der Befehl, ihn selbst nach der Heimath zuruͤckzubringen, von Seiten der Regierung den angelegentlichen Wunsch, ein Urtheil zu mildern, das, so hart es auch seyn mochte, nach den Vor— schriften des Gesetzes vollzogen wurde.“
Mit Hinsicht auf die vielen konservativen Diners, die jetzt in den Provinzialstaͤdten veranstaltet werden, und woruͤber die Berichte oft die Haͤlfte der „Times“ anfuͤllen, aͤußert sich der Courier folgendermaßen: „Unsere Leser werden sich gewiß mit uns wundern, wo alle die Konservativen, die sich kuͤrzlich an den verschiedenen Mittagstafeln zu Newton, Chipping Ongar, Bury u. s. w. u. s. w. so sehr hervorgethan haben, mit einem Male herkommen. Als es galt, die Lords vor den Angriffen⸗ eines reformirenden Volks zu schuͤtzen, waren sie nicht bei der Hand. Als es galt, das Ministerium Sir R. Peel's zu unter⸗ stuͤtzen, waren sie fast lautlos. Als die Maͤnner von Birming⸗ ham sich zu Tausenden und Zehntausenden versammelten, war von den jetzt nach der Mahlzeit so laut sprechenden Tories nichts zu sehen. Jetzt aber, wo die große Masse der Reformer in einem verbesserten Unterhause ein sicheres Mittel erlangt hat, fortan eine friedliche Reform zu gebieten, wo die⸗ ses Haus ruhig und fest seine Arbeiten verfolgt, durch die es das Land bereichert, wo uͤberall Wohlstand herrscht, wo die ganze Nation in Frieden und in dem Vertrauen lebt, daß das Reform⸗Ministerium ihren noch uͤbrigen Beschwerden abhelfen wird, jetzt treten die Konservativen auf und ruͤhmen sich dessen, was sie thun werden. Sie haͤtten sich etwas fruͤher in die Bresche werfen sollen; jetzt ist es zu spaͤt. Sie haͤtten zur rechten Zeit tapfer seyn und sich im Jahre 1832 in Marsch setzen sollen, um den Herzog von Wellington und Lord Lyndhurst zu retten, als diese es versuchten, eine Ver⸗ valtung zu bilden und den Fortschritt der Reform auf⸗ zuhalten. Aber die Tories bleiben, wie die „Times“ vordem bemerkte, immer hinter der Zeit zuruͤck. Sie sind noch immer, wie dieses Blatt sie im Jahre 1832 schilderte, dem dachsbeinigen Trommelschlaͤger zu vergleichen, der mit seinem Regiment nicht mitkommen kann. „ „Die Lords““, sagte Herr Bevan bei einem jener Diners in Suffolk, „„sind fest, und wer wird sie von ihrem Willen abzubringen vermoͤgen? Hume und seine Radikalen drohen mit einem Aufstande; O'Connell und seine Irlaͤnder sinnen auf Empoͤrung; aber das Staatsschiff ist kein so schwacher Nachen, um von einem vor ihnen erhobenen Sturm, von einem Sturm in einem Handbecken, zertruͤmmert zu werden. Aber sie werden die Lords angreifen — und wer vird die Lords vertheidigen? Die Englischen Gentlemen. Es wage eine Hand, sich gegen die Lords zu erheben, und zehntausend Schwerter werden von der Seite eben so vieker tapferer Englaͤnder emporblitzen und eine Mauer von Stahl um die Lords bilden.““ Wenn die Maͤnner von Suffolk ihre Schwerter nicht eher ziehen sollen, als bis Herr Hume unter den jetzt fast zufriedengestellten Radikalen einen Aufstand erregen wird, oder bis Herr O' Connell, der sicher ist, auf friedliche Weise zu erlangen, was die Gerechtigkeit erheischt, mit einer Empoͤrung hervorbricht, so werden sie noch manches Jahr in Frieden ruhen koͤnnen. Hoffentlich werden die Prahl⸗ haͤnse von Suffolk niemals Anlaß haben, ihre noch unversuchten Waffen in das Blut ihrer Mitbuͤrger zu tauchen; aber wir moͤchten diese Herren bitten, ihren Landsleuten im Ernst zu sa⸗ gen, was sie denn-so Erfreuliches in der Aussicht auf Buͤrger⸗ krieg und Blutvergießen finden, die Herr Bevan zur Grund⸗ lage seiner Rede machte, bei einem Diner, dem mehrere Diener des Evangeliums beiwohnten, ohne daß einer derselben den Buͤr⸗ gerkriegs⸗Propheten zurechtwies.“
In der British Association zu Bristol erregten in der Sec⸗ tion der Geologie und Geographie die Mittheilungen des Herrn Croß außergewoͤhnliche Aufmerksamkeit. Er berichtete, daß er, schon laͤngst von dem Wunsche erfuͤllt, eine mnöͤglichst lange, un⸗ unterbrochen fortgesetzte und unverminderte elektrische Bewegung zu besitzen, endlich jetzt einen Apparat aufgestellt habe, welcher die⸗ sem Zweck waͤhrend eines ganzen Jahre bestens genuͤgt habe, und zwar sey die einzige Bewegungskraft nichts Anderes, als reines Wasser gewesen. Demnach hat er geschlossen, daß, da die Natur viele der Wirkungen, die wir beobachten, durch lang⸗ dauernde Prozesse erzeuge, es moͤglich seyn muͤsse, Substanzen zu bilden, die denen aͤhnlich seyen, deren sie sich bedient, um jene zubewerk⸗ stelligen. Seine Aufmerksamkeit lenkte sich daher auf eine Hoͤhle in den Quantockhuͤgeln, in welcher er kalkartigen Selenit (spar), in Kalkstein inkrustirt, und Arragonit in Thonlagern angetroffen, Mineralien, welche offenbar dem durch das Gestein durchsickern⸗ den Waͤsser ihre Entstehung verdankten. Er nahm daher etwas von diesem Wasser mit sich nach Hause und brachte es mit sei— nem Voltaischen Apparate in Verbindung; neun Tage lang wartete er aͤngstlich auf das Resultat, aber nichts zeigte sich; schon gab er den Versuch auf, als er, zu seinem groͤßten Ent⸗ zuͤcken, am zehnten Tage ein Mineral sich bilden sah, welches dem in der Hoͤhle durchaus aͤhnlich war. Nun setzte er die Versuche fort und fand, daß Licht der Krystall⸗Bildung schaͤd⸗ lich, daß er aber in kuͤrzerer Frist und mit schwaͤcherer Elektri⸗ citat gar wohl auch diese erzeugen koͤnne, und zwar in der Fin⸗ sterniß. So bildete er verschiedene Krystalle von Metall⸗Mine⸗ ralien, das glaͤnzendste Produkt aber war die Erzeugung von Auarz aus Flußspathsaͤure (Huo- silicic- acit), ein Prozeß, den nie ein menschliches Auge im Werden geschaut. Unbeschreiblich ist der Enthusiasmus, den dies Experiment in dem uͤberfuͤllten Auditorium erregte.
Der Times wird aus Paris vom l5ten uͤber die Bemuͤ⸗ hungen, das neue Ministerium zu vervollstaäͤndigen, Folgendes geschrieben: „Gestern wurde in den Tuilerieen ein Minister⸗ Rath gehalten, in welchem der Koͤnig den Vorsitz fuͤhrte und worin man daruͤber berathschlagte, ob es nicht zweckmaͤßig seyn moͤchte, ein besonderes Ministerium fuͤr den Handel und Acker⸗ bau, getrennt von den oͤffentlichen Bauten, zu bilden oder das erstere mit dem Finanz⸗Ministerium zu vereinigen, weil der an der Spitze dieses letzteren Departements stehende Herr Ducha— tel das einzige mit den Handels⸗Angelegenheiten vertraute Mit⸗ glied des Kabinets ist. Herr Martin vom Norden war durch Unpaͤßlichkeit verhindert, den Berathungen beizuwohnen. Er versicherte aber gestern allen seinen Freunden und den Ministern, daß er als Minister der oͤffentlichen Bauten mit Uebernahme
der Verwaltung der Bruͤcken und Chausseen, die unter dem Kaiserreich ein abgesondertes Departement bildete, ins Kabinet einzutreten bereit waͤre. Die Handels⸗Angelegenheiten dagegen wollte er nicht uͤbernehmen, weil er, als Deputirter des Nord⸗ Departements, des Haupt⸗Manufaktur⸗Distrikts von Frankreich, dessen Wohlstand von der Aufrechthaltung des Prohibitiv⸗Sy⸗ stems abhaͤnge, nicht fuͤglich als Handels „Minister fuͤr Verbes⸗ serungen der jetzigen Restriktiv⸗Gesetze wuͤrde sprechen koͤnnen, da die Interessen seiner Konstituenten dadurch benachtheiligt werden duͤrften. Eben so weigerte er sich, den auf den Acker⸗ bau bezuͤglichen Zweig der Verwaltung zu uͤbernehmen, weil es im naͤchsten Jahre als zweckmaͤßig erscheinen moͤchte, den im
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parlamentarischen Pflichten nicht vereinigen koͤnnte.
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Inlande produzirten Zucker aus Runkelruͤben zu besteuern und er wiederum, da das Nord⸗Departement das große Feld dieses Industrie⸗Zweiges sey, die Vertheidigung einer Maßregel, die diesem Departement zum Nachtheil gereichen wuͤrde, mit seinen Der Mi⸗ nisterrath trennte sich, ohne zu einer Entscheidung gekommen zuseyn, weil man befuͤrchtete, daß aus der Trennung so lange verbundener Departements große Verwirrung und Verlegenheitentstehen moͤchte. Da sich jedoch keine fuͤr das Amt eines Ministers des Handels und der oͤffentlichen Bauten taugliche Person auffinden laͤßt, so wurden beide Branchen heute wiederum dem Herrn Martin angetragen, aber mit wenig Aussicht auf Erfolg. Der Marschall Molitor hat das Kriegs⸗Ministerium unumwunden abgelehnt. „„Fast am Ende meiner Laufbahn““, soll er gesagt haben, „„will ich mich nicht noch den Criaillerieen der Presse aussetzen. Ich bin kein Redner und gedenke, den Rest meines Lebens in Ruhe zuzubrin⸗ gen.““ Auch an den General Bernard hat man sich gewandt. Er hat aber das Kriegs⸗Departement ebenfalls ausgeschlagen, weil er, wie seine Freunde sagen, zwar ein talentvoller, jedoch ein sehr reizjbarer Mann ist und sich, wenn er von einem ungestuͤ⸗ men Gegner in der Kammer angegriffen wuͤrde, leicht kompro⸗ mittiren koͤnnte.“ Da der Verzug in der Zustandebringung des Franzoͤsischen Ministeriums einige Englische Bläͤtter veranlaßt hat, dem Publikum die eigenthuͤmlichen Schwierigkeiten darzu⸗ legen, in die sich die Doctrinairs durch ihre Unpopulari⸗ taͤt versetzt saͤhen, so findet sich der Courier, in Erwide⸗ rung darauf, zu folgenden Bemerkungen bewogen: „Unser Korrespondent exinnert uns daran, daß die Doctrinairs in be⸗ deutendem Maße die Repraͤsentanten der großen Masse des Buͤrgerstandes, dieser eigentlich herrschenden Macht in Frank— reich, sind und also wohl schwerlich, wie einige unserer Kollegen glauben, selbst in der jetzigen Kammer, in der Minoritaͤt blei⸗ ben duͤrften. Natuͤrlich werden sie von den Mitgliedern des tiers-parti, dessen Ehrgeiz und Herrschbegierde sie im Wege stehen, und von der revolutionairen Partei, deren Ruhestoͤrungs⸗ Versuche sie niedergehalten haben, aufs heftigste angegriffen. Als sie zuletzt am Ruder waren, hatten sie bei allen Fragen, nur die Reduzirung der 5proc. Rente ausgenommen, die Unter⸗ stuͤzung der Kammer fuͤr sich, und ihr Sturz bei dieser letz— teren Angelegenheit wurde mehr durch die Hartnaͤckig⸗ keit veranlaßt, womit der Herzog von Broglie an ei⸗ nem Punkt der Etikette festhielt, als durch einen ernst⸗ lichen Zwiespalt zwischen ihnen und der Majoritaͤt der Kammern. Wenn sie hinfort nicht mehr, wie fruͤher, durch Herrn Thiers nicht durch die etwas herbe Herzogs von Broglie gehemmt. der inneren Politik hatten sie sich, merkt, des aufrichtigen Beifalls gen Kammer zu selbe Unterstuͤtzung rechnen. Indeß wollen wir uns nicht ver⸗ messen, diese Ansicht fuͤr unfehlbar zu halten, weil allerdings das Ministerium des Grafen Molsé nicht das Ministerium des Herzogs von Broglie ist.“
8 Deutschland.
Dresden, 18. Sept. Der Ertrag der vor kurzem hier in der Arnoldschen Buchhandlung erschienenen „Original⸗Bei⸗ traͤge zur Deutschen Schaubuͤhne“ ist von der erhabenen Dich⸗ terin den wohlthaͤtigen Zwecken des hiesigen Frauen⸗Vereins gewidmet worden. Gleicher Huld von Seiten der Mitglieder unserer erhabenen Koͤnigs⸗Familie erfreut sich auch der hier seit sieben Jahren bestehende „Mendelssohns⸗Verein“, der zur Un⸗ terstuͤtzung armer Handwerker und Studirender juͤdischen Glau⸗ bens ansehnliche Beitraͤge von unserem Koͤnigs⸗Hause erhal⸗ ten hat.
Leipzig, 21. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg, Hoͤchsrdessen Gemahlin Koͤnigl. Hoh. und ver⸗ lobte Prinzessin Tochter, sind am 19ten d. Abends, von Wei⸗ mar kommend, hier eingetroffen; Hoͤchstdieselben werden morgen nach Hldenburg zuruͤckreisen. Se. Durchlaucht der Herzog von Anhalt⸗Koͤthen, nebst Gefolge, ist am 20sten d. Nachmittags hier eingetroffen.
Unsere Thorlisten weisen
und unbeugsame Geradheit des Bei allen wichtigen Fragen wie unser Korrespondent be⸗
bereits ein reichliches Zustroͤ⸗ men von Fremden zu der nahe bevorstehenden Michaelis⸗ Messe aus. Nach diesen und aus sonst noch vorhande⸗ nen Anzeichen verspricht dieselbe, die Erwartungen des Han— delsstandes zu befriedigen. Die Vorbereitungen unserer Mit⸗ buͤrger fuͤr die Messe hindern indeß keinesweges die Thaͤtigkeit derselben fuͤr unsere eigenthuͤmlichen staͤdtischen Zwecke. So ist in diesen Tagen die Leipziger Dampf⸗Muͤhlen⸗Gesellschaft dadurch vollständig konstituirt worden, daß von dem Verwaltungs⸗Rathe derselben Herr Konsul Hirzel⸗-Lampe zum Vorsitzenden und Herr Stadtrath Ulbricht zu dessen Stellvertreter erwaͤhlt worden ist. — Wie man vernimmt, wird die Leitung unserer Buͤhne Herrn Ringelhardt eufs neue mehrere Jahre pachtweise uͤber⸗ lassen werden.
Gotha, 21. Sept. Diesen Morgen passirte Se. Koͤnigl. Hoheit Prinz Karl von Preußen, von Paderborn kommend, hier durch und setzte seine Reise nach Weimar fort.
Detmold, 17. September. Am 12. d. M. starb hierselbst nach langem Kraͤnkeln der in ganz Deutschland bekannte dra— matische Dichter Grabbe; bei allen seinen Sonderbarkeiten und Verkehrtheiten gewiß eins der eminentesten, kraͤftigsten und ori⸗ ginellsten Talente der neuern Dichterwelt. Er ward geboren zu Detmold, am 11. Dezbr. 1801, studirte die Rechtswissenschaften zu Berlin, ging darauf nach Leipzig, wo er mit Tiek in Verbin⸗ dung trat, ward nach seiner Ruͤckkehr in das Vaterland als Audi⸗ teur beim Fuͤrstl. Lippischen Kontingente angestellt, verheirathete sich am 6. März 1833 mit der einzigen Tochter des als vaterlaͤndischen Ge⸗ schichtsforschers beruͤhmten Fuͤrstl. Archiv⸗Raths Clostermeier hier⸗ selbst, und zog, nachdem er den Staatsdienst verlassen hatte, im Jahre 1834 nach Duͤsseldorf, um dort in inniger Verbindung mit Immermann ungestoͤrt den Musen zu leben. Krank kehrte er jedoch im Anfange dieses Jahres in seine Vaterstadt zuruͤck; er trug den Keim zur Todeskrankheit in sich — die Kunst der Aerzte vermochte nicht sein Leben zu retten. — Am Freitage den 16. September wurden die irdischen Ueberresten des gefeier⸗ ten Dichters zur Erde bestattet.
Darmstadt, 19. Sept. (Hess. Ztg.) Gestern Mittag ließen Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog, begleiret von Ihren Hoheiten den Prinzen Karl, Alexander und Georg, die Groß⸗ herzogliche Sappeur⸗Compagnie und die unter Kommando des Gene⸗ ral⸗Major und General⸗Adjutanten Prinzen von Wittgenstein Durchl. stehende 1ste Infanterie⸗Brigade und Garde⸗Chevaux⸗ legers⸗Regiment auf dem Paradeplatze nacheinander die Revue passiren. Die Regimenter empfingen Se. Koͤnigl. Hoheit mit einem enthustastischen Lebehoch. Allerhoͤchstdieselben bezeigten Ihre Zufriedenheit mit dem Zustande und der Haltung der Truppen. Vom 25. bis 29. August hatten die Uebungen zu
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uUnterstuͤtzt werden, so werden sie andererseits
der großen Mehrheit der jetzi— erfreuen und koͤnnen daher auch ferner auf die⸗
unverzinslicher Kassenscheine.
in Gemeinschaft mit den Koͤnigl. Wuͤrttemb. und Badischen Genie⸗Truppen stattgefunden. Die bij Geschicklichkeit der Pontoniers des Sten Armee-Corps der Deutschen Bundes⸗Armee erfreute sich des Beifalls der Kenner, wie die dabei bestandene Ein⸗ tracht, welche die Truppen dreier Bundesstaaten innigst verih⸗ nigte, dem Deutschen Vaterlandsfreunde eine nicht minder ange nehme Erscheinung war, indem sie ihn mit freudiger Zuversccht der Zukunft entgegensehen laͤßt, wenn einmal die Krieger dei verschiedenen Staͤmme Deutschlands zum ernsten Wafsenweit fuͤr Fuͤrst und Vaterland berufen werden sollten. Eintracht ug Treue werden das Vaterland stets unuͤberwindlich machen. — Das Großherzogliche Artillerie-Corps wird heute Mittag ver Sr. Koͤnigl. Hoheit die Revue passiren und Uebungen in Schießen und Werfen ausuͤben. — Die lste Infanterie⸗Brigne
Mannheim, Großherzogl. diesen Uebungen bethaͤtigte
exercirte heute Morgen im Feuer. — Groͤßere gemeinschaftligh
Manover saͤmmtlicher Truppen werden dieses Jahr nicht stat, finden, sondern den 25. September die Soldaten bis auf da gewoͤhnlichen Winter⸗Garnisonsstand wieder beurlaubt werda
Gießen, 14. Sept. Vorgestern uͤberreichte eine Depun tion des hiesigen Gemeinderaths dem Herrn Kanzler der Un⸗ versitaͤt, Ministerialrath Dr. Linde, als Beweis der Achtung m Verehrung und in dankbarer Anerkennung seines thaͤtigen VWi kens fuͤr den Flor der Universität, womit das Wohl der Stu so innig verknuͤpft ist, im Namen dieser einen schoͤnen silberna Pokal, mit den Symbolen der Gerechtigkeit, Weisheit und F. redsamkeit geschmuͤckt.
Frankfurt a. M., 20. September. Nach den heute „ schienenen Jahrbuͤchern soll, nachdem die juͤngsthin ero ffnet ie wesene Submission zu einem Konversions⸗Anlehen von Neun M. lionen — zur Zinsenminderung der Frankfurter Staatsschuld. erfolglos geblieben ist, nunmehr ein anderer Konversions⸗ me Reductionsplan zur Berathung vorliegen. Es wi
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i 8 4 2
Es wird dabei, w man vernimmt, von der Ansicht ausgegangen, daß, obgleicht zwar nicht unwahrscheinlich seyn moͤchte, daß die Konverston! staͤdtischen Schuld direkt von den Staatsbehoͤrden bewirkt wermg koͤnnte, insofern die zu diesem Zwecke zu emittirenden Obligatiwn auf 3 ½ proc. gesetzt wuͤrden, dennoch die Kreirung eines na Zproc. Anlehens, wenn dasselbe zu effektuiren waͤre, vorzuziehen durfre, weil dem Aerar dadurch nicht nur eine jaͤhrliche Ausgabem ungefaͤhr 45,000 Fl. erspart werden wuͤrde, sondern auch die Ersparniß fuͤr das hiesige Gemeinwesen unter den obwaltend Zeitumstaͤnden uͤberhaupt, und besonders um deswillen von Wi tigkeit ist, weil wir bis jetzt keine direkte Steuern haben, y mittelst welcher ein etwaiger Ausfall in den Staats Einnahm ergaͤnzt werden kann. Man hat sich daher, wie verlautet, de uͤber vorerst zu versichern gesucht, ob eine Konversion mittelst eim 3 proc. Anlehens moͤglich und ausfuͤhrbar waͤre, und ist zu Vergewisserung gelangt, daß der festen Uebernahme eines neuk
¹ 1 1 Sergen
3 proc. Anlehens kein Hinderniß entgegenstehe, ja daß es soyghe Plätter sind einstimmig in ihren Vorwuͤrfen gegen die Minister. Pereits am 31sten kam Rodil wieder nach Madrid, und heute
ohne alle Kosten und Provision zu Stande gebracht werden koͤn wenn damit eine, fuͤr den hiesigen Handel zugleich hoͤchst w schenswerthe Einrichtung verbunden wird, nämlich die K
Hierdurch koͤnnte, wie man vern
ein Zproc. Anlehen in der Art zu Stande gebracht werden, dif 1) dasselbe von hiesigen Unternehmern mit Zuziehung und Be theiligung aller hiesigen Handlungshaͤuser fest, ohne Kosten und besondere Provision, uͤbernommen, ²) den Unternehmern dagtgen ein Theil, etwa ¼, des neuen Anlehens in unverzinslichen — nicht unter 500 Fl. auszufertigenden — Kassenscheinen A lassen wird, wogegen diese 3) den entsprechenden Betres N 3 pCt. hiesigen Obligationen und eine Ueberlassung von 10 . als Garantie hinterlegen. ³) Diese Kassenscheine wuͤrden uͤbent an Zahlung angenommen werden muͤssen ff
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und bei der betreffen den Behoͤrde jederzeit gegen baares Geld umgetauscht werde koͤnnen, und fuͤr diese foste Uebernahme und Garantie
den Unternehmern anstatt einer Provision 5) auf eine bestimn Zeitdauer der Zinsen⸗-Belauf der deponirten Obligationen uͤberlassen seyn, nach deren Ablauf die Kassenscheine zuruͤckgen ben und den Unternehmern die deponirten Obligationen geg den baaren Nominal⸗Betrag ausgehaͤndigt werden wuͤrden.
Oesterrei ch.
Prag, 20. Sept. (Prager Ztg.) Gestern nach 10 U. Vormittags verließen Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Ks serin im erwuͤnschten Wohiseyn die Hauptstadt Boͤhmens, nag dem Hoͤchstdieselben einer vom Erzbischofe gelesenen Messe der Metropolitan⸗Domkirche am Grabe des heiligen Johann w Nepomuk beigewohnt hatten. Ihre Majestaͤten geruhten vor! Abreise noch die Aufwartung der Oberst-Landes⸗Offiziecre,] hohen Geistlichkeit, des Adels, der gesammten Generalitaͤt; anzunehmen, und nicht nur Ihre huldvollste Zufriedenheit ün Ihren Aufenthalt allhier auszusprechen, sondern auch die H. nung eines hoͤchst erfreulichen Wiedersehens zu geben. Um noch waͤhrend der Abreise Ihrer Majestaͤten des Hoͤchsten blicks zu erfreuen, hatten sich auf der Straßenreihe vom Hw schiner Burgplatze bis zum Neuthor, die Zuͤnfte und porationen mit ihren Fahnen, in derselben Ordnung beim feierlichen Einzuge, so wie eine große Anzahl hiß Einwohner, aufgestelt. Dem buͤrgerlichen Grenadier⸗, Scharfschuͤtzen⸗Corps und den berittenen Scharfschuͤtzen wilt die Gnade zu Theil, sich in der Burg zu der wegen ungut ger Witterung verschobenen Besichtigung unmittelbar vor d Allerhoͤchsten Abreise aufstellen zu duͤrsen. Das unnnterbrocha herzlichste Lebehoch ertoͤnte dem von uns scheidenden geliebt Herrscherpaare waͤhrend der Abfahrt von der auf allen Puninz versammelten Menschenmenge bis zum Austritt aus der Han stadt entgegen, und die innigsten Segenswünsche begleitet Hoͤchstdieselben.
Unmittelbar darauf wurde in der Haupt⸗Pfarrkirche in Tein zur Begehung der Feier des ant selben Tage eingetreten⸗ Geburtsfestes Ihrer Maäjestaäͤt der Kaiserin und Koͤnigin al sestliches Hochamt abgehalten, welchem der gesammte Magistrats Koͤrper mit der aufgestellten Buͤrgerschaft, und einer großen ” zahl hiesiger Einwohner beiwohnte.
Se. Majestaͤt der Kaiser haben am Tage Ihrer Abreis an den Oberst⸗Burggrafen, Grafen von Chotek, nachstehendeh Handschreiben erlassen: 1
„Lieber Graf Chotek! Auf Meiner Reise von der Graͤn⸗ Boͤhmens bis hierher, und waͤhrend meines Aufenthaltes in die ser Hauptstadt, sind Mir sowohl von Meinen getreuen Boͤhmi schen Staͤnden, als von allen Klassen dieses an den Gaben des Himmels so reichen, und in seiner Kultur so bluͤhenden Landes die sprechendsten Beweise von Treue, Liebe und Anhaͤnglichke gegeben worden. — Ich folge dem Drange Meines Herzen⸗ indem Ich hieruͤber Mein besonderes Wohlgefallen ausspreche und trage Ihnen auf, dies zur oͤffentlichen Kenntniß zu brin⸗ gen. Ich habe zugleich von der guten Ordnung in allen Zwel gen der oͤffentlichen Verwaltung die befriedigendste Kenntniß er langt, und darin mit Wohlgefallen die Resultate Ihres unee
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Uruͤck.
muͤdeten Eifers fuͤr das Beste Meines Dienstes, und fuͤr das Wohl des Ihrer Leitung anvertrauten Landes ersehen; Ich finde Mich bewogen, Ihnen persoͤnlich Meine volle Zufriedenheit zu erkennen zu geben, und fuͤge auch die Versicherung Meiner wah⸗ een Theilnahme an Ihrem gerechten und tiefen Schmerz uͤber den unerwarteten Verlust Ihres Bruders des Erzbischofs von Ollmuͤtz bei, an welchem die Kirche einen eifrigen Oberhirten, und der Staͤat einen unermuͤdeten Befoͤrderer alles Guten und Gemeinnuͤtzigen verloren hat. Prag, den 18. September 1836. Ferdinand.“
Spanien.
Madrid, 3. Sept. (Allg. Ztg.) Obgleich die Regie⸗ rung noch immer nichts uͤber die Niederlage des Generals Lopez ekannt gemacht hat, so scheint doch Folgendes aus den einge— gangenen Privat⸗Berichten hervorzugehen. Die von hier ans⸗ natschirten Provinzial⸗Garde⸗Grenadiere erfuhren am 29sten in Fundalaxara, daß Gomez mit seinem Corps in der Naͤhe sey; e verlangten sogleich, gegen denselben auszuruͤcken, und als Lo⸗ gez ihnen bemerkte, daß Gomez ihnen an Anzahl bei weitem iberlegen sey, nannten sie ihren General einen Pastelero, undzwan⸗ en dadurch diesen, dessen Muth zum Spruͤchwort geworden ist, sich nihre Spitze zu stellen und mit ihnen auszuruͤcken. Die Soldaten wangen auch die Offiziere, denen ste ohnehin nicht mehr gehorchten, ruͤckzubleiben, und ernannten ihre Sergeanten zu Anfuͤhrern. In ergroͤßten Unordnung griffen sie bei Jadraque den Feind an, so daß es jesem nicht schwer wurde, ein solches Gemetzel unter ihnen an⸗ urichten, daß kaum ein Mann uͤbrig blieb, um die Nachricht on der Niederlage zu uͤberbringen. Der General D. Narciso opez wurde, so heißt es, in Stuͤcke gehauen (2), und die beiden kanonen der Garde⸗Artillerie fielen in die Haͤnde der Karlisten. in solches Ende nahmen die Helden von la Granja, welche in brem Benehmen der Koͤnigin gegenuͤber so viele Tapferkeit an en Tag gelegt hatten. Am 30sten Abends ruͤckte Gomez, mit eute beladen, in Brihuega ein; am 31sten kamen die Truppen sparteros, von der Niederlage des Lopez unterrichtet, unter nführung des Brigadiers Alaix in Jadraque an und marschirten Brihuega, wo sie auf den Nachtrab des Gomez stießen, und isen bis Cifuentes verfolgten. Die beiden verlornen Kanonen urden von Espartero's Truppen unterweges vorgefunden und ernagelt. Da Gomez die Richtung von Molina einschlug, so aubte man, daß er beabsichtige, sich mit den Corps des Qui⸗ 3, Cabrera, Serrador zu vereinigen, um Madrid von der ssisete her zu bedrohen. Villalobos, Cuevilles, und mehrere ortugiesische Generale begleiten ihn. Die Unruhe und Bestuͤr⸗ ing in Madrid war diese Tage hindurch ganz unbeschreiblich, no die Schwaͤche der Regierung, welche keine Nachrichten uͤber s, was eine Tagereise von der Hauptstadt vorfiel, erhielt, und ehrere einander widersprechende und nichtssagende Berichte be⸗ nnt machte, zeigte sich im hoͤchsten Grade. Alle Leute und alle
korgen kehrten die nach Alcala marschirten Truppen hierher Nun aber erfaͤhrt man, daß Gomez bei Trillo uͤber den ajo gesetzt, ein Theil seines Corps um Madrid herumge⸗ angen und bei Ocana erschienen ist, woselbst sie 5000 Rationen estellt haben. Sie scheinen demnach die Absicht zu haben, sich nit den immer staͤrker werdenden Factionen der Mancha zu ver— inigen, und man muß abwarten, ob die bis Despesäaperros vor⸗ erüͤckten Truppen der Junten von Andalusien sie angreifen und esegen werden. Unter diesen Umstaͤnden hat der Justiz⸗Mini⸗ er das Dekret der Cortes vom 17. April 1821, in Betreff der verschwoͤrer gegen die Constitution, erneuert und dadurch das odesurtheil uͤber wenigstens die Haͤlfte der Bevoͤlkerung Spa⸗ kens gefaͤllt. Auch die Dekrete vom 27. Sept. 18209, 15. und Mai 1821, wodurch alle Fideikommisse abgeschafft werden, hat der üstiz⸗Minister zu erneuern fuͤr gut befunden. Ein anderes Dekret hm 50. August befiehlt, drei neue Bataillone der National⸗Garde pn Madrid zu organisiren, und der provisorische Finanz⸗Mini⸗ r gebietet den Junten, binnen 60 Tagen an die Provinzial⸗ deputationen Rechenschaft abzulegen, uͤber die von ihnen erho⸗ nen und verwandten Gelder. In Folge der von der Junta von branada vorgenommenen Gelderpressungen fand dort am 26sten ne Reaction statt; so lange die gezwungene Abgabe nur auf die eistlichkeit und großen Grundbesitzer fiel, sah man ruhig zu; s aber auch der Handelsstand mit 209,0009 Realen belegt werden llte, kam man zur Besinnung. Die National⸗Garde versammelte hh·, und verlangte die sofortige Aufloͤsung der Junta. Diese mußte chgeben, und das fruͤhere Adjuntamiento trat wieder ein, ver⸗ agte, daß die Junta Rechnung ablege, befahl den ausmarschir⸗ Milicianos wieder zuruͤckzukommen und setzte von allem die⸗ mdie Regierung in Kenntniß. Am 28sten loͤste sich auch die zunta von Cadix auf, und zeigte dies dem Ministerium an. er General Palarea verweilt noch immer in San Felipe de tiva, und weigert sich, den Oberbefehl von Valencia abzuge⸗ n, da der von der Regierung zum General⸗Capitain ernannte „Geronimo Valdes dieses Amt ausgeschlagen hat. Die Ein⸗ ohner von Valencia verlangen dagegen von der Regierung, ß sie den Brigadier Narvagez zum General⸗Capitain ernenne. er bekannte General D. Pedro Mendez Vigo, den man als n Repraͤsentanten saͤmmtlicher demagogischer Comités von Europa trachten darf,hat von der Regierung den Befehl erhalten, sofort nach adasoz abzugehen und dort weitere Vorschriften abzuwarten. Der eneral aber schrieb an den Kriegs⸗Minister Rodil einen Brief, orin er sich uͤber Zuruͤcksetzung beschwert und demselben vorhaͤlt, Rodil im Jahre 1830 das System der Unterdruͤckung verfochten be, während er selbst (Vigo) in Aragonien die Stimme der eiheit habe erschallen lassen. Diese Bewegung ward damals
on Rodil unterdruͤckt. —. Der General⸗Capitain von Alt⸗Castilien kanso, ist abgesetzt, und der General Alvarez an seine Stelle nannt worden. Der General Evaristo S. Miguel hat sein dauptquartier in Teruel, ohne irgend etwas zu unternehmen n Vittoria, wo Oraa sein Hauptquartier hat, erwartet man mit ngeduld die Ankunft Rodil's und starker Geldsummen denn e Armee hat nicht auf zwei Tage Lebensmittel, und alle Ma⸗ zine sind erschoͤpft. Man bemerkte eine große Bewegung un⸗ r den in der Umgegend befindlichen Karlistischen Truppen; es feß, 6 Batatllone unter dem Gehkeral Sanz sollten in Casti⸗ en einfallen. — Unsere Verbindung mit Frankreich war aber⸗ hals fuͤnf Tage lang unterbrochen; endlich sind gestern Briefe 5 Paris bis zum 26sten und ein Englischer Courier hier ein⸗ troffen. Die hiesigen Minister sollen uͤber die aus Paris ngegangenen Nachrichten niedergeschlagen seyn und sich ganz Englands Arme werfen wollen; dies war bekanntlich von jeher eer Wunsch des goͤttlichen Arguelles. dat
Algier, 4. Seg All 3 ) Der Marsch ae 8 8 ept. (Al g. Zeitung.) Der Marschall E“ F 86 nicht bloß mehreren Kolonisten⸗ e freie ebstfahrt guß den Staatsschiffen verschafft,
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songern ihnen auch in seinen angekauften Laͤndereien kleine Distrikte zur Bearbeitung uͤbergeben. Der kommende Win⸗ ter wird bei uns uͤberaus lebhaft seyn, da sowohl Frau von Clauzel als die Gemahlinnen der meisten Ober⸗Offiziere so wie des Intendanten und der hoͤhern Civil⸗Beamten, ge chen haben, Soiréen zu geben. Unser Theater wird aus Mar⸗ seille und Lyon ergaͤnzt werden, ja man erwartet sogar Mlle. Fourcysi und einige Taͤnzer. Wir haben jetzt drei Lese⸗Kabinette hier, mehr als funfzig Cafés, zehn bis funfzehn Restaurants, drei bis vier anstaͤndige Hötels, von denen das Hoôtel de 1'Ea- rope und Höôtel de. Paris (ehemals Hôtel Lafayette) die be⸗ sten sind. Das Lager von Mustapha Pascha vor der Stadt welches in den Holz⸗Barracken auf das Graͤßlichste von dem Unge⸗ ziefer heimgesucht wurde, gleicht jetzt einer steinernen Barracken⸗ stadt; oben auf den Bergen thront der Generalstab, waͤhrend die Truppen unten ihren Exercier⸗Platz ganz nahe an dem Ufer des Meeres haben, wo bequeme Bade⸗Plaͤtze sich befinden, wel⸗ che letztere Erfrischung ihnen in diesem Klima aͤußerst wohlthut; nur nicht in der Mittagssonne. Der Anbau jenseits der Stadt nach dem Garten des Dey's zu ist weniger lebhaft vorgeschrit⸗ ten, weil dort mehr bergiges, unfruchtbares Terran bis Torre Chica hin lagert; einige schoͤne Anlagen dienen zum Spazier⸗ gange, von wo aus man eine der imponirendsten Ansichten ge⸗ nießt. Zu den elegantesten Einrichtungen in der Stadt gehoͤrt das Haus eines Intendanten, welches orientalische Pracht mit Europaͤischer Reinlichkeit verbindet. Die Intendanten erwerben natuͤrlich hier ein bedeutendes Vermoͤgen, was aber eben keinen guten Eindruck auf den Soldaten macht, der seine Proviant Liefe⸗ rungen durch allerlei Haͤnde gehen sieht. Die fruͤher erhoͤhte Zulage der Truppen ist jetzt nicht mehr auf dem Kriegsfuße; hingegen zaͤh⸗ len die Jahre Garnison in Algier den Militairs wie Feldzugs⸗ jahre, was den Offizieren vorzuͤglich bei ihrer Retraite vortheil⸗ haft ist. — Der in Bugia ermordete Bataillons⸗Chef Salomon de Musis war auch Dichter; er hat mehrere Manuskripte hinter⸗ lassen, unter anderen hoͤchst interessante Notizen uͤber seinen Auf⸗ enthalt in Algier. Er war fruͤher Adjutant des Generals La— marque und nahm mit diesem lebhaften Antheil an dem Regie⸗ rungs⸗Wechsel von 1830, wo er in Bordeaux eine Rolle spielte Das qépot de la guerre in Paris, welchem der beruͤhmte Mili⸗ tair⸗Schriftsteller, General Pelet, vorsteht, hat von den General⸗ stabs⸗Offizieren das Algierische Gebiet aufnehmen lassen. Die also gelieferte Karte gehoͤrt zu den schoͤnsten Militair⸗Karten. Es giebt außer dieser Karte nicht eine einzige richtige; sie ist indes⸗ sen noch nicht in den Handel fuͤr das große Publikum gekom⸗ men. — Marschall Clauzel beabsichtigt, noch in diesem Monat ein Wettrennen am Meeres⸗Ufer zu veranstalten, wozu die Scheiks der befreundeten Tribute eingeladen werden sollen — Man glaubt hier allgemein, daß Abdel⸗Kader sich in kein Ge⸗ fecht einlassen wird. Der aus Parteigeist sehr uͤbertriebene Sieg des Generals Bugeaud hat nur sehr wenig Nutzen ge⸗ bracht, besonders da Aödel-⸗Kader's Persoͤnlichkeit allein seine Banden an ihn fesselt. Er wird fortfahren, seine Streifzuͤge zu machen. b
IFnlansd.
Berlin, 23. Sept. Es ist bereits in der Nr. 220 der St. Ztg. erwaͤhnt worden, daß bei dem am 8ten v. M. abge⸗ haltenen solennen Koͤnigsschießen des hiesigen Buͤrger⸗Schuͤtzen⸗ Corps der Buͤrger und Glockengießer⸗Meister Hackenschmidt das Gluͤck hatte, fuͤr Se. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen Walde⸗ mar den besten Schuß zu thun. Se. Koͤnigl. Hoheit haben hierauf die nach den Statuten des Corps dem Schuͤtzen⸗Koͤnige gebuͤhrende goldene Medaille anzunehmen und dagegen dem Corps als Andenken einen werthvollen silbernen Pokal, begleitet von einem sehr gnaͤdigen Handschreiben, zustellen zu lassen die Gnade gehabt. “ Die im Jahre 1818 zum Besten des Handels und der Schifffahrt errichtete Navigations⸗Schule zu Danzig, erfreut sich der erfolgreichsten Wirksamkeit. Von 1820 bis 1828 war die jaͤhrliche Anzahl ihrer Schuͤler im mittlern Durchschnitt 47 von 1828 bis 1836 war sie 72. Die Zahl der in diesem Zeit⸗ raume examinirten Schiffer betrug im Durchschnitt läͤhrlich 9 itung des Direktors der eise n
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und die der Steuerleute 15. Unter der Le
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Anstalt werden meistens alljaͤhrlich Uebungsreisen fuͤr die ange⸗
henden Schisser und Steuerleute unternommen. An unterrich⸗ teten und uͤchtigen Schiffsfuͤhrern und Steuerleuten, die in der Navigations⸗Schule zu Danzig und in den Schifffahrts⸗Schu⸗ len zu Stettin, Pillau und Memel gebildet sind, fehlt es der Preußischen Rhederei nunmehr nicht, und werden von Preußi⸗ schen Schiffen die entferntesten Meere befahren. 88
— In den Hafen zu Danzig sind im Laufe des Monats August 114 Schiffe ein⸗ und 91 sind aus demselben ausgelaufen. Hiervon waren 47 mit Getraide, 33 mit Holz, 2 mit Knochen und 1 mit Proviant (direkt nach New⸗Foundland) befrachtet Zink machte außerdem den Mehrtheil der Nebenfracht. b
cChn dor We . 5 Bres ft In der Beilage zu Nr. 219 der Breslauer Zeitung befin⸗
fec o⸗; 1 Fe „e r seAnle *8* 8 „ det sich ein Aufsatz, uͤerschrieben: „Telegraphisches“ und unter⸗
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zeichnet „v. B.“, worin der Verfasser die Redaction der Staats⸗ Zeitung ohne Weiteres beschuldigt, daß sie die Zeit, binnen wel⸗ cher die telegraphischen Depeschen hier eingehen, falsch angebe indem dabei der Meridian⸗Unterschied zwischen Berlin und Koblen) unberuͤcksichtigt bleibe. Hierbei besindet sich aber der E13 des gedachten Aufsatzes, ohne Zweifel aus Unkenntniß der inneren Einrichtung der Preußischen Telegra⸗ phenlinie, voͤllig im Irrthum; denn um das Differiren der Telegraphen⸗ Uhren, welches bei dem Meridian⸗Unterschied der einzeinen Stationen stattfinden muͤßte, zu beseitigen, wer⸗ den die Uhren aller Telegraphen⸗Stationen nach der Ber⸗ liner Zeit gestellt, was nur etwa denen als schwierig erscheinen mag, die nicht wissen, daß das Zeichen, wonach die Uhren auf saͤmmt⸗ lichen Stationen gerichtet werden, die Entfernung von Ber⸗ lin nach Koblenz in anderthalb Minuten durchlaͤuft. Daß uͤbrigens der Herr Verfasser des erwaͤhnten Aufsatzes in den hier geruͤgten Irrthum verfallen konnte, ist um so unbegreiflicher, als er sich häͤtte sagen muͤssen, daß, waͤren die Telegraphen ⸗Uhren nicht gleichgestellt, schon oft der Fall haͤtte vorkommen muͤssen daß Depeschen von wenigen Zeichen zur Befoͤrderung von Ko⸗ blenz hierher nicht nur gar keiner Zeit bedurft haͤtten, sondern daß sie sogar fruͤher hier angelangt als von dort abgegangen waͤren. ie Redaction.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
1 Der Preußische Staat nach seinen wesentlichen Beziehun⸗ gen entworsen und gezeichnet von Rudolph von Ben⸗ nigsen⸗Foͤrder. Magdeburg, 1836.
.Geschichte der barometrischen Hoͤhen-Bestimmungen von 8 Berlin und Dresden. Nebst einigen Beitraͤgen zur Hyp⸗ sographie und Klimatologie von Norddeutschland uͤberhaupt. Drei Sendschreiben an Herren Alexander von Humboldt
Von Heinrich Berghaus. Berlin, bei Reimer. 1836
1 Die Staats⸗Zeitung hat schon oft Gelegenhett gehabt, über vater⸗
ländische literarische Erscheinungen, namentlich auch im Fache der
vaterländischen Geographie zu berichten, aber seit langer Zeit ist sie
nicht in den Fall gekommen, etwas so Vollständiges, Gründliches und geschmackvoll Ausgeführtes zur Keunntniß ihrer Leser zu bringen, als die unter I. angezeigte Karte des Herrn von Bennigsen. Diese Karte, welche auf einem Blatte in 13 Karten und einigen Tabellen alle grographischen und statistischen Momente des Preußischen Staats ent⸗ hält, ist zwar nicht die erste ihrer Art, denn schon im Jahre 1828 erschien ein administrativ⸗statistischer Atlas vom Preußischen Staat von dem Major und Adzutanten Sr. Königl. Hoheit des Kronprin zen, F. von Döring, in 22 Blättern im groͤßten Landkarten⸗Format Allein das Voluminöse und wenig Uebersichtliche eines 2 llasses
22 Blättern, so wie der hohe Preis (20 Thaler), machen dies weniger zugänglich und brauchbar, als das auf cinem Blatte zusam⸗ mengedrängte Werk des Herrn von Bennigsen, das jenem an Reich⸗ baltigkeit und Mannigfaltigkeit der Daten nicht nur nicht nachsteht, sondern es in Bezug auf die Natur-Verhältnisse, wovon der Atlas Bls ort den Titel: Oxo⸗ und hpd rographische Karte. Dies Karte, welche die Oberstächen⸗Gestalt des Preußischen Staates dar stellt, ist natürlich, der Configuration des Staates gemäß, zugleich eine Karte des ganzen nördlichen Deutschland. Von der großen Gebirgslinie, die Europa von Südost nach Nordwest, vom Donau⸗ Delta bis zur Ems durchzieht, enthält sie den größeren Theil des westlichen oder Germanischen Flügels, nämlich die an 100 Meilen lange Gebirgsreihe westwärts von der oberen Oder bis zur Ems, eine mannigfach wechselnde Anhäufung getrennter Berggrüppen, Berg⸗ ketten und Bergebenen, bei denen größtentheils die Nordwest⸗ Richtung vorherrscht, deren Höhe aber gegen das Nordwest⸗Ende hin immer mehr und mehr abnimmt. Dieser Gürtel, von Herrn Berg⸗ haus das „Hercynische Bergsystem“ genannt, beginnt im Osten mit dem Glazischen Hochlande und endigt westlich vom Harz, mit ciner Reihe von kleineren Plateaus und Höhenzügen von gerin⸗ ger absoluter Höhe, die man, da sie etwa in der Mitte ihrer Erstrek⸗ kung von der Weser durchbrochen werden, die Weser⸗Gebirge nennen kann. Die letzten Spuren anstehenden Gesteines in der Verlänge⸗ rung dieser Bergketten findet man in dem tiefen Bette der Ems bei Rheine. In der Richtung von Südwest nach Nordost legt sich fast unter einem rechten Winkel das Rheinische Schiefer⸗Gebirge in der Nähe der Bergebene von Paderborn an jene Gebirgs⸗Diagonale au, und stürzt mit dem Promontorium von Bleiwäsche jäh in das Ger⸗ manische Tiefland zur Lippe⸗ und Ems⸗Quelle und in das Thal der Diemel hinab. Zwischen die beiden genannten Gebirgszüge schicht sich nun, wie ein Keil, in der Richtung von Süden gegen RNordeu⸗ die Reihe der Basaltischen Gebirge, die Rhön, der Vogelsberg der Meißner, der Stauffenberg, Wilhelmshöhe u. s. w. Alle diese Ver⸗ hältnisse hat Herr von Bennigsen auf seiner Karte sehr schön darge⸗ stellt und mit einer Menge interessanter Augaben begleitet. Die Idee, die Gestaltung des Landes nach der dritten Coordinate auf der Karte selbsi darzustellen, ist sehr lobenswerth und wir hätten nur ge⸗ wünscht, daß Herr von Bennigsen ein solches Profil auch durch den Harz gelegt hätte; cben so durfte das östliche Prosil, in der Nähe von Danzig, wie wir weiterhin zeigen werden, bei einer neuen Auf⸗ lage der Karte einige Aenderungen erfahren.
Am Nordfuße jener, von Südost nach Nordwest Deutschland durchziehenden Gebirgs⸗Diagonale beginnt nun das Nord⸗Deutsche Flachland, das indeß nicht so flach ist, wie man gewöhnlich annimmt, denn es wird von mehreren Höhenzügen durchzogen, deren südlichster vom Sandomirer Gebirge beginnt und in der Lünshurger Haide en⸗ digt. Er wird von den Stromthälern S 1 *Bobers, der Neiße, der Spree und der Elbe rechtwinklich durchbrochen und führt rechts von der Oder den Namen Trebnitzer Berge zwi schen den Querthälern der Spree und Elbe heißt er Fläming westlich der Elbe Lüneburger Haide. Die höchsten Punkte d gegen Rorden abfallenden Flämings sind, wie sich aus der obe ter lI. angegebenen „Geschichte der Höhenbestimmungen von Ber und Dresden, von Berghaus“ ergiebt, der Rückenberg bei Sorau, 678 Fuß, der Börsel, östlich von Muskau, 660 Fuß absoluter Höhe. Folgen wir dem Thale der Oder, nach ihrem Durchbruche durch diesen Höhenzug, abwärts, so zeigt sich uns in diesem Thale, unter⸗ halb Freienwalde, der absolut tiefste Punkt der Mark Brandenburg und dieser Einsenkung benachbart 6 ½ Deutsche Meile füdwestlich von Freienwalde ), eie absolut höchste Erhebung des Brandeuburgi⸗ schen Bedens auf der Nordseite des Flämings. Es ist dies eines je⸗ ner kleinen Plateaus, die sich in der Mittelmark so zahlreich insrt⸗ artig aus den Flußthälern erheben, und diesem Theile des Norddent⸗ schen Flachlandes den zuerst von Herrn Klöden hervorgehobenen ei⸗ genthümlichen Charakter der Spaltung geben. Das Freienwalder Plateau ist der Gipfel einer Insel, die im Norden vom Finow⸗ Kanal, im Osten von der Oder, im Süden vom Friedrich⸗Wilhelms⸗ Kanal und der Spree und im Westen von der Havel begränzt wird. Wir Berliner wohnen am südwestlichen Rande dieser Insel und zwar wie sich aus dem Monats⸗Berichte der Königl. Akade Liffen⸗
8 — 2 der Oder, des
ndemie d Wiffen⸗ schaften für den Monat Inli ergiebt, in einer Hebe von 108 Fuß 5,s Zoll Rheint. Maaß über der Meeresfläche. Diese Zahl bezieht sich auf das Straßenpflaster im Thorwege der vormaltger Stern⸗ warte oder des jetzigen Telegraphen⸗Gebändes, und ist das Resultat des geodätischen Nivellements, welches, auf Veranlassung des Frei⸗ herrn Alerander von Humboldt, die Generalstabs⸗Offtziere Hetren Major Baͤever und Jugenieur⸗Geograph Bertram im Sommer 1835 von Swinemünde nach Berlin ausgeführt haben. Die genannte kleine Schrift des Herrn Berghaus hat, wie der Titel besagt, die Höhen⸗ bestimmung von Berlin zum Hauptzweck. Das erste seiner an Herru Alerander von Humboldt gerichteten Sendschreiben ist vom Fahre 1835, und wir sinden darin eine Anomalie, indem, seinen damzligen Rechnungen zufolge, die Oder an der Finow⸗Mündung eine negntibe Seechöhe haben, d. b. mit andern Worten, daß sie dergauf stiezen
würde. Dieses anomale Resultat, welches, wie nicht zu verke
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ist, auf eben so genanen Beobachtungen, wie genauen Rechnungen
sich gründet, ist wahrscheinlich die Veranlassung zu dem geodätischen Nivellement geworden. Nichtsdestoweniger hat Herr Berg aus eeine Untersuchungen fortgesetzt, um dem Ursprunge jener Ansmalic auf die Spur zu kommen. Diese Untersuchungen bilden den Inhalt des zweiten Sendschreibens, welches vom 10. Mai 18368, also ein Jahr später, datirt ist. Es würde uns hier zu weit führen, seine Betrachtungen und Schlüsse im Einzelnen zu verfolgen. Wir kön⸗ nen es nur dem Leser überlassen, das Buch selbst zur Hand zu neh⸗ men; indessen sev uns erlaubt, darauf aufmerkfam zu machen, daß hier ein Gegenstand abgehandelt wird, der vor einigen Monaten in der Staats⸗Zeitung sehr lebhaft besprochen worden ist; wir meinen das Phänomen des mit wechselnder Breite wechselnden mittleren Ba⸗ rometerstandes am Meere. Dies Phänomen, welches bei den ans Barometer⸗Messungen berzuleitenden Höhen, also anch bri der Köhe von Berlin, eine so wichtige Rolle spielt, konnte bei den Refultaten, die in dem ersten Sendschreiben vom Jahre 1835 enthalten sind, nicht unberücksichtigt bleiben; indeß hat Herr Berghaus in dem zweiten Sendschreiben diese Erscheinung auf eine, wie uns dünkt, so glückliche Weise mit den Luftströmungen in Verbindung gebrächt, daß die Fa⸗ rometer⸗Messungen nun ein Resultat geben, von dem der Verfasser S. 21 sagt, es müsse dem geodätischen Nivellement die Entscheidung vorbehalten bleiben, ob die von ihm gefundene Höhe von Berlin voll⸗ kommen oder bedingungsweise bestätigt werde. Run aber zeigt Fsben offizielle Artikel des Herrn Emcke in erwähnten Monats⸗Bericht
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