Boösewicht. — Hier unterbrach der Angeklagte. Er leugnete diese Unterredung, und meinte, wie es moͤglich sey, zu glauben, daß er mit seinen Ansichten auf diese Weise von Fieschi ge⸗ sprochen, den er fuͤr einen Feigen halte, weil er zu entfliehen gesucht, und fuͤr einen Boͤsewicht, weil er aus Eigennutz gehan⸗ — delt, und uͤberdies aus der Ferne, auf die Gefahr hin geschossen habe, Unschuldige zu toͤdten, um nur sich selbst zu retten. — Demnaͤchst deponirten Kaffee⸗- und Speise⸗Wirthe, daß ihnen Alibaud Geld schuldig geblieben sey. — Der Student Lalande, der oft mit Alibaud auf dem Kaffee⸗Hause Félix zusammenge⸗ troffen war, erklaͤrte, der Umgang mit demselben sey sehr ange⸗ nehm gewesen, weil er sich stets zugaͤnglich und wohlwollend gegen Jedermann benommen habe. — Der Student Cauvry, welcher kurz vor der That mit ihm Billard gespielt, wurde befragt, ob er nicht einen heftigen Streit mit Alibaud gehabt, weil dieser ihm Geld schuldig gewesen, und ob es nicht beinahe zum Zweikampf zwischen ihnen gekommen. Er raͤumte den Streit ein, und hatte den Alibaud einen „ eisig” gescholten. — Léonce Fraisse, Handlungs⸗Reisender, 30 Jahre alt, deponirte: „Ich kenne den Alibaud, seitdem wir Beide zusammen unter em Militair gestanden haben. Spaͤter hat er in Paris bei mir logirt. Durch mich hat er dem Devismes die Stockgewehre zuruͤckgeschickt, und mir dabei gesagt, eines derselben behalte er, und hoffe, es spaͤter b zu koͤnnen. Er sagte mir, er wolle mit demselben nach Voͤgeln schießen. Niemals hat er mir uͤber seinen Plan Etwas mitgetheilt. Uebrigens lebte er stets sehr ordentlich, und war von sanfter Gesittung. Alle Makel, die man seiner fruͤheren Auffuͤhrung hat anheften wollen, beruhen auf boshafter Verleumdung.“ — Der Praͤsident machte bemerklich, mit diesen sogenannten Verleumdungen habe es we⸗ nig auf sich, wenn man sie mit dem schaͤndlichen Verbrechen vergleiche, welches Alibaud begangen. — Der Zeuge warf ein, und Alibaud stimmte ihm bei, die Begehung eines Verbrechens verechtige Niemanden, die Ehre und die sonstige Moralitaͤt des Verbrechers anzutasten. Man koͤnne ein Verbrechen begehen, und darum doch ein Mann von Ehre bleiben. Als der Zeuge das Attentat einen Fehler nannte, stellte ihn der Praͤsident dar⸗ uͤber zur Rede. Der Zeuge erwiderte, der Praͤsident moͤge es nennen wie er wolle. Ihm, Zeugen, sey nur daran gelegen, festzustellen, daß das fruͤhere Leben Alibaud's ein untadeliges ge⸗ wesen sey. Vor einigen Jahren habe der Angeklagte mit eige⸗ ner Lebensgefahr eine Frau aus dem Wasser gerettet, die dem Ertrinken nahe gewesen. — Noch wurden einige unbedeutende Zeugen⸗Aussagen vernommen. Um 4 ½ Uhr wurde dieser Be⸗ richt durch den Abgang der Post unterbrochen. Alibaud hat durch die Vermittelung seines Vertheidigers den hiesigen Blaͤttern das nachstehende Schreiben zugesendet: „Ich habe durch meinen Advokaten erfahren, was die Journale seit einigen Tagen von mir erzaͤhlt haben. Man hat von mei⸗ nen Unterredungen, von meiner Lektuͤre, kurz von vielen Dingen gesprochen, die, auch wenn sie wahr waͤren, nicht verdienten, die oͤffentliche Aufmerksamkeit zu fesseln; aber sie sind noch dazu durchaus erfunden. Ich habe niemals den Namen Fieschi aus⸗ gesprochen, und auch niemals solche unwuͤrdige Reden, als man
mir in den Mund gelegt hat, uͤber die Ursachen meines Atten⸗
tats gefuͤhrt. Ich habe mit Niemanden vertrauliche Unterhal⸗ tungen uͤber diesen Gegenstand gepflogen. Mein einziger Ver⸗ trauter ist mein Advokat, 1b Charles Ledru, gewesen und ich weiß, daß er keinem Menschen dasjenige mittheilen wird, was ich seiner Ehre anvertraut habe. Empfangen Sie u. s. w. (gez.) Alibaud.“ Das Journal des Débats theilt das nachstehende neuere Schreiben aus Perpignan mit: „Die zweideutige Stellung des Herrn**, von dem ich Ihnen in meinem vorigen Briefe erzaͤhlte, ist durch die Aussage eines andern unserer Mitbuͤrger erleichtert worden. Herr Corbière, bei dem Alibaud eine Zeit lang als Commis gedient hatte, soll gestern vor Gericht etwa folgende Erklaͤrung abgegeben haben: Im Monat Januar d. J. erhielt ich ein Schreiben von Alibaud, in welchem er mir an⸗ zeigte, daß er, zum Selbstmorde entschlossen, seinen Tod durch den einer erhabenen Person beruͤhmt machen wolle. Ich legte dieser Drohung weiter keine Wichtigkeit bei. Da er mir aber im Monat Mai abermals von einem solchen Vorhaben schrieb, so schien mir meine Lage bedenklich, und ich zog zwei ehren⸗ werthe Advokaten zu Rathe. Nachdem diese Herren die Frage reiflich erwogen hatten, waren sie der Meinung, daß man die Briefe Alibaud's als das Werk eines Narren betrachten muͤsse, denn wer wirklich zu einer so abscheulichen Handlung entschlossen sey, werde sich wohl huͤten, schriftlich so unverholen daruͤber zu sprechen. Diese Aussage machte es erklaͤrlich, daß gleich nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Mord-Anfalle zu Paris, mehrere Personen auf Alibaud, als den muthmaßlichen Moͤrder, gefallen seyn konnten.“ “ Eine telegraphische Depesche aus Toulon meldet, daß die dem General Bugeaud kommandirte Division am 20. Juni Oran nach Tremezen abgegangen ist. In der Umgegend Algier und von Oran war Alles ruhig. 8 Im Journal de Paris liest man: „Die Fremden⸗Legion ist auf der Graͤnzlinie durch zwei Spanische Regimenter ersetzt worden und hat am 2ten in Yriarte ihre Kantonnirungen bezo⸗ gen. Am Aten haben mehrere Bataillone Karlisten diese Linie bei Zubiri angegriffen, einen befestigten Posten in Brand ge⸗ steckt und darauf den Angriff gegen zwei Bataillone Christinos in Zubiri fortgesetzt. Aber der General Bernelle eilte ihnen mit drei Bataillonen seiner Legion zu Huͤlfe und jagte eilf Ba⸗ raillone Karlisten in die Flucht, wobei dieselben 200 Mann an Todten und Gefangenen verloren und 3 bis 400 Verwundete hatten. Cordova kam gegen Ende des Gefechts an. Die Ankunft der Division Ribero in Vittoria hat den General Villareal zum Ruͤckzuge nach Allegria veranlaßt. — Der General Espatero verfolgt die Karlistische Expedition in Asturien auf das kraͤftigste.“ — Die Quotidienne bemerkt hierzu: „In Ermangelung von Privat⸗Korrespondenzen, aus denen wir dem ministeriellen Journal mit Zuversicht widersprechen koͤnnten, begnuͤgen wir uns fuͤr heute damit, die gewoͤhnlichen Widerspruͤche in seinen Nachrichten her⸗ auszuheben. Vorgestern noch sagte man uns, daß Espartero Vittoria verlassen habe, um sich nach dem Ebro zu wenden und daß er am 2ten in Trevino eingetroffen sey. Trevino liegt auf dem Wege nach Aragonien; wie kann nun Espartero am Aten in Asturien die Karlistische Expedition verfolgen? Eben so sollte Cordova vorgestern sich gegen Villareal gewendet haben, weil derselbe Peñacerrada bedrohte. Wie kann nun derselbe General vei Tage darauf dem General Bernelle in Navarra zu Huͤlfe eilen? Und jedenfalls wuͤrde doch die angebliche Niederlage der eilf Karlistischen Bataillone durch die drei Bataillone des Ge⸗ nerals Bernelle, durch die Ankunft des Generals Cordova entschie⸗ den worden seyn, der doch wohl nicht allein gegen das Ende des Gefechts eingetroffen seyn soll? Das Journal de Paris theilt uns niemals die Verluste der Christinos mit, da es doch keichter davon, als von denen der Karlisten unterrichtet seyn
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koͤnnte. Wir erwarten uͤbrigens unsere Privat⸗Korrespondenz, um die ministeriellen Mittheilungen mit denen der entgegenge⸗ setzten Partei zu .“ (Vergl. das unten stehende Schrei⸗ ben aus Bayonne. 8g In einem Schreiben aus Bayonne vom 4ten d. M. heißt „Don Carlos hatte am 2ten d. Villafranca, wo sich sein esdat egte befindet, noch nicht verlassen. Ein Buͤlletin des
zeneral Gomez giebt Details uͤber ein Treffen Gee seiner Division und den Truppen der Koͤnigin in der Naͤhe von Re⸗ villa. Das Gefecht dauerte von 8 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends. Der Karlistische General hat den Feind bis nach Me⸗ dina zuruͤckgetrieben und ihm 500 Gefangene abgenommen. Der General fordert dessenungeachtet den Brigadier Don Castor de Andechaja auf, sich schnell nach Tabliga zu begeben, um den Marsch eines Transports Verwundeter zu beschuͤtzen. 9„Dieses Buͤlletin ist aus dem Hauptquartier von Larritas vom 27. Juni datirt. — Villareal meldet in einer Depesche an den Kriegs⸗ Minister aus seinem Hauptquartier in Allegria unterm 30. Juni, daß er im Begriff sey, seinen Marsch gen Guevara fortzusez⸗ zen; die Elite⸗Compagnieen, die er detaschirt haͤtte, um sich der Kolonne Espartero's in den Weg zu stellen, habe dieselbe nicht erreichen koͤnnen, weil sie nach Trevino zuruͤckgegangen sey. — Man fuͤgt diesen Nachrichten hinzu, daß die 500 Gefangenen, die Gomez gemacht habe, die Waffen fuͤr Don Carlos ergriffen haͤtten, und daß sich der General Villareal der befestigten Doͤr⸗ fer Pennazerada, Trevino uno Nonclares bemaͤchtigt habe; man spricht sogar von einem ernstlichen Angriff auf Vittoria, wobei die Karlisten in die Vorstaͤdte eingedrungen waͤren. Diese letz⸗ teren Nachrichten beduͤrfen indeß der Bestaͤtigung. — Briefe aus Navarra melden, daß der General Cordova, nachdem er mit 12,000 Mann aus Logrono marschirt sey, um sich nach Puente la Reyna und Mendigorria zu begeben, sich mit dem General Orra und den Kavallerie⸗Schwadronen nach Pampelona gewen⸗ det habe, um sich mit dem General Bernelle zu berathen. Seit⸗ dem habe er, durch einen Gegenmarsch, seine Truppen nach Lo⸗ groño zuruͤckgefuͤhrt.
es:
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. zung vom 5. Juli. (Nachtrag.) Der Kanzler der Schatz⸗ kammer uͤberreichte mehrere Bittschriften von Congregationen der juͤdischen Synagogen in der Hauptstadt zu Gunsten der Bill wegen Emancipation der Juden. „Als ich“, sagte Herr Spring Rice, „bei einer fruͤheren Gelegenheit die buͤrgerlichen Verhaͤlt⸗ nisse der Juden zur Sprache brachte, aͤußerte der sehr ehren⸗ werthe Baronet, das Mitglied fuͤr die Universitaͤt Oxford (Sir R. Inglis), die feste Ueberzeugung, daß den Juden selbst an der Bill gar nichts gelegen sey, und er sagte dies auf die Auto⸗ ritaͤt eines einzelnen Mitgliedes jener Glaubensgenossenschaft, welches, wie es scheint, den Bestimmungen der Bill entgegen ist und die Fortdauer der Beschraͤnkungen wuͤnscht, de⸗ nen es und seine Bruͤder jetzt unterworfen sind. Kaum war jedoch diese Aeußerung oͤffentlich bekannt geworden, als sie die Folge hatte, die ich davon cewartete. Die große Masse der zum mosaischen Glauben sich bekennenden Bewohner der Hauptstadt versammelte sich in ihren verschiedenen Syna— gogen und beschloß die Einreichung der Petitionen, die ich Ih⸗ nen so eben vorgelegt habe.“ Ehe das Haus sich in den Aus⸗ schuß uͤber die Irlaͤndische Kirchen⸗Bill verwandelte, Ferklaͤrte Sir R. Peel, da die noch uͤbrigen Klauseln bloß die Ausfuͤh⸗ rung des Appropriations⸗Prinzips zum Zweck haͤtten, mit Hin⸗ sicht auf welches die Opposition am Abend vorher schon so deut⸗ lich ihre Gesinnungen kund gegeben (Beifall von den Opposi⸗ tions⸗Baͤnken), so wolle er sich in die Eroͤrterung der Details jener weiteren Klauseln gar nicht erst einlassen. Lord J. Rus⸗ sell aͤußerte die Hoffnung, daß der sehr ehrenwerthe Ba⸗ ronet, wenn er etwa auf einer kuͤnftigen Station der Bill, bei der Einbringung des Berichts oder bei der dritten Lesung, noch eine Abstimmung veranlassen wollte, einen bestimmten Tag dazu festsetzen und vorher davon Anzeige machen werde; worauf Sir R. Peel erwiderte, er sey jetzt noch nicht im Stande, sich uͤber diesen Punkt zu erklaͤren, doch werde er gern den edlen Lord vorher davon benachrichtigen, was er zu thun gedenke. „Wenn ich uͤbrigens sage,“ fuͤgte er hinzu, daß es nicht meine Absicht ist, die uͤbrigen Klauseln in naͤhere Er— waͤgung zu ziehen, so wuͤnsche ich, daß dies nicht etwa so aus⸗ gelegt werde, als ob ich im mindesten damit uͤbereinstimmte, sondern ich halte es nur fuͤr unnoͤthig, noch uͤber die Details zu debattiren, nachdem wir uͤber das Prinzip schon entschieden ha⸗ ben.“ (Daß die Bill dann den Ausschuß passirte, ist gestern gemeldet worden.) In dieser Sitzung wurden auch die Amen— dements des Oberhauses zu der Bill zur Verbesserung der Eng⸗ lischen Munizipal⸗Akte vom Unterhause genehmigt.
London, 8. Juli. seiner Ruͤckkehr nach Rußland eine Irland unternommen.
Die Morning-⸗Chroniele versichert, Lord Ponsonby habe gar keine bestimmte Genugthuung vom Sultan verlangt, sondern sich damit begnuͤgt, demselben die naͤheren Umstaͤnde der Churchillschen Angelegenheit vorzustellen und ihm die Art und Weise der Genugthuung uͤberlassen. Der Sultan habe sich von selbst zur Genugthuung erboten, doch habe sich Lord Pon⸗ sonby nicht berechtigt gefuͤhlt, dieselbe anzunehmen, ohne zuvor die Autorisation seiner Regierung einzuholen. Die Minister haͤtten zwar bisjetzt noch keinen bestimmten Beschluß uͤber diesen Gegenstand gefaßt, indeß werde England sich mit einer angemessenen, aber auch mit keiner geringen Genugthuung be⸗ gnuͤgen. (Die gestern und vorgestern von uns gemeldete Ent⸗ lassung des Reis⸗Efendi war in England noch nicht bekannt.)
Unter den Einnahmen des letzten Finanz⸗Quartals haben namentlich die Zoͤlle vom 5. April bis zum 5. Juni d. J. 381,260 Pfund mehr eingebracht, als in derselben Periode vo⸗ rigen Jahres, und der Quartals⸗Ueberschuß der Accise belaͤuft sich sogar auf 713,021 Pfund. Aus diesen bluͤhenden Umstan, den der Finanzen, meint der Courier, ergebe es sich, daß Eng— lands Huͤlfsmittel nicht allein ungeschmaͤlert, sondern großartiger seyen, als zu irgend einer fruͤheren Periode; es duͤrften daher wahrscheinlich in der naͤchsten Session bedeutende Steuer⸗Ver⸗ minderungen stattsinden; vor allen Dingen empfiehlt dieses Blatt die Verminderung der ungeheuren Abgabe von dem aus den Ostseehaͤfen kommenden Bauholz, welche lediglich den Privat⸗ Interessen einiger Britischen Rheder und einiger Kanadischen Forstbesitzer zu Gute komme. 1
Zu Dublin hielt am 5ten d. der neugebildete National⸗Ver⸗ ein zum Behufe der Irlaͤndischen Corporations⸗Reform und Er⸗ ledigung der Zehntenfrage seine erste Versammlung. Auf Antrag des Herrn Lawleß wurde beschlossen, dem Koͤnige eine Adresse mittelst einer Deputation von 36 Personen zu uͤberreichen, von
Der WEö Oldenburg hat vor eise nach Schottland und
Siz⸗
denen immer je drei sollen, denen das Oberhaus die Corporationen verweigert hat,.
Admiral Paget hat am 5ten d. seine Flagge auf dem 2 nienschiffe „Bellerophon“ aufgezogen. Man erwartete noch dre Linienschiffe und eine Fregatte zu Spithead.
Heute sind hier neuere Berichte von der Englischen Legion in Spanien bis zum 30sten v. M. eingegangen. Mehrere an gesehene Offiziere derselben hatten ihre Entlassung eingereich Die gesammte Legion bestand aus 8376 Mann mit 663 Pferde Von den erstern lagen aber uͤber 1500 im Hospital und 4 — 500 warg gaͤnzlich dienstunfaͤhig und warteten nur eine Gelegenheit qh um nach England zuruͤckzukehren. In San Sebastian war pagß der Ruͤckkehr der ganzen Legion die Rede, da die Beschwerde des General Evans kein Gehoͤr fanden.
Nach Berichten aus Quebek vom 7ten und aus Mong real vom 12. Juni herrschte daselbst die groͤßte Gährung we gen der bevorstehenden Wahlen. Die Anzahl der Einwanderg in Quebek hatte in den letzten 5 Monaten uͤber 5000 Seelg betragen.
Mit dem Packetboote „Hibernia“, welches die Fahrt ve
New⸗York nach Liverpool in 18 Tagen zuruͤckgelegt, haben wi Nachrichten von ersterem Orte bis zum 16ten v. M. erhaltse Die Niederlage Santana's bestaͤtigt sich im vollsten Umfang Ein Corps von 400 Mann, welches in San Luis de Potosi h richtet ward, um das Mexikanische Corps in Texas zu verstͤ ken, soll sich in Folge der neuesten Ereignisse aufgeloͤst habe Aus New⸗Orleans wird vom 30. Mai gemeldet, eine Abth⸗ lung von 1200 Mexikanern unter dem Obersten Wall habe sih auf Santana's Geheiß einer Anzahl von nur 3 — 400 Texie nern ergeben. Nach andern Angaben sollen die Mexikanisch Truppen, 6000 Mann stark, wieder im Vorruͤcken begriffen sey doch scheint sich dies auf fruͤhere Vorfaͤlle zu beziehen. Fuͤnf Texian sche Kriegsschiffe nebst einem Dampfbote mit 300 Mann unter Genern Green waren von Belize nach Galveston⸗Bay abgegangen. Eim⸗ dieser Kriegsschisse soll Santana selbst am Bord gehabt und i bei Velasco, eine Tagereise von Matamoras, ans Land gestt haben. Man schließt aus dieser Abreise des Mexikanischen Pat sidenten, daß von der Abschließung des Friedens ernstlich d. Rede ist. An der Unabhaͤngigkeits⸗Erklaͤrung von Texas zwe felte man nicht mehr, eben so wenig an dessen Anerkennung ve Seiten der Vereinigten Staaten. Allem Anscheine nach, meinm man, werde dieses unermeßliche Gebiet, welches 165,000 En lische Quadratmeilen umfaßt, und dessen Bevoͤlkerung rasch iͤ Zunehmen begriffen ist, sich dem Nord⸗Amerikanischen Staatenbund anschließen wollen, und die suͤdlichen und suͤdwestlichen Staatn würden sich gewiß fuͤr die Aufnahme von Texas in die Unin, erklaͤren, weil der Suͤden dadurch ein Uebergewicht im Kongn erhalten wuͤrde; die noͤrdlichen Staaten aber duͤrften getheiln Ansicht seyn, doch glaubt man, daß auch hier der National⸗E geiz die Oberhand behalten werde. Einer heftigen Diskussie sah man uͤber die Frage entgegen, ob die Sklaverei in Tepa geduldet werden solle. Die suͤdlichen Staaten, meinte man wuͤrden jedenfalls hierauf bestehen, um das ansteckende Prinf der Emancipation von ihren Graͤnzen entfernt zu halten. Diest Frage, die wichtigste fuͤr die Vereinigten Staaten, hat in de Sitzung des Repraͤsentantenhauses am 10ten v. M. wieder; den unerfreulichsten Auftritten Anlaß gegeben. Ein Antrag d Herrn Adams, daß die Sklaverei in dem neuen Staate Arkan sas nicht gestattet werden solle, wurde verworfen, und es gin dabei hoͤchst tumultuarisch her. Das Haus war eigens einber fen worden, und da sich viele Mitglieder nicht eingestellt hatte. so wurden sie noch um 4 Uhr Morgens zum Theil krank und muͤde aus ihren Betten herbeigeschleppt. An Wortwechsel fehlee es nicht, welcher mehrere Duelle zur Folge hatte, die aber gluͤck lich abgelaufen zu seyn scheinen. Auch haben in New⸗-York die Handwerker⸗Vereine zu einigem Tumult Anlaß gegeben; unte Anderem durchzogen mehrere Tausend Schneidergesellen m Laͤrm und Unfug die Straßen, und 20 derselben wurden zu a gemessenen Strafen verurtheilt. MNach Berichten aus Buenos-Ayres vom 7. April hate man im dasigen Nevpraͤsentantenhause das Budget vorgelegt Die Ausgabe ist zu 8,439,165 Dollars, die Einnahme dagege zu 11,727,446 D. angeschlagen, welcher Ueberschuß den große Ersparnissen beigemessen wird. Es sollen nunmehr an Kapite und Zinsen fuͤr 7,747,000 D. im Laufe d. J. abbezahlt werde und das daraus entspringende Defizit von 4,459,000 D. durc den Verkauf von 1200 Leguas Staats⸗Laͤndereien gedeckt werden In Rio⸗Grande soll der Rebell Bento Gonalces durch de Regierungs⸗Truppen gaͤnzlich geschlagen worden seyn.
Berichte vom Vorgebirge der guten Hoffnung vorh 1. Mai lauten sehr befriedigend. Jenseit des Keiskamma we Alles ruhig; bloß zu Fort William gab es am 12. April 4 nige Aufregung. Der Kaffernhaͤuptling Umhala war naͤmlit von einer Sch lwache, als er ohne Erlaubniß ein Magazin he treten wollte, angehalten worden und hatte deren Gewehr beim Ke ben gefaßt, wofuͤr er einen Bajonnet⸗Stich erhielt. Es kam; Klage, und der Soldat wurde freigelassen. Capitain Stocke stroͤm war zum Unter⸗Statthalter der Kolonie mit besondere Ruͤcksicht auf die Angelegenheiten der neuen Provinz ernamt
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Bruͤssel, 8. Juli. Man hatte hier gestern geflissentlic die falsche Nachricht verbreitet, daß durch einen Courier aut Paris die Meldung von einem neuen und zwar gelungenen Attentat gegen das Leben des Koͤnigs der Franzosen eingegangen sey Merkwuͤrdig genug ist dieselbe Luͤge auch an andern Orten auf aͤhnliche Weise verbreitet worden.
Die beiden jungen Prinzen von Sachsen-Koburg-Gotha— die zur Fortsetzung ihrer Erziehung hier bleiben, bewohnen eil fuͤr sie unweit des Palastes gemiethetes Privathaus. Der §ôd⸗ nig hat ihnen einen Lehrer fuͤr das Englische und fuͤr die Fran— zoͤsische Literatur erwaͤhlt. Der Koͤnig und die Koͤnigin der Belgier werden erst am 15. Juli von Paris wieder hier eintreffen.
Es war der Senator Graf Franz von Robiano, welcher vorgestern in der Senne beim Baden ertrank.
Großes Aufsehen wurde gestern Abend dadurch hier erregt,
daß ein Capitain, Namens Lahure, den Redacteur des Blattes Mephistopheles in einem Kaffeehause anfiel und mit Schla— gen traktirte. Der Offizier wurde von der unwilligen Mengs⸗ verfolgt und mußte sich in das Theater fluͤchten; seitdem soll er bereits einen Zweikampf mit einem Freunde des Mißhandelteln gehabt haben, welcher Letztere eine Reise nach Italien angetren ten hat. - 118 jaͤhrliche Ertrag der Eisenbahn ist nun berechnet, und es ergab sich ein Netto⸗Gewinn von 11 pCt. auf die eingelegten Kapitalien. Doch gilt dies bloß fuͤr den Abschnitt von Mecheln nach Bruͤssel. Die Einnahme von Antwerpen nach Bruͤssel ist in dieser Rechnung nur fuͤr zwei Monate einbegriffen.
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aus den zwoͤlf Staͤdten erwaͤhlt werden
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War 110. Juli. Gestern wurde der Grundstein zu im neuen Getraide⸗Magazin gelegt, welches die Polnische Bank Nowydwor unweit Modlin, an der Muͤndung der Narwa die Weichsel, errichten laͤßt. Schon durch eine Verordnung om 21. Januar (2. Februar) 1830 hatte Se. Majestaͤt der aiser die Anlegung bedeutender Masaiene anbefohlen, in denen e Landbebauer ihre Produkte gegen Vorschüsse sollten in Ver⸗ ahrung geben koͤnnen. Die Zeitumstände hatten bis jetzt den beginn dieser Bauten nicht gestattet, aber die Regierung ließ n damit beabsichtigten wohlthaͤtigen Zweck nicht aus den Au⸗ n, und es ist nun, sobald es thunlich war, zur Realisirung sselben geschritten worden. Der Fuͤrst Statthalter und die ttglieder des Administrations⸗Raths, so wie die Praͤsidenten r Bank und mehrere andere hohe Staats⸗Beamte, wohnten wFeierlichkeit bei.
Dem General⸗Major Berdajeff sind von Sr. Majestaͤt die vokrskoschen Guͤter im Wieluner Kreise, dem General⸗Major tarczenko die Koszutyschen Guͤter im Koniner Kreise und dem eneral⸗Major Baron Korff die Wiszniower Guͤter im Siedl⸗
Kreise erb⸗ und eigenthuͤmlich verliehen worden.
Auf den letzten hiesigen Maͤrkten zahlte man fuͤr den orzez Roggen 8 — 8 ¼ Fl., Weizen 12 ½ — 16 Fl., Gerste —8 Fl. und Hafer 6 ½ — 7 Fl. 3
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Goͤttingen, 9. Juli. Ein Freund der Wissenschaft hat ndert Dukaten fuͤr die Beantwortung der nachstehenden phy⸗ ogischen Frage ausgesetzt: „Welches physiologische Wechsel⸗ ezoͤltniß findet zwischen den einzelnen Bestandtheilen des Blu⸗ uͤberhaupt, besonders aber zwischen den sogenannten näͤchsten estandtheilen desselben statt, und welchen Antheil hat jeder ein⸗ e dieser letztern an dem Sanguifications⸗, Ernaͤhrungs⸗ und sonderungs⸗Prozesse?“ — Die Preis⸗Zuerkennung geschieht 28. Mai 1838 und die Beantwortungen muͤssen bis zum 1. n. 1838 bei einem der drei Professoren Bartling, Berthold d Woͤhler eingegangen seyn. 2
Stuttgart, 28. Juli. Im Deutschen Courier heißt
„Unsere Leser werden mit großer Befriedigung vernehmen, die Kammer der Standesherren dem Gesetz⸗Entwurfe uͤber Entschaͤdigung fuͤr aufgehobene leibeigenschaftliche Leistungen ch den ihr zuletzt mitgetheilten Aenderungen der Kammer der geordneten ihre volle Zustimmung ertheilt haben soll. Zeigt
wie zu hoffen steht, derselbe versoͤhnliche Geist in der er—
Kammer bei den beiden anderen Gesetz⸗Entwuͤrfen, welche Gunsten der Pflichtigen sind, wie bei dem eben erwaͤhnten,
den Entschaͤdigungs⸗Anspruͤchen der ehemaligen Berechtigten gegenkommt, so ist alle und jede Kollision zwischen beiden mmern beseitigt.
Freiburg (Breisgau), 5. Juli. Nach dem so eben aus⸗ gebenen Verzeichnisse der Studirenden betraͤgt die Gesammt⸗ hl derselben in diesem Sommer⸗Semester 405. Unter diesen sind Theologen, 82 Inlaͤnder und 10 Auslaͤnder; 78 Zuristen, Inlaͤnder und 18 Auslaͤnder; 148 Mediziner, Pharmazeu⸗ und Chirurgen, 113 Inlaͤnder und 35 Auslaͤnder. 87 Phi⸗ pphen und Philologen, 78 Inlaäͤnder und 9 Auslaäͤnder. Am hlusse des vorigen Winter⸗Semesters sind 58 abgegangen, da⸗ 62 neu hinzugekommen. Das saͤmmtliche Lehr⸗Personal be⸗ tgegenwaͤrtig aus 24 aktiven ordentlichen, 2 außerordentlichen ofessoren, 7 Privat⸗Dozenten und 2 Suppleanten, im Gan⸗
aus 35 Lehrern. “ b
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Wien, 9. Juli. Se. Kaiserl. Maj. haben nachstehendes noschreiben an den Ungarischen Hofkanzler, Grafen Reviczky,
assen:
„Lieber Graf Reviczky! Auf Ihre Vorstellung vom 28. Juni 6, daß Ihre durch anhaltende Anstrengung geschwaͤchte Ge⸗ dheit es Ihnen nicht gestatte, ohne zu besorgende nachtheilige gen fuüͤr dieselbe, das beschwerliche Amt eines Ungarischen Hof⸗ zlers ferner zu fuͤhren, will Ich Ihrer Bitte, von dieser Stelle hoben zu werden, entsprechen. — Zugleich nehme Ich Ihren rag an, Mir und dem Staate ferner Beweise Ihres uner⸗ beten Diensteifers zu geben. Indem Ich Mir vorbehalte, en sonach eine andere, Ihren Verhaͤltnissen angemessene An⸗ zung zu verleihen, ergreife Ich diese Gelegenheit, Sie der n Anerkennung der Verdienste, welche Sie sich um Meinen nst erworben haben, und Meiner vollen Gnade zu versichern. oͤnbrunn, den 7. Juli 1836. Ferdinand.“
Se. Maj. der Kaiser haben an die Stelle des Grafen Re⸗ y den Tavernikus, Grafen Fidel Palffy, zum Koͤnigl. Un⸗ chen Hofkanzler ernannt.
Pesth, 2. Juli. Der hiesige, vorgestern begonnene Woll⸗ t bietet ziemlich guͤnstige Resultate. In der Regel werden waͤhrend des Hauptmarktes, Anfangs Juni, bedeutende käufe in Wolle gemacht. Dies Jahr war dies weniger der „hauptsaͤchlich wohl weil der kalte Mai die Waͤsche und zur verzoͤgert hatte. Dies und der Umstand, daß die Haupt⸗ ekaͤufer erst vor ungefaͤhr acht Tagen hier eintrafen, machte, das Geschaͤft im Anfange flau ging, und daß, anstatt einer bhung der Preise gegen voriges Jahr, eher eine Erniedri⸗ g stattkand. Man war deshalb auf die Zeit des eigentlichen marktes von Seiten der Produzenten nicht wenig gespannt. gestern, als am ersten Tage, ging es ein wenig flau, doch wur— mehrere Verkaͤufe um einige Gulden hoͤher als im vorigen hre gemacht. Gestern belebte sich das Geschaͤft, und es ward bedeutend gekauft. Heute geht es eben so, so daß sich er— ten laͤßt, es werde wenig von der hergebrachten Wolle un⸗ auft bleiben. Wie groß eigentlich das Auantum ist, lͤßt sich ber ermitteln, um so weniger, als die Zufuhren schon seit eg Wochen dauern. Jedenfalls mag es wohl uͤber Centner betragen. Dies ist aber nur von dem Ganzen h was seit Beginn des Hauptmarktes hereingebracht
Schweiz.
zuͤrich, 28. Juni. Das nachstehende Cirkularschreiben Se Fretten der Deutschen Fluͤchtlinge in der Schweiz hat eidgenoͤssische Direktorium an alle Schweizerischen Kantons⸗ erungen erlassen: rn, 22. Brachmonat (Juni) 1830. Hochgeachtete Herren 6 1 Eidgenossen! Nicht ohne große Maübe ist es der Schwei⸗ nstindsenossenschaft seiner Zeit gelungen, diejenigen bedeukli⸗ er Echn zu beseitigen, welche aus dem Benehmen einer Anzahl Vohiv eiz befindlicher politischer Flüͤchtlinge hervorgegangen, n Statr bween mit den benachbarten Staaten getrübt und an erdaäͤltn se bannke, den nachbarlichen Juteressen wenig zuträg⸗ n Beziel her eigeführt hatten. Bei Wiederherstellung dieser werth⸗ ziehungen sind die eidgenössischen Stände von der in den völ⸗
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kerrechtlichen Verhältnissen zwischen einzelnenvon eiuander unabhäͤngigen Staaten tief gegründeten und wiederholt in eidgenössischem Namen ausge⸗ sprochenen Ansicht geleitet worden, daß dem einem jeden selbstständi⸗ gen Staate unzweifelbar zustehenden Rechte, fremde Flüchtlinge, die sich ruhig verhalten, bei sich aufzunehmen, die Pflicht zur Seite stehe, solche Flüchtlinge, welche das ihnen gewährte Asyl mißbrauchen, in⸗ dem sie die Ruhe anderer Staaten zu stören suchen, von ihrem Ge⸗ biete wegzuweisen, und ihnen die Rückkehr auf dasselbe nicht mehr zu gestatten; ganz besonders wurde damals, in Anwendung des eben ausgesprochenen Grundsatzes, die Wegweisung aus der Schweiz der⸗ jenigen Flüchtlinge angeordnet, welche im Hornung 1834 an dem At⸗ tentat auf Savotzen Theil genommen hatten. Im Vertrauen auf die hense g fortgesetzte Beobachtung dieses Grundsatzes hat die Schweiz eitdem nicht ohne lebhafte Befriedigung alle diejenigen Vortheile genossen, welche aus einem auf gleichmäßige Achtung der gegensetti⸗ gen Rechtsverhältnisse gegründeten Wohlvernehmen mit den benach⸗ barten Staaten hervorgehen, und auf deren sorgsame Bewahrung und Erhaltung alle eidgenössischen Stände den größten Werth setzen. Es ist daher eine ernste, tiefgefühlte Pflicht des eiogenössischen Vorarts, Alles abzuwenden, was irgend diese Verhältnisse, welche mit Ehren fortgesetzt werden können, trüben könnte, und alle Stände aufmerk⸗ sam zu machen auf die Gefahren, die denselben neuerdings drohen. Es erhellt nämlich aus den Nachforschungen der Polizei⸗Behörden einerseits, daß nicht alle diejenigen Flüchtlinge, welche an dem Atten⸗ tat auf Savoyen im Jahre 1834 Antheil genommen hatten und des⸗ wegen des in der Schweiz genossenen Asyls unwürdig erklärt worden waren, feit dem von dem Schwetzerischen Boden fern geblieben sind; vielmehr haben einige bei jenen Vorfällen stark betheiligte Personen, wie Rauschenplat, Mazzint, Ruffini, Harro⸗Harring u. s. w. seitdem sich wieder in das Schweizerische Gebiet eingeschlichen. Andererseits hat eine Anzahl in der Schweiz anwesender Flüchtlinge einem verderblichen Treiben sich neuerdings hingegeben, und gefährdet fortwährend die Interessen der Schwetzerischen Eidgenossenschaft, indem sie sich ent⸗ weder in deren innere Angeiegenheiten unbefugt einmischen, oder die Stellung der Schweiz zu den benachbarten Staaten durch feindselige, von ihnen angesponnene und beabsichtigte Anschläge auf den einen oder andern derselben zu stören suchen. Es geht vornehmlich aus den in jüngster Zeit in Zürich gemachten Entdeckungen hervor, daß in verschiedenen Theilen der Schweiz eine nicht unbeträchtliche An⸗ zahl von Klubs oder Hütten der geheimen Gesellschaft, das junge oder neue Deutschland genannt, bestehen, in welchen unter Anderm die Frage eines gewaltsamen Einfalles in das benachbarte Großher⸗ zogthum Baden kürzlich angeregt worden zu seyn scheint. Einer der Leiter dieser Gesellschaft, Ernst Schüler, aus Darmstadt, ist zu Biel festgesetzt worden, andere sitzen zu Zürich in Verhaft, noch andere wurden vor wenigen Tagen aus dem Kanton Zürich gewiesen; die Namen dieser letztern sind von der Züricherischen Polizei den Stän⸗ den mitgetheilt worden. Solche und andere Wahrnehmungen rei⸗ chen gewiß hin, um sämmtlichen Ständen die dringende Rothwen⸗ digkeit vor Augen zu führen, einem Unwesen ein für allemal ein Ende zu machen, dessen längere Fortdauer nur von traurigen, und für die freie und selbstständige Existenz der Schweiz von besorglichen Folgen seyn könnte. Im Gefühle dieser Nothwendigkeit, im Ge⸗ ühle der uns als eidgenössischem Vorort gegen das gemeinsame Va⸗ terland obliegenden Verpflichtungen, laden wir daher sämmtliche eidgenös⸗ sische Stände auf das nachdrücklichste ein, alle auf ihrem Gebiet be⸗ findlichen Flüchtlinge, welche seiner Zeit an dem Attentat auf Savoyen auf irgend eine Weise thätigen Autheil genommen haben, und die des⸗ wegen schon vor mehr als zwei Jahren nach dem Willen einer an Ein⸗ müthigkeit gränzenden Mehrheit von Ständen jedes fernere Asvpl auf Schweizerischem Gebiet verwirkt haben; so wie alle diejenigen auf ihrem Gebiet befindlichen Flüchtlinge, welche, auch abgesehen von jenem Attentat, die Schweizerischen Interessen gefährdet haben, oder noch gefährden dürften, sey es durch Einmischung in die inneren Angele⸗ genheiten der Schweiz oder einzelner Kantone, sey es durch ruhestö⸗ rerische Anschläge auf benachbarte Staaten, sofort anzuhalten und auf eine zuverlässige Weise zur Verfügung des eidgenössischen Vor⸗ orts zu halten, damit diese alle durch vorörtliche Anordnung an die Schweizer⸗Gränzen gebracht, aus der Schweiz förmlich verwi
z ünz g aus der Schweiz förmlich verwiesen und mit Bewilligung der Königlich Französischen Regierung, an die sich der Vorort diesfalls gewendet hat, entweder in Frankreich künftig sich aufhalten oder von Fraukreich aus nach einem ande⸗ ren Lande, das sie aufnehmen will, sich begeben können. Eben so sollen wir Euer Hochwohlgeboren einladen, überhaupt auf alle auf Eurem Gebiet besfindlichen politischen Flüchtlinge, mögen dieselben irgend welcher politischen Farbe, irgend welchem Lande angehören, unausgesetzt ein wachsames Auge zu halten, und bei allfälliger Wahrnehmung, daß dieselben sich nicht in jeder Be⸗ ziehung ruhig verhalten, davon sowehl den eidgenössischen Vorort als die übrigen Stände sofort in Kenntniß zu setzen. In der zuversichtlichen Erwartung, es werden sämmtliche eidgenössische Stände unserer eben so wohlgemeinten als dringenden Einladung im wohlverstandenen Interesse der gesammten Eidgenossenschaft in allen Theilen bereitwillig und vollständig entsprechen, benutzen wir diesen Anlaß, Euch, getreue, liebe Eidgenossen, wiederholt unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern, womit uns beiderseits in den Schutz des Allmächtigen empfehlend.“ (Folgen die Unterschriften.)
Im Schweizer Republikaner liest man: „Wir wollen
gern politische Fluͤchtlinge bei uns aufnehmen, aber keine Meu⸗ chelmoͤrder, die ein Recht zu haben glauben, in der Schweiz zu ihrem Gebrauche eine exceptionelle Gesetzgebung zu schaffen. Sobald Proskribirte eine Zuflucht bei uns suchen, muͤssen sie die Waffen niederlegen und jede Verschwoͤrung auf unserem Boden unterlassen, wenn ihnen der Aufenthalt gestattet werden soll. Bei der Naturalisirung von Auslaͤndern, die durch politische Händel kompromittirt sind, kann man nicht vorsichtig genug seyn, denn ein naturalisirter Deutscher oder Pole wuͤrde immer noch seinem ersten Vaterlande anhaͤngen, und demselben sein Adoptiv⸗Vaterland ohne Weiteres aufopfern, sobald er glaubte, daß es mit Nutzen fuͤr seine ersten Landsleute oder fuͤr die Sache, deren Maͤrtyrer er zu seyn glaubt, geschehen koͤnne. Es tritt hier eine Staats⸗Ruͤcksicht ein, der alle Ruͤcksichten der Hu⸗ manitaͤt, auf die man sich etwa berufen koͤnnte, weichen muͤssen.“
— Die Allg. Ztg. schreibt aus Zuͤrich: „Von dem Re⸗ sultate der hier waltenden Untersuchung verlautet immer nichts Zuverlaͤssiges, indessen scheint so viel ausgemittelt zu seyn, daß ein Anschlag gegen den Schwarzwald haͤtte ausgefuͤhrt werden sollen. —. Wohlunterrichtete behaupten ebenfalls, daß vielfache Indizien vorliegen, daß der Mord Lessing's von politischen Klubs ausgegangen sey. — In Folge von dem hiesigen Polizeirath gemachter Schritte ist in Biel, Kantons Bern, der bekannte Deutsche Fluͤchtling Schuüͤler, welcher als Praͤsident des „jun⸗ gen Deutschlands“ den Namen „Robert“ fuͤhrt, arretirt wor⸗ den, und es sollen wichtige Papiere, welche uͤber ein weit aus⸗ gedehntes Komplott, und namentlich uͤber die Verschmelzung des „jungen Deutschlands“ mit dem „jungen Polen“, dem „jun⸗ gen Italien“, dem „jungen Frankreich“ und der „jungen Schweiz“ — in dem jungen Europa Aufschluß geben — bei ihm gefun⸗ den worden seyn. Schuͤler, angestellt an der Schule in Biel, in erst kuͤrzlich Schweizer Buͤrger geworden; daß derselbe mit den Institutionen seines neuen Vaterlandes eben so unzufrieden war, als mit denjenigen in Deutschland selbst, beweist die schon bekannte, bei ihm gefundene und an das Schweizervolk gerich⸗ tete Proclamation, in welcher dasselbe aufgefordert wird, bei Ge⸗ legenheit des Schuͤtzenfestes zu Lausanne den eidgenoͤssischen Ver⸗ fassungsrath ins Leben zu rufen. — Es giebt wohl keine mehr unschweizerische Idee als die der „Schweizerischen einen und untheilbaren Republik“, welche allen diesen Neuschweizern im Kopfe steckt. Im Jahre 1798 wurde diese Verschmelzung
des Schweizerischen Staaten⸗Bundes in eine große Repu⸗ blik von den Franzosen hervorgerufen welche Staaten und Kleider nach dem in Paris uͤblichen Schnitte zugeschnitten zu sehen wuͤnschten. Allein diese Staatsform, welche dem Prin⸗ zip Hohn sprach, durch welches die Schweiz groß und unabhaͤn⸗ gig geworden, durch welches allein sie eine Geschichte erhalten — hielt nur so lange, als die Franzoͤsischen Truppen die Schweiz besetzten. Ein Volksaufstand im Jahre 1802 stuͤrzte sie. — Na⸗ poleon, der mit seinem gewohnten Scharfblick die Schweizer⸗Ver⸗ haͤltnisse besser erkannte, als kein anderer Fremder, stellte in der von ihm der Schweiz gegebenen Mediations⸗Akte den Foͤderalis⸗ mus wieder her. Nachdem die Schweiz unter dieser Staats⸗ form seit dem Jahre 1805 gluͤcklich gewesen, wollen nun Deut⸗ sche Freiheits⸗Apostel, welche das Wesen der Republik nicht ein⸗ mal in Buͤchern, geschweige im Leben studirt — und in Verbin⸗ dung mit Schweizern, welche entweder von dem Fersten Or⸗ ganismus in Monarchieen — oder von Ministerial⸗Stellungen ꝛc. verblendet, einen gewissen aͤußeren Glanz — und durchgreifende Regierungs⸗Gewalt der wahren inneren Freiheit. vorziehen, jene Staatsform wieder herstellen, welche der Schweiz nicht zusagen kann, und in welcher sie alle Bedeutung verloͤre. ,e dem freien Volke““, sagt der große Schweizerische Geschicht⸗ schreiber Muͤller, „„welches das edelste Gut, die Freiheit der Macht und dem Ruhme vorzuziehen weiß; und daß in dem Band der Foͤderation nicht nur eine Vertheidigung gegen fremde Angriffe — sondern auch eine Wehr gegen seine eigenen Lei⸗ denschaften, gegen die Verirrungen des Ehrgeizes, und gegen die Trunkenheit des gluͤcklichen Erfolgs sieht.““ So Muͤller — anders Herr Schuͤler in Biel und andere Deutsche und Welsche Neuschweizer. Die Macht einer Geschichte — von 500 Jahren, und der Zauber glorreicher Erinnerungen, welche Men⸗ schen und Voͤlker im Augenblick der Gefahr oft fuͤr das Gute staͤrken und begeistern — werden auf das Schweizer Volk, so Gott will, groͤßern Einfluß uͤben, als die mystischen Reden ei⸗ niger verlornen oder schwaͤrmerischen Juͤnglinge, oder einzelner taumelnder Staatsmänner, welche schwanken, weil si den der Geschichte verlassen.
Italten.
Rom, 23. Juni. (Allg. Ztg.) Monsignore Cappaccini, Substitut des Staats⸗Secretairs, ist in die Provinz abgegangen, um, wie man behauptet, bei mehreren neuen Anordnungen thaͤtig mitzuwirken. Dieser Praͤlat, welcher schon das volle Vertrauen des vorigen Staats⸗Ministers genoß, wird mit Beibehaltung sei⸗ nes gegenwaͤrtigen Postens noch die wichtige Stelle eines Se⸗ cretairs des Sacro Collegio uͤbernehmen, welche bisher von Monsignore Frezza besetzt war, der aber zu dem Fest von St. Peter mit dem Purpur bekleidet werden wird.
Es ist nunmehr unwiderruflich beschlossen, daß die Messe von Sinigaglia (wegen der Cholera in den Nachbarlaͤndern) nicht gehalten wird; in der gedruckten Bekanntmachung daruͤber heißt es, man habe bloß den dringenden Umstaͤnden nachgegeben, das Verbot gelte aber nur fuͤr dieses Jahr.
Es kommen hier taͤglich Spanische Fluͤchtlinge an, und wenn die Ruhe in ihrem Vaterlande nicht schnell hergestellt wird, so werden die fremden Gaͤste bald eine druͤckende Last fuͤr den Paͤpstlichen Stuhl werden. Wahr ist es, die Spanische Nation hat hier bedeutendes Eigenthum, aber auf die Einnahmen da⸗ von sind sonst schon so viele Leute angewiesen, daß sie kaum zu ihren Beduͤrfnissen hinreichen. Seit beinahe ei⸗ nem Jahre sind für die hiesigen Spanischen Beamten und Pen⸗ sionaire keine Gelder mehr eingetroffen, und manche Familie sieht sich dadurch in der groͤßten Verlegenheit. Die hier anwesenden Spanier leben uͤbrigens scheinbar in guter Harmonie, und man moͤchte glauben, jede Partei scheue sich, mit ihrer Meinung her⸗ vorzutreten, bevor man nicht den Ausgang des Krieges in ih— rem Vaterlande sicher voraussieht. 8 18
In dem nahen Albaner Gebirge hat man einige leichte Erd⸗ stoͤße verspuͤrt; man fuͤrchtet daher, aus dem suͤdlichen Italien, besonders Calabrien, wieder schlimme Nachrichten zu erhalten. In den letzten zwei Monaten haben dort die Erdbeben große Verheerungen angerichtet. 8
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Der Madrider Korrespondent der Times berichtet, das Kabinet sey mit dem Praͤsidenten der aufgeloͤsten Kammer, Hrn. Gonzales, zerfallen. Dieser soll Paͤsse nach Lissabon verlangt haben und hat an die „Times“ ein Schreiben gerichtet, um sich uͤber die ihm widerfahrene Behandlung zu beschweren, da die Spanischen Blaͤtter es nicht aufnehmen durften. Uebrigens theilt diese Korrespondenz nur wenig wichtige Thatsachen, son⸗ dern nur einige Anekdoten mit, unter anderen eine Geschichte von einer großen Erdbeeren⸗Verschwoͤrung.“ Es hatten sich naͤmlich mehrere Ex⸗Prokuradoren in Aranjuez im Maͤdchen⸗ Waisenhause zusammengefunden; es wurde daselbst Gui⸗ tarre gespielt, und die Herren, unter denen Arguelles, Gil de la Cuadra und de los Heros, nahmen einige Er⸗ frischungen zu sich. Hieruͤber erstattete der Alcalde von Aran⸗ juez einen Bericht an die Regierung, und es wurde eine Un⸗ tersuchung eingeleitet. Allein Herr Arguelles erklaͤrte, die Ver⸗ schwoͤrung habe es lediglich „auf die Vernichtung der Erd⸗ beeren“, durch welche Aranjuez sich auszeichne, abgesehen ge⸗ habt. — Zu den umlaufenden Geruͤchten gehoͤrte die Wieder⸗ Ernennung der Herrn Toreno und Martinez de la Rosa zu Mi⸗ nistern. Herr Isturiz wuͤrde demnach bloß fuͤr seine vormaligen Gegner gearbeitet haben.
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— Nach Briefen aus San Sebastian vom 27. Juni, die vom Courier mitgetheilt werden, war es bei Tages⸗An⸗ bruch auf dem rechten Fluͤgel zu einem kleinen Treffen gekom⸗ men, wobei die Karlisten einen Offizier und etliche Todte und Verwundete verloren hatten. Dem Karlisten⸗Chef Ituriza wurde ein Pferd unter dem Leibe erschossen. — Ein Brief aus Bilbao vom 21. Juni meldet, daß daselbst uͤber 4000 Kon⸗ skribirte und das Regiment Laredo, 1165 Mann stark, eingetrof⸗ fen waren. Auch ist eine bedeutende Quantitaͤt Geschuͤtz von Cadix dort angelangt. Am 19. Juni nahm der General⸗Kom⸗ mandant mit 2600 Mann eine Rekognoszirung in dem Innern des Landes vor. Ueberall blieb das Landvolk ruhig in seinen Wohnungen, da nirgends Gewaltthaͤtigkeiten veruͤbt wurden. Es sielen einige kleine Scharmuͤtzel vor, bei denen die Christi⸗ nos etwa 80 Mann verloren. Mit Muͤhe konnte man hinlaͤng⸗ liche Rationen Brod und Wein auftreiben, da diese ungluͤckli⸗ chen Provinzen gaͤnzlich ausgesogen siad.
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Lissabon, 29. Juni. (Englische Blaͤtter.) Der
Prinz Ferdinand haͤlt sich von den Hofleuten sehr entfernt und
zeichnet nur den Herzog von Terceira und den Marquis von Valenca aus. 6