1836 / 101 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

and zu verleumden. Es ist die einzige Verleumdung, auf die ich

intworten will, und meine Antwort lautet: es ist eine Lüge. (Lauter

Beifall.) Es ist überdies eine Lüge der schlechtesten Art, weit sie ei⸗ nen frechen Angriff auf den Charakter enthält. Ich erinnere mich

er Zeit, da Kenntnisse so wenig verbreitet und die Herrschaft der

inwissenheit so allgemein war, daß, wenn ein Türke sich in Londen

eigte, er vom Volke gehaßt wurde, und daß dasselbe ihn mit allen

löglichen Schimpfnamen belegte, bis endlich Jemand, der seine Ver⸗

chtung ganz besonders ausdrücken wollte, die Türken, durch Ver⸗

knüpfung verschiedener National⸗Vorurtheile, Französische Türken Ich möchte zun diese Lüge auf eine ähnliche Weise stempeln

ud will sie daher bezeichnen als die schlechteste aller Lügen, als eine

orv⸗Lllge. Auch wissen die Tories, daß es eine Lüge ist, denn schon bei einer

früheren Gelegenheit, als ich zahllose Tausende in Birmingham harau⸗ guirte, wies ich dieselbe Verleumdung ganz in denselben Ausdrücken zu⸗ rück. Dieselbe Behauptung wurde von den Tory⸗Blättern aufgestellt,

und ich widersprach ihr; aber im Geiste wahrer Tories beharrten sie

dennoch darauf. Daher biete ich all' dem verleumderischen Gezüchte Trotz. Möge man bestimmt angeben, wann und wo ich etwas der Art sagte. Aber dazu sind sie zu schlau. Weunn sie ein Datum an⸗ zugeben versuchen wollten, käme die Falschheit der Beschuldigung so⸗ gleich ans Licht. Daher will ich es denn auch bei dieser Widerle⸗

lone

gung der in die Augen fallenden Verleumdung bewenden lassen. Nachdem ich so meine Rechnung mit den Tories abgeschlossen habe,

sey es mir erlaubt, zu fragen, giebt es Radikale unter Ihnen? (Hört. und Gelächter.) Deren sind sicherlich genug da. Nun denn, so ecr⸗ kläre ich hiermit, daß auch ich ein Radikaler bin, ein Radikaler durch und durch, d. h., daß es keinen einzigen Mißbrauch im Staate oder in der Kirche giebt, den ich nicht abgeschafft zu sehen wünsche.“ Dieses Thema behandelte darauf Herr O' Connell im ferne⸗ ren Verlauf der Rede, welche sich indeß durch keine besondere Momente vor seinen Reden, die er im vorigen Jahre zu Bir⸗ mingham, Liverpool u. s. w. gehalten hat, hervorthat. Er er⸗ klaͤrte sich fuͤr allgemeines Stimmrecht, fuͤr geheime Abstimmung, fuͤr kuͤrzere Dauer der Parlamente, fuͤr das Prinzip religioͤser Freiheit und fuͤr Befreiung der Dissenters von der Pflicht der Unterhaltung andersglaͤubiger Geistlichen. Hauptsaͤchlich hob er alsdann die Nothwendigkeit enger Verbindung aller Reformer und die Unterstuͤtzung des jetzigen Whig⸗Ministeriums hervor und forderte zu kraͤftigem Beistande bei der Durchsetzung der jetzt obschwebenden Irlaͤndischen Fragen auf. Bemerkenswerth erscheint, was er uͤber die Reform des Oberhauses aͤußerte. Nicht wie im vorigen Jahre, wo er diese Reform als eine unbedingte Nothwendigkeit darstellte, erklaͤrte er jetzt, daß dieselbe von dem Verfahren der Lords in Bezug auf die demselben von dem Unterhause uͤberwiesenen Irlaͤndi⸗ schen Bills abhaͤngen werde; wenn sie dieselben annaͤhmen, so werde der Antrag auf Reform ausgesetzt bleiben, bis man die Lords auf neuem Unheilstiften ertappe. Verwuͤrfen sie die Bills, dann moͤchten sie sich selbst die Folgen zuschreiben; auf die Groß⸗ muth des Englischen Volkes sey dann aber nicht viel mehr zu rechnen. Am Nachmittage fand das Bankett statt, zu dem we⸗ gen beschraͤnkten Raumes nur 490 Billets hatten ausgegeben werden koͤnnen. Der Saal war mit zahlreichen Flaggen aller Art verziert. Ueber dem Haupttische war ein Transparent mit der Irischen Harfe und der Inschrift: „Gerechtigkeit fuͤr Ir⸗ land.“ Am aͤußersten Ende des Saales waren zwei große Flag⸗ gen, die Britische (Union Jack) und die dreifarbige Fahne auf⸗ gepflanzt; auf der einen Seite befand sich die Inschrift: „Die Verfassung in ihrer Reinheit“, auf der andern der Ausspruch Canning's: „Buͤrgerliche und religioͤse Freiheit in der ganzen Welt.“ Die National⸗Embleme der drei Koͤnigreiche, England, Schottland und Irland, die Rose, die Distel und das Kleeblatt, fanden sich verei⸗ nigt an mehreren Orten ausgestellt. Praͤsident des Banketts war Hr. Wakefield, der neu erwaͤhlte Mayor von Nottingham. Derselbe brachte nach dem Essen eine Reihe von Toasts aus. Zunaͤchst wurde die Gesundheit des Koͤnigs getrunken; unmittelbar dar⸗ auf folgte der Toast: „Das Volk, die einzige rechtmaͤßige Quelle der Macht.“ Der Gesundheit der Koͤnigin folgte die der Prin⸗ zessin Victoria mit dem Beisatze: „Moͤge jede gegen sie gerichtete Machination das Schicksal der Orangisten⸗Verschwoͤrung erlei⸗ den“; „Lord Melbourne und die Minister Sr. Majestaͤt, moͤgen sie im Vorwaͤrtsschreiten auf der Bahn der Reform beharren“, endlich „Daniel O'Connell, der unerschrockene Verfechter der Rechte der Nation.“ Auf diesen letzten Toast antwortete O'Con⸗ nell mit vieler Waͤrme. Er dankte fuͤr den wohlwollenden Em— pfang, der ihm zu Theil geworden sey, wenn er auch erklaͤren muͤsse, daß seine persoͤnlichen Gefuͤhle der geringste Antheil an der Freude seyen, welche ihm jener Empfang bereitet habe. „Ihr Präsident“, sagte er unter Anderem, „hat ganz wahr ge⸗ sprochen, als er sagte, daß Sie sich nicht hier eingefunden haben würden, wenn ich etwas Anderes verlangte, als Gerechtigkeit für mein Vaterland. Ich weiß aber auch, daß Sie nicht hierher gekom⸗ men wären, wenn ich weniger verlangte, als Gerechtigkeit. (Gro⸗ ßerx Beifall.) Verlangte ich mehr, so würden Sie es gebührend ahn⸗ den. Verlangte ich weuiger, so würden Sie mich mit noch größerem Rechte verachten. Ich suche nicht mehr, aber weniger werde ich nicht annehmen. Ich bin nicht hierher gekommen, um leerer Eitel⸗ keit zu fröhnen, oder elenden Hochmuth kund zu geben. Ich bin hierher gekommen, gewissermaßen als ein „historisches Faktum“. Ich bin gekommen, um ein demüthiges, aber dauerndes Glied gzu bilden, welches drei große Rationen an einander knüpfen soll, Nationen,

welche leider bisher aus den niedrigsten Beweggründen und zu dem größ⸗ N

ten Nachtheile von einander getrennt gewesen sind. Ich erkläre, daß mein Zweck ein doppelter ist. Ich möchte in England und Schott⸗ land ein inniges Band geknüpft sehen zwischen den Reformern aller Grade und aller Klassen. Ich möchte die Unterschiede, welche bis jetzt unter den Whigs, Reformern und Radikalen bestanden haben, lüt immer in Vergessenheit begraben schen, und es ist mein lebhaf⸗ ter Wunsch, das Wort „Reform“ auf dem Banner zu erblicken, un⸗ ter welchem wir alle zusammen zum Siege zichen werden.“

An diesen Wunsch knuͤpfte O'Connell die Empfehlung des jetzigen Ministeriums, welches aus weisen und guten Maͤnnern zusammengesetzt sey, die, wenn sie auch langsam vorschritten, doch stets im Geiste der Reform handelten. Er hob es alsdann hervor, daß dies das erste Mal sey, daß der Mayor einer Stadt bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Bankett praͤsidire, und aͤußerte die Hoffnung, daß bald nicht nur in England, sondern auch in Irland der Geist des Liberalismus die Munizipalitaͤten des Landes durchdringen werde. O'Connell ging darauf zu ei⸗ ner allgemeinen Uebersicht seiner politischen Laufbahn in Bezie⸗ hung zu den Fortschritten, welche Irland seit seinem (O'Con⸗ nell's) ersten Auftreten gemacht habe, uͤber. Bei der Erklaͤrung, daß die Regeneration Irlands jetzt nicht mehr ein Traum oder ein Gegenstand der Prophezeiung sey, bricht der Bericht des Courier ab.

Die Anhaͤnger O'Connell's in Dublin haben bereits uͤber 2000 Pfund Sterling durch freiwillige Beitraͤge zusammenge⸗ bracht, um die Kosten einer Petition zu bestreiten, die gegen die jetzt dem Parlamente zur Untersuchung vorliegende Bittschrift wider O'Connell's Wahl gerichtet werden soll, falls die Kommis⸗ sion denselben fuͤr unrechtmaͤßig gewaͤhlt erklaͤrte.

Gestern fand der gewoͤhnliche Oster⸗Schmaus des Lord⸗ Mayor statt. Es waren ungefaͤhr 370 Herren und Damen versam⸗ melt, unter Anderen mehrere Minister und Mitglieder des Oberhau⸗ ses und des diplomatischen Corps. Man hielt sich in den Reden, wel⸗

416

che, wie gewoͤhnlich, gehalten wurden, von ben o hes Fragen des Tages fern, wahrscheinlich der gemischten Gesellschaft wegen, in der sich die verschiedensten politischen Ansichten repraͤsentirt fanden. Die Vortraͤge enthielten daher auch nichts von allgemei⸗ nem Interesse. 8

Heute Abend wird die Vierteljahrs⸗Einnahme bekannt ge⸗ macht werden. Nach der Angabe des Courier hat ein bedeu⸗ tender Zuwachs in der Accise, den Zoͤllen und dem Postwesen stattgefunden.

Der Bischof von Lichfield und Coventry, Dr. Ryder, Bru⸗ der des Grafen von Harrowby, und der Bischof von Ely, Dr. Sparkes, sind mit Tode abgegangen.

Es heißt, daß das durch den Tod des Generals Hugonin erledigte vierte Dragoner-Regiment dem General⸗Major Sir Fred. Ponsonby, der noch immer schwer an seinen Wunden von Waterloo her leidet, ertheilt worden sey.

Der General⸗Lieutenant Sir Jas. Lyon hat es ausge⸗ schlagen, den Truppen⸗-Befehl im Britischen Nord⸗Amerika zu üͤbernehmen.

Major Montgomerie ist, mit Depeschen fuͤr die Regierung in Bombay, uͤber Falmouth, Malta, Alexandrien und Suez nach Ostindien abgegangen.

Bei Ridgway ist eine Schrift uͤber Lord Morpeth's Irlaͤn⸗ dische Kirchen-Bill erschienen. Der Courier sagt, daß die vor⸗ auszusehende Verwerfung dieser Bill im Oberhause ihn nicht sehr schmerzen werde, da die Bill lange nicht weit genug gehe.

An der hiesigen Boͤrse sind jetzt auch die Actien der Ham⸗ burg⸗Altona⸗Luͤbecker Eisenbahn in Umlauf. Der Angabe der Morning-⸗Chronicle zufolge, sind die fuͤr England bestimmten Actien an 161 Subskribenten, fast alle in London wohnhaft, ab⸗ gesetzt worden. Von den 7500 fuͤr den Kontinent bestimmten Actien sind, durch einen Beschluß des provisorischen Londoner Comité's, 200 Actien bis auf Weiteres reservirt; der Rest aber ist (gegen Zahlung des Einschusses von 10s St. pr. Actie), unter Abweisung aller ferneren Subscriptions⸗Antraͤge, folgendermaßen vertheilt worden: in Hamburg und Altona 2238 Actien, im uͤbrigen Holstein und in Daͤnemark 75, in Luͤbeck und dessen Gebiete 2255; demnach in den Staaten, auf deren Gebiete die Eisenbahn, nach eingeholtem Konsense der resp. Regierungen, zu erbauen ist, 4568 Actien; in Leipzig 966, in Frankfurt a. M. 200, in Mecklenburg 72, in Augsburg 30, also im uͤbrigen Deutschland zusammen 1258 Actien; in St. Petersburg an 92 Subskribenten 1320, in Dorpat an 30 Subskri⸗ benten 154, in Rußland zusammen 1474 Actien. An Kontinental⸗Actien sind demnach vertheilt 7300 Actien.

Als etwas ganz Ungewoͤhnliches wird bemerkt, daß jetzt Weizen von Schottland nach Kanada verschifft wird.

Man schreibt aus Dover vom 1sten d.: „Herr Freeling ist so eben aus Calais hier angekommen; die Verhandlungen mit dem Franzoͤsischen Post⸗Amte sind zu seiner Zufriedenheit und, wie man hofft, zu der des handeltreibenden Publikums uͤberhaupt ausgefallen.“ 1

Der Pariser Korrespondent des Courier schreibt diesem Blatte unterm vorgestrigen Datum: „So eben habe ich er⸗ fahren, daß das Kabinet eine Maßregel angenommen hat, welche die aufrichtigste Zustimmung des Koͤnigs erhielt, und uͤber die jeder Freund der Humanität sich freuen wird, naͤmlich einen ausgedehnten Akt der Begnadigung, der die ungluͤcklichen Mi⸗ nister Karl's X. und alle politische Gefangene, deren Vergehen sich aus dem Jahre 1830 herschreibt, wenn sie sich seitdem tadel⸗ los aufgefuͤhrt haben, umfassen soll. Ohne Zweifel ist dies eine der von Herrn Thiers in seiner Rede angedeuteten Hand⸗ lungen des Ministeriums, und zwar eine, durch die man eine Menge von Fehlern zudecken wird. Es soll den Freunden der Gefangenen von Ham schon Mittheilung davon gemacht wor⸗ den seyn.“

Der Globe erklaͤrt sich zur Widerlegung der durch Fran⸗ zoͤsische Blaͤtter verbreiteten Nachricht ermaͤchtigt, als haͤtten die Befehlshaber der Britischen Schiffe an der Kuͤste von Spanien den Befehl erhalten, „voͤlligen Krieg gegen die Karlisten zu be— ginnen“, wiewohl ihnen, fuͤgt dieses Blatt hinzu, in gewissen Faͤllen eine thaͤtigere Mitwirkung gestattet worden sey.

Laut Nachrichten aus Konstantinopel hat Mehmed⸗Ali nun seine Antwort auf den Befehl des Großherrn wider seine Monopolien in Syrien eingesandt, die der Divan als bloß aus⸗ weichend zu betrachten geneigt war, mit welcher sich aber zum Erstaunen des Divans Lord Ponsonby vollkommen zufrieden er⸗ klaͤrt hatte. Herr Thevenin, ein Franzoͤsischer Offizier, seit meh⸗ reren Jahren im Tuͤrkischen Heer angestellt, war nach den Dar⸗ danellen beordert worden, um den dortigen Befestigungsarbeiten vorzustehen, und Herr Paolini, ein Oesterreichischer Offizier, war, mit Einwilligung seiner Regierung, auf zwei Jahre in den Dienst der Pforte getreten und im Begriff, nach Kleinasien zur Untersuchung der dortigen Erzgruben abzugehen.

Es ist hier eine wichtige Petition der zweiten Kammer der Kolonial⸗Versammlung von Nieder⸗Kanada angelangt, welche mit 55 gegen 7 Stimmen angenommen wurde. Der Koͤnig wird darin wiederholt um Reformen ersucht, die zum Theil auf neue Argumente basirt werden. Die sogenannte Britische oder die aristokratische Partei, welche jenen Reformen entgegen ist, wird darin als sehr schwach dargestellt.

In den Legislaturen der Staaten New⸗York und Ohio sind Antraͤge gemacht worden, den Umlauf aller Wechsel und Noten der Bank der Vereinigten Staaten in den Gebieten die⸗ ser Staaten zu verbieten. Sofort wurde in der Pennsylva— nischen Legislatur die Motion gemacht, daß in deren Staate alle Zweigbanken und Agenturen aus Staaten, die jenes Verbot einfuͤhren wuͤrden, so wie der Umlauf aller Noten und Papiere ihrer Banken, verboten werden sollten, was, wie man meinte, jene Staaten zur Besinnung bringen wuͤrde. Indessen stand der Hauptsturm auf die Bank der Vereinigten Staaten im Kon⸗ gresse noch bevor.

Am 31sten v. M. kam das Packetschiff „Spy“ in Fal— mouth mit Nachrichten aus Veracruz vom 16. Februar und aus Havana vom 5. März, so wie mit 500,000 Doll., an. Es war am 26. Januar eine Conducta aus Mexiko mit etwa einer Million Dollars in Veracruz angelangt, wovon 400,000 nach Jamaika verschifft wurden, zum Behuf der Negoziirung von Tratten eines Britischen Kommissars in Mexiko auf das Schatz⸗Amt in London. Santana war auf dem Marsch nach Texas mit seinen Truppen durch Saltillo gekommen. Statt des Finanz⸗Ministers Valleso war Don Rafael Mangino, dessen fruͤherer guten Verwaltung man sich noch erinnerte, von neuem zu diesem Posten ernannt worden.

Briefe aus Callao vom 9. November geben eine sehr trau⸗ rige Schilderung von dem jetzigen Zustande und den kuͤnftigen Aussichten der Republik Peru. Das Land befindet sich seit dem 23. Februar 1835 in voͤlliger Aufloͤsung. Santa⸗Cruz, der Praͤsident von Bolivien, ruͤckte im Mai in Peru ein, seine Ar⸗ mee und die des Generals Salaberry naͤherten sich einander im

verflossenen November. Die Britischen und andere fremde Kau leute leiden dabei ungemein; die Straße zwischen Lima vg uf⸗ nem Hafenort Callao ist von Banditen belagert, die sogar bis 8 Stadt kommen, da keine Truppen darin sind. Der groͤßte Thes⸗ der alten Spanier ist vertrieben und hat viele Reichthuͤmer jeil fort genommen, und obgleich die Huͤlfsquellen des Landes 2 einer ruhigen und redlichen Regierung sehr gut hinreichen 8 den, um die Schulden desselben abzuzahlen und es gluͤcklich 1 machen, so glaubt man doch, daß es binnen dreißig Jahren 8 der in die Haͤnde der Indianer fallen wird, die den Kern e Armee bilden. 7 N

Aus dem Haag, 5. April. Wie man vernimmt, hat d Koͤnig dieser Tage einen Beschluß gefaßt, durch welchen die ebt structionen fuͤr die Polizei-Direktoren in den großen Stzbt 3 des Landes dahin veräaͤndert worden, daß fortan die Direktorg Kommissarien und uͤbrigen Beamten der Polizei in Hinsicht 1 les dessen, was zu der gewoͤhnlichen oder Orts⸗Polizei geürt⸗ den Buͤrgermeistern und Schoͤffen untergeordnet, deren Ke. sie zu befolgen und auszufuͤhren verpflichtet seyn sollen. Nn will sogar wissen, daß es Buͤrgermeistern und Schoͤffen fe gestellt ist, die Polizei⸗Beamten, nach Berathung mit deren di rektoren, im Dienste zu suspendiren. 1

In Batavia ist der dortigen Gesellschaft der Kuͤnste üng Wissenschaften die Erlaubniß zur Errichtung eines Musemne der Naturgeschichte und Alterthuͤmer in Verbindung mit dn Koͤnigl. Museum in Leiden ertheilt und ihr ein Lokal, so we 200 Fl. monatlich zu den Einrichtungskosten, von der Regierure angewiesen worden.

1

Bruͤssel, 4. April. Charfreitag der Passion in der denberg bei.

Mehrere Belgische Offiziere haben Dienst in Portugal n, halten; sie werden sich nach ihrer Bestimmung einschiffen, sobet es der Wind gestattet.

Bei dem vorgestern erwaͤhnten Untergang des „Londeg Packet“, welches dem Herrn Podor, Rheder von Antwerpen gehoͤrte, haben der Capitain, seine beiden Soͤhne und 5 Matresn

7

das Leben verloren.

irche des h. Johann van (u—

EETb-.

Kopenhagen, 2. April. Folgendes ist der Schluß de Petition der Daͤnischen Staͤnde, die Finanzen und Staatsschue den Daͤnemark's betreffend:

„Die Leichtigkeit, womit fast alle Staaten im Stande gewefen sind, Anleihen zu scheinbar vortheilhaften Bediugungen zu machen, hat eine große Vorliebe für dieses Mittel hervorgerufen, aber die Folgen cines fortgesetzten Anleihe⸗Systems sind nur traurig gewesen, demn indem man geglaubt hat, auf diese Weise die Staatsbürger, oder, nit man sich ausgedrückt hat, die gegenwärtige Generatton vor gar s drückenden Lasten zu schonen, und deshalb nur so große Steuernei⸗ hob, als nöthig, um die Zinsen und bisweilen einen kleinen jährlich Kapital⸗Abtrag zu decken, ist man in der Beurtheilung der Krist und sinanziellen Hülfsquellen des Landes in die gefährlichsten In thümer verfallen. Es läßt sich nicht leugnen, daß man im Vertraun auf solche Anleihen sich fast überall hat dazu verleiten lasen mehrere und größere Ausgaben zu machen, als durchen nothwendig gewesen wäre, und daß, als endliches Ergebni dieses fortgesetzten Anleihe⸗-Systems, den Unterihanen sämmtlicher Staaten eine so schwere Steuerlast auferlegt ) um nur die SZinsen der gemachten Anleihen zu daß dadurch, statt einer Erleichterung der Abgaben, gerade das Ge⸗ gentheil bewirkt worden. nicht im Besitze einer solchen Einsicht in die Finanz⸗Yu waltung des Reichs ist, daß sie eine Meinung darüber haba kann, inwiecfern die oben ausgesprochenen Gesetze auf Dänemark aw⸗ wendbar sind, so hat sie es doch für ihre Pflicht gehalten, die Alf⸗ merksamfeit Ew. Maj. darauf hinzulenken und die Ueberjeugunh auszusprechen, daß, wo das Gleichgewicht zwischen Einnahmen un Ausgaben nicht durch Ersparnisse allein zu Wege gebracht wena kann, es in den meisten Fällen richtiger seyn wird, neue Steuem auszuschreiben, als neue Anleihen zu machen. Durchdrungen ti dieser Ueberzeugung, wagt es die Stände⸗Versammlung, sich von er Maäjestät die Gnade zu erbitten, daß, insofern zuküuftig eme neue Anleihe als unumgänglich nothwendig betrachtet wenha sollte, Ew. Majestät geruhen möge, zuvor es der Erwägung und dem Bedenken der Stände anheim zu stellen, ob sie es vuich

27

vorziehen möchten, Vorschläge zu einer neuen Steuer zu macma.

9

Doch die Versammlung hegt die Hoffnung, daß ‧Ersparnisse t dem Grade durchgeführt werden können, daß sowohl neue Stun⸗ Auflagen als neue Anleihen überflüssig werden; nur befürchttt sl⸗ daß die Ersparnisse nicht gleich in solchem Umfange eintreten kit⸗

nen, daß es nicht nöthig seyn sollte, durch einstweilige Aushülfe du

jährlichen Ausfall zu decken. Besonders steht zu befürchten, daß Unter⸗Balance ohne solche Ressourcen nicht gedeckt werden könne,, lange die Finanzen zur Amortisirung der Zektel jährlich an die Um 820,000 Rthlr. abgeben müssen, die jetzt an dieselbe entrichtet vm den. Mit Rücksicht auf diese 820,000 Rthlr. können die Sime⸗ übrigens nicht umhin, bei dieser Gelegenheit den Wunsch guszete chen, daß, wenn die Verpflichtung an die Bank wegfällt, diese Lge ausschließlich zur Abtragung der Staats⸗Schuld angewendet veee möge, in Heseeehh e mit dem von Ew. Maj. bei Fundanie der Reichsbank ausgesprochenen Willen. Als einstweilige Hülfs⸗ quellen erlaubt die Versammlung sich, Ew. Maj. Aufmertsamteitene die früher berührten Königl. Aktiva zu lenken, die wohl zum in solchen Landgütern bestehen, welche die ta s hat übernehmen müssen. Man hält es nicht für jwetn ßig, daß diese im Besitze des Staates bleiben, so wie auch nicht annehmbar ist, daß sie cinen ihrem Kapitalwerthe entsn chenden Ueberschuß abgeben; denn alle Industrie und sicherlich 1 der Landbau sind ungleich besser dazu geeignet, der Gegenstandean Privat⸗Wirksamkeit als der Regierungs⸗Thätigkeit zu seyn. andere Hülfsquelle liegt nach der Ueberzeugung der Versamna in den dem Staate gehörigen besondern Fonds, die nicht g. 1 waltung der Finanzen überwiesen sind. 5 Wiewohl man 9 daß einige dieser Fonds sowohl nach der Weise, wie sie gefamn als nach dem Zwecke, wozu sie bestimmt, billiger Weise nicht ¹ die allgemeine Finanz⸗Verwaltung gestellt werden tönue, giebt es doch mehrere und bedeutende Fonds, von welchen dinh gilt, und die daher, wenn die Nothwendigkeit es erheischt, 27 Finanzen zur Entrichtung der jährlichen stipulirten Abtrüge, Staatsschulden verwendet werden können. Endlich erlauht die en sammlung sich, darauf aufmerksam zu machen, daß eine Fnan Hülfsquelle in einem Theile der Königl. Domainen zu 1- wäre, von denen seiner Zeit mehrere zu einem ähnlichen 3 nämlich zur Abtragung der Staatsschuld, verkauft wurden. F vor die Versammlung diesen allerunterthänigsten Antrag 12. ’'r sie es noch für ihre Pflicht, die Allerhöchste Aufmerksamfen, 1 Majestät allerunterthänigst darauf hinzuweisen, wie ngthene ist, Oeffentlichkeit in dem Finanzwesen des Staats ztuzufsthren dber Volk hat sich darüber gefreut, aus der Hand Ew. Majestät, s genannten Finanz⸗Etat erhalten zu haben, wiewohl dicann; ein Anfang zu größerer Oeffentlichkeit betrachtet werden ar ie Dn theils umfaßt er nicht den ganzen Staatshaushalt, theagsesog bleit ellung nur kalkulatorisch, so daß es noch immer dahing 75 78 nwiefern sich die Rechnung im Laufe des Jahres bewäbrt h

überwiesenen

Der Herzog von Orleans wohnte am

bezacien,

Wiewohl nun die Stände⸗Versammugt

Staats⸗Kost

als nothwendig angesehene Oeffentlichkeit würde nach der Meinung der Versammlung am besten dadurch erreicht werden. wenn die Rechen⸗ aften, welche jährlich Ew. Maj. nicht nur über die Staatsschulden und Finanzen, sondern auch über die Administration der and ern Kollegien Fonds abgelegt werden, durch den Druck bekannt wür⸗

den. Daß eine solche Oeffentlichkeit zugleich die beste Stütze für den Staats⸗Kredit seyn würde, läßt sich gewiß nicht leugnen. Ew. Maj. aben durch die Institutiton der Stände jeden Bürger zu wirksamer heilnahme an den Angelegenheiten des Vaterlandes aufgefordert; dies ist aber unmöglich, so lange über das Finanzwesen, das doch in aͤlle andere Theile des Staatshaushaltes eingreift, die uöthigen Auf⸗ klärungen fehlen, so wie es wohl auch kaum irgend einem Zweifel unterworfen ist, daß erst die zuverlässigste Einsicht in die ökonomische Lage des Staates der Wirksamfeit der Stände diejenige Bedeutung verleihen kann, welche Ew. Maj. durch deren Einführung bezweckt haben. Wenn die Versammlung geäußert hat, daß Oeffentlichkeit im Finanzwesen für den Staats⸗Kredit nothwendig ist, so hat sie dabei nicht an den zu neuen Anleihen erforderlichen Kredit gedacht; denn das Volk hofft, daß das Anleihe⸗System aufhören möge, aber sie hat den großen Theil der Nation vor Augen gehabt, dessen Vermögen in Staats⸗ Pavieren angelegt ist, und welcher durch mögliche Fluctuationen eines Fheils seines Wohlstandes beraubt werden koͤune, sobald das Zutrauen üden pecuntatren Kräften des Staats geschwächt werden sollte. Da der sekannt gemachte Finanz⸗Etat nicht als berühigend angesehen werden kann, so wird es ohne Zweifel nothwendig seyn, durch eine fernerhin fortgesetzte Oeffentlichkeit im Finanzwesen darzulegen, wie die Wun⸗ den des Staats nach und nach geheilt werden; denn würde das be⸗ onnene System der Oeffentlichkeit nicht durchgeführt, so müßte das Pertrauen ohne Zweifel in hohem Grade geschwächt werden und die Besorgniß vor einem verschlimmerten Zustande entstehen, der es be⸗ denklich machen sollte, der Nation genaue Auskunft über die Ein⸗ nahuen und Ausgaben des Staats und über deren Bilanz mitzu⸗ theilen. Endlich glaubt man noch darauf hinweisen zu müssen, daß eine künftige Kounversion der Staats⸗Schuld zu einem geringeren Zinsfuß, wodurch bedeutende Ersparung erlangt werden könnte, durch die bffentliche Finanz⸗Verwaltung bedingt ist. Uebereinstimmend hiermit, wagtdie Versammlung der Stände, der allerhöchsten Erwägung Ew. Maj. folgende von der Versammlung einstimmig angenommene Punkte al⸗ jerunterthänigst vorzulegen: 1) daß Ew. Maj. allergnädigst veran⸗ stalten mögen, daß die nachdrücklichsten Maßregeln ergriffen werden, um durch Ersparungen die jährlichen Ausgaben des Staats zu ver⸗ mindern; 2) daß eine Kommisston, die jedoch nicht ausschließlich aus Beamten zusammenzusetzen wäre, ernannt werden möge, um den Zu⸗ stand der Finanz⸗ und der Staatsschulden zu untersuchen und um in Erwägung zu ziehen, wie durch Ersparnisse oder andere Mittel das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Ausgaben des Staats zu Wege gebracht werden könne, endlich, um einen Plau auszuar⸗ beiten, der auf zu gewärtigende allerhöchste Approbation dem Staats⸗ Haushalte und der Schulden⸗Tilgung zu Grunde gelegt werden könne; 3) daß Ew. Maj. allergnädigst befehlen mögen, daß die Rechenschaf⸗ ten über die gesammten Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1835, welche vor Ew. Maj. abgelegt werden, durch den Druck be⸗ kannt gemacht und auf gleiche Weise die Rechenschaften für alle fol⸗ gende Jahre veröffentlicht werden mögen. Indem die Stände⸗ Versammlung sich über diese wichtige Angelegenheit ausgesprochen hat, wagt sie es, sich der Hoffnung hinzugeben, daß Ew. Maj. in diesem Antrage nur den Beweis ihres reinen Eifers für die Beför⸗ derung des allgemeinen Wohls sehen werden. In dieser festen Ue⸗ berzeugung bringt die Versammlung hiermit in tiefster Unterthänig⸗ keit ihre und, wie sie glaubt, des Volkes Wünsche vor den Thron Ew. Majestät.. 8

CEI

Hannover, 7. April. Ihre Durchl. der Fuͤrst, die Frau Fuͤrstin und die Prinzessin Mathilde zu Schaumburg⸗Lippe sind hier angekommen.

Schleitz, 6. April. Heute traf hier die unser Durchlauchtigstes Fuͤrstenhaus abermals in die tiefste Trauer versetzende betruͤbende Nachricht ein, daß am Aten d. M. Abends gegen 7 Uhr der am 2. August vorigen Jahres geborne Prinz Heinrich XVI., Neffe Sr. Hochfuͤrstlichen Durchlaucht unsers regierenden Fuͤrsten, zu Koburg in Folge eines Schleimschlages ploͤtlich und unerwartet verstorben ist.

Muͤnchen, 4. April. Unsere politische Zeitung vom heutigen Tage enthaͤlt folgenden Eingangs⸗Artikel: „Wir koͤnnen unsern Lesern die hoͤchst erfreuliche Nachricht mittheilen, daß Se. Majestaͤt unser allgeliebtester Koͤnig, Allerhoͤchstwelcher Athen am 24sten v. M. verlassen hatte, im allererfreulichsten Wohl⸗ seyn am 31. Maͤrz Morgens 8 Uhr im Hafen von Ankona an⸗ gekommen ist.“

Konstanz, 29. Maͤrz. Seit einigen Wochen sind an den suͤblichen und westlichen Ringmauern unserer Stadt die Haͤnde der Bau⸗Handwerker aller Art aͤußerst geschaͤftig. Die hohen Stadtmauern werden eiligst ausgebessert und alle in denselber befindliche Oeffnungen sorgfaͤltig zugemauert oder doppelt und dreifach mit Eisenstaͤben und Drathgittern geschlossen; mehrere hore der Stadt werden zum solidesten Schlusse hergestellt, Pallisoden⸗Zaͤune und Patrouillen⸗Wege errichtet, und es hat das Ansehen, als ob man sich ruͤste, eine drohende Bela— gerung mit Nachdruck abzuschlagen. Der gefuͤrchtete Feind st das zollfreie Ausland. Es ist bekanntlich aus dem

Grunde der ganz besondern oͤrtlichen Verhaͤltnisse der Stadt

Konstanz von

der Zoll⸗Verwaltung der Kreuzlinger und

3 Ausschluß der Paradiser Vorstadt aus

der Zoll-Linie

angeordnet worden, eine Maßregel, welche zur Vereinfachung

des Zoll Schutzes auch bei anderen Gebietstheilen, z. B. der sinsel Reichenau, angewendet wurde; durch dieselbe gewinnen 1 voh die Zoll⸗-Verwaltung als auch die Stadt Konstanz, erstere 75 gi sehr betraͤchtliche Verkuͤrzung der Graͤnz⸗Linie und 815 dunzentrirung und Vereinfachung der Aufsicht, letztere dc;; 88 Mufrechthaltung ihres Verkehrs mit der Schweiz, wiegend sn Verhaͤltniß zu jenem mit dem Inlande weit uͤber⸗ hiesigen 88 In Folge dieser Anordnungen sind auf Seiten der 1. 89 bedeutende Baulichkeiten und Grundstuͤcks⸗An⸗ scherhens eerstellung der von den Zoll⸗Behoͤrden verlangten 1 diesem SMaßregeln noͤthig geworden, und die Gemeinde hat 1 zum ehuite bereits eine Summe von 32,000 Fl. bewilligt. 6 eer günstigen Jahrmarkte, in der letzten April⸗Woche, soll somit die 5 Zollzug des Ausschlusses der beiden Vorstaͤdte und 2 ange ersehnte. Wieder⸗Eroͤffnung des freien Verkehrs fem Schweizen Nachbarlande bewerkstelligt seyn. 5.9 6 elberg, 2 April. (Karlsr. Ztg.) Am 15. Maͤrz b Fsesrschled zu Heidelberg, im 8asten Lebensjahre, der Großh. hr Geheime Rath, Otto Heinrich Freiherr von Gemmin⸗ Ffätzscheinberg. Derselbe hegann seine Laufbahn an der Kur— 1- Regierung in Mannheim. Das nach der Thronbe⸗ uon Gans aiser Joseph s beginnende rege Leben zog jedoch Otto Welti ningen nach Wien, wo er nebst den Zeitschriften: „der mmann“ und „Magazin fuͤr Wissenschaft und Literatur“ un⸗ nderem auch den „Deutschen Hausvater“, welcher sich laͤn⸗ eef dem Repertoir der Deutschen Buͤhne erhielt ien ds Jahre kehrte Otto von Gemmingen von chaft bi 188 1 idmete lich auf seinen Guͤtern der Landwirth⸗ ahrung dar F. hceg. 1799, wo Karl Friedrich demselben die g uteressen des nachherigen Kurfuͤrstenthums Ba—⸗

Kaiserlichen Hofe übertrug. Nach Aufloͤsung des ehe⸗

8 417

maligen Deutschen Reichs bis zu seinem nun erfolgten Ende lebte er in gaͤnzlicher Zuruͤckgezogenheit den Wissenschaften. Darmstadt, 1. April. Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß⸗ herzog, welcher sich schon einige Zeit lang nicht ganz wohl be— fand, erkrankte vorgestern staͤrker, so daß der Arzt einige Ader⸗ laͤsse verordnete. Nach dem heute morgen im Palais aufgeleg— ten Buͤlletin hat sich das Befinden Sr. Koͤnigl. Hoh. gebessert. Im Gesetze, die Stellvertretung im Militair⸗Dienste be⸗ treffend, welches das gestern ausgegebene Regierungs⸗Blatt ent⸗ haͤlt, findet man den vielbesprochenen Artikel 42 auf nachstehende Weise gefaßt: „Zur gemeinschaftlichen Aufbringung der Ver⸗ retungs⸗Summen soll von Staats wegen eine Assekuranz⸗Anstalt errichtet werden. Privat-⸗Vereine zu demselben Zwecke sind er⸗ laubt; jeder Geschaͤftsführer eines solchen Vereins muß aber zu dem hierzu erforderlichen Patent die Erlaubniß des Ministe⸗ riums des Innern und der Justiz einholen.“ Die erste Kam— mer hatte auch Privat⸗Vereine in dieser so großen Beschraͤn⸗ kung gaͤnzlich verboten gewuͤnscht; aber, da die zweite Kammer nicht zutrat, dieses dem Ermessen der Regierung uͤberlassen. Diese hat nun fuͤr die gleichzeitige Belassung von Privat⸗Ver⸗ einen zu jenem speziellen Zwecke sich erklaͤrt. Uebrigens ist sehr wahrscheinlich, daß, da kein Privat⸗ Verein, soll er seinem Un— ternehmer auch nur einen kleinen Vortheil abwerfen, mit der Staagts⸗Assekuranz⸗Anstalt in Konkurrenz treten kann, jene Pri⸗ vat⸗Vereine doch in einigen Jahren von selbst eingehen werden. Unser so schoͤn aufgebluͤhter Meßplatz Offenbach ist gaͤnzlich veroͤdet. Indessen war der Eintritt eines solchen Wechsels gleich von Anfang an vorauszusehen, da es sich berechnen ließ, daß Frankfurt a. M. uͤber lang oder kurz dem Verein werde beitre⸗ ten muͤssen, dessen dauernde Vereinzelung aber die unerlaͤßliche Bedingung des Flors von Offenbachs Messen war. Auch hat es die Regierung in dieser Hinsicht zur Zeit nicht an wohlmei⸗ nenden Fingerzeigen fehlen lassen, weshalb sich denn diejenigen Einwohner Offenbachs, die sich dessenungeachtet durch Neubau⸗ ten und andere Anstalten, zu denen sie das der Stadt ertheilte Meß⸗Privilegium veranlaßte, in große Kosten gesetzt haben, den daraus ihnen nunmehr erwachsenen Schaden selbst zuschreiben muͤssen. Mit Fug und Recht konnte daher auch die Re ierung die von denselben in neuester Zeit bei ihr eingereichten orstel⸗ lungen zuruͤckweisen, wenn schon solches immer in moͤglichst schonender Form geschah.

EEoI

Wien, 2. April. (Schles. Ztg.) Der Schluß des Un⸗ garischen Landtages ist nun definitiv auf den 2. Mai d. J. fest⸗ gesetzt und diese Bestimmung dem Landtage bereits auch notifi⸗ zirt worden. Hinsichtlich des Titels Sr. Majestaͤt als Koͤnig von Ungarn ist zugleich demselben eroͤffnet worden, daß solcher in Zukunft Ferdinandus Austriae Imperator I., Rex Hungariae V. lauten solle, welche Eroͤffnung mit ungeheurem Applaus auf⸗ genommen wurde. 8

8 Ueber Triest haben wir Nachrichten aus Patras bis zum 15. Maͤrz erhalten. Sie zeigen an, daß die Raͤuber⸗Horden nach dem mißlungenen Angriff auf Missolunghi sich in die Graͤnzgebirge geworfen haben und mit neuen Einfaͤllen drohen. Die Regierung soll deshalb einige Chefs der irregulairen Trup⸗ pen aufgefordert haben, ihre Kontingente schleunigst zusammen⸗ zuziehen und gegen die Raͤuber zu fuͤhren. Es hieß sogar, daß Se. Majestaͤt Koͤnig Otto sich im noͤrdlichen Griechenland per⸗ soͤnlich einfinden wolle, um die Operationen zu leiten. Man daß unter der eingefallenen Horde sehr viele Tuͤrken eyen.

Preßburg, 1. April. In der Reichstags⸗Sitzung vom 30. v. M. traf ein Koͤnigl. Rescript ein, das sogleich entsiegelt und auch verlesen ward. Mittelst desselben geruhten Se. Maj., mit Bezug auf das unterm 23. August v. J. wegen Beschleu⸗ nigung der Reichstags⸗Angelegenheiten erlassene Rescript, den 2. Mai d. J. als Schluß des Reichstages zu bestimmen, mit dem Bedeuten, daß alle noch ruͤckstaͤndigen Gegenstaͤnde Sr. Maj. vorgelegt, die bereits genehmigten Artikel aber gesammelt wer⸗ den, da Se. Maj. an dem festgesetzten Tage die Gesetz⸗Artikel Allerhoͤchstselbst sanctioniren wollen. Dieses Rescript, mit dem Datum des 28. Maͤrz das Erste, in welchem Se⸗ Majestaͤt den Titel: Ferdinand l. Kaiser von Oesterreich und dieses Namens V. Koͤnig von Ungarn ꝛc. ꝛc. fuͤhren, machte einen so le— haft ergreifenden Eindruck auf die Versamm⸗ lung, daß das Vorlesen durch den nun ausbrechenden Enthu⸗ siasmus und den oft wiederholten Ruf: Elgen. Elgen, unthun—⸗ lich ward und erst dann beginnen konnte, als der stuͤrmische Applaus sich einigermaßen gelegt hatte. G SWT1“’

„Modena, 28. Maͤrz. Am 23ͤsten d. M. ist hier Se. Koͤnigl. Koöhes⸗ der Erzherzog Maximilian von Este, Bruder unseres Herzogs, eingetroffen. Der Letztere war mit seinen Soͤhnen dem eintreffenden Bruder auf der Straße nach Man— tua entgegengeeilt.

Rom, 20. Maͤrz. (Allg. Ztg.) Die erwartete Promo⸗ tion von Kardinaͤlen scheint fuͤrs Erste ganz suspendirt, da der Kardinal della Genga nach Ferrara abgereist ist, um das Oster⸗ fest in seiner Dioͤzese zu feiern. Da nun nach hergebrachter Sitte die Function des sogenannten Schließens und Oeffnens des Mundes wegen seiner Abreise nicht statthaben kann, so wird auch kein Konsistorium gehalten, und die naͤchste Ernennung von Kardinaͤlen ist erst zu dem Feste von St. Peter zu erwarten. Die kirchlichen Angelegenheiten der Schweiz sind jetzt hier ein Geg enstand, der die ganze Aufmerksamkeit der hohen Geistlich⸗ keit in Anspruch nimmt. Man scheint bis jetzt noch zu hoffen, daß die angeknuͤpften Unterhandlungen eine guͤtliche Beilegung herbeifuͤhren werden. Bisher sind alle Schritte des Kirchen⸗ Oberhauptes versoͤhnlicher Art gewesen. Jeder ruhige Beobachter wird einsehen, daß die Suprematie des Paͤpstes zur Erhaltung der Einheit der katholischen Kirche nothwendig ist. Nachrichten aus Neapel melden, daß der Oesterreichische Gesandte am dortigen Hofe, Frhr. v. Lebzeltern, auf Urlaub seinen Posten verlassen wird. Das bekannte Handlungshaus Falconnet in Neapel hat (wie man bereits auf anderem Wege weiß) fallirt, was bei dem dortigen wie bei dem hiesigen Handelsstande große Sensation macht. Die Glaͤubiger sollen wenig oder nichts zu hoffen haben, und der Name „Falconnets“, den die bekannten Reapolitani⸗ schen Staats⸗Papiere fuͤhren, wird noch lange bei den Bethei⸗ ligten eine schlimme Erinnerung erwecken. Der Advokat Carlo Fea ist in der Nacht vom 17ten auf den 18ten d. hier gestorben. Er war zu Pigna in der Naͤhe von Oneglia 1755 geboren. Un⸗ ter seinen zahlreichen Schriften sind seine Uebersetzungen von Horaz und unserm Winckelmann wohl die gelungensten. Seit einigen Tagen treffen sehr viele Reisende ein, um die heilige Woche hier zuzubringen. Den ganzen Winter ist der Zudrang von Fremden nicht so lebhaft gewesen, und die Wirthshaͤuser sind im eigentlichen Sinne des Worts uͤberfuͤllt.

1

Spanien. 1 Sexnh

Madrid, 24. Maͤrz. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin gab am 19ten d. in der Casa del Campo dem neuen von ihr er⸗ richteten Regimente ein glaͤnzendes Fest, bei welchem Ihre Majestaͤt von keinem der Minister, wohl aber von dem bekannten Kammerherrn Musoz begleitet erschien. Die von Franzoͤsischen Blaͤttern gegebene Nachricht von dessen Able⸗ ben war mithin, wie so vieles Andere, was aus Spanien berich— tet wird, ungegruͤndet.) In dem Gefolge der Koͤnigin befand sich auch der fruͤhere General⸗Direktor der Lotterie, Herr Ronchi, welchen Herr Mendizabal vor kurzem, angeblich wegen gemach⸗ ter Unterschleife, von seinem Posten abgesetzt hat. Der Mini— ster⸗Praͤsident betrachtet das Erscheinen dieser Personen in der naͤchsten Umgebung der Koͤnigin als eine gegen ihn gerichtete Beleidigung, und man spricht davon, daß zwischen der Allerhoͤch⸗ sten und seiner Person einige Spannung eingetreten sey. Auch hat die oͤffentliche Presse den Zorn des Minister⸗Praͤsidenten erregt; er laͤßt diesem gegen die Zeitungsschreiber in einem amt⸗ lichen Artikel der Gaceta freien Lauf. Der Artikel schließt mit folgenden Worten: „In den zusammenberufenen Cortes, in ihrer ehrwuͤrdigen Versammlung, vor den Maͤnnern, die das Ver⸗ trauen ihrer Kommittenten erworben haben, werden die gegen⸗ waͤrtigen Minister, mit den Akten ihrer Verwaltung in der Hand, mit materiellen Ergebnissen, mit positiven und offenlie⸗ genden Thatsachen und nicht mit deklamatorischen und poetischen Phrasen auftreten, um Rechenschaft von dem Gebrauch abzule⸗ gen, den sie von der Gewalt gemacht haben, welche sie vermoͤge der Guͤte der erlauchten Koͤnigin⸗Regentin und des einstimmigen Vertrauens der ganzen Nation ausuͤbten, die sie zur Eintracht zu bringen verstanden (!), indem sie ihre Aufregung stillten und die Ordnung und Ruhe wiederherstellten (!!), und zwar ohne Prozesse, ohne Blutvergießen, ohne Thraäͤnen!“

Madrid, 26. Maͤrz. In der heutigen Sitzung der Pro⸗ kuradoren⸗Kammer kuͤndigte Herr Mendizabal an, daß Ihre Majestaͤt (wie bereits gemeldet) unter den ihr vorgelegten Kan⸗ didaten Herrn Antonio Gonzalez zum Praͤsidenten und Herrn Arguelles zum Vice⸗Praͤsidenten erwaͤhlt habe. Nachdem der neue Praͤsident seinen Sitz eingenommen hatte, trug er darauf an, dem temporairen Praͤsidenten, Herrn Isturiz, einen Dank zu votiren. Herr Flores Calderon bemerkte zwar, daß die Kam⸗ mer dadurch mit sich selbst in Widerspruch gerathen wuͤrde, in⸗ dem sie so eben Herrn Isturiz ausgeschlossen, nachdem sie ihn vorher mit den hoͤchsten Beweisen ihres Vertrauens beehrt habe; da aber weiter Niemand gegen den Antrag sprach, so wurde derselbe angenommen.

Die hiesige Hof-Zeitung enthaͤlt ein aus 57 Artikeln be⸗ stehendes Regulativ, welches die Behoͤrden so wie die zu diesem Behufe in jeder Dioͤzese einzusetzenden Juntas bei der Aufloösung der Kloͤster zu beobachten haben.

Herr der in sieben verschiedenen Provinzen zum Prokurador erwaͤhlt worden war, hat sich fuͤr seinen Ge— burtsort Cadix entschieden.

Die Direktoren der Bank von San Fernando haben mit Bewilligung der Koͤnigin erklaͤrt, daß sie eine Dividende von 5pCt. zahlen werden, was, mit den im vergangenen Oktober ge⸗ zahlten 4 pCt., 9 pCt. betraͤgt, wie im vorigen Jahre.

Als der Karlisten⸗Chef Cabrera die kleine Stadt Calig in Valencia besetzt hatte, ging ein Valencianer, der fruͤher als Offi⸗ zier unter den Royalistischen Freiwilligen gedient hatte, zu ihm und sprach den Wunsch aus, unter ihm zu dienen. Cabrera wies ihn jedoch an den Anfuͤhrer der Schaar, el Serrador, und erklaͤrte ihm zugleich, daß er nur als Gemeiner eintreten koͤnne, und daß er erst, wenn er der Religion einige Opfer gebracht, auf Befoͤrderung hoffen duͤrfe. Diese Insurgenten⸗Schaar fuͤhrt stets eine Druckerpresse mit sich und erfaͤhrt mit erstaunlicher Schnelligkeit Alles, was vorgeht. Sie besteht groͤßtentheils aus rohen Bergbewohnern. Sie sind mit Flinten oder Piken be⸗ waffnet. Ihre Kavallerie soll schlecht seyn und etwa zwanzig Pferde betragen. Die Infanterie Cabrera's ist in zwei Ba⸗ taillone getheilt, die das erste und zweite Bataillon der Frei⸗ willigen von Valencia genannt wird. Ersteres kommandirt der Organist Terruel, letzteres ein gewisser Tallada.

Galizien wird nach allen Richtungen von drei Insurgenten⸗ Corps durchzogen, deren eines unter Lopez, 600 Mann, das zweite, unter Sarmiento, 300 400 Mann, und das dritte, unter den Bruͤdern Mosteiros, 200 Mann stark ist. Letzteres hat das Finolledo⸗Thal voͤllig verheert. b

Die Regierung hat durch einen Courier die Nachricht er⸗ halten, daß die Insurgenten von Aragonien und Catalonien sich in Masse versammeln und einen neuen Einfall in die Provinz Cuenga beabsichtigen. Auch zu Chelva, an der Graͤnze von Valencia, haben sich 6000 Karlisten, meistens Catalonier, zu⸗ sammengezogen.

Franzoͤsische Blaͤtter theilen ein Schreiben aus Ma⸗ drid vom 26. Maͤrz mit, worin es heißt: „Die Koͤnigin kam sonst gewoͤhnlich nach Madrid, um die Deputation zu empfan⸗ gen, welche den Auftrag hatte, ihr die Liste der Kandidaten zur Praͤsidenten⸗Wuͤrde zu uͤberreichen; allein diesmal ist sie im Prado geblieben und hat Herrn Mendizabal beauftragt, die von ihr getroffene Wahl der Kammer anzuzeigen. Einige wollen hieraus folgern, daß die Koͤnigin mit der Zusammensetzung der Liste nicht zufrieden gewesen sey. Die Zusammensetzung der Adreß⸗Kommission zeigt, daß dies Dokument im Sinne der Mi⸗ nister ausfallen wird. Wenn indeß die Opposition nur ein Mit⸗ glied ihrer Partei in der Kommission hat, so hat sie dagegen vierzig Kaͤmpfer in der Kammer, und unter diesen sind zwoͤlf im hoͤchsten Grade feindselig gegen die Minister gesinnt. Mehrere derselben sind Maͤnner von großem Talent, un es moͤchte ihnen wohl gelingen, manches schwankende Mitglie der Kammer auf ihre Seite zu ziehen. In der Proceres⸗Kam⸗ mer ist die Maoritaͤt entschieden gegen die Minister, und man sprach daher von Creirung einer Anzahl von Proceres; da in⸗ deß die Zahl derselben, um die Majoritaͤt zu sichern, bedeutend seyn muͤßte, so wird das Projekt wohl aufgegeben werden, um so mehr, da man glaubt, die Proceres wuͤrden sich darauf be schraͤnken, die Vota der Prokuradoren zu ratifiziren, aus Furcht durch eine uͤbertriebene Opposition die Fundamental⸗Institutio nen und die oͤffentliche Ordnung zu gefaͤhrden. Es sind nie mals so viele fremde Couriere hier angekommen, wie jetzt, und das Publikum erschoͤpft sich in Muthmaßungen uͤber den Zweck dieser haͤufigen Mittheilungen zwischen den Kabinetten von Lon⸗ don, Paris und Madrid.“

Dieselben Blaͤtter melden aus Barcelona vom 25. Maͤrz: „Lopez Ochoa, unser neuer Gouverneur, ist angekom⸗ men. Die verschiedenen Brigaden Cataloniens haben Befeh erhalten, sich zu vereinigen, um die Plaͤne der Karlisten, welche uns die Zufuhr abschneiden wollen, zu vereiteln. Die Landleute, welche Lebensmittel auf unseren Markt zu bringen pflegen, wer den aus Furcht vor den Karlisten zuruͤckgehalten. Fleisch und