In der That beruht die Wirkung des trefflichen Gedichtes gerade guf diesem mit vieler Kunst nur angedeuteten Zusammenhange; der Maler dagegen stellte in der Fee den bestimmten Willen des Ver⸗ nichtens und nicht minder auch den Untergang selbst dar. Der Dich⸗ rer ferner konnte die sehr kontrastirenden Stimmungen aus einander halten und ihre Vermittlung dem Gemuͤth anheimstellen; der Ma⸗ ler aber, dem nur Ein Moment gegeben ist, konnte dies nicht, ja er verlor durch die unmittelbare Frammenstellung. sogar die noͤthige Einheit der Stimmung fuͤr sein Bild: und dieser Zwiespalt ergab auch fuͤr den Ausdruck im Kopf der Fec eine befondere Schwierig⸗ keit, denn die Schoͤnheit, die man sich schwerlich ohne Liebreiz den⸗ ken kann, sollte hier zugleich als unbold dargestellt wer⸗ den. Ueberhaupt haben die romantischen Sagen oft ein so zartes Wesen, daß sie die volle Gegenstaͤndlichkeit der Malerei nicht einmal vertragen, und sie haben wiederum eine so unmettelbare und kraͤftige Sprache zur Phantasie, daß sie durch malerische Dar⸗ stellung nichts gewinnen koͤnnen. Ja, sie koͤnnen unter Umstäͤnden derselben ganz unzugaͤnglich werden; was der Poesite das Eiufachste und Natuͤrlichste in, kann faͤr den Maler innerhalb der Schranken seiner Kunst unbestegbare Schwierigkeiten hervorrufen. Falls wir nicht irren, so findet der Fall bier statt; denn wenn es der Phan⸗ tasie ein Leichtes ist, sich die Fee ohben auf der Hoͤbe des Felsen und die Schiffer unten im Grunde scheiternd zu denken, so 8 dies fuͤr den Maler nicht darzustellen, vorausgesetzt naͤmlich, daß er uns die Figuren nah und im Vorgrunde zeigen und nicht etwa Beides in die Ferne versetzen will, wo erst der gaͤnze Abhang des Felsen uͤbersicht⸗ lich werden koͤnnte. Der Kuͤnstler wußte sich auch in der That nur durch eine starke Verleugnung der Perspektive zu helfen, die aber wohl unter keinem Vorwande zu den erlaubten gehoͤrt, weil sie den Beschauer durchaus irre macht und die Wirkung des Bildes nicht wenig stoͤrt. Der Annahme des Horizonts nach, muß man sich den Luyrlei⸗Felsen hoch denken, aber die scheiternden Figuren sind so gezeichnet, daß man sie ganz nahe der Fee glauben sollte; sie sind gemalt wie ganz nahe, und doch ist zuglesich die Stelle des Wasserspiegels, wo der Kahn sich befindet, noch fern; es ist hier ein offenbarer Widerspruch zwischen der Perspektive und der Groͤße der Figuren, so wie ihrer detaillirten Ausfuͤhrung. Ein ganz besonderer Uebel⸗ stand füͤr die Malerei lag noch in der gehoͤrigen Raum⸗Ausfüͤllung der Bildfläche, welche gewiß sehr wesentlich ist. Die Fee konnte nicht die Mitte des Bildes einnehmen, denn sie sollte auf dem Fel⸗ sen sitzen, und unten am Felsen 1 zugleich die Ungluͤcklichen sichtbar werden; biernach kam Lurlei in die obere Ecke, die Schif⸗ fer gegenuͤber in die untere Ecke und die Composition durchschnei⸗ det schraͤg das Bild; uͤberdies wurde der eigentliche Vorgrund, ig der Hauptraum des Bildes mit uninteressantem Fels ausgefuͤllt, der, beildustg, nicht Sandstein, wie es hier scheint, sondern Schiefer ist; unangenehm faͤllt endlich die Linie des aufrecht gekehrten Kahns ins Auge. Die Landschaft hat dagegen wieder viel Vortreffliches und ist mit der feinsten Kenntniß der Farben⸗Effekte gemalt. Will man sich am Einzelnen erfreuen, so ist auch der Ausdruck in den Kopfen der beiden Schiffer, wie der Kuͤnstler einmal auffaßte, sehr gelungen; sieht man aber auf das Ganze, so duͤnkt uns, daß der Gegenstand, weder in seinem inneren poetischen Gehalt, noch auch in seiner aͤußeren Erscheinung, malerische Darstellung erlaubte. Moͤge man die Absicht dieser ausfuͤhrlichen Zergliederung nicht miß⸗ kennen; sollte in dem darauf gestuͤtzten Urtheil etwas Wahres seyn, wozu man freilich das Bild gesehen haben muß, denn nur um uns den empfangenen Eindruck zu verdeutlichen, haben wir uns ins Theoretische verstiegen: alsdann wuͤrde hierin wieder der Beweis liegen, daß die größte Meisterschaft des Pinsels und selbst die poe⸗ tische Waͤrme des Talents nicht immer ausreicht, um einen rei⸗ nen, ungetruͤbten Eindruck hervorzubringen, sondern daß es dazu auch einer klaren und scharfen Einsicht uͤber die Graͤnzen einer Kunst bedarf. Alle großen Kuͤnstler, sey es in welcher Kunst es wolle, ha⸗ ben diese besessen, wie ein genaueres Studium ihrer Werke und ih⸗ rer Art zu schaffen sehr bald ergiebt; in der That wuͤrden sie ohne diese auch die schoͤnste Kraft wirkungslos verschwendet haben. (Fortsetzung folgt.) 1 Gr.
8
Horae Belgicae.
Es gehoͤrt gewiß zu den eigenthüͤmlichen und charakteristischen esc einüngen, daß Deutsche Gelehrte die alten Literatur⸗Denkma⸗ r lemder Voͤlker herausgehen. So hat Jakob Grimm die gle⸗ panischen Romanzen vom Cid, so hat Immanuel Bekker ein Pro⸗ venzalisches Gedicht, Fierabras, nebst andern Nord⸗Franzoͤsischen edirt; so endlich hat hier Heinrich Hoffmann ein fortlgufendes Werk, wovon so eben der dritte Band erschienen ist, der Herausgabe alt⸗ Hollaͤndischer Werke bestimmt. Der vorliegende Band seiner Horae Belgicae (Leipzig, bei Brockhaus 1836) enthaͤlt ein vollstaͤndiges Ge⸗ dicht: „Floris ende Blancefloer“ (3975 Verse), vom Herausgeber ausge⸗ stattet mit Anmerkungen und einem Woͤrterbuch. Es giebt nur Eine Handschrift, leider mit Luͤcken und verstuͤmmelt; der Dichter, welcher sich Eingangs, wie es wohl Sitte war, selbst einflicht, nennt sich Die⸗
— 2„ *
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deric van Assenede, einem Marktflecken zwischen Bruͤgge und Antwerpen, der noch heute diesen Namen traͤgt. Er scheint in die erste Haͤlfte des 12. Jahrhunderts zu gehoͤren, die Handschrift mag um 30 oder 40 Jahre junger seyn. Der Dichter sagt uns, daß er sein Gedicht aus dem Welschen genommen und ins Deutsche uͤber⸗ tragen habe (dat hijt uten walsche heeft ghedicht, ende verstandelike in dietsche bericht), denn das Hollaͤndische, das beutzutage selbstaͤndig seyn will, nannte sich damals noch Deutsch. Das Welsche Original nun ist nicht unbekannt, es ist der Nord⸗Franzöͤsische Roman Flore et Blan- chefleur aus dem 13. Jahrhundert, der sich auch Mittelhochdeutsch von Konrad Flecke findet. In solchen Faͤllen nun pflegen im All⸗ gemeinen die Deutschen Gedichte des 13. und 14. Jahrbunderts schd⸗ ner zu seyn, als ihre Französischen Originale, weil letztere den Stoff in einer einformigen, ja stereotypen und trockenen Art herunter rei⸗ men, waͤhrend die Deutschen mit Leben und Wärme, mit Kunst, jg zu⸗ weilen schon mit besinnender Ueberkuͤnstelung, mehr darstellen, als er⸗ zuͤhlen. Gleiches ruͤhmt nun auch der Herausgeher von seinem Gedicht (S. IX.): „Und nicht gering sind etwa die Vorzuͤge, die Diederie vor dem Franzdsischen Hicheer behauptet, man vergleiche nur! Un
wer unter den dichtenden Zeitgenossen darf ihm gleichgestellt werden? Man zeige mir diese Lebendigkeit der Darstellung, die wir an Die⸗ deric bewundern, diese begeisterte ruͤhrende Theilnahme an dem Schicksal seiner Lieblinge, dies besondere Beschick, schoͤne Einzeln⸗ heiten in das Ganze zu verweben, dies unverkennbare Streben, den Hoͤrer immer von Neuem zu fesseln, diese Gewandtheit in der Sprache, diese Leichtigkeit im Reimen, die niemals ihre Zuflucht zu Flickwoͤrtern und nichtssagenden Redensarten nimmt.“ Die Lektuͤre des Althollaͤndischen Gedichtes selbst, die dem, welcher nur der hochdeutschen Sprache des 13ten Jahrhunderts kundig ist, mit Huͤlfe des beigegebenen Woͤrterbuchs nicht schwer werden 65 macht allerdings sehr geneigt, dem Herausgeber in seinem vortheil⸗ haften Urtheil heizustimmen, aber wenn er den Leser auffordert, zu vergleichen, so haͤtte er ihn vielmehr dazu in den Stand setzen, d. h., er haͤtte das ungedruckte Franzoͤsische Original mittheilen sollen, welches ja auch fuͤr die Schaͤtzung des Deutschen Gedichtes von hohem Interesse ist. Nur einzelne Stuͤcke des Originals sind publizirt (von Ferdinand Wolf in Wien, in den altdeutschen Blaͤt⸗ tern von Moritz Haupt und Heinrich Hoffmann, Brockhaus 1835); haͤlt man aber mit diesen Stuͤcken, welche allerdings schon hinrei⸗ chen, sich ein Urtheil zu bilden, die beiden abgeleiteten Gedichte zu⸗ sammen, so kann wohl nicht zweifelhaft seyn, daß der Vergleich bei weitem zu Gunsten des Deutschen Gedichts entscheide. Waͤhrend es sich, im Ganzen genommen, sehr nahe an die Ordnung und das Einzelne des Franzöͤsischen haͤlt, und hauptsaͤchlich nur zu erweitern, seltener auszulassen scheint, geht es doch hierin mit vielem kuͤnstle⸗ rischen Verstand zu Werke und zeigt innerhalb so beschraͤnkter Graͤn⸗ zen viel portische Erfindung; es stellt durch sinnreiche Einschlebung von Mittelgliedern einen ebenen Fluß her und belebt üͤberall auf eine uͤberraschende Weise durch feine, innige, darstellungsvolle Zuͤge das abgerissene, robe und oft sehr mechanisch gereimte Original, dem aber eine tuͤchtige Volkspoeste zum Grunde liegt. Das Hollaͤndische Werk nun ist nicht minder eine Amplifäcation, allein mehr in sinnli⸗ chem Detail, denn, bier koͤnnen wir das Urtheil des Herausgebers nicht vbllig unterschreiben, in allen jenen hoͤheren Vorzuͤgen scheint es dem Deutschen lange nicht gleich zu kommen. Immer aber bleibt es ein Gedicht, das viel Anmuthiges und einen bequemen beiteren Erzaͤhlungston hat, so daß man hbier an Einfluß der Oberdeutschen Dichter des 13. Jahrhunderts zu glauben versucht ist; doch scheint der Niederlaͤnder den Deutschen Blantscheflur nicht ge⸗ kannt zu haben. Aber wie anders urtheilt ein geborner Hon⸗. 8 discher Literar⸗Historiker und Kritiker, Herr Witser⸗Geysbeck, uͤber den Werth des Gedichtes; er sagt (der Herausgeber heginnt damit seine Vorrede) „Man kann denken, welch ein hoͤchst elendes Mach⸗
werk (welk een allerelendigst WG ) aus der zarten Kind⸗
heit unserer Literatur dies seyn muß! Es hat nicht einmal, wie Melis Stoke, irgend elnen historischen Werth.“ Gr.
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 10 März. Niederl. wirkl. Schuld 5615 ⁄6., 5 % do. 102 . Kanz-- Bill. 25 7⁄1 6. 5 % Span. 45 ⅞. Passive 15 ⁄⅞. Ausg. Schuld —. TZinsl. 18. Preusz. Präm.-Scheine 107 ¼. Poln. 118 ¼1. Gesrerr. Met. 100 ¾. Autwerpen, 9 März. Passive 15. Ausg. Scheld —. Zinsl. 17 ⅝. Neue Anl. 44 ⅛.
Frankfurt a. M., 12 Mäarz. Oesterr. 5 % Metall. 104 ⅛¼. 104. 4 % 9915 4 6. 9912,16. 2 ½ % 60. Br. 1 % 25 5⅞. G. Dank-Actien 1642. 1640. Partial-0bl. 143. G. Loose zu 500 Fl. 114 8. Br. Loose zu 100 Fl. —. Preuss. Prüm.-Sch. 60 % Br. do. 4 % Anl. 99 ⅞. 6. Poin
Loose —. 5 % Span. Anl. 43 ¾. 43 ⅞. 2 ½ % Holl. 56 9⁄1 G½3. 5671 6. Paria, 9. März. 8 % Rente pr. compt. 107. 65. fin cour. 107 85. 3 % pr.
compt. 80. 95. ün cour. 81. 10. 5 % Neap. 100. 35. 5 % Spun.
Rente 4à. Passive 14 ⅛. Neue Ausg.
3 % Portug. 48.
—— — — —
““ ““ Akmtltichern Foads- und Geld-Cours-
2
6, 1 1i maua n B 8 Den 15. März 1836.
zeh. —. Ausg. Sch. —
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Thaupunkt...
Wolfenzug Tagesmittel
. Pr. Cour. 2 Brief. Celd. 8 St.-Schuld-Seh. 4 102 ⁄ 101 1⅔ 0 tpr. Pfandbr. 4 103 Pr. Engl. Obl. 30. 4 101 འ101 ¼ [Pomm. do. ⁴ 103 PrömSeh. d. eeh-61 ⁄4 603% [Kur- u. Neum. do. 4 102 ½ Furm. Obt. m l1. 0. 4 102 ⁄G1 10,231 3 ö1u 99³ Nm. Int. Sch. do. 4 102 ¼4 191 3⁄à¾42 Schlesische do. 4 107 1½ Herl. Stadt-Obl. 4 103 ½¼½ 102 ½¼ Rückst. C. und Z. “ — Sch. d. K. u. N. — 88 8 82 Gold al mareo — 216 ½ Dauz. do. in Th. — 44 Neue Duk. I“ 7 Westpr. Pfandbr. 103 102 ½ FPriedrichsd'or — . 3 Grossh. Pos. do. -S 103 ½ Disconto — 3 mechsel-Courns. Prief. 1S . 250 Fl. Kurz eene “ 8 250 Fl. 2 RMt. 142 ½ — “ 300 Mk. Kurz 152 l — ö“ 300 Mk. 2 Mt. 151 — 11““ 1 Lst. 3 Mt. 6 27 ½ — II514“ 300 Fr. 2 Mt. 81¹ 3 bc“ 150 Fl. 2 Mt. 103 ₰ — RÜvÜdurksks 150 Fl. „ 2 Mt. 103 ½ — “ 100 Thl. 2 Mt. 99 ½ — “ 100 Thl. 8 Tage 102 — Frantfurt I 150 Fl. 2 Mt. 102 ⅓ — Petersburg. 100 Rbl. 3 Woch. 30
Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmittags Abends 0 Uhr..
caxsaear ven axuwmeneceeernn
Rach einmaliger 10 Uhr. Beovachtung.
2 Uhr.
Luftdrucb 331,63" Par. 330,30"Par. 328,42“ „Par. Quellwärme 7,3 0 R 9 8 71 2 „ — 85* 2 1 8 Luftwärme. +†tft 2,2 0 R. + 6,0 °R. + 4,9 0 R. Flußwarme 3,9 0 R. 09 2,9029 05 5 +. 1,90 R. + 3,90 R. +. 3,89 R. Bodenwärme 4208
97 vCt. 84 pCt. 84ℳ vCt. 3 . 8 Ausdünstung 39“* halbheiter. regnig. regnig. 8 8 stung 0,089“9. W. W. W. Miederschlag 0,137 R. W. 1 — Nachtkälte †+. 3,1 99
330,09 Par.. 44 °R. + 3 20 R... 88 pet.
Mittwoch, 16. Maͤrz.
Koͤnigliche Schauspiele. Mititwoch, 16. Maͤrz. Im Opernhause: Auf Begehren⸗ Das eherne Pferd, Zauber⸗Oper in 3 Abth., mit Tanz. Must von Auber. Im Schausplelhause: en 3 sctes et en prose, par Mr. Mazères. romantique, vaudeville en 1 acte.
2) Une passion
*
Koͤnigstaͤdtisches Theater. G Zum erstenmale: Gasparo, der Last⸗ traͤger von Granada, romantisch⸗komische Oper in 3 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Scribe, von J. Cornet. Musik von Gomis. Donnerstag, 17. Maͤrz. Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel⸗ „Der juͤngere Sohn.“ Mit sreier Benutzung des Storchischen Romans, von Charlotte Birch⸗Pfeiffer. (Dlle. Ho Koͤniglichen Hof⸗Theater zu Dresden: Markitta, als erste Gastrolle.)
6 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr. 5 Sgr.;
1 Sgr. 3 H
—7,
Berlin, den 14. Maͤrz 1836.
Lan Weizen (weißer) 1 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf.⸗, auch 5 . 17 Sgr. 6 Pf.; große Gerste 1 Rthlr., auch 28 Sgr
öf.; kleine Gerste 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Hafer 25 Sgr., auch 20 Sgr; Erbsen 1 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf.; Linsen 1 Rihlr. Zu Wasser: Weizen (weißer) 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rthlr. Sgagr. 6 Pf. und 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf.; Roggen 1 Rthl⸗ Hafer 23 Sgr. 9 Pf., auch
Sonnabend, den 12. Maͤrz 1836.
Das Schock Stroh 6 Rthlr., auch 5 Rthlr.; der Centner Hu 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 20 Sgr.
Revbacteur Nd. Cottei.
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aISA S.
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Bekanntmachungen.
Abeebitisemen
den alle und jede, welche an das Vermoͤgen des Ritterguts⸗Besitzers Leopold Stegmund Caspar von Hartitzsch auf Roitzsch, welches hauptsaͤchlich in dem Allodial⸗Rittergute Roitzsch ersten oder Alt⸗Hoyer⸗ schen Antheils im Bitterfelder Kreise und einem zur Jurisdiction des Patrimontalgerichts zu Roitzsch ge⸗ horigen, daselbst belegenen Wohnhause mit Garfen hbesteht, und woruͤber wegen Unzulaͤnglichkeit dessel⸗ ven, auf Andringen der Glaäͤubiger, unterm 18. Sep⸗ tember dieses Jahres der Konkurs eroͤffnet worden, Anspruͤche zu haben vermeinen, dergestalt oͤffentlich vorgeladen, daß sie innerhalb 3 Monaten, und spaͤ⸗ testens in dem vor dem Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Herrn Clauswitz als Deputirten auf JEEbeebb11ö1513 anberaumten präaͤklusivischen Liquidations⸗Termin ent⸗
Vollmacht und Insormation veesehenen hiesigen Ju⸗ stiz⸗Kommissarius, wovon den hiesigen Orts Unbe⸗ kannten der Kriminal⸗Rath Kayser, Justiz⸗Kommissar Tellemann II., Wachsmuth und Reinstein in Vor⸗ schlag gebracht worden, in dem Lokal des unterzeich⸗ neten Gerichtshofes, Vormittags um 10 Uhr, zu er⸗ sollen. scheinen, den Betrag und die Art ihrer Forderungen anzuzeigen, die Beweismittel beizubringen und hier⸗ naͤchst die weitern Verfuͤgungen erwarten. Bei ihverbleibt. rem Ausbleiben im Termine und bei unterlassener Anmeldung ihrer Anspruͤche aber haben dieselben zu gewaͤrtigen, daß sie mit allen etwanigen Forderun⸗ gen an die Konkurs⸗Masse praͤkludirt werden sollen,
ist auf den Antrag seiner hinterlassenen Ehefrau und Beneficial⸗Erhin Louise, anderweit verehelichten von Hacke, geb. Moers, zu Potsdam der erbschaftliche Von dem unterzeichneten Ober⸗Landesgerichte wer⸗ Liquidations Prozeß unterm 11. Septhr. cr. eroͤffnet. Demnach werden alle etwaige unbekannte Gläubi⸗ ger, welche an den gedachten Nachlaß irgend einen Anspruch zu haben vermeinen, hierdurch vorgeladen, spaͤtestens in dem auf
den 20. April 1836, Vorm. 11 Uhr, vor dem Herrn Ober⸗Landesgerichts⸗Referendar Uckert in unserem Geschaͤfts⸗Lokal angesetzten Ter⸗ mine entweder in Person oder durch einen gehoͤrig legitimirten und instruirten Bevollmaͤchtigten aus 9 Zaht der “ Kommissarien, von welchen den damit nicht berann⸗ 7 r-Sc.
89 Glqäubigern der öthgt Tellemann g. Feelingi⸗ E1A114A4“*“ Rath Kayser, Justiz⸗Kommissair Wachsmuth und † rheiten, Rennfeuer, Luppet Justiz⸗Kommissair Reinstein vorgeschlagen werden, Nengarbesten, Vie faessahigt zu erscheinen, den Betrag und die Art ihrer Forde⸗ 8 S 1 t 1 nin rungen anzuzeigen und die Beweismittel dafuͤr bei⸗ weder in Person oder durch einen mit gesetzlicher zubringen. Falls dieselben dieser Aufforderung keine
Zugleich wird den etwanigen Praetendenten eroͤff⸗ net, daß die Administration des Nachlasses der Erbin schung organischer Korper.
Naumburg, den 20. Novbr. 1835. Koͤnigl. Preuß. Ober⸗Landesgericht.
——— —— 2
Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Preußische Im Verlage des Landes⸗Industrie⸗Comp⸗ toirs zu Becimar ist im Februar 1836 erschienen und bel E. S. Mittler in Berlin (Stechbahn Nr. 3), Posen und Bromberg zu haben:
Handbuch der Ch
in ihrer Anwendung auf Kuͤnste und Gewerbe, von SDSMamg IV. Bandes zte Lieferung. 18 Bogen in gr. 8vo., nebst 15 Tafeln Abbildungen in gr. Ato. Desselben, V. Bandes 1ste Lieferung, 10 Bogen
gr. 8yo. * Thlr.
bildungen zum 4ten Bande.
Mahlmann. in gr. 0. 17ꝛ½ Thlr.
und ihnen deshalb ein ewiges Stillschweigen gegen uͤbrigen Kreditoren auferlegt werden wird.
Naumburg, den 17. November 1835.
Koͤnigl Preuß. Ober⸗Landesgericht.
Mahlmann.
—.—
1bhvbbbee
furt verstorhenen Justiz⸗Comzmissars Carl Sacetot
Literarische Anzeigen. Im Verlage von Moriiz Westphal in Berlin. S Greitestrasse No. 20, erschienen mit Eigenthumsrecht: 5 Herrmann Originaltänze aus dem komischen Zauberballet: Der jeber den Nachlaß des am 18. April 1834 zu Er⸗ Marquis von Carabas. 2 Wolzer, 1 Mazurka, 1 Ga- lopp und 1 Allemande für Pianoforte. Preis 10 sgr
SehmlIadt, C zu haben:
Forderungen nach
2
n Stagten.
Inhalt, IV. Bandes Äte Lief.: Bereitung und Anwendung der Bronze: Kanonenguß; Glocken; Gießen in Sand. Fabrication der vergoldeten Bronze, Muͤnzlegirungen.
der Eisensteine Erzeugung Frischen vdes Robet⸗ Bereitung
Gewinnung des Eisens. Roöoͤstun
sens mit Holzkohle und durch Puddeln. . is Stabie. LA des Roheisens und Eisen⸗ 5 1 1egg. blechs. Vergleichung der verschiebenen Gewinnungs⸗ Folge leigen, haben ste zu erwarten, daß sie aller Metpoden, der veoductton und des Berhrauchs. ihrer etwanigen Vorrechte verlustig erklaͤrt und mit ihren Forderungen nur an dasjenige, was nach Be⸗ friedigung der sich meldenden Glaͤubiger von der Masse noch uͤbrig bleiben moͤchte, verwiesen werden der organischen Koͤrper. Bestimmung der relativen Atomzahl, welche eine organtsche Substanz enthaͤlt. Allgemeine Betrachtungen uͤber die Theorie der Mi⸗
Nebst interessanten Zusaͤtzen und Erklaͤrung der Ab⸗
Inhalt, V. Bandes iste Lief: Elementar⸗Analyse Prioritaͤt der Glaͤubt
—
Fluͤchtige organische Saͤuren: Sauerkleesaͤure; Oramad; Hoͤnigsteinsaͤure; Krokonsaͤure; Ameisensaͤure. Essigsaͤure.
Preis des ganzen bis jetzt erschsenenen Werkes von 191 Bogen in gr. 8vo., nebst 75 ⁄Tafeln Abbildungen
Im Verlage des Unterzeichneten ist erschienen und in allen Buchhandlungen in Berlin auch bei E. H.
chroͤder, Konigsstr. Nr. 37, F. Duͤmmler und
ch, O. L., Gerichts⸗Rath, das Recht der Preußischem Rechte, in genauer Vergleichung mit dem ge⸗ meinen Rechte und mit Ruͤcksicht auf
— - — üee —j. —— —— — —
D ö“ neuere Gesetzgebungen, historisch⸗dogma⸗ tisch dargestellt. —
Man ist gewohnt, das Preußische Recht so zu ke⸗
handeln, als wenn dasselbe keine Vorzeit haͤtte. Ba dieser Behandlungsart ist keine gruͤndliche, fuͤr Re gedethliche Fortbildung wirkende Bearbeitung desstt ben moͤglich. Eine Arbeit also, welche das Preußr⸗ sche Recht aus seinen Quellen erklaͤrt, ist ein fuͤhl⸗ bares Beduͤrfniß. Diese Arbeit hat der Herr Va⸗ fasser in dem vorltegenden Werke unternommen. Daß⸗ selbe ist nach einem Plane gearbeitet, der es vicht nur zu einem unentbehrlichen Handbuche fuͤr jeden Praktiker, dem es um eine gruͤndliche Kenntniß des Preußischen Rechts zu thun ist, macht: sondern ihm auch, wegen der geschichtlichen Darstellung der Leh⸗ ren des gemeinen Rechts, eine bleibende 8
keit füuͤr jeden gemeinrechtlichen Juristen verschaft. Der erste Band enthaͤlt die Lehren von der Natur und dem Inhalte der Obligationen, insbesondere dee taͤglich in der Praxls zur Anwendung kommenden Lehren von den Muͤnzsorten, den Zinsen, vom Scha⸗ denersatze und Interesse, vom Casus Dolas und der Mora, die Lehre vom Noratorio, der Cessio bopg- rum, dem Beneficium competentiae, von der Ze und dem Orte der Erfuͤllung und das sehr wichtige Concursgrecht, wovon namentlich die Lehre von der qubiger von praktischem Interese Der Theoretiker erhaͤlt durch dieses Buch eine reiche Nachweisung der Quellen zur weiteren For⸗ schung, und der Praktiker wird ohne muüͤhsames und zeitraubendes Studium auf den Standpun von welchem die zweifelhafter Rechts⸗ fragen gezeigt ist, und wobei di
des Herrn Verfassers mitgetheilten Ansichten v schiedener Gerichtshöfe zu Huͤlfe kommen. — 63
rauchbar⸗
iten in gr. Der Sonntags⸗Gast,
reis 3 Thlr. 10 sgr. c Prausnitz 8 Glogau.
Ater Jahrgang (vierteljaͤhrlich 7½ sgr.), eine chrislliche Wochenschrift zur haͤuslichen Brbateneh, frei ins Haus⸗
E. W. Froͤblich & Comp⸗,
1) Chacun de son cofé, comédie-
ssmann, vom
— ——
Markt⸗Preise vom Getraide.
15 Sgr.
kt gefuͤhrt,
e aus der Erfabrung
Unterwasserstraße Nr. 8, nahe der Muͤnze
8
Allgemeine
VBerlin, Donnerstag den 17 ken
Acer-
KFroönik deTagges.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Polizei,Kommissar tiefe zu Frankfurt a. d. O. den Rothen Adler⸗Orden vier⸗ er Klasse zu verleihen geruht.
Des Koͤnigs Majestät haben dem Medizinal⸗Rath, Professor hr. A. Otto zu Breslau, das Praͤdikat eines Geheimen Me⸗ lizinal⸗Raths Allergnaͤdigst zu verleihen und das fuͤr denselben diesfalls ausgefertigte Patent Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Regierungs⸗ ggessor Karl Friedrich Wilhelm Sebaldt zu Trier zum gegierungs⸗Rath Allergnaͤdigst zu ernennen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bei dem Finanz⸗Ministerium gestelten Geheimen expedirenden Secretair und Kalkulator zller zum Rechnungs⸗Rath zu ernennen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen außerordentli⸗ sen Professor in der medizinischen Fakultaͤt der Universitaͤt zu breslau, Prosektor Dr. H. Barkow, zum ordentlichen Pro⸗ or in gedachter Fakultaͤt zu ernennen und die fuͤr denselben ggefertigte Bestallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.
Das dem Gutsbesitzer J. van Romyn zu Brienen un⸗ rm 16. Juni 1835 ertheilte Patent auf eine Verbindung mechanischer Vorrichtungen zur Speisung der Dampfkessel mit destillirtem Wasser, zu deren Sicherheit und zur Condensation der Daͤmpfe bei Dampfmaschinen, faͤr erloschen erklaͤrt worden. Abgereist: Se. Durchlaucht der Koͤnigl. Wuͤrttembergische heneral Lieutenant, Fuͤrst zu Hohenlohe⸗Oehringen, und Ihre Durchlauchten die Fuͤrsten Hugo und Felir zu hohenlohe⸗Oehringen, nach Schlesien. b
8
Zeitungs⸗Nachrichte vö““
iveh.
Paris, 10. Maͤrz. Gestern Vormittag empfing der Kar⸗ inel Erzbischef von Bordeaux, Herr von Cheverus, aus den dHaͤnden des Koͤnigs das ihm kuͤrzlich von einem Paͤpstlichen Helegaten, Msgr. Riaria Sforza, uͤberbrachte Kardinals⸗Baret. die Feierlichkeit, zu welcher der Kardinal und sein Gefolge mit oniglichen Equipagen abgeholt wurde, fand in der Sch⸗oß⸗Ka⸗ lle in Gegenwart Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin und der Mit⸗ ieder der Koͤniglichen Familie statt.
Der Gesandte der Republ'k Bolivia, Herr Casimir Olaneta, berreichte gestern dem Koͤnige in einer Privat⸗Audienz sein Ab⸗ rufungsschreiben, und der Brasilianische Gesandte, Comman⸗ ur Mouttinho de Lima, das Antwortschreiben seines Soure⸗ ains auf das Recreditiv des Grafen von Saint⸗Priest.
Nachdem in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ ammer die Proposition des Herrn Lherbette, das Gesetz abzu⸗ hhaffen, das den landesmäͤßigen Zinsfuß auf 5 9Ct. beschraͤnkt, eerworfen worden (wie sich solches voraussehen ließ), brachte der Ninister des Innern drei neue Gesetz⸗Entwuͤrfe ein. In sem ersteren verlangte er einen Nachschuß von 1,200,000 Fr. zu den geheimen Ausgaben des laufenden Jahres. Der zweite dezweckt eine Verläaͤngerung des Gesetzes vom 1. Mai 1834 (das her Regierung die Befugniß, den politischen Fluͤchtlingen be⸗ kimmte Wohnplaͤtze anzuweisen, einraͤumt und mit der gegenwaͤr⸗ uigen Session zu Ende geht) bis zum Schlusse der naͤchsten Session. Durch den dritten endlich soll der dem Minister des Inern bereits eroͤffnete Kredit von 2 ½ Millionen Fr. zu den Uiessaͤhrigen Unterstuͤtzungen der gedachten Fluͤchtlinge um 508,000 k. erhoͤht werden, indem jene Summe sich als unzureichend erwiesen aat. Die erste Forderung motivirte ber Minister unter Ande⸗ in durch dꝛe Nohwendigkeit, die Spanische Graͤnze sorgfaͤltigst
bewachen, damit keine Kriegs⸗Contrebande nach den insurgir⸗ a Spanischen Provinzen geschafft werde. „Auch duͤrfen wir“, eer hinzu, „die so oft vereitelten, aber stets neu erwachenden offnungen jener unseren Freiheiten und Institutionen feindlich esinnten Partei nicht aus den Augen lassen, die, taub fuͤr die ehren der Vergangenheit, immer noch die Verwirklichung einer nmoͤglichen Zukunft traͤumt .. .. Wir schmeicheln uns, daß iese Gruͤnde, verbunden mit der Nothwendigkeit, dem Lande ie wiedererrungene Ruhe und Sicherheit zu bewahren, unsere orderung hinreichend rechtfertigen werden. Die Natur dieser orderung laͤßt keine Kontrolle zu; wir koͤnnen uns daher rdie Verwendung der von uns verlangten Fonds nur durch user Wort verbuͤrgen. Ihre Entscheidung wird von dem Grade es Vertrauens abhaͤngen, mit welchem Sie uns beehren. Wir offen, daß Ihr Beistand uns auch in diesem Falle nicht fehlen erde.’ Bei der Motivirung des zweiten Gesetz⸗Entwurfes imerkte Herr von Montalivet, daß die Franzoͤsische Regierung uf die Unterstuͤtzung der politischen Fluͤchtlinge, die ihre Gast⸗ kundschaft in Anspruch genommen, bereits nahe an 20 Millio⸗ 4 Fr. verwandt habe. „Nichtsdestoweniger“, sagte er, „setzt
ein Land immer in ernstliche Verlegenheit, wenn Tausende von ndividuen, die ihm in jeder Beziehung fremd sind, ihren Wohn⸗ 1¹ demselben aufschlagen. Unkundig unserer Sitten und 1 Gesetze, machen sie stets, wenn sie sich auch in dieselben 6, eine spezielle und thaͤtige Aufsicht erforderlich, und euesst die Veranlassung zu dem Gesetze vom 1. Mai 1834 arin dhi hes maͤßige Gebrauch, den die Regierung von der ihr 46 ste ie Befugniß gemacht hat, muß Ihnen beweisen, ühe e; esetz als eine Buͤrgschaft fuͤr die Erhaltung der
8 rdnung, nicht aber als ein Werkzeug zu Maßregeln
enge betrachtet.“ Bei der Motivirung des dritten
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jetzt 140,000 Fr. vertheilt worden.
Aergerniß gefunden haben.
Gesetz⸗Entwurfes gab der Minister eine Uebersicht derje⸗ nigen Fuͤchtlinge, die sich gegenwaͤrtig noch im Lande befinden; es sind deren 5955, und zwar 4832 Polen, 626 Italtaͤner, 495 Spanier, 1 Hannoveraner und 1 Neucha⸗ teller. „Die persoͤnlichen Unterstuͤtzungen“, sagte er, „sind er⸗ mäͤßigt worden, da wir nicht gewollt haben, daß sie zugleich der Luͤge und dem Muͤßiggange zu Gute kommen. Die Regierung ist vorzuͤglich darauf bedacht gewesen, den Fluͤchtlingen eine un⸗ abhaͤngige Existenz zu verschaffen, sie durch Arbeit und durch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft an das Land zu sesseln. Zu diesem Behufe sind suͤr die Einen juristische und medizinische Buͤcher angekauft, Andere sind auf Kosten des Staats in die Lehre gegeben, noch Andere sind in die polytechnische, in die Artillerie⸗ oder Ingenieur⸗Schule, in die Thierarznei⸗Schule, in die Kunst⸗ und Gewerbe⸗Schule v. a. eingestellt worden, und dieses Verfahren hat bereits das Gute bewirkt, daß mehrere Fluͤchtlinge jetzt der Unterstuͤtzung der Regierung nicht weiter beduͤrfen. Indessen haben die Einwanderungen seit dem 1. Januar 1835 wieder um ein Fuͤnftheil zugenommen, und zwar fast ausschließlich uͤber die Spanische Graͤnze; die Zahl der Italiaͤner hat sich etwa um 1090 vermindert, die der Polen dagegen um eben so viel erhoͤht. Unter die eingewanderten unbemittelten Spanier sind schon Ueberhaupt wird sich die diesjaͤhrige Unterstuͤtzungs⸗Summe auf 2,786,000 Fr. belaufen, wozu noch 200,000 Fr. an Nebenkosten kommen, weshalb ich auf die Erhoͤhung des ausgesetzten Kredits auf 3 Millionen Fr. antrage.“ — Der Minister des Innern legte uͤberdies noch mehrere Gesetz⸗Entwuͤrfe von oͤrtlichem Interesse vor. — Nach ihm bestieg der Großsiegelbewahrer die Rednerbuͤhne und theilte zunaͤchst eine Koͤnigliche Verordnung mit, wodurch der in der vorigen Session von Herrn Persil eingebrachte Gesetz⸗Ent⸗ wurf uͤber die Organisation des Justizwesens zuruͤckgenommen wird. Ein neuer Gesetz⸗Entwurf, den Herr Sauzet vorlegte, betrifft die Form der Abstimmung bei den Geschworenen⸗Gerich⸗ ten; es soll naͤmlich das auf den Grund des Gesetzes vom 9. September v. J. in dieser Beziehung erlassene bloße Regle⸗ ment in ein Gesetz verwandelt werden. Ein zweiter Gesetz⸗ Ent⸗ wurf, den der Minister einbrachte, erregte eine gewallige Sen⸗ sation in den Reihen der linken Seite: er verlangte naͤm⸗ lich nachtraͤglich zu seinem diesjaͤhrigen Budget einen Zu⸗ schuß von 55,000 Fr. als Gehalt und fuͤr die Einsetzung des zum Kardinal befoͤrderten Herrn von Cheverus, Erzbischofs von Bordeaux. Der Minister berief sich darauf, daß die Kam⸗ mer im vorigen Jahre 20,000 Fr. zur Besoldung zweier Kardi⸗ naͤle hergegeben habe, um die Zahl und die Vorrechte dieser letztern, dem Röͤmischen Hofe gegenuͤber, aufrecht zu erhalten. Seitdem habe Herr von Cheverus, ein durch seine Einsichten wie durch seine hohen Tugenden gleich achtungswerther Pralat, dessen Froͤmmigkeit und Toleranz ganz Frankreich verehre, die Kardinals⸗Wuͤrde erhalten, und es komme sonach darauf an, ihm das Gehalt von 10,000 Fr. und zugleich die Einsetzungs⸗ Kosten zu bewilligen, die sich, einem alten Herkommen gemaͤß, auf 45,000 Fr. beliesen.. „Wir glauben nicht“, zußerte Herr Sauzet, „daß diese doppelte Forderung irgend ein Hinberniß finden koͤnne. Man kann eben so wenig daran denken, dem Herrn von Cheverus eine Einnahme zu verweigern, die man im vorigen Jahre zweien seiner Kollegen bewelligt hat, als man verlangen kann, daß er die Einsetzungs⸗Kosten aus eige⸗ nen Mitteln bestreite. Eine solche Zumuthung wuͤrde auch der Wuͤrde des Sraates widersprechen. Die Regierung wuͤnscht sich vielmehr Gluͤck dazu, daß sie Ihnen bei dieser Gelegenheit einen neuen Beweis ihrer Sorge fuͤr Alles, was den Kultus angeht, geben kann. Das Land muß erfahren, daß das gegenwaͤrtige Köͤ⸗ nigthum die wohlverstandenen Interessen der Religion nicht von jenen großen moralischen Grundsaͤtzen tremt, auf denen die Zu⸗ kunft der Voͤlker beruht.“ — Die Sitzung wurde gegen 5 Uhr aufg hoben.
Heute beschaftigte die Deputirten⸗Kammer sich mit dem Ge⸗ setz⸗Entwurf wegen des gerichtüchen Verfahrens gegen solche Franzosen, die sich in der Levante und in der Barbarei eines Verbrechens oder Vergehens schuldig machen. Die ersten 25 Artikel dieses Entwurfs wurden ohne irgend eine erhebliche De⸗ batte angenommen.
Die mit der Pruͤfung der Amnestie⸗Bittschriften beauftragte Kommission hat beschlossen, auf die Tages⸗Ordnung anzutragen. Der Gezgenstand wird bestimmt am kuͤnftigen Sonnabend in der Deputirten⸗Kammer zur Sprache kommen.
Der in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer von Herrn Sauzet verlangte Kredit von 55,000 Fr. fuͤr den neu⸗ erwaͤhlten Kardinal, Herrn von Cheverus, hat dem neuen Mini⸗ sterium die freundschaftlichen Gesinnungen des Journal des Débats entschieden wieder gewonnen. „Wir hatten wohl Recht“, sagt das genannte Biatt, „als wir den feierlichen Erklaͤrungen des Herrn Thiers Glauben schenkten. Das neue Ministerium hatte sich gegen beide Kammern verpflichtet, das politische Sy⸗ stem vom 13. Maͤrz und 11. Oktober fortzusetzen; es hat heute den ersten Beweis von der Aufrichtigkeit seiner Gesinnungen, nicht mehr durch bloße Worte, sondern durch Handlungen, durch Gesetz⸗Entwuͤrfe abgelegt. Von diesen Gesetzen ist das bedeu⸗ tungsvollste vielleicht dasjenige, welches einen Kredit fuͤr den neuerwaͤhlten Kardinal, Herrn von Cheverus, verlangt. 10,000 Fr. sind fuͤr das Gehalt des neuen Kardinals und 45,000 Fr. zur Bestreitung der Kosten bestimmt, die die Ernennung eines Kardinals in Rom nach sich zieht. An und fuͤr sich ist die Sache sehr einfach und natuͤrlich. In einem Lande, wo die un⸗ geheure Mehrheit der Einwohner sich zu dem katholischen Glau⸗ ben bekennt, ist es zweckmaͤßig und billig, denen, die mit den ersten Wuͤrden dieser Religion bekleidet sind, die Mittel zu ge⸗ ben, ihren Rang zu behaupten. Und liegt es nicht auch in dem Interesse des katholischen Frankreichs, Franzoͤsische Kardinaͤle zu haben, um durch sie bei der Wahl der Paͤpste repraͤsentirt zu seyn? Aber doch wuͤrde vor nicht gar langer Zeit die Opposition an einem solchen Gesetz⸗Entwurf großes Angenommen, Casimir Perier
haͤtte ein Gehalt fuͤr die Kardinaͤle verlangt; welchen Laͤrm, welchen Zorn wuͤrde das nicht in der Oppositioͤn erregt haben? Oder wenn selbst noch Herr Persil ein solches Gesetz vorgelegt haͤtte, mit welchem Unwillen wuͤrde dasselbe nicht von den Jour⸗ nalen des tiers-parti aufgenommen worden seyn? War nicht die angebliche Allianz mit der Geistlichkeit der Haupt⸗Vorwurf, den man dem vormaligen Ministerium machte? Hatte es, wenn man die Opposition hoͤrte, nicht ganz den Anschein, als ob der Staat seine Rechte aufgeben und ganz in der Kirche untergehen wollte? Und dies Alles bloß, weil die letzte Verwaltung nicht allein die materielle, sondern auch die moralische Ordnung wiederherstellen wollte und deshalb in ihrer Sprache, wie in ihren Handlungen das Beispiel einer billigen Ruͤcksicht fuͤr die Diener der Religion gab. Wir wuͤnschen dem neuen Ministerium Gluͤck, daß es der vorigen Verwaltung diesen Charakter hoher Sittlichkeit entlehnt hat. Nichts beweist uns deutlicher, daß es die Absicht hat, den⸗ selben poletischen Weg einzuschlagen, wenn es auch selbst in die⸗ sem Falle nur einem gegebenen Beispiele folgt; denn die vorige Verwaltung hatte schon im verflossenen Jahre fuͤr das Budget von 1836 ein Gehalt fuͤr zwei Franzoͤsische Kardinaͤle verlangt und erhalten. Aber es ist immer eine gluͤckliche Vorbedeutung, daß das neue Ministerium ein so gutes Beispiel nachahmt.“ — Der Constitutionnel und der Temps uͤbergehen fuͤr heute diesen Gegenstand ganz mit Stillschweigen; dagegen sagt ein hiesiges Oppositions⸗Blatt: „Herr Sauzet haͤtte sein neues Ministerium schwerlich schlechter einweihen koͤnnen. Wir wissen niche, ob sogar Herr Persil es gewagt haben wuͤrde, einen solchen Kredit von der Kammer zu verlangen; er wuͤrde wahrscheinlich die allge⸗ meine Mißbilligung gefuͤrchtet haben. Auch bemaͤchtigt sich das „Journal des Débats“ bereits dieser Thatsache, um zu bewei⸗ sen, daß das neue Ministerium sich weder auf den tiers⸗parti, noch auf die Opposition stuͤtze. Wir werden gewiß nicht ver⸗ suchen, das doctrinaire Blatt Luͤgen zu strafen; denn nichts ist bedeutungsvoller als die Vorlegung jenes Gesetz⸗Entwurfes durch Herrn Sauzet. Und als ob dieser Minister gefuͤrchtet haͤtte, daß seine Gesinnungen noch verkannt werden koͤnnten, so hat er in derselben Sitzung noch einen Gesetz⸗ Entwurf vorgelegt, durch welchen die Form der geheimen Abstimmung bei den Berathun⸗ gen der Jury regulirt wird. Da die geheime Abstimmung eine der Bestimmungen der September⸗Gesetze war, so hat Herr Sauzet mithin gestern erklaͤrt, die Verantwortlichkeit fuͤr jene neue Gesetzgebung uͤbernehmen zu wollen, die er doch, wenn wir uns recht erinnern, damals so lebhaft mißbilligte und bekaͤmpfte. Wieder ein Beweis, welch traurigen Einfluß der Besitz eines Portefeuilles auf alle Gesinnungen ausuͤbt.“
Der Pair Graf Français de Nantes ist vorgestern Nach⸗ mittag im 80sten, und der Pair Graf von Tracy, Mitglied der Franzoͤsischen Akademie, gestern fruͤh im 83sten Lebensjahre mit Tode abgegangen.
Am 7ten d. ist die Graͤfin Bertrand, die mit ihrem Geten bis zum Tode Napoleon s auf St. Helena blieb, nach einer lan⸗ gen und schmerzhaften Krankheit in Chateauroux gestorben.
Der Direktor des hiesigen orthopaͤdischen Instituts, genannt „la Muette“, Dr. Julius Guörin, hat von der Regierung ein Patent auf eine neue Methode zur Behandlung der Difformitaͤ⸗ ten des Ruͤckgrathes, nachdem er solche der medizinischen Akade⸗ mie mitgetheilt, erhalten.
Der Moniteur und das Journal de Paris enthalten folgende Nachrichten aus Spanien: „Eine telegraphische Depe⸗ sche aus Narbonne vom SFten d. meldet, daß 4000 Karlisten, die gegen Puycerda marschirt waren, anstast diesen Platz anzugreifen, den Weg nach Ripoll eingeschlagen haben. Nach den Zeitungen vom 6ten d. befindet sich Mina in Barcelona. Sein Al wrant Cardero ist zum Deputirten fuͤr Malaga ernannt worden. Man sagt, daß einige Unordnungen in dieser Stadt vorgofallen sind. Aus Valencia hat man Nachrichten bis zum 3ten d. erhalten; 200 Insurgenten waren in Beceita, und Cabrera noͤthigte die kleinen Corps, sich ihm anzuschließen. In Neu⸗Castilien ist Ciudad⸗Real durch ein bedeutendes feindliches Corps angegriffen worden. In Catalonien schneiden die Karlisten die Verbindun⸗ gen von allen Seiten ab.“*)
Die neuesten Nachrichten von der Spanischen Graͤnze ent⸗ halten Folgendes: „Don Carlos und der Infant Don Sehastian befanden sich auch noch am 2. d. M. in Durango. Der Gene⸗ ral Eguia war nach Guernica zuruͤckgekommen. Aus den Be⸗ wegungen der Karlistischen Truppen schloß man, daß es auf ei⸗ nen ernstlichen Angriff auf Lequeitio abgesehen sey. In Plencia haben die Karlisten nicht 13, sondern 18 Kanonen gefunden. Cor⸗ dova ist am 1sten auf Larraga marschirt; er hat 4000 Christinos im Erro⸗Thale zuruͤckgelassen. Der Brigadier Garcia haͤlt mit 7 Carlisten⸗Bataillonen Ortiz und die umliegenden Dorfschaften besetzt. Man versichert, der General Espartero sey abgesetzt und seine Kolonne, die in Villarcayo und Eguia stand, sey unter die Befehle des Brigadiers Jaureguy gestelle worden. Die Christinos haben sich aus dem Ulzama⸗Thale zu⸗ ruͤckziehen muͤssen, da sich hier, in Folge der boͤsen Witterung und der vielen Entbehrungen, denen sie ausgesetzt waren, enne ungeheure Sterblichkeit unter ihnen gezrigt hat. Briefen aus Saragossa zufolge hatte die dortige stäͤdtische Behoͤrde auf die ganze Provinz ein Anlehen von 60,000 Piaster ausgeschrieben, indem sie sich außer Stande sah, die Truppen zu zesolden.
Es sind heute auf außerordentlichem Wege Nachrichten aus Madrid bis zum 3ten d. eingegangen. Die Fereee Martinez de la Rosa und Toreno sind nicht wieder zu Prokuradoren ge⸗ waͤhlt worden. Fast alle Wahlen sind im ultra⸗liberalen Sinne ausgefallen, und man glaubt, Herr Mendizabal werde sich ge⸗
*) Der Vorwurf, den man mehr als einmal dem Franzöͤsisch en Ministersum gemacht hat, daß es bloß die den Christinos guͤnsti⸗ gen Nachrichten durch seine Blaͤtter zur e Kenntniß bringe, erweist sich seit einiger Zeit als ungegruündet. Es ist beute das zweitemal, daß der „Moniteur“ und das „Journal de te⸗ legraphische Depeschen geben, die von den Fortschritten der Kar⸗ listen Zeugniß ablegen.