1836 / 249 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in Goͤttingen, und Dr. Horace Haͤyman Wilson,

Statthalterei⸗Rath in Pesth, und

und alle daselbst befindliche Kavallerie und Infanterie zu seiner Verstaͤrkung zu beordern, die erst den Befehl hatte, zu Lande seine Operationen zu unterstuͤtzen.

Durch das Dampsschiff „African“, welches am 8ten d. M. Malta verlassen hat, erfaͤhrt man, daß Anfangs dieses Monats fuͤnf Nord⸗Amerikanische Kriegsschiffe auf der Rhede von Korfu lagen.

ö6“ HaSl en.

1 Warschau, 2. Sept. Der General Lieutenant Golowin, General⸗Direktor der Regierungs⸗Kommission des Innern, der eistlichen und Unterrichts⸗Angelegenheiten, ist am Montage Flerher zuruͤckgekehrt, und der General Graf Nesselrode ist von hier nach Lublin abgereist.

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Hannover, 3. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der 2 nig so wie die Frau Herzogin und der Prinz George von Cam⸗ 9 K. K. H. H. sind vorgestern von Celle hier wieder einge⸗ troffen.

Sicherem Vernehmen nach, beabsichtigt Se. Koͤnigl. Hoh. der Prinz George von Cumbertand, am 6ten d. M. das See⸗ bad Norderney wieder zu verlassen, um uͤber Aurich, Oldenburg, Bremen und Luͤncburg nach Berlin zuruͤckzukehren.

Dresden, 3. Sept. Dem Vernehmen nach, werden Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin am 5ten d. nach Teplitz und am 6ten von dort nah Prag, und zwar unter dem Namen eines Grafen und einer Graͤfin von Hohenstein reisen. Des⸗ gleichen wird am 11. September Ihre K. K. Hoheit die ver⸗ wittwete Großherzogin von Toscana nebst Höchstdero Nichten unter dem Namen einer Graͤfin von Coltano die Ruͤckreise von hier uͤber Nuͤrnberg, Straßburg nach Florenz antreten. Heute ist hier vieles Leben; Jedermann will den Koͤnig von Griechen⸗ land sehen. Vormittags ist Artillerie⸗Manoͤver gewesen; Abends wird „Robert der Teufel“ gegeben.

Gotha, 3. Sept. Unfer beruͤhmtes Vogelschießen, welches am vergangenen Sonntage begonnen hat und von dem schoͤnsten Wetter beguͤnstigt wird, traͤgt auch in diesem Jahre durch die große Theilnahme, welche es bei allen Staͤnden findet, durch den zahlreichen Besuch aus der Fremde und durch die mannig⸗ faltigen Vergnuͤgungen und Genuͤsse, die es darbietet, den Cha— rakter eines wahren Volksfestes. Unser durchlauchtigster Landes⸗ herr mit des Prinzen von Wuͤrttemberg Hoheit beehrten mehr⸗ mals dieses Volksfest mit Hoͤchstihrer Gegenwart und einmal in Begleitung Hoͤchstihres Gastes, des regierenden Herzog von Sachsen⸗Meiningen Durchlaucht. 1

Muͤnchen, 30. August. (Allg. Zeit.) Heute Morgen 8 Uhr ist Se. Maj. der Koͤnig Otto in Begleitung des Koͤnig⸗ lichen Staats⸗Ministers und Bundestage⸗Gesandten, Hrn. v. Mieg, welcher erst Tags zuvor angekommen war, nach Dresden und Berlin abgereist, von wo aus derselbe auch einen Besuch in O!— denburg machen wird. Heute war noch Familien⸗Diner in Schleißheim, dem Geburtstage der Frau Erbgroßherzogin von Darmstadt zu Ehren, deren Gemahl morgen nach Darmstadt zuruͤck geht. Die Bevollmaͤchtigten der Bayerischen Eisenbahn⸗ Comité's kehren sehr befriedigt in ihre Heimath zuruͤck; sie haben ihre Wuͤnsche und Antraͤge heute dem Koͤnige vorgetragen, und die allerhoͤchste Entschließung hierauf ist auch bereits ersolgt. Sie soll obige Antraͤge durchgehends genehmigen, diese Genehmigung soll aber mit der Bedingung der Ausfuͤhrung innerhalb einer bestimmten Zeit verbunden seyn. Ein erwettertes Cypropria⸗ tionsgesetz duͤrfte daher eine der ersten Aufgaben der naͤchsten Staͤndeversammlung seyn. Bis zum Zusammentritte der Staͤnde soll, wie man wissen will, die Kammer der Reichsraͤthe einen Zuwachs an erblichen und lebenslaͤnglichen Mitgliedern erhalten. Die Bildung von Familien⸗Fideikommissen ist wieder an der Tagesordnung und der Werth der Guͤter in den letzten Jaͤhren bedeutend gestiegen. Uebrigens beschaͤftigt sich der gutsbesitzende Adel seit einiger Zeit auch mehr mit Industrie; namentlich werden im kuͤnftigen Jahre im Untermain⸗ und Unterdonau⸗ kreise auf einigen Rittergutsbesitzungen Runkelrüben⸗ Fa⸗ briken emporbluͤhen. Dieser Industriezweig hat uͤberhaupt in Bayern sehr viele Anhaͤnger gefunden. Im kuͤnftigen Jahre werden wenigstens zwoͤlf Fabriken im Gange seyn. Se. K. Hoh. der Kronprinz wird dem Vernehmen nach am naͤchsten Sonnabend nach Hohenschwangau zuruͤckkehren. Der zur Feier des 25. Augusts gehalkenen oͤffentlichen Sitzung der Koͤnigl. Akademie der Wissenschaften in Muͤnchen wohnten der Koͤnigl. Staats⸗Minister des Innern, Fuͤrst von Oettingen⸗ Wallerstein, und mehrere ausgezeichnete fremde Gelehrte, na— mentlich der beruͤhmte Robert Vrown, bei. Die ne gewaͤhlten und von Sr. Koͤnigl. Majestaͤt bestaͤtigten Mitglieder, deren Namen in dieser Sitzung bekannt gemacht wurden, waren sot⸗ gende: Chrenmitglieder: Lord John Russell, Minister des In⸗ nern Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Großbritanien; Sir James Abercromby, Sprecher des Unterhauses im Großbritanischen Parlament; Dr. John Bowring, Mitglied des Unterhauses im Großbritanischen Parlament; und auswaͤrtige Mitglieder: Z)r. Karl Otrfried Muͤller, Hofrath und Professor der Archäologie Professor der Sanstritsprache an der Untversitaͤt zu Oxford, in der philosophisch⸗ philologischen Klasse; Dr. Mitscherlich, Professor der Che⸗ mmie und Mitglied der Koͤnigl. Akademie der Wissenschaften in

Berlin, in der mathematisch⸗phystkalischen Klasse; Dr. Georg

Pertz, Koͤnigl. Hannoverscher Archivar; Franz Palatzky, Histo⸗ riograph der Staͤnde des Koͤnigreichs Boͤhmen; Augustin Thierry, Nüczieb der Hegtg Franzoͤsischen Akademie der Inschriften in Paris; Freiherr Aloys v. Mednyansky, Koͤnigl. Ungarischer Joachim Jose da Costa de Macedo, bestaͤndiger Secretair der Koͤnigl. Akademie der Wis⸗ senschaften in Lessabon, in der historischen Klasse. 1 Muͤnchen, 1. Sept. Ihre Mazestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin und Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz sind gestern nach Berchtesgaden axvgereist.

Der Fuͤrstl. Taxissche Geheimerath und Gencral⸗Post⸗Di⸗ rector Freiherr v. Brens Berberich ist zu Muünchen angetommen.

Der Orden der barmherzigen Schwestern hierselbst wird mit dem 1. Oktober d. J. nun auch die Verwaltung des hecl.

Geist⸗Spitals übernehmen. Es heißt, dem genannten Orden soll &r

nnunmehr auch ein eigenes Kloster nebst einer geraumigen Kirche

erbaut werden.

Da die Verhandlungen der Eisenbahn⸗Delegation in Mün⸗ chen bereits geschlossen sind, so haben deie Abgeordneten die Ruͤck⸗ reise in ihre Heimath angetreten. Es bestaͤtigt sich, daß die Er⸗ gebnisse der Verathung sehr befriedigend sind. Jedenfalls soll mit der Augsburg⸗Muͤnchner Bahn naͤchstens der Anfang ge⸗ macht werden.

Aus Tyrol sind einige Commissionaire hier angekommen, um sich mit dem hiesigen Eisenbahn⸗Comité hinsichtlich einer

Eisenbahn von hier nach Innsbruck und Triest zu benehmen. bereit liegende kurze Holz

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Man spricht von einem Militair⸗Kordon, der zur Aöweh⸗ rung der Cholera an der Bayerischen Graͤnze gegen die Schweiz und Tyrol gezogen werden soll.

Nuͤrnberg, 2. Sept. Se. Hoh. der Erbgroßherzog von Hessen ist von Muͤnchen hier angekommen, um den bis Mitte dieses Monats dauernden Herbst⸗Uebungen des Infanterie⸗Re⸗ gliments, dessen Inhaber Hoͤchstderselbe ist, beizuwohnen. Kearlsruhe, 1. Sept. Ihre Hoheiten der Markgraf und die Markgraͤfin Wilhelm von Baden sind gestern von Ihren Besitzungen am Bodensee, wo Hoͤchstdieselben laͤngere Zeit zuge⸗ bracht hatten, und Se. Hoheit der Markgraf Mayximilian bereits vor mehreren Tagen aus Doberan wieder hier eingetroffen.

Mannheim, 30. August. Gestern wurde hier der Ge⸗ burtstag des Großherzogs gefeiert. Ein zahlreich besuchter Buͤr⸗ gerball beschloß das Fest, welches gluͤcklicherweise froͤhlicher en⸗ dete, als das vor wenigen Tagen. in der benachbarten Rheinschanze gefeierte Geburtsfest des Koͤnigs von Dayern. Dort hoͤrte man am Vorabend und am Tage des Festes selbst haͤufig kanoniren; Tuͤrkische Musik ertoͤnte vom jenseitigen Ufer fast unaufhoͤrlich; Alles war froh und munter, bis die Nacht in ihrem Schoße

achte. Der Inha er des dort gen Speditionsgesehäftes Vermahlung auf diesen Tag verschoren und langte gegen Abend mit seiner jungen Frau an. Zur Verherrlichung

dieser aͤhlong wurde ein großes Feuerwerk abgebrannt. Ein n. ch bedeutender Vorrath von Pulver, den man unvorsichtigerweise nicht bei Seite geschafft hatte, sing durch eine mißlungene Rakete Feuer und beschaͤdigte drei Menschen so sehr, daß einer davon noch nicht außer Lebensgefahr seyn soll. Cin heftiger Wortwechsel, bei dem mit Stock und Pruͤgel demon⸗ strirt wurde, machte das Finale. Die C“ dazu soll allein dem wohlfellen Weine zuzuschreiben seyn.

Freibu 1 31. Aug. Gestern Abend ist Se. Excellenz der Staats⸗Minister Winter, aus der Schweiz kommend, hier ein⸗ getroffen. 1 2 82 Frankfurt a. M., 2. Seyt. Es erscheint hier seit gestern eine Voͤrsen⸗Zeitung. In welchem Sinne dieselbe redi— girt wird, ersieht man an der ersten Nummer, worin Mendiza⸗ bal ganz im Ernst lobend geschildert wird, als ein „patriotischer“ Mann, dem in diesem Auzenblick selbst daran gelegen sey, den Cours der Spanischen Effekten „so niedrig als moͤglich“ zu halten, weil fuͤr ihn ein reeller Vortheil daraus entspringe. Dieses Manoͤver Mendizabal's scheint deswegen in der Boͤrsen⸗Zeitung

gewinnsuͤchtige Laien zur Speculation Eine so offenbar nur auf Befoͤrderung Zeitung erscheint vielen hiesigen

empfohlen zu werden, um in Ardoins zu verleiten. des Papier⸗Geschaͤfts angelegte Buͤrgern als eine Kalamitaͤt.

4 * C

Schweiz.

lugust. In der gestrigen Sitzung der Tag⸗ Antwortsnote an die Franzoͤsische Czesandt⸗ Sodann kam die Cellardsche

9. satzung wurde die schaft mit 18 Stimmen genehmigt. di lardsch Angelegenheit an die Reihe (S. unten). Der Kommissional⸗Bericht ging dahin, daß die dermalige Sach⸗Lage von der Art sey, daß weder die Tagsatzung, noch der Vorort, noch der Franzoͤsische Botschafter sich darein zu mischen haͤtten, denn der Gegenstand sey strengrechtlicher Natur. In diesem Sinne solle die Bot— schaft des Franzoͤsischen Gesandten durch den Vorort beantwor⸗ tet werden. Nach mehrstuͤndigem Sprechen, das haͤufig von der Hauptfrage abschweifte, sich in staats⸗- und civilrechtliche Theorieen verlor und auf den rechtlichen Gesichtspunkt einging, stimmten 12 Stände fuͤr diesen Kommissional⸗Antrag. 1

Der eidgenoͤssische Vorort hat unterm 24. August folgendes Kreisschreiben an sämmtl che Staͤnde erlassen: b

„Dit. Der unterm 11. Angust letzthin von einer Mehrheit der Stände theits ohne theils mit Ratisircations⸗Vorbehalt augenom⸗ mene Tagsatzungs⸗Beschluß, betreffend die nuruhigen Fremden in Ew Heochwohlgeboren vermitelst eines

der Schweiz, welchen wir Hoch 1g besonderen Kreisschreibens vom gleicheg Tage mitgetheilt hatten,

ist am 23. August, zufelge der allmälig eingelangten Standes⸗ Ratificatienen, in Kraft erwachsen und beruht dermalen auf der definitiven und atlgemein verbindlichen Zustimmung folgender sechzehn eidgenössischen Stände, als: Bern, Zürich, Luzern, Uri, Schwovz, Unterwalden, Glarus, Zug, Freiburg, Solothurn, Basel, Schaffbausen, Graubündten, Aargau, Wallis und Rcouchatel. Beauf⸗ ragt, über die getreue, schnelle und gleichförmige Vollziehung dieses Beschlusses in der Eigenschaft als eidgenössischer Vorort zu wachen, sollen wir Hochdieselben dringend einladen, alle diejenigen 8 ichtlinge oder Fremde, welche sich auf Euerem Standesgebiete befinden und durch den 1. Art. des erwähnten Beschlusses auf irgend, eine Weife betroffen werden, nuverzüglich anbaiten und im Einverständniß mit dem eidgenössischen Borort auf eine Weise aus dem Sch weizeri⸗ schen Gebiete emfernen zu lassen, welche müglichst große Sicher⸗ heit gewährt, daß dieselben nicht mehr in die Schweiz zurück⸗ kehren können. Ganz besonders aber sollen wir Euer Hoch⸗ wohlgeboren auweisen, alte zum Zweck führende Mittel zu ergreifen, damit nachstehende besonders gravitie Individnen verhaftet und auf die Französische Gränze abgelicfert werden, als da sind: Joseph Maz⸗ zini, genannt Strezzi, aus Genna; Johaun Ruffini, aus Genna; Augustin Rufsini, aus Genua; Ernst Herrman von Rauscheublatt, vnannt Kater, aus dem Hanneverischen; Georg Peters, genannt Iaece und Zoller, aus Berlin; Bernhard Litzius, genannt Reis, aus lischaffenbuürg. Jndem wir uns vorbrhalten, Euer Hochwohlgeboren

wähnten Beschlusses zugchen zu lassen, benutzen wir diesen Anlaß, n. s. w.“ (Folgen die Unterschriften)

Die Allgemeine Schweizer Zeitung sagt: „Bie Streitigkeit zwischen den Herren Cellard, aus dem Departement des Goldhuͤgels in Frankreich, und Herrn Leuzinger von Axp⸗ nacht, Kantons Unterwalden, worin die Ersteren die Dazwi⸗ scheukunft des Franzoͤsischen Gesandten angerufen haben, droht Wahlschen Geschichte zu werden. Im Cellard von Leuzinger bedeutende, in der

ihr

*

das Seitenstuͤck zur Jahr 1833 kauften die e, in Gemeinde Alpnacht gelegene Waͤlder und errichteten daselbst; Handlungs⸗Buͤreau. Im Jahr 1835 ging Leuzinger von Alp⸗ nacht weg und ließ sich in Luzern nieder. Im Juni 1836 zog er, ohne dazu berechtigt zu seyn, einen Wechsel auf die Herren Cel⸗ lard, dessen Annahme diefelben natuͤrlich verweigerten. Den 25. Juli gelang es dem Leuzinger, auf diese gaͤnzlich nichtige, werthlose Ansprache hin, den Amts⸗Gerichts⸗Praͤsiden'en von Lu⸗ zern zu bereden, einen Arrest auf das durch das Luzerner Ge⸗ biet transportirte Holz zu legen. Obschon der Gerichts⸗Praͤsi⸗ dent gleich nachher den widerrechtlich gefaͤllten Arrest selbst wie⸗ der heben wollte, so erkannte das Ober⸗Gericht auf Leuzinger’s Rekurs hin, daß, einem bestehenden Gesetze zufolge, der Arreit nur durch die obere Instanz zuruͤckgezogen werden koͤnne. Vergeblich ver⸗ vwendeten sich die Franzosen bei den richterlichen und administra— tiven Behoͤrden Luzerns um Aufhebung einer Maßregel, welche ihnen ungeheuren Schaden zufuͤgt, indem die kurze Zeit, wo der Wasserstand die Holzflößung zulaßt, schnell verstreicht und die groͤßten Tannen und Balten aus Unterwelden ihnen auf dem Transit nach Frankreich zu Floͤßen dienen, auf welche sie das unterweges an den Ufern der Fluͤsse und Kanäaͤle zum Transport laden und weiter schiffen. Wird nun

das Unterwaldnerholz zuruͤckgehalten, so muß alles andere aug zuruͤckbletben, und die HH. Cellard koͤnnen ihren eingegangenen grohen Verpflichtungen zur Holzlieferung kein Genuͤge leisten Der Arrest ist zudem eine offenbare Verletzung eines bestehenden Vertrags zwischen Frankreich und der Eidgenossenschaft. Um rem natuͤrlichen Richter nicht entzogen zu werden und um de Handhabung des §. 3 jenes Vertrags auszuwirken, wandten st die Herren Cellard an den Gesandten. Dieser §. 3 lautet: „„N. persoͤnlichen oder Handelsverhaͤltnissen, welche sich nicht guͤtlic und ohne richterliche Dazwischenkunft beenden lassen, wird de Käaͤger gehalten seyn, seine Sache vor dem natuͤrlichen Richt des Beklagten zu betreiben; es waͤre denn, daß die Parteien Orte selbst, wo der Vertrag geschlossen wurde, gegenwaͤrtig, oꝛ daß sie in Ansehung des Richters uͤbereingekommen waͤren, vor w chem ihre Anstaͤnde zuschlichten sie sich verbindlich gemacht haͤtten.“ Es scheint nach obigem Wortlaut natuͤrlich, daß der Gesande ohne weiter in den Grund der Sache einzutreten, auf die 9H bung des Sequesters auf dem Administrativwege dringt, Streitigkeiten zwischen den betreffenden Parteien nach de Wortlaut des zitirten §. vor dem natuͤrlichen Richter des Beklas ten betrieben werden sollen, welcher in diesem Falle im OM selbst, wo der Vertrag geschlossen wurde, näͤmlich in Alpnach sich besindet. Wir koͤnnen in dem Verfahren in Luzern einf weilen nichts anderes als eine Kraͤhwinkel⸗Chikane sehen, u die Ungerechtigkeit des ohne Grund verhaͤngten Arrests zu he maͤnteln. Die Heftigkeit, womit einige Blaͤtter in dieser Sach Laͤrm blasen, und welche auch der schmaͤhlich abgelaufenen Waß schen Sache voranging, soll vielleicht die öͤffentliche Meinmn irre fuͤhren und das gute Recht, welches hier gewaltig zu hi ken scheint, ersetzen.“

In eben diesem Blatte liest man: „Die groͤßte Fan Tages ist gegenwaͤrtig unstreitig das vom Vice⸗Praͤsident der Tagsatzung als Praͤsident der Muͤnsinger⸗Versammlung u terzeichnete Begehren, daß die Tagsatzung bei der Franzoͤsisch Regierung anf die Entfernung des Herzogs von Montebech dringe.“

Die Aktenstuͤcke gegen Conseil und Schuͤler sind dem V hoͤrrichter Lufft, der mit der Spezial⸗Untersuchung beauftragt if uͤbergeben worden.

Die Hann Mittheilung aus der Schweiz lich zuverlaͤssiger Quelle erfahren wir, daß die Gesandten do auswaͤrtigen Maͤchte wenig Zutrauen setzen in die Wirksamte der von der Tagsatzung beschlossenen Maßregeln in Betreff d Fluͤchtlinge und es kaum verhehlen, daß die der Schweiz in Au sicht gestellte Sperre wirklich eintreten duͤrfte. Thatsache is daß der Oesterreichische Gesandte, Graf von Bombelles, ein Badere’se nach Scheveningen, welche anzutreten er im Begris stand, wieder aufgegeben hat, wie man versichert, einzig in Fol der immer groͤßer werdenden Verwickelungen der Schweizerisch Verhaͤltnisse. Auch wird von dem Herzoge von Montebello be hauptet, daß er aus einem gleichen Grunde die Weisung gegh ben habe, einen sich unterweges befindenden Transport von M. beln bis auf weitere Anordnung nicht nach Bern zu schicken.“

des

oversche Zeitung enthaͤlt folgende Privg vom 26. August: „Aus zien

Spanien.

Madrid, Aug. (Franzoͤsische Blaͤtter.) D. Ruhe der Hauptstadt ist seit dem 19ten nicht ernstlich geste worden; aber die Stimmung der Gemuͤther und namentlich de Bestrebungen der Faction, die Liberalen zu trennen, sind nich geeignet, eine lange Dauer der oͤffentlichen Ruhe zu verbuͤrgen Die Unzufriedenheit ist allgemein, die Feinde des Landes u nutzen diese Stimmung der Gemuͤther, und wenn seit dem 19te noch keine Kanonen die Buͤrger wieder in Schrecken gesetzt he ben, so geht doch kein Tag und vorzuͤg'ich keine Nacht ohn mehr oder weniger ernstliche Streitigkeiten voruͤber. Die P. vat⸗Rache faͤrbt noch immer das Straßenpflaster mit Blut, un die von der Behoͤrde getroffenen Maßregeln haben noch nich

diese Ausbruͤche der Leidenschaften des Volkes unterdruͤcken koͤnnen

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—29.

zu sehen.

Widerwillen gegen diesen

Die Hauptstadt ist jedoch nicht der einzige Schauplatz dieser d. scheulichen Excesse. Briefe aus Valencia schildern diese Sta als eine Beute innerer Zerruͤttungen. Die Buͤrger bewaffm sich fuͤr ihre persoͤnliche Sicherheit, und da die gesetzlichen B hörden ihnen keinen Schutz gewaͤhren koͤnnen, so sind sie em schlossen, sich selbst zu vertheidigen. Es ist nichts Selteng Bewohner jeuer Stadt bis an die Zaͤhne bewaffnet, mit Dol und Pistolen im Guͤrtel und einen großen Stock in der Ha Es ist ein auffallender Zuͤstand der Dinge, der ei friedliche und ruhige Bevöoͤlkerung zwingt, zu ihrer eigen Sicherheit sich wie ein Banditen⸗Chef zu bewaͤffnen! Die U ruhe der Buͤrger ist nicht minder groß, als die Enrmuthigm in dem Palast, wo die Koͤnigin ihren Schmerz verbirgt. D. Ernennung Rodil's ist ihr offenbar aufgedrungen. Sie hat ihn

sen General schon seit langer Zeit, alg

namentlich seit dem Sturze Mendizabal's zu erkennen gegehg Calatrava hat die Zustimmung der Koͤnigin nur unter der 8 dingung erhalten, daß Rodil sich persoͤnlich zur Nord⸗Armee! gebe. Gutrega ist, an die Stelle von Lopez Baños, zum 6. neral⸗Capitain von Granada ernannt worden. Die Zusamm kunft der Cortes ist auf den 24. Oktober sestgesetzt. Man glall allgemein, daß die Bestimmungen der Constitution von 1812²] Anwendung kommen werden, doch verhehlt man sich auch ric die große Verlegenheit, welche fuͤr die Regierung aus einer Ven wirrung der Prinzipien des Koͤniglichen Statuts und der Cob stitution von 1812 entstehen duͤrfte.

Im Espaol liest man: „Da die Entwersung oder Wih derherstellung eines Gesetzes uͤber die Preßfreiheit eine nolz wendige Folge der Proklamirung der Constitution von 1812 so hat das Ministerium es fuͤr zweckmaͤhig gehalten, das äl 22. Oktober 1820 von den Cortes angenommene Reglemen wieder in Kraft zu setzen. Hiernach haben die Spanier de Recht, ihre Meinungen zu drucken und bekannt zu machen, ohw sie vorher der Censur zu unterwerfen. Ausgenommen hiervof sind diejenigen Schristen, welche von der heiligen Schrift un-

den Dogmen der katholischen Religion handeln.“

Aus der interessanten Schrift des Englaͤnders Herrn Hona uͤber das Hauptquartier des Don Carlos (Vergl. Nr. 235. 28 und 244. der St. Z.) geben wir hier einen vierten und letzte Auszug. Ueber den bekannten Karlisten⸗Chef Gomez spricht sih der Verfasser solgendermaßen aus:

„Da wir bei ünserer Ankunft in Hernani hörten, daß der Ger ral Gomez sich daselbst befinde, so gingen wir sogleich zu ihm, 5 ibm unsere Achtung zu bezcugen. Wir fanden den Artillerie⸗Genenl Montenegro und den Ingenicur⸗General Silvester bei ihm, zwei il der Spanischen Armee wohlbekannte Offiziere, die erst vor weuige Monaten zu Don Carlos übergetrelen waren. Wir wurden sehr 5 empfangen, und Gomez, so wie der Oberst Esterica, gaben uns 88 kurze und einfache Beschreibung des Gefechtes bei Heruani. Beid

Offziere ließen der Tapferkeit der Britischen Legion Gerechtigkent ng derfahren und erklärten, daß diese allein die Christinos vor gaͤnzlichig Untergange aufdem Rückzuge gerettet habe. Allein sie sprachen sich zug

T

sehr stark darüber aus, daß unsere Landsleute sich in einen Streit mengten, der sie uichts angehe, und im Namen des Freiheit gegen die reien Provinzen des Nordens kämpften, wo seit Jahrhunderten eine Repräsentativ⸗Verfassung bestanden habe. Sie äußerten sich ohne Rüchhalt über den Stand der Sache des Don Carlos und hegten das zuversichtliche Vertrauen auf einen glücklichen Ausgang, indem alle Rachrichten aus Catalonien zeigten, daß die Insurrection daselbst in vollem Gange sey; da auf diese Weise das Licht an beiden Enden augezündet worden, so müsse es auch schnell in der Mitte, nämlich in Ara⸗ onien, brennen. Sie gestanden ganz offen die Schwäche ihrer Kavallerie, dwie den Mangel an Geld, der sie zwinge, mit dem Solde der Truppen wei Monate im Rückstande zu seyn; dessenungeachtet waren sie nicht nur voll Hoffnung, sondern voll Vertrauen und beriefen sich, hiusichtlich der von ihnen gemachten Fortschritte auf den Zustand des Landes, durch das wir gekommen Und das vor 12 Monaten von den Chri⸗ inos militairisch besetzt gewesen, jetzt aber ganz vom Feinde befreit ev. Gomez ist ein wohlaussehender Mann, etwa 45 Jahre alt, mit einer hohen, etwas kahlen Stirn; sein Gesicht verrälh viel natür⸗ lichen Verstand, wenn nicht große Fähigkeiten. Er trug einen blauen Frack, dessen Knöpfe den Namenszug „Carlos V.“ trugen. Esterica, der Chef seines Generalstabes, ist ein schöner Mann, 6 Fuß hoch, mit einem tüchtigen Knebelbarte, ein echter Guerilla⸗Anführer, mit der Samara und Boyna. Der General Montenegro ist gleichfalls ein liebenswürdiger Mann. Er sprach anz offen über die Art des Dienstes und über seine Pläne. Er ist schr klein, hat aber ein scharfes klares Auge, das viel Geist verräth; und die Karlisten gaben öffentlich ihre Freude zu erkennen, als er sich ihnen auschloß, nicht sowohl wegen seiner Kenntnisse als Artillerie⸗ Ofsizier, als vornämlich deshalb, weil seine wohlbekannte Vorsicht ihnen eine Bürgschaft war, daß er sie für die stärkste Partei halte. Der General Silvester ist auch ein feiner kenntnißreicher Mann und ein ausgezeichneter Ingenieur. Er trug den einen Arm in der Binde, da er bei einer Recognoscirung mit dem Pferde gestürzt war. Un⸗ fere Gesellschaft wurde noch durch Segastibelza, den Sber⸗Befehls⸗ bhaber der Provinz Gnipuzcoa, und den ihm zuünächst im Kommando folgenden Offzier Isturiza vermehrt. Beide trugen starke Backen⸗ und Knebelbärte und waren schöne Repräsentanten eines Guerilla⸗ Anfübrers, was sie in der That mehr sind, als regulaire Soldaten. Es befanden sich auf diese Weise in dem Zimmer des General Gomez nicht weniger als fünf fommandirende Offeziere, sämmtlich Feklche Männer, mit ihren Stabs⸗Offizieren, die den angesehen⸗ sten Familten Spaniens angehörten, so daß wir Gelegenheit hatten,

uns mit eigenen Augen zu überzeugen, daß Don Carlos keine Aben⸗

teurer, sondern achtbare Männer um sich hat, die, wenn sie ihm

nicht aus Anbänglichkeit gefolgt wären, in ihrem Range und Gehalte lud

in der Armee der Königin geblieben seyvn würden.

Als wir uns von dem General Gomez beurlauben wollten, er uns zum Mittagsessen ein, an welchem auch die fünf kommandi⸗ renden Generale und die beiden Adjutanten, die uns auf einem Aus⸗ fluge in die Umgegend von San Sebastian begleitet hatten, Theil nahmen. Das Diner war gut und reichlich und ihm folgte Kaffee, Desert⸗ Confekt und Liqneure. Es wurden zwei Toasts ausgebracht, in die natürlich Jedermann einstimmte, der eine auf das Vohl des Königs Carlos, der an⸗ dere auf das Wohl seiner Freunde in England. Einer der Offiziere, welcher genug Englisch verstand, um die Worte „Tory“ und „Whig“ zu verstehen, gab uns vielen Stoff zum Lachen, als er seinen Freunden die poli⸗ tische Bedeutung dieser Worte zu erklären versuchte; er hoffte, wir würden sofort ein Regiment Tories absenden, um den General Evans und seine Whigs zu schlagen. Alle sprachen sich tadelnd darüber aus, daß die Liberalen gegen die constitutionnellen Provinzen Spanieus fämpften, und behaupteten, daß die Irländer, wegen ihrer muthmaß⸗ ichen Abstammung von Ansiedlern aus Bilbao, das Bürgerrecht in den Baskischen Provinzen besäßen und auf Privilegien Ansprüche hät⸗ ien, wozu kein Castillaner oder sonstiger Spanier berechtigt wäre; und sie beklagten sich über die Undankbarkeit der Irländischen Hülfs⸗ Fruppen. Nach aufgehobener Tafel nahmen wir mit einem herzlichen Händedrucke von allen Anwesenden Abschied, die ihre Freude darüber in erkennen gaben, daß mehrere Engländer hierher gekommen seven, um sich von dem wahren Zustande der Provinzen und der verbesser⸗ ten Lage des Don Carlos zu überzeugen.

Wir wollten nach Tolosa. Als wir bei einem einzeinen Hause vorüber kamen, stürzte aus demselben ein, offenbar wahnsinniges Weib hervor, warf sich uns entgegen und rief: „Malditos scan los ingle- szes, los le ribones que vienen aqué para la HBeina infame, y contra nuestro Rey! Malditos, malditos para scempre!“ („Verflucht seyen die Engländer, diese Schurken, die hierher kommen, um der verwor⸗ fenen Königin gegen unsern König zu dienen! Verflucht, verflucht sepen sie auf ewig!“) Sie war nicht ganz so malerisch, wie das Weib von „Rob Roy“, welches den Zug der Sassenachs aufhielt, aber der tiefe Ton ihrer Stimme und die feierlichen Verwünschungen versetzten uns in eine unbehagliche Stimmung, und wir trieben unsere kleinen Pferde

an, um auns dem Bereiche ihres Anathemas zu kommen.

Vir erreichten bald den Fluß Urumea und setzten unseren Weg längs seiner Ufer fort, bis wie Tolosa, die Hauptstadt von Guipuzcoa, einen so düsteren und traurigen Ort, wie irgend einer in Europa, erreichten. Man ist hier allgemein der Königin ergeben, und als die Christinos die Provinz besetzt hatten, war Tolosa ein Lieblings⸗Auf⸗ enthalt derselben; es wurde indeß nach der Belagerung von Villa⸗ franca aufgegeben, und die unbeschützten Einwohner waren froh, mit Don Carlos kapituliren zu können. Ich hörte nicht, daß die Ein⸗ wohner wegen ihrer feindlichen Gesinnungen gegen Hon Carlos hö⸗ her besteuert worden wären, als andere Städte; er hat im Gegen⸗ theil den Befehl gegeben, überall, wohin er komme, Alles zu verges⸗ sen und zu vergeben, und diese weise Politik machte einen solchen Eindruck auf die benachbarte Stadt Bergara, daß die durch ihre frü⸗ here Ergebenheit gegen die Königin bekannten Bewohner derselben jttzt zu den eifrigsten Anhängern des Don Carlos gehören.

ch glaube, es war zwischen Tolosa und Villafranca, wo wir durch das Dorf Ormastegui, Geburtsort des Zumalacarregui, kamen. Die Einwohner sprachen von ihm mit Thränen in den Augen und zeigten uns den Berg, von dem er einst die Christinos vertrieb. Ich vermuthete, er sey in der Dorfkirche beerdigt und ihm ein Monnment errichtet worden, allein man sagte mir, die Leiche sey einbalsamirt und seinem Bruder übergeben worden, um sie zu verbergen, bis die Beendigung des Bürgerkrieges gestatte, sie mit allen gebührenden Ehrenbezeugungen beizusetzen, damtt nicht etwa die Christinos, wenn sie wieder in Besitz des Landes kämen, das Grab des Helden ent⸗ weihten.

In dem kleinen Dorfe Villareal fanden wir die Gemahlin des Christinischen Geterals Jaureguy (El Pastor), die daselbst aus freier Wahl mitten unter den Karlisten lebt, obgleich ihr Gemahl der hef⸗ tigste Verfolger derselben ist ein Beweis, daß die Rovalisten we⸗ nigstens tolerant sind.“

Ueber die blutigen Vorfaͤlle in Barcelona und die Ermor⸗ dung des Obersten Joseph O'Donnell und 76 anderer Karlisten aͤußert sich der Verfasser unter Anderem folgendergestalt:

„Bei Anhörung der Erzählung dieser Greuelthaten ist man wohl berechtigt, zu fragen: Ist dies die Regierung, die England zu un⸗ terstützen sich verpflichtet hat? Haben wir für die Ermordung der Möuche in Madrid und Saragossa und der Kriegsge⸗ fangenen in Barcelona den Quadrupel⸗ Traktat abgeschlossen? Liefern wir nur deshalb Waffen und Munition, damit in der Citadelle der Königin wehrlose Gefangene ermordet wer⸗ den? Und sind von dem „Rodnev“ so viele Tansend Gewehre gelandet worden, um den Urbanos Mittel zur Ausführung ihrer blu⸗ ligen Entwürfe in die Hände zu geben? Darf ein im Hafen von Barcelona stalionirtes Britisches Kriegsschiff zu einem gemeinen Ge⸗ fängnisse gemacht werden? Und ist nicht endlich die Zeit für Eng⸗ land gekommen, um der Regierung der Königin zu sagen: „„Wenn Ibr weder Ehre, noch Redlichkeit, noch Stärke besitzt; wenn Ihr un⸗ sädig seyd, Eure Gefangene zu schützen üund die Gesetze gegen die

chuldigen in Anwendung zu bringen, so können wir uns nicht kom⸗ romittiren; wir müssen uns von unserer Verpflichtung lossagen, enn England verbindet sich nicht mit Mördern!““

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Der Quadrupel⸗Traktat ist mir von jeher als das seichteste di⸗ plomatische Aktenstück erschienen, das jemals aus der Feder eines Ministers hervorgegangen ist, und die Idee, den Westen Europa’'s gegen den Osten zu verbinden, war um derer willen, mit denen wir uns zu diesem Zwecke coalisirt haben, absurd; aber jetzt ist dieser Traktat eine Ungerechtigkeit, indem er unzureichend ist, der einen Partei den Sieg zu verschaffen, aber hinreichend, die andere an dem Siegezu hindern. Wöre der unglückliche Quadrupel⸗Traktat nicht unter⸗ zeichnet worden, sohätten jene Ereignissenichtstattgefunden, und entweder die Königin oder Don Carlos wäre Sieger durch eigene Mittel und durch den Willen der Nation. Und wären wir weiter gegangen und hätten die Angelegenheit zu unserer eigenen gemacht und wären, aus Rücksicht auf einen Handels⸗Vertrag, thätig eingeschritten und häͤtten die Revolution unterdrückt, wie es vor achtzehn Monaten möglich war, so würde die Politik unser Benechmen entschuldigt haben; aber wir haben unseren Beistand wie ungern verabreichte Allmosen darge⸗ boten, wir haben uns die eine Partei zu Feinden gemacht, ohne die andere wirksam zu unterstützen, und haben so lange ein System des Temporisirens befolgt, bis das Land von Mördern durchzogen wird und der Vater gegen den Sohn, der Bruder gegen den Braber den Degen zieht.“

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Lissabon, 23. Aug. Die Koͤnigin hat sich nach dem Pa⸗ laste von Mafra (28 Meilen von Lissabon) begeben; man will daraus ihren Wunsch erkennen, ziemlich weit von der Hauptstadt zu seyn, weil sie sich dort gegen eine Ueberrumpelung und gegen ein Abfuͤhren in Triumph zum Beschwoͤren irgend einer neuen Fenshtiths 9, wie es ihrer Nachbarin Christine ergangen, sicher glaubt.

Herr Rodrigo da Fonseca Magalhaes, ein Ministerial⸗Be⸗ amter, steht im Begriff, auf eine geheime Mission nach Porto abzugehen, was einigen Verdacht erregt. Hier herrscht Ruhe. Viele sprechen von der Constitution von 1820, und daß Portu⸗ gal unvermeidlich den Schritten in Spanien folgen muͤsse. Das wird sich wohl in wenigen Tagen ausweisen.

Herr da Silva, der die Aemter eines Franzoͤsischen und Belgischen Konsuls in St. Ubes bekleidet und auch Oberst der dortigen National⸗Garde und Postmeister ist, schisste sich vorgestern mit Einigen seines Corps nach Arrabida, eine halbe Meile außerhalb der Barre, ein, um mit Anderen, die zu Lande abgegangen waren, eine Schaar Miguelisten anzugreifen und zu schlagen. Dieser Zweck soll auch erreicht seyn; da aber diese Patrioten seitdem noch nicht wieder nach St. Ubes zuruͤckgekehrt sind, so wirkte die Angst dermaßen auf die Gattin des Herrn da Silva, daß sie ploͤtzlich starb.

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8 Konstantinopel, 11. August. Die Tuͤrkische Zeitung Tekwimi Wekaji vom 25. Rebi el Achir (7. August) enthaͤlt eine Verfuͤgung des Großherrn, kraft welcher die in Anadoli auf dem Lande ausgehobenen Milizen, sowohl zu ihrer ferneren Ausbildung im Dienste, als zu Erwerbung anderer nuͤtzlichen Kenntnisse einen Theil des Jahres in groͤßere Staͤdte verlegt werden sollen. Von jedem (aus vier Buͤluͤk oder kleineren De⸗ taschements bestehenden) Bataillon (Tabur) wird, dieser Verfuͤ⸗ gung gemaͤß, jedesmal ein Buͤluͤk drei Monate des Jahres in einer bestimmten Stadt seinen Dienstpflichten obliegen und nach Ablauf dieser Zeit von einem anderen Buͤluͤk desselben Batail⸗ lons abgeloͤst werden. In den betreffenden Staͤdten sind beson⸗ dere Kasernen zur Aufnahme eines Buͤluͤk Milizen zu errichten. Damit die nothwendigen Feldarbeiten in Anadoli keine Stoͤrung erleiden, hat der Sultan seine Asiatischen Milizen von dem einen der beiden großen Manoͤver, die im Verlaufe jedes Jahrrs statt⸗ finden, zu dispensiren geruht. Einer serneren Bestimmung des Sultans zufolge, sollen zur Unterweisung der Landwehr⸗Toptschi's (Artillerie) von Konstantinopel aus an jeden betreffenden Ort wei Instructions⸗Offiziere abgehen.

Die uͤbrigen Nachrichten des vorliegenden Blattes der Tuͤr⸗ kischen Zeitung sind theils keine Neuigkeiten mehr, theils von geringem Interesse. So beschreibt sie in einem langen Artikel die feierliche Zusendung und den seierlichen Empfang eines Groß⸗ herrlichen Bildnisses, womit Se. Hoheit am 19ten Rebi el Ewwel die Kaserne Selimije begluͤckte. Das erste Bild hatte die Militair⸗Schule von Matschka, und das zweite die Kaserne Rami (vergl. Nr. 228 der Staats⸗Zeitung) bekommen. Die Beschreibung gleicht der im vorigen Blatte gegebenen fast wie ein Ei dem anderen; den wesentlichsten Unterschied zwischen bei⸗ den begruͤndet die Lokalitaͤt. Dasselbe Blatt enthaͤlt die offizielle Nachricht, daß der neue Osmanische Gesandte am Wiener Hofe, Ahmed Fetschi Pascha, am 7ten Rebi el Achir nach Triest unter Segel gegangen sey. Endlich erfahren wir als Beitrag zur Mißgeburten⸗Kunde, daß einem Tuͤrkischen Landbewohner auf der Insel Cypern eine Tochter geboren worden sey, die unter den Brauen keine Spur von Augen, dafuͤr aber am unteren Theile der Stirn ein Loch und in dem Loche zwei schwarze Punkte hatte, die sich wie Pupillen ausnahmen. Dies cyklopi⸗ sche Monstrum verschied gleich nach der Geburt.

Gri che Athen, 1. Aug. (Muͤnch. polit. Ztg.) Was die Mili⸗

tair⸗Verhaͤltnisse in Griechenland betrifft, so ist der „Sauveur“ und seine Freunde, wie gewoͤhnlich, schlecht unterrichtet, wenn sie sagen, daß der Abgang des Deutschen Militairs sich im Gan— zen nur auf 40 Mann belaufe. Es ist bekannt, daß außer den vielen wegen Krankheit entlassenen Soldaten seit dem vorigen Jahre fast 60 Deutsche Offiziere den Griechischen Dienst ver⸗ lassen haben und daß die Regierung fuͤr Organisation einer na⸗ tionalen Armee unausgesetzt bemuͤht ist. Noch ist nicht bekannt, welche Maßregel die Regierung in Bezug auf die fremden Trup⸗ pen ergreifen wird; doch spricht sich in der taͤglichen Vermeh⸗ rung und fortschreitenden Organisirung der nationalen Truppen ihre Absicht deutlich aus. Noch ist eines Umstandes zu er⸗ waͤhnen, der dadurch an Wichtigkeit gewinnt, daß der „Sau⸗ veur“ und seine Freunde ihn benutzen, um sich dessen als Folie fuͤr ihre unredlichen Darstellungen der Zustaͤnde Griechenlands zu bedienen. Der Gemeinde⸗Rath von Athen verfaßte naͤmlich auf den Vorschlag seines Praͤsidenten eine offizielle Akte, worin er angeblich wegen der Mordthaten, der Raͤubereien, der taͤgli— chen Diebstaͤhle und anderer Verbrechen, die in und um Athen vorfielen, auf die Errichtung einer Sicherheits⸗(National⸗) Garde antrug. (S. den Artikel London im gestrigen Blatte der St. Ztg.) Diese Akte, die schon an und fuͤr sich, als die Befugnisse des Gemeinde-Rathes uͤberschreitend, null und nichtig war, wurde, noch ehe sie an die zunaͤchst vorgesetzte Behoͤrde, den Buͤrgermeister, gelangte, im „Sauveur“, natuͤr⸗ lich als ein glaͤnzender Beweis seiner Diatriben, publizirt. Das Publikum, das sich seither in der Hauptstadt voͤllig sicher glaubte, war natuͤrlich nicht wenig erstaunt, aus diesem Aktenstuͤcke des Gemeinde⸗Rathes zu ersehen, daß es sich so zu sagen in einer Moͤrdergrube befinde. Der Gemeinderath erhielt sogleich die Weisung, die Zeit und den Ort dieser Verbrechen, die seinen Beschluß motivirt, amtlich mitzutheilen. Folgendes ist das Ver⸗

zeichniß dieser Vergehen, wie sie in dem hierauf erfolgten amt⸗ lichen Schreiben des Gemeinde⸗Rathes aufgefuͤhrt und im „Cour⸗ rier grec“ veroͤffentlicht sind: „„Zwei Mordthaten, wovon die eine im Winter, die andere im Herbste in einer Entfernung von mehreren Stunden von der Hauptstadt vorfiel, eine Mordthat, vor mehreren Monaten in dem Oliven⸗Walde bei Athen veruͤbt, zwei Mißhandlungen in Athen, sechs (kleine) Diebstaͤhle und zwei Versuche zum Diebstahl.““ Diese Vorfaͤlle in und in der Umgegend einer Hauptstadt von fast zwanzigtausend Seelen, de⸗ ren Bau⸗Plan so ausgedehnt und deren Communication durch die vielen Ruinen und dergl. so sehr erschwert ist, sollen Veran⸗ lassung geben zu der Behauptung, daß in und um, Athen die oͤffentliche Sicherheit gefaͤhrdet sey! Wuͤrden sich nicht manche Regierungen des civilisirten Europas gluͤcklich schaͤtzen, wenn in dem Zeitraume eines Jahres so wenige Verbrechen bei einer so zahlreichen Einwohnerschaft vorfielen? Wenn man aber mit gerechtem Erstaunen fragt, wie der Munizipalrath von Athen selbst eine solche Akte erlassen konnte, die geeignet ist, die Haupstadt selbst in einen uͤblen Ruf zu bringen und die Frem⸗ den von ihr fern zu halten, so laͤßt sich nur in dem Wunsche derselben, die Errichtung der National-Garde deren Etabli⸗ rung in den groͤßeren Staͤdten die Regierung ohnehin seit laͤn⸗ gerer Zeit beabsichtigt moͤglichst beschleunigt zu sehen, das Indecente, Unwahre und Skandaloͤse der darin aufgefuͤhrten Motive erklaͤren. Ueberdies erfolgte die Beschlußfassung uͤber diesen Antrag des Praͤsidenten der seitdem seine Entlassung nahm so schnell, daß manche der achtbaren Mitglieder dieses Koͤrpers die nachtheiligen und unangenehmen Folgen dieses Schrittes erst nach der Veroͤffentlichung dieser Akte im „Sau⸗ veur“ wahrnahmen. Es heißt seitdem im Publikum, daß der Redacteur des „Sauveur“ den Praͤsidenten des Muntzipal⸗ Rathes zu diesem Vorschlage vermocht habe, ein Geruͤcht, das durch die vorschnelle Publication im „Sauveur“ an Glaub⸗ wuͤrdigkeit gewinnt. Uebrigens hoͤrt man, daß sowohl ein Theil des Munizipal⸗Rathes als der groͤßere Theil der Buͤrger Athens eine Adresse an die Regierung vorbereitet, wodurch jener Akt des Gemeinde⸗Rathes desavouirt werden soll. Die Reibun⸗ gen des streng orthodoxen Theiles der Bewohner, namentlich aber der Geistlichkeit, gegen das Treiben der Amerikanischen Gesellschaft dauert fort und nimmt taͤglich an Bitterkeit zu. Nachdem in Paris eine Griechisch geschriebene Broschuͤre unter dem Titel: „„Welches ist der verborgene Zweck der Amerikanischen Gesellschaft in Griechen⸗ land““ dieselben mit harten Worten der Proselytenmacherei ꝛc⸗ beschuldigt hatte, ist auch das theologische Journal „die evange lische Trompete“ gegen sie in die Schranken getreten. Veran lassung gab ihr ein von einem gewissen Buͤrger geschriebener und im „Auslande“ mitgetheilter Bericht uͤber die Erfolge der Amerikanischen Gesellschaften, den die „evangelische Trompete“ in Griechischer Uebersetzung mit derben Randglossen mittheilte. Dagegen hat sich auch ein Kaͤmpfer fuͤr sie erhoben in der Per⸗ son des geachteten und auch im Auslande bekannten Professor Bambus, der seither in Syra dozirte und nunmehr Director der Schule der Chioten in Piraͤus werden soll. Seine Bro⸗ schuͤre ist eine Widerlegung der in Paris erschienenen, die er der Luͤge und Verleumdung beschuldigt. Man kann uͤbrigens, ohne die großen Wohlthaten zu verkennen, die Griechenland den Amerikanern fuͤr ihre Bemuͤhungen um die Befoͤrderung der Bildung schuldet, mit Recht behaupten, daß sich die Repraͤsen⸗ tanten der Letzteren in Griechenland wenigstens große Unvorsich⸗ tigkeiten und unstatthafte Aeußerungen in religioͤser Beziehung zu Schulden kommen ließen, die nicht ohne Reactionen bei ei⸗ nem Volke bleiben konnten, das mit einer seltenen Gewissenhaftigkeit und Hingebung fuͤr seinen Glauben lebt und mit sorglichem Blicke auf die Bewahrung der Rechte seiner Kirche sieht. Zur Loͤsung der Dif⸗ ferenzen, welche zwischen Griechen und Ottomanen wegen unbeweg⸗ lichen Eigenthums bestehen, hat das Gouvernement eine gemischte, aus Griechen und Ottomanen bestehende Kommission niederge⸗ setzt, welche bereits ihre Functionen begonnen hat. Es hat diese Spezial⸗Kommission, deren Einsetzung in Uebereinstimmung met dem Geiste der Konferenzen der Repraͤsentanten der drei Groß⸗ maͤchte zu Poros im Jahre 1828 und des Protokolls vom 22. Mai 1829 ist, eine doppelte Vollmacht, die der Ausgleichung und die der richterlichen Entscheidung. Die Beschluͤsse der Kommission sollen volle Kraft haben und nach dem beigefuͤgten Exequatur des Pro⸗ sidenten des Tribunals erster Instanz das derselbe in keinem Falle verweigern darf vollziehbar seyn. Man hofft, daß auf diesem Wege die fraglichen Differenzen am schnellsten das ge⸗ wuͤnschte Ende erreichen werden. Uebrigens ist es auffallend, daß gleichzeitig mit dem Bevollmaͤchtigten der Pforte, der wegen Ausgleichung der Differenzen hinsichtlich der Tuͤrkischen Besitzun⸗ gen in Euboͤa hierher geschickt wurde, viele Ottomanen, die fruͤ⸗ her Besitzungen in Theben hatten, hier eingetroffen sind, um uͤber ihre fruͤheren Besitzungen zu verfuͤgen. Es ist allerdings unbestreitbar, daß in Euboͤag die Griechische Regierung nur auf jene Guͤter Anspruch machen kann, die nicht im Privat⸗Eigen⸗ thum sind; hinsichtlich Thebens aber bestimmt das Protokoll von Konstantinopel vom 21. Juli 1832 ausdruͤcklich, daß die Tuͤrki⸗ schen Grundbesitzer in Theben nur dann das Recht der Veräußerung ihrer Guͤter haben sollen, wenn sie noch damals, d. h. am Tage des Abschlusses dieses Proto⸗ kolls, die gesetzmaͤßigen Einkuͤnfte davon bezogen, und diese Eparchie von Tuͤrkischen Truppen zu der Zeit noch besetzt war, als der Sultan das Protokoll vom 15. Febr. 1830 cr. nahm, d. h. am 24. April 1830. Nun kann aber die Erfuͤl weder der einen, noch der anderen dieser Bedingungen:

ten der Tuͤrken nachgewiesen werden, indem namentlie terer Beziehung bekannt ist, daß im Jahre 1829, als kischen Truppen aus dem oͤstlichen Griechenlande sich 3 gen, Theben von den Griechischen Truppen besetzt war außer dem kleinen Fort Karagipaipa am aͤäußersten ilser der chie Theben alle uͤbrigen Theile derselben in den He Griechen sich befanden.

an⸗

Es kann darum von einen

Anspruche der Ottomanen auf diese Guͤter nicht de ön. Die Uebersiedlungen nach Griechenland aus den benachbarten Laͤndern nehmen in einem erfreulichen Verhaͤltnisse zu. Ueber 1800 Familien Nomaden⸗Hirten sind aus Epirus, Macedonien und Thessalien eingewandert und bringen etwa 560,0990 Ziegen und Schafe und 29,000 Pferde mit sich. Mit denen, welche ihnen ungesaͤumt nachsolgen wollen, belaͤuft sich die Zahl dieser Ansiedler auf 10,000, und obwohl sie seither ein Nomaden⸗Leben fuͤhrten, haben sie die Griechische Regierung in Kenntniß gesetzt daß sie wuͤnschen, verschiedenen Gemeinden des Koͤnigreichs einver⸗ leibt zu werden. Hierzu kommen noch etwa 3060 Familien vom Aspro⸗ potamos, unter denen viele Gewerbtreibende, Handelsleute und Land⸗ leute sich befinden, und die gleichfalls bereits darum nachgesuchthaben verschiedenen Gemeinden zugetheilt zu werden. Viele davon haben bereits angefangen, Haͤuser zu bauen, Land zu kultiviren und dergleichen mehr. Auch die Ansiedlung der Ipsarioten in Eretria scheint nunmehr gesichert zu seyn, nachdem ihnen das

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Gouvernement die von ihnen noch gewünschten Konzessionen ge⸗