halten und, wie man versichert, durch Artilleristen in das Au⸗ sterlitzer Quartier gefuͤhrt. Dem General Voirol, den man in seinem Hotel arretirt hatte, gelang es, hinaus zu kommen, und er fluͤchtete in das Rathhaus.
Ein berittenes Detaschement vom 3ten Artillerie⸗Regimente kam fast im naͤmlichen Augenblicke dazu, und der General setzte sich zu Pferde, um sich an seine eez e stellen. 1b Waͤhrend der Zeit marschirte der Prinz Ludwig, mit der Artillerie, die ihm folgte, gegen die Kaserne der Finkmatt, wo das 46ste Linienregiment einquartiert ist.
Als er in den Hof der Kaserne gekommen war, wollte er eine Anrede an dieses Regiment halten; aber auf den Ruf: es lebe Napoleon! antworteten die Soldaten von der Linie mit dem Rufe: es lebe der Koͤnig! Sie hielten die Bajonette vor, und nach einem kurzen Kampfe, in welchem Flintenschuͤsse gefallen seyn sollen, wurde der Prinz Ludwig, der Oberst Vaudray und der Kommandant Parquin, der in Generals⸗Uniform war, fest⸗ gehalten. 3 Die Artilleristen wurden hinausgedraͤngt und von ihren Of⸗ fizieren in ihre Quartiere zuruͤckgefuͤhrt; der Praͤfekt wurde bald wieder losgelassen und in weniger als einer Stunde war die Empoͤrung, oder vielmehr der Auflauf, unterdruͤckt.
Die ganze Garnison ergriff die Waffen auf Befehl des Ge⸗ nerals Voirol, und gegen neun Uhr standen alle Regimenter der Garnison, ein Theil des 46sten ausgenommen, der in der Kaserne die Gefangenen bewachte, auf dem Paradeplatz, wo der General sie musterte und eine Rede an sie hielt.
Gegen 7 Uhr besetzte ein Detaschement Artilleristen vom aͤten Regiment die Druckerei des Herrn G. Silbermann, und dieser wuͤrde aufgefordert, die Pressen zu ihrer Verfuͤgung zu stellen. Einige Zeit nachher jedoch zogen diese Militairs sich zu⸗ ruͤck, und der Vorfall hatte keine weitere Folgen. 88
Bei allen diesen Maͤrschen und Gegentmaͤrschen der Truppen fragte die Bevoͤlkerung unserer Stadt sich unruhig, was dieses Geschrei und diese Bewegungen bedeuten. Ganz unempfindlich schaute sie diesen militairischen Evolutionen zu; und als die Wahrheit anfing bekannt zu werden, war schon Alles beendigt. Die im Finkmatt⸗Quartier gemachten Gefangenen sind in das neue Gefaͤngniß gefuͤhrt worden, und man sagt, daß der Koͤnigliche Prokurator und der Instructionsrichter die gericht⸗ lichen Untersuchungen angefangen haben. 1 Dies ist die Erzaͤhlung dessen, was sich diesen Morgen zu⸗ getragen; dies sind die sichersten Nachweisungen, die wir bei der Verwirrung und den widersprechenden Geruͤchten, welche in einem solchen Augenblicke sich verbreiten, haben erfahren koͤnnen.
Straßburg, 30. Okt. (Frankf. Boͤrsen⸗Ztg.) Sie werden wahrscheinlich durch eine Handels⸗Gelegenheit von dem Spektakel gehoͤrt haben, das uns am heutigen Sonntage zum Besten gegeben wurde, wenigstens wurden nach verschiedenen Gegenden hin heute Couriere expedirt. Schon seit einigen Ta⸗ gen fluͤsterte man uͤber ein Ereigniß, fuͤr welches Niemand einen Namen hatte und von dem man nur wußte, daß es kommen sollte. Kein Mensch dachte daran, daß sich die Truͤmmer der Napoleonischen Familie nicht umsonst so nahe an unsere Graͤn⸗ zen schleichen und die Graͤfin Lipano als eine Art Kundschafte⸗ rin nach Paris schicken wuͤrden. Der Graf Suͤrvilliers hat eben⸗ falls seit einiger Zeit Amerika verlassen und sich die Erlaubniß erwirkt, die Halfte des Jahres auf Besitzungen zuzubringen, die er in Corsika kaufte. Daß der Graf Louis St. Leu, der Agitator unserer mir noch im Augenblicke ganz raͤthselhaften Morgen⸗Emeute auf Arenenburg im Kanton Thurgau mit ehrgeizigen Plaͤnen um⸗ ging, war bekannt; aber Niemand ahnte, daß er den Tod eines Insurgenten, den sich sein Bruder bei Forli holte, fuͤr sich bei⸗ mahe in Straßburg haͤtte holen koͤnnen. — Heute fruͤh wurden wir von einem päoͤtzlichen Allarm geweckt, der am Sonntage ganz unerwartet durch die Straßen toͤnte. Ehe man sich in die aflgemeine Bewegung zurecht fand, hatte die Hauptsache eigent⸗ lich schon ihr Ende erreicht. Man hoͤrte von einer Emeute, die in der Artillerie⸗Kaserne sich noch vor Anbruch des Tages ent⸗ sponnen haben sollte, sich in der ersten Morgendaͤmmerung bis nach der Wohnung des Praͤfekten fortpflanzte und den jun⸗ gen Louis Napoleon, etwas das unglaublich schien, als Kaiser proklamirte. Niemand war uͤber diesen Streich erschrok⸗ ken. Er war so uͤbel auf die Stimmung unsrer Stadt berech⸗ net, daß er nur die Neugier beschaͤftigte. Die Republik haͤtte weit mehr Schrecken verursacht, als diese Komoͤdie eines Kai⸗ serthums, das kein Mensch mehr vermißt. Alle Straßen waren von den Truppen versperrt, ohne daß man dem eigentlichen Mit⸗ telpunkte des Intermezzos, dem Theater⸗ oder dem sogenannten Broglie⸗Platze sich naͤhern konnte. Ein Handgemenge kam nicht vor. Man hoͤrte nicht einmal einen Flintenschuß. Die jungen Leute, deren Anzahl sich auf einige Hundert belaufen haben mochte, wurden foͤrmlich erdruͤckt und auseinandergedraͤngt von den zahllosen Massen, die auf sie einstroͤmten.
Großbritanien und Irland. “
London, 28. Okt. Lord Brougham hat kuͤrzlich einen Be⸗ such bei Lord Melbourne auf dessen Landsitz Brocket⸗Hall abge⸗ stattet und scheint sehr wohlauf zu seyn.
Die Koͤnigliche Jacht „Prince Regent“ ist, mit dem neuen Statthalter Lord Elphinstone an Bord, von Portsmuth nach Bombay abgesegelt.
Der Marquis von Waterford ist aus dem Mittellaͤndischen Meere auf seiner Schooner⸗Jacht „Gem,“ nebst seinem Bru⸗ der Lord John Beresford, in Waterford wieder angekommen. Er kam zulelzt in sieben Tagen aus Gibraltar, wohin er seine Schwester, die Gattin des den „Tyne“ befehligenden Lord In⸗ gestrie, gebracht hatte.
O' Connell verhält sich jetzt ziemlich ruhig und läßt auch in den Zeitungen wenig von sich hoͤren.
Die Dublin Mail aͤußert sich uͤber das Ergebniß der Parlaments⸗Waͤhler⸗Registrirung in Irland sfolgendermaßen: „Zu unserem großen Schmerz muͤssen wir eingestehen, daß die Freunde der Verfassung zu gleichguͤltig gewesen sind, zu viel Selbstvertrauen gehabt haben. Waͤhrend sie schlumtnerten, ist
der Feind gekommen und hat Besitz genommen, zwar nicht ganz uund nicht uͤberall, aber doch hinreichend genug, um Besorgniß zu erregen, wenn auch nicht Verzweiflung hervorzurufen. Er ist immer wachsam, immer voll Energie gewesen, keine Gelegen⸗
heit, seine Sache zu soͤrdern, hat er ungenuͤtzt voruͤbergehen las⸗
sen. Wir gestehen, daß wir nicht ohne Besorgniß sind, fuͤr den
Fall einer allgemeinen Parlaments⸗Wahl. Wie die Sachen jetzt
stehen, fuͤrchten wir, daß das konservative Interesse in Irland keine neue Triumphe erringen, ja, daß es nicht ohne einen har⸗ ten Kampf sich auch nur werde behaupten koͤnnen.“
8 Die Zeitungen aus Montreal vom 27. September ent⸗ halten die Antwort der zweiten Kammer der Kolonial⸗Versamm⸗ lung auf die Eroͤffnungs⸗Rede des Lord Gosford; sie bietet we⸗ nig Aussicht auf ein genuͤgendes Resultat der Bemühungen der
1292 vom Koͤnige abgeordneten Kommission dar. Es wird in der Antwort die Hoffnung ausgedruͤckt, daß die vorzuschlagenden Maßregeln dazu beitragen wuͤrden, schleunigst die Hindernisse zu beseitigen, welche sich bisher der Abstelluns von Mißbraͤuchen, der Abhuͤlfe von Beschwerden und der Wohlfahrt der Provinz entgegengestellt haben. Es wird ferner die Hoffnung ausgespro⸗ chen, daß das System, welches bis jetzt die Provinzial⸗ Regie⸗ rung korrumpirt und die hoͤchste Behoͤrde zu Handlungen und
Maßregeln getrieben habe, die den Kanadischen Unterthanen Sr. Maj. verderblich geworden seyen, werde geaͤndert werden. Sodann wird hinzugefuͤgt, daß, wenn auch Lord Gosford mit Recht die vorzunehmenden Gegenstaͤnde beschraͤnke und die noͤthigen GeldBewiͤlligungen hervorhebe, es doch zu bedauern sey, daß der gesetzgebende Rath (die erste Kammer der Kolonial⸗ Versammlung) sich bisher allen Vorschlaͤgen der zweiten Kam⸗ mer zur Heiluͤng alter und zur Vorbeugung neuer Uebel wider⸗ setzt habe; zugleich wird erklaͤrt, daß ohne die Annahme von Maßregeln der Art, wie die verworfenen seyen, die Elemente einer guten Verwaltung die Oberhand nicht wuͤrden gewinnen können. Endlich spricht die Versammlung noch die Hoffnung aus, Lord Gosford werde sein Versprechen, Mißbraͤuchen abzu⸗ helfen, halten und sich nicht mit theilweisen und unwirksamen Resormen begnuͤgen, namentlich was die Verfassung des gesetz⸗ gebenden Raths betreffe, welcher bekanntlich jetzt durch Ernen⸗ nung von Seiten des Revpraͤsentanten der Krone ergaͤnzt wird. Unmittelbar nach Votirung dieser Antworts⸗Adresse zeigte auch Herr Morris an, daß er seinen Antrag wegen Ergaͤnzung 18 gesetzgebenden Raths durch Volkswahl erneuern und auf Er⸗ nennung einer 8deö antragen werde, die den Zustand der Provinz untersuchen soll.
G Nhhancrtse aus Jamaika zufolge, waren in den 22 Mo⸗ naten seit Abschaffung der Sklaverei 34,000 Pfund Sterling von den Negern zusammengebracht worden, um Tausend der Ihrigen von der sogenannten Lehrlingschaft loszukaufen.
In den Vereinigten Staaten sprach man viel von einem Diebstahl, der an einem Agenten an der Bostoner Bank, Herrn Alleu, veruͤbt worden; es wurde ihm naͤmlich am Vord eines Dampsschiffes eine Kiste mit auslaͤndischem Golde, zum Belauf von 39,000 Pfd., geoͤffnet und ausgeleert. In der Stadt Washington soll eine Baumwollen⸗Manufaktur angelegt werden, groͤßer als irgend eine der in der Union bestehenden. 1“
Das Kommando uͤber die gegen Texas operirende Mexika⸗ nische Armee soll entweder General Bustamente oder General Bravo erhalten. Ein Schreiben von einem gewissen Mirabeau Lainer aus Texas, in welchem die Hinrichtung Santanas vor⸗ geschlagen wurde, erregte großes Aufsehen. Die Geschaͤfte stock⸗ ten in Mexiko, und Kupfergeld wurde nur mit 20 pCt. Ver⸗ lust angenommen. 8 b
Nisvvderlende.
Aus dem Haag, 29. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien ist aus der Provinz Nerd⸗Brabant hier wieder eingetrosfen.
—
Felgeeen
Bruͤssel, 30. Okt. Der Koͤnig ist vorgestern Abend von Paris hier wieder eingetroffen.
Die Mitglieder beider Kammern sind zum Dienstag den 8. November eingeladen worden, der von Sr. Majestaͤt dem Koͤnig persoͤnlich vorzunehmenden Eroͤffnung der neuen Session beizuwohnen. 1 “
Fuͤr die hiesige Kunst⸗Ausstellung ist dieser Tage aus Rom eine Marmorgruppe von Thorwaldsen und eine andere von sei⸗ nem Schuͤler Bienaimé eingegangen. 16
In dem hiesigen Arbeilshause fuͤr Arme befinden sich jetzt 930 Personen, worunter eine Frau, die niemals ihre Freilassung begehrt hat und bereits seit dem Jahre 1811 hier ist. Drei andere Personen befinden sich seit dem Jahre 1812 darin.
— Die Hannoversche Zeitung schreibt aus Bruͤssel: „Es ist in oͤffentlichen Blaͤttern einer Erfindung Erwaͤhnung ge⸗ schehen, die in der Belgischen Artillerie gemacht worden ist und die Verbesserung der Kartaͤtsch⸗Granaten zum Zweck hat. Die Belgier thun sich auf diese Erfindung außerordentlich viel zu Gute, da man ihnen sonst immer den Vorwurf macht, wie ihre Buͤcher, so alles Andere dem Auslande zu entlehnen. Indeß ist diese Er⸗ findung erstens von keiner außerordentlichen Bedeutung, zweitens ist sie ebenfalls kein auf Belgischem Boden erzeugtes Gewaͤchs. Sie gehoͤrt dem Capitain Borrmann an, einem ehemals Saͤchsi⸗ schen, in Belgische Dienste getretenen Artillerie⸗Offizier, und be⸗ steht in einer Vorrichtung, die im Innern der Granaten ange⸗ bracht ist, und die sogenannte Temperirung des Zuͤnders erlaubt, d. h. die Verkuͤrzung oder Verlaͤngerung desselben, je nachdem die Gra⸗ nate in dem oder jenem Augenblicke, wo sie den berechneten Punkt nach der Arschießung erreicht, zerplatzen und ihre verheerenden Wir⸗ kungen beginnen soll. So sinnreich die Erfindung des Capi⸗ tains Vorrmann ist, so ist man doch bereits bei anderen Heeren vielleicht auf andere Weise auf dasselbe Resultat gekommen, und die Temperirung des Granatzuͤnders im Allgemeinen wenigstens kein Geheimniß mehr. Das Hauptproblem bei dem Werfen mit Haubitzen, denselben die Sicherheit des Schusses und des Treffens zu geben, da sie beim Niederfallen entweder links oder rechts so abweichen, daß niemals mit Bestimmtheit auf einen sichern Schuß zu rechnen ist, und das Treffen immer dem Zu⸗ falle uͤberlassen bleibt, soll noch geloͤst werden, so viel Muͤhe man sich auch noch gegeben hat, die eigentlichen hess dieses Abweichens aufzufinden oder wenigstens sie abzustellen. So viel bis jetzt bekannt ist, trifft bei allen Europaͤischen Artillerieen immer nur der fuͤnfte, hoͤchstens der vierte Granatenwurf, und liegt der Grund dieser seltsamen Erscheinung in einem noch aufzufindenden Naturgesetze.“
Schweden und Norwegen. Christianta, 24. Okt. In der Sitzung des Storthings vom 2lsten d. ward auf Vorschlag des Praͤsidenten Soͤrensen die Ernennung eines Wahl⸗Comité, bestehend aus 15 Mitglie⸗ dern, die in dieser Eigenschaft bereits beim letzten Storthing fungirt hatten, einstimmig beschlossen, und sodann dasselbe gegen 36 Stimmen fuͤr permanent erklaͤrt. — Das Wahl⸗Comité soll zur Behandlung der ihm zugesandten Gegenstaͤnde die erforder⸗ lichen Sectionen ernennen. Im Allgemeinen werden die Ange⸗ legenheiten, welche das Budget und das Steuerwesen betreffen, ohne Ruͤcksicht auf die Bestimmungen des Reglements, vor den andern Fragen vorzugsweise zur Sprache kommen. — Das Wahl⸗Comité hat bereits 7 Sectionen ernannt und unter die⸗ selben die ihm uͤbersandten Koͤniglichen Vorschlaͤge und Propo⸗ sitionen ertheilt. .
Es fehlt in den hiesigen Blaͤttern nicht an Kommentirun⸗ gen der Koͤniglichen Thron⸗Rede. Im Allgemeinen erkennen sie den herzlichen Ton derselben an und geben das Heilsame der Vereinigung Norwegens mit Schwedens zu, deren Fortbestehen
8
sie auch wuͤnschen; sie wollen jedoch nicht einsehen, daß Norwe⸗ gen nicht auch ohne diese Vereinigung die Elemente zu einem selbststaͤndigen Staate besitzen wuͤrde.
Daͤnemark.
.“ Kopenhagen, 29. Okt. Se. Maj. der Koͤnig haben am
gestrigen Tage siebzehn neue Kammerherren ernannt und zu⸗ gleich mehrere Befoͤrderungen unter den hoͤheren Civil⸗Beamten angeordnet. 1 Der Stud. theol. Wichmann aus Rabenkirchen, welcher sich in Kiel wegen Theilnahme an geheimen und verbotenen Verbindungen in Untersuchung befindet, und seinen bisherigen Aufenthaltsort, das Gut Saxdorf, auf eine Weise verlassen hat, die darauf deuten soll, daß er die Absicht habe, sich der wider ihn obschwe⸗ benden Untersuchung zu entziehen, wird vom akademischen Kon.
sistorium in Kiel mit Steckbriefen verfolgt. 2 8
38 G Frankfurt a. M., 1. Nov. Reisende, welche so eben aus
Straßburg ankommen, geben uͤber die (unter Frankreich ma⸗
getheilten) Vorfaͤlle daselbst noch folgende Details: „Schon Nachts um 3 Uhr hatten sich die Artilleristen sowohl des Pra⸗ fekten wie der Generale versichert. Sie stellten sich darauf in der Mitte des Artillerieplatzes auf, proklamirten feierlich Louis Napoleon und wurden dabei von diesem selbst, der an ihrer Spitze stand, kommandirt. Als darauf die Infanterie⸗Regimen⸗ ter anruͤckten und die Insurgenten umschlossen, entfalteten diest den Napoleonischen Adler. Allein es fehlte an Sympathie. Die Artilleristen hatten einige Battericen aufgestellt, waren aber von dem Mangel an Theilnahme so bestuͤrzt, daß sie keinen Schusß wagten.“”“) Auf die hiesige Boͤrse hat die Nachricht von den Ereigniß sen in Straßburg durchaus keinen Eindruck gemacht, obwohl sich hier und dort das wahrscheinlich ungegruͤndete Geruͤcht verbrei tet hatte, daß es am 30. Oktober auch in Paris zu unruhigen Auftritten gekommen sey.
Kassel, 31. Okt. Durch ein Ausschreiben des Ministe, riums des Innern wird der Einberufungs⸗Termin der Hessi schen Staͤnde-Versammlung vom 5. auf den 12. November ver! schoben. .
— — Muͤnchen, 30. Okt. Einige in den letzten Tagen durch Erbrechen und Diarrhoe herbeigefuͤhrte Todesfaͤlle sim nunmehr von den Aerzten wirklich fuͤr Folgen der Asiatischen Cholera erklaͤrt worden; die Koͤnigl. Lokal⸗Sanitaͤts⸗Kommission erließ deshalb unter Hinweisung auf die bereits fruͤher gegehe⸗ nen Allerhoͤchsten Bestimmungen uͤber die prophylaktischen umd sanitaͤts⸗polizeilichen Maßregeln gegen epidemische Krankheiten und namentlich gegen die Brechruhr, eine Bekanntmachung der⸗ jenigen Aerzte mit Angabe ihrer Wohnungen, welche beauftrag sind, jedem Kranken ohne Ausnahme, zu jeder Stunde des To' ges, auf Verlangen ihren Beistand zu leisten. Fuͤr diejenigen, welche sich nicht regelmaͤßig des Besuches eines Hausarztes er/ freuen, ist deshalb auf die beste Weise gesorgt. Außerdem machen auch die den Distrikts⸗Aerzten beigegebenen zahlreichen Asfsistenz⸗Aerzte, wie bereits erwaͤhnt, von Haus zu Haus die Runde, um sich von dem Gesundheits⸗Zustande der Einwohne zu uͤberzeugen. Es ist kaum glaublich, mit welcher Umsicht, mi welcher Thaͤtigkeit die oberste Behoͤrde alles leitet und Vorkeh rungen trifft, dem Uebel in seiner Wurzel Schranken zu setzen es herrscht unter . auch 1 und bei dem geringen Srande der Kranken und der verhaͤltnif maͤßig zu der Bevoͤlkerung hoͤchst unbedeutenden Zahl von Toden faͤllen, ist alle Hoffnung vorhanden, daß die Krantheit bald wiede verschwinden werde. Uebrigens fehlt es, wie gewoͤhnlich, bei solchen Krankheiten nicht an Uebertreibungen, und die so große Besorgtheit der Regierung und die bis ins kleinste Detail gehenden Vorkehrungen sind fuͤr manche ein Grund, eine groͤßere Gefahr zu erblicken, als wirklich vorhanden ist. So hieß es, ein praktischer Arzt sef ploͤtzlich von der Brechruhr befallen worden, und ein hiesiget Blatt fuͤhrte denselben sogar schon unter den Verstorbenen auf waͤhrend derselbe in diesem Augenblicke noch lebt. Aus dem Ober⸗Main⸗Kreise lauten die Nachrichten noch immer befriede gend. In Eger ist die Cholera im Abnehmen. Die aus Bap ern nach Boͤhmen abgegangenen Aerzte haben in ihren Berich, ten erklaͤrt, daß diese Seuche nur da mit verheerender Wutt auftrete, wo Mangel an Nahrungsmitteln, Unreinlichkeit und dergl. vorherrschen, und prophylaktische Maßregeln nicht zu Anwendung kommen. 8 8 1
Bei den Bauten an der neuen Residenz, in der Ludwigs Straße und an der Basilica, wird noch immer sehr fleißig ge⸗ arbeitet; eben so an der neuen Ludwigs⸗Kirche. Wie es heißt, sollen sowohl das neue Universitäts⸗Gebaͤude als die uͤbrigen Ge⸗ baͤude in der Ludwigsstraße dieses Jahr noch unter Dach gebracht werden.
Dieser Tage ereignete sich hier ein Vorfall, der von der
anzen Bevoͤlkerung der Hauptstadt mit Ruͤhrung vernommen und wiedererzaͤhlt wird. Vergangenen Mittwoch, den 2öten d. saß ein Kindermaͤdchen Nachmittags 4 Uhr im Englischen Gar⸗ ten in der Naͤhe des auf einer kuͤnstlich errichteten Anhoͤhe neu erbauten Tempels im Grase, ein schlafendes Kind auf dem Schoße, als ein voruͤbergehender Herr vom Wege abbog und das Maͤdchen aufmerksam machte, wie sie ihre Gesundheit ge⸗ faͤhrde, wenn sie bei dieser Jahreszeit in dem feuchten Grase sitze. Das Maͤdchen erwiderte, sie koͤnne den Platz nicht ver— lassen, da das Kind zu suͤß schlummere und sie durch ihr Auß stehen das Kind aufzuwecken fuͤrchtete. Da der Unbekannte in sie drang, sich von dem feuchten Platze zu entfernen, bemerkte sie wiederholt, das Kind sey in ihren Armen geborgen, es ruhe zu gut und es sey ihr nicht moͤglich, ohne dasselbe aus seinem Schlummer zu wecken, aufzustehen; da nahm der Unbekanmte das Kind vorsichtig auf seine Arme und legte es wie ein besorg, ter Vater in die Arme des vom Grase sich erhebenden Maͤd' chens: aber welche Bestuͤrzung ergriff dieselbe, als die Voruͤber⸗ gehenden den ihr Unbekannten mit der tiefsten Ehrfurcht be⸗ gruͤßten; es war — der Koͤnig Ludwig von Bayern!
IZ11 Prag, 26. Okt. (Allg. Ztg.) Der Staats⸗ und Konfe renz⸗Minister, Graf von Kolowrat, hat nur einen Theil seines Urlaubs benutzt und tritt naͤchstens wieder aktiv ins Ministerium ein. Dem Vernehmen nach soll ihm der Fuͤrst August Lobkowit all latus gegeben werden. Es ist fuͤr das Koͤnigreich Boͤhmen eben so wichtig als erfreulich, zwei der achtbarsten Soͤhne und Freunde des Vaterlandes in thaͤtigem Zusammenwirken im Ka⸗ binette seines Monarchen zu wissen. — Die Cholera hat hier abgenommen, wenn gleich noch mancher bedauernswerthe Todes⸗ fall sich ereignet. Desto staͤrker verbreitet sie sich auf dem Lande. — Die Herzogin von Berry kehrt nun bestimmt nicht mehr nach Brandeis zuruͤck, wo unlaͤngst ihre entbehrlichen Effekten
dem Volke deshalb auch die groͤßte Zuversicht
die meisten hat sie nachkommen lassen) theils zu sehr wohlfeilen Preisen versteigert, theils auch aus freier Hand verkauft wurden.
Spanien.
Franzoͤsische Blaͤtter euthalten folgendes Schreiben aus Madrid vom 22sten Oktober. „Ein eigener Ungluͤcksstern cheint allen unseren Militair⸗ Operationen entgegen zu wirken und die des Feindes zu beguͤnstigen. Waͤhrend man nach den letzten Berichten des Brigadiers Alaix glaubte, daß die Vernich⸗ tung des Gomez zwischen Lucena und Cabra unvermeidlich sey, indem die Lager beider Armee⸗Corps nur drei Stunden von ein⸗
ander entfernt waren, und waͤhrend endlich nach Briefen aus
Manzanares das Geruͤcht sich verbreitete, daß die Karlisten end— lich angegriffen und voͤllig geschlagen worden seyen, sehen wir, daß Alaix, statt seinen Gegner, den er vor sich hatte, anzugreifen, ihn erst dann verfolgte, als er sicher war, ihn nicht mehr zu er⸗
reichen. Gomez schlug seinen fruͤheren Weg wieder ein und og am 13ten von neuem in Cordova ein. In der Nacht des
I4ten verließ er diese Stadt und befand sich am 15ten schon auf dem Abhange der Sierra Morena in dem Dorfe Sozoblanco. An demselben Tage, den löten, ruͤckte Alaix in Cordova ein und bemaͤchtigte sich einiger Karlistischen Nachzuͤgler. Der Ein⸗ ug der Division des Alaix in Cordova ist durch ein furchtbares Blutbad bezeichnet worden. Die niedere Volksklasse, welche anz Karlistisch gesinnt ist, glaubte eine neue Division des Don Carlos zu begruͤßen und brachte daher Karl V. ein Lebehoch nach dem andern aus. Es mußte seinen Irrthum sehr theuer bezahlen, denn die Soldaten des Alaix mordeten ohne Schonung diese Ungluͤcklichen, die allerdings schuldig waren; aber wer kann wis⸗ sen, ob sich nicht Viele darunter befanden, die nur aus Furcht in das Geschrei miteinstimmten? — Was thut nun Rodil bei der Annaͤherung des Gomez? Man glaubte, daß die Karlisten ihm nicht entkommen wuͤrden, denn am 15ten war er nur durch das Gebirge von ihnen getrennt, und es handelte sich nur darum, sie in dem Engpasffe, den sie zu ihrem Uebergange waͤhlen wuͤr⸗ den, anzugreifen. Einige glaubten, Gomez werde sich nach der Mancha wenden, waͤhrend andere behaupteten, er gehe nach Estremadura. Rodil erhielt Nachricht von dieser Bewegung, allein sein Unstern wollte, daß er die Bewe⸗ gung des Gomez zur Rechten fuͤr eine scheinbare hielt und der Meinung wac, daß derselbe vielmehr die Absicht habe, sich nach der linken Seite hin zu wenden. Er ließ daher seine
ivision dahin marschiren, wo er auf den Feind zu treffen glaubte, waͤhrend dieser seinen Marsch fortsetzte und, ehe Rodil davon Kunde erhielt, schon acht Stunden zuruͤckgelegt hatte und in Estremadura eindrang. Am 18ten war Gomez schon in Ca⸗ struera, vierzehn Stunden von Caceres. — Ich muß Ihnen indeß noch ein anderes Mißgeschick melden. Vor etwa drei Wochen erhob sich die mobile National „Garde in Masse und vereinigte sich, um sich dem Feinde zu widersetzen, wenn er etwa in Estremadura eindringen sollte. Nachdem sie zehn Tage versammelt gewesen, wurde sie, theils wegen Entfernung der Ge⸗ fahr, theils wegen Mangel an Geld, aufgeloͤst. Waͤre es nach so vielen getaͤuschten Hoffnungen ein Wunder, wenn die Anhaͤnger der Königin in ihrem Eifer erkalteten und das Ministerium, wel⸗ ches anfangs allgemeine Anerkennung fand, jetzt von allen Sei⸗ ten angegriffen wuͤrde? — Mit der Karlistischen Expedition des General Sanz in Asturien, Leon und Galizien geht es eben so, vie mit der des Gomez. Von fuͤnf Kolonnen verfolgt, wird sie von keiner erreicht, und verwuͤstet uͤberall das Land, welches sie durchzieht. Der General Peon, welcher speziell mit der Ver⸗ nichtung jenes Corps beauftragt ist, wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Diese Maßregel hat die oͤffentliche Gaͤhrung etwas besaͤnf⸗ tigt. — Die Division des Narvaez, die in Unter⸗Aragonien operirte, hat den Befehl erhalten, sich der Hauptstadt zu naͤhern. Man glaubt, daß am naͤchsten Montage bei der feierlichen Eroͤffnung der Cortes zwei Regimenter der genannten Division hier ein⸗ uͤcken sollen. Ich fuͤrchte jedoch nicht, daß die Ruhe gestoͤrt verden wird. Die große Mehrheit der National⸗Garde ist der Regierung ergeben. Die Karlisten der Vorstaͤdte sind seit eini⸗ gen Tagen so uͤbermuͤthig, daß die National⸗Garde sie durch Saͤbelhiebe uͤberfuͤhren mußte, daß sie noch weit entfernt von hrem Triumphe seyen, an dem sie uͤbrigens keinesweges zwei⸗ eln. — Jetzt, nachdem Gomez Andalusien verlassen hat, ist
spinosa vorwaͤrts gegangen, um Cordova zu besetzen und einige Doͤrfer, die sich fuͤr Don Carlos erklaͤrt haben, wieder zu un⸗
r
In Berlin sind die Lissaboner Blaͤtter bis zum 16. Oktober eingegangen. Das Organ der herrschenden Partei, der Nacional, aͤußert sich mit vieler Zuruͤckhaltung uͤber den ge⸗ scheiterten Reactions⸗Versuch, und vorzuͤglich in Bezug auf die vermuthete Mitwissenschaft der Koͤnigin und des Prinzen Fer⸗ dinand, und beschraͤnkt sich darauf, zu erzaͤhlen, daß, als Letzterer das fuͤnfte Jaͤger⸗Regiment, auf dessen Mitwirkung bei jenem Versuche vorzuͤglich gezaͤhlt wurde, gemustert, er von den Sol⸗ daten mit dem lauten Rufe: „Es lebe die Koͤnigin und die Constitution!“ empfangen worden sey. Uebrigens war nur ein einziger Adjutant⸗Major wegen jenes Versuches zur Unter⸗ suchung gezogen worden, und selbst hinsichtlich dieses Mannes spricht sich der „Nacional“ sehr mild aus. Auch die Oppo⸗ sitions⸗Presse scheint in Folge der erwaͤhnten Vorgaͤnge keine Beschraͤnkung erfahren zu haben; mindestens hat die Sprache ihrer Blaͤtter seitdem an Heftigkeit eher zu- als abgenommen. — Das Dekret, welches die Cortes zum naͤchsten 18. Januar zusammen⸗ ruft und die Wahlen zu denselben regulirt, war, in 64 Arti⸗ keln, im Diario do Governo vom 12. Oktober erschienen. Die Guerilla des bekannten Remechido, die uͤbrigens weniger zahlreich zu seyn scheint, als selbige bisweilen geschildert wor⸗ den, hatte, nach den Berichten in Lissaboner Blaͤttern, bei Zam⸗ buzeira eine bedeutende Schlappe erlitten, und ihr Chef hat sich mit seinen Soͤhnen bei dieser Gelegenheit nur mit Muͤhe ge⸗ rettet. Dagegen verbreiten die Fortschritte von Gomez in Anda⸗ lusien zu Lissabon bedeutende Unruhe. — Das Ersparungs⸗ System in allen Zweigen der Staats⸗Ausgabe war noch immer an der Tagesordnung, und es hieß, daß kuͤnftig am Schlusse jedes Monats eine detaillirte Uebersicht der im Laufe desselben von dem öͤffentlichen Schatze geleisteten Zahlungen publizirt wer⸗ den solle. Sonst schien in Lissabon große Ruhe zu herrschen.
IFErket.
Konstantinopel, 12. Okt. (Schlesische Zeitung). Der Franzoͤsische Hotschafter, Vice⸗Admiral Roussin, hat, nach⸗ dem er in den letzten Tagen des vorigen Monats seine Abschieds⸗ Besuche gemacht, am 8ten d. M. mit seiner Familie am Bord der Fregatte „Herminie“ diese Hauptstadt verlassen, um sich auf Urlaub nach Frankreich zu begeben. Fuͤr die Dauer seiner Abwesenheit ist der erste Botschafts⸗Secretair, Marquis d'Eyra⸗ gues, als Geschaͤftstraͤger bei der hohen Pforte akkreditirt worden.
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An demselben Tage fand bei der Kaserne Ramis⸗LTschiflik ein Militair⸗-Manoͤver statt, dem alle Großen des Reichs bei⸗ wohnten. Bei diesem Anlaß wurden Gebete verrichtet, damit dem immer druͤckender werdenden Wassermangel durch einen baldigen Regen, den man hier schon seit dem Fruͤhjahre verge⸗ bens erfleht, ein Ziel gesetzt werden moͤge.
Ueber die kuͤrzlich mitgetheilten Nachrichten aus Kurdi⸗ stan herrschte bei der Pforte große Freude, und der Sultan hat nicht gesaͤumt, seine Erkenntlichkeit gegen Reschid Pascha dadurch auszusprechen, daß er ihm die erste Ordens⸗Decoration des Reiches und einen praͤchtigen Ehrensaͤbel von sehr hohem Werthe uͤbersandte.
Hier macht die Pest taͤglich groͤßere Fortschritte und man bemerkt selbst unter den Tuͤrken eine allgemeine Bestuͤrzung, die mit ihrer sonstigen Gleichguͤltigkeit gegen jene Krankheit einen auffallenden Kontrast bildet. Die meisten Laͤden sind geschlos⸗ sen und die Inhaber derselben fliehen auf's Land, um sowohl der Pest als der dringenden Wassernoth zu entrinnen. Amn hef⸗ tigsten soll diese Seuche unter den Last⸗ und Wassertraͤgern wuͤ⸗ then, und es duͤrfte wohl diesem Umstande groͤßtentheils ihre schnelle und allgemeine Verbreitung zugeschrieben werden.
Berichten aus Smyrna vom 7. Oktober zufolge, war die Englische Flotte am 1sten von Vurla abgesegelt. Die Pestseuche hatte in der Umgegend von Smyrna fast ganz aufgehoͤrt.
— Ein Korrespondent der Morning Chronicle meldet aus Konstantinopel unter dem 28. Sept.: „Es befindet sich gegenwärtig hierselbst einer der ausgezeichnetesten Britischen Artillerie⸗Offiziere, der Capitain Stevens, der sich sehr emsig damit beschäftigt hat, den Bosporus zu rekognosziren und die Mittel, Konstantinopel in den Vertheidigungs⸗Stand zu setzen, zu untersuchen. Aus einer Unterredung mit ihm habe ich ge⸗ schoͤpft: „„daß er entschieden der Meinung ist, wie es thunlich sey ohne große Ausgabe und Arbeit, Konstantinopel und den Bospo⸗ rus gegen einen Angriff von Außen eben so wirksam als die Dardanel⸗ len sicher zu stellen.“”“9— Sein Plan bezweckt folgende Gegenstaͤnde: 1) Die Vertheidigung des Bosporus gegen eine feindliche, aus dem Schwarzen Meer kommende Flotte. 2) Die Sicherstellung Konstantinopels und Peras. 3) Die Vertheidigung Scutaris. Den ersten dieser Zwecke will er durch die Erbauung eines nur kleinen aber festen Forts auf der Asiatischen Kuͤste des Bospo⸗ rus erreichen, dessen Befestigung von der Beschaffenheit waͤre, daß sie eine regelmaͤßige Belagerung nothwendig machte. Fuͤr den zweiten beabsichtigt er die Anlage einer Reihe von Werken, die weit genug vorgeschoben waͤren, um Pera und Konstantino⸗ pel gegen jedes Bombardement sicher zu stellen. Hiermit ver— bindet er eine gewisse Anzahl von Redouten auf der Astatischen Kuͤste, die so viel als moͤglich Scutari zu decken, vorzuͤglich aber ein Bombardement Konstantinopels von dorther zu verhin⸗ dern bezwecken. Die wichtige Frage der Sicherstellung eines hinlaͤnglichen Vorraths von suͤßem Wasser ist auch nicht unbe— ruͤcksichtigt geblieben.“
Goiechhenleand.
Die Times enthaͤlt ein Schreiben aus Athen vom 29. September, worin es heißt: „Seit meinem letzten Schreiben ist hier Alles so ruhig zugegangen, daß die Aeußerungen einiger Parlaments⸗Mitglieder und einige Zeitungs⸗Artikel uͤber hiesige Vorgaͤnge uns wirklich in Erstaunen setzen mußten. In den letzten Monaten ist Alles hier sehr thaͤtig gewesen. Da der Ak⸗ kerbau sich immer mehr ausbreitet, so hat ein Jeder genug da⸗ mit zu thun, seine Geschaͤfte zu besorgen. Es gab allerdings einige junge Hitzkoͤpfe hier, die einmal in Paris studirt hatten und die nun ein paar heftige Artikel in die Zeitungen einruͤcken ließen, auch einige Reden hielten, allein die oͤffentliche Meinung hat ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, da Jedermann das
Beduͤrfnis der Ruhe fuͤhlt. Die Pharioten sind nach Eretria auf Negroponte abgegangen, wo die Regierung ihnen Land angewiesen hat, um sich daselbst anzubauen.
Einige der einflußreichsten Personen unter ihnen, z. B. der be⸗ ruͤhmte Kanaris, haben schon angefangen zu bauen, und da sich ein guter Hafen daselbst findet, so leidet es keinen Zweifel, daß die neue Ansiedelung binnen kurzem ein bluͤhender Ort seyn wird. Es fahren jetzt ein Omnibus und eine Postkutsche taͤglich vier⸗ mal von hier nach dem Piraͤus. Eine in Griechischer und Deutscher Sprache unter dem Namen 1½α (Hoffnung) er⸗ scheinende Zeitung ist hauptsaͤchlich dazu bestimmt, die Deutschen in Deutschland von dem Thun und Treiben und den Hoffnungen ihrer Landsleute in Griechenland in Kenntniß zu setzen. 400 Bayern haben den Befehl zur Ruͤckkehr in die Heimath erhalten; die Solda⸗ ten wuͤnschen jedoch als Handwerker, Diener u. s. w. hierblei⸗ ben zu koͤnnen; die Offiziere kehren dagegen saͤmmtlich zuruͤck. — Der Bau des neuen Palastes schreitet rasch vorwaͤrts, und die Muͤnze hat zu praͤgen angefangen. Die Regierung hat die alte Kupfermuͤnze von Capo d'Istrias umpraͤgen lassen, wodurch sie einen betraͤchtlichen Gewinn erlangt. Seit der Ernennung von Lassaris hat sich der Zustand unserer Finanzen bedeutend verbessert, und man hofft noch mehr von einer Englischen Tau⸗ cher⸗Gesellschaft, die sich erboten hat, die im Hafen von N rino versenkten Schiffe wieder heraufzuholen.“
eg9 Aus einem Briefe aus Kahira vom 28sten Sept., welchen der Courier mittheilt, geht hervor, daß die Nachricht von dem Tode Mehmed All's, die neuerdings in Aleppo und auch in Konsgantinopel verbreitet worden war, unbegruͤndet gewesen ist. Indeß wird doch gemeldet, daß sich seit einiger Zeit bei dem Pascha bedeutende Altersschwäche eingestellt habe, und daß man sich nicht wundern duͤrfe, wenn er binnen kurzem ploͤtzlich vom Tode uͤberrascht werden sollte. Um sich seine Geschaͤfte zu er⸗ leichtern, hat er neuerdings seinen Enkel, Abbas Pascha, zum ersten Gouverneur von Kahira ernannt. — Derselbe Korrespon⸗ dent des „Courier“ melder, daß das Erscheinen des Admiral Hugon mit der Franzoͤsischen Flotte vor dem Hafen von Alexan⸗ drien im August d. J. keinen anderen Zweck gehabt habe, als den Aegyptischen. Behoͤrden den ernstlichen Willen der Franzoͤ⸗
sischen Regierung anzudeuten, die den Franzosen neuer⸗ dings durch die Pforte bewilligte Freigebung des Han⸗ dels in Aegypten gehoͤrig ins Werk gerichtet zu sehen. —
An der Kuͤste des Rothen Meeres zu Yambo hatte sich ein aͤhnlicher Vorfall, wie der mit Herrn Churchill zu Konstantino⸗ pel, ereignet. Es war naͤmlich ein Hannoverscher Rabbiner, der folglich unter Britischem Schutze steht, Namens Bait He⸗ lail, der in Ostindien wegen seiner Gelehrsamkeit sehr geachtet war, von den Aegyptischen Behoͤrden eingekerkert worden, als er sich nach Dschidda begab, um daselbst eine Schuld einzukas⸗ siren. Der Gouverneur selbst schlug ihn mit einer Keule zu Boden, als er sich auf Britischen Schutz berief, und ein Herr von Wrede, der sich des ungluͤcklichen Rabbiners annahm, wurde ebenfalls festgesetzt. Er hatte indessen Gelegenheit, eine Depe⸗ sche an den Obersten Tampbell und den
Britischen Konsul in
der Gefangenen auswirkten, wenn diese nicht schon in ihrem
finsteren Kerker erlegen sind. 8
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Berlin, 4. Nov. Man schreibt aus Duͤsseldorf unterm 30sten v. M.: „Gestern Abend war hierselbst großer militairi⸗ scher Zapfenstreich, waͤhrend das Offizier⸗Corps der Garnison sich im Hofgarten versammelt hatte, um den Prinzen Alexander und Georg Koͤnigliche Hoheiten zu dem heutigen Geburtsfeste Ihrer Durchlauchtigsten, jetzt abwesenden Aeltern Gluͤck zu wuͤn⸗ schen. Heute, als am Tage der Feier selbst, war Cour auf dem benachbarten Koͤnigl. Schlosse Benrath und nach Beendigung derselben Déjeuner dinatsire und Ball.“
— Von unserer Kunst-Ausstellung, deren Schließung
vorlaͤusig auf den 20sten d. M. festgesetzt ist, ist so eben der Katalog in einer zweiten Auflage erschienen, nach dem die 10,000 Exemplare des ersten Abdruckes bereits vergrif⸗ fen sind. sich nunmehr auf 1683; da jedoch oft vielerlei Arbeiten unter Einer Nummer genannt sind, so kann man die Anzahl saͤmmt⸗ licher jetzt ausgestellten Kunstwerke auf 2000 annehmen. Der Vorbericht zur zweiten Auflage des Katalogs hat einen sehr in⸗ teressanten Nachtrag erhalten, dem wir hier Folgendes entnehmen: „Gerade funfzig Jahre sind jetzt verflossen, seitdem die erste Kunst⸗Ausstellung in Berlin Jattfand. Sie wurde 1786 den 20. Mai eroͤffnet auf Befehl Friedrich's II., welcher, schon am Ziele seiner Herrscherlaufbahn, der sich regenden vaterlaͤndischen Kunst noch seine Koͤnigliche Vorsorge widmete und die Reihe segenbringender Schoͤpfungen fuͤr sein Volk mit der umgestalten⸗ den neuen Begruͤndung der fast verkuͤmmerten Akademie der Kuͤnste bedeutungsvoll endete. Wenig vorbereitet, konnten damals die Kuͤnst⸗ ler nur bringen, was fertig sich darbot, zum Theil ihre gesammelten Arbeiten vieler fruͤheren Jahre. Der ausgestellten Gegenstaͤnde wa⸗ ren 335 in drei Zimmern. Eigene Leistungen gaben Rode, Cho⸗ dowiecky, Meil, Frisch, Tassaͤert und einige Juͤngere; allein ein ganzes Zimmer fuͤllten Werke älterer Meister, und Kopieen von Kuͤnstlern und Dilettanten bildeten uͤberall die Mehrzahl. Welch ein Abstand jenes duͤrftigen Anfanges zu der jetzigen Kunst⸗Ent⸗ wickelung, wo die erweiterten Saͤle der Akademie die von nah und fern eingegangenen, fast 2000 eigenen Werke lebender Kuͤnst⸗ ler kaum fassen koͤnnen! — Allein unter denen, welche zu jener ersten Kunst-Ausstellung der Akademie beitrugen, be⸗ fand sich auch Se. Majestaͤt der Koͤnig, Allerhoͤchstwelcher, als Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, die selbst vollendete Zeichnung einer „Minerva“ (unter Nr. 268 des Ausstellungs⸗ Katalogs von 1786) aufzunehmen gnaͤdigst gestattet hatte. Vorbedeutung des der Kuͤnste dereinst wartenden Flors unter dem Scepter eines Koͤnigs, welcher, dem Throne so nah, es nicht verschmaͤhte, seine, so glaͤnzend seitdem bewaͤhrte Kunstliebe seinem Volke, als ermunterndes Beispiel, durch eigene Arbeitenoͤffentlich dar⸗ zulegen. Auch Se. Exc. der Koͤnigl. wirkliche Geheime Rath und Kammerherr Alexander von Humboldt erscheint in jener er— sten und den naͤchstfolgenden der damals jaͤhrlich wiederkehren⸗ den Kunst-Ausstellungen mit eigenen Arbeiten, so wie Se. Exc. der Koͤnigl. wirkliche Geheime Rath und General⸗Intendant der Koͤnigl. Museen ꝛc. Graf Karl von Bruͤhl, und fast ohne Ausnahme diejenigen Alle, welche seit jenem bedeutungsvollen Anfang, als Lehrende und Leistende, die vaterlaͤndische Kunst der jetzt errungenen Stufe entgegenfuͤhrten.“ — In Muͤhlheim a. d. R. wurde am 8ten v. M. der Grundstein zu einem auf Actien zu errichtenden angemessenen Gebaͤude fuͤr die im vorigen Jahre daselbst gestiftete hoͤhere Buͤrgerschule gelegt.
— In dem eine Stunde von Minden gelegenen Orte Duͤtzen brach in der Nacht vom 20sten zum 21sten v. M. in einem Kolonisten⸗Hause so ploͤtzlich Feuer aus, daß das Haus in vollen Flammen stand, ehe noch der Besitzer mit den Seini⸗ gen erwachte. Leider ist bei diesem Brande die achtjaͤhrige Toch⸗ ter des Eigenthuͤmers ums Leben gekommen. Diesem Letzteren sammt seiner aͤlteren Tochter und einer Magd gelang es, sich zu retten.
— —
Auf Ansuchen der Kaiserl. Russischen Gesandtschaft am hie⸗ sigen Hofe wird nachstehende Bekanntmachung hiermit zur oͤf⸗ fentlichen Kenntniß gebracht: 1
. Bekaninniemachung.
Die Minsker Gouvernements⸗Liquidations⸗Kom neuerdings von der Verurtheilung folgender aus dem Gouver⸗ nement Minsk gebuͤrtiger Staats⸗Verbrecher: des Valerian Chel⸗ chowski, Studenten der ehemaligen Wilnaer Universitaͤt; — des Edelmannes Johann Merlo und des Thomas Menezynski aus dem Mozyrer Kreise, — und der definitiven Confiscation ihres gesammten Vermoͤgens benachrichtigt worden und macht, in Folge dessen, kraft der am 28. Juni 1832 zur Regulirung der Schul⸗ den der Aufruͤhrer Allerhoͤchst bestaͤtigten Regeln, hiermit oͤffent⸗ lich bekannt, daß alle Kreditoren und Schuldner derselben auf⸗ gefordert werden, wenn sie in Rußland oder dem Koͤnigreich
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Polen wohnen, innerhalb 6 Monaten, — wenn sie sich aber im
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Auslande aufhalten, binnen 12 Monaten spaͤtestens, ihre resp. Forderungen an vorgedachte Staats⸗Verbrecher bei dieser Kom⸗ mission anzumelden. Diejenigen aber, welche von denselben be⸗ wegliches Vermoͤgen, Kapitalien oder was immer fuͤr Dotumente oder sonst ihnen zugehoͤrige Kredit⸗Billets und Obligationen in Haͤnden haben, sollen solche ebenfalls zu dem festgesetzten Termin bei derselben einreichen.
Gleichzeitig werden saͤmmtliche Gerichts, und Polizei⸗Behoͤr⸗ den angegangen, von allen vor ihnen schwebenden Prozessen, welche Schulden oder ausstehendes Vermögen der gedachten Staats⸗Verbrecher betreffen, dieser Kommission ungesaäumt aus⸗ fuͤhrliche Nachricht zukommen zu lassen. 1 (Gez.) Mitglied der Kommission, Regierungsrath Jakubowski.
Secretair Malewitsch.
HG686 Den 4. November 1836. 1
Fonds- ti d weld-Cours-Zettel.
Amtlteher
8. 8 Pr. Lour⸗ A Pr. Cour. .“ Brief. . Gell. 8Brief. Geld. St.-Schuld-Sch. 4 101] 2 198 Ostpr. Pfaundbr. 4 102 8 ees Pr. Engl. Obl. 30. 4 100 99 2 Pomm. do. 4 — 102 PrämSch. d. Sech 62³½ 62 ¼ sKur- u. Neum. do. 4 100 1½. 9% m— — Kurm. Obl. m. l. C. 101 8 — do. do. do. 32 y98 /¼ s — Nm. Int. Sch. do. 101 ¼ S Schlesische do. 4 s 1053 8
102 ½ 102
Berl. Stadt-Opbl. Königsb. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr.
Rüeckst. C. und Z. [Sch. d. K. u. N. — — Gold al mareo. — 215 214 43 Fee sNenc Duk. — 18 ¾l —
Friedrichsd'or. 8 13 ½ 13 103 ½
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Kahira abgehen zu lassen, die sogleich Befehle ser Befreiung
Die Zahl der darin aufgefuͤhrten Nummern belaͤust
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