1836 / 203 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

wollte, daß diese Anspruͤche von einer besonderen Kommission untersucht werden sollten; die Minister widersetzten sich aber der Motion, und sie wurde mit 59 gegen 51 Stimmen verworfen. Die Irlaͤndische Kirchen⸗Bill wurde zum drittenmal verlesen, und das Haus verwandelte sich dann in den Ausschuß uͤber die Accise⸗Gesetze, in welchem die Herabsetzung der Abgabe vom Branntweinschank beschlossen worden seyn soll. (Die Berichter⸗ statter der Times haben den Inhalt der Resolutionen nicht recht hoͤren koͤnnen, weil er sehr leise vorgelesen wurde.)

London, 16. Juli. Der Koͤnig gab gestern Abend im St. James⸗Palast ein großes Diner, welchem die Herzogin von Kent und die Prinzessin Victoria, die Prinzessin Auguste, der Land⸗ graf und die Landgraͤfin von Hessen⸗Homburg, der Herzog von Cumberland, der Prinz von Oranien mit seinen beiden Soͤh⸗ nen, der Prinz Georg von Cambridge, der Prinz von Oldenburg und der Prinz Karl von Solms⸗Braunfels, der Preußische, der Daͤnische, der Niederlaͤndische und der Saͤchsische Gesandte, so wie mehrere Personen vom hohen Adel, beiwohnten. Dann war Konzert und Soirée bei Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin.

Das Dampfschiff „Lightning“, welches beordert worden ist, den Landgrafen von Hessen⸗Homburg und die verwittwete Land⸗ groͤfin nach Deutschland zu bringen, wird zu ihrer Aufnahme erst am Montage fertig seyn; Ihre Majestaͤt der Koͤnig und die Koͤnigin werden bis zur Einschiffung ihrer erlauchten Verwand⸗ ten in London bleiben.

Das Geruͤcht von einer Vermaͤhlung der Prinzessin Victo⸗ ria mit einem Prinzen von Sachsen⸗Koburg, das von auswaͤr⸗ tigen Blaͤttern verbreitet worden, findet hier keinen Glauben. Vorgestern wurde der Herzog von Sussex durch einen Be⸗ such Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin erfreut. Es heißt, Se. Koͤ⸗ nigliche Hoheit befinde sich bereits so wohl, daß er gegen Ende dieses Monats eine Reise aufs Land machen werde. 1

Die drei Persischen Prinzen waren am Mittwoch bei einer von der Herzogin von Kent gegebenen Gesellschaft zugegen.

hr. Bramston, der katholische Bischof von London, ist vor einigen Tagen im sästen Jahre seines Alters gestorben. Er war in der protestantischen Religion erzogen, ging aber, als er schon bei Jahren war, zur katholischen Religion uͤber und studirte in dem Englischen College in Lissabon. Vald darauf kehrte er nach England zuruͤck und erhielt dort ein Priesteramt, von welchem er bis zum Bischof emporstieg. b 8

Nach der Englischen Kirchen⸗Bill, die im Unterhause nur noch die dritte Lesung zu passiren hat, soll der Erzbischof von Can⸗ terbury statt seiner bisherigen Einnahme von 18,090 Pfd. St. 15,000, der Erzbischof von York statt 10,270 Pfd. 10,000, der Bischof von London statt 13,890 Pfd. 10,000, der Bischof von Duvrham statt 10,480 Pfd. 8000, der Bischof von Winchester statt 10,370 Pfd. 7000 und die uͤbrigen Bischoͤfe, je nach ihren Verhaͤltnissen, 5500 Pfd. oder 4500 Pfd. erhalten. Ferner sollen die Kapitel der Kathedralen vermindert werden. An jeder Kathedrale sollen nur drei bis vier Domherren angestellt seyn, die den Dienst als Erzdechanten oder als Geistliche uͤbernehmen müͤßten. Nur wenige Kanonikate werden als Belohnung fuͤr ausgezeichnete Maͤnner beibehalten. Die dadurch bei den Kapi⸗ teln ersparten Summen sollen zur Verbesserung der Pfarreien verwendet werden. Was die andere Bill uͤber Nicht⸗Anwesen⸗ heit der Geistlichen auf ihren Pfarren und Anhaͤufung der Pfruͤnden betrifft, so soll jeder Geistliche 9 Monate im Jahre in seiner Pfarrei anwesend seyn, und keine zwei Stellen sollen von Einem Geistlichen bekleidet werden duͤrfen, wenn dieselben uͤber 10 Englische Meilen von einander entfernt liegen. 3

In Bezug auf die (in dem gestrigen Schreiben aus Lon⸗ don erwaͤhnte) Verwerfung der Suͤd⸗Durhamschen Eisenbahn⸗ Bill liest man in der Morning Chronicle, deren sehr feind⸗ seliger Geist gegen das Oberhaus aber dabei nicht zu vergessen ist, Folgendes: „Vor einiger Zeit bildete sich eine Compagnie auf Actien, um neue Kohlenbergwerke in der Grafschaft Dur⸗ ham zu eroͤssnen und zum Transport der Kohlen mehrere Eisen⸗ bahnen, unter anderen eine, die Eisenbahn von Suͤd⸗Durham genannt, bis nach London anzulegen. Man rechnete, daß auf diesem Wege jaͤhrlich 300,000 Tonnen Kohlen viel besser und ungleich wohlfeiler, als bisher, nach London gebracht werden wuͤrden, und freute sich im voraus, daß jetzt den Kohlen⸗Mono⸗ polisten Schranken wuͤrden gesetzt werden. Jene Eisenbahn von Suͤd⸗Durham wurde im Unterhause vorgebracht, und wenn gleich in Folge starker Petitionen von Seiten der Monopolisten noch erst eine Kommission zur Untersuchung ernannt wurde, die der Compagnie viel Geld kostete, so kam es doch dahin, daß die Kommission in ihrem Berichte die beantragte Konzession drin⸗ gend empfahl, und daß daher die Gegner der Bill es nicht wagten, sich dem dritten Verlesen der Bill zu op⸗ poniren. Die Bill wurde hierauf nach dem Oberhause gebracht, und man durfte erwarten, daß sie dort wenigstens ein anstaͤndiges Begraͤbniß erhalten wuͤrde. Die Lords schritten aber summarisch zur Hinrichtung. Die zweite Verlesung der Bill, die auf den 5ten d. anberaumt war, wurde auf den Vor— schlag des Marquis von Londonderry bis zum Ilten verschoben, und mittlerweile bewog Se. Herrlichkeit die zu seinem Anhange gehoͤrenden Tory⸗Lords, am liten in starker Zahl im Oberhause zu erscheinen und gegen die Bill zu stimmen. Am Ilten trug der Marquis von Tlanricarde auf das zweite Verlesen der Bill an; der Marquis von Londonderry und Lord Wharncliffe (beides große Kohlengruben⸗Besitzer und bei der Erhaltung des Monopols interessirt) opponirten sich der Bill, und durch eine Majoritaͤt von 51 Stimmen gegen 19 erklaͤrten die Lords, daß das Unterhaus eine schlechte Bill genehmigt habe, daß die Eigenthuͤmer von großen Mineral⸗Distrikten mit ihren Kohlen nicht auf den Markt von London kommen sollten, und daß London keine wohlfeilere Kohlen haben duͤrfe. Der Herzog von Wellington war auch bei der Abstimmung zugegen; er stimmte aber nicht mit, wahrscheinlich aus Schonung fuͤr seinen Freund Londonderry. Dies aufrichtige Eingeständniß von Pri⸗ vat⸗Motiven zur Verwerfung einer Bill im Oberhause uͤbersteigt Alles, was wir in dieser Art bisher gehoͤrt haben.“

Das (neulich von uns mitgetheilte) Schreiben aus London im Franzoͤsischen „National“ uͤber die Agitationsweise O'Con⸗ nell's hat den Globe zu einer heftigen Entgegnung veranlaßt. „Der National wirft unseren Englischen Radikalen vor,“ sagt dieses Blatt, „daß sie zum Handeln ganz unfaͤhig seyen, und allerdings kann nichts wahrer seyn, als daß das, was die Fran⸗ zosen unter Handeln verstehen, jetzt in der Absicht keiner Eng⸗ lischen Partei liegt. In Frankreich enden patriotische Schmau⸗ sereien oder oͤffentliche Leichenzuͤge fast immer mit etwas der Art, was Handeln im Franzoͤsischen Sinne des Worts heißt. Das Leichenbegaͤnzniß des General Lamarque erzeugte vor nicht

gar langer Zeit einen guten Anfang zum Aufruhr, und die juͤngsten Gesetze gegen oͤffentliche Versammlungen wurden großen⸗ theils durch die Art und Weise veranlaßt, womit solche Ver⸗ sammlungen dort gewoͤhnlich schlossen. Die Gewoͤhnung an

’83² eine ruhige und friedliche Diskussion, uͤber welche der Na⸗ tional spottet, ist gerade die Ursache, daß wir Eng⸗ laͤnder die von uns erreichten Erweiterungen unserer Freiheit behauptet haben, daß wir nie wieder auf den Punkt, von dem wir ausgegangen, zuruͤckgeschlagen und daß wir keinem unum⸗ schraͤnkten Despotismus unterworfen worden sind, dem derjenige entgegengeht, der nach unumschraͤnkter Willkuͤhr strebt. Nichts scheint solchen Leuten, wie die, welche den National redigiren, natuͤrlicher, als gegen Alles, was sich ihnen widersetzt, die Waf⸗ fen zu ergreifen. Duͤrfen wir fragen, was sie damit ausgerich⸗ tet? Haben sie oder ihre Freunde, die um die Zeit der Juli⸗ Feste regelmaͤßig ihre Feuergewehre zurechtmachten, die Freihei⸗ ten Frankreichs durch ihre Gewaltschritte auch nur um ein Haar breit weiter gebracht? Diese Art von Politikern hat in Frank⸗ reich wie in England nur eine einzige Idee in Petto, und die ist reine Demokratie auf jede Gefahr hin. In einem so alten Staat, wie England, kann dieser wahnwitzige Traum nie, auch nur dem Schein nach, verwirklicht werden, die Nationen muͤßten denn so toll werden, wie es die Par⸗ teien sind. Die Regierung von 1794 hat nichts an sich, was die Bewunderung oder den Neid von Englaͤndern erregen koͤnnte, und selbst in den reineren Tagen von 1830 ist nichts, was Englands Volk nachzuahmen sehr begierig seyn koͤnnte. Ohne Gewalt sind die Thuͤren des Parlaments allen christlichen Glaubensbekenntnissen geoͤffnet worden. Ohne Ge— walt wurde die Reform des Unterhauses durchgesetzt. Ohne Gewalt sind die Corporationen Englands und Schottlands un⸗ ter die Kontrolle des Volks gestellt worden, und ohne Gewalt wird dieselbe Wohlthat auch auf Irland ausgedehnt werden.“

Aus Dublin vom 13ten meldet der Korrespondent der Ti⸗ mes: „Eine große Anzahl von Polizei⸗Beamten, Unter⸗Inspek⸗ toren und OberKonstabeln nebst einer großen Militairmacht sind nach dem Norden abgesandt worden, um jede etwaige Ruhestoͤ⸗ rung bei Gelegenheit der von den Orangisten gestern beabsich⸗ tigten Prozessionen zu verhindern. Es waren die ausgedehnte⸗ sten Vorsichtsmaßregeln getroffen, und in allen Staͤdten und Doͤrfern der Provinz Ulster war Kavallerie, Insanterie und Polizei aufgestellt. Es freut mich, daß die Feier des Jahres⸗ tages der Schlacht am Boyne voͤllig ruhig abgelaufen ist. In Belfast und in den benachbarten Doͤrfern fanden keine Prozessionen statt, und die aus den umliegenden Distrikten gestern Abend eingegangenen Nachrichten lauten zufriedenstellend. Die einzige Nachricht von entgegengesetztem Charakter findet sich in der heutigen Nummer des „Nevry Examiner“, eines. radikalen Blattes, worin es heißt: „„Orangisten⸗Prozession. Wir erfahren so eben, daß vier Orangisten, die einer Prozession beiwohnten, verhaftet und gestern Abend mit einer aus Polizei⸗Beamten und Militair bestehenden Eskorte hierher gebracht und in Ballybot Bridewell eingeschlossen wurden.““ Bei der letzten Versammlung der National⸗Association wurde beschlossen, sich bis zum 27sten d. M. zu vertagen, um zur Entwerfung von Statuten fuͤr die Gesellschaft und zur Einsammlung der „„Gerechtigkeits⸗Rente““ im ganzen Lande Zeit zu gewinnen. Mehrere Subscriptionen von Personen in Dublin und auf dem Lande wurden angezeigt. Wie ich hoͤre, hat der Graf von Rad⸗ nor 10 Pfd. fuͤr diese Rente uͤbersendet und zugleich in einem Schreiben sich entschieden dafuͤr ausgesprochen. Auch von 0' Connell ist wieder ein Schreiben eingegangen, das es vielleicht noͤthig macht, die Gesell⸗ schaft noch vor dem Ende der Woche zusammenzuberufen. Heute kam vor dem Polizei⸗Gericht ein neuer Versuch, die wiederhergestellte Statue Koͤnig Wilhelm's zu verunstalten, zur Verhandlung. In der vorigen Nacht wurde naͤmlich ein platter Stein und eine Flasche mit einer dunklen Fluͤssigkeit gegen die Statuͤe ge⸗ worfen, beide Gegenstaͤnde trafen dieselbe jedoch nicht, sondern fielen auf das Piedestal. Waͤhrend der Nacht sowohl, als am Tage sind Polizei⸗Beamte bei der Bildsaͤule aufgestellt. Dieje⸗ nigen, welche in der vorigen Nacht auf der Wache waren, be⸗ haupten, der Wurf sey von dem Dache eines Hauses aus gesche— hen. Wie es heißt, hat die Behoͤrde Mittheilungen erhalten, die wohl zur Entdeckung des Thaͤters fuͤhren duͤrften.“

Am 12ten d. begann hier die vierteljaͤhrliche Indigo⸗Auc⸗ tion; es waren 9362 Kisten zum Verkauf ausgestellt, und man bemerkte ungewoͤhnlich starke Auftraͤge vom Kontinent.

Am 24. Jan., dem 48sten Jahrestage der Begruͤndung der Kolonie Neu⸗Suͤd⸗Wales, wurde dort eine steinerne Bruͤcke, „die Lansdowne⸗Bruͤcke“ genannt, eroͤffnet. Sie ist von herrli⸗ cher Bauart, mit einem Bogen und 110 Fuß lang. Bei dieser Gelegenheit wurden Wolle, Wein, Olivenoͤl und Kaschemir⸗Zie⸗ genhaare nebst andern Produkten in Prozession einhergetragen. Handwerker und Landbauer waren in dieser Kolonie sehr gesucht.

RNiedeemb6

Amsterdam, 16. Juli. Mit dem Handel in Holländi⸗ schen Staatspapieren ging es diese Woche wiederum sehr träge, mit Ausnahme jedoch von 5proc. wirklicher Schuld, wofür mit letzter Englischer Post auch Aufträge zum Einkaufen ankamen; hierdurch hat sich der Preis dieses Effekts bis 103 འpCt. gehoben; dagegen fonnten Jutegrale und Kanz⸗Billets den am verwichenen Sonn⸗ abend erreichten Preis nicht behaupten, sondern es wichen erstere all⸗ mälig auf 56 ½ pEt. und letztere auf 24 Fl. zurück; die größere Lebhaftigkeit, welche vorgestern und gestern in dem Handel mit öproc. wirklicher Schuld stattfand, führte indeß auch für alle übrige Hollän-⸗ dische Effekten eine etwas günstigere Stimmung herbei. Diese Woche war wieder ein Abrechnungstag für die auf reseontro gemachten Ge⸗ schäfte in Actien der Handels⸗Gesellschaft, wobei deren Cours wieder bedeutend vartirte; die Unmöglichkeit, sich durch die wenigen in Um⸗ lauf befindlichen Stücke zu decken, hat die Verkäufer in blanco ge⸗ zwungen, bis 183 ½ pCt. dafür anzulegen, also über 7 ½ pCt. mehr, als vor 8 Tagen; gestern fingen aber mehrere Inhaber an, ihren Gewinn zu realisiren, wodurch der Cours wieder auf 182 pCt. zu⸗ rückging. In Spanischen Fonds war das Geschäft sehr still, da sich bei den fast täglich mehr weichenden und hierin den Notirungen von Paris und Antwerpen folgenden Coursen keine Abnehmer fanden; die Spekulanten fürs Steigen scheinen durch die Nachrichten aus Spanien völlig entmuthigt zu seyn; gestern wurden von Ardoin⸗Obli⸗ gationen noch einige Einkäufe zu 403⁄1 à 40 ½ pCt. gemacht, ohne welches bei der wieder niedriger von Antwerpen eingegangenen Rotiz ein ferneres Zurückweichen erfolgt seyn würde; in passiver Schuld ist dieser Tage etwas zu 12 ¾ pCt. gemacht. Die Frage nach Grie⸗ chischen Obligationen hat fast wieder aufgehört, weshalb die Preise beinahe nominell auf 23 ¾ à 25 ½ pCt. stehen blieben; gestern no⸗ tirte man dieselben wieder 24 à 26 pCt. Von Russischen und Oester⸗ reichischen Fonds ist keine erhebliche Veränderung zu melden; é6proc. Russische Inscriptionen stehen nach abgelösetem Zinsen⸗Semester auf 69 ½ pCt. Süd⸗Amerikanische Obligationen wurden angeboten, und ist es damit etwas flauer. Columbische ohne Dividende notirte man 23 ½ à 24. Der Geld⸗Cours steht auf 3 ½ und à4 pCt. und neigt zum Weichen; Wechsel⸗Diskonto ist 2 ½ pCt. —. Mit Weizen war es am gestrigen Getraide Markte etwas lebhafter, als in der letzten Zeit; in Roggen fand dagegen fast gar kein Umsatz statt. Von frem⸗ dem Weizen bezahlte man für 132pfünd. weißbunten Polnischen 258, auch 260 Fl., nach Güte; für 124. 130 132 pfünd. Rostocker 170.202 207 Fl.; für 122pfünd. neuen Preußischen Roggen ist 160 Fl. angelegt; 80pfünd. dicker Hafer galt 81 Fl., 84. 90 pfünd. feiner dito 76. 84 Fl.

8 Schweden und Norwegen. 8 Christiania, 11. Juli. (Boͤrsenhalle.) Das von der Norwegischen Regierung dem Odelsthinge auf dessen Verlangen mitgetheilte Protokoll des Norw. Staatsrathes vor dem Koͤnige in Stockholm am 2. Juli in Anwesenheit des Staatsministere Loͤvenskiold und der Staatsraͤthe Fasting und Holst besagt zu. voͤrderst, daß Se. Majestaͤt Ihren K. Willen angezeigt haͤtten das Storthing am Sten d. aufzuloͤsen, worauf die Bemerkungen in extenso folgen, welche die beiden Staatsraͤthe sich hieruͤbe, zu machen erlaubt, um die Gruͤnde darzustellen, aus welchen se einen solchen Beschluß dermalen fuͤr unraͤthlich hielten. Es scheig allerdings in dem Grundgesetze vorausgesetzt zu seyn, daß das Steor⸗ thing in den dazu bestimmten drei Monaten mit den ihm obliegen, den wichtigen Geschaͤften zu Ende kommen koͤnne und sich die Ungele genheiten davon, wenn dieses nicht geschehe, selbst zuschreiben muͤsse da inzwischen Se. Maj. in einer Reihe von 22 Jahren und au sieben ordentlichen Storthingen sich nie der Ihnen durch §. . des Grund⸗Gesetzes zukommenden Befugniß bedient, sondern der Storthingen gestattet haben, zusammen zu bleiben, bis das Ve sentlichste der ihnen nach 4 75 obliegenden Pflichten erfill⸗ worden, so duͤrfte zu hoffen seyn, daß eine gleiche Gunst im gegenwaͤrtigen Storthinge ertheilt werden und Seine Mafest dasselbe jedenfalls nicht aufloͤsen werde, bis demselben Gelegen heit gegeben worden, mit dem Willen und der Absicht Seie Majestaͤt bekannt zu werden. Die Staatsraͤthe fuͤhren hierauf Tage an, an welchen auf jedem der sieben vorigen Storthim das Büdget vorgelegt und zum Beschlusse gekommen, und sh ren dann fort: „Von den, dem (gegenwaͤrtigen) Storthinge üͤ gebenen Koͤnigl. Propositionen sind allerdings viele, und b unter die wichtigsten, noch nicht abgemacht; allein so wie meisten bereits in den Ausschuͤssen verarbeitet worden, sind verschiedene gegenwaͤrtig in den Abtheilungen des Storthin (Odelsthing und Lagthing) in Berathung. Daß das Storthi⸗ durch Eingehen in ein zu großes und mitunter wenig geeig tes Detail, und mit weitlaͤuftigen, zum Theil kleinlichen De kussionen einen Theil der Zeit verliert, die zweckmaͤßig auf!

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Verhandlung wichtigerer Sachen haͤtte verwendet werden e

nen, muß wohl zugegeben werden; allein dieses ist eine Unw kommenheit, welche jeder Institution dieser Art anklebt u uͤber welche selbst die National⸗Repraͤsentationen, in welchen a groͤßere Masse von Intelligenz es den weniger Aufgelt ten und Mittelmaͤßigen schwerer macht, sich geltend machen, nicht erhoben gehalten werden koͤnnen.“ Te Koͤnig habe, groͤßtentheils gleich nach Oeffnung des Storthing um Theil auch etwas spaͤter, dem Storthinge eine große m zahl Gesetzvorschlaͤge von hohem Interesse fuͤr das Ganze vor legen lassen, und da durch die vom Storthinge vorgenommen Klassifizirung alle K. Propositionen in die 1ste Klasse gekome men, so lasse sich mit Grund annehmen, daß die meisten seh bald, viele wohl noch in diesem Monate zur Berathung kom men wuͤrden; werde aber das Storthing jetzt nu geih s sey die daran gewandte Zeit und Arbeit zum großen Theil ohn wesentlichen Nutzen. Und da mit voller Gewißheit angeno men werden koͤnne, daß das Storthing nicht vor dem 8‚ d. M. Beschluͤsse in Betreff des Budgets und Steuerwese werde habe fassen koͤnnen, so werde die Einberufung ein außerordentlichen Storthings unumgaͤglich nothwendig werden Die Hin⸗- und Herreisen, welche die Folge hiervon seyn wir⸗ den, die längere Zeit, welche darauf hingehen muͤsse, werde die Storthingsmaͤnner nach eines jeden Lage mit groͤßeren od geringeren Opfern verknuͤpft seyn; eine solche Verfuͤgung in der draͤngendsten Zeit fuͤr den Landmann die Last der Vorspanne pflicht vergroͤßern. Sie werde der Staats⸗Kasse eine bede tende, nicht vorausgesehene Ausgabe zuziehen und dieses alle so weit man einsehen koͤnne, ohne wesentlichen Nutzen. Au der zu besorgenden allgemeinen unerfreulichen Sensation gede ken die Staatsraͤthe. 1 gestatten zu duͤrfen, daß das Storthing durch bisher gefäh Beschluͤsse Eingriffe in die Rechte der vollziehenden Gewi gethan, gegen welches jedoch, selbst wenn es so waͤre, ei Aufloͤsung desselben schwerlich das geeignetste Correctiv se wuͤrde. Sie tragen schließlich darauf an, daß dem Sth thinge gestattet werde, seine Verhandlungen wenigstens lange fortzusetzen, bis der Theil, den, nach dem Grund⸗Gesch jedes ordentliche Storthing zu berathen und abzumachen 1 beendigt sey: „Wuͤrden Ew. Maj. inzwischen nicht hierein an igst einwilligen, so erlauben wir uns nicht minder unterthaͤm— darauf anzutragen, daß das Storthing von den Zwecken Maj. unterrichtet und daß ihm hierauf so viel Zeit vergaͤn werde, wie zur Berathung der, das Budget und Steut wesen betreffenden Sachen als nothwendig angesehen wen moͤchte, so daß, wo moͤglich, die Einberufung eines außerordme lichen Storthings vermieden werden koͤnnte. Dieser Temn koͤnnte, wenn das Storthing sogleich von dem Willen Ew. a unterrichtet wuͤrde, wahrscheinlich nicht kuͤrzer als bis zunls gange dieses Monats angesetzt werden.“

Auf diese Bemerkungen geruhten Se. Maj. Folgendeis erkennen zu geben:

„Se. Maj. haben sich im Verlaufe der, seit der Annahme n- Grundgesetzes verstrichenen 22 Jahre noch nicht so über die Auzie gungen, welche man einzelnen Bestimmungen des Grundgesetzes hi⸗ geben wollen, zu beklagen gehabt, als es in der letzteren Zeit de Fall gewesen, wo diese eben so sehr im Streite mit dem Geiste, d- dem Buchstuben des Gesetzes gewesen. Wenn Se. Maj. nach dew Vertrauen, das Sie zu der Nation hegen, oder mit Rücksicht al die Erfahrung, die sie sich von dem rechtschaffenen und loyalen Cham rakter des Norwegischen Volkes gesammelt, bisweilen unrichtige sichten und Irrthümer über den richtigen Sinn des Grundgesete libersehen, und wenn sie andererseits den vorigen Storthingen a. laubt haben, ihre Zusammenkünfte über die Zeit hinaus fortzusetzen welche zu den Berathungen und zur Annahme oder Verwerfung der vorge legten Anträge unumgänglich nothig gewesen, so sollte diese Aufmerksan kert von Ihrer Seite, anstatt als Argument gebraucht zu werden, vielmehe angeführt werden können, um die Nothwendigkeit davon zu zeigen, da Se. Majestät kuͤnftig durchaus keine Abweichung von den constitt⸗ tionnellen Grundsätzen des vom Könige angenommenen und sant tionirten Vertrages gestatten dürfen. §. 75 des Grundgesetzes be stimmt die Verrichtungen, welche in der Zeit von drei Monaten, 59 das Storthing ohne Königliche Erlaubniß zusammenbleiben kan auszuführen sind. Es ist freilich wahr, daß große Rational⸗ sammlungen in ihrem Schoße Keime zu Spaltungen und, als 4 davon, auch zur Auflösung nähren; allein dieses entsteht aus 7 Zusammenstoßen einer Menge verschiedentlicher Ideen und 1 vieler ungleichen Interessen; Norwegens Storthing aber, dis nicht einmal aus 100 Mitgliedern besteht, befindet sich nicht in sem Falle; denn jedes Mitglied wird als gleichzeitiger, oder über wohl als theilnehmender an den Ereignissen, die durch, dden eilte Rathschläge hervorgerufen worden, das Bergangene mit ü6 Gegenwärtigen vergleichen können und reichen Anlaß finden, ug Vorsehung wegen der Weise zu preisen, in welcher sich alles Heil für das rechtschaffene und friedliche Norwegische Volk! hat.

ches allerdings aus denselben Männern besteht, ihren

die jetzt

Sie glauben, sich die Behauptung utee.

Es ist zu erwarten, daß ein außerordentliches Storthing, vin b

auf dem ordentlichen haben, doch, wenn dessen Aufmerksamkeit

ausschließlich auf eine beschränkte Fs. von genauer bestimmten

Geschäften gerichtet wird, mit Besonnenheit die für das all⸗ emeine Wohl beantragten Gegenstände berathen und auch den bloßen Gedanken von Eingriffen in die Rechte des Volkes oder des Königes zu vermeiden suchen wird. Die Gesetzgeber und der König, der das Grundgesetz sanctionirt hat, haben angenommen, daß im Allgemeinen drei Monate zu den Berathungen hinreichen werden, und es ist nn⸗ ter dieser Voraussetzung §. 80 redigirt worden. Würde die Erfah⸗ rung die unbedingte Nothwendigkeit einer längeren Zeit zeigen, so lann eine Bestimmung in dieser Hinsicht nur auf die im §. 112 des Grundgesetzes vorgeschriebene Weise erreicht werden. Se. Mazestät benutzen, wenn Sie es für das allgemeine Wohl dienlich sinden, das Ihnen durch das Grundgesetz ertheilte Recht, das Storthing auftun se, nachdem es drei Monate versammelt gewesen, wäh⸗ rend welcher es vom Storthinge abgehangen hat, die Verhand⸗ lungen so zu ordnen, daß die ihm obliegenden wichttgsten und unumgänglichsten nothwendigsten Arbeiten in dieser Zeit zu Ende gebracht werden konnten. Die Nachsicht, mit welcher Se. Rajestät auf jedem Storthinge der früheren Jahre gestattet haben, zaß diese gesetzliche Bestimmung nicht in ihrer ganzen Ausdehnung angewendet würde, hätte dem gegenwärtigen Storthing einen Grund lhr darbieten sollen, seine Verhandlungen zu beschleunigen, und dies um so mehr, da Se. Majestät mittelst Resolution vom 17. April d. J. dem Storthinge nur erlaubt haben, bis weiter zusammenzu⸗

bleiben. Die Beschäftigung mit den wichtigsten Gegenständen wäh⸗

rend der drei Monate zu unterlassen, welche das Storthing ohne des Königs Erlaubniß versammelt zu seyn berechtigt ist, gewinnt leicht das Ansehen, als ob das Storthing sich auf einem Umwege ein Recht zueignen wollte, welches das Grundgesetz ihm einräumt. Das Grundgesetz und §. 80 sind es, die in dieser Hinsicht den König leiten. Se. Maäjestät zweifeln nicht daran, daß die Aus⸗ chüsse des Storthings alle mögliche Arbeitsamkeit angewendet haben, und sie haben hierin ihre Schuldigkeit gethan; denn es gebührt den Männern, welche erkoren worden, um der Regierung in ihren Be⸗

strebungen für das Wohl des Ganzen beizustehen, daß sie unablässig

dieses und ihren heiligen, ehrenvollen Beruf vor Augen haben. Da Sc. Majestät demnach nicht die in den obengeführten Bemerkungen

vorgebrachten Gründe theilen können, hingegen es fortwährend als

Ihre constitutiennelle Pflicht ansehen, wie es Ihre grundgesetzmäßige Perechtigung ist, das Storthing jetzt aufzulösen, so befehlen Se. Maj. was olgt: Das gegenwärtige achte ordentliche Storthing ist jetzt zwei Monate ber die in §. 80 des Grundgesetzes zu dessen Verhandlungenbestimmte Zeit hinaus versammelt gewesen, ohne daß weder das Budget, oder die Gestimmungen in Betreff des Steuerwesens im Storthinge zur Berathung gekommen, ungeachtet das Grundgesetz ausdrücklich be— immt, daß die öffentlichen Abgaben nicht länger als bis zum 1. Juli d. J. gelten, da ein neues ordentliches Storthing versammelt ist, es ey denn, daß sie von demselben ausdrücklich erneuert worden... und ohne daß das Storthing noch die ihm nach §. 75. das Grund⸗ gesetzes obliegenden Geschäfte zu Ende gebracht hat, welche im Laufe der drei Monate, die es ohne spezielle Erlaubniß des Königs ver⸗ ammelt bleiben kann, hätten abgemacht werden müssen, und da demnächst nur cine verhältnißmäßig geringe Anzahl von Gesetz⸗Vorschlägen berathen und abgemacht worden ist, während das Strothing dadurch, daß es sich in oft unbedeu⸗ tende Details eingelassen, die sich mehr zum Anordnen durch die Ad⸗ ministration zu cignen scheinen, eine kostbare Zeit verliert, so se⸗ hen Se. Maj. voraus, daß zur Abmachung auch der dringendsten Sachen eine zu bedentende und für das Land kostbare Zeit erfordert werden wird. Aus diesen Gründen finden Sc. Maj. es mit dem allgemeinen Bedürfniß übereinstimmend, die gegenwärtigen Stor⸗ things⸗Verhandlungen zu schließen und befehlen und ermächtigen demnach hiermit Herrn Staatsrath Collet durch beifolgendes Rescript oder in Ermangelung seiner dasjenige Mitglied des Staats⸗Rathes, das von der Norwegischen Regierung dazu von Seiner Majestät wird ermächtigt werden, in Vereinigung mit den übrigen Mitgliedern der Norwegischen Regierung übereinstimmend mit §. 80 des Grundge⸗ setzes und in Beziehung auf die von Sr. Maj. unterm 17. April d. . rgangene guädigste Resolution, das jetzt versammelte achte ordent⸗ iche Storthing den 8ten gegenwärtigen Monats zu schließen und zu iesem Ende, die in angeführter Hinsicht ausgefertigte gnädigste Mit⸗ heilung zu verlesen und dem Storthinge zu übergeben. Se. Maj. befehlen dabei der Norwegischen Regierung, ein unterthänigstes Be⸗ denken in Hinsicht auf die nothwendigen Veranstaltungen in Anlei⸗ ung der obenstehenden Resolution über die Auflösung des Storthin⸗ ges, ohne daß die Steuer⸗Bestimmungen oder das Budget abgemacht eyn möchten, einzugeben. Ist zu expediren. Kael Pobhann.

Lövensklold.“

v1“ 8

Kopenhagen, 15. Juli. So wie unterm 10. Sept. 1831 das Daͤnische Konsulat in Algier aufgehoben wurde, als dieser Staat eine Franzoͤsische Kolonie geworden, so ist nun unter dem 5. April das Daͤnische Konsulat in Tripolis aufgehoben, da das Tripolitanische Gebiet ein Paschalik unter dem Tuͤrkischen Reiche geworden ist.

Neulich starb zu Wallze im 63sten Jahre seines Lebens der Geheime Konferenzrath Friedrich von Moltke, der in einer lan⸗ gen Reihe von Jahren in verschiedenen anitlichen Stellungen hüre gewesen ist. 8

Interm 8. Juli ist den Herren F. Didier und F. Droinet von Rheims in Frankreich auf 5 Jahre das ausschließliche Recht ertheilt worden, Gasbeleuchtung nach einer von ihnen erfunde⸗ nen Methode in Daͤnemark anzubringen.

Die Kjoͤbenhavnspost berichtet: „Vor kurzem wurden mit bedeutenden Kosten neue Fuͤnfvankthaler⸗Zettel auf einer besonderen Sorte blauen Papiers angefertigt, um die Nach⸗ hsäng dieses Papier⸗Geldes zu erschweren. Aber schon hat mangefangen, diese neuen Zettel nachzumachen, bevor noch je aͤlteren Zettel außer Umlauf gesetzt sind. Die Bank soll be— degs 39* solchen falschen Fuͤnfbankthaler⸗Zettel gehoben haben, ht ganz schlecht nachgemacht seyn soll.“ Dem Verneh⸗ 89 nach ist die erste Entdeckung dieser Faͤlschung durch einen 8 apenhagener Schuhmacher gemacht, und eine vorgenommene 8n geicung hat auf die Spur der muthmaßlichen Verbre⸗ V hit⸗, von denen mehrere bereits gefaͤnglich eingezogen

8

Leipzig

Deutschland.

g, 20. Juli. Am 17ten d. ist hier der durch seine

eischiche der Baukunst der Alten, so wie durch andere zahl⸗ chriften ruͤhmlichst bekannte Dr. Christian Ludwig Stieg⸗ , Feooren am 12. Dezember 1756, mit Tode abgegangen. si is assel, 18. Juli. Se. Hoheit der Kurprinz Mitregent 1 erwuͤnschtem Wohlseyn von Bad Hofgeismar in Wil⸗ Wenr wieder eingetroffen. uttgart, 15. Juli. (Deutscher Cour.) In der heu⸗ 1 J 1 der eu⸗ eSsunß der Kammer der Abgeordneten zeigte die 8 an, daß sie dem diesseitigen Beschlusse zu zulrsen e hesbengesehes, den Lehensverband im Gesetze weg⸗ en, 8888 Hiermit ist das Schicksal der Abloͤsungs⸗ fnitib 9 Reden, und dieselben sind von beiden Kammern de⸗ Iinsfußes der Sren Mit dem Antrag auf Herabsetzung des 8 ztaatsschuld durch Aufnahme geringer verzinsli⸗ ereffendeofn ist die Abels⸗Kammer nicht einverstanden. Die e Note erregte haͤufig das Murren der Versammlung.

833

Unter ziemlicher Aufregung ward eine einseitige Adresse durch Zuruf beschlossen. Herr Geheime Rath 982 gab eine Uebersicht der Verbesserung des Staatshaushalts seit der Regierung Sr. Majestaͤt des Koͤnigs Wilhelm. Die Abgaben wurden seit 1817 herabgesetzt zusammen um 1,374,000 Fl. jaͤhr⸗ lich, ohne die Erleichterung des Volkes durch Herabsetzung der Salzpreise u. s. w. Von den Gemeinden und Amtskoͤrperschaf⸗ ten wurden auf den Staat uͤbernommen jaͤhrlich 169,000 Fl. Die Jagd⸗ und Straßenbau⸗Frohnen fuͤr den Staat sind abge⸗ schafft. Dagegen sind die Kapital- und Besoldungssteuern, ob⸗ wohl jetzt sehr ermaͤßigt, eingefuͤhrt worden. Der erhoͤhte Zoll und der Mehrertrag der Wirthschafts⸗Abgaben werden wohl durch die Aufhebung der Tabacksregie aufgewogen seyn. Die Staatsschuld ist nahe an 2 ½ Million verringert worden. Vie⸗ les ist fuͤr Gewerbe, Handel, Abloͤsung geschehen. Bei diesem guͤnstigen Zustand der Finanzen hoffe er auf die Zustimmung der uͤberwiegenden Mehrheit der Kammer zu dem Haupt⸗Finanz⸗ Etat, so wie er denselben auch, nach seiner jetzigen Fassung, an⸗ nehme. Es ward nun zur Abstimmung uͤber die Frage geschrit⸗

ten: „Giebt die Kammer dem Haupt⸗-Finanz⸗Etat fuͤr 184 89,

so wie er sich nach den jetzigen Beschluͤssen der Kammer gestal— tet hat, ihre Zustimmung 2 Ja, mit 70 gegen 19 Stimmen.

Der Schwaͤbische Merkur schreibt aus Bayern von 13. Juli: „Schon vor mehreren Jahren, als Se. Maj. der jetzt regierende Koͤnig zur Erfuͤllung der von dem Koͤnig Max im Konkordate eingegangenen Verpflichtungen einige Kloö⸗ ster wiederherzustellen begann, hatten die Jesuiten in Absicht auf die Wiedereinfuͤhrung ihres Ordens in Bayern sehr vortheilhafte Anerbietungen gemacht, denen jedoch damals keine Folge gegeben wurde. Nun aber, da den Benediktinern eine Studien⸗Anstalt uͤbergeben ist, haben vor kurzer Zeit die Jesui⸗ ten ihre Antraͤge erneuert, welche diesmal dahin gehen, daß sie die saͤmmtlichen gelehrten Anstalten in Bayern: Lateinische Schu⸗ len, Gymnasien und Lyceen unentgeltlich uͤbernehmen wollen, was bei den großen Reichthuͤmern, die den Vaͤtern der Gesell⸗ schaft Jesu noch zu Gebot stehen, nicht etwa als Prah— lerei angesehen werden darf. Die Sache liegt hoͤheren Ortes noch zur Entscheidung, vor und es scheint in diesem Au— genblicke noch kein bestimmter Entschluß gefaßt zu seyn. Die Ansichten ceiner hohen Person sollen sich zwar in neuester Zeit fuͤr diesen Orden guͤnstiger gestellt haben, wo⸗ zu der Umstand, daß fortwaͤhrend viele Bayerische Familien von hohem Adel ihre Soͤhne in die Erziehungs⸗Anstalt der Jesuiten in Freiburg in der Schweiz senden, so wie die Empfehlungen mehrerer hoher Staatsdiener beigetragen haben sollen, die in jener Anstalt eine ausgezeichnete, wissenschaftliche und moralische

Ausbildung erhalten haben, und nunmehr in ihrer buͤrgerlichen.

und politischen Stellung durch Kraft und Wuͤrde hervorragen. Auch haben fromme und gelehrte Maͤnner vom geistlichen und weltlichen Stande, besonders aber ein im Felde geschichtlicher Forschung und sonst noch viel bekannter Professor, seit einigen Jahren in Zeitungen und populairen Flugschriften sich bemuͤht, die bisher fast allgemein festgestellten Ansichten uͤber die Je— suiten zu rektifiziren, sie von den Anschuldigungen ihrer Zeit und besonders von den Vorwuͤrfen, welche die Aufloͤsung des Ordens in Bayern herbeifuͤhrten, zu reinigen und ihre Wie⸗ dereinfuͤhrung als die einzige Quelle zu einer in religioͤsen und politischen Ruͤcksichten besseren Zeit mit allem Nachdrucke zu empfehlen. Jedenfalls glaubt man uͤbrigens, daß dem An⸗ sinnen der Jesuiten wohl nur so weit duͤrfte entsprochen wer⸗ den, daß vielleicht in Muͤnchen ein Kollegium wiederhergesrellt und demselben die fruͤher inne gehabten und jetzt von der Uni— versitaͤt bewohnten Gebaͤude sammt der prachtvollen Kirche nach dem im naͤchsten Jahre ohnedies stattfindenden Ausziehen der Hochschule zuruͤckgegeben werden duͤrften. Was die Stimmung unseres Volkes hinsichtlich der Wiedereinfuͤhrung der Jesuiten und der Kloͤster uͤberhaupt betrifft, so ist dasselbe dafuͤr, indem es in der Wiederherstellung wenigstens einiger Orden nur einen Akt der Versoͤhnung und der Gerechtigkeit fuͤr die fruͤhere, ploͤtz⸗ liche Aufhebung aller Orden und Konfiszirung der Kirchenschaͤtze erblicken will. Auch wollen manche in jenen kloͤsterlichen An⸗ stalten Heilmittel gegen manche Uebel der Zeit erblicken, so na⸗ mentlich gegen die einreißende Gleichguͤltigkeit in Sachen der Religion und des katholischen Glaubens. Die Ueberweisung von Studien⸗Anstalten an die Klöster, auch wenn sie nicht eben gratis uͤbernommen wuͤrden, erscheint auch in finanzieller Bezie⸗ hung den dermalen auf dem Budget lastenden Ausgaben fuͤr der

gelehrten Unterricht gegenüber sehr vortheilhaft.“

Oesterree ch. 8 Wien, 12. Juli. (Allgemeine Zeitung.) Es haben sich in der letzten Zeit mehrere Stimmen fuͤr und gegen das Gelingen der hier projektirten Eisenbahnen in fremden Blaͤttern vernehmen lassen; es wird mir daher erlaubt seyn, auch meine Meinung uͤber diese fuͤr das allgemeine Wohl so wichtigen Un⸗ ternehmungen auszusprechen. Mich duͤnkt, es ist nicht recht im Publikum, welches das groͤßte Interesse dabei hat, Eisen⸗ bahnen entstehen zu sehen, und das dies auch fuͤhlt, allzu san— guinische Hoffnungen auf die schnellste Ausfuͤhrung eines Baues zu erregen, der hier noch zu den ungewoͤhnlichen gehoͤrt. Mich duͤnkt aber auch, daß es tadelnswerth und verletzend fuͤr die der fortschreitenden Industrie so zugethane oͤffentliche Meinung ist, wenn inan in das andere Extrem verfaͤllt, und weil nicht Alles, wie man wuͤnscht, gleich so geregelt und hergestellt wird, an der Ausfuͤhrung eines Projektes verzweifelt, ja, mit Schadenfreude behauptet, daß es unausfuͤhrbar sey. Die⸗ ser Zweifel ist besonders uͤber die von hier nach Bochnia zu fuͤh— rende Bahn erhoben worden, obgleich auch nicht der mindeste Grund zu glauben berechtigt, daß irgend andere Hindernisse, als die große Ausdehnung derselben, manche noch zu beherzigende Lokalverhaͤltnisse, vor Allem aber die noͤthige Rücksicht auf die moͤglichst wohlfeil zu erwirkenden Anlagen, dabei in Betracht kommen Hindernisse, die sich uͤberall darbieten, wo Eisenbahnen angelegt werden, weshalb auch überall eine gewisse Zeit erfordert wird, um sie gehoͤrig beseitigen zu koͤnnen. Es hängt also nur von der Festsetzung eines bestimmten Zeitpunktes und von der genauesten Pruͤfung aller obwaltenden Verhaͤltnisse ab, um Hand ans Werk zu legen, und die „Kaiser Ferdinand's Nordbahn“ ins Leben treten zu sehen. Beides duͤrfte, so viel mir bekannt, in nicht entfernter Zeit zur Zufriedenheit aller Betheiligten und des Publikums eroͤrtert seyn. Denn nicht nur, wie man glauben machen wollte, hat Baron Rothschild der Theilnahme an dem von ihm begruͤndeten Unternehmen nicht entsagt, sondern nachdem er sein darauf erlangtes Privilegium der Actien⸗Gesellschaft uͤber⸗ tragen sich anheischig gemacht, mit allen ihm zu Gebot stehenden Mitteln dasselbe zu unterstuͤtzen, ja wenn, was nicht denkbar ist, nuͤbersteigliche Hindernisse, die Anfangs nicht ins Auge fielen, der Vollziehung des Planes entgegentreten sollten, selbst dafuͤr zu sorgen, daß kein Theilnehmer verkuͤrzt werde, indem er alsdann

die saͤmmtlichen bereits aufgelaufenen und noch zu bestreitenden

[Genfer Schuͤtzen. T 2

Vorauslagen allein tragen, und die erste Einlage sammt Zinsen sicher stellen wolle. Ich glaube, mehr kann billigerweise nicht von ihm verlangt werden, und dies um so weniger, da er bekanntlich ohne allen persoͤnlichen Vortheil bei der Sache vorging, und auch diesmal nur das allgemeine Beste im Auge hatte, das er bei allen gemeinnuͤtzigen Unternehmungen stets mit seltener Uneigennuͤtzig⸗ keit zu befoͤrdern bemuͤht ist. Es war also unfreundlich und un⸗ gerecht, um nicht einen andern Ausdruck zu gebrauchen, daß, wie es in der Hannoverschen Zeitung geschah, die Absichten eines Mannes, der die allgemeine Achtung genießt, bei dieser Gelegen⸗ heit einen Augenblick in Zweifel gezogen werden sollten. Die Actien⸗Gesellschaft, die nun ihre eigenen Interessen zu vertreten hat, ist durch das an sie uͤbertragene Privilegium in die Lage gesetzt, nach eigenem Willen, nach eigener Ueberzeugung zu handeln, und hat außerdem den Vortheil, gegen jeden ihr etwa erwachsenden Verlust im Voraus sichergestellt zu seyn. Inzwischen ist, wie schon erwaͤhnt, auch nicht der mindeste Grund vorhanden, daß die Eisenbahn Verbin⸗ 8 zwischen Wien und Bochnia unterbleiben sollte, vielmehr die Ge⸗ wißheit gegeben, daß, sobald der Ausspruch einer eigens von der Actien⸗Gesellschaft und vom Baron Rothschild unter enehmigung der Staats⸗Verwaltung aufgestellten technischen Kommission uͤber den bereits vorliegenden und noch zu vervollstaͤndigenden Bau⸗ plan erfolgt seyn wird, man ohne Verzug zu dessen Ausfuͤhrung mit aller Thaͤtigkeit und Energie schreiten wird. Diese technische Kommission ist bereits in voller Wirksamkeit; an ihrer Spitze steht der in seinem Fach ausgezeichnete Hof⸗Baurath v. Fran⸗ cesconi, dessen Name zu der Ueberzeugung hinreichen muß, daß es sich hier nicht um eitle Wuͤnsche, sondern um die wirkliche Ausfuͤhrung eines technischen Unternehmens handelt, das zu den groͤßten unserer Zeit gezaͤhlt werden kann.

Wien, 16. Juli. (Schles. Ztg.) Marschall Marmont ist nach einer Abwesenheit von einigen Jahren gestern wieder hier angekommen.

Seine Majestaͤt der König von Neapel hat seine Abreise von hier vorlaͤufig auf den 27sten d. M. verschoben. Beerrichten aus Livorno zufolge, ist daselbst der Prinz von Capua mit seiner Gemahlin angekommen, um sich nach Civita vecchia zu begeben. Es scheint, daß eine Aussoͤhnung zwischen ihm und seinem Koͤniglichen Bruder im Werke ist. Fuͤrst Paul Ezerhazy's Abreise auf seinen Botschafterposten nach Lon⸗ don ist auf einige Zeit vertagt, der Fuͤrst will zuvor noch einen Besuch auf seinen Guͤtern in Ungarn machen. Man glaubt uͤbrigens, daß, so lange nicht Sir Fr. Lamb hier eingetroffen ist, Fuͤrst Esterhazy kaum abreisen duͤrfte.“ 1““

Schweiz. 8

Genf, 10. Juli. (Allg. Ztg.) Vom Bundesschuͤtzenfest in Lausanne hoͤrten wir heute die letzten Kanonenschuͤsse, und mit ihnen schließt sich ein Fest, das in vieler Beziehung die Aus⸗ merksamkeit und Anerkennung des Auslandes verdient. Nicht bloß durch die großartige Einrichtung und Gastlichkeit von Seiten des Lausanner Schuͤtzen⸗Comités, sondern auch durch den wahren Bundeseinklang der aus den verschiedensten Kantonen hier zahl⸗ reich zusammenstroͤmenden Eidgenossen. Schon die ernste Zuruͤck⸗ weisung der National⸗Association und ihrer fuͤr den 7ten ausge⸗ schriebenen General-Versammlung war von guter Bedeutung. Und durch solchen Geist der Maͤßigung und des Rechts wurde es, mancher auf Anderes berechnenden Toaste und Tischreden von der Tribune und des haͤufig genossenen trefflichen Nvorne⸗ und La Cote⸗Weins ungeachtet, allein moͤglich, einen Verein von vier⸗ tausend kräftigen Maͤnnern so ruhig und besonnen zu erhalten, daß auch nicht der kleinste Streit vorfiel und das Fest nur der reine Zusammenklang emnges Bruͤder⸗Vereins war. woͤchte doch die ganze Schweiz dieses Fest zum Beispiel nehmen und Eins werden in festem Bunde! Erfreulich war es auch den Fremden, daß von der ehemaligen Großsprecherei gegen das Ausland, von den haͤmischen Seitenblicken auf dessen Staaten, von jenem in neuester Zeit so laͤcherlich gewordenen Helvetischen Renommiren, hier weniger zu bemerken war, als ehemals. Indeß fehlte es doch nicht ganz daran. Aber nur auf der Tribuͤne, wo sich nicht immer reiner und lauterer Nationalsinn vernehmen ließ, gab es politische Anklaͤnge, die sich jedoch schneil, wie Weindunst, uͤber die dasitzende Menge hinwegzogen; die Schäutzen selbst und die, welche ihretwegen hiehergekommen waren, blieben aller po⸗ litischen Richtung fremd; ja, dies mag die Ursache seyn, warum die Berner Schuͤtzen⸗Deputation mit Besorgniß, daher mit we⸗ niger Vertrauen und Herzlichkeit empfangen wurde, als die an⸗ dern, besonders die zu mehreren Hunderten herangekommenen Doch glich sich spaͤter alles Unebene aus. Dies schoͤne Fest macht dem Kanton Waadt Ehre und wird in seiner geschmackvollen Veranstaltung, so wie in seiner ganzen g vom Anfang bis zum Ende nur schwer bei Andern

achahmung finden koͤnnen.

Schweizer Bläͤtter schreiben aus Tessin: „Die Mu⸗ nizipalitaͤt von Lugano will auch beruͤhmt werden, aber wie? Die Protestanten hatten bisher einen eigenen Begraͤbnißplatz in dieser Stadt. Als nun vor einiger Zeit gesetzlich verboten wurde, Todte innerhalb bewohnter Ortschaften zu beerdigen, er⸗ suchten die angesessenen Protestanten um Anweisung einer Grab⸗ staͤtte außerhalb der Stadt. Die Munizipalitaͤt konnte dies nicht

abschlagen, befahl aber, daß die Protestanten kuͤnftig nur bei

Nacht und ohne von Jemand begleitet zu werden, begraben wer⸗ den sollten! Die zahlreichen, groͤßtentheils dem Schwetzerischen Handelsstande angehoͤrigen Protestanten kamen gegen diesen Beschluß klagend bei der Regierung ein, und diese befahl der Munizipalitaͤt, ihn zuruͤckzuziehen; da sie aber vorzog, darauf zu beharren, so befahl endlich die Regierung bei 500 Franken Strafe die Aufhebung des Beschlusses. Noch ist nicht ausge⸗ macht, ob das Geld, oder ob die Vernunft den Sieg erhalte.“

Spanien.

Madrid, 9. Juli. (Franzoͤsische Blaͤtter.) Die ge⸗ maͤßigte Partei, welche sich entschieden dem jetzigen Ministerium anschließt, stellt als Kandidaten zur Cortes⸗Wahl die Herren Martinez de la Rosa, Marquis von Someruelas, Fontagud Gargollo, Marquis von Viluma, Andres Caballero, Direktor der Bank und Santiago Tejada auf; Kandidaten der Bewe⸗ gungs⸗Partei sind dagegen die Herren Mendizabal, Arguelles, Olozaga, Cantero, Basinaldo, Martel und Calderon de la Barca.

Man faͤngt in den politischen Zirkeln schon an, sich mit den Gegenstaͤnden zu beschaͤftigen, welche die Aufmerksamkeit der Cortes vorzuͤglich in Anspruch nehmen duͤrften, und nennt als solche: 1) die Revision des Koͤniglichen Statuts; 2) die Vorle⸗ gung des Budgets; 3) die Ermaͤchtigung zur Abschließung einer Anleihe; 4) die Preßfreiheit. w

Ueber die Folgen der Expedition des Karlistischen Anfuͤh⸗ rers Gomez nach Asturien ist man jetzt weit beruhigter. Die Lage desselben wird durch die von den Generalen Espartero, Latre und Manso eingenommenen Stellungen sehr schwierig,