1836 / 196 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Die Douro⸗Schifffahrts⸗Convention ist noch nicht ratiftzirt worden, was man dem Ministerium Istueiz zuschreidt. Das Geruͤcht, daß die Portugiesische Regierung eine neue Anleihe von 4000 Contos abgeschlossen habe, wird fuͤr ungegruͤn⸗ det erklaͤrt, indem das Ministerium es nicht wagen duͤrfe, einen solchen Schritt vor dem Zusammentritt der Cortes zu thun. Der Finanz⸗Minister soll, auf den maͤchtigen eistand der Kapitalisten gestuͤtzt, Mittel gefunden haben, die dringendsten Beduͤrfnisse zu bestreiten. Die hiesigen Englaͤnder Flasche Englischen Biers in I besteuert werde, unter Getraͤnk; desgleichen uͤber die ungeheuren Abgaben, die zu Viana und Figueira von Stockfisch erhoben wuͤrden.

Tuürkei.

Konstantinopel, 20. Juni (Allg. Ztg.) sonby hat die angesprochene Genugthuung erhalten. Der seit⸗ herige Reis⸗Efendi, Akif⸗Efendi Muschir, ist seines Amtes ent⸗ lassen worden; er erhielt zum Nachfolger den ehemaligen Kai⸗ makam Kolussti Pascha. Dies ist ein wichtiges Ereigniß und duͤrfte fuͤr die auswaͤrtigen Verhaͤltnisse der Pforte nicht hne Folgen seyn. Lord Ponsonby scheint jetzt zufrieden, obgleich er sich noch nicht im auswaͤrtigen Departement gezeigt hat, und in einer auffallenden Zuruͤckgezogenheit lebt. Akif⸗Efendi zieht sich nach Brussa zuruͤck, wohin er in eine Art Verbannung geschickt wird. Er ist einer der ausge⸗ zeichnetsten und geschecktesten Geschaͤftsmaͤnner, welche die Pforte besitzt und seine Entfernung von den Geschaͤften kann nicht vor— theilhaft fuͤr den Sultan seyn. Inzwischen mußte dieser ein Opfer bringen und den Repraͤsentanten Englands zu beschwichtigen su⸗ chen, bevor die von diesem sehnlich erwarteten Instructionen von London einliefen, da man bei den unstaͤten Ansichten, wovon Lord Palmerston manche Beweise gegeben, nicht wissen konnte,

beschweren sich daruͤber, daß jede

Lissabon bei der Einfuhr mit

wie er die Churchillsche Angelegenheit aufnehmen und ob er

den direkt in London und in Paris gemachten Vor⸗ Gehoͤr zu schenken verweigern wuͤrde. Jetzt

Mittel benommen, seinen et⸗ was unfreundlichen Gesinnungen gegen die Pforte fernern Lauf zu lassen. Denn bevor der Entscheid uͤber die Entlassung Akif⸗ Efendi's veroͤffentlicht wurde, hat man auch alle diejenigen be⸗ straft, welche sich das Vergehen haben zu Schulden kommen las⸗ sen, in der Person eines Englischen Unterthans die Regierung Englands zu beleidigen. Uebrigens muß man Akif⸗Efendi die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er selbst und zu verschiedenen⸗ malen gebeten hat, das Ministerium verlassen zu duͤrfen, um Lord Ponsonby zu beruhigen. Der Sultan soll zch schwer dazu verstanden haben. Nur als er in Erfahrung gebracht, daß Hr. Churchill bisher einer der eifrigsten Anhaͤnger der Pforte war, und daß man ihm mehrere Nebenumstaͤnde zu verheimlichen be⸗ muͤht gewesen, die auf die erlittenen Mißhandlungen die⸗ ses Gentlemans Bezug hatten, soll er sehr unwillig

nicht sogar stellungen der Pforte sind wenigstens Lord Ponsonby alle

300 dem Vorwande, es sey ein geistiges

in die Reihe der Staaten der

Lord Pon⸗

koͤnne. Er fuͤhrt, um seine Entscheidung zu

802 8 8 Akif, Efendi geworden seyn und ihn in der Nacht 15ten auf den 16ten d. M. nach Brussa verwiesen ha— Der Polizei⸗Direktor von Galata, Tuffaki Boschan, wurde ebenfalls seiner Functionen enthoben und zu sechs⸗ monatlichem Kerker verdammt; die unter ihm stehenden Beam⸗ ten, welche Herrn Churchill mißhandelt hatten, erhielten die Ba⸗ stonade. Auf diese Weise duͤrfte ein Melodram durchgespielt seyn, das mit Stockschlaͤgen begonnen, mit Stockschlaͤgen geen— digt und in seinen Zwischen⸗Akten zu den groͤßten und ernstlich⸗ sten Verhandlungen Anlaß gegeben hat.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 15. Juni. Der Kongreß hat die Bill zur Aufnahme der bisherigen Gebiete Michigan und Arkansas Union angenommen.

Der Praͤsident hat in einer Botschaft an den Kongreß den von beiden Haͤusern angenommenen (und bereits mitgetheilten) Beschluß, in Betreff der' Zusammenkunft und Vertagung des Kongresses, nicht genehmigt, indem der letztere wohl den Tag der Versammlung, nicht aber den der Vertagung bestimmen begruͤnden, einige Artikel der Constitution an, und bemerkt, die Bestimmung der Vertagung des Kongresses 988 sich nicht zu einer legislativen Maßregel. Nur in dem Falle, wenn beide Haͤuser unter sich uneins waͤren, habe der Praͤsident das Recht, diese Frage zu entscheiden und dann auch nur fuͤr den betreffenden Kongreß.

uͤber vom ben.

Jeder Kongreß koͤnne uͤbrigens den Tag der Vertagung fuͤr sich allein

festsetzen, aber es stehe ihm nicht zu, diese Bestimmung zu ei⸗ nem Gesetze fuͤr alle folgenden legislstiven Versammlungen machen zu wollen.

Die Buͤrger von New⸗Orleans beabsichtigen, dem Texiani⸗ schen General Houston, der sich zur Heilung seiner Wunden in jener Stadt befindet, ein oͤffentliches Diner zu geben.

Briefe aus Florida schildern den Zustand dieses Landes, das von den Seminolen auf der einen und den Kriks auf der anderen Seite verwuͤstet wird, als hoͤchst traurig. Die Trup⸗ pen von Alabama und Georgien sind saͤmmtlich nach dem Nor⸗ den und dem Westen beordert, und zwischen den Kriks und Florida befindet sich nicht ein einziger Soldat.

Inl and. Ju““ Berlin, 14. Juli. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Geheimen Medizinalrath Dr. Wendt in Breslau fuͤr sein im In- und Auslande mit der groͤßten Anerkennung aufgenomme⸗ nes Werk: „uͤber Kinder⸗Krankheiten“, dessen neueste Auflage Se. Majestaͤt der Koͤnig anzunehmen geruht hatten, die große goldene Medaille fuͤr Kunst und Wissenschaft verliehen. In der Nacht vom 7ten auf den Ften d. M.

der trotz aller moͤglichen Anstrengungen,

ein heftiger Brand aus, 1 G dennoch den groͤßten Theil des Eta⸗

demselben Einhalt zu thun,

brach in der Dahler Au, eine Stunde von Lennep, auf dem bedeuten⸗ den Fabrik⸗Etablissement der Herren Joh. Wuͤlfing und Sohn

blissements verzehrte; man kann den 150,000 Rthlr. anschlagen.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Der

ten, enthält noch Folgendes:

2. Juni. Gesammt⸗Sitzung der Akademie. über das Verhalten der wasserfreien Schwefelsäure zu einigen Chlor⸗ Metallen und Salzen. b

Am 9. Junt in der Gesammt⸗Sitzung der Akademie trug Hm Ehrenberg eine Abhandlung vor: Zur Charakteristik der vegetabigh schen Organismen in Nord⸗Afrika und West⸗Asien. Die große Ein fachheit und einfache Größe der Aegyptischen Natur tritt in alle Bezichungen als wirksam für die dort historisch deutlich stattgefmn dene Entwickelung des menschlichen Geistes hervor. Auch die Vege tation des nördlichen Afrikas ist durch ihre Einfachheit erwecken, und bildend gewesen. Ueberall sind schroffe Gegensätze in jenen Lande, und die vegetabilischen Organismen machen davon keine Au⸗ nahme. Das beständige Anschauen des fast einzigen Baumes, ab auch des Riesen der Bäume, erweckte die Idee zur Säule oder vnn edelte sie wohl wenigstens zur Korinthischen Säule.

Die Vegetation zeigt im libyschen Afrika einen fünffachen Cb. rakter. Nicht Kabira bildet die botanische Gränze von Ober⸗Aegy ten und Unter⸗Aegvpten, sondern Siut mit seinen letzten Dumpe men. Von der Aegyptischen und Ober⸗Aegoptischen Flora untersche det sich eine Nubische Flora durch vorherrschende Capparideen un Cissus⸗Arten, und die Flora Aethiopiens ist durch baumartige Eupha biaceen charakterisirt. Der Libanon hat aufsteigende Pflanzen Regionen. Arabien unterscheidet sich auch botanisch in 8 Theile, ein mittelländisches oder Aegyptisches, ein Tropisch oder Capparidren⸗Land und ein Euphorbien⸗ Land. S auffallend ist der Gränz⸗ Unterschied der Pflanzen⸗ Verhn tung auf der westlichen und östlichen Küste des Rothen Meeres. T. selben Pflanzen, welche in dem heißen Nubien und Dongala erst 20 sten, 19ten und 17ten Breitengrade gefunden werden, trägt Arabe schon im 28sten und 27sten Breitengrade; auch Habessiniens Euph biaceen und Asclepiadeen erscheinen sehr viel nördlicher in Arabien j143. Juni. Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse. Gerhard Aas über die Vase des Archemoros. Von diesem prachtnn len Thongefäß, welches im Jahre 1833 bei Ruvo in Apulien en deckt wurde und gegenwärtig dem Königl. Musenm zu Neapel hört, wurden Zeichnungen und Erläuterungen vorgelegt.

16. Juni. Gesammt⸗Sitzung der Akademie. Heer Crelle trug nige Bemerkungen über unbestimmte Gleichungen vom ersten Gn. zwischen zwei ganzen Zahlen vor.

23. Juni. Gesammt⸗Sitzung der Akademie. Herr H. Rose über eine neue Verbindung der wasserfreien Schwefelsäure mit wasserfreien schweflichten Säure.

27. Juni. Sitzung der phosikalisch-mathematischen Klasse. e Ehrenberg gab Mittheilungen über fossile Infusions⸗Thiere.

30. Juni. Gesammt⸗Sitzung der Akademie Herr Klug . einen Voͤrtrag über die Insekten⸗Familie Panorpatae, welche er fis zu stellen, die Gattungen richtiger zu bestimmen und die Arten be ständiger anzugeben versuchte.

xxvenn

8 Vergleichende Uebersicht

von den im Jahre 1835 und 1834 im Geschaͤfts⸗Bezirke der bedeutendsten Post⸗ 1 ats angekommenen Briefen. .

Anstalten des Preußischen Sta

—.,—

von den im Jahre

be]

Stückzahl.

Ze.

1835. 1821.

emn uaaeeRere =

Stückzabl.

Im Jahre 1835.

V

mehr. weniger.

1,138,365 2,699,642 826,420 518,361 1,173,807 291,825 12,144 650,844 601,794 421,223 741,267 2,835 518, 169 1,014,623 314,489 812,808 481,025 335,381 593,4641 263,401 412,810

Breslau

Coblenz

Coͤln

Danzig Duͤsseldorf Elberfeld Emmerich Frankfurt a. d.

. Halle. . Hamburg Koͤnigsberg in Pr.. Magdeburg ... Minden

Muͤnster

Posen.

Potsdam

Stettin

277,

1,070,480 2,689, 468 730,139 503,063 1,094,240 258,221 528,958 641,040 632,089 390,720 689,900 283,945 503,891 1,028,693 244,964 775,382 528,376 321,556 493,063 543 384,035

Achen

Berlin. Breslau

Coblenz

Coͤmn

Danzig

Duͤsseldorf ....

Elberfeld Emmerich Franksurt a. d. O... 1Gelle .. . .. Hamburg Koͤnigsberg in Pr. Magdeburg. Minden Muͤnster Posen .. Potsdam

Stettin. Tilsit..

67,885 10,174 96,281 15,298 79,567 33,604 113,186 9,804

30,503 51,367

14,278

69,52 37,426

13,825 100,101

Die Zahl der bei saͤmmtlichen Post⸗ Anstalten des Preußischen Staats an⸗ „Lekommenen Briefe hat betragen. .

Na 16168 8 Den 14. Juli 1836. Amtlieher Fonds- und Geld-Courx-Ze*¼*¼³α..

A. Pr. Cour. r. Tour. Brief. I Seld. Briet. I Geld.

41 102 ½ [1012¾ [105 ¼ 102 ¾ 1 101 ½ 101 38 —1012 62 ¼ 613³ 100 ¾

102 ¼ 10174

St-Schutd-Sch.

Pr. Engl. 0bl. 30. PrämSch. d. Sech-- Eurm.Obl. m. l. C- Nm. Int. Sch. doe. Berl. Stadt-Obl. Königsb. do.

Elbinger do.

Danz. do. in Th Weztpr Pfandbr. 4 1031 ½ Grofsh. Pos. do. 4 104 ½

Wechsel-

Amsterdam do.

Hamburg do.

London.

stpr. Pfandbr. Pomm. do. Kur- u. Neum. do. do. do. do Schlesische do. Rückst. C. und Z. Sch. d. K. u. N. Geld al marco Heue Ducaten Friedriehs'dor Disconto

Coursg.

250 Fl. 250 Fl. 300 Mk, 300 Mk. 1 LSt. 300 Fr, 150 Fl. 150 Fl. 100 Thl. 100 Thl. 150 Fi. 100 Rhl.

102 ½ 102 ½

44

Brief. Im 140 ¾

Geld.

Kurz

2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 8 Tage 2 Mt. 3 Woch.

Auswürtige Börsen. 8 Amsterdam, 9. Juli. Niederl. wirkl. Schuld 5611 G0 6.‧. 5 % do. 102 %½. Kanz-Bill

6 24 ¼ 1 80732 Wien in 20 Xr. Augsburg.

Breslau

1016⅓ 98¹ 1027 %2 101 ½ 30 Hl

L

——

83

31,446,4

z 0 2 do. 3 %

5 . 1 —— Die Zahl der bei saͤmtlichen Post-⸗Anstalten des Pr. Staats abger. Pers.hat betragen

mmnmnmnsngsůünn—

Vergleichende Uebersicht

1835 und 1834 im Geschaͤfts⸗Bezirke der bedeutendsten Po Anstalten des Preußischen

Eaaaaaaaaaaaaaaaalll—e.„f

Staats mit den Posten abgereiseten Personen.

rCwSi.2*

Im Jahre 189⁄

q—„,—,ugg

1835.

834.

1

Sahl. Sahl. mehr. weniger

68

25/227

,22 18,710 Fercl. 6440 Priv. Entrpr. 44,305 4,969 11,044 49,211 2,109 32,976 32,784

46,2 46 5,194 12,248 51,042 2,465

1,941 225 1,204 1,831 356 2,619 4,922 457 21 261 99

6,602 0,204 2,439 53818 15,723 1,618 9,349 3,931 6,107 7,964 WELDTT11“ 4,788 9⁵55 5 118 6,3 45 e,„

548,934 539,030

433 6905 413

222

g—ög—

17

6*

9 . 5 0 686

1 9,904

. 5 % Span. 42 ¾.

. preuss. Präm.-Sch. —. Poln. —. Oesterr. Met. —. Antwerpen, 8. Juli.

Ausg. Sch. —. Linsl. 15. Br.

8 Frankfurt a. M., 11. Juli.

Oesterr. 5 % Met. 103 ¾. 103 ⅛. 40,% 99 ⁄¼. 99 ½. 2 ½ % 59 ¾. 1 % 25 l¼. Br. Bar. k-Actien 1655 1653. Partial-Obl. —. Loosbe zu 500 Fl. 114 ⁄¾. 114 ½. Loose zu 100 Fl 217 ½. G. Preuss. Präm.-Sch. 61. 60 ⅞. do. 4 % Anl. 100 7⁄ͥ3. G. 'oln. Loese 65 3¾. 65 ¼. 5 % Span. Anl. 413⁄. 41 ⅛. 2 % Holl. 5513⁄1 ½.55 ½¼.

Ilamburg, 12. Juli.

Bank-Actien 1357. 1355. Engl. Russ. 100 3½¾.

50 ¼ Neue Aul. 39 ½. Paris, 8. Juli.

5 % Rente pr. compt. 108 75. fin cour. 108. 95. compt. 80. 58. ün cour. 80. 65. 5 % Neap. 100. 75. Kente A1 ¼. Passive 12 ½. Neue Ausg. Sch. —. 14 ⁄. 3 % Portug. 51 ½¾.

Wien, 9. Juli. 4 % 100. 3 % 75* Neue Aul. 572 ½.

Neue Anl. 42.

% Port. 70 ½¼.

8 ,3 % br. 5 % Span. Ausg. Sch.

5 % Met. 104 1. —. Bank-Actien 1356.

¹ Koͤnigliche Schauspiele.

Freitag, 15. Juli. Im Schauspielhause: Der Degen, dra— matischer Scherz in 2 Abth., von E. Raupach. Hierauf: Der reisende Student, mustkalisches Quodlibet in 2 Abth.. Sonnabend, 16. Juli. Im Schauspielhause: Die Geschwi⸗ ster, Schauspiel in 1 Akt, von Goͤthe. Hierauf: Der Zeitgeist, Possenspiel in 4 Abth., von E. Raupach

' Passive 13. Ausg. Schuld —. Zinsl.

Koͤnigstaͤdtisches Theater.

Freitag, 15. Juli. Der Schlaftrunk, historisch⸗romantsse Drama in 5 Akten, nebst einem Vorspiel, nach dem Fran schen des Alexander Dumas, von Ed. Jerrmann. (Herr 6 mann: vom Koͤniglich Staͤdtischen Theater zu Pesth, Ethelme als zweite Gastrolle.) 1

Sonnabend, 16. Juli. Das goldene Kreuz, Lustspiel Akten, frei nach dem Franzoͤsischen, von Georg Harrys. 9' auf: Der Educations⸗Rath, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzelle

Sonntag, 17. Juli. Zum erstenmale: Die Jaͤger, w— liches Sitten⸗Gemaͤlde in 5 Aufzuͤgen, von A. W. Iffland.

. Meteorologische Beobachtung. Abends 10 Uhr.

Nach einmalige Beobachtung⸗

Na hmittags 2 Uhr.

Morgens

1836. 6 Uhr.

13 Juli. Lustdruck 334 24“ „Par. Luftwärme.. + 13.2 0R. Thaupunkt.. + 9,6 90 R. Danstsättigung 68 „Ct. 52 vCt. Wetter. bewölkt. bewölkt. Wind. NW. WNW. Wolkenzug W. Tagesmittel:

335,70"Par. 336 74““ Par. + 15.4° R. - 12⁰9° R. + 630 R. + 8,2 ° R. 74 vCt. trübe.

W.

Quellwärme 7,00

Bodenwarme 15* Ausdünstung 0 180 Niederschlag 0 100, Nachtkälte + **

9

Redacteur Ed. Cottel.

Gedruckt bei A. W⸗

86

gelungen seyn wuͤrde.“ (Allgemeine

gaben, die ganze Wahr

Schaden auf ungefaͤhr

Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhand, lungen der Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Ber⸗ lin im Monat Juni 1836, aus welchem wir schon gestern eine Mi⸗ theilung über die interessante Vorlesung des Herrn Ehrenberg magch,

Herr H. Rose lah

Uaefa c ncenn rra. er.

—— ͦ—

Amtliche Nachri Kronik des Berlin, den 16.

Ihre Durchlaucht die Frau Fuͤrstin von L

in nach Teplitz abgereist.

chten.

Kages.

iegnitz sind

2

Der bisherige Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Gelinek ist Justiz⸗Kommissarius bei dem Ober, Landesgericht zu Bres⸗ mit Anweisung seines Wohnorts in Breslau, bestellt worden.

Angekommen:

Der Koͤnigl. Schwedische General⸗Masor,

„Jaͤgermeister und Ober⸗Statthalter von Stockholm, Frei⸗ von Sprengtporten, von Stockholm.

Der Staats⸗Secretair

Abgereist: Friese, nach Dresden.

k, Praͤsident

und Chef der Haupt⸗

itungs⸗Nachrichten.

IEE1I.

3 Fankreich. Paris, 9. Juli. dem Conseils⸗Praͤsidenten und dann ern.

Morgen wird Herr

d.

Gestern arbeitete der Koͤnig in Neuilly mit dem Minister des

Thiers auf seinem Landhause ein gro⸗

diplomatisches Diner zu Ehren des Grafen Pozzo di Borgo

n.

In der gen⸗Verhoͤr fortgesetzt, men, die uͤber das fruͤhere Leben gniß ablegten. Namentlich gaben mit ihm gedient hatten,

gestrigen Sitzung

ihm

des Pairshofes wurde das und zunaͤchst mehrere Alibaud's das guͤnstigste

Personen ver—

mehrere Militairs,

das Zeugniß, daß er in dem ganzen

bimente den Ruf eines stillen, sanften und sehr rechtlichen

gen Mannes gehabt habe. dem Alibaud zwei oder drei Tage vor lle verschafft und ihm dieselbe r Angeklagte haͤtte ene aufgenommen und gesagt, aͤsident: „Ihr habt gesagt, Aftigung haͤttet finden koͤnnen, euch eine Stelle verschafsen wollte.

Einer dieser Zeugen erzaͤhlte, daß

dem Attentat eine

persoͤnlich angeboten habe. aber dieses Anerbieten mit gleichguͤltiger er werde es sich uͤberlegen. Alibaud, hier steht einer eurer Freunde, Warum habt ihr sie

daß ihr keine Be⸗

htangenommen?“ Alibaud: „Ich suchte nur eine Stelle, um 8 2

in Leben so lange zu fristen, bis mein Anschlag auf den Koͤ⸗

rde der wichtigste Zeuge in dieser Sache Kaufmann Corbieres aus Perpignan. folgendermaßen: gelernt, ellt, hm, zur Aufnahme des Inventariums. beendigt hatte, bot er mir seine fernern

ige Tage spaͤter machte er

Bewegung.) Hiernaͤchst

aufgerufen, naͤmlich

Seine Aussage lau⸗ „Ich habe Alibaud im Jahre 1835 ken⸗ er wurde mir durch einen meiner und ich gebrauchte ihn, da ich gerade mein Geschaͤft uͤber⸗ Nachdem er diese Ar⸗

Bekannten vor⸗

Dienste an, die ich

ur ablehnen mußte, da ich schon mit Commis versehen war. mich mit seinem Entschluß, nach

reelona gehen zu wollen, bekannt und bat mich um ein Em— lungsschreiben dorthin; ich gab ihm einen Brief an einen

zier der Barcelonaer al Alcbaud, daß es ihm sehr schlecht gehe,

National⸗Garde. Aus Barcelona schrieb

daß er keine Anstel⸗

g habe finden koͤnnen und daß er gern nach Perpignan zu⸗

kehren wuͤrde, wenn es

ihm nicht an allen Mitteln dazu ge—

che. Seine Lage foͤßte mir Mitleiden ein, und ich trug einem mei⸗ Korrespondenten auf, ihm 40 Fr. auszuzahlen. Als er in Per⸗

nan eintraf, bedankte er sich bei mir ei oder dreimal.

und besuchte mich

Am 8. November reiste er nach Bordeaux

dHbat mich vorher um die Erlaubniß, mir von Zeit zu Zeit

eiben zu duͤrfen. Gegen Ende des zember erhielt ich em mysteriösen Styl geschrieben und mit een angefuͤllt war; seine „Dieser Brief wurde mir von dem hen; er war nicht unterzeichnet, aber aus ute ich, daß er von Alibaud war.

en zweiten

npfehlungs⸗Briefe bat. itte Brief lautete fast in die Absicht aus, sich zu erschießen oder a zu toͤdten. erpignan mittheilen und ihn um

Ich antwortete

mich in einer solchen Sache zu benehmen habe.

Monats November oder einen Brief von ihm aus Paris, der in

St. Simonistischen

Lage schilderte er mir als sehr trau⸗ Buchbinder Artus uͤber⸗

der Handschrift er⸗

Etwas spaͤter erhielt ich Brief, in welchem er wieder von seinem Ungluͤcke, Nseinen fehlgeschlagenen Hoffnungen sprach

und mich um nicht darauf. Der

aͤhnlich; außerdem sprach er in demsel⸗

eine erhabene Per—

Diesen Brief glaubte ich einem Advokaten in Rath fragen zu muͤssen, wie

Dieser Ad⸗

kat antwortete mir: „„Das ist das Schreiben eines Ver⸗ ckten; es ist unnuͤtz, auf dergleichen Briefe zu antworten.““ Ich

nsuttirte indeß noch einen anderen

Advokaten, der mir gleichfalls

nRath gab, mich ruhig zu verhalten. Endlich erhielt ich noch einen erten Brief, den ich auch jenen beiden Rechtsgelehrten mit—⸗

heilte, die ihren fruͤheren Rath mit der Bemerkung wiederhol⸗

cen, daß eine Person, die ein solches Verbrechen wirklich bege⸗

n wolle, sich wohl huͤten wuͤrde, dergleichen Dinge zu schrei— n. Ich ließ daher die Sache auf sich beruhen.“ Praͤsi— ut: „Es scheint mir aus dem Allen klar hervorzugehen, daß

n, kannten ....

.77 raͤsident:

Antw.: „Erinnern Sie sich,

335,560 Par... + 13,5 0R.. . 8,00 R... 6570 hen muß Ihnen noch hinlaͤnglich gegenwaͤ

r Ausdruͤcke desselben genau zu erinnern.

es sich um den Koͤnig handelte.“ Antw.: üa dem Leben Philipps (Bewegung), aber der semals in jenen Briefen genannt. ussagen koͤnnen, daß es sich um den Koͤnig handle,

5 v heit zu sagen.“ Antw.: e.“ Prñͤsident: „Nein, Sie sagen sie nicht

Ich habe daher

1 1. ) 0 1 8 . . 3 4 Flußwarme 162 Pie die Absicht Alibaud's, dem Koͤnige nach dem Leben zu trach⸗ „Einer erhabenen Person.“ daß Sie den Eid geleistet

„Ich sage ganz. Jener rtig seyn, um sich Sie muͤssen wissen, „Es stand Koͤnig war auch nicht aber ich

er einen großen Fehler begangen. gang

glaube, mich zu erinnern, daß der Name Philipp genannt worden war.“ Praͤsident: „Es ist so deutlich, daß das Wort Philipp den König bezeichnete, daß Sie es gleich haͤtten sagen muͤssen, wenn nicht Ihre republikanischen Gesinnungen Sie verhin⸗ dert, den Namen des Koͤnigs auszusprechen. Stand sonst nichts in je⸗ nen Briefen? Bat Alibaud Sie nicht um Geld?“ —Antw.: „Ja, ich erinnere mich dessen; er sagte, daß es Patrioten gaͤbe, die so kleinlich daͤchten, daß sie ihren nothleidenden Freunden nicht zu Huͤlfe kaͤmen.“ Nachdem der Praͤsident dem Zeugen noch Vorwuͤrfe uͤber sein Stillschweigen in Betreff der Briefe gemacht hatte und ihm die traurigen Folgen jenes zwar gesetzlich nicht strafbaren Schweigens zu Gemuͤth gefuͤhrt hatte, wandte er sich zu Alibaud: „Habt ihr jene Briefe eschrieben?“ Ant. „Ja.“ Fr. „Habt ihr in einem jener Briefe bestimmt die Absicht ausgesprochen, euch selbst das Leben zu nehmen und eine erha⸗ bene Person zu toͤdten?“ Antw. „Ich erinnere mich des In⸗ haltes jener Briefe nicht.“ Fr. „Erinnert Ihr Euch, uͤber Personen Klage gefuͤhrt zu haben, die Euch nicht unterstuͤtzten, wie ihr es verdientet?“ Antw. „Ich erinnere mich keinesweges daran.“ Fr. „Ihr wollt nicht antworten?“ Antw. „Mir scheint, ich habe geantwortet.“ Fr. „Ihr antwortet, indem Ihr sagt, daß Ihr Euch nicht erinnert. Corbidre erinnert sich sehr gut, daß Ihr Euch uͤber die Patrioten beklagtet. Die Thatsache ist daher ganz richtig, denn es ist nicht abzusehen, warum Corbiere einen solchen Umstand erfinden sollte. Ich frage Euch, inwiefern Ihr Euch uͤber die Patrioten zu beklagen habt?“ Antw. „Da die Luͤge meinem Charakter fremd ist, so muß ich vermu⸗ then, daß Hr. Corbiere sich irrt; ich hatte kein Recht auf die Unterstuͤz⸗ zung jener Herren, ich war Patriot, aber ich verdiente mein Brod im Schweiße meines Angesichts.“ Fr. „Ihr habt behaup⸗ tet, daß Ihr Euren Plan Niemandem anvertraut haͤttet?“ Antw. „Ja, Herr Praͤsident.“ Fr. „Wenn Ihr densel⸗ ben also geheim halten wolltet, wie geht es denn zu, daß Ihr nicht einmal, sondern viermal an Corbiere daruͤber schriebet?“ Antw. „Darauf werde ich nicht antworten.“ Fr. „Bei der Aufrichtigkeit, deren Ihr Euch ruͤhmt, waͤre es aber doch wohl natuͤrlicher, daß Ihr die einzelnen Thatsachen des Prozes⸗ ses aufzuhellen suchtet.“ Antw. „Der Inhalt der an Herrn Corbière gerichteten Briefe ist mir durchaus nicht mehr gegen— waͤrtig; ich glaube nicht, daß ich so unbesonnenerweise von mei⸗ nem Vorhaben gesprochen habe.“ Nach einigen unerheblichen Aussagen wurde die Sitzung um 5 Uhr geschlossen.

Zu der heutigen Sitzung des Pairshofes war der An⸗ drang von Neugierigen noch geringer als gestern. Die Thuͤren des Sitzungs⸗Saales wurden dem Publikum um zehn Uhr ge⸗ oͤffnet, und um 10 ½ Uhr waren die oͤffentlichen Tribunen kaum zur Haͤlfte gefuͤllt. Um 108 Uhr ward Alibaud eingefuͤhrt; sein Aeußeres ist vollkommen ruhig, und er haͤlt ein Zeitungs⸗ blatt in der Hand. eroͤffnet. Da kein Zeuge mehr zu vernehmen war, so gab der Praͤsident dem General⸗Prokurator das Wort, der sich im We⸗ sentlichen folgendermaßen aͤußerte: „Alibaud erscheint vor Ihnen unter dem Gewicht der furchtbarsten Anklage, naͤmlich unter der eines Attentats gegen das Leben des Koͤnigs. Nach den Ver⸗ handlungen der gestrigen Sitzung brauchten wir Ihnen, meine Herren, eigentlich nur zu sagen: Sammeln Sie Ihre Erinne⸗ rungen, und sprechen Sie Ihr Urtheil; indeß legt uns unsere Pflicht auf, Ihnen einige Betrachtungen, die uns nuͤtzlich scheinen, mit⸗ zutheilen. Wir werden indeß den Moment Ihres Spruches nicht lange verzoͤgern, da wir fuͤhlen, daß es ein Beduͤrfniß fuͤr das Land ist, den Menschen, der es so nahe an den Rand des Ab⸗ grundes gefuͤhrt hat, bald von sich entfernt zu sehen, auf daß sein Name, der schon dem Fluche geweiht ist, auch bald der Ver⸗ gessenheit uͤberliefert werde. Die Schuld des Angeklagten ist fuͤr Niemanden ein Gegenstand des Zweifels. Der Verbrecher ist auf der That ergriffen und hat dieselbe keinen Augenblick ge⸗ leugnet. Wir hätten gewuͤnscht, ein Wort der Reue aus seinem Munde zu vernehmen; leider ist dem nicht so gewesen. Lassen Sie uns hossen, daß er noch zur Besinnung kommen und das Ungeheure seines Verbrechens einsehen werde. Der Koͤnig und Frankreich sind einer drohenden Gefahr entgangen, und sollten wir uns auch dem Vorwurfe aussetzen, hier etwas zu wiederholen, was alle Welt weiß, so sagen wir doch noch, daß der Gruß, den der Koͤ⸗ nig der National⸗Garde zuruͤckgab, vielleicht der einzige Grund war, daß das Verbrechen des Angeklagten nicht gelang. Also, in jenem bestaͤndigen Austausch des Wohlwollens und der Liebe zwischen dem Oberhaupte des Staates und den Buͤrgeru fanden die Gottlosen ihre Niederlage und das Land sein Heil. Der Angeklagte sitzt allein auf jener Bank; aber wir haben mit stren⸗ ger Gewissenhaftigkeit nachforschen muͤssen, ob Niemand neben ihm Platz zu nehmen verdiente. Wir glauben versichern zu koͤnnen, daß der Angeklagte seinen Plan allein entworfen und allein ausgefuͤhrt hat. Wir konnten Ihnen in der That den Zeugen Corbiere nicht als Mitschuldigen vorfuͤhren, und den— noch hat er um den Plan Alibaud's gewußt und wuͤrde, wenn er die Behoͤrde davon in Kenntniß gesetzt haͤtte, dem Ereignisse, welches wir beklagen, vorgebeugt haben. Unsere jetzige Gesetz⸗ gebung verhindert uns, ihn anzuklagen und auf irgend eine Strafe gegen ihn anzutragen. Aber in den Augen der Moral hat Wir bekennen, daß wir uns gluͤcklich schaͤtzen, den Angeklagten als einen einzeln Dastehenden bezeichnen zu koͤnnen. Ohne Zweisel dachte er, daß, wenn er auch Leute in sein Geheimniß zoͤge, die mit ihm eine gleiche Neigung fuͤr Un⸗ ordnung und Verbrechen hegten, sie ihn doch in dem Augenblick der Ausfuͤhrung eines so furchtbaren Attentats verlassen wuͤrden. Man muß eingestehen, daß das ein Fortschritt in unserer jetzi⸗ gen Civilisation ist. Nachdem die Aufruͤhrer in unseren Stra⸗ ßen mit den Waffen in der Hand laut erklaͤrt hatten, daß sie die Regierung umstuͤrzen wollten, nach so vielen vereitelten Ver⸗ suchen, waren sie endlich gezwungen, einzusehen, daß es ihnen nicht moͤglich seyn werde, durch Gewalt uͤber den Willen der Nation zu siegen. Darauf entwarfen Einige, die Schande und der Auswurf der Factionen, in Gemeinschaft Plaͤne zu einem Koͤnigsmord. Heute ist es nur ein Einzelner, der vor Ihnen

Fuͤnf Minuten darauf ward die Sitzung

der Strafe zuruͤckzuweisen.

erscheint; wir hoffen, daß er von allen Leuten, die nur das ge⸗ ringste Gefühl fuͤr Ehre in sich haben, welcher Meinung sie uͤbrigens auch angehoͤren moͤgen, gemißbilligt und verwuͤnscht werden wird. Glauben Sie indeß nicht, daß wir die Factionen als dem Verbrechen Alibaud's fremd betrachten; wir moͤchten auch das verkuͤnden koͤnnen; aber die Maͤnner, welche dem Oberhaupte des Staats die gebuͤhrende Achtung gern, die ihm E heiligsten Rechte bestreiten, die durch ihr politisches Geschwaͤtz den Koͤnig sungen Leuten, die nur eine mangelhafte Erziehung erhalten haben, als den Ver⸗ letzer der Charte darstellen, die gewisse Klassen der Gesellschaft auf den Tod des Koͤnigs, als auf eine Aera des Gluͤckes und der Gleichheit, hinweisen, diese Maͤnner haben den Arm Ali baud's bewaffnet. Mögen sie heute wenigstens ihre gottlosen Lehren bereuen und verwuͤnschen. Eine Gesetzgebung, meine Herren, die wir Ihrer Weisheit verdanken, hat dergleichen Un⸗ ordnungen, die so oft die Ruhe Frankreichs aufs Spiel setzten, ein Ende gemacht. Es 88 eine Wahrheit, die man nicht laut genug verkuͤnden kann: Meuchelmoͤrder schaden den Factionen, denen sie durch ihre abscheulichen Mittel dienen wollten. Nichts kann fortan, weder die Monarchie, die wir gegruͤndet, noch die Dynastie, der wir Treue geschworen haben erschuͤttern.“ Waͤhrend dieses Requisitoriums durchlas Alibaud sehr aufmerk⸗ sam ein Manustript und schenkte den Worten des General⸗Pro⸗ kurators nicht die geringste Aufmerksamkeit. Hierauf nahm der Vertheidiger Alibaud's, Herr Charles Ledru, das Wort und suchte sich seiner schwierigen Aufgabe auf eine moͤglichst geschickte Weise zu entledigen. Er gestand ein, daß das Verbrechen Ali⸗ baud's an sich keine Vertheidigung zulasse, und raͤumte dem General⸗ Prokurator ein, daß jeder echeche Mensch sich mit Abscheu von einer solchen That abwende. Sein ungluͤcklicher Klient selbst wolle wegen seines Verbrechens, das er aus seinen politischen Gesinnungen herleite, nicht vertheidigt seyn; es liege ihm nur daran, den Verleumdungen der Journale, in Bezug auf seinen fruͤheren Lebenswandel, zu widersprechen und dadurch wenigstens die Ehre seiner Familie zu retten. Der Vertheidiger verlas hier⸗ auf einen von Alibaud selbst aufgesetzten kurzen Abriß seines Lebens und verwies auf die fuͤr Alibaud guͤnstig lautenden Aussagen der abgehoͤrten Zeugen. Endlich bemuͤhte sich auch Herr Ledru noch, seinen Klienten als einen keiner ruhigen Ueberlegung faͤ⸗ higen und fast bis zum Wahnsinn exaltirten Menschen darzu⸗ stellen, der deshalb als nicht ganz zurechnungsfoͤhig betrachtet werden koͤnne und in dieser Beziehung vielleicht eine Milderung der ihm durch das Gesetz auferlegten Strafe verdiene. Ihm (dem Vertheidiger) bleibe nichts uͤbrig, als seinen Klienten der Menschlichkeit des edlen Gerichts ze empfehlen. Kaum hatte Herr Ledru geendigt, so erhob sich Alibaud lebhaft und verlangte das Wort, welches der Praͤsident ihm gestattete. Alibaud mit starker Stimme: „Es ist niemals meine Absicht gewesen, mei⸗ nen Kopf zu vertheidigen, ein Verschwoͤrer reussirt oder stirbt. Ich haune nicht einmal die Absicht, mich zu retten, ich wollte nuͤr nicht vor Ihnen erscheinen. Da ich aber einmal hier bin, so will ich meine Ehre und die Ehre meiner Familie ver⸗ theidigen. Es scheint mir, daß Maͤnner, die so maͤchtig sind, wie der Herr General⸗Prokurator, nicht so kleinliche Mittel anwen⸗ den sollten, wie er angewendet hat. Vor dem Monat Juni 1832 war mir niemals der Gedanke gekommen, der mich spaͤter beschaͤftigte. Als ich sah, daß Phillpp I. allein regiere, glaubte ich Frankreich zu retten, indem ich den einzigen Mann toͤdtete, der es verhinderte, gluͤcklich zu seyn. Wenn die Voͤlker das Blut der Koͤnige vergießen wollen, so floͤßt Ihnen das großes Mitlei⸗ den ein, aber fuͤr den umgekehrten Fall sind Sie mitleidlos. (Hef⸗ tiges Murren.) Ich habe mich gegen Philipp desselben Rechtes bedient, welches Brutus gegen dökar besaß. Der Koͤnigsmord ist das Recht desjenigen, der die Gewalt nicht in Haͤnden hat.“ (Heftige Zeichen des Unwillens und des Abscheues.) Der Präsident: „Ich kann eine solche Sprache nicht laͤn⸗ ger dulden; setzt Euch nieder.’“ Alibaud: „Sie klagen mich an, ich habe das Recht, mich zu vertheidigen. (Die Mu⸗ nizipal⸗Gardisten bemuͤhen sich, ihn zu beruhigen und zum Niedersetzen zu zwingen. Da man mir nicht erlaubt, meine Vertheidigung vorzulesen, so vertraue ich dieselbe meinem Advokaten an.“ (Er uͤbergiebt dem Herrn Ledru sein Manu⸗ skript.) Der Praͤsident: „Herr Ledru, Sie koͤnnen ein sot⸗ ches Manuskript nicht in Empfang nehmen.“ Herr Ledru: „Der Gerichtshof kann von meiner Discretion uͤberzeugt seyn.“ Eine Meuge Stimmen: „Legen Sie das Manuskript auf das Buͤreau nieder.“) Der Prifident: „Dieses Manuskript ge⸗ hoͤrt dem Prozesse an, Sie koͤnnen es nicht behalten.“ Nach⸗ dem Herr Ledru noch einige Schwierigkeiten gemacht hatte, ent⸗ schloß er sich, das Manuskript einem Gerichtsboten zu uͤbergeben. Sein Assistent, Herr Bonjour, wollte einige Bemerkungen ma⸗ chen, aber der Angeklagte erhob sich und legte ihm Stillschwei⸗ gen auf. Der GeneralProkurator nahm demnaͤchst noch einmal das Wort, um die von dem Vertheidiger beantragte Milderung Der Praͤäsident: „Alibaud, ich Euch das Wort genommen, weil Ihr, statt Euch zu Eure Lage nur verschlimmertet; wenn Ihr noch Vertheidigung hinzuzufuͤgen habt, so re⸗ det, aber vergeßt nicht die Achtuns, die Ihr dem Ge⸗ richtshofe schuldig seyd.“ Alibaud: „Lassen Sie mir mein Manuskript wiedergeben, meine eigentliche Vertheidi⸗ gung kommt nach den Phrasen, die Sie nicht haben hoͤren wol⸗ len, und da sie Ihnen mißfallen, so werde ich daruͤber fortgehen.“ Man gab ihm sein Manuskript zuruͤck, und er fuhr folgender maßen fort: „Glauben Sie nicht, meine Herren, daß ich es mir zum Ruhme anrechne, ein Koͤnigsmoͤrder zu seyn, denn der Mord ist ein trauriges Mittel, um sich eine Beruͤhmtheit zu verschaffen. Sie selbst, meine Herren, haben mich zum Ver⸗ brecher gemacht, denn ich war zur Tugend geboren. Der Stolz der Großen und die Tyraunei der Koͤnige haben mir den Dolch in die Hand gezwungen.“ (Heftiges Murren.) Der Praͤ⸗ sident: „Ihr fahrt in demselben Tone fort, und ich bin ge⸗ zwungen, Ench abermals das Wort zu entziehen.“ Alibaud⸗

habe vertheidigen, etwas zu Eurer