1836 / 172 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ddeun zu machen.

gabe on gedeckt ist, s daß auf der Zukunft nur noch eine 98 unbedeutende Summe lasten bleibt. Wenn Sie mir erlaubeun, und wenn ich die Geduld der Kammer nicht ermüde (nein, nein!), so will ich Ihnen eine Uebersicht davon geben. Erstens sind dem Lande vorübergehende Kosten auferlegt worden, die freilich ein Uebel⸗ stand waren, aber es war doch besser, die Gegenwart, als die Zukunft zu belasten. Sie haben im Jahre 1831 durch Ausschreibung einer außerordentlichen Steuer von 30 Centimen eine Summe von 56 Millionen Fr. erhoben, eine Auflage, die nachher nicht mehr wieder⸗ kehrte, und von der keine Spur mehr vorhanden ist. Sie haben ungefähr 10 Mill. durch Abzüge von den Gehalten der Staatsdiener ge⸗ wonnen; auch dies war ein vorübergehendes Opfer, welches die Beam⸗ ten mit großem Patriotismus getragen haben, und das jetzt vorbei ist. Dadurch, daß Sie den Tilgungs⸗Fonds, den man jetzt, meiner An⸗ sicht nach höchst unvorsichtig, auf eine so harte Weise antasten will, in seiner Stärke aufrecht erhielten, haben Sie dem Lande unermeß⸗ liche Dienste geleistet; Sie haben zum Kredit Ihre Zuflucht genom⸗ men und drei Anleihen gemacht: die National⸗Anleihe, welche 21 Mil⸗ lionen eintrug, eine zweite im Jahre 1831 zu 120 Millionen Kapi⸗ tal, und endlich die Ulnleibe von 1832 zu 150 Millionen Kapital. Also ein neues Kapital von 291 Millionen, welches die Staats⸗ schuld um eine jährliche Last von 15,827,000. Fr. erhöhte; aber unterdessen, meine Herren, hat der Tilgungs⸗Fonds, abgese⸗ hen von der Konsolidirung, 16,252,000 Fr. Rente eingelöst, also eine Million mehr, als die Zinsen Ihrer drei Aulei⸗ hen betragen. Man kann daher wohl sagen, daß die Tilgung verzo⸗ gert worden ist, aber man darf doch zugleich behanpten, daß der Til⸗ gungs⸗Fonds von den durch die Juli⸗Revolution verursachten Lasten chon ein Kapital von 291 Millionen abgelöst hat. Das ist noch nicht Alles. Eine andere Operation, die Sie am 17. August 1835 votirt haben, ich meine die Konsolidirung, hat die Mittel zur Tilgung Ihrer Lasten vermehrt. Durch dieses Gesetz bestimmten Sie die Fonds, welche un⸗ fruchtbar in der Tilgungs⸗Kasse dalagen, weil die Renten, zu deren Til⸗ guug sie bestimmt waren, über pari standen, zur Bestrettung der seit 1833 eutstandenen außerordentlichen Ausgaben. Am 1. Jan. 1836 hatten Sier bereits 116 Millionen konsolidirt. In diesem Augenblick sind 139 Millionen konsolidirt, und es befinden sich noch 12 Millionen in der Tilgungs⸗Kasse, die zur ferneren Konsolidirung bestimmt sind. Diese von Ihnen votirte Konsolidirung wird also die außerordentlichen Lasten der Juli⸗Revolution um 255 Millionen erleichtern, deren gäànzliche Tilgung im ersten Trimester von 1838 stattfinden wird. Eine andere Entschädigung haben Sie in einer überaus reichen Pro⸗ duction gefunden; dadurch ist der Verlust gedeckt, den Sie durch den Verkauf eines Theils der Waldungen erlitten. Sie wissen, daß der Verkauf von 115,000 Hektaren Holzung votirt wurde, der 114 Millionen eintrug. Dieser Verkauf raubte dem Schatz eine jährliche Einnahme von 3,800,000 Fr. Aber in Folge der Verbesse⸗ rung, meine Herren, die sich seit mehreren Jahren in verschiedenen Produkten zeigt, haben Sie jetzt, bis auf etwa 300,000 Fr., dieselbe Einnahme wieder erlangt. Alle diese Summen machen zusammen 716,290,000 Fr., so daß die unfruchtbaren Ausgaben, welche die Juli⸗ Revolution veranlaßte, vollkommen gedeckt und getilgt sind und nichts mehr davon zurückbleibt. Von 333 Millionen nützlicher, frucht⸗ bringender Ausgaben, die seit der Juli⸗Revolution gemacht worden, haben Sie schon 257 gedeckt, und bleibt daher jetzt von den Resultaten der Juli⸗Revolution dem Schatze nur noch eine Last von ungefähr 76 Millionen. Was das von Herrn Laffitte gepredigte Entlastungs⸗ Sostem anbetrifft, so wird die Kammer fühlen, daß es sich nicht so⸗ wohl darum handelt, wenig auszugeben, als fruchtbringende Ausga⸗ Nicht daran kann dem Steuerpflichtigen liegen, daß er weniger zu zahlen hat, sondern, daß er mehr gewinne. Endlich, meine Herren, verpflichte ich mich noch, sobald sich mir die Gelegen⸗ heit darbietet, zu beweisen, daß der Vorschlag des Herrn Laffitte, den Tilgungs⸗Fonds zu reduziren, illusorisch, unzeitig, gefährlich und gesetzwidrig ist.“ (Sehr gut, sehr gut )

Nach dem Grafen von Argout ließ sich noch Herr Ver⸗ ryer (aus dessen Rede wir uns einen Auszug vorbehalten) ver⸗ nehmen, worauf, da es bereits 7 ½¼ Uhr war, die Fortsetzung der Debatte auf den folgenden Tag verlegt wurde.

Der Moniteur zeigt an, daß alle auf Urlaub abwesende Praͤfekten und Unterpraͤfekten den Befehl erhalten haͤtten, sich spaͤtestens bis zum 25sten auf ihren resp. Posten einzufinden, um die zur Ausfuͤhrung des Gesetzes uͤber die Vicinalwege erforder⸗

lichen Vorkehrungen zu treffen.

Horace Vernet reist heute von hier nach St. Petersburg ab;

er hatte gestern noch eine Privat⸗Audienz beim Koͤnige. Der hiesige Assisenhof hielt gestern seine letzte Sitzung in Prozesse der der Ermordung und Beraubung der Ehe⸗

s‚em leute Maẽës beschuldigten beiden Haus⸗Bewohner dieses Ehe⸗

paars, mit Namen Logerot und Vancauwenbergher. Der Er⸗ stere wurde auf alle an die Geschwornen gerichtete Fragen fuͤr nicht schuldig erklaͤrt, der Andere dagegen, unter Beseitigung der Anklage des Mordes und der Brandstiftung, bloß der Ent⸗ wendung gemuͤnzten Geldes und verschiedener Kleinodien aus einem Jange. in welchem er als Domestik gedient, fuͤr schuldig befunden. Demnach wurde Logerot sofort auf freien Fuß ge⸗ setzt, und er kann jetzt auf ein ihm von den Eheleuten Maẽés ausgesetztes Legat von 10,000 Fr. Anspruch machen. Vancau⸗ wenbergher dagegen wurde zum Maximum der Strafe, naͤmlich zu 10 jaͤhriger Zuchthausstrafe mit Ausstellung am Pranger, so wie zu lebenslaͤnglicher Beaufsichtigung durch die Polizei con⸗ demnirt. Er vernahm sein Urtheil anscheinend mit großer Gleichgůͤltig keit. Die Nummer der Gazette de France vom 31. Mai war, wie man sich erinnern wird, wegen eines Schreibens unter der Ueberschrift: „73e Lettre de la Voisine“ in Beschlag genommen vorden. Die Anklage⸗Kammer des Koͤniglichen Gerichtshofes hat indessen gestern erklaͤrt, daß kein hinlaͤnglicher Grund zur gerichtlichen Belangung des Herausgebers vorhanden sey. Dem⸗ nach ist die gedachte Nummer der Gazette wieder freigegeben vorden.

Die Nachrichten aus Madrid reichen bis zum 7. Juni, sind jedoch ohne Bedeutung. Cordova war noch nicht wieder zur Armee abgegangen, dagegen hatte man zwei Bataillone In⸗ fanterie und 100 Kuͤrassiere von Guadalaxarg nach Nieder⸗Ara⸗ gonien abgeordnet, wo die Karlisten große Fortschritte machten. Ihnen soll noch ein Bataillon der Truppen Merino's mit 4 Artilleriestuͤcken nachfolgen. Vom Kriegs⸗Ministerium war der Befehl nach dem Hauptquartiere der Nord⸗Armee in Vittoria abgegangen, ein Corps von 3000 Mann auf der Stelle eben⸗

dorthin zu detaschiren. Das Hauptquartier des Don Carlos war, nach Briefen von der Spanischen Graͤnze, am 10. Juni noch in Villafranca. Es heißt, daß die von demselben angeord⸗ nete neue Truppen⸗Aushebung in Navarra 18,000, in Alava⸗ 5000, in Guipuzcoa 7000 und in Biscaya 9000 Mann betragen

Großbritanien und Irland.

London, 14. Juni. Die Herzogin von Kent und die Prinzessin Victoria sind gestern zu einem Besuch bei Ihren Majestaͤten nach Windsor gereist.

Der Prinz von Oranien hat so viele Einladungen von dem Englischen Adel erhalten, daß Se. Koͤnigliche Hoheit sich ent⸗ schlossen, noch bis zu Anfange des naͤchsten Monats hier zu verweilen.

Die Abreise des Grafen Pozzo di Borgo ist nun auf naͤch⸗ sten Sonntag festgesetzt.

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Waͤhrend der feierlichen Installation des Landgrafen von Hessen⸗Homburg, die am Sonnabend in Windsor stattfand, stuͤrzte der auf der Wache stehende Kavallerist der Koͤniglichen Garde in einem Anfall von Wahnsinn mit gezogenem Saͤbel unter die versammelten Ritter, er wurde aber, ehe er noch ein Ungluͤck hatte anrichten koͤnnen, von seinen Kameraden ergriffen und fortgeschleppt.

Der Herzog von Bedford hat seinen Beitrag zu der Sub⸗ scription fuͤr O'Connell mit folgendem Schreiben an Herrn Hume, als Vorsitzer der zu diesem Zweck in der Kron⸗ und An⸗ ker⸗Tavern gehaltenen Versammlung, begleitet: „Sir, ich ersehe aus den Zeitungen, daß am letzten Mittwoch in der Kron⸗ und Anker⸗Tavern eine Versammlung gehalten wurde, in welcher Sie den Vorsitz fuͤhrten. Da ich mit dem Zweck derselben, wie er in den in jener Versammlung vorgeschlagenen Beschluͤssen auseinandergesetzt ist, vollkommen uͤbereinstimme, so gereicht es mir zu großem Vergnuͤgen, meinen Namen der Subscribenten Liste zur Befoͤrderung jenes Zwecks beizufuͤgen. Ich habe mich schon vor langer Zeit von den oͤffentlichen Kaͤmpfen zuruͤckgezo⸗ gen, aber der Frieden, die Ruhe und die Wohlfahrt Irlands koͤnnen mir doch nicht gleichguͤltig seyn, und ich bin fest uͤber⸗ zeugt, daß sie sich nur durch vollstaͤndige und gleiche Gerech⸗ tigkeit gegen die Bevoͤlkerung jenes ungluͤcklichen Landes erreichen lassen. Ich habe die Ehre, zu seyn, Sir, Ihr gehor⸗ samster Diener, Bedford.“ Die Morning Post meldet, daß Brooke's Klub zu jener Subscription 1000 Pfund beisteuern wolle, und daß sich Herr Coke und Lord Ebrington besonders eifrig zu Gunsten O'Connell's gezeigt haͤtten. „Dies zeigt“, sagt das genannte Blatt, „daß die Whigs O'Connell, als den groͤßen Hebel der Agitation, um jeden Preis zu unterstuͤtzen ge⸗ willt sind. Wenn sich ein Herzog an die eine Seite und ein Klub an die andere Seite des Agitators lehnt, um ihn pomphaft dem Publikum vorzufuͤhren, so ist dies wohl ein unzweideutiges Zeichen, daß die Whigs entschlossen sind, O'Connell auf jede Ge⸗ fahr hin aufrecht zu erhalten.“

Der Standard meint, wenn Lord Melbourne in der ge⸗ gen ihn eingeleiteten Klagesache auch nur zu einem Heller Ent⸗ schaͤdigung verurtheilt wuͤrde, so koͤnne er nicht einen Tag laͤn⸗ ger Premier⸗Minister bleiben. Wer aber wuͤrde seyn Nachfol⸗ ger seyn? Man nenne den Lord John Russell, den Marquis von Lansdowne und den Grafen von Mulgrave, aber keiner von diesen sey faͤhig, den jetzigen Premier⸗Minister in der Lage, in welcher sich das Ministerium befinde, zu ersetzen.

Einer der Repraͤsentanten von Suͤd⸗Warwickshire, Herr Sheldon, ist mit Tode abgegangen, und das Unterhaus hat be⸗ reits ein neues Wahl⸗Ausschreiben fuͤr diese Grafschaft erlassen. Als Kandidaten sind Sir G. Skipwith, ein Liberaler, und Herr Shirley, ein Tory, aufgetreten.

Aus dem Haag, 16. Juni. Der Minister des Innern, Herr van Doorn, hat gestern eine Reise nach der Schweiz an⸗ getreten.

Die in Utrecht versammelten ehemaligen Studirenden dieser Universitaͤt haben sich bei Gelegenheit der jetzigen zweiten Saͤ⸗ kular⸗Feier derselben in vier Klassen Hegegffül⸗ wovon die erste aus den Studirenden bis zum Jahre 1800, die zweite aus de⸗ nen vom Jahre 1801 bis zum Jahre 1815, die dritte aus denen vom Jahre 1816 bis zum Jahre 1825 und die vierte endlich aus den vom Jahre 1826 bis zum Jahre 1836 promovirten be⸗ steht. Eine fuͤnfte Abtheilung bilden demnaͤchst die jetzigen Stu⸗ direnden. Gestern fand unter Anderm ein festlicher Aufzug der dortigen Setzer, Buchdrucker uud Buchbinder statt. Die ver⸗ schiedenen Werkstaͤtten waren durch drei dekorirte Wagen darge⸗ stellt, auf denen das Lied, welches unter das Volk vertheilt wurde, anscheinend eben erst gesetzt, gedruckt und planirt wurde. Einem großen sehr glaͤnzenden Feuerwerk wohnte auch Se. Koͤnigl. Ho⸗ heit der Prinz Friedrich bei.

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Bruͤssel, 15. Juni. Der Senat beschaͤftigt sich jetzt mit dem Gesetz⸗Entwurf uͤber die von der Regierung beabsichtigte Anleihe von 30 Millionen Franken.

Der von Herrn Dietz gebaute neue Dampfwagen fuhr gestern mit der groͤßten Leichtigkeit durch die hiesige Stadt, wo⸗ bei er jedem Wagen u. s. w. auf das geschickteste auswich. Er wird jetzt nach der Chaussee von Anderlecht gebracht, um dort unter dem Schutze der Regierung eine regelmaͤßige Ver⸗ bindung zwischen dem genannten Orte und Hal herzustelen.

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Hannover, 18. Juni. (Hannoversche Ztg.) Es hat sich neuerlich Karl von Braunschweig, die dermalige Reise Sr. Durchlaucht des regierenden Herzogs nach London zu der Ausfuͤhrung eines neuen ungereimten Restaurationsplanes zu benutzen. Ohne auf die Wahrscheinlichkeit und auf den Grund eines solchen Ge⸗ ruͤchtes naͤher einzugehen, koͤnnen wir aus guter Quelle ver⸗ sichern, daß die Regierungen von Hannover und Braunschweig von dem Beginnen und von den Absichten des Herzogs Karl vollkommen unterrichtet sind, und daß es daher an der Ergrei⸗ fung aller zweckmaͤßigsten Maßregeln zur kraͤftigsten Verhinde⸗ rung ruhestoͤrender Plaͤne der vorgedachten Art in beiden Staaten nicht ermangelt hat und nicht ermangeln wird.

Weimar, 18. Juni. Der Koͤnigl. Saͤchsische Kammerherr von Budberg, welcher gesendet war, um die achricht von dem Ableben Sr. Majestaͤt des Koͤnigs Anton und von der Thron⸗ besteigung Sr. Majestaͤt des Koͤnigs Friedrich August zu uͤber⸗ bringen, hatte am 15ten d. M. seine Audienz bei dem Großher⸗ zoge und der Frau Großherzogin Koͤnigl. Hoheiten. Von Wei⸗ mar ist der Ober⸗Stallmeister von Bielke nach Dresden abge⸗ gangen, um die Theilnahme des Großherzoglichen Hauses an jenen Ereignissen zu bezeugen. 8

Der diesjaͤhrige hiesige Wollmarkt hat alle Erwartungen uͤbertroffen, die man von ihm gehegt hatte. Es wurden 10,500 Stein hier gewogene Wolle und 9000 Stein nach Proben ver⸗ kauft, zusammen also 19,500 Stein. Der Preis hielt sich im Durchschnitt zwischen 15 und 23 Rthlr. und naͤhert sich den Preisen vom Jahre 1833. Was daher in der Weimarischen Zeitung im Jahre 1835 von dem Wollmarkte zu Weimar gesagt worden ist, naͤmlich, daß er immer mehr der Mittelpunkt des Wollverkehrs in Thuͤringen werden muͤsse, geht der Erfuͤllung stets naͤher. Man vergleiche nur die Steigerung seit dem Jahre 1834: In diesem Jahre wurden verkauft 4511 Stein, nach Probe 8000 Stein; im Jahre 1835 9080 Stein, nach Probe 7000 Stein. Die vorzuͤglichsten Kaͤufer waren aus Duͤren, Eisenach, Kassel, Melsungen, Frankenhausen, Naumburg, Len⸗ nep, Gera, Muͤhlhausen, Poͤsnek, Ronneburg, Hirschfeld, Lo⸗ benstein, Frankfurt a. M., Erfurt, Rudolstein, Blankenhain, Weida, Elberfeld, Werdau, Neustadt an der Orla, Leipzig,

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das Geruͤcht verbreitet, als beabsichtige der Herzog

Apolda, Jena, Neudietendorf, Eisleben, Gotha, Braunschy 2 1

und Hof.

Weimar, 19. Juni. Se. Majestaͤt der K Wuͤrttemberg, dessen bevorstehende Ankunft wir kuͤrzlich ang,⸗ digt haben, wird erst am 26sten d. M. hier eintreffen; vngel. den uns daher auch der Anwesenheit Ihrer Koͤnigl. Shh der Prinzessinnen von Wuͤrttemberg noch einige haben. Gestern Nachmittags traf Se. Koͤnigl. Hoheit der Pe Karl von Preußen aus Erfurt hier ein, um seinen Dur Er gen Schwiegeraͤltern einen Besuch abzustatten. Abends ersch; Se. Koͤnigl. Hoheit im Theater, wo Rossini's „Wilhel rsce gegeben wurde, und morgen wird Hoͤchstderselbe seine 8 tions⸗Reise nach Naumburg und Merseburg fortsetzen üss Koͤnigl. Hoheit der Erbgroßherzog wird in einigen Tage Leipzig, wo der Prinz bekanntlich an den akademischen 9 sungen Theil nimmt zier erwartet. - Leipzig, 16. Juni. In diesen Tagen ist hier ein Betrug entdeckt worden. Die Verleger neuer Schriften 1 bekanntlich dieselben in Packeten durch ihre Kommissionaire n der Deutsche Buchhaͤndler in Leipzig hat, an ihre Genoser

Deutschland. Da bei solchen Kommissions⸗Geschaͤften sede 9 9—

15 bis 20,000 einzelne Packete von aus an die entz

ten Buchhandlungen verschickt werden, so ist eine genaue sicht fast nicht moͤglich und es bleibt daher der Ehrlichtes, Markthelfer uͤberlassen, die das Geschaͤft des Austragug ; Packens zu besorgen haben. Da nun im letzten Jahre . deutende Anzahl solcher Packete von Leipzig nicht an F ihrer Bestimmung kam, so hat man eine Untersuchung angegg und 15 bis 20 Markthelfer festgesetzt, die ein verstecktes von meist schoͤnwissenschaftlichen Schriften, angeblich 6000 8 ler an Werth, zusammengetragen hatten und in Gemeinste unter der Aegide eines Leipziger Magisters handelten. w

Muͤnchen, 17. Juni. Der Franzoͤsische General⸗Lin nant Baudrand, Begleiter des Herzogs von Orleans, is Wien in Muͤnchen eingetroffen. 8

Stuttgart, 14. Juni. Diesen Sommer uͤber finden Mannheim gemeinschaftliche Uebungen der zum 8ten Inh Corps gehoͤrigen Wuͤrttembergischen, Badischen und Greßhenn lich Hessischen Pontonniers statt. 8

Manche unserer Gemeinden suchen neuerdings der ihnen Last fallenden Subjekte dadurch los zu werden, daß sie dena Mittel zur Auswanderung nach Amerika oder Algier geben h Agent des Marschalls Clauzel, Namens Schwarz, welcherw laͤngerer Zeit versucht hatte, Auswanderer nach Algier zu me ben, wurde von den Behoͤrden in diesem seinem gesetzwiemn Beginnen gehindert. Wenn man in den Franzoͤsischen Bätm liest, wie das Schicksal Algiers immer noch auf der Wagge sih kann man nicht umhin, die Werbung von Kolonisten, ehe n die Frage entschieden ist, ob kolonisirt oder wie die fiagte Besitzung uͤberhaupt beibehalten werden soll, nicht anders! gewissenlos zu nennen.

Darmstadt, 16. Juni. Se. Majestaͤt der Koͤnig m von Griechenland wurden nach Ihrer Ankunft gestern Aberdt Großherzoglichen Residenzschlosse von Sr. Koͤnigl. Hoheit) Großherzoge, Sr. Hoheit dem Erbgroßherzoge, Sr. Hoheitee Prinzen Karl und dem versammelten Hofe empfangen u wohnten hierauf der Allerhoͤchstdenselben zu Ehren veranstei ten großen Tafel bei. Ihre Koͤnigl. Hoheit die CErbgroßhe gin war Sr. Majestaͤt bis auf die naͤchste Post⸗Station Biche bach entgegengefahren und uͤberraschte hier ihren geliebten B. der. Se. Majestaͤt Koͤnig Otto nahm in dem Eöspaͤnnigen oße nen Wagen an der Seite der Erbgroßherzogin Platz und fuß so in die Residenz ein, auf deren Straßen bereits seit 2 Mittags, trotz der brennenden Sonnenhitze, die Menge den e hen Gast erwartete und ihn freudig begruͤßend empfing.

Darmstadt, 17. Juni. Se. Maj. der Koͤnig von Gn chenland machten gestern bei Sr. Koͤnigl. Hoh. dem Grysg zoge und den Prinzen des Hauses Besuche und empfingen üe von den Allerhoͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften. Se. Kim Hoh. der Großherzog uͤbergaben Hoͤchsteigenhaͤndig Sr. das Großkreuz des Ludwigs⸗Ordens, und der Koͤnig uͤberret dagegen Sr. Koͤnigl. Hoh. dem Großherzoge und Sr. 9h. dem Erb⸗Großherzoge das Großkreuz des Griechischen Erle Ordens. Ueberall, wo der Koͤnig erschien, draͤngte sich dass herbei und freute sich seiner herablassenden Huld und Fu lichkeit. Heute Morgen um 9 Uhr sind Se. Maj., in Bcf tung Sr. Hoh. des Erb⸗Großherzogs und Ihrer Koͤnigl. der Erb⸗Großherzogin, zu einem Besuche an dem Heret Nassauischen Hofe nach Biberich abgereist, von wo Sie, Vernehmen nach, morgen wieder hier eintreffen werden.

Frankfurt a. M., 13. Juni. (Nuͤrnb. Korresp.) 10ten d. war der festgesetzte Termin verstrichen, bis zu welh man Anerbietungen zur Uebernahme des projektirten neuc. lehens bei hiesiger Stadt⸗Kanzlei einreichen konnte. Wider Erwarten ist gar kein Anerbieten eingegangen. Dieses sa nun sehr bedenklich und koͤnnte bei Manchem, der mit sg wunderbaren Gange, welchen diese Anleihegeschichte von üeig Beginne an genommen hat, nicht vertraut ist, sehr irnie ng sichten uͤber den Kredit Frankfurts erregen, waͤhrend es viim als ein guͤnstiges Ereigniß betrachtet werden darf, daß 0, so geht, indem nun ohne Zweifel, wie bei der fruͤhm znent Reduction, auch jetzt die Stadt selbst, ohne Dazzitantun eines Unternehmers, die Reduction auf 3 ½ pCt. vornehwen wird. Bekanntlich waren fruͤher Anerbietungen von seht ach baren Handelshaͤusern geschehen, um das ganze Anlehm n zwar zu 3pCt. zu uͤbernehmen. Die Sache wat dee Abschluß nahe, als sich ein anderes Consortium von einer ßen Anzahl hiesiger Handelshaͤuser (uͤber 70, unter veg ebenfalls viele große) bildete und andere Anerbietungen mn Man ging damals auf keinen dieser Plaͤne weiter ein, ne che wurde bei den Behoͤrden sehr lange berathen und ene eine Lotterie hineingemischt. Hoͤchst wahrscheinlich ist A ganze Gang der Angelegenheit der Grund, daß keines jener 9 Consortien weitere Anerbietungen gemacht hat, und da ungeg sen Consortien die bedeutendsten hiesigen Wecchselhaͤuser bm ligt waren, so erklaͤrt sich jenes Ausbleiben von Anerbietmn ganz einfach. Hoffentlich ist nun auf diese Weise den eine Lotterie mit dem Anlehen zu verbinden, beseitge g, die Sache ihrer Erledigung naͤher, als bisher, da die 8 1 dung fuͤr Eines oder das Andere nun nicht mehr nothhg sondern das Verhaͤltniß sich vielmehr klar gestellt hat, 1 Darmstaͤdter 3 ½ proc. Anlehen steht bereits auf 195 konnte man bei solchem Vorgange und Beispiel zweife ,ig die von unserer Behoͤrde auszugebenden Obligationen, aush denselben Zinsengenuß gewaͤhren, sogleich zu pari uncgverg resp. angekauft und deren Cours bald uͤber pari steigene ntrefe

In den letzten acht Tagen hat die Zahl der hhens diesett den Fremden taͤglich zugenommen; fuͤr jetzt halten gohn, eils- indessen nicht lange auf, sondern begeben sich gr Fan Boch die Baͤder. Wiesbaden fuͤllt sich nun auch mehr 19

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. ; Zeit zu erfren

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an; doch muß deren Zahl noch bedeutend steigen, um den 88 Jahren gleich zu kommen. Viele Frankfurter, die fruͤ⸗ ühere maͤßig Wiesbaden besuchten, gehen nun nach den ükeeelegenen Badeoͤrtern Soden und Kronthal, am Fuße des her 4 *Das letztere wird besonders stark besucht. Das an zunu , von Frankfurtern auf Actien erbaute Kurhaus ist send egt, und es wird jaͤhrlich eine bedeutende Dividende un⸗ 8 je Actionaire vertheilt. Auch Salzhausen in der Wetterau starker besucht, und eben so Kreuznach. 8

Frankfurt a. M., 17. Juni. Der hier bestehende Ver⸗

ur Unterstuͤtzung Deutscher Krieger, die in der Schlacht Zele⸗Alliance invalid geworden, hat wiederum in die hiesigen kungen seine jährliche Bekanntmachung einruͤcken lassen, wo⸗ 3 diesesmal sechzehn Invaliden 320 Thlr. Preuß. Courant cahlr. ein Jeder) erhalten werden. . Morgen wird hier auf der sogenannten Mainlust dem hier Komponisten Rossini zu Ehren ein großes Diner mehr als 50 Couverts gegeben. Gestern Nachmittag hat sich hier der traurige Fall ereignet, jein Schneidermeister, Namens Johann Lichtwerk, erst seine tfrau und zwei Kinder von drei und fuͤnf Jahren, dann aber Hselbst ums Leben gebracht hat. Veranlassung und Umstaͤnde Faraͤßlichen That zu erforschen, ist, wie man bereits vernimmt, ggerichtliche Untersuchung angeordnet.

Schwetz.

Juni. (Schwaͤb. Merk.) Von den in Zuͤ⸗

verhafteten Deutschen Fluͤchtlingen, welche einer geheimen bbindung „das junge Deutschland“, angehoͤrten, sind bereits lige wieder in Freiheit gesetzt worden. Auch hier und in Biel Urden Verhoͤre mit Fluͤchtlingen vorgenommen, aber ohne Er⸗ g, wie man vernimmt. Man glaubt, daß durch eine gemein⸗ nftliche eidgenoͤssiche Maßregel alle ‚iejenigen Fluͤchtlinge, eiche erwiesenermaßen Mitglieder der Verbindung „das junge heutschland“ sind, aus der Schweiz werden gebracht werden. her hier verbreiteten Nachricht, als wenn ein solcher Schritt Beziehung auf alle Fluͤchtlinge ohne Ausnahme beabsichtigt rde, kann mit Bestimmtheit als ungegruͤndet widersprochen rden. Eben so wenig sind bis jetzt von fremden Regierungen gend Anforderungen einer solchen oder aͤhnlichen Maß⸗ gel an den Vorort gelangt. Im Gegentheile versichert an, daß von unsern fremden Gesandten wiederholt erklaͤrt orden sey, daß alle diejenigen Fluͤchtlinge, welche 9 und ruͤckgezogen leben, ungestoͤrt bleiben wuͤrden. Der Stand eiburg wird auf der naͤchsten ordentlichen Tagsatzung nach ei⸗ m von dem dortigen großen Rathe gefaßten Beschlusse den utrag stellen, daß die jedes Jahr erfolglos auf dem eidgenoͤssi⸗ hen Traktanden⸗Circulair figurirende Revision der Bundes⸗ erassung aus demselben gestrichen werden solle. Man ist hier Meinung, daß dieser Antrag Unterstuͤtzung finden und ver⸗ uihlich zum Beschluß erhoben werden duͤrfte.

zuͤrich, 15. Juni. Nach der hiesigen Zeitung sind 19 undwerksburschen, Theilnehmer geheimer Verbindungen, dieser age uͤber die Zuͤricher Kantonsgraͤnze gebracht wordben.

Spanien. 86

Madrid, 4. Juni. (Allg. Ztg.) Die sich selbst so mnenden Patrioten, d. h. die Anhaͤnger Mendizabal's, hatten unf gerechnet, daß die Nord⸗Armee unter Cordova eine voͤl⸗ e Niederlage erlitten haͤtte; denn lieber wuͤrden sie dem Don arlos den Sieg, als einer andern Partri als der ihrigen Diomph, den Thron der Koͤnigin gerettet zu haben, goͤn⸗ n. Sie verbreiteten deshalb das Geruͤcht, Cordova sey nicht r gaͤnzlich geschlagen, sondern die Armee habe sich gen ihn empoͤrt und er die Flucht ergriffen. Be⸗ sts befand sich Cordova innerhalb der Mauern Ma⸗ sds, als sich noch die Muͤßiggaͤnger auf der Puerta del Sol it jenen Nachrichten erfreuten, die durch die Ankunft des Ge⸗ rals, der am 28. Mittags, in Begleitung mehrerer Adjutan⸗ und in Folge eines ihm bereits von dem vorigen Ministe⸗ um ertheilten Urlaubs, Vittoria verlassen hatte, aufs beste wider⸗ gt wurden. Gleich nach seiner am 31. erfolgten Ankunft begab sich nach dem Pardo, um J. M. der verwittweten Koͤnigin per⸗ lich alle erforderliche Aufschluͤsse uͤber den wahren Zustand r Armee, der es keineswegs an Muth und Vaterlandsliebe, wohl er fast gaͤnzlich an Subsistenzmitteln fehlt, zu geben. Von den wuͤhmten 100,000 Mann des Herrn Mendizabal sind bis jetzt 00 Rekruten in die Nord⸗Armee eingetreten, und etwa 12,000 erden im Ruͤcken derselben eingeuͤbt. Dagegen hat Cordova das ruppen⸗Corps des Generals Evans auf 14,000 Mann vermehrt h berechnet nun die wirkliche Staͤrke der ganzen Nord⸗Arme⸗ [70,000 Mann Infanterie und 3700 Mann Kavallerie, von de aber 31,400 Mann auf die Garnisonen kommen, so daß mit awa 40,000 Mann die Linien von Sanguesa bis San⸗ andet, von Huarte bis Portugalette decken muß und nur 22,000 Mann Infanterie und 900 Pferde zu den eigentlichen offensiven Dyerationen verwenden kann. General Cordova hat ein sehr lei⸗ sendes Ansehen und ist auffallend gealtert; seine fruͤhere Leben⸗ igkeit und Heiterkeit scheint dem Ernste und vielleicht der Schwer⸗ W Platz gemacht zu haben. Am Abende seiner Ankunft brachte idas Offizier⸗Corps der hiesigen Garnison eine feierliche Fackel⸗ Must. Herr Mendizabal, welcher dem General gegenuͤber wohnt ind se Musik fuͤr sich bestimmt hielt, oͤffnete bereits seine Fen⸗ er, schloß sie jedoch, den Irrthum gewahrend, rasch wieder zu. ordova hat den Versammlungen der Minister mehreremale bei⸗ senohnt, auch einige Zusammenkuͤnfte, sowohl mit dem Englischen Es

Bern, 12.

Gesandten, als mit dem Franzoͤsischen Botschafter, gehabt. se er werde zum Grande von Spanien, mit dem Titel eines hogs von Arlaban, erhoben werden. Sein hiesiger Aufenthalt 9 sch ziemlich in die Laͤnge zu ziehen, wuͤrde aber, wenn es 8S aͤnge, sich mit dem Ministerium, so wie mit den Repraͤ⸗ it h er mit Spanien verbuͤndeten Maͤchte, zu verstaͤndigen, aic imee nur von Nutzen seyn. Die Mißverhaͤltnisse, welche 1 Cordova und dem General Evans bestehen, kommen viel⸗ 8 eülch sehr auf Rechnung des Letzteren, der mehr auf die oun⸗ ten Zusagungen Mendizabal'’s, als auf die Befehle Cor⸗ s einn geben schien. Vor einigen Tagen wies Herr Mendiza⸗ dule nn fremden Diplomaten einen angeblich aus der besten heri eommenden Brief vor, in welchem behauptet wurde, Ge⸗ inen dns habe, in Folge des eingetretenen Ministerwechsels, is nar affenstillstand mit Don Carlos abgeschlossen, um auf SInstructionen aus London abzuwarten. Den Tag dar⸗ danc de Feiselbe Diplomat die amtliche Nachricht von der de N nglaͤnder bewerkstelligten Einnahme von Passages.

n noch Nachrichten aus Unter⸗Aragonien und Valencia lau⸗ 85 nner sehr betruͤbend. Cabrera hat, so heißt es heute, Reiter 1 Offiziere erschießen lassen! 1500 Mann und 200 in die der heute von hier nach Unter-⸗Aragonien abmarschirt, sI Alles rtigen Truppen zu verstaͤrken. Hier in Madrid im tiefsten Frieden. Das Ministerium ist vor⸗

707 zuͤglich auf Anschaffung der noͤthigen Geldmittel bedacht; ein am 30sten fruͤh von Paris eingetroffener Courier uͤber⸗ brachte Depeschen von Herrn Aguirre Solarte, worunter eine an Ihre Majestaͤt die Koͤnigin gerichtete Bitte, seine Verzichtleistung auf das ihm uͤbertragene Finanz⸗Ministerium an⸗ W Dieser Entschluß war bei Herrn Aguirre durch den oͤsen Eindruck, welchen die Sitzung der Prokuradoren vom 16. auf ihn machen mußte, veranlaßt, und man hofft, daß er, von den spaͤteren Erfolgen und der Aufrechthaltung der Ruhe be⸗ nachrichtigt, sich dennoch zur Annahme des Ministeriums ent⸗ schließen werde. Herr Julian de Villalba ist nun Unter⸗ Staats⸗Secretair fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten geblie⸗ ben, und Herr Olivan ist zum Unter⸗Secretair des Innern er⸗

nannt worden.

Madrid, 6. Juni. Die Koͤnigin hat eine, aus den ehe⸗

maligen Ministern Garely, Don J. Maria de Parga, Don

N. Puche und Don J. Felix bestehende Kommission ernannt, um ein Gesetz in Bezug auf die Majorate und Herrschaften zu entwerfen.

Die Wahlen und die Armee beschäͤftigen jetzt ganz beson⸗ ders die Aufmerksamkeit der Regierung. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten gut, und man erwartet guͤnstige Resultate von den bevorstehenden Wahlen. Auch zu Cadiy ist eine eben so guͤnstige als unerwartete Reaction eingetreten.

Der General Cordova, welcher sich, seines Gesundheits⸗ Zustandes wegen, noch hier aufhaͤlt, soll, in Uebereinstimmung mit dem Ministerium, einen Operations⸗Plan verabredet haben, von dem man sich, namentlich bei indirekter, aber wirksamer Un⸗ terstuͤtzung von Seiten Frankreichs, den gluͤcklichsten Erfolg verspricht.

Das Ministerium will, um die im Auslande angeknuͤpften Unterhandlungen nicht zu unterbrechen, in dem diplomatischen Corps keine Aenderung vornehmen. Die Botschafter zu Paris und London werden daher ihre Functionen an den dortigen Hoͤ⸗ fen beibehalten.

Der Español hatte vor einigen Tagen angezeigt, daß das Haus Ramon und Carbonnell in London seine Zahlungen einge⸗ stellt habe. Herr Mendizabal schrieb darauf sogleich an den Herausgeber des genannten Blattes und erklaͤrte jene Nachricht fuͤr falsch. Er hatte zugleich ein Schreiben des Herrn Carbon⸗ nell beigefuͤgt, worin derselbe ihm meldet, daß er bis jetzt Alles gethan habe, um seine Verpflichtungen gegen die Spanische Re⸗ gierung zu erfuͤllen, daß er jedoch, um dies auch ferner zu koͤn⸗ nen, des Beistandes der Herren Ricardo beduͤrfe.

Man erwartet hier mit Ungeduld die Nachricht, daß Herr Aguirre Solarte das Portefeuille der Finanzen angenommen habe. Die Boͤrse war heute belebter, als am Sonnabend. Die uvnverzinsliche Schuld stand 11 ½ pCt. auf 30 Tage und 13 pCt. auf 60 Tage.

Der Schwaͤb. Merkur schreibt von der Spani⸗ schen Graͤnze: vom 4. Juni: „Cordova ruͤhmt in einer pomp⸗ haften Proclamation den Heldenmuth, mit welchem seine Truppen die Stellungen von Villareal und Arlaban weggenommen haben. Man kennt diese Buͤlletins⸗Phrasen, welche immer angewendet werden, wenn eine Operation kein Resultat geliefert oder gar einen schlechten Erfolg gehabt hat. Dies war bei der letzten Offensive des Spanischen Oberbefehlshabers der Fall. Seine Truppen haben die festen Stellungen der Karlisten nicht wegge⸗

nommen, sondern, wie sich aus seiner Marsch⸗Direction eraiebt. umgangen. Man rann jede Stellung umgehen, aber damit ist

noch kein Resultat erzielt. Je weiter Corvova vorruckte, um so mißlicher wurde seine Lage; er sah sich im Ruͤcken und in den beiden Flanken bedroht. Unmoͤglich konnte der Ober— General auf eine wirksame Diversion von Seiten der Englaͤnder rechnen, denn er mußte wissen, daß sie viel zu schwach sind, um ihre Stellungen zu decken und zugleich die Offensive zu ergrei⸗ fen. Der Glaube an eine Mitwirkung von Seiten der Britischen Legion war aber, vielleicht absichtlich, um den Muth der Trup⸗ pen zu erhoͤhen, in dem Spanischen Heere verbreitet. Ein all⸗ gemeiner Jubel entstand, als man auf der Straße von Mondra⸗ gon eine rothgekleidete Kolonne erscheinen sah. Der Irrthum klaͤrte sich aber bald auf; es waren die Basken in ihren rothen Jacken, treffliche Schuͤtzen und nach Erziehung und Kleidung ganz fuͤr den Gebirgs⸗Krieg geeignet. Man kann sich nichts Leichteres und Gewandteres denken, als einen Basken in seiner rothen Jacke, seinen kurzen Beinkleidern von gestreiftem Man⸗ chester, seinen gestrickten wollenen Kamaschen, seinem kleinen Bar⸗ rett, uͤber dem weißen Hemd ein leichtes farbiges Hals⸗ tuch, dessen Knoten tief auf der Brust geschuͤrzt ist, und als Fußbekleidung die Espargatas, eine Art Sandalen, deren Sohle einen starken Finger dick ist und aus einer langen, han⸗ fenen Plattschnur von der Breite der Sohlendicke besteht, welche um sich selbst gewickelt ist und durch einzelne Querstriche Festig⸗ keit und Gehalt bekommt. Um die Sohle laͤuft ein schmaler Rand von starkem hanfenen Flechtwerk, das sich vorn uͤber die Zehen festsetzt und sie umfaßt und hinten uͤber die Fersen reicht; ein blaues oder gruͤnes Band, zierlich uͤber den Fußruͤcken ge⸗ kreuzt, giebt der Sandale die Haltung. Dies ist eine sehr dauer⸗ hafte Fußbekleidung und in felsigen Gegenden die zweckmaͤßigste, denn in die dicke, weiche Sohle druͤckt sich jede scharfe Erhaben⸗ heit und hindert den Fuß, zu gleiten. Uebung und Kleidung geben diesen Bergbewohnern im Gebirgskriege eine große Ueber⸗ legenheit uͤber regelmaͤßige Truppen; sie ersteigen mit Leichtigkeit und Schnelligkeit die jaͤhesten Abhaͤnge, gewinnen auf Seitenwegen den feindlichen Kolonnen den Vorsprung ab, greifen sie von vorn, in den beiden Flanken und im Ruͤcken zugleich an und brin⸗ gen durch ihr wohlgerichtetes Feuer Verwirrung in ihre Reihen. Auf solche Weise hat die Christinische Armee auf ihrem Ruͤck⸗ zuge bedeutenden Verlust erlitten, der jedoch, materiell genom⸗ men, weniger in Anschlag zu bringen ist, als der moralische Einfluß dieser Schlappe auf den Gäͤst der Truppen. Cordova schreibt das Mißlingen seiner Operation dem Mangel an beson⸗ dern Brigaden zu Heckung der Transporte von Munition und Lebensmitteln zu, das heißt mit andern Worten, er gesteht in⸗ direkt, daß er zu schwach ist, um mit Wirksamkeit die Offensive zu ergreifen. So ist es auch; und hierin liegt der Grund der langen Dauer dieses Buͤrgerkriegs, dessen Ende und Ausgang sich noch nicht absehen laͤßt. Der Hauptheerd desselben sind die drei Baskischen Provinzen und Navarra; ist hier die Karlistische Partei unterdruͤckt, so wird sie in den uͤbrigen Theilen von Spanien selbst fallen. Um ihr aber hier den Todesstoß zu ver⸗ setzen, ist eine aktive Armee von mehr als hunderttausend Mann guter Truppen erforderlich. Wir wollen die akti⸗ ven Streitkraͤfte der Karlisten bloß zu funfzigtausend Mann berechnen. Um gegen diese Macht mit Erfolg zu operiren und sie zu vernichten, muͤßte ungefaͤhr der nachfolgende Plan ver⸗ folgt werden: Das kombinirte Englisch⸗Spanische Armee⸗Corps bleibt in seinen festen Stellungen; von Bilbao aus ruͤckt eine Kolonne von wenigstens 20,000 Mann vor, um ihm links die

Hand zu bieten; beide Corps halten sich auf der Defensive. Zu gleicher Zeit ruͤcken von Pampelona und Vittoria 899 offen⸗ sive Kolonnen vor; beide muͤssen so stark seyn, daß jede einzeln der ganzen Karlistischen Hauptmacht die Spitze bieten kann, um nicht einzeln geschlagen zu werden; hiezu sind also wenigstens 80,000 Mann erforderlich. Die beiden Defensiv⸗Corps zu 40,000, die beiden Offensiv⸗Corps zu 80,000 Mann berechnet, ergeben sich demnach 120,000 Mann aktiver Truppen, ohne welche Zahl der Krieg in Nord⸗Spanien nicht zu beendigen ist. Man sieht hieraus, daß der sezige Stand der Dinge in Spanien unhaltbar ist, und daß die Lage dieses ungluͤcklichen Landes bloß durch die

risis einer Revolution oder Intervention, beide gleich gefaͤhr⸗ dich, geanbert werben Fainhtk.1A“

8 8 land.

8 8 dXX“ Berlin, 21. Juni. Ueber die Anwesenheit Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen in Bromberg auf Hoͤchstdessen ge⸗ genwaͤrtiger Inspections⸗Reise geht uns nachtraͤglich noch folgen⸗ der Bericht von dort zu: „Am 10. d. M. Abends nach 8 Uhr hatten wir das Gluͤck, Se. Koͤnigl. Hoheit den Kronprinzen in Begleitung des Herrn Ober⸗Praͤsidenten Flottwell hier eintreffen zu sehen. Hoͤchstdieselben waren Morgens von Gnesen aus nach Kruschwitz angen, um dort die schoͤne Ruine des sogenann⸗ ten Maͤuse⸗Thurms in Augenschein zu nehmen, hatten dann in Kobelnick, einem Gute des Herrn von Schwanefeld, das Diner eingenommen und auf Hoͤchstihrer Reise hierher in Inowra⸗ claw die dort garnisonirende Eskadron des 4ten Uhlanen⸗Regi⸗ ments inspicirt. Hier angekommen, wurden Se. Koͤnigl. Hoh. bei Hoͤchstihrem, im Hause des Regierungs⸗Praͤsidenten Wiß⸗ mann gewaͤhlten Absteige⸗Quartier von der versammelten Menge mit lautem Jubel empfangen und nahmen alsbald die Aufwar⸗ tung der versammelten Militair⸗ und Civil⸗Behoͤrden, so wie mehrerer Gutsbesitzer an. Die letztern, so wie die Chefs der erstern waren hiernaͤchst bei Sr. Koͤnigl. Hoheit zu einem Sou⸗ per versammelt, welches gegen den Schluß durch einen Fackel⸗ zug unterbrochen wurde, in dessen Begleitung unter Vortritt der Schuͤtzengilde und ihres Musik⸗Chors die Buͤrger der Stadt Sr. Koͤnigl. Hoheit in einem Vivat die Huldigungen dankbarer Liebe und Verehrung darzubringen sich erlaubten. So wie die ganze Stadt mit Blumengewinden geschmuͤckt und erleuchtet war, so war auch Seitens der Buͤrgerschaft der Wohnung Sr Koͤnigl. Hoheit gegenuͤber ein Ehren⸗Tempel errichtet, welchen in farbiger Beleuchtung uͤber der Flamme eines Altars die In⸗ schrift schmuͤckte: „Preußens hochbegluͤckender Hoffnung das freudigste Willkommen von Brombergs treuen Buͤrgern.“ Eine wogende Menge wechselte vor dieser und anderen in der Naͤhe befindlichen Beleuchtungen, ohne daß ir⸗ end eine Unordnung zu bemerken gewesen waͤre. Im 11ten d. begaben Se. Koͤnigl. Hoheit sich schon um 6 Uhr Norgens auf den Exerzier⸗Platz zur Besichtigung der versam⸗ melten Garnison, so wie der zu den Uebungen einberufenen Landwehr, von da aber in die Stadt zuruͤck, um das neue jetzt vollendete Regierungs⸗Gebaͤude in seinem Aeußern und Innern in Augenschein zu nehmen. Vorzugsweise schien der hinter dem schoͤnen Gebaͤude befindliche artesische Brunnen die Aufmerk⸗ samkeit Sr. Koͤnigl. Hoheit in Anspruch zu nehmen; Hoͤchstdie⸗ selben schenkten aber auch der Ausfuͤhrung des Baues Hoͤchst⸗ ihren Beifall. Unmittelbar vom Regierungs⸗Gebaͤude aus traten ¶£n4. Kznigl. Hoheit die Neiso nach Graudenz an und laut, wie beim Empfange, stiegen beim Abschiede die innigsten Wuͤnsch fuͤr den erhabenen Koͤnigssohn zum Herrscher der Welten em por.“ (Die uͤber Graudenz erfolgte Ankunft Sr. Koͤnigl Hoheit in Danzig und die Wieder-⸗Abreise von dort nach Pom⸗ mern ist bereits im gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung gemel det worden). 1 Man schreibt aus Erfurt unterm 19ten: „Nachden Se. Koͤnigl. Hoh. der Prinz Karl vorgestern Vormittag die Linientruppen der Garnison auf dem großen Exerzierplatze gemustert, besichtigte Hoͤchstderselbe die Festungswerke der Stadt, nament⸗ lich die Citadelle Petersberg. Mittags war Tafel bei Sr. Koͤnigl Hoheit, wozu die Generalitaͤt und saͤmmtliche Stabs⸗Offiziere der Garnison, so wie die ersten Civil⸗Behörden und die Vor⸗ steher der Geistlichkeit beider Konfessionen geladen waren. Hiernaͤchst besuchte der Prinz das Ursuliner⸗Kloster, wohnte einer in der Garni son⸗Schwimm⸗Anstalt veranstalteten Schwimm⸗Uebung bei und be ab sich dann nach den Steiger⸗Anlagen, wo zu Ehren des ho 888 Reisenden eine Abend⸗Gesellschaft veranstaltet war. Die gegenuͤberliegende Cyriaxburg war festlich erleuchtet. Gester! fruͤh inspizirten Se. Koͤnigl. Hoh. das Landwehr⸗Bataillon und die Landwehr⸗Escadron, besuchten den Dom und das evangeli⸗ sche Waisenhaus mit der Lutherzelle, und besichtigten das Mili⸗ tair⸗Lazareth und die Cyriaxburg. Gegen 1 Uhr Mittags tra⸗ fen Se. K. H. der Großherzog von Sachsen⸗Weimar zum Be⸗ suche Ihres erlauchten Schwiegersohnes hier ein und geruhten bei Hoͤchstdemselben ein Dejeuner anzunehmen, nach dessen Beendigung JIJ. KK. HH. den General⸗Lieutenant v. Loͤbell mit einem kurzen Besuche beehrten. Um 4 Uhr fuhr der Großher⸗ zog nach Weimar zuruͤck, und eine halbe Stunde spaͤter folgte ihm der Prinz, um den heutigen Tag im hohen Familienkreise zu verleben.“

Auf der Koͤnigl. Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Univer sitaͤt zu Bonn befinden sich im gegenwaͤrtigen Sommer⸗Seme ster 686 Studirende, d. i. 12 weniger als im letzten Winter⸗Se⸗ mester. Unter jener Zahl befinden sich: 114 katholische Theo logen (worunter 4 Auslaͤnder); 65 evangelische Theologen (wor unter 17 Auslaͤnder); 231 Juristen (worunter 26 Auslaͤnder) 160 Mediziner (worunter 15 Ausläaͤnder); 87 Philosophen (wor unter 21 Musländer), und 29 nicht Immatrikulirte, Chirurgen und Pharmaceuten. Verglichen mit dem vorigen Winter⸗Semester hat hiernach die Zahl der Theologen und Philosophen ab⸗, die der Juristen und Mediziner dagegen zugenommen.

In den Fabriken des Regierungs⸗Bezirks Achen herrsch fordauernd die bisherige Thaͤtigkeit. Es entstehen mannigfach neue Anlagen. Das Gebaͤude einer Dampf⸗Mahlmuͤhle i Achen ist bis zu seiner inneren Einrichtung vollendet. I. Duͤren ist man mit der Erbauung einer Runkelruͤben⸗Zucker Fabrik beschaͤftigt, eine Anlage, die um so erfreulicher er⸗ scheint, als dadurch dem Landmann eine neue Einnahme⸗Auelle eroͤffnet wird. Das neue Badehaus in Achen ist bereits so weit vollendet, daß das stattliche und geschmackvolle Gebaͤude bezogen werden kann.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Zur Charakteristik der Irlaͤnder.

Wie eine stete Wechselwirkung zwischen dem Geschmack der Le⸗ sewelt und den Arbeiten der Schriftsteller besteht, so giebt es auch eine zwischen Reisen und Reisebeschreibung, indem letztere nicht al

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lein Folge der ersteren ist, sondern auch wieder umgekehrt manche