ein entschiedener Feind jeder anderen als einer despotischen Politik, und jeder anderen als einer papistischen Religion, dahin gelan⸗ gen sollte, die Spanische Krone zu usurpiren. Indeß was bleibt einem uͤbrig, als eine Wahl zwischen zwei Uebeln, wenn man bedenkt, wie wenig Aussicht dazu vorhanden ist, daß auf dem entgegengesetzten Wege eine regelmaͤßige und vernuͤnftige Regie⸗ rung zu Stande kommen koͤnne? Wir wissen kaum, welches das groͤßere Uebel ist, ein bigotter Despotismus, oder eine ruͤck⸗ sichtslose Demokratie.“
Ein hiesiges Blatt erzaͤhlt: „In der Lissaboner „Re⸗ vista“ erschien kuͤrzlich ein Artikel, der die Ehre der in Portu⸗ giesischen Diensten stehenden Britischen Offiziere antastete und einiges Aufsehen in Lissabon erregte. Der Verfasser des Arti⸗ kels war der Oberst Saavedra. Sir J. Doyle und einige sei⸗ ner Kameraden fingen Feuer uͤber den Schimpf, und der Erstere forderte eine Entschuldigung von dem Oberst. Diese ward aber verweigert, eine Entscheidung durch die Wasfen ebenfalls, wor⸗ auf dem Oberst angezeigt wurde, er habe sich so anzusehen, als ob er die Peitsche bekommen. Der Oberst sah sich aber nicht so an, er blieb bei seinem ersten Entschluß, und so loͤste sich die Sache in — Nichts auf.“ Die Times raͤth dem Sir J.
Doyle, den sie gern fuͤr einen tapfern Mann gelten lassen will, nicht so sehr den Bramarbas zu spielen, und erinnert ihn daran, daß einmal Jemand, dem man auch sagte, er solle sich so an— sehen, als haͤtte er die Peitsche bekommen, seinem Gegner zur Antwort gab, er moͤge sich so ansehen, als ob ihm durchs Herz geschossen worden.
Die Mannschaft des Britischen Geschwad bis auf 1000 Mann verstaͤrkt werden.
In einem der Times zugegangenen Schreiben aus Phi⸗
ladelphia vom 24. September heißt es: „In Havana sieht man taͤglich einer Empoͤrung entgegen. Das Volk schreit laut nach der Verfassung von 1812, und die Truppen ebenfalls; auch verlangen diese, nach den Bedingungen, unter denen sie ange⸗ vorben worden, nach Spanien zuruͤckgebracht zu werden. Es wird aller Energie des General Tacon beduͤrfen, der wohl mit Recht fuͤr den redlichsten, festesten und musterhaftesten aller Gouverneure gilt, um die Ruhe zu erhalten. Sein Bruder kommandirte in Cadix, als der letzte Aufstand ausbrach, und mußte sich dort dem Willen des Volks untert
2 us
ers im Tajo soll
Niederlande I 2 1 dem Haag, 16. Okt. Der Prinz vo
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seinen dritten Sohn, den Prinzen Friedrich Heinrich, nach dem
Helder begleitet, wo sich der junge Prinz nach Ostindien ein⸗ schifft, wird jedoch morgen wieder hier seyn, um der Eroͤffnung der Generalstaaten⸗Sitzungen beizuwohnen.
52 883JCbE 1ö . Bruͤssel, 16. Okt. Herr Professor Thiersch aus Muͤn⸗ chen, welchen Belgische Blaͤtter den „Deutschen Guizot“ nennen, befindet sich jetzt in Gent, wo er die dasigen gelehrten Anstalten einer genauen Untersuchung gewuͤrdigt hat, da er, wie es heißt, mit einem Werke uͤber Schulen und Universitaͤten in Frankreich und Belgien beschaͤftigt ist.
General Goblet geht am 17ten nach London, wo er bis zu Ende der Woche bleiben wird, um sich sodann nach Lissabon ein⸗
useheg n. Der Marquis de Miraflores, Grand von Spanien, und der Herzog von Ossung sind von Madrid hier angekommen. Die Zahl der Reisenden auf der Eisenbahn betrug im Laufe des Monats September 103,060; eine sehr große Zahl, beson⸗ ders wenn man das bestaͤndige schlechte Wetter in Anschlag bringt. — Seit einiger Zeit spricht man im Publikum nur von der Ankunft eines Bau⸗Direktors aus Deutschland, der ein neues System bei der Anlage von Eisenbahnen erfunden hat. Nach diesem System kann man, je nach der Richtung des Ter— rains, 3 Centimeter auf⸗ und abwaͤrts fahren und folglich die ungeheuren Ausgaben, welche das Abraumen der Erde, die Daͤmme, die Bruͤcken und Tunnel verursachen, vermeiden, die Kosten um die Hälfte vermindern und auf eine merkliche Weise
1196 zu ihrem neuen groͤßeren Schuͤtzenhause, in welchem sie neben einer hieruͤber ausgefertigten Urkunde viele auf Weimar und die Armbrustschuͤtzen Bezug habende Denkwuͤrdigkeiten, nament⸗ lich auch sehr seltene Sachsen-Weimarsche Gold⸗, Silber⸗ und Kupfermuͤnzen und Medaillen in einem sorgfaͤltig verschlossenen Kaͤst⸗ chen versenken ließ. Unter letzteren befanden sich zwei silberne Me⸗ daillen, die Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog zu diesem Be⸗ hufe verehrt hatte. Auf die Feierlichkeit folgte ein frohes Mit⸗ tagsmahl und Abends ein Ball.
Meiningen, 15. Okt. Nach den oͤffentlich bekannt ge⸗ machten Resultaten der letzten Rechnung uͤber die Sachsen⸗ Meiningische Staats⸗Schulden⸗Tilgungskasse hat sich die Staats⸗ Schuld des Herzogthums in dem Zeitraume vom 1. April 1835 bis 31. Maͤrz 1836 um 15,287 Gulden vermindert und betrug am Schlusse der Rechnung noch 5,133,920 Gulden Rheinisch.
Leipzig, 17. Okt. (Leipz. Ztg.) Gestern reiste der auf hohe Ministerial⸗Verfuͤgung hierher gekommene Ober⸗Rabodiner Ur. Frankel nach Dresden zuruͤck. Der Zweck seiner Reise, die Ordnung der Synagogen- und Schulverhaͤltnisse der hiesigen seiner Oberaufsicht in Religions⸗Angelegenheiten anvertrauten elitischen Gemeinde, ist vollstaͤndig erreicht worden. Nicht nur daß der Religions⸗Unterricht kuͤnftig auch hier, wie in Dresden, auf eine Weise vorgetragen werden wird, die beson⸗ ders auf moralische Veredlung der jugendlichen Gemuͤther hin⸗ zielt, war es auch ein Hauptgegenstand der Sorge des Dr. Frankel, die bisher in verschiedenen Synagogen vereinzelten Israeliten zum Bau eines großen Gotteshauses zu bewegen, zu⸗ mal die wohlwollenden Behoͤrden der Stadt die Hoffnung zur Anweisung eines zu diesem Zwecke passenden Platzes erweckten. Auch eignet sich gerade Leipzig, waͤhrend der Messen der Zu⸗ sammenfluß von Israeliten aus alen Weltgegenden, dazu, um das Beispiel eines verbesserten Gottesdienstes, mit Predigten in Deutscher Sprache verbunden, zu geben. Der von Dr. Frankel am 8. Oktober gehaltenen Predigt wohnten die Vorstaͤnde der Koͤnigl. städtischen und geistlichen Behoͤrden und mehrere der achtbarsten christlichen Einwohner bei.
Muͤnchen, 15. Okt. Im großen Koͤniglichen Theater wurde gestern bei festlich beleuchtetem Haͤuse die Oper Robert der Teufel von Meyerbeer gegeben. JJ. MM. und der ganze Hof waren bei der Vorstellung anwesend, und J. Maj. die
Isrg asra
—
reizenden Anblick uͤber den See und die malerische Ufergegend
den Bau beschleunigen.
8 Maämem ek
Kopenhagen, 15. Okt. Das neue Universitaͤts⸗Gebaͤude ist mit einem Aufwande von 180,000 Rthlr. S. M. nach einem vom Stadt⸗Baumeister Professor Malling ausgearbeiteten und von Sr. Majestaͤt genehmigten Plan in den fuͤnf Jahren von 1831 — 1836 zu Stande gebracht. Zuerst ward auf derselben Stelle im Ja zre 1539 ein Gebaͤude fuͤr Universitaͤts⸗Zwecke ein⸗ gerichtet, auf dem Grunde des Kapitels, wo fruͤher die katholi— schen Bischoͤfe ihre Residenz hatten. Dieses brannte in der gro⸗ ßen Feuersbrunst von 1728 nieder, ward 1732 wieder aufgebaut und dann endlich 1807 beim Bombardement wieder in Asche
Deutschland. 8
Han „ 16. Oktober. (Hamb. Korr.) Mit u Kunstausstellung fuͤr das Jahr 1837, die gewoͤhnlich am 24. Fe⸗ bruar, dem Geburtstage unsers Vice-⸗Koͤnigs, eroͤffnet wird, sieht es noch mißlich aus. Das Lokal, worin diese Ausstellung im ersten Jahre stattfand, war im zweiten vereits in eine Schule umgewandelt. Dann wurden im Koͤnigl. Schlosse einige Zim⸗ mer eingeraͤumt, die aber nun ausgebaut und dekorirt, folglich fuͤr diesen Zweck nicht mehr disponibel sind. Man hat nun eines der an der neuangelegten Adolphstraße belegenen Haͤuser in Vorschlag gebracht. Findet sich von diesen keines bereit, so wird am Ende, wie es heißt, die Ausstellung unterbleiben muͤssen. Dann haben wir allerdings zu beklagen, daß sich in unserer ganzen schoͤnen Residenz nicht ein Pläͤtzchen findet, um einige Hundert Gemaͤlde aufzunehmen.
Goͤttingen, 15. Okt. Die Georg Augustus⸗Universitaͤt hat den Verlust eines ihrer ausgezeichneten Lehrer zu beklagen. Heute Nachmittags halb 4 Uhr endete der Hofrath Amadeus Wendt im 53sten Jahre seines Alters, nachdem er seit Ostern 1829, wo er von Leipzig hierher berufen wurde, als Professor der Philosophie hier gewirkt hatte. Eine Laͤhmung, welche, an den Fingern der linken Hand beginnend, sich allmaͤlig der ganzen linken Seite mitgetheilt und endlich die edlern Theile ergriffen hatte, machte seinem thaͤtigen Leben ein Ende.
Weimar, 19. Okt. Die Frau Großherzogin und der Erbgroßherzog haben, von den schoͤnen Oktobertagen beguͤnstigt, ihre Reise auf einen Theil der Schweiz ausgedehnt. Ihre KK.
H. waren am 1ten d. M. von Biel uͤber die Petersinsel gluͤcklich in Neuchatel angekommen und gedachten, die Reise den 12ten d. M. uͤber Orbe nach Tolochenaz am Genfer See fort⸗ zusetzen.
Am 183ten d. M. legte die seit mehr als 400 Jahren zu Weimar bestehende privilegirte Stahl⸗ und Armbrustschuͤtzen⸗ Gesellschaft nach den altherkömmlichen Formnen den Grundstein
Koͤnigin empfing in dem lauten Freudenruf der zahlreichen Ver⸗ sammlung den Gluͤckwunsch derselben zu diesem festlichen Tage. Heute Vormittag begaben Sich IJ. MM. und die gesammte Koͤnigliche Familie in vier sechsspaͤnnigen e nach dem Frei⸗ herrlich von Perfallschen Schlosse Greiffenberg am Ammer⸗See, um diesen schoͤnen Herbsttag, voll Waͤrme und Sonnenschein, im Freien zuzubringen. Eine dortige Anhoͤhe gewaͤhrt einen desselben. JIJJ. MM. werden heute Abend hierher zuruͤckkehren.
Heute Morgen verkuͤndeten die Freudensalven des Geschuͤtzes und die durch die Hauptstraßen ziehenden Musik⸗Corps das Namens⸗ fest Ihrer Maj. der Koͤnigin. Wie alljaͤhrlich, wurde dieser Tag auch diesmal wieder von den treuen Bewohnern der Hauptstadt in den Tempeln des Herrn gefeiert. Saͤmmtliche hier garniso⸗ nirenden Regimenter und die Landwehr der Haupt⸗- und Resi⸗ denzstadt hatten feierliche Kirchen⸗Parade.
Der Oberst Gustavson, welcher unter dem Namen eines Freiherrn von Moltke vor acht Tagen hier ankam, haͤlt sich fort— dauernd hier im Gasthause zum goldenen Kreuz auf und hat die hiesigen Merkwuͤrdigkeiten in Augenschein genommen.
Augsburg, 16. Okt. Seit wenigen Tagen ist Herr von Lippe, unter dessen Leitung die Koͤnigl. Bayerischen Posten ste— hen, aus Frankfurt a. M. zuruͤck, und wir hoͤren, daß die von ihm dort wegen der Beschleunigung verschiedener Posten ge⸗ fuͤhrten Verhandlungen gluͤcklich beendigt sind. Spaͤtestens bis zum 1. November, vielleicht noch im Laufe Oktobers, wird die bisher in Stuttgart zuruͤckgehaltene Franzoͤsische Post fruͤh Morgens, statt bisher Abends in Augsburg ein— treffken, und von da ohne Aufenthalt weiter befoͤrdert werden. Eine entsprechende Beschleunigung wird die Wiener Post, so wie die bisher in Frankfurt uͤberfluͤssig lange zuruͤckge⸗ haltene Niederlaͤndische Post erhalten. Endlich werden die Po—⸗ sten nach der Schweiz und Italien Antheil an den getroffenen Beschleunigungs⸗Maßregeln bekommen. Auch der Personen⸗ Verkehr wird befoͤrdert werden; am meisten auf der Route von Straßburg nach Wien, wo kuͤnftig taͤgliche Eilwagen gehen sollen, waͤhrend darauf bisher nur dreimal in der Woche Eilwa⸗ genfahrten bestanden. “
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Neuchatel, 13. Okt. Die Herren von risse sind fast einmuͤthig, naͤmlich mit 70 unter 73 Stimmen, wieder zu Abgeordneten auf die außerordentliche Tagsatzung er⸗ nannt worden.
Die neun Stimmen, welche (wie gestern gemeldet) nicht fuͤr den Instructions⸗Antrag des Staatsraths in der Streitsache mit Frankreich waren, theilten sich anfangs folgendermaßen: fuͤr einfache Verwerfung jenes Antrages stimmten: die Herren Bo⸗ billier, Beguin, Udriet und Perrochet; die Intervention Eng⸗ lands verlangten: die Herren Grellet, Blanc, Louis und Frede⸗ ric Jeanrenaud und Erhard Borel. Die vier Ersteren schlossen sich zuletzt dem Antrage der fuͤnf Letzteren an. Herr Jacot⸗ Descombes stimmte weder fuͤr noch gegen.
Der Instructions-Antrag des Staatsraths in Bezug auf die wegen der Weigerung des Kantons Waadt zu ergreifenden Maßregeln lautet folgendermaßen: „Da das Konklusum vom 23. August durch die nach der Bundes⸗Akte erforderliche Mehr⸗ heit der Staͤnde angenommen worden, so muß es auch in allen Staͤnden der Eidgenossenschaft gleichfoͤrmig und vollständig aus— gefuͤhrt werden, und es ist folglich: I) das Konklusum vom 23. August fuͤr den Stand Waadt eben so verpflichtend wie fuͤr die anderen Staͤnde, und es muß 2) dieser Kanton aufgefordert werden, ein Mitglied des Repraͤsentanten⸗Raths in Ausfuͤhrung des besagten Konklusums zu ernennen, widrigenfalls der Vor⸗ ort sogleich diejenigen Kantone, die der Reihe nach folgen, zu jener Ernennung einladen soll, wobei die Deputation ermaͤchtigt ist, sich dem Gutachten einer Mehrheit von Kantonen beizuge⸗ sellen, die sich etwa dafuͤr aussprechen moͤchten, diesen Sitz ledig zu lassen.“ Dieser Antrag, der, wie der hiesige Constitu⸗ tionnel bemerkt, fuͤr den Augenblick jeden Gedanken an Zwang durch die bewaffnete Macht ausschließt, ist von dem gesetzgeben⸗ den Corps einstimmig angenommen worden.
Zuͤrich, 12. Okt. So weit die Instructionen der Gesandt⸗ schaften fuͤr die außerordentliche Tagsatzung schon bekannt sind, schließen sich einige mehr oder weniger an diejenige an, welche Zuͤ⸗ rich gegeben hat, naͤmlich Verweigerung der Satisfaction und Zuhuͤlfenehmung einer beiden Theilen befreundeten Macht, da⸗ mit auf diese Art Frankreich doch zu seinen billigen Forderungen
habe und in Wahrheit nachgeben muͤsse. St. Gallen will die Franzoͤsische Regierung, die den Zustand der Schweiz“ zu kennen scheine, vom wahren Sachverhalt und den 1 gen der Tagsatzung in Kenntniß gesetzt werde, wenn dies nicht helfe, Retorsions⸗Maßregeln er lich daß man sich durch Strenge gegen die Flüͤchte das Wohlwollen der uͤbrigen Nachbarstaaten erhalten Die Beschluͤsse von Baselstadt werden von der „Baseler tung“ nicht mitgetheilt; sie bedauere, daß sie das nicht kim
greifen,
aus Ursachen, die sich nicht oͤffentlich eroͤrtern lassen. hat die Partei Tscharner's gesiegt, desseiben Staatsmannes, den Bericht uͤber Conseil, auch nachdem er die erforderliche zahl Stimmen beisammen hatte, nicht abschickte, sondern sechs Tage lang behielt, bis durch die neue Note die Abschig unmoͤglich war. Das Votum von Bern oder das von 9f werden an der Tagsatzung ohne Zweifel uͤberwiegen, um Sache wird etwas fruͤher oder spaͤter friedlich enden, zum auch die Franzoͤsische Regierung nicht auf den strengsten za rungen beharren zu wollen scheint. — Der Schwaͤb. Merkur schreibt aus dem Jura we Okt.: „Von einer betraͤchtlichen Anzahl großer Raͤthe sind die Ins tionen für die bevorstehende Tagsatzung bereits bekannt. Dies lauten zum großen Theile so, daß sie zu der Hoffnung bec— gen, es werde, selbst ohne Vermittelung einer fremden M das gute Einverstaͤndniß zwischen der Schweiz und Fu. reich demnächst wieder hergestellt seyn. Bern wird an; Spitze dieser Friedens⸗Politik stehen. Die letzten Beng aus Waadt geben der Vermuthung Raum, daß der aw Rath von seinem letzten Beschlusse zuruͤckkommen und“ Tagsatzungs⸗Konklusum endlich doch auch sich unten fen werde. Ein solcher Schritt wuͤrde der Eidgenossenschastag Verlegenheiten ersparen und wesentlich zu einem gluͤcklichen v uͤbergange der jetzigen Krisis beitragen. Trotz der fortdaueg mannigfachen Aufforderungen zum Ergreifen von Revpre gegen Frankreich hat immer noch kein Kanton zu einer soß Maßregel sich bewegen lassen; denn gegen Frankreich sen⸗ hieße, ohne irgend einen Zweck zu erreichen, nur die votas nen Unannehmlichkeiten vermehren und sich selbst schaden,⸗“ der Franzoͤsischen Schweiz haben jedoch viele Kaufleute ihree bindungen mit Frankreich freiwillig abgebrochen und daßz, gebene Waarenbestellungen zuruͤckgenommen.“
& n P.
Spanien.
Madrid, 8. Okt. Der Britische Botschafter am sing Hofe ist voͤllig wieder hergestellt.
Man glaubt hier allgemein, daß bei der Eroͤffnung da tes eine Aenderung im Ministerium stattfinden werde.
Die Hof⸗Zeitung meldet, daß der Oberst Iriarte, cher in den Distrikten von Taragona und Tortosa komnane 300 Karlisten in die Flucht geschlagen, 12 Mann getoͤdte! 4 zu Gefangenen gemacht habe. Dasselbe Blatt enthaͤlt auch Nachricht von der Gefangennehmung des Karlistischen Anfähe Bernardo Guerrero Guerro durch die berittene Nationalch von Vargas.
Die Regierung hat befohlen, daß der Prozeß des von Provinzial⸗Deputation von Cordova zum Tode verutthest Don Michael Parejo von kompetenten Richtern von neu durchgesehen werde.
Der Espanol enthaͤlt Nachstehendes: „Man versich daß der Praͤsident des Conseils allen Intendanten den Bes⸗ ertheilt habe, von keinem Britischen Unterthan einen Vein zu der Zwangs-Anleihe zu erheben, bis Ihre Majestaͤt ud zug auf die von dem Britischen Botschafter gemachten dal mationen einen Beschluß gefaßt. Wir koͤnnen an einte sach Maßregel, die allen Grundsaͤtzen der Gerechtigkeit und Blü keit widerspricht, kaum glauben. Alle in Cadix, Malaga, cante, Barcelona und anderen Staͤdten ansaͤssigen Aust der zahlen gleich den Inlaͤndern gewisse Abgaben Steuern, und wenn man eine Ausnahme zu Gan— der Englaͤnder machen will, so laͤßt sich nicht absehen, wan dieselbe nicht auch auf die Unterthanen anderer Länder aus dehnt werden soll? Es ist uns unmoͤglich, an die Cristem ner solchen Maßregel zu glauben. Die Regierung kann! Maßregel dieser Art nicht annehmen, ohne sie sogleich betd zu machen, denn sie ist von allgemeinem Interesse. Nl Ganze indeß nur ein leeres Geruͤcht, so ist es die Pflicht! Regierung, diesem Geruͤcht auf eine bestimmte Weise zu we sprechen. Es darf keine Vorrechte geben, am wenigstense fuͤr Auslaͤnder.“
Dasselbe Blatt beklagt sich uͤber das Stillschwei welches die Regierung, seit dem Gefechte bei Villarobledo, den Marsch der Karlisten beobachte. „Dies Schweigen,“ das genannte Blatt, „entmuthigt die Freunde der Freiheit giebt zu einer Menge betruͤbender Geruͤchte Anlaß. Mut zaͤhlt sich, daß ein Karlistisches Corps in Asturien eingedrung sey und, ohne Widerstand zu sinden, denselben Weg urftg den Gomez genommen hatte. Man weiß nicht, vue aus der Central-Armee geworden, deren Ober Ach vor kurzem dem General San Miguel uͤbertragen vute Man erfaͤhrt nichts uͤber die zur Verstaͤrkung jenes Coyi wce der Nord-Armee abgesandten Truppen. Die Bewegunntn de von dem Kriegs⸗Minister in Person kommandirten Arnnte e0 nen zu keinen glaͤnzenden Hoffnungen zu berechtigen. Dit Rd Armee thut nichts und laͤßt die guͤnstige Gelegenheit zu uüne entscheidenden Schlage gegen die Karlisten unbenutzt. Nlh talonien, in dieser so reichen und bevoͤlkerten Provinz, vvo 40,000 Mann Soldaten und eine große Anzahl Na nal-Gardisten befinden, wo die Bewohner der guff Staͤdte selbst fuͤr ihre Vertheidigung sorgen koͤnnen; in dh Provinz, so wie in allen anderen, waͤhrt ein Kampf noch im fort, der, wenn man die Summen, welche er schon gekostet,! die unermeßlichen Opfer, die er schon erfordert, in Erwäͤll— zieht, laͤngst beendigt seyn sollte. Die Regierung schweigt,! dies Schweigen erzeugt große Unruhe. EsI ist endlich eimm Zeit, daß die Resultate den dargebrachten Opfern enispregh Die Cortes werden sich versammeln und man wird ohne 9 fel neue Forderungen an sie richten; allein ehe sie dieset genehmigen, ist es noͤthig, von den bereits dargebrachten Ohf Rechenschaft abzulegen. Das Kriegs⸗Ministerium koͤnnte täͤg Bulletins uͤber die Kriegs⸗Operationen ausgeben, ohne mn deshalb Geheimnisse zu verrathen brauchte. Diese Publi wuͤrde der Sache der Nation sehr guͤnstig seyn. Wir feh die Regierung auf, zu erwaͤgen, ob es nicht besser seyn w. 1 durch Mittheilung von Nachrichten die Besorgnisse zu zerstreue als sie durch Schweigen zu vermehren.“ 3 10 Man behauptet hier im Publikum, daß Mendizabal dem Englischen Botschafter Vorschlaͤge zur Abaͤnderung der 1 stitution von 1812 erhalten habe und daß auch Frankreich, derselben nicht ganz einverstanden sey und namentlich die d
gelange. Bern bekennt, daß die Schweiz in der Form Unrecht
behaltung einer ersten Kammer wuͤnsche. 1 8
zeiz h gl. Gesinn k18
nach Saarburg fort.
Die Zinsen der inneren Schuld sind bezahlt worden und aubt, daß Mendizabal auch im Stande seyn werde, die November faͤlligen Zinsen der auswaͤrtigen Schuld zu
1.
Belgrad, 6. Okt. Die Fuͤrstin von Serbien ist mit ih⸗ Aleiden Soͤhnen und zahlreichem Gefolge in Semlin angelangt. Erzbischof der Hrientalisch⸗ Griechischen Kirche, von Stra⸗ srovics, hat die hohe Reisende in Carlowitz am 3ten d. glaͤn⸗ dempfangen und ihr ein praͤchtiges Banket veranstaltet. Der lischof legte seine Freude uͤber diesen hohen Besuch so offen Kage, daß alle Anwesenden ihn nie in so froͤhlicher Stimmung sen zu haben erklaͤrten. Die Fuͤrstin hatte ihm nach Servbischer nrals Geschenk ein Hemd von Atlas mit Goldstickerei uͤber⸗ e bei dessen Empfang der Bischof die Aeußerung machte, daß wieses schaͤtzbare Andenken einst ins Grab begleiten solle, wohl öt ahnend, daß diese testamentarische Verfuͤgung so bald ver⸗ lüicht werden solle. Leider wurde naͤmlich in der darauf fol⸗ den Nacht der Erzbischof von einem Schlaganfall heimge⸗ gt, und mußte nach wenigen Stunden in dem Alter von fast Pabren, und nachdem er durch 46 Jahre seinem hohen Amte mit sh vorgestanden, diese Welt verlassen. Vermuthlich haben Freude und die Genůͤsse der Tafel bei dem an strenge Diͤͤt voöhnten Greise zu diesem Trauerfall mitgewirkt. Er war als bischof der nicht unirten Griechischen Kirche das geistliche Ober⸗ upt aller in den Oesterreichischen Staaten lebenden Glaubensge⸗ senerwaͤhnter Kirche, bei2’ ½ Millionen an der Zahl, unabhäͤngig eder anderen auslaͤndischen und inlaͤndischen geistlichen Ju⸗ tion, und auch in weltlichen Angelegenheiten ward er von Bekennern seiner Kirche eben so hoch angesehen, als von e Regierung geachtet. Bekannt sind seine Verdienste um gluͤck⸗ bhe Beilegung der im Jahre 1807 in Syrmien gegen die dor⸗ len Grundherren ausgebrochenen Bauern⸗Unruhen, wofuͤr er nt dem Großkreuze des Kaiserl. Leopold⸗Ordens beehrt wurde. ie Fuͤrstin Mitosch hat ihre Besuchsreise uͤber Peterwardein
n jer ddiction,
c Temesvar fortgesetzt.
Berlin, 21. Okt. Die Triersche Zeitung enthaͤlt in in Nummern vom 12ten, 13ten und 14ten d. M. uͤber die ese Ihrer Koͤnigl. Hoheiten des Kronprinzen und des Prin⸗
Abbrecht durch den Regierungs⸗Bezirk Trier einen sehr aus⸗ hrlichen Bericht, wovon Nachstehendes ein gedraͤngter Auszug
„Ss war am öten, daß Ihre Koͤnigl. Hoheiten, von Mont⸗ esommend, den Regierungs⸗Bezirk Trier bei Hallschlag be⸗ hrten. Ueberall waren Ehrenpforten erbaut und es sprach sich gemein die herzlichste Freude der aus der Nähe und Ferne rbeigestroͤnten Einwohner aus. An demselben Tage gegen aib 12 Uhr Vormittags trafen Se. Koͤnigl. Hoheit der Kron—
inz in Stadtkyll ein und wurden hier von dem Regierungs⸗
räsidenten von Ladenberg empfangen. Hoͤchstdieselben nahmen gleich von dem Major und Commandeur des 3ten Batail⸗ ns 30sten Landwehr-Regiments den Rapport an und eßen sich den Landrath des Kreises Pruͤm, den Buͤrger— neister von Stadtkyll und den Orts⸗Pfarrer vorstellen. Hei Fortsetzung Ihrer Reise fanden Se. Königl. Hoheit am wege bei dem abgebrannten Schloße Junkerrath unter einer ort erbauten Ehrenpforte die Gemeinde Gladt versammelt, welche chstdenselben ihren Dank fuͤr das Gnadengeschenk bezeigte, selches Se. Maj. der Koͤnig im Laufe des Jahres derselben in Bau ihrer Kirche zu bewilligen geruht hatte. In Hilles⸗ eim, wo Hoͤchstdieselben um 1 Uhr anlangten, hatte sich der andrath des Kreises Daun, Hauptmann Avenarius, unter einer ihrenpforte eingefunden, um den hohen Reisenden zu bewill⸗ mmnen. Waͤhrend Se. Koͤnigl. Hoheit die Kirche besuchten, rafauch der Prinz Albrecht ein, und beide KK. HH. hatten sodann die
Gnade, die Einladung der angesehensten Einwohner des Orts zu ei⸗ em Mittagsmahl im Hause des Distrikt⸗Arztes, Dr. Neukirch, anzu⸗ ehmen. JJ. KK. HH. entließen in Hillesheim den Regierungs⸗
raͤfidenten, Grafen von Arnim, in den huldvollsten Ausdruͤk⸗
n und sendeten von hier aus den Regierungs⸗Praͤsidenten von
adenberg nach Trier, um daselbst den Prinzen Albrecht, da die⸗
reinige Stunden vor Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen
Trier einzutreffen beschlossen hatte, um die Merkwuͤrdigkeiten
er Stadt in Augenschein zu nehmen, zu empfangen und ihm
1s Fuͤhrer zu dienen. Sodann verließen JJ. KK. Hoheiten
Hillsheim um 3 Uhr Nachmittags und erreichten hinter Dreis
ie Graͤnze des Regierungs⸗Bezirks Trier. Die Reise ging von
a in den Regierungs⸗Bezirk Koblenz, wo Hoͤchstdieselben im Drte Trarbach den 7ten uͤbernachteten. Den 8ten fruͤh wurde
ie Reise nach Trier fortgesetzt. Der Prinz Albrecht verließ
rarbach bereits um 4 Uhr Morgens und stieg nach seiner An⸗ unft in Trier in der Wohnung des Regierungs⸗Praͤsidenten bvon Ladenberg ab, in dessen Begleitung Se. Koͤnigl. Hoheit demnaͤchst die Alterthuͤmer der Stadt und Umgegend, die Kir⸗ chen, so wie die staͤdtischen und Militair⸗Anstalten in Augen⸗ chein nahmen. Mittlerweile war Se. Koͤnigl. Hoheit der Kron⸗ prinz, Hoͤchstwelcher um 8 Uhr aus Trarbach ausgefahren war, ach zwei Stunden in Wittlich eingetroffen. Die Haͤuser die⸗ ser Stadt waren mit Laubwerk geschmuͤckt, und auf dem Markte war eine Ehrenpforte errichtet; auch hatten sich hier die andwehrmaͤnner von Wittlich freiwillig versammelt und in Reihe und Glied aufgestelt. Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit einige
Erfrischungen zu sich genommen, ging die Reise nach Trier fort, wo Hoͤchstdieselben gegen 1 Uhr eintrafen und gleichfalls bei Herrg von Ladenberg abtraten. Gleich nach der Ankunft in Eehenihre Absteigequartier empfingen Se. Koͤnigl. Hoheit die Militair⸗ und Civil⸗Behoͤrden und zogen sodann die saͤmmtlichen in Trier garnisonirenden so wie auch die anwesenden fremden P11“ hoͤhere Geistlichkeit und die Chefs und
orgesetzten der Civil⸗Behoͤrden zur Tafel. Der Prinz Albrecht verließ bald nach beendigtem Mittagsmahl die Stadt Trier, um tuf einer anderen Tour Seiner Koͤniglichen Hoheit dem
Kronprinzen nach Rheinstein zu folgen. Letzterer begluͤckte sodann noch den krank danieder liegenden Bischof von Hommer mit ei⸗ Fem Besuche, nahm die Liebfrauen-Kirche und den Dom in öe setzte um 6 Uhr Abends in Begleitung des Grer⸗ raͤsidenten von Bodelschwingh und des General⸗Mazors,
fen zu Dobna (Commandeurs der 16ten Division) die Reise el erlouchiel⸗ “ gahge Weg dorthin war durch Brand⸗ den e hn Lonzer Bruͤcke im strah⸗ Fäntgl. Hoheit “ „In Saarburg stiegen Se. Warsberg, ab. Am folgenden Tage in aller Fruͤhe
begaben Hoͤchstdieselben Sich in Begleitung Ihrer Adjutanten, ee Ober⸗Praͤsidenten, des Generals, Grafen zu Dohna,
s Regierungs⸗Praͤsidenten von Ladenberg, des Majors von
Koͤniglichen Hoheit t hatte) und des Landraths von Cohausen nach dem gelegenen Kastel, . Ausbau der dort Hoͤchstihnen zugehoͤrigen Klause in Augenschein zu nehmen. h den Ufern der Saar und bestiegen hier eine Barke, auf welcher Sie diesen Fluß eine Strecke hinabfuhren bis zu dem jenseitigen Ufer, wo der Reisewagen in Bereitschaft stand. Fahrt hatten sich die Dorfbewohner der Umgegend mit Fahnen aus den National⸗-Farben an den Ufern versammelt und brach⸗ ten dem hohen Reisenden ein Lebehoch. 1 Se. Koͤnigl. Hoheit in Otzenhausen an, von wo aus Hoͤchstdie⸗ selben den sogenannten Steinring bestiegen, eine etwa 48 Mor⸗ gen enthaltende Flaͤche, von einem ungeheuren Steinkreise ein⸗ geschlossen, aller Wahrscheinlichkeit nach ein befestigtes Lager aus vor⸗ roͤmischer Zeit. Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit dieses merkwuͤrdige Ueberbleibsel des Alterthums genau besichtigt, nahmen Hoͤchstdiesel⸗ ben ein Ihnen von dem Ober⸗Forstmeister von Beulwitz angebotenes Dejeuné in einer auf dem Steinringe selbst erbauten geschmack⸗ voll eingerichteten Halle ein. 3 ließen Se. Koͤnigl. Hoheit den Regierungs⸗Praͤsidenten von La⸗ denberg unter Versicherung Hoͤchstihrer ganzen Zufriedenheit mit dem Ihnen uͤberall zu Theil gewordenen festlichen Empfang. Die Reise ging nun uͤber Hermeskeil, Malborn, Thronecken (wo
1197
aus Frankfurt am Main aüng⸗kündm nahe um den in diesem Jahre ausgefuͤhrten
Von hier verfuͤgten Sich Se. Koͤnigl. Hoheit nach Waͤhrend der
Gegen Mittag langten
Nach beendigtem Fruͤhstuͤck ent⸗
die Ruinen des dortigen alten Schlosses in Augenschein genom⸗ men wurden), Thalfang, Morbach, Bischofsthron und Hund⸗ heim nach Buchenbeuren an die Graͤnze des Regierungs⸗Be⸗ zirks Koblenz, woselbst Se. Koͤnigl. Hoheit um &8 Uhr Abends eintrafen. Diese ganze Wegstrecke war durch Pechfackeln glaͤn⸗ zend erleuchtet; der sogenannte stumpfe Thurm, dieses ehrwuͤr⸗ dige Denkmal der Roͤmerzeit, so wie das alte Schloß Balde⸗ nau, schienen in Flammen zu stehen, und zu beiden Seiten des Weges brannten Holzstoͤße.“
— Der 16. Okt. war der Tag, an welchem vor 100 Jahren der Bau der ehemaligen Franziskaner⸗Kloster⸗, jetzigen Maxi⸗ milian⸗Pfarrkirche zu Duͤsseldorf, vollendet wurde. Zur Er⸗ innerung dessen war an dem gedachten Tage das mit Laub be⸗ kraͤnzte Bildniß des H. Maximilian, des Schutz⸗Patrons der Pfarre, mit der Stadt Duͤsseldorf im Hintergrunde, uͤber dem Eingang der Kirche aufgestellt. Das Innere derselben war ge⸗ schmackvoll und sinnreich ausgeschmuͤckt, und auch die nach der Kirche fuͤhrenden Straßen prangten im festlichen Schmucke. Nach Beendigung des Hochamtes durchzog eine Prozession mit dem Allerheiligsten, dem 60 weiß gekleidete Maͤdchen vorangin⸗ gen, unter Festgelaͤute und Geschuͤtzesdonner die Hauptstraßen der Pfarre. Auch Nachmittags war Gottesdienst, und nach eingetretener Dunkelheit waren die Fagade der Kirche bis zum Glockenthurme hinauf, so wie die Hauptstraßen in der Naͤhe derselben, glaͤnzend erleuchtet.
— Das Prorektorat der Universitaͤt zu Koͤnigsberg ist am 16ten d. M. auf den Professor Dr. Sieffert, das Dekanat in der theologischen Fakultaͤt auf den Professor Dr. von Lengerke, in der juristischen auf den Professor Dr. Backe, in der medizi⸗ nischen auf den Medizinal⸗-Rath, Professor Dr. Burdach und in der philosophischen auf den Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Hagen uͤbergegangen.
— Der in Koͤnigsberg in Pr. bestehende Verein zur Unterstuͤtzung Kinder armer Aeltern mit Kleidern und Buͤchern beging am 14ten d. M. zur Vorfeier des Geburtsfestes Seiner Koͤniglichen Hoheit des Kronprinzen, seines erhabenen Protek⸗ tors, die Erinnerung seines jetzt zehnjaͤhrigen Bestehens. — Nach der von dem Vereine oͤffentlich abgelegten Rechnung hat die Einnahme in dem letzten Verwaltungsjahre 1383 Rthlr. betragen, worunter sich bedeutende Wohlthaten befinden, welche die Huld Seiner Majestaͤt des Koͤnigs und die Gnade Seiner Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen dem Vereine zugewiesen haben. Aus⸗ gegeben wurden 1050 Rthlr.; mithin sind im Bestande geblie⸗ ben 333 Rthlr. Seit dem 15. Oktober 1835 sind 200 Knaben und 106 Maͤdchen, an dem oben erwaͤhnten Festtage selbst aber 76 Knaben und 35 Maäͤzdchen bekleidet worden. Die Anzahl der seit der Entstehung des Vereins bekleideten Kinder betraͤgt bereits uͤber drei Tausend. Außerdem ist theils durch Ver⸗ abreichung von Bibeln und Gesangbuͤchern, theils durch Zuwei⸗ sung des freien Schul⸗Unterrichts, fuͤr die Beduͤrftigsten nach Moͤglichkeit gesorgt worden “
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
8 8 — Ausstellung auf der Koͤniglichen Akademie Kuͤnste.
Eduard Bendemann's Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem war zwar bereits vor einem halben Jahre einzeln ausge⸗ stellt, dennoch mußte es sehr erfreulich seyn, ein Bild von so nach⸗ haltiger Wirkung wieder zu sehen, denn während bei jedem Werke von leichterem Gewicht der erste Eindruck der größte zu seyn pflegt, kann ein solches vielmehr erst nach längerem Betrachten ganz ge⸗ nossen werden; auch giebt der Vergleich mit so vielen anderen Kunst⸗ werken noch ein erhöhtes Interesse, freilich auch einen strengeren Maßstab. Wenn nun bei weitem für die meisten Bilder die Aus⸗ stellung selbst der schlimmste Kritiker ist, denn immer von neuem macht man die Erfahrung, daß Bilder, welche einzeln gesehen von Bedeutung schienen, sich bei diesem großen Wettstreit ziemlich unter⸗ ordnen, so hat dennoch Bendemann auf dieser Seite nichts zu fürch⸗ ten; hätte er es überhaupt, so wäre es mehr durch die Erinnerung, welche den meisten Beschauern noch von seinem wunderbar schönen Bilde „die trauernden Juden in Babylon“ übrig ist. Wir haben schon früher bei Gelegenheit der Ausstellung des Jeremias unser Dafürhalten freimüthig ausgesprochen und gestehen, auch jetzt noch der⸗ selben Meinung zu seyn, daß der Künstler in dem gegenwärtigen Gemälde sich zwar weit vorgeschritten zeige und daß er eine viel hö⸗ here Aufgabe mit reiferer Kraft erfaßt habe, daß aber dennoch jenes erste einfachere, absichts⸗ und anspruchslosere Bild als gerundetes Kunstwerk höher stehe und einen reineren und harmonischeren Ein⸗ druck mache. Dort war es besonders das Maß und die stille Zu⸗ sammenstimmung, vor allem aber die Vereinigung der tiefernsten, erhabenen Trauer mit idyllischer Einfalt und Freundlichkeit, was jenen elegischen Klageton in so eigenthümlichem Akkord anschlug, unmittel⸗ bar aus Herz greifend und lange nachklingend. Der Jeremias nun hat viel Mächtiges und Imposantes, aber statt jeuer Unbefangenheit glaubt man eine gewisse Anstrengung zu fühlen, und es scheint, als hätte der Maler sich überbieten wollen. Es ist hier mehr zusammen⸗ gebracht, als sich zugleich mit der Phantasie fassen und in Ein Gefühl vereinigen läßt, und so hoch man auch das Einzelne auschlagen muß, so ist es nicht überall eine Bereicherung des Ganzen, sondern kann nur neben und nach einander genossen werden. Wie kalte Farben nicht neben warmen harmoniren können, so dürfte es auch Nüancen der Empfindung geben, welche nicht unmittelbar zu einander stimmen, und namentlich scheint der in sich vertiefte und abgeschlossene Schmerz, wie man ihn uns aus Düsseldorf in einer Reihe gesteiger⸗ ter Bilder vorgestellt hat, sich seiner Natur nach am besten mit einer sommetrischen und architektonischen Ruhe zu verbinden, er scheint Stille und Einfachheit in allen Formen und in aller Umgebung zu
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8 stören. Lessing's trauerndes Königspaar besaß in sich diese Samm⸗ lung und Stille, und Bendemann's trauernde Juden, die sich hier nahe anschließen, gingen an Fülle, Reichthum und Tiefe noch weiter, ohne jene Bedingung zu verlieren. Nun wollte aber Bendemann abermals eine Staffel höher; seine künstlerische Kraft schwang sich auch noch kühner auf, allein er überschritt diesmal schon jene lyri⸗ sche Einheit der Stimmung, von welcher dort die Macht des Ein⸗ drucks so wesentlich abgehangen hatte; und vielleicht würde er auch durch größere Simplicität, namentlich im Landschaftlichen, den epi⸗ schen und historischen Styl noch wirksamer unterstützt haben. Aber man muß das großartig gedachte und mit so vieler Meisterschaft durchgeführte Bild nehmen, wie es ist; es bleibt jedenfalls einer der höchsten Punkte, welche die neuere Kunst erreicht hat.
Ueberhaupt ist es ja nur der konsequente Fortschritt der Künst⸗ ler, welcher nun auch die Anforderungen so hoch gesteigert hat. Von Jahr zu Jahr haben unsere Künstler eine größere Kraft entwickelt, allein auch das allgemeine Urtheil ist in demselben Maß fortgeschrit⸗ ten; so ist es denn auch nicht mehr jener zufriedene Genuß des je⸗ desmal Gebotenen, sondern man will die Hoffnungen erfüllt sehen, die man an die Leistungen eines Künstlers geknüpft hat. Ein Bild von gleichem Werth, als das frühere, würde für Rückschritt gelten, ja das Außerordentlichste, was dem Künstler im glücklichsten Moment gelang, wird bald der allgemeine Maßstab der Anforderung an ihn. Es könnte dies ungerecht scheinen, wenn es nicht unwillkürlich wäre, und wenn icht die Kraft selbst wüchse mit dem Vertrauen, das man in sie setzt.
Seit Carl Sohn sich mit zwei Bildern von so poctischer Wir⸗ kung, als Rinald und Armide und als sein Hvlas, angekündigt, ha⸗ ben sich auf ihn die Blicke geheftet, als auf den größten Meister in der Carnation und den eigentlichen Darsteller des Liebreizes. Daß er selbst hierin sein Gebiet erkannte, zeigt die Wahl der Stoffe zu seinen nachfolgenden Bildern, denn in welchem anderen Sinn hätte er Diang mit den Nymphen wählen können, als um seine Kraft in der Darstellung weiblicher Schönheit zu bewähren. Und eben dies gilt gewiß von dem großen Bilde, das er zur gegenwärtigen Aus⸗ stellung beigesteuert hat; die Erwartungen mußten aufs Höchste wachsen, sobald man erfuhr, Sohn habe das Urtheil des Paris ge⸗ malt, er wolle mit seinem Pinsel uns vor Augen führen, wie die drei Göttinnen sich auf dem Gipfel des Ida dem phrogischen Hirten un⸗ verhüllt darstellen, damit er ihren Streit um den Preis der Schön⸗ heit entscheide. In der That konnte der Maler seinem eigenthümlichen Talent keine kühnere Aufgabe stellen, als eben diese göttliche Schönheit, so unmittelbar im Wettkampf begriffen. Und doch schließt der Gegen⸗ stand noch mehr ein, denn er enthält zugleich eine reiche dramatische Handlung und verlaugt einen Künstler, welcher derselben im vollen Maße gewachsen sey. Wir wollen nicht nur die Göttinnen sehen, jede werth zu siegen, und jede von besonderem Charakter der Schön⸗ heit, in der Juno die Gemahlin des Zeus, die Mutter der Götter, die sich aber stets von neuem im Brunnen der Jungfräulichkeit ba⸗ det, in der Minerva die ätherische Jungfrau, streng, aber mit hellem Geist auf ihrer Stirn, und endlich die lachende Aphrodite, den Inbe⸗ griff aller bezaubernden Schönheit und Anmuth; sondern es soll nun auch ganz besonders die Leidenschaft dargestellt seyn, welche die Ent⸗ scheidung mit sich bringt, wir sollen in Juno den göttlichen Zorn und ihre beleidigte Hoheit, in Minerva nicht minder die kränkende Nach⸗ setzung der geistigen Würde unter die sinnliche Anmuth sehen, wäh⸗ rend die mächtige Gottheit der Liebe, ihres stolzen Sieges froh, den Preis davon träͤgt.
Der Maler hat eben diesen Moment der Entscheidung gewählt, wo Paris so eben den goldenen Apfel der Venus darreicht. Wir se⸗ hen die Figuren auf dem Gipfel des Berges, größtentheils frei gegen die blaue Luft erscheinend; unten wird das Meer sichtbar. Die Gruppe hat eine ppramidalische Form, indem Venus steht und die beiden anderen Göttinnen sitzen, rechts Juno, links Minerva, noch weiter links Paris, der, da er tiefer gesetzt ist und Minerva nicht in 8 ganzer Figur erscheint, der Symmetrie der drei Figuren sich mit un⸗
cken zu; endlich erscheint noch Amor neben der stehenden Venus, der sich lächelnd an sie anschmiegt. Durch diese Aunordnung, welche in mancher Rücksicht sehr natürlich scheint, bekommt das Ganze eine re⸗ liefartige Ausdehnung in die Breite, wie sie einem antiken Gegen⸗ stande noch besonders angemessen ist, allein sie hat auch den Nach⸗ theil, daß Paris etwas zu weit von Venus entfernt sitzt und daß er ihr den Apfel bei dem Rücken der Minerva vorbei reichen muß, und also Geben und Rehmen, nicht bequem genug, mit weit vor⸗ gestreckten Armen geschieht.
Was nun die Gestalten selbst anlangt, so läßt sich ihre Schön⸗ heit nicht verkennen, Venus ist, wie billig, die schönste, und doch glauben wir von Sohn bereits Schöneres gesehen zu haben. Der Kopf der Venuserinnert mit Recht an die mediceische; die Juno aber sollte man nach der Kopfbildung mehr für eine Diana erkennen und für Minerva scheint am wenigsten ein bestimmter Charakter vorgeschwebt zu haben. Am meisten suchte der Künstler die Göttinnen durch das Kolorit zu unterscheiden; die Carnation der Juno, mit dunkelm Haar, spielt ins Violette, und demgemäß gab er ihr auch ein violettes Ge⸗ wandstück über ihren Schooß; Venus, der blonden, gab er eine ent⸗ schieden ins Rosige spielende Fleischfarbe und ließ auch ein Gewand vom schönsten Incarnat von ihren Hüften herabfallen; Minerva wie⸗ der ist gleichfalls blond, doch spielt ihre Hautfarbe durchweg ins Gelbe über, wie es nicht bloß der Reflex ihres gelben Gewandes seyn kann. Derselben Weise blieb der Künstler auch bei Paris treu, denn während er seine Glieder brauner färbte, gab er ihm zugleich einen braunen Gewand⸗Ueberwurf: gewiß eine recht sinnige Art, das gesammte Kolorit der einzelnen Figu⸗ ren durchgängig zu unterscheiden. Was die Handlung be⸗ trifft, so wirft Juno einen stolzen, zornigen Blick auf Paris und Venus, und man darf rühmen, daß hier wirklich ein gött⸗ licher Zorn ausgedrückt sey; eben so schön ist es gedacht, daß sie mit Selbstbewußtseyn ihre Hand auf die Brust legt, auch ist sie in allen Formen voller gehalten, wiewohl immer noch schlauk, ganz wie es der ewig jugendlichen Gemahlin des Zeus zukommt. Schwe rer war es, den göttlichen Unwillen der Minerva auszudrücken, und er möchte auch minder gelungen seyn, wenigstens will eine Beimi⸗ schung von saurem Verdruß nicht recht göttlich erscheinen. In der Venus hat nun aber der Künstler vor allen Dingen den Ausdruck des Holdseligen festgehalten, so wie er ihr auͤch in diesem Sinne einen Amor von der heitersten Kindes⸗Freundlich⸗ keit beigab; allein über diesen durchgehenden Charakter verlor er zu viel von dem momentanen Ausdruck und schwächte dadurch das dramatische Leben. nus nämlich erscheint nur eben füß lächelnd, höchstens verlegen, ob sie den Apfel nehmen solle, und so ist denn auch die Art, wie sie ihn nimmt, höchst schüchtern, unentschlossen un fast gleichgültig. Vielleicht wäre es schöner und gewiß ang messener gewesen, wenn sie mit hastiger Freude, siegreich und trium⸗ phirend und im sicheren Bewußtseyn zugegriffen hätte, als ob es sich von selbst verstehen müsse, daß sie die Siegerin sey. Amor, der jetzt ziemlich unbetheiligt nur eben aus dem Bilde heraus mit dem Beschauer liebäugelt, hätte immerhin auch nach dem Apfel mit zugreifen dürfen mit seinem Händchen, oder mit beiden, und sein Gesicht hätte wohl die gleiche Freude ausdrücken müssen: „Wir haben ihn!“ Die feurige Freude, das Jauchzen der Venus war hier vielleicht die schönste Auf⸗ gabe der Kunst; der Jubel über den Sieg der Schönheit hätte sich
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lassen, ja man behauptet nicht zu viel, wenn man sagt, daß für diese gar kein günstigerer, poetischerer Moment denkbar sey. Aber eben hier blieb der Maler hinter seiner Aufgabe zurück, und selbst nicht einmal Paris, der sonst so schön gestellt ist, wird von einem Aus⸗
sieht hier nicht, daß er der Venus den Preis ertheilt wegen ihres bezaubernden Versprechens, daß er das schönste Weib der Erde be⸗ sitzen solle. Sie scheint ihm hier in der That nichts der Art ver⸗ sprochen zu haben. Dafür reicht er ihr aber auch den Apfel auf eine Weise hin, als ob er ihn festhielte und ihn nicht recht geben wollte, so daß sie ihn zwischen seinen Fingern herausziehen muß.
Radowitz (der sich schon in Trier zur Bewillkommnung Seiner
erfordern; verschiedenartige, zumal bewegte Scenen können hier nur
Die landschaftliche Umgebung ist sehr einfach, sie besteht aus
terordnet. Minerva sitzt nämlich abgewandt und kehrt dem Paris den Rü⸗
gewiß mit der lebendigsten Schönheit selbst aufs innigste vereiigen
druck beseelt, der den Inhalt der Sitnation poetisch ausspräche; man