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Irlaͤndischen Forderungen so wuͤrde im Zaum halten k nen, wie der Herzog von Wellington es damals vermochte, und ich hege nicht dasselbe Vertrauen zu der Großmuth derje⸗ nigen, welche die Gefahren und Ungluͤcksfalle eines Krieges nicht kennen, ich glaube nicht, daß sie sich eben so, wie jene Gegner damals, zur Nachgiebigkeit wuͤrden bewegen lassen. Im Gegentheil, Sie wuͤrden den Widerstand gegen die Forderungen der Irländischen Zehntenpflichtigen in ganz anderem Geist fort⸗ gesetzt sehen. Es moͤchte dann wahrscheinlich auf alle moͤgliche Weise zu Verbrechen und Unthat aufgereizt werden; Sie moͤch⸗ ten die Gerichtshoͤfe sich in Plaͤtze verwandeln sehen, von denen Mandate ausgehen wuͤrden, die fuͤrchtbare Graͤuel zur Folge haben duͤrften; Sie moͤchten das Volk dieses Landes gegen das Irlaͤndische durch Predigen gegen dessen Religion, durch Be⸗ schuldigungen gegen dessen Vaterland und durch Betrachtungen uͤber dessen Abstammung (großer Beifall von den ministexiellen Baͤnken) erbittert sehen, und das Alles zu dem Zweck, es den Englaͤndern als ein Nationalgefuͤhl einzuimpsen, daß sie um ihrer Ehre willen verpflichtet seyen, sich den Forderungen des Irlaͤndischen Volks zu widersetzen, woraus denn natuͤrlich in den Irlaͤndern sich das Nationalgefuͤhl begruͤnden wuͤrde, daß sie von England keine Gerechtigkeit zu erwarten haͤtten. Und in der That, Sir, ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich behaupte, daß man kein Mittel unversucht lassen wuͤrde, so schändlich, so veraͤchtlich, so verbrecherisch es auch seyn moͤchte, um einen solchen religioͤsen Zwiespalt zu erregen. (Hoͤrt, hoͤrt!) Selbst zur Verfaoͤlschung von Dokumenten wuͤrde man seine Zuflucht nehmen (der Redner zielte hier wahrschein⸗ lich auf das, was, wie neulich erwaͤhnt, der Pfarrer M Ghee sich kuͤrzlich erlaubt), um die protestantische Bevoͤlkerung Englands gegen ihre katholischen Mitbuͤrger auszureizen, und es wuͤrden sich gewiß Leute finden, die ein solches Mit⸗ tel noch sehr scharfsinnig nennen wuͤrden.“ (Großer Beifall.) Herr Harvey, welcher sich (außer den gestern erwaͤhnten Hauptrednern) auch noch ausfuͤhrlicher uͤber die dein Haͤuse vor⸗ liegende
Maßregel vernehmen liez, sagte, seine Gesinnungen uͤber diesen Gegenstand seyen noch unveraͤndert, und nur in einer Beziehung werde er von seinem fruͤheren Votum ab⸗ weichen. 3 8 g
„Früher“, fuhr er sort, „widersetzte ich mich den auf beiden Seiten des Hauses gemachten Vorschlägen; jetzt stimme ich für die Verwerfung der Amendements des Oberhauses, weil sie die Vill ge⸗ rade desjenigen Theiles beraubt haben, der sie noch allenfalls an⸗ ehmbar machte. Die Bemerkungen des ehrenwerthen und gelehrten Mitgliedes für Lipperary (Shiel) haben mich erfreut, aber aisch ge⸗ näuscht. Der ehrenwerthe und gelehrte Herr sagte, er wolle keines⸗ weges die Irländische Kirche schwächen oder gefährden, noch auch ihren Nutzen zerstören. Ich sehe die Nothwendigkeit einer solchen Erklärung Uicht ein. Nach meiner Meinung muß ein Dissenter, aber nech mehr ein Katholik, es für seine Pflicht balten, die Basis der Irländischen Kirche zu verengen und, wenn es möglich wäre, sie ganz zu⸗ vernich⸗ neu. (Hört! hört! ven der Opposition.) Was mich betrifft, so glaube ich nicht, daß die Maßregel, mit der Appropriations⸗Klausei oder ohne dieselbe Irland bernhigen wird. Sie wird und kann es nicht. Wenn wir eininal eine herrschende Kirche haben sollen, so muß sie auch mit den Gesinnungen der Mazorität des Volkes im Einklang stehen. Allein ich will überhaupt keine herrschende Kirche; ich will beide
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nicht unterstützen, weder eine Kirche der Majorität, noch der Mino⸗ rität, sondern die Fdunds derselben für den moralischen Unterricht des Volks verwenden. (Hört.) Was ist denn aber diese Appropriations⸗ Klausel? Es ist eine trockene, werthlose Abstraction. Sie haͤndelt vou der Verwendung eines Ueberschusses, allein wo ist derselbe zu sinden? Mach der Meinung beider Seiten dieses Hauses soll der Ueberschuß aus einem Fonds eutstehen, der in den nächsten vierzig Jahren nichts dazuhergeben kann, und unterdessen sollendie für den Umerrichtjähr⸗ lich bestimmten 50,000 Pfd. dem konsolidirten Fonds aufgebürdet werden. Angenommen uun, die Bill würde aufgegeben,, würden die Kenser⸗ valiven wohl die Bewilligung von 50,000 Pfd. für den heiligen Zweck des Unterrichts verweigern? Und wenn sie dies nicht thäten, wäre es dann nicht ganz dasselbe, als wemmn die Appropriations⸗ Klausel engeneommen worden wäre! Aber der wahre Ziweck der Bill betrifft 8 3 4 5 8 84 1 23 1 diejenigr Art von Appropriation, durch welche die Parteien für sich selbst Sorge tragen wollen. Auf der ministeriellen Seite des Hauses verlangt man eine Reduction des Zehnten von 30 pCt., auf der anderen Seite begnügt man sich mit 25 pCt, aber beide Seiten scheinen darin übereinzukommen, daß dieser Reduction eine Anleihe von 750,000 Pfd. zur Unterstützung der Ir⸗ ländischen Geistlichkeit vorhergehen müsse. Das Hans hat Tag für Tag die Schilderungen des Elends der Irländischen arbeitenden Geistlichkeit, das aus Verweigerung des Zeyhnten entsteht, anhbren müssen. Es wurden die herzbrechendsten Geschichten erzählt von den Leiden der armen Vikare und ihrer Famtlien, während das Land, zur Linderung dieses Eleuds, 1 Million Pfund hergegeben hatte, die in sechs monatlichen Raten zurückgezahlt werden soll⸗ teu; 750,000 Pfd sind davon ausgegeben. Was ist aus die⸗ ser Summe geworden, und wie ist „sie verwendet worden? Sie ist großentheils den edlen Laien, ich möchte sagen den weiblichen Laien, als Besitzern von Kirchengütern (Gelächter), gegeben worden. Alle Klassen, außer den Geistlichen, machten Ansprüche darauf bei den Kommissarien, und alle Ausprüche wurden erfüllt. Rach wel⸗ chem Prinzip haben außer Laudes lebende Herzöge, die etwa 200,000 Pfd. jährlicher Einkünfte haben und einen geoßen Theil derselben, zum großen Nachiheil für Irland, außerhalb dessetben, verzehren, war⸗ um, sage ich, haben diese von der Million, nicht als Anleihe, son⸗ vern als Geschenk, einen Theil erhalten? Ich kann nicht Worte sinden, die stark genug wären, um meine Empörung über ein solches Benehmen auszudrücken. Ich ersehe aus den Rechnungen des Hau⸗ ses, daß Leute aller Klassen von diesem Fonds ctwas erhalten haben. Ein herzoglicher Eigenthümer mit ungeheuren Einkünften (der Her⸗ zog von Devonshire) erniedrigte sich so sehr, daß er cin Geschenk von 3664 Pfd. annahm, und der Graf von Esser verschmähte es nicht, die geringe Summe von 86 Pfd. 13 Shillingen und 4 Peuce anzüu⸗ nehmen. Es sind hier einige ehrenwerthe Mitglieder zugegen, die auch von jener Anleihe etwas erhalten haben. Werden sie nun eine Bill stimmen, die eine Klausel erhält, wodurch sie der Zu⸗ rucktahlung jener Vorschüͤsse überhoben werden? Unter denen, welche dies Geld empfangen haben, befanden sich auch Damen, die in der Hauptstadt wohnen und als Eigenthümerinnen sehrgerneinen Theildavon annahuen. Wenn ich auf die Debatten über die Bewilligung dieser Mil⸗ lion zurückgehe, so sinde ich, daß mehr als ein Mitglied die Meinungaus⸗ sprach, die Anleihe möchte wohl zuletzt in ein Geschenk umgewandelt werden. Allein ein edler Lord (Allhorp), welcher damals die Minister in die⸗ em Hause vertrat, sagte, wenn er auch nur im entferntesten ahnen önne, daß ein solcher Gebrauch von der Summe würde genfacht verden, so werde er sich der Bewilligung widersetzen. (Hört! hört!) Man betrachte aber nur das Resultat, so wird man finden, daß die Whigs sowohl als die Tories die Hand in den vffentlichen Geldh iel steckten. Man hat die alte Drohung einer Resignation wieder⸗ hbolt, im Falle die Amendements des Sberhanses nicht verworfen vürden. Gut, was würde dann geschehen? Die Tortes würden wie⸗ der ans Ruder kommen. Und, wie lange würden sie es behalten? Nicht eine Stunde! Das ist so lange, wie sie es verdienen, wenn sie ihre Maßregeln nicht sehr ändern. Pas Land bedarf Männer, die das Rechte thun, ohne sich um Parteien zu befämmern., Wir befinden uns jetzt im sechsten Jahre der Reform (Rein! nein!), und das Land ist jetzt berechtigt, Reformen in den Gesrtzen, in der Kirche, in der Armee und in jedem anderen öffentlichen Departement zu sehen, allein es ist nichts von einiger Wichtigkeit in dieser Bezichung geschehen. Mit Rücksicht auf die vorliegende Bill wiederhole ich, daß ich gegen die vom Oberhause gemachten Amendements stimme,
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1144““ 1“” obwohl ich die Appropriations⸗Klausel Ur an sich, jedoch nicht in⸗
sofern für unwichtig halte, als sie zeigt, daß das Parlament ebenso⸗ wohl die Jurisdiction über das Kirchen⸗Eigenthum wie über die Ci⸗ vil-Liste hat. Im Laufe dieser Debatte hat man sich häufig auf die berühmte Resolntion bezogen, welche dieses Haus kurz vor dem Ein⸗ tritte der jetzigen Verwaltung angenommen hat. Die vorliegende Bill so wie das anderweitige Verfahren der Regierung gegen die herrschende Kirche in Irland haben jeuer Resolution allen Werthgenommen, densie ur⸗ sprünglich gehabt haben mag. Offenbar muß ein Jeder, der da glaubt daß eine Maßregel, deren Zweck es ist, den Zehnten abzuschaffen und statt dessen eine Grund⸗Rente einzuführen, Irland bexuhigen werde, für die Bill stimmen; allein die eigentliche Frage ist hier, wird jene Maßregel ein solches Resuttat herbeiführen, und wird irgend Jemand, der mit dem Zustande von Irland vertraut ist, diese Versicherung zu geben wagen? Aus diesen Gründen unn balte ich es für besser, daß Bicl liegen bleibt bis zur nächsten Session, damit sowohl 0 Fändische als das Euglische Volk Zeit hat, sich mit den Be⸗ stimmungen der Bill besser bekannt zu machen. Wenn⸗ man die Bill bis zur nächsten Session aussetzt, so dürfen wir eine aufgeklärte Re⸗ form erwarten, eine Verbesserung nicht nur der kirchlichen Institutio⸗ nen Irlands, sondern auch Englands, eine Reform, von der die vor⸗ liegeüde Bill nichts enthält.“
London, 5. Aug. Der Graf von Fingal, einer der aͤltesten Irlaͤndischen Adligen, ist vor einigen Tagen zu Kingston bei Dublin gestorben.
In der (gestern erwaͤhnten) Uebersicht, welche die Times über das Wirken des verstorbenen Freiherrn Nathan von Reth— schild mittheilt, dessen Tod sie, gleich den uͤbrigen hiesigen Blaͤt— lern, als eines der wichtigsten Europaͤischen Ereignisse neuerer Zeit betrachtet, wird besonders auf dessen bis dahin beispiellosen Finanz⸗Operationen hingewiesen, die aarselbe, nicht auf sein ei⸗— genes unezzmeßliches Vermoͤgen bes kt, in Verbindung mit den HuͤlfsMiteln seiner Bruͤder in Meis, Frankfurt, Wien und Neapel, deren jeder gleichfalls uͤber ein kolossales Vermögen zu gebieten habe, zu unternehmen im Stande gewesen. „Außer dieser wesentlichen Cooperation“, heißt es in diesem Artikel weiter, „hatte er Agentschaften in fast jeder Stadt der alten und neuen Welt und stand, eben so wie seine Bruͤder, mit einer Menge kleinerer von ihm abhaͤngiger Kapitalisten in Verbindung, welche an seinen Anleihen Theil nahmen, der Familie Rothschild unbedingtes Zutrauen bewiesen und stets bereit waren, sich einer jeden von derselben vorgeschlagenen Finanz⸗Operation anzuschlie⸗ ßen. Die Bruͤber des verstorbenen Rothschild werden alle fuͤr kluge Geschaͤftsleute gehalten, doch ist es bekannt, daß sie seinem Urtheile ihre Unternehmungen unterwarfen, und daß er das ei⸗ gentliche Bewegungs⸗Prinzip der großen in den Haͤnden der Fa⸗ milie Rothschild befindlichen Kapital⸗Masse war. Man kann ihn un⸗ ter Anderaan als denjenigen betrachten, der zuerst fremde Anleihen an den Englischen Markt brachte, denn wenn gleich schon vor sei— ner Zeit fremde Fonds an demselben zirkulirten, so war er doch der Erste, welcher die Zahlung der Dividenden in London an⸗ ordnete und den Spekulanten das Geschaͤft dadurch noch ange⸗ nehmer machte, daß er Kapital und Zinsen in Englischem Gelde bestimmte und den Einsluß des Wechsel⸗Courses auf die Divi⸗ denden aufhob. Alle seine Anleihe-Operationen waren von be⸗ sonderem Gluͤcke beguͤnstigt, und kein einziges Land, fuͤr welches er eine Anleihe kontrahirt hatte, stellte jemals seine Zahlungen gaͤnzlich ein, waͤhrend manche andere Laͤnder, welche Anleihen in England aufgenommen hatten, bankerott werden mußten. Wenn, wie es bisweilen geschehen ist, die Dividenden nicht zur rechten Zeit bezahlt wurden, so setzten ihn seine großen Ressour⸗ cen jedesmal in den Stand, die noͤthigen Vorschuͤsse zu leisten, und seine Beharrlichkeit machte es ihm dann immer moͤglich, die vorgeschossenen Summen wieder zu erlangen. Indeß hatte er doch auch manche Verluste zu tragen, namentlich im Anfange seines Geschaͤftes. Unter Anderem soll er 500,000 Pfd. bei der Anleihe verloren haben, welche von Lord Bexley, als Kanzler der Schatz⸗Kammer, gemacht wurde, um Schatz⸗Kammer⸗ scheine in einen 3½ pCt. Zinsen tragenden Kapital⸗Fonds umzuwandeln. Spaͤter kam er durch die Franzoͤsische In⸗ vaston in Spanien im Jahre 1823 in große Verlegenheit, und nur seine bedeutenden Ressourcen machten es ihm moͤglich, die Spanischen Fonds, von denen er eine bedeutende Menge be⸗ saß, so lange zu halten, bis die Preise sich besserten. Noch in neuester Zeit hat Herr Rothschild einen sehr gefaͤhrlichen An⸗ leihe-Kontrakt abgeschlossen, naͤmlich die 4proc. Franzoͤsische An⸗ leihe mit dem Fuͤrsten Polignac, welche kurz vor der Juli⸗Re⸗ volution zu Stande kam, nach derselben um 20 bis 30 pCt. im Preise fiel und eine Zeit lang nicht einmal Kaͤufer finden konnte. Bei dieser Gelegenheit verlor jedoch Herr Rothschild selbst nicht so viel, als diejenigen, welche er an der Anleihe hatte Theil neh⸗ men lassen, was ihm manchen Vorwurf zugezogen hat. Seine erfolgreichen Anleihen veranlaßten fast einen jeden Europaͤischen und Amerikanischen Staat, sich in seinen Geld⸗Verlegenheiten an ihn zu wenden, und von seiner Seite wurden nur die Anleihen suͤr Spanien und fuͤr die Suͤd⸗Amerikanischen Freistaaten, wel⸗ che fruͤher Spanische Kolonieen gewesen waren, beharrlich zuruͤck— gew'sen. Mit gleicher Sorgfalt vermied er die Theilnahme an den vielen Actien⸗Gesellschaften, welche in neuerer Zeit fortwaͤhrend entstanden und verschwanden. Nicht weniger ausgedehnt als seine Anleihe⸗Geschaͤfte waren die Geld⸗ und Wechsel⸗Geschaͤfte, welche Herr Rothschild fuͤhrte, und welche nicht wenig zur Vermeh⸗ rung seines Vermoͤgens beigetragen zu haben scheinen. Beson⸗ ders bemerkenswerth war die Weise, in welcher er seine Wechsel⸗Geschaͤfte betrieb. Er zoͤgerte keinen Augenblick, den Cours in Bezug zu irgend einemn Platze in der Welt festzustel⸗ len, sey es als Nehmer des Wechsels oder als Geber, und sein Gedaͤchtniß war so außerordentlicher Art, daß er, ungeachtet der ungeheuren Geschaͤfte, welche er an jedem Posttage machte, nie— mals etwas uͤber den Abschluß derselben notirte und doch bei seiner Nachhausekunft seinen Commis saͤmmtliche Aufgaben machen konnte. Ein anderer bemerkenswerther Zug in diesem Geschaͤft war die große Liberalitaät, mit welcher er haͤufig die Wechsel von Kaufleuten annahm, welche sie nirgends unterbrin⸗ gen konnten; wie richtig sein Urtheil dabei war, beweist der geringe Verlust, den er dadurch erlitt. Dieser Klasse von Leu⸗ ten wuͤrde sein Tod viele Verluste verursachen, wenn nicht ge⸗ rade jetzt die Handelsverhaͤltnisse guͤnstig und daher der Kredit leicht zu haben waͤre, wozu noch die Wahrscheinlichkeit der ununterbrochenen Fortsetzung des Rothschildschen Geschaͤfts kommt. Das große Vermoͤgen des verstorbenen Herrn Roth⸗ schild ist von ihm erst im Laufe dieses Jahrhunderts erwor⸗ ben worden, und erst beim Ausbruche des Krieges in Spanien im Jahre 18608 fing er an, seine bedeutenden Huͤlfsquellen gel⸗ tend zu machen, indem er die Geldlieferung an das Engli⸗ sche Heer in Spanien uͤbernahm. Ex war im Jahre 1800 nach England gekommen, wo er zuerst als Agent seines Vaters in Manchester den Einkauf von Waaren fuͤr den Kontinent besorgte. Kurz darauf erhielt er durch Vermittelung seines Vaters die Verfuͤgung uͤber bedeutende Summen, welche aus dem Vermoͤ⸗ gen des Kurfuͤrsten von Hessen-Kassel und anderer Deutschen Fuͤrsten flossen, und welche er zu seinem großen Vortheile zu
verwenden wußte. Als darauf sein juͤngster Bruder James nn; Paris zog, nahm es selbst seinen festen Aufenthalt in Londe wo er die Tochter eines Londoner Kaufmannes, Namens Cohe
heirathete, der ihm anfaͤnglich dieselbe verweigerte, weil er Aussichten seines Schwiegersohnes fuͤr allzu unguͤnstig hich Er hatte neun Geschwister, von denen ihn acht, zwei aͤltere 1 zwei juͤngere Bruͤder und vier Schwestern, uͤberleben. Das V
moͤgen, uͤber welches Herr Rothschild kurz vor seinem Tode
Frankfurt durch ein Testament verfuͤgt hat, soll sich auf 50 Ml Gulden belaufen.“ 88
Ein großer Theil der Bewohner Edinburgs ist erbittert he uͤber, daß die Bill wegen Anlegung eines Hafens zu Trimg welche nun drei Sessionen hindurch fehlgeschlagen ist, vermuß lich auch in dieser Session nicht zu Stande kommen wird. A Grund⸗Eigenthum und die Industrie in Edinburg haben ⸗ einigen Jahren abgenommen, und man verspricht sich von e Anlegung dieses Hafens, wie von einer Eisenbahn nach Gna gow und Dunbar, eine Verbesserung der jetzigen Verhäͤltnis Sehr viele Waͤhler haben deshalb an ihren Repraͤsentanten, 8n John Campbell, die nachdruͤcklichsten Vorstellungen eingesant
Heute fand die erste General-Versammlung der Actien⸗gh haber der noͤrdlich-oöͤstlichen Eisenbahn⸗Gesellschaft statt. 8. Gewinn dieser Unternehmung, welche London mit Edinburg we binden soll, wird auf 16 pCt. angeschlagen. Aus den Berich des Ingenieurs Walker ergiebt sich, daß von London nach M vier Tunnells, jeder eine Viertel Englische Meile lang, ange werden sollen.
Die beiden Luft-Wettrenner sind nebst dem Marquis Clanricarde in einiger Entfernung von London gluͤcklich wig zur Erde gekommen.
Ein Oberst Churchill rekrutirt hier 100 auserlesene Gie diere fuͤr die Britisch⸗Spanische Legion.
Im Globe liest man: „Die Augsburger Allgemeinen tung enthaͤlt wieder ein Langes und Breites uͤber Lord geh sonby, dessen Unterhandlungen mit der Pforte sie raͤthseh und unbefriedigend findet. Unsere Leser werden jedoch w⸗ scheinlich glauben, daß diese Unterhandlungen mit Einsicht in Gemaͤßheit von sehr angemessenen Instructionen werden.“
Nach Briefen aus Konstantinopel vom 13ten ve waren Lieutenant Lynch und Herr Even von der Euphrat⸗. dition daselbst eingetroffen. Sie haben sich uͤberzeugt erht daß sich eine Verbindung auf diesem Wege nach Ostindien af nen lasse. 1
Die in Singapore⸗Zeitungen mitgetheilte Nachttt daß die Ostindische Regierung daselbst ein Zollhaus errich wolle, hat bei allen Kaufleuten, die Handel nach China ¹ Hinter⸗Indien treiben, den schlimmsten Eindruck erzeugt. Sim pore, welches erst im Jahre 1819 begruͤndet wurde und 25,000 Einwohner zaͤhlt, hat weder eigene Ausfuhr, noch⸗Sch fahrt, sondern ist nur ein Entrepot, wo jaͤhrlich fuͤr andertz bis zwei Mill. Pfd. Waaren auf den Markt gebracht wem Nun erklaͤrt die Ostindische Regierung feierlich, der Ertrag ! Zolles solle zur Unterdruͤckung der Seeräuberei verwendet we den; allein die Einwohner, mehrentheils aus Chinesen bestrzent wuͤrde sich dann wahrscheinlich im Laufe eines Jahres vaa dac entfernen und ihre Industrie nach den Hollaͤndischen Kolonitn verpflanzen, da Singapore, dessen Hafen nicht einmal recht sich ist, keinen anderen Werth hat, als eben durch seine Zollfreiha⸗
Zwischen den Regierungen von Buenos⸗Ayres und Urugu dessen Hauptstadt Montevideo ist, hat sich eine erbitterte K. respondenz hinsichtlich der Schifffahrts⸗Gefaͤlle auf dem Pa Flusse entsponnen. Beide Parteien bestanden auf ihrem I langen, und man hielt es nicht fuͤr unwahrscheinlich, daß es Feindseligkeiten kommen wuͤrde.
Niedevgd
Aus dem Haag, 6. Aug. Im Palais Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich war gesth zur Feier des Geburtstages Hoͤchstihrer Tochter, der Pringis Wilhelmine, ein großes Diner, dem auch Ihre Koͤnigl. Hoh ten der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen, wet demnaͤchst nach dem Loo abgereist sind, beiwohnten.
Dem Vernehmen nach wird Se. Koͤnigl. Hoheit der Pe Albrecht von Preußen am 15ten d. nach Berlin zuruͤckkehren 8 Polgl. Warschau, 7. Aug. Se. Majestaͤt der Kaiser hat n Najor Kindler vom üten Infanterie⸗Regiment der ehemnl Polnischen Armee aus Ruͤcksicht auf dessen treue Anhaͤnglich an die rechtmaͤßige Gewalt, wovon derselbe beim Ausbruch Revolution unverkennbare Beweise gegeben, so wie mit Hit auf den gaͤnzlichen Verlust des Augenlichts, den derselbe 9. ten, außer der ihm im Jahre 1834 ausgesetzten Pension! 1400 Fl. noch eine lebenslaͤngliche Unterstuͤtzung von 3588 jaͤhrlich bewilligt.
In der Polnischen Bank fand am 1sten d. die Installalt des Grafen Stanislaus Grabowski, General⸗Controleurs Koͤnigreichs, als Praͤsidenten der Schulden-Tilgungs⸗Koum sion statt. b
Auf den letzten hiesigen Maͤrkten zahlte man fuͤr den 80 zez Roggen 7 ½¼ — 8 ¼ Fl., Weizen 13 — 16 ½ Fl., Ganf 7 ½ — 8¼ Fl. und Hafer 6 ¼ — 7 Fl.
“ ..“ Peutschland.
Hildesheim, 6. August. Se. Koͤnigl. Hoheit der Gi herzog von Oldenburg ist auf der Reise nach den Boͤhmis Baͤdern gestern hier eingetroffen.
Sondershausen, 1. Aug. burg⸗Sondershausen hat in einem Erlasse vom 23. Juli d. . die Behoͤrden seines Landes ermahnt, in allen Faͤllen, wo d0 ihnen Staats⸗Angehoͤrige mit irgend einem Gesuche oder ein Beschwerde abgewiesen werden, den Betheiligten die Gruͤnde - Abweisung nicht vorzuenthalten. Die Verfuͤgung enthaͤlt hia uͤber Folgendes: „Die Erfahrung lehrt, daß in hoͤherer unü hoͤchster Instanz nicht selten Gesuche wiederholt und Beschwet den vorgebracht werden, deren Unstatthaftigkeit auf flacher Han liegt. Mag auch bisweilen Rechthaberei, einseitige Befangen heit im eigenen Interesse, ja hier und da sogar Boͤswillige die Schuld tragen, so laͤßt sich doch nicht verkennen, daß in v len Faͤllen jene Schritte unterblieben seyn wuͤrden, wenn Antragsteller uͤber die Gruͤnde der ihnen ertheilten, abschlaͤgige oder sie sonst beschwerenden Bescheidung in erster Instanz 9e
Der Fuͤrst von Schtemn
nuͤgend belehrt und auf diese Art vor der Gefahr eines ungg
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sichtlichen Irrthums bewahrt worden waͤren. Ohnehin ist s die Behoͤrden die Nothwendigkeit, ihre Beschluͤsse gehoͤrigen motiviren, ein Schutzmittel gegen den Vorwurf der Willti der Unbedachtsamkeit oder Ungruͤndlichkeit, und gewaͤhrt ihrt
Obern und Untergebenen gegenuͤber die sicherste Buͤrgschaft, 18
die Sach⸗ und Akten⸗Lage gehoͤrig erwogen und das Gesetz ste
vaben, und ein Ordens⸗Kapitel gehalten worden ist, worin die
Auge behalten worden ist. Endlich wird auch hierdurch im in us Mißverstaͤndnissen, unnoͤthiger Srricher ohte nng⸗ und istattung, so wie anderen Schreibereien, Kosten und Zeitver⸗ usten vorgebeugt. Deshalb verordne ich, daß kuͤnftig alle obere nd niedere Gerichts⸗ und andere Behoͤrden so oft, als sie sich hestimmt fuͤhlen, irgend ein Gesuch oder eine Beschwerde abzu⸗ eisen, stets kurz, klar und bündig die Gruͤnde ihres Beschlusses uf eine der Fassungskraft des Betheiligten moͤglichst angemes⸗ ene Weise beifuͤgen und sich dabei, wenn es die Umstaͤnde er⸗ auben, namentlich auf das in Betracht kommende Gesetz bezie⸗ en sollen. Will sich der Betheiligte bei diesem Beschlusse nicht cruhigen, sondern die hoͤhere oder hoͤchste Instanz angehen, so at er eine Abschrift der bei der niederen gemachten schriftlichen ingabe und der empfangenen Resolution seiner Vorstellung
iizufuͤgen.“ 8 “
Meiningen, 30. Juli. (Schwaͤb. Merk.) Nachdem ie Herzoglich Saͤchsischen Haͤuser von Meiningen, Koburg—⸗ botha und Altenburg einen gemeinsamen Haus⸗Orden gestiftet
este Austheilung der Decorationen dieses neuen Ordens beschlos⸗ i ward, so ist auch unserem Herzoge die Verfuͤgung uͤber chrere Großkreuze zur Versendung an auswaͤrtige Fuͤrsten berlassen und durch den Kammerherrn v. Wangenheim Seiner Hoheit dem Kurprinzen⸗Regenten von Kurhessen, Schwager un⸗ res Herzogs, ein solches Großkreuz uͤberreicht worden. Da Sachsen⸗Weimar den Falken⸗Orden hat, auch im Herzogthum braunschweig ein Haus⸗Orden besteht, so sind dermalen von deutschen Staaten zweiten Ranges bloß die Großherzogthuͤmer Mecklenburg und Oldenburg, so wie das Herzogthum Nassau, elche bis jetzt keine eigenen Orden haben. Außerdem befinden h noch die Fuͤrstenthuͤmer Waldeck, Lippe, Rudolstadt, Reuß ohenzollern und Lichtenstein ohne eigene Orden im Deutschen Hunde.
Frankfurt a. M., 7. Aug. Se. Kaiserl. Hoheit der roßfuͤrst Michael von Rußland ist unter dem Namen eines rafen von Romanoff hier eingetroffen.
Auch Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Adam von Wuͤrttem⸗
eg ist hier angekommen. Der Gemeinde⸗Rath von Constanz in Baden hat gemein⸗ aftlich mit der dortigen Kaufmannschaft an die Handels⸗Di⸗ toren der bedeutenderen Fabrik⸗ und Handelsstaͤdte Deutsch⸗ uds und der Schweiz eine Darstellung der neuen Zoll⸗ und Pandels⸗Verhaͤltnisse der Stadt Constanz als Einladung zum esuche ihrer Messen erlassen.
Stuttgart, 7. August. Aus Friedrichshafen am odensee wird gemeldet: Se. Koͤnigliche Majestaͤt haben, nach endeter Badekur, Gastein am 31sten v. M. verlassen und d nach einem ; Aufenthalte in Muͤnchen am 4ten d. M. erwuͤnschtem Wohlseyn hier eingetroffen. “
Hesterrei ch.
Wien, 1. August. (Schles. Ztg.) Aus Marienbad ist Nachricht hier eingegangen, daß Koͤnig Otto von Griechen⸗ dden uns zugedachten Besuch vertagt hat, weil Se. Maj. bis zum 15ten d. ärztlich vorgeschriebene Kur nicht unter⸗ echen wollen, um diese Zeit aber der hiesige Hof Wien bereits lassen haben wird. Wir hoffen indessen dennoch Se. Maj. ter in unseren Mauern zu sehen.
Der Englische Botschafter, Sir Fr. Lamb, hatte gestern
seiner Ruͤckkehr die erste Audienz bei Sr. Majestaͤt dem iser, bei welcher Gelegenheit er ein eigenhändiges Schreiben nes Koͤnigs zu uͤberreichen die Ehre hatte.
Marschall Marmont, welcher mit Vervollstaͤndigung seiner emoiren beschaͤftigt seyn soll, besucht nebenbei fleißig die Ge⸗ schaften des hiesigen hohen Adels und des diplomatischen ps; man sieht ihn eben so haͤufig bei dem Franzoͤsischen Bot⸗ after, Grafen St. Aulaire, als bei dem ehemaligen Oberst⸗ fmeister Karl's X., Herzog von Blacas.
Aus Belgrad wird nun mit Zuverlaͤssigkeit berichtet, daß ist Milosch die Absicht, Wien zu besuchen, auf kuͤnftiges Jahr schoben hat.
Briefe aus Triest melden eine Verminderung der Cholera⸗ che in dieser Stadt. Uebrigens lauten alle Briefe von Rei⸗ den in Italien hoͤchst klaͤglich uͤber die durch diese Seuche anlaßten Hemmnisse. Um von hier aus nach Livorno zu kom⸗
‚mußte eine Gesellschaft angesehener Personen 20 Tage arantaine halten, nachdem sie uͤberdies in der Absicht, dieser sätigung zu entgehen, den bedeutenden Umweg uͤber Genua
ahlt hatte.
— — Teplitz, 8. August. Gestern fruͤh ist der Kaiserl. ssische Borschafter am Wiener Hofe, von Tatischtscheff, von löbad hier angekommen und Mittags traf Se. Durch⸗ cht der Hof- und Staatskanzler, Fuͤrst von Metternich, von sen uͤber Prag kommend, hier ein. .
Schweiz.
Der Schwaͤb. Merkur schreibt aus dem Jura vom Lugust: „Wenn die oͤffentlichen Blaͤtter in den letzten Tagen saupteten, daß die Streitigkeiten zwischen Basel⸗Landschaft und zutreich beigelegt seyen, so hatten sie vollkommen Recht, ob glicch eben so wahr ist, daß von Franzoͤsischer Seite die Sperr⸗ aßregeln wieder aufs neue angeordnet worden sind. Dieser derspruch loͤst sich auf folgende Art. Ein Abgeordneter von selLandschaft verstaͤndigte sich mit dem Franzoͤsischen Gesand⸗ in Bern dahin, daß den Gebruͤdern Wahl ein Schaden⸗ at von 25,000 Fr. gegeben werde. Der Basel⸗Landschaftliche idrath hatte jedoch fuͤr diesen Zweck nur 14,000 Fr. verwil⸗ „und es nahm Herr von Blarer es auf sich, die noch feh— en 11,000 Fr. von dem Vororte lehensweise aufzunehmen, einmal den fatalen Handel zu beendigen. Der Landrath ¹, von den Schritten seines Abgeordneten in Kenntniß gesetzt, agte demselben seine Ratisication und diese Verweigerung ite sogleich die Sperre wieder herbet. Erwaͤhnenswerth ist ümstand, daß Basel⸗Landschaft die Eidgenossenschaft darum brach, letztere moͤchte aus ihren Mitteln genannte Entschaͤdi⸗ us⸗Summne hergeben, welchem Verlangen natuͤrlich nicht ent— echen werden konnte.“
8 Italien. Nom, 25. Juli. (Allg. Ztg.) Vor nicht gar langer Zeit vhoe in auslaͤndischen Blaͤttern aus Neapel berichtet, daß sich G tonde Zeichen von Gaͤhrungsstoff zu Unruhen an den s 12 und daß es in Sieilien noch bedenklicher aussehe. 8 enig Grund diese Gerichte haben, geht wohl unter An⸗
8 daraus hervor, daß der Koͤnig befohlen hat, die Zahl eenden Militairs fuͤr dieses Jahr durch keine neue aktt ig zu ersetzen. Hierdurch entsteht eine Verminderung
wven Armee von 7 bis 8000 Mann, welche zu einer be⸗
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erschienene Uebersicht der Ausgaben und Einnahme — ein sehr vortheilhaftes Resultat darlegte. eee 8 1““ e. eine Ordnung, wie n ruͤher dort nicht kannte. ie . t 6
ses 89 71 vgedtgenes Unterthanen wissen die⸗
Mit der Gesundheit des Kardinals Staats⸗Secretairs Lam⸗
bruschini geht es noch immer nicht besser, und den (Luftroͤhrenentzuͤndung) auch nicht stoͤrend auf den Gang der Geschaͤfte wirkt und bis jetzt keine Besorgnisse erregt, so koͤnnten diese doch mit der Zeit entstehen, wenn nicht bald Hei⸗ lung bewirkt werden kann. Der Kardinal Odescalchi, Vikar des Papstes, hat seinen Abschied eingereicht; sein Nachfolger ist noch nicht bekannt. Einige nennen den Kardinal Weld dem man schon einmal diese Stelle zugedacht hatte. 3 „Deer neu ernannte Nuntius in Wien, Monsignore Altieri, ist dahin abgereist und mit der besondern Mission beauftragt der Kroͤnung in Prag beizuwohnen. 65 Nom ist 1“ wie immer im Sommer, sehr still, die vornehmen Familien sind auf ihren Landsitzen und die frem⸗ den Diplomaten beinahe insgesammt in dem nahen Albanerge⸗ birge, um dort bessere Luft zu athmen. Der Franzoͤsische Bot⸗ schafter, Marquis Latour⸗Maubourg, geht nicht nach Neapel wie es hieß, sondern wird die Seebaͤder in Civita Vecchia ge⸗ brauchen. .
“ 8 Franzoͤsische Blaͤtter melden aus Madrid vom 27. Juli: „Die Hauptstadt ist vollkommen ruhig, aber die Behoͤr⸗ den haben ihre Wachsamkeit deshalb nicht vermindert. Der Kommandant hat gestern einen Tages⸗Befehl erlassen, worin er sein Bedauern uͤber die begangenen Excesse, namentlich auch uͤber das Niederbrennen mehrerer , unter dem das von den Karlistischen Eigenthuͤmern erhobene aufruͤhrerische Ge⸗ schrei zu bestrafen, und erklaͤrt, daß die Regierung entschlossen sey, eine Wiederholung aͤhnlicher Scenen, welche die ernstlichsten Folgen haben koͤnnten, nicht zu dulden; es koͤnne daher auch, der persoͤnlichen Sicherheit wegen, das Zusammenstehen selbst von nur zwei bewaffneten und nicht im Dienste befindlichen Personen, nicht gestattet werden. Diese Stelle bezieht sich of⸗ fenbar auf die National⸗Garde, die bei den letzten Vorfaͤllen in ihrem Eifer etwas zu weit gegangen ist. — Herr Isturiz, welcher sich gestern Abend nach La Granja begab, um das Dekret zur Ernennung des Generals Saarsfield von der Koͤnigin unterzeichnen zu lassen, ist heute Morgen hierher zuruͤckgekehrt, worauf sogleich das Kabinet zusammenberufen wurde. Man glaubt allgemein, daß der General Saarssfield das Kommando uͤbernehmen wird, ob⸗ gleich er im vorigen Jahre die von Toreno ausgegangene Er⸗ nennung, seines Gesundheits⸗Zustandes wegen, ablehnte. Er ist indeß jetzt voͤllig wiederhergestellt und, wie es heißt, bereit, seine Ergebenheit fuͤr die Sache der Koͤnigin zu beweisen. Die Krank⸗ heiten der Generale Cordova und Evans haben mancherlei Schwierigkeiten fuͤr den neuen Ober⸗Befehlshaber herbeigefuͤhrt, der indeß hinreichende militairische Faͤhigkeiten besitzt, um die ernstlichsten Hindernisse zu uͤberwinden.“
Dieselben Blaͤtter enthalten ein Schreiben aus Cadix vom 21. Juli, worin es heißt: „Seit dem Sturze Mendiza⸗ bal's sind Ordnung und Ruhe in dieser Provinz nicht gestse worden, obgleich die Bevoͤlkerung keinesweges gleichguͤltig gegen die Sache der Freiheit geworden ist. Man ist hier allgemein uͤberzeugt, daß, um in der bevorstehenden Session der Cortes die noͤt igen Reform-Maßregeln durchfuͤhren zu koͤnnen, zuerst die Verfassung der Prokuradoren⸗Kammer umgeändert werden muß. Die National⸗Garde unserer Provinz hat daher eine Pe⸗ tition an die Junta von Cadix eingesandt, worin sie dieselbe auf⸗ fordert, auf diese wichtige Reform zu dringen. Das Beispiel von Cadix wird ohne Zweifel von den anderen Provinzen nach⸗ geahmt werden, und man wird der Stimme des Volkes Gehoͤr schenken.“
— Der Englische Courier enthaͤlt einen Brief aus Madrid vom 25. Juli, der geschrieben ist, noch ehe die Annahme der Ent⸗ lassung Cordova's entschieden war. Es heißt darin: „Die Entlassung Cordova's ist, wie ich glaube, endlich, jedoch auf Kosten der bruͤ⸗ derlichen Eintracht, die bisher unter den Mitgliedern des Re⸗ genbogen⸗Kabinets herrschte, beschlossen worden. Galiano wird ausscheiden und Isturiz mit seinen uͤbrigen Kollegen ein neues Kabinet bilden, an dem wahrscheinlich einige Mitglieder der vo⸗ rigen Verwaltung Theil nehmen werden. Ich glaube nicht, daß Cordova sein Kommando so gutwillig niederlegen wird. Bei der Armee ist Cordova verhaßt, allein der aristokratische Theil derselben betrachtet ihn als seinen Fuͤhrer und er kann auf diese Weise viel Unheil stiften. Ich wuͤnschte, er waͤre aus dem Lande, bei Don Carlos oder sonst wo, wenn nur die liberale Sache ihn los waͤre. Sein Nachfolger ist nicht der Mann, den die Majoritaͤt der Spanischen Nation erwaͤhlt haben wuͤrde. Saars⸗ field ist alt und schwach und dabei sind Rodil und Mina uͤber⸗ gangen worden. Man versichert, daß Herr Villiers einen Han⸗ dels⸗Vertrag zwischen England und Spanien abgeschlossen habe.“
Portugl. In einem von Franzoͤsischen Blaͤttern mitgetheilten Schreiben aus Lissabon vom 20. Juli heißt es: „Die Wah⸗ len fuͤr die Hauptstadt, welche vorgestern begannen, sind heute beendigt. Gewaͤhlt wurden 26 Oppositions⸗, 16 ministerielle und 5 unabhaͤngige Deputirte. Die Benennung „„Unabhaͤngige““ koͤnnte zu dem Glauben fuͤhren, daß man eine dritte Partei in der Deputirten⸗Kammer bilden wolle, was schon lange beabsich⸗ tigt worden ist; allein da die zu dieser Abtheilung gehoͤrigen Mitglieder bei allen wichtigen Fragen die Regierung unterstuͤtzen werden, so kann man sie als ministerielle betrachten. Dies sind die Wahlen der Frequezias oder Bezirke; die definitive Wahl! der Deputirten wird am 2gsten stattfinden. Die Opposition ist erfreut uͤber das bisherige Resultat. In den vorlaͤufigen Wah⸗ len sind Franca, Pereira, Pinto und Lionel fuͤr Lissabon; der Herzog von Terceira fuͤr die Provinz Lissabon; Freire fuͤr Pena; Palmella für Cintra erwaͤhlt worden. In Santarem sind die Wahlen guͤnstig fuͤr die Regierung ausgefallen un dasselbe hofft man auch von Porto.“”)
Konstantinopel, 20. Juli. Der Sultan hat in letzter Zeit den vorzuͤglichern Kasernen dieser Hauptstadt sein Bildniß zum Geschenke gemacht. So ward bereits dasselbe mit Feier⸗ lichkeit in die von Daud Pascha und Rami Tschiftlik und ge⸗ stern in die große Kaserne von Secutari uͤberbracht, bei welcher Getegenheit ein großes Militair⸗Manoͤver stattfand.
Der Kaiserlich Oesterreichische Vice⸗Admiral und Befehls⸗ haber der Oesterreichischen Marine⸗Division in der Levante,
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senden Ersparniß der Ausgaben beim Abschluß des naͤchsten
Fmanzjahres fuͤhren muß, nachdem schon jetzt die vor kurzem
ve“ in die Merrenge der e. 1n sich begeben. wiegersohn des Großherrn, Halil Pascha, welcher uͤber Varna eine Reise nach Rustschuk sesdes ist a. falls bei den Dardanellen angekommen, von wo er binnen kur⸗ zem hier erwartet wird. Die Sage, er werde Silistria von den ussen uͤbernehmen, zeigt sich somit grundlos.
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Berlin, 11. August. Nachtraͤglich sind viele interessante Berichte uͤber die Feier 8 Fi stgt voch burtstages zugekommen. Wir erwaͤhnen namentlich noch die Staͤdte Erfurt, St. Goar, Kreuznach und Trier, ferner Gnesen, so wie das Staͤdtchen Drebkau in der Niederlau⸗ sitz, wo man den festlichen Tag wahrnahm, um eine Fahne, welche Se. Majestaͤt der dasigen Schuͤtzengiloe geschenkt hatten, feierlich einzuweihen. Nicht uninteressant ist auch die Notiz, daß der dritte August auf der hundert Meilen langen Strecke des Rheins, von Rotterdam bis Straßburg, von Preußischen Dampf⸗ schiffen gefeiert wurde. An beiden Endpunkten wehte die Preu⸗ ßische Nationalflagge und sowohl dort als auf den vom Rhein⸗ strom beruͤhrten Gebieten von sieben souverainen Staaten, don⸗ nerte 14, Sesce zur Feier des schoͤnen Tages. 8
„— Man schreibt aus Breslau vom §. August: Die 6 Koͤnigl. Artillerie⸗Brigade setzte am 6ten d. lhre Schiez⸗Uebun⸗ gen auf dem Schießplatze bei Karlowitz fort, jedoch in Abwe⸗ senheit Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen August, Hoͤchstdessen nahe Abreise durch den gemeldeten Unfall keinen Aufschub er⸗ leiden wird, da sich Se. Koͤnigl. Hoheit fast gänzlich davon er⸗ holt hat. Die erste und dritte Abtheilung der Brigade verlaßt morgen unsere Stadt, um in ihre Garnisonen zuruͤckzukehren 18
— Amtliche Blaͤtter enthalten folgende ekanntmachung des Koͤniglichen Ober⸗Praͤsidenten der Provinz Schlesien: „In neuerer Zeit haben mehrfach junge Leute aus Schlesien die Schu⸗ len und die Universitaͤt in Krakau besucht, ohne diesseits die dazu er⸗ forderliche Erlaubniß nachgesucht zu haben. Da nun auch in Krakau, dem §. 18 des Reglements fuͤr die dasige Universitaͤt gemaͤß, kuͤnftig mit aller Strenge daruͤber gehalten werden wird daß kein diesseitiger Unterthan ohne Erlaubniß hiesiger Landes⸗ Regierung in den dasigen Schul⸗Anstalten Aufnahme finde, so wird hoͤherer Anordnung gemäaͤß hiermit festgesetzt, daß, wenn ferner junge Leute aus Schlesien, aus der Grafschaft Glatz und dem Preußischen Markgrafthum Ober Lausitz zum Besuch dieser Anstalten nach Krakau gehen wollen, die Erlaubniß dazu, die indeß zudem nur aus besonderen Gruͤnden ausnahmsweise er— theilt werden kann, jederzeit bei mir nachzusuchen ist. Der Koͤ⸗ nigliche Wirkliche Geheime⸗Rath und Ober⸗Praͤsident der Pro⸗ vinz “ v. Merckel.“
— In Bonn ist am 5ten d. M. der ordentliche Profes⸗ sor der Rechtswissenschaft Dr. Puggé, im 34sten Begr: belns Alters mit Hig abgegangen. 5
— Berichtigung. Im gestrigen Blatte der St. — S. 908, Sp. 2, Z. 36, lies: waͤre Seeh. Klausel 1.S- ten worden, statt: „da diese Klausel beibehalten wurde“; Z. 48 lies: davon, statt: „desselben“, und S. 910, Sp. 1 8 37 lies: 120,904, statt: 120,694.
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Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Nibelungennoth und Klage nach aͤltester Gestalt in un⸗ gebundener Rede uͤbersetzt von August Zeune. Zweite ver⸗ besserte Auflage, mit Karte und geschichtlichen und erdkund—
lichen Erlauterungen. Buchhandlung.
Wir sehen hier ein Buch nach zwei und zwanzig Jahren in ei⸗ ner zweiten Ausgabe wieder, das zu seiner Zeit so viel mitgewirkt hat, um den Sinn der Deutschen für ihre alte Poesie zu beleben Seitdem hat sich freilich der Stand der Dinge bedeutend geändert; viele ausgezeichnete Gelehrte haben mit Liebe die Nibelungen zum Gegenstand ihrer Forschung gemacht und ganz besonders ist durch . Karl Lachmann'’s scharfsinnige Kritik Text und Ansicht auf das we⸗ sentlichste umgestaltet worden. In seiner Schrift: „Ueber die ur⸗ sprüngliche Gestalt des Gedichtes von der Nibelungen Roth, Verlin,
Berlin, 1836. In der Niccolaischen
des 1816,“ hat derselbe zuerst die volkspoetische Natur des Gedichtes welches aus zusammengereihten Liedern, von unterschiedenem Ton und mit den kenntlichen Näthen des Ueberarbeiters, besteht, auf so über⸗ zengende Weise dargethan, daß von hier sogar noch Licht auf die ähnliche Beschaffenheit der homerischen Gesänge zurückfallen möchte und noch auschaulicher trat dieses Verhältniß des Aeltern und Spa⸗ tern, des Echten und Eingeschobenen in seiner kritischen Ausgabe (Berlin, 1826) hervor. Aber in dem Maaß, als das altdeutsche Ge⸗ dicht seiner Entstehung nach dem Homer ähnlicher wurde, hat man sich auch immer mehr von dem poetischen Werth desselben überzeugt 8 daß es sich auch in dieser Rücksichtdem Homer dreist an die Seite stel⸗ len darf. Denkt man an den Enthusiasmus, mit welchem die Ju⸗ gend sich im Jahre 1816 diesem Gedicht als einem uralten und ccht⸗ vaterländischen in die Arme warf, so sollte man allerdings präsumiren daß irgend eine verzeihliche Vorliebe zu einer starken Ueberschätzung leitet habe; allein dem ist glücklicherweise nicht so, vielmehr möchte der wahre poetische Gehalt erst später mit ruhigerm Urtheil ermessen worden seyn Von der dauernden Reigung der Deutschen für dies herrliche Dichtwerk, das seinem wesentlichen Inhalt nach sogar bis in vorchristliche Zeit hinaufreicht, und wogegen kein neueres Volk etwas Vergleichbaͤres stellen kann, zeugen am Besten die zahlreichen Ausgaben nnd sleber⸗ setzungen. Die letzteren müssen in der That für unentbehrlich g 688 denn der wohlgemeinte Gedanke, daß jeder Deutsche das weirdige National⸗Gedicht in der Ursprache solle lesen können, dürfte üerwen⸗ lich von den Kennern der Sprache des 13ten Jahrhunderts ee hen. Es herrscht auch wohl noch hier und da die Meiuung, als fey jene alte Sprache nur irgend ein halbwortischer, roher Jargon 1 den man wohl gar mit Hülfe des Plattdeutschen und ohne weiteres Stu⸗ dium verstehen könne; allein die gewonnene Einsicht, daß die Sber⸗
deutsche Sprache zur Zeit der Hohenstauffen cine wenigstens eben so geregelte Grammatik und Ausbildung, freilich eine ganz andere als die unsrige habe, wird sich nun wohl immer allgemeiner und wohl⸗ thätiger ausbreiten. Und dieser Abstand der Mitteihochdeutschen Sprache von der unsrigen ist in der That so groß, daß wer dieselbe nicht erlernt hat, gleich wie man andere alte Sprachen lerut, den Ge⸗ nuß des Gedichtes ohne eine Uebersetzung nicht haben kann. 8 Die erste Uebersetzung erschien in Prosa, eben diese von Zeune bald darauf eine andere durch von der Hagen; später versuchte Buͤsching eine metrische, mit mehr Glück Simrock und neuerdings gab Reben⸗ stock, doch wohl nicht ohne einiges Mißverständniß, eine zweite. Die erneute Ausgabe der Zenneschen, welche nach jenen metrischen den⸗ noch in ungebundener Rede erscheint, konnte zunächst den Ausspruch Göthe's (nachgelassene Werke, ter Band, S. 210 der Duodezjansg.) für sich anführen: „daß jedes bedeutende Dichtwerk, besonders jedes epische, auch einmal in Prosa übersetzt werden müsse.“ Göthe Fant dies mit besonderer Beziehung auf die Nibelungen und wir pflichten auch hierin ganz seiner Autorität bei, doch besonders nur aus dem Grunde, weil eine metrische Uebersetzung fast unübersteigliche Schwierigkeiten in den Weg stellt, denn an und für sich behält jene, falls sie gelingen kann, den Vorzug, und schwerlich wird man beut
Graf Dandolo, ist am 13ten d. am Bord der Fregatte „Vene⸗
zu Tage noch leugnen wollen, daß die Form in der Poesie etwas ganz