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entwickelte in einer ausfuͤhrlichen Rede die Tendenz dieser Vill, welche dahin geht, eine zweckmaͤßigere Eintheilung der Bisthuͤ⸗ mer und der den verschiedenen Bischoͤfen untergebenen Sprengel und zugleich eine billigere Vertheilung der kirchlichen Einkuͤnfte unter die Wuͤrdentraͤger der Kirche herbeizufuͤhren. Bisher fand sowohl in erster als besonders auch in letzter Beziehung eine solche Ungleichheit statt, daß der Natur der Sache nach ein jeder von den minder gut besoldeten Bischoͤfen es zu einem besonderen Zwecke seines Ehrgeizes machte, die Versetzung in ein besseres Bisthum zu bewirken, ein Streben, das natuͤrlich in mehrfacher Hinsicht den In⸗ teressen der Kirche und des Staates nachtheilig werden mußte. Der jetzt projektirten Einrichtung zufolge, werden außer den beiden Erzbisthuͤmern Canterbury und York nur drei Bisthuͤmer, naͤm⸗ lich Löondon, Durham und Winchester, welche eine ausgedehntere Amtsthaͤtigkeit der Bischoͤfe erfordern, ausnahmsweise groͤßere Revenugͤen haben, welche zwischen 7 und 15,090 Pfund jaͤhrlich variiren; die uͤbrigen Bischoͤfe erhalten eine Einnahme von nicht weniger als 4500 und nicht mehr als 5500 Pfund. Aehnliche zweckmöͤßige Reformen sollen mit den Einkuͤnften der Kapite! vorgenommen werden. Die Herren Fowell Buxton und Poulter, als Maͤnner der Hochkirchen⸗Partei bekannt, fanden sogar, daß diese Reformen noch nicht weit genug gingen. Ob⸗ gleich Lord John Russell durch die gleichmäaͤßigere Vertheilung der bischoͤflichen Einkuͤnfte jedem unzweckmaͤßigen Streben der Bischoͤfe nach Versetzung von einem Bisthume zum andern genuͤgend begegnet zu haben glaubte, hielt es doch Herr C. Lushington fuͤr noͤthig, daß ein besonderes Gesetz gegen diese Versetzungen erlassen werde, und trug daher auf eine Adresse an den Koͤnig an, in welcher derselbe gebeten wer⸗ den soll, sich von den Kirchen⸗Kommissarien ein Gutachten dar⸗ uͤber ertheilen zu lassen, in wie fern die gaͤnzliche Abschaffung jener Versetzungen als zweckmaͤßig erscheinen moͤchte. Von Herrn Ewart unterstuͤtzt, wurde dieses Amendement unter Anderen von Sir Robert Peel angegriffen, der sich entschieden zu Gunsten der Bill des Lord⸗John Russell aussprach. Nach laͤn⸗ gerer Debatte wurde dies Amendement (wie bereits gemeldet) mit 124 gegen 44 und der Antrag des Herrn Trevor auf gaͤnz⸗ liche Verwerfung der Bill, weil dieselbe das Bisthum Durham ungerechterweise benachtheilige, mit 142 gegen 22 Stimmen verworfen. Oberhaus. Sitzung vom 12. Juli. Lord Holland uͤber⸗ reichte mehrere Bittschriften von Personen, die wegen Schulden ge⸗ fangen sitzen, indem er bemerkte, daß dies wohl nicht gegen die Ord⸗ nung sey da die Bill wegen Abschaffung der Gefangensetzung um Schulden willen dem Hause immer noch vorliege, wenn man auch allerdings sagen koͤnnte, daß er mit den Petitionen einen Tag vost festum komme. (Gelaͤchter.) Es fand sodann eine Kon⸗ ferenz mit einer Deputation des Unterhauses in Bezug auf die Bill zur Verbesserung der Englischen Munizipal⸗Akte statt, in welcher dem Oberhause die Gruͤnde mitgetheilt wurden, wes⸗ halb die Gemeinen einigen von den Lords in jener Bill vorgenommenen Veraäͤnderungen nicht beipflichten koͤnnten. Auf den Antrag Lord Melbourne's wurde beschlossen, daß diese Gruͤnde gedruckt und am Freitage in Berathung ge⸗ zogen werden sollten. An der Tagesordnung war der Ausschuß uͤber die Englische Zehnten⸗Bill. Ehe das Haus sich in densel⸗ ben verwandelte, erklaͤrte der Marquis von Lansdowne, er wolle die Einschaltung einer Klausel beantragen, wonach die Kommissarien ermäͤchtigt seyn sollten, den Parteien da, wo das Land erst innerhalb der letzten sieben Jahre urbar gemacht wor⸗ den, Vergleichs⸗Bedingungen vorzuschlagen; auch beabsichtige er, die Zeit fuͤr die freiwillige Zehnten⸗Umwandlung noch auf ein Jahr laͤnger auszudehnen, als es vom Unterhause geschehen. (Hoͤrt, hoͤrt!) Der Bischof von Exeter bat auch um die Er⸗ laubniß, vorher noch einige Bemerkungen machen zu duͤrfen. „Ich gebe gern zu“, sagte er, „daß diese Bill wohl keine nach⸗ theiligen Folgen haben wird, wenn gewisse Amendements, die man hoffentlich vorschlagen wird, angenommen werden. Aber als Anwalt der Geistlichkeit, nicht bloß der jetzigen, sondern auch der künftigen Generation, würde ich meine Pflicht zu vernachlässigen glauben, wenn ich nicht die Heiligkeit der Rechte dieser Geislichkeit, die bei dieser Bill wesentlich betheiligt sind, geltend zu machen suchte. Man hat gesagt, nur auf die Gutsbesitzer müsse der aus der Beschäftigung nener Kaxitalien entsprießende Vortheil sich beschränken. Mit dieser Ansicht kann ich nicht übereinstimmen. Ich glaube vielmehr, daß die Kirche ein gleiches Recht hat, davon Vortheil zu ziehen. Aber nicht bloß durch die Anlegung und Verwendung neuer Kgpitalien wird der Werth des Landes und des Zehnten erhöht. Auch die Vervollkommnung der Gewerbe zum Beispiel trägt sehr viel dazu bei, den Ertrag des Bodens zu steigern. An allen diesen Vortheilen gebührt, meiner An⸗ sicht nach, der Kirche ihr Theil. Wenn Ew. Herrlichkeiten auf die Zeit der Regierung Heinrich’s VIII. zurückblicken wollen, so werden Sie finden, daß die damalige Abschätzung dem wirklichen Werthe ziemlich nahe kam; vermuthlich blieb sie noch etwas unter demselben; venn nun das Prinzip der vorliecgenden Bill damals wäre angenom⸗ men worden, so würde eine der besten Pfründen, die der Lord⸗Kanz⸗ jer von England zu vergeben hat, jetzt nicht viel mehr als 80 Pfd. eintragen. Aber Ew. Herrlichkeiten brauchen gar nicht so weit zu⸗ rückzugehen, denn die mit dem Boden und dem Einkommen der Zehn⸗ ten⸗Eigenthümer verknüpften Umstände hahen sich selbst in der Zeit, deren Sie sich erinnern können, sehr verändert. Hoffentlich wird dieses Haus die Lage der Geistlichkeit nicht verschlechtern wollen; wenn aber deren Einkommen ein für allemal auf einen bestimmten Betrag festgesetzt wird, nach den Verhältnissen, in denen es jetzt zum Grund und Boden und zu anderen Interessen des Landes steht, so würde ihre Stellung sich in gar nicht langer Zeit gänzlich geändert haben, und die Interessen der Gerechtigkeit und Religion würden aufs schwerste verletzt werden. Ich bin zwar auf keinen bestimmten Vorschlag in dieser Hinsicht vorbereitet, aber ich hoffe, man wird da⸗ faͤn sorgen, daß das Einkommen der Geistlichkeit von Zeit zu Zeit immer wieder von neuem festgestellt und mit den anderen Interessen des Landes in Uecbereinstimmung gebracht werde.“
Der Marquis von Lansdowne sprach sich gegen diese Aufforderung aus, die ihm das Prinzip der Bill zu veraͤndern schien, und sagte, er wuͤrde sich jsedem Vorschlage der Art aufs enischtedenste widersetzen. Lord Ellenborough war der Mei⸗ nung, daß die Bill fuͤr das ganze Gemeinwesen vom groͤßten Nutzen seyn werde, indem sie sehr⸗ dazu beitragen muͤsse, die Kultur und Ergiebigkeit des Bodens zu vermehren; dieser Vor⸗ cheil aber komme kaum in Betracht gegen den, welchen die Kirche davon ziehen wuͤrde, da deren Eigenthum dadurch ge⸗ sichert und deren hoher Zweck wesentlich gefoͤrdert werde; er versprach daher, obgleich er ein paar unbedeutende Amendements vorzuschlagen hatte, im Ganzen bei dieser Bill dem Ministerium seine eifrigste Unterstuͤtzung. Das Haus ging nun in den Ausschuß uͤber, und gleich bei der ersten Klausel wurde ein Amendement Lord Ellenborough's, wonach nicht der Minister des Innern, sondern der Premier⸗Minister zwei von den Zehn⸗ ren⸗Kommissarien zu ernennen haben sollte, angenommen; eben
r gingen noch ein paar andere, mehr die Form, als das Wesen detressende Amendements durch, denen die Minister sich nicht widersetzten; alle diejenigen aber, die, von verschiedenen Lords der Opposition vorgeschlagen und unterstüͤtzt, an den wesentlichen V.stemmungen der Bill etwas aͤndern sollten, wurden vom Mar⸗
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quis von Lansdowne bekaͤmpft und vom Hause verworfen. Die Bill wurde schließlich mit den darin vorgenommenen Ver⸗ aͤnderungen zum Druck verordnet. 1
“ Sitzung vom 12. Juli. Herr P. Thom⸗ son erklaͤrte auf eine an ihn gerichtete Frage, daß die von der Franzoͤsischen Regierung in dem Zoll auf die in Frankreich ein⸗ gehende Englische Wolle vorgenommene Reduction sich auf 10 pCt. belaufe, indem dieser Zoll von 30 auf 20 pCt. herabgesetzt worden sey. Herr Goulburn machte darauf aufmerksam, daß kuͤrzlich wieder zwei im Transportdienst beschaͤftigte Schiffe un⸗ tergegangen seyen, und wies dringend auf die Nothwendigkeit hin, nur tuͤchtig gebaute Fahrzeuge zu diesem Dienst zu neh⸗ men; Herr C. Wood, der Admiralitaͤts⸗Secretair, versicherte, daß die Admiralitaͤt gewiß dafuͤr Sorge tragen werde. Der Praͤsident der Handels⸗Kammer wiederholte auf eine Frage des Herrn Hawes seine fruͤhere Erklaͤrung, daß er in dieser Session keine Veraͤnderung mehr in den Bau⸗ holz⸗Zoͤllen vorzuschlagen beabsichtige, fuͤgte aber auch hinzu, daß eben so wenig fuͤr jetzt in der Erhebungsweise dieser Zoͤlle etwas veraͤndert werden koͤnnte, obgleich er fruͤher geglaubt, daß sich eine Veraͤnderung dieser Art noch waͤhrend der jetzigen Session werde ausfuͤhren lassen. Den uͤbrigen Theil der Sitzung fuͤll⸗ ten Debatten uͤber die Bill in Betreff der Leuchtthuͤrme, die, nach Verwerfung zweier Amendements, den Ausschuß passirte, und uͤber die Irlaͤndische Kirchen⸗Bill, deren noch uͤbrige Klau⸗ seln angenommen wurden. Ein Versuch des Herrn Mayxwell, heute seine Bill zu Gunsten der Handstuhl⸗Weber, bei der es sich, wie er sagte, um das Loos von 809,000 Individuen handle, zur zweiten Lesung zubringen, wurde durch 65 gegen 51 Stimmen vereitelt. Die Erlassung eines neuen Wahlausschreibens fuͤr Stassord wurde, da die Bill uͤber diesen Wahlort noch dem Oberhause vorliegt, von neuem auf vierzehn Tage suspendirt. Am Schluß der Sitzung erhielt der Kanzler der Schatzkammer noch die Erlaubniß, eine Bill zur Herabsetzung des Zinssußes und zur Verlaͤngerung der Dauer von Anleihen zum Bau von Arbeits⸗ haͤusern unter der Aufsicht der Armen⸗Kommissarien einbringen u duͤrfen, und zeigte an, daß er am Freitage auf einen Aus⸗ schuß uͤber die Accise⸗Gesetze antragen werde, um in demselben die Reduction der Abgaben von Licenzen zum Branntweinschank vorzuschlagen.
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London, 13. Juli. Der Prin van Hrauien und seine beiden Soͤhne speisten vorgestern bei Ihren Majestäten zu Kew und kehrten Abends nach London zuruͤck, waͤhrend der Koͤnig und die Koͤnigin sich wieder nach Windsor begaben.
Der Landgraf und die Landgraͤfin von Hessen⸗Homburg werden erst naͤchsten Sonnabend nach Deutschland zuruͤckreisen.
Sir E. C. Disbrowe, Britischer Gesandter am Niederlaͤn⸗ dischen Hofe, ist vorgestern von hier nach Rotterdam abgegangen.
Graf Spencer, bekanntlich einer der groͤßten Agrikulturi⸗ sten Englands, will im Herbst eine Reise nach Schottland machen und der Haupt⸗Thierschau beiwohnen, die im Oktober von der Hochlaͤndischen Gesellschaft zu Perth veranstaltet wer⸗ den wird.
Gegen die Amendements der Lords zur Irlaͤndischen Mu⸗ nizipal⸗Bill sind beim Unterhause 407 Petitionen mit zusammen 334,521 Unterschriften eingegangen, wobei die von Koͤrperschaf⸗ ten und von Vorsitzern oͤffentlicher Versammlungen unterzeichne⸗ ten Bittschriften nicht mit gerechnet sind.
Der konservative Verein von West⸗Surrey feierte gestern in Guildford den ersten Jahrestag seiner Stiftung. Lord Hotham, der den Vorsitz fuͤhrte, gab als den Zweck des Pereins die Be⸗ schuͤtzung der Waͤhler in ihren Rechten an und brachte unter anderen die Gesundheit des Herzogs von Wellington und Sir R. Peel's, als der beiden Fuͤhrer der Konservativen im Ober⸗ und Unterhause, aus. Sir E. Sugden, der unter dem Peel⸗ schen Ministerium Lord⸗Kanzler von Irland war, sprach sein Bedauern daruͤber aus, daß Sir R. Peel waͤhrend seiner Ver⸗ waltung den Lord J. Russell sich habe in die Karten gucken lassen, wodurch es diesem, einem geschickten Spieler, moͤglich ge— worden sey, jenem die Irlaͤndische Zehnten⸗Bill zu stehlen, zu der er dann bloß die Appropriations⸗Klausel hinzugefuͤgt. In Bezug auf die Irlaͤndische Munizipal⸗Bill aͤußerte der Redner, es waͤre wohl moͤglich, daß der Vorschlag des Grafen Grey ausgefuͤhrt und dadurch beiden Parteien Genuͤge gethan wuͤrde.
H'Connell hat zum naͤchsten Montage eine Einladung zu einem Diner von den Reformern von Rochester, Chatam und Strood angenommen, wobei Herr T. Bentley den Vorsitz fuͤh⸗ ren wird. — 4
Der Reform⸗Verein von Liverpool hat zu der fuͤr O'Con⸗ nell hier eroͤffneten Subscription 1000 Pfund beigesteuert.
Die Times sagt: „Derjenige Theil der Stempel⸗Bill, der die Zeitungen betrifft, scheint der einzige zu seyn, den der Kanz⸗ ler der Schatzkammer fuͤr wichtig genug haͤlt, um ihn noch in dieser Session durchs Parlament zu treiben. Wir haben es oft gesagt und wiederholen es, daß uns das Neue in dieser Maßre⸗ gel sehr wenig beruͤhrt, wenn uͤberhaupt, außer insofern als der allgemeine Charakter der Presse und durch sie das Gemeinwohl dabei gedeihen oder leiden duͤrfte. Etwas seltsam und neu war der Vorschlag, den Herr C. Buller bei dieser Gelegenheit machte, der aber natuͤrlich verworfen wurde, naͤmlich daß alle Eigenthuͤmer von Zeitungen oder Inhaber von Actien derselben im Stempel⸗Amt verzeichnet werden sollten, weil naͤmlich jetzt die Zei⸗ lungen alle moͤgliche Arten von Verleumdungen verbrei⸗ ten koͤnnten, und weil es nicht recht sey, daß anonymen Zeitungsschreibern, unbetannten und unwuͤrdigen Subjekten ge⸗ stattet wuͤrde, Individuen mit ihren Lucubrationen zu beschim⸗ pfen und in ihrer Obsturitaͤt und Gemeinheit einen Schutz gegen alle Verantwortlichkeit zu finden. Sehr wichtig war dagegen die Aufforderung, welche Sir R. Inglis an die Minister rich⸗ tete, daß sie den Zeitungen ihr Verlagsrecht sichern und sie ge⸗ gen die Raͤubereien schmutziger Piraten, gegen den Nachdruck ihrer Artikel in anderen Blaͤttern, wodurch ihnen Kapital und Muͤhe gestohlen wird, schuͤtzen sollten. Wenn die redlich denken⸗ den Mitglieder des Unterhauses nicht wachsam sind, so moͤchten gewisse offizielle Personen am Ende gern uimn diese Sache herum kommen, denn die Antwort des Herrn Spring Rice, daß er sich diesen Gegenstand lieber fuͤr das Gesetz uͤber das Verlagsrecht
vorbehalten wolle, war nicht von der besten Vorbedeutung. Ist
seine Stempel⸗Bill erst durchgegangen, so wird wahrscheinlich vom Verlagsrecht keine Rede mehr seyn, so lange er im Amte bleibt.“
Der Auctions⸗Kommissarius George Robins kuͤndigt unter dem Nachlasse O'Meara's auch einen Backzahn Napoleon's an, der diesem auf St. Helena ausgezogen worden.
Am Sonntage kam das Dampfboot „Royal Tar“ von San Sebastian, welchen Ort es am 7ten verlassen hatte, mit Passa⸗ gieren, namentlich 30 bis 40 Invaliden und Verwundeten von der Britischen Legion und mehreren Offizieren, die theils, wie die Obersten Kirby und O'Connell, auf Urlaub nach England
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kommen, theils ganz ihre Entlassung genommen haben, in Fal⸗ mouth an; es hatte in San Sebastian 150 Rekruten und Mu⸗ nitions⸗Vorraͤthe fuͤr die Legion gelandet. Neues hat man durch dieses Schiff nicht erfahren. Die Befestigungs⸗Arbeiten in San Sebastian und der Passage wurden von Seiten der Englaͤnder noch immer fortgesetzt.
In Athen hofft man durch die Bemuͤhungen des Britti⸗ schen Gesandten, Sir E. Lyons, und des Geistlichen H. D. de⸗ wis, Agenten der Britischen und ausländischen Bibel⸗Gesel⸗ schaft, den Bau einer Episkopal⸗Kirche zu Stande zu bringen, zu welchem Zweck bereits mehrere Beitraͤge, unter anderen 100 Pfd. von der Gesellschaft zur Befoͤrderung des Christenthums eingegangen sind. 8
Niederlande⸗
Aus dem Haag, 13. Juli. sandte am hiesigen Hofe, Sir Charles Disbrowe, ist gesten von seiner nach England unternommenen Reise zuruͤckgekehn und hat noch an demselben Tage mehrere Mitglieder des dipie, matischen Corps bei sich gesehen.
Der mit einer Mission nach den Niederlaͤndischen Besitzun gen auf der Kuͤste von Guinea beauftragte General⸗Major Ver veer erhaͤlt als Begleiter den Herrn de Bruin, ehemalige Beamten in Surinam, und Herrn van Drunen, ehemalizen Konsul in Suͤd⸗Amerika. Man erwartet von diesen drei erfc renen Maͤnnern manche Ausbeute fuür die Kenntniß des innen
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Bruͤssel, 13. Juli. In Antwerpen geht man damit un den Platz Meir und die Place verte durch einen mit Glas ve deckten Gang zu verbinden, der einen praͤchtigen Bazar bilde und des Abends mit Gas erleuchtet werden soll. Die neu Straße soll den Namen Passage Rubens erhalten.
In Lüttich ist am Montag ein Theil der Bruͤcke de la Be verie, welche man neu zu bauen im Begriff war, in den Fluf gestuͤrzt; gluͤcklicherweise ist dabei kein Menschenleben gefaͤhrde
worden. 8 11111A““
Warschau, 15. Juli. Vorgestern wurde hier der Ge burtstag Ihrer Majestaͤt der Kaiserin durch festlichen Gotten dienst, Diner bei Sr. Durchlaucht dem Fuͤrsten von Warschau glaͤnzendes Feuerwerk und Illumination der Stadt gefeiert.
Die hiesigen Zeitungen melden, daß die im Jahre 188 zwischen den Koͤnigreichen Preußen und Polen abgeschlossem Handels⸗Convention bis zum 1. August d. J. verlaͤngert worden.
TSWeutsch lab. Weimar, 16. Juli. Auf der Ruͤckkehr von Berlin nach Kassel erfreute Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kurfuͤrstin von He⸗ sen (Schwester Sr. Maj. des Koͤnigs von Preußen und Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin der Niederlande) das Großherzogl. Haus mit einem Besuche.
Am 12ten d. M. verlor unsere Stadt an dem Eigenthuͤmen einer Schriftgießerei, Walbaum dem Juͤngeren, einen sehr thte⸗ tigen Buͤrger. Im Besitz einer vorzuͤglichen Geschicklichkeit in Schneiden der Buchstaben und einer eigenthuͤmlichen. Kunst h der Mischung der Masse, hatte er in deu letzten Jahren sein Ge⸗ schaͤft in die fernsten Laͤnder verbreitet, verschafste dadurch e. Stadt Weimar auch in dieser Hinsicht einen ehrenvollen Naf im Auslande und 17 hiesigen Familien lohnenden Erwerb. Er starb zu Berka an der Ilm, wohin er sich in den letzten Tagen seines Lebens begeben hatte.
Zu der Nachricht, daß die Tuͤrkischen Unter⸗Beamten, welch den Englaͤnder Churchill in Konstantinopel mißhandelten, die Bastonnade erhalten wuͤrden, macht die hiesige Zeitung feol⸗ gende Bemerkung: „Bei dieser Gelegenheit koͤnnte man auf den wenig bekannten Umstand aufmerksam machen, daß es in da Tuͤrkei eine Masse Stellvertreter — arme Leute, Tageloͤhner ꝛc. fuͤr die Bastonnade giebt, mit welchen man uͤber den Preis der selben, der sich nach der Anzahl der Hiebe richtet, einig wilrd, und welche nun die Bastonnade fuͤr denjenigen empfangen, den sie zugesprochen ist. Fuͤr 50 Piaster (etwa 4 ½ Rthlr.) findet ma immer Stellvertreter fuͤr die Bastonnade, und es sollen in jeden großen Orte der Tuͤrkei gemeine Tuͤrken foͤrmlich von diese Stellvertretung leben; die Strafe der Bastonnade verliert alh an ihrer Schrecklichkeit, weil der zu derselben Verdammte st gar nicht empfaͤngt, wenn er einen Stellvertreter bezahlen kann,”
Leipzig, 4. Juli. (Allg. Ztg.) Seit mehr als vin Wochen zeigt sich ein sehr reges Leben in unserm Eisenbahnban auf der Straße von Leipzig nach Dresden. Bei Wurzen botn sich des Terrains wegen betraͤchtliche Hindernisse dar, die einm bedeutenden Kraftaufwand erforderten. Jetzt stehen bereits he Pfeiler der großen Bruͤcke bei Wurzen. Jemand, der so ten von dort gekommen, versichert, die Anzahl der gegenwaͤrtig on Comité beschaͤftigten Arbeiter belaufe sich auf 1290 bis W. Erscheint dies den dringenden Erforderungen der Umstände dutghe aus angemessen und natuͤrsich, so ist dabei nur erwaͤhnenswuth daß man vor noch gar nicht allzu langer Zeit kaum 40 bis 5) Arbeiter dort beschaͤftigt fand. Allerdings mochten die Listen eine weit groͤßere Zahl angeben, allein man konnte, wie bei mancher Armee, die dem Papier nach Geworbenen mit der Anzahl der wirklich aktiven nicht gut in Einklang bringen. Die meistel, liefen bald wieder fort, der Lohn war viel zu gering. Jetzt t der Satz erhoͤht, und ein bewaͤhrter und tuͤchtiger Arbeiter kann es bis zu 14 bis 16 gGr. fuͤr den Tag bringen. Bü. dem Herannahen der Heu⸗Aerndte wuͤrde man sich bä der alten Loͤhnung aller helfenden Arme beraubt gesehen haben. Zu dieser materiellen Noͤthigung, das begonnene Werk schneller, als anfaͤnglich geschah, zu betreiben, gesellte si ungefaͤhr auf folgende Weise gewissermaßen eine moralische Die Dresdener hatten gegen das hiesige Comité eine Klageschri eingereicht; sie fuͤhlten sich zuruͤckgesetzt, waren mit dem Tratz nicht zufrieden und erhoben Einwendungen von mancherlei Arh um ihren speziellen Wuͤnschen Eingang zu verschaffen. Von Seiten der Regierung wurden die Gruͤnde der Klage untersucht, und es fand sich, daß dem hiesigen Comits in Bezug auf dle angeregten Punkte durchaus Recht zu geben sey, da die von hict aus entworfene Bahn⸗Construction als die in jeder Hinsicht zwech maͤßigere und vortheilhaftere anerkannt werden mußte. Die Kd
nigliche Regierung, der diese Sache zur Entscheidung vorgetrag gen war, erließ in Folge dessen an das Comits ein Schreiben, das die voͤllige Freisprechung von den erhobenen Klagen ent⸗ hielt, zugleich aber auch das Comitée „allen Ernstes“ erinnerte, wie nothwendig es sey, allen in dem ersten Programm e⸗ gebenen Versprechungen in Bezug auf Foͤrderung des Wer⸗ kes getreulichst nachzukommen. Dies war in einer Weise geschehen, die vermuthen ließ, die Regierung werde auch auf das Interesse einer Privatsache, welche mehr als jede
Der Großbritanische 62%
praͤsentantin echt klassischer
am ersten Tage der Messias von Haͤndel und
dere der oͤffentlichen Wohlfahrt angehoͤrt, zu richten fortfahren. Es laͤßt sich nicht leugnen, daß, mit der anfaͤnglichen Zoͤgerung des Baues, ohne spezielle Schuld des Comité's, eine Stockjobberei einzureißen drohte, die nichts
weniger als ein erfreuliches Ereigniß zu nennen war. Wie der
Bau bis in den Mai hinein betrieben worden, waͤren kaum fuͤnf Jahre zur Vollendung desselben zureichend gewesen Nach dem ersten Programm, an dessen Zusicherungen die Koͤnigl. Regie⸗ rung erinnerte, sollte die Bahn im Verlauf von zwei Jahren sahrbar seyn.
Die dreiwoͤchentliche Landestrauer um den Verlust des hoch⸗ seligen allgemein verehrten Koͤnigs ist nun beendet; das Theater ist wieder geoͤffnet, das musikalische Leipzig erfreut sich seiner Garten⸗Konzerte. Von Dresden hoͤren wir, daß Graf von Luͤttichau, der Intendant des Koͤnigl. Theaters, seine Stei⸗ lung verlaäßt, und der Geh. Rath und Ober⸗Ceremonienmeister, Herr von Friese, als sein Nachfolger bezeichnet sey. Man will daraus auf eine neue Belebung des Schauspiels und auf einen regeren Einfluß Ludwig Tiecke’s schließen. Eine Dresdner Re⸗ Schauspielkunst bewundert Leipzig jezt in Dem. Caroline Bauer, die an der hiesigen Buͤhne eine Feihe von Gastrollen giebt. Wie weit der muthmaßliche Nach⸗ folger des Herrn Grafen von Luͤttichau dem Projekte zur Wiederher⸗ stellung der Italiaͤnischen Oper in Dresden zugeneigt sey, laͤßt sich vor der Hand nicht absehen. Hofrath Winkler (Th. Hell) ist auf die Nachricht vom Todesfalle des hochseligen Koͤnigs von Paris schnell wieder in Dresden angelangt. Er war in Angelegenheit der Weberschen Familie dort, um Meyerbeer zu bewegen, eine komische Oper, die sich in Karl Maria v. Weber's Nachlaß frag⸗ mentarisch vorfand, zu beendigen. Meyerbeer, der mit Weber in Darmstadt unter Abt Vogler Musik studirte, hatte sich schon fruͤher auf schriftlichen Antrag bereitwillig gezeigt, von seiner anerkannt edlen Uneigennuͤtzigkeit einen neuen Beweis zu llie⸗ fern, und den Manen seines unsterblichen Freundes ein wuͤrdi⸗ ges Todtenopfer zu bringen. Braunschweig, 15. Juli. Ueber unser nunmehr beeu⸗ digtes großes Musikfest enthaͤlt die hiesige Zeitung folgenden aus⸗ füͤhrlichen Bericht: „Die mehrmaligen Ankuͤndigungen uͤber die Feier des neunten großen Musikfestes am 7ten, Eten und 9. Juli in Braunschweig hatten die Bewohner der Vaterstadt, so wie alle Kunstfreunde unserer Deutschen Nachbar⸗Lande mit der hoͤch⸗ sten Erwartung erfuͤllt, und mit nicht geringer Sorge dachten die Unternehmer und Befoͤrderer des Werkes daran, ob auch der eigene treuester Eifer und die liebevollste Huͤlfe von allen Sei⸗ ten solchen Erwartungen genuͤgen und der Erfolg des Gan⸗ zen die erregten Hoffnuͤngen befriedigen koͤnnte. So sahen wir mit Ungeduld dem 7. Juli entgegen, waͤhrend die Wuͤnsche Al⸗ ler, wesche Großes und Edles schaͤtzen und soͤrdern, zum Him⸗ mel stiegen, daß ein reines heiteres Sonnenlicht unser Thun be⸗ wachen und die gemeinschaftlichen Freuden erhoͤhen moͤchte. — Hr. Kapellmeister Dr. Schneider aus Deßau, unter dessen Leitung am dritten Tage eine von ihm selbst komponirte Osterkantante gegeben werden sollte, traf einige Tage vorher hier ein und wohnte den Chor⸗ proben bei, in welchen er durch seinen ermunternden Beifall den Saͤngerinnen und Sangern Vertrauen und Muth einfloͤßte. Bald sahen wir auch Herrn Kapellmeister Marschner aus Hannover, den Hauptdirigenten des dritten Tages, in unseren Mauern; aus vielen Vereinsstaͤdten trafen die Freunde ein, welche uns bereit⸗ willig ihre Huͤlfe zugesagt hatten, und am 5. und 6. Juli fuͤllte sich die Stadt mit vielen Tausend Fremden. — Die Solopartieen im Messias hatten Madame Schmidt aus Halle, Mad. Muͤller aus Braunschweig, Herr Mantius aus
Berlin und Herr Krause aus Braunschweig uͤbernommen. Mitt⸗
woch am 6. Juli, Vormittags 9 Uhr, war Hauptprobe zum Messias und Nachmittags 4 Uhr Hauptprobe zum dritten Con⸗ cert in unserer neu eingerichteten Aegidien⸗Kirche, dem diesma⸗ ligen Musikfest-Lokale. Dieses ehrwuͤrdige Gebaͤude war zur eit der Fremdherrschaft von Feindes Hand allem Heiligen und
oͤttlichen zum Hohne aus einem Gotteshause in ein Magazin verwandelt und sollte nun in seinem neuen Schmuck zu wuͤrdi⸗ gen Zwecken wiederum seine Weihe empfangen. Nach dem Ur⸗ theile aller Anwesenden giebt es in Deutschland kein besseres Lo⸗ kal zu großen Musik⸗Auffuͤhrungen, und uns Braunschweigern insbesondere, die wir an dem in seiner Erniedrigung lange Zeit trauernden Gebaͤude oft mit wehmuͤthigen Blicken voruͤber⸗ gegangen sind, lachten die heitern Rͤäume wie ein himmlischer Vorhof gar lieblich entgegen. — Donnersta den 7. Juli, Vormittags 10 Uhr, war die Haupt⸗Auf⸗ fuͤhrung des Messiis angesetzt. Ein freundliches Morgen⸗ roth verkuͤndigt den Tag, ein blauer Himmel verspricht Schutz und Segen. Die Stunde nahet; in Ordnung fuͤllt sich der
stattliche Raum von gleichgestimmten Seelen, und mitten in
der willkommenen Zahl begruͤßen wir mit heiliger Freude und mit treuer Liebe, wie es einem treuen Deutschen Volke zusteht, Ge. Koͤnigliche Hoheit den Herzog von Cambridge. Der Koͤ⸗ nigliche Gast hatte die Einladung des hiesigen Musikfest⸗Comité huldreich aufgenommen und verweilte mehrere Tage hier, wo⸗ durch die Freude bedeutend erhoͤht worden ist. Wir bedauerten da⸗ bei um so mehr, daß unsers Herzogs Durchlaucht durch eine weite Reise verhindert worden war, der seltenen Feier beizuwohnen, dawir Ihrer persoͤnlichen Einwerkung die schnelle Wiederherstel⸗ lung der Kirche verdanken. So geehrt und erfreut ordnen sich die Zuhoͤrer, aus dem bunten Gewirre der toͤnenden Instru⸗ mente entwickelt sich ein schönes, vollstimmiges Ganze, und die inleitung des Messias beginnt mit einem einfachen, wuͤrdevol⸗ len Largo, welches in eine kraftvolle Fuge uͤbergeht, mit wel⸗ cher die Einleitung endigt. Mit dem tiefsten innigsten Gefuͤhl und mit vollendeter Kunst wurden die Solostellen von den er⸗ waͤhnten ausgezeichneten Saͤngern vorgetragen. Die iph ’ chen, erhabenen Choͤre wurden von den wohlgeübten Bng⸗ Vereinen und dem Saͤnger⸗Personale unseres Hoftheaters mit einer Praͤcision und Kraft ausgefuͤhrt, daß Herr Capellmeister zweiten F ir Gel n 68 e Festtage hatten wir Ge egenheit, große Virtuositaͤt vieler ausgezeichneter Saͤnger und lnstler in einzelnen Solostuͤcken zu bewundern, von denen die meisten allgemeine Theixlnahme und Anerkennung gefunden WViele Kunstfreunde haͤtten es jedoch lieber gesehen, in diese vortrefflichen Sachen in einem eigenen gro⸗ In Konzert⸗Saale waͤren gegehen worden. Wir hoͤrten: 8* Duverture zu „Dmar und Leila“ von Feska; 2) Arie fesset er Belagerung von Korinth, gesungen von Madame Meth⸗ WH 2 raunschweig ;3) Coucertino faͤr die Oboe, komponirt e Vecgetragen von Hrn. Ferling aus Brgunschweig 540 Konzert füͤr S ö— gespielt vom Herrn Konzertmeister Muͤl⸗ 8) “ aus Sargin von Paer, gesungen von Hrn. Mantius; 6 fuͤr die Floͤte, komponirt und vorgetragen von Heinemeyer aus Hannover; 7) Finale aus „Don Juan“,
ihr Augenmerk n
zu welcher Auffuͤhrung Mozart in diesen Raͤumen und zu die⸗ ser Zeit seine Einwilligung vielleicht nicht gegeben haben wuͤrde. Damit wollen wir aber keinesweges irgend einen Tadel gegen die ausgezeichneten Saͤngerinnen und Saͤnger ausgesprochen ha⸗ ben; wir glauben nur, daß ein solches Stuͤck ohne Action und Zusammenhang in einem so großen Lokale nicht die sonst ge⸗ woͤhnliche erstaunenswuͤrdige Wirkung hervorbringt. — Am drit⸗ ten Festtage hoͤrten wir: 1) Die große Symphonie von Mozart aus 8 moll unter der Leitung des Herrn Kapell⸗ meisters Marschner. 2) ein Crucisfixus von Lotti. ie⸗ ser achtstimmige Kirchengesang hat nicht die Wirkung ge⸗ macht, welche wir uns versprachen, und ist auch in den Proben
it mehr Gluͤck ausgefuͤhrt; 3) Adagid und Rondo von Spohr, ausgezeichnet vorgetragen von Herrn Tretbar aus Braunschweig; 4) Sinfonia eroica von Beethoven. In diesem Tonstuͤck hat die neuere Instrumental⸗Musik ihren hoͤchsten Glanzpunkt er⸗ reicht. Die Erhabenheit der Gedanken, die Schoͤnheit und Kraft der Ausführung riß die ausuͤbenden Kuͤnstler wie die Zuhoͤ⸗ rer zur hoͤchsten Begeisterung hin. 5) Osterkantate von Fr. Schneider. Die Solopartieen sangen: Fraͤäulein v. Morgenstern und Madame Muͤller aus Braunschweig und die Herren Kammer⸗Saͤnger Diedecke und Kruͤger aus Deßau. Dieses melodiereiche, kraft⸗ volle Tonstuͤck unsers gefeierten Meisters gab uns einen neuen Beweis, zu welcher Hoͤhe der Kunst er sich emporgeschwungen und mit welcher Feinheit und Einsicht die musikalischen Gedan⸗ ken zweckmaͤßig unter die einzelnen Instrumente in seinen Wer⸗ ken vertheilt sind. Den Schluß des Ganzen machte eine groß⸗ artige, imposante Fuge; die Ausfüͤhrung gelang zur vollkomme⸗ nen Zufriedenheit des geehrten Tondichters, und aus Aller Mund hoͤrte man den lauten Wunsch, daß solche Toͤne in Ewig⸗ keit nicht verhallen moͤchten. Zu anderen festlichen Freuden war auf der Wall⸗Promenade zwischen dem August⸗ und Steinthore ein 380 Fuß langes und 86 Fuß breites Zelt erbauet, wo jedem billig Denkenden zur Erquickung und Erheiterung, so weit mensch⸗ licher Eifer und augenblickliche Kraft reichen wollte, volle Ge⸗ nuͤge geworden ist. Am 8. Juli war im Herzoglichen Hofthea⸗ ter Abends ein glaͤnzender Ball veranstaltet, wobei die vortreff⸗ liche Anordnung, die geschmackvolle Decoration des innern Hau⸗ ses und die anmuthige Verwandlung der Buͤhne in einen rei⸗ zenden Lustgarten von Fremden und Einheimischen als einzig in seiner Art mit Worten nicht genug bewundert werden konnte. Fuͤr diejenigen, welche im Theater nicht Raum hatten, wurde von dem Herzoglichen Artillerie⸗Corps vor dem Petri⸗Thore zur Verherrlichung des Musikfestes ein großes Feuerwerk abge⸗ brannt, dessen Schoͤnheit und gluͤckliche Ausfuͤhrung allgemeine Anerkennung gefunden hat. Am 10. Juli, Vormittags fruͤh, ga⸗ ben die Herren Gebruͤder Muͤller zum Besten der Armen eine Auartett⸗Unterhaltung im Saale des Saͤchsischen Hofes, welche, obgleich das Billet 1 Thaler kostete, von zahlreichen Verehrern der Kuͤnstler besucht worden ist. — Das letzte große Festmahl wurde am 9. Juli, Nachmittags 3 Uhr, im Zelte gefeiert. Das Verdienst um dieses Fest wurde tausendstimmig gepriesen, und die Fremden schieden von uns mit dem lauten Wunsche, daß im kuͤnftigen Jahre ein eben so reines Sonnenlicht die befreundeten Gemuͤther wieder vereinigen moͤchte.
Bremen, 15. Juli. In Bezug auf die in Nr. 196 der Staats⸗Zeitung enthaltene Erklaͤrung des Herrn Direktor Gro⸗ tefend in Hannover hat Herr Friedrich Wagenfeld in die hie⸗ sige Zeitung eine Protestation einruͤcken lassen, in der er die Versicherung giebt, daß er durch baldige Herausgabe der ganzen Handschrift des Sanchuniathon die gegen die Echtheit derselben erhobenen Zweifel beseitigen werde.
Ems, 14. Juli. Der Vorabend des hohen Geburtsfestes Ihrer Majestaͤt der Kaiserin von Rußland wurde gestern von den hier anwesenden Russen feierlichst begangen. Von jenseit der Lahn kam ein Fackelzug von circa 80 Mann, unter Voran⸗ tretung des Musik⸗Corps des in Koblenz garnisonirenden 19ten Regiments, und stellte sich vor der Wohnung des Fuͤrsten Gali⸗ zin, General⸗Gouverneurs von Moskau, auf. Ein mehrfacher Hurrahruf, unter Begleitung der Pauken und Trompeten, er⸗ toͤnte durch ganz Ems. Auf der Lahn stiegen Raketen empor; auf der Moos⸗Huͤtte (einem Berge) wurden Freudenfeuer an⸗ gezuͤndet, die Rondelle am Kurhaus war brillant mit 500 Lam⸗ pen beleuchtet, und die Kurmusik spielte in der Promenade aus⸗ erwaͤhlte Musikstuͤcke. Der Zug ging durch ganz Ems und stellte sich vor jeder Behausung, wo Russen wohnten, auf.
Nuͤrnberg, 16. Jule Einer im hiesigen Korrespon⸗ denten enthaltenen Mittheilung aus Wien zufolge, hat man bei dem diesmaligen Auftreten der Cholera in dieser Hauptstadt sehr geiungene Versuche mit der Anwendung des kalten Wassers gemacht, was allerdings einer anderen Nachricht, wonach dieses Verfahren, als unzweckmaͤßig bei der Behandlung der Cholera, verboten worden sey, direkt widerspricht.
Demselben Blatte zufolge, unternimmt Seine Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz von Bayern vom Schlosse Hohenschwan⸗ gau aus zahlreiche Fußwanderungen in die malerische Gebirgs⸗ Gegend. 1
Muͤnchen, 14. Juli. Unser Professor Gruithuisen, der unermuͤdliche Vorkaͤmpfer fuͤr seine (freilich sehr unwissenschaft⸗ liche) Hypothese, daß der Mond bewohnt sey, erklaͤrt oͤffentlich, er koͤnne jetzt mit Gewißheit versichern, daß der Mond Atmo⸗ sphaͤre und Wolken, also auch Wasser habe. Er sah namentlich am 6. und 22. Mai d. J. die Ringgebirge Eudoxus und Ari⸗ stoteles mit einer Menge kleiner Gegenstaͤnde wie Bergkoͤpfe bedeckt, welche bei anderen fruͤheren Beobachtungen die tieferen Stellen eingenommen hatten. Er versichert, daß diese Gegen⸗ saͤnde nichts anderes, als Wolken seyen. 3
Stuttgart, 14. Juli. (Deutscher Cour.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten trug Abgeord⸗ neter Pfizer den Bericht uͤber den vor wenizen Tagen einge⸗ brachten Gesetz⸗Entwurf gegen den Nachdruck vor, der alsbald zur Berathung kam. Die Kommisston trug auf unveraͤnderte Annahme an. Menzel stimmte diesem Antrage bei, da der pro⸗ visorische Gesetz⸗Entwurf eine offenbare Verbesserung sey und in ganz Deutschland gut aufgenommen werden wuͤrde, wenn er auch nicht uͤbersehe, daß die Bestimmungen desselben nicht voll⸗ ständig das geben, was das literarische Eigenthum fordern koͤnne. Ebenso Pflanz, der aber zu bedenken gab, daß nach diesem Gesetze diejenigen Werke, welche fruͤher schon erschienen sind, auch ferner eine Beute der Nachdrucker bleiben. Geh. Rath v. Schlayer: Das Prinzip des Gesetzes sey Ausdehnung der bisherigen besonderen Privilegien auf alle Werke. Der Antrag gehe aber weiter, und es sey kein Grund vorhanden, den Schutz auch auf Werke auszudehnen, welche Gemeingut der Nation ge⸗ worden sind. — Das wollte er nicht, sagte Pflanz, sondern nur die in der letzten Zeit erschienenen Werke habe er im Auge, weil ein Buch erst einige Zeit brauche, bis sein Warum bereits erschienene Werke groͤßere Rechte haben sollen,
1 1 als die jetzt erscheinenden? Er habe die Ueberzeugung, daß mit
diesem Gesetze der Nachdruck in Wuͤrttemberg aufhöͤren werde
Nachdem noch Schott und Pfizer im Sinne Menzel's sich ausgesprochen, ward der erste Artikel des Gesetzes, der allen in Deutschland erscheinenden Werken auf 6 Jahre dieselben Rechte verleiht, welche bisher nur die mit Privilegium versehenen ge⸗ nossen, durch Zuruf angenommen. Der zweite Artikel unter⸗ wirft die jetzigen Nachdruͤcke einem polizeilichen Stempel. An⸗ genommen. Der Art. 3 wendet die Straf⸗Bestimmungen vom Februar 1815 auf die Uebertretung des neuen Gesetzes an. An⸗ genommen. Endlich aͤußerte sich noch die Kommission gegen eine
eußerung in dem Begleitungs⸗Vortrag, und verwaͤhrte sich da⸗ gegen, daß die Staͤnde durch dieses Gesetz bei einem Bundes⸗ Gesetz gegen den Nachdruck von ihrer Mitwirkung ausgeschlossen seyen. — Geheime Rath v. Schlayer war hiermit durchaus nicht einverstanden und glaubte, wenn ein Bundes⸗Gesetz dar⸗ uͤber zu Stande komme, so muͤsse es auch fuͤr Wuͤrttemberg gelten — Pfizer: Da das Gesetz hieruͤber nichts enthalte, so koͤnne man diesen Punkt wohl beruhen lassen. — Das Gesetz ward durch Acclamation angenommen.
Karlsruhe, 14. Juli. Es hat sich hier eine Actien⸗Ge⸗ sellschaft zur Fabrication des Ruͤben⸗Zuckers nach dem Verfah⸗ ren des Heren Schutzenbach von Freiburg gebildet, welcher seine Methode und sein Privilegium, das er von der Großherzogl. Staats⸗Regierung erhalten hat, der Gesellschaft zum alleinigen Ligenthum fuͤr den Umfang unseres Vaterlandes abtreten wird. Mit dieser Gesellschaft haben sich bei ihrer Gruͤndung mehrere Unternehmer aus anderen Gegenden des Landes vereinigt, und ihre Kapitalien dazu geschossen, wodurch schon am Tage der Konstituirung der Kapitalstock von einer Million Gulden einge⸗ zeichnet war. Man hat jedoch, da eine starke Subscription vor⸗ auszusehen war, den fuͤnften Theil der Actien fuͤr die Guͤter⸗ besitzer in den fuͤnf landwirthschaftlichen Kreisen des Großher⸗ zogthums vorbehalten, welche sich hnegcas9 einer bestimmten Frist zu erklaͤren haben, mit wie vielen Actien (jede zu 500 Fl. sie sich bei der Gesellschaft betheiligen wollen.
Oesftere
Preßburg, 11. Juli. Beide Pesther Magyarischen Zei⸗ tungen liefern Berichte uͤber die Feuersbrunst, die (wie bereits erwaͤhnt) an den Tagen vom 19ten bis 23sten v. M. die Stadt Großwardein verheert hat. Das Feuer brach am 19ten gegen 5 Uhr fruͤh in dem Schulhause neben der Griechischen unirten Kathedrale aus und schien sich zuerst der gegenuͤberstehenden Haͤuserreihe mittheilen zu wollen, von denen es auch 2 verzehrte; bald aber wandte es sich gegen die mit großen Kosten und vie⸗ lem Geschmack erbaute Kathedrale, setzte sie in Flammen und verbreitete sich von da weiter. Darauf ergriff es die Residenz des Griechisch⸗katholischen Bischofs, die jedoch durch angestrengte Bemuͤhung mittelst Abschlagung des Daches gerettet wurde; dann bemaͤchtigte es sich der gegenuͤberstehenden Kaufmannsge⸗ woͤlbe, in welchen die Flamme eine Menge Zucker, Kaffee, Oel, Gewuͤrze, geistige Getraͤnke u. s. w. verzehrte und dadurch noch mehr belebt wurde; endlich verbreitete es sich uͤber die drei schoͤnsten Gassen von Großwardein, die Adler⸗, Gruͤnbaum⸗ und Kapuzinergasse; in letzterer verschonte jedoch das Feuer die an Ende befindliche Griechische nicht uniirte Kirche und die dane⸗ ben stehenden 6 Haͤuser, so wie die ganze entgegengesetzte Seite. Von der Griechisch⸗üntirten Kathedrale stuͤrzte der mit Kupfer ge⸗ deckte Thurm ein. In mehreren Kaufmanns⸗Gewoͤlben und Kellern entzuͤndete sich das darin verwahrte Schießpulver und flog mit Krachen in die Luft. Auch die in die Keller zur Sicherheit gebrachten Sachen wurden ein Raub der Flammen. Die Menschen konnten sich nur durch den Fluß Koͤroͤs, durch welchen sie bis an den Hals waten mußten, auf die entgegen⸗ gesetzte Seite retten, und es war ein ruͤhrendes Schauspiel zu sehen, wie Muͤtter und Vaͤter ihre Kinder auf den Ruͤcken tru⸗ gen. Viele Menschen verloren ihr Leben, darunter 7 Soldaten. An diesem Tage brannten nach den Hazai Tudositäsok 65, nach dem Jelenkor 57 Haͤuser ab. Mit diesem Opfer begnuͤgte sich jedoch die Wuth des Elements noch nicht; denn als am fol⸗ genden Tage die heiße Asche neben dem eingestuͤrzten Kirchthurm aufgeruͤhrt wurde, slog sie auf das Haus eines Tischlers zündete es an, und es wurden wieder 10 Hzͤuser in der Unger⸗ gasse in Asche gelegt. Am 2lsten begann es wieder in der Deutschen Gasse zu brennen, woher sich das Feuer durch die Petze uteza bis zum Schloßgrund verbreitete. Hier ergriff es die Haͤuser der Israeliten und die Branntweinhuͤtten, drang dann in die Festung in die VLarad-Valeneze- und Katonaväros (Soldatenstadt) ein und verzehrte alle Häuser bis auf den Grund. Erst am 23sten hoͤrte das Feuer ganz auf. Der angerichtete Scha⸗ den ist fuͤrchterlich. Der eingestuͤrzte Thurm der Griechisch⸗uniirten Kathedralkirche hat das Gewoͤlbe derselben ganz durchbrochen. Das freiherrliche von Fischersche Haus flog mit den daneben ste⸗
henden Häaͤusern durch eine entzuͤndete große Auantitaͤt Schieß⸗ pulver in die Luft. Die Kapuziner⸗Kirche liegt sammt dem Klo⸗ ster ganz in Ruinen; eben so das Graͤflich Csaͤkysche und Baron Wenkheimsche Palais. Die Katonavaäros und die Festung ist ganz abgebrannt. Die Koͤroͤs⸗uteza blieb sammt dem Pfarrhause, dem Schulgebaͤude und dem Eckhaus neben der Bruͤcke, die be⸗ reits zu brennen begonnen hatte, unverletzt. — Nach Privat⸗ Briefen hat sich in diesen Tagen der furchtbarsten Verheerung der Wohlthaͤtigkeitssinn und die Menschenfreundlichkeit des roͤ⸗ misch-katholischen Bischofs, Franz v. Laitsak, im schoͤnsten Lichte gezeigt. Er sprach zu den Verungluͤckten auf der Brandstaͤtte Worte des Trostes und der Liebe, und vertheilte unter alle, ohne Glaubens⸗Unterschied, Lebensmittel und Geld it es s Kraͤfte gestatteten. v““ 8
Schweiz.
Zuͤrich, 10. Juli. (Schweizer Bl.) Der wahre Name des Baron Eyb ist jetzt bekannt. Ein in St. Gallen ansaͤssiger Deutscher erkannte ihn bei der Confrontation fuͤr einen Israe⸗ liten von Doͤrzbach, im Hohenlohischen, Namens Zacharias Al⸗ tinger. Die Aussagen seines Weibes kompromittiren ihn mehr und mehr. — Die „Helvetie“ hat unlaͤngst aus der Schule ge⸗ schwatzt und bekannt, daß neben dem zu Schinznach gegruͤnde⸗ ten Schweizerischen National⸗Vereine noch einer bestand, am 23. Juni 1835 zu Villeneuve errichtet, uͤber dessen Wesen und Absichten keine Zweifel obwalten koͤnnen. — Den 7. Juli, Abends 6 ½¼ Uhr verspuͤrte man zu Solothurn einen Erdstoß.
Genf, 5. Juli. (Allg. Ztg.) Das große Foͤderal⸗Schie⸗ ßen in Lausanne hat vorigen Sonntag unter gluͤcklicheren Au⸗ spizien begonnen, als die letzten rad⸗kalen Versuche erwarten ließeen. Die fuͤr den 7ten von ihnen proklamirte General⸗Ver⸗ sammlung der National⸗Association muste auf Insinuation des Schuͤtzen⸗Comite's wieder abbestellt werden. Seitdem ist volle Einheit und Schweizerische Bruͤderlichkeit eingetreten, und es fallen bei dem schoͤnen Fest alle politischen Beruͤhrungen und Diskus⸗ stonen weg. Den ersten Tag waren nur erst die zahlreichen Schuͤtzen⸗Deputationen von Zuͤrich, Luzern und Genf in Lausanne