1836 / 130 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Krisis sind alle Bewegungen der Kammer von Eine wahrhaft politische Bedeutung erhielt die durch den Beistand, den die linke Dupin lieh. Dieser Beistand ist in chst bemerkenswerth. Zuerst fragt es Herrn Dupin so bereitwillig unter⸗ weil sie, trotz der Versi⸗ daß die angeregte Stelle die Doctrinairs beziehe;

eit und der Wichtigkeit. estrige Sitzung Seite dem Herrn mehrfacher Beziehung hoöͤ sich, warum die linke Seite Herrn stuͤtzte? Das ist aber ganz einfach: cherung des Herrn Dupin, glaubte, in der Rede des Praͤsidenten sich auf , 1 ind sie unterstuͤtzte Herrn Dupin gegen die Doetvitzairs, ob⸗ leich derselbe mit der Versicherung begann, daß er Niemanden be beleidigen wollen. Man sagt, die linte Seite habe sich oft daruͤber zu beklagen gehabt, daß ihre Meinungen in offi— iellen Reden angegriffen worden waͤren; wir wissen nicht, b diese Klagen gerecht waren, aber jedenfalls duͤrfte ste dann in dem vorliegenden Falle Herrn Dupin nicht unterstuͤz⸗ en, da er Andern das that, woruͤber die linke Seite sich in Bezug auf sich selbst so oft beklagt hatte. Hauptsaͤchlich ber hat die linke Seite den Herrn Dupin unterstuützt, weil sie ehr wohl fuͤhlt, daß seine Rede, und die Ausiegungen der oͤf⸗ entlichen Blaͤtter uͤber dieselbe, ein Schritt zu ihr hin ist, war nur ein Schritt, den der Praͤsident gethan hat, der aber eicht einen Theil des Ministeriums nach sich ziehen koͤnnte. Ulle Nuͤäncen der linken Seite haben Herrn Dupin unterstützt, ind wir gestehen ein, daß diese Unterstuͤtzung, die Herr T u⸗ bin seit einiger Zeit auf alle moͤgliche Weise zu ver⸗ ienen gesucht hat, maͤchtig genug war, um dem Prasidenten bielleicht eine Majoritaͤt zu geben, wenn es uͤber die Frage zur waͤre. Von dem Tage an also, wo man ystems, mit Anspielungen und Epi⸗ begnuͤgen wird, von dem Tage an, man eine Magjoritaͤt in der Kam⸗ mer haben. Es giebt in der Kammer leine Majoritaͤt als mit der linken Seite in allen ihren Nuͤancen, oder mit der sogenann⸗ ten doctrinairen Partei. Der tiers-parti;, auf den sich fruͤher die Mazorilaͤt stuͤtzte, bedarf, seit er selbst der Kern der Majo⸗ vitaͤt geworden ist, einen der beiden oben erwaͤhnten Sruͤtzpunkte. Das Ministerium muß waͤhlen; es muß einen Entschluß upin hat den seinigen bereits gefaßt; er hat Rede der linken Seite in die Arme ge⸗ nun das Ministerium dem Beispiele des Praͤsidenten der Kammer folgen? Wir denken noch im⸗ mer, i

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Abstimmung gekomme 1 sich, statt jedes politischen S grammen auf die Doctrinairs vir bekennen es offen, kann

fassen Herr D sich durch seine vorfen. Wird

daß ihm dies, in Betracht der fruͤheren Grundsaͤtze des groͤßten Theils seiner Mitglieder, unmoͤglich ist. Wenn vwir indeß aus der Organisation der Buͤreaus, wie sie sich heute estaltet hat, und besonders aus der Art, wie solche bewerkstel⸗ igt worden ist, einen Schluß ziehen wollten, so muͤßten wir fuͤrchten, daß auch das Ministerium seine Wahl schon getroffen habe. Man spricht von ministeriellen Unterredungen, die zum Zweck gehabt haͤtten, diejenigen Mitglieder der vormaligen Ma⸗ oritaͤt, welche dem jetzigen Ministerium noch anhaͤngen, zu be— vegen, gegen ihre fruͤheren politischen Freunde zu stimmen. Wie dem aber auch sey, die Minister moͤgen es gewuͤnscht haben oder nicht, so steht doch fest, daß in allen Buͤreaus die Mit⸗ glieder des liers- parli und aller Nuͤancen der linken Seite in Masse gegen die Mitglieder der vormaligen Najoritaͤt gestimmt haben; man schien dadurch beweisen u wollen, daß es nur noch zwei Meinungen in der Deputirten⸗Kammer gebe: die Doctrinairs und ihre Gegner; und zwischen diesen beiden Meinungen scheint das Ministerium gewaͤhlt zu haben, und zwar auf eine ganz andere Weise, als man nach der neulichen Rede des Herrn von Montalivet in der Deputirten⸗Kammer haͤtte vermuthen sollen. Bei diesem Zu⸗ stande der Dinge wuͤrden die Doctrinairs augenscheinlich in der Minoritaͤt seyn; dieses Bekenntniß macht uns nicht verlegen; wir sehen nur erfuͤllt, was wir immer vorausgesagt haben, daß nämlich ein Ministerium außerhalb der vorigen Majoritae sich nur durch den Beistand der linken Seite am Ruder erhalten koͤn Das Ministerium steht im Becriff, unsere Prophezei⸗ ung wahr zu machen!“

Das Organ der dynastischen Opposition, der Courrier frangais, Außert sich folgendermaßen: „Herr Dupin hat ge⸗ than, was Herr Thiers schon laͤngst haͤue thun sollen; er hat die Spaltung zwischen der Majoritaͤt und den Doctrinairs ver⸗ zuͤndet; er ist dem Phantom der vormaligen Masoritaͤt, welches

von dem Ministerium zu aͤngstlich behandelt wuede, und dem man durch anhaltendes Geschrei einen Koͤrper zu geben hoffte, dreist entgegen getreten. Jetzt ist die Lage fuͤr alle Welt deut⸗ lich, wenn das Ministerium die Dinge fuͤr das nehmen vill, was sic sind; die politischen Luͤgen sind enthuͤllt, und die Ehr⸗ geizigen sind genothigt, das Gesicht zu verschleiern. Das Mi⸗

nisterium, fuͤr welches alle Welt arbeitet, und das allein in Un⸗ thaͤtigkeit verharrt, hat jetzt freie Hand und ist jener Verbuͤnde⸗ ten lediag, die sich als seine Vormuͤnder bezeichneten. Wenn es setzt noch unbeweglich bleibt, so bedarf man wahrlich eines recht rohusten Glauben, um noch etwas Gutes von ihm zu hoffen. Es zirkuliren seit gestern Abend Geruͤchte uͤber eine theil⸗ weise Veranderung des Ministeriums. Man hat bemerkt, daß der Koͤnig gestern dem Grafen von Pontecoulant eine lange

Privat⸗Audienz ertheilte, und daß derselbe sich von den Tuile⸗ rien aus sogleich zu dem Conseils⸗Praͤsidenten begab; es heißt, der Graf Pontecoulant werde Herrn von Montalivet im Mi⸗ nisterium des Innern ersetzen. Herr Thiers hatte gestern bei dem Marschall Gerard eine lange Konferenz mit den Her⸗ ren Dupin, Teste und Sauzet.

Herr Gasparin, Unter⸗Staats⸗Secretair im Ministerium des Innern, soll seine Entlassung eingereicht haben.

Gestern begannen auf dem Marsfelde die von der Gesell⸗ schaft zur Aufmunterung der Pferdezucht veranstalteten Pferde⸗ Rennen. Zu dem ersten Preis von 2200 Fr. waren nur zwei Pferde angemeldet worden: Der „Franck“ des Lord Seymour und die „Belida“ des Herrn Lupin. Das letztere wurde zu⸗

ruͤckgezogen, und „Franck“ errang daher den Preis mit Bequem⸗ lichkeit. Dann folgte ein Unterschrifts⸗Rennen um eine Por⸗ zellan⸗Vase, 1200 Fr. an Werth; Einsatz 200 Fr. Lord Sey⸗ mour hatte vier Pferde angemeldet: „Clerino“, „Irmansul“, „Clarion“ und „Kermesse.“ Die drei ersteren wurden zuruͤck⸗ gezogen. Außerdem liefen die „Anglesea“ des Major Frazer und der „Camlet“ des Baron Hugon. Auf den letztern waren

große Summen gewettet worden: derselbe brach aber aus. Die „Anglesea“ schlug den „Kermesse“ um zwei Pferdolaͤngen und erhielt den Preis. Um den letzten Preis kaͤmpften zwei be⸗ rüͤhmte Pferde: die „Volante“ des Herrn von Cambis, Ober⸗ Stallmeisters des Herzogs von Orleans (und dessen Repraͤsen⸗ tant), und die „Indiana“ des Lord Seymour. Bei dem dop⸗ pelten Rennen schlug die „Volante“ ihre Mitbewerberin jedes⸗ mal um eine Kopflange und erhielt unter lautem Beifallruf den Preis. Am kunftigen Donnerstag finden die zweiten Rennen statt.

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532 sigen Assisenhofe begonnen hat, sind gen vorgeladen. Heute beginnt das

ee.

Großbritanien und Irland. London, 3. Mai. Die Hof⸗Zeitung meldet die Ernen⸗ nung des Lord Belhaven zum Koͤniglichen Ober⸗Commissair bei der allgemeinen Versammlung der Kirche von Schottland und die Ernennung der Richter, Secretaire und Archivare bei den gemischten Britisch⸗Spanischen Gerichtshoͤfen in Sierra⸗ Leone und Havana, die, dem Traktat vom 28. Juni 1835 gemaͤß, uͤber die wegen Sklavenhandels aufgebrachten Schiffe entscheiden sollen.

, Die Irlaͤndische Munizipal⸗Reformbill sollte heute Abend mit den von den Tories vorgeschlagenen Veraͤnderungen in den Ausschuß gelangen; Lord Lyndhurst hat aber gestern angezeigt, daß der Druck der Amendements nicht eher als morgen beendigt seyn wuͤrde.

Der Morning der Stadt ernstlich von einer

Re

nicht weniger als 375 Zeu⸗ 2 5 5 I 3 3 Verhoͤr der Angeklagten.

Chroniele zufolge, waͤre im West⸗Ende Aufloͤsung des Parlaments die Die Baronets von England hielten am Freitage eine zahl— reiche Versammlung, um Maßregeln zur Behauptung ihrer al⸗ ten Rechte zu treffen. Sie woͤllen naͤmlich den Titel gehren⸗ werth“ fuͤhren und das ihnen von Karl J. bewilligte Wappen tragen. In einer am 30sten v. M. un Mayors gehaltenen Sitzung des Gemeinderaths von London wurde die Reform der Londoner Munizipalitaͤt besprochen. Ein Antrag des Herrn Pritchard auf Abschaffung des Aldermen⸗ Hofes und auf Uebertragung der Functionen dieses besonderen Gerichtshofes an den Gesammt— Verein des Lord⸗Mayors, der Aldermen und des Gemeinderaths wurde verworfen, dagegen aber beschlossen, daß die Finanzen der City fortan der Verwal⸗ tung des gesammten Gemeinderaths uͤbergeben werden sollen. Der Kanzler der Schatzkammer hat einer Deputation der Eigenthuͤmer und Redacteure der Provinzialblaͤtter mitgetheilt, daß das Maximum der Groͤße eines mit dem einfachen Penny⸗Stem⸗ pel zu belegenden Zeitungsblattes auf 1530 Auadrat⸗Foll fest⸗ gesetzt worden sey. Dieses Groͤßenmaß soll ungefaͤhr das des ministeriellen Morgen⸗Blattes, der „Morning Chronicle“ seyn, was denn der Times wieder Anlaß giebt, eine ganze Ladung von Schimpfwoͤrtern auf die Minister abzufeuern. Dieses Blatt ist jetzt uͤberhaupt unter der Englischen Presse fast der Angeber des rohesten Tones geworden und steht darin kaum mehr hinter den poͤbelhaftesten Nord-Amerikanischen Zeitungen zuruͤck. Man findet in ihr den Namen eines Ministers oder irgend eines mit dem Ministerium in Verbindung stehenden Mannes fast nie mehr ohne die Hinzufügung eines gemeinen Epithetons genannt. Auf Befehl des Parlaments sind Aktenstuͤcke in Betreff der kirchlichen Einrichtungen Preußens gedruckt worden, womit Lord Palmerston zu beweisen gedenkt, wie sich ein hoͤchst verstaͤndiges Abkommen mit der katholischen Kirche auf gesetzlichem Wege sehr wohl treffen lasse. Die Times indessen, von der Behaup⸗ tung ausgehend, daß eine Landeshoheit, wie sie die Preußische Regicrung auch uͤber ihre katholischen Unterthanen ausuͤbe, in England nicht verwirklicht werden koͤnne, will in dieser Mitthei⸗ lung der Minister nur die Absicht, Hrn. O'Connell und seiner Partei in die Hände zu arbeiten, wahrnehmen. G Der Erzbischof von Canterbury war, als Dr. Howley, P ri⸗ vat-Erzieher des Prinzen von Oranien, als dieser in Orford studirte. Er soll nun auch jetzt einen ausgezeichneten Gelehrten ausersehen und empfohlen haben, um die Aufsicht uͤber die Er⸗ ziehung der beiden Soͤhne dieses Prinzen zu fuͤhren, die mit ihrem Vater hier erwartet werden. Am Sonnabend fand die jaͤhrliche Vertheilung von Prei⸗ sen an die Studirenden der Medizin auf der Londoner Unnversi⸗ taͤt statt. In dem mit dieser Anstalt verbundenen Hospital, welches erst im vorigen Jahre eroͤffnet wurde, sind seitdem schon 5553 Patienten behandelt worden. Seit einigen Tagen befindet sich Hr. Profes 1 aus Berlin wieder in unserer Mitte. Sein hier in alle Staͤnde eingedrungenes (von Mrs. Austin uͤbersetztes und zum Theil sogar besser als das Original geordnetes) Buch uber „England im Jahre 1835“ hat ihm diesmal noch groͤßere Aufmerksamkei⸗ ten und einen noch schmeichelhafteren Empfang als bei seinem ersten Besuche bereitet. Zwar wird er in einigen radikalen Blaͤt⸗ tern heftig angegriffen; die gemaͤßigten Tories und Whigs lassen ihm jedoch die Gerechtigkeit widerfahren, daß er mit großer Un⸗ parteilichkeit berichtet habe. Selbst O Tonnell gesteht, daß Hrn. v. R.'s Darstellung der Irlaͤndischen Zustaͤnde seinem Vater⸗ lande wesentliche Dienste geleistet habe. Nur die Ultra⸗Tories beobachteten bisher ein vorsichtiges Schweigen uͤber das Buch. Lord John Russell hat dem Deutschen Gelehrten auf das zu— vorkommendste den Zutritt zu den Reichs⸗Archiven und alle Bei⸗ huͤlfe behufs seiner ferneren historischen Studien versprochen. Diejenigen uͤber Maria Stuart, welche er bereits vollendet hat, werden nun wohl gleichzeitig mit dem Original auch in einer Englischen Uebersetzung erscheinen. b . Sir Andrew Agnew's Bill wegen Befoͤrderung einer stren⸗ geren Heilighaltung des Sabbaths ist jetzt im Druck erschienen. Sie untersagt allen Postenlauf und alle Versendung von

unter dem Vorsitz des Lord—

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Hr. Professor v. Raumer

Zei⸗ tungen am Sonntage, so wie den Empfang und die Ablieferun⸗ gen von Waaren, Guͤtern und Effekten, ja sogar die Abfahrt von Schiffen, wenn auch der Wind noch so guͤnstig ist. Auch ist fast alles Arbeiten von Dienstboten verboten. 8 Times nimmt das im Druck erschienene Schreiben des General Evans an seine Wäͤhler in Westminster sehr stark mir und will insonderheit finden, daß er in den Regimentsstra⸗ fen bei den unter ihm dienenden

Briten die Barbarei der Eng⸗ lischen Kriegs⸗Artikel noch überschritten habe, was aber seine Wahler ihm schwerlich so hingehen lassen wuͤrden.

Die Bank hat ihre fruͤhere Weigerung, Wechsel, auf wel⸗ chen sich das Indossement der Actien⸗Banken von Yorkshire und Lancashire befaͤnde, zu diskontiren, womit sie diese Banken in Verlegenheit setzen wollte, wieder aufgegeben, nachdem verlautet hatte, daß die Kaufleute von Liverpool und Manchester, die an Kapital wohl so maͤchtig sind, als eine gleiche Zahl von Londo⸗ ner Haͤusern, mit dem Plan umgingen, das volle Actien⸗Kapi⸗ tal ihrer Banken einzufordern und zu versuchen, ob sie nicht die Noten der Bank von England gaͤnzlich von dem Umlauf in ih⸗ ren Distrikten ausschließen koͤnnten. 8

Heute sollen die Linienschiffe „Bellerophon und „Van⸗ guard“ aus dem Bassin von Portsmouth auslaufen. Ebenda⸗ selbst wird die Fregatte „Buffalo“ nach Suͤd⸗Australien ausge⸗ ruͤstet. Der Befehlshaber derselben, Capitain Hindmarsh, ist zum Gouverneur der neuen Kolon e ernannt und nimmt seine Familie so wie noch 39 Herren und Damen und 160 Landleute

und Handwerker mit. Auf einem der neu ausgeruͤsteten Linienschiffe, dem „Pem—

Die

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Osman Efendi, den Dienst lernen. Sie sind in die Schiffs⸗ buͤcher als Kadetten eingetragen. 8 8

Der Courier erklaͤrt jetzt die Angabe Schwedischer Blat⸗ ter, daß 8 Englische Transportschiffe auf der Rhede von Kopen, . hagen laͤgen, um Proviant einzunehmen, fuͤr eine reine Fabel. Dieser Tage wurden hier die Actien einer Compagnie an den Markt gebracht, die auf das Patent fuͤr Kyau's Versahren Bauholz so zu praͤpariren, daß es vor der trockenen Fäulniz! und vor Schwamm geschuͤtzt bleibt, gegruͤndet worden ist. Das! Mittel soll sich auf den Englischen Schiffs⸗Werften voͤllig be⸗ waͤhrt haben.

Der Millionair 3 unter großem Menschenzulauf zu b aber 1 G 2 bis 3 Micltonen Pfund niemals einen Armen unterstuͤtzt hatte, so benahm sich der Haufe bei dieser Gelegen, heit nichts weniger als anstaͤndig.

91, M.

James Wood wurde in der vorigen Woche

Gestern wurden einige niedrig liegende Theile der Sum durch eine Springfluth von ganz ungewoͤhnlicher Hoͤhe unt Wasser gesetzt. Seit 1795 oder 1796, als man einmal von m Ende der Westminster⸗Halle nach den Gerichtshoͤfen in Boalb fahren mußte, erinnert man sich keiner so hohen Fluth. Gest sind besonders die Northumberland⸗Street, Scotland⸗Yard, lace-Yards und Millbank vom Wasser heimgesucht worden. D dadurch angerichtete Schaden hat sich noch nicht ermitteln lass

anze Straßen unwegsam waren. 8 Im gestrigen Boͤrsen⸗ erichte der Times heißt es: „Nicttst kann staͤrker das Vermoͤgen unseres Geldmarktes bezeichnen, der Stand der Cons lauf ist, obgleich erst vor 9 15 Millionen Pfd. Consols (auf Ab⸗ so guͤtung) vor sich gegangen ist. Der Termin zur Einzahlu lauft erst im Oktober voͤllig zu Ende, allein schon im Janu war sie beinahe gaͤnzlich bewerkstelligt, und die „Omnium“ ist laͤngst aus unsern Notirungen verschwunden. Man liest in einer Neuschottlaͤndischen Zeitung uumf Dezember: „Diejenigen unserer Abonnenten, die mit uns über eingekommen sind, uns in Brennholz zu bezahlen, werden gete ten, es bald zu bringen, denn, wenn sie es nicht thun Und we Kaͤlte anhaͤlt, muͤssen wir todt frieren, und dann ist es aus“ Die letzten hier eingegangenen Malta-Zeitungenw⸗ halten Nachrichten aus Syrien bis zum 14. Februar, zur cher Zeit in diesem Lande zwar Ruhe, aber der fortwaͤhrenden Reh tirungen wegen doch viel Mißvergnuͤgen herrschte. Ibrahim Pan war genoͤthigt, die neuen Syrischen Regimenter nach Aegypten; senden und seine Truppenmacht in Syrien auf Aegyptisch⸗N bische Soldaten zu beschraͤnken. Uebrigens befand sich sein K. in vollkommenem Kriegs⸗Zustande und hielt sehr vortheillhaf Positionen besetzt, so daß Ibrahim von einem neuen Angriff⸗ Truppen des Sultans nichts zu fuͤrchten hatte, weder aufd Seite von Diarbekir und Orfa, wo Reschid Pascha mit seim Streitkraͤften steht, noch von Konieh her, wo sich die Defile des Taurus befinden. Akra war neu befestigt worden; die Pi des Taurus waren wohl bewacht; an der aͤußersten Graͤnze ste den ein Regiment Infanterie und ein Regiment Kavalle Aleppo 3 Infanterie⸗Regimenter mit einem Artillerie⸗Park y 36 Kanonen. nach D so wie⸗ ganzen Kuͤste entlang, waren militatrische Operations⸗Linien; zogen und durch eine hinlaͤngliche Truppenmacht beschuͤtzt, ja, en zelne Posten sogar in der Wuͤste ausgestellt, um die Bewegu gen der Araber zu beobachten. 1

Nach Berichten aus New⸗York wuͤrden die Gebiete M chigan und Arkansas, ersteres mit 100,000, letzteres mir 89,00 Seelen, nun bald als Bundesstaaten in die Union aufgenem. men werden. Die desfallsige Bill war im Senate durchgegm gen. Auch melden diese Berichte von dem riesenhaften Planaah daß man durch Anlegung eines Kanals die Katarakten des N gara zu umgehen beabsichtigte.

ols, von welchen kaum noch etwas im Un Monaten wieder eine Creirung w.

Sie werden bereits aus! seren Zeitungen ersehen haben, daß das Oberhaus durch en große Mehrheit fuͤr dasjenige Versahren in Bezug auf die landischen Corporationen sich entschieden, welches die Regieru mißbilligt, und das von dem Unterhause durch eine bedeute Mehrheit bereits zweimal verworfen worden ist. Die ministeriel Zeitungen sprechen sich sehr heftig daruͤber aus und lassen nicht an Drohungen fehlen, wonach das Haus einer durchm fenden Reform unterworfen werden wuͤrde u. dgl. in. und Land verhalten sich jedoch dabei ganz ruhig, und selbst Irland scheint die Entscheidung noch keine sonderliche Wirt hervorgebracht zu haben. Den Ministern koͤnnte dieselbe stsst recht seyn, niht nur darum, weil sie uͤberzeugt seyn muͤssen, t fuͤr Irland in seiner gegenwaͤrtigen Zerrissenheit das Cent e sations⸗System das beste ist, sondern weil ihnen auch dadure Gelegenheit gegeben werden soll, eine große Menge ihrer Unterf⸗ mit Stellen zu belohnen, deren Verleihung sonst den Stadtre zustehen wuͤrde. Auch werden sie sich vor denen, welche verlangen, dadurch rechtfertigen koͤnnen, daß schon ein G gewonnen wuͤrde, wenn so viele Tory⸗Citadellen, als die 9h dischen Corporationen fast alle bilden, nebst deren Einfiu die Parlaments⸗Wahlen, geschleift waͤren und die Masse Buͤrger nicht mehr von einem selbstgewaͤhlten Ausschuß besti werden koͤnnten. Ferner koͤnnten sie sagen: Seht, wie! der Reformgeist fortgeschritten ist, da die Tories im Oberhe er welche voriges Jahr so große Zweifel in die Glaubwuͤrditte der Kommissarien setzten, daß sie nicht die geringste Veraͤnderl im Englischen Stadtewesen gestatten wollten, ehe sie den Zus desselben selbst untersucht, dieses Jahr ohne Einrede anent nen, daß das Irlaͤndische abscheulich sey, und sich be— zeigen, es mit Stumpf und Stiel auszurotten. 2. ist die Frage, ob sie dies auch dem Herrn O9'Com- begreiflich machen koͤnnen, oder ob dieser den Willen und, Vermoͤgen hat, von dem Standpunkte, den er in Bezug aul Corporationen seines Vaterlandes angenommen, naͤmlich de nach Art der Englischen und Schottischen umgestaltet we muͤßten, wenn er nicht die Repeal-⸗Aufregung erneuern zuruͤckzutreten. Auf jeden Fall jedoch bezeigen sie keine Lust h Stellen darum zu verlassen. Die schwierigere Frage wegen Anwendung eines Theils des Kirchen⸗Einkommens fuͤr den meinen Unterricht der Jugend ohne Ruͤcksicht auf den Glche der Aeltern ist jetzt vor dem Unterhause, in so weit wenigeg als Lord Morpeth den Plan dazu bei der Vorlegung eines an schlusses wegen der Raͤthlichkeit, den Zehnten fuͤr einen beftllche ten Grundzins umzutauschen, entwickelte. Sir Robert Peel we d in den eben erwaͤhnten Beschluß, welcher ohne Abstimmung chb nommen ward, erklaͤrte aber dabei seine und seiner Partei, Enge ßung, nie in jenen allgemeinen Plan einzuwilligen. Dieses stchen nach wie vor der Punkt, um den der Kampf der Parteien sich dul und woruͤber am Ende, wie uͤber die Emancipationsfrage, nal Ereignisse von außen entschieden werden wird. Da es derme⸗

London, 30. April.

In dem großen Diebes⸗Prozesse, der gestern vor dem hie⸗

broke“, werden zwei Tuͤrkische Offiziere, Mustafa Efendi und

an diesen fehlt, so werden die Tories bei ihrer Opposition

ar tir 1

in L sfaͤllen mmaͤßig

Wachterfreund“ auf und verlangte, statt der Abschaffung der alzsteuer, heint, Gloucester begraben; da e geeit ; rah ligen wollten, bloß einis b (gund von der Zeitungsstempel⸗Gebuhr zu erlassen. ian Beistand

b Stimmen, 1 mn ihnen wenig Hoffnung zum Siege wenn die dtmmt, indent. 6- eschaff wissen wollen, und die Tories, vung

1t Minsster dwie bei. de bet P nare CI“ ae betreffend, bei den Radikalen viel Abschlag der Westindischen V Motzüg

nenn nicht wenigstens ein Theil derselben ihnen feindselig gegen⸗ 888 tertritt und alle die Ultra⸗Vorschläͤge wieder aufs Tapet bringt, Benennundurch die Liberalen unter sich getrennt sind. Von dieser Art

manten; inzwischen verdient es doch beachtet zu werden, daß

Von Aleppo bis nach Damaskus, so wie an Paßr Tagen einen Plan vors Oberhaus gebracht, wodurch die

terdam und zwar mit Havarte angekommen.

N. um 10 Uhr den Prinzen von Oranien

Pegleitung des Groß⸗Marschalls, des Generals Hurel,

gölagge hat man auf zwei Schiffen der Escadre bemerkt.

ren, und im Oberhause jede Bill, welche jenen Plan ver klichen soll, verwerfen. Deswegen ist es auch kaum der M

ith, Deutsche Leser mit den Veraͤnderungen, welche die Mi⸗ er in ihrer vorigen Bill gemacht haben, zu behelligen. aufe der Woche haben dieselben zwei von den jaͤhrlichen zu bestehen gehabt, welche, wie die Passatwinde, re⸗ bald von dieser, bald von jener Seste herwehen. Von einen trat Lord Chandos in seiner eigenthuͤmlichen Rolle als

die er dieses Jahr sehr ungestoͤrt lassen zu wollen vom Unterhause die Erklaͤrung, daß die Btl⸗

es erfordere, jede Steuer⸗Erlassung, welche in gegenwaͤrtigen Session bewilligt werden koͤnnte, zum sten des Ackerbau⸗-Interesses zu machen. Selbst Peel und ch eine solche Zumuthung unbillig, obgleich auf der anderen Seite auch die Absicht der Regierung nicht einigen Radikalen zu Liebe 3 409,000

Trotz die⸗ aber hatten die Minister nur eine Mehrheit von um diesen Angriff abzuschlagen; ein Umstand, 8 zu versprechen scheint, Frage wegen jener Stempel⸗Gebuͤhr vor das Haus indem die Radikalen, welche die Gebuͤhr ganz und gar die jede Verminde⸗ derselben mißbilligen, sich hierbei gegen sie vereinigen duͤrf⸗ Ueberhaupt muß ich hier beilaͤufig bemerken, daß

wegen ihres Widerstandes in diesem Punkte,

*r Motion Harvey's, die Revision der Pensions⸗ b verloren haben, und sie lich O'Connell's Einfluß zu verdanken haben werden,

aham fanden jedo

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rder zweite der oben erwaͤhnten Angriffe, naͤmlich der Vor⸗ ag des Herrn Rippon, daß es wuͤnschenswerth sey, die Bi— se aus dem Oberhause zu entsernen, ein Vorschlag, welcher, ade weil er im Namen der Religion gemacht worden, um mangenehmer an die Zeiten des ungluͤcklichen Karl's 1J. erin⸗ t. Die Minister wollten sich zwar in gar keine Diskussion uͤber einlassen, indem sie einer großen Mehrheit gewiß seyn

Mitglieder fuͤr jenen radikalen Eingriff in die Verfassung mnten. Weit mehr noch gab das Haus der froͤmmelnden denz der Zeit nach, indem es durch 200 Stimmen dem stker Agnew wieder erlaubte, eine von seinen Sabbaths⸗ achtungsbills einzubringen, welche in England den Sonntag inen Buß⸗ und Fasttag umwandeln wuͤrde. Es ist zwar so weniger wahrscheinlich, daß eine solche Maßregel endlich chgehe, weil die Radikalen alsdann darauf bestehen wuͤrden, die Reichen und Vornehmen eben so sehr in ihren Genuͤs⸗ zubeschraͤnken seyen, als man die niederen und mittleren Klas⸗ zu fesseln vemuͤht ist, und man es ihnen, ohne die groͤßte ahr, nicht verweigern koͤnnte; aber es bleibt doch merkwuͤr⸗ daß es den Puritanern gelingt, sich so viele Stimmen im blamente zu erwerben. Der Lord⸗Kanzler hat vor ein

fugniß dieses Ministers bloß auf den Vorsitz im Oberhause Appellationshof beschraͤnkt, fuͤr den Kanzleihof aber ein be⸗ diger Oberrichter verordnet werden soll, auf dessen Stellung Ministerwechsel keinen Einfluß haben sollen. Die Tories dieser Motion durchaus entgegen.

—/*

1161“

Erst gestern Mittag ist das schon „de Batavier“ von London zu 1z Indeß glaubte ampfschifffahrts⸗Directon, das Fahrzeug schleunig genug er in den Stand setzen zu koͤnnen, damit dasselbe am 5ten nebst seinen bei⸗ London an Bord

Amsterdam, 4. Mai. er erwartete Dampfboot

aͤltesten Soͤhnen zu ihrer Ueberfahrt nach nen koͤnnte. as hiesige Handelsblatt berichtet, daß die zur Unter⸗ ng der Frage uͤber die Zweckmaͤßigkeit und Nothwendigkeit rEisenbahn⸗Anlage in unserem Koͤnigreiche niedergesetzte misston waͤhrend der letzten Zeit drei Sitzungen gehalten „und fuͤgt hinzu, man wolle wissen, daß in dieser Kommis⸗ einerseits die Zweckmaͤßigkeit der Eisenbahn⸗Anlage bezwei⸗ worden sey, und zwar besonders aus dem Grunde, weil, auch die Eisenbahn von Belgien nach Koͤln bereits voll⸗ big vorhanden waͤre, die Deutschen Kaufleute doch mehr Vohlfeilheit als auf besondere Schnelligkeit des Transports kficht nehmen wuͤrden, Himd däsnmnan bdaher Ausdehnung der Kanalfahrt und Verminderung Frachten sich den Transport auch auf dem Rhein die Dauer werde sichern koͤnnen. Von der anderen Seite he dagegen ausgefuͤhrt, daß die Anlegung einer Eisenbahn msterdam nach Koͤln von Tage zu Tage nothwendiger und da die Mehrzahl der Mitglieder der Kommisston uͤr diese letzte Ansicht ausgesprochen haben soll, so wird es scheinlich, daß sich auch die Regierung derselben anschließen vorlaäufig die Anlegung einer Eisenbahn von Amsterdam Arnheim genehmigen wird, woraus sich denn der Vorrheil en wuͤrde, daß die Waaren unmittelbar von Arnheim aus die Dampfschiffe nach Deutschland gefuͤhrt werden koͤnnten.

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Mai.

Antwerpen, 3. azoͤsische Prinzessin Marie sind gestern Abend um 6 Uhr,

Der Koͤnig, die Koͤnigin und die

des b Praet und mehrerer Hofdamen, hier angekommen. ücg hiffe in unserm Hafen sind auf prachtvolle Weise ge⸗ 1 und die Bassins bieten durch die Farben⸗Mischung der gen einen bezaubernden Anblick dar. Die Amerikaner ha⸗ ich besonders ar sgezeichnet, auch erblickt man auf einer un⸗ taats⸗Kanonier⸗Schaluppen die Flagge der Vereinigten ten neben jenen von Frankreich und England. Die Preu⸗

. Mittag ist die E v ester getüͤndigte Weise feierlich eroͤffnet worden. De eit h hh Antwerpen, der dem Koͤnige eine fuͤr diese Gele— ese 8 göldehhe Medallle üͤberreichte, hielt dabei eine

d jetzt dSdde. „Die ganze Tour von hier nach Bruͤ el einer kieinen Stunde zuruͤckgelegt.

ag ist die Eisenbahn von hier nach Mecheln Der Buͤr⸗

Ehblad

De 8 2. 8

dlsch f 9 v. Mai. Hier hat sich nun ebenfalls eine Bibel⸗

ger ur.8ebelche Gruͤnder derselben ist der verdienstvolle

ld. J der St. Georgen⸗Kirche, Herr Arndt. Am. 29. J. dem froherlebten Geburtstage Sr. Durchlaucht des

uͤhe

„Ich bin fuͤr die Emancipation der

Erbprinzen von Anhalt⸗Deßau, wurde die Gesellschaft durch das Konsistorium bestaͤtigt.

Stuttgart, 5. Mai. In der gestrigen Sitzung der Kam⸗ mer der Abgeordneten war die Petition der israelitischen Lan⸗ des⸗Einwohner, die um buͤrgerliche Gleichstellung mit ihren christlichen Mitbuͤrgern bitten, an der Tages⸗Ordnung. Der Ab⸗ geordnete Schott, welcher einen Antrag stellte, sagte zunäͤchst: Ich b Juden und fuͤr vollstaͤndige Gleichstellung derselben mit den christlichen Buͤrgern, so weit die Verf. Urkunde es zulaßt, da ich nicht zugeben kann, daß die Aus⸗ übung politischer Rechte von dem Glaubensbekenntnisse abhaͤnge. Die erste Einwendung gegen die Emancipation kommt von frommen Christen her, die Gefahr fur Christenthum dar in sehen, wenn die Juden emanzipirt werden. Aber wir haben uns vor Allem christlich zu beweisen, um das Un⸗ christliche in dem Verfahren gegen die Juden abzuwaͤlzen. Es wird keiner neuen Religion beduͤrfen, um den großen Grundsatz: „Politische und religioͤse Freiheit uͤber die ganze Welt“ in das Leben zu fuͤhren, und die christliche Kirche kann es mehr als jede andere. Der Grund, daß die Juden Fremde sind, ist nicht passend auf uns, denn sie sind Wuͤrttemberger. Der Grund der gesteigerten Konkurrenz endlich ist der schlech⸗ teste von allen, denn dem Publikum gebuͤhrt die erste Ruͤck— sicht. Wenn in einer Stadt die Kaufleute uͤbereingekommen sind, Lebensbeduͤrfnisse, z. B. Zucker und Kaffee, zu einem theuren Preis zu verkaufen, so habe ich nicht so viel christ— lichen Patriotismus, den Juden verhindern zu wollen, sie wohlfeiler zu verkaufen. Wie kann man dem Juden sagen: Wir haben Dich schlecht gemacht, darum werde besser, und wir wollen Dir Rechte geben! Die Emancipation muß vorausgehen. Alle Argumente der Gegner treffen jedenfalls nur den juͤdischen Poͤbel und bekanntlich giebt es auch christ— lichen Poͤbel. Unter allen Staͤnden und Religionen giebt es gute und schlechte Menschen, und ich glaube, unter den Juden nicht mehr schlechte, als unter anderen Religionen. Ich kann die Regierung nur preisen, daß sie den Weg verfolgt, den Kai⸗ ser Joseph schon begonnen, und ich trage darauf an, sie zu bitten, ein Gesetz im Sinne der vollkommenen Gleichstellung der israeliti⸗ schen Glaubensgenossen einzubringen.“ Mit diesem Redner uͤber⸗ einstimmend sprachen darauf die Abgeordneten Pfizer, Menzel, P flanz, der Bischof von Rottenburg u. m. A. Der Abgeordnete R aidt meinte inzwischen: „Jede Sache hat zwei Seiten. Die Verfassung giebt dem christlichen Religions⸗Bekenntnisse den Vorzug, und ich glaube mit Recht. Zwar gebietet unsere Re⸗ ligion auch Liebe; aber ich glaube, daß, wenn wir den Juden den Schutz des Eigenthums gewaͤhren und keine groͤßere Lasten auflegen, als andern Staatsbuͤrgern, so ist's genug. Die einzelnen Ausnahmen unter den Juden koͤnnen nicht als Regel dienen.“ Der Geheime Rath von Schlayer erklärte sodann: „Ich habe nicht Absicht gehabt, an dieser Berathung Theil zu

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die nehmen, abzer es ist von dem urspruͤnglichen Gesetz⸗Entwurf, den die Regierung fruͤher einmal vorgelegt, die Rede gewesen, und mich dieses anzunehmen, habe ich allerdings Ursache. Jener Entwurf ging von dem Grundsatze aus, „gleiche Lasten, glei— che Pflichten.“ Doch huldigte er nicht unbedingt der Theorie, die heute ausgesprochen wurde. So wahr es ist, daß jener Haß und Widerwillen gegen die Juden nur aus Berau⸗ bung der natuͤrlichen Rechte entstand, so wenig wahr ist es, daß die entstandenen Mißstaͤnde durch durchgaͤngige Gleich⸗ stellung gehoben werden koͤnnen. Auch in Kurhessen, wo die voͤllige Emancipation ausgesprochen ist, sind die Schacher⸗Haͤnd⸗ ler davon ausgenommen. Die Neigung, die fuͤr dieses Gewerbe bei den Israeliten vorherrscht, ist zu bekampfen, auch hatte die Ge⸗ setzgebung die Schwierigkeit der Erlernung ordentlicher Hand⸗ werke bei christlichen Meistern zu beseitigen. Weiter ging der Regierungs⸗Entwurf nicht, aber die Kammer von 1828 ging allerdings viel weiter. Besonders im Interesse des kaufmaͤnni⸗ schen Gewerbes wurden große Beschraͤnkungen in das Gesetz auf⸗ genommen. Mit diesen war ich nicht einverstanden, aber Be⸗ schraäͤnkungen gegen den Schacher wuͤrde ich noch heute in ein Gesetz aufnehmen, wenn ich ein solches zu entwerfen haͤtte. Bloß von einem Akte der Gerechtigkett handeit es sich, denn widerlich ist es allerdings dem Rechtsgefuͤhle, daß es in unserem Juden⸗ gesetze heißt: Die Israeliten haben alle Staatslasten zu tragen und genießen saͤmmtliche Rechte der Wuͤrttembergischen Unter⸗ thanen, so weit nicht dieses Gesetz eine Ausnahme aufstellt. Das eigene Interesse der Christen verlangt, daß keine unterdruͤckte Kaste im Staate bestehe, daß Rechtsgleichheit eintrete.“ Der Abg. Schott redigirte nun seinen Antrag dahin: „die Regierung zu bitten, eine Reviston des Gesetzes vom 25. April 1828 uͤber die oͤffentlichen Verhaͤltnisse der Israeliten, im Sinn einer vollstän⸗ digeren Gewahrung der staats⸗ und gemeindebuͤrgerlichen Rechte, so weit die Verfassung es zulaͤßt, eintreten zu lassen.“ Die⸗ ser Antrag wurde von der Kammer mit 89 gegen 3 Stimmen angenommen. C

Wien, 3. Mai. Ihre Majestaten der Kaiser und die Kai⸗ serin sind heute Nachmittag nach 1 Uhr im erwuüͤnschtesten Wohlseyn von Preßburg wieder in der Hofburg eingetroffen.

AöT“ Basel, 29. April. (Schwaͤb. Merk.) Did gegen Ba⸗

andschaft von Frankreich angeordneten Sperrmaßregeln haben in letzter Zeit nicht nur die allerstrengste Vollziehung erhalten, sondern es sind neue und geschaͤrfte hinzugekommen. Es herrscht deshalb gegenwaͤrtig unter den Bewohnern des Birsekschen Ge⸗ bietes eine große Unzufriedenheit. Sie sordern ungestuͤm Aus⸗ uͤbung des Gegenrechts, und da ihrem Begehren von Liestal

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aus noch nicht entsprochen worden ist, so hat eine vor kurzem

stattgehabte Volks⸗Versammlung in Bennigen den Beschluß ge⸗ faßt, von nun an keinem Juden mehr die Ueberschreitung der Ba⸗ sel⸗Landschaftlichen Graͤnze zu gestatten und zu diesem Behufe Graͤnzwachen aus ihrer eigenen Mitte aufzustellen. Die Erbit⸗ terung der Landschaftlichen Bevoͤlkerung gegen die Franzoͤsischen Juden ist uͤbrigens so groß, daß auch ohne Graͤnzwachen wohl

keiner dieser Nation es wagen moͤchte, das Basel⸗Landschaftliche

Gebiet zu betreten. Das Blatt der Rauracher, widerspricht dem in Basel in Umlauf gewesenen Geruͤcht, als haͤtte der Landrath die Cas⸗

sation des Wahlschen Grundstuͤckskaufes zuruͤckgenommen, sagt

aber nicht, ob und was fuͤr einen Beschluß derselbe in seiner geheimen Sitzung gefaßt. Der Vorort scheint die Ansicht zu erkennen gegeben zu haben, Frankreich wuͤrde sich begnuͤgen, wenn der Landrath nur die bestimmte Zusicherung ertheilte, daß die Gebruͤder Wahl jedenfalls entschaͤdigt werden sollen

VP ““ Ein Deutscher Reisender theilt in der Allgemeinen Zeitung folgende nähere Beschreibung der unseren Lesern be⸗

reits bekannten Vermahlungs⸗Festlichkeiten des Koͤniglichen Paa⸗ res mit: „Am 9. April fand die Vermaͤhlung der Koͤnigin mit dem Prinzen von Sachsen⸗Koburg statt. Schon am frühen Morgen verkuͤndeten Kanonensalven und Glockengeläute von allen Thuͤrmen der Stadt die Feier des Tages; der hohe Braͤu⸗ tigam hatte noch an Bord des „Manchester“ übernachtet, nach⸗ dem er Tages zuvor gleich nach seiner Ankunft im Tajo einen Besuch bei Ihrer Maj. der Koͤnigin abgestattet hatte. Jetzt ward es nach und nach lebhaft auf dem Strom; Barken mit Deputationen oder Schaulustigen näherten sich von den Plaͤtzen

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der Stadt her in großer Zahl dem Dampfschiffe, am Ufer aber herrschte das regste Gewuͤhl, und man konnte zwischen dem Don⸗ ner des Geschuͤtzes und dem Gelaͤute der Glocken sehr haͤufig Freudengeschrei vernehmen. Gegen 10 Uhr begab ich mich mit mehreren meiner Reisegefaͤhrten an das Land, um den fuͤr uns bestimmten Platz waͤhrend der Ceremonie in der Patriarchalkirche einzunehmen. Auf der schoͤnen Placça do Comercio, wo das Boot landete, war bis zu der letzten Stufe der großen Treppe, die in den Taso hinabfuͤhrt, Volksgedraͤnge, und zwar so eigen⸗ thuͤmlicher Art, wie dies nur im tiefsten Suͤden von Europa und auch vielleicht nur in Portugal anzutreffen seyn mag. Diese dunkeln, in bunte Farben gekleideten Gestalten, diese Gallego's, diese Algarbier und Andalusier, mit vielen Mohren vermischt, diese Weiber in ihren weißen hohen Kopfbedeckungen von Flor, unter denen fast immer Afrikanische Gesichtsbildung und nicht selten eine wirkliche Negerin laͤchelt, diese halbnackten laͤrmenden Knaben, auf den Mauern, Stufen und Terrassen gelagert, da⸗ zwischen Soldaten, Livree⸗Bediente, Matrosen, Seeleute aller Art, Maulthiere mit ihren Treibern, Buͤffel⸗Karren, wie sie Ho⸗ mer schon gesehen hat, zweiraͤdrige Equipagen, praͤchtige Kutschen, alles dies bildete ein unendlich belebtes Gemaͤlde auf dem schoͤnen regelmaͤßigen Platz, den auf der Westseite die Boͤrse, auf der Nordseite die Ministerien des Innern und des Kriegs, oͤstlich die Koͤnigliche Bibliothek und suͤdlich der Tajo begraͤnzen. Ein Zeit war dicht am Ufer aufgeschlagen, bestimmt, den Prinzen und die Koͤnigin darin zu empfangen. Mehrere achtspännige Koͤnig⸗ liche Wagen hielten in der Naͤhe, andere eben so reich geschirrie waren gleichfalls unter Koͤniglicher Livree mit Maulthieren be⸗ spannt. Eine doppelte Reihe National⸗Garde bildete Spaliere

vom Handelsplatz bis nach der Kathedrale, Santa genannt; Kavallerie und andere Truppen aller Waffen⸗Gattungen waren hinter diesen aufgestellt. Sie waren saͤmmtlich geschmackvoll, so gar schoͤn uniformirt und wohl beritten. Der Dom liegt hoch, wie denn die ganze Stadt amphitheatralisch auf Bergzuͤgen er baut ist, und von seinem Portal aus scheweift das Auge uͤber eine Fernsicht, welche so unbeschreiblich schoͤn sich vielleicht in Eu ropa nicht wieder findet. Die Kirche selbst aber ist unschoͤn, ohne allen Styl und architektonischen Schmuck; ihre beiden niedrigen, stumpfen Thuͤrme haben etwas Ruinenhaftes, ein Charakter, der ganz Lissabon eigen ist, oder fuͤr den Fremdling wenigstens eigen zu seyn scheint. Das Innere entsprach so ziemlich diesem Aeußern, obgleich es fuͤr die bevorstehende Festlichkeit mit Pracht dekorirt worden war; gerade diese Decorationen aber, diese ungeheuren Vorhaͤnge von rothem, golddurchwirktem Stoffe bewirkten viel⸗ leicht das Unheimliche, das Dunkle, das Druͤckende, welches in diesen Raͤumen herrschte. Es war nicht das schoͤne mysterioͤse Helldunkel Deutscher Kathedralen, durch die gemalten Fenster hervorgebracht, welches Licht ist, nur ein gemildertes verklaͤrteres gewissermaßen: hier fehlte das Licht, von tiefen Schatten ver⸗ draͤngt. Hohe Fenster mit Woͤlbungen, himmelanstrebende Pfei ler, schoͤne Gemaͤlde waren entweder nicht vorhanden oder ihr Daseyn durch jenen vergaͤnglichen Pomp versteckt. Ueberall waren Tribunen und Sitze fuͤr die verschiedenen Staatskoͤrper errich⸗ tet, welche der Ceremonie beizuwohnen bestimmt waren; seitwaͤrts vom Hochaltar zeigten sich dicht neben einander zwei Baͤldachine

unter dem einen sah man, sehr erhoͤht, einen prachtvollen Arm

sessel, unter dem andern, etwas tiefer, zwei Stuͤhle. Ich hielt aus verzeihlichem Irrthum den ersteren fuͤr den Thron der jungen Monarchin; dem war aber nicht so, es war der Stuhl des Pa— triarchen, wie sich hernach ergab. Bei einigem Umschauen im Dom mußte man zu der Ueberzeugung gelangen, daß man sich in der Kirche eines mit Spanien verwandten Landes befinde. Die große Menge von Geistlichen in den verschiedensten Trachten, viele in scharlachnen Ueberkleidern, andere in schwarzseidenen

blauen, lillafarbenen Gewaͤndern, die Unzahl von Chorknaben, welche hin und her liefen, das freie, leichte Umhergehen, gewis⸗ sermaßen Honneurmachen der geistlichen Herren, und nun die hinter den Baͤnken, in allen Winteln hingesunkenen Frauengestalten, knieend, liegend, sitzend, kauernd, verschleiert und unverschleiert, fast alle mit großen Faͤchern, um sich die noͤthige Luft zuzuwehen; endlich die Maͤnner vom Volke unter den Tribunen versteckt, hervorlauschend mit ihren schwarzbraunen Gesichtern und flammenden Augen aus dem golddurchwirkten Damast der verhuͤllenden Draperieen, alles dies er⸗

zeugte das Gefuͤhl, daß man sich weder in Frankreich noch in Ita⸗ lien befand, es konnte nur auf der Pyrenzischen Halbinsel just so seyn. Ein Zug von Herren im reichsten Altspanischen Kostuͤme,

als kaͤmen sie so eben aus dem Vorzimmer Philipps II., in Fe⸗

der Barets, Halskrausen und Sammet⸗Mänteln mit Hermelinen

ausgeschlagen, uͤbrigens durchaus wie die alten Granden geklei⸗

det, dazu funkelnd von Diamanten, trug noch dazu bei, jene Ueberzeugung zu bestärken. Es waren die Pairs des Koͤnägreichs. Allmälig fuͤllte sich der Dom mit den verschiedensten Staͤnden und Uniformen, Fremden und Einheimischen. Ich kann nicht un⸗ terlassen, zu erwaͤhnen, wie ich lange Zeit neben diesen feierlichen Portugiesen, den Repraͤsentanten fruͤherer Jahrhunderte, eine große Anzahl huͤbscher bluͤhender junger Leute in einfachen blauen Uniformen stehen sah; es waren die Lieutenants und Midship

men von den Amerikanischen Kriegsschiffen, die seit einiger Zeu

in der Rhede von Lissabon vor Anker liegen. Der Kontrast die⸗

ser frischen Soͤhne einer frisch aufbluͤhenden Welt zu jenen thea⸗ tralisch geschmuͤckten Greisen, welche eine todte Vorzeit abspiegel⸗ ten, war ergreifend. Auch Damen erschienen nun, und zwar

sehr vornehme, welche ihre Plaͤtze in der Gegend der Koͤniglichen

Baldachine fanden. Jetzt theilte sich die Menge, und von Prie⸗ stern und reich gekleideten Kavalieren umgeben, naͤherte sich eine sehr schoͤne Frau in schwarzer Kleidung, jedoch strahlend von Dia⸗ manten; sie ward gefuͤhrt, ihre Schleppe von Damen getragen, und waͤhrend sie vorwaͤrts schritt, empfing sie verschiedene Knie⸗ beugungen und Handkuͤsse, die sie mit eben so viel Wuͤrde als Grazie annahm: es war die Kaiserin von Brasilien, die Wittwe Dom Pedro's. Von einer erhoͤhten Stellung war sie Zeuge einer Ceremonie, welche sie nur mit wehmuͤthigen Erinnerungen er⸗ fuͤllen konnte. Endlich verkuͤndete der Donner der Kanonen und das wiederholte Gelaäͤute der Kathedrale die Annaͤhrung des Koͤ⸗ niglichen Zuges. Bald erschien er. Unter einem Thronhimmel, von Cdelleuten getragen, wandelte die junge Koͤnigin von Portu⸗ gal und Algarbien an der Seite ihres bluͤhenden Braͤutigams da⸗ her. Eine Krone von Brillanten schmuͤkte das Haar der Koͤnigin; sie war in weißen, golddurchwirkten Atlas gekleidet, eine Reihe von Damen trug ihre Tunika, und ihre Erscheinung gewährte einen