1836 / 206 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

langte Genugthuung gegeben worden, so weit es die Wuͤrde der Pforte zuließ. Dessen ungeachtet behaͤlt aber der edle Lord seine Stellung bei und scheint durchaus die Instruktionen abwarten en, die er in London begehrt hat, um dann entweder Konstantinopel zu verlassen oder wieder in direkten freundschaftli⸗ chen Verkehr mit dem Tuͤrkischen Ministerium zu treten. Dies ist befremdend und sollte fast auf den Gedanken fuͤhren, daß Lord Ponsonby vorgezogen haͤtte, keine Genugthuung zu erhalten, und daß er um jeden Preis einen Bruch mit der? forte herbeizu⸗ fuͤhren wuͤnsche, da es, wenn man anders in London so⸗ freund⸗ schaftliche Gesinnungen fuͤr die Pforte hegt, als vorgegeben wird, einem diplomatischen Agenten gewiß nicht zum Vorwurfe gerei⸗ chen kann, sich nachgiebig gegen dieselbe zu zeigen, sobald die Ehre der Englischen Nation gewahrt, und wie es in diesem Falle ge⸗ schah, sichtbar Reue fuͤr einen begangenen Fehler gezeigt wird, ohne erst Instructionen deshalb abwarten zu muͤssen. Allein Lord Ponsonby scheint dies nicht zu verstehen oder verstehen zu wollen, und ob er sich gleich keine mißbilligenden Aeußerungen ge⸗ gen den Sultan mehr erlaubt, so sieht er doch den Chattischeriff, mittelst dessen der zeitherige Reis⸗Efendi aus dem Ministerium ent⸗ lassen wird, als eine Verfuͤgung an, die ihn nichts angeht. Man kann leicht begreifen, daß unter solchen Umstaͤnden die Pforte sich gezwungen glaͤubt, auf ihrer Hut zu seyn, und daß sie, bevor die wahren Absichten des Englischen Botschafters oder dessen Kabinets genau gekannt sind, sich in eine solche Verfassung zu setzen sucht, daß sie auf jedes unverhoffte Ereigniß vorbereitet ist. Vier Regimenter Infanterie sind nach den Dardanellen⸗Schloͤssern aufgebrochen, und zwei Compagniceen Bombardiere werden im Laufe des Tages dahin eingeschifst. Man schickt sich also zur Vertheidigung an, falls es aufs Aeußerste kommen und man sich von Seiten Eng⸗ lands angriffsweise benehmen sollte. Andererseits ist ein Cou⸗ rier nach Petersburg abgegangen, um zu erfahren, ob das Rus⸗ sische Kabinet geneigt seyn wuͤrde, der Pforte Beistand zu lei⸗ sten, und ob es, sobald die von London aus erwarteten Nach⸗ richten so lauten sollten, daß von der Pforte mehr, als sie bereits gethan, verlangt, und demnach eine guͤtliche Ausgleichung der Dif⸗ ferenzen zweifelhaft wuͤrde, den Augenblick gekommen glaubt, wo der Casus foederis eingetreten sey. Zu bemerken ist, daß bevor die Ab⸗ setzung des Reis⸗Efendi stattgefunden, worauf doch die an Lord Pon⸗ sonby zu gebende Genugthuung berechnet war, der Divan eine aͤhnliche Frage an den hiesigen Russischen Botschafter gerichtet, aber zur Antwort erhalten hat, daß es Niemand erlaubt sey, den Frieden Europa's leichtsinnig zu stoͤren, und daß, nachdem die Pforte ein Unrecht gutzumachen habe, dessen sie sich, sey es nun geflissentlich oder unbedacht, einmal schuldig gemacht, es rechtlich und klug handeln hieße, wenn sie dies mit vollster Ueberzeugung thue. Damals war, wie gesagt, Lord Ponsonby noch keine Ge⸗ nugthuung gegeben worden; es fraͤgt sich nun, nachdem dies ge⸗ schehen, ob die Pforte jetzt nicht auf den Beistand Rußlands rech⸗ nen, und ob nicht die andern Kontinental⸗Maͤchte sich auch ihrer annehmen werden, falls man in London mehr von ihr verlan⸗ gen sollte, als sie, ihrer Meinung nach, ohne sich ganz zu ernie⸗ drigen, ferner zugestehen kann. Die Ruͤckantwort aus Peters⸗ burg ist daher auch von großer Wichtigkeit und alle Augen sind auf die aus London und Petersburg erwarteten Kuriere gerich⸗ tet. Der letzte am 18ten d. gehaltene große Divansrath, in Folge dessen Halil⸗Pascha nach Varna abging, hatte haupt⸗ sächlich zum Zweck, genau zu erwaͤgen, erstlich, ob man, ohne sich etwas zu vergeben, dem Unmuth Lord Pon⸗ sonby's ein Ende machen, und in die fruͤheren freundschaftli⸗ chen Verhaͤltnisse mit der Englischen Regierung wieder treten koͤnne; zweitens, im Fall dies unmoͤglich wuͤrde, die geeignetsten Mittel zu ergreifen, damit auf das kraͤftigste eine etwanige feind⸗ liche Begegnung zuruͤckgewiesen werde; und drittens, wie man sich in die Lage setzen koͤnne, daß man nicht isolirt handeln, und ge⸗ gen die Uebermacht Englands allein ankaͤmpfen muͤsse. In wie weit diese drei Fragen geloͤst worden, ist mir unbekannt; es laͤßt sich aber aus der Absendung Halil⸗Pascha's nach Varna und der Couriere nach Petersburg beinahe schließen, daß Lord Ponsonby auf friedlichem Wege nichts weiter von der Pforte zu erwarten hat, als was er selbst verlangte, naͤmlich die Entferung des Reis⸗ Efendi von den Geschaͤften. Man glaubt hier, er werde sich da⸗ mit begnügen, und es nicht wagen, die Mißbilligung von ganz Europa auf sich zu laden, das vor Allem den Frieden will, und es der Englischen Regierung schwerlich verzeihen duͤrfte, wenn sie trotz des reuigen und fast demuͤthigen Benehmens der Pforte vorsetzlich einen Bruch mit derselben herbeizufuͤhren suchte. Ha⸗ lil⸗Pascha hat sich nach Varna begeben, um die festen Punkte am Bosporus und laͤngs der diesseitigen Kuͤste in Augenschein zu nehmen, um die Truppen, die in dieser Gegend liegen, zu mu⸗ stern, um die Transportmittel, welche zur schnellsten Befoͤrde⸗ rung jeglicher Gattung von Truppen zweckdienlich seyn duͤrften, zu ordnen, und endlich noch, um bei der bevorstehenden Raͤu⸗ mung Silistria's, die ungeachtet der augenblicklichen verwickelten hiesigen Verhaͤltnisse dennoch vor sich gehen wird, die noͤthigen Anstalten zur Besetzung dieses Platzes durch Tuͤrkische Garni⸗ son zu treffen. Der Englische Konsul zu Tripolis, Herr War⸗ rington, welcher einige Wochen hier war, um die Forderungen der Englischen Glaͤubiger an die genannte Regentschaft zu be⸗ treiben, ist unverrichteter Sache gestern auf einer Englischen Brigg nach Tripolis zuruͤckgekehrt. Er hat indessen sein Archiv bei der hiesigen Englischen Botschaft gelassen, was wohl darauf hindeutet, daß, sobald die Churchillsche Streitfrage geschlichtet ist, er wieder herkommen und das ihm uͤbertragene Geschaͤft neuerdings aufnehmen will. Man erwartet hier den nach Per⸗ sien bestimmten Englischen Gesandten, Herrn Mac Neil. Lord Ponsonby, der eine Landwohnung bezogen, hat sein Hotel in Pera zu dessen Empfang in Bereitschaft setzen lassen. Das Geld ist seit einiger Zeit hier sehr gesucht, und viele Baarsen⸗ dungen werden von Triest aus hergesandt dem druͤckenden Mangel an Gelde abzuhelfen. 8b

Juni. (Journ. de Smyrne.) Ueber das unserer Stadt herrscht jetzt kein Zweifel Faͤlle unter der Griechischen und selbst zwei unter der Fraͤnkischen Bevoͤlkerung vorgekommen. Doch at die Krankheit einen sehr milden Charakter, und es steht zu hoffen, daß sie bei der vorgeruͤckten Jahreszeit, wie dies seit zwei Jahren der Fall gewesen, bald verschwinden wird.

Die Gesandten Frankreichs und Englands am Griechischen Hofe, welche die Abwesenheit des Koͤnigs benutzen, um einen Ausflug durch den Archipelagus zu machen, sind am 7. in Syra angekommen

Aegypten.

4. Juni. (Journ. de Smyrne.) Es bevorstehen⸗ Baͤder ge⸗

Smyrna, 24. Daseyn der Pest in mehr. Es sind mehrere

Alexandrien, ist seit einigen Tagen viel die Rede von der nahe den Abreise Mehmed⸗Ali's nach Syrien, wo er die brauchen will.

Der mit dem Dampfboote „Nil“ abgesandte ruͤckstaͤndige

2

waren am 7. Juli 102 Gaͤste.

laufenden Jahres) erwähnt worden, hat der

8

(stehe oben unter Konstantinopel) ist Handelshaͤusern Tossitza und Zi⸗ Sie erhalten dafuͤr 2000 Ballen das Quintal zu 18 ½ ihnen das⸗Kapital

Tribut an die Pforte von zwei hiesigen Griechischen zinia vorgeschossen worden. von der naͤchsten Aerndte, wobei ihnen Talaris angerechnet wird. Außerdem wird mit 6 pCt. verzinst.

Seit einiger Zeit macht die Regierung nichts in Bezug auf Hedschas bekannt, obgleich sie haͤufig Nachrichten von dorther erhaͤlt. Dies beweist offenbar, daß die Nachrichten nicht guͤnstig lauten. Ungeachtet Mehmed Ali seit einigen Jahren bestaͤndig Verluste in Hedschas erlitten hat, soll er doch, wie man behaup⸗ tet, mehr als jemals entschlossen seyn, jenes Land zu erobern. Man glaubt sogar, daß seine Reise nach Syrien den Zweck habe, die Aushebung neuer Mannschaften zu beschleunigen, um damit die Ueberreste der letzten Expedition zu verstaͤrken. 8

Die Pest ist hier wieder erschienen, doch rechnet man auf die vorgeruͤckte Jahreszeit, und der Schrecken ist daher nicht so groß, wie man wohl nach den Verwuͤstungen, welche die Pest im vorigen Jahre hier anrichtete, haͤtte erwarten sollen. 1

In Damiette und in der Umgegend herrscht die Pest noch immer; auch in Kahira sind mehrere Faͤlle vorgekommen.

GFnland. 8

Berlin, 24. Juli. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Geheimen Justiz⸗ und Tribunals⸗Rathe, Professor Dr. Reide⸗ nitz zu Koͤnigsberg, fuͤr seine Arbeiten an der Revision des Ostpreußischen Provinzial⸗Rechts die große goldene Medaille zu verleihen geruht.

Der naturwissenschaftliche Verein des Harzes versam⸗ melt sich dieses Jahr in Nordhausen am 27sten d. M. Nicht nur die Mitglieder, sondern alle Freunde der Naturwissenschaf⸗ ten sind dazu eingeladen. 1

Die Zahl der Geborenen im Reg.⸗Bez. Duͤsseldorf belief sich im Monat Juni auf 2132, die der Gestorbenen auf 1548; mithin betrug der Zuwachs 584.

Auf dem am 27sten v. M. in Breslau begonnenen und am 10ten d. M. beendigten diesjaͤhrigen Johannis⸗Markt befan⸗ den sich 1014 Feilhabende; unter ihnen 45 Bandhaͤndler, 28 Baumwollen⸗Waaren⸗Fabrikanten, 62 Boͤtticher, 9 Eisen⸗ und Stahl⸗Waarenhaͤndler, 7 Fayencehaͤndler, 46 Graͤupner, 14 Holz⸗ Waarenhaͤndler, 26 Konditoren und Pfefferkuͤchler, 13 Kamm⸗ macher, 10 Kraftmehlhaͤndler, 16 Korbmacher, 11 Kuͤrschner, 13 Kurzwaarenhaͤndler, 126 Lederhaͤndler, 140 Leinewandhaͤndler, 12 Putz⸗Waarenhaͤndler, 40 Schnitt⸗Waarenhaͤndler, 161 Schuh⸗ macher, 7 Seifensieder, 18 Haͤndler mit baumwollenen Tuͤchern, 13 Tuch⸗Fabrikanten, 23 Tischler, 70 Toͤpfer, 13 Zwirnhaͤndler. Von den Feilhabenden waren aus Breslau 291, aus anderen Staͤdten der Monarchie 56, aus anderen Staͤdten Schlesiens 636, aus dem Koͤnigreich Sachsen 16, aus den Oesterreichischen Staaten 14 und aus dem Freistaat Krakau 1. Die verkaͤufli⸗ chen Waaren wurden in 362 Buden, 240 Schragen, 199 Laden in den Häusern, auf 17 Tischen und 196 Pläaͤtzen auf der Erde feilgeboten.

Bre diesjaͤhrigen Besuch der

slauer Blaͤtter berichten Folgendes uͤber den Schlesischen Baͤder: „In Flinsberg In Reinerz am 9ten 165 Fa⸗ milien. In Salzbrunn waren am 12ten 610 Familien. In Charlottenbrunn steht die Zahl noch sehr zuruͤck; doch findet sich auf der Liste Adalbert von Chamisso. Der Numerus der Bade⸗ Gaͤste in Warmbrunn betrug am 9. Juli Abends nur 179 Per⸗ sonen.“ Am 3. Juli hat am Fuße des Piltscher Gebirges, im Leobschuͤtzer Kreise, von Abend nach Morgen zu, ein starker Hagelschlag, bei welchem die Schlossen die Groͤße eines Huͤhnereies hatten, in mehreren Ortschaften, und namentlich in Loͤwitz, Pos⸗ nitz, Michelsdorff, Hennerwitz, Hochkretscham, Osterwitz, Nas⸗ siedel, Hratschein und Leimerwitz, auf den Feldern großen Scha— den angerichtet; der an Feldfruͤchten ist auf 2341 Schfl. Bres⸗ lauer Maß Aussaat angeschlagen. Am Aten Tage haben in den Graͤben noch Schlossen, die von der Groͤße einer Wallnuß wa⸗ ren, in Masse gelegen. M Im Zeugenschen Garten zu Ernsdorf, bei Re ich enbach, hatte man dieser Tage das interessante Schauspiel, auf einigen Kirschbaͤumen Bluͤthen und zugleich reife Frucht zu sehen. In Folge der Regulirung der baͤuerlichen Verhaͤltnisse ist auf der Feldflur von Wturek, im Adelnauer Kreise des Regierungs⸗Bezirks Posen, ein neues Etablissement entstanden, weschem der Name „Neu⸗Kamieniez“ beigelegt worden ist.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Denkmaͤler mittelalterlicher Kunst in den Brenden⸗ burgischen Marken. Lithographirte Abbildungen, begleitet von kunstgeschichtlichem Text. Von Alerander von Minutoli. Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen ge widmet. Erster Theil: Denkmäaͤler der Baukunst. Ber⸗ lin, 1836. In der lithographischen Anstalt von L. Stef⸗ fen u. Comp. 1 8

Wie bereits in einem früheren Blatt dieser Zeitung (Nr. 31 der

Verfasser durch eine

Reihe von Jahren von 1822 bis 1830 in allen Märkischen Lan⸗

destheilen gesammelt und zugleich auch die verwandten Denkmä⸗

ler der angränzenden Länder studirt. Er gedenkt im gegenwärtigen

Werk, wovon das ersie Heft in unsern Händen ist und das zweite

sehr bald nachfolgt, sich auf die Alterthümer aller Zweige der bildenden

Kunst zu verbreiten,herab von der Architektur, Skulptur und Malerei

auf das Interessantere der einzelnen Geräthe, vorzüglich aber über alle

die Künste, welche sich der Architektur dienend auschließen, als da

find: die Glasmalerei, die Holzschnitzkunst, die Bronzegießerei und Eisen⸗ arbeit, endlich die Kunstweberei von Teppichen und kostbaren Meßgewän⸗ dern. Ueberdies ist das Werk getheilt in einen allgemeinern und speziellern

Theil; das erste Heft ist jenem gewidmet. Es enthält zunächst als Einlei⸗

tung die Geschichte der Marken, so weit die Monumente reichen und sich

geschichtliche Ueberlieferungen aufwärts erstrecken. Hier kommt gele⸗ gentlich ein wahrscheinlich vorchristliches Denkmal zur Sprache, die

im Jahre 1827 zu Stendal eutdeckte heidnische Grabstätte, cin enges,

flacses Tonnengewölbe, von Ziegelstein erbaut, worin sich gegen sieb⸗

zig Urnen mit Asche und Knochen regelmäßig aufgestellt fanden;

gegen ein großes, bronzenes, schön gearbeitetes Gefäß mit drei knopf⸗ artigenFüßen und einem vonEngelköpfen gehaltenen deweglichen Henkel wird dem Stvl nach für das älteste Bronzewert christlicher Kunst in den

Marken erklärt, indem es bis in die Zeiten der Wendischen Herrschaft hin⸗

aufzureichen scheint. Beide Werke sind, in gelungenen A bildungen ge⸗

geben, in den Text eingedruckt. Sodann geht der Verf. über zu einer Cha⸗ rakteristik des Märkischen Baustvls, und bier brauchen wir für unsere

Leser am wenigsten ausführlich zu berichten, weil durch gütige Mitthei⸗

lung des Herrn Verfassers dieser Abschnitt unseren Blättern unverkürzt

einverleibt wurde (s. a. a. O.) Der nächste Abschnitt handelt „von dem Baumaterial der älteren märkischen Gebäunde“, und zwar erstlich vom Feldstein, dann ausführlicher vom Ziegelstein. Es wer⸗ den zugleich im Text Abbildungen von Steinzeichen gegeben, welche entweder Zeichen der Bauhütten, oder, wie der Verfasser noch un⸗

9ε½ 2

entschieden läßt, die Bezeichuung der Bestimmung der Stücke für wisse Gebäudetheile zu seyn scheinen. niß gearbeitete Abschnitt über den

Thon zu formen und zu brennen,

Dieser mit vieler Detail⸗Kennt 8 Zustand der Kunst, Bausteine auhlul— 5 von ihren Anfängen bis zu a50

Wö1.“ FPE“

4 . 15 8 8

*4

rer Vollkommenheit, welche bei den großen Leistungen der neuesttg

Zeit noch

wichtiger Beitrag zur Kunstgeschichte seyn,

immer nicht erreicht scheint, wird den Kunstfreunden eir und dient mit der Auz

führlichkeit und Genauigkeit, wie er gegeben ist, namentlich als eiß

sehr bestimmtes Kennzeichen des Zeitalters.

dieser sorgsamen Arbeit dasjenige Lob zu spe Nicht minder interessant wi zweite Heft begin

kommt uns nicht zu, gsa den, das sie wohl verdienen dürfte. die Abhandlung über den Mörtel seyn, welche das nen soll. Küze einer lithographischen Titelvignette, darstellend die Ruim des Prämonstratenser⸗Klosters zu Gramzomw, enthält das Heft fünf! rhographirte Blätter. Die Absicht war, in diesem ersten Heft Dem mäler verschiedener Art und aus verschiedeuen Epochen zusammeng stelen. Das erste Blatt stellt in farbigem Steindruck eine Wandn lerei (farbiges architektonisches Ornament) am östlichen Fenster in ei Facs des Doms zu Brandenburg dar; das zweite Blatt giebt die re aufe in der St. Marienfirche zu Salzwedel, eines der merkwün sten Erzengnisse der Erzgießerei im sechszehnten Jahrhundert. 1 vier Säulchen erhebt sich über dem reichen Becken ein zierlit Baldachin von durchbrochener Gußarbeit. Es herrscht darin im T sentlichen der entartete Gothische Styl, mit zahlreichen Motiven; der vegetabilischen Natur. Die Lithographie von Herrn Deliug überaus sauber und bis ins Kleinste herab von charakteristist Treue. Auf den Grund dieses Blattes erhielt der Lithograph n der Königl. Akademie der Künste das Prädikat eines akademiste Künstlers. Eine nähere Beschreibung dieses Aufmerlsamkeit a genden Gußwerkes wird wahrscheinlich das nächste Heft bring Das dritte Blatt giebt den Aufriß des südlichen Vorsprungs an St. Katbarinenkirche zu Brandenburg, von überaus reichem! zierlichem Detail. Die vierte Tafel enthält Säulenkapitäle in Krvpten der Stiftskirche zu Jerichow und des Doms zu Brand burg. Die Formen des Ornaments sind von edler und reicher Sch heit und von einer gewissen mystischen Verschlungenheit, welche Charakter mittelalterlicher Formen so eigenthümlich ist. In die Kapitälen erscheinen seltsame Rittergestalten, deren Ausstattung Pferdefuß und Schweif offenbar an eine Verwandtschaft Beelzebub denken läßt. Anderswo kommt Aehnliches vor, man könnte sich höchlich wundern, in einer christlichen che dergleichen Embleme anzutreffen. Vielleicht war aber der Hauptgedanke ein recht erbaulicher, denn außerdem, daß dert eit fertige Antichrist dem wachsamen Christen vorgehalten wa ollte, mußte diese Figur hier gleichsam selbst wider ihren Willen Träger eines Gebäudes erscheinen, das der Ehre des höchsten Gr geweiht ist. Das letzte Blatt ist ein Chorstuhl aus der St. Kum rinen⸗Kirche zu Brandenburg; das schoͤne Holzschnitzwerk ist hier dar die Sorgfalt des Lithographen Delius bestimmt und höchst’ dargestellt. Ueberhaupt gereicht es der Ausstattung dieses verdienstlice Werkes zu großem Vortheil, daß sie sich von allem oberflächlichen Pmf fern bält und dagegen das Gediegene erstrebt. Der Beifall des Puß fums wird diesem zeitgemäßen Unternehmen nicht ausbleiben könne und von einer Geschichte der Architektur in Deutschland wird erst- Rede seyn können, wenn alle einzelnen Provinzen Werke dieser 2 besitzen werden. Während durch Abbildung einzelner Monumen hie und da immer mehr zugäng! schließ seres Verf. dem von Puttrich für das Königreich Sachsen am nit sten an. Mögen beide Werke unter der gedeihlichen Theilnahme ale Kunstfreunde rüstig fortschreiten. Gr.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmittags Abends 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Ubr.

1836.

33 ½,47“ Par. 334,110 Par. 335 09 „Par. + 9 °R. + 114 0 R. + 10 90 R. Thaupunkt.. + 47 °R. + 6,70 R. + 8,9 0 R. Dunstsättigung, 67 v»Ct. 55 vCt. 86 „Ct. Wetter.. bewölkt Gewitterwolk. Regen. SW. NNW

Luftdruck.. Luftwärme...

NNL. WNW. I 1 par. + 11,70 R.. + 6,89 R...

Wolkenzug...

Tagesmittel: 334,56“

Auswürtige Börsen.

Amsterdam, 19. Juli.

Niederl. wirkl. Schuld 56 ½1. 5 % do. 103 h⁄l 6. Kam. 24 ½. 5 % Span. 39 ¼. Passive 12 1 6. Ausg. Schuld —. ⁄. Preuss. Präm.-Sch. —. Poln. —. Oesterr. Met. 100 %

Antwerpen, 18. Juli.

Passive 12 ⅜. Ausg. Seh. —. ZLiual. 14 ¾½. Neue Aul. Frankfurt a. M., 21. Jull.

Met. 103 ⅞. 103 ½¼. 4 % 99 ⅛. 90. 2

Bank-Actien 1643. Br. Partial-Obb: Lobse zu 500 Fl. 114 ½¼. 11à ⅛½. Loose zu 100 Fl 217 ½. Br. Pa Präm.-Sch. 62. 61 ½¼ do. 4 % Anl. 100 G. Br. Poln. l 653¾. G. 5 % Spau. Anl. 38 ⁄. 38 ½, 2 ½ % Holl. 55/ 2. 7

Hamburg, 22. Juli.

Bank-Actien 1354. 1352. Engl. Kuss.

do. 3 % 49 Neue Aul. 36 ½. London, Belg. 103 ¼.

Ausg. Sch. 17

Oesterr. 5 %,

59 ½. 1 % 25 ⁄1&.

106 ¼. 5 % Len. 8. 19. Jul. NXeue Anl. 39. Obl. v. b. 2 ½ % Holl. 56 ½. 9 do. 3 % 50. Engl. Kuss. 111 ½¼2. Bras. Peru 23 ½. Chili 48 ½.

Paris, 18. Juli. Rente pr. compt. 108. 80. ün cour. 108. 85. 3 compt. 80. 40. ün cour. 80. 50. 5 % Neap. 100. 65. 5 % 8p Rente 40. Passive 12 ½ ¼. Neue Ausg. Sch. Ausg. 13 1⅞. 3 % Portug. 505

Cons. 3 % 91 ⁄½4-B Passive 12 /½. 103 3 à¼. 5 % Port. 80.

70 8 Columb. 30. Mex. 34.

,02 29h

Wien, 4 % 100.

5 % Met. 104 %. Neue Anl.

Bunk-Abtien —.

Koͤnigliche Schauspiele. Montag, 25. Juli. Im Schauspielhause: Kerker und Schauspiel in 5 Abth., vom Baron v. Zedlitz. Dienstag, 20. Juli. Im Schauspielhause: Der Stiesfvah Lustspiel in 3 Abth., nach Hollberg, von E. Raupach. Hierah Ich irre mich nie! Lustspiel in 1 Akt, von C. Lebruͤn.

—V—̃

Kroh

Koͤnigstaͤdtisches Th

Montag, 25. Juli. Die Jaͤger, laͤndliches

in 5 Aufzuͤgen, von A. W. Il aat

Dienstag, 26. Juli. Der boͤse Geist Lumpacivagabung

oder: Das liederliche Kleeblatt, Zauber⸗Posse mit Gesang in Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Muͤller.

J.

eater. Sitten⸗Gemd

Redactenr Ed. Cottel.

EIREFRNFIxm.

Gedruckt bei A. W Hayn⸗

Auch dieser Theil de Werkes ist hier nur aus Nr. 4l der Staats⸗Zeitung abgedruckt, vo wo er auch bereits in mehrere Blätter übergegangen war; deshal

zugänglich wird, schließt sich dies Werk m

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llIgemeine

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DVerlin, Diensts den 26sten 1“

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Auf den von Sr. Majestaͤt genehmigten Vorschlag des un⸗ rzeichneten Kapitels ist der Luisen⸗Orden verliehen worden: 1) Der Wittwe des Majors von Schreiber. 8 2) Der Wittwe des Landraths von Koͤstritz. 3) Der Rentiere Taube. 4) Der Gattin des Kaufmanns Marth.

5) Der Gattin des Polizei⸗Kommissarius Espagne, saͤmmt⸗ lich in Berlin.

6) Der Gattin des Direktors Arnold in Brandenburg.

7) Der Gattin des Geheimen Kommerzien⸗Raths Richter u Koͤnigsberg in Pr. 1

9) Der Gattin des Geheimen Justiz⸗Raths Costenoble in Magdeburg.

9) Der Wittwe des Professors Vater in Halle.

0) Der Wittwe des Fabrikanten Lippolt ebendaselbst.

1) Der Gattin des Gymnasial⸗Direktors Straß in Erfurt.

2) Der Gattin des Syndikus Müller in Naumburg.

3) Der Staats⸗Raͤthin Sandoz⸗Rollin in Neuchatel, und

§ Der Gatttn des Majors und Kammerherrn von Alvens⸗

leben in Ballenstaͤdt.

Kapitel des Luisen⸗Ordens.

Marianne, Prinzessin Wilhelm von Preußen.

1.“

Angekommen: Se. Erlaucht der Graf Joseph zu tolberg⸗Stolberg, von Stolberg.

8*

*

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Anskand. EE9

Paris, 19. Juli. Der Koͤnig ertheilte gestern dem Ritter on Koß, außerordentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Minister des Koͤnigs von Daͤnemark, eine Privat⸗Audienz und ahm aus seinen Haͤnden ein Gluͤckwuͤnschungs⸗Schreiben seines Souverains entgegen.

Der General Sebastiani hatte, gleich nach seiner Ankunft, ne Audienz beim Koͤnige und begab sich von dort zu dem Her⸗ oge von Orleans.

In Folge der Ernennungen der Herren Bresson, Felix⸗ Real und Dufaure sind die Wahl⸗Kollegien von Remiremont, Grenoble und Saintes auf den 9., 14. und 15. August zusammen⸗ erufen worden, um zu einer neuen Deputirten⸗Wahl zu chreiten.

Der Gesundheitszustand des Kardinals von Cheverus hat ch, den neuesten. Nachrichten zufolge, etwas gebessert.

Heute fruͤh um acht Uhr setzte sich der Zug der Galeeren⸗ Sklaven von Bicoͤtre aus nach ihrem Bestimmungsorte in Be⸗ egung. In der Regel findet diese Abreise schon fruͤh um 5 hr statt, aber das Anschmieden dauerte diesesmal, wegen er großen Menge von Verbrechern, drei Stunden laͤnger als ewoöhnlich. Das neugierige Publikum, das auf eine solche ogerung nicht gefaßt war, hatte sich schon in großer Menge m 2 Uhr Morgens in der Umgegend des Gefaͤngnisses einge⸗ zsunden, und man kann, ohne Uebertreibung, die Zahl der Her⸗ eigekommenen auf 6000 schäͤtzen. Sehr elegante Equipagen,

denen unsere tonangebenden Damen saßen und die von Fa⸗ jonables zu Pferde umringt waren, stellten sich dicht an der huͤr des Gefaͤngnisses auf, um das graͤßliche Schauspiel aus er ersten Hand zu genießen. Acht Wagen, auf denen die Ver⸗ rtheilten, je zwei an zwei, Ruͤcken an Ruͤcken, und der Son⸗ nenhitze ausgesetzt, saßen, fuhren um acht Uhr ab. Alle Blicke chten den Abbé Delacollonge (der bekanntlich seine Geliebte rwürgt, zerschnitten und so ins Wasser geworfen hatte), und her Poͤbel brach bei seinem Anblick in lautes Mordgeschrei nus, so daß die militairische Eskorte genoͤthigt war, diesen Ver⸗ rtheilten unter ihren besondern Schutz zu nehmen. b

Das Journal des Déöbats enthaͤlt folgenden Artikel: „Es ist eine Thatsache, die sich nicht leugnen laͤßt, daß seit ei⸗ iger Zeit die politischen Aufregungen in Frankreich von kurzer Dauer sind. Die lebhaftesten Eindruͤcke verloͤschen in wenigen

Magen; nichts beruͤhrt das Land tief und innig, sondern Alles

ur oberflaͤchlich. Kaum haben wir eine heftige Krisis, in der die Geschicke Frankreichs beinahe wieder in Frage gestellt wor⸗ den waͤren, uͤberstanden, und schon ist wieder eine vollstaͤndige uhe eingetreten. Die Sicherheit der Gemuͤther ist so groß, daß die Parteien darob verzweifeln. Woher kommt es, daß nan in Frankreich die Gefahr so schnell vergißt und sich so leicht von den staͤrksten und unvorhergesehensten Erschuͤtterun⸗ gen erholt? Es giebt Leute, dee sagen werden, daß dies an der

politischen Gleichguͤltigkeit liege, daß es bei uns keinen oͤffentli⸗

chen Geist mehr gebe, daß Frankreich, seit so langer Zeit von Revolutionen heimgesucht, zu einem Regierungs⸗Systeme nicht ehr Vertrauen habe, als zu dem andern, und daß die politischen eraͤnderungen dasselbe wenig kuͤmmern, wenn nur Ordnung herrsche. Nein, das ist falsch. Frankreich ist nicht gleichguͤltig de deng auf die Politik; die Ordnung ist nicht seine einzige eidenschaft. Jedesmal, wenn die Gesellschaft seit fuͤnf Jahren die Waffen gegen die Fact'onen ergriffen hat, wollte sie nicht aͤllein die Ordnung, sondern eine freie Regierung beschuͤtzen, welche die Factionen dem anarchischen Despotismus der Masse in die Haͤnde zu spielen bezweckten. Und jedesmal, wenn das

Leben des Koͤnigs bedroht war, so deutete der Schrecken Frank⸗

reichs nicht bloß an, daß der Koͤnig fuͤr die Ruhe des Landes nothwendig sey, sondern auch, daß das Koͤnigthum als eine der S hdlagen unserer Constitution betrachtet wird, welches wir

ken anderen Regierungen der Welt vorziehen, weil wir

sie alle versucht haben. Es ist daher falsch, wenn man jene Art von politischer Kälte dem Indifferentismus der Gesinnung zuschreibt. Frankreich waͤre sehr zu beklagen, wenn so viele schmerzliche Pruͤfungen nur dazu gedient aͤtten, es jenem politischen Skepticismus in die Arme zu werfen, der die Staaten entehrt und zu Grunde richtet. Aber gluͤcklicherweise ist dies nicht der Fall. Im Gegentheil, wenn Frankreich in den letzten Zeiten eine gewisse Leichtigkeit in dem Vergessen der uͤber⸗ standenen Gefahren gezeigt hat, wenn es am Morgen nach den furchtbarsten Krisen sicherer und ruhiger als jemals war, so ruͤhrt dies daher, weil es eine tiefe politische Ueberzeugung be⸗ sitzt, die durch nichts erschuͤttert werden kann. Frankreich glaubt fest an das Gedeihen der Juli⸗Revolution. Die im Juli gegruͤn⸗ dete Regierung ist fuͤr Frankreich die beste der Regierungen, und sie scheint ihm auf zu dauerhafte Grundlagen gestuͤtzt, als daß die Feinde derselben ihr etwas anhaben koͤnnten. Dieses Ver⸗ trauen des Landes in seine Zukunft beruhigt es so schnell nach heftigen Stürmen. Frankreich hat nicht immer diese heilsame Tendenz zur Ruhe und Sicherheit gehabt. Es gab Zeiten, wo es nur sehr wenig bedurfte, um die Gemuͤther zu beunruhigen und in bestaͤndiger Aufregung zu erhalten. Man erinnere sich der letzten Jahre der Restauration. Gab es damals Emeuten oder Attentate gegen die Person des Koͤnigs? Nein; aber die geringsten Ereignisse brachten heftige und lange anhal⸗ tende Erschuͤtterungen hervor. Die gewoͤhnlichsten Zufaͤlle des politischen Lebens waren ein Gegenstand dauernder Unruhe fuͤr die oͤffentliche Meinung. Damals hatte Frankreich nicht das Ver⸗ trauen zu seiner politischen Zukunft, das es jetzt besitzt. Es fuͤhlte sehr wohl, daß die Regierung sich ihm gegenuͤber in eine falsche Stellung versetzt hatte, und es fuͤrchtete jeden Augenblick, daß sie sich zur Aenderung derselben gewaltsamer Mittel bedienen wuͤrde. Jetzt befindet sich Frankreich in der Lage, die es gewuͤnscht hat; es verlangt nichts mehr und nichts weniger, als die im Juli eroberten Freiheiten und glaubt außerdem, daß diese Freiheiten stark ge⸗ nug sind, um sich selbst gegen alle Angriffe zu vertheidigen. Die Parteien haben es erfahren und moͤgen es sich zur Lehre dienen lassen, daß Frankreich innerlich ruhig ist und ruhig seyn will; die Oberflaͤche allein wird noch hin und wieder durch Lei⸗ denschaften aufgeregt, welche aber taͤglich schwaͤcher werden. Diese Leidenschaften koͤnnen sich eines Tages neu beleben, sie koͤnnen sogar große Unordnungen hervorrufen; man muß auf Alles gefaßt seyn und wir gehoͤren zu denen, die dem Lande niemals rathen werden, die Augen sorglos vor jeder Gefahr zu verschließen. Andererseits aber And wir versichert, daß auch die heftigsten Krisen, die uns noch bevorstehen moͤchten, immer nur voruͤbergehend seyn werden.“

Das Journal de Paris entschließt sich nun endlich auch zu einer Mittheilung uͤber die Ereignisse vor Fuentarabig, und zwar stellt es dieselben in folgender Weise dar: „Man hat heute (2) Nachricht von einem Gefecht erhalten, welches am I1ten d. unter den Mauern von Fuentarabia zwischen dem General Evans und den Karlisten stattgefunden hat. Dieses Zusammentreffen, von dem die Karlisten so viel Laͤrm machen, ist nur eine bloße Rekognoszirung gewesen. Der General Evans war faͤlschlich be⸗ richtet worden, daß die Karlisten Fuentarabia geräaͤumt haͤtten, und daß sie durchaus nicht geneigt schienen, diesen Platz zu ver⸗ theidigen. Um sich davon zu uͤberzeugen, beschloß der General Evans, nach dieser Seite hin eine starke Rekognoszirung vorzu⸗ schieben. Am llten setzte er sich mit einigen Bataillonen und 4 Stuͤck Feld⸗Geschuͤtz in Bewegung. Er erfuhr bald, daß die Karlisten, statt den Platz verlassen zu haben, denselben im Ge⸗ gentheil mit ziemlich starken Festungs⸗Werken umgeben und bei der Nachricht von seiner Bewegung Verstaͤrkungen dorthin abgesandt haͤtten. Von diesem Augenblicke an verzichtete er auf einen ernst⸗ lichen Angriff, auf den er sich durchaus nichtvorbereitet hatte; denn mit 4 Stuͤck leichtem Feld⸗Geschuͤtz konnte er starke Festungs⸗ werke nicht angreifen wollen. Er beschraͤnkte sich daher darauf, seine Rekognoszirung zu beendigen, und zog sich dann in guter Hrdnung zuruͤck. In den kleinen Scharmuͤtzeln, welche er mit den Karlisten hatte, belief sich sein Verlust nur aus 20 Todte und etwa 50 Verwundete.“ Die Quotidienne bemerkt zu dieser Mittheilung des halboffiziellen Journals: „Die schmach⸗ volle Expedition gegen Fuentarabia wird, wie man erwartete, eine bloße Rekognoszirung genannt. Also mit 7 Englischen und 3 Spanischen Bataillonen, mit 2 Schwadronen Kavallerie, 1 Bataillon der Englischen Marine, 4 Stuͤck Geschuͤtz, 30 mit Munition und Raketen beladenen Wagen, ungerechnet 5 Dampf⸗ schiffe und 12 Trincaduren, die mit Munition und Marine⸗ Soldaten beladen waren mit solchen Streitkraͤften, die sich im Ganzen auf 8000 Mann beliefen, unternimmt der General Evans Rekognoszirungen gegen einen Platz, dessen ganze Garnison aus 200 Mann besteht! Das ministerielle Journal sagt, daß man nicht mit 4 Stuͤck Feld⸗Geschuͤtz starke Festungswerke angreifen koͤnne. Kann man aber wohl ein elendes Nest, das von einer Kgnone vertheidigt wird, starke Festungswerke nennen? Und uͤbrigens waren die Dampfschiffe mit ihren Dreißigpfuͤndern und die be⸗ waffneten Trincaduren, die in die Linien von Hernani so gut Bresche schossen, doch auch wahrscheinlich zu demselben Dienst vor Fuentarabig angelangt. Das „Journal de Paris“ mag sich noch so viel Muͤhe geben, diese Rekognoszirung hat dem schon sehr gefaͤhrdeten militairischen Rufe des Generals Evans einen toͤdtlichen Streich versetzt; und die Schmach, mit der sie ihn bedeckt, wird mit auf das Englische Armee⸗Corps, welches an dem Gefechte Theil genommen hat, zuruͤckfallen.“

In einem anderen hiesigen Blatte liest man dagegen: „Briefe aus Irun vom 14. d. bestaͤtigen die schon fruͤher gege⸗ benen Details uͤber das am 11. d. vor Fuentarabia stattgehabte Treffen. Der Verlust der Englaͤnder scheint im Widerspruch mit der Meldung des „Journal de Paris“ bedeutend gewe⸗ sen zu seyn; denn sie wurden von den Karlisten am erbittertsten verfolgt. Jene Briefe sprechen nicht von der Verwundung des General Evans, und duͤrfte diese Nachricht also ungegruͤndet seyn; dagegen bestaͤtigen sie die Einnahme von Alza durch die

Karlisten, d. h. bloß der befestigten Kirche und des Dorfes,

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denn das Fort ist in den Haͤnden der Anglo⸗Christinos ge⸗ blieben.“

Der Impartial, der bisher ein großes Vertrauen zu der Sache der Koͤnigin gezeigt hatte, faͤngt an, den Zustand der Dinge in Spanien aus einem andern Gesichtspunkte zu betrachten. Er zußert sich folgendermaßen. „Die Nachrichten aus Spanien gewaͤhren seit einigen Tagen einen traurigen An⸗ blick. Die Expedition unter Gomez ist, da sie in Asturien, wie wir voraussahen, keine guͤnstige Aufnahme fand, bis nach Galizien vorgedrungen, wo die Anhaͤnger des Don Carlos nicht auf ihre Ankunft warteten, um zu den Waffen zu greifen. Diese neue Diversion bildet ein trauriges Seitenstuͤck zu den immer wachsenden Erfolgen Cabrera's in Valencia und in Nie⸗ der⸗Aragonien. Das Wiedererscheinen des Pfarrers Merino in Obercastilien, die unerklaͤrliche Unthaͤtigkeit Cordova's an den Ufern des Ebro, die gezwungene Unthaͤtigkeit des Generals Ber⸗ nelle und seiner Legion, die durch Strapatzen und durch die feindlichen Kugeln fast ganz zusammengeschmolzen ist; endlich der seltsame und ungluͤckliche Ausgang der Expedition des Ge⸗ nerals Evans gegen Fuentarabia, alle diese Unfaͤlle zusam⸗ mengenommen, werfen einen finstern Schatten auf die Zukunft

der constitutionnellen Sache in der Halbinsel.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ zung vom 15. Juli. (Nachtrag.) Herr Clay beantragte (wie bereits erwaͤhnt), daß die Bittschrift derjenigen Individuen, welche durch die von Seiten der Daͤnischen Regierung im Jahre 1807 veranstaltete Confiscation zu Schaden gekommen, an ei⸗ nen erlesenen Ausschuß uͤberwiesen werden solle. Nachdem er sich uͤber die beruͤchtigte Expedition nach Kopenhagen verbreitet, namentlich uͤber die, wie er sich ausdruͤckte, „friedliche Weg— nahme“ der Daͤnischen Flotte, schien er sich zu verwundern, daß der damalige Befehlshaber von Kopenhagen England als im Kriegs⸗Zustande mit Daͤnemark befindlich angesehen und dem⸗ nach die Confiscation alles Englischen Eigenthums angeordnet habe. Erst im Jahre 1834 gelang es den Betheiligten, ihren Forderungen Eingang zu verschaffen, und am 28. Mäͤrz S. . erstattete die deshalb eingesetzt⸗ Kommission einen Bericht, wo⸗ durch dieselben in drei Klassen eingetheilt wurden. Die erste, Buchschulden enthaltend, wurde zu 125,000 Pfund Sterling, die ausgeladene Guͤter, zu 78,000 Pfund Sterling angeschlagen; die dritte, konfiszirte Schiffe und Ladun⸗ dungen betreffend, wurde abgewiesen, und auf weitere Beschwerde erklaͤrte das Schatz⸗Amt im Oktober v. J., die Confiscation von Schiffen und Ladungen in Haͤfen und auf der See sey Kriegs⸗ gebrauche gemaͤß, und die Bewilligung einer Entschaͤdigung wuͤrde ein gefaͤhrliches Praͤcedenz⸗Beispiek bilden. Nun aber haͤtten die Betheiligten niemals gewußt, daß England sich im Kriege mit Daͤnemark befunden, und als die Flotte vor Kopenhagen er⸗ schienen, sey noch keine Feindseligkeit von Seiten der Daͤni⸗ schen Regierung begangen worden. Auch sey das weggenommene Englische Eigenthum im Vergleich mit dem Daͤnischen, welches 3 bis 4 Millionen betrage, sehr unbedeutend und dessen Ent⸗ schaͤdigung eine Sache der National⸗Ehre und Gerechtigkeit. Ferner behauptete er, die Wegnahme der Daͤnischen Schiffe sey eine Raubhandlung von Seiten Englands gewesen. Der Kanz⸗ lerder Schatzkammer bedauerte es, daß seine gebieterische Pflicht als Minister der Krone eine Abweisung jener Forderungen vorschreibe, weil das Prinzip der Anerkennung die be⸗ denklichsten Folgen in kommerzieller und diplomatischer Bezie⸗ hung nach sich ziehen koͤnnte. Es ergab sich aus seiner Rede, daß jene Forderungen fuͤr Schiffe und Ladungen nur 6641 Pfd. betragen; die beiden anderen Klassen sind bereits entschaͤdigt. Auch berief er sich auf die Ansicht der jetzigen und fruͤheren Kronjuristen, ohne sich auf die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit jener Feindseligkeiten einlassen In wollen; denn sey ein Krieg einmal begonnen, so sey das Voͤlker⸗ und Kriegsrecht ein und dasselbe. Es wurde fuͤr und wider das Prinzip gestritten. Die Herren Hume und O'Connell hofften, das Haus wuͤrde ein so schaͤndliches Pluͤnderungs-System nicht autorisiren, denn aͤhn⸗ liche Vorgaͤnge der Art bildeten noch kein Voͤlkerrecht, und die Praxis sey nicht immer Gesetz. Herr Goulburn (fruͤher Kanzler der Schatzkammer) machte jedoch bemerklich, daß, wenn man Alles ersetzen wollte, was auf der hohen See weggenommen worden, ohne daß die Rheder und Eigenthuͤmer um die Kriegs⸗ erklaͤrung gewußt, Englands ganzer Reichthum nicht hinreichen würde. Der Antrag wurde schließlich mit 59 gegen 51 Stim⸗ men verworfen. 1

London, 19. Juli. Ihre Majestaͤten sind gestern wieder nach Windsor zuruͤckgekehrt.

Die Zeitungen beider Parteien fahren fort, dringende Auffor⸗ derungen an ihre Anhaͤnger im Unterhause zu richten, sich ge⸗ gen den 2. August, an welchem Tage die Irlaͤndische Kirchen⸗ Appropriations⸗Bill wieder vorkommen wird, von London nicht zu entfernen. Die Konservativen schmeicheln sich, daß die Majoritaͤt für dieselbe viel geringer seyn werde, als sie es im vorigen Jahre gewesen. Dagegen macht der Courier eine Berechnung, nach welcher zu der fruͤhern Mehrheit von 25 wenigstens noch 12 Stimmen von namhaften Mitgliedern hinzukommen wuͤrden, die durch Krankheit oder sonst verhindert worden, an der letzten Ab: stimmung Theil zu nehmen. „Die Abstimmungen uͤber den Irlaͤndi⸗ schen Kirchen⸗Appropriations⸗Beschluß,“ sagt dieses Blatt, „die Sir Robert Peel zwangen, die Verwaltung dieses Landes niederzulegen, fanden am 6. u. 7. April 1835 statt. Am 6. April 1835 wurde die Frage in einem Ausschuß des ganzen Hauses mit einer Majoritaͤt von 25 Stimmen durchgesetzt, als 499 Mitglieder anwesend waren, und am 7ten mit einer Majoritaͤt von 27 Stimmen, als das Haus aus 543 Mitgliedern bestand. Sir Robert Peel kuͤndigte am foegenden Tage, den §. April, dem Hause seine Resignation an, indem er sich fuͤr uͤberzeugt erklarte, daß nach der Verfassung ein Ministerium nicht am Ruder bleiben duͤrfe, sobald es seine

Absichten offen gezeigt und doch eine entschiedene Majo⸗