denb, die sie wahrscheinlich unterlassen haben wuͤrden, wenn sie ein getheiltes Eigenthum besessen haͤtten. Der Erbe mag zwar hin und wieder in Traͤgheit aufgewachsen und durch Ausschwei⸗ fungen entnervt worden seyn, aber die allgemeine Folge war dies nicht; im Gegentheil, da er zum Staats⸗Leben erzogen wurde, der oͤffentlichen Meinung unterworfen war, da vielerlei Modtive ihn antreiben mußten, sowohl seine Guͤter gut zu ver⸗ walten, als seine parlamentarischen Pflichten gehoͤrig zu erfuͤl⸗ len, da ihn wohl natuͤrliche Neigung oder vielleicht auch Stolz bewog, die Interessen seiner Familie zu befoͤrdern, so war ein hoher Grad von Anstregung und Talenterforderlich, um sichmit Wuͤr⸗
de in der Stellung und in dem Range zu behaupten, die er ererbt hatte. Die Sitten anderer Laͤnder werden zu oft als Muster fuͤr un⸗ sere eigenen angefuͤhrt. Wenn die Schriftsteller ihre Empfeh⸗ lungen fremder Beispiele auf gute Moral und gutes Benehmen beschraͤnken wollten, so koͤnnte wohl einiger Nutzen daraus ent⸗ sprießen; was sollen uns aber von Norwegen entlehnte Argu⸗ mente gegen die Erstgeburt frommen? Norwegen umsaßt ein gewaltiges Gebiet mit einer geringen, zerstreuten, hauptsaͤchlich ackerbautreibenden Bevoͤlkerung und ist also in jeder Hinsicht das reine Gegentheil von England. Es kann daher mit Bezug auf das Recht der Erstgeburt keine Analogie zwischen beiden Laͤndern stattfinden. Auch das Beispiel von Frankreich hat man citirt; man sollte aber bedenken, daß die Aristokratie in jenem Lande vor der Revolution von den Abgaben befreit war und daß Titel und Steuerfreiheit dort offen verkauft wurden. Auch waren die juͤngeren Zweige dort ebenfalls Edelleute. Alle diese ausgedehnten Privilegien wurden in jener furchtbaren Zeit hin⸗ weggefegt und Vieles dazu, was kein Uebel, ja Manches, was heilsam war. Was die Folgen der Unter⸗Eintheilung des Eigenthums in jenem Lande und der Aufhebung des Erstgeburtsrechts anbelangt, so ist aller Grund, zu glauben, daß sie schon Besorgnisse zu erre⸗ gen angefangen, die nichts Geringeres als eine wesentliche Ver⸗ anderung in den bestehenden Gesetzen uͤber die Vererbung des Eigenthuüͤms wird beseitigen koͤnnen. Ob die Verfassung des Oberhauses in England vollkommen oder unvollkommen ist, dar⸗ uum handelt es sich hier nicht. Insofern es aber aus Pairs be⸗
3 steht, welche Majorat⸗Eigenthum besitzen, so glaube ich, daß die gßroͤßere Haͤlfte dieses Eigenthums denjenigen Edelleuten gehoͤrt, welche die Maßregeln des jetzigen Ministeriums unterstuͤtzen, und daß die Abschaffung des Erstgeburts⸗Rechts den politischen Freunden der „Morning Chronicle“ mehr Schaden zufuͤgen wuͤrde, als ihren Feinden. Aus den Voten der Bischoͤfe koͤnnen keine Argumente gegen die Erstgeburt hergenommen werden; eben so wenig aus denen der beiden Fuͤhrer der Opposition, denn der Eine von diesen (Lord Lyndhurst) besitzt wohr nur we⸗ nig außer seiner Pension, und der Andere (Herzog von Welling⸗ ton) ist ein glaͤnzendes Beispiel von dem Erfolg der Anstren⸗ gungen und Faͤhigkeiten eines juͤngeren Zweiges von einer adeli⸗ gen Familie, den die Nothwendigkeit zu unternehmenden Thaten anspornte, so daß jene Talente zur Reife gebracht wurden, die
vielleicht bei geringerem Antriebe, wenn dies Erstgeburts⸗Gesetz vom Hant Ao ein Marh senn 1 1 Serensg 2 sig set Schriftsteller bekannte Fuͤrstlich Lippesche Geheime Rath von
nicht die verborgenen Kraͤfte seines Geistes hervorgelockt haͤtte, schlafen geblieben vaͤren.“
Gestern ließ die Admiralität eine Anzahl unbrauchbar gewordener Kriegsschiffe meistbietend verkaufen; das Linienschiff „Scarborough“ wurde fuͤr 6220 Pfund, das Linienschiff „Greenwich“ fuͤr 5310 Pfund, die Brigg, „Swallow“ fuͤr 1000 Pfund, die Packetbrigg „Zephyr“ fuͤr 650 Pfund zuge⸗ schlagen; mehrere andere Schiffe, fuͤr welche nicht hinreichend geboten war, wurden aus der Auction zuruͤckgezogen.
Die Morning⸗Post macht sich uͤber die Nachricht Fran⸗ zoͤsischer Zeitungen lustig, denen zufolge Don Carlos sich nach Paris begeben wollte, um daselbst wichtige Angelegenheiten zu erledigen; wenn Don Carlos, meint dieses Blatt, politische Dinge zu verhandeln habe, so koͤnne das am besten durch seine diplomatischen Agenten geschehen. d da.1e. vg
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Aus dem Haag, 10. Sept. Hollaͤndischen Blaͤttern zu⸗ folge, dauern die Unterhandlungen der Englischen und der Nie⸗ laͤndischen Regierung in Bezug auf die bisher von Englischen Guͤtern in Java zu viel erhobenen Abgaben immer noch fort. Vor einigen Tagen soll der Englische Gesandte in dieser Bezie⸗ hung eine sehr energische Note uͤberreicht haben, worin er zu erkennen giebt, daß seine Regierung mit der den Englischen Kaufleuten von der unsrigen angebotenen Eutschaͤdigung von 6 Millionen Gulden nicht zufrieden seyn koͤnne und darauf drin⸗ gen muͤsse, daß diese Differenz noch vor dem Zusammentritte des naͤchsten Parlaments ausgeglichen werde. Man ist hier auf den Ausgang dieser uͤberaus wichtigen Angelegenheit sehr gespannt.
Die Niederlaͤndische Dichterin, Petronella Moens, hatte, als man allgemeine Beitraͤge fuͤr das Vaterland sammelte, eine goldene Medaille eingesendet, mit welcher vor 50 Jahren eins ihrer Gedichte belohnt worden war. Am Geburtstage des Koͤ⸗ nigs uͤberbrachte ihr der Buͤrgermeister vom Haag im Namen des Koͤnigs eine andere goldene Medaille mit des Koͤnigs Bild⸗ niß und den Worten: „An Petronella Moens, von dem Koͤ⸗ nige, 1836.“
Dem Handelsblad zufolge, beschaͤftigt sich unsere Regie⸗ rung immer noch mit Untersuchung der Zweckmaäͤßigkeit einer Eisenbahn zwischen Amsterdam und Koͤln. Dem Vernehmen nach, duͤrfte auch wohl eine solche Verbindungsstraße bis Arn⸗ heim sehr bald zu Stande kommen.
Bruͤssel, 11. Sept. Der Brastlianische Geschaͤftstraͤger in Belgien gab gestern, als am 16ten Jahrestage der Unab⸗ haͤngigkeit von Brasilien, seinen hier anwesenden Landsleuten ein großes Festmahl, bei welchem er die Mittheilung machte, es sey ihm die erfreuliche Kunde von der voͤlligen Daͤmpfung der Un⸗ ruhen in der Provinz Rio⸗Grande do Sul zugekommen.
Die Persischen Prinzen haben bereits ihre Reise nach Deutschland fortgesetzt. “] Daͤnemark. “
Kopenhagen, 10. Sept. Gestern fand das erste diesjaͤh⸗
rige Wettrennen hier statt, bei welchem der Prinz Ferdinand Richter war. Der erste Lauf, zu welchem 7 Pferde gestellt wa⸗ ren, war fuͤr Ljaͤhrige Pferde, Vollblut ausgeschlossen; 2000 El⸗ len: Praͤmien 300 Thaler fuͤr das erste und 100 Thaler fuͤr das zweite Pferd. Die erste gewann der Fuchshengst Heghlowk des Herrn Petersen, die zweite die Miß Foot des Grafen Piper. Der zweite Lauf war fuͤr 3 — 4 und 5jaͤhrige Pferde, Vollblut ausgeschlossen; 4000 Ellen. Den ersten
Preis, 400 Thaler, gewann Herrn Petersen's Stute Fortu—
nata, den zweiten Graf Petersdorf's Nimrod. Der dritte
Leauf war fuͤr Bauernpferde um einen silbegnen Pokal, der von zwei Mitgliedern der Gesellschaft fuͤr die Menvennen ausgesetzt
wyar. Der vierte, Koͤnig Frederiks⸗Stakes, war in jeder Ruͤck⸗
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sicht der interessanteste. — der Alter und einem jeden Lande; 6000 Ellen; erste Praͤmie 800 Thlr., die zweite 200 Thlr. Das einzige Halbbluts⸗Pferd, Graf v. Cronstern's graue Stute Octavia, trug den Preis davon in diesem Kampfe mit lauter Vollbluts⸗Pferden, doch nur durch den Vorsprung eines halben Pferdekopfes. Herrn Fisher's Voll⸗ bluts⸗Stute, welche 100 Schritte vom Ziele noch an der Spitze war, gewann den zweiten Preis.
In der landwirthschaftlichen Zeitschrift des Herrn Hald findet sich ein Artikel uͤber den Wollmarkt in Kallundborg, auf dem nordwestlichen Theile Seelands. Nach diesem sollen da 30,325 Pfund Spanische, 2369 Pfund Southdowns und 2418 Pfund Landwolle verkauft worden seyn. Von der Grasfschaft Lerchenborg war die groͤßte Quantitaͤt, naͤmlich 15,600 Pfund Spanische Wolle geliefert. Das Uebrige war meistens von Guts⸗ besitzern, zum Theil aber auch von Bauern der Umgegend ge⸗
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Krakau, 9. Sept. Der Befehlshaber der im Namen der drei Schutzmaͤchte das Gebiet des Freistaates Krakau besetzt haltenden Truppen, Kaiserl. Oesterreichische General⸗Feldwacht⸗ meister Franz Kaufmann Edler von Traunsteinburg, hat unterm 6ten d. hier felgende Kundmachung erlassen: „Obgleich seit der Anwesenheit der schutzherrlichen Truppen im Freistaate Krakau von denselben bereits eine betraͤchtliche Anzahl Oesterreichischer Militair⸗Deserteure hierselbst entdeckt und aufgegriffen wurde, so bin ich dech zu der Kenntniß gelangt, daß sich noch viele solcher Indwviduen im Gebiete dieser freien Stadt befinden. Um deren Entdeckung und Festnehmung moͤglichst zu beschleunigen, bin ich in Folge Allerhoͤchster Ermaͤchtigung in dem Falle, hier⸗ mit zur oͤffentlichen Kenntniß zu bringen, daß von nun an Je⸗ der, welcher uͤber den Aufenthalt eines zur Fahne geschwornen desertirten K. K. Oesterreichischen Soldaten bei dem hiesigen K. K. Militair⸗Platz⸗Kommando so bestimmte Anzeige erstattet, daß in Folge derselben dessen Ergreifung moͤglich ist, dafuͤr eine Geld⸗Belohnung (Taglia) im Betrage von vier und zwanzig Rheinischen Gulden ausgezahlt erhalten wird.“”“
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Hannover, 13. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Vice⸗ Koͤnig ist vorgestern und Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Her⸗ ogin von Cambridge nebst Familie heute von hier auf einige Zeit nach dem Landsitze Rotenkirchen abgereist. Weimar, 14. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog Oldenburg ist am 11ten d. von Dresden hier eingetroffen. Detmold, 7. Sept. Fuͤr das von den vereinigten Haͤu⸗ sern Braunschweig, Lippe⸗Detmold, Waldeck und Schaumburg⸗ Lippe zu Wolfenbuͤttel errichtete gemeinschaftliche Ober⸗Appella⸗ tionsgericht, zu welchem vom Hause Braunschweig drei Raͤthe, vom Hause Lippe⸗Detmold ein Rath (gegenwaͤrtig der als
von
Strombeck) und von den Haͤusern Waldeck und Schaumburg⸗ Lippe zusammen ein Rath kommittirt werden, ist hier eine neue, die Zwecke der verschiedenen einzelnen Laͤnder umfassende Ober⸗ Appellatonsgerichts⸗Ordnung erschienen und als Landes⸗Gesetz publizirt worden.
Kassel, 3. Sept. Die Estafette, welche mit der Nachricht von dem Ableben des Landgrafen Karl, Statthalters von Schles⸗ wig und Holstein, aͤlteren Bruders des hochseligen Kurfürsten Wilhelm's J., aus Daͤnemark expedirt war, passirte bloß hier durch, um sich zu Sr. K. Hoh. dem Kurfuͤrsten, als Chef des regieren⸗ den Hauses, nach Baden zu begeben. Von da gelangte erst die offizielle Kunde von diesem Todesfalle an den hiesigen Hof. Der Landgraf war im Jahre 1744 geboren und erreichte demnach ein Alter von 92 Jahren; der Landgraf Friedrich zu Rumpenheim, Schwiegervater des Herzogs von Cambridge, dessen jetzt noch le⸗ bender Bruder, ist drei Jahre juͤnger. Der einzige Sohn des Landgrafen Karl, der Prinz Friedrich, Koͤnigl. Däͤnischer General und Gouverneur von Rendsburg, der nunmehr den Titel eines Landgrafen von Hessen angenommen hat und vom Koͤnige von Däͤnemark jetzt zum Feldmarschall und an seines Vaters Stelle zum Statthalter der Herzogthuͤmer ernannt worden, ist 1771. geboren. Da er nicht ebenbuͤrtig vermaͤhlt ist, so wuͤrde, falls der Kurfuͤrst und der Kurprinz keine maͤnnliche Nachkommen⸗ schaft aus ebenbuͤrtiger Ehe hinterlassen, die Regierungs⸗Nach⸗ folge in Kurhessen nach deren Ableben nicht auf die Enkel des verstorbenen Landgrafen Karl, sondern auf den erstgebornen Sohn des Landgrafen Friedrich zu Rumpenheim uͤbergehen.
In diesen Tagen kam der Kaiserl. Oesterreichische Legations⸗ Secretair, Baron von Stahl, eihigst von Wien hier an, um den bisherigen Kaiserl. Oesterreichischen Geschaͤftstraͤger, Baron v. Erberg, abzuloͤsen und die diplomatischen Geschaͤfte am hie⸗ sigen Hofe interimistisch zu versehen. Letzterer hat naͤmlich von seinem Hofe die Bestimmung erhalten, unverzuͤglich sich nach der Schweiz zu begeben. Doch glaubt man, daß er nach einiger Zeit von da wieder hierher zuruͤckkehren wird.
Der Minister des Auswaͤrtigen, von Lepel, hat eine Reise nach Frankfurt angetreten; eben dahin hat sich heute auch der Finanz⸗Minister v. Motz begeben.
Fuͤr den Bau einer katholischen Kirche in Hanau werden jetzt Kollekten von den evaͤngelischen Predigern in ganz Kur⸗ hessen gesammelt.
Fuͤr die Israeliten in allen Theilen Kurhessens ist gegen⸗ waͤrtig ein Ober⸗Rabinat in Kaͤssel eingerichtet. Zum Ober⸗Ra⸗ biner ist der Dr. Philipp Romann aus Wuͤrzburg, ein in juͤdischer Gelehrsamkeit ausgezeichneter Mann, ernannt worden.
Der Gesundheits⸗Zustand am hiesigen Orte ist nie besser gewesen als jetzt. Man hatte hier juͤngst die ungewoͤhnliche Er⸗ scheinung, daß im Laufe einer ganzen Woche, ungeachtet der so zugenommenen Bevoͤlkerung, sich nicht mehr als vier Todesfälle ereigneten.
Darmstadt, 11. Sept. Am 9ten d. M. traf Hofrath Ludwig Tieck, in Begleitung der Graͤfin Finkenstein, auf seiner Ruͤckreise aus Baden⸗Baden hier ein, und wird mehrere Tage im Kreise seiner zahlreichen hiesigen Freunde und Verehrer ver⸗ weilen.
Frankfurt a. M., 13. Sept. Der Großbritanische Bot⸗ schafter in Paris, Lord Granville, ist gestern hier eingetroffen.
Ein Koͤnigl. Bayerisches Ministertal⸗Reskript vom 23. Au⸗ gust macht bekannt, daß nach einer Anordnung der Koͤniglichen Franzoͤsischen Regierung die Franzoͤsische Gesandtschaft zu Karls⸗ ruhe die Paͤsse von Personen, die in einem Franzoͤsischen See⸗ hafen sich nach Amerika einschiffen wollen, nur dann visert, wenn den Päͤssen foͤrmliche Zeugnisse daruͤber beigefuͤgt sind, daß jede, in dem Passe benannte Person uͤber 18 Jahre eine Summe von 400 Fl. und jede Person unter 18 Jahren 200 Fl. besitzt.
Er war fuͤr Pferde von einem jed
Auch wird die Erlaubniß zur Einschiffung in den Franzoͤsischen Haͤfen nur Denjenigen gegeben, deren urspruͤngliche Reise⸗Legi⸗
der Reise uͤber das Meer ent
timationen die Bestimm werden “ 8 114“ 8b
— — Teplitz, 8. Sept. Der Fuͤrst Clary und se Schwager, der Fuͤrst Radziwill, sind erst vorgestern von Pr. hierher zuruͤckgekehrt, nachdem der Tages zuvor erfolgte ploͤtzlie Tod des Fuͤrst⸗Erzbischofs von Ollmuͤt, eines Bruders der ve wittweten Fuͤrstin Clary, die Familie in die tiefste Trauer pe setzt und eine weitere Theilnahme an den Festlichkeiten in Pa verhindert hatte.
Es war von der Liebe, Treue und Anhaͤnglichkeit Aller, ¹ unter dem milden Oesterreichischen Scepter leben, zu erwarte daß die Kunde von der vorzunehmenden Kroͤnung Ihrer Mägj staͤten als Koͤnig und Koͤnigin von Boͤhmen eine allgemei Freude im ganzen Koͤnigreiche verbreiten werde. Bon Ehrfurct Liebe und Dankbarkeit angeregt, hatte daher auch die Tepfith Schuͤtzengesellschaft den Beschluß gefaßt, den 7. September, den Kroͤnungstag, feierlich zu begehen. Am gestrigen Tage, un dem Morgengelaͤute, verkuͤndigten deshalb sechs Böllerschtt vom Spittelberge die Feier des Tages. Alles erwachte in frt licher Stimmung, und eine groͤßere Regsamkeit bemerkte me auf allen Plaͤtzen und Gassen, die auch von den Einwohn der Nachbarschaft volkreicher belebt wurden. Um 10 Uhr m. sammelten sich die saͤmmtlichen Schuͤtzen in der Pfarrkirche, ein feierliches Hochamt abgehalten wurde, welchem die Militiü Stabs⸗ und Ober⸗Offiziere, die Behoͤrden, das Fuͤrstliche Olb Amt, der Stadt⸗Magistrat, andere in und auslaͤndische Hon rationen und sowohl Stadtbewohner als Fremde zahlreich „e wohnten, um den Ewigen um eine lange und segensreiche 9 gierung unsers besten Koͤnigs und Kaisers Ferdinand I. anzuf hen. Mittags war im geschmückten Saale des Schießhauses; Diner, und nach demselben begann ein Scheibenschießen. I Scheibe stellte ein allegorisches auf die Kroͤnung sich beziehen Bild vor. Am Abend war das Schießhaus beleuchtet und dem Balkon desselben prangte in einem schoͤnen hohen Trang rent der allerhöchste Namenszug. — Unter dem Balkon auf d freien Platze hatten sich indessen die Schuͤtzen in einem Zi
versammelt, und es ward unter Begleitung der Instrumeme
Musik ein dazu verfertigtes Schuͤtzenlied abgesungen und Ihn Majestaͤten ein weittoͤnendes, von Intraden und Boͤllerschuͤst begleitetes Vivat gebracht, dann wurde ein Feuerwerk abgebrat und den Beschluß machte ein Bengalisches Feuer, welches d Schießhaus und die Anhoͤhe zauberisch beleuchtete.
Prag, 12. Sept. Den 10. September Abends war R. paré beim Oberst⸗Burggrafen Grafen von Chotek, welcher, wie seine Gemahlin, durch das Ableben seines Bruders, d Fuͤrst⸗Erzbischofs von Ollmuͤtz, verhindert, selbst dabei zu ersche nen, durch Fuͤrst und Fuͤrstin von Thurn und Taxis vertrete wurden. Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin, saͤmm liche hier anwesenden Durchlauchtigste Familien⸗Glieder und Ihn Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin von Sachsen verhem lichten dieses mit reichster Pracht ausgestattete Ball⸗Fest, we chem das diplomatische Corps, der Adel und eine glaͤnzende Ven sammlung vieler andern ausgezeichneten Fremden und Einhieh mischen beiwohnten, durch Ihre Gegenwart.
Am 11ten Vormittags gaben Se. Majestaͤt Audienzty Ihre Majestaͤt die Kaiserin besuchte einige oͤffentliche Anstaltm. Nachmittags verfuͤgten sich Se. Majestaͤt zum zweitenma N.
Begleitung des Fuͤrsten Metternich und des Grafen Kollowe
in die Gewerbs⸗Ausstellung und geruhten, unter wiederhol Bezeugung der besonderen Zufriedenheit mit dieser noch viel „9e nauer als das erstemal vorgenommenen Besichtigung, neuerding mehrere Gegenstaͤnde anzukaufen.
Heute den 12ten erfolgte um 10 Uhr fruͤh die Kroͤnun Ihrer Majestät der Kaiserin als Koͤnigin von Boͤhmen, m der groͤßten Feierlichkeit, in der herrlichsten Ordnung und urntn dem unaufhoͤrlichen allgemeinen Jubel der ganzen Bevoͤlkerun
Pesth, 4. Sept. (Nuͤrnb. Korrsp.) Der eben bem digte Augustmarkt war einer der staͤrksten und bedeutendsten, d je hier abgehalten wurden. Es war ein großartiger Anblick, vielleicht einzig in seiner Art. Dieses unendliche Getreibe, dire unermeßlich bunte Menge, Fremde aus allen Theilen Europmmh von Albions Kuͤsten bis zum Bosporus bewegten sich knaugg artig durch die langen und breiten Straßen unserer Stadt diese kolossalen Massen von Ungarischen Landes⸗Erzeugnisse die in den Magazinen keinen Raum mehr finden konnten un Gebirgsketten im Freien bildeten; diese Legionen von Gewl ben und Buden, in denen die ganze Industrie Oesterreichs u Ungarns ausgekramt war; dieser gigantische, meilenlange Vie markt endlich, wo nicht nur zwei⸗ und vierfuͤßige Thiere in u glaublicher Anzahl feilgeboten werden, sondern wo auch allest Huͤlle und Fuͤlle zu haben ist, was nur immer dem Mensche und dem Viehe zur Nahrung und zur Bekleidung dienlich ig dieses Alles zusammengenommen hat gewiß seines Gleichen! Europa nicht. Man rechnet, daß auf diesen Markt an 158 20,000 Wagen zugefahren sind, die mit 50 bis 60,000 Pß. den bespannt waren. Was den Geschaͤftsgang anbelangt, war er im Allgemeinen sehr gut. v besonders nach England. Der Absatz war rasch, da Kah fer und Verkäufer sich willig zeigten. Die Preise sind aber nit sehr gegen den vorigen Markt (im Juni) gestiegen. Die feinsten Gattungen hatten die meiste Frage; jedoch wurden auch fß alle Vorraͤthe von sogenannten Zackel⸗ und Zigarrawollen auf gekauft. Man schlaͤgt das ganze abgesetzte Auantum auf Ä bis 60,000 Centner an, und doch lagern jetzt noch große Masseg in unsern Magazinen. Ordinaire Weine wurden stark und guten Preisen gekauft; bessere Gattungen waren weniger 9 sucht. Taback hatte hohe Preise. Rohes Leder ward zu ge⸗ ringem Preise viel verkauft. Die Industrie⸗Erzeugnisse aleer Art gingen gut, und man hoͤrte diesen Markt beinahe keinen Kraͤmer klagen. Tuch ging am Besten, Seidenwaaren am min, desten. Die Wiener Manufakturisten kehrten alle vergnuͤgt nach Hause. — Die Verhaftungen, welche in Ungarn vor einiger Zeit vorgenommen wurden, und wovon in auslaͤndischen Vlät⸗ tern so viel Gerede war, beschraͤnken sich auf vier Personen⸗ Es sind dies sehr junge Leute vom Adel, aus deren Papleren aller⸗ dings sehr straͤfliche Absichten und Plaͤne ersichtlich waren. Ihr Pro⸗ zeß wird nun bei der hiesigen Koͤniglichen Tafel verhandelt. — Diese Woche ward dem hier angekommenen Landtags⸗Deputirten Balogh von unseren jungen Leuten eine glaͤnzende Serenade gebracht⸗ Es wurden hierbei politische Reden und Gegenreden gehalten. Herr Balogh sprach sehr gemaͤßigt. — Vorgestern kam das Ge⸗ sandtschafts Personale des Tuͤrkischen Botschafters in Wien von Konstantinopet hier an und setzt heute seine Reise nach Wien fort. — Von der Cholera spricht man schon sehr wenig, obwoh noch fortwaͤhrend hier und da Faͤlle vorkommen. Auf dem Lande haust sie aber noch immer furchtckakxkx.
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Wolle wurde viel verkaubt.
Neuchatel, 8 Sept. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben kuͤrz⸗ ich wieder mehrere Summen zur Befoͤrderung der religioͤsen nd sittlichen Wohlfahrt unseres Fuͤrstenthums geschenkt, naͤm⸗
200 Friedrichsd'or zu Gunsten der Unterrichts⸗Anstalt des
Kirchspiels Coffrane, 1000 Schweizer Franken zu gleicher Ver⸗
heilung unter die fuͤnf Distrikts⸗Schullehrer⸗Konferenzen des Fäͤrstenthums, um damit die zu deren Nutzen gegruͤndeten Bi⸗ hiotheken zu vergroͤßern, mit der Bestimmung, daß die Verwen⸗ ung der auf jeden Distrikt kommenden 200 Fr. von der Staats⸗ nterrichts⸗Kommission geleitet werden soll, 50 Friedrichsd'or ur Erleichterung des Ankaufs eines Hauses, in welchem meh⸗ ere Privatpersonen von Le Cerneux⸗Pequignot die Maͤdchen⸗ hule dieser Gemeinde unterbringen wollen, weil deren jetziges dokal sehr unzweckmaͤßig ist, und zur Herstellung einer Straßen⸗ Fommunication im Dorfe Locle, zu welchem Zweck eine Sub⸗ ription unter den Einwohnern veranstaltet worden war, die ber nicht hinreichte, um die Kosten des Unternehmens zu dek⸗ in, so viel als noch an der noͤthigen Summe von 1600 Fr. fehlt.
Zuͤrich, 7. Sept. (Schwaͤb. Merk.) Aus den Ver⸗ zandsungen der Tagsatzung uͤber die Aargauischen Kloͤster scheint servorzugehen, daß die Mehrzahl der Staͤnde sich nicht zu unbe⸗ singter Vertheidigung der Kloͤster verstehen wird. Die Gegner erselben sprechen vorsichtig, indem sie anzuerkennen schienen, daß enicht den Fortbestand, sondern nur die schlechte Verwaltung ener Anstalten angreifen duͤrfen; die Freunde der Kloͤster, die atholisch⸗konservative Partei, stellen dagegen diese Sache als ine Lebensfrage der katholischen Religion und Kirche dar. In er Mitte zwischen den beiden aͤußersten Ansichten steht die, daß ie Kloͤster in ihrem jetzigen Zustand sich uͤberlebt haben, daß ber ihre Aufhebung, obwohl an sich wuͤnschenswerth, vielleicht icht die erwarteten Vortheile bringen würde, theils weil man amit entschieden einen Artikel des noch geltenden Bundes von 815 verletze, theils bei der jetzt herrschenden Zeitrichtung auf ndustriellen Materialismus das Gut der Kloͤster nicht der Raub es schnell hinrauschenden Augenblicks werden duͤrfe, sondern it Sorgfalt fuͤr die edlen Zwecke der Schule, der Wissenschaft, er Wohlthaͤtigkeit und Froͤmmigkeit erhalten werden muͤsse. So solle man also nicht an Aufhebung, sondern an Umgestaltung er Kloͤster denken.
In dem Wirthshause auf der Hoͤhe des Spluͤgens, 5840 uß uͤber dem Meere, sind zwei Maurer⸗Gesellen an der (von Ftaliaͤnischen und Schweizerischen Aerzten einstimmig dafuͤr er⸗ aͤrten) Asiatischen Brechruͤhr gestorben, obgleich vierzehn Stun⸗ ten in der Runde die Cholera nirgends mehr grassirte und die rkraukten sich seit vier Wochen auf dem Spluͤgen befanden.
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Neapel, 1. Sept. (Allg. Ztg.) Man war seit einigen agen hier sehr wegen der Cholera besorgt, da Briefe von der üste des Adriatischen Meeres ankamen, die einige Symptome ieser Seuche in Trani, einem kleinen Seehafen in der Provinz uglien vermuthen ließen; es wurde von da sogleich vermittelst bes Telepraphen Bericht an das Ministerium erstattet und die orgekommenen Faͤlle den hiesigen Aerzten zur Entscheidung porgelegt; da aber seitdem von Seiten der Regierung nichts wei⸗ eres bekannt gemacht wurde, so scheint nichts an der Sache zu eyn. — Nachschrift. So eben trifft der Koͤnig im Hafen ein. Morgen Naͤheres.
zu Livorno hatten sich am 30. und 31. Aug. zwei Todes⸗ ülle unter choleraaͤhnlichen Symptomen zugetragen, welche in⸗ essen die dortigen Aerzte, nach der Florentiner Zeitung, nicht uͤr die wahre Cholera erkennen wollten.
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.ee 8 1 28 Madrid, 1. Sept. Die (in Nr. 254 der Staats⸗Zeitung nitgetheilten) Dekrete zur Mobilmachung der National⸗Garde nd zur Aushebung von 50,000 Mann haben mehreren hiesigen Gaͤttern zu Betrachtungen Anlaß gegeben. Unter Anderen aͤu⸗ ert sich die Revista folgendermaßen: „Wir sind unseren Le⸗ ern noch den gewissenhaften Ausspruch unserer Meinung uͤber ie so eben erlassenen Ordonnanzen schuldig. Wir bekennen da⸗ er, daß wir von dem Eifer, dem Patriotismus und der Klug⸗ eit des jetzigen Kabinets andere Maßregeln zur Beendigung es Buͤrgerkrieges erwartet haͤtten. Eine Aushebung von 50,000 NKann, die in diesem Augenblick nicht einmal verwendet werden ann, muß nothwendig auf der ganzen Halbinsel den hoͤchsten Widerwillen erregen. Wenn wir auch annehmen wollten, daß as Kriegs⸗Budget hinreichend waͤre, um eine Armee von 0,000 Mann zu unterhalten, so ist es doch offenbar, aß es uns an dem zur Bestreitung des aktiven Dienstes uner⸗ ßlichen Gelde fehlt. Außer der augenblicklichen Nutzlosigkeit iner so großen Armee, deren Ausruͤstung und Einuͤbung eine git von sechs bis acht Monaten erfordern wuͤrde, darf nicht bersehen werden, daß wir fuͤr jetzt disziplinirter und eingeuͤbter ruppen beduͤrfen, um sie dem Feinde entgegenzustellen und ihn vernichten. Die Mobilisirung der National⸗Miliz und ihre intheilung in zwei Corps, in die aktive und die seßhafte Mi⸗ v ist eine Maßregel, die großen Nutzen haben kann. Waͤh⸗ id das erstere Corps, von dem zweiten unterstuͤtzt, die Festun⸗ en besetzt, koͤnnten die jetzt den Garnisondienst versehenden ruppen abgeloͤst und zur Verfolgung des Feindes verwendet berden. Es fehlt unseren Soldaten weder an Muth, noch an Inthusiasmus, noch an Patriotismus; es fehlt nur an Genera⸗ en, die sie zum Siege fuͤhren; es fehlt ferner an Geld, an Chaͤtigkeit und Energie, um uns aus der gegenwaͤrtigen Krisis un retten.“ Im Castellano liest man uüber denselben Gegenstand: ‚Diese ersten Maßregeln des Ministeriums werden einen un⸗ ingenehmen Eindruck machen und wir fuͤrchten, daß sie unaus⸗ heuͤhrt bleiben, namentlich das Dekret in Bezug auf die Na⸗ ional⸗Garde. Erwaͤgt man die numerische Wichtigkeit dieser Miliz, ihre Organisirung, ihre Zusammensetzung, den Mangel einer allgemeinen Organtsirung des Landes, die Lage des groͤße⸗ en Theiles der Provinzen, so sindet man, daß diese Maßregel sicht hinreichend uͤberlegt worden ist. Wir sehen hier eine be⸗ tuͤbende Fortsetzung des Improvisirungs⸗Systems. Man macht n aller Eile Gesetze, ohne die Gegenstände, uͤber die man de⸗ kretirt, gehoͤrig zu pruͤfen, ohne das, was wirklich existirt und das, was geschehen kann, hinreichend zu erwaͤgen. Warum will man so viele neue Schlachtopfer zur Armee senden und so viele neue Rekruten abermals dem Hungertode in den Hospitaͤlern preisgeben, wie es mit einem Viertheil der Konscribirten der worigen Aushebung der Fall gewesen ist?“ Die Hof⸗Zeitung enthaͤlt nachstehendes Koͤnigl. Dekret: 20) Die politischen Chefs aller Provinzen werden ihre ganze ätigkeit aufbieten, um in ihren resp. Distrikten ie 90 der Eee auf gesetzliche Weise zu vermehren. ie wer⸗ n hierbei den Bestimmungen des von den Cortes am 29.
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“ 11“ “ Juni 1822 erlassenen und wieder in Kraft gesetzten folgen. 2) Es wird in jeder Provinz, unter der Kontrolle des Ministers des Innern, eine General⸗ und eine Unter⸗Inspection fuͤr die Organisirung der National⸗Miliz eingesetzt. Madrid, den 30. August 1836. Ich, die Koͤnigin.
An Don Ramon Gil de la Cuadra.“
Herr Calatrava hat in der gestrigen Hof⸗Zeitung eine Art von Programm abdrucken lassen, welches folgendermaßen lautet: „Die gegenwaͤrtigen Minister haben, indem sie die muͤh⸗ same Last der Regierung uͤbernahmen, unwiderruflich beschlossen, ihre Personen und ihre Handlungen der Kritik und dem Tadel der Presse zu unterwerfen und die Bestimmungen des Gesetzes uͤber die Preßfreiheit, wodurch Mißbraͤuche unterdruͤckt und be⸗ straft werden, nicht fuͤr sich in Anspruch zu nehmen, jedoch je⸗ den Wink und jeden nuͤtzlichen Rath, welchen die Journale ihnen geben, zu benutzen. Sie werden sich keinesweges durch Phra⸗ sen und Ausdruͤcke, die ihre Eigenliebe verletzen koͤnnten, fuͤr be⸗ leidigt halten; sie wissen, daß unter einem constitutionnellen Regierungs⸗Systeme jeder Minister ein dem Uebelwollen der Parteien dargebrachtes Suͤhnopfer ist; sie werden diejenigen Ideen, von denen sie glauben, daß sie fuͤr die Nation von Nutzen seyn koͤnnen, beruͤcksichtigen und persoͤnliche Beleidigungen, die Niemand zum Nutzen gereichen, verachten. Aber woͤhrend sie ganz von sich selbst abstrahiren, werden sie doch unbeugsam seyn, sobald die Presse einen Angriff wagt gegen den geheiligten Na⸗ men der Koͤnigin⸗Regentin oder ihre Autoritaͤt, welche die un⸗ verletzliche Autoritoͤt des Koͤnigs waͤhrend der Minderjäaͤhrigkeit seiner erhabenen Tochter repraͤsentirt, oder gegen das Fundamen⸗ tal⸗Gesetz des Staates, d. h. die Constitution von 1812, oder gegen die bestehenden Gesetze, die so lange geachtet werden muͤs⸗ sen, als sie nicht durch die legislative Macht modifizirt worden sind, oder endlich gegen die unter allen Umstaͤnden und namentlich in einer Krisis, wie die gegenwaͤrtige, nothwendige oͤffentliche Ordnung und Einheit der Verwaltung. Diejenigen Schriften, welche den Zweck haben, diese wesentlichen Grundsaͤtze der con⸗ stitutionnellen Monarchie umzustuͤrzen, Ungehorsam gegen die durch die Constitution eingesetzten Behoͤrden zu predigen, die Uneinigkeit der Provinzen, unter dem Vorwande der Souverai⸗ netaͤt des Volkes, zu befoͤrdern und das Foͤderativ⸗System ein⸗ zufuͤhren, alle Schriften dieser Art sind aufruͤhrerisch, besonders, wenn aͤhnliche Meinungen sich in Journalen finden, die bis zum 13. Aug. gegen die durch die Constitution von Cadix sanctionirte ausgedehnte Freiheit protestirten und jetzt mehr verlan en, als jene Constitution bewilligt, weil sie der organisirten Anarchie beduͤrfen. Bis der Augenblick gekommen seyn wird, wo Schrif⸗ ten dieser Art den kompetenten Richtern vorgelegt werden koͤn⸗ nen, wird die Regierung sie unverzuͤglich dem oͤffentlichen Tadel preisgeben. Die Spanische Nation, eine Feindin jeder Unord⸗ nung und namentlich solcher Maximen, welche die Tendenz ha⸗ ben, die Unordnung zu rechtfertigen, wird solche Schriften nach ihrem waͤhren Werthe zu wuͤrdigen wissen. Die Spanische Na⸗ tion hat in der That, als sie die Constitution von 1812 ver⸗ langte und annahm, niemals geglaubt, noch wird sie es jemals, daß die durch jene Constitution proklamirte Souverainetaͤt in ir⸗ gend einer Behoͤrde oder Corporation wirklich vorhanden sey oder seyn duͤrfe, wie in einigen der genannten Schriften behauptet wird. Die Souverainetaͤt der Nation beruht in den durch das Fundamental⸗Gesetz zu diesem Zwecke eingesetzten Behoͤrden und wird durch sie auf eine dauernde Weise ausgeuͤbt. Wollten wir dieser Souverainetaͤt eine andere gegenuͤberstellen, so wuͤrde dies nur ein schaͤdlicher Ueberfluß seyn. Die Spanier werden nie⸗ mals der Ansicht seyn, daß der Name eines souverainen Volkes, der fuͤr eine erobernde Republik, wie die Roͤmische, passend seyn konnte, auf eine constitutionnelle Monarchie anwendbar sey. Sie werden niemals glauben, daß zur Unterstuͤtzung der Volks⸗Sou⸗ verainetaͤt noch etwas Anderes noͤthig sey, als die Befolgung der Constitution. Jedes andere Prinzip, das man etwa mit pomphaften Phrasen in das oͤffentliche Recht einfuͤhren wollte, waͤre anar⸗ chisch und nachtheilig. Endlich werden die Spanier nicht glau⸗ ben, daß es unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden, wo es weder Cortes noch einen Staatsrath giebt, der Regierung moͤglich ge⸗ wesen sey, sich nach den Vorschriften des Fuͤndamental⸗Gesetzes zu organisiren. Unsere Nation hat schon gelernt, einen Unter⸗ schied machen zwischen Freiheit und Anarchie; sie liebt die Frei⸗ heit, aber sie weiß auch, daß sie nur dann frei seyn wird, wenn sie den Gesetzen gehorcht, die zugleich die oͤffentliche Ordnung und die Unabhaͤngigkeit des Buͤrgers garantiren. Sie wird da⸗ her den Sophismen, durch welche man sie toͤuschen und verder⸗ ben will, kein Vertrauen schenken.“
Berlin, 16. Sept. Zufolge einer gestern aus Koblenz hier eingegangenen telegraphischen Depesche, fand daselbst am Uüten ein Corps⸗Manoͤver im ausgedehnten Sinne vor Seiner Koͤniglichen Hoheit dem Kronprinzen statt, das um 9 ½ Uhr an⸗ fing, um 1 ¾l Uhr endete und im Allgemeinen durch gutes Wet⸗ ter beguͤnstigt wurde. b
— Ueber den Aufenthalt Sr. Koͤniglichen Hoheit des Kronprinzen in Wetzlar auf Hoͤchstdero gegenwaͤrtigen Reise nach der Rhein⸗Provinz geht uns folgende Mittheilung von dort zu: „Se. Koöoͤnigliche Hoheit langten am 10ten d. M. Abends an der Graͤnze des Kreises Wetzlar bei Edingen an, wo Hoͤchstdieselben von dem Prinzen Bernhard zu Solms⸗ Braunfels Durchlaucht und den Koͤniglichen Behoͤrden empfan⸗ gen wurden. Durch erleuchtete Ehrenpforten und unter Glocken⸗ Gelaͤute wurde der Weg durch die Dorfschaften des schoͤnen Dill'⸗Thales bis nach Wetzlar fortgesetzt. Ueberraschend war der Anblick dieser Stadt mit ihren Berghoͤhen, auf denen zahlreiche Freudenfeuer emporloderten. Eine berittene Chrenwache mit brennenden Fackeln war dem hohen Reisenden eine Strecke weit entge⸗ gen gekommen, vor der Stadt aber war ein Triumphbogen errichtet, unter welchem Se. Koͤnigl. Hoheit von einer Deputation des Stadt⸗ Raths begruͤßt wurden. Von hier ging der Zug unter Glocken⸗ Gelaͤute und dem Abfeuern der Boͤller durch die mit Blumen⸗ Festons und farbigen Lampen geschmuͤckte Vorstadt nach der Stadt, die gleichfalls festlich erleuchtet war. Se. Koͤnigl. Ho⸗ heit ließen sich gleich nach der Ankunft in Ihrer Wohnung die Civil⸗ und staͤdtischen Behoͤrden vorstellen. Am Sonntag den IIten ertheilten Hoͤchstdieselben den Repraͤsentanten des Imme⸗ diat⸗Amtes Atzbach eine Audienz, nahmen den ehrwuͤrdigen Dom und das reichskammergerichtliche Archiv in Augenschein, wohn⸗ ten darauf dem evangelischen Gottesdienst in der Hospital⸗Kirche bei und setzten nach Beendigung desselben Hoͤchstihre Reise uͤber Braunfels nach Koblenz fort.“
— Die drei Persischen Prinzen Reza Koolee Meerza, Ne⸗ jeff Koolee Meerza und Timur Meerza, begleitet von Assaad Khayat als Dollmetscher und dem Mazjor Fraser nebst Gattin, trafen am l1ten d. M. von London kommend uͤber Achen in
Köln ein, stiegen daselbst im Gasthause zum Kaiserlichen Hof
Dekrets
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ab und setzten nach kurzem Aufenthalte die Ruͤckreise nach ihrer Heimath fort.
Nach Briefen aus Naumburg a. d. Saagle ist der Wein in dortiger Gegend gegen das vorige Jahr bedeutend zu⸗ ruͤck; indeß hat doch der in der juͤngsten Zeit eingetretenen Regen zu seiner Ausbildung wesentlich beigetragen, Und wenn die Witterung guͤnstig bleibt und Feuchtigkeit und Waͤrme in gehoͤriger Weise abwechselt, wird immer noch auf einigen Er⸗ trag gerechnet werden koͤnnen.
— Aus dem Marienwerderschen schreibt man, daß der Handel und die Frachtschifffahrt mit den Oel⸗Saͤmereien der diesjährigen Aerndte in dem dortigen Regierungs⸗Bezirk ziem⸗ lich belebt ist; dagegen will der Handel mit Getraide nicht guͤn⸗ stiger werden. Von Graudenz nach Danzig sind im verflosse⸗ nen Monat 116 Last Weizen, 213 Last Roggen und 4 ½ Last Erbsen verschifft worden. — Bei Thorn passirten 193 Ge⸗ faͤße mit Getraide und 108 Holztrasten stromabwaͤrts, und 75 Gefäͤße mit Getraide stromaufwaͤrts, im Ganzen mit einer Be⸗ mannung von 27“9 Mann. — Bei Toporzyskow, im Thor⸗ ner Kreise des Reg. Bez. Marienwerder, sind unlaͤngst auf dem Weichselstrome zwei Schiffe untergegangen, indem beide auf Baumstaͤmme geriethen, welche unter der Oberflaͤche des Was⸗ sers verborgen lagen. Obschon jaͤhrlich bedeutende Summen zur Reinigung der Weichsel von solchen Baumstaͤmmen verwen⸗ det werden, welche in aͤlterer Zeit wahrscheinlich von den mit Baͤumen bestandenen Kampen in den Strom gefallen waren, so kommen doch, von Zeit zu Zeit, immer neue Stäͤmme, die bis⸗ her im Triebsand verborgen lagen, zum Vorschein und gefaͤhr⸗ den die Sicherheit der Schifffahrt auf der Weichsel.“
— Man schreibt aus Pillau unterm 10ten d. M.: „In der vergangenen Nacht erhob sich aus Nordwest bei total dicker Luft mit Regenguͤssen ein Sturm, welcher heute Morgen von 7 bis 11 Uhr mit orkanmaͤßiger Heftigkeit so furchtbar wuͤthete, daß man sich seit dem 17. Januar 1818 keines aͤhnlichen ent⸗ sinnen kann. Um 6 ½ Uhr Morgens strandete heute 2 Meilen von hier auf der frischen Nehrung bei Alttief das von Stettin mit Stuͤckguͤtern auf hier bestimmte Stettiner Schiff „Henriette“, Ca⸗ pitain F. W. Dalitz. Der Capitain wurde kurz vor der Stran⸗ duns durch eine schwere Stuͤrzsee und das Ueberschlagen des Segelbaumes uͤber Bord geschleudert und ist ertrunken. Die uͤbrige Schiffsmannschaft, bestehend aus dem Steuermann und 8 Matrosen, widen gerettet. ——
Ueber die Sternwarte in Berlin. 8G (Fortsetzung und Schluß.) v“
Der im Jahre 1828 durch die Allerhöchste Gnade bewilligte Au⸗ kauf eines der größeren Refraktoren aus der Werkstatt von Uzschneider und Fraunhofer in München führte unmittelbar die Nothwendigkeit herbei, das alte Lokal ganz zu verlassen. Die neueren Beobachtungs⸗ Methoden erfordern feststehende Justrumente, welche die Hauptweise, auf welche wir die Lage der Gestirne beziehen, in jedem Augenblick mit Sicherheit sinnlich darstellen lassen. Früher begnügte man sich mit dem Meridiane oder der Richtung von Süd nach Nord, neuer⸗ dings ist auch der erste und letzte Vertikal oder die Richtung von Ost nach West hinzugekommen. Die große Vervollkommnung unse⸗ rer Maschinen hat die für astronomische Bestimmungen bei weitem bequemere Richtung nach dem Peol und die Bewegung in Ebenen senkrecht auf dieser Richtung, außerdem jetzt schon mit einer solchen Sicherheit bei größeren und kleineren Dimensionen der Instrumente festlegen und bewirken lassen, daß vielleicht die Meridian⸗Beobachtun⸗ gen in Zukunft weniger vorherrschend seyn werden. Für alle drei Gattungen der Aufstellung bot das alte Lokal um so weniger Gele⸗ genheit dar, als der Refroktor bei seinen großen Dimensionen bei einem so hohen Gebäude nicht die Sicherheit der Fundamente er⸗ warten ließ, die auch, abgesehen von der gewünschten Unveränder⸗ lichkeit der Aufstellung, nöthig war. Es wurde deshalb gleichzeitig mit dem Ankauf der Plan zu einer neuen Steruwarte entworfen und das frühere Lokal einer anderen Bestimmung übergeben.
In naher Verbindung stand die Verlegung der Sternwarte mit der Entfernung der meteorologischen Apparate aus dem Thurm der alten Sterwarte, an welchen im Auftrage der Akademie der Wissen⸗ schaften Herr Professor Poggendorf die fortlaufenden Beobachtungen macht. Noch ein anderes wissenschaftliches Interesse knüpft sich au dieses Gebäude, da die Windfahne, oder vielmehr die senkrechte Are derselben auf der nördlichen Mauer einer der Dreiecks⸗Punkte für die vortreffliche Messung des Königl. Generalstabes ist, welche in der neuesten Zeit quer durch die ganze Monarchie geführt, das Französi⸗ sche Dreiecksnetz mit dem Russischen und die Dänischen und Hanno⸗ verischen Dreiecke mit den Bayerischen und Oesterreichischen in Verbin⸗ dung gesetzt hat.
Für die Anlage der neuen Sternwarte ward ein ziemlich be⸗ trächtliches Grundstück von etwas mehr als 4 Morgen Oberfläche aus⸗ gewählt, welches von der Lindenstraße bis zur Friedrichstraße sich er⸗ streckt und den größten freien Raum, den die Häuserreihen der jetzigen Gebäude einschließen, fast in der Mitte durchschneidet. Die Lage nahe an der südlichen Gränze der Stadt läßt für die Gegenstände, welche hauptsächlich mit größeren Seh⸗Instrumenten untersucht zu werden verdienen, wenig befürchten, daß die Betrachtung derselben durch die Rähe der Wohngebäude und des damit verbundenen Rau⸗ ches gehindert werden wird. Nach dem Plane des Herrn Ober⸗Bau⸗ direktor Schinkel, welcher unter der Leitung des Herrn Bau⸗Inspek⸗ tors Schramm und Bau⸗Conducteur Wahrenberg ausgeführt wurde, bildet ein massiver durch zwei Stockwerke durchgehender Pfeiler, auf welchem der Refraktor unter einer Drehkuppel steht, das Centrum. Um diesen Kern geht ein gewölbter Corridor, der außerhalb eine auf dem Gewölbe ruhende Platteforme trägt und innerhalb die Verbin⸗ dung zwischen vier nach den Weltgegenden gerichteten Seitenslügeln darbtetet. Von diesen bestehen der nördliche, westliche und füdliche je⸗ der aus einem einzigen Zimmer, welche die Beobachtungs⸗Zimmer sind und Durchschnitte von Süd nach Nord und von Ost nach West haben. Da der Umgebung wegen die Instrumente nicht wohl auf ebener Erde aufgestellt werden konnten, so ist die Festigkeit dadurch erreicht, daß jedes der diei Zimmer im Innern einen ganz massiven durch das erste Stockwerf duͤrchgeführten Pfeiler hat. Durch Isoli⸗ rung desselben von den Ringmauern ist dafür gesorgt, daß Einwir⸗ kungen von außen auf diese Fundamente für die Instrumente keinen Einfluß haben. Der östliche größere Flügel, enthält in zwei Etagen die Wohnung des Direktors und des Gehülfen. Auf dem Grund⸗ stücke befindet sich außerdem noch eine Wohnung für den Aufwärter der Sternwarte und ein eisenfreies isolirt liegendes Gebände für die Aufhängung einer freischwebenden Magnetnadel nach der neuerdiugs in Göttingen angegebenen Methode.
Für die zweckmäßige Ausführung der zur Beohachtung nothwen⸗ digen Vorrichtungen zum Verschließen der verschiedenen Oeffnungen bot Berlin durch seine vortrefftichen Maschinen⸗Vau⸗Anstalten die größten Hülfsmittel dar. Die größeren Theile sind von den Herren Egells und Freund ausgeführt, die metallenen Fenster und ihr be⸗ quemer und sicherer Verschluß von den Herren Geiß und Rennebarth ange⸗ geben. Die Solidität, mit der alle Theile ausgeführt, hat sich bei dem bis⸗ herigen Gebrauch vollkommen auch unter ungünstigen Umständen be⸗ währt und die Leichtigkeit der Bewegungen läßt keinen Wunsch übrig. Das Gebände liegt von allen Seiten frei in der Mitte des augekauf⸗ ten Grundstücks, so daß die Ansicht von der Lindenstraße aus einen sehr angenehmen Anblick gewährt. Auch für die äußere Zierde ist
bei dem sonst einfach gehaltenen Gebäude durch eine nach der Zeich⸗