahme⸗Budgets. Saͤmmtliche Gesetz⸗
Entwuͤrfe wurden den Sectionen zugewiesen und zum Druck vrbnort
Belgien.
Brüͤssel, 3. Maͤrz. Die Koͤnigin der Franzosen wird zum kuͤnftigen Donnerstag in Bruͤssel erwartet. — Herr Lehon ist gestern Morgen nach Paris zuruͤckgekehrt.
Vorgestern Abends kuͤndigte sich die Vorstellung des „Tar⸗ tuffe“ im Theater etwas laͤrmend an. Ehe der Vorhang auf⸗ gezogen ward, sang eine große Anzahl Personen im Parterre Schlußverse aus der „Marseillaise“ und Lieder⸗Strophen nach der Melodie der Psalmen ab. Waͤhrend des Stuͤcks ward haͤufig Beifall geklascht und gezischt; doch lief Alles bis zum Ende gut ab. Zwischen den beiden Akten des darauf folgenden Ballets ward ein auf die Buͤhne geworfener Zettel, worin die Auffuͤhrung der Suͤcke: „Voltaire bei den Kapuzinern“ und der „Jesuit“ verlangt ward, durch den Regisseur verlesen, der ant⸗ wortete, daß das erstere nicht einstudirt sey, das zweite aber bal⸗ digst gegeben werden solle.
Antwerpen, 2. Maͤrz. Gestern Abends zwischen 8 und 9 Uhr erhob sich ein von Blitz und Hagel begleiteter Orkan. Zu Merckrem wurden mehrere Schornsteine umgeworfen; Haͤu⸗ ser wurden beschaͤdigt, und man ist nicht ohne Besorgniß wegen der Deiche von Stabrouck. Die Kabel und Anker zerrissen an 4 Schiffen in unsern Bassins. Man spricht hier viel von dem Brande, der an Vord des Belgischen Schiffes „Charlotte“ auf der Rhede ven Ramckens (Vließingen) ausgebrochen und durch die Sorgfalt der Kommandanten der beiden Hollaͤndischen Kano⸗ nier⸗Schaluppen geloͤscht ward, die mit ihren Mannschaften das groͤßte Lob verdienen. Dieses Schiff war aus unserem Hafen mit Cichorie beladen nach London abgegangen. “
1InSd Kassel, 1. Maͤrz. (Frankf. Journ.) Nichts beschaͤftigt in diesem Augenblick das hiesige Publikum, welches sich fuͤr die Tages⸗Neusgkeiten interessirt, mehr, als die vorgestern in der Nacht ploͤtzlich vom Minister der Justiz und des Innern ange⸗ tretene Reize ins Ausland, als deren Bestimmungsort Bruͤssel angegeben wird.
Die vor kurzem dem hiesigen Magistrate notifizirte Ver⸗ weigerung der hoͤheren Bestaͤtigung der Wahl des Herrn Wip⸗ permann zum zweiten Vuͤrgermeister der Stadt hat, wiewohl sie nicht ganz unerwartet kam, doch bei den hiesigen Einwohnern ebenfalls Sensation gemacht.
Muͤnchen, 3. Maͤrz. Nach dem von Sr. Maj. dem Koͤ⸗ nige vor der Abreise nach Griechenland hinterlassenen Befehl soll die Otto⸗Kapelle bei Kiefersfeld, zu welcher vor zwei Jahren
am 1. Juni (dem Geburtstag des Koͤnigs Otto) der Grund⸗
stein gelegt wurde, am 1. Juni d. J. vollendet seyn. Die Ein⸗ weihung duͤrfte indessen erst am 18. Nov. (Koͤnig Otto's Na⸗ menstag) erfolgen.
Es verlautet, die verbotenen fremden Feuer⸗Assekuranz⸗ Gesellschaften wuͤrden durch ein wahrhaft nationales Institut ersetzt werden; die National⸗Bank wolle naͤmlich mit ihren uͤbri⸗ gen Geschaͤften eine solche Anstalt verbinden.
Bamberg, 29. Febr. (Wuͤrzb. Ztg.) In diesem Mo⸗ nate wurde der Magistrat und die Gemeinde⸗Bevollmaͤchtigten durch die Koͤnigl. Regierung mit der Aufforderung uͤberrascht, uͤber die Supplik eines Professors der Philosophie, welche von 243 Einwohnern heimlich unterzeichnet wurde, sich zu aͤußern, ob wirklich der vorherrschende Wunsch der Stadtbewohner sey, daß die mit großen Fonds versehene Pfarrei St. Martin, nebst der Studien⸗Anstalt einer Benediktiner⸗Congregation uͤbergeben werden solle. Die auffallenden Unwahrheiten einzelner Punkte
dem Anwalt der Partei, die gegen die besagte Wahl petitionirt der Supplik empoͤrten das Innerste der versammelten Stadt⸗
Deputirten um so mehr, als bei der ersten Untersuchung sich er⸗ gab, daß viele Uaterschriften nur auf muͤndliches Gesuch von Unberechtigten ertheilt, und daß Alle zusammen dessenungeach⸗ tet nicht ⅛ der Familienzahl von Bamberg ausmachten. Da⸗ her wurde der Vorschlag einstimmig am 20. Febr. verworfen, um so mehr, als seit der Aufhebung der Jesuiten weit mehr große Gelehrte, welche Europaͤischen Ruf erhielten, an der hie⸗ sigen Studien⸗Anstalt gebildet wurden, als in den letzten drei⸗ hundert Jahren. An der Spitze dieser Umtriebe zur Erlangung von Unterschriften stand der Sohn eines Nachtwaͤchters, Na⸗ mens Stemmerich, und der Theater⸗Kassirer Wagner, welcher sich schon durch die Wieverherstellung der Henrici⸗Prozession un⸗ vergeßlich machte.
Nuͤrnberg, 4. Maͤrz. Die gestern hier eroͤffnete Sub⸗ scription auf den der Stadt Nuͤrnberg bewilligten dritten Theil des Actien⸗Kapitals von 6 Millionen Gulden fuͤr die Anlegung einer Eisenbahn von Nuͤrnberg nach Augsburg hat das uͤber⸗ raschende Resultat dargeboten, daß schon am ersten Tage die Ein⸗ zeichnungen den doppelten Betrag der erforderlichen Summe uͤber⸗ stiegen. Die Subscription, zu der bis zum 20sten d. Frist anberaumt war, konnte bemnach schon gestern Abend ge⸗ schlossen werden. Nach Maßgabe der von den mitbetheiligten Unternehmern unterm 26. Februar erlassenen Bekanntmachung wird nunmehr die Ausgleichung der unterzeichneten Summen pro rata und in der Art vorgenommen, daß nur die Unterzeich⸗ nungen uͤber 5000 Fl. sich einer Reduction zu unterwerfen haben.
Hechingen, 27. Febr. Durch Fuͤrstliche Verordnung vom Zsten d. ist die gegenwaͤrtige Landes⸗Deputation vertagt wor⸗ den; die Landes⸗Deputations⸗Mitglieder haben sich auf die zu er⸗ folgende Einberufung wieder hier einzufinden, um sodann nach Vorbereitung der noch zu verabschiedenden Gesetz⸗Entwuͤrfe und der uͤbrigen Geschaͤfts⸗Gegenstaͤnde mit den Landtags⸗Verhand⸗ ungen bis zu deren Beendigung fortzufahren.
Karlsruhe, 2. Maͤrz. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großher⸗ zog haben den Legations⸗Secretair Freiherrn Rudolph v. Berck⸗ heim Hoͤchstihrem Bundestags⸗Gesanoͤten, Geheimen Rath v. Frie⸗ drich, beigegeben. 1
Bezuͤglich auf den Zoll⸗Vereins⸗Vertrag vom 26. Mai v 2 insbesondere den Art. 13 desselben, werden die Thorsperr⸗Gelder allenthalben, wo sie dermalen noch bestehen, vom 1. Jan. 1837 an fuͤr aufgehoben erklaͤrt und deren Erhebung von genanntem Termin an untersagt.
Frankfurt a. M., 28. Febr. (Nuͤrnb. Korresp.) Die Lebhaftigkeit des Handels ist fortwaͤhrend steigend; es treffen von Holland und uͤberhaupt rheinaufwaͤrts viele Schiffe ein; aus der Schweiz und aus Norddeutschland kommen reichbeladene Frachtwagen, und schon jetzt knuͤpfen sich wieder Handels⸗Ver⸗ bindungen mit den Gegenden an, welchen bisher Frankfurt ver, schlossen war. Ueberall werden Raͤume zur Aufnaheme von Waaren hergerichtet, und fuͤr die Messe alle noͤthigen Einrich⸗ tungen getroffen. 1 herausgegebene Zeitschrift: „Allgemeine Welt⸗Chronik“, hat zu erscheinen aufgehoͤrt. Als Ursache dieses Aufhoͤrens giebt der Verfasser Hindernisse an, die zum Theil ihren Grund in da Zeit haͤtten, und welche die obwaltenden Verhaͤltnisse nicht nßer zu bezeichnen gestatteten. Diese Anzeige hat natuͤrlich Mante neugierig gemaͤcht; der Grund soll indessen nicht in der zan sondern allein in dem Mangel an Abonnenten zu suchen seyn.
Frankfurt a. M., 1. Marz. (Kasselsche Ztg.) E. gewaͤhrt einen erfreulichen Anblick, welch' regen Umschwung auf einmal hier, seit dem erfolgten Anschlusse unserer Stadt an den Deutschen Zoll⸗Verein, der Verkehr im Handel gewinnt, welc, reges Leben sich in allen Zweigen unserer buͤrgerlichen Betriet⸗ samkeit entwickelt, wie sich sowohl dem unternehmenden Kauf⸗ mann und Fabrikanten, als auch dem armen, seit vielen Jahtm hier brach gelegenen Kaͤrcher und Packer eine erfreulichere Au⸗ sicht in die Zukunft eroͤffnet! Hoch beladene Guͤterwagen fahm nach allen Richtungen ab und zu; nach den noch frei stehenda Lokalitaͤten, nach Laͤden, Waaren⸗Gewoͤlben u. s. w., ist ungemen starke Nachfrage, und die Preise derselben steigen immer hoͤha. Alle hiesigen Wein⸗, Leder⸗ und Manufaktur⸗Handlungen, wellce den Verhaͤltnissen der Zeit sich fuͤgen mußten, und gezwunze worden waren, in dem benachbaren Offenbach Waarenlager u errichten, haben diese bereits alle schon aufgehoben, und mme etwa acht Tagen glich die Chaussée von Offenbach bis hierher einer ununterbrochenen, hochbeladenen Wagenkette; ein Frach wagen folgte den anderen, und wahrlich, nicht mit Schaden⸗ freude, eher mit Wehmuth, blickte der Frankfurter Kaufmam nach jenem Nachbarstaͤdtchen zuruͤck, das durch die Rivalitaͤt, mi welcher es als Meßplatz mit Frankfurt in die Schranken tra— ihm zwar viele Unbequemlichkeiten bereitet, dagegen ihm aber auch gewiß keine Verluste zugezogen hatte, das heißt demjenigen Kaufmann, welcher in Offenbach ein Lager unterhielt. Das let tere aber geschoeh von der Mehrzahl der hiesigen Großhaͤndler Die Frankfurter⸗Straße in Offenbach steht nun verlassen; ale Handlungs⸗Firmen, welche die Haͤuser dieser Handelsstraße seit her uͤber und uͤber bedickten, sind verschwunden, die Gewoͤlbe geraͤumt. Selbst Viehstaͤlle waren in den letzten Messen daselbst zu Gewoͤlben von Fabrikanten benutzt worden, und man erzaͤhle sich, daß ein Leinwand⸗Haͤndler, aus Mangel an passender Loka
litaͤt, genoͤthigt worden war, zu seinem Lagerplatz einen Hunde Solche Beschraͤnkungen und Verlegenheiten
stall einzunehmen. 2 fallen nun hier in Frankfurt natuͤrlich nicht vor, obschon eine große Auswahl von vakanten Lokalitaͤten nicht vorhanden ist. Es duͤrfte selbst mit dem Beginne der naͤchsten Messe, die jedenfall stark besucht werden wird, ebenfalls Mangel an Lokalitaͤten ein⸗ treten. Auch in den hier bestehenden Fabriken entwickelt sich, seit dem erfolgten Anschluß, ein ganz besonderer Eifer und w⸗ benswerthe Thaͤtigkeit; eine vor kurzem erst etablirte Bronze⸗Fa⸗ brik liefert davon glaͤnzende Resultate.
— — Frankfurt a. M., 5. Maͤrz. Wir hatten am letzten Montag (20. Febr.) Monats⸗Liquidation; sie ist im Ganzen befrie⸗ digend ausgefallen. Saͤmmtliche courante Fonds blieben bis zur Lieferungsstunde gesucht; es fanden sich besonders bereite Nehmae pr. Comptant fuͤr Integralen, Bank⸗Actien und Metalliques, worgt theils feste Geld⸗Anlagen gemacht, theils auswartige Auftraͤge vol— zogen wurden. Auch waren mehrere Spekulanten aufs Fallen ge⸗ noͤthigt, ihre Zusagen zu decken, Am Schlusse der Bbrse blicku jedoch Integralen etwas flaucr. Die Variationen der Haupt⸗Effk⸗ tensorten waren im Monat Februar sehr unbedeutend; Oesterreicht sche Metalliques besserten sich vom 1. bis zum 29. Februar kaum um ½¼ pCt., Actien wichen um 6 Fl. pr. Stuüͤck, 500 Fl.⸗Loose von 115 auf 114 ½. Die Polnischen 500 Fl.⸗Loose gingen von 8u auf 83 % zuruͤck. In Spanischen Fonds war die Aenderung an- merklichsten; ste fielen im Laufe des Monats von 49 auf 463⁄8. Die 2 ½prec. Hollaͤndischen Integralen hoben sich dagegen von 55 auj 55 ⁄3. Mit Beginn des neuen Monats erwachte die Kauflust in ver⸗ staͤrktem Maße; es fanden sich willige Nehmer fuͤr alle Arten Oestir⸗ reichischer und Hollaͤndischer Fonds, sowohl pr. Kassa als auf Lic ferung, zumal da ein hiesiges tonangebendes Banquterhaus anseht⸗ liche Einkaͤufe, vornehmlich in Integralen, machen ließ. Es wul⸗ den in diesem Papier bedeutende Posten umgesetzt. Auch fuͤr Me⸗ talliques fanden sich viele Rehmer; die 4vroc. wurden, aus Manga an Stuͤcken, bis zu 100 bezahlt. Die Frage nach unverzinslichn Effekten, fo wie die nach Spanischen Papieren, laͤßt auffallend nach gfe Rotirung beweist dies am besten; waͤhrend alle uͤbrige Fond⸗ im Laufe der heute zu Ende gehenden Woche besser gingen, sind i Lotterie⸗Effekten, so wie die Piaster, theils gefaͤllen, theils bei sih geringem Umsatz stationair im Conrs geblieben. Am meisten ausge boten waren Polnische 500 Fl.⸗Loose, weil sokche von Berlin nie driger notirt kamen, und Ardoins, die in Folge der zweideutige Nachrichten aus Madrid zu weichenden Preisen zu haben warqn Fuͤr Hollaͤndische 4 ½ und 3 2 proc. Syndikats war die Specula⸗ tionslust lebendia; beide Sorten stiegen daher um ½ „Ct. Oesterreichische Metallignes hoben sich nicht uͤber 76 ½. In d Esterbazyschen 40 Fl. Loosen wurde Einiges zu 40 % nach der r scheinung gemacht. Im Wechselgeschaͤft war es lebhaft. Die mij sten Devisen hielten sich gesucht, besonders die auf Amsterdam, N⸗ ris und Hamburg k. S. Der Diskonto blieb unveraͤndert; gunte Briefe waren zu 3 ½ pCt. gern zu placiren. — Nach schrift. Heute am Sonnabend, gingen die Hollaͤndischen Fonds, auf niedrigere Am⸗ sterdamer Rotirung, auch hier etwas zuruͤck. Ardoins waren be liebter und steigend. In Oesterreichischen Pepieren blieb der um. sat beschraͤnkt. Letzte Course waren: 5procMetalliques 108% Aproc. Metalliques 997 1%, Bank⸗Actien 1643, Integralen 55 110 zproc. Spanische 46 ¼.
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Wien, 2. Maͤrz. (Deutsch. Cour.) Die Kroͤnung un seres allverehrten Kaͤisers Ferdinand als Koͤnig von Boͤhma wird im September stattfinden. Der Kaiser wird, wie mar jetzt schon vernimmt, nur in kleinen Tagereisen nach Prag 1 hier aus reisen, um seinen Unterthanen uͤberall die Freude goͤnnen, was den Monarchen nur noch populairer machen thn Ueberhaupt ist es ein hervorstechender Zug unserer Fuͤrsten, g geradem Wege Popularitaͤt im wahrsten Sinne des Worts erlangen. Die Reise des Kaisers von Wien nach Prag dües mithin mehrere Wochen dauern. Graf Collowrat wird, ig man wissen will, Ihre Majestaͤten begleiten. Dagegen dürg der Fuͤrst Staats⸗Kanzler einige Tage vor der Abreise der 1 lerhoͤchsten Herrschaften einen Ausflug nach dem Rhein antten und das Gut Johannisberg besuchen. Doch wird der Aufe
Die von C. Strahlheim seit 4 Jahren hie
halt des Fuͤrsten von Metternich daselbst nur ganz kurz seyn, da Se. Durchlaucht natuͤrlich fruͤh genug in Boͤhmen vor der Kroͤnung noch einzutreffen gedenken.
Es soll sich unter Leitung des hiesigen Handelshauses Ben⸗ venuti eine Gesellschaft bilden, welche eine Eisenbahn zwischen Wien und Triest anzulegen beabsichtigt. Auch zur Anlegung einer Eisenbahn zwischen Raab und Pesth, die spaͤter tiefer nach Ungarn fortgesetzt werden koͤnnte, gedenkt hi ine Aett Gesellschaft zusammenzutreten.
Schweiz.
Bern, 28. Febr. Hinsichtlich der am 20. Febr. erfolgten Annahme der Badener Konferenz⸗Artikel durch den Berner Greßrath wird nachtraͤglich bemerkt, daß bloß die Zwangsmaß⸗ regeln gegen Geistliche, welche die Einsegnung gemischter Ehen verweigern, weggelassen wurden.
Das Budget des Kantons Bern fuͤr 1836 schlaͤgt die Ein⸗ nehmen auf 2,6/18,768, die ordentlichen Ausgaben auf 2,183,862 Fr. an. Der Ueberschuß soll auf Bauten verwendet werden.
Der kleine Rath in St. Gallen hat beschlossen, den Glie⸗ dern des Kapuziner⸗Ordens, welche sich der neuen Verordnung uͤber die Pruͤfung derselben nicht unterwerfen, den Aufenthalt in Kantone zu untersagen. 1
Nach der St. Galler Zeitung soll, nachdem Herr von Blaarer Basel⸗Landschaft seit einiger Zeit verlassen, nun auch
err Gutzwiller das Gleiche beabsichtigen, so daß der junge Halb⸗ Kanton von zweien seiner Hauptgruͤnder verlassen wuͤrde.
Zuͤrich, 28. Febr. Mit großer Mehrheit (circa 50 gegen 5) schloz sich der große Stadtrath dem Antrage des kleinen Stadt⸗ taths an, fuͤr Erhaltung und Hebung der Kantonal⸗Lehranstalten in ihrem jetzigen Sitz dem Staate jaͤhrlich 20,000 Fr. anzubie⸗ ten. Eine Ansicht, daß auch 16,000 Fr. genuͤgen moͤchten, fand keinen Anklang. Der große Stadtrath beschloß ferner einmuͤthig, dem Prof. Rettig das Buͤrgerrecht zu schenken.
Unterwalden, 27. Febr. In Lungern sind bis jetzt acht
aͤuser verlassen worden, eines uͤberstuͤrzte, und mehrere Heigaden mußten abgetragen werden. Die Kirche indessen steht noch, ist aber geaͤumt. Der Spiegel des Sees hat sich bereits um 12 Klafter 1 Elle gesenkt, und zwei Drittheil seiner Breite sind verschwunden.
Genf, 28. Febr. In der Sitzung des Revraͤsentanten⸗ raths vom 26sten wurde der gaͤnzliche Thorschluß fuͤr die Nacht abgeschafft, so daß nun wohl Basel bald die einzige Stadt in der Schweiz seyn wird, welche diese unnuͤtze und fuͤr die eigenen Einwohner wie fuͤr die Reisende gleich lastige allnaͤchtliche Ab⸗
sperrung noch fortdauern laͤßt.
Spanlen.
Die Auotidienne giebt nachstehendes Privat⸗Schreiben aus Madrid vom 23. Februar: „Das famoͤse Dekret in Be⸗ treff des Verkaufs der National⸗Guͤter ist endlich erschienen, und mit ihm beginnen die Folgen des so unvorsichtig von den Cor⸗ tes bewilligten Vertrauens Votums sich fuͤhlbar zu machen. In dem Votum der Prokuradoren war zwar festgesetzt, daß von den National⸗Guͤtern nichts veraͤußert werden duͤrfe; allein nach dem Raube kommt die Pluͤnderunz, es kann nicht anders seyn, und obgleich Herr Mendizabal uns in der Einleitung zu dem Dekret ganz ernstlich versichert, daß der Verkauf nur zum groͤßten Vortheil des Handels und Ackerbaues statthaben werde, so ist es doch leicht einzusehen, daß dies die letzte Huͤlfs⸗ zuelle einer Regierung ist, der es an allen Mitteln fehlt. Da man nirgends mehr in Europa eine Anleihe machen kann, so verpfaͤndet man, um sich ein paar Thaler zu verschaffen, die
Guͤter, welche man den Geistlichen geraubt hat, und diejenigen,
welche dem Staate noch uͤbrig geblieben sind. Viel mehr als ein paa- Thaler werden diese Verkaͤufe auf lange Termine nicht einbringen, da man nur das bischen Zinsen davon ziehen wird; aber es ist dies unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden das einzige Mittel, um, ich will nicht sagen, Kaͤufer, sondern Darleiher auf unter so mißlichen Umstaͤnden erworbene Gäüͤter zu finden.“
— Die Times theist folgendes Privatschreiben aus Santan⸗ der vom 22. Februar mt: „Die uͤble Witterung dauert in dem Maße fort, daß die Englische Legion in ihren Bewegungen ganz gehemmt ist und es bis zu besserem Fruͤhlingswetter bleiben wird. Nach Berichten aus Veittoria hatten 2000 Englaͤnder nach Balmaseda ausbrechen sollen, um es den Karlisten wieder zu entreißen; es kam aber Gegenbefehl, weil Espartero den von den Karlisten verlassenen Platz schon wieder besetzt hatte. (?) Die
Englaͤnder, die schon bis La Pueblagekommen waren, kehrten nun wie⸗
der nach Vittoriazuruͤck, in und bei welcher Stadt das Gros der Legion steht; nur 1000 Englaͤnber stehen noch in Trevino, um die Befestigung dieses Platzes zu beendigen. Es ist beschlossen worden, die 5 Englischen Brigaden auf 3 zu vermindern, eine Maßregel, welche die Zahl der Soldaten der Legion nicht vermindert, aber die Ent⸗ lassung vieler Offiziere zur Folge haben wird. Der Effektiv⸗Be⸗ stand der Legion im gegenwaͤrtigen Augenblick ist zwischen 4 und 5000 Mann; da die Krankheiten und das schlechte Wetter ab⸗ nehmen, so wird sie im kuͤnftigen Monat auf 6000 Mann gebracht werden koͤnnen. Mehrere 1000 neuausgehobener Spanier sind, theils auf Dampfboͤten von Corunꝛ, theils von den benachbarten Provinzen hier durchgekommen. Faͤr sie hat das Dampfboot „Isabella II.“ von Bordeaux 30,000 Uniformen gebracht und wird die Reise nochmals dahin machen, um abermals 30,000 Stuͤck zu bringen. Die Rekruten sind fast alle sehr jung und sehr klein, weit un⸗ ter dem Englischen Maße. Sie sind indessen kraͤftig gebaut und eignen sich besser fuͤr den muͤhevollen Gebirgskrieg, als Leute von groͤßerem Wuchse. Die Spanier versichern, daß binnen sechs Wochen 40 bis 45,000 Mann dieser neuen Truppen im Felde seyn wuͤrden.“
Tö1ö111q v Konstantinopel, 10. Februar. (Al(g. Ztg.) Die Flotte, wovon im Laufe der vorigen Woche wieder einige in den Dar⸗ danellen stationirt gedliebene Schiffe im hiesigen Hafen eingelau⸗ fen sind, wird in Bereitschaft gesetzt, jeden Augenbeick abermals unter Segel gehen zu koͤnnen. Man kennt den Zweck dieser neuen Ruͤstung nicht, da sie indessen unmittelbar nach der Ruͤck⸗ kehr der Englischen Korvette, welche den bekannten Ferman we⸗ en des Syrischen Monopol⸗Systems Mehmed Ali's nach lexandrien uͤberbracht hatte, angeordnet worden ist, und zu gleicher Zeit die diplomatischen Verhandlungen neue Lebhaftig⸗ keit gewannen, so vermuthet man, daß die Antwort Mehmed li's nicht so guͤnstig, wie man bicher glaubte, sondern auswei⸗ chend oder verneinend gelautet habe. Wegen der Raͤumung ilistria's soll jetzt ebenfalls neuerdings unterhandelt werden, und man sagt, England und Frankreich wollen der Pforte die bieten, damit sie ihre Verdindlichkeiten gegen Rußland ollends erfuͤllen und damit jene Raͤumung herbeifuͤhren koͤnne. Kons⸗. Die Times enthaͤlt in einer Privat⸗Korrespondenz aus stantinopel vom 4. Februar Folgendes: „Die Pforte
Hauptstadt an und wurde vor den Seriasker gebracht.
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wurde seit einiger Zeit von allen Seiten her mit der Nachricht erschrackt, daß ein Individuum, welches sich Atik Ali Pascha nennt, Kappadozien, Paphlagenien und Armenien durchziehe und auf einen vorgezeigten Ferman Truppen und Steuern sammle. Die Beschreibungen, die man von ihm ge⸗ macht, verwirrten den Divan vollends. Man berichtete, es sey ein Mann von ausgebreiteter Gelehrsamkeit, sehr fromm, sey mit aslen ausgezeichneten Personen in Konstanti⸗ nopel bekannt und in die tiefsten Staats⸗Geheimnisse eingeweiht. Man fuͤgte noch hinzu, daß er neben seiner Deco⸗ ration als Pascha noch den Nisam⸗Istikar⸗Orden erster Klasse und einen prachtvollen Diamant⸗Oeden vom Seriasker truͤge. Der Schrecken wurde noch durch den Bericht vergroͤßert, daß der „große Unbekannte“ schon an der Spitze einer imposanten Armee staͤnde, die durch Freiwillige stuͤndlich anschwille. Nun sandte man den Obersten Fazli Bey, einen Mann, der das Ver⸗ trauen des Sultans und der Offiziere besaß, nach den bedrohten Provinzen, um sich uͤber den Gefuͤrchteten zu erkundigen und wo moͤglich ihn zu verhaften. Zu Tschorum angekommen, hoͤrte er, daß Ali Pascha vor wenigen Tagen in dieser Stadt war. Der Gouverneur erklaͤrte sich bereit, den Abgesandten des Sul⸗ tans zu unterstuͤtzen, rieth aber, durch List die Verhaftnehmung des Betruͤgers zu versuchen, weil es durch offene Gewalt un⸗ moͤglich seyn wuͤrde. Man kam uͤberein, daß der Gouverneur, von welchem Ali Pascha nichts fuͤrchtete, diesen auf den Abend des Ramazan zu sich einlade. Ali erschien ohne Bedenken. Beim Mahle ging Alles vortrefflich, und die zehnte Stunde war schon voruͤber, als es dem Geast erst einfitäl, sich zuruͤckzuziehen. Doch die dringenden Bitten seines Wirthes vermochten ihn, ein Bett hier anzunehmen, sein zahlreiches Gefolge aber aus Mangel an Platz nach Hause zu schicken. Wer beschreibt sein Schrecken, als er aus dem ersten Schlummer erwachte und sich in Fesseln und den Abgesandten des Sultans vor sich sah, der mit gezuͤcktem Schwerdt und mit donnernder Stimme ihm das seiner wartende Schicksal anzeigte. Nach 5 Tagen kam er 1 18 Dise ser brach beim Anblick des Gefangenen in einen lauten Schrei des Schreckens aus, denn der Mann war der heilige Derwisch, der seit 14 Jahren sein bestaͤndiger Hausgenosse, der schuͤtzende En⸗ gel seines Palastes gewesen war. Der Ruf der Heiligkeit dieses Mannes war so groß, daß der Sultan selbst ihn oft besuchte, um seinen Segen zu empfangen. Der Scheinheilige verstand es so wohl, die Leichtglaͤubigkeit der Glaͤubigen zu benutzen, daß er in wenigen Jahren einer der reichsten Maͤnner des Reiches war. Vor einigen Monaten ersuchte er, wahrscheinlich der strengen Lebensart seines Standes muͤde, den Sul⸗ tan um die Erlaubniß, nach Mekka zu pilgern, aber er unternahm nach erhaltener Erlaubniß eine ganz andere Pilgerfahrt. Aus Furcht vor den Ulemas, zu deren Stand er gehoͤrt, wagte der Sultan nicht, ihn mit dem Strange zu be⸗ strafen, sondern verurtheilte ihn zur lebenslaͤnglichen Galeeren⸗ Strafe. Er gestand, daß er die Insignien des Paschas von Said gestohlen habe, und daß er sich eines falschen Siegels des Seriaskers bedient habe, um bedeutende Summen sowohl in Konstantinopel als in den Provinzen zu erpressen. Die 17 Gefangenen, die Tahir Pascha von Samos hier⸗ hergebracht hat, sind in Freiheit gesetzt worden. Nach Angabe der Griechen geschah dies nicht in Folge ihrer entdeckten Un⸗ schuld, sondern auf energische Vorstellungen des Russischen und Franzoͤsischen Gesandten. Ich hoͤre, die Pforte hat ihnen er⸗ laubt, nach Hause zu gehen, wenn sie Buͤrgschaft geben wollen, sich nicht wieder der Autoritaͤt des Gouverneurs zu widersetzen. Der Bischof zu Samos starb vor kurzem ploͤtzlich mitten in der Ausuͤbung des Gottesdienstes. Die Einwohner der Insel haben den Sultan gebeten, daß ihnen erlaubt werde, kuͤnftig den Bischof aus der Mitte ihrer Geistlichkeit zu waͤhlen, und daß er nicht wie bisher vom Patriarchen ernannt werde, der die Stelle ge⸗ woͤhnlich an die Meistbietenden verkauft. Nach einem Schrei⸗ ben vom 30. Dez. sind die zwei Dampfboͤte auf dem Euphrat unter Oberst Chesney im Gange. Die unglaublichen koͤrperli⸗ chen und geistigen Anstrengungen, welche der Oberst, besonders wegen der ihm in den Weg gelegten offenen und geheimen Hin⸗ dernisse von Seiten Ibrahim Pascha's, machen mußte, haben seine Gesundheit so sehr zerstoͤrt, daß zu befuͤrchten steht, der ausgezeichnete Offizier werde als Opfer seines Eifers fuͤr das Wohl seines Vaterlandes fallen, wenn er nicht bald zuruͤckgeru⸗ fen wird. Ibraham war damals in Antiochien, wo er sich jetzt einen herrlichen Palast an den Ufern des Orontes baut. Man sagt, er gebe sich gar keine Muͤhe, seinen Verdruß uͤber die Erfolglosigkeit seiner Bemuͤhungen zu verber⸗ gen, durch welche er die Euphrat⸗Expedition vereiteln wollte. Neulich fragte er einen Engloͤnder, warum man mit so unge⸗ heuren Kosten die Boͤte zu Land uͤber hohe und unwegsame Berge befoͤrdert habe, statt sie durch den Persischen Meerbusen gehen zu lassen, und als dieser nichts darauf zu antworten wußte, sagte Ibrahim: „ „Ich will Ihnen sagen, warum. Die Eng⸗ laͤnder wollten nur bei dieser Geiegenheit untersuchen, ob eine E Artillerie und Gepaͤck diesen Weg wohl machen ann.
Gdiechenland.
Athen, 13. Jan. In Folge der rauhen Winter⸗Witterung, die vom 3. Januar an eine Woche anhielt, hat sich Se. Maj. der Koͤnig Otto eine Erkaͤltung zugezogen, welche in ein Fieber und darauf in die Masern uͤbergeschlagen; indeß ist der Koͤnig nach den letzten Bulletins fast ganz wieder hergestellt, und duͤrfte in einigen Tagen wieder auegehen. Graf Armansperg ist noch sehr leidend, und wird, um seine Genesung zu beschleunigen, eine Wohnung in dem gesuͤnderen Theile der Stadt beziehen. In⸗ zwischen ist der Kabinetsrath Frey durch eine vor etlichen Tagen erschienene Koͤnigliche Ordre interimistisch mit der Signatur des Staats⸗Kanzlers beauftragt worden. Doch meldet der gestrige Sotir, daß der Graf seine Geschaͤfte wieder uͤbernommen.
In Folge der neulich erwaͤhnten Erlaubniß sollen sich schon viele Deutsche Militairs zum Austritt gemeldet haben. Die Blaͤtter aͤußern den Wunsch, daß die Regierung suchen moͤge, sie zu bewegen, sich als Handwerker oder Ackerbauer in Grlechen⸗ land niederzulassen.
— Die Allgemeine Zelitung schreibt aus Athen: „Mit Staunen und Unwillen hat hier Jedermann die luͤgenhaften Be⸗ richte uͤber Griechenland gelesen, deren muthmaßliche Schmiede wir gleich andeuten werden, zu deren Vertrieb aber, damit sie durch eine sonst ehrenwerthe Firma mehr Kredit erlangten, das Journal des Döbats sich hergegeben hat, und die aus ihm in fast alle Blaͤtter Europa's uͤbergegangen sind. In jenen Be⸗ richten schwimmt Athen in Bluͤt, und Koͤnig und Regierung haben sich, wie weiland Themistokles und die Athener vor den Horden des erxes, auf die 8b- gefluͤchtet; waͤhrend hier die Koͤnige von Griechenland und Bayern bald einzeln, bald zusammen, im schlichten Civilkleide und ohne alle Begleitung,
Stadt und Umgegend zu allen Tageszeiten zu Fuß durchstrei⸗ fen, ohne zu ahnen, daß gleichzeitig in den Pariser Salons der Sturm des Aufruhrs um sie tobt, und Dolche und Kugein ihr Leben bebrohen! — In jenen Berichten ist der Gra v. Armansperg aͤrger verhaßt im Lande, als weiland Capodistrias er ist der Grundquell alles Uebels, der Ruin Griechenlands; waͤhrend die hiesigen Blaͤtter, sonst wahrlich nicht schonend in ihrer Opposition, schon vor fast zwei Monaten sich wiederholt dahin aussprachen, daß der Graf an der Spitze der Geschaͤft bleiben muͤsse, dessen letzte Maßregeln namentlich (Phalanx und Staatsrath) auch die letzten widerstrebenden Gegner mit ihm ausgesoͤhnt! In jenen Berichten endlich ist kein Heil und keine Rettung fuͤr Hellas zu hoffen, als wenn der große Kolettis, der General Kolettis, als wenn dieser, sage ich, von dem reumuͤthi⸗ gen Koͤnige zuruͤckgerufen, und ihm das Staats, Ruder uͤbergeben werde, waͤhrend Kolettis hier zu den fast verschollenen Namen gehoͤrt, und gerade durch seine Abreise sich am deutlichsten gezeig hat, wie klein und unbedeutend das war, was man fruͤher fuͤr seine Partei gehalten. Diese letzte Wendung der Aufsaͤtze des Jour nal des Déebats laͤßt aber gluͤcklicher Weise uͤber die Quelle der selben fast keinen Zweifel, und es ist zu erwarten, wie die Re gierung sich dabei benehmen wird. Auffallend bei der Sache ist üͤbrigens, daß die Griechischen Gesandtschaften nicht schneller mi einer Widerlegung bei der Hand waren, und die große Verbrei tung und der Glaube, welchen jene Geschichtchen gefunden, be weist, wie langsam, schlecht und ungeregelt unsere Verbindunge mit Europa noch sind. Ginge woͤchentlich ein Dampfboot in vier Tagen von Korinth nach Triest, so koͤnnten solche Ding nicht mehr gewagt werden. Das Journal des Débats, desse Absichten gewiß die besten sind, hat sich in diesem Falle arg hin ters Licht fuͤhren lassen.
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Berlin, 8. Maͤrz. Meme!, die noͤrdlichste Stadt der Preu⸗ ßischen Monarchie, an der Muͤndung der Dange in die Ostse und an dem Tief, welches das Kurische Haff mit der Ostsee ver bindet, liegt bekanntlich in einer sandigen Gegend, welche in aͤ tern Zeiten mit bedeutenden Waldungen bedeckt war. Da noͤrdlich und nordoͤstlich von der Stadt gelegene Terrain war nachdem die laͤngs dem Seestrande befindlich gewesenen Wa dungen in den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts ab gehoͤlzt waren, nach und nach versandet, so daß sich dort eine große Sandflaͤche gebildet hatte, deren bewegliche Substanz bei westlichem Winde die ganze hinterliegende fruchtbare Landschaft zu uͤberschwemmen und zur Wuͤste zu machen drohte, waͤhrend dieselbe bei oͤstlichen Winden den Memeler Hafen und die Fahr von der See in das Haff gefaͤhrdete. Diesem gefaͤhrlichen Uebel abzuhelfen, war der Magistrat bald nach Einfuͤhrung der Staͤdte⸗ Ordnung im Jahre 1809 bedacht. Es ward demselben auch mittelst Al⸗ lerhoͤchster Kabinets⸗Ordre vom 10. Mai 1809 eine Flaͤche von zehn Hufen 7 Morgen 285 Quadrat⸗Ruthen Kullmisch Koͤnigliche Sandlaͤndereien, nordoͤstlich von der Stadt gelegen, zur Festle⸗ gung geschenkt, welche nach und nach einen so guͤnstigen Fort⸗ gang gehabt hat, daß die gedachte Flaͤche gedeckt, befestigt und be⸗ pflanzt ist. So zweckmaͤßig und heilsam diese Pflanzungen der Stadt aber auch waren, so war dadurch dem Uebel der weitern Versandung des groͤßten Theils der weiter noͤrdlich gelegenen Gegend, so wie der Versandung des Hafens und des Seegatts noch immer nicht abgeholfen, indem die bedeutende Flaͤche, welche sich von der Stadt laͤngs der See nach dem Leuchtthurme hin, westlich von der staͤdtischen Plantage erstreckt, noch ganz aus flie⸗ gendem Sande bestand. Die Kaufmannschaft, auf diesen Uebel⸗ stand aufmerksam geworden, beschloß demnach im Jahre 1818, die Strecke von dem Ballastplatze bis zum Leuchtthurme zu be⸗ pflanzen, und auf ihren Antrag wurde ihr das am Strande 1 ½ Meilen noͤrdlich von der Stadt gelegene, unter dem Namen: „die Hollaͤndische Muͤtze“ als Seemarke bekannte Waͤld⸗ chen uͤbergeben. Die erste Pflanzung der Kaufmann⸗ schaft vom Ballastplatze bis zum Leuchtthurme, welche 62 Morgen 40 Quadrat⸗Ruthen Preuß. enthaͤlt, ward im Jahre 1818 angefangen, und ist durch bestaͤndige Nach⸗ pflanzungen jetzt an allen Stellen so vollkommen festgemacht, daß von Flugsand hier keine Spur mehr zu sehen ist. Als im August 1822 das Vorsteher⸗Amt der Kaufmannschaft in Memel constituirt ward, fing der Ober⸗Vorsteher desselben, Kommerzien⸗ rath Klempow an, das zu jenem Waͤldchen gehoͤrige Land zu be⸗ saamen und zu bepflanzen. Seiner unermuͤdlichen Thaͤtigkeit verdanken die Pflanzungen um Memel ein ungewoͤhnlich rasches und erfreuliches Gedeihen, und aus Folgendem ist zu entnehmen, in welchem bedeutenden Umfange die Sandsteppen in Planta⸗ gen umgewandelt worden sind. Es wurden im Herbste 1830 und Fruͤhjahre 1831 120 Morgen 160 Auadratruthen, im Fruͤh⸗ jahr 1832 80 Morgen, im Herbͤst 1832 und Fruͤhjahr 1833 180 Morgen 20 Quadratruthen, also vom Herbste 1830 bis zum Fruͤhjahr 1833 381 Morgen bepflanzt und besaamt. Von dem Leuchtthurme aus ward in dem Jahre 1831 die Pflanzung eben⸗ falls erweitert und im Herbste 1832 und Fruͤhjahre 1833 so weit ausgedehnt, daß dieselbe mit der Pflanzung des gedachten Waͤld⸗ chens in Verbindung gesetzt ward, indem 261 Morgen 10 Aua⸗ dratruthen bepflanzt und besaͤet wurden, so daß auf der ganzen Linie vom Ballastplatze bis zur Graͤnze des Dorfes Karkelbeck, durch des ꝛc. Klempow Bemuͤhungen nicht weniger als 738 Morgen bepflanzt und besaamt wurden. In dem Jahre 1834 ist man hier mit gleichem Eifer thaͤtig gewesen. Die Pflanzung ist durch 63,960 verschiedene Baumstaͤmme, und durch 1100 Pfd. Baumsaamen so vervollstaͤndigt und bereichert worden, daß sie nun schon in sich selbst die Mittel hat, sich uͤber die ganze Flaͤche des zu bepflanzenden Sandlandes auszubreiten, indem die Baͤumchen da, wo sie zu dicht aufgegangen sind, entnommen und auf die noch kahlen Stellen versetzt werden koͤnnen. Im Jahre 1835 ist diese Pflanzung ferner durch 37,180 verschiedene Baumstaͤmme und das Auesstreuen verschiedener Saamen ver⸗ mehrt worden. Nicht minder als auf der sogenannten Nord⸗ seite war der Flugsand auch auf der Suͤdseite der Stadt von der Kurischen Naͤhrung her verderblich, indem die westlichen Winde, welche bei Memel die herrschenden sind, ganze Sand⸗ berge in den Hafen und in die Fahrt ttieben. Es wurden da⸗ her in der Naͤhe des Sandkruges auf der Naͤhrungsspitze nicht weniger als 3164 ½ Schock Erlen⸗, Ebereschen⸗, Birken⸗, Pap⸗ peln- und Weidenstaͤmmchen ausgepflanzt und an 200 Pfund Fichten⸗, Ellern⸗ und Birken⸗Saamen ausgesaͤet, und außer die⸗ sen große Quantitaͤten Klee⸗- und Gras⸗Saͤmereien ausgestreut. Auch diese Versuche sind befriedigend ausgefallen und es ist so⸗ nach Hoffnung vorhanden, daß es gelingen werde, die unendli⸗ chen Schwierigkeiten, welche der Flugsand bereitet, ganz zu uͤber⸗ winden, das Sand⸗Meer zu beruhigen und fest zu machen und die Naͤhrung mit Baͤumen und Gestraͤuchen zu bedecken, so daß auch von dorther eine Versandung des Memelschen Ha⸗ fens und See⸗Gatts nicht mehr zu befuͤrchten seyn wird.