1836 / 264 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sem Zweck aufs praͤchtigste eingerichtet

Den Anfang machten ein großer Ball,

zog Karl von Braunschweig beiwohnte, ten. Am folgenden Tage, den

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und dekorirt worden.

welchem auch der Her⸗ und andere Festlichkei⸗

13ten, fand die erste große Auf⸗ fuͤhrung von Kirchen⸗Compositionen statt, naͤmlich Haydn’s

Schoͤpfung, eine Auswahl aus Mozart's Requiem und ver⸗

schiedene einzelne Musikstuͤcke von Haͤndel, Cimarosa, Haydn

und Bishop. Abends war weltliches Konzert im Theater, wo⸗ bei auch Mad. Malibran, trotz ihrer Unpaͤßlichkeit, mitwirkte.

Nachmittags war Herr Graham mit seinem Luftballon aufgestie⸗

gen. Vorgestern wurden in der Kirche wieder mehrere Sachen

aus Haͤndelschen Oratorien, so wie aus Mozart's, Neukomm s,

Marcello's und Spohr's geistlichen Compositionen aufgefuͤhrt. In dem Abend⸗Konzert sang anfangs die Malibran auch noch nit, zuletzt aber mußte, da sie sich ganz entkraͤftet fuͤhlte, Mad. Carradori⸗Allan sie vertreten.

Der jaͤhrliche Handelsgewinn in Manchester Millionen Pfund angeschlagen. 3

Die Frage nach Geld nimmt in der City und in den Ma⸗

ufaktur⸗Distrikten zu, und man findet einige Schwierigkeit, selbst ie besten Wechsel unterzubringen.

88 Nachdem der Zeitungsstempel seit gestern von 4 auf 1 Penny herabgesetzt worden, hat die Times bereits ihren Preis rniedrigt, allein nicht, wie man denken sollte, von 7 auf 4, ondern nur auf 5 Pence. Die Times berichtet, daß alle Zei⸗ ungs⸗Eigenthuͤmer, bloß mit Ausnahme derer des „Standard“ nd der „Morning⸗Post“, von jedem Blatte, das sie gestern erausgegeben, wegen Nichtbefolgung der gesetzlichen Vorschrift, en Tag der Woche, des Monats und des Jahres auch am

Schlusse des Blattes abzudrucken, 20 Pfund Strafe bezahlen

sollen.

Die Ausfuhr von Produkten und Manufaktur⸗Erzeugnissen n Neu-Orleans hat vom 31. Maͤrz bis zum 30. Juli 16,703,433 und von fremden Manufaktur⸗Waaren 2,296,576 Dollars betragen. 8

Vom 13. August 1835 bis dahin 1836 sind 23,591 Aus⸗ wanderer in Quebek eingetroffen.

Der Untergang des Schiffes „Lord Bentink“ in Indien, wie es scheint, mit Mann und Maus, hat sich bestaͤtigt. Meh⸗ rere Englische Kauffahrteischiffe sind um die Mitte des Augusts bei den Dardanellen verungluͤckt.

In Folge der starken und anhaltenden Regenguͤsse duͤrfte die Weizen⸗Aerndte im Norden von England und besonders in Scholtland sehr unguͤnstig ausfallen.

Aus Bayonne vom 8. September wird der Morning Chronicle gemeldet, daß der Oberst Wylde, der am ôéten Pampelona verlassen hatte, in San Sebastian angekommen war, wo Ruhe herrschte. Oberst Considine, bisheriger Militair⸗Se⸗ cretair des General Evans, war im Begriff, auf dem „Dili⸗ gent“ nach England zuruͤckzukehren, weil er den neuen Ober⸗ Befehlshaber der Britischen Station in Westindien als Militair⸗ Secretair dorthin begleiten soll; er hatte es zwar anfangs ab⸗ gelehnt, die Britische Legion in Spanien zu verlassen, wo man auf seine Dienste außerordentlichen Werth legte; als er aber dem General Evans diesen Entschluß mittheilte, wollte dieser durchaus nicht zugeben, daß er um eines bloß voruͤbergehenden Dienstes willen auf eine so vortheilhafte Ernennung in der Bri⸗ tischen Armee verzichten sollte. Oberst Considine befindet sich uͤbrigens sehr unwohl. Seine Stelle bei der Legion ist durch den Major Herman ersetzt worden, der schon waͤhrend einer fruͤheren temporairen Abwesenheit des Oberst Considine, als die⸗ ser zur Heilung seiner am 5. Mai erhaltenen Wunden in Lon⸗ don war, dessen Functionen versehen hatte. Auch Lieutenant Langley von der Koͤniglich Britischen Marine⸗Artillerie, der vor zwei Monaten bei der Passage verwundet wurde, kehrt mit dem „Diligent“ hierher zurück. Am 4ten war der Kutter „Osprey“ mit 50 Rekruten, hauptsaͤchlich fuͤr die Artillerie, in San Se⸗ bastian angelangt. Herr Llanos, der wieder zum General⸗In⸗ spektor des Civil⸗Departements der Legion ernannt ist, war von Madrid eingetroffen. Er ist der Bruder eines der Privat⸗Se⸗ cretaire des Herrn Mendizabal und war durch Herrn Isturiz seines Postens entsetzt worden. Seine Wiederernennung erregte große Zufriedenheit in der Legion, da er fruͤher seine Pflichten mit großer Puͤnktlichkeit erfuͤllt hatte. Die Abdankung des Bri⸗ gade⸗Generals Shaw war angenommen worden, obgleich kein Ueberfluß an Ober⸗Offizieren im Lager der Legion ist, die uͤbri⸗ gens nach der Angabe des Korrespondenten der „Morning Chro⸗ nicle“ vom besten Geiste beseelt seyn soll, da sie gehoͤrig bekoͤ⸗ stigt wird. Eben dieser Korrespondent schreibt: „Die Karlisti⸗ schen Agenten bieten, in Erwartung strengerer Maßregeln von Seiten der Franzoͤsischen Regierung zur Verhinderung des Graͤnz⸗Verkehrs, alle ihre Kraͤfte auf, um ihre Truppen von

den Franzoͤsischen Maͤrkten aus zu verproviantiren. Nach den Erkundigungen, die ich eingehogen, laube ich, daß in den letz⸗ en drei Wochen hinreichende Vorraͤthe uͤber Biobi in das noͤrd⸗ liche Spanien eingefuͤhrt worden sind, um die Rationen der dor⸗ igen Karlistischen Streitkraͤfte in den naͤchsten sechs Monaten amit zu bestreiten. Kein Morgen Landes ist in dem suͤdlich von Bordeauyx gelegenen Distrikt Frankreichs, der nicht seinen An⸗ heil dazu beigesteuert haͤtte, und die Ankaͤuse sollen uͤberall von

Franzosen, worunter sich, wie man mir versicherte, auch Be⸗ amte befanden, geleitet worden seyn. In Biobi werden die Vorraͤthe alle von Agenten, die kein Geheimniß aus ihrem Ge⸗ schaͤft machen, bezahlt und von da durch Karlistische Soldaten in ihr Lager gebracht. Dies habe ich selbst gesehen, und so lange nicht der Befehl zur Schließung der Graͤnze ertheilt wird, moͤchte sich dieselbe Scene wohl noch oͤfter wiederholen.“

8 Der Courier meldet, daß Herr Zulueta, der Praͤsident der Spanischen Finanz⸗Kommission, endlich durch den Ritter Sandoval, auf den in Folge der Resignation des vorigen Ge⸗

chaͤftstraͤgers die Repraͤsentation der Spanischen Regierung in England uͤbergegangen ist, die noͤthigen Fonds zur Abzahlung der Invaliden von der Britischen Legtion und zur Pensionirung der Verwundeten, so wie 2 Gratificationen fuͤr die Familien der in Spanien dienenden Britischen Offiziere, zur Verfuͤgung der betreffenden Behoͤrden gestellt haben.

Das Dampfschiff, der „Phoͤnix,“ welches den Karlisten fruͤher so vielen Schaden zugefuͤgt hat, waͤre ihnen neulich beinahe in die Haͤnde gefallen, indem es unter sehr un⸗ guͤnstigen Umstaͤnden auf den Grund stieß, worauf die Karlisten auch nicht saͤumten, ein heftiges Feuer auf dasselbe zu richten;

indessen hatte es das Gluͤck, zu entkommen, und ist zur Aus⸗ besserung auf das Werft gebracht worden. ö

98 . I Hea,e““ Aus dem Haag, 16. Sept. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen ist gestern aus dem Loo hier eingetroffen. 8

Zu der am 26sten d. M. stattfindenden heiligen Taufe des neugebornen Sohnes Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Friedrich

wird zu 12

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wird hier auch Se. Koͤntgl. Hoheit der Kronprinz von Preußen erwartet.

Herr Cousin, Pair von Frankreich, und Lord Ebrington, Mitglied des Britischen Parlamentes, sind hier eingetroffen.

Dem hiesigen Dagblad zufolge, soll zwar die von dem Amsterdamer Handelsblad mitgetheilte Nachricht von einer energischen Note, die der Englische Gesandte kuͤrzlich in Be⸗ zug auf die Zoll⸗Differenzen in Java eingereicht haͤtte, unge⸗ gruͤndet seyn; die letztgenannte Zeitung will jedoch diesen Wi⸗ derspruch nicht gelten lassen und fordert vielmehr eine entschie⸗ denere Erklärung hinsichtlich jener Angelegenheit, die uͤbrigens zu einer eigenen Broschuͤre Anlaß gegeben hat, welche so eben unter dem Titel: „Vertheidigung der Rechte Niederlands ge⸗ en die Anmaßungen Großbritaniens mit Bezug auf den zwi⸗ chen beiden Reichen abgeschlossenen Traktat vom 17. Maͤrz 1824“ erschienen ist.

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Kassel, 17. September. Ju der gestrigen Nacht ist hier die Kurfuͤrstl. Stuͤckgießerei abgebrannt. Gegen 2 ½ Uhr in der Nacht wurde zuerst entdeckt, daß Feuer im Gießhause aus⸗ gekommen war. Es nahm bald mit solcher Macht uͤberhand, daß, als in Folge sofortigen Sturmlaͤutens und der Allarmsignale, Pumpen und alle Art von Huͤlfeleistung sich auf der Feuerstaͤtte eingefunden hatten, man bald inne ward, daß ein Loͤschen der Feuersbrunst nicht mehr zu bewirken seyn werde, und man nur. hauptsaͤchlich darauf bedacht seyn mußte, die Spritzen nach der Brandmauer des Henschelschen Hauses und der Nebengebaͤude zu richten, um der Verbreitung des verzehrenden Feuers moͤg⸗ lichsten Einhalt zu thun, welches auch vollkommen gelungen ist. Das Gießhaus selbst ist bis auf die aͤußern Mauern ab⸗ gebrannt, und es konnte nur wenig aus diesem Gebaͤude gerettet werden. In der Hernschelschen Maschinen⸗Fabrik ist der Verlust groß und noch unberechenbar; Modelle, Maschi⸗ nen und Maschinentheile, Instrumente und Material sind zu Grunde gegangen, und der diesem musterhaften Etablissement zugefuͤgte Schade ist um so bedauerlicher, als dasselbe ein Mit⸗ telpunkt vaterlaͤndischer Gewerblichkeit war und fast kein Zweig der Industrie im Lande vorhanden ist, der nicht von demselben mit Maschinen, Werkzeugen und jeder Art von schaͤtzbarer und nuͤtzlicher Foͤrderung versehen wurde. Sichere Angaben uͤber die Entstehung des Feuers haben bis jetzt noch nicht ermittelt wer⸗ den koͤnnen; da es jedoch in dem Raume, wo sich die kleinere Gießerei befindet, zuerst wahrgenommen, und auch am 15ten d. zuletzt darin gegossen worden, so hat man vermuthet, daß eine Esse gerissen und das Feuer dadurch einem Balken mitgetheilt worden seyn, und sich im Verborgenen genährt haben toͤnne, bis die zerstoͤrenden Flammen wahrgenommen wurden.

Nuͤrnberg, 16. Sept. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr trafen Ihre Maj. die Koͤnigin⸗Wittwe von Weissenburg kom⸗ mend hier ein, und begaben sich sogleich zur Ludwigs⸗Eisenbahn, um an der Fahrt auf derselben Theil zu nehmen. Se. Maj. der Koͤnig Otto, seit gestern fruͤh hier angekommen, verfuͤgten sich auf die Nachricht von der Ankunft Ihrer Maj. zum zwei⸗ ten Male nach der Bahn, und warteten daselbst die Ruͤckkehr des Wagenzuges ab, um Ihre erlauchte Großmutter beim Ab⸗ steigen zu empfangen. Nach der Stadt zuruͤckgekehrt, nahm der Koͤnig mehrere Kirchen, die Burg und die polytechnische Schule in Augenschein. Zu dem Mittagsmahl, welches nach der ersten Ruͤckkehr von der Eisenbahn stattfand, hatten Se. Maj. die Generale, die Kommandanten beider Waffengat⸗ tungen der Garnison nebst der Adjutantur einzuladen ge⸗ ruht. Waͤhrend der Tafel trug das Musik⸗Corps des Regiments Erbgroßherzog von Hessen vor dem Gasthause zum Bayerischen Hof mehrere Piecen vor. Nach 7 Uhr erschienen beide Maje— staͤten mit Sr. Hoheit dem Erbgroßherzog von Hessen im Thea⸗ ter, wo sie bei beleuchtetem und gedraͤngt vollem Hause unter Trompeten⸗ und Paukenschall empfangen wurden, und der Vor⸗ stellung bis zu Ende beiwohnten. Heute fruͤh um 5 Uhr reiste Koͤnig Otto von hier wieder ab, um sich uͤber Ingolstadt und Augsburg nach Hohenschwangau und von da nach Berchtesgaden zu begeben. Die Vermaͤhlung mit der Prinzessin Amalie von Oldenburg wird, dem Vernehmen nach, zu Anfang Oktobers in Muͤnchen stattfinden. Ihre Majestät die Koͤnigin⸗Wittwe, welche Ihr Absteige⸗Quartier im Gasthause zum rothen Roß ge⸗ nommen hatte, ist diesen Vormittag uͤber Baireuth nach Dres⸗ den abgereist. Se. Hoh. der Erbgroßherzog von Hessen wird noch einige Tage hier zubringen.

Stuttgart, 15. September. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Michael von Rußland ist diesen Vormittag von hier abgereist, um seine Reise in die Rhein⸗Gegenden fortzusetzen. (Hoͤchstdieselben sind am 17ten in Frankfurt a. M. angekommen)

Frankfurt a. M., 12. Sept. (Allg. Ztg.) Vergleicht man die Lebhaftigkeit der gegenwaͤrtigen Messe mit derjenigen, welche fruͤher, vor dem Zoll⸗Anschluß, wahrzunehmen war, so kann Niemand in Abrede stellen, daß der Unterschied uͤberaus groß ist. Aber der Markt ist mit Waaren aller Art uͤberfuͤllt, und obgleich man im Allgemeinen hoͤrt, daß viel verkauft wird, so wird man sich doch nicht zu wundern haben, wenn bei der ungemeinen Konkurrenz die Erwartungen mancher einzelnen Verkeͤufer nicht befriedigt werden. Eigentliche Klagen vernimmt man hauptsaͤchlich nur von den hiesigen Großhaͤndlern in Engli⸗ schen und Franzoͤsischen Fabrikaten, deren n0 a im Bereiche der Zoll⸗Vereins⸗Staaten freilich wegen der hohen Abgaben, welchen dieselben nach dem Zoll⸗Tarif unterworfen sind, eine bedeutende Verminderung erlitten hat. Unter den vielen und mancherlei Se⸗ henswuͤrdigkeiten, die zur Messe gekommen sind, nimmt sicherlich die Ausstellung des Gerippes eines vöͤllig ausgewachsenen, einen Raum von 95 Fuß in die Laͤnge ausfuͤllenden Wallfisches, der im November 1827 waͤhrend eines Sturmes todt an die Kuͤste von Ostende geworfen worden, den ersten Platz ein. Die Notizen und Schil⸗ derungen, die in den hiesigen Blaͤttern uͤber diesen Koloß der Thierwelt mitgetheilt werden, sind nicht uͤbertrieben. Das Exem⸗ plar, welches das zoologische Museum in Berlin besitzt, ist, so staunenswuͤrdig es auch wegen seiner Groͤße erscheint, doch nur von einem noch lange nicht voͤllig ausgewachsenen Wallfische. Man ist bei dem Anblick dieses Seeungeheuers geneigt, Lace⸗ pede beizustimmen, der den Wallfisch fuͤr ein Ueberbleibsel der kollossalen Schoͤpfung der Urwelt haͤlt und der Meinung ist, daß er bereits gleichzeitig mit den Mammuths auf der Erde exi⸗ stirt hebe. . 8

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Wien, 16. Sept. Se. Majestaͤt der Kaiser haben folgen⸗ des Allerhoͤchste Kabinets⸗Schreiben an den Ersten Obersthofmei⸗ ster, Fuͤrsten zu Colloredo⸗Mannsfeld, erlassen:

„Lieber Fuͤrst Colloredo! In der Absicht, Collisionen, welche sich in Beziehung auf die Rangs⸗Verhaͤltnisse unter den fuͤrstli⸗ chen Haͤusern oͤfters ergeben, vorzubeugen, will Ich, daß diese Verhaͤltnisse fortan in Gemäaͤßheit des bereits von Kaiser Karl

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Itag. der hier in Abschrift beiliegenden Verordnung po 8 12 medlatiseten Fuͤrstenhaͤuser verliehenen vorzuͤglichen Nanges, und in Vollziehung des dieselben Familien betreffenden Bundes⸗Be, schlusses vom 19. August 1825 geregelt werden. Beineh verordne Ich, daß die Nachgebornen dieser Haͤuser unter si

wie deren Chefs, welchen stets der Vortritt vor den Nachzebor nen gebuͤhrt, rangiren. Sie haben zur unverzuͤglichen Vollzi hung dieser Meiner Willensmeinung das Noͤthige zu veranhis sen. Prag, den 2. September 1836. 11““

Diesem Allerhoͤchsten Kabinetsschreiben war die oben g waͤhnte Anordnung Kaiser Karl's VI. vom 25. Maͤrz 1728 ih Abschrift angeschlossen. Dieselbe lautet woͤrtlich: 1) „Sollen hie regierenden, oder Votum et Sessionem in Comitiis Imperii benden Fuͤrsten allen anderen nicht regierenden aͤlteren oder sin, geren Fuͤrsten vorgehen.“ 2) „Zwischen denen regierenden Fit sten aber der Rang nicht nach der Ancienneté des per Diplom erhaltenen fuͤrstlichen Tituls, sondern nach der Ancienneté in Comitiis Imperii erhaltenen Voti et Sessionis zu achte 3) „Zwischen denen nicht regierenden, oder kein Votum et dens. siouem habenden Fuͤrsten aber, sie seyen nun Cadets oder (af ihrer fuͤrstlichen Haͤuser, derjenige, so äͤlter im Fuͤrstenstand ij wenn er auch schon ein Cadet waͤre, denen Juͤngern im Füie stenstande, wenn sie auch schon Capi ihrer Haͤuser waͤren, vog zugehen.“ 4) „Nach eben diesem Fuß solle der Rang derg regierenden und nicht regierenden Fuͤrstinnen auszumessen sem mit der Ausnahme jedoch, daß 5) deren gewest⸗regierenden Fit sten Wittwen denen wirklich regierenden Fuͤrstinnen zu weiche haͤtten,“ 6) „vor denen nicht regierenden Fuͤrstinnen aber za Rang behalten sollen.“ .S. .

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Prag, 18. Sept. In einem am 17. September mit e in Prag anwesenden Ordensgliedern abgehaltenen Kapitel e Ordens des goldenen Vließes haben Se. Maj. der Kaiser

Rittern dieses Ordens zu ernennen geruhet: Se. Kaiserl. H. heit den Erzherzog Karl Ferdinand, Sohn des Erzherzogs Kan Se. Koͤnigl. Hoheit den Erzherzog Franz Ferdinand, Sche des Herzogs von Modena; den obersten Kanzler Grafen Anm Mittrowsky von Mittrowitz und Nemischl; den Hof⸗Kritg raths⸗Praͤsidenten General der Kavallerie Grafen Ignaz Hat degg⸗Glatz; den Jucex Curiae Grafen Anton Cziraky: d Kaiserl. Botschafter in Paris, Grafen Anton von Apponyi; de Fuͤrsten Aloys von Liechtenstein; den Fuͤrsten Ferdinand wo Lobkowitz; den Fuͤrsten Adolph von Schwarzenberg; den Füeh sten Karl von Fuͤrstenberg; den Fuͤrsten Friedrich von Oettinger Wallerstein; den Oberstjaͤgermeister Grafen Ernest Hoyos⸗Sprih zenstein; den Obersthofmeister Ihrer Masestaͤt der Kaiserin Gn fen Moritz von Dietrichstein; den Grafen von Chotek, Oberß burggrafen im Koͤnigreiche Boͤhmen. Gleichzeitig haben En Majestaͤt der Kaiser auch noch viele Verleihungen anderer . den und Wuͤrden zur Feier Ihrer Krönung vorgenommen. Die Prager Zeitung vom heutigen Tage enthaͤlt das ausfuͤhrlice Verzeichniß derseloen.

Aus eben diesem feierlichen Anlasse haben Seine Majestit bei Allerhoͤchstihrer Armee die aus dem nachfolgenden Allerhoͤchsten an den Hof⸗Kriegsraths⸗Praͤsidenten, General der Kavaleerie, Grafen von Hardegg gerichteten Handschreiben ersichtlichen Be⸗ foͤrderungen und Auszeichnungen zu beschließen geruhet:

„Lieber Graf Hardegg!

Da Ich beschlossen habe, die Feierlichkeiten Meiner am 7 September 1836 vollzogenen Böhmischen Koͤnigskroͤnung durt mehrere Gnaden⸗Bezeugungen und ehrende Auszeichnungen ü verherrlichen, so finde Ich Mich bewogen, Meiner Armee b diesem Anlasse folgende Merkmale- Meiner Gnade und Zufrit denheit angedeihen zu lassen. Zu Feldmarschaͤllen ernenne 9. Meinen Hrn. Vetter den Erzherzog Ferdinand, Generalen der Kavul lerie, Meinen Hrn. Oheim den Erzherzog Johann, Generalen der 8. vallerie, und den kommandirenden Generalen im Lombardisch⸗Vems 1. a. Koͤnigreiche, Generalen der Kavallerie Grafen unß

adetzky; Ihnen selbst habe Ich den Orden des goldenen Vin ßes verliehen. Zu wirklichen Geheimen Raͤthen ernenne ich t frei den Feldzeugmeister Freiherrn von Geppert, den Feidma schall⸗Lieutenant Varon Trapp und den Feldmarschall⸗Lieuteng Fuͤrsten Bentheim. Den Feldmarschall⸗Lieutenanten Mihalowit und Grafen Anton Kinsky verleihe Ich das Commandeur⸗Kren des Leopold⸗Ordens, und dem Feldmarschall⸗Lieutenant Gorzkows den Orden der eisernen Krone zweiter Klasse. Sie haben die Meine Entschließung in angemessener Weise kund zu mache Prag, am 17. September 1836. Ferdinand.“

Um dem in Boͤhmen kommandirenden General, Feldmu schall⸗Lieutenant Grafen von Mensdorf, einen Beweis Amc hoͤchstihrer Zufriedenheit mit dem Zustande der Truppen zu gebe haben Se. Maj. dessen aͤltesten Sohn den Rittmeister Graf⸗ von Mensdorf zum supernumerairen Major ernannt.

Gestern wurde der von den Boͤhmischen Staͤnden gewi ten Deputation das Gluͤck zu Theil, Ihren Majestaten die so koͤmmlichen Kroͤnungs⸗Geschenke zu uͤberreichen. Die stande Deputation versammelte sich bei dem staͤndischen Landhause, 9 es schlossen sich derselben mehrere Mitglieder aus dem Hern. und Ritterstande an. Vor 12 Uhr erfolgte die feierliche Al fahrt in die Burg, wo die Beiden KK. Majestaͤten zugleich me ter dem Thronhimmel, und zwar im Allerhoͤchsten Apartema Sr. Majestaͤt des Kaisers, die ständischen Mitglieder zu em pfangen geruhten. Der Herr Oberst⸗Burggraf, Karl Graf deol Chotek an der Spitze dieser Deputation, hielt an die Allerhoch sten Majestaͤten folgende Anrede:

„Allerdurchlauchtigster Großmächtigster Kaiser und Künig! Allc durchlauchtigste Kaiserin und Königin! Erlauben Eure Majesli daß ich mich an der Spitze dieser von den getreuen Ständen Bch mens aus den 4 Ständen erwählten Deputation Eurer Majestät m Ihro Majestät der Königin geheiligter Person näͤhere, um Eunl Majestäten nach eben so feierlich als glücklich vollzogener Krönnnh die alt herkömmlichen Krönungs⸗Geschenke zu Füßen zu legen. Em⸗ pfangen Eure Majestät zugleich den Ausdruck unseres tiefgefühllch

Ferdinand.“

Danfes dafür, daß Sie mit Ihrer Durchlauchtigsten Gemahlin und

der Kaiserl. Familie so lange in unserer Mitte weilen wollten. Ge⸗

währen Eure Majestät diesem unseren schönen Vaterlande fortan jemt Gerechtigkeit, Milde und Güte, deren wir uns bisher erfreuten, un rechnen Allerhöchstdieselben jederzeit auf die Bereitwilligkeit Ihrct getreuen Böhmen im Frieden und im Kriege zur Erfüllung der al⸗ gemeinen Staats⸗ Zwecke nicht nur seich allen Unterthanen Eurer Majestät mitzuwirken, sondern es ihnen wo möglich no durch Beweise von Treue, Liebe und Anhänglichkeit zuvorzl⸗ thun. Möchten Eure Majestät, so wie unsere vielgeliebte Königll. die Allerhöchstdenselben hier überreichten Geschenke als eine Exinnt⸗ rung an die eben vollzogene Feierlichkeit bewahren, und den Böhmi⸗ schen Ständen in Gnaden gewogen bleiben; möchte der Aufenthal unter uns Hoͤchstdeuselben so angenehm gewesen seyn, daß wir unn der öfteren Besuche Eurer Majestät erfrenen dürften. Mit diese Wunsche sev es mir erlaubt, den herzlichen Ausdruck unserer Gesin⸗ en zusammen zu fassen: „Got walte unse

1728 den Chefs der damals reichsstaͤndischen, 8

enern König Ferdinand, unsere geliebte Königin Maria Anna! 17 sra s. mit vollem Gefuͤhle gesprochenen Worte der Liebe id Treue wurden von den anwesenden staͤndischen Mitgliedern mit einem lebhaften dreimaligen Vivatrufe geschlos⸗ „Hierauf geruhten Seine Majestaͤt der Kaiser und Koͤnig Folgendes zu erwidern: „Die Mir und Meiner Frau Gemahlin dargebrachten Krönungs⸗

ben nehmen Wir in Gnaden an und behalten Uns vor, ihnen aus⸗ füllefend die Widmung zum Besten des Landes zu geben.“

29 habe seit Meiner Ankunft in diesem treuen Königreiche so iele Beweise aufrichtiger Anhänglichkeit erhalten, daß es Meinem erzen Bedürfniß geworden ist, jede Gelegenheit zu ergreifen, um huen und dem ganzen Lande Meine Sege hengen hierüber zu er⸗ zunen zu geben, und Sie Meiner besonderen Huld und Gnade zu

tsichern.“ 1 ruschee durchdrungen von dieser Allerhoͤchsten Huld und Gnade

wurde die ganze ersammlung der staͤndischen Mitglieder zu wiederholtem dreimaligen Vivatrufe entflammt, und die Begei⸗ serung des Augenblicks war nur von dem truͤben Gedanken be⸗ gleitet, daß das Allerhoͤchste Herrscherpaar die Hauptstadt Boͤh⸗ mens bald verlassen werden.

Schweiz.

Im Berner Verfassungs⸗Freund liest man: „Unter den 136 Individuen, welche in den vom Vororte den Staͤnden mitgetheilten Verzeichnissen der theils fortgeschafften, theils noch fortzuschaffenden Fremdlinge sich befinden, sind 22 Bayern, 13 Italiaͤner, 10 Preußen, 10 Hessen⸗Darmstaͤdter, 10 Wuͤrttember⸗ ger, 9 Badener, 8 Kurhessen, 7 Frankfurter, 6 Polen, 5 Han⸗ noveraner, 5 Dñͤͤnen (Holstein⸗Schleswig), 4 Sachsen, 2 Nas⸗ sauer, 1 Braunschweiger; von 25 ist die Heimath nicht ausge⸗ mittest. Dem Berufe nach sind 28 ehemalige Studenten, Sprachlehrer, Literaten, solche, die eine wissenschaftliche Bildung erhalten haben und in Deutschland groͤßtentheils Glieder akademischer

Verbindungen waren; wenige gehoͤren dem Soldaten⸗, die Uebrigen

dem Handswerksstande an. Von den Handwerkern sind 14 Schuster, 9 Setzer und Buchdrucker, 7 Schlosser, 6 Apotheker, 4 Gold⸗ arbeiter, 4 Schreiner, 4 Guͤrtler; aber nur 2 Schneider. Fast alle

brigen Handwerke liefern einen Beitrag von einem oder zwei Gliedern zum jungen Deutschland. Die Spitznamen eine dem Deutschen akademischen Leben entlehnte Sitte welche bei⸗ nahe alle Glieder fuͤhren, sind entweder Travestien des wahren Namens, oder von einer Eigenschaft des Individuums, oder aus der Geschichte hergenommen; wir finden in diesem jungen Deutschland: Hermann, Otto, Berthold, Wittekind, Romulus, ber auch Herkulet, Apollo, Bacchus, Hektor, Freischuͤtz, einen Muthvoll, Ehrenfest, Winewald, Saͤnger, aber auch einen Ent⸗ etzlichen, Wildschuͤtz, Zobel ꝛc. So viel geht mit Zuverlaͤssigkeit us diesen Verzeichnissen hervor, daß in dem jungen Deutsch⸗ land kaum ein Fuͤnftheil wirklicher politischer Fluͤchtlinge sich be⸗ fand, und daß die Uebrigen, Handwerker, welche auf ihrer Wan⸗ derschaft nach der Schweiz kamen, erst in der Schweiz durch

Umtriebe, die laͤngere Zeit von der Polizei unbeachtet geblieben oder fuür unschuldiger Natur gehalten wurden, zu politischen

Fluͤchtlingen gemacht worden sind. Es sind unstreitig viele unter diesen Arbeitern, welche, von dem Hange zum Geheimnißvollen und von einer gewissen Eitelkeit geleitet, sich diesen Verbindun⸗ gen hingaben, ohne weder das Verbrecherische der Tendenz, noch die Gefahren zu kennen, die fuͤr ihre ganze kuͤnftige Existenz daraus hervorgehen mußten.“ ““

Madrid, 7. September. (Franz. Blaͤtter) Die Aus⸗ wanderung, welche in großem Mahstabe stattfindet, wuͤrde noch algemeiner seyn, wenn die Regierung nicht mit solcher Strenge die Paͤsse verweigerte. Die Privatrache, welche ungestraft aus⸗ geübt wird, traͤgt nicht wenig dazu bei, die Neigung zum Aus⸗ wandern zu befoͤrdern. Es vergeht kein Tag, wo die Straßen von Madrid nicht durch die Dolche der Banditen mit Blut ge⸗ foͤrbt werden, oder doch wenigstens von Mordgeschrei gegen ver⸗ schiedene Buͤrger ertoͤnen. Vor einigen Tagen wurde Jemand bis zum Hotel der Franzoͤsischen Gesandtschaft verfolgt und konnte dasselbe nur unter dem Schutze einer star⸗ ken Bedeckung ohne Gefahr verlassen. Die Zuͤgellosigkeit der Truppen ist noch immer dieselbe und zwingt den Kriegs⸗Minister, General Rodil, in Madrid zu bleiben, da er sie nur durch seine Gegenwart in Schranken halten kann, auch nd die ihm von der Armee zugehenden Buͤlletins eben nicht geeignet, ihn uͤber den Empfang, den er dort von den Solda⸗ en zu erwarten hat, zu beruhigen. Die Lage des Conseils⸗ Draͤsidenten, den Junten gegenuͤber, ist natuͤriich eben nicht be— neidenswerth, und der Eintritt Mendizabal's ins Ministerium uͤrfte vielleicht eher stattfinden, als man glaubt.

Die Gesandten fuͤr London, Paris und Bruͤssel sind noch icht ernannt.

Die Wahlen der constitutionnellen Alkalden sind beendet. Unter einer Menge von Namen, die der exaltirten Partei an⸗ gehoören, bemerkt man auch die einiger achtbaren Personen, z. B. die Herren Calderon de la Barca und Martel, Mitglieder der vorigen Prokuradoren⸗Kammer.

Den Pensionirten und den auf Halbsold stehenden Offtzie⸗ ren sind die Ruͤckstaͤnde fuͤr Monat April ausgezahlt worden.

Die Junta von Granada, die sich aufgeloͤst hatte, ist wie⸗ der erstanden. Der Ex⸗Intendant L. Romeo ist ins Gefaͤngniß gesetzt und des Verraths gegen die Junta angeklagt worden.

er vor kurzem aus Despeñaperros angekommene Oberst Leguia versichert, daß der General Quiroga, wenn er sich dort sehen lasse, nichts als die Kugel vor den Kopf zu erwarten habg. Die Junta von Cadix hat einen Beschluß gefaßt, wodurch die Junta von Malaga fuͤr die Nachtheile verantwortlich ge⸗ macht wird, welche aus der Herabsetzung der Einfuhr⸗Zoͤlle auf vas Waaren in Malaga fuͤr den Handel von Cadix entstehen unten.

Briefe aus Malaga vom 2ten melden, daß einige Symp⸗ tome von Unordnungen die constitutionnelle Regierungs⸗Junta u der Bekanntmachung veranlaßt haben, daß ein Jeder erschos⸗ en werden soll, der bei einem Diebstahl, oder nachdem er den⸗ selben veruͤbt, ergriffen wird.

Der General Vigo, welcher von Rodil den Befehl erhal⸗ ten hatte, sich nach Badajoz zu begeben, haͤlt sich noch immer hier verborgen.

Man versichert, daß eine Gesellschaft von Banquiers der Regierung 35 Millionen Realen gegen Schatzscheine vorgeschos⸗ en, so wie, daß mehrere Vereine Anerbietungen fuͤr die Ver⸗ pflegung und Ausruͤstung der Truppen gemacht haben.

Aus Saragossa wird gemeldet, daß der General Evariste

an Miguel erklärt habe, er koͤnne nichts unternehmen, bis er üsrstäͤrkungen erhalten habe. In Galicien nehmen die Kar⸗ vüischen Guerillas immer mehr uͤberhand, und der General ztre ist nicht im Stande, dies zu verhindern.

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——8—2 In einem der Times zugegangenen Privatschreiben aus Madrid vom 4. September heist873 unter „Die Niederlage und Gefangennahme des groͤßeeren Theils der Lopezschen Kolonne durch Gomez ist jetzt allen Einwohnern be⸗ kannt; aber obgleich der Brigadier Lopez verwundet und gefan⸗ gen in den Haͤnden der Karlisten ist, so kuͤmmert sich doch das hiesige Volk nicht viel um dieses Ungluͤck, denn es hat jetzt mit den verschiedenen Wahlen der Corporationen und der Deputir⸗ ten fuͤr die Cortes, die nach den Vorschriften der Constitution von 1812 stattfinden sollen, vollauf zu thun. Die Karlisten aber meinen, Gomez, der jetzt im Lande herumschwaͤrmt, werde bald mit einer Streitmacht aus Valencia zuruͤckkeh⸗ ren, um Madrid zu pluͤndern. Waͤhrend Gomez und die anderen Karlisten⸗Chefs das Land brandschatzen, ist die hiesige Regierung damit beschaͤftigt, Geld aufzubringen. Die 200 Mil⸗ lionen sollen von 118,000 Personen aus den wohlhabendsten Klassen in Summen von 10 bis 1000 Pfund Sterling erhoben werden, was man fuͤr die bequemste Art haäͤlt, den Betrag zu⸗ sammen zu bekommen. Manso, der General⸗Capitain von Alt⸗ Kastilien, soll vor ein Kriegs⸗Gericht gestellt werden und ist durch den General Alvarez ersetzt worden. Den Helden Cor⸗ dova hat man fuͤr einen Deserteur erklaͤrt, weil er die Armee und das Land ohne Erlaubniß verlassen; er ist daher natuͤrlich seines Ranges und seiner Wuͤrden entsetzt. Es sollen jetzt hier zwei Intriguen im Werke seyn. Die eine, heißt es, werde von Ber⸗ trand de Lys und dem Kammerherrn des Infanten Don Fran⸗ eisco, Grafen von Parsent, geleitet und habe zum Zweck, Don Francisco an die Stelle der Koͤnigin Christine zum Regenten zu machen. Diese Wuͤrdigen, die wenig Talent besitzen, sollen die Thorheit haben, den Versuch machen zu wollen, ihren Plan durch die Truppen auszufuͤhren. Die andere Intrigue soll von einigen Karlisten angezettelt seyn, die, um die Sachen aufs Aeußerste zu treiben, die Proklamirung einer Republik im Schilde führen. Die Franzoͤsische Partei, heißt es, befoͤrdere den letzte⸗ ren Plan nicht wenig. Der Kriegs⸗Minister Rodil wird, wie man erwartet, diese Woche aufbrechen, um das Kommando der Nord⸗Armee zu uͤbernehmen. Die Truppen⸗Kolonne, welche am Dienstage von hier nach Alcala abmarschirte, ist gestern zuruͤckgekehrt. Die Soldaten scheinen gutes Muths, Einige aber hegen Besorgnisse hinsichtlich ihrer Disziplin. Die Presse ist nun frei und kritisirt die Maßregeln der Regierung unumwunden, waͤhrend sie zugleich dem Volke Muth zuspricht. Die Regierung hat einige zweck⸗ maͤßige Dekrete erlassen. Die Junten sollen, nach dem einen, von den Geldern Rechenschaft ablegen, die sie erhoben haben; das andere fordert die Wohlhabenden auf, Geld auf die Zwangs⸗ Anleihe der 200 Millionen vorzuschießen, und Hr. Matheu ha⸗ bereits 400,000 Realen vorgestreckt. Durch ein drittes wird die Bildung dreier neuer Bataillone National⸗Garde in Madrid angeordnet; ein viertes ernennt eine Kommission zur unverzuͤg⸗ lichen Anfertigung der den Cortes vorzulegenden Veranschlagun⸗ gen; ein fuͤnftes befiehlt die augenblickliche Vollziehung des De⸗ krets vom 29. Februar in Betreff des Verkaufs der National⸗ Guͤter; ein sechstes ernennt eine Kommission zur Untersuchung des Staats⸗Schuldenwesens, und ein siebentes fordert die poli⸗ tischen Chefs und die anderen Magistrats⸗Personen auf, alle Anstalten zur Vertheidigung ihrer Provinzen zu treffen.“

Portugal.

Lissabon, 28. August. (Times.) Gestern hielt hier eine große Anzahl Englischer und anderer 1Nigt Offiziere, die in Diensten Dom Pedro's gestanden, eine Berathung uͤber einen in der hiesigen ministeriellen „Revista“ erschienenen Artikel, in welchem behauptet wird, es sey kein Auslaͤnder mehr vorhanden, dessen gerechte Forderungen an den Portugiesischen Schatz nicht befriedigt worden, wobei zugleich die Beweggruͤnde, aus denen die meisten von ihnen in Portugal Dienste genommen haͤtten, in nachtheiligem Lichte dargestellt werden. Man beschloß, der „Revista“ eine kraͤftige Widerlegung zuzusenden und deren Ein⸗ ruͤckung in das genannte Blatt zu fordern. Ein zweiter Vor⸗ schlag aber, die Absendung einer Deputation an den Prinzen Ferdinand, als Ober⸗Befehlshaber, bezweckend, um ihn zu ersu⸗ chen, der Koͤnigin eine Denkschrift uͤber ihre Forderungen und Beschwerden zu uͤberreichen, wurde auf den Rath des Franzoͤ⸗ sischen Oberst Lucotte beseitigt, der den Zeitpunkt dazu als un⸗ gelegen betrachtete, indem die politische Aufregung des Augen⸗ blicks die Minister veranlassen koͤnnte, der Versammlung einen politischen Zweck unterzulegen, den sie durchaus nicht habe. Waͤhrend der Berathungen ging die Nachricht ein, daß ein Fran⸗ zoͤsischer Offizier, der sich in aͤhnlichen Umständen befunden, und den sein Stolz und Zartgefuͤhl verhindert, Andere um Huͤlfe anzusprechen, aus Hunger und Entkraͤftung todt auf der Straße niedergefallen sey. 4

Xn vhken.

In einem von der Morning⸗Chroniecle mitgetheilten Schreiben aus Konstantinopel vom 17. August heißt es: „Eine heilsame Wirkung, die in politischer Hinsicht aus der Ent⸗ lassung des vorigen Reis⸗Efendi hervorgegangen, ist die Aufdeckung der Intriguen des Griechischen Patriarchen. Nachdem näͤmlich die Kontrolle der Staats⸗Angelegenheiten in die Häͤnde des Mini⸗ stes des Innern, Pertew Efendi, gekommen, ist es dessen Wach⸗ samkeit gelungen, die Manoͤver zu entdecken, die bisher gan verschleiert geblieben oder uͤbersehen worden waren, und die g fenbar zum Zweck hatten, der Pforte alle ihre Griechische Un⸗ terthanen abspanstig zu machen. In Folge davon befinden sich der Patriarch und sein Logothet in großer Unruhe, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß Beide sehr bald genoͤthigt werden duͤrften, ihre Aemter niederzulegen.“ 111611““

Aegypten.

In der Allgemeinen Zeitung liest man: „Die Nach⸗ richten aus Aegypten lauten keineswegs guͤnstig; das Gouver⸗ nement hat seit langer Zeit keine Bulletins mehr von dem Krieg in Arabien bekannt gemacht, und das Geruͤcht verbreitet sich, daß der Pascha im Sinn habe, seine Unternehmungen auf die Eroberung des Hedschas aufzugeben, aber er faͤhrt fort, Trup⸗ pen dahin zu schicken, besonders Syrische Regimenter, da man nicht wagt, diese in Syrien zu lassen. Er entvöͤlkert daher Aegypten fuͤr seine Garnisonen in Syrien und Syrien fuͤr sei⸗ nen Krieg im Hedschas, der ihm schon ungeheure Summen und uͤber 50,000 Mann gekostet hat, ohne zu einem dankbaren Re⸗ sultate fuͤhren zu koͤnnen. Wollte er sich, wie die Tuͤrken zur Zeit ihrer Macht gethan haben, mit dem Besitz der heiligen Staͤdte und der Häͤfen am Rothen Meere begnuͤgen, so koͤnnte er diese ohne große Opfer behaupten, aber der Krieg in der Wuͤste verzehrt seine Armee ohne Nutzen, denn wenn er sich auch zum 1. der Kaffee⸗Distrikte und von Sanna machte, so wuͤrde die Erhaltung der Communicationen durch die Wuͤste, und die bestaͤndige Feindseligkeit der Beduinen immer ungeheure Kosten verursachen, die außer allem Verhaͤltniß mit dem Ertrage

des Landes stuͤnden. Die neuen Muͤnz⸗Regulationen, nach denen der Pascha eine bessere Muͤnze schlaͤgt, als der Sultan, und die Tuͤrkischen Piaster nicht mehr in seinen Kassen annimmt, haben heftige Reclamationen von Konstantinopel zur Folge gehabt, auf die der Pascha aber nicht zu achten scheint, und gegen die er sich von der Europaͤischen Bevoͤlkerung in Aegypten unterstuͤtzt findet, da die bestaͤndige und graͤnzenlose Verschlechterung des Tuͤrkischen Muͤnzfußes eine große Last fuͤr den Handelsstand ist. Der Mangel an Arbeitern ist so groß, daß man kuͤrzlich alle Araber, welche sich in Privat⸗Familien als Bediente befanden, zum Ein⸗ holen der Aerndte mit Gewalt wegnahm und aufs Land schickte; dennoch ist die Aerndte unzulänglich ausgefallen, und zu Ver⸗ mehrung der Noth hatte der Pascha sich zum Voraus zu ansehn⸗ lichen Lieferungen verbindlich gemacht, wodurch die Vorraͤthe in den Magazinen so vermindert worden sind, daß man einer Hun⸗ gersnoth entgegen sieht und der“ Preis des Brods schon jetzt auf das Doppelte gestiegen ist. Dieses hat jedoch den Pascha nicht gehindert zu befehlen, daß alle Paͤchter naͤchstes Jahr die Haͤlfte der bisher zu Weizen bestimmten Laͤndereien mit Baum⸗ wolle anzupflanzen haben, weil diese Kultur mehr eintraͤgt, als jede andere, und die Paͤchter weniger im Stande sind, einen Theil des Ertrags der Habsucht des Fiskus zu entziehen. Der Pascha hatte einige Jahre lang das System, seine Baumwoll⸗Aerndte zu verkaufen, aufgegeben, aber der Geldmangel at ihn wieder zu diesem verderblichen System von Anlehen ge⸗ trieben. Der letzte Theil des Tributs an die Pforte wurde im Juni auf diese Art bezahlt, der Pascha verkaufte dazu fuͤr 650,000 Spanische Piaster Baumwolle von der kuͤnftigen Aerndte an das Griechische Haus Tosizza, um 18 ½ Talari per Centner, einen Preis, bei dem die Kaͤufer gegen alle Gefahr von Verlust ge⸗ schuͤtzt sind. Der Pascha hat seitdem aͤhnliche Operationen ge⸗ macht, um die Arbeiter im Arsenal von Alexandrien zu bezahlen, denen man ein Jahr Sold schuldig ist, und die anfingen, in Masse zu desertiren. Ismael Pascha, ehemaliger Polizei⸗ Intendant von Kahira, ist zum General der Armee in Arabien Se 58 wie 1 bisherigen Niederla⸗ gen der Armee dem kommandirenden General C zuschreibt.“

MNer 88 Nord⸗Amerikanische Blätter enthalten ein Schreiben aus Tampico vom 7. Juli, worin es heißt: „Mexiko befindet sich in einer Krisis, und wahrscheinlich wird in kurzem die fruͤ⸗ here Foͤderativ⸗Verfassung von neuem proklamirt werden. In Guadalaxara, Guanajuato und an anderen Orten haben schon revolutionaire Bewegungen stattgefunden, sind aber durch die Truppen unterdruͤckt worden. In Mexiko erwartet man jeden Augenblick einen Aufstand, und in der Provinz Puebla ist die Bewegung sehr bedeutend gewesen. Die von Mexiko dorthin gesand⸗ ten Truppen erklaͤrten sich auf dem Marsche fuͤr die Foͤderativ⸗Par⸗ tei, und man scheint sich allgemein fuͤr diese Sache auszusprechen. Die Regierung hat die Absicht gehabt, von allen in Mexiko wohnenden Auslaͤndern eine gezwungene Anleihe zu erheben, die man zu 2 Millionen Piastern angiebt, allein die Botschaf⸗ ter Englands und Frankreichs haben gegen diese Maßregel pro⸗ testirt und erklaͤrt, daß die Auslaͤnder sich nur dann der Anleihe unterwerfen wuͤrden, wenn man sie mit der Gewalt der Waffen dazu zwinge, ein solches Verfahren wuͤrde aber von Frankreich und England als eine Kriegs⸗Erklaͤrung angesehen werden. Die Partei Santana's nimmt taͤglich mehr ab, waͤhrend die Foͤderativ⸗Partei immer mehr Anhaͤnger gewinnt. Man ver⸗ sichert, daß Letztere mit Texas Frieden schließen wollen.“”“)

In lI88 Berlin, 21. Sept. Man schreibt b unterm löten d.: „Die Verwaltung der Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft hatte, Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen zu Ehren, gestern Abend ein Fest eigener Art veranstaltet, zu welchem die Taufe der bei⸗ den neuen Dampfschiffe „Kronprinz von Preußen“ und „Prinz Wilhelm von Preußen“ die Veranlassung bot. Auf der Rhein⸗ Au, die in dem großartigsten Style ausgeschmuͤckt war, hatte sich gegen 6 Uhr Abends, auf die Einladung der gedachten Ge⸗ sellschaft, eine glaͤnzende Versammlung von Herren und Damen eingefunden und vor der kolossalen Buͤste Sr. Maj. des Koͤnigs aufgestellt. Auf dem Rheine ruhten stolz die beiden gewaltigen Taͤuflinge, geschmuͤckt mit den Flaggen der vielen Staaten, die jetzt ein Deutsches Handelsband großartig umschließt zum Wohle des gemeinsamen Vaterlandes. Nach Ankunft Sr. Koͤnigl. Hoh. des Kronprinzen und der uͤbrigen anwesenden Prinzen des Koͤnigl. Hau⸗ ses verfuͤgte die ganze Versammlung sich an Bord der beiden Schiffe, wo Herr Merkens im Namen der Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft eine auf die Feier bezuͤgliche Rede hielt, die er mit einem Le⸗ behoch auf des Koͤnigs Wohl und das des gesammten Koͤnigli⸗ chen Hauses schloß. Die ganze Versammlung stimmte in die⸗ sen Ruf ein und der Donner des Geschuͤtzes trug ihn zu den widerhallenden Bergen. Jetzt wurde die Feier nach gewohnter Seesitte vollzogen und der Herr Erzbischof von Köln, in seinem Ornate, sprach die benedictio navis. Von den Schiffen kehrte die Versammlung zu dem Gebaͤude auf der Rhein⸗Au zuruͤck, wo die Hoͤchsten Herrschaften ein Gouter anzunehmen geruhten. Vie die ganze Au, so war auch der Pavillon fuͤr die verehrten Gaͤste auf das reizendste in Form eines Morgenlaͤndischen Zel⸗ tes geschmuͤckt, und als das Dunkel eingetreten war und JIJ. KK. HH. sich erhoben hatten, um eine Spazierfahrt auf dem Rheine zu machen, wurden Hoͤchstdieselben gleich bei dem er⸗ sten Schritte ins Freie durch eine magische Beleuchtung, die da die Lampen selbst unsichtbar waren, ein wundersames Licht uͤber die ganze Umgegend verbreitete, auf das Ange⸗ nehmste uͤberrascht. Bei der Besteigung der Schiffe klarte sich der Himmel, der bis dahin ziemlich bedeckt gewesen war, wie auf ein verabredetes Zeichen auf, und JJ. KK. HH. fuhren nun, umkreuzt von zwei Dampfschiffen der Niederlaͤndi⸗ schen Gesellschaft, „Stadt Koͤln“ und „Agrippine“, auf denen sich die eingeladenen Damen befanden, rheinaufwaͤrts. Ober⸗ halb Koͤln, wo die an dem Strome gelegenen Gebäude in ter⸗ rassenartige Feuertempel umgewandelt waren, ertoͤnten Tausende von Stimmen der Land⸗Bewohner und erfuͤllten die Luft mit ihrem Jubel. Großartig war der Anblick des Stromes, dessen Breite durch den Gluthspiegel der aufsteigenden Raketen und des herabfallenden Sternregens zu einem See erweitert schien; großartiger noch der Anblick der Stadt, als die Schiffe langsam den Rhein wieder hinabfuhren. Eine wahre Feenwelt that sich auf. Zuerst bot sich im Suͤden der Beienthurm wie ein riesiges Meteor dar, vergleichbar einer mit gluͤhender Lava uͤberzogenen Burg. Die obere Zinne umkraͤnzte eine blaue Flammen⸗ krone, die ihr amethystenes Abbild in den widerstrahlen⸗ den Strom warf. Wandte man den Blick, so schien der Rhein von anderen Seiten wie entzuͤndet und gleichsam in einen Strudel von Feuerraͤdern unterzutauchen, die uͤber die

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