1836 / 152 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu Dublin am 23sten d. in den Coburg⸗Gardens statt. Durch ein Cirkular des Secretairs des schon erwaͤhnten Petit' ons⸗ Comité's aufgefordert, fanden sich zwischen dreißig und vierzig Tausend Personen dort ein. Den Vorsitz fuͤhrte der Graf Miltown, und mehrere Irlaͤndische Parlaments⸗Mitglieder, unter Anderen waren auch Herr Shiel, Herr Woulfe und Herr Grattan zugegen. Nach einer einleitenden Rede des Praͤsi⸗ denten, in welcher er das Ungemach, welches aus der gaͤnzlichen Verweigerung von Munizipal⸗Verfassungen fuͤr Irland hervor⸗ gehen wuͤrde, angedeutet und es beklagt hatte, daß der Adel und das Volk von Irland durch die Union mit Großbritanien des ihnen bis dahin zustehenden Rechtes, ihren Beschwerden selbst abzuhelfen, beraubt worden seyen, beantragte Herr Power die erste Resolution des Inhalts, daß die Versammlung zu⸗ sammengetreten sey, um das Recht Irlands auf volle Theilnahme an den Voͤrzuͤgen der Britischen Verfassung zu wahren und um auf das feierlichste ihren Entschluß zu ver⸗ kuͤnden, nicht nachzulassen, bis dem Volke von Irland vollstaͤn⸗ diger und gleichmaͤßiger Antheil an allen Rechten und Befug⸗ nissen, deren sich das Volk von Großbritanien erfreue, zuge⸗ sichert sey. Die Resolution, durch Herrn Grattan unterstuͤtzt, wurde einstimmig angenommen. Eine andere Resolution in Betreff der Abfassung einer Petition an das Unterhaus, welche durch O'Connell uͤberreicht werden soll, wurde ebenfalls enthu⸗ siastisch genehmigt. Lord Killeen beantragte dieselbe, und Herr Shiel unterstuͤtzte sie. Der Erstere hob es hervor, daß es sich jetzt nicht mehr um eine Sekten⸗Frage handele, sondern daß das Wohl einer ganzen Nation auf dem Spiele stehe; nicht aus Katholiken bestehe die Versammlung, welche jetzt Beschluͤsse fasse, sondern nur aus Irlaͤndern. Herr Shiel seinerseits ließ die Ruͤcksicht auf die physische Kraft nicht außer Acht, auf welche, wie er sagte, die Tories sich ebenfalls so oft berufen haͤtten, indem sie sich geruͤhmt, daß ihnen ein Heer von 200,000 Mann Orangisten in Irland zu Gebote stehhe. 1 „Zwanzig Tausend Menschen“, sagte er, „inde ich hier versam⸗ melt.“ „„Funfzig Tausend““, rief man ihm zu. „Zwanzig Tausend genügen fürs erste“, fuhr er fort, „sie sind schon ein Theil des Ma⸗ terials, durch welches für Irland Gerechtigkeit erlangt werden kann, und dieser Anblick ist um so erfreulicher, da man durch diese zwan⸗ zig Tausend, welche hier mit dem Eutschlusse versammelt sind, die Rechte ihres Vaterlandes zu behaupten, daran erinnert wird, daß sich sieben Millionen außerhalb der Gränzeun dieses Orts befinden, welche mit Euch uͤbereinstimmen und die Leiden Irlands mit dem⸗ selben Gefühle des Unmuths betrachten, wie Ihr. Sieben Millio⸗ nen! Die Worte mag ich wohl leiden. Ich möchte, daß ich einen Raben die Worte „sieben Millionen“ sprechen lehren und ihn dann, als einen Beweis meiner Gefühle, dem Lord Lyndhurst uͤberreichen könnte, damit, wenn der edle und gelehrte Lord im Schweigen der RNacht aus einer fieberhaften Viston seines ersehgten Premier⸗Mini⸗ sterthums erwachen sollte, der Unglücksvogel, neben ihm sitzend, ihm die Worte „sieben Millionen“ ins Ohr krächzen könnte. Schreibt die Worte auf jede Mauer, laßt sie in jedem Zimmer, wo Ihr Euch versammelt, ertönen, laßt sie prangen auf jeder Flagge Eurer politi⸗ schen Associationen, und vor Allem laßt bei den nächsten Wahlen auf grünen Banuern die Worte erscheinen: „Sieben Millio⸗ uen“. Mögen unsere Gegner uns lästern, mögen sie alles Gift der politischen Parteisucht und des religiösen Fanatismus auf uns er⸗ gießen, meine einzige Antwort wird stets seyn: „Sieben Millionen“. Die Konservativen pflegen uns nur eine zusammengelaufene Menge su nennen, eine Masse desorganisirter und daher bedeutungsloser Zah⸗ len, ohne Intelligenz, ohne Scharfsinn und Verbindung. Mögen sie einen Augenblick innehalten, mögen sie rückwärts, um sich und vor⸗ wärts schauen, und wenn sie unsere Stellung erwägen, werden sie bessere Einsicht über ihre eigene Stellung erhalten. Diese sieben Millionen sind nicht gerade so verächtlich und so bedeutungslos, und um einen milden Ausdruck zu gebrauchen, so haben die Lords zum mindesten unvorfichtig gehandelt, als sie ein Zusammentreffen mit denselben herbeizuführen suchten. Der Erfolg, dafür stehe ich, wird auf Seiten der sieben Millionen seyn, und wer bildet den Rückhalt derselben? Die Masse des Englischen und Schottischen Volks und eine Majorität von 64 Stimmen im Unterhause. Doch dies sind nicht alle unsere Vortheile; das Ministerium ist mit uns, die ganze Gewalt und der Einsluß der ausuͤbenden Macht wird, so weit dies mit den Pflichten derselben vereinbar ist, zur Erhaltung und Wah⸗ rung liberaler Meinungen verwendet. (Hört, hört!) Das Sberbaus kann die Bills der Minister verwerfen, nicht aber die Minister selbst verdrängen; und sie, die mit der Un⸗ terstützung des Volkes im Stande sind, sich am Nuder zu be⸗ haupten, werden binnen kurzem gewiß das Oberhaus besiegen. Wir haben den Ball zu unseren Füßen liegen, meine Freunde; also laßt uns ihn durch die Kraft, die Eure aufgeregte Energie gegeu ihn in Schwung zu setzen vermag, so hoch schleudern wie St. Patrick's Thurm, der dort vor uns aufsteigt. (Großer Beifall.) Irland hat sich erhoben, in jedem Distrikte des Landes werden dieselben Gefühle des Unwillens laut werden, und, abgesehen von der Wirkung gleich⸗ zeitiger Petitionen von allen Seiten her, was wird erst das Resul⸗ tat dieser großen und beispiellosen Bewegung seyn, wenn eine allge⸗ meine Parlaments⸗Wahl stattfinden sollte; Jetzt ist die rechte Zeit zur Auflösung des Parlaments, da Irland zürnt ob der Belecidigun⸗ gen, welche ihm widerfahren ist, und sich unter den Streichen krümmt, die das neue Marterwerkzeug ihm beigebracht hat. Mit der Muni⸗ ipal⸗Reform⸗Frage werde die Zehnten⸗Frage verbunden, und Euer weck ist nicht nur sicher, sondern auch schnell zu erreichen. Heute trennt Euch in Frieden und Eintracht und hütet Euch vor Unord⸗ nungen und Gesetzwidrigkeiten. Bevor wir aber auseinandergehen, laßt einen dreifachen Jubelruf ertönen für das Land, in welchem wir geboren waren, und für welches wir, wenn es nöthig seyn sollte, zu sterben bereit sind.“ 1 Diese Rede, die als eine Probe von der neuen Agitatlon in Irland dienen kann, wurde mit lautem und anhaltendem Beifall aufgenommen, und nachdem noch eine Resolution des Herrn Woulfe, in Betreff . Petitionirung an das Unterhaus von Seiten aller Grafschaften, Kirchspiele und Di⸗ rikte in Irland, angenommen worden war, trennte sich die wie Dubliner Zeitungen versichern, in der besten Ordnung und ohne alle Stoͤrung der oͤffentlichen Ruhe. O9'Connell soll anfangs geneigt geschienen haben, sich auf eine Transaction in Betreff der Irlaͤndischen Munizipal⸗Reform⸗ Bill einzulassen und die Amendements des Oberhauses nicht ge⸗ radezu zu verwerfen: er hat aber, heißt es, seitdem seine Ansicht geaͤndert, da die Minister sowohl als das Unterhaus entschlossen seyn sollen, in der Munizipalfrage nicht nachzugeben.

Die Reform des Oberhauses wird jetzt in unseren Blaͤttern vielfach besprochen. Sogar der Courier giebt die Moͤglichkeit einer solchen Maßregel zu, wenn das Oberhaus bei seiner 685 nackigkeit beharre. Der Spectator behauptet, das Oberhaus wolle eine Rebellion in Irland herbeifuͤhren. b

Die Times enthaͤlt eine Adresse an die Englaͤnderin⸗ nen, als Parodie zu O'Connell's bekannter auf die Reform des Oberhauses Bezug habender Adresse an die Englaͤnder. Der Einsender meint, daß die in der Sprache dieser Adresse vorherrschende Unschicklichkeit, so wie der wegwerfende Ton ge⸗ gen die Frauen uͤberhaupt, ganz analog mit der Argumentation der O'Tonnellschen Adresse an die Maͤnner sey. Die parodirte Adresse lautet folgendermaßen: „Englaͤnderinnen! Welchen Ranges oder Standes Sie auch seyn moͤgen, ob jung oder alt, ich wende mich an Alle und verlange, daß Sie mir aufmerk⸗

624 sames Gehoͤr schenken, waͤhrend ich Ihnen zeige, daß Jede von Ihnen in Ihrer respektiven Sphaͤre, und so weit Ihr Einfluß reicht, verpflichtet ist, mir in meinem Unternehmen, die Koͤrper⸗ schaft der Britischen Pairs zu vernichten, beizustehen. Diese Institution der Pairs von England schreibt sich aus einer sehr entfernten Periode der Englischen Geschichte her. In allen auf einander folgenden Abschnitten dieser Geschichte, in allen jenen merkwuͤrdigen Perioden ritterlicher Tapferkeit oder constitution⸗ neller Bestrebungen, welche die Annalen Englands zieren, von der Kindheit unserer Institutionen an bis zu ihrer gegenwaͤrtigen voll⸗ kommenen Ausbildung und vollen Entwickelung, ist eine chevalereske Ergebenheit gegen Ihr Geschlecht ein charakteristisches Zeichen des hohen und niederen Adels und des Volkes von England ge⸗ wesen. Auch ist es nicht schwierig, dies zu erklaren. Die Eng⸗ lischen Frauen waren durch alle jene Eigenschaften ausgezeich⸗ net, welche die Achtung und Ehrerbietung des Mannes erhei⸗ schen, und sie wurden demgemaͤß behandelt. Jetzt hingegen, wo diese Eigenschaften nicht mehr vorhanden sind, jetzt, wo Sie jene große Berechtigung verloren haben, jetzt sind Sie es sich selbst schuldig, so viel in Ihren Kraͤften steht, mit zum Um⸗ sturz derjenigen Zeichen der Ordnung und Netional⸗Ehre, die jetzt doch kein Interesse mehr fuͤr Sie haben, mitzuwirken. Englaͤnderinnen! Es ist bekannt, daß unter zwanzig von Jh⸗ nen auf neunzehn die Stelle Anwendung findet: „„Das Ge⸗ backene vom Hochzeitsschmaus giebt kalte Kindtauf⸗Schuͤsseln.“““ Sie, die so tief und unrettbar in moralische Verderbtheit Ver⸗ sunkenen, fordere ich daher auf, zur Vernichtung aller jener acht⸗ baren, die Ehre liebenden Maͤnner mitzuwirken. Moͤge der Unmoralitaͤt der Nation die Anarchie zu Huͤlfe kommen. Moͤge die Goͤttin der Vernunft ihren Thron in England errichten, waͤhrend Kronen, Scepter, Bischofsstaͤbe, Mitren und Wappen umhergestreut liegen oder zu einer Sieges⸗Tro⸗ phaͤe wegen des Sturzes der buͤrgerlichen und oͤffentlichen Tu⸗ genden aufgehaͤuft werden. Englaͤnderinnen! Verbannt die Worte: Weiblichkeit und Sitte. Mein Wahlspruch ist: „„Eine wahre Union oder keine Union keine Union oder eine wahre Union.““ Wir wollen uns nicht durch das Laͤcherliche socialer Formen und Gebraͤuche entehren. Wir wollen „„das Bild des Schoͤpfers durch das Land zerstreuen““ und nur den freiwilli⸗ gen Eingebungen des uns inwohnenden unfehlbaren Gefuͤhls folgen, welches den Fesseln jener Tyrannei, der Sie nur zu lange unterworfen gewesen sind, weit vorzuziehen ist, und von der ich Sie durch eine vollkommene und ganz allgemeine Eman⸗ cipation zu befreien verspreche. Das Oberhaus beschaͤftigt sich mit Ehescheidungs⸗Bills, also reformiren Sie das Oberhaus. Das Gberhaus verweigert der außer der Ehe erzeugten Nach⸗ kommenschaft das Erbrecht, also reformiren Sie das Oberhaus! In dem Oberhause sitzen die Erzbischoͤfe und Bischoͤfe einer Kirche, welche die Ehe mit zu den heiligsten Sakramenten rechnet, daher reformiren Sie das Oberhaus! Bis dies vollbracht ist, ist die Britische Freiheit, insofern sie den Einfluß und die Stellung der Frauen betrifft, nur ein bloßer Schein und ein leerer Name. Eng⸗ laäͤnderinnen! Folgen Sie mir und seyn Sie wahrhaft frei. Un⸗ terstuͤtzen Sie mich und seyn Sie unbegraͤnzt gluͤcklich. Wenn Sie jedoch, was ich indeß kaum glauben kann, die Verleum⸗ dungen Ihrer ruhmsuͤchtigen Landsleute rechtfertigen und noch jene Sanftmuth, Bescheidenheit, Tugend und Reinheit des Herzens be⸗ wahren, wodurch Sie, wie die Maͤnner in England gern glauben, sich auszeichnen, wenn die Ausuͤbung haͤuslicher, moralischer und reli⸗ gioͤser Pflichten noch ferner Ihr freies Wirken in Fesseln schlaͤgt und Sie in demselben dienstbaren Zustande erhaͤlt, worin Ihre Vorfahren unter diesem verjährten Volke so lange beharrt haben, wenn Sie dem Altar noch ferner Ihre Anbetung und dem Throne Ihre Ehrerbietung darbringen, dann, ja dann muß ich in der That an Ihnen verzweifeln. In diesem Falle werden Sie die Meinung, welche ich von Ihnen hege, Luͤgen strafen, und es ist dann ganz in der Ordnung, daß Sie Ihren legiti— men Einfluß in den gesellschaftlichen Beziehungen des Le⸗ bens dazu anwenden, die Pairie aufrecht zu erhalten, die Sie, wenn Sie meinem Rathe folgen und die Ihnen zu⸗

gedachte Bestimmung verdienen wollten, bestaͤndig zu untergra⸗

ben und zu zerstoͤren suchen muͤßten. Englaͤnderinnen! Sie ha⸗ ben die Wahl zwischen unbegraͤnzter Freiheit oder hoffnungslo⸗ ser Sklaverei; zwischen dem Namen der Tugend oder der Wirk⸗ lichkeit des Vergnuͤgens; zwischen dem affektirten Patriotismus, eine Englaͤnderin zu seyn oder der kosmopolitischen Auszeich⸗ nung, aller Welt anzugehoͤren! Waͤhlen Sie, ich beschwöre Sie, wie es diese große Krisis erfordert. Ich habe die Eyre u. s. w. (Nicht gezeichnet.) Daniel O'Connell.“

Wenn das Unterhaus die Wahl der Herren West und Ha⸗ milton, der Gegner O'Connell's und Ruthven's, fuͤr Dublin in Folge der dagegen eingereichten Petition fuͤr unguͤltig erklaͤren sollte, so wollen die Herren O'Connell, der dann wahrscheinlich die Chiltren Hundreds annehmen wuͤrde, um seinen Sitz fuͤr Kilkenny wieder aufgeben zu koͤnnen, und Leland Crothwaite als neue Kandidaten fuͤr Dublin auftreten.

Die Tory⸗Zeitungen fuͤhren große Beschwerde daruͤber, daß Lord John Russell einer Deputation aus der Stadt Bedford, die dem Ministerium Vorstellungen gegen die beabsichtigte Auf⸗ hebung der Quartal⸗Sessionen machen gewollt, den Zutritt ver⸗ weigert habe.

Die Times theilt jetzt die von Lord J. Russell entworfene Bill in Bezug auf die Registrirung der Geburten, Trauungen und Todesfaͤlle vollstaͤndig mit.

Die Bank⸗Direktoren haben gestern ihre woͤchentliche Ver⸗ sammlung gehalten, aber noch keine Anzeige von der Erneue⸗ rung ihrer Vorschuͤsse auf Staats⸗Papiere erlassen, doch erwar⸗ tet man eine solche in der naͤchsten Woche. Die Ostindische Compagnie hat in den letzten sechs Wochen fuͤr Tratten auf In⸗ dien ungefaͤhr eine Million Pfund Sterling eingenommen und noch nicht wieder in ilmlauf gesetzt, was vorzuͤglich zu dem Mangel an Gelde, der sich an der Boͤrse verspuͤren ließ, beige⸗ tragen haben soll. 4

Die of⸗Zeitung vom sten d. M. publizirt einen Geheimeraths⸗Befehl an das Trinity⸗House, demzufolge die Bel⸗ gischen Schiffe vorlaͤufig auf sechs Monate gegen Zahlung der⸗ selben Hafen⸗ und Tonnen⸗Gelder, wie die Britischen Schiffe, in allen Haͤsen des Reiches zugelassen werden sollen; ein ande⸗ rer Geheimeraths⸗Befehl verordnet, daß, ebenfalls auf sechs Monate, die Belgischen Schiffe von weniger als 60 Tonnen Gehalt von der Verpflichtung, einen Lootsen zu nehmen, in al⸗ len den Faͤllen befreit seyn sollen, in welchen Britische Schiffe gleicher Groͤße davon befreit sind. 1

Der Admiralitaͤt soll vom Capitain Evans Berehaven als der zweckmaͤßigste Hafen fuͤr die beabsichtigte Packetboot⸗Station an der Irlaͤndischen Kuͤste empfohlen worden seyn.

Die Times erzaͤhlt in ihrem Boͤrsen⸗Artikel, daß mehrere Fonds⸗Spekulanten der hiesigen Boͤrse ein Mittel gefunden haͤt⸗ ten, sich die Pariser Fonds⸗Notirungen in der Zeit von 29 Stun⸗ den zu verschaffen. Welcher Art das Verbindungsmittel ist,

duͤrfte nur von kurzer Dauer seyn.

weiß man nicht genau, doch scheinen auf dem Lande telegr

sche Signale und zu der Mittheilung uͤber den Kanal Tan gebraucht zu werden. Besondere Gebaͤude sind zu dem zn nicht aufgefuͤhrt worden; man hat die noͤthigen Vorrichtoͤne an schon vorhandenen Haͤusern angebracht. Die letzte 8* sische Station befindet sich in der Naͤhe von Boulogne, vnl aus die Berichte durch Tauben in die Naͤhe von Folkeston der Englischen Kuͤste und von dort durch telegraphische Siens noch London befoͤrdert werden. Das Projekt soll Franzöͤsss Ursprungs und hauptsaͤchlich durch Pariser Kapitalisten ins 9 gesetzt worden seyn. Am Schlusse der Pariser Boͤrse beginn die Mittheilungen, und die Nachrichten sind gewoͤhnlich * oder halb 3 am solgenden Tage in London. Bei der lesh Ministerial⸗Veraͤnderung in Madrid haben die Theilhabent dem Unternehmen, durch den Umstand, daß sie von der Con Veraͤnderung in Paris 24 Stunden vor Ankunft der Post

terrichtet waren, natuͤrlich bedeutenden Vortheil gehabt. G

Der Globe neldet: „In der City hat man Briefe der Spanischen Hauptstadt bis zum 18ten d., mit der M richt, daß die Koͤn gin sich entschlossen erklaͤrt habe, Herrn a. riz zu unterstuͤtzen, und daß sie demnach eine Konferen dem Premier⸗Minister gehabt, um sich mit ihm uͤber die 9. messenheit einer Aufloͤsung der Cortes zu berathen, welche regel denn auch wirklich beschlossen worden seyn soll. De Briefen zufolge, war man in der Spanischen Hauptstadt; und gar gegen das neue Kabinet eingenommen.“

Das Geruͤcht, daß eine telegraphische Depesche aus M von ernstlichen Ruhestoͤrungen daselbst und von dem darauf folgten Wiedereintritt des Herrn Mendizabal in das Spms Ministerium berichtet habe, wirkte an der heutigen Boͤrs u theilhaft auf die Spanischen Fonds, obgleich man nicht ime teln konnte, ob jene Nachricht gegruͤndet sey. Die besan Fonds standen zu Anfang der Boͤrse 40 und stiegen bis auf 9.

Der Brigade⸗General Evans befindet sich schon um tie besser und hofft, binnen kurzem wieder nach San Sebastian gehen zu koͤnnen, um seine militairischen Functionen von neg uͤbernehmen zu koͤnnen. Er hat ein Schreiben an den Eg tair des juͤngeren United-Service⸗Klub gerichtet, worin er selben ersuüucht, seinen Namen aus der Liste der Mitglieder streichen, weil er in dem von diesem Klub herausgeget Journal sehr hart mitgenommen worden.

Lord W. Paget, der fuͤr seine Dienstleistungen zu Sebastian von der Koͤnigin Christine den St. Ferdinanden den zweiter Klasse erhalten hat, ist, nachdem er sich Tage hier aufgehalten, nach Bruͤssel abgereist, wo seine Fa jetzt lebt.

Der Bischof von Leon ist mit dem Dampfschiffe „Batme Rotterdam in England angekommen.

Nach Berichten aus Lima vom 29. Dezember hatte 6e ral Salaberry durch seine Diversion nach Arequipa den 8 viern einen schlimmen Streich gespielt. Der Heerfuͤhrer Letzteren, Santa Cruz, hatte noch immer sein Hauptquartze Ayacucho. Mittlerweile war Lima von den bisherigen Mazt bern geraͤumt worden, und der Kommandant Solar, ein! wandter Salaberry's, hatte sich nach dem Fort von Callcy ruͤckgezogen. Seitdem waren die Monteneros (Hochlaͤnder)! ter dem Obersten Leon eingeruͤckt und veruͤbten ungestraft staͤhle; nicht bloß die Laͤden, sondern auch die Privathaͤuser! ren in Lima geschlossen.

Bruͤssel, 27. Mai. Auf ihrer Reise durch die wes vinzen sind der Koͤnig und die Koͤnigin am Listen d. R Dinant angekommen, wo sie von den Civil⸗ und Militaie⸗s hoͤrden, so wie von den zahlreich versammelten Einwohnem Stadt begruͤßt wurden.

Der regierende Herzog von Braunschweig hat, ohne sih Bruͤssel aufzuhalten, die Reise nach England fortgesetzt. .. London.)

Den Herren Gendebien und Dumortier, die sich beka lich dem Kriegs⸗Minister in Bezug auf das von ihm vorget gene neue Gesetz wegen Absetzung von Offizieren sehr widersetzten, ist in der vorletzten Nacht eine glaͤnzende Sem gebracht worden.

Das Hotel des Herzogs Bernhard von Sachsen⸗Weime Gent, das seit dem Jahre 1830 mit allen seinen Mobilien Verfuͤgung des Herzogs gestanden, der bekanntlich waͤhrem Zeit seines Aufenthaltes in Gent sehr beliebt bei der daß Bevoͤlkerung war, ist nunmehr oͤssentlich zum Verkauf autg ten worden. 1

In dem Staͤdtchen Antoing bei Tournay ist der dasige Dr. Petre, von einem jungen Maͤdchen erschossen worden der er des Nachts um 11 Uhr in das Haus eindringen we Das Maͤdchen stellte sich am andern Morgen selbst dem 8 nalgericht.

von

vL 16A6A“ Hannover, 27. Mai. Die Sitzung unseres Lang Noch im Laufe dieset res wird indessen eine zweite Versammlung statthaben, une wird alsdann desto laͤnger dauern. Unter den Antraͤt Staats⸗Regierung, die diesmal zur Berathung kommen . findet sich in der Eroͤffnungs-Rede des Vice-⸗Koͤnigs, 9 von Cambridge, das Expropriations⸗Gesetz nicht erwaͤhnt. noch heißt es, daß ein solches den Kammern 88 Berathung gelegt werden soll: dasselbe liege bei dem Ministerium bag vöͤllig ausgearbkitet. Die Ausfuͤhrung einer Eisenbahn zur! bindung Hannovers mit Braunschweig einerseits und mit Mph men und Harburg andererseits beruht auf der Ertheilung! ses Gesetzes. Den Censoren von Buͤchern und Druckschriften, die in serem Lande herauskommen, ist eine in sehr freisinnigem 68 abgefaßte Instruction zugefertigt worden. Dieselben sollen, freimuͤthigen Besprechuͤng der inneren Angelegenheiten auft Weise Hindernisse in den Weg legen. Ueber Gegenstaͤnden Staats⸗Verwaltung ist ein ganz freies Urtheil gestattet. Anreizungen zur Buidersetzlichkeit und Auflehnung sollen die Censur verhuͤtet werden. In den Staͤdten sind die B meister mit dem Censur⸗Geschaͤft und der Bewachung der h beauftragt. b Hamburg, 27. Mai. Am 25sten d. M. entschllief s selöst nach schmerzlicher Krankheit Herr Friedrich Binder herr von Kriegelstein, Kaiserl. Oesterreichischer Minister og dent an den Großherzogl. Hoͤfen von Mecklenburg und 4 burg, so wie bei den freien Hansestaͤdten. Vor 61 Jahri Hamburg geboren, wo schon der Vater des Varons Kaiseu Minister im Niedersaͤchsischen Kreise war und sich die 99 8 Anhaͤnglichkeit der Hamburger erwarb, trat der jetzt Verstang fruͤh in den Kaiserlichen Dienst, war, waͤhrend ener fuͤr die Monarchie so sehr wichtigen Zeit, Botschafts⸗Rar)

g, bis er im September 1833 an die Stelle seines Bru⸗ ahein Hamburg trat.

amburg, 30. Mai. Das heutige Englische Dampfboot achte den ersten diesjaͤhrigen neuen Hering mit.

guͤbeck, 29. Mai. Am 10. Oktober vorigen Jahres hat er Senat dem General⸗Konsul James Colquhoun zu London Anerkennung der waͤhrend seiner vieljaͤhrigen Wirksamkeit im teresse Luͤbecks stets bewiesenen eifrigen Bestrebungen, das Eh⸗ buͤrgerrecht hiesiger Stadt verliehen, und wurde demselben ruͤber das auf Pergament geschriebene und mit anhaͤngendem jegel in goldener Kapsel versehene Diplom vor einiger Zeit gefertigt. Es ist dies der erste Fall einer Ertheilung des hie⸗ fen Ehrenbuͤrgerrechts.

eEöh.

Wien, 27. Mai. Se. Majestaͤt der Kaiser haben eine ndem Bergwesens⸗Konsulenten Dr. Malacarne in Mailand ranstaltete Italiaͤnische Uebersetzung von Blumenbach's Hand⸗

der Natur⸗Geschichte anzunehmen und mit der großen gol⸗ en Medaille fuͤr Kunst und Wissenschaft zu belohnen geruht.

Die Linzer Zeitung meldet unter dem 6. Mai, daß die senbahn zwischen Linz und Gmunden im vorigen Monate voll⸗

men hergestellt wurde und der Transport der Frachten, so edie Foͤrderung der Reisenden auf derselben, ersterer am

Mai begonnen hat, letztere am 12. Mai anfaͤngt.

Unter der Ueberschrift: Ueber den Steinkohlen⸗Reichthum almatiens, 8 gg 11“ 4 gende Angaben: „In letzterer Zeit wurden, Dank den emsigen lschungen der Administration der großen montanistischen Ge⸗ lschaft der Adriatischen Kuͤste, vier Steinkohlen⸗Minen in Dal⸗ ztien entdeckt. Wir werden uns vor der Hand darauf be⸗ raͤnken, sie nach einander aufzuzaͤhlen, und behalten uns vor, üͤber ausfuͤhrlicher zu sprechen, wenn wir nach Systematisirung

Arbeiten Gelegenheit haben werden, durch statistische Daten chzuweisen, welche unerschoͤpfliche Quelle des Reichthums sich raus fuͤr die Provinz Dalmatien ergeben werde. Die erste kine liggt auf dem Berge Promona, unweit Dernis, id ist so ergiebig, daß man sie ein Jahrhundert hin⸗ rch fortwaͤhrend ausbeuten koͤnnte; sie ist etwa 20 Mei⸗

vom Meeres⸗Ufer entfernt und befindet sich in r Richtung von Sebenico; wiewohl die Straße zum Trans⸗ rte nicht eben besonders geeignet ist, so giebt es dennoch stets hrere Schiffe an dem Ufer, welche Ladungen dieser Steinkoh⸗

einnehmen. Die zweite Mine ist jene von Dubrovizza, in

Richtung von Scardona, welche nur 3 Meilen weit vom eere liegt. Die Kohlen dieser zwei Minen sind von Sachver⸗ niigen als von der besten Gattung bezeichnet worden. Die tte Steinkohlengrube, welche auf der Insel Pago vorhanden

befindet sich etwa zwei Meilen von dem Hafen Simone; bei ser Grube sind die Arbeiten noch nicht begonnen worden. Die erte und letzte ist die von Salona, ganz in der Naͤhe von palato und nur eine Viertelmeile vom Meere entfernt; diese erst unlaͤngst entdeckt worden, und die Aualitaͤt ihrer Kohlen t fuͤr die vorzuͤglichste von allen uͤbrigen.“

Die Gazzetta di Zara berichtet aus Spalato vom Mai: „Am 9ten d. um 2 Uhr 44 Min. Nachmittags ver⸗ uͤrte man sowohl in dieser Stadt, als in ihren Umgebungen ne starke Erderschuͤtterung, welcher ein dumpfes, unterirdisches etöse 2 Sekunden hindurch voranging. Die Erschuͤtterung uerte eine Sekunde, und die Bewegung war anfaͤnglich ge⸗ zwinder, spaͤter aber schuͤttelnder Art und, den Beobachtungen folge, in der Richtung von Suͤdost nach Nordwest. In m Augenblicke des Erdbebens wehte ein starker Suͤdostwind i einem Barometerstande von 28 Zoll 1 Linie; das Reaumur⸗ ermometer zeigte ½† 120. Wiewohl die Bewegung etwas pfindlich war, so hatte sie dennoch keine nachtheiligen Folgen. f diese Natur⸗Erscheinung folgte wenige Stunden darnach tiger Regen.“ 8 Me

Ueber die bereits erwaͤhnte Ankunft Sr. Majestaͤt des Koͤ⸗ gs Otto von Griechenland in Ankona meldet der Oesterreichi⸗ he Beobachter in einem Berichte aus Ankona vom 18. Mai: Gestern um 1 Uhr Nachmittags sind Se. ⸗Majestaͤt der Koͤnig to von Griechenland am Bord des Englischen Dampfschiffes Medea“ unter dem Namen eines Grafen von Missolunghi im buͤnschtesten Wohlseyn hier eingetroffen. Se. Majestaͤt hatte hen am 10ten d. M. verlassen, besuchte unterwegs mehrere riechische Haͤfen und hielt sich noch zuletzt einen Tag zu rfu auf, von wo die Fahrt hierher in 42 Stunden zuruͤckge⸗ gt wurde. In der Begleitung des Koͤnigs befinden sich außer im Herrn Grafen Saporta und einigen Personen des Hof⸗ ates auch der Koͤnigl. Bayerische Minister Herr von Kobell. iie Eqhuipagen waren schon fruͤher mit der Griechischen Brigg Nelson“ hier angelangt. Nach Ablauf der Kontumaz, welche nAsten fruͤh zu Ende geht, wird Se. Majestaͤt sich hoͤchstens en Tag in dieser Stadt aufhalten und dann wahrscheinlich onntags den 22sten die Reise nach Bayern auf dem kuͤrzesten ege fortsetzen.“

Spanlen.

der Madrider Korrespondent der Times aͤußert sich her den letzten Ministerwechsel dahin, daß die eigentlichen ründe desselben noch nicht enthuͤllt seyen; bisher scheine man as Ganze fuͤr ein Werk vornehmer Intrigants unter den Lroceres zu halten, denen sich einige ehrgeizige Ultraliberale aageschlossen haätten. Die verlangte Absetzung mehrerer hoher litair⸗Personen, sagt dieser Korrespondent, lasse sich ganz atürlich erklaͤren, wenn man die Grundsaͤtze der Letzteren be⸗ ente. So soll Graf San Roman seine Kreaturen in der Mi⸗ Hangestellt haben, worunter der Oberst Espinosa, der Lequeit!o n Karlisten uͤbergeben; so soll Quesada noch ganz kuͤrzlich ge⸗ igt haben: „Wenn das Lumpenpack im Estamento nicht gehor⸗ een will, so lasse ich ein Bataillon aufruͤcken und Alles aus der khü werfen.“ Er soll auf die Militairmacht trotzen, aber bei er Natonal⸗ Garde verhaßt seyn. Ueberhaupt wird die lange Dauer 8 Birgerkrieges der Unkunde der fstziere und Militair⸗In⸗ Uännen e und von Cordova wird erzaͤhlt, er habe hrend einer Kriegfuͤhrung in Spanischen Fonds auf fremden spekulirt. Uebrigens wird geleugnet, daß Herr Men⸗ atden durch den Einfluß des Franzoͤsischen Botschafters gestuͤrzt onen sey; vielmehr soll Herr Thiers ausdruͤckliche Instruc⸗ krstnger lt haben, den vormaligen Premier⸗Minister zu un⸗ . n, weil in Revolut. onszeiten jedes spaͤtere Ministerium erfpreche schlimmeres werde. Daß Mendizabal viele seiner 8 hungen nicht gehalten, wird nicht bestritten; doch, heißt eigabe er einigermaßen die Ruhe in dem groͤßeren Theile des

Rojs 5 18* hergestellt, und an seinem Patriotismus und seiner Un⸗ nützigkeit zweifele Niemand.

Uebrigens habe er selbst die

enthaͤlt das Giornale del Lloyd Austriaco

625 Unterzeichnung einer Adresse zu seinen Gunsten bei den Pro⸗ kuradoren hintertrieben. Nach Berichten aus dem Haupt-⸗Quartiere der Briti⸗ schen Legion zu San Sebastian vom 19. Mai, die dem Eng⸗

lischen Courier zugegangen sind, war an jenem Tage Major

Owen mit 600 Mann Britischer Marine⸗Soldaten zur Verstaͤr⸗ kung des General Evans dort eingetroffen, und man erwartete am folgenden Tage den General Jaureguy mit 1500 Spaniern, der bereits in Socoa angekommen war. Nach Ankunft dieser Verstaͤrkungen, denen bald mehrere andere folgen sollten, wird die unter General Evans vereinigte Truppen⸗Abtheilung aus 5000 Mann von der Legion, 4500 Spaniern und 700 Britischen Marine⸗Soldaten und Marine⸗Artilleristen, zusammen aus 10,200 Mann bestehen, und man glaubt, daß dann unverzuͤglich zur Ausdehnung der Operationslinie nach der Passage, Fuentarabia und Irun geschritten werden wird, wodurch die Verbindung der Kar⸗ listen mit der Franzoͤsischen Graͤnze gaäͤnzlich abgeschnitten werden soll. Die 600 neu angekommenen Marine⸗Soldaten haben am l5ten Mai, als sie sich zu Bilbao befanden, eine Rekognoszirung eines Theiles der Garnison von Bilbao gedeckt. Die Karlisten zogen sich bei dem Anruͤcken der Christino's zuruͤck, verfolgten diesel⸗ ben jedoch, als sie sich zuruͤckzogen, wobei zwei Offiziere der Garnison getoͤdtet und 50 bis 60 Mann verwundet wurden. Die Englischen Marine-Soldaten wurden nicht von den Kar— listen angegriffen. Letztere haben uͤber diese Rekognoszirung ein Buͤlletin publizirt, in welchem sie sich einen glaͤnzenden Sieg uͤber die Christinos zuschreiben und die Zahl der angeblich Besiegten auf 6000 angeben, obgleich die Garnison von Bilbao, nach An⸗ gabe des Korrespondenten des Courier, nur 4000 Mann betra⸗ gen und von diesen nicht mehr als 1500 im Gefechte gewesen seyn sollen.

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Die Times enthaͤlt nachstehendes Schreiben aus Kon⸗ stantinopel vom 27. April: „Schon vor einigen Monaten schrieb ich Ihnen von dem hartnaͤckigen Streite, der zwischen einer einflußreichen Partei der Griechischen Kirche, an deren Spitze Logotheti steht, und dem Tuͤrkischen Ministerium wegen der Wahl eines neuen Patriarchen ausgebrochen war. Der Griechische Patriarch erklaͤrte bei seiner Ernennung der Pforte, daß er nicht die geringste Einmischung von Seiten der Tuͤrkischen Behoͤrden in ausschließlich kirchliche Angelegenheiten, wie die Absetzung und Erwaͤhlung von Bischoͤfen u. s. w., dulden werde. In einem an die verschiedenen Wuͤr⸗ dentraͤger des Staates erlassenen Cirkular erklaäͤrte er, daß, wenn sie einen Griechischen Geistlichen zur Befoͤrderung oder zu einem Bischofssitze vorschluͤgen, er sich genoͤthigt sehen wuͤrde, ihr Gesuch abzuschlagen, oder, falls sie auf ihrer Forderung beharrten, sein Amt niederzulegen. Kaum waren vierzehn Tage nach dem Erscheinen dieses Dokuments vergan—⸗ gen, als zwei der einflußreichsten Maͤnner am Hofe den Pa— triarchen ersuchten, den Bischof von Selivria fuͤr den erledig⸗ ten Bischofssitz in Drama zu ernennen. Dies setzte den Pa⸗ triarchen in große Verlegenheit, denn der Bischof von Selivria war der Bruder Logotheti's, eines seiner eif— rigsten Beschuͤtzer. Andererseits fuͤhlte er, daß er durch die Bestaͤtigung dieses Bischofs seiner offiziell erklaͤrten Politik, die er uͤberdies noch streng zu befolgen geschworen hatte, zuwider handeln wuͤrde. Nach einigem Zoͤgern beschloß er, sei⸗ nen Erklaͤrungen und Verpflichtungen gemaͤß zu handeln; er verbannte den Bischof nach dem Berge Athos und besaͤnftigte den Zorn seiner Beschuͤtzer durch ein Geschenk, welches doppelt so viel betrug, als das, welches sie von dem Bischof empfangen haben wuͤrden, wenn derselbe den erledigten Sitz erhalten haͤtte. Obgleich dieser offenbare Beweis von Festigkeit dem Patriar⸗ chen eine Zeitlang Ruhe verschaffte, so war doch nicht zu er— warten, daß die Pforte, deren Gesinnungen sich gegen ihn nicht geaͤndert haben, ihn in dem ruhigen Besitze der gro— ßen politischen Vortheile lassen werde, welche die un⸗ beschraͤnkte Herrschaft uͤber eine so einflußreiche Koͤrper⸗ schaft, wie die Griechische Geistlichkeit ist, ihm sicherte. Vor einigen Wochen benachrichtigte der Minister des Innern, Pertef Efendi, den Patriarchen, daß der Bischof von Rhodus, ein geborener Moreote, in dem Verdacht stehe, nicht eben die loyalsten Gesinnungen gegen die Tuͤrkische Regierung zu hegen, und daß die Pforte daher wuͤnsche, diesen Bischof durch einen Unterthan der Pforte, dessen Treue keinem Zweifel unterliege, zu ersetzen. Dilaver Pascha, der vor kurzem zum Gouverneur. von Rhodus ernannt worden ist, erklaͤrte, daß er nach den ihm zugegangenen Nachrichten nicht fuͤr die Treue der dortigen Griechischen Bevöoͤlkerung einstehen koͤnne, wenn der genannte Bischof im Amte bleibe, und er empfahl dem Patriarchen den Ex⸗Bischof von Varna, einen Mann von anerkannter Rechtschaffenheit und Loyalitaͤt. Nach heftigem Widerstande ist der Patriarch nicht nur genoͤthigt gewesen, den Vorstellungen der Pforte nachzugeben, sondern auch den von dem Tuͤrkischen Ministerium vorgeschlagenen Nachfolger oͤssentlich zu weihen. Es heißt nun, der Patriarch wolle, seinem Worte getreu, abdan⸗ ken, die Synode hat indeß fuͤr jetzt diesen Schritt nicht rathsam gefunden und nur beschlossen, daß, wenn die Pforte es wiederum versuchen sollte, sich in die dem Patriarchen zustehen⸗ den Rechte zu mischen, dieser nebst allen Mitgliedern der Synode abdanken, gegen das willkuͤrliche Verfah⸗ ren der Pforte protestiren und die Tuͤrkische Regierung vor den gefaͤhrlichen Folgen warnen wuͤrde, denen sie sich noth⸗ wendig aussetze, indem sie ein Recht beeintraͤchtige, das die ganze Christenheit interessire und das Mitgefuͤhl Europa's erregen muͤsse.“

„Mehmed Ali, der sich ohne Zweifel noch erinnert, welche Aufnahme sein Repraͤsentant Habib Efendi im vorigen Jahre hier gefunden, hat sich nicht versucht gefuͤhlt, der Einladung des Sultans, den Vermaͤhlungs⸗Feierlichkeiten beizuwohnen, Folge zu leisten. Er uͤbersandte jedoch, als Geschenk fuͤr die Tochter und die Soͤhne des Sultans, die Summe von 2 ½ Millionen Piaster. Ibrahim Pascha ist, nachdem er die neu angelegten Festungswerke am Fuße des Berges Amanas besichtigt hat, nach Antiochien zuruͤckgekehrt. Er hat jetzt seinen Geschaͤftstraͤger beanlrrgst⸗ sechs Cirkassische Odalisken fuͤr seinen Harem zu aufen.

„Außer Ibrahim Bey, dem mächtigsten Albaneser⸗Haͤuptling, sind auch noch vier andere einflußreiche Personen, naͤmlich Ab⸗ bas, der Bey von Beirut, Suldsche Bey und Soliman Bey, Enkel des bekannten Omer Wrione, als Gefangene hier ange⸗ kommen. Das Vermoͤgen Ibrahim Bey's soll 40 Millionen Piaster betragen.“

„In der Nacht vom 24sten sind dreißig Haͤuser und meh⸗ rere Laͤden ein Raub der Flammen geworden. Der Verlust an Eigenthum ist bedeutend. Die im vorigen Jahre von Herrn⸗ Aucher in Mesopotamien und Persien gesammelten Pflanzen und andere naturhistorische Gegenstaͤnde sind dabei voͤllig ver⸗ nichtet worden.”) öIII1I11“

Der Morning Chronicle wird aus Konstantino⸗ pel vom 4. Mai geschrieben, die Pforte habe so eben die Nach⸗ richt erhalten, daß neuerdings 32,000 Mann Russischer Truppen unter dem General Murawieff in Silistria eingeruͤckt seyen, die sich jedoch, wie der Russische Gesandte versichert habe, in kurzem wieder von dort entfernen wuͤrden. Am Ften sollte das aus 12 Segeln bestehende Tuͤrkische Geschwader auslaufen. Sir H. Bethune war auf seiner Ruͤckkehr nach Persien durch Konstan⸗ tinopel gekommen. -

8 Inlamnd.

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Berlin, 2 dorf die erste General⸗Versammlung des Gewerbe⸗Vereins fuͤr den dortigen Regierungs⸗Bezirk in dem Saale des Staͤndehau⸗ ses statt. Nachdem für die beginnenden Verhandlungen der Vorsitzende in der Person des Koͤniglichen Regierungs⸗Praͤsiden⸗ ten, Grafen zu Stolberg-Wernigerode, erwaͤhlt worden, erklaͤrte derselbe die Sitzung fuͤr eroͤffnet und nahm demnaäͤchst das Wort, um der Versammlung die Gruͤndung des Vereins, seine bis jetzt gewonnene Ausdehnung und den Zweck der begonnenen Verhandlung in gedraͤngter Kuͤrze vorzutragen. Hierauf begann die Eroͤrterung des schon fruͤher durch einen Ausschuß berathe⸗ nen Entwurfs der Statuten, welche nach einigen Abaͤnderungen von der General⸗Versammlung angenommen wurden. Schließ⸗ lich erfolgte noch die Wahl der fuͤnf Mitglieder des Vorstandes und ihrer fuͤnf Stellvertreter. Die Gesammtzahl der Vereins— Mitglieder belaͤuft sich gegenwaͤrtig auf 543.

In der Straf⸗Anstalt zu Ragnit sind im Jahre 1835 296 Gefangene (204 maͤnnliche, 92 weibliche) untergebracht wor⸗ den; davon waren mit verschiedenartigen Arbeiten beschaͤftigt 225, und wegen Krankheit, Alter u. s. w. unbeschäftigt 71 Ge⸗ fangene. In dem fertig gewordenen Theile der neu errichteten Straf⸗Anstalt bei Insterburg waren untergebracht: 149 maͤnn⸗ liche Gefangene. Von denselben waren mit verschiedenartigen Arbeiten beschaͤftigt 126, und wegen Krankheit, Alter u. s. w. unbeschaͤftigt 23 Gefangene. Der Arbeits⸗Verdienst der Straͤf⸗ linge beider Anstalten war incl. des Materialien⸗Werths 17,519 Rthlr., und traf davon auf den Ueberverdienst der Straͤflinge die Summe von 152 Rthlr.

Von der Remonte⸗Kommission sind im Jahre 1835 im Regierungs⸗Bezirk Gumbinnen 1379 Stuͤck Zjaͤhrige Pferde zu dem Durchschnitts⸗Preise von 79 ½ Rthlr. und fuͤr die Ge⸗ sammt⸗Summe von 109,680 Rthlr. angekauft worden. Der hoͤchste von der Kommission bezahlte Preis betrug 160 Rthlr.; der niedrigste 50 Rthlr. Der Durchschnitts-Preis kam dem vom Jahre 1834 bis auf einige Silbergroschen gleich.

Im Jahre 1835 war im Regierungs⸗Bezirk Gumbin⸗ nen die Zahl der Geborenen 21,362, der Gestorbenen 19,267; mithin hat ein Populations⸗Zuwachs von 2095 Seelen stattge⸗ funden. Unter den Geburten sind 236 Zwillings⸗ und 3 Dril⸗ lings- und Mehr⸗Geburten vorgekommen. Unter den Gestorbe⸗ nen fanden durch verschiedene Ungluͤcksfaͤlle 316 Personen einen gewaltsamen Tod. Das natuͤrliche Lebensziel haben erreicht und sind vor Altersschwaͤche gestorben 2562 Personen. Getraut wur⸗ den 4192 Paare.

Wissenschaft, Kunst und Literatur

Die Relief⸗Copir ⸗Maschine.

Die neueste Zett ist reich an Erfindungen von Mechauismen. welche die Absicht haben, die Vervielfaͤltigung von Kunstwerken der menschlichen Hand ganz zu entziehen und, soweit es nicht auf künst⸗ lerische Reproduction ankommt, sie der Maschine anzuvertrauen. Man hat sich überdoten in einer Reihe von Vorrichtungen, um den Um⸗ riß, sey es von natürlichen Gegenständen oder bereits fertigen Bil⸗ dern, auf das Papier zu übertragen: die Camera obscura und Ca⸗ mera clara scheinen von dem Diagraphen und Pantographen abge⸗ löst zu werden; zumal da sie den Voripen einer beliebigen Verkleine⸗ rung darbieten. Was hier für die Zeichnung geschieht, ist neuerdiugs durch eine Englische Ersindung auch für vollrunde Werke geleistet worden; man hat die erstaunlichen Wirkungen bereits an einem na Berlin gekommenen kleinen Werk bewundern können; das Verfahren selbst aber ist zur Zeit noch geheim.

Run giebt es endlich auch Relief⸗Copir⸗Maschinen, und zwar doppelter Art. Am einfachsten sind die, welche Relief wieder als Re⸗ lief darstellen, nur in verkleinertem Maßstabe; diese sind gleichsam plastische Storchschnabel. Aber noch mehr Aufmerksamkeit verdient jene andere Art von Maschinen, welche Relief auf der Fläche ab⸗ bilden, als Zeichnung, als ausgeführten Kupferstich, wie davon neuer⸗ dings in Amerika, in England, Frankreich und nunmehr auch ber uns die schönsten Leistungen ans Licht getreten find. In der That ist die Erfindung für die praktische Anwendung von großer Wich⸗ tigkeit und theoretisch von hohem Interesse. Die Maschine arbeitet, während auf der einen Seite z. B. eine Münze untergelegt wird, auf der andern unmittelbar die zum Abdrüͤck bestimmte Kupferplatte. Ja, was noch auffallender ist, sie giebt nicht bloß, wie jene anderen Vorrichtungen, den Umriß wieder, sondern sie führt ihr Werk auf das sauberste sogleich in Schatten und Licht aus, und die Blätter gewähren sogar eine große Täuschung; man glaubt selbst das Relief zu sehen und muß ch erst durch den nähe. ren Augenschein überzeugen, daß man eine Fläche hat. er Mecha⸗ nismus ist im Allgemeinen der, daß ein auf dem Relief in engen

arallel-Linien hingeführter Stift fortwährend die Durchschnitts⸗ rofile beschreibt und daß ein entsprechender Stift dieselben horizon⸗ tal neben einander aufzeichnet.

Der erste Gedanke ist nicht mehr ganz neu; schon im Jahre 1806 hat ein Französischer Guillocheur, Collard, eine solche Maschine kon⸗ struirt, aber, wahrscheinlich wegen ihrer praktischen Unvollkommen⸗ heit, keine sonderliche Anwendung davon gemacht; sein Rame und Verdienst ist auch wenig bekannt geworden, wird aber ausdrücklich angeführt von den Bolletins de la Société d'encouragement. Paris 1834. p. 223., in einem gutachtlichen Bericht über die Maschiue. welche der Mechaniker Collas (von dem weiter unten) damals der Gesellschaft präsentirte. Eine frühere Erwähuung jener Erfindung Collard's geschieht in Bergeron's Manuel du tourneur. Paris 1816, und auf Tafel 51 sind sogar einige Proben von der Leistung der Maschine gegeben, höchst wahrscheinlich die ersten, die publizirt wor den. Diese Abdrücke waren freilich nicht im Stande, die neue Me⸗ thode zu empfehlen, die Umrisse sind verschoben und sogar verzexet, das Bild erscheint unbestimmt und verschwommen, der Fegense⸗ von Licht und Schatten ist viel zu gering. Collard hatte anfängiich auch gar nicht au den Abdruck gedacht, sondern guillochirte unr mit sei⸗ ner Maschine, es kam ihm nur auf das Spiel des Lichts auf dem Metall an. Erst als diese Arbeit keinen Beifall gefunden, machte er jenen andern Gebrauch, wurde aber durch die Mangelhaftigkeit seines ersten Versuchs selbst abgeschreckt. Unter solchen Umständen gebührt denn 1 wohl dem das Verdienst der Erfindung, wel⸗ cher den Gedanken wieder ergriff und den Mechanismus so weit ver⸗ besserte, daß er Aufmerksamkeit erregen konnte. Dies Verdienst ge⸗ hört einem Amerikaner, oder, richtiger gesagt, einem Deutschen in den Nord⸗Amerikanischen Freistaaten. Nach dem Journal of the Franklin institute of the State of Pennsylvania, Philadelphia 1832. Vol X. p. 145., hat der Deutsche, Christian Gobrecht in Philadel⸗ phia, seines Gewerbes ein Stempelschneider, bereits im Jahre 1817 ein⸗ Maschine erbaut, welche Medaillen durch darübergeführte Linien ab⸗

Juni. Am 24sten v. M. fand zu Duͤssel⸗

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