pel vom 23. Maͤrz: „Es scheint sich zu bestaͤtigen, daß in Lon⸗ don zwischen dem dort befindlichen Tuͤrkischen Botschafter und der Englischen Regierung ein neuer Zoll⸗Tarif fuͤr Konstantino⸗ pel und die uͤbrigen Haͤfen der Tuͤrkei entworfen worden ist. Man behauptet, daß derselbe eine Abgabe von 5 pCt. fuͤr alle Ein⸗ und Ausfuhr⸗Artikel festsetze, und daß der Handel, mit al⸗ len Waaren ohne Ausnahme, von jeder Beschraͤnkung befreit werden solle. Wenn man darunter die Aufhebung der Mono⸗ pole und die freie Ausfuhr von Getraide versteht, so wuͤrde dies fuͤr Ackerbau und Handel die gluͤcklichsten Folgen haben.”)
I1I1I 1 Nach Briefen, die in London aus Teheran vom Januar
eingegangen sind, scheint die Ruhe in Persien so weit herge⸗ stellt, daß der Schah seinen Lieblingsplan, die Unterwerfung von Herat, unternehmen zu koͤnnen glaubt. Herat ist eine alte Persische Provinz, welche aber von den Afghanen im letzten Jahrhundert erobert wurde, und seitdem in ihren Haͤnden ge⸗ blieben ist. Bei dem Zerfall der Afghanischen Dynastie im Jahr 1819 fluͤchtete sich einer der Ex⸗Koͤnige von Kabul nach Herat, und erhielt sich im Besitze der Stadt und Provinz. Er starb im Jahr 1833, und sein Sohn Kamran Schah folgte ihm mit dem Titel Koͤnig von Herat. Ein Theil des Stamms der Durani, dem er selbst angehoͤrt, war der Fami⸗ lie nach Herat gefolgt, so daß er eine kleine Armee hat, mit der er immer auf die Wiedereroberung vom Kabul dachte. Aber waͤhrend dieser Zeit ruͤstete Abbas Mirza, da⸗ mals Kronprinz von Persien, eine Armee aus, mit der er die re⸗ bellischen Chefs von Chorassan unterwarf, und dann die Bela— erung von Herat unternahm. Diese vertraute er seinem Sohne Mohn mmeh Mirza, dem jetzigen Koͤnig, an, und kehrte selbst nach Tauris zuruͤck, wo er starb. Mohammed wurde dadurch gezwungen, seinen Feldzug aufzugeben, um die Krone von Per⸗ sien zu behaupten, und hatte seit dieser Zeit mehr als genug in seinen eigenen Provinzen zu thun gehabt. Er will nun das Fruͤhjahr benutzen, eine Armee nach Herat zu schicken, welche von dem Chef seines Generalstabs, Sir Henry Bethune, kom⸗ mandirt werden soll. Der Oberst Pasmore soll in dessen Ab⸗ wesenheit seine Stelle in Persien versehen. Waͤre der Koͤnig ein Mann von großer Energie und von militairischem Talent, so koͤnnte er allerdings in Kriegen gegen Herat, gegen die Tur⸗ komanen im Norden, und die Kurden im Westen eine Armee bilden, welche die Unabhaͤngigkeit von Persien sichern, und zu⸗ leich die alten Graͤnzen des Koͤnigreichs herstellen koͤnnte; aber 8 wie die Umstaͤnde stehen, werden diese Expeditionen zu keiner Organisation der Armee fuͤhren, und nichts als eine Vergeudung der wenigen Huͤlfsmittel des Landes, und eine noch groͤßere Schwaͤche der Regierung zur Folge haben. IIbbe
HOeffentliche Blaͤtter enthalten folgende Bemerkungen uͤber das Zeitungswesen im Britischen Indien: „Die Indische Gesetzgebung uͤber die Presse war lange Zeit die strengste in der Welt gewesen; nicht nur der Herausgeber eines Journals, sondern der Verfasser eines Artikels konnte ohne weitere Pro⸗ zedur nach Europa eingeschifft werden, was auch einigemal ge⸗ schah, obgleich erst nachdem der Redacteur mehreremale vom Rathe von Bengalen offiziell gewarnt worden war. Die Regie⸗ rung hielt dafuͤr, daß in der besondern Lage von Indien, wo der Besitz des Reiches im Grunde auf nichts beruht, als auf der fast aberglaͤubischen Ueberzeugung der Eingebornen von der Macht der Engländer, eine freie Presse nicht zuläͤssig sey, in⸗ dem sie Spaltungen unter den Europaͤern hervorbringen, und den Hindus die schwache Seite der fremden Beherr⸗ scher zeigen koͤnnte. Diese Furcht verminderte sich jedoch nach und nach, und unter dem Gouvernement von Lord W. Beu⸗ tinck war die Presse in der That voͤllig frei; sein interimistischer Nachfolger Sir Ch. Metcalfe befreite sie durch ein Gesetz, das am 16. August vorigen Jahres in Ausuͤbung kam. Diese Neue⸗ rung hat keinen bemerklichen Einfluß gehabt; der Ton der Jour⸗ nale ist derselbe geblieben, und es ist vorauszusehen, daß die ge⸗ genwaͤrtige Lage der Dinge noch lange unveraͤndert bleiben wird. Die Regierung hatte den Einfluß der von Eingebornen in den Landessprachen geschriebenen Journale vor Allem gefuͤrchtet, aber obgleich eine ziemliche Anzahl derselben erscheint, so hat doch keines eine hinlaͤngliche Zahl von Lesern, um irgend einen Ein⸗ fluß auszuuͤben. Mehrere haben eine ziemlich heftige Opposition angefangen, aber man sieht leicht, daß weder die Verfasser der Artikel noch die Leser der Art sind, daß irgend eine leidlich ge⸗ fuͤhrte Regierung das Mindeste von ihnen zu fuͤrchten hat. Die Eng⸗ lischen Journale sind eben so unschaͤdlich; sie werden von den Ein⸗ gebornen nirgends gelesen als in den Praͤsidentschaften, wo einige reiche Kaufleute abonnirt sind, und diese lesen sie wohl mehr, um Europaͤische Neuigkeiten zu lernen, als um die Indische Regierung kritisiren zu sehen. Sie sind mehr als zur Haͤlfte mit Auszuͤ⸗ gen aus Europaischen Zeitungen angefuͤllt, der Rest besteht aus Indischen Neuigkeiten, und endlosen Briefen uͤber die Kleinigkei⸗ ten, welche die Europaͤische Gesellschaft in Kalkutta interessiren, Konzerte, Baͤlle, Versammlungen aller Art, endlich die Diskussion der Maßregeln des Gouvernements, lokaler Beschwerden, Vor⸗ schlaͤge u. s. w., die aber selten gruͤndlich ist, und nur eine hoͤchst unvollkommene Einsicht in die Angelegenheiten des Landes giebt.
Die Zahl der Subscribenten ist hoͤchst unbedeutend: kein Journal/ Außerdem wurden 63 nicht in Seminarien vorgebildete Schu
hat ihrer mehr als 800; in den Provinzen erscheinen Zeitungen, die nicht uͤber 200 Abnehmer haben. Die Zahl Englischer Jour⸗ nale uͤbersteigt dreißig, wechselt aber bestaͤndig; im letzten Jahre haben neun Journale aufgehoͤrt, um einer aͤhnlichen Anzahl ebenso unsicherer Unternehmungen Platz zu machen. Die Zahl der Eu— ropaͤer in Indien ist noch viel zu klein, um eine bedeutende Journal⸗Literatur moͤglich zu machen, und erst wenn es eine be⸗ traͤchtliche Anzahl Europaͤischer Landbesitzer geben wird, welche Indien als ihre Heimath und das Vaterland ihrer Kinder an⸗ sehen, koͤnnen sie ein wahres Interesse an den lokalen Verhaͤlt⸗ nissen nehmen, denn gegenwaͤrtig sieht sich jeder Europaͤer in Indien als einen Exilirten an, der nur die Mittel sucht, um wieder nach Hause zuruͤckzukehren. Die Journale haben jedoch einen großen Laͤrm bei ihrer Emancipation gemacht, und die Errichtung einer oͤffentlichen Bibliothek in Kalkutta, zur Erin⸗ nerung daran, vorgeschlagen; es sind auch 3000 Pfd. St. un⸗ terschrieben worden, aber die Subscriptionen fließen seitdem sehr spaͤrlich, so daß wohl nichts aus dem Projekt werden wird, das zahllose Reden veranlaßt hat, welche gesammelt und gedruckt worden sind, und mit diesem Duodez⸗Monument wird sich Sir Ch. Metcalfe wohl begnuͤgen muͤssen.“
& 1 8 TI.
Berlin, 4. Mai. In der gestrigen Sitzung des hiesigen wissenschaftlichen Kunstvereins wurde ein, von Herrn Sebbers aus Paris eingesendeter Bericht uͤber die dortige Kunstausstellung vorgelesen. Leopold Robert's letztes Bild: „Die Fischer“ haͤngt daselbst mit einem Immortellen⸗Kranze geschmuͤckt in einem besonderen Zimmer und gilt fuͤr das ausgezeichnetste Kunst⸗ werk der ganzen Ausstellung. Es ist Hoffnung vorhanden, auf der im naͤchsten Herbst stattfindenden Kunst-⸗Ausstellung dieses Bild in Berlin zu sehen, so wie einige Franzoͤsische Kuͤnstler
dem Beispiele Watelet's folgen und Arbeiten einsenden wollen,
da die hiesige Akademie sich bereit erklaͤrt hat, die Trausportko⸗ sten zu tragen. Bei dieser Gelegenheit kam es zur Sprache, ob es nicht angemessen seyn duͤrfte, waͤhrend der Anwesenheit der Franzoͤsischen Prinzen in Berlin eine Ausstellung vaterlaͤn⸗ discher Kunstwerke, welche sich bereits im Privatbesitz befinden, zu veranstalten, wozu Hr. Direktor Schadow sich nicht abge⸗ neigt erklaͤrte. — Herr Hofrath Foͤrster las einen Aufsatz: „Des Jeremias Klagelied uͤber Jerusalem und die Rezensen⸗ ten“, in welchem dem großartigen Bilde Bendemann’s die ge⸗ rechteste Anerkennung zu Theil wird. — Die neu erschienenen Baͤnde des „Museo borbomco“ waren ausgelegt.
— Die bei dem Herrn Ober⸗Praͤsidenten der Provinz West⸗ phalen haͤufig eingegangenen Gesuche einer Erwirkung von Vor⸗ schuͤssen aus Staats⸗Kassen und anderer Beguͤnstigungen bei der beabsichtigten Anlage von Runkelruͤben⸗Zucker⸗Fabriken haben denselben veranlaßt, kuͤrzlich durch die Amtsblaͤtter der Provinz bekannt zu machen, wie die Gewaͤhrung von Vorschuͤssen zu neuen Fabrik⸗Anlagen und die direkte Begunstigung derselben gegen die Grundsätze der Preußischen Verwaltung sey, wie es uͤberdies aber auch raͤthlich scheine, zunaͤchst auf die weitere Aus⸗ dehnung der zur Zeit noch sehr geringen Kultur der Runkelruͤ— ben in der Provinz Westphalen hinzuwirken und die Resultate der schon bestehenden Fabriken abzuwarten.
— Im Verwaltungs⸗Bezirk der Koͤnigl. Regierung zu Koͤnigsberg in Pr. sind unter der Leitung der am 1. Ja⸗ nuar 1835 in Wirktsamkeit getretenen landwirthschaftlichen Ab⸗ theilung des Regierungs⸗Kollegiums im Laufe des Jahres 1835 von den ihr bei der Aufloͤsung der General⸗Kommission uͤberwiese⸗ nen und nachtraͤglich noch angemeldeten 56 Regulirungen 16 voͤllig beendigt worden und 40 noch schwebend geblieben, von letzteren aber auch schon 22 durch Aufnaͤhme und zum Theil durch Bestaͤtigung des desinitiven Rezesses abgeschlosfen. Durch 2 dieser Reguliruͤngen sind 5 Wirthe sreie Eigenthuͤmer ihrer Hoͤfe geworden und haben 110 Gespann⸗Dienst⸗Tage abgeloͤset. Die Gutsherrschaft hat als Abfindung eine Rente von 19 ¼ Scheffel Roggen und eben so viel Hafer, auch 14 Morgen Land erhalten; außerdem sind mehrere gegenseitige Lasten durch Compensation aufgehoben. Ferner haben in 36 Ortschaften 224 Dienstpflichtige 1249 Gespann⸗ und 1933 Hand⸗Dienst⸗Tage so wie andere Verpflichtungen, durch Ueberweisung von 264 Mor⸗ gen Land, 106 Scheffel Korn⸗, 10912 6 Rthlr. Geldrenten und 2318 ½ Rthlr. Kapital abgeloͤset, wobei theilweise die Wald⸗ Berechtigungen der Dienstpflichtigen mit angerechnet sind; auch sind fuͤr andere abgeloͤste Gegenstaͤnde den Berechtigten 671 Mor⸗ gen 57 ◻ Ruthen Land, 356 Rthlr. 28 Sgr. 9 Pf. Rente und 500 Rthlr. Kapital zur Abfindung uͤberwiesen worden. Endlich sind in 101 Ortschaften 101,550 Morgen gänzlich separirt, 22,750 Morgen von Grund⸗Gerechtigkeiten befreit und 64 Hoͤfe gebauet worden. In 29 Ortschaften haben die Schulen durch Land⸗ Dotationen von uͤberhaupt 200 Morgen und 1626 Rthlr. Geld⸗ Renten, so wie durch Einraͤumung von Weide⸗Befugnissen eine Verbesserung erhalten.
— Die Frequenz auf den Seminarien der Provinz Sach⸗ sen zu Magdeburg, Halberstadt, Gardelegen, Weißenfels, Cr⸗ furt und Eisleben betrug im verflossenen Jahre 287. Davon sind 8i, abgegangen, und zwar 23 mit dem Zeugniß Nr. 1., 36 mit dem Zeugniß Nr. II. und 25 mit dem Zeugniß Nr. 143.
amts⸗Kandidaten gepruͤft, von denen 1 das Zeugniß Nr.] I1 das Zeugniß Nr. II. und 38 das Zeugniß Nr. III. erhielten 13 aber abgewiesen wurden.
—
Meteorologische Beobachtung. 1836. Morgens
Nachmittags Abends Nach einmaliger 3 Mai. 89 ü 10 Uhr. Beobachtung. sirem AmHNmAEnEne emnmren eaemeenmerrnEH. 2 E Luftdruck 334 36“„Par. Luftwärme... +.˖ 8,1 0R.
Quellwärme 6,9 0 Flußwärme 10,3 0 p
Bodenwärme 9,0 09%
333,81“ Par. 334,88“Par. + 17,6 0 R. +† 10,09 R.
+ 6,50 R. +. 2,.5 0R.
Thaupunkt.. +. 7,1 0R.
Ausdünstung 0 088,3. †
1 . 1 5 8 3. Dunstsattigung 92 pCt. 42 xCt. 54à vCt. Niederschlag 0,0n M. Wetter halbheiter. bezogen. heiter. - 1ng 9 7068-Nb Wind O. O V OSO. Nachtkälte †. F60
334, 8Seeee — 11,90 R.a.. 5,40 R. .. 6 ½ e 1 1 EEWIihe Tages.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Weihbischof Dammers Paderborn den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse zu ver⸗ seihen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Herzoglich Anhalt⸗ Deßauschen Hof⸗Jaͤgermeister, Grafen zu Solms⸗Roͤsa, den St. Johanniter⸗Orden zu verleihen geruht.
Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben den Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Hever in Hamm zum Geheimen Justiz⸗Rath Allergnaͤdigst zu ernennen geruht.
Tagesmittel:
— — 2 b —
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 29. April. wirkl. Schuld 56 ⁄྽. 5 % do. 1012⁄1 6,, Kanz. N; Passive 145,8. Ausg. Schuld 23 ½. Zm Poln. —. Oesterr. Met 100-
Niederl. „ 152 10 Co⸗ 4615/ e 16- 5 /0 Span. 4615/16
—. Preuss. Prüm.-Scheine 106 ½.
Antwerpen, 28. April. Passive 14 ⁄1. G. Ausg. Schuld 231 3. Br. Zinsl. 16 ½. G. Na
6 29. April. Neue Aul. 47 ½. Obl. v. lm 2 ½ 9 0 Holl. 56 ⁄⅞. 1
Engl. Russ. —. Bras.]
London, Belg. —. Ausg. Sch. —. do. 3 % 52.
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung zu Liegnitz ist der bisherige Pastor zu Steinseifersdorf, Barchewitz, zum Pastor zu Graͤnowitz, im Liegnitzer Kreise, der Predigt- und Schulamts⸗Kandidat Deutschmann zum Katecheten und Huͤlfs⸗Prediger zu Meffersdorf, im Laubanschen Kreise, und der Kandidat des Predigtamts Paul zum Pfarr⸗ Substitut zu Jaͤnkendorf, im Rothenburgischen Kreise, ernannt worden;
bbsst der Predigtamts⸗Kandidat Heinrich Fer⸗ dinand Schmidt zu Sinzlow zum Pastor⸗Adjunktus in Linde, Gornow und Rufen, Synode Bahn, und der Pastor zu Noͤ⸗ Frenberg, Heinrich Gottlieb Hasper, zum Pastor⸗Ad⸗ junktus in Bahn ernannt worden 8
Cons. 3090 91 ¾. TITIT116“” CCIPöüit..
Paris, 28. April. 5 % Rente 108 5. 3 % do. 82. —. ¹ „v 2 8 Span. Rente 44 ½. Passive 14 ⁄. Ausg. Sch. —, 3 % Portug. 52 ½. à ¼.
5 % Neap. 102. 65. 9) Schuld 16 ½¼. Neue Am
St. Petersburg, 26. Ahril.
Lond. 102⁄1 3. Amsterdam 53. Hamburg 9 ⁄1 . Paris 1II Silber-Rub. 358.
Wien, 29. Agpril.
4 % 99 ⅛. 3 % 75 à½. 2 ½ % 59. .
Neue Anl. 571 ⅛.
5 % Met. 1032 ½22. Bank-Actien 1365.
Koͤnigliche Schauspiele. Donnerstag, 5. Mai. Im Schauspielhause: Die Sch des Lebens, Schauspiel in 5 Abth., nach einem Maͤhrchen,
E. Raupach. 1 der M. Musik vonRossini.
Freitag, 6. Mai. von Venedig, Oper in 3 Abth. (Dlle.⸗ Loͤwe: Desdemona, als Gastrolle.) 8
Im Schauspielhause: 1) La pensiounaire mariée, wm deville en 1 uncte. 2) Les duels, vaudeville en 2. actes.
In Potsdam: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in Abth., vom Dr. C. Toͤpfer. Hierauf: Solotanz.
Sonnabend, 7. Mai. Im Schauspielhause: Die Goum nante, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Die Fuͤrstenbraut, Lu spiel in 4 Abth. 1 1 2 In Potsdam: Der reisende Student, musikalisches Quolg libet in 2 Abth. Hierauf: Der Geburtstag, Divertissemen I
Mittwoch, 11. Mai. Im Opernhause: in 3
₰
Zeitungs⸗Nachr 1ö1ö1““ JC 11
Paris, 29. April. Der Koͤnig hielt gestern Mittag einen anderthalbstuͤndigen Minister⸗Rath.
Der Niederländische Gesandte, Freiherr von Fagel, hatte gestern Mittag nach beendigtem Ministerrathe die Ehre, dem Koͤnige in einer Privat⸗Audienz ein Schreiben seines Souve⸗ rains, als Antwort auf das Recreditiv des Marquis von Dal⸗ matien, bisherigen Gesandten im Haag, zu uͤberreichen.
Die Herzoͤge von Orleans und von Nemours werden am 5, oder 6. Mai uͤber Achen und Koͤln die Reise nach Berlin antreten. „Den Rathschlaͤgen des Herrn von Talleyrand“, sagt ein hiesiges Blatt, „ist die neue Politik zu verdanken, wovon diese Reise der Prinzen Zeugniß giebt. Die Bemuͤhungen je⸗ Abth., mit Ballets. Musik von Spontini. 1 wbee Scene gesetzt.) (Dlle. Stephan: Oriane.) 1 ““ nd gege 8 L z0
Der Billet⸗Verkauf zu dieser Oper beginnt am Freitag, i Stande zu bringen, weil damals in EE“ die Tories am 6. Mai. 2 Ruder Seit aber die Reform dieses Land dem aristo⸗ Die Meldungen um Billets zur Oper: „Alcidor“ sind, eheesen. hag, Hu CG “ weit der Raum es zuließ, beruͤcksichtigt und koͤnnen die Bill Poliit “ alten Traditionen, sich von der Englischen EE1“ im Billet⸗Verkaufs⸗Buͤreau in Empfang genomme Ite Kammer genehmigte in ihrer gestrigen WW 18 8 111“ ahitzung nur einen einzigen Artikel des Gesetz⸗Entwurfes uͤber
( d .. ( n Lo⸗ 8 wnn 1 Ln ET1“ G C1111“4“ 8 sdie Feldwege. Dieser Artikel lautete nach der von der Depu⸗ ges h49; “ “ Franzoͤsische Vorstellung. tirten Kammer gewaͤhlten Abfassung also: „Art. 1. Die gesetz⸗
Im Schauspielhause: Franzoͤsische 8 lih anerkannten Kommunal⸗Wege fallen den Gemeinden zur
v“ sat. Die Fonztaessiom der Pairs⸗Kammer hatte dagegen den
Donnerstag, 5. Mai. Zum erstenmale wiederholt: Aritkel 5 folgender Weise geaͤndert: X“ gesetzlich aner⸗
Spee er Schaüspiel in 5 Akten, von A. W. Iffland. eaannten Vicinal⸗Wege fallen denjenigen Gemeinden zur Last, auf d“ A I Menschenfei deren Gebiet sie sich befinden.“ Gegen die Aenderung der Be⸗
Freitag, 6. Mai. sches 111“ fnscheh nennung „Kommunal⸗Wege“ in „Vicinal⸗Wege“ fand der großes T I1 d ehr er Lonseils⸗Praͤsident nichts einzuwenden, ja er raͤumte sogar ein, von F. V . 8Sh E11 Der Schlaftru daß die letztere Benennung mit der bestehenden Gesetzgebung “ L Sum 8 Heraen Vors. mehr im Einklang stehe; dagegen tadelte er die zweite Aenderung. historisch⸗romantisches A“ von Ed. 7. Es sey nothwendig, meinte er, daß alle Gemeinden, die bei einem nach “ 8 13“ vom Koͤnial Hof⸗Thur Feldwege ihren Vortheil faͤnden, auch an der Instandhaltung dessel⸗ mann. ( Herr 8 Br 8 “ ben Theil naͤhmen, gleichviel ob die Straße gerade die eine oder die an⸗ 11116A6e44“ dere dieser Gemeinden beruͤhre oder nicht; wollte man anders Gastrollen.) verfahren, so koͤnnte es sich oft ereignen, daß eine Kommune g zur Erhaltung einer Straße, die gerade an ihrer Graͤnze en⸗
“ igte, keinen Sou beitruͤge und doch vielleicht den meisten Nuz⸗ zen davon zoͤge. Der Berichterstatter, Graf Roy, berief sich seinerseits darauf, daß man es bisher stets als Grundsatz aner kannt habe, daß die Feldwege nur von densenigen Gemeinden zu unterhalten seyen, deren Gehiet sie beruͤhrten. Heerauf er⸗
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Alcidor, Zauber⸗Oy (Neui
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der Spree. tet. Tölv.
1 Dieser Unbekannte ist so wenig unbekannt geblie⸗] in Ba ben, laß wir keinen Verrath 8 begehen glauben, Venedigs Gaͤrten. wenn wir nach Auffuͤhrung der Fortsetzung des De⸗ metrius abermals auf dieses interessante Werk eines Dichters aufmerksam machen, der so wuͤrdig in die Fußtapfen ünseres großen Schiller getreten ist. August Hirschwald, 1 Burgstr. Nr 25
DPyne1.
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uͤber den Einfluß der
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1
e Preußischen Staaten.
Fantasiebilder, gesammelt am malerischen Ufer Von einem Uabekannten
in Mannheim erschienen und in der Stuhrschen Buchhandlung zu Berlin,
Aquarelle aus dem Leben
von August Lewald. 3 Thlr.
I. Der alte Student. — Bayreuth — Ludlams⸗ hoͤhle (Erinnerungen aus Wien). — Der Graf auf
wiedere aber der Graf Molé, daß gerade dieser Grundsatz auch daran schuld sey, daß die Anlegung neuer Feldwege bisher o selten zu Stande gekommen sey, und daß die bereits beste⸗ henden so schlecht unterhalten wuͤrden. Das Resultat g (2 der darauf erfolgten Abstimmung war, daß von den bei⸗ DOer Capitain Mayr. — Der Holzknecht. — Die Ween oberwaͤhnten Antraͤgen der Kommission nur der erste kammer. — Das Ghetto. — 911 angenommen, der zweite aber verworfen wurde. In 9 PVö WI“ — 29 9 heutigen Sitzung wurden die Berathungen fortgesetzt. bgiüc in ö Haͤusliche Bilder — Danzig⸗ das Kommission war in dieser Sitzung mit ihren Amendements — Maler Lepoulle. — Excursiuk * Flücklicher als Tages zuvor. Sie hatte naͤmlich vorgeschla⸗ in Ostpreußen. — Ino. 1 Se im zweiten Artikel bestimmten Natural⸗Leistungen der Diese lebendigen Gemaͤlde sind gar reigvolli 5* einden zur Instandhaltung der Vicinal⸗Wege auf das Marxi⸗ inter ssant, ste enthalten das Beste, was der vell 1- von zwei Tagen, statt dreier, zu reduciren. Der Baron Verfasser in diesem Genre bis jetzt geleistet. ae Fineer cas sich bei (8 uͤberhaupt gegen Die Ro 2 Reatural⸗Leistungen aus, die ihm eine Wiederherstellung der Die Reisetage Leben Wvohndienste 1* seyn schienen. Herr 1““ be⸗
8 öheh Thlr 8 ette dagegen, daß die Natural⸗Leistungen schon seit dem Jahre
† .“ b 8ber Republik bestaͤnden, und daß man sie stets als eine
2 Thle. n 89 1. Thuͤringen. — Frankfurt⸗ — Die Rheinfahrt. welche betrachtet habe, die jeder Einwohner an die Gemeinde, e Re er angehoͤre, abtragen muͤsse. Den Einwand, daß jene
Kbln. — Aachen. — Duͤsseldorf. — Belgisch eistut abti 1 II. Paris. In 6 Abtheilungen. 1 sungen minder ergiebig waͤren, als der Zuschlag an baarem g- — 15 8 7 e er nicht gelten lassen. Im Departement der Saoͤne Geschichte des Spanischen Ph 88 1. haͤtten z. B. die Natural⸗Leistungen in dem Zeitraume In Ftcs F atz⸗Cer 5 bis 1835 2,123,627 Fr. eingetragen, waͤhrend an Zu⸗ von Dr. B. Gutte . itimen nur 52,700 Fr. eingegangen waͤren; hieraus aber
12% zte L „8vo. Brosch. † 27 gehe klar he 09 9. ngen w V zte Lieferung. Gr. 8⸗ llat hewvor, daß die Einwohner sich lieber zu jenen, als zu
Ottokar's Burg. — Natalina (Warschau 181]
Gehef⸗
Svo.
5 Fl. 22 Fr
diesen verstaͤnden. Der Minister des Innern war der Mei⸗ nung, daß man in dieser Beziehung den General⸗Conseils durch⸗ aus freie Hand lassen, und es ihnen voͤllig anheim stellen muͤsse, ob sie die Leistungen in natura oder in Geld, oder beide gleich⸗ zeitig ausschreiben wollten. In derselben Weise aͤußerte sich der Conseils⸗Praͤsident. Der obige Antrag der Kommission wurde darauf mit starker Stimmen⸗Mehrheit verworfen.
Nach den gestern in der Deputirten⸗Kammer bei der Berathung uͤber das Budget angenommenen Bestimmungen, ist das Verbot der Ausfuhr von Seide dahin modificirt wor⸗ den, daß kuͤnftig rohe Seide gegen einen Ausfuhrzoll von 3 Fr. fuͤr das Kilogramm und moulinirte Seide gegen einen Joll von 2 Fr. fuͤr das Kilogramm soll ausgefuͤhrt werden duͤrfen. Ta— pisserie⸗Seide in kleinen Straͤhnen oder auf Roͤllchen soll 1 Fr. fuͤr das Kilogramm zahlen und Naͤhseide 10 Centimen. Nach der Seide beschaͤftigte man sich mit dem Artikel „Wolle“, dessen Tarif ohne erheblichen Widerspruch angenommen wurde. Nach Beendigung der Debatten uͤber den Ausfuhr-Zoll kamen die Ausfuhr⸗Praͤmien an die Reihe. — Die heutige Sitzung konnte erst gegen halb drei Uhr beginnen, da um diese Zeit erst die zur Abstimmung erforderliche Anzahl von Deputirten zuge⸗ gen war. Herr Barrada bemerkte, daß, wenn diese Saum—⸗ seligkeit fortdauern sollte, die Session schwerlich vor dem Monat Juli zu Ende seyn wuͤrde. Auf seinen Antrag wurde beschlossen, von jetzt ab taͤglich um Punkr 1 Uhr den Namens⸗Aufruf zu veranlassen und die Namen der Abwesenden demnaͤchst durch den Moniteur zur oͤffentlichen Kenntniß zu bringen. Dies geschah sofort. Nachdem endlich die Versammlung vollzaͤhlig geworden, wurde die Debatte uͤber das Zoll⸗Gesetz und namentlich uͤber die Ausfuhr⸗Praͤmien wieder aufgenommen. Eine von Herrn Le⸗ fobvre beantragte gaͤnzliche Abschaffung der gesetzlichen Aus⸗ fuhr⸗Praͤmie von der Melasse fand keine Unterstuͤtzung. Da⸗ gegen wurde auf den Vorschlag des Herrn Ducos folgende Be⸗ stimmung angenommen: „Die Ausfuhr⸗Praͤmie von den Me⸗ lassen kann um die Haͤlfte ermaͤßigt, und im Jahre 1837 ganz⸗ lich abgeschafft werden.“ Mehrere andere Bestimmungen des Zoll⸗Gesetzes wurden ohne irgend eine Debatte angenommen.
Der Marschall Clauzel ist gestern fruͤh in Paris eingetrof⸗ fen, und wohnte bereits der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ Kammer bei.
Der Moniteur publizirt heute den Bericht der in Tou—
lon niedergesetzt gewesenen Kommission zur Untersuchung der Ursachen, die den Brand des Linienschiffes „Trocadero“ herbei⸗ gefuͤhrt haben. Es wird durch denselben bloß bestaͤtigt, was man bereits wuste, daß naͤmlich Unvorsichtigkeit beim Heizen je⸗ nen Brand verurfacht hat, wenn gleich die Kommission die Ueberzeugung gewonnen haben will, daß man bei jener Opera⸗ tion alle sonst uͤblichen Vorsichtsmaßregeln getroffen gehabt habe. Herr Gutzot ist gestern zum Mitgliede der Franzoͤsischen Akademie an die Stelle des verstorbenen Herrn Destutt de Tracy erwaͤhlt worden. Es waren 29 Akademiker zugegen. Herr Gui⸗ zot erhielt 27 Stimmen; die beiden andern Stimmzettel waren unbeschrieben. Meber die (gestern erwaͤhnte) Broschuͤre des Herrn Cape— figue bemerkt der Constitutionnel: „Der Hauptzweck des uns vorliegenden Buches ist, Herrn Guizot den Weg zu be⸗ zeichnen, den er einzuschlagen hat, um wieder zur Macht zu gelangen. Wir kennen zu gut den Eifer fuͤr das oͤffentliche Wohl, der den vormaligen Minister belebt, als daß wir nicht im Voraus uͤberzeugt seyn sollten, daß er geneigt ist, Alles zu thun, was man ihm raͤth, um die hohe Stellung, die er ver— loren hat, wieder einzunehmen. Der Plan, den der Verfasser angiebt, ist nicht neu. Aber er ist insofern bemerkenswerth, als er das eingesteht, was die doctrinaire Partei bisher hart⸗ neckig geleugnet hatte, daß naͤmlich fuͤr sie keine andere Hoff⸗ nung sey, um die oͤffentlichen Angelegenheiten wieder in Häͤn⸗ den zu bekommen, als eine auf gegenseitige Zugestaͤndnisse be⸗ gruͤndete Allianz mit den Legitimisten. Diese Allianz sey noth⸗ wendig, wenn nicht das parlamentarische Geschick des Herrn Guizot ganz untergehen solle. Wir treten dieser Meinung bei, und wir sind auch fest uͤberzeugt, daß eine solche Allianz fruͤher oder spaͤter zu Stande kommen wird; aber eben deshalb ist die Zeit fuͤr die Politik des Herrn Guizot voruͤber, eben deshalb ist seine Ruͤckkehr in's Ministerium unmoͤglich.“
In der gestrigen Sitzung der Koͤnigl. geographischen Gesell⸗ schaft hat der General Pelet die Mittheilung gemacht, daß in diesem Augenblick sechs Offiziere des Generalstabes auf Befehl des Kriegs⸗Ministers die Tuͤrkei, Syrien und Aegypten bereisten, um alle diejenigen Dokumente und Notizen zu sammeln, die fuͤr die geographischen und historischen Wissenschaften von Nutzen seyn koͤnnen.
Die Pariser Buchdrucker haben eine Subscription eroͤffnet, aus deren Ertrage sie, dem verstorbenen Firmin Didot zu Eh— ren, ein Denkmal errichten oder eine Medaille mit seinem Bild⸗ nisse praͤgen lassen wollen.
Vor dem Assisenhofe zu Rennes hat sich ein merkwuͤr⸗ diges Ereigniß zugetragen. Charrier, ein junger Mensch von 18 Jahren, war angeklagt worden, bei einem Streite zwischen mehreren jungen Leuten in den Straßen von Rennes, einen Schuͤler des Gymnasiums, Namens Ledieu, durch einen Dolch— stoß in den Ruͤcken ermordet zu haben. Mit Charrier zugleich war sein Schwager Laperche verhaftet, aber bald darauf wieder freigelassen worden, da es an allen Beweisen gegen ihn fehlte. Die Debatten hatten drei Tage gedauert, als der Vertheidiger des Angeklagten Charrier das Wort erhielt. Er suchte zur Ver— theidigung seines Klienten hauptsaͤchlich den Umstand geltend zu machen, daß die Zeugen in der Dunkelheit und in der Ver— wirrung eines lebhaften Streits leicht Charrier mit anderen eben⸗ falls anwesend gewesenen Personen hätten verwechseln können. „Man klagt Charrier an,“ rief er aus, „aber man muͤßte beweisen, daß Charrier eine Waffe hatte. Charrier trug eine Muͤtze, und seine Kleidung war von dunkler Farbe, aber Nourry war fast eben so gekleidet, und trug au—⸗ ßerdem eine Waffe bei sich. (Bewegung.) Aber wozu diese
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Eroͤrterung der Details? Ich habe ihnen weit ernstere, weit wichtigere Einwendungen zu machen, und ich bitte Sie, meinen Worten alle nur moͤgliche Aufmerksamkeit zu schenken. Der junge Mensch, m. H., der auf dieser Bank sitzt, ist unschuldig, der wahre Schuldige ist zu mir gekommen, und hat mir Al⸗ les gestanden. Anhaltende Bewegung in der Versammlung.) Nourry: „Herr Praͤsident, ich verlange, daß die Worte des Advokaten Meaulle zu Protokoll genommen werden; man koͤnnte aus seinen Aeußerungen schließen, daß ich der Moͤrder sey, und mich ihm entdeckt habe. Ich behalte mir vor, ihn gerichtlich zu belangen.“ Der zweite Vertheidiger Charrier's sagte ebenfalls, daß er den eigentlichen Moͤrder kenne, ihn aber nicht nennen duͤrfe; er erklaͤre uͤbrigens auf das Feierlichste, daß Nourry nicht gemeint sey. Der General⸗Advokat ließ hierauf den als Zeugen anwesenden Laperche vortreten, und redete ihn folgender⸗ maßen an: „Man hatte Sie anfaͤnglich verhaftet; aber Sie wurden aus Mangel an Beweisen wieder in Freiheit gesetzt. Meine Ueberzeugung hat sich nicht geaͤndert, indeß haben die be⸗ redten Worte zweier ehrenwerthen Advokaten uns erschuͤttert. Ich beschwoͤre Sie daher bei Allem, was Ihnen heilig ist, uns zu sagen, ob Sie es sind, der sich als den eigentlichen Moͤrder angegeben hat. Ein Gestaͤndniß wuͤrde Ihrer Lage von Nutzen seyn; denn welche Jury wuͤrde sich dann nicht nachsichtig gegen Sie zeigen?“ — Laperche, bleich und zitternd: „Ich werde nicht antworten.“ Der General⸗Advokat: „Ich werde Ihr Stillschweige n interpretiren.“ Laperche: „Machen Sie mit mir, was Sie wollen; ich werde nicht antworten.“ Der Praͤ⸗ sident: „Sie sind verpflichtet, die Fragen der Justiz zu beant⸗ worten.“ Laperche: „Nun denn: Nein! ich bin es nicht ge⸗ wesen.“ Nachdem der Praͤsident die Debatten fuͤr beendigt er⸗ klaͤrt hatte, zog sich die Jury in ihr Berathungs⸗Zimmer zu⸗ ruͤck und nach Verlauf von 10 Minuten sprach sie das Schul⸗ dig uͤber Charrier aus. Das oͤffentliche Ministerium trug auf lebenslaängliche Zwangsarbeit an. In diesem Augenblick ver⸗ ließ Laperche seinen Platz neben den beiden Vertheidi⸗ gern, stuͤrzte nach der Bank des Angeklagten hin und rief in hoͤchster Aufregung aus: „Das ist zu viel! Sie verur— theilen einen Unschuldigen! Ich bin der Strafbare!“ (Lebhafte Unterbrechung.) Der Praͤsident: „Laperche, verlassen Sie diese Bank, Sie sind nicht angeklagt!“ Der Gerichtshof zog sich darauf zuruͤck, und erließ bald darauf das Urtheil, nach welchem lebenslaͤngliche Zwangs⸗Arbeit und Ausstellung an den Pranger uͤber Charrier verhaͤngt wurde. Kaum war das Urtheil erlassen, als der Vorsteher der Jury sich an den Praͤsidenten wandte und sagte: „Wir tragen darauf an, daß der Gerichtshof uͤber diese Sache dem Justiz⸗Minister einen besonderen Bericht ab⸗ statte, damit eine so unwuͤrdige Komoͤdie, wie die, die so eben zwei Advokaten gespielt haben, sich vor einer Franzoͤsischen Jury nicht wiederhole.“ Herr Meaulle verlangte, daß dieser unschickliche Ausfall zu Protokoll genommen werde, damit er sich dafuͤr auf dem Wege Rechtens Genugthuung verschaffen koͤnne. — Unmittelbar nach der Sitzung wurde Laperche verhaf⸗ tet und vor den Instructions⸗Richter gefuͤhrt, der ein langes Verhoͤr mit ihm anstellte. Man ist auf den Ausgang dieser Sache sehr gespannt.
Am vorigen Sonnabend hat sich hier ein Mann, Namens Deal, durch Kohlendampf erstickt, und bis kurz vor dem Verlust des Bewußtseyns seine Empfindungen niedergeschrieben. Nach⸗ stehendes ist ein Auszug aus jener Schrift, die der Verstorbene im Interesse der Wissenschaft abgefaßt zu haben erklaͤrt: „Ich zuͤnde meine beiden Kohlenbecken an; ich setze die Lampe und das Licht auf meinen Tisch, neben mir liegt meine Uhr: es ist 10 Uhr 15 Min. Die Kohlen entzuͤnden sich schwer; ich habe doch auf jedes der Becken eine Roͤhre gestellt, um die Wirksamkeit des Feuers zu erhoͤhen. 10 Uhr 20 Min. Die Roͤhren fal⸗ len; ich hebe sie wieder auf; es geht nicht, wie ich es mir dachte. Sie fallen wieder herunter, ich hebe sie noch einmal auf; jetzt geht es besser. Der Puls ist ruhig und schlaͤgt ganz wie ge⸗ woͤhnlich. 10 Uhr 30 Min. Ein dicker Rauch verbreitet sich nach und nach im Zimmer. Mein Licht scheint dem Ver⸗ loͤschen nahe zu seyn; mit der Lampe geht es besser. Ich fange an, heftige Kopfschmerzen zu empfinden; meine Augen fuͤllen sich mit Thraͤnen. Ich empfinde ein allgemeines Unbehagen; etwas Erleichte⸗ rung fuͤhle ich, wenn ich mir die Nase mit dem Schnupftuch zuhalte. Der Puls ist aufgeregt. 10 Uhr. 40 Min. Mein Licht ist er⸗ loschen, die Lampe brennt noch. An den Schlaͤfen klopft es, als ob die Adern zerspringen wollten. Ich habe Lust zu schlafen Mein Magen schmerzt mich fuͤrchterlich. Der Puls schlaͤg 80 mal in der Minute. 10 Uhr. 50 Min. Ich ersticke; die seltsamsten Ideen bemaͤchtigen sich meiner. Ich kann kaum noc athmen; gleich wird es aus seyn. Es zeigen sich Symptome des Wahnsinns. 11 Uhr. Ich kann nicht mehr schreiben; di Sinne schwinden mir. Meine Lampe erlischt. Ich glaubte nicht, daß man so viel leiden muͤßte, ehe man stirbt.“ Die letzten Worte waren fast ganz unleserlich gekritzelt.
Der Phare de Payonne sagt: „Wir wissen ganz be stimmt, daß die Provinzial⸗Deputation von Biscaya der Regie rung der Koͤnigin eine Denkschrift eingesandt hat, worin sie die Nothwendigkeit einer Intervention darthut. Es ist dies seit zwei Jahren zum fuͤnften oder sechsten Male, daß diese Behoͤr einen solchen Schritt thut.“
Die Franzoͤsische Regierung soll beschlossen haben, dem Bi schof von Leon die Erlaubniß zu ertheilen, sich von Marseille aus nach Italien zu begeben. Man will ihm alle die Gelde lassen, die im Augenblicke seiner Verhaftung bei ihm gefunden wurden; auch will man ihn wegen des falschen Passes, unte dem er gereist ist, nicht vor Gericht stellen.
Herr Auguet⸗de⸗St. Sylvain, der Don Carlos bei seine Reise durch Frankreich begleitete und dafuͤr zum Baron de Los Valles ernannt wurde, befindet sich seit einigen Tagen in Paris Er koͤmmt direkt aus dem Hauptquartiere des Don Carlos und ertheilt der Karlistischen Infanterie und Artillerie die groͤßten Lobspruͤche; dagegen raͤumt er die Mittelmaͤßigkeit der Kavalle⸗ rie ein