daftig, wenn mein gelehrter Freund nicht der Mistreß Morris be⸗ durft hätte, um die Handschrift der Briefe zu beweisen, so würde die Jury von dem Grunde der Trennung zwischen Herrn und Mistreß Rorton gar nichts gehört haben; ja, sie wäre dann zu dem Glauben verleitet worden, daß Herr Norton sich wirklich deshalb von seiner Gattin getrennt, weil er ihr vertrautes Verhältniß mit Lord Melbourne entdeckt habe. Es ist vielleicht noch ein anderer ECrund vorhanden, warum Fitneß nicht vorgeladen wurde. Er hätte der Jurvy sagen können, wie es sich mit der von Sir W. Follett er⸗ zählten Geschichte hinsichtlich der Auffindung von Mistreß Norton's Papieren verhalte; er hätte jeuer Geschichte widersprechen und die offene, muverholene Art, wie Lord Melbourne seine Besuche in Storey’s Gate gemacht, und wie man bei völlig schuldlosem Bewußtseyn seine Briefe zabe frei umherliegen lassen, darthun können. (Die drei Billets von Lord Melbourne, die man unter den Papieren der Mistreß Norton vorgefunden, lauten folgendermaßen: Nr. 1. „Ich werde gegen halb 5 oder 5 Uhr kommen. Der Ihrige.“ Nr. 2. „South⸗Street, 1. Inli 1833. Heute ist keine Parlaments⸗Sitzung. Ich werde nach em Lever kommen, gegen 4 oder halb 5. Wünschen Sie lieber frü⸗
er oder späͤter, so schreiben Sie es mir. Der Ihrige.“ Nr. 3. „A. Februar 1836. Wie geht es Ihnen? Ich werde heute nicht kom⸗ men können, aber wahrscheilich morgen. Der Ihrige, Melbourue.“ Nicht, daß diese Billets erst später, nach dem Beginn der Untersu⸗ chung, fabrizirt worden, wie gestern irrthümlich gemeldet, wollte Sir W. Follett aus dem unbedentenden Inhalt und kurzen Ton derselben folgerv, sondern erbediente sich vielmehr dieser ungenirten Kürze des Aus⸗ drucks als eines Arguments, um zu beweisen, daß das Verbältniß zwischen Lord Melbourne und Mistreß Norton keine gewöhnliche Freundschaft, sondern eine schon über alle Formen sich hinwegsetzende Vertraulichkeit gewesen seyn müsse, und er schloß daraus, daß man sich wohl becilt haben möͤge, andere Briefe, die in ähnlichem Ton abgefaßt gewesen seyn möchten, beiseit zu bringen, und jene drei nur aus Versehen habe liegen lassen, indem er es für höchst üunwahrschein⸗ lich hielt, daß in der ganzen Zeit, wo Lord Melbourne im Norton⸗ Fe aus und eingegangen nicht mehr Briefe zwischen ihm und Mist⸗ reß Rorton gewechselt worden wären, zumal da mehrere Dienstboten aussagten, daß sie häufig Billets hin und her getragen hätten.) Ge⸗ rade der gänzliche Mangelan Briefen“, fuhr der Rednerfort, die ein Ver⸗ hältniß zwischen Lord Melbourne und Mistreß Norton beweisen köunten, ist das erste Symptom von der Zerbrechlichkeit eines Gebändes, das hald ganz vor Ihnen in Staub zerfallen wird. Was nun die angebliche Heimlichkeit von Lord Melbourne'’s Besuchen betrifft, von der Ihnen mein gelehrter Freund so viel gesagt hat, wie steht es damit? Die *segenannte Hinterthür ist die Thür, die nach dem Park hinausgeht, und die in den Speisesaal führt, an der kein Klopfer und keine Klin⸗ gel ist. Und siehe da, gleich der erste Zeuge, den Sie vernommen baben, Herr Fletcher Norton, erklärte, daß er stets durch diese Thür in das Haus gegangen sevp; es ist die Straßenthür; und weil Lord Melbourne durch diese Thür eingetreten ist, deshalb soll die Jury glauben, er habe eine schlechte Absicht bei seinen Besuchen gehabt. Das Mißlingen dieses Versuchs meines gelehrten Freundes hatte au⸗ genscheinlich einen großen Eindruck auf die Gemuͤther der Geschwo⸗
renen und aller Anwesenden gemacht, und mein gelehrter Freund der folgenden Zeugen noch
es daher nicht mehr, einen zu befragen. Offenbar hat die Anklage gegen Lord Melbourne mit der Trennung der beiden Ehegatten gar nichts ge⸗ mein; offenbar war diese Auflage ein späterer Einfall, ein Gedanke, der dem Kläger von irgend einem Schelm eingegeben wurde, der ihm einen Streich spielen wollte oder einen anderen Grund dabei hatte, deun vorher ist dem Kläger eine solche Beschuldigung gar nicht in den Sinn gekommen. In Betresf der verhörten Zeugen kann ich im Allgemeinen behaupten, daß sie aus Personen bestanden, die entwe⸗ der gar keinen Glauben verdienen, oder die nur ganz unwesentliche Thatsachen aussagten. Ohne Zweifel befinden sich ein paar achtbare Personen unter denen, gegen die ich nichts Unehrerbietiges sagen will; diese haben aber auch nur Dinge berichtet, die sich mit der Unschuld der Betheiligten vollkommen vereinigen lassen. Herr Fletcher Nor⸗ ron und Herr Darby, ein Advokat, sind beides höchst acht⸗ bare Personen, und ihre Aussage war gerade sehr wichtig, in⸗ dem sie erklärten, daß Herr Norton und seine Gattin bis zu z6rer Trennung stets sehr glücklich zusammen gelebt hätten. Warum wurde Lord Grantley nicht als Zeuge aufgestellt? Er sitzt dort auf der Bank waährend des ganzen Verhörs; ob dies gerade von Takt eugt, will ich hier nicht untersuchen; aber er ist hier, er, der Bruder es Klägers, der Eigenthümer von Wonersh, wohin zwei der vor⸗ geladenen Zeugen, Flooke und Anna Cummings, die früher im Nor⸗ onschen Hause gedient und sich beide durch ihre Aussagen als lüder⸗ sche Subjekte bekundet haben, ihre Zuflucht nahmen; er hätte ihnen sagen können, welche Mittheilungen zwischen ihm und diesen beiden Leuten stattgefunden, deren Behauptungen die wesentlichste Grund⸗ lage der Auschuldigungen gegen meinen Klienten bilden. Wo sind die auderen Verwandten, Miß Norton, die Schwester des Klägers, Ladv Graham, die Tante der Mistreß Norton, Ladv Sevmour und Mistreß Blackwood, die Schwestern der Letzteren, und Herr Sheri⸗ dan, ihr Bruder; Wacum hat man keinen von diesen vorgeladen? Statt deren erscheinen Ninette Elliot, eine fortgejagte Dienerin von schlechtem Charakter, eine Person, die selbst die Gebote der Keuschheit übertreten hat. Dasselbe ist mit Anna Cummings der Fall. Und wie bat sich der ehemalige Kutscher des Herrn Norton, der wegen Trunks ebenfalls aus dem Dienst gejagte Flookes als Zeuge benommen? Hat er nicht auf alle Fragen über Dinge, die er doch besser als alles Andere hätte behalten müssen, geantwortet: „„Ich kann mich dessen nicht erinnern.’“”“ Mindestens zehnmal hat er dies wiederholt, wenn ich ihn nach etwas fragte, was für die Sache des Beklagten von Wichtigkeit war. Als ich ihn fragte, ob er sich nicht auf 5— 600 Pfd. Belohnung füͤr seine prächtige Aussage, nach welcher Mistreß Ror⸗ ton als die verworfenste Person erscheinen würde, Hoffnung gemacht, antwortete er sehr naiv: non mi recordo, und ein ander Mal gar: „Rechnen Sie nicht auch auf Lohn für Ihre Arbeit?““ Auf die Aussage solcher Leute wird doch die Jury wahrlich kein Verdikt ge⸗ gen meinen Klienten fällen wollen.“ ¹ Sir J. Campbell machte nun noch auf die vielen Wider⸗ spruͤche und Abgeschmacktheiten in den Aussagen jener Dienst⸗ voten aufmerksam, wies dann auf den Glanz und Adel der She⸗ ridanschen Familie und auf den achtbaren Umgang hin, welchen Mistreß Norton gehabt, und schloß mit der Erklaͤrung, daß Lord Melbourne ihn beauftragt habe, aufs feierlichste und emphatischste zu versichern, daß er (der Lord) niemals in einem verbrecherischen Verhaͤltniß mit Mistreß Norton gestanden, daß er sie nur als Freund, und um sich in ihrer geistreichen Unterhaltung von den Staats⸗ Geschaͤften zu erholen, desucht und das Vertrauen des Herrn Norton nicht im mindesten gemißbraucht habe. 8
Man ist auf die Beschluͤsse des Oberhauses in Betreff der Irlaͤndischen Munizipal⸗Bill sehr gespannt. Die Oppositions⸗ Blaͤtter bleiben dabei, daß das Oberhaus sich standhaft dem Plane des Unterhauses widersetzen werde. Anderer Ansicht sind die mi⸗ nisteriellen Organe. Der Courier unter Anderem sagt in dieser Hinsicht: „Die Spannung des Publikums auf das fernere Ver⸗ halten der Lords in Hinsicht der Irlaͤndischen Munizipal⸗Bill hat
den hoͤchsten Grad erreicht. Es sind daruͤber verschiedene abweichende Geruͤchte im Umlauf; wir hoffen indeß, daß die, welche glauben, daß die Lords friedlichen Rathschlaͤgen Gehoͤr geben werden, der Wahrheit am nächsten kommen. Denn wenn eine Veraͤnderung stattfinden sollte, so wird es kein Uebergang von Whigs zu To⸗ ries, sondern von Whigs zu Radikalen seyn, und wir sind uͤber⸗ zeugt, der Herzog von Wellington und Lord Wharnecliffe werden sieber mit Lord John Russell und Lord Melbourne, als mit den Herren Hume und Roebuck zu thun haben wollen.“ Vorgestern fand die Feier des Jahrestages der konservati⸗ ven Gesellschaft fuͤr Middlesex im Englischen Opernhause statt. Lord Stormont fuͤhrte den Vorsitz. Die ausgebrachten Toasts
Ort zerstoͤrten, wie
zbezogen sich alle auf die Erhaltung der protestantischen Kirche in Irland. Der Marquis von Londonderry pries das Be⸗ nehmen des Oberhauses und ruͤhmte namentlich, daß er es durch seine Vermittelung allein bewirkt habe, daß die jetzige Krisis nicht gefaͤhrlich fuͤr die Freiheiten des Landes geworden sey. Er sprach die Ueberzeugung aus, daß das Oberhaus sich am naͤch⸗ sten Montag (wo bekanntlich die Irlaͤndische Munizipal⸗Bill wieder zur Sprache kommen soll) den Beifall aller rechtlich Gesinnten erwerben werde; auch deutete er an, daß jetzt noch die passendste Zeit sey, um ein konservatives Ministerium ans Ruder zu bringen, doch, meinte er, werde dies sich vielleicht nicht ganz ohne gewaltsame Mittel thun lassen.
Der Courier ruͤhmt den Vortrag des Herrn Grote, mit welchem dieser seine Motion wegen Einfuͤhrung der geheimen Abstimmung bei den Parlamentswahlen begleitete, sowohl in Hinsicht auf politische als auf thatsaͤchliche Darstellung, ganz außerordentlich und bezeichnet ihn als den Beginn einer neuen Aera maͤnnlicher und philosophischer Beredsamkeit. Herr Grote begruͤndete seinen Antrag zunaͤchst darauf, daß die Wahlen trotz der Reform⸗Bill weder frei, noch rein waͤren, und daß folglich keine Partei bei der Beibehaltung des jetzigen Wahl⸗Modus in⸗ teressirt seyn koͤnne. Bestechungen und Einschuͤchterungen aller Art waͤren in den Wahl⸗Comité's erwiesen; in Irland sey es sogar bis zu Drohungen und Mißhandlungen der Waͤhler ge⸗ kommen. Diese Uebelstaͤnde entspraͤngen in England aus dem pecuniairen Einflusse der Grundbesitzer und der hohen Geistlich— keit, in Irland aus dem moralischen Einflusse der katholischen Geist⸗ lichkeit. Fuͤr diese geistigen und moralischen Einwirkungen koͤnne die Legislatur nicht verantwortlich seyn, wohl aber sey sie es fuͤr die Einfluͤsse, die ausschließlich im Partei⸗Sinne wirkten, und zu denen er die Irlaͤndisch⸗protestantische Kirche zaͤhlte, denn diese koͤnne nur durch den Willen des Parlaments und der Regie⸗ rung bestehen. Sein Haupt⸗Argument aber war, daß kein Waͤh⸗ ler einem Anderen als seinem eigenen Gewissen fuͤr die Ausuͤbung des Wahlrechts verantwortlich sey. 8
Der katholische Erzbischof von Armagh, Dr. Crolly, fordert in oͤssentlichen Blaͤttern die katholische Geistlichkeit des Briti⸗ schen Reiches auf, den einmuͤthigen Beschluß zu fassen, unter keinen Umstaͤnden ein Gehalt vom Staate anzunehmen, weil eine so gehaͤssige Einrichtung den Feinden der Kirche Gelegen— heit an die Hand geben wuͤrde, sich in ihre Verhaͤltnisse zu mi⸗ schen und nicht allein die Kirchenzucht, sondern auch die heilige Religion selbst zu zerstoͤren. .
Ein Schreiben von einem die Euphrat⸗Expedition be⸗ gleitenden Offizier, datirt vom 5. Februar, enthaͤlt einige anzie⸗ hende Details uͤber die Sitten der Arabischen Staͤmme an bei⸗ den Ufern jenes Stromes. Er drang mit noch zwei Englaͤn⸗ dern ins Innere bis Dirr vor. Ein Gluͤck aber fuͤr sie, daß sie stark bewaffnet waren, denn die Beduinen sagten ihnen unver⸗ holen, daß sie gesonnen seyen, sie zu toͤdten, da Gott sie in ihre Haͤnde geliefert haͤtte. „Er hat uns aber nicht unbewaffnet Euch in die Haͤnde geliefert“, antworteten die unerschrockenen Reisen⸗ den. Oft war der Haͤuptling eines Stammes mit ihnen in Ge⸗ sellschaft, speiste mit ihnen, sogte ihnen aber ganz ruhig dabei, daß er sie bei der naͤchsten Belegenheit umbringen werde. An Versuchen der Art ließen es denn die Beduinen auch nicht feh⸗ len, und die Englaͤnder hatten bei einem ihrer Angriffe einen Verwundeten. Die Reisenden kamen gerade noch zeitig genug zu Dirr an, um zu verhuͤten, daß die Aegyptischen Truppen den sie es eben mit einem Dorfe unterhalb Dirr gemacht hatten. Der Einfluß der Reisenden auf die Aegypter setzte sie bei den Eingebornen in Respekt, und sie hatten daher auf der Ruͤckkehr weniger von ihrer seindseligen Stimmung zu leiden.
Nach Briefen aus Sidney (Neu⸗Suͤd⸗Wales) vom 26. Januar war der 48ste Jahrestag der Gruͤndung jener Kolonie daselbst feierlich begangen worden. Es waren uͤber 1900 Per⸗ sonen bei dieser Feier zugegen, und es wurden goldene Medaillen und landwirthschaftliche Praͤmien vertheilt. Ein Neuseelaͤndi⸗ scher Stamm hatte ein Englisches Schiss angehalten und den Capitain gezwungen, ihn von Port Nicholson nach Chatham⸗ Island zu bringen, weil ein maͤchtigerer Stamm jenen zur Aus⸗ wanderung noͤthigte. Uebrigens haben die Neuseelaͤnder den Capitain fuͤr den Gebrauch seines Schiffes nach Kraͤften bezahlt und 70 Tonnen Kartoffel⸗Aussaat mitgenommen: ein Beweis, daß sie in der Civilisation fortschreiten.
Die Morning Chronicle meldet in einem Schreiben aus Boston vom 6. Mai uͤber den fuͤr den Verkehr in den Vereinigten Staaten so laͤstigen und nachtheiligen großen Ueber⸗ schuß der oͤffentlichen Einkuͤnfte im Schatzamte Folgendes: „Die; ser Ueberschuß ruͤhrt großentheils von den Verkaͤufen oͤffentlicher Ländereien in den suͤdlichen und westlichen Gebieten her, und die Geschichte von dem Verfahren bei diesen Verkaͤufen ist merk⸗ wuͤrdig. Man haͤlt es in jenen Gebieten fuͤr hoͤchst entehrend, wenn Einer den Andern bei diesen Versteigerungen uͤberbietet, so daß der, welcher es thaͤte, schwerlich mit dem Leben davon— kommen wuͤrde; man wuͤrde ihn ohne Umstaͤnde todt schießen. Die Regierung, obgleich sie die Laͤndereien zur Versteigerung bringt, wuͤnscht doch nur, sie zu einem niedrigen Preise zu ver— kaufen, um Ansiedler anzulocken, und ihr Minimums⸗Preis ist 1 ⅛ Dollar fuͤr den Acre. In Folge dieser Umstaͤnde bilden sich Gesellschaften mit Kapitalien von verschiebdenem Belauf, von 100,000 bis eine Million, welche das Land zum Minimums— Preise kaufen und es dann in kleinen Parzelen, sehr haͤufig zu 10 und 20 den Acre, verkaufen. Land in und bei neuen Staͤdten, das vor 4 Jahren zu 10 Dollars verkauft wurde, hat seitdem 5000 Dollars fuͤr den Acre gebracht, und dies in sehr vielen Faͤllen. Natuͤrlich hatten die Regierungs⸗ Beamten die Auswahl fuͤr sich, und so werden die besten Ab⸗ theilungen zum Bebauen mit Haͤusern, townships genannt, ih⸗ nen von den Kommissarien nominell zugeschrieben, mit der Ver⸗ abredung, daß, wenn Kaͤufer kommen, ihnen gesagt wird, die und die Kavelinge seyen schon weggeschlagen. Der Einwanderer muß dann das zunaͤchst angraͤnzende nehmen, und sobald Ansied⸗ ler genug eintreffen, um das Land umher in Besitz zu nehmen, werden jene besten Bodenstuͤcke den Beamten zugeschrieben und gelten dann natuͤrlich gleich viel mehr, als die Regierung da— fuͤr erhalten hat, so daß jene Beamten schnell zu großem Ver⸗ moͤgen kommen. Tausende stroͤmen nach dem Westen hin, jeder in der Zuversicht, sogleich reich zu werden.“
Ntederlande.
— — Amsterdam, 25. Juni. Die hiesige Fondsbörse bot diese Woche wirderum nichts besonders Merkwürdiges an; der Han⸗ del war im Ganzen von wenig Umfang und beschränkte sich baupt⸗ sächlich auf einigen Umsatz in den Spanischen, Griechischen und Süd⸗ Amerikanischen Schuld⸗Dokumenten. Wegen gänzlichen Mangels an Kauflust ging es mit mehreren Holländischen Fonds etwas flauer, so daß Jutegrale gegen 86551 pCt., wirkliche 5 proc. Schuld zu 101 ⁄8 pEt. und Kanzbillets zu 24 1 1 Fl. zu haben gewesen sind; doch ge⸗
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stern stellte sich wieder etwas Frage ein, welche die
vorigen besseren Staud zurückführte; der bisherige lebhafte Handel in Actien der Handelsgesellschaft hat fast aufgehört und der Courz erhielt sich unverändert auf 174 pCt. Die Eourse von Spanischen Ardoin⸗Obligationen waren zwar steigend und erreichten vorgestern 43 ½ à 44 ⅛ pCt.; aber ein Weichen derselben zu Antwerpen und die Vermuthung, daß auch in London der Preis gesunken sey, ver⸗ ursachte bei lebhaftem Geschäfte gestern eine rückgängige Bewegung von ½ pEt; in zinslosen Spanischen Papieren wurde⸗ diese Woch; ebenfalls etwas umgesetzt, wobei alte ausgestellte zulktzt 15 ¾ pEr. und passive 13 ¼ pCt. standen. In den Coursen der Griechischen Obligationen sielen einige Abwechselungen vor; an der Montagbörse blieben selbige 24 ½¼ à 25 ⅛ pCt., sie sielen nachher auf 23 ½ à 27 pCt., welchen Preis sie nach einer anderweiten kleinen Verbesseruet zuletzt wieder behielten. Wiener Metalliques waren gut preishal tend, dagegen ging es mit Russischen éproc. Inscriptionen wege bäufigeren Vorkommens etwas slauer. Von den Süd⸗Amerrkanischen Obligationen haben Brasilianische sich bei lebhafterem Begehr bi⸗ 87 ¾ pCt. gebessert und sind Kolumbische und Pernanische ohne in. heblichen Preiswechsel geblieben; Mexiko erst zu 33 ¾, dann zu 34 und zuletzt zu 32 pCt. verhanden. Im Geldcourse ist keine Veränderung eingetreten. — Die Spekulan⸗ fen hielten sich diese Woche fern vom Getraidemarkt, und da die Jn⸗ haber von Weizen und Roggen ungeneigt schienen, billiger abzulgf sen, mußte sich der Umsatz auf das Bedürfniß der Verbraucher be⸗ schränken, wofür die vorigen Preise angelegt wurden, nämlich fi 134 pfünd. weißbunten Polnischen Weizen 260 Fl., 133 pfünd. diß 255.258 Fl. nach Güte, für 125. 130 pfünd. geringen bunten 190. 208 Fl., für 134pfünd. schönen Wismar Weizen 220 Fl., für alten 116 pfünd. Preußischen Roggen 154 Fl., für 126 pfünd. alten Ro⸗ stocker 162 Fl., für 122 pfünd. Pommerschen 155 Fl., für 117 pfümd. geringen Preuß. Pommerschen 141 Fl. — Mit Gerste war es auge nehm, Hafer wurde aber mehr ausgeboten.
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8 8 I11AX“ Bruͤssel, 25. Juni. Der Minister der auswaͤrtigen An⸗ gelegenheiten, Graf von Meulenaere, hat vorgestern eine Reiee in die Provinz angetreten; in seiner Ab wesenheit ist Hen Nothomb mit der Unterschrift des Ministeriums beauftragt. Dem Vernehmen nach ist der diesseitige Gesandte in Pariz⸗ Herr Lehon, zum Grafen ernannt worden.
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Schweden und Norwegen.
Stockholm, 23. Juni. Gestern Abend sind hier Ihr Koͤnigl. Hoheit die Frau Herzogin von Leuchtenberg und dern Kinder, die Erbprinzessin von Hohenzollern⸗Hechingen, der Prin Max und die Prinzessin Theodolinde von Leuchtenberg mit dem Dampfboote „Gylfe“ eingetroffen. Hoͤchstdieselben wurden vo Sr. Majestaͤt dem Koͤnige am Bord des Dampfbootes begruͤg, und begaben sich dann, unter dem Hurrahruf der Menge, nac dem Koͤnigl. Schlosse, wo auch Ihre Majestaͤt die Koͤnigin de hohen Reisenden empfing. Der Kronprinz und die Kronprin zessin, die Denselben bis Tulgaarn entgegengefahren waren, ke men ebenfalls auf dem Dampfboote mit an, welches letztere mi Kanonendonner salutirt wurde. Heute Abend findet bei de Zerzogin von Leuchtenberg große Praͤsentation des Hofes in
zala statt. Unsere Zeitungen enthalten in dieser Hinsicht ein ausfuͤhrliches Programm.
Schwerin, Juni. Se. Koͤnigl. Hoheit der Erbgroß herzog sind von Wismar und Ihre Koͤnigl. Hoheit die Erdz⸗ großherzogin von Ludwigslust am 25sten d. Mittags hier einge⸗
09 2₰47.
troffen und heute Nachmittag nach Ludwigslust wieder abgereist. Wie es heißt, werden JIJ. KK. HH. in der Mitte des naͤch⸗
sten Monats Juli sich nach Dobberan begeben. Das Grohherzogl. Hof⸗Theater wird anfangs Juli nach
Dobberan gehen und am 1bten dort seine Vorstellungen eroͤff
nen. Sicherm Vernehmen nach wird Fraͤulein von Hagn aus Ber⸗ lin der Zeit vom 24. Juli bis gegen die Mitte des Augusts in Dobberan in mehreren Gastrollen auftreten.
Bremen, 26. Juni. (Hamb. Neue Ztg.) Seit einer Reihe von Jahren waren die Klagen unserer Kaufleute uͤben schlechte Zeiten nicht so allgemein als dieses Jahr; besonders kle⸗ gen die Importeurs von Kolonial⸗Waaren uͤber große Verluste, die sie seit langerer Zeit an fast allen Artikeln erleiden; als Be
leg dazu mag dienen, daß in diesem Fruͤhjahre große Partieen
roher Zucker, kaum aus Westindien angekommen, wieder nach Nord⸗Amerika gesendet wurden. Der fuͤr Bremen so viel be⸗ deutende Tabackshandel liegt sehr danieder, da es an Abzg fehlt, und die Getraide⸗Spekulanten runzeln die Stirn, da t Folge des seit einiger Zeit herrschenden fruchtbaren Wetters vo allen Seiten sehr guͤnstige Berichte uͤber den Zustand der Fel⸗ der eingehen und die Preise stark weichen; unsere Sch sssrheder wuͤrden mit ihren großen schoͤnen Schiffen sehr in Vertegen⸗ heit seyn, wenn nicht Tausende hierher kaͤmen, um nach Aneret. geschifft zu werden. Durch den großen Andrang der Auswan derer haben sich unsere Schiffsrheder veranlaßt gefunden, das Passagegeld bedeutend zu erhoͤhen, wodurch wohl veele jen ohnehin Ungluͤcklichen in Noth und Verlegenheit konmen, de das Passagegeld voriges Jahr ungleich billiger war und sie, von Manchem der Passagierbefoͤrderer darauf hingewiesen, hierer ge⸗ lockt worden sind. — Seit vielen Jahren hatten wir ncht e⸗ nen so anhaltend hohen Diskonto als jetzt seit drei Monaten; ders
Grund ist wohl vorzuͤglich darin zu suchen, daß seit einem Jahr
so bedeutende Kapitalien aus Bremen gezogen sind, und nich minder in dem großen Vorrathe von Waaren bei stockenden Absatze.
Muͤnchen, 23 Juni. Diesen Abend ist Se. Majestaͤt der Koͤnig Otto mit Gefolge von seiner Reise nach Darmstadt hier⸗ her zuruͤckgekommen, wird aber, wie man hoͤrt, Muͤnchen naͤch⸗ sten Sonntag wieder verlassen, um sich in die Boͤhmischen Bo⸗ der zu begeben. 1 P
Se. Majestaͤt Koͤnig Ludwig werden bei ihrer demnaͤchst nach Bruͤckenau anzutretenden Reise den Weg uͤber Augsburg nehmen und daselbst ihre beiden neuen Schoͤpfungen, die Be⸗ nediktiner⸗Abtei und die Gemaͤldegallerie, besichtigen.
Muͤnchen, 25. Junl. Morgen wird Ihre Majestaͤt die verwittwete Kaiserin von Oesterreich nach Wien abreisen, worauf JIJJ. MM. die regierende Koͤnigin und der Koͤnig von Grie⸗ chenland (welcher am 23sten Abends wieder hier eintraf) Ihre Reise nach Marienbad am 28sten antreten. Seine Majestaͤt der Koͤnig wird am 20sten nach Bruͤckenau abreisen. Dem Ver⸗ nehmen nach wird die Allerhoͤchste Koͤnigliche Familie bis zum 15. August wieder in Muͤnchen versammelt seyn, sich nach einem kurzen Aufenthalt hier nach Berchtesgaden begeben und zum Oktoberfest wieder in Muͤnchen eintreffen, nach welchem Feste erst die Ruͤckreise Seiner Majestaͤt des Koͤnigs Otto nach Griechenland stattfindet. 1
Stuttgart, 22. Juni. (Nuͤrnb. Korr.) Zwei Iy⸗ fanterie⸗Lieutenants der hiesigen Garnison haben ihre Entlassung genommen, um sich in die Dienste des Pascha's von Aegypten zu begeben. Auch ein sich gegenwaͤrtig hier aufhaltender Bayerischer
22.
Preise auf den
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Arzt, welcher fruͤher bei der Polnischen Armee war, will in Aegypten
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los die Lorbeern mus, ein Symbol der
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Auch der Herzog von Salerno
mittags gegen 4 Uhr kamen
nicht von beunruhigender Art.
sein Gluͤck versuchen. Neigung, in dem Dienst des Don Car⸗ u suchen, die der gluͤckliche Friede anderwaͤrts verweigert, zeigt sich unsers Wissens bei unserm Militair nirgends.
Immer naͤher ruͤckt der Zeitpunkt, wo unsere Stadt in dem Standbilde Schiller's ein Wahrzeichen des Deutschen Patriotis⸗ geistigen Einheit der Nation und eine herrliche Zierde besitzen wird. Im Laufe des Sommers wird
das Modell der Statue nach Muͤnchen gelangen, und dort ist
Indessen er⸗ durch die fortdauernde Theilnahme des Publikums die Aussicht, daß das Monument auch in seinen Beiwerken aufs wuͤrdigste ausgestattet werden kann.
man geruͤstet, die Gußarbeit sogleich zu beginnen.
Stuttgart, 26. Juni. (Deutscher Cour.) In der gestrigen Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer fand die Berathung der abweichenden Beschluüsse der ersten Kammer uͤber den von der zweiten angenommenen und modifizirten Gesetz⸗Entwurf in Bezug auf die Abloͤsung der Frohnen statt. Die Kommission beantragte, theilweise bei den diesseitigen Beschluͤssen zu behar— ren, und theilweise die von der ersten Kammer vorgenommenen Abaͤnderungen ebenfalls zu genehmigen. Die Abgeordneten ha⸗ ben sich mit den Antraägen der Kommission zum groͤßten Theile einverstanden erklart, doch wurde unter Anderm derjenige, daß die an die Stelle der fruͤher bestandenen Natural⸗Frohnen im Laufe der Zeit getretenen Dienstgelder, oder andere Frohn⸗Sur⸗ rogate, im 22 ½ fachen Maßstabe zum Kapital berechnet wer⸗ den sollen, mit 48 gegen 40 Stimmen verworfen.
serretch.
— — Wien, 24. Juni. Am 2lsten d. M. Abends ist die gerze in von Parma von ihren Kaiserlichen Verwandten in Schoͤnbrunn empfangen worden; Ihre Majestät hat aber auch in Wien ihr Absteigequartier in der Kaiserlichen Burg. hat seine Wohnung in der Stadt, in der ehemaligen Reichskanzlei, wo Se. Majestaͤt der Koͤnig von Neapel, den man hier erwartet, ebenfalls absteigen werden. Wie es heißt, hat der Koͤnig bereits in der Tochter des Her⸗ ogs von Modena, Maria Theresia, geboren den 1.S17, söine Braut gewaͤhlt.
Der General⸗Major Fuͤrst Karl von Lichtenstein ist von Sr. Maäjestaͤt dem Kaiser dem Koͤnige von Neapel waͤhrend seines hiesgen Aufenthalts als General⸗Adzutant bestimmt worden.
Hier sagt man, die Herzoöͤge von Orleans und von Nemours seyen durch einen Kurier, den sie auf ihrer Reise von hier nach Italien aus Paris erhalten haͤtten, vor Meuchelmoͤrdern gewarnt worden, die auus der Franzoͤsischen Hauptstadt abgegan⸗ gen seyen.
Der hier vor 8 Tagen am Darmbrand verstorbene ehema⸗ lige Leibarzt des hoͤchstseligen Kaisers Franz, Staats⸗ und Kon⸗ ferenzrath Baron von Stift, hinterlaͤßt ein sehr beträͤchtliches Vermoͤgen. An dieser und ähnlichen Krankheitsformen sterben nach Ausweis der Wiener Hof⸗Zeitung taͤglich 10—12 Perso⸗ nen, weshalb sich hier das Geruꝛͤcht verbreitete, die Cholera sey wieder zum Vorschein gekommen.
In dem Bergwerke von Wielitzka werden (wie die Schle⸗
sische Zeitung berichtet) einige Vorbereitungen getroffen, die auf die Erwartung eines sehr hohen
Besuches hindeuten. Dem Vernehmen nach waͤre es wahrscheinlich, daß Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin vor oder nach der Kroͤnung in Prag, die Mitte September stattfindet, das beruͤhmteste Bergwerk der Monarchie besuchen.
(Allg. Ztg.) Am 8ten d. Nach⸗ Ihre Koͤnigl. Hoheiten die Herzoͤge von Hrleans und von Nemours von Botzen hier an. Die Freude des zahlreich versammelten Volks wurde indessen durch die Nach⸗ richt getruͤbt, daß der Herzog von Nemours an einer bedeuten⸗ den 11“ lirt und sich sogleich ins Bett gelegt hatte. Auf hoͤheren Befehl eilte unser geschickter Kreis⸗Chirurg Aberle zu ihm und fand fuͤr noͤthig, ihm eine betraͤchtliche Zahl Blutegel an⸗ zusetzen. Da dieses noch nicht die gewuͤnschte Wirkung hervorbrachte, mußte man am 19. Morgens zu einem Aderlaß schreiten und, da die Entzuͤndung immer noch nicht wich, abermals eine gute Zahl Blut⸗ egel setzen. Gegen Abend ließ die Entzuͤndung merklich nach, so daß der Kranke die Nacht vom 19ten zum 2ö8sten ziemlich ruhig zu⸗
Roveredo, 20. Juni.
brachte. Heute dauert die Besserung fort, und man hat Hoff⸗
nung, ihn bald ganz hergestellt zu sehen. Der Herzog von Or⸗ leans, welcher am 18ten und 19ten das Bett seines Bruders nicht verlassen hatte, reiste heute nach Verona, um daselbst mit
dem Koͤnige beider Sieilien und dem Prinzen von Salerno zu⸗
—
sammenzutreffen, in deren Gesellschaft er vermuthlich heute Abend nach Roveredo zuruͤckkehren wird. “
Schweiz. Neuchatel, 21. Juni. Der hiesige enthaͤlt den vom Staats⸗Rathe unterm 30. Mai festgestellten Tarif der Ein⸗ und Ausgangs⸗Zoͤlle, sowohl zu Lande als zu Wasser. Es ist demselben zugleich ein Reglement fuͤr die Er⸗ hebung des Bruͤckengeldes beigefuͤgt.
Zuͤrich, 22. Junt. (Allg. Ztg.) Die Verhaftungen der politischen Fluͤchtlinge, welche neue verbrecherische Entwuͤrfe verabredet, dauern fort, und die Untersuchung scheint bedeutende Resultate zu versprechen. Namentlich gewinnt die von Anfang an ausgesprochene Vermuthung, das Geheimniß, welches uͤber den Mord Lessing's herrschte, moͤchte bei dieser Gelegenheit durch⸗ brochen werden, an Wahrscheinlichkeit; wenigstens sind die Ak⸗ ten schon so weit vorgeruͤckt, daß auf Anklagezustand wegen die⸗ ses Mordes gegen einige Personen angetragen wurde. Die Re⸗ gierung von Bern ist uͤbrigens gegenwaͤrtig mit der von Zuͤrich einig, und beide scheinen entschlossen, dem Unwesen dieser Ver⸗ schwoͤrer ein fuͤr allemal ein Ende zu machen. Aber auch sie werden zu keinem Ziele kommen, wenn sie nicht die Sache zu einer eidgenoͤssischen erheben und eidgenoͤssische Beamte zu Be⸗ handlung der Spezialfaͤlle mit ausgedehnten Vollmachten er⸗ nennen.
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Lausanne, 21. Juni. Gestern ist der Prinz von Capua mit seiner Gemahlin, Miß Penelope Smith, hier angekommen. 9 hier aus werden dieselben ihre Ruͤckreise nach Italien fort⸗
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Stalien. 1 Verona,
21. Juni. Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog vor Orleans war gestern hier angekommen, um Se. Maj. den Koͤ⸗ nig beider Sicilien, der mit dem Prinzen von Salerno aus Fiorenz ankam, zu begruͤßen. Saͤmmtliche hohen Herrschaften sind bereits nach Roveredo weiter gereist, wo sich der Herzog von Nemours noch krank befindet. (S. oben Oesterreich.) Das Halsuͤbel, an dem Se. Koͤnigl. Hoh. leidet, ist jedoch durchaus
Constitutionnel
Turin, 21. Juni. Nachdem in Mailand, so wie an meh⸗ reren andern Orten der Lombardei, die Cholera wieder zum Ausbruch gekommen, sind durch eine Koͤnigl. Verordnung die fruͤher bestandenen Quarantaine⸗Vorschriften in Bezug auf Rei⸗ sende und Guͤter, die aus der Lombardei kommen, wieder er⸗ neuert werden.
Florenz, 20. Juni. Se. Maj. der Koͤnig beider Sicilien hat uns am 17ten d. in Begleitung des Prinzen von Salerno wieder verlassen. Hoͤchstdieselben haben den Weg nach Bologna eingeschlagen.
Der hiesigen Zeitung zufolge⸗ werden IJ. KK. HH. die Herzoͤge von Orleans und von Nemours binnen wenigen Ta⸗ gen hier eintreffen. 1
lslssten.
Madrid, 11. Juni. (Allg. Z.) Am gten begann in dem hiesigen Stadthause die oͤssentliche Versteigerung verschiedener in Madrid belegener, nun fuͤr National⸗Eigenthum erklaͤrter Haͤu⸗ ser. Der Erfolg siel uͤber alle Erwartung aus, indem der zu⸗ geschlagene Kaufpreis das Dreifache der gerichtlichen Veranschla⸗ gung uͤberstieg; fuͤr sieben Haͤuser naͤmlich, die auf 1,607,832 Realen veranschlagt waren, wurden 5,505,000 Realen geboten. Eine sehr große Anzahl Kauflustiger hatte sich eingefunden, und die Kaͤufer, denen die Grundstuͤcke zugeschlagen wuürden, gehoͤren nicht gerade zu der Klaässe der Boͤrsen ⸗Spekulanten. Gestern wurde die Versteigerung mit demselben Erfolge fortgesetzt, indem fuͤr neun Haͤuser, die, zusammen ge⸗ nommen auf 2,209,587 Realen angeschlagen waren, ein Kaufpreis von 7,267,000 R. erfolgte. Auf diese Weise werden die Haͤuser nicht nur weit uͤber ihren wahren Werth bezahlt, son⸗ dern der Kaufpreis uͤbersteigt auch bei weitem den wirklichen Werth des dafuͤr gebotenen Papiers. Jedoch darf man aus die⸗ sem glaͤnzenden Erfolge, den die Versteigerung hier in Madrid gehabt hat, nicht auf eine gleiche Wirkung der in den Provinzen stattfindenden Verkäufe schließen. Die groͤßte Masse der einheimi⸗ schen Staatspapiere ist in den Haͤnden von Madrider Kapitali⸗ sten, und diese suchen natuͤrlich die Kaufpreise so hoch als moͤglich zu steigern, um die Kaͤufer zu noͤthigen, ihnen ihr Papier abzu⸗ nehmen. Ferner haben hier die Haͤuser einen ganz außerordent⸗ lichen und um so mehr steigenden Werth, da aus den Provinzen immer mehr bemittelte Leute sich in die Hauptstadt vor den Graͤueln des Buͤrgerkrieges zuruͤckziehen; dagegen faͤllt der Werth der Grundstuͤcke in den Provinzen natuͤrlich immer mehr, und namentlich solche, die nicht ausschließlich in Haͤusern bestehen, sondern deren Ertrag von dem Erfolge ihrer Bebauung abhaͤn⸗ gig ist, werden schwerlich Käufer im Uebermaße finden. Die staatswirthschaftlichen Verhaͤltnisse, welche aus dem raschen Ueber⸗ gange von Klosterguͤtern in die Haͤnde habsuͤchtiger Spekulanten fuͤr die von den Grundherren abhaͤngigen Bebauer entstehen, sind bekannt genug und werden in Spanien mehr, als irgendwo eine außerordentliche Erschuͤtterung hervorbringen.
Madrid, 15. Juni. In der Revista liest man: „Ge⸗ stern fuͤhrte Ihre Majestaͤt die Koͤnigin in einer Konferenz den Vorsitz, bei welcher die Mitglieder des Regentschafts⸗Rathes, die Minister und der General Cordova zugegen waren. Letzterer sprach uͤber den Zustand des Krieges, uͤber das System, welches er bisher befolgt, und uͤber den Operations⸗Plan, welchen er ent⸗ worfen. Man versichert uns, daß die Rede des Generals einen lebhaften Eindruck auf alle Anwesende hervorgebracht habe, und daß das System desselben von den erfahrenen Militair⸗Personen, die zugegen gewesen, gebilligt worden sey. Wir hoffen, daß die Humanitaͤt, welche in dieser Konferenz herrschte, auch den Operationen des Krieges Kraft und Staͤrke verleihen werde. Der Ober⸗Befehlshaber wird unmittelbar zur Nord⸗Armee ab⸗ gehen, wo er schon mit Ungeduld erwartet wird.“
Das Echo meldet aus Tremp in Catalonien, daß der Ad⸗ jutant des Parteigaͤngers Torres, als er den schlechten Stand der Angelegenheiten seines Chefs gesehen, mit dem Gelde des⸗ selben nach Frankreich geflohen sey. 1“
Inland. 8
Berlin, 30. Juni. Die in dem heute ausgegebenen Blatte der Gesetz⸗Sammlung enthaltene Allerhoͤchste Kabinets⸗Ordre, wegen Aufhebung des fiskalischen Vorzugsrechts vor den ent⸗ fernteren Seitenverwandten bei der Intestat⸗Erbfolge im Her⸗ zogthum Schlesien und in der Grafschaft Glatz, lautet folgen⸗ dermaßen:
„Die in mehreren Theilen und Staͤdten des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz zufolge aͤlterer Gesetze und Statuten bestehende Anordnung, wodurch die Intestat⸗Erbfolge der Bluts-Verwandten in der Seitenlinie auf gewisse Grade beschraͤnkt ist und die entfernteren Seitenverwandten durch den Fiskus ausgeschlossen werden, will Ich nach dem Antrage des Staats⸗Ministeriums hiermit aufheben und in Uebereinstim⸗ mung mit dem Allgemeinen Landrecht Thl. II., Tit. 3, §§. 46 u. f. und Tit. 16 §§. 4. 16 u. f. verordnen, daß eine Verlassen⸗ schaft nur dann als erblos angesehen werden soll, wenn der ohne letztwillige Disposition Verstorbene uͤberhaupt keine Blutsver⸗ wandten und keinen Ehegatten hinterlassen hat. Diese Bestim⸗ mung ist durch die Gesetz⸗Sammlung bekannt zu machen. Ber⸗ lin, den 4. Juni 1836.
1 Friedrich Wilhelm. An das Staats⸗Ministerium.“
— Die Posener Zeitung berichtet: „Bekanntlich ist un⸗ sere Provinz reich an Bruch- und Sumpfgegenden, deren suc⸗ cessive Entwaͤsserung dem Ackerbau bereits große Landstriche ge⸗ wonnen hat. Besonders ist in der letzten Zeit von der Koͤnigl. Regierung außerordentlich viel zur Trockenlegung dieser Suͤmpfe geschehen, und stellenweise zeigt sich bereits da die hoͤchste Frucht⸗ barkeit, wo bisher nur ein spaͤrlicher Heu⸗Ertrag erzielt wurde. Die schon zu Anfange dieses Jahrhunderts begonnene, spaͤter unterbrochene Entwaͤsserung des durch 7 Kreise sich hinziehen⸗ den Obra⸗Bruchs ist neuerdings durch bedeutende Vervollkomm⸗ nung der Meliorations⸗Anlagen wesentlich gefoͤrdert worden und wird jetzt, da man die zeitherigen Streitigkeiten der anwohnen⸗ den Interessenten durch ein foͤrmliches Statut beseitigt hat, rasch vorwaͤrtsschreiten. Desgleichen ist gegenwaͤrtig die Entwaͤsserung des sogenannten Polnischen Bruchs im Fraustaͤdter Kreise, der eine Quadrat⸗Meile groß ist, im Werke. Die geometrischen Vorarbeiten sind bereits gaͤnzlich beendigt, und die Aufstellung des vollstaͤndigen Entwässerungs⸗Planes wird binnen kurzem statthaben. — Auch die Regulirung des Orla⸗Flusses im Kroͤbe⸗ ner Kreise, der fast alljaͤhrlich uͤber seine Ufer trat und den Er⸗ trag von 20,000 Morgen Landes verkuͤmmerte, hat schon begon⸗ nen und verspricht den guͤnstigsten Erfolg. Eben so ist die Ent⸗ waͤsserung der ve Bruͤche in demselben Kreise, fuͤr welche die geometrischen Vorarbeiten schon fruͤher beendigt waren, im
verflossenen Jahre wieder aufgenommen worden, so Trockenlegung des Bartsch⸗Bruches, welche bereits zu Suͤd⸗ Preußischen Zeiten beabsichtigt wurde. So schreitet unsere Pro vinz in der Boden⸗Kultur mit raschen Schritten vorwaͤrts.“”“)
1 Am 3. Juni schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in ein Einliegerhaus zu Mrowiniec, im Wongrowitzer Kreise (Reg. Bez. Bromberg), ohne zu zuͤnden, zertruͤmmerte den aͤußern Theil des Schornsteins, ging durch die untere Oeff⸗ nung des letzteren, dann durch die Wand in die Stube, zerbrach dort 2 auf der Erde stehende eiserne Toͤpfe und warf das ganze Fenster auf die Straße hinaus. Ein Kind, welches ganz in der Naͤhe war, blieb unbeschaͤdigt. An demselben Tage schlug der Blitz zweimal in ein Eö zu Kawencin, bei Gnesen, verletzte dort eine Frau, jedoch nicht lebensgefaͤhrlich, an Kopf und Schulter und toͤdtete im Stalle eine gleichfalls nicht.
— Aus Rossau in der Altmark wird gemeldet: „Der Jo⸗ hannistag war fuͤr den hiesigen Ort und die Umgegend ein Tag des Schreckens und der fuͤrchterlichsten Verwuͤstung. Nach einer Hitze von 23 Grad im Schatten thuͤrmten sich gegen Abend im Westen schwarze Gewitterwolken auf. Ein ununter⸗ brochenes Donnern ließ sich in der Ferne hoͤren, und gegen 8 Uhr entlud sich ein furchtbares Hagelwetter bei dem heftigsten Sturm, der in seinem weitern Laufe die staͤrksten Baͤume zer⸗ brach und sogar groͤßere Gebaͤude umwarf. Die Eisstuͤcke hat⸗ ten zum Theil die Groͤße eines Taubeneies, die meisten waren wie Flintenkugeln. Alle Fensterscheiben auf der Westseite wur⸗ den in einem Augenblick zertruͤmmert. Die Aussicht zu einer der gesegnetsten Aerndten ist gaͤnzlich vernichtet; denn Alles auf dem Felde ist zu Boden geschlagen. Eben so traurig sieht es in unsern Garten aus. Kein Obst und keine Gartengewaͤchse sind geblieben.“
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erse, zuͤndete aber
Wissenschaft, Kunst und Literatur
Ueber die Erwerbungen der Gemälde⸗Gallerie des Koͤniglichen Museumswaͤhrend derletztenzwei Jahre Von Dr. Waagen.
Es gehört zu den erfreulichsten Seiten der großartigen Stif⸗ tung des Königlichen Museums, daß diese Anstalt durch jährlich be⸗ willigte Fonds in den Stand gesetzt ist, die vorhandenen Kunst⸗ schätze auf eine zweckmäßtge Weise zu vermehren. Es kann hiernach nicht fehlen, daß das Museum in seinen verschiedenen Abtheilungen mit der Zeit zu einer seltenen Vollständigkeit und großen Auszeich⸗ nung gelaugen muß. Durch diese Erwerbungen wird zugleich das öffentliche Interesse fuͤr dasselbe von Zeit zu Zeit immer von neuem belebt, und es ist nie jene Gleichgültigkeit zu befürchten, welche sich so leicht einstellt, wenn solche Sammlungen als ein für allemal ab⸗ geschlossen betrachtet werden müssen, wie dieses an so vielen Orten der Fall ist. Da solche Erwerbungen meist einzeln gemacht und an den Stellen eingereiht werden, wo sie hingehören, verliert man in⸗ deß leicht den Ueberblick uͤber ihre Gesammtheit, und es erscheint daher zweckmäßig, von Zeit zu Zeit eine Zusammenstellung der⸗ selben zu geben. Diese betrifft hier zunächst nur die Abtheilung der Gemälde. Einige Bemerkungen über Art und Herkunft der
berühmten Gemälden, dürften den Kunstfreunden ebeufalls nicht un⸗ willkommen seyn.
drische Schule der Brüder van Eyck, durch die sechs Flügel des berühmten Hauptwerks dieser Meister, des Altarbildes zu Gent, eröffnet wurde, so war die Zahl namhafter Werke ihrer Schü⸗ ler verhältnißmäßig gering. Es war daher der für die Ankäufe von Kunstwerken für die Königlichen Museen niedergesetzten Kommission erwünscht, diese Lücke durch drei Gemälde auf eine würdige Wreise ausfüllen zu konnen.
lung aufgestellt, ist ein Altarbild mit Flügeln. Die Mitte stellt die Geburt Christi dar. Maria verehrt mit drei Engeln knieend das am Boden liegende Kind. Joseph nähert sich bedächtig mit einem Farendfchen Licht, dessen Flamme er sorgsam mit der linken Hand chützt. des, der und Esel hervorsehen, schweben noch drei Engel. sieht man die Verkündigung der Hirten. Rechter Flügel: Christus, dem Herrscher des Occidents verkündigt. Der Römische Kaiser Au⸗
seinen Blick zur Maria mit dem Christuskinde empor, auf deren Er⸗ scheinung in der Luft die Sibylle von Tibur ihn aufmerksam macht. Er bringt der wahren Gottheit, das Rauchfaß schwingend, ein Opfer von Weihrauch dar. Zur Seite drei Römische Hofleute. Linker Flügel: Christus, den Herrschern des Orients verkündigt. Die hei⸗ ligen drei Könige verehren knieend das Christuskind, welches ihnen in dem Stern erscheint. Die Zusammenstellung dieser Gegenstände ist dem großen Kreise der aus dem alten Testament und der Legende genommenen Bezichungen auf das neue Testament angehörig, wel⸗
den war. Auf dem Mittelbilde befindet sich die Aufschrift: 10 fl. MEMHIL.XNCK fcc. Der erste Blick lehrt, daß diese nicht gleichzeitig ist⸗ Dennoch rührt sie auch nicht aus unseren Tagen her, wie dieses so häusig der Faul ist, um Unwissende zu hintergehen; denn sie widersteht dem Putz⸗
einer Zeit darauf geschrieben worden seyn, als die Tradition über den Meister sich noch in der Familie erhalten hatte. Doch wie es auch hiermit beschaffen seyn mag, so dürfte hierauf nichts über den Urhe⸗ ber des Bildes zu gründen seyn. Daß dasselbe ein Werk des Mem⸗ ling ist, beweiset einzig und allein die vollständige Uebereinstimmung in allen Theilen mit dem einzigen durch eine gleichzeitige und un⸗ berührte Aunfschrift beglaubigten Gemälde dieses Meisters, welches bei allen Bestimmungen über dessen Bilder als Ausgangspunkt be⸗ trachtet werden muß. Dasselbe besindet sich in dem Sitzungssaale des Hospitals des heiligen Johannes zu Bruͤgge, stellt in der Mitte die Anbetung der Könige, auf den Flügein die Geburt Christi und die Darstellung im Tempel vor und frägt die Aufschrift: ANXO NCCCCLXXIX. OPUS. J0HANIS MEMLING. Als ich vor drei Jahren auf einer Kunstreise in Belgien unser Bild bei dem Kunst⸗ händler Nieuwenhuvps in Brüssel fand, untersuchte ich es genan, ging darauf nach Brügge, um jenes beglaubigte Werk des Memling zu sehen und kehrte von da mit dem frischen Eindruck des Bildes wie⸗ der nach Brüssel zurück. Ich fand die Uebereinstimmung beider Bil⸗ der schlagend. Nieuwenhuys hatte unser Bild erst vor kurzem aus der Familie des Barons Snoy zu Mecheln, für welche es ursprüng⸗ lich gemalt worden, erworben. Eine schon früher gehegte Bermuthung, daß auch das unter dem Ramen des Jan van Epck so berühmte Bild der Anbetung der Könige, mit der Verkündigung und Darstellung im Tempel auf den Flügein, in der vormals Boisseréeschen Samm⸗ lung ein Werk des Memling (auch irrig Hemling genannt) sey, wurde mir dadurch zur völligen Gewißheit erhoben. Zeigt dieses Bild schon mit dem zu Bruͤgge in Charakteren, Gefühlsweise und Technik die auffallendste Aehnlichkeit, so ist vollends die Uebereinstimmung mit dem unseren so groß, daß Riemand, welcher beide Bilder mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet hat, auch nur einen Augenblick zweifeln kann, daß beide von derselben Hand herrühren. Ja schon der Ver⸗ gleich der Steindrücke nach dem sogenannten van Evck, welche sich in den Händen so vieler Kunstfreunde befinden, mit unserem Bilde lehrt die große llebereinstimmung beider. Daß jenes Bild nicht von Fan van Evck ist, darüber haben sich schon länger alle unbefangene unstforscher geeinigt. Es weicht sn entschieden von dem Genter
Altar, wie von allen anderen beglaub
Ihm gegenüber knieet in Verehrung der Besteller des Bil⸗ Zaron Snoy. Ueber dem Dache des Stalles, aus dem Ochs In der Landschaft
erworbenen Bilder, so wie über ihre Verwandtschaft mit anderen
Wie unvergleichlich auch die Gallerie für die große Alt⸗Flan⸗
Das eine derselben 9 jetzt unter Nr. 19 A. der zweiten Abthei⸗
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gustus, in der Tracht der alten Herzöge von Burgund, richtet knieend
cher im Mittelalter von der katholischen Geistlichkeit ausgebildet wor⸗
wasser, welches neue Oelfarbe leicht auflöst. Dieselbe mag daher zu
gten Bildern des Jan von Exck