neres Gefühl genommen. sich die linke Seite des Bildes am unmittelbarsten an. Das Weib, die ihr Antlitz schmerzvoll verbirgt, giebt in der That nicht bloß ein ergreifendes Bild der Trauer (bekanutlich stellte der Griechische Ma⸗ ler Timanthes den Schmerz des Agamemnon beim Opfer der Iphi⸗ genie durch eben solche Verhüllung dar), sondern in ihrer gan⸗ zen Haltung liegt namentlich auch der Charakter Orientalischer Trauer. Die Mutter, denn ihr scheint auch das entseelt am Bo⸗ den ausgestreckte Kind zu gehören, ermißt den ganzen Verlust, während die Jungfrau, vielleicht ihre ältere Tochter, die ihren Arm durch den der Mutter schlingt, erst mühsam den Umfang des Leids scheint fassen zu können. Diese beiden Figuren sind wahrhaft großartig und schön, ja man könnte ihnen vielleicht den ersten Preis im Bilde ertheilen wollen; desgleichen ist die wachsartige Leiche des Kindes, das dem lang hiunstrecken⸗ den Tode verfallen ist, zugleich mit der rührendsten Todes⸗ schönheit und mit einer schauerlichen Wahrheit vorgestellt. Weniger eifrig wollen wir das junge Weib rühmen, das, mit ihrem Säugling auf dem Arm, die äußerste Linke des Bildes füllt; so schön nament⸗ lich das Kind erscheint, so spricht sich doch die Beziehung der Fi⸗ ur nicht klar aus, und da das Bild fast schon eine zu große Breiteausdehnung hat, so geräth man auf den Gedanken, es möchte besser seyn, wenn sie ganz fehlte, zumal da ihre heftigere Bewe⸗ gung den Hauptgehalt des Bildes eher stört als erhöht. Gleiches ließe sich in gewissemnn Sinne auch von den Gruppen auf der rech⸗ ten Seite behaupten. Der sterbende Krieger (man ist übrigens ver⸗ sucht zu sagen „der sterbende Fechter“, weil er an diesen aller⸗ dings erinnern kann) macht mit dem Knaben ein Bild für sich aus, nicht minder giebt die Jungfrau, welche mit dem Knaben die Leiche trägt, ein besonderes Bild: beide sind schön gedacht und im Einzel⸗ nen unvergleichlich gemalt, sie gehören auch dem Gedanken nach zu der Scene, allein sie wollen nicht aufgehen in die Einheit der un⸗ mitterbaren Anschauung und des unmittelbaren Gefühls. Es ist ge⸗ wiß eine feine Beobachtung, daß sich das Kind, das den Tod nicht kennt, mit einer gewissen traulichen Aengstlichkeit, dem Verstummen⸗ den, Zusammensinkenden nähert, und ihn anrührend gleichsam um Erklärung befragen will; es ist gleichfalls fein gedacht, daß das Mädchen den Leichnam ihres Vaters mit so schonender Sorgfalt trägt, als ob er noch am Leben wäre und Gefühl hätte: allein dies entfernt fich alles schon zu sehr von der Grundempfindung, es bereichert das Bild, aber es macht den Haupteindruck nicht voller; mit Einem Wort, es ist dies mehr Episode, als Gliederung des Haupt⸗Gedan⸗ kens, geschweige denn ein vollerer Anschlag der herrschenden Empfin⸗ dung. Das Gefühl des Beschauers kann dies nicht zusammenfassen in einen einzigen Eindruck, es bedarf eines Sammelns, einer successiven Auffassung. Halte man diese Bemerkungen, denen vielleicht doch etwas Wahres zum Grunde liegt, nicht für allzu theoretisch, denn der Sinn davon ist ja nur eben der, daß der Eindruck größer seyn würde als er jetzt ist, und daß ein gewisser Uebelstand, den auch der fühlt, welcher sich nicht davon Rechenschaft giebt, entfernt geblieben wäre. Uebrigens hat uns ja der Künstler nur selbst diesen Maßstab an die Hand gegeben, und gerade der Vergleich mit seinem früheren großen Bilde ist es, der zu dieser Betrachtung auffordert. Die trauernden Juden hatten diese höchste Einheit und Abgeschlossenheit der Empfindung; die Eine Empfindung erschien mehrfach gegliedert, aber alle Strahlen konzentrirten sich auf Einen Punkt in dem Her⸗ en des Beschauers: wenn man es einen einzigen vollstimmig, rein und stark angeschlagenen Akkord nennen mußte, so wäre dies eine ganze Melodie, allein die Kunst des Malers, die nur auf Einen Moment angewiesen ist, hat offenbar in jenem Fall ihren gröoßeren Vortheil. Es können zwar unmöglich alle Bilder einen so hohen Grad jener Tugend erreichen, allein Werke im höheren Styl müssen sich immer dem nähern, und dauach haben auch die größ⸗ en Künstler aller Zeiten gethan. Möchte immerhin, wie in jenem Bilde die Familie um den Vater, so hier das Volk um seinen Pro⸗ pheten stehen, deun- in diesem Maaß erweitert sich hier der Gesichts⸗ freis, so würde man doch jedensalls eine gewisse chorartige Auf⸗ fassung und Brhandlung mit Recht verlangen, während sich hier die Scene in kleine, wenn auch noch so wohlgelungene Einzelbilder heitt. Falls aber dies wirklich ein Uebelstand wäre, so scheint r doch nur aus etwas Lobenswerthem entsprungen, nämlich aus em treuen Festhalten an der alten Ürkunde. Es finden sich wenig⸗ us mehrere der . Züge des Bildes dort wirder. Freilich vieder sind hier die B.dingungen der Poesie und Malerei ganz ver⸗ chieden; in der Poesie des Propheten, so wie denn meistens in der Hebräischen, herrscht überdies noch die Figur der Accumulation, d. h. s wird mit immer neuen Parallelzügen dasselbe oder Aehnliches ge⸗ agt, statt einer planmäßig fortscheeitenden und konzentrirten pockti⸗ chen Wirkung. Hiervon nun scheint sich in dem Bilde etwas ab⸗ uspiegeln. Was die Malerei anlangt, so kaun auch hier der Fortschritt nicht ezweifelt werden; zwar war an jenem glücklichen Erstlingsbilde nichts, was man hätte anders wünschen mögen, allein hier hat sich der Künst⸗
470
Dem Charakter der Hauptfigur schließt I Himmel gehalten, dessen lachende Heiterkeit übrigens einen rühren⸗
den Kontrast mit dem Jammer der Zerstörung bildet und mehr wirkt, als die wohlfeile Zusammenstimmung eines trübumzogenen würde ge⸗ konnt haben. In dieser gleichmäßigen Helligkeit setzen sich doch alle Gegenstände sehr gut von einander ab; besonders wölbt sich der Him⸗ mel vortrefflich in die Ferne; aber das Zusammenfassen der breitaus⸗ gedehnten Gruppe wird durch dies gleiche Licht nur noch mehr erschwert. Die Zeichnung aller Theile zeigt einen Meister und möchte tadellos seys, weniger vielleicht hie und da die Stellung einzelner Theile in Beziehung auf die Linien des Bildes. Von der seltensten Schönheit ist die Carnation, wenn man sie auch nicht eben eine orientalische nennen kann. Der Hintergrund, welcher die zertrümmerten Mauern der Burg zeigt, ist mit einer so detaillirten Phantasie gemalt, wie man sie nur dem Landschafter zutrauen sollte; Lessing’'s Einfluß bleibt. hier unverkennbar. Aber wie mild ist es gedacht, daß in einiger Ent⸗ fernung doch mitten unter den gestürzten Säulen auch einzelne grünende Palmen mit ihren Früchten stehen geblieben sind, die sich nach wie vor, als ob nichts geschehen wäre, noch derselben Sonne freuen. Ueberall sieht man eine nirgend aufhörende, tiefgrabende Charakterisirung der Details; den äußersten Vorgrund nehmen die wüst zerschlagenen Stücke eines musivischen Fußbodens ein, und ei⸗ nigen Holzsplittern ist eine solche Aufmerksamkeit zu Theil geworden, daß man darin Cedernholz erkennt, das vergoldet war. Vielleicht kann man aber auch für ein Bild historischer Art darin zu weit ge⸗ hen, namentlich für ein solches, wie das gegenwärtige, denn Jeremias auf den Trümmern des Tempels, wie es scheint, bleibt doch immer nur etwas Symbolisches. Der Künstler hat uns schwerlich sein Bild mit allen den Ausprüchen der Wahrheit und Wahrscheinlichkeit hinstellen wollen, welcher diese genreartige Ausführung des Details entsprechen würde. Vielleicht ist in diesem Sinne auch der Hintergrund schon zu land⸗ schaftlich; lieber würde man einen deutlichern Begriff von den Trüm⸗ merstücken zu erhalten wünschen, auf denen Jeremias sitzt; es läßt sich nicht erkennen, welche Architekturtheile es an dem Tempel möch⸗ ten gewesen seyn, dies wäre aber besonders auch noch darum zu wünschen, damit es nicht schiene, als seyen diese Truͤmmer nuüͤr eben so aufgebaut, um dem Propheten zum Sitz zu dienen und die pyramidalische Gestalt der Gruppe bilden zu helfen. Endlich könnte man vielleicht noch, wiewohl Vieles dreist und frei, und fast alla prima gemalt ist, noch einen durchgängig pastoseren Vortrag und eine größere Einschränkung der Lasuren erwarten; die Farben wür-⸗ den alsdann noch intensiver wirken und für die Erhaltung eines der Nachwelt so werthen Kunstwerks würde noch besser gesongt seyn F
vn—
B I
8 Den 23. April 1836. 1.“
Amtlicher Fonds- nnd Geld-Cours-Zettel. A. Pr. Cour. Ur. Cour
I Brief. Geld. Brief. Geld.
St.-Schnld-Sch. 4
2, 7. Ten- Pr. Engl. Obl. 30. 4 1013 འ101 ¼ 4 1025 9 PrämSch. d. Sech — 61 ¼ 602 3 4 101 8 Kurm. Obl. m. 1. C. 4 102 ½ 101 ¾ 3½8 98 /1 Nm. Iut. Sch. do. 4 102 ½¼ — — Berl. Stadt-Obl. 4 103 Königsb. do. 4 — Elbiuger do. 8 — Dauz. do. in Th. —† y4A4 Westpr Pfaudbr. 4 102 ¾ Grossh. Pos. do 4 103 ⅞
8s c.
S8
Ostpr. Pfaudbr. Pomm. do. Kur- u. Neum. do. do. do Schlesische do. 4 Rückst. C. und Z. Sch. d. K. u. N. Gold al marco Neue Ducaten +— 18³v 4 Friedrichs'dor 3³ 8 Disconto 3
do.
102 ½ — 11“ 98 ¾ — 216 2⁄4
—
—
SSbk Brief. Geld.
Kurz 1421 8 2 Mt. 14191 Kurz 151 3¼ S 2 Mt. 151 3 Mt. 6 26 ½ 2 Mt. 81 927 2 2 Mt. 103
MWechsel-Cours.
250 Fl. 250 Fl. 300 Mk. 300 Mk. 1 LSt. 300 Fr. 150 F!
Amsterdam . do. Hamwburg do. London Paris Wien in 20 Xr.
—
— -——
er viel schwerere Aufgaben gestellt und sie zum Theil viel kühner
elöst. Das Ganze ist im hellsten Tageslicht, bei offenem blauen
2 Mt 103
8 Tage
2 Mt.
3 Woch.
150 Fl. 100 Thl. 8 100 Thl. 150 Fi. 100 Rbl.
Augsburg Breslau
Frauklurt a. M. WZ. Petersburg .
1025
Auswärtige Börsen
Amsterdam, 18. ApriJ. Niederl. wirkl. Schuld 57 ¼½l. 5 % do. 102. Kanz-Bill. 25 ½¼. 5 % Span. 483 ⁄1 6. Passive 15 à¼. Ausg. Schuld 23. Zinsi. 17. Preuss. Präm.-Scheine 106 ¾. Poln. —. Oesterr. Met. 100 3¾.
8
Antwerpen, 17. April.
Passive
Ausg. Schuld —. Zinsl. —. Neue Aul. 118, 8
Frankfurt a. M., 20. April.
Oesterr. 5 % Met.
Br. Loose zu 500 Fl.
Preuss. Prüm.-Sch. 60 ⅛. 60 ⁄. 5 % Span. Anl. 47 ⅛. 47 ½¼.
Br.
Loose 66 ¼.
104 ½¼. 104 ½⅞.
1143 à¾. 114 ½. do. 4
4 % 9937¼4. 21738 60. Br. 1 % 259⁄1 6. G. Bank-Actien 1648. 1646. Partial-Ob) 12 Loose zu 100 Fl. 2
99 ¾. 21 58 9 — % Anl. 100 ¼. 6.2¹6. Hr.
Meteorologische Beobachtung.
Morgens 6 Uhr.
22 April.
1836.
CrTeTe I I vxKRtAAmMR MmemüEmEmnemaacemrn. 8 2
336,06“ Par. 330,51“ Par.
Luftdruec 336,04“ Par. Luftwärme... Thaupunkt... —₰„ 22 . 1 Dunstsättigung Werter Wind Wolkenzug..
Tagesmittel:
610 R. 85 pCt. halbheiter.
210 ℛ + 8,1 0 R.
336,20“
10
Nachmittags 2 Uhr.
1220 R. + 8 + 10,00 R. + 4 84 pCt. 89 regnig. W. Par. ..
Abends
V halbheiter. 1
E)7,h eSe
Nach einmaligen
Uhr. Beohachtung
Quellwärme 6,90 R
990 R. Flußwaͤrme 7,0 0 x 2 0 R
ve
Ausdünstung 0,05109 Niederschlag 0,082„
Nachtkälte † 620 6,8 0 R. . 86 58 86
+
Konigliche Schauspiels. Sonntag, 24. April. Im Opernhause: Der Maurer, d Musik von Auber. Hierauf: Der . burtstag, Divertissement in 1 Akt, von Hoguet. 8 Im Schauspielhause: Akt, von L. Angely. Hierauf: Der Ball zu Ellerbrunn, Lu
in 2 Abth., mit Tanz.
spiel in 3 Abth, von Carl Blum.
Montag, 25. Heilbronn. In Potsdam:
von
Hierauf:
ie
macht gluͤcklich, Lustspiel in 1 Akt, von C. Dienstag, 26. April. Im Opernhause: Zum erstenmal Demetrius, Trauerspiel in 5 Abth. Nach Schiller's Entwa⸗ fortgesetzt und fuͤr die Buͤhne bearbeitet vom Freiherrn Fruo
v. Maltiz.
Im Schauspielhause sb April. Im Opernhause: Symphonie
Mittwoch, 27. G moll, von Mozart.
7
—
Franzoͤsische
Hierauf: Die
Die Erholungsreise
—
„ Lustspiel in!
Montag den 25sten April
RNacheichen.
l“
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Justiz⸗Amtmann Hen⸗ ning zu Sagan und dem Justiz⸗ Amtmann Weißflog zu Glogau den Titel als Justiz⸗Rath zu ertheilen geruht.
Se. Hoheit der P rinz Ka l on Hes sen un d. bei
hein ist von Darmstadt hier eingetrossen und Fhif desg Koͤnig⸗ sichen Schlosse in die fuͤr Hochdenselben in Bereitschaft gesetz⸗ zen Zimmern abgestiegen.
5
———
April. Im Schauspielhause: Das Kaͤthce
Beschaͤmte Eifersucht, Lustspiel in 2 Ab von Frau v. Weißenthurn.
Lisette, oder:
2 Vorgen C. Blum.
Vorstellung.
Schoͤpfung, Oratorin
von J. Haydn. (Dlle. Sophie Loͤwe wird hierin singen.)- Die Einnaͤhme ist zum Besten einer Unterstuͤtzungs⸗Kasse (Smxn tini⸗Fonds) fuͤr huͤlfsbeduͤrftige Theater⸗Mitglieder bestimmt. Da die Abonnements und freien Entreen ohne Ausnahme nich guͤltig sind, so werden die resp. Abonnenten ersucht, bis zac sten Montag Mittag dem Bället, Verkaufs⸗Buͤreau anzetze; lassen, ob sie vom Abonnement Gebrauch machen wollen, we drigenfalls die Billets anderweit verkauft werden muͤssen.
Ein Platz in den Logen des ersten Fm
Preise der Ple
Koͤnig
städtisches
heater.
Sonntag, 24. April. Der Gloͤckner von Notre⸗Dame,
mantisches Drama in 6 Tableaux, nach dem Roman des Vict Hugo, frei bearbeitet von Charlotte Birch⸗Pfeiffer. (
Mad. B.
Nea
ger, vom Herzoglichen Hof⸗Theater zu Braunschweig: Gervi als vorletzte Gastrolle.)
Montag, 25. April. scherzhafte Scene. ser sind tief, Lustspiel in 4 Akten, von Schroͤder. (Dlle. Nina Herbst, vom Koͤnigl. Hof⸗Theater zu Dres
mité von Kraͤhwinkel,
dirt.)
Zum erstenmale:
Das Eisenbahn . Vorher: Stille Pi (Neu einstu
den: Baronin von Holmbach, als Gastrolle.)
Dienstag, Oper in 2 Akten.
26. April. 5 Musik von Rossini.
— Herr Holzmiller: Graf Almaviva.)
Der Barbier von Sevilla, komisct
(Dlle. Haͤhnel: Resin
Den Kunstfreunden wird hiermit angezeigt, daß LII8“” pendemann's Gemäͤlde: „Der Prophet Jeremias auf IE“ dern Jerusalems“, bis Sonntag den 1. Mai im Saale der Föͤnigl. Akademie der Kuͤnste ausgestellt bleibt und bis dahin an jedem Tage von 12 — Uhr. in Augenschein genommen wer⸗ den kann. Der Ertrag ist i die Klein⸗Kinder⸗Warte⸗Schulen estimmt. hlüreen, den April 1836.
Koͤnigliche Akademie der Kuͤnste, (gez.) Dr. G. Schadow,
2 22395.
Dem Wasser⸗Bau⸗Inspektor Roͤßler zu Achen J1. April 1836 ein Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung ertzuterte, in ihrem ganzen Zusammenhange als neu und eigen⸗ thuͤmlich erkannte Vorrichtung, um Lasten auf Eisen⸗ bahnen uͤber steile Anhoͤhen fortzuschaffen, jedoch ohne Jemand in der anderweitigen Ausfuͤhrung des zum Grunde liegenden Prinzips oder in der Anwendung
der bekannten Theile zu beschraͤnken,
ist unterm
guf Funfzehn Jahre, von jenem Termine an gerechnet und fuͤr den Umfaͤng der Monarchie, ertheilt worden.
Dem chirurgischen Instrumentenmacher H. Griebel zu Verlin ist unterm 21. April 1836 ein Patent auf eine neue Art von Spargelstecher, wie solcher in einem beigebrachten Exemplar dargestellt worden ist, uf Sechs Jahre, von jenem Termine an gerechnet und fuͤr den ümfang der Monarchie, ertheilt worden.
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung
zu Koͤln ist die erledigte Pfarrstelle in Walberberg dem bisherigen Pfarrer in Eicherscheid, Johann Morschel, so wie die erledigte Pfarrstelle in Schwerfen dem bisherigen Pfar ver in Marmagen, Engelbert Becker, verliehen worden;
zu Magdeburg ist der Kaplan der katholischen St. Ma⸗ hjen⸗Pfarrkirche zu Magdeburg, Johann Heinrich Eicker hann, zum Pfarrer an der katholischen Pfarrkirche in Groß
Ammensleben, der Kandidat des Predigtamts Dr. Karl Hein⸗
verem⸗
Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Preuß
Bekanntmachungen.
Obrigkeitliche Bekanntmachung. Deer durch den Steckbrief vom 24. Februar d. J. wegen Diebstahls von uns verfolgte Schiffsknecht ranz Simmich — nicht Simmig — ist ergrif⸗ sn und zum Stadtvoigtet⸗Arrest abgeliefert worden. Berlin, den 20. April 1836. Die Kriminal⸗Deputation des K Stadtgerichts. 8
Bekanntmachung
Da die zur Konvertirung der bis jetzt noch nicht ekuͤndigten aprocentigen Kur⸗ und Neumaäͤrkschen Pfandbriefe in 3 ½ pro Cent Zins tragende, gegen eine Praͤmie von 2 ½¼ pro Cent, den Pfandbriefs⸗Inhabern esetzte Frist, nach Inhalt unserer Bekanntmachung om 23. Dezember v. J., mit dem 15. Mai d. J. zu Ende laͤuft, so glauben wir, die Pfandbriefs⸗Inhaber, welche von dem Anerbieten dieser Praͤmie Gebrauch
dahin erkannt:
oͤnigl.
Auf Anbalten Procuratoris Fisci naie des loͤblichen Mittler (Stech Zehnten-Amtes hat das Wohlloͤbliche Niedergericht Culm und Gnesen: der freien und Hansestadt Hamburg ein Proclam
daß Alle, welche aus irgend einem Rechtsgrunde an den Nachlaß des am 22. burg verstorbenen Zahnarztes Carl Wichendahl, der eine Ehefrau in Berlin und eine Mutter im Holsteinschen hinterlassen soll, dessen Nachlaß in⸗ dessen zur Befriedigung der bereits angemeldeten Forderungen nicht auszureichen scheint, Anspruͤche zu haben vermeinen, schuldig seyen, solche An— spruͤche, Auswaͤtige nicht anders als durch sofort zu legitimirende hiesige Bevollmaͤchtigte, bis zum 19. August 1836, als in termino unice et perem- torie praefixo sub silentit in dem Wohlloͤblichen Niedergerichte anzu⸗ geben und zu justificiren. Hamburg, den 31. Maͤrz 1836.
(Stechbahn Nr. 3),
Haͤnel, J. F., (Prorektor und⸗
asium zu St. Elisavet in Breslau,) Freund⸗ iche Stimme an Kinderherzen ode: en zur Gottseligkeit fuͤr das zarteste Alter, in Erzaͤhlungen, Liedern und Bivelspruͤchen. Zu⸗ sammengestellt nach den vier Jahreszeiten fuͤr Vierte vermehrte Ausgabe.
ezember 1835 zu Ham⸗-’ 9
bchule und Haus 836. 8vo. 15 sgr. Auch unter dem Titel:
dern und Bibelspruͤchen.“
poena praeclusi et perpetui
machen wollen, hierdurch nochmals auf den Ablauf ieser Frist mit dem erwaͤhnten Tage aufmerksam machen zu muͤssen.
Zugleich machen wir hierdurch bekannt, daß wir on den noch zu kuͤndigenden Pfandbriefen, deren Summe sich nach einer heute angelegten Berechnung uf 1,054,400 Thlr. Gold und 6,050,850 Thlr. Cou⸗ ant, im Ganzen also auf 7,105,250 Thlr. belaͤuft,
am 15. Mai d. J zur Einziehung am 2. Januar k. J. 2,000,000 Thlr. kuͤndigen, und die Konvertirungs⸗ Praͤmie fuͤr die dadurch gekuͤndigten Pfandbriefe von diesem Tage ab, auf 1 ½ pro Cent, und fuͤr die dann noch ungekuͤndigt verbleibenden auf 2 pro Cent er⸗
aͤßigen werden, so wie, daß wir am 20. Juni d. J. ine zweite Kuͤndigung, ebenfalls zur Einziehung der Pfandbriefe am 2. Januar k. J., erlassen, und die Praͤämie dann nochmals um ein halbes Procent, also auf respective 1 pro Cent und 1 ½ pro Cent herabsetzen werden.
Berlin, den 19. April 1826.
Kur⸗ und Neumaͤrksche Haupt⸗Ritter⸗ 1 schafts⸗Direction.
Graf von der Schulenburg. Graf von der Schulenhurg. C. von Voß.
Die am 1. Mai faͤlligen Zinsen der 5procentigen Spanischen Anleihe bei Ardoin werden von heute ab durch mich gezahlt.
Berlin, den 22. April 1836.
Zinszahlung der Spanischen 5procentigen Obligationen hei Ardoin.
Die am 1. Mai . c. fälligen Coupons der Spa- nischen 5procentigen Obligationen bei Ardoin weerden von heute an in unserem Com- toir, unter den Linden No. 23, bezahlt.
Berlin, den 20. April 1836.
Literarische Anzeigen. Im Verlage von Graß, Barth & Comp. in Breslau ist juͤngst erschienen, und durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen, in Berlin durch E. S
1 pfehlung. Julius Friedemann, unter den Linden Nr. 19.
nete Alter geeignet — enthaͤlt,
Lachmann, Dr. H
A. H. Heymann & Comrp.
gr. 8vo. 1 Thlr. 10 sgr.
8v.
Geh.
7 ½ sgr
Ho
vo p* 1
ul „Erster christlicher Religions⸗Unterricht in Erzaͤhlungen, Lie⸗
Da dies Buch, von seinem Erscheinen an, sich einer freundlichen Aufnahme in Schüulen und Familien zu erfreuen gehabt, und sowohl hinsichtlich des fuͤr das zarte Alter berechneten, aus der Bibel, der und dem Menschenleben entnommenen Stoffes, als hinsichtlich seiner methodischen Anordnung, bei wel⸗ cher die Jahres⸗ und Festzeiten zweckmaͤßig beachtet sind, so wie in Betreff des darin herrschenden kind⸗ lichen Redetons, seine Brauchbarkeit hinlaͤnglich be⸗ waͤhrt hat: so bedarf es bei dem gegenwaͤrtigen vier⸗ ten Hervortreten desselben gewiß keiner weiteren Em⸗ Es wird die Anzeige genuͤgen, daß außer abermaliger sorgfaͤltiger Durchsicht und 8 üh. nigen Berichtigungen nur noch ein Anhang hin⸗ 1o16 uzekommen ist, welcher einen kurzen Ueberblick der Unen und Bals 20 sgr. ö) Für Cunt b sogenannten Christenlehre — fuͤr das oben bezeich⸗ und gle chfalls in einem das kindliche Gemuͤth ansprechenden Tone ab⸗ gefaßt ist. Moͤge, wie zu hoffen, der Segen des Herrn auch ferner reichlich mit diesem Buͤchlein seyn.
Ebendaselbst erschien ferner vor kurzem: K., die Spartanische Staats⸗ Verfassung in ihrer Entwickelung und ihrem Ver⸗ falle. Mit einer Einleitung uͤber die Anfaͤnge der Griechischen Geschichte und einer Beilage uͤber die Epochen des Eratosthenes und Apollodoros, von der Zerstoͤrung Troja's bis zur ersten Olympiade.
Strantz, Fr v, Vergleichende hydrographische Ta⸗ belle zur Darstellung einer Charakteristik der Fluͤsse.
en, Bromberg,
9
—
fessor am Gym⸗
Erweckun-
fern die
M
NVatur Neu
das
ter.
unsere Abnehmer dieser 2 Hefte regelmaͤßig abgenommen und 66 zahlt wurden, die versprochene Praͤmie:
(CSS .“ trefflicher Stahlstich in groß Folio, welcher à hif zu haben ist, gratis. Stuhrsche Buchhandlung in
à 2 Whlr. g3 sgr
erscheint regelmaͤß wird von Woche zu 2
Pfenni
32 ·Hefte
sind jetzt die letzten Hefte bei uns eingetroffen.
8 . 20 3 2 1IITI
Sch
este Tanzmusi
Im Verlage von T. Haslinger in “ 8 b 52 . . 2 . “ o Na. 8, 8in T. Trautwein in Berlin. Breitestrafse Säö in den nachverzeichneten Ausgaben erschienen’ dn zu haben:
Ieimathklänge.
Plte. 15 sgr. 2)
3) Für Violine und Pite. 15 sgr.
6) Für Flöte 5 sgr.
1 Thle. 10 sgr. Reise-Galopp für Pfle. 5 sgr. Ballnacht-Galopp f. Pfte. 5
Das Preußische Buͤrger
ig alle Sonnabend, sein
Carl Heym
2)
Thiemann, K, Voruͤbungen zur Erlernung e f anzoͤsischen Sprache, fuͤr Anfaͤnger berausgegete Dritte vermeyrte Auflage.
73 sgr.
8
8vO.
b
We ibel empfangen nun, inse 0o da Vinei
eonard
Berlin loßplatz Nr. 2
NKVDq NJOI. Slrauls. WVien und vo-
Wolzer. S4stes Werk. 1) Fü-
8 8 42. 920 82’- Für Pfle. zu 4 Händen 2079
4) Für 3 1
19 „hesler 9 Für das Orche
blatt bla Inbel d dassehbe
Loche reichhaltiger, und 1.
wird, wie der steigende Absatz beweist, immer Es kostet jaͤhrlich nur Einen Thaler
tteljaͤhrlich mit Abtragelohn 10 sgr.)
welche dasselbe nicht puͤnktlich erhalten,
in der unterzeichneten Verlagshandlung⸗
und sich der promptesten Zusendung verst hes
ann, Poststraß
Ersatz dafuͤr zu bewilligen.
macht als
genommenen Kinder
rich August Scheele zum evangelischen Prediger zu Eicken⸗ dorf und Zens, und der Kandidat des Predigtamts Ludwig Ferdinand Hoͤckner zum evangelischen zweiten Prediger an der St. Martini⸗Pfarrkirche zu Halberstadt berufen worden Abgereist: Der General⸗Major in der Suite Sr. Ma⸗ jestat des Kaisers von Rußland, von Neyeloff, nach Dresden.
o
T1I WEEEIT1““
C sburg, 16. April. Se. Majestaͤt der Kaiser haben zu verordnen geruht, daß es den an der Sibirischen und Hrenburgschen Linie gelegenen Zoll⸗Aemtern und Barrièren zur Pflicht gemacht werde, zu jeder Zeit die von Kirgisen in den Tauschhoͤfen zuruͤckgelassenen Kinder anzunehmen, ohne jedoch denjenigen, welche dieselben herbeigefuͤhrt haben, den geringsten Kö Die auf solche Weise aufgenommenen Kinder sind den dasigen Civil⸗ oder Graͤnz⸗Behoͤrden zu uͤber⸗ geben, und von denselben unter wohlhabende Russen, welche an hem Orte selbst, wo die Kinder aufgenommen wurden, oder in dem Innern der Graͤnz⸗Provinzen wohnen, so wie auch unter die angesiedelten Linien⸗ Kosaken des Sibirischen und Uralischen osaken⸗Heeres zu vertheilen, wobei zur Bedingung ge— wird, die Zoͤglinge, sogleich nach ihrer Annahme, Christen zu taufen. erwaͤhnten Zoͤglinge ver⸗ sleiben im Dienst ihrer Erzieher bis zum 25. Jahre; nach Er⸗ teichung dieses Alters wird ihnen freigestellt, entweder einen deuerpflichtigen Stand zu erwaͤhlen oder in das Linien⸗Kosaken⸗ eer geinzutreten; im erstern Falle aber sind sie von Entrichtung
* Kopfsteuer auf 10 Jahre zu befreien. Um die in Empfang en schnell und bequem unterbringen zu koͤn⸗ Ih, muß die Lokal⸗Behoͤrde sich zeitig nach Individuen umse⸗ hen, die sich aus eigenem Antriebe bereit erkläͤren, die Erzie⸗ ung zu uͤbernehmen. Wenn sich jedoch dergleichen Individuen, 9. 9. geschehener Aufforderung, nicht finden sollten, ist es hsce ictüngschen Militair⸗Gouverneur, so wie auch der Oms⸗ aehr Provinzial⸗Verwaltung freizustellen, mit Beruͤcksichtigung 6 eonde, zu entscheiden: ob mit Aufforderung zur Annahme nter er Cortgefahren werden, oder ob die Regierung dieselbe kaaben ne nehmen soll. S dein letztern Falle sind die N den Bataillonen der Militair⸗Kantonisten, die h Farsa er den zunaͤchst gelegenen Kollegien der allgemei⸗ itte sedoh 88. Pöizehefn⸗ bis zu ihrem wirklichen Ein⸗
öb hrt bis zu der Zeit, wo sie das zur Annahme
n sie auf Kosten vege gen festgesetzte Alter erreicht haben, sol innen die Kosten der Krone untergebracht werden. Uebrigens
Kinder, auch nach ihrer Zuzaͤhlung zu den Bataillo⸗
Die
nen und Kollegien, an die dasigen Bewohner zur Erziehung
vertheilt werden, verbleiben bei denselben aber nur bis zu der Zeit, wo sie in die Bataillone der Militair⸗Kantonisten oder in die Kollegien eintreten koͤnnen; jedoch wird den Erziehern, waͤh— rend dieser Zeit, zum Unterhalt ihrer Zoͤglinge das festgesetzte Deputat verabfolgt und 10 Rubel als Belohnung fuͤr jeden Zoͤgling bezahlt. — Bis zur Unterbringung der angenom⸗ menen Kinder sollen dieselben auf Kosten der Krone erhal⸗ ten werden, und zwar werden hierzu 20 Kopeken taͤglich, zu ihrer Kleidung aber eine nach demn jedesmaligen Beduͤrfnissen festzusetzende Geldsumme verabfolgi’ Wenn diejenigen, welche Kinder zu Erziehung nehmen wollen, sich nicht an Ort und Stelle befinden sollten, so sind ihnen die Kinder auf Staatsko⸗ sten zuzustellen. Zur Bestreitung aller dieser Ausgaben soll zur Disposition des Orenburgschen Militair⸗Gouverneurs der in der dasigen Graͤnz⸗Kommission unbenutzt liegende Rest des zur An⸗ siedelung der Kirgisen in Rußland im Jahre 1808 festgesetzten Kapitals gestellt werden; dem Chef der Provinz Omsk aber sol⸗ len zu demselben Bedarf aus dem Reichsschatze 1000 Rbl. fuͤr jedes Zollamt und jede Zoll⸗Barrière verabfolgt werden. Ueber⸗ dies wird den Behoͤrden des Gouvernements Orenburg und der Provinz Omsk zur Pflicht gemacht, daruͤber streng zu wachen, daß die gegenwaͤrtig erlaubte Aufnahme der Kirgisen⸗Kinder auf keine Weise Veranlassung zu einem unerlaubten Handel mit den Kindern der Bewohner Asiens Veranlassung gebe.
Die Zahl der Unterrichts⸗Anstalten, die unter der Leitung des Ministeriums fuͤr den oͤffentlichen Unterricht stehen, belaͤuft sich jetzt auf 1663. Hiervon wurden etwa 400 von dem Kai⸗ ser Nikolaus, seit seiner Thronbesteigung, gegruͤndet. In den Jahren 1833, 1834 und 1835 entstanden 213 neue Anstalten, worunter eine Universitaͤt, naͤmlich die des heiligen Wladimir in Kiew. Die Zahl der Schuͤler, welche die oͤffentlichen Schu⸗ len besuchen, vermehrt sich jaͤhrlich eiwa um 65900. Die regel⸗ maͤßige und schnelle Entwicklung dieses Zweigs ergiebt sich aus dem in Russischer und Deutscher Sprache gedruckten Bericht des Ministeriums des oͤffentlichen Unterrichts fuͤr das Jahr 1834. Der Bericht fuͤr das Jahr 1835 wird auch binnen kurzem erscheinen und, wie der vorhergehende, eine vollständige Ueber⸗ sicht von Allem enthalten, was fuͤr diesen Zweig der Verwal⸗ tung geschehen ist. 1 8
8 8 1
Fran kvellch.
Paris, 18. April. Der Koͤnig fuͤhrte gestern Mittag den Vorsitz im Minister⸗Rathe.
Einem Geruͤchte zufolge, wird der Herzog von Orleans gegen Ende d. M. eine Reise nach Berlin und Wien antreten.
Die heutige Sitzung der Deputirten⸗Kammer eroͤffnete der Minister des Innern mit der Vorlegung eines Gesetz⸗ Entwurfes, worin er eine Summe von 2,705,000 Fr. zu dem Bau eines neuen Saales fuͤr die legislativen und Gerichts⸗ Sitzungen der Pairs-Kammer verlangte. Zwei andere Gesetz Entwuͤrfe wegen zweier Kredit⸗Bewilligungen zu den Hafen bauten in Fecamp und Bordeaux brachte der Handels Mi—⸗ nister ein. Endlich legte auch noch der Finanz⸗Minister 2 neue Gesetz⸗Entwuͤrfe vor; durch den einen sollen verschiedene Departements zur Ausschreibung einer außerordentlichen Steuer Behufs der Verbesserung des Schulwesens ermaͤchtigt werden; der andere betrifft den innern Schifffahrts⸗Zoll. — Es wurde hiernaͤchst zur Abstimmung uͤber einen Gesetz⸗Entwurf geschritten, wodurch ein Zuschuß von 390,000 Fr. zur Aufmunterung des Wall⸗ und Stock⸗Fischfanges bewilligt wird; derselbe ging mit 208 gegen 24 Stimmen durch. Den uͤbrigen Theil der Sitzung fuͤllten die Berathungen uͤber die einzelnen Artikel des Zoll⸗Ge⸗ setzes. Die Debatte war ohne Interesse.
Das Journal des Débats enthaͤlt heute einen sehr ausfuͤhrlichen Artikel, in welchem es sich, auf Anlaß der gegen⸗ waͤrtigen Verhandlungen der Deputirten⸗Kammer uͤber das Zoll⸗ Gesetz, zu Gunsten des Prohibitiv⸗Systems ausspricht und den Deutschen Zoll-Verband als auf demselben Grundsatze beruhend darstellt, insosern dieser Verband naͤmlich darauf berechnet sey, Re in denselben begriffenen Staaten gegen das Ausland zu schutzen. „Man hat uns oft gefragt“, sagt das gedachte Blatt, „weshalb wir den Deutschen Zoll⸗Verband nicht zu hintertrei⸗ ben gesucht haͤtten. Wir antworten hierauf, daß dieses nicht sowohl deshalb nicht geschehen ist, weil wir unsere Zoll⸗Tarifs nicht haben ermaͤßigen, als weil wir die Gleichfoͤrmigkeit in den— selben haben beibehalten wollen. Es herrscht nun einmal in Frank— reich ein gewisses Vorurtheil fuͤr eine Gleichfoͤrmigkeit in jegli— chen Dingen. Unsere Steuer⸗Verwaltung bildet sich sogar auf diese Gleichfoͤrmigkeit, wobei sie sich um die Verschiedenartigkeit in den Erzeugnissen der Nachbar-Staaten wenig kuͤmmert, etwas ein. Daß das Verfahren logischer sey, geben wir zu; es ist aber unpolitischer, indem es alle Handels-Vertraͤge verhindert. Jeder Handels-⸗Vertrag beruht in der That auf der sehr richti gen Ansicht, daß man nur denen Vortheile bewilligen muͤsse, die threrseits uns deren zu Theil werden lassen. Nur unter den Bedingungen der Reciprocitaͤt sind Handels⸗Vertraͤge moͤglich. Hierbei treten uns nun aber die Gleichföoͤrmigkeit unserer Tarifs und die unwandelbaren Grundsaͤtze, die wir uns in dieser Be⸗ ziehung geschaffen, hemmend in den Weg. Haͤtten wir mit den einzelnen Staaten kontrahiren, und jeden dieser Staaten so be⸗ handeln koͤnnen, wie er uns, so wuͤrden wir ohne Zweifel den Deutschen Zoll-Verband verhindert haben. Die Gleichfoͤrmig keit unserer Tarifs gestattet uns dies nicht. Mag ein einzelner Staat unsere Weine uͤbermaͤßig besteuern, wir koͤnnen deshalb seine Waaren nicht hoͤher belasten; mag ein Staat den Eingangszoll von üunseren Weinen ermaͤßigen, der Zoll von seinen Waaren kann deshalb nicht um einen Sou herabgesetzt werden. Es scheint fast, daß wir bei unseren Tarifs immer blos uns selbst im Auge haben, und dieser Stolz macht es uns unmoͤglich, weder das Gute mit Gutem, noch das Boͤse mit Boͤsem zu vergelten. Nicht das Prohibitiv⸗System, — unsere schlechten Verwaltungs Grundsaͤtze haben den Deutschen Zoll⸗Verband veranlaßt.“
Die Verhandlungen der Pairs⸗Kammer im Laufe der vorigen
——
Woche geben einem hiesigen Oppositions⸗Blatte zu folgen⸗ den Betrachtungen Anlaß: „Die Pairs⸗Kammer hat sich in der verwichenen Woche mit dem Gesetz⸗Entwurfe uͤber die Verant⸗ wortlichkeit der Minister beschaͤftigt. Die Wichtigkeit des Gegen⸗ standes hat in der Gleichgültigkeit des Publikums fuͤr die Ge⸗ schaͤfte der hohen Kammer nichts geaͤndert; auch haben wir es uns deshalb nicht angelegen seyn lassen, die Debatten ausfuͤhrlich mitzutheilen, und ihnen Schritt vor Schritt zu folgen. Aber unter den von der Kammer gefaßten Beschluͤssen befindet sich
einer, den wir nicht mit Stillschweigen uͤbergehen koͤnnen, weik—
er dem Gesetz⸗Entwurfe die einzige Spur von politischer Nuͤtzlich⸗ keit raubt. Wir sprechen von dem 7. Artikel, der sich auf die buͤrgerliche Verantwortlichkeit der Minister bezieht. Es handelr sich darum, zu wissen, ob ein Minister fuͤr ungesetzlich gemachte Ausgaben persoͤnlich verantwortlich gemacht werden koͤnne. In der Deputirten-Kammer hatte man verlangt, daß, wenn eine ohne Autorisation gemachte Ausgabe spaͤterhin nicht genehmigt wuͤrde, dieselbe dem Minister, der sie verfuͤgt habe, ohne Weite⸗ res zur Last fallen solle. Dieser, der Vernunft und dem consti⸗ tutionnellen Grulüdsatze durchaus gemaͤße Vorschlag wurde in der Deputirten⸗Kammer, als zu hart, mit großer
fen. Ein Rest von Achtung vor dem Grundsatz veranlaßte indeß die Deputirten-Kammer zu einem Mittelwege. Man beschloß, daß der Minister fuͤr verantwortlich erklaͤrt werden koͤnne, und daß er in gewissen Fäͤllen verpfichtet seyn solle, die gemachte Ausgabe zu ersetzen, ohne daß man deshalb zu einer Kriminal⸗ Anklage zu schreiten brauche. Die Pairs⸗Kammer hat dieses dem Grundsatze gemachte Zugestaͤndniß zuruͤckgewiesen. Sie hat festgesetzt, daß ein Minister allein wegen Ervpressung oder Veruntrouung, d. h. fuͤr Handlungen, die in verbrechertscher Absicht begangen worden, verurtheilt, und daß er, außer dem Fall einer Kriminal⸗Anklage, nie zur Wiedererstattung einer un⸗ gesetzlich verausgabten Summe gezwungen werden koͤnne. Der Herzog von Broglie hat sich der Wegstreichung des von der Deputirten⸗Kammer angenommenen Artikels widersetzt, und daran erinnert, daß man vor zwei Jahren allgemein in beiden Kam⸗ mern der Meinung gewesen sey, daß die uͤber das Budget hin⸗ aus gemachten Ausgaben den Ministern zur Last fallen muͤßten. Den Kammern heute diese Macht entziehen, sey, sagte der Her⸗ zog von Broglie, eine Reaction. Die Meinung des Herrn von Broglie kann nicht verdaͤchtig erscheinen; man wird ihn sicherlich nicht der constitutionnellen Uebertreibung und des oͤkonomischen Puritanismus anklagen koͤnnen; wir koͤnnen des⸗ halb auf das von ihm ausgesprochene Wort nicht genugsam die Aufmerksamkeit der Deputirten⸗Kammer lenken, deren Rechte und Willen diese Reaction abermals annullirt. Wird sie sich das wichtigste ihrer Vorrechte, die Kontrolle uͤber die oͤffentlichen Ausgaben, so leicht aus den Haͤnden winden lassen? Ohne eine buͤrgerliche Verantwortlichkeit ist das Kontrollirungs⸗Recht ein Unsinn. Das Verantwortlichkeits⸗Gesetz, wie es die Herren Pairs abfassen, ist nichts als eine Negation. Es hat, wie Alles, was seit langer Zeit aus dem Gehirn unserer legislativen Masoritaͤ ten hervorgegangen ist, weit weniger dies Interesse des Landes, als die groͤßtmoͤglichste Behaglichkeit und Ruhe der Regierung und ihrer Agenten im Auge. Beide Kammern wuͤrden in der That am besten thun, wenn sie, statt ihre Zeit mit unnuüͤtzem Geschwaͤtz uͤber die Verantwortlichkeit der Minister in Bezug auf die oͤffentlichen Gelder hinzubringen, diesen Theil des Ge setzes in einen einzigen Artikel zusammenfaßten, der also lau⸗ tete: „„Die Minister koͤnnen niemals gezwungen werden, die Summen wiederzuerstatten, die sie, trotz des Verbots der bei⸗ den Kammern, verausgaben; sie werden gebeten, diese Erlaub⸗ niß zur Verschwendung und ihre Ungestraftheit so wenig als moͤglich zu mißbrauchen.““ Diese Abfassung haͤtte doch wenig⸗ stens das seltone Verdienst der Bestimmtheit und der Freimuͤ⸗ thigkeit.“
Man glaubt allgemein, daß die Diskussionen uͤber das Zoll⸗ Gesetz in diesem Jahre noch zu keinem Resultate fuͤhren wer den, da die Pairs⸗Kammer in dieser Session schwerlich noch Zeit haben wird, das Gesetz gruͤndlich zu pruͤfen.
Man schreibt aus Toulon vom 14ten d. M.: „Eine neue telegraphische Depesche, die gestern hier eingegangen ist, befiehlt,
daß alle auf der Rhede liegende Schiffe sich bereit halten sollen, Denselben Befehlen
auf das erste Zeüchen in See zu stechen zufolge, gehen die Last-Korvetten „l'Agathe“ und „la Marne heute ab, und die „Caravane“ und „Fortuna“ werden ihnen in ganz kurzer Zeit folgen. Der „Suffren“ soll, wie man jetzt erfaͤhrt, nach Algier unter Segel gehen, wahrscheinlich um Trup⸗ pen an Bord zu nehmen.“ 1
Man liest heute im Moniteur: „FEiner telegraphischen Depesche zufolge, ist Lequeitio am 12ten von den Karlisten ein⸗ genommen worden. Man hatte den Befehl Cordova's, diesen kleinen Seehafen, der fuͤr die Vertheidigung der Kuͤste nutzlos ist, zu raͤumen, noch nicht erfuͤllen koͤnnen. Die 5 bis 600 Mann starke Besatzung ist in Gefangenschaft gerathen.
Der Courrier francais sagt: „Der Bischof von Leon und Herr Erro sind nicht die einzigen Agenten des Don Car⸗ los, die Frankreich durchreist sind; von Nizza aus haben viele andere das Kuͤstengebiet der Departements des Var, der Rhone⸗ Muͤndungen, des Herault und des Aude passirt, und sich in Roussillon nach Catalonien eingeschifft; sie folgten alle gewissen Etappen, die ihnen seit laͤngerer Zeit vorbereitet waren, und di die Polizei kennen mußte. Es darf nicht auffallen, daß-Herr Erro in Toulouse nicht verhaftet wurde, da die Karlisten in die ser Stadt taͤglich Emissarien absenden und erhalten, ohne daß ihmen Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden.“
Ein Anschlag an der Boͤrse kuͤndigt heute den Besitzern der Spanischen Papiere an, daß der Zins⸗Coupon der Spanischen aktiven Schuld vom 2. Mai ab in dem Bureau der Herren Ardouin ausgezahlt werden wuͤrde. Diese 89 wuͤrde hier gewiß ein aͤhnliches Steigen der Spanischen Papiere, wie in London, herbeigefuͤhrt haben, wenn nicht zu gleicher Zeit die Nachricht von der Einnahme von Lequeitio durch die Karlisten eingegangen waͤre. Es scheint, daß der Kommandant diesen
Der
Majoritaͤt verwor⸗
₰