1836 / 161 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Abgereist: Der Geschaͤftstraͤger der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika am hiesigen Hofe, Henry Wheaton, nach Kopenhagen.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Fean(ch

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 2. Juni. (Nachtrag.) Im Laufe der Debatte uͤber Frankreichs auswaͤr⸗ tige Politik ergriff Herr Mauguin noch einmal das Wort; da indeß seine Rede großentheils nichts als eine Wiederholung der⸗ jenigen war, die er Tages zuvor gehalten hatte, so uͤbergehen wir sie mit Stillschweigen. Den Schluß der allgemeinen Berathung machte Herr Berryer.

„Man wird mir“, sagte derselbe am Eingange seines Vortra⸗ ges, „ohne Zweifel denselben Vorwurf machen, den der Herr Conseils⸗Präsident gestern einem meiner ehrenwerthen Freunde (dem Herzog von Fitz⸗James) gemacht hat und den wir hier nur allzu oft hören müssen, den nämlich, daß die von der Regierung befolgte Po⸗ litik bloß von den Feinden des Landes angefochten werde: von de⸗ nen, die entweder eine Republik begründen, oder die den Grundsatz wiederherstellen wollen, auf welchem die Rechte des älteren Zweiges der Bourbonen beruhen. Es ist indessen eine schlechte Art zu dis⸗ kutiren, wenn man seinem Gegner sonst nichts entgegenzuhalten weiß, als daß er ein Republikaner oder ein Legitimist sevp, gleich wie man in minder wichtigen Fragen diesem oder je⸗ nem zugerufen hat, er gehöre dem tiers-parti oder der doc⸗ trinairen Partei an. Man muß die Parteien, die in Frankreich aus gewaltigen politischen Ereignissen hervorgegangen, anders neh⸗ men, wenn man gerecht gegen sie seyn will. Verächtlich macht sich jede Partei, wenn sie bloß persönliche Zwecke verfolgt, wenn sie nichts als die Befriedigung ihres Ehrgeizes vor Augen hat und sich um die Interessen ihres Landes selbst wenig oder gar nicht kümmert; sie macht sich lächerlich, wenn sie sich die Entwickelung ihrer Grund⸗ sätze immer nur unter den Formen denkt, unter welchen sie sich in früheren Zeiten geltend gemacht hatten. Wer sich z. B. die Entwik⸗ kelung des Prinzips der Legitimität in Frankreich nicht anders als in Verbindung mit öffentlichen Gerichtstagen, mit den drei Stän⸗ den, dem Hofe zu Versailles, den Karossen und Maitressen des Kö⸗ nigs denken kann; wer mit dem Begriff einer Republik nothwendig einen Wohlfahrts⸗Ausschuß, prokonsularische Promenaden der Volks⸗ Repräsentanten, einen Kultus für die Vernunft, das Alter, die Tu⸗ gend u. s. w. verbindet; wer eine Kaiserliche Regierung nicht anders als mit Senatoren der Preß⸗Freiheit, Ehrentiteln und Kammerherren verstehen will, der macht sich lächerlich. Es liegt den Parteien aber auch ctwas Ehrenwerthes zum Grunde, nämlich die uner⸗ schütterliche Treue, mit welcher sie an ihrem politischen Glauben fest⸗ halten. Dies ist es, was man in ihnen anerkeunen muß. Der Par⸗ teimann aber, der solche Gesinnungen hegt, hat auch ein Recht, sich in die öffentlichen Angelegenheiten zu mischen, und in dieser Ver⸗ sammlung seine Stimme zu erheben. Wenn der Herr Conseils⸗Prä dent uns auf die Bedingungen unserer Existenz nach der Juli⸗ Revolution hinweist, so bin ich weit entfernt, ihm seine Theiluahme an dieser Revolution zum Vorwurf zu machen. Er hat nach seiner Ueberzeugung gehandelt und Niemand kann ihn daher tadeln. Da⸗ gegen habe ich aber auch meinerseits, als der Mann meines Landes, das Recht, zu untersuchen, ob seit der Juli⸗Revolution die Verwal⸗ tung auch stets und überall in dem Interesse des allgemeinen Besten geleitet worden ist.“*

Nach dieser Einleitung beleuchtete der Redner zunaͤchst die Belgische Frage und suchte zu beweisen, daß in den Niederlan— den Englands Vortheil mit dem Vortheile Frankreichs stets im Widerspruche gestanden habe. In Bezug auf Spanien tadelte er die seit dem Tode Ferdinand's VII. befolgte Politik, indem es gar leicht moͤglich waͤre, daß die junge Koͤnigin sich dereinst

mit einem Oesterreichischen oder gar Englischen Prinzen ver⸗ maͤhlte und hieruͤber wieder jahrelange Kaͤmpfe zwischen Frank⸗ reich und Spanien ausbraͤchen. Was den Preußischen Zoll⸗ Verband betrifft, so machte Herr Berryer der Regierung den Vorwurf, daß sie von Anfang an diesem Gegenstand eine zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt habe. Die allgemeine De— batte wurde darauf geschlossen.

In der Sitzung vom 3. Juni mußte der Namens⸗Auf⸗ ruf veranstaltet werden, da um 1 ½¼ Uhr die Versammlung noch nicht zaͤhlreich genug war, um eine Abstimmung vornehmen zu koͤnnen. Es ergab sich aus jener Operation, daß 307 Depu⸗ tirte (deren Namen der „Moniteur“ zur oͤffentlichen Kenntniß bringt) bei Eroͤffnung der Sitzung fehlten. Mittlerweile wurden verschiedene Berichte uͤber Gesetz-Entwuͤrfe von oͤrtlichem In⸗ teresse abgestattet. Auch berichteten Herr Karl Dupin uͤber den verlangten Kredit von 1,200,000 Fr. zur Wiederherstellung der durch die letzten Ueberschwemmungen angerichteten Schaͤ— den, und der General de la Redorte uͤber die Proposition des Generals Bugeaud, wegen der kuͤnftigen Rekrutirung

der Armee. Der Erstere trug auf die unveraͤnderte An⸗ nahme des betreffenden Gesetz-Entwurfes, der Letztere auf die Verwerfung der Proposition an. Da sich inzwischen eine hinlaͤngliche Anzahl von Deputirten eingefunden hat⸗ ten, so wurden jetzt die Debatten uͤber das Budget des Mi— nisteriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten wieder aufgenommen und die saͤmmtlichen Kapitel desselben in nachstehenden Summen bewilligt: fuͤr die Kosten der Central⸗Verwaltung 683,700 Fr.; an Besoldungen der politischen und Konsular⸗Agenten 4,135,000 Fr.; zu Inaktivitaͤts⸗Gehaͤltern 80,000 Fr.; zu Einrichtungs⸗Ko⸗ sten 300,000 Fr.; zu Courier⸗ und anderen Reisen 600,000 Fr.; zu den Buͤreau⸗Kosten und sonstigen Ausgaben der Gesandtschaf⸗ ten 697,000 Fr.; zu diplomatischen Geschenken 50,000 Fr.; zu Entschaͤdigungen und Unterstuͤtzungen 52,500 Fr.; zu geheimen Ausgaben 650,000 Fr.; zu außerordentlichen Missionen und un⸗ vorhergesehenen Ausgaben 100,000 Fr. Hierauf kam das Budget des Kriegs⸗Ministeriums an die Reihe. Da sich viele Redner hatten einschreiben lassen, bloß um üͤber die Kolonie Algier zu sprechen, so beschloß die Ver⸗ sammlung, auf den Antrag ihres Praͤsidenten, vorlaͤufig nur die Diskussionen uͤber das Kriegs⸗Ministerium zu eroͤffnen, die De⸗ batte uͤber die Algiersche Frage aber bis zu den Berathungen uͤber die betreffenden Kapitel jenes Budgets auszusetzen. Der General Demargagy eroͤffnete sodann die Diskussion mit einer Rede, worin er auf eine Reduction des Effektiv⸗Bestandes der Armee antrug; zugleich verlangte er, daß die Dienstzeit ermaͤ⸗ ßigt und fuͤr die Infanterie auf ein Jahr, fuͤr die Kavallerie und Artillerie aber auf drei Jahre festgestellt werde. Nach Herrn Demarcay ergriff vorweg der Kriegs⸗Minister, Mar⸗ schall Maison, zur Vertheidigung seiner Verwaltung und zur Bekaͤmpfung der von der Budgets⸗Kommission beantragten Ersparnisse das Wort. Er beruͤhrte bei dieser Gelegenheit zu⸗ gleich den Streit, der sich zwischen ihm und dem Marschall Mongey in Bezug auf die Administration des Invalidenhauses erhoben hat, und erklaͤrte, daß er dem Berichte der von dem Koͤnige niedergesetzten Untersuchungs⸗Kommission um so ruhiger entgegen sehen zu koͤnnen glaube, als die von dem Gouverneur jener Anstalt geruͤgten

v1““ 8 G Mißbraͤuche sich saͤmmtlich aus einer Zeit herschrieben, wo er (Maison) dem Kriegs⸗Ministerium noch gar nicht vorgestanden habe. Der Minister wandte sich darauf zu der Waffen⸗Fabri⸗ cation, in welcher Beziehung er der Kommission mehrere Irr⸗ thuͤmer nachwies, und bekämpfte den Antrag, das Besatzungs⸗ Corps in Afrika um 5000 Mann zu vermindern, indem es bes⸗ ser seyn wuͤrde, jene Besitzungen ganz aufzugeben, als sie mit unzureichenden Kraͤften besetzt zu halten. „Ich glaube“, so schloß der Redner, „daß meine Verwaltung die Vorwuͤrfe nicht verdient, die man ihr gemacht hat, und daß meine Rechtferti⸗ gung bei Ihnen Gehoͤr finden wird. Sie werden anerkennen, daß unsere Armee sich sowohl durch ihre treffliche Mannszucht im Innern, als durch ihre Waffenthaten in Gegenden, wo je⸗ der Freund der Civilisation ihr mit seinen besten Wuͤnschen folgt, Frankreich vollkommen wuͤrdig gezeigt hat.“ Herr von Bricqueville hielt die Summe von 228 Millionen zur Unterhaltung der Armee fuͤr ganz exorbitant. Er griff sodann den Kriegs⸗Minister wegen seines Benehmens gegen den Mar⸗ schall Mongey auf das heftigste an. Im Invaliden⸗Hotel, meinte er, wehten zwei Fahnen; auf der einen lese man die Worte: Ordnung und Rechtlichkeit, auf der andern die Worte: Unordnung und Anarchie. Zu jener bekenne sich offen der Mar⸗ schall Mongey, zu dieser der Marschall Maison. Es scheine fast, daß der jetzige Kriegs⸗Minister es absichtlich darauf anlege, sich mit allen Franzoͤsischen Marschaͤllen zu uͤberwerfen und sie seinem brutalen Despotismus zu opfern. Bei diesen Worten erscholl in mehreren Theilen des Saales der Ruf: Zur Ordnung! Der Praͤsident machte dem Redner bemerklich, daß die Mar⸗ schaͤlle dem Kriegs-Minister untergeordnet waͤren. Herr von Bricqueville erwiederte aber, dies thue nichts zur Sache und er koͤnne von seinen Beschuldigungen auch nicht eine zuruͤckneh⸗ men, worauf der Praͤsident entgegnete, ein jeder Deputirte habe allerdings das Recht, die Verwaltung zu tadeln, indessen koͤnne er den Rednern doch nicht dringend genug em— pfehlen, sich aller Persoͤnlichkeiten, die den Charakter der Beleidigung an sich truͤgen, zu enthalten. Der Marschall Maison fand sich durch die Angriffe des Herrn von Bricque⸗ ville veranlaßt, noch einmal das Wort zu ergreifen. „Ich kann“, sagte er, „mit gutem Gewissen behaupten, daß ich mir in dem Streite mit dem Herrn Marschall Moncey keinen Vorwurf zu machen habe; vielmehr haben andere gegen mich verstoßen, denn so lange ich Kriegs⸗Minister bin, bleibe ich immer das Oberhaupt der Armee, waͤre ich auch bloß Oberst. Nachstehendes ist in we⸗ nigen Worten der Gegenstand des Streites. Der Herr Mar⸗ schall Moncey glaubte sich uͤber einen Mann beschweren zu muͤs⸗ sen, der fuͤr den ersten Administrator in der Armee gilt; eben so klagte er uͤber einen inaktiven General, dessen Sanftmuth und Rechtlichkeit im Invaliden⸗Hotel gewissermaßen spruͤchwoͤrt⸗ lich geworden sind. Der Herr Marschall haͤtte indessen seine Beschwerden an mich richten muͤssen; mirlag es ob, den Gegenstand derselben zu untersuchen. Nicht weil man der Vorgesetzte eines Ande⸗ ren ist, darf man sich fuͤr befugt halten, diesen nach Belieben zu unterdruͤcken. Was that ich nun? Als der Herr Marschall mir einen Besuch ankuͤndigte, antwortete ich ihm, daß er sich bei seiner geschwaͤchten Gesundheit nicht bemuͤhen moͤchte, indem ich meinerseits zu ihm kommen wuͤrde; und hierin lag doch wohl nichts Beleidigendes. Aber der Herr Marschall nahm mein Anerbieten nicht an; er setzte sich in den Wagen und fuhr in meinen Hof, gerade als ich die Treppe hinabstieg, um ihn zu besuchen. Ich begab mich darauf mit ihm in mein Kabinet, wo ich ihn durchaus nicht in unschicklicher Weise behandelt habe. Der Herr Marschall hatte eine Denkschrift uͤber seine Beschwer⸗ den bei sich; ich kannte aber diese letzteren schon, da die vor— nehmsten Beamten des Invalidenhauses bereits ihre Entlassung nachgesucht hatten, die ich ihnen jedoch mit dem Bedeuten ver— weigert hatte, daß sie dem Herrn Gouverneur die Achtung und den Gehorsam, die sie ihm schuldig waͤren, erweisen sollten. Was konnte ich anders thun? Jedermann kennt die Rechtlichkeit des Generals Fririon und des General⸗Intendanten Volland. Dies waren aber die beiden Maͤnner, deren letzte Tage ich dadurch verbittern sollte, daß ich vorweg einer unerwiesenen Beschuldi⸗ gung gegen sie Glauben schenkte; man behauptete nämlich, daß sie sich mit den Fleisch⸗Lieferanten verstuͤnden und den Invaliden ihre Portionen verkuͤrzten. Ich sagte also dem Herrn Marschall, daß ich in die sofortige Entlassung jener beiden Maͤnner nicht willigen koͤnne, und als er sich in diese Erklaͤrung nicht fuͤgen wollte, mußte ich wohl als Kriegs⸗Minister zu ihm reden. Der Herr Marschall glaubte darauf, daß ich mich gegen ihn ver⸗ ginge; ich bin aber gegen ihn weder grob noch ausfallend ge⸗ wesen. (Mehrere Stimmen: „Genug! Genug! Wir sind davon uͤberzeugt!“) Ich habe bloß als das Oberhaupt der Armee zu ihm geredet, und bin aus persoͤnlicher Achtung gegen den Herrn Marschall noch so weit gegangen, daß ich mir die Niedersetzung einer Untersuchungs⸗Kommission habe gefallen lassen. Konnte ich mehr thun? und heißt dies wie ein Mann handeln, der den Diebstahl beschuͤtzt? Die gedachte Kommission wird sich jetzt uͤberzeugen, auf welcher Seite das Unrecht war, und man wird meinen Bemuͤhungen, dem Invalidenhause eine gute Verwal⸗ tung zu erhalten, Gerechtigkeit widerfahren lassen. Herr v. Bricqueville wollte sofort dem Minister antworten; da es aber bereits 6 Uhr war, so wurde die Fortsetzung der Debatte auf den naͤchsten Montag verlegt.

Paris, 4. Juni. Der Koͤnig hielt gestern Mittag einen anderthalbstuͤndigen Minister⸗Rath.

Das Wahl⸗Kollegium zu Martel hat statt des aus der Kam⸗ mer ausgeschiedenen Herrn Condamine einen gewissen Herrn Deltheil zum Deputirten gewaͤhlt. 1

Das bei Compieègne aufzuschlagende Lager wird, dem Ver⸗ nehmen nach, zu Anfang Juli von den Truppen bezogen wer⸗ den; die Uebungen selbst werden jedoch erst mit dem ersten August beginnen.

Der Marschall Clauzel hat Berichte aus Algier erhalten, wonach fast alle Staͤmme des Beyliks Constantine bereit seyn sollen, die Souverainetaͤt Frankreichs anzuerkennen. Es sind so⸗ fort Einleitungen getroffen worden, um diese guͤnstige Stimmung der Einwohner zu benutzen. I6

Von Marseille sind am 28sten v. M. auf dem Linienschiffe „Santi⸗Petri“ und der Fregatte „Herminia“ zwei Bataillone des 62ͤten Linien⸗Regimentes nach der Afrikanischen Kuͤste ab⸗ gegangen. Auf dem erstern Schiffe befindet sich auch der Ge⸗ neral Bugeaud.

Seeit der Entdeckung einer geheimen Pulver⸗Fabrik in der Rue de l'Oursine hatte die Polizei unablaͤssig äpiichen Fabri⸗ ken nachgespuͤrt. In Folge dessen sind gestern? achmittag in einem Hause in der Rue Dauphine Nr. 22 und 24 8 10,000 Kugeln, vieles Pulver und mehrere Pakete mit Patronen, auch verschiedene Utensilien zur Fabrication derselben, in Beschlag genommen worden. Der Portier des Hauses, seine Frau und deren Bruder wurden sofort festgenommen, eben so zwei Stu—

T

denten, die sich in das Haus begeben wollten. Auch dere Verhaftungen haben stattgefunden. Die Ga Tribuneauy berechnet, daß mit dem vorgefundenen wohl an 200,000 Patronen haͤtten angefertigt werden

Der Abbé von la Mennais, der fast ein Jahr lang

ette

tig wieder in Paris. b Meyerbeer's neueste Oper, „die Hugenotten“,

vier⸗Auszuge erschienen.

Neuere Nachrichten aus Spanien fehlen heute. weile klagen die hiesigen Zeitungen uͤber die Unthaͤtigkeit Generals Evans. An der Boͤrse hieß es, daß dem

der Armee abgenommen und daß dasselbe dem Gen uͤbertragen worden sey. 1

Sroßbriinien und 1

Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. G ½ zung vom Amendement zu der zweiten Lesung der Irlaͤndischen Kirtg Bill beantragte, begann er zuerst damit, die Gruͤnde anzugein welche ihn dazu veranlaßten. „Zu diesem Verfahren“, sagte „konnte mich nur die Ueberzeugung bewegen, daß ein e„zen der mit dem Gegenstande hinreichend vertraut ist, die Verhsich, tung hat, Alles zu thun, was in seinen Kraͤften steht, un e endliche Erledigung einer Frage herbeizufuͤhren, die, so langef unerledigt bleibt, den Frieden und die Ruhe Irlands u” des ganzen Britischen Reiches wesentlich beeintraͤchtigt, 1 natuͤrliche Feindschaften und Verbindungen naͤhrt und sa waͤhrend Aufregungen und Zwistigkeiten erzeugt, zwar nicht allein zwischen den Parteien in diesem Haue sondern auch zwischen den beiden Zweigen der Legislatur.“ zeigte hierauf, daß durch Vermittelung des Gesetzes die Isgh dische Kirche jetzt in Besitz eines betraͤchtlichen Theiles jje Einkuͤnfte sey, und daß die Achtung und das Mitgefuͤhl der pe testanten von Großbritanien, welche sich sowohl durch Ei scriptionen zur Unterstuͤtzung der Irlaͤndischen Geistlichkeit, auf andere Weise zu erkennen gegeben, bewiesen, daß sien schlossen seyen, es nicht zu gestatten, daß die Kirche von Ietc durch die Machinationen ihrer Feinde vernichtet werde.

„Die Irländische Geistlichkeit“, fuhr er fort, „befindet sich ü

offenbar in einem besseren Zustande, als im vorigen Jahre; denns glaube ich, daß der gegenwärtige Zustand der Angelegenheiten vig heilsam für die Kirche, noch ehrenvoll für die Regierung, oder ne träglich mit dem Frieden und der Wohlfahrt Irlands ist, und halb mache ich, statt bloß die Verwerfung der ministeriellen Bil; beantragen, was bei den großen und mannichfaltigen Irrthtu derselben ein leichtes Unternehmen wäre, einen definitiven und ae lichen Antrag. Die früheren Gesetze in Bezug auf die Einiis⸗ der Irländischen Kirche kann man in drei Abtheilungen theilen sofern sie nämlich die Art der Einkünfte, den Betrag und die theilung derselben betreffen. Die Annahme der Gesetze, welche direkter hierauf beziehen, habe ich selbst im Parlamente unterstütteg sind die Akte über die zeitlichen Güter der Kirche und die Fehon Umwandlungs⸗Akte. Letztere betrifft die Art der Einkünfte, schafte die Zehnten ab, verwandelte sie in eine Grundsteuer, die Gutshesitzer und nicht dem Pächter auferlegt wurde, und reduft die Größe dieser Abgabe im Verhältniß der neuen Last, das Land dadurch unterworfen wurde. Alle Klagen darh daß Zehnten eine der Industrie auferlegte Abgabe sev, über Kollisionen zwischen der Geistlichkeit uund dem Landvolk, über Bedrückungen der Zehnten⸗Einsammler, alle diese Klagen wären ve schwunden, wenn die Akte sogleich zur Ausführung gekommen wij Die ministerielle Bill thut nun, außer daß sie in der Reduction Abgabe etwas weiter geht, auch nicht mehr für die Zehntpflichtg als die Zehnten⸗Umwandelungs⸗Akte. Die ministerielle Bill ba weiter nichts Gutes, denn sie verbindet damit ein fehlerhaftes „. ip, das die Regierung in einer bösen Stunde und zu polittt Zwecken angenommen hat, ein Prinzip, hinfichtlich dessen Lord . peth sich kürzlich mit einer so bezeichnenden Geberde beklagte, U es nicht abschütteln könne, und das, wie die Minister wohl d. niemals von dem Parlament sanctionirt werden wird.“

Der Redner zeigte nun, welche Uebel der Umstand hiü fuͤhre, daß man diese große Frage unter dem Vorwande uu digt lasse, daß man 50,000 Pfund jaͤhrlich fuͤr den Unm in Irland beduͤrfe, und daß man sie auf keine andere I als durch Beraubung der Kirche, erlangen koͤnne, waͤhren doch bekannt sey, daß das Unterhaus nicht nur diese Sm sondern, wenn es noͤthig, auch noch mehr fuͤr den Unterrch jenem Theile des Reiches zu bewilligen geneigt seyn wuͤrde gab dann eine Uebersicht von dem Betrage und der Verthzet der Einkuͤnfte der Irlaͤndischen Kirche und verweilte namag auch bei den Zwecken, die Lord Grey bei der Einbringung Akte uͤber die zeitlichen Guͤter der Kirche gehabt; derselbe naͤmlich den Ueberfluß beschraͤnken und dadurch dem Mang helfen wollen, natuͤrlich in der Absicht, dem Volke weiten leichterungen zu verschaffen.

„Die wirkliche Erleichterung“, bemerkte Lord Stanley . „betrug nach Abzug der Kirchensteuer u. s. w. 60,000 Pfd. . Die Reductionen bestanden in der Verminderung der Bisches in der Besteuerung derjenigen, die beibehalten wurden, un Erhebung einer angemessenen Abgabe von Pfründen mit u⸗ wissen Einkommen. Wo es nöthig war, sollten Kirchen wean häuser ausgebessert oder erbaut und die kleinen Pfarreien se ti werden. Zur Erreichung dieser Zwecke allein wurden die däne nen von Lord Grey vorgeschlagen und von dem Parlamentt ni

N, 9 sst sn migt. Der Fonds, worauf dieselben gegründet wurden, wsef jetzt so verschuldet, daß er, nach den Berechnungen der Personen, erst im Jahre 1873 schuldenfrei seyn wird! von Lord Grey beabsichtigten Zwecke erreicht? Nein, mchese Man muß bis zum Jahre 1873 warten, ehe ein Schritt la Beziehung gethan werden kann, und doch sprechen die Minnie, Kollegen des Lord Grev, von einem Ueberschuß in deu Eil ten der Irländischen Kirche!“

Der Redner ging nun darauf ein, darzuthun, und absurd die Art und Weise sey, nach welcher Lord Mn die Besoldung der Geistlichen eingetheilt habe, um dem nannten Ueberschuß herauszubringen. „9

„Es giebt“, sagte er, „1540 Kirchen und Kapellen in Lord Morpeth reduzirt die Zahl der dabei angestellten Persc 1250. Nimmt man nun an, daß keine Verminderung in gce künften der Kirche stattfände, und daß alle Geistlichen gleisg, würden, so würde ein Jeder im Durchschnit 350 Pfd. erha 9 da die Zahl ihrer Gemeinden 700 betragen würde, so wvnüisteg der einen Flächenraum von 15 Zuadratmeilen unter feinah s6 haben. Die Bill der Minister wird auch Irland keineswegesn denstellen. Man hat es den Ministern deutlich genug gesagäg Irländer nur durch die gänzliche Abschaffung des Zehutant g 11 gestellt werden könnten, daß eine Umwandlung des 30 huraßel Grundstener zu gar nichts nütze, und daß diese eben so ghah ac derstand erfahren werde, wie der Zehnten. Selbst die 8 ment Minister haben ihnen dies gesagt. In meinem Amendemwan ich dasselbe vorschlagen, wie Sir H. Hardinge, nämlich e ECt. des Zehnten in emne Grundsteuer mit einer Reduction uwn Abbe Umwandlung und pCt. für die Einsammlung. otet hat/ dieser Abgabe, die man bisher als höchst wichtig hfitachgehn gleich sie seltsamer Weise in der ministeriellen Bill ausg

wie unge M

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de Materig

koͤnnen.

ruͤckgezogen in der Bretagne gelebt hat, befindet sich 89

7

9igg ist nunmeg, bei dem hiesigen Musikalienhaͤndler Moritz Schlesinger im 8

G des 2 ¹ ’b . G ener. Cordova gleich nach seiner Ankunft in Madrid das Komrnnn

ral Rohl

1. Juni. (Nachtrag.) Als Lord Stanley 6

ciuen Hauptpunkt in meiner Maßregel bilden. In Bezug auf

ertheilung der Einkünfte schlage ich vor, die Kirchen⸗Kommissa⸗

beauftragen,sogleich über den Zustand der Pfründen in den größe⸗ 1 nnd kleineren Städten und so bald als möglich über dieLand⸗Pfarren erichten. Rücksichtlich der letzteren könnten die Kommissarien, wenn Einkommen 500 Pfd. beträgt, oder wenn die Gemeinde weniger als Seelen zählt, möge das Einkommen seyn, welches es wolle, die venigung von Pfründen vorschlagen. Bei derselben Klasse von drten könnten die Kommissarien auch die Reduzirung des Ein⸗ vumens anempfehlen, aber auf keinen niedrigeren Betrag als 300 6 Die Summe, welche sich aus diesen „Reductionen ergäbe, sage ich vor, zuvörderst zum Bau von Pfarrhäufern und dann zum an oder zur Ausbesserung von Kirchen anzuwenden, je nachdem

Bedürfnisse es erheischen, das Uebrige aber zur besseren Dotirung iner Pfarren., „Wo solche Pfarren nicht in einer Stadt gen, da würde 8 ich rathen, diese Dotirung auf nicht dr als 300 Pfund zu erhöhen, in Stadt⸗Kirchspielen aber 1 400 oder 500 Pfund. Ich habe jetzt dem Hause nur noch

zie Güte zu danken, womit es mir zugehört hat, und ich be⸗ wöre diejenigen, die aufrichtige und wahre Freunde der Kirche Feinde ihrer Verunglimpfer sind, sich mir in dem Bemühen an⸗ schließen, das Ministerium zu bewegen, daß es die Stellung ver⸗ sen möge, an die es sich und das Haus so höchst unweise und auf sche Voraussetzungen. hin gebunden hat. (Beifall.) Ich fordere auf wenn sie aus diesen Unaunehmlichkeiten herauskommen wol⸗

den Kollisionen bei der Erhebung der Kircheneinkünfte ein Ende zu achen, Irland, so weit es sich auf diesem Wege thun läßt, den Frieden zu ben, diese Sache zu erledigen, so weit sie sich erledigen läßt, und

dem Wege der Zugeständnisse das zu thun, was gerecht, ver— inftig und besonnen ist;. ich fordere sie auf, wohl zu bedenken, as sse zu thun im Begriff sind, und mit sich zu Rathe zu gehen, ie sersich dem Ministerium anschließen und mir die Möglichkeit be⸗ hwen, ihrer Erwägung die Maßregel vorzulegen, die ich ihnen jetzt zeinandergesetzt habe, eine Maßregel, von der ich Grund zu glau⸗ habe, daß sie die Zustimmung derjenigen erlaugen wird, die dem in dem Ministerium aufgestellten abstrakten Prinzip niemals bei⸗ schten werden.. 1

Der Redner ließ sich unter großem Beifall von Seiten der pposition nieder, nachdem er seinen mehrerwaͤhnten Antrag auf gelaubniß zur Einbringung einer anderen Bill, an Stelle der inisteriellen, gemacht hatte. 1 ““

London, 3. Juni. Dem Morning Advertiser zu⸗ lge, soll Lord Melbourne gestern Abend im Oberhause noch ank, blaß und niedergeschlagen ausgesehen haben.

Man sagt, daß sogleich, nachdem Lord J. Russell angezeigt ütte, daß die neuen Verhandlungen im Unterhause uͤber die rländische Corporations⸗Bill auf einige Tage aufgeschoben wer⸗ n muͤßten, der Carlton⸗Klub Befehle erlassen habe, zu versu— en, ob nicht in Irland oder anderswo zu Gunsten der Bill,

wie sie vom Oberhause veraͤndert worden, Demonstrationen bewerkstelligen seyn moͤchten.

Die Morning Ch ronicle widerspricht nochmals dem zerüchte, als ob durch die Einsetzung des neuen Ministeriums

Spanien der dortige Einfluß Englands untergraben worden uͤre. Sie versichert auch, daß nach wie vor die vollkommenste herzlichkeit zwischen den Regierungen von Frankreich und Eng⸗ ind bestehe.

Vor einem der hiesigen Polizei⸗Buͤreaus erschien gestern n Zwerg aus Manilla, Namens Santiago de los Santos, mit er Klage, daß Francisco Molaro, ein Spanier, ihn um 74

Pfund betrogen habe. Der Zwerg war von seinem Weibe be⸗ sleitet, die 36 Zoll hoch ist, waͤhrend der Ehemann nur 25 Zoll ßt, dabei aber einen Kopf hat, der fuͤr den Koͤrper eines Gre⸗ adiers paßt. Er spricht das Spanische fließend und etwas nglisch. Auf die Frage des Alderman, wie lange sie verheira— het und auf welche Weise sie bekannt geworden waͤren, erwie⸗ erte die Frau, sie sey zu Birmingham geboren und jetzt 30 ahre, ihre Ehemann dagegen 49 Jahre alt. Vor etwa zwei gahren habe sie gehoͤrt, daß eine eben so große als kleine derkwuͤrdigkeit in der Stadt angekommen sey; sie sey gleich hingegangen und habe ihren jetzigen Mann ge— heen, sie habe darauf fuͤnf Monate lang nur an ihn dacht und eher keine Ruhe gefunden, bis sie ihm ihre Ge⸗ ihle gestanden, worauf sie sich geheirathet haͤtten. Als der lderman seine Verwunderung daruͤber aussprach, wie sie sich re Liebe haͤtten gestehen koͤnnen, da sie sich gegenseitig nicht rstanden haͤtten, erwiederte sie laͤchelnd: „So etwas macht sich ohl.“ Uebrigens sagte sie, daß sie mit ihrem Manne gluͤcklich be, und daß ihr einziges Kind bei der Geburt gestorben sey. der Zwerg wurde sodann auf den Tisch gehoben, worauf das berhoͤr begann, welches von keinem weiteren Interesse war. Die gestern aus Lima eingegangenen Berichte bestaͤtigen je fruͤhere Nachricht, daß Salaberry mit seiner Land- und

temacht auf Arequipa marschirt war, welches Santa⸗ Cruz hne Vertheidigungs⸗Mittel gelassen. Sollte er in dieser Be⸗ vegung glücklich seyn, so steht ihm der Weg nach Bolivien of—

en. Solar befehligte noch Salaberrys Truppen in Callao, nd General Vidal, dem es oste gegen Salaberry anzufachen, wurde in Lima erwartet.

EIE1Id.

Dresden, 8. Juni. Von Seiten unseres Stadtraths ist heute die nachstehende Bekanntmachung erschienen: hügöher Amordnung gemäß, bringen wir in Beziehung auf die beaghende Beisetzung weil. Sr. Majestät des hochseligen Königs Abend hendfe zur Kenntniß des hiesigen Publikums: Heute hn wär wird die hohe Leiche auf der Pillnitzer Fähre, unter G lhls begleitet von einem zahlreichen Cortège, unter dem Ge⸗ 1 86 6 Glocken au der Appareille landen. Von der Appareille, 1 dan atholischen Kirchthüre bei dem grünen Thore, wird das hier ealen stehende Militair und die hiesige Kommunal⸗Garde 1. den. Beim Anlanden der hohen Leiche empfängt dieselbe ein ten aches Cortège, nebst einer Deputation des unterzeichne⸗

Stadtraths und der Kommun⸗Repräsentanten, und beglei⸗ feterlichen Zuge in die katholische Kirche, an deren Pmpfen ie hohe Leiche von der katholischen Geistlichkeit in ath de genommen wird. Die Thüren der Kirche werden sofort 1 68 Lintritt, des Zuges geschlossen, und ist an diesem den geer Eintritt in die Kirche Niemanden gestattet. Donnerstag, eitigensnni⸗ wird der hohe Leichnam auf dem Paradebette in der b U Kreuz⸗Kapelle von 11 Uhr des Vormittags bis Abends naubt sengestellt und dem Publikum in diesen Stunden der Zutritt Vden üchn. „Es ist Einrichtung getroffen, daß der Einlaß zu der uch echtbüre und zu einer andern der Austritt stattfindet, um ernste gerbei diejenige Ruhe und Ordnung zu erhalten, welche die

beier beider Tage in so hohem Grade für sich in Anspruch Abends 8 Uhr desselben Tages sindet die Beisetzung in der ean itengruft bei geschlossenen Kirchthüren statt. Dresdeu,

8 2

Der Rath zu Dresden. .“ Hübler, Bürgermeister.“ ist hier ein Gebet im Druck erschienen, welches waͤh⸗ e Kandestrauer in allen Kirchen abgehalten werden soll Sotohl auf das Ableben Sr. Maj. des Koͤnigs Anton e Thron⸗Besteigung Sr. Maj. des Koͤnigs Friedrich ug hat. 8

Es

in Huache gelungen war, eine Re⸗

663

Deßau, 7 Zumn. Die in den neuesten Zeiten in Deutschland in das Leben getretenen Vereine zu gemeinnuͤtzigen Zwecken haben auch hier Anklang gefunden. Es sind in diesem Jahre hier zwei Vereine entstanden: 1) der Gartenbau⸗Verein, der den Zweck hat, den Gartenbau zu befoͤrdern, zaͤhlt gegen⸗ waͤrtig etwa 60 Mitglieder, deren jedes jaͤhrlicheinen Thaler beitraͤgt beisteuert zur Anschaffung von Werken uͤber Gartenbau; es wird die Anlegung eines Muster⸗Gartens beabsichtigt; 2) der Seiden⸗ bau⸗Verein, gegruͤndet vorlaͤufig auf 100 Actien jede zu 10 Rthlr., von welchen die Mitglieder der Herzogl. Familie jedes eine An⸗ zahl uͤbernommen haben. Bereits ist ein Stuͤck Landes ange⸗ kauft und mit eirca 10 Schock Maulbeerbaͤumen bepflanzt worden, welche groͤßtentheils von dem Herrn Regierungsrath von Tuͤrk in Potsdam, dem unermuͤdlichen Befoͤrderer des Sei⸗ denbaues im noͤrdlichen Deutschland, bezogen worden sind. Der Zweck dieses Vereins ist: Eigene Versuche, unbemittelten Fami⸗ lien ein Mittel zum Erwerb zu verschaffen, sowohl hier in der Stadt, als auch durch Anweisung angehender Schullehrer auf dem Lande 1 8 8 8 Wien, 5. Juni. Am 2ten d. M. Abends 5 Uhr fand eine große Fahrt von dem Lustschlosse aus im Garten von Schoͤnbrunn statt. Eine betraͤchtliche Anzahl der geschmackvollsten Equipagen durch⸗ kreuzte die Allee. Im ersten Wagen saßen Se. Majestaͤt der Kaiser mit den Erzherzogen Franz, Karl und Ludwig, im 2ten der Herzog von Orleans mit Ihrer Majestaͤt der Kaiserin, im 3ten der Her⸗ zog von Nemours mit der Erzherzogin Sophie, im Aten Se. Durchlaucht der Fuͤrst Metternich mit der Gemahlin des Fran— zoͤsischen Botschafters u. s. w. Es war ein imposanter Anblick, die prachtvollen Hofwagen in dem Garten von Schoͤnbrunn, so wie die schoͤnen Privat-Equipagen nebst der unzaͤhligen Men⸗ schenmenge, welche sich von der Linie Wiens bis nach Schoͤnbrunn in bunten Reihen nur langsam bewegen konnten, zu sehen.

Dem Vernehmen nach, sind die Herzoͤge von Orleans und von Nemours willens, incognito einen Aus ug nach Preßburg und Pesth zu machen, um dem Erzherzoge Pagh nac einen Be⸗ such abzustatten.

Ueber die bei der Kroͤnung Sr. Majestaͤt als Koͤnig von Boͤhmen in Prag angeordneten Feierlichkeiten erfaͤhrt man bis jetzt Folgendes: Am 14. Sept. findet der feierliche Einzug Ih⸗ rer Majestaͤten in der Hauptstadt Boͤhmens und die Vorstellung bei Hofe statt. Am löten Empfang der Damen bei Hofe und große Tafel. Am 16ten Audienz der hoͤhern Militairs; Nach⸗ mittags Promenade zu Wagen. Am 17ten Huldigung und Hof⸗ ball. Am 18ten wird die Audienz der Militatr⸗Notabilitaͤten fort⸗ gesetzt und Nachmittags abermals Spazierfahrt veranstaltet. Am 19ten Kroͤnung Sr. Majestaͤt des Kaisers als Koͤnig von Boͤhmen und großes Bankett. Am Loösten eben so wie am 16ten und 18ten. Am 2lsten Installation der Aebtissin Erzherzogin Therese, dann Tafel bei Hofe. Am 22sten wieder Militair⸗Audienz. Am 23sten Kroͤnung Ihrer Majestaͤt der Kaiserin als Koͤnigin von Boͤhmen. Dann Bankett und Hofball. Am 24sten Beschluß der militairischen Audienzen. Am 25sten Besuch Fetiger oͤssentlichen Anstalten und Merkwuͤr⸗ digkeiten. Am 26sten Abschieds⸗Audienzen. Am 27sten große Heerschau. Am 28sten Rasttag. Am 2g9sten Ruͤckreise nach Wien.

Der Koͤnig von Neapel wird sich einige Wochen in Turin veehe und in der zweiten Haͤlfte des Juni in Wien ein⸗ reffen.

Derr Papst, dessen Reise nach Karlsbad jetzt wieder bezweifelt wird, will naͤchstens mehrere Bischoͤfe zu Kardinaͤlen erheben, unter anderen den in Wien akkreditirten Nuncius, Monsignor Ostini, an dessen Stelle Monsignor Altieri kommen wird. Die Paͤpstlichen Truppen werden eifrig exerzirt und reorganisirt, was man mit dem Geruͤchte von dem nahen Abmarsch der fremden Truppen aus dem Roͤmischen Gebiet in Verbindung bringt.

Der Feldmarschall⸗Lieutenant von Geppert ist mit Feldzeug⸗ meisters⸗Charakter und einer Zulage von jaͤhrlich 1000 Gulden pensionirt worden.

Wien, 6. Juni. Se. Majestaͤt der Kaiser haben das erledigte Husaren⸗Regiment Fuͤrst Lichtenstein dem Feld⸗ marschall Lieutenant Fuͤrsten von Reuß⸗Koͤstritz verliehen. Die Frohnleichnams⸗Prozession war hier in diesem Jahre glaͤnzender als jemals. Ihre Majestaͤt die Kaiserin und Ihre Kaiserliche Hoheit die Erzherzogin Sophie trugen einen ausgezeichnet schoͤ— nen und sehr reichen Diamantenschmuck. Saͤmmtliche Kaiserli⸗ chen Garden begleiteten den Zug; die ganze Garnison war eben so wie das Buͤrger⸗Corps ausgeruͤckt und aufgestellt. Alle Be⸗ hoͤrden befanden sich in corpore bei der Prozession. Die Fran⸗ zoͤsischen Prinzen sahen (wie bereits gemeldet) dem praͤchtigen Zuge aus dem Schwarzenbergschen Palais zu. Der Prater ge⸗ faͤllt diesen Prinzen ungemein, und besonders die dort befindliche große Anzahl von Hirschen hat thre Aufmerksamkeit auf sich ge⸗ zogen. Der Großfuͤrst Michael von Rußland hat fuͤr diesen Sommer wieder in Karlsbad eine Wohnung bestellt. -Zäö 8 3 Zuͤrich, 3. Juni. Die hiesige Zeitung meldet:

Der Vorort hat mittelst Zuschrift der Regierung von Zuͤrich entbo⸗ ten, wie er durch diejenige von Solothurn Kenntniß erhalten, daß diese letztere sich durch eine Mittheilung des Zuͤrcher Poli⸗ zeirathes veranlaßt gesehen, wegen einer auf den 28. Mai ab⸗ geredeten General⸗Versammlung des jungen Deutschlands in

Grenchen Maßregeln zu ergreifen, wobei vier politische Fluͤcht⸗ linge (Mazzini, Rufsini, Harro Harring lalias Hopfer] und Soldan) verhaftet, jedoch des andern Tages, weil keine Indi⸗ zien neuer Umtriebe gegen sie vorlagen (als ob das von Zuͤrich Gemeldete gar nicht zu beachten waͤre), wieder entlassen wor⸗ den. Der Vorort lobt die Wachsamkeit der Zuͤrcher Polizei, bedauert die Inkonsequenz von Solothurn, verweist auf die im Juni 1834 den Nachbarstaaten von der Eidgenossenschaft gegebene Zu⸗ sicherung und verlangt fleißige Mittheilung. Der Regierungsrath von Zuͤrich vernahm bei diesem Anlaß (am 2. Juni) von Hrn. Buͤr⸗ germeister Heß einen vorlaͤufigen muͤndlichen, in allgemeinen Zuͤgen gehaltenen Bericht uͤber die in juͤngster Zeit gemachten Entdek⸗ kungen und darauf hin ergriffenen Maßregeln, woraus wir nur anfuͤhren, daß die Polizei von unverdaͤchtiger, gar nicht den In⸗ teressen der Freiheit feindlicher Seite Winke uͤber wieder bevor⸗ stehende Unternehmungen gegen die Nachbarstaaten Seitens der Fluͤchtlinge erhielt und in Folge dessen die Verhaftung der Theil⸗ nehmer einer abgehaltenen geheimen Versammlung veranstaltet wurde, was zur Beschlagnahme wichtiger Papiere, besonders bei dem sich so nennenden Baron von Eib, fuͤhrte. Die Verhoͤre sind dem Statthalter⸗Amte und dem Kantonal⸗Verhoͤr⸗Amte uͤberlassen worden, und es wird neuerdings wegen Lessing's Er⸗ mordung und anderer Verbrechen inquirirt. Es wurde dem Polizeirath der Auftrag ertheilt, einen schriftlichen Bericht und

Antrag im geeigneten Zeitpunkte zu hinterbringen, da der Vor⸗

ort wohl indirekt schon von dem Praͤsidium des welchem dieses Kollegium gleich anfangs unbedingte Vollmacht ertheilt hatte, vorlaͤufige Dota erhalten hat.“ 2

In unserm Kanton sind gegenwaͤrtig 87 Baumwollenspin⸗ nereien im Gange, von denen die kleinste 102, die groͤßte 23,920 Spindeln in Bewegung haͤlt. Diese Fabrication beschaͤftigt vor⸗ zuͤglich die nordoͤstliche Bevoͤlkerung des Kantons, waͤhrend die Haupt⸗Industrie des suͤdwestlichen Theils die Seidenweberei ist.

Spanien.

Madrid, 29. Mai. Das Ministerium hat einen neuen Beweis seiner Entschlossenheit und Festigkeit gegeben. Die heu⸗ tige Hof⸗Zeitung verkuͤndet naͤmlich die Absetzung aller der mit oͤffentlichen Aemtern bekleideten Prokuradoren, die in der Sitzung vom 21sten d. M. gegen das Ministerium gestimmt ha⸗ ben. Man bemerkt darunter die Namen Alvaro, Cardero und anderer Maͤnner, deren Meinungen sich immer sehr entschieden aussprachen. 8

Der Spanische Oberst (und Belgische General) Don Juan van Halen, der sich seit einigen Tagen hier befindet, reist mo gen nach Aragonien ab, wo er mit der Befestigung mehrerer Pläͤtze beauftragt ist und wohin ihn zwei Artillerie⸗Bataillon 1

Unsere Boͤrse hat bereits wieder angefangen, sich von dem panischen Schrecken zu erholen, in den sie 1188 8g 1“ des Herrn Mendizabal versetzt wurde. So ist z. B. die zins⸗ lose Schuld seit dem 25sten d. M. von 10 ½¼ bis 11 gestie⸗ gen. Man schreibt dies hauptsaͤchlich den guͤnstigen Berichten uͤber die in den meisten Provinzen herrschende Ruhe so wie der Nachricht zu, daß Herr Aguirre Solarte nusmehr unzweifelhaft in das Kabinet des Herrn Isturiz eintreten werde. Auch wollte man an der Boͤrse wissen, daß mehrere bedeutende Kapitalisten des Auslandes ihre guͤnstigen Gesinnungen in Bezug auf das neue Ministerium zu erkennen gegeben haͤtten. 8

Turkei.

Der vorgestern von uns nach Franzoͤsischen Mittheilungen gegebene Bericht uͤber den Vorfall mit dem Englaͤnder Churchill wird auch durch mehrere Korrespondenzen der Allgemeiner Zeitung bestaͤtigt. In der letzten aus Konstantinopel von 22. Mai heißt es daruͤber: „Lord Ponsonby hatte zwar bei seiner Regierung um Instructionen angesucht, welches? etragen er gegen die Pforte ruͤcksichtlich des auf den Galeeren zuruͤckgehal⸗ tenen Englischen Kaufmanns zu beobachten habe. Indessen fand er doch fuͤr gut, ohne diese abzuwarten, seine Pässe zu verlangen, und traf Anstalten, Konstantinopel zu verlassen, als die Repraͤ— sentanten von Oesterreich, Preußen, Rußland und Frankreich sich ins Mittel legten und die Pforte zu bewegen suchten, den An⸗ forderungen des Englischen Botschafters Gehoͤr zu geben. Dies geschah denn auch, und Lord Ponsonby wird einstweilen auf seinem Posten bleiben. Doch dringt er auf eine eklatante Sa⸗ tisfaction; er verlangt Entsetzung des Reis⸗Efendi von seinem Amte, weil dieser eigentlich es sey, welcher mit Hintansetzung der bestehenden Vertraͤge die Festhaltung des Englischen Unterthans befohlen und dessen Ueberweisung auf die Galeer⸗ angeordnet habe. Lord Ponsonby glaubte dies um so mehr thun zu muͤssen, als alle hier wohnende Englische Kaufleute erklaͤrten, sie wuͤr— den ihre hiesigen Etablissements aufgeben und sich von Konstan⸗ tinopel zuruͤckziehen, wenn sie fuͤr die Folge der Willkuͤr der Tuͤr⸗ kischen Behoͤrden preisgegeben blieben. Einstweilen ist der un⸗ gluüͤckliche Englaͤnder in Freiheit gesetzt; allein dies genuͤgt, wie gesagt, dem Lord Ponsonby nicht, und er fordert die Entfernung des Ministers.“

Polizeirathe

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9 n ꝗq n d.

Berlin, 10. Juni. Am 8ten d. M. wurde zu Stettin im Beiseyn der ersten Militair- und Civil⸗Behoͤrden, der Vor⸗ steher der Kaufmannschaft und einer zahlreichen Menge von Einwohnern, auf dem mit Flaggen aller Nationen geschmuͤckten Bauplatze der Grundstein zu einem großen Waaren⸗Magazin⸗ Gebaͤude gelegt, welches dem Koͤnigl. Packhofe zur Zierde und als eine laͤngst gewuͤnschte und als Beduͤrfniß gefuͤhlte Erweite⸗ rung desselben, zum Nutzen gereichen wird. Der Provinzial⸗ Steuer⸗Direktor, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Boͤhlendorff, be⸗ gann die Feierlichkeit mit einer angemessenen Rede, der wir Nachstehendes entlehnen:

„Indem wir uns hier versammelt haben, um den Grundstein zu einem Gebäude zu legen, bei dessen Anblick wir und unsere spaͤte Nachkommen ein Andenken Allerhöchster Königlicher Huld und Gnade dankbar verehren werden, sey es mir erlaubt, des Geschichtlichen des Platzes zu gedenken, worauf es erbauet werden soll. Es ist be kanntlich der ehemalige Gerberhof des hiesigen löblichen Schuhma⸗ cher⸗Gewerks. Dasselbe hatte ihn im Jahre 1422 von der städtischen Behörde erkauft und war über 300 Jahre, bis zum Jahre 1733, im ungestörten Besitz desselben geblieben. Zu dieser Zeit fühlte san⸗ zuerst das Bedürfniß, den Packhof zu erweitern, was nur allein mit Benutzung des Gerberhofes möglich war; weshalb von der damali⸗ gen Steuer-Behörde beantragt und Allerhöchsten Orts genehmigt ward, den Gerberhof von der bisherigen Stelle nach emer anderen und zwar vor das Parnitzer Thor, zu verlegen. Als man mit der Ausführung dieser Maßregel rasch vorschritt, wandte sich das Ge⸗ werk, das sich in seinen wohlerworbenen Rechten tief verletzt fühlte unmittelbar an Se. Königl. Majestät Friedrich Wilhelm 172 glorrei⸗ chen Andenkens, und die dem erhabenen Preußischen Regeuten. Stamm angeborne erste aller Regenten⸗Tugenden, „stets gerecht zu seyn’, entschied sogleich zu Gunsten des Gewerks. Se. Königl I; jestät geruhten nämlich, mittelst einer unterm 25. September 1733 . die Pommersche Kriegs⸗ und Domainen⸗Kammer erlassenen Aller⸗ höchsten Kabinets⸗Ordre zu befehlen, daß das Gewerk im Besitz des Gerberhofes verbleiben und daß der bereits abgebrochene große Lot⸗ Schuppen und das Haus auf öffentliche Kosten wieder erbauet Einhundert Jahre später, im Jahre 1833, wo der ver

werden solle. Ei mehrte Handel die Erweiterung des Packhofes noch dringender for Friedrich Wilhelm 11f1., unser

1. 86 Se. Königl. Majestät allgemein verehrter und innigst geliebter Landesvater, d bi ze vielen anderen Wohlthaten, 98 unvergleichlichen ö 1e münde und die Chausseen in der Provinz ehrerbietigst verdanken 8n auch die so lange und so sehnlichst gewünschte Erweiterung des Pack⸗ 8 hofes Allergnädigst eintreten und dadurch zur Ausführung bringen zu lassen, was Allerhöchst Ihr großer Ahnherr, Friedrich Wilhelm 1 aus reiner Gerechtigkeitsliebe der Zukunft überlassen hatte. Freilich konnte ein solches Unternehmen nicht ohne große Opfergeschehen. 8 . nun Niemand in seinen Rechten verletzt werden möge, bewilligten Aller⸗ höchstdieselben, auf den Vorschlag des verewigten, Staats⸗Ministers Herrn Maassen, mit gewohnter Königlicher Huld und Gnade die bedeutende Summe von 200,000 Rthlr. zum Ankauf des Gerber⸗ hofes (den das Gewerk unter den veränderten gewerblichen Verhält⸗ nissen freiwillig verkauft hatte) und der ihn begränzenden Gebände⸗, so wie zur Erbauung eines großen, dem hiesigen Handel und Ver⸗ kehr angemessenen Waaren⸗Magazins. Zu diesem Gebäude auf einem Rost von 1781 theils 54 Fuß langen Pfählen ruht, Pas mit deren Einschlagung man ein Jahr lang beschäͤftigt war vollen wir jetzt den Grundstein, der zugleich das geschichtliche der Anlage

in sich verwahren wird, legen, und dabei Gott bitten, d ß Er das