1836 / 182 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

aus Partei⸗Motiven gegen die Bill gestimmt haͤtte, und erklaͤrte, daß die Angelegenheit, da sie von großer Wichtigkeit sey, jeden⸗ denfalls in der naͤchsten Session wieder werde zur Sprache kom⸗ men muͤssen, damit die Verwaltung der Docks gehoͤrig regulirt und fuͤr die Sicherheit derselben hinreichend gesorgt werde. Im Laufe einer Unterredung, die sodann zwischen Sir Robert Peel,

oͤrd John Russell und Lord Stanley stattfand, wurde abgemacht, daß das Haus sich am naͤchsten Freitag in den Ausschuß uͤber die Irlaͤndische Zehnten⸗Bill verwandeln, die Diskussion uͤber die Appropriations⸗Klausel aber erst am darauf folgenden Mon⸗ tag beginnen solle. Herr Maclean richtete eine Frage an Lord

John Russell, in Betreff dir den Armen⸗ Kommissa⸗ rien verliehenen Vollmacht, die in den Arbeitshaͤuser n befindlichen Personen von dem Besuch des Gottesdienstes

am Sonntage abzuhalten. Lord John Russell’s Antwort wurde auf den Gallerieen nicht deutlich gehoͤrt; er soll indeß gesagt haben, daß die Armen, unter dem Vorwande, die Gottes⸗ haͤuser zu besuchen, sich auf dem Lande umhertrieben und viel⸗ faͤltig Schaden und Unfug in der Umgegend angerichtet haͤtten. (Hierzu bemerkt die Times: „Dies als ein allgemeines Fak⸗ tum aufstellen zu wollen, waͤre noch verkehrter, als wenn man es als einen Grund fuͤr die Ausschließung aller Armen von dem Besuch der Gotteshaͤuser angeben wollte. Wir glau⸗ ben nicht, daß das Armen-Gesetz eine Klausel enthaͤlt, wo⸗ durch die Armen den gewoͤhnlichen Kriminal⸗Gesetzen entzo⸗ gen werden, so daß es den Magistrats⸗Personen keine Schwie⸗ rigkeit machen kann, jenem Unfug Einhalt zu thun, von dem wir uberdies jetzt zum ersten Male etwas hoͤren.“) Das Haus verwandelte sich sodann in einen Ausschuß uͤber die Zehnten⸗ Verwandlungs⸗Bill und nahm die uͤbrigen Klauseln an. Die dritte Lesung der Bill wurde sodann auf Montag festgesetzt. Die Bill in Betreff des Zucker⸗Zolles erhielt die zweite Lesung. Lord John Russell erwiderte auf eine an ihn gerichtete Frage, daß er mit der Bill wegen Einregistrirung der Waͤhler am Montag fortfahren werde.

London, 25. Juni. Juli den hier anwesenden fremden 8 geben. 1 . Die Koͤnigin von Portugal hat durch den Baron Mon⸗ corvo, ihren hiesigen Gesandten, Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin und der Herzogin von Kent so wie der Prinzessin Victoria, das Kreuz und das Band des St. Isabellen⸗Ordens uͤberreichen ssen. 88 Wie der Morning Herald meldet, haben der Prinz von Oranien und seine beiden Soͤhne allein am vorgestrigen Tage Einladungen von dem Herzog von Buccleuch, dem Fuͤrsten von Bretzenheim, den Lords Strafford, Hotham, Mahon, Loftus, Chichester, F. Somerset, Glengall und Walpole, dem Sir Ro⸗ bert Oway, dem Obersten Hill und dem Herrn P. Thomson erhalten; ein Veweis, sagt das genannte Blatt, wie sehr sich die Englische Aristokratie beeifere, ihre Anhaͤnglichkeit an die Niederlaͤndische Koͤnigsfamilie zu zeigen.

Der Russische Botschafter, Graf Pozzo di Borgo, gab am Mittwoch seinen Abschiedsschmaus. Er gedachte vorgestern ab⸗ zureisen, wurde aber von seiner alten Qual, dem Podagra, wie⸗ derum heimgesucht und mußte die Reise einstweilen aufgeben.

Der Oberst⸗Lieutenant Charles Joseph Doyle ist zum Gou— verneur der Insel Grenada ernannt worden.

b Sir Edward Knatchbull ist in der letzten Zeit durch Krank⸗ heit verhindert worden, den Parlaments⸗Sitzungen beizuwohnen. Er lebt jetzt mit seiner Familie in Sandgate und befindet sich on wieder besser. S Der —” ard aͤußert sich in seinem letzten Blatte uͤber den Melbourneschen Prozeß folgendergestalt: „Wir. stimmen der „Times“ darin vollkommen bei, daß der am Mittwoch in den Common Pleas verhandelte Prozeß nicht mehr mit der Po⸗ litik zu schaffen hat, als jeder andere seit funfzig Jahren vor diesem Gerichtshofe verhandelte Fall. Wir wissen, daß Lord Wynford gar keine Rathschlaͤge ertheilt hat, wie man sich dabei zu verhalten habe. Aber wir haben auch Grund zu glauben, daß die Angabe ungegruͤndet ist, als sey der Prozeß auf Anra⸗ then des ausgezeichneten Rechtsgelehrten, welcher ihn leitete, an⸗ haͤngig gemacht worden. Wir wissen in der That, daß Sir William Follett erst wenige Tage vor dem Beginn der Verhand⸗ lungen von dem Prozesse und den Zeugen⸗Aussagen in Kennt⸗ niß gesetzt wurde. Die Wahrheit ist, daß Herr Norton durchaus sein eigener Rathgeber gewesen ist und selbst alle Vorbereitun⸗ gen fuͤr einen Fall getroffen hat, der, wenn einige Zeugen sich nicht des in sie gesetzten Vertrauens unwuͤrdig bewiesen haͤtten, einen ganz Wenn

Die Herzogin von Kent wird am 1. Fursten ein großes Diner

anderen Ausgang wuͤrde genommen haben. der Schleier des Amts⸗Vertrauens gehoben werden duͤrfte, so wuͤrde man sehen, daß er von den ihm befreundeten Rechtsge⸗ lehrten nicht dazu ermuthigt wurde, und daß er, unter dem Linflusse von Gefuͤhlen, die bei einem eifersuͤchtigen Manne sehr natuͤrlich sind, gegen ihre Vorstellungen handelte. Wir Alle kennen die Wirkung der Eifersucht, selbst Beweise zu erschaffen

und sie zu vergroͤßern.“ 1u““ Von der im vorigen Jahre in das Vereinigte Koͤnigreich eingefuͤhrten Schafwolle zum Betrage von 42,208,949 Pfd. ka⸗ men 24 Millionen Pfd. aus Deutschland, 4 Millionen Pfd. aus Rußland, 4,200,000 Pfd. aus Neu⸗Suͤd⸗Wales und Vandiemens⸗ land, 4 Millionen Pfd. aus der Tuͤrkei, Italien und Spanien, 683,000 Pfd. aus Portugal, 301,000 Pfd. aus Holland und 231,000 Pfd. aus Belgien. Von dieser im Jahre 1835 einge⸗ fuͤhrten Quantitaͤt wurden 4 Millionen 101,700 Pfd. wieder

ausgefuͤhrt und daher 37 Millionen 718,514 Pfd. verarbeitet. Laut einer dem Parlamente vorgelegten amtlichen Angabe belief sich der Werth der im Jahre 1835 aus dem Vereinigten Koͤnigreiche ausgefuͤhrten Wollen⸗Waaren nach Schweden auf 14,083 Pfund Sterling, nach Norwegen auf 17,228 Pfund, nach Daͤnemark auf 2309 Pfd. und nach Preußen auf 237 Pfd., zusammen auf 33,857 Pfd. Die Ausfuhr der Wollen⸗Waaren nach den Britisch⸗Nord⸗Amerikanischen Kolonieen belief sich in demselben Jahre auf 418,605 Pfd. Die Wollen⸗Einfuhr in demselben Jahre betrug 42,208,949 Pfd. an Gewicht, 4 Mill.

Pfd. mehr als im Jahre 1834. . 8 So schnell auch immer der Zuwachs von Gebaͤuden in und um London gewesen seyn mag, so muß doch in dieser Hinsicht London gegen Manchester zuruͤckstehen; diese Stadt zaͤhlt gegen⸗ waͤrtig 700 Haͤuser mehr als nochr vor vier Jahren.

Der Standard und die Morning Post liefern folgen⸗

den Brief, den ein Offizier der Britischen Seesoldaten, die zu Lord J. Hay'’s Flotte gehoͤren, angeblich am 16ten d. an Lord

Palmerston geschrieben hat: „Wir befinden uns hier auf den Hoͤhen von Ametzagana, drei Meilen von San Sebastian; es ist der Schluͤssel zu dieser Position, und auf ihm bivouakiren wir; kein Theil der Armee ist so ausgesetzt als wir. Aber daruͤber klagen wir nicht; wir klagen jedoch, daß wir genoͤthigt sind, uns mit dieser Legion zu verbruͤdern. Von den Offizieren sind

1418 8 nur Wenige anstaͤndige Leute; die Meisten und zumal die Sol⸗ daten lassen sich gar nicht beschreiben. Zu unserer Rechten und Linken stehen Regimenter, von Oberst⸗Lieutenants befehligt, die noch kuͤrzlich Subs (Unter⸗Lieutenants) in der Britischen Armee waren; wir sehen als Sergeantmajors Deserteure von unserem eigenen Corps, und der Major eines Bataillons, das dicht bei uns steht, ist vor nicht gar langer Zeit als Sergeant aus dem Woolwicher Bataillon Seesoldaten wegen Trunksucht ausgestoßen worden. Was denken Sie von der moralischen Wirkung, wenn Deserteure von den Seesoldaten als Sergeantmajors in einer Brigade mit demselben Corps, von welchem sie desertirt sind, agiren und jetzt von den Hoͤhen von San Sebastian ungestraft hoͤhnisch auf uns herabblicken? Wie erfreulich ist es fuͤr die Capitaine und Offiziere des Bataillons der Seesoldaten, von denen einige 30 Jahr in allen Theilen der Welt ausgezeichnet gedient haben, sich mit den Soͤldlingen des General Evans in den Pyrenaͤen einbrigadirt zu finden und der Moͤglichkeit ausge⸗ setzt zu seyn, von einem Manne kommandirt zu werden, der erst vor kurzem wegen Trunksucht von dem Corps weggetrommelt worden. Mylord! Kann das so fortdauern? Halten Sie meine Angabe ja nicht fuͤr falsch, und schreiben Sie deshalb an den Major Owen, der dieselbe, bei meiner Seele, nicht allein bestaͤti⸗ gen, sondern derselben noch mehr hinzufuͤgen wird.“”“) *„(Der Spanische Korrespondent des Morning Herald giebt folgende Anekdote zur Charakterisirung des Generals Cor⸗ dova: „Nach Beendigung des Spanischen Unabhaͤngigkeitskrie⸗ ges wandte sich ein Spanischer Offizier an den General Castanos und verlangte ein einträgliches Amt. Der General, der ihn mit vielen Orden dekorirt sah, hatte die Neugierde, zu fragen, durch welche Thaten der Tapferkeit er so viele Orden erlangt: „Wo erlangten Sie diesen Orden?“ fragte der General. „Bei der Retirade von —— „Wo diesen? „Bei der Ketirade von —.“ „Wo diesen?“ „Bei der Retirade von —“ Der General konnte dies nicht länger aushalten und rief mit wuͤthender Stimme ihm zu: „Retiriren Sie sich, mein Herr, augenblicklich aus meiner Gegenwart, auf daß ich nicht einen Theil Ihres Koͤrpers mit einem Orden bedecke, der wuͤr⸗ diger ist, Orden zu tragen, als Ihre Brust.

Personen, die kuͤrzlich aus Peru zuruͤckgekehrt sind, be— schreiben den Zustand dieses Landes als neuerdings guͤnstiger sich gestaltend. Mit einem verbesserten Regierun 8⸗Systeme koͤnn⸗ ten Wunder in Peru gethan werden; aber Schwaͤche und Be⸗ stechlichkeit werden allen Departements vorgeworfen. Die Fi⸗ nanzen werden hoͤchst elend geleitet, doch sind die Huͤlfsquellen des Landes der Art, daß eine zeitige Reform die Peruaner in den Stand setzen wuͤrde, nicht allein die Staats Ausgaben be⸗ streiten, sondern auch ihre Glaͤubiger bezahlen zu koͤnnen. Die Arbeiten in den Bergwerken werden durch fremde Kapitale er— folgreich betrieben. Die Pasco⸗Minen sind jetzt ergiebiger, als sie es seit einem halben Jahrhundert gewesen. Die Ausfuhren haben zugenommen. Bigotterie herrschte noch immer bei gro— ßer Schlaffheit der Justiz. Ein Neger wurde vor kurzem in Lima erschossen; er hatte nicht weniger als 40 Menschen ermor⸗ det, aber darum war ihm nichts gethan worden; nur weil er endlich die Kutschen-Pferde des Erzbischofs von Lima stahl, wurde er ergriffen und nach Verlauf von zwei Tagen hin⸗ erichtet. 1 8 durch seine Schriften uͤber Kriminal⸗Justiz bekannte E. Livingston ist in hohem Alter in New⸗York gestorben.

Aus Boston sind Zeitungen bis zum 4ten und aus New⸗ York bis zum 1. Juni angekommen. Der gedruͤckte Zustand an der New⸗Yorker⸗Boͤrse verminderte sich allmaͤlig, und das Vertrauen im Handel war wieder hergestellt. 1

Blaͤtter aus Savannah vom 30. Mai enthalten Nachrich⸗ ten uͤber die Einfaͤlle der Creek⸗Indianer in das Gebiet der Ver⸗ einigten Staaten, worin diesem ungluͤcklichen Volke die groͤßten Grausamkeiten gegen die Weißen aufgebuͤrdet werden. Allein Nach⸗ richten dieser Art in Amerikanischen Blaͤttern verdienen wenig .

Deutschland. 1

Hannover, 25. Junjs. (Hann. Ztg.) In⸗ der Siz⸗ zung zweiter Kammer am 23sten d. fand die zweite Berathung uͤber das Ausgabe⸗Budget vom 1. Juli 1836 bis dahin 1837 statt. Bei dem öten Artikel, das Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten betreffend, nahm Dr. Christiani das Wort und erklaͤrte: Er muͤsse sich erlauben, hier den von ihm ange⸗ kuͤndigten Antrag wegen der Kosten der Luxemburger Expedition zu stellen, dahin lautend, dem K. Ministerium im Degteitungs⸗ schreiben zu erwidern: „Staͤnde sprechen den dringenden Wunsch aus, daß die Regierung Alles, was irgend in ihrer Kraft steht, dazu anwenden moͤge, damit die im Jahre 1831 zu Aufrechthal⸗ tung der Ehre Deutschlands und zur Sicherstellung seines ver⸗ letzten Gebiets dem Deutschen Bunde fuͤr die beabsichtigte Luxemburger Expedition geleisteten Vorschuͤsse so bald wie irgend thunlich wieder zur Kasse geschafft werden. Sollte diese Ruͤck⸗ zahlung aber, welche zur Zeit des Vorschusses in so nahe Aus⸗ sicht gestellt wurde, bei der vom Gouvernement beabsichtigten Wieder⸗ Versammlung der Staͤnde im diesjaͤhrigen Spaͤtherbst unerwarteter Weise noch immer nicht geschehen seyn, so beantragen Staͤnde, daß ihnen dann eine moͤglichst genaue Nachricht uͤber den Stand dieser Angelegenheiten gegeben werde, indem sie sich der zuver⸗ sichtlichen Hoffnung uͤberlassen, daß die Regierung alle mit der Deutschen Verfassung irgend vereinbarlichen Mittel anwenden werde, um Hannover vor aͤhnlichen dem Lande hoͤchst beschwer⸗ lichen Vorschuͤssen fuͤr die Zukunft sicher zu stellen. Syndi⸗ kus Luͤntzel unterstuͤtzte den Antrag als vollkommen zeitge⸗ maͤß. Opfer des Bundes duͤrften nur gemeinsam getragen, muͤßten nach gemeinsamen Verhältnissen abgemessen werden. Ein gewisser Zeitraum muͤsse, der Natur der Sache nach, uͤber die Erledigung von Angelegenheiten dieser Art hingehen, allein hier sey bereits ein solcher Zeitraum verflossen, der so umfassend sey, daß man die Erledigung der Sache innerhalb desselben wohl haͤtte erwarten koͤnnen. Er unterstuͤtzte den Antrag um so mehr, als er zu der Zeit, wo die Huͤlfe in Anspruch genom⸗ men sey, den Antrag gemacht habe, daß die Bewilligung aus⸗ gesprochen werde. Er habe damals diesen Antrag gemacht, in der Voraussetzung, daß eine Entschaͤdigung durch, die allgemei⸗ nen Mittel, welche dem Deutschen Bunde zu Gebote stäͤnden, erfolgen wuͤrde, und es sey damals die Hoffnung gemacht, daß Se. Majestaͤt der Koͤnig der Niederlande fuͤr die Summe aufkom⸗ men wuͤrde. Von den Staͤnden sey auch die Bewilligung nur in der Voraussetzung ausgesprochen, daß eine Erstattung, der Vorschuͤsse bald erfolgen wuͤrde. Auf die Bemerkung des Rendanten Bueren, Hannover muͤsse doch Jauch die Zinsen erstattet erhalten, entgegnete Geh. Kabinets⸗Rath Rose: Er wolle nur froh seyn, wenn man erst das Kapital ohne Zin⸗ sen wieder habe, indeß zweifle er keinesweges, daß die gerechte

Forderung Hannovers die ihr gebuͤhrende Ruͤcksicht finden werde;

aber freilich ganz leicht sey die Liquidation bei einer solchen Sa⸗

che nicht, und muͤsse e

r sagen, daß Hannover immer gewohnt gewesen sey, seinen Bundespflichten ohne alle andere Ruͤckst

Genüͤge zu leisten. Dr. Christiani bezweifelte das durchaus nicht, indeß habe man wohl zu wuͤnschen, daß Hannover von sei⸗ nen Bundespflichten nicht so hart getroffen werden moͤge, alz dies im Jahre 1831 geschehen sey. Das scheine nicht nothwen, dig, und wenn solche Opfer gebracht werden muͤßten, so scheine es genug, wenn das Land die Menschen stelle. Geldopfer koͤn⸗ nen nicht wohl noch außerdem begehrt werden. Fuͤr diese scheine der Deutsche Bund mit seinen Mitteln oder mit seinem unermeg, lichen Kredit eintreten zu muͤssen, und in der Ordnung wuͤrde es seyn, wenn dem Lande die Kosten vorgeschossen wuͤr, den und dieses hinterher Rechnung ablege. Jetzt aber se die Sache umgekehrt. Daß uͤber die Liquidation einige Zeit hin gehen müsse, liege in der Natur der Sache; allein er duͤn wiederholt darauf hinweisen, daß nunmehr bereits 5 Jahre vei flossen seyen, daß man daher einen Theil der Forderung berein verloren habe, und daß man die Forderung ganz verlieren un nur die Zinsen wieder bekommen werde, wenn noch zehn Jahr daruͤber hingehen wuͤrden. Stehe es so mit den Bundespflic ten, so sey das gewiß sehr zu bedauern. Geheime Kanzleirag Wedemeyer:

Die Schwierigkeit der Sache liege darin, da die bei solchen Entschaͤdigungen zu befolgenden Grundsaͤtze bit her nicht festgestellt gewesen seyen, und ferner darin, daß daß Jahr 1830 vorangegangen sey. Nach einem Bundestags⸗Be schlusse von 1830 naͤmlich habe sich jedes Bundes⸗Mitglied in marschfertigen Zustande halten muͤssen, und da frage es sih denn, wie weit diese Marschfertigkeit uͤberschritten sey, wie weß also die Kosten als bloß durch die Luxemburger Expedition verursach angesehen werden koͤnnten. Nur sehr ungern moͤchte er den Glaube sich verbreiten sehen, als ob es an der Bereitwilligkeit des Bun des fehle, die Entschaͤdigung zu geben, und wuͤnsche er, daß da Bund aus dieser Sache Anlaß nehmen werde, diesen Punkt reguliren. Auch Schatzrath Stuͤve war der Ansicht, daß jede Staat des Deutschen Bundes wuͤnschen muͤsse, in dieser H sicht feste Bestimmungen getrossen zu sehen. Allein gerade i der Beziehung muͤßte er dem Antrage das Wort reden. Wen es dahin kommen sollte, daß das Bundesheer wieder zu eime Reichs⸗Armee wuͤrde, daß jedes Mitglied moͤglichst schlecht um in moͤglichst geringer Zahl sein Kontingent stellte, so wuͤrde das nur von den bedauerlichsten Folgen seyn koͤnnen. Jetzt haͤ ten wir Frieden, allein es sey wohl zu befuͤrchten, daß Deutsch land, welches ja seit Jahrhunderten der Schauplatz des Kriege gewesen sey, auch kuͤnftig wieder der Schauplatz neuer Krieg

werde. Es muͤsse feststehen, daß die Kosten auf ein sichere Art erstattet wuͤrden, denn manche Staaten wuͤrde ohne das gar nicht im Stande seyn, den erforderlichen

Aufwand zu machen, und die meisten Staaten wuͤrden in de allerunangenehmsten Verhandlungen mit ihren Staͤnden komma. Er glaube, daß Hannover ein Recht und eine Verpflichtung habt die Sache zu betreiben, ein Recht, weil es den Aufwand ge macht habe, eine Verpflichtung aus den angegebenen Gruͤnden Versteckt und oͤffentlich habe man in den letzten Jahren vor mehreren Seiten Angriffe gemacht, Hannover sich stets davn frei gehalten. Wir haͤtten unsere Verpflichtung gegen den Bun treu erfuͤllt. Moͤge dann nun auch der Bund Hannover gerech werden. Regierungsrath Heinichen war mit dem Antrage ganz einverstanden und wolle nur anheim zu geben sich erlauben, man nicht einstweilen die Beitraͤge zum Bunde zuruͤckhalten koͤnne. Geheimer Kabinetsrath Rose: Es scheine ihm hierin eine Art Selbsthuͤlfe zu liegen, wozu man nicht berechtigt sen und zu der er nicht rathen koͤnne, denn es koͤnnten daraus Fol gen entstehen, die er nicht weiter eroͤrtern wolle. Die Sicher

heit Deutschlands haͤnge davon ab, daß Einer sich auf den Andern verlassen koͤnne, und er sey uͤberzeugt, daß uns Gerechtigkeit werden wuͤrde, sobald die bereits her

vorgehobenen Schwierigkeiten beseitigt seyen. Dr. Lang schien der Antrag, namentlich seines Schlußsatzes wegen, einigermahen bedenklich; denn daran muͤsse Deutschland besonders gelegen seyn, daß der Bund und die Ehre des Deutschen Bundes auf recht erhalten werde. Seine Besorgniß werde indeß durch di gegebenen Erlaͤuterungen beseitigt. Geh. Kanzleirath Wede⸗ meyer glaubte auch noch jetzt, daß der Schluß des Antrages allerdings zu einer solchen Befuͤrchtung Anlaß gebe, und wolle er sich deshalb erlauben, darauf anzutragen, daß uͤber den Nach⸗ satz besonders abgestimmt werde, wenn nicht der geehrte N⸗ tragsteller selbst davon zu abstrahiren geneigt seyn sollte. Er koͤnnte nicht wuͤnschen, daß ein Vorwurf fuͤr den Bund auf diee Weise oͤffentlich ausgesprochen werde. Dr. Christiani: Ein Vorwurf liege in dem Schlusse seines Antrages durchaus nicht,; derselbe bedeute nichts anderes, als daß die Verhaͤltnisse moͤg⸗ lichst sicher gestellt werden moͤchten; wie das aber anzufangen sey, das zu beurtheilen, liege außer seinem Kreise. Der Antrag selbst sey unerlaͤßlich, denn wenn die Bewegungen von Östen nach Westen ginge, wie das in der Regel der Fall seyn werde, so werde unser Vaterland immer zuerst die Waffen ergreifen muͤssen. Daß die Verhaͤltnisse festgestellt wuͤr⸗ den, liege aber nicht bloß im Interesse Hannovers, sondern in dem Interesse von ganz Deutschland. Geh.⸗Kanzleirath Wede⸗ meyer war nicht ganz gegen den Antrag, sondern nur gegen den bezeichneten Zusatz. Auch wir koͤnnten sagte er in dem Falle seyn, daß wir zahlen sollten, da koͤnne es dann leicht auf groͤßere Summen ankommen, und werde bei groͤßeren Staaten außerde noch die Frage aufgeworfen werden koͤnnen, wie weit dieselben als Bundes⸗Mitglieder oder als Europaͤische Maͤchte gehandell haͤtten, deshalb sey es auch wohl rathsam, daß man von den Zinsen abstrahire, da ohnehin von solchen bei dergleichen Ange⸗ legenheiten nicht die Rede zu seyn pflege. Dr. Christiani: Was den zuletzt hervorgehobenen Punkt betreffe, daß es zweifel⸗ haft seyn koͤnne, ob ein Staat als Europaͤische Macht gehandel habe, oder als Mitglied des Deutschen Bundes, so glaube er, daß in dieser Hinsicht die Deutsche Bundes⸗Verfassung uns hin⸗ reichend schuͤtze. Nachdem auch der Geh.⸗Kabinetsrath Rose den Wunsch ausgedruͤckt, daß der Schlußsatz des Antrags weg⸗ fiele, mehrere andere Mitglieder sich aber fuͤr denselben erklaͤr hatten, wurde der Antrag des Dr. Christiani einstimmig an genommen. 1 1

Im Laufe der Berathung uͤber das Einnahme⸗Budget kamn in der Sitzung vom 2lsten d. der Kommissions⸗Antrag vor! 1) Die Vermehrung der Gesammt⸗Ausgaben der Postaͤmter un 12,900 Rthlr. zu bewilligen; 2) die Vermehrung der Ausgaben der General⸗Postkasse um 7000 Rthlr. zu bewilligen; 3) und zu beschließen: Koͤnigl. Ministerium moͤge in Erwaͤgung ziehen, ob nicht durch eine Erleichterung der Taxe fuͤr Akten und ge⸗ ringe Sachen der Verkehr und Ertrag der Posten zu heben seyn duͤrfte. Geheimer Kabinetsrath Rose bemerkte unter Ande⸗ rem, der jetzige Etat sey freilich niedriger als der vorige, inde sey derselbe der Natur der Sache nach auch immer variabel. Auf die Posten wirkten ohne Zweifel mehrere Verhaͤltnisse zuruͤck, unzweifelhaft auch die Konkurrentien, die unser Land umgehen⸗

namentlich die Dampfschiffe, die nach Frankreich und Holland gehen. Die Briefpost von Hamburg nach Havre, die fruͤher un⸗ ser Land durchzogen habe, werde jetzt theilweise durch die Dampfschiffe besorgt; dessenungeachtet muͤssen die Post⸗Anstalten gehalten und der Postengang noch beschleunigt werden, um nur Konkurrenz u halten. Das Publikum verlange jetzt mehr als sonst. Wer sonst die Woche zweimal⸗Brief erhalten, habe Wunder geglaubt, wie gut fuͤr ihn gesorgt sey; jetzt muͤsse die Post wenigstens sechsmal gehen, wenn die Leute zufrieden seyn sollen. Ihm seyen Beschwerden von Einwohnern kleiner Orte vorgekommen, daß sie nicht woͤchentlich viermal Briefe nach Amerika oder England absenden koͤnnten. Sodann sey es fuͤr die Post nothwendig, mit Preußen zu konkurriren, was unzweifelhaft viel zur Verbesse— rung unserer Post⸗Einrichtungen beigetragen habe. Konkurrenz aber fuͤhre immer zur Vermehrung der Administrations⸗Kosten. In Federn haͤngende Wagen muͤßten natuͤrlich mehr kosten, als die alten Blockwagen, wo man vielleicht ein Bein habe aus dem Wagen haͤngen lassen muͤssen. Die bessere Einrichtung der Fahrposten sey zugleich auch eine bedeutende Verbesserung fuͤr die Befoͤrderung der Briefposten und wuͤrde auch kaum moͤg— lich gewesen seyn, wenn Beides nicht haͤtte vereinigt werden koͤnnen. Bei dem Briefporto handle es sich darum, ob man den bisherigen Ertrag behalten wollte. Seine Meinung sey im We— sentlichen die, daß man die Pfennige, um die man das Brief⸗ porto heruntersetze, in der Einnahme verlieren und nicht durch vermehrte Korrespondenz ersetzen werde. Dr. Christiani erkannte es vollkommen an, daß die Post-Administration in jeder Ruͤck⸗ sicht Anerkennung verdiene; dieselbe sey hier schon im Gehen ge⸗ wesen, als andere Administrationszweige noch gestanden oder ge⸗ legen haͤtten. Die Puͤnktlichkeit und Gefälligkeit, die ein Jeder zu erfahren Gelegenheit habe, der mit der Post in Beruͤhrung komme, habe ihn sehr gefreut; er beschwerte sich jedoch, daß man in Hannover Briefe oft erst 24 Stunden nach ihrer An⸗ kunft bekomme, vorausgesetzt, daß man in einem bestimmten Theile der Stadt wohne. Was es helfe, wenn der Brief mit Sturmeseile uͤber die Chaussee fliege, wenn derselbe hier erst

Tag und Nacht ruhe, bis er dem Adressaten lesbar werde?

Es entspann sich eine Debatte uͤber diesen Gegenstand, die je— doch kein weiteres Resultat hatte. Der Kommissions⸗Antrag wurde angenommen.

Hannover, 29. Juni. (Hann. Ztg.) Die seit einiger Zeit mit der Großherzoglich Oldenburgischen Regierung gepflo— genen Unterhandlungen sind, wie wir erfahren, nunmehr so weit gediehen, daß die uͤber den Beitritt des Großherzogthums Oldenburg zu dem Hannoversch⸗Braunschweigischen Zoll⸗ und Steuerverbande getroffenen Verabredungen den jetzt versammel⸗

ten Staͤnden des Koͤnigreichs unverzuͤglich werden mitgetheilt

werden.

Dresden, 27. Juni. (Leipz. Ztg.) Es gehoͤrt zu den Erscheinungen eigenthuͤmlicher Art, daß sich bereits waͤhrend der letzten Leipziger Messe und noch jetzt ein fuͤhlbarer Mangel an Saͤchsischer Conventions⸗Muͤnze (Leipziger Wechselzahlung) zeigt. Mußte auch die nothwendig gewordene Entfernung der Hannoverschen, Westphaͤlischen und Braunschweigischen und /12 Stuͤcke, welche zeither dem Conventions⸗Gelde gleich geach⸗ tet wurden, augenblicklich einigen Einfluß aͤußern, so kann doch darin allein der Grund nicht liegen, und es haben jeden⸗ falls auch andere Umstaͤnde darauf eingewirkt. Zu den haupt⸗ saͤchlichsten sind wohl zu zaͤhlen die neuerlich uͤblich gewordene Verwendung der Saͤchsischen Conventions⸗Muͤnze bei Ausloh⸗ nung der Fabrik⸗Arbeiter und sonst nach dem den Ausgebern sehr annehmbaren Werthe von 25 Groschen (im 21 Guldenfuß) pro Thaler, der uͤberhaupt gesteigerte Verkehr und als Folge desselben das vermehrte Geldbeduͤrfniß und die uͤberhandgenom⸗ mene Ueberzeugung von einem vorhandenen Mangel, welche Besorgnisse erregt und durch Zuruͤckhalten der anscheinend feh⸗ lenden Geldsorten in dem vorliegenden Falle, wie in allen aͤhn— lichen, in der Regel den zum Theil nur in der Idee vorhande⸗ nen Mangel uͤber den wirklichen Umfang desselben steigert. Un⸗ ter diesen Umstaͤnden und da die Saͤchsische Wechsel-Valuta, nach den bisher gemachten Erfahrungen, zu Baarsendungen nach fremden Wechselplaͤtzen nicht verwendet wird, die Masse des im Inlande umlaufenden Geldes sich mithin in diesen Sor— ten nicht vermindert hat, laͤßt sich mit Sicherheit auf eine baldige Abhuͤlfe der gegenwaͤrtigen Verlegenheit rechnen. Doch wird sich die hiesige Regierung durch die im Vorstehen— den ausgesprochene Ansicht nicht abhalten lassen, durch entsprechende Maßregeln thaͤtig mitzuwirken, um dem fuͤhlbar ewordenen Mangel an Wechsel⸗Zahlung abzuhelfen. Unter die⸗ sen bezeichnen Wohlunterrichtete die Auspraͤgung einer angemes⸗ senen Summe in ¼ 2 Stuͤcken, die Errichtung einer Kassen⸗ Billets⸗Auswechselungs⸗Anstalt zu Leipzig und eine den Cours⸗ Verhaͤltnissen entsprechende Bestimmung des Agios, welches bei Verwendung des Conventions⸗Geldes zur Zahlung der Zollgefaͤlle und der innern indirekten Steuern, von dem Einzahler in An— wendung gebracht werden kann, da der bisherige Satz von 9 Pf. pr. Thaler den durchschnittlichen Cours des Conventions⸗ Geldes gegen Preuß. Courant um etwas uͤbersteigt und daher die Anwendung dieses letztern vermindert. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß diese vereinigten Maßregeln den beabsichtigten Zweck bald vollstaändig erfuͤllen werden.

Gotha, 27. Juni. Unsere regierende Herzogin, Hoͤchst⸗ welche am verwichenen Sonnabend von Koburg in hiesiger Stadt ankam, reiste gestern fruͤh von hier nach Travemuͤnde zum Ge— brauche des dortigen Seebades.

Muͤnchen, 27. Juni. Ihre Maj. die verwittwete Kaiserin von Oesterreich ist gestern Vormittags von hier nach Wien ab⸗ gereist.

Ihre Maj. die regierende Koͤnigin und Se. Maj. der Koͤ— nig Otto sind gestern nach Marienbad abgereist.

Dem Vernehmen nach, haben Se. Maj. der Koͤnig von Bayern den Donau⸗Dampfschifffahrts⸗Actionairen, unter der

enennung „Bayerisch⸗Wuͤrttembergische Dampfschifffahrts⸗Ge⸗ sanschafe zu Regensburg“, ein Privilegium auf 40 Jahre ver⸗ iehen.

Dieser Tage schoß ein Graͤnzwaͤchter auf der Schuster⸗In⸗ sel bei Loͤrrach in Baden einen sehr schoͤnen und hier vielleicht noch nie lebend gesehenen Vogel, einen Colymbus maximus stellatus, in seinem Vaterland, Island, Imbrim genannt. Er streicht in der Regel selten weiter als bis an die Schottlaͤndi⸗ schen Inseln (selten nach Nord⸗Deutschland). Die Groͤße be⸗ vom Schnabel bis an die Zehen nahe an 3“ und er wog 5 fd. Zollgewicht. Er wurde an das Großherzogliche Natura⸗ ten⸗Kabinet nach Karlsruhe eingesendet.

Kassel, 28. Juni. Vorgestern Vormittags um 11 Uhr musterte Se. Hoheit der Kurprenz die Truppen der Garnison von Kassel, so wie das von Hofgeismar herbeigekommene Leib⸗ ragoner⸗Regiment, in der Aue. Die Kavallerie (Garde⸗du⸗ eche und Leib⸗Dragoner) war auf dem rechten Fluͤgel auf dem ulingrin, von hier bis in die große Allee waren die beiden

v11““ Infanterie⸗Regimenter (Leib⸗Garde und Leib⸗

den beiden Schuͤtzen⸗Bataillonen aufgestellt und am linken Fluͤ⸗ gel von der Artillerie zu Fuß und zu Pferde flankirt. Seine Hoheit der Kurprinz kam um 11 Uhr mit einem zahlreichen und glaͤnzenden Gefolge und wurde an der Spitze der Truppen von dem Divisionair, General⸗Lientenant von Haynau, empfangen und hierauf, als Hoͤchstdieselben die Linien hinabritten, von der Mannschaft saͤmmtlicher Corps mit lautem Hurrah begruͤßt. Se. Hoheit ließ die Truppen verschiedene Bewegungen ausfuͤhren und hierauf mehreremal defiliren und verfuͤgte sich, nachdem Hoͤchstdieselben sich uͤber die Haltung und Belehrung der Trup⸗ pen beifaͤllig geaͤußert, nach dem Palais in der Stadt zuruͤck.

Frankfurt a. M., 27. Juni. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Adalbert von Preußen und Se. Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden sind gestern hier eingetroffen. 8

In der Ober⸗Post⸗Amts⸗Zeitung“) liest man: „Durch Staffette aus Straßburg hat man heute die wichtige Nachricht erhalten, daß am 25. Juni Abends, als der Koͤnig nach Neuilly fuhr, ein abermaliges Attentat auf das Leben Koͤnig Ludwig Philipp's versucht wurde, jedoch zum Gluͤck nicht gelungen ist. Es wurde, wie man vernimmt, auf den Koͤnig geschossen; Se. Majestaͤt blieben aber unverletzt; der Thaͤter ist sofort ergriffen und festgenommen worden. Naͤhere Einzelheiten fehlen noch. Paris war ruhig.“

Die in Straßburg angekommene telegraphische Depesche lautet, dem Journal de Francfort zufolge, also:

„Paris, 26. Juni 1 Uhr Morgens. Der Minister des Innern an die Herren Praͤfekten.

Der Koͤnig ist so eben einer neuen Gefahr gluͤcklich entgan⸗ gen. Ein Individuum hat auf den Koͤnig geschossen, der nicht getroffen worden ist; der Moͤrder ist festgenommen; Paris ist entruͤstet; die Ordnung herrscht uͤberall.“ v“

Qesterveiich.

Wien, 25. Juni. (Schles. Ztg.) Im Schlosse zu Schoͤnbrunn ist Alles zum Empfange des Koͤnigs von Neapet in Bereitschaft, seine Ankunft daselbst ist auf heute mit Bestimmt⸗ heit angekuͤndigt.

Karl X. wird demnaͤchst und vermuthlich fuͤr laͤngere Zeit 83 Cenh nicht fuͤr immer den Coroninischen Palast in Goͤrz eziehen.

Der uͤber Galacz nach Wien zuruͤckkehrende Tuͤrkische Bot⸗ schaftsrath Herr v. Maurojeni wird mit wichtigen, die Mol⸗ dauischen Zustaͤnde betreffenden Instructionen in Jassy erwar⸗ tet. Als Freund des Fuͤrsten Wogoridis (des Schwiegervaters des Moldauischen Hospodars) und Vetter des Hospodars soll ihm eine wichtige Rolle in dem dortigen Drama zugedacht seyn. Er wird auch die Freude haben, seinen in Jassy ansaͤssigen Bru⸗ der, dessen Frau des Hospodars Schwester ist, nach langjaͤh⸗ riger Trennung wiederzusehen.

Auf die verschiedenen Vorschlaͤge wegen zweckmaͤßiger Aen⸗ derungen an der Uniform des Kaiserl. Oesterreichischen Militairs ist nunmehr eine theilweise Allerhoͤchste Resolution erfolgt. Den weißen kurzen Hosen und schwarzen Kamaschen, so wie bei den Offiziers den hohen Stiefeln wird dadurch das Verdammungs⸗ Urtheil definitiv gesprochen. Blaue Pantalons mit den Auf⸗ schlaͤgen entsprechenden Seitenstreifen und kurze Unter⸗Kamaschen treten bei saͤmmtlichen Militair⸗Corps an ihre Stelle, nur die Ungarischen Regimenter bleiben mit geringen Modificationen unveraͤndert, die Offiziere bei denselben erhalten statt der hohen Stiefel niedere Czismen mit Borten. Die Generalitaͤt verliert die bisherige in neuester Zeit jedoch nur selten noch getragene Galla⸗Uniform mit Borten und erhaͤlt ebenfalls statt der kurzen rothen Hosen rothe Pantalons. Wegen einer Aenderung der Muͤtzen fuͤr enadiere ist noch nichts entschieden

88 Neuchatel, 3. Juni. Die Versammlung des gesetzge— benden Koͤrpers wurde gestern von dem Staatsrath, Herrn von

Chambrier, mit folgender Rede eroͤffnet:

„Der Herr Präsident des Staatsraths, meine Herren, der Sie einberufen hatte, findet sich durch eine Unpäßlichkeit, die glücklicher⸗ weise nichts Beunruhigendes darbietet, wider seinen Willen außer⸗ halb des Landes zurückgehalten. Wenn es irgend möglich ist, achtet er niemals auf seine Gesundheit, so oft es sich um die Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten handelt, die er mit eben so viel Weis⸗ heit als Hingebung leitet. Die Regierung sieht stets mit Vergnü⸗ gen den gesetzgebenden Körper wieder vereinigt. So wie unser glück⸗ liches Vaterland sich an der vollkommenen Eintracht erfreut, die zwischen Fürst und Volk herrscht, eben so gern sieht der Staatsrath des Königs sich mit dem Rathe der Nation in unmittelbare Berührung kommen, und seine Mitglieder fühlen sich wohlgemuth, wenn sie unter Ihre Rei⸗ hen gemischt sind. Ein und derselbe Geist bescelt uns Alle, ein und derselbe Gedauke beherrscht unsere Berathungen. Mit zwei wich⸗ tigen Gegenständen, meine Herren, werden Sie sich in dieser Session vorzüglich zu beschäftigen haben: mit den Instructionen, welche den Deputirten des Staats bei der nächsten Tagsatzung zu ertheilen sind, und mit dem Gesetz in Betreff derjenigen Uebertretungen und ge⸗ wöhnlichen Vergehen, die nicht schwer genug sind, um den Kriminal⸗ Gerichten überwiesen zu werden. Dieses Gesetz ist von einer Be⸗ deutung, die gewiß keiner von Ihnen, meine Herren, verken⸗ nen wird. Vielleicht eben so sehr, wie durch das Gesetz, wel— ches die eigentlich so genannten Kriminal⸗Verbrechen be⸗ straft, wird der gesellschaftliche Zustand eines Volks durch ein Gesetz, wie das Ihnen jetzt vorgelegte, bezeichnet, welches zugleich bestimmt, was man unter geringeren Uebertretungen zu verstehen hat, indem es dieselben klassisizirt und zugleich die Strafen feststellt, welche der Gesetzgeber zur Unterdrückung derselben für hinreichend erachtet. Sicherlich, meine Herren, ist es ein Zeichen von dem zarten Sittlichkeits-⸗Gefühl des Neuchateller Volks, daß eine dem Verth einer Tagesarbeit gleichkommende Geldbuße schon als eine erste ge⸗ nugsam strenge Warnung angesehen wird, und daß MNiemand es für angemessen hält, für solche Vergehen die Straf⸗Bestimmung und die Befugniß der Ober⸗Tribunale in Civil⸗Sachen auf mehr als dreimal vier und zwanzig Stunden Gefängniß zu erhöhen. Unter den Angelegenheiten, die in der nächsten Tagsatzung verhan⸗ delt werden sollen, befindet sich und wir können der Schweiz und uns dazu Glück wünschen keine von jenen erbitternden Fragen mehr, die noch kürzlich so heftige Aufregung in den Gemüthern her⸗ vorbrachten. Nur eine einzige allgemeine und für die Gegenwart sowohl als für die Zukunft höchst wichtige Frage ist in dem eidge⸗ nössischen Cirkulare enthalten, nämlich die über das neue Militair⸗ Reglement. Um dessen ganze Bedeutung zu würdigen, muß man näher betrachten, wie tief es einen jeden Staat der Schweiz in sei⸗ ner Finanz⸗Wirthschaft berührt, und wie unmittelbar jeder Bürger der Schweiz ohne Ausnahme vermöge der persönlichen Pflchten, die es ihm auferlegt, dabei betheiligt ist. Ohne Zweifel müssen Alle bereit seyn, die Opfer zu bringen, welche die Vertheidigung des Va⸗ terlandes von ihnen fordern kann, aber man muß sich auch davor hüten, sich in vorzeitigen Anstrengungen, die man vielleicht nicht aus⸗ zuhalten vermöchte, zu erschöpfen. Insofern, was uns anbetrifft,

*) Dieselbe ist uns gestern Nachmittags zu spät zugekommen als daß wir diese Nachricht noch in das estrige Blatt der Staats⸗ Zeitung hätten aufnehmen können. ö 8

1 Regiment) nebst

m. H., nichts gespart worden ist, wie Sie wissen, um unsere Kon⸗ tingente in den Stand zu setzen, daß sie die eidgenössische Mu⸗ sterung geziemend bestehen können, wird es Ihnen ohne Zwei⸗ fel angenehm seyn, zu erfahren, daß die obere Militair⸗Be⸗ hörde der Schweiz und der Vorort dieserhalb ihre Billigung, wie Sie hören werden, in schmeichelhaften und ehrenvollen Ausdrücken zu erkennen gegeben haben. Zu den edlen Farben, die zu tragen die Neuchateller sich ö haben, und die man ihnen nie⸗ mals nehmen wird, hat der König die alte Orange⸗Farbe unserer ter hinzugefügt, unter welcher wir Alle, meine Herren Veteranen die

than haben. Diese Vereinigung ist, nach dem Gedanken und nach dem förmlichen Ausdruck des Königs, dazu bestimmt, unsere Gegen⸗ wart, wo möglich, noch stärker mit der Vergangenheit zu verknüpfen, und sie ist das Symbol unserer Zukunft. Der Zustand der Ein künfte und Ausgaben des Fürstenthums, worüber Ihnen Berich

Fiuanzen sich stets in einer sehr befriedigenden Lage befinden. Un⸗ geachtet der Ausgabe von 150,000 Franken, welche die eidgenössische

Musterung unserer Kontingente verursachte, sind doch über 100,000 Franken für die neuen Landstraßen angewiesen wor⸗ den, die jetzt auf vier Punkten gebaut werden; und dessen⸗

ungeachtet sind, Dank früherer Sparsamkeit, dem gedeihlichen Zustande der öffentlichen Revenüen und der außerordentlichen Freigebigkeit des Königs, diese außerordentlichen Ausgaben und alle diejenigen, welche eine gute Verwaltung erheischt, bestritten worden, ohne daß man eine Schuld zu kontrahiren nöthig hatte. Dieser Zustand der öffentlichen Einkünfte ist die natürliche Folge des ausgezeichneten Gedeihens der Industrie und des Handels, mit welchem das des Ackerbaues so eng verbunden ist. Die bewegende Kraft beruht auf der Thaͤtigkeit und Einsicht der Einzelnen. Alles, was die Regie⸗ rungen thun können und sollen, ist, daß sie jede Hemmung dieser Kraft aus dem Wege zu räumen suchen. Hierin, wie in allem An⸗ deren, ist das System der Freiheit und Offenheit seit sechshundert Jahren unseren Institutionen eingeimpft, und die umfassenden Maßre⸗ geln, welche in Bezug auf die Ein- und Ausgangs-Zölle getroffen worden sind, dienen als ein neuer Beweis davon, wie es die bestän⸗ dige Sorge des Königs ist, diesen kostbaren Saft zu beleben und den herrlichen Baum, dessen gewaltige Aeste er nährt, weithin zu Blüthe und Wachsthum zu bringen. Möge der allgemeine Wohl⸗ stand der Gegenwart uns nicht verweichlichen für eine Zeit, wo es vielleicht der Vorsehung gesiele, uns irgend ein Unheil zur Prüfung zu schicken oder uns gar der noch schwereren Probe zu unterwerfen, ei der es sich darum handelt, zwischen der Bewahrung dieser Wohl⸗ fahrt und der Erfüllung einer Pflicht zu wählen. Ich erkläre die Session des gesetzgebenden Körpers für eröffnet.“

Es wurde hierauf zur Wahl des Praͤsidenten und der Se⸗ cretaire geschritten; die des Ersteren fiel auf Herrn von Cham⸗ brier, der unter 73 Stimmen 64 fuͤr sich hatte, waͤhrend Herr Challandes 40 erhielt. Zu Secretairen wurden die Herren Fa⸗ varger, Guillebert und Terrisse gewaͤhlt.

Basel, 22. Juni. (Baseler Zeitung.) Herr Buͤrger⸗ meister Heß hat von Dr. Rauschenplatt ein Schreiben erhalten, worin dieser der Bemuͤhungen der Schweizerischen Polizei, ihn zu haschen, spottet, uͤbrigens aber Lust bezeugt, sich nach erhal⸗ tener Zusicherung freien Geleites, das ihn gegen jedes moͤgliche Ergebniß der Untersuchung sicher stellen wuͤrde, freiwillig zu stellen, „um Gelegenheit zu finden, mit denjenigen seiner Lands⸗ leute, welche, wie er, das Festland zu verlassen gedenken, Ruͤck— sprache zu nehmen.“ Wie Ernst es mit dem tollen Projekte, einen Einfall in das Badische zu machen, gewesen, mag daraus abgenommen werden, daß ganze Post⸗Pakete, mit aufruͤhrerischen Proclamationen an Buͤrgermeister und andere Personen des Badischen Oberlandes adressirt, theils an der Graͤnze aufgefan⸗ gen, theils, nachdem sie an ihre Adresse gelangt waren, von den

etreffenden der Behoͤrde uͤberliefert worden sind. Die Pakete trugen meist Postzeichen aus der Umgegend von Aarau.

Ftalien.

Die Allgemeine Zeitung schreibt von der Italiaͤnischen Graͤnze vom 20. Juni: „Die Franzoͤsischen Prinzen, welche auf der Reise nach Mailand begriffen waren, haben sich plo6ͤtzlich entschlossen, die Straße nach Florenz einzuschlagen, und werden spaͤter erst nach Mailand und Turin gehen. Man kennt noch nicht genau den Grund dieser Veraͤnderung ihrer Reiseroute. Mehrere Deutsche Fluͤchtlinge, welche in das Komplott in der Schweiz verwickelt gewesen, sollen Mittel gefunden haben, durch die Lombardei zu entkommen. Die noch zu Triest sich befindenden Verbannten duͤrften nun naͤchstens nach Amerika uͤbergeschifft werden. Die Seiden-⸗Aerndte wird dieses Jahr nicht sehr ergiebig bei uns ausfallen, und es wird der Nachfrage nicht Genuͤge geleistet werden koͤnnen. In England muß die Seiden⸗Fabrication noch immer zunehmen, denn die Bestellun⸗ gen, welche mehrere Haͤuser von London und Manchester ge⸗ macht haben, uͤbersteigen alle bisherigen. Ein Londoner Haus hat unlaͤngst 20,000 Pfund in Mailand zum Ankauf von roher Seide angewiesen.“

Spanien.

Madrid, 18. Juni. Im Espaol liest man: „Ein hiesiges Blatt theilt eine Petition gegen das jetzige Mini⸗ sterium mit, welche von der National⸗Garde von Saragossa an die Koͤnigin gerichtet worden ist. Unser Korrespondent in Ara⸗ gonien meldet uns in dieser Beziehung, daß einige mit dem Ministerwechsel unzufriedene veenr sich bemuͤht haben, die National⸗Garde zur Unterzeichnung eines Papieres zu bewegen, das sich feindselig gegen das jetzige Kabinet ausspricht. Sie ha⸗ ben indeß nur eine so geringe Zahl von Unterschriften erhalten, daß die Namen nicht bekannt gemacht worden sind. Jeder Ver⸗ nuͤnftige und Unparteiische wird daher dieser anonymen Petition keine Wichtigkeit beilegen. Die Ankunft zweier Offtziere aus Aragonien hat zu den verschiedensten Muthmaßungen An⸗ laß gegeben. Wir wissen indeß bestimmt, daß der Eine dieser Offiziere von dem Brigadier Narvaes, der eine Division der Nord⸗Armee kommandirt, hierher gesandt wurde, um Instruc⸗ tionen von der Regierung einzuholen, der Andere aber Depe⸗ schen von dem General⸗Capitain von Aragonien uͤberbracht hat, worin derselbe meldet, daß die groͤßte Ruhe in Saragossa herrsche, und daß die Regierung auf den guten Geist der Ein⸗ wohner rechnen koͤnne.“

Das Echo enthaͤlt nachstehendes Schreiben des Grafen de las Navas an die Waͤhler von Madrid: „Meinen Prinzipien gemaͤß, die ich stets im Interesse der Freiheit und der Wohl⸗ fahrt meiner Mitbuͤrger zu vertheidigen bereit bin, werde ich falls ich die Ehre haben sollte, zum dritten Male zum Repraͤ⸗ sentanten des Volkes erwaͤhlt zu werden, niemals persoͤnlichen Ruͤcksichten oder freundschaftlichem Einflusse nachgeben. Das heißt, ich werde, in meiner Eigenschaft als Staatsmann, mich wie bisher meinem Vaterlande weihen, indem ich Alles bekaͤmpfe was seiner Wohlfahrt entgegen ist; als Privatmann werde ich dagegen stets berxeit seyn, meine Freunde zu unterstuͤtzen.“ Dasselbe widerspricht der Angabe einiger Journale, als

habe der General Mina seine Entlassung eingereicht. Der Patriot sagt, daß, einem Geruͤchte zufolge, die Ar⸗

ser Versammlung und dieses Volks, unsere ersten Waffendienste ge⸗

erstattet werden soll, wird Sie überzeugen, meine Herren, daß seine