1836 / 243 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mehrere Kriegsschifse in See sind, laͤngs der ganzen Spanischen Kuͤste die wohnenden Franzoͤsischen Unterthanen zu beschuͤtzen, noͤthigenfalls einen Zufluchtsort zu gewaͤhren.

Aus Bayonne schreibt man unterm 2Isten d.:

in Bordeaux, Toulouse und Bayonne eingetroffen.

Befehl in Pau.

sie bleiben bis auf neuen nur billigen,

vorsichtigen Entschluß der Regierung

bekannt, daß die Herren Calatrava, Gil rer anti⸗Franzoͤsisch gesinnt sind.

ist durch die geringen enttaͤuscht worden.

Der Capitain eines Schiffes,

naire Bewegung in jener Stadt Augenblick unterdruͤckt worden sey. deß wieder eine so heftige Aufregung Laͤden und Magazine geschlossen gewesen waͤren, Saragossa reisender Courier ist von dem ermordet worden.“

Großbritanien und Irland.

London, 26. August.

Cumberland werden, der Morning Post

in London zuruͤckerwartet. Prinzessin Victoria haben fuͤr den remont, dem Landhause

Der Times zufolge,

aben.

Die Lords haben waͤhrend der nunmehr geschlossenen Par⸗ Gemeinen mit Einschluß der we⸗ gen nicht hinlaͤnglicher Zahl von Mitgliedern ausgefallenen Ver⸗

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laments⸗Session 119 und die

sammlungen, 130 Tage Sitzungen gehalten. Der Courier haͤlt die letzte Session des

fuͤr so unfruchtbar, wie andere Journale, und er kann den sie dem Unterhause und den Mi⸗ Schlusse Wenn auch nicht alle Hosfnungen der Reformer in Erfuͤllung gegangen, so komme das daher, daß sie

nicht in dem Vorwurfe, nistern, daß sie nicht gebracht, beistimmen.

mehr Gegenstaͤnde zum

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Erwartungen, die nicht auf einmal befriedigt werden koͤnnten, Man muͤsse frellich bedauern, daß Kirchen⸗Steuern, gegen die 98 fast allen Kirchspieten laͤstig waͤ⸗ zur Erledigung der Zehntenfrage in Irland, wofuͤr 240,507 Personen Bittschriften unterzeichnet haͤtten, genommen verantwortlich. sey auch zu bedauern, daß die Lords verweigert, den Irlaändern eine Kontrolle uͤber ihre e genen Munizipal⸗Angelegenheiten zu

zu hoch gespannt haͤtten. doßroao 8 sick der keine Maßregeln hinsichtlich der Petitionen eingereicht und die ren und worden. Dafuͤr aber seyen allein die Lords

bewilligen.

rungs⸗Bill, der Zeitungsstempel⸗Bill,

gesetzt werde. Auch muͤsse nicht vergessen werden,

ßer Schritt zur unparteiischen Verwaltung der Justiz in Aller unter die Gesetze durch die im Unterhause angenommene Adresse gegen die Orangisten⸗Ge⸗ 1 des Grafen die guten Fol⸗ Koͤnig in

und der gleichen Unterwerfung

sellschaften gethan sey, von welcher, verbunden mit Mulgrave liberalen und gemäßigten Regierung, gen in der verminderten Zahl der Verbrecher, die der seiner Rede so emphatisch hervorgehoben, sichtbar seyen.

Herr C. Hodgson, ten Staaten in Konstantinopel, ist hier angekommen.

Die Hof⸗Zeitung vom 23sten d. zeigt an, daß die Levers

bei Hofe bis auf Weiteres aufhoͤren. Eben dieses Blatt meldet die James Stuart zum Faktoreien⸗Inspektor storbenen Herrn R. Richards. Herr Ellice der Juͤngere ist nicht (wie

fuͤr St. Andrews gewaͤhlt worden, sondern

98 beschlossen, daß derselbe, seyn solle.

Von der Handwerker⸗Union in Dublin ist Herr H. Grat⸗ als Parlaments⸗Kandidat fuͤr diese aufzu⸗

tan Stadt, an die treten.

aufgefordert worden,

Die Berichte uͤber den Zustand der Mrs. Graham lauten Sie hat durch den Fall eine heftige Erschuͤtte⸗ fruͤhzeitig entbunden worden und . Karl von Braun⸗ schweig hat ihr einstweilen 50 Pfd. zustellen lassen und will auch · durch die Ueber die Ursache des Ungluͤcks sind verschiedene Berichte im Umlaufe. Erzaͤhlung

er Mrs. Graham in Luftschiffe aufrecht hingestellt und an den Seilen fe als der Ballon im Niederfallen begriffen gewesen, sey dar⸗ auf durch das Aufstoßen desselben ploͤtzlich aus einer Hoͤhe von 18 Fuß aus dem Ballon hinausgeschleudert worden und habe seine Begleiterin aus einer noch viel bedeutenderen Hoͤhe herabstuͤrzen sehen, nachdem der Ballon sich nach seinem eigenen Falle wieder erhoben hatte. Der Gemahl der Mrs. Graham erklaͤrt seinerseits, der Herz von Braunschweig sey aus dem Luftschiffe herausgetreten, sobald dasselbe auf der Erde befand, habe dadurch den Ballon uͤber Maßen erleichtert und es veranlaßt, daß derselbe wieder in 1 wobei denn Mrs. Graham, welche, fuͤr den Herzog besorgt, die Vorsicht, sich an den Seilen festzuhal⸗ Nach einer dritten Erzaͤhlung soll Mrs. Graham aus einer Höhe von min⸗ Der Ballon, nach dem Ungluͤcksfalle wieder in die Hoͤhe gestiegen war,

sehr bedenklich. rung des Gehirns erlitten, ist liegt ohne Hoffnung danieder. Der Herzog die uͤbrigen Kosten bestreiten, die Herrn Graham Krankheit seiner Frau verursacht werden moͤchten.

Der Herzog von Braunschweig hat eine von seiner Luftfahrt bekannt gemacht, in auptet, er habe sich auf Anordnung der dem ten,

lange welcher

sich die 1 r die Hoͤhe gestiegen sey,

ten, versaͤumt habe, herausgeworfen worden sey.

destens 100 Fuß heruntergefallen seyn.

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ciner Entfernung

tenden Riß erhalten. u. s. w. haben

„Cove“ von seiner Wallfischfaͤnger zuruͤckgekommen.

weiter westwaͤrts gelangen,

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Stelle des verstorbenen Herrn Ruthven,

stechen zu lassen, die dazu bestimmt in jenem Lande und ihnen

„Der Be⸗ fehl, die Bildung des neuen Huͤlfs⸗Corps einzustellen, ist zugleich Indessen sind die Berg⸗ und Feld⸗Batterieen nicht abbestellt worden, und Man kann diesen denn es ist de la Cuadra und Fer⸗ Die constitutionnelle Partei in Spanien rechnet auf den wirksamen Beistand Englands, und sie Erfolge der Englischen Legion noch nicht das Iiten d. von Coruna abgesegelt ist, meldet, daß eine revolutio⸗ ausgebrochen, aber fuͤr den Bei seiner Abfahrt habe in⸗ geherrscht, daß saͤmmtliche Ein durch Poͤbel angehalten und

Der Herzog und die Herzogin von zufolge, mit dem Prinzen Georg, dessen Augen⸗Operation, wie dieses Blatt wissen will, naͤchsten Monat stattfinden soll, gegen Ende dieses Jahres Die Herzogin von Kent und die Winter ihre Residenz in Cla—⸗ des Koͤnigs Leopold, genommen. soll der Koͤnig am Sonnabend Oberhause sehr freundschaftlich mit dem Herzog von Wellington und den Lord Lyndhurst uͤberaus freundlich gegruͤßt 8

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Parlaments nicht ihnen

Aber es sey doch viel geschehen durch die Annahme der Zehnten⸗Umwandlungs Bill, der Heiraths⸗Bill, der Registri⸗ der Zoll⸗Bill, der Wahl⸗ Bill fuͤr die Grafschaften und der Polizei⸗Bill fuͤr Irland, wo⸗ durch die ganze Polizei⸗Verwaltung desLandes auf einen besseren Fuß daß ein gro⸗ Irland

bevollmäaͤchtigter Minister der Vereinig⸗

Ernennung des Herrn en die Stelle des ver—

neulich gemeldet) G die liberalen Waͤh⸗ ler daselbst haben bloß durch Kugelung mit 195 Stimmen gegen im Fall einer Wahl, ihr Kandidat

stgehal⸗

welcher

von gegen 20 Englischen Meilen von Dod⸗ dingshurst wieder gefunden worden und hat nur einen unbedeu⸗ · Der Mantel des Herzogs, seine Teleskope sich noch in dem Luftschiffe vorgefunden.

Am 23sten ist Capitain Roß mit dem Koͤniglichen Schiffe Expedition zur Aufsuchung der vermißten Er ist bis bis zu der Einfahrt bei Melvilles Bay vorgedrungen, konnte aber von dort aus nicht da die Eismassen zu ungeheuer wa⸗ ren. Er hat demnach auch keine Nachricht von dem einzigen

gesetzten Verschenken des Bildnisses Sr.

992 8 noch nicht wiedergefundenen Schiffe, dem „William Todd“, er⸗ langen koͤnnen. Der diesjaͤhrige Wallfischfang soll sehr unguͤn— stig ausgefallen seyn.

Mit dem aus dem Mittellaͤndischen Meere angekommenen Dampfschiffe hat man hier Nachrichten aus Gibraltar vom 12ten, Cadix vom 13ten, Lissabon vom 18ten und Porto vom 19ten d. M. erhalten. Die neue Regierungs⸗Junta in Cadix hatte verordnet, daß die Steuern auf dem bisherigen Fuß einstweilen forterhoben werden sollten, und zur puͤnktlichen Ent⸗ richtung derselben oͤffentlich ermahnt. Die Ein!oͤsung der Trat⸗ ten der Madrider Regierung auf den Intendanten, so wie auf das geistliche Kapitel, welches in zwei Tagen seinen Kassenbe⸗ stand anzeigen sollte, war jedoch einstweilen suspendirt und ver⸗ ordnet worden, daß die Anleihescheine des Herrn Gaviria nicht in Zahlung angenommen werden sollten. In Malaga war vor⸗ laͤufig auf einen Monat die Einfuhr von Brasilianischem, Kentucky⸗ und Havana-Taback und von Baumwollenwaaren zu denselben Abgaben, wie sie unter der Verfassung von 1812 bestimmt gewesen, gestattet worden, worauf sehr große Verschiffungen von Gibraltar aus stattfanden. In Sevilla hatte das Kapitel Be⸗ fehl erhakten, innerhalb 12 Tagen in drei Terminen 190,609 Piaster an die constitutionnelle Junta zu zahlen. In Portu— gal waren partielle Miguelistische Bewegungen in Ober⸗Beira und in anderen Provinzen ohne Folgen geblieben, und die Spa⸗ nischen Zustaͤnde hatten wenig Eindruck gemacht. Nur ein Brief meldet, es bilde sich eine maͤchtige Partei, um die Verfassung von 1820 aufzurufen. Man glaubte nicht, daß der neue Tarif in den Kammern durchgehen wuͤrde. Ein Schreiben aus Porto vom 19ten um 2 Uhr meldet, daß eine telegraphische Depesche aus Lissabon die Aufloͤsung des Ministeriums berichtet habe, was jedoch dem staͤrksten Zweifel unterliegt.

In England werden die Rekrutirungen fuͤr die Britische Legion in Spanien fortgesetzt, und mehrere Schiffe mit Mann⸗ schaft und Offizieren, fuͤr die Legion bestimmt, sollen in diesen Tagen nach San Sebastian abgehen.

Nach Briefen aus Konsta ntinopel vom 3. Herr Urquhart nun dort angekommen. Die Times aͤußert die Vermuthung, es moͤchte dem fort⸗ Hoheit des Sultans, zum bitteren Verdrusse der Ulema's, von Seiten des Großherrn der schlaue Plan zum Grunde liegen, sie zu so argen Widersetz⸗ lichkeiten zu verleiten, daß er eine Ursache faͤnde, ihre Macht eben so, wie einst die der Janitscharen, zu vernichten. 1 In Alexandrien ist am 3. Juli Galloway⸗Bey, Sohn des hiesigen Herrn Alexander Galloway, an einer Leberkrankheit verstorben. Er hatte dem Pascha von Aegypten als Haupt⸗In⸗ genieur seit zwoͤlf Jahren die ersprießlichsten Dienste geleistet und den Bey⸗Titel dafuͤr erhalten, war auch zuletzt wieder im Februar d. J. aus England abgegangen, um die Leitung des Eisenbahn⸗Baues von Kahira nach Suez zu uͤbernehmen, welche, wie man vernimint, jetzt zwei seiner Bruͤder, die sich in Alexan— drien befinden, fortfuͤhren werden. Aus New⸗York wird gemeldet, daß der Kongreß von Neu⸗Granada Herrn Chs. Biddle und Compagnie das aus⸗ schließliche Privilegium auf 50 Jahre verliehen habe, unter der Benennung einer Transport⸗ Gesellschaft des Atlantischen und des Großen Oceans eine Dampfschifffahrt auf dem Chagres⸗ Fluß zu betreiben, Guͤter und Passagiere zwischen diesem Flusse und Panama auf einer Eisenbahn und Macadamisirten Straße fortzubringen, wobei dem Publikum nur eine Straße zum Transport mit Pferden und Maulthieren bliebe. Dabei seyen jener Gesellschaft beträchtliche Laͤndereien abgetreten worden um In⸗ und Auslaͤnder darauf anzusiedeln, mit Befreiung von Steuern auf 20 Jahre. Wuͤrden aber nicht mindestens zwei Dampfschiffe in Gang gebracht und die Verbindungen fortwaͤh⸗ rend so unterhalten, daß der Transport zwischen beiden Ocea⸗ nen immer in 14 Stunden bewerkstelligt werde, so solle das Privilegium verwuͤrkt seyn.

In Nord⸗Amerikanischen Blaͤttern wird gemeldet, der Praͤsident habe Herrn R. Rush als Kommissar ernannt, um, dem Kongreß⸗Beschluß gemaͤß, die Verwendung eines sehr großen Vermaͤchtnisses des Herren Smithson in England zum Behuf der Errichtung einer Universitaͤt in Washington zu bewirken. Der Nord⸗Amerikanische Kongreß hat die Portugiesischen Schiffe in Bezug auf Zoͤlle und Schiffsgelder mit den einheimi⸗ schen Schissen gleichgestellt und den Zoll von Portugiesischen Weinen herabgesetzt.

An der hiesigen Boͤrse hat eine Beschwerde, daß falsche No— tirungen aus Paris, als angeblich durch Tauben uͤberbracht, verbreitet worden, große Aufregung verursacht.

Deutschland.

Kassel, 26. Aug (Frankf. Ober⸗Post⸗Amts⸗Zei⸗ tung.) Mitt vieler Theilnahme spricht man vom kuͤnftigen Landtage, welcher zum November beginnen muß. Die Regierung wird ein neues Schulgesetz und dann ein Gesetz zur Abschaͤffung aller Monopole ꝛc. vorlegen. Besondere Schwierigkeiten wer⸗ den die Verhandlungen uͤber die Rotenburger Quart veranlassen, welche von den Staͤnden als Staatseigenthum angesprochen werden duͤrfte. Die Wahlen, welche noch nicht beendigt sind, fallen groͤßtentheils auf Gemaͤßigte, sowohl von Seiten der Li— beralen als von Seiten der Aristokraten, und dies ist der Ei⸗ genthuͤmlichkeit der Staats⸗Verhaͤltnisse in Kurhessen sehr er— wuͤnscht und laͤßt Gutes erwarten. Die hiesige Residenz wird hoͤchst wahrscheinlich wieder ihren Ober⸗Buͤrgermeister Schom⸗ burg waͤhlen. 8 Z 8

Spanien. b

Franzoͤsische Blaͤtter enthalten nachstehendes Schrei⸗ ben aus Madrid vom 16. August, worin sich ausfuͤhrlichere Details uͤber die Ereignisse in jener Hauptstadt befinden: „Man weiß, welche thaͤtige Maßregeln der General Luesada auf die Nachricht von den Vorfaͤllen in Malaga ergriff, um die Ord⸗ nung in der Hauptstaͤdt aufrecht zu erhalten. Er hatte aus dem Artillerie⸗Park, einem großen, fruͤher von dem Friedens⸗ fuͤrsten bewohnten Palaste, der dicht beim Alcala⸗Thore, dem Prado gegenuͤber liegt, eine wahre Festung gemacht, die eine foͤrmliche Belagerung haͤtte aushalten koͤnnen. Zahl⸗ reiche Patrouillen durchstreiften die Stadt, und obgleich eine dumpfe Gaͤhrung einen Sturm verkuͤndigte, so war doch Madrid ruhig, bis die Ereignisse in San Ildefonso die Aufregung vermehrten. Die Minister erhielten das Dekret,

Aug. war

wodurch die Koͤnigin die Constitution annahm; sie erklaͤrten aber dasselbe fuͤr null und nichtig, weil es durch Gewalt entrissen worden sey. Diese Nachricht verbreitete sich augenblicklich, und

das Volk sprach schon davon, auf San Ildefonso zu marschiren; aber der Schrecken, den Quesada einfloͤßte, und die von ihm entwickelten Streitkraͤfte verhinderten jene feindselige Kundgebung. So verging der 13te. Am 14ten waren schon Morgens fruͤh

2₰ 2

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die Straßen durch Truppen von allen Waffengattungen besetzt,

und 14 Kanonen, bei denen die Kanoniere mit brennen⸗ den Lunten standen, auf den Hauptplaͤtzen aufgestellt. In⸗ dessen bildeten sich bei der Puerta del Sol, der Post gegen⸗ uͤber, die durch Detaschements Infanterie und Kuͤrassiere besetzt war, zahlreiche Volkshaufen. Gegen Mittag ertoͤnte, wie auf ein gegebenes Zeichen, der Ruf: Viva la constituciom! aus tausend Kehlen. Die Soldaten luden ihre Gewehre und mach⸗ ten sich auf einen Angriff gesaßt. Einige Augenblicke lang herrschte ein dumpfes Schweigen, und Jeder sah mit stummer Angst dem Ausbruch des Kampfes entgegen. Endlich ruͤckten die Kuͤrassiere vor; aber das Volk blieb ruhig stehen und rief ihnen zu, ob sie den Muth haͤtten, auf ihre Mitbuͤrger, auf ihre Bruͤder einzuhauen. Die Soldaten stehen erschuͤttert, sie schwan⸗ ken, und endlich steckt der kommandirende Offizier seinen Saͤbel in die Scheide und ruft: Viva Ia coustitucion! Die Kürassiere folgen sogleich seinem Beispiel, widerhallt der Ruf fuͤr die Constitution. Die Infante⸗ rie blieb indeß unbeweglich stehen und erwartete fernere Befehle. Der Militair⸗Gouverneur Baratell, der, wie man sagt, Blutvergießen vermeiden wollte, ermahnte sie, dem Beispiele der Kürassiere zu folgen; die Soldaten gehorchen und vermischen ihr Geschrei mit dem des Volkes. Diese Nachricht verbreitete sich mit Blitzesschnelle durch die ganze Hauptstadt und erregte den laͤrmendsten Enthusiasmus; uͤberall fraternisirten die Buͤrger mit den Soldaten. Gegen 2 Uhr aͤnderte sich die Scene ploͤtz⸗ lich; neue Truppen stellten sich bei der Post in Schlachtordnung auf, und Quesada erscheint an der Spitze eines zahlreichen Gene⸗ ralstabes bei der Puerta del Sol. Die Dragoner, die er kommandirt, machen eine Attake auf die Volkshaufen, aber mit hochgehaltenen Saͤ⸗ beln und ohne einzuhauen; Alles flieht in der groͤßten Unordnung, und in wenigen Minuten ist der Platz gesaͤubert. Nun naͤherte sich Quesada langsam den Kuͤrassieren und dem Infanterie⸗Deta⸗ schement, die unbeweglich an ihrem Platze, demselben verhaͤng⸗ nißvollen Platze, wo der General Canterac von den Soldaten des Rebellen Tardero getoͤdtet wurde, stehen geblieben waren. Er durchlaͤuft anfaͤnglich ihre Reihen, ohne ein Wort zu sprechen, sondern sie nur mit jenem kalten und strengen Blick betrachtend, dessen Gewalt sie kennen. Die Soldaten schlugen die Augen nieder, und in ihren Gesichtern malt sich Niedergeschlagenheit und Reue. Endlich wuͤrdigt sie Quesada einiger Worte des Vorwurss, erinnert sie an ihren Eid, den sie verletzt haben, und befiehlt ihnen, sich nach ihren Kasernen zu begeben. Schweigend gehorchen sie. Quesada setzte an der Spitze seines Generalstabes die Rundedurch die Straßen der Hauptstadt fort. Ein Haufen Volks, den der Anblick der Truppen nicht zur Flucht gebracht hatte, laͤßt dicht neben ihm das Geschrei: Mieder mit Quesada! ertoͤnen. Er haͤlt still, betrachtet die Ruhestoͤrer festen Blicks, ohne zu spre⸗ chen, und der erschreckte Haufen ergreift eiligst die Flucht. Mehr als ein Schuß wurde auf dieser langen und gefahrvollen Runde

Nur an

durch die Straßen von Madrid auf ihn abgefeuert.

wenigen Punkten stieß die Begleitung Quesada's auf Wider⸗ stand, und es ward nur wenig Blut vergossen. Dies war der Zustand Madrid's am Abend des liten. Die Hauptstadt be⸗ fand sich im Belagerungs⸗Zustande; Schildwachen waren in allen Straßen aufgestellt, und Niemand durfte sich auf der Straße zeigen. Ordnung, oder vielmehr Schrecken herrschtein Madrid, dem einzigen Punkte vielleicht in der ganzen Halbinsel, wo die Koͤnigin sich noch ruͤhmen konnte, Gehorsam zu finden. Am 1ö5ten Morgens war Alles veraͤndert. Der General Mendez⸗Vigo hatte die Dekrete der Koͤnigin uͤberbracht, durch welche die Constitution proklamirt und ein Ministerium im populairsten Sinne ernannt wurde. Seoane, der Nachfolger Auesada's zeigte sich in den Straßen, begleitet von einigen National⸗Gardisten und vor der Menge mit Vivat⸗Geschrei begruͤßt. Rodil suchte bei der Post das wuͤthende Volk zu beruhigen, welches die Koͤpfe Auesada's, Isturiz's und Galiano's verlangte. Die beiden Letzteren nebst Toreno und Miraslores hatten sich durch die Flucht gluͤck⸗ lich der Rache des Volks entzogen. Mit dem tapfern und ungluͤcklichen Auesada war dies nicht der Fall. Sein Schicksal voraussehend, hatte er sich anfaͤnglich bei einem Tep⸗ pichhändler verborgen; dort glaubte er sich aber nicht in Sicher⸗ heit und fluͤchtete sich durch die Felder nach dem Dorfe Horta⸗ leza, anderthalb Stunden von Madrid. Hier wurde er erkannt, sein Begleiter ward an seiner Seite getoͤdtet und er selbst ver⸗ haftet und vor den Alkaden gefuͤhrt, der ihn in's Gefaͤngniß bringen ließ. Das Geruͤcht von seiner Verhaftung verbreitete sich alsbald in Madrid, und eine Menge Volks nebst etwa 3000 National⸗Gardisten stroͤmten sogleich unter Moedgeschrei nach Horta⸗ leza. Einige von Seoane abgeschickte Kuͤrasstere kamen, um ihren vor⸗ maligen Fuͤhrer zu retten, zu spaͤt. Quesada war in seinem Gefaͤngnisse

ermordet worden, und sein Leichnam, mit ausgesuchter Grausamkeit

verstuͤmmelt, war schon nicht mehr erkennbar. Nachdem seine Moͤrder ihr blutiges Werk vollbracht hatten, brachten sie ihre schauderhaften Trophaͤen im Triumphe nach Madrid. Abends riß man sich in den Straßen um die blutigen Fetzen seines Leichnams, und man zeigte in dem Café nuevo seine Ohren und seine Finger als Pfaͤnder des Volkssieges. Gesaͤnge, die die Poeten der Puerta del Sol improvisirt hatten, ertoͤnten schon in den Straßen im Verein mit der Tragala und der Riego⸗Hymne; am folgenden Abend war die Stadt erleuchtet, die Constitution proklamirt, und die Koͤnigin zog in die Haupl⸗ stadt ein, unter dem Zuruf derselben Leute, die so eben den letz— ten und treuesten ihrer Diener auf das grausaͤmste ermordet hatten, und somit endigt der erste Akt dieses traurigen Dra⸗ mas, dessen Ende voraussagen zu wollen mehr als kuͤhn seyn wuͤrde.“

Auch die Englischen Blaͤtter vom 26. August sind mit sehr detaillirten Nachrichten üͤber die Ereignisse in Madrid und San Ildefonso seit dem l8ten, als die Koͤnigin Christine zur Annahme der Constitution von 1812 bewogen wurde, ange⸗ fuͤllt. Die Nachrichten aus Madrid gehen dis zum 17ten und schließen mit der Meldung, daß an diesem Tage die Koͤnigin unter dem Zusammenstroͤmen einer unabsehbaren Menschenmenge ihren feierlichen Einzug in Madrid gehalten habe, daß die Con⸗ stitution von den Behoͤrden der Hauptstadt unter den gehoͤrigen Solennitaͤten proklamirt worden sey und daß sich momentan nicht der mindeste Grund zu der Besorgniß zeige, daß die oͤssent⸗ liche Ruhe gestoͤrt werden koͤnnte. Die Vorgaͤnge in San Iv defonso in der Nacht vom 12ten auf den 13ten, welche die naͤch⸗ ste Veranlassung zu jenen Ergebnissen waren, werden durch die Korrespondenzen der Englischen Blaͤtter im Ganzen mit dem in den Franzoͤsischen ministeriellen Zeitungen daruͤber mit⸗ getheilten Berichte uͤbereinstimmend erzaͤhlt. Besonders ausfuͤhr⸗ liche Mittheilungen sowohl uͤber diese als die ferneren Ereignisse am Hofe der Koͤnigin enthaͤlt die Morning⸗Chronicle, deren Korrespondent zu dem Personale der Englischen Gesandt⸗ schaft zu gehoͤren scheint. Das Wesentlichste aus dieser Korre⸗ spondenz ist Folgendes: Nachdem die Ruhe zu San Ildefonso durch Annahme der Constitution von Seiten der verwittweten Koͤnigin wieder hergestellt worden war, fand am 14ten Nach,

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und auf dem ganzen Platze

mittags in Gegenwart der Koͤnigin die feierliche Einweihung des Constitutionssteines statt; die gesammte Gar nison war dabei unter dem Befehle ds Generals San Roman Versammelt, und alle Offiziere beschworen die Verfassung. Am folgenden Tage kam der Kriegs⸗Minister, General Mendez Vigo, von Madrid an, um die Koͤnigin in die Hauptstadt zurüuͤckz ufuͤhren, wo mittler⸗ weile ebenfalls Besorgnisse wegen Stoͤrung der Ruhe rege ge⸗ worden waren. General Vigo suchte zu dem Behufe die Un⸗ ter⸗Offiziere der Garde, welche allein Gewalt uͤber die Truppen hatten, zu bewegen, nicht nur der Abreise der Fönigin kein Hinderniß in den Weg zu logen, sondern dieselbe uübegleiten. Anfangs schienen sie diesenn Verlangen nachgeben Uwollen, nach einer Berathung mit den Haͤuptern des Auf⸗ standes aber, an deren Spitze ein Sergeant, Namens Garcia, von om Regimente der Provinzial⸗Garde stand, weigerten sie sich entschieden, die Abreise der Koͤnigin zu genehmigen. Eine Verathung zwischen dem Kriegs⸗Minister⸗ den Herren Villiers und Bois⸗le⸗Comte und der Koͤnigin führte darauf zu neuen Unterhandlungen mit den Soldaten, welch e, nachdem sie sich ge— weigert hatten, das Ehrenwort der Gesandten von England und Fre dafür anzunehmen, daß man sie nicht taͤuschen wolle, end Garantie in der Bewilligung folgender drei Punkte annehmen zu wollen erklaͤrten, erstens, daß der National⸗Garde von Madrid ihre Waffen zuruͤckgegeben w erden sollen, zweitens, daß dieselbe nach San Ildefonso oder wenig stens bis auf die Haͤlfte des Weges kommen, und dann mit ihnen (der Ssarnison von San Ilde⸗ fonso) im Triumphe in Madrid einziehenn sollte, und drittens, daß die Minister Unverzuͤglich entlassen 1werden sollten. Diese Bedingungen wurden von Seiten der Königin im Wesentlichen angenommen, namentlich fand die Entlassuung des Ministeriums Jsturiz und die Ernennung des Ministeriꝛums Calatrava sogleich saat. Waͤhrend dieser Verhandlung waren alle Zugaͤnge zu dem Palaste strenge bewacht, und alle Bewohner desselben wurden gefangen gehalten; nur die gemeinen Sold aten hatten freien Ein⸗ und Ausgang. Sogar als Mendez Vigo in Begleitung einer Deputation von Unteroffizieren nach Mdadrid abgehen wollte, um die neuen Dekrete der Köoͤnigin zur Ausfuͤhrung zu brin⸗ gen, wurde ihnen Aie Abreise verweigert und erst nach vielen Weitlaͤuftig keth, und nachdem die Dekrete vor ei⸗ ner Deputation von Soldaten in Gegenwart der Koͤnigin verlsen worden waren, wurde der Deputation gestattet, nach Madrid abzugehen. Am 16ten dau erte die Gefangenschaft der Palast⸗Bewohner noch fort, da die Iachrichten aus Madrid vom Tage zuvor fuͤr die Insurgenten micht guͤnstig lauteten; der Gesandte von Venezuela, General Soublette, der Geschaͤfts⸗ träger von Neapel, der Marquis von La Greca, der bekannte Graf Punoonrostro und andere, welche außerhalb des Palastes wohnten, wurden in besondere Haft gebv acht, die Depeschen fuͤr die fremden Gesandten und alle fuͤr den Zof bestimmten Briefe eroͤffnet und mehrere andere Ungebüuͤhrlochkeiten vorgenommen. Zu blutigen Exzessen kam es jedoch nicht, und als der Tele⸗ graph meldete, daß die Depuütation in Madrid gut aufge⸗ nommen, daß die Constitution dort beschꝛworen worden sey und daß der neue Premier⸗Minister, Calatrava, am Abend mit der Deputatien in San Ildefonso er wartet werden duͤrfe, wurden die Zwangs⸗Maßregeln aufgehoben, und der Sergeant Garcia legte das von ihm gefuͤhrte Konnmando foͤrmlich in die nde des Kommandanten der Koͤniglich en Garde nieder. Nach der Ankunft von Calatrava wurde darauf beschlossen, daß die Koͤnigin am 1l7ten um 12 Uhr San Ildefonso verlassen und in Beglei⸗ tung der Garde, der Minister und der National⸗Garde von Madrid ihren feierlichen Einzug in Madrid halten solle. Ge⸗ waltsamere Auftritte waren inzwischen in Deadrid vorgefallen. Durch das Ministerrum in Belagerungs⸗Zustandd versetzt, aus Furcht vor den Freunden der Constitution, war die Hauptstadt außer⸗ dem noch durch die Karlisten bedroht, welche unter Anfuͤhrung des Basilio, der vor einigen Wochen zuiit seinem Corps Na⸗ varra verlassen, eine Steklung bei DMedinaceli, neun und zwanzig Stunden von Madrid, auf der Hauptstraße nach Sa⸗ tagossa eingenommnen, alle Verbindungen mit dem Norden abge⸗ schnitten und dadurch alle Mittheilungen aus England und Frankreich unmoͤglich gemacht hatte. Wahrend die Unzufrieden⸗ heit uͤber diese Lage der Dinge in fortwaͤhrendem Zunehmen war, langte die Nachricht von der Proklamirung der Constitu⸗ tion zu San Ildesonso in Madrid an. Die Minister traten sogleich zusammen, und Quesada machte seine Vorbereitungen,

um einem Aufstande des Volkes zu begeSnen, zu welchem Zwecke

er unter Anderem den fruͤheren Palast des Friedensfuͤrsten, am Ende der Straße Alcala, welcher zu einenn Artillerie⸗Depot dient, befestigen und doppelte Patrouillen die Straßen der Stadt durchzie⸗ 1s Zugleich vernahm man, daß die Meuisster den entschiedensten

iderstand gegen jede Volksbewegung beschlossen haͤtten, da sie das Dekret der Koͤnigin wegen Annahme der Werfassung fuͤr erzwungen und daher fuͤr unguͤltig hielten. Diese Maßregeln und Erklaͤrungen hatten am 14. die Gaͤhrung auf das ALeußerste gebracht. Die Nationalgarde, welche geheime Nachrich ten aus San Ildefonso erhielt, sammelte Waffen, wie und wo sie nur zu haben waren. Die Truppen schienen ebenfalls sich zu der Volkspartei hinnei⸗ gen zu wollen, wurden jedoch noch durnch die Anwesenheit des

v.

allgemein gefuͤrchteten Quesada im Zaume gehalten. Sie durch⸗

zogen alle Straßen und besetzten die Hauptstraßen mit vierzehn Geschuͤtzen, bei denen die Artilleristemn mit brennender Lunte standen. Die ersten Aeußerungen des Volkes zu Gunsten der Constitution zeigten sich bei der Puerta del Sol, welche als der Mittelpunkt der Stadt betrachtet werden kann, da alle Hauptstraßen sich dort vereinigen. Als sich dort der Ruf: Es lebe die Constitution! hoͤren ließ, erhielten die Kuͤrassiere der Garde den Befehl, die Menge auseinanderzutreiben; sie wurden durch den wiederholten Ruf: Es lebe die Lonstitution! empfan⸗ -9 man rief ihnen zu, sie sollten nichot gegen ihre Landsleute echten, ihre Anstrengungen seyen verge Sens, innerhalb vier und zwanzig Stunden werde die Verfassung siccher auch in der Haupt⸗ stadt proklamirt seyn. Diese Ermahmndungen machten Eindruck auf die Soldaten. Der Offizier, welchh er die Kuͤrassiere befeh⸗ ligte, steckte seinen Pallasch in die Scheide unter dem Rufe: Es lebe die Constitution! worauf die Soldaten ebenfalls riefen: Sie lebe! Die Garde zu Fuß widerstand den Mahnungen des Vol⸗ kes hartnaͤckig, bis General Barutell, der Militair⸗Gouverneur von Madrid, zu ihnen trat und ihnenn den Befehl gab, dem Beispiele ihrer Kameraden zu folgen. Die Soldaten singen darauf an, mit den National⸗Gardisten zu fraternisiren, und Alles schien friedlich ablaufen zu wollen, als General Que⸗ sada mit einem zahlreichen Stabe und einer Schwadron Kaval⸗ lerie sich in der Canetasstraße zeigte, welche in die Puerta del Sol ausmuͤndet. Die bei ihm befümndlichen Dragoner mach⸗ ten sogleich eine Charge auf das Volk Uund verfolgten die Fluͤch⸗ tigen die Geronimastraße hinauf. Wiele wurden uͤbergeritten, doch scheint es nicht, daß Jemand gefEhrlich verwundet worden ist. Der General selbst wandte sich dArauf zu den Kuͤrassieren und Garden zu Fuß, welche sich fuͤr die Constirution erklaͤrt hat⸗ 8

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ten, und richtete einige harte Worte an sie, welche Furcht und Schrecken zu 1178g schienen und den Gehorsam zuruͤckfuͤhrten. Der Offizier der uͤrassiere wurde verhaftet, nachdem er vergeb⸗ lich versucht hatte, seine Leute zum Widerstand aufzuregen. AQue⸗ sada machte darauf die noͤthigen Anordnungen bei der Puerta del Sol und durchstreifte die Straßen, uͤberall das Volk aus⸗ einandertreibend, was nicht immer ohne Blutvergießen ge⸗ schehen konnte. Namentlich hatte sich auf der Plazuela del Cabada ein groͤßerer Volkshaufen versammelt, bei dem sich auch einige Kavalleristen der National-⸗Garde be— fanden, und welcher erst auseinandergetrieben werden konnte, nachdem von beiden Seiten Schuͤsse gefallen waren, durch welche auf Seiten der Truppen mehrere Soldaten und der Oberst Calvet, auf Seiten des Volks mehrere National⸗Gardisten gezoͤdtet wurden. Fuͤnfhundert National⸗Gardisten hatten sich in dek Kirche San Basilio verborgen und konnten aus derselben erst vertrieben wer⸗ den, als Geschuͤtz gegen die Kirchenthuͤr aufgefuͤhrt worden war. Am Abend des 14ten waren alle Hauptstraßen durch die Trup⸗ pen stark besetzt, und man konnte sich ohne Gefahr nicht außer— halb der Haͤuser blicken lassen. Diesem Zustande der Dinge wurde am 15ten durch die Ankunft des Generals Mendez Vigo mit dem von der Köͤnigin unterzeichneten Dekrete wegen der Ministerial⸗Veraͤnderung schleunig ein Ende gemacht. Ge⸗ neral Seoane, welcher einige Tage zuvor den Befehl uͤber die Garde aus Mißfallen uͤber die Maßregeln der Regierung abgegeben hatte, war an die Stelle von Quesada zum General⸗ Capitain ernannt worden und durchritt die Straßen in Begleitung weniger National⸗Gardisten. Die Bekanntmachung des Dekretes, welches die National⸗Garde von Madrid wieder herstellt, wurde mit den lautesten Freudens⸗Be⸗ zeugungen aufgenommen, worunter sich jedoch auch das Verlan⸗ gen nach den Koͤpfen von Quesada, Isturiz und Galiano mischte. Der Erstere war bei der ersten Nachricht von der Ankunft der Koͤniglichen Dekrete verkleidet aus der Stadt entflohen und hatte den Weg nach dem kleinen anderthalb Stunden von Madrid ent⸗ fernten Dorfe Hortaleza genommen. Von einem Bauern erkannt wurde er gefangen genommen und nach Hortaleza gebracht, wo er von dem Volke ermordet wurde, noch ehe die Menschenmasse, welche auf die Nachricht von seiner Gefangennehmung sich von Madrid aus nach Hortaleza auf den Weg begeben hatte, und die auf dreitausend Menschen angeschlagen wird, jenen Ort erreichen konnte. Der von dem Korrespondenten der Morning Chronicle mitge⸗ theilten Nachricht, als habe man in Madrid die Rachewuth ge⸗ gen Quesada so weit getrieben, daß man einzelne Theile seines zerfetzten Leichnams in den Straßen umhergeschleppt habe, wird durch den Korrespondenten der Times auf das entschiedenste widersprochen. Die Freude wegen des Sieges der constitution⸗ nellen Partei uͤber die Verwaltung von Isturiz aͤußerte sich in Madrid am Abend des 15ten, löten und 17ten durch Erleuch⸗ tung der Stadt; die Soldaten und National⸗Garden durchzo⸗ gen Arm in Arm die Straßen, und uͤberall hoͤrte man die Hymne Riego's und die Tragala. Die Behoͤrden proklamirten die Con⸗ stitution unter den uͤblichen Feierlichkeiten, und es wurde ein Constitutionsstein auf der Plaza Mayor errichtet, welche fortan den Namen Plaza de la Tonstitucion fuͤhren soll. Am 17ten um 5 ½ Uhr hielt, wie schon erwaͤhnt, die Koͤnigin Chri⸗ stine ihren Einzug in Madrid. Ueber 100,000 Menschen waren im Prado und in den Hauptstraßen der Stadt versammelt und empfingen sie mit dem groͤßten Enthusiasmus. Es heißt, daß die neu erwaͤhlten Cortes gar nicht zusammentreten werden, da man der Ansicht seyn soll, sie wuͤrden keine legale Existenz haben. Graf Toreno, der Marquis von Miraflores, der bekanntlich zum Praͤsidenten der Kammer der Proceres ernannt war, und An⸗ dere von derselben politischen Partei, haben Madrid verlassen. Was aus Isturiz, Galiano und den uͤbrigen Mitgliedern des entlassenen Ministeriums geworden ist, davon melden die Berichte gar nichts. Was Mendizabal betrifft, so soll derselbe bereits von Cala⸗ trava aufgefordert worden seyn, in das Ministerium einzutreten dies bis jetzt aber abgelehnt haben, weil er nicht den Schein

auf sich ziehen wolle, als suche er die Verlegenheiten der Koͤni⸗

gin zu seinem Vortheile zu benutzen. Er soll erklaͤrt haben, das Zusammentreten der naͤchsten Cortes abwarten zu wollen, um sich vor denselben in Bezug auf die Verleumdungen zu rechtfer⸗ tigen, mit denen man ihn von allen Seiten her uͤberhaͤuft habe. Mittlerweile werde er den neuen Ministern seine Unterstuͤtzung nicht vorenthalten. Waͤhrend die Verfassungs⸗Veraͤnderung in Madrid bewerkstelligt wurde, hatte der Karlisten-Chef Ba⸗ silio seine Stellung bei Medinaceli verlassen, und am 16ten war die Verbindung mit Saragossa wiederhergestellt worden. General Seaone hat zwei Proclamationen, vom 15ten Morgens datirt, erlassen, die eine an die Soldaten und National⸗Gar⸗ disten, die andere an die Einwohner von Madrid; er zeigt darin den Entschluß der Koͤnigin an, die Constitution durch das ganze Koͤnigreich annehmen zu lassen, und wuͤnscht der Nation Gluͤck dazu, daß durch diesen Schritt, Friede, Eintracht und Freiheit hergestellt sey. Annahme der Constitution von 1812 abrieth und die Soldaten ihm Pereats brachten, von der Koͤnigin Christine entfernt wor⸗ den seyn. Gegen den Minister Isturiz, der die Einfuͤhrung dieser Constitution in Madrid mit Gewalt verhindern wollte, forderte die Volkspartei eine gerichtliche Anklage, uͤber welche indeß am 17ten noch nichts entschieden war. Es ging in Ma⸗ drid auch das Geruͤcht, der General Cordova sey von seinen Truppen verhaftet worden, und diese haͤtten, nachdem sie die Verfassung von 1812 proklamirt, Espartero zu ihrem Ober⸗ Befehlshaber ausgerusen.

In der Madrider Korrespondenz, die der Englische Globe mittheilt, liest man auch Folgendes: „Am 9. August wurde die Verfassung von 1812 in Murcia proklamirt. Zu Cartagena versuchte es an demselben Tage der dortige Gouver⸗ neur, Graf von Mirasol, derselbe, der Bilbao gegen Zumalcar⸗ reguy vertheidigte, der Aufregung Einhalt zu thun; seine Trup⸗ pen ließen ihn aber im Stich und waren mit die Ersten, welche jener Constitution ein Vivat brachten. Er sah sich daher gend⸗ thigt, mit mehreren Offizieren an Bord eines Englischen Schiffs zu fliehen und das Kommando dem General Valdez zu uͤber⸗ lassen, unter dessen Auspizien sich eine Junta bildete. Mirasol segelte am 12ten ab.“

Unterm 12. August hat der General Mina in Barce⸗ lona folgende Proclamation erlassen, die auch von den uͤbrigen Ober⸗Behoͤrden Cataloniens mit unterzeichnet ist: 3

„Catalonier! Die Bestrebungen großer Nationen sind den Um⸗ ständen angemessen, die sie hervorrufen. Seyd stets fest, ruhig und muthvoll. Lasset keinen Eindringling den Pfad unseres Ruhmes mit Verbrechen beflecken. Ein Soldat des Landes und der Freiheit kann nicht dulden, daß die Reinheit beider befleckt werde. Wir wol⸗ len uns der Freundschaft freier Nationen und namentlich unserer Verbündeten dadurch würdig machen, daß wir unsere Freiheit sichern, ohne Antipathie zu erregen. Aber ich rathe Euch, vorsichtig zu seyn. Ich werde Euch ein Beispiel von Festigkeit geben, wovon Ihr in der Vorstellung einen Beweis finden werdet, die ich, in Ueberein⸗

Der Kammerherr Mußoz soll, weil er von der—

stimmung mit den anderen Behörden, an die Regierung gerichtet habe und die folgendermaßen lautet: 8— Seora! Der Geueral Don Francisco Espoz p Mina, dem Ew. Maj. das Kommando der Armee und des Fürstenthums Catalonien anvertraut hat, getreu seinen Grundsätzen und entfernt von jeder Absicht, die nicht die Tendenz hat, den Thron Ihrer erhabenen Tochter und die Freiheit des Landes zu befestigen, und die übrigen Behörden des genannten Fürstenthums und dieser Stadt würden ihren Gesinnun⸗ gen und Pflichten nicht gemäß zu handeln glauben, wenn sie Ew. Maj. nicht offen darlegten, welches Chaos jene kostbaren GegenFände, die Idole der Spanier, denen sie zur Bewunderung des aufgeklärten Eurdpa's Leben und Eigenthum zum Opfer bringen, zu überwältigen droht. Aber während jene zahlreichen heroischen Anstrengungen ge⸗ täuscht und die Klagen zahlreicher Opfer unter den Schmeicheleten vergessen worden sind, die den Thron Ihrer erhabenen Tochter um⸗ geben und ihn eher zu einem Bollwerke der Unterjochung als zu einem Schutz für jeden loyalen Bürger machen, hatten fehlerhafte Sy⸗ steme, niedrige Leidenschaften und Juteressen, die mit der Wie⸗ derherstellung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse unverträglich sind, die Nation seit einem Jahre an den Rand des furchtbarsten Abgrundes gebracht. Die Ration erhob dann ihre Stimme, und als auf ihren Antrieb falsche Rathgeber aus dem Ministerium ent⸗ fernt worden, nahm das Staatsschiff einen günstigeren Gang unter der Leitung von Piloten, die schnell das Vertrauen des Volkes zu gewinnen und letzteres abermals um den Thron Ihrer erhabenen Tochter, das gemeinfame Centrum der Hoffnung und des Trostes zu versammeln wußten. Als der Sturm sich gelegt und es sich deut⸗ lich zeigte, daß die Treue der Spanier gegen Isabella II., oder gegen das Lebeus⸗Prinzip der Monarchie nicht im geringsten vermindert worden sey, da zeigte der Karlismus, welcher durch eine trügerische auf unsere ephemere Spaltung gegründete und durch die Trägheit und schändliche Schwäche der öffentlichen Behörder beförderte Täuschung ermuthigt worden war, jenen Schrecken, der die Rebellion und den Verrath. charakterisirt, und floh mit seinen ver⸗ worfenen Proselyten in die Felsen und Wälder, die ihnen zur Wiege und zum Schutze dienen. Die Nation, welche Leben und Vertrauen wieder gewann, sah überall die Ordnung wieder hergestellt, den Kre⸗ dit sowohl im Innern als im Auslande befestigt, die Reihen der tapfe⸗ ren Armee durch 100,000 Mann vermehrt, die aufgeklärte Welt 8 spendete den Opfern der Nation ihren Betfall, und wir gewannen schnell die Achtung selbst derjenigen Regierungen, die mit der Freiheit und Unabhängkeit der Spanier am wenigsten svmpathistren. Aber der Genius des Bösen, der die Throne umstrickt und mißleitet, um sie an den Abgrund zu bringen, wo er sie dann verläßt, wagte es seine giftigen Arme auszustrecken und uns noch einmal in jenes Chaos zu stürzen, aus dem der reinste Patriotismus uns gerettet hatte, und zur Schande sey es gesagt, daß Männer, Apostaten ihrer Mei⸗ nungen, das von ihren Landsleuten in sie gesetzte Vertrauen miß⸗ brauchten, den erbitterten Leidenschaften den Zügel schießen ließen, einem nicht zu bezwingenden Ehrgeize nachgebend, in Ihren König⸗ lichen Palast eindrangen, mit der von Ew. Majestät ihnen bewillig⸗ ten Autorität bekleidet, durch Auflösung der gesetzlich konstituirten Cortes alle Schranken überschritten und auf diese Weise den Glanz des erhabensten Rufes zu verdunkeln, den patriotischen Eifer der Bürger zu unterdrücken, die tapfere und loyale Armee zur Un⸗ thätigkeit zu verdammen und eine fremde Intervention als das ein⸗ zige RettüuUngsmittel für das Land »darzustellen suchten, obgleich essen Söhne kräftige Arme haben, die Sklaverei verabscheuen und den Ruhm nicht beflecken wollen, von dem die im Kampfe gegen den hinterlistigen Feind ihrer Freiheit errungenen Lorbeeren Zeugniß geben. Wie vieles Unglück ist geschehen, Sehora, wie vieles Blut ist durch Vandalismus vergossen worden, wie viele Städte ha⸗ ben während der drei Jahre des Bürgerkrieges die Schrecken der Verwü⸗ stung erfahren; und wie vieles von diesem Allen hätte verhindert werden können! Dies waren die unglücklichen Folgen des übereilten Verfahrens jener Rathgeber, denen Ew. Majestät, unbekannt mit de auf gesetzliche Weise ausgesprochenen Gesinnung der Ration, die Zügel der Regierung anvertraut hatte. Sie beharrten auf ihrer Hartnäckigkeit, aber die Leiden des Landes haben den höchsten Gipfel erreicht. Das unsterbliche Saragossa, Cadir, Sevilla und viele ander b Städte der Monarchie geben jetzt ein erhabenes Beispiel von Patri⸗ tismus, der nicht durch Verbrechen besudelt wird, wodurch die Ereigniss des vorigen Jahres entehrt wurden. Ganz Spanien wird einem edlen Beispiecle folgen, und Catalonien, der klassische Boden des He roismus und der Freiheit, fühlt den ganzen Impuls einer so groß⸗ herzigen Erklärung der Gesinnungen. Die Behörden Catalonien spntpathistren mit allen Klassen der Bürger, aber Klugheit und gute Gesinnung haben sie stets vermocht, Sorge zu tragen, daß Ew. Ma⸗ jestät, die wir für die Mutter des Landes erklären und von deren erhabenen Lippen wir die ersten magischen Laute der Freiheit, Am⸗ nestie und Vaterlandsliebe, hörten, erfahre, auf welche Weise der durch die schlechten Rathgeber der Krone erregte Sturm schuell bei⸗ zulegen sev, nämlich dadurch, daß dieselben vor dem National⸗Kon⸗ greß zur strengen Verantwortlichkeit gezogen werden, dadurch, daß die erwählten Deputirten einberufen werden und die Eröffnung der Cortes an dem bestimmten Tage stattfindet, dadurch, daß die Zügel der Regierung tadellosen Bürgern und entschiedenen Patrioten, unbescholtenen und edlen Männern, die kein an⸗ deres Interesse haben, als das des Landes, übertragen und auf diese Weise die verderblichen Wolken verscheucht werden, die den Thron der unschuldigen Isabella umlagern. Wir haben mit Schmerz und Unwillen einen Ausbruch gegen das jetzige Kabinet wahrgenom⸗ men, und dies veranlaßt uns, Ew. Maj. mit aller Energie der die Freiheit und den Thron Isabella's liebenden Spanier die schwierige Lage, in der wir uns befinden, auseinderzusetzen, damit Ew. Maj. dadurch bewogen würden, die Wünsche der Nation zu erfüllen jene unseligen Rathgeber von ihrer Seite zu entferneu und vermittelst der versammelten Cortesunser künftiges Schicksalauf eine dauerhafte und pa⸗ triotische Weise festzustellen. Das Fürstenthum Catalonien, welches seine Wünsche mit denen der anderen Provinzen vereinigt und von der Gerech⸗ tigkeit derselben überzeugt ist, hat bei diesem Schritte denhöchsten Beweis seiner Klugheit und Vorsicht geben wollen. Wir wollen Ew. Maj. nichts vorschreiben, wir sprechen für das Interesse Spaniens, für das Interesse Isabella's und für Ihr eigenes, Senora. Wir hoffen, Ew. Maj. wird er⸗ wägen, daß das Volk, wenn es mit so reiflicher Ueberlegung zu Werke geht, seinen Entschluß, so wie das Vertrauen beweist, welches es in die Unterstützung jener Gerechtigkeit setzt, die sein Schutz ist. Von den erhabenen Lippen Ew. Majestät hängt die Entscheidung unserer Bürger und Behörden ab. Jede Zögerung, mit Freuden Ihr „Ja“ auszusprechen, zerreißt die Vande der Unterwerfung unter Ihr Ka⸗ binet. Catalonien wird, ungeachtet des Unglücks, von dem es in Folge der schändlichen Empörung heimgesucht ist, sich niemals dem Despotismus und der Herabwürdiaung unterwerfen. Es birgt in seinem Innern Tugenden und hinlängliche Hülfsmittel und hat Männer zu seinen Führern, denen das Heil ihres Landes das Höchste ist.““ (Folgen die Unterschriften.) 1 .

Nach Briefen aus San Sebastian vom 19. Aug. im Englischen Courier hatte General Evans am Tage zuvor die offizielle Nachricht von den Auftritten in Madrid und zugleich die Mittheilung von Seiten des neuen Ministeriums erhalten daß es sich bemuͤhen werde, die Forderungen der Legion vollkom⸗ men zu befriedigen. Vorher aber schon hatte General Evans den Öbersten de Lancey, einen Offizier seines Generalstabes nach Madrid abgeschickt, um der Spanischen Regierung die kri⸗ tische Lage der Legion vorzustellen. Er uͤberbringt die offtziellen Nachweisungen uͤber die Sold⸗Ruͤckstaͤnde, welche sich auf gegen 70,000 Pfd. belaufen, und soll zugleich befugt seyn, zu erklaͤren, daß, wenn die noͤthigen Fonds nicht herbeigeschafft wuͤrden die Existenz der Legion um so mehr gefaͤhrdet waͤre, als auch der mit einem Bayonner Hause abgeschlossene Kontrakt wegen Lieferung der noͤthigen Lebensmittel mit Ende Augusts ablaufe und bei mangelnden Fonds nicht er⸗

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