1836 / 316 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Begleitung einiger Offiziere, eine Recognoscirung zwischen den Linien der Tirallleurs beider Armeen, als ein Offizier des Eng⸗ lischen 10ten Dragoner⸗Regiments uͤber die feindliche Linie her⸗ aussprengte und im Angesichte der Franzosen seinen Saͤbel her⸗ ausfordernd schwang. „„Was will dieser Offizier? fragte der Herzog von Ragusa. „„Er will““, erwiderte Parquin, „„einige Saͤbelhiebe wechseln, und wenn ich nicht den Dienst bei Ew. Excellenz haͤtte, so wuͤrde ich seinen Wunsch schon erfuͤllt ha⸗ ben.“”“ „„Laßt Euch dadurch nicht abhalten““, sagte der Mar⸗ schall, „„ich ertheile Euch die Erlaubniß.““ Parquin ritt auf den Englischen Offizier zu, focht mit ihm, verwundete ihn an der Schulter, machte ihn darauf buͤgellos, warf ihn auf die Erde und fuͤhrte sein Pferd im Triumph zu den Franzosen. Der Marschall ließ damals diese That der Armee durch einen Ta⸗ 9881, bekannt machen. 3

Bestern ist hier der General Chaillot, der saͤmmtliche Feld⸗

üͤge unter Napoleon mitgemacht hatte, mit Tode abgegangen. Herr Odilon Barrot ist gestern wieder in Paris eingetroffen. Nachstehendes sind einige Details uͤber die ersten Sitzungen der beiden Kommissionen, die sich mit den Fragen uͤber den Nachdruck und uͤber das literarische Eigenthum zu beschaͤftigen haben: Die mit der Pruͤfung der Frage in Betreff des Nach⸗ drucks beauftragte Kommission hat sich am vergangenen Mitt⸗ woch im Hotel des Ministeriums des oͤffentlichen Unterrichts, unter dem Vorsitz des Herrn Villemain versammelt. In dieser ersten Sitzung wurde der gegenwaͤrtige Zustand der Verhaͤltnisse Frankreichs zum Auslande in die Stimmung, in der sich die benachbarten Staaten, an die man sich nothwendig werde wenden muͤssen, hinsichtlich ihrer Handels⸗Interessen befinden, auseinander gesetzt. Herr Ville⸗ main theilte der Kommission die in dieser Beziehung schon fruͤ⸗ her eingegangenen Erkundigungen mit und sprach von den moͤg⸗ licherweise anzuknuͤpfenden Unterhandlungen, um den Belgischen Nachdruck soviel a’'s moͤglich von den Europaͤischen und den uͤberseeischen Maͤrkten zu verdraͤngen. In Bezug auf England, daß man vielleicht dort das Verbot des Nachdrucks er⸗

langen wuͤrde, wenman Franzoͤsischer Seits die Reciprecetaͤt gewaͤhr⸗

te, die indeß, wie er eingestehen muͤsse, fuͤr große Fronzoͤsische Etablis⸗ sements sehr nachtheilig seyn wuͤrde. Herr Victor Hugo war der Meinung, daß die Kommission sich zuvoͤrderst mit einer Art von grundsaͤtzlicher Auseinandersetzung beschaͤftigen muͤsse, in welcher das literarische Eigenthumn anerk unt une unter Schutz des Europszischen Vorkerrechts gestell wuͤrde. Vorschlag ward von Herrn b nung war, daß man, ehe man einen solchen Grundsatz protla⸗ mire, wissen muͤsse, ob derselbe auch allgemein augerkannt werden wuͤrde; denn sonst wuͤrde aus einer Frankreich die Verpflichtung entstehen, jenen Grundsatz in Bezug auf andere Stagten zu respektiren, Verpflichtung uͤbernommen haͤtten. Nach einer ziemlech langen De⸗ batte, an der mehrere Mitglieder der Kommission Theitnahmen, wur⸗ de beschlossen, statt der von Herrn Victor Hugo verlangten rundsätzlichen Darlegung die Erklaͤrung abzugeben, daß der Nachdruck ein unerlaubter Handel sey. Die Kommission wird sich am naͤchsten Sonnabend wieder versammmeln, um sich mit den Beziehungen des Nachdrucks zu dem Deutschen Buchhan— del zu beschaͤftigen. Die mit der Pruͤfung der Fragen in

Bezug auf den Buchhandel und V

den Dieser

Dumon bekaͤnpft, welcher der Mei⸗ bellose dem großen Verlust, den die solchen Proklamirung fuͤr

o ne daß diese Stagten eine gleiche

Betreff des literarischen Eigenthums beauftragte Kommission versammelte sich vorgestern bei Herrn Gasparin, unter dem

Vorsitze des Grafen Philipp von Ségur. Bevor man zur Eroͤrterung der Hauptfrage gelangte, erhob sich ein Incidenz⸗ punkt, der die ganze Sitzung aus uͤllte. Es handelte sich naͤm— lich darum, ob die Kommission ihre Geschaͤfte ganz von neuem beginnen, oder ob sie die Arbeiten der im Jahre 1825 von Herrn Sosthone de la Rochefoucauld niedergesetzten Kommission als Basis annehmen solle. Nach einer sehr langen Debatte, die zu keinem Resultate fuͤhrte, wurde vorlaͤufig be⸗ schlossen, daß die Protokolle der Kommission von 1825 gedruckt werden sollten, worauf die neue Kommission die Ordnung ihrer eigenen Arbeiten feststellen wuͤrde. Es scheint, daß der groͤßte Theil der Mitglieder der Kommission sich der Meinung anschlie⸗ ßen wird, daß das literarische Eigenthum bis 50 Jahre nach dem Tode der Schriststeller respektirt werden solle. Die hiesigen Blaͤtter melden, daß Rossini den Austrag er⸗ halten und angenommen habe, zur Kroͤnung des Kaisers von Oesterreich in Mailand eine neue Oper zu komponiren.

Die neuesten Nachrichten uͤber Gomez finden sich in einem Schreiben aus Cordova vom 23. Oktober, worin es unter An⸗ derem heißt: „Wir begreifen in der That nicht, wie die Divi⸗ sion Alaix, nachdem sie den Feind in dieser Stadt erreicht hatte, ihn ruhig in der Sierra Morena lassen konnte, ohne auch nur den geringsten Versuch zu machen, die Gefangenen zu befreien, die die Karlisten mit sich fuͤhren. Man hat sich 3 Tage hier nutzios aufgehalten; dann hat man sich nach Baylen in Bewegung gesetzt. Wenn die Truppen des Don Carlos von einem Taktiker gesuͤhrt wuͤrden, so haͤtten sie sich zu Herren von ganz Andalusien ma⸗ chen koͤnnen. Seit acht Tagen ist Gomez in Pedroche. Am 21. befand er sich, der Aussage eines Gefangenen zufolge, in Al⸗ maden. Der General Alaix war nach Villa del Rio zuruͤck⸗ gekehrt.“

Ueber die Aufhebung der Belagerung von Bilbao ist man noch immer nicht im Klaren. Mehrere Bayonner Blaͤtter be⸗ haupten, daß die Karlisten die Stadt fortwaäͤhrend blokirt hiel⸗ ten, wahrend andere Journale wiederholt versichern, daß das ge⸗ sammte Belagerungs⸗TCorps sich nach Durango zuruͤckgezogen habe. Der Verlust der Karlisten vor dieser Stadt wird, einer waͤhr⸗ scheinlich uͤbertriebenen Angabe zufolge, auf 1500 bis 2000 Mann angegeben.

Bei der letzten Liquidation soll ein hiesiges Banquierhaus über 2 Millionen Francs an Differenzen bezahlt haten; man versichert, daß der nahe Verwandte eines bekannten Staatsman⸗ nes 290,090 Franes dazu beizusteuern gehabt habe.

Einer der von den Inhabern Spanischer Renten ernannten Kommissarien publizirt in den hiesigen Blaͤttern nachstehende Note: „Man liest im Madrider „Cco del Comercio“ vom 27. Okt.: „„Wir wissen, daß, in Folge gestern im Finanz⸗Ministe⸗

um eingegangener Depeschen, der Denkschrift, die Herr Men⸗ dizabal heute den Cortes vorgelesen hat, ein Paragraph hinzu⸗ gefügt worden ist Dieser Paragraph bezieht sich auf eine in onden zur Bezahlung der Zinsen unserer Schuld gemachten LCombination.“”“ Die Mitglieder der von den Inhabern Spanischer Renten ernannten Kommissionen, stets bereit, alles thun, was die Interessen ihrer Kommittenten foͤrdern kann, baben sogleich nach London geschrieben, um zu erfahren, worin eie in Rede stehende Combination bestehe, und ob sie auf alle Hlzubiger Spantens anwendbar sey.“ (In Paris weiß man naͤmich noch nichts Naͤheres uͤber den Finanz⸗Bericht des Herrt Me dizaba!, den die Times und nach ihr die Staats⸗Zeitung in ihrer Nr. 314, seinem wesentlichen Inhalte nach, mitgetheilt hoat und der, wenn sich die Richtigkeit desselben bestaͤtigt, dee

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1286 Englischen Zeitung auf besonderem Wege zugegangen seyn muß, da auch die uns vorliegenden Madrider Zeitungen bis zum 29sten v M. jenen Bericht noch nicht enthalten.)

Großbritanien und Irland.

London, 5. Nov. Das Resultat der Englischen Muni⸗ zipalwahlen scheint fuͤr das Ministerium uͤberaus guͤnstig auszu⸗ fallen; wenigstens ist die Morning Chroniele sehr erfreut daruͤber. In Liverpool zum Beispiele, wo man, meint dieses Blatt, gewisser Umstaͤnde halber eine ausschließliche Wahl von Tories erwartet habe, seyen von den 17 erwaͤhlten Stadtraͤthen 8 Tories und 9 Reformer. In Leeds waͤren 13 Reformer und 3 Tories, in Bristol 11 Reformer und 5 Tories, in Devises und in Chichester lauter Liberale gewaͤhlt woeden. So lange, fuͤgt das genannte Blatt hinzu, die Reformer nicht uneinig un⸗ ter einander waͤren, seyen auch die Minister der Beibehaltung ihrer Aemter sicher.

In der letzten Parlaments⸗Session passirten 35 Eisenbahn⸗ Bills, von denen 5 bloß die Veraͤnderung bereits autorisirter Linien, 30 aber neue Eisenbahn⸗Linien betrafen, welche, zusam⸗ men 994 Englische Meilen lang, auf 175,950 Pfd. Kosten oder 17,700 Pfd. pr. Meile veranschlagt sind. Die Arbeits⸗ und

Erhaltungs⸗Kosten werden im Durchschnitt auf 1571 Pfd. auf die Meile angenommen. Von den 39) Eisenbahnen haͤben 19 keine Tunnels, die uͤbrigen 11 deren 27, deren Gesammtlaͤnge 11 Meilen betraͤgt.

V Die Ankunft des Franzoͤsischen Geschwaders unter dem Be⸗ sehl des Admirals Hugon in der Bucht von Cadix, hat hier zu dem Argwohn verleitet, daß die Franzosen, falls Don Carlos Madrid erreichen sellte, sich der Stadt und des Hafens von

Cadix bemeistern wollten.

Ein Geistlicher zu Pittssield in den Nord⸗Amerikanischen Freistaaten ist von dem Friedensrichter des Bezirks zu dreimo⸗ natlicher Zuchthausstrafe verurtheilt worden, weil er gegen die Sklaverei gepredigt hatte.

Der True Colonist von Vandiemensland greift die (kuͤrz⸗ lich erwaͤhnte) Botschaft des jetzt nach England zuruͤckberufenen Gouverneurs, General Arthur, an die Legislatur zu Launceston, worin derselbe die Wohlfahrt dieser Kolonie außerordentlich ruͤhmte, aufs heftigste an und finden sey, ob etwa in der gaͤnzlich fehlgeschlagenen Aerndte, in dem voͤlligen Mangel an Fleisch, in dem Mißvergnuͤgen und der duͤsteren Stimmung, die unter den Einwohnern herrschten, in der beispeellosen Beschaͤftigung des Bankerott⸗Gerichts oder in Kaufleute erlitten.

Vorgestern empfingen die hiesigen Spanischen Agenten De⸗ peschen aus San Sebastian vom 28sten v. M. vom Gene⸗ ral Evans, mit der Anzeige, daß in kurzem Fonds nach Eng⸗ land gesandt werden wuͤrden, damit das Rekrutiren fuͤr die Le⸗ gion hier wieder angefangen werden könne. In Folge des Ty⸗ pusfiebers hatte die Legion in Vittoria wäaährend des vorigen Winters mehr als 38900 Mann verloren. Das Corps besteht nur noch aus 5900 Mann, und 4000 Mann sollen waͤhrend des Winters in England angeworben werden, um den Verlust zu ersetzen, welche die Legion seit ihrer ersten Landung in Spanien, im August 1835, erlitten hat. In den Privatbriefen an seine hiesigen Freunde sagt General Evans, daß er sein Schwert nicht eher wieder in die Scheide stecken wolle, als bis Don Carlos aus den Gebirgen vertrieben sey, und daß, wenn von seinen Konstituenten in Westminster bei der Versammlung des Parla⸗ ments im Februar seine Resignation verlangt werden sollte, diese sich bereits in den Haͤnden seines edlen und patriotischen Freun⸗ des, Lord J. Russell, befinde. 8

Niederlande.

Aus dem Haag, 7. November. Se. Maj. der Koͤnig haben an die Stelle I Henriques de Castro im Haag zum Praͤsidenten der Haupt⸗ Kommission in den kirchlichen Angelegenheiten der Israeliten ernannt.

Nachdem wir bis gestern Vormittags um 11 Uhr kaltes Wetter mit einigem Frost gehabt hatten, ließ sich um diese Stunde unerwartet ein starker Donnerschlag vernehmen, mit welchem wleder truͤbe und rauhe Witterung eintrat, die Abends von einem dichten Hagelschauer begleitet war.

Der Musik⸗Direktor Herr Strauß aus Wien hat hier ge⸗ stern eine stark besuchte musikalische Abend⸗Unterhaltung ver⸗ ansta'tet. 88

1

Belgien 8 Braͤssel, 7. Nev. Der Moniteur enthaͤlt das Pro⸗ gramm der Feierlichkeiten bei der morgen stattfindenden Eroͤff⸗ nung der dieszaͤhrigen Session unserer Kammern.

Unsere Zeitungen kuͤndigen die bald zu erwartende Anzeige von zahlreichen Befoͤrderungen in unserem Heere an.

Daͤnemark.

88 4. Nov. In ihrer Sitzung vom 27. Ok⸗ tober hat die Koͤnigl. Gesellschaft fuͤr nordische MAeerthumskunde zu Kopenhagen, an die Stelle des verstorbenen Professors Schlegel, den als Verfasser mehrerer Schriften uͤber nordische Geschichte und Alterthumskunde ruͤhmlichst bekannten Rector wagnisieus und Professor der Kopenhagener Universitaͤt, Etats⸗ Rath E. C. Werlauff, zu ihrem Praͤsidenten erwaͤhlt

Deutschland. Leipzig, 10. Nov. Am 31. Oktober ist in Greiz der re⸗ gierende Fuͤrst Heinrich XIX, zu Greiz⸗Plauen mit Tod 3 gegangen

Kopenhagen,

1 Spanien.

Madrid, 29. Okt. In der gestrigen Sitzung der Cortes machte Herr Aillon von dem nach der Constitution von 1812 je⸗ dem Spanier zustehenden Rechte, sich uͤber Verletzungen der Constitution beschweren zu duͤrfen, Gebrauch, indem er darauf antrug, kuͤnftig den Artikel 378 der Constitution, der von den Abaͤnderungen der Verfassung handelt, genauer zu besolgen und dergleichen Aenderungen mit Ruhe und Uebersegung vorzuneh⸗ men. Um 1 Uhr wurde die oͤffentliche Sitzung aufgehosen und die Deputirten blieben zu einer gebeimen Sitzung versammelt.

Ueber die Veranlassung zu dieser geheimen Sibung ist man verschiedener Meinung im Publikum. Cinige sagen, die Depu⸗ tirten beschaͤftigten sich mit der inneren Verfassung der Kammer, Andere dagegen behaupten, daß das Einruͤcken der Karlisten in Almaden die Ursache sey. Man begreift hier nicht, daß zwei dem Feinde an Zahl so sehr uͤberlegene Kolonnen einen wegen seiner reichen Bergwerke so wichtigen Punkt ohne Unterstuͤtzung gelassen haben sollten. Seit dem 22sten sehlt es an allen Nach⸗ richten von jener Armee.

Das Sco del Comercio enthaͤlt nachstehenden Artitel:

fragt, wo diese Wohlfahrt zu V

des verstorbenen Referendair Asser den

„In der Sitzung der Cortes vom 2 7sten lasen (wie schon ge, meldet) der Finanz⸗ und der Kriegs Minister Berichte uͤber die ihnen uͤbertragenen Verwaltungs⸗Zweige, und kuͤndigten an, daß sie das Budget noch nicht vorlegen koͤnnten, weil die durch die Ereignisse des Monats August und durch die Streifzuͤge der

Karlisten verursachte Unordnung ihnen nicht gestattet, sich zu

gehoͤriger Zeit die erforderlichen Nachweisungen zu verschaffen Sie fuͤgten jedoch hinzu, daß die Arbeiten bereits sehr vorgeruͤckt seyen, und daß sie in einigen Tagen Rechenschast daruͤber ablegen wuͤr⸗ den. Der Finanz⸗Minister erklaͤrte, daß die Regierung im Auslande habe Unterhandlungen anknuͤpfen wollen, um sich 3 Millionen Piaster zu verschaffen, die von dem auf die Havana fallenden Antheil der Zwangs⸗Anleihe zuruͤckgezahlt werden sollten. Dis Unterhandlungen haben sich indeß zerschlagen, weil durch einig

Journale, die einen ziemlich bedeutenden Einfluß ausuͤbten umß Sache ausgs

sich ungerechterweise gegen die constitutionnelle sprochen, falsche und beunruhigende Ansichten uͤber unsere fina zielle Lage im Publikum verbreitet worden seyen. Herr Mendizabe meint hier offenbar die Franzoͤsischen ministeriellen Journale, de „Moniteur“ mit eingeschlossen, auf deren ungenaue und falsch Angaben in Bezug auf gewisse Dinge unsere Journale so of ausmerksam gemacht haben. Man kann sich hiernach einen Be griff machen von der Aufrichtigkeit und Redlichkeit der Bete eue rungen einiger unserer Nachbarn. Die Regierung hatte ihren Agenten in London, Herrn Duron, beauftragt, sich mindestene eine Million Piaster gegen Anwe sungen auf Cuba zu verschef fen, um die zum 1. November fatige Div dende zahlen zu kön nen. Da berselbe indeß seine Instruct onen uͤberschritten hat so sind ihm die Vollmechten entzozen worden.“

Dasselbe Blatt theilt nachstehendes Schreiben aus Ha vanna vom 31. August mit: „Man genießt hier, Dans de Energie und den trefflichen Maßregeln des Generals Tacon einer großen Sicher! eit. Er verfolgt die Uebelthater unaufu oͤr lich, da ihrer aber sehr viele sind, so ergiebt sich, daß Ordnun und Sicherheit eigentlich mehr scheinbar, ais vieklich sind, daß die Abberufung dieses Gouverneurs eine fuͤr das Land sehr ver derbliche Reaction herbeifuͤhren koͤnnte, wenn sein Nachfolger nich dieselben Eigenschaften besaͤße, wie er, und daß die Kolonte unfehlba verloren waͤre, wenn man ihr dieselben Fretheiten bewilligen wollte wie der Halbinsel. Der Zustand der Kolonie ist ein ganz anderer als der des Mutterlandes, und man kann sie vor den ihr drohenden Gefahren nur durch ein gutes Kolonial⸗System schuͤtzen. Es glimmt ein unterirdisches Feuer unter uns, und der Haß gegen die Europaͤer nimmt taͤglich zu. Die Freiheit in Spaunten fuͤhrt die Insurcection in Amerika herbei, waͤhrend bei einer absolueen Regierung im Mutterlande die üͤberseeischen Besitzungen sich ganz ruhig verhalten werden.“

Eine im Kriegs⸗Ministerium eingegangene Depesche von dem General⸗Capitain von Leon meldet, daß das Corps des Karlistischen Generals Sanz von den Truppen der Koͤnign voͤllig geschlagen und zerstreut worden sey.

Vereiniagte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York, §. Oktober. General Jackson ist von seint Reise nach dem Westen wieder in Washington eingetroffen Sein Besuch in Tennessee, woselbst er geboren ist, soll der Zweck gehabt haben, sich dort persoͤnlich fuͤr die Erwaͤhlung sei

nes Freundes, Herrn M. van Buren, zum Praͤsidenten zu vers

wenden. Herr van Buren wird, wie in soschen Fallen natuͤr⸗ lich, einerseits uͤbermaͤßig getadelt, andererseits uͤbermäßig ge⸗ lobr. Die Mehrzahl der Blatter hat er gegen sich. Heer . New⸗York, wo taͤglich 11 Zeitungen erscheinen, sind nur zwei fu seine Erwaͤhlung zum Praͤsidenten, die anderen 9 widersetzen sich derselben sehr heftig.

Die von dem Schatzamt der Vereinigten Stasten ernam ten Commissaire, um deie Rechnungen mit der fruͤheren Band der Vereinigten Staaten auszugleichen, haben sich vor kurze in Philadelphia zu diesem Z beck versammelt. Der Mayor vo New⸗York ist einer der Commissoeire. Man sagt, die Ban habe sich erboten, der Regierung fuͤr eine jede Bank⸗Actie, di sie besitze, 111 Doll. 47 C. zu zahlen. Der Hauptpunkt daß Streites ist aber der Anspruch, den die Bank gegen die Resit rung auf Entschaͤdigung fuͤr die fruͤher von der Amerikanische auf die Franzoͤsische. Regierung gezogenen, aber prortestium Wechsel macht. Dieser Gegenstand ist noch nicht in Ordnm gebracht. G

Die Cholera war in Charleston im Zunehmen; se hat da seit einigen Wochen mit derselben Heftigkeit wee im Jahre 18. grassirt.

Laut den neuesten Nachrichten aus Florida hat ein hag naͤckiges und blutiges Treffen in der Naͤhe von Newnarsvll zwischen einem Trupp Indianer und einem Detaschement de Truppen der Vereinigten Staaten stattgefunden; die Ersteue waren, nach heldenmuͤthiger Gegenwehr, mit Zuruͤcktassu vieler ihrer getoͤdteten Gefaͤhrten zum Ruͤckzuge gezwunge worden.

Vor einiger Zeit hatte General Jackson, um den Gebrauck der kleinen Noten zu erschweren, befohlen, daß die Ver kaͤuü von oͤffentlichen Laͤndereien kuͤnftig gegen baare Zahlung gesch hen sollten. Er ist seitdem dringend gebeten worden, diesen D. fehl zu widerrufen, hat sich aber hartnuaͤckig geweigert und 9 klaͤrt, daß er diese Maaßregel als eine der wichtigsten seiner I. ministration betrachte.

Laut Nachrichten aus New⸗Orleans waren die Sommg monate bis zur Mitte des ersten Herbstmonats (waͤhrend welch dort gewoͤhnlich viele Krankheiten herrschen) diesmal ganz ohs alle Krankheiten verstrichen, und in New Orleans herrschte 1 zuvor bessere Gesundheit als jetzt.

Der New⸗York Advertiser liefert Nachrichten al Texas, welche Capitain Turner vom Schooner „Mary He⸗ per“, der von Matamoras am 27. August absegelte, uͤberbrat hat. General Urrea, der Befehlshaber der Mexikanischen Truf pen in Texas, hatte am 2 . August in Matamoras eine stalk Proclamation gegen die Texikaner und Amerikaner erlasseh welche das Geruͤcht veranlaßte, daß die Regierung der Ven nigten Staaten die Unabhaͤngigkeit von Texs anerkannt un den Texikanern „Huͤlfe zugesagt habe. Die Nachricht, d General Gaines uͤber den Sabnefluß gegangen sey, staͤrkte dies Geruͤcht, und demzufolge waͤrden die Amert ner in Matamoras sehr grausam behandest. Am 25 6p August empfing aber Urrea Kunde von dem eigen tlach Zwecke des Marsches des Generals Gaines nach Nacogd oche und traf sogleich Anstaiten, die Proclamattonen zuruͤckzunehmem sie hatten aber bereits eine so ausgedehnte Circulatton erhaltet daß nur wenige weeder eingegangen waren, als Lapttain Turm absege te. Die Mexitanssche Aumee in Matamworas bestand al 3500 Mann; 409 bis Mann woaren deseorlirt uUnd hielte sich in den umliegenden Waldern auf, um die Einwohner 1 Auslaͤnder, wann sie konnten, zu plandern. Die Coöothmissen von Texas, Teal und Cairnes waren noch immer, als 1”

4 ½ 9 8 2 2

Mary Hooper“ absegelte, in strengem Gewahrsam. Le Grand, ger Häuptling der Kamantsche⸗Indier, hatte Texas die Huͤlfe seiner Nation gegen die Mexikaner angeboten, aber kein Gehoͤr damit gefunden. Santana und Almonte befanden sich, in dop⸗ elten Ketten geschlossen, auf der Plantage des Dr. Phelps, von

110 Mann bewacht.

Inlahed.

Berlin, 12. Nov. Nachdem des Koͤnigs Majestaͤt durch ie Alerhoͤchste Kabinets⸗ Ordre vom 30. August die am jsten des gedachten Monats stattgefundene Wahl des Geheimen Hber⸗Revisions⸗Raths und Professors Dr. Heffter zum Rektor

der hiesigen Friedrich⸗Wilhelms Universitaͤt fuͤr das naͤchste Uni⸗ persitaͤts⸗Jahr vom Herbst d. J. bis dahin 1837, zu bestaͤtigen Allergnaͤdigst geruht hatten, fand am 22. Oktbr. in einer Ver⸗ ammlung aller ordentlichen Professoren der Universitaͤt die sta⸗ utenmaͤßige Uebergabe des Rektorats statt. Die seierliche Ue⸗ hergabe desselben am 21. Okt im großen Hoͤrsaale des Universi⸗ ats⸗Gebaͤudes mußte unterbleiben, u eil der neue Rektor Geh. Hber⸗Revisions⸗Rath Professor Heftger zu derselben Zeit eine hm aufgetragene Dienstreise in das Ausland antreten mußte. Der Medizinal⸗ Rath Professor Busch, als bisheriger Rektor er Universitaͤt, eroͤffnete die Verhandlung mit einem Vortrage ͤber die wichtigsten Ereignisse des verflossenen Universitäͤts⸗Jah⸗

res. Durch den Tod hatte die Universitaͤt zwei ausgezeichnete Lehrer

——.

verloren, in der medizinischen Fakultäͤt den allgeme n ver⸗ hrten Staats Rath Professor Hufeland und in der philosophi⸗ chen Fakuitat, den außerordentlichen Professor Dr. Hoffmann. Bu ordentlichen Professoren waren ernannt worden in der phi⸗ osorhischen Fakultaͤt, die bisherigen außerordentlichen Professo⸗ ren Heinrich Rose und Zumpt, desgleichen zum außerordentlichen

rofessor in derselben der Vr. Petermann. Als Privat⸗Docen⸗

en hatten sich havilitirt: 1) in der cheologischen Fakultaͤt der Li⸗

Loͤwe, 2) in der juristischen Fakultät die Doktoren

centiat 99 88. philosophischen Fakultaͤt die

Schneider und Schmidt, 3) in der Doktoren Geppert und Nauwerk. Dagegen war der bisherige rivat⸗Dozent derselben, Ur. Erdmann, zum außerordentlichen rofessor ernannt, nach der Universitaͤt zu Halle versetzt worden. Promotionen hatten stattgefunden: 1) in der theologischen Fakultaͤt von 2) » » uristischen Fakultaäͤt von medizinischen Fakultaͤt von 138 4) » » phllosophischen Fakultaͤt von 16 8 in Summa 160 Promotionen. Immatrikulirt wurden in dem abgelaufenen Universitaͤts⸗ Jahre: 1) Theologen

Licentiaten Doktoren

9 4

221, darunter befanden sich Auslaͤnder 2) Juristen 363, 3) Mediziner 195, 1“ 3 8 Philosophen 202, ;

in Summa 981 Stud., darunt. bef. sich 334 Auslaͤnder.

Im Ützten Sommer⸗Semester waren auf der hiesigen Uni⸗ versitat uüͤberhaupt anwesend 1677 Studirende. Das Betragen der Studirenden war im Allgemeinen lobenswerth, und es wur⸗ den nur nachstehende Strafen verhaͤngt: Vierzehn Studirende unsterschrieben das Consilium abeundi, und eine gleiche litt einen Karzer-Arrest, von denen nur drei die Hoͤhe von 14 Tagen erreichten. Zwanzig Studirende erhielten einen Ver⸗ weis.

4)

Allgemeinen, als auch einem jeden freulichsten Beweise der Fuͤrsorge. siger Koͤniglichen Residenz wurden

Seitens des Magistrats hie⸗

den Studien widmen, ausgesetzt, welche gemeinschaftlich von dem Magistrat und dem akademischen Senat vergeben worden. Nach beendigtem Vor⸗

trage proklamirte der abgehende Rektor die Mitglieder des neuen

Senats, welcher nebst dem Rektor, Geheimen Ober⸗Revisions⸗

Nath Professor Heffter, dem Prorektor, Medizinal⸗Rath Pro⸗ G fessor Busch, dem Unwersitaͤts⸗Richter, den fuͤr das beginnende

Unwersitats Jahr erwaͤhlten und unterm 5. September d. von dem volgesetzten hohen Ministerium bestaͤtigten Dekanen: 1) fuͤr die theosogische Fakultaͤt der Professor Hengstenberg, 2) faͤr die juristische Fakultaͤt der Professor Homeyer, 3) fuͤr die medizinische Fakultat der Geheime Medtzinal⸗Rath und Pro⸗ fessor Wagner, 4⁴) fuͤr die philosophische Fakultaͤt der Professor Lachmaun, noch bestehen wird aus den in der General⸗Ver⸗ sammlung aller ordentlichen Professoren am 12. Oktober c. er⸗ waͤhlten Senatoren, naͤmlich den Professoren Tölken, Mitscher⸗ lich, Geheimen Regzierungs⸗Rath Professor Boͤckh und den Pro⸗ fessoren Muͤller und Gabler. Rektor von seinem Vorgaͤnger die Urrunden der Universitaͤt uͤber⸗ geben und nach vorschriftsmäͤßiger Eidesleistung die Insignien und Attribute des Rektors uͤberreicht, worauf die Verhandlung geschlossen wurde. 3

Man schreibt aus Koblenz vom 7ten Mosel ist seit vorgestern um 5 Fuß gewachsen und ist noch in stetem Zunehmen. Auffallend ist es, daß der Ober⸗Rhein nur wenig Wasser hat und so unbedeutend waͤchst, daß noch gestern die Dampfschiffe in St. Goar in andere, flacher gehende Dampf⸗ schiffe uͤberladen mußten.“

Die Stadt Strasburg in Westpreußen ist von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht worden. Als am 6ten d., Nachmittags 2 Uhr, die evangelische Gemeinde in der Kirche versammelt war, um der Confirmation der Kinder beizuwohnen, ertoͤnte ploͤtzlich Feuerlaͤrm. Ein Buͤrgerhaus in der volkreich⸗ sten Gegend der Stadt stand in vollen Flammen, und der mit der Staͤrke eines Sturmes wuͤthende Suͤdwest⸗Wind verbreitete die Famme mit unerhoͤrter Schnelligkeit. Um 2 Uhr Nachts waren 18 Buͤrgerhaͤuser in Asche gelegt, und 50 Familien, meh⸗ rentheils thaͤtige Handwerker, entbehren nicht nur die Mittel, ihr Gewerbe fortzusetzen, sondern sehen auch, des Obdachs und aller Vorraͤthe beraubt, dem herannahenden Winter mitr Besorg⸗ niß entgegen. Es ist sofort aus den angesehensten Einwohnern ein Com gebildet worden, um den dringendsten Beduͤrfnissen so viel als iͤglich abzuhelfen und die thaͤtige Unterstuͤtzung na⸗ her und ferner Menschenfreunde in Anspruch zu nehmen.

8 3 renn SsPreahbenggg Verschiedenheit der Verhaͤltniße, worin Bevoͤlkerung der einzelnen Landestheile des ßischen Staats in ben funfzehn Jahren 1820 bis mit 1834 zugenommen hat. (Schluß.) 8 Am langsamsten im ganzen preußischen Staate mehrt sich die Einwohnerzahl in der westlichen Haͤlfte des Regierungsbe⸗ zrts Muͤnster, wo die Kreise Steinfurt, Ahaus, Koesfeld, Vor⸗

eber die preu

8 82

die

ken und Recklingshausen einen Landestheil von 66,32 Quadrat⸗ meilen bilden, den zu Anfange des Jahres 1820 181,914 Men⸗ schen bewohnten, die sich in den funfzehn Jahren bis zu Ende des Jahres 1834 nur auf 199,048 vermehrten. Hiernach be⸗ trug der Prozentsatz des jaͤhrlichen Zuwachses nur sehr wenig uͤber drei Fuͤnftheile auf Hundert, naͤmlich 0,8019. Dieser Lan⸗ destheil hatte auf der Quadratmeile 8 am Anfange des Jahres 18220 JIahres 1834 Einwohner 2,743. 3,001 Rindvieh J Schaafe 1

Hiernach blieb derselbe nicht ohne merkliche Verbesserung des Landbaues; da die Zunahme von 213 Stuͤck Rindvieh auf der Quadratmeile den Abgang von 84 Schaafen weit uͤberwiegt. Um so merkwuͤrdiger bleibt die langsame Zunahme der Bevoͤlke⸗ rung, welche keinesweges aus einer großen Sterblichkeit, oder aus besondern Unfaͤllen, sondern allein aus der verhaͤltnißmaͤßig sehr geringen Anzahl der Geburten entsteht.

Die oͤstliche Haͤlfte des Regierungsbezirks Muͤnster schreitet zwar etwas schneller in der Bevoͤlkerung vor: doch ist der Unterschied hierin nicht bedeutend. Dagegen steht sie landwirthschaftlich noch hoͤher, und es ist die langsame Zunahme der Volkszahl daher nicht minder auffallend. Dieser Landestheil besteht aus den Kreisen Tecklenburg, Warendorf, Beckum, Luͤdinghausen und Muͤnster mit der Hauptstadt der Provinz, und bildet einen Bezirk von 65,85 Quadratmeilen, worauf zu Anfange des Jahres 1820 178,246, zu Ende des Jahres 1834 dagegen 200,674 Menschen lebten, wornach der Prozentsatz des jaͤhrlichen Zuwachses nicht ganz vier Fuͤnstheile auf Hundert, naͤmlich 0,7023 war. Auf der Quadratmeile befanden sich 8

zu Anfange des Jahres 1820. Einwohner 2,707

Ende des Jahres 1834. 3,047

Anzahl V

Auch in dem abgelaufenen Universitaͤts⸗Jahre ertheilte das vorgeordnete hohe Ministerium sowohl der Universität im Institute derselben, die er⸗

in dem verflossenen Jahre zum Besten wuͤrdiger und beduͤrftiger Studirender, die sich hier jaͤhrlich 600 Rthlr. zu 12 Stipendien

Hierauf wurden dem neuen

d. M.: „Die

ä

Rindvieh. 1,641 Schaafe 805

Der Viehstamm ist demnach hier bedeutend staͤrker als in dem westlichen Theile des Regierungsbezirks; der Rindviehstamm besonders hat noch mehr zugenommen, und gehoͤrt wenigstens der Zahl nach zu den betraͤchtlichsten im preußischen Staate.

Der noͤrdliche Theil des Regierungsbezirks Arnsberg, wel⸗ cher suͤdwaͤrts an die vorbenannten Landestheile graͤnzt, hat bei dichterer Bevoͤlkerung noch einen ansehnlichern Viehstamm, und eine viel schnellere Vermehrung der Einwohnerzahl.

Kann auch hier nicht weiter in Vergleichungen eingegangen werden: so darf doch nicht unbemerkt bleiben, daß eine sehr we⸗ sentlich von dem Regierungsbezirke Muͤnster verschiedene Gegend doch sehr nahe denselben Prozentsatz fuͤr die jaͤhrliche Zunahme der Bevoͤlkerung hat. Es ist dieses das Fuͤrstenthum Halberstadt mit den Grafschaften Wernigerode und Quedlinburg,

wo die Kreise Öschersleben, Aschersleben, Halberstadt und Wer⸗ nigerode auf einer Flaͤche von 31,34 Quadratmeilen am Anfange des Jahres 1820 121,263 Einwohner hatten, welche sich bis zu Ende des Jahres 1834 nur auf 135,408 vermehrten; wornach der Prozentsatz der jaͤhrlichen Zunahme nur 0,7383 also nicht ganz drei Viertheile auf Hundert betrug. am Ansange des Jahres 1820. Einwohner 3,869 d; 341 Rindvieh 8 8 Schaafe 887

am Ende des Jahres 1834. 4,321 333 776

6,803

zirk Muͤnster, der nur eine ansehnliche Stadt enthaͤlt. Es ist

hier vorzuͤglich die Erweiterung der

die Rindviehzucht bei weitem wichtiger ist. Die saͤmmtlichen Wirthschafts⸗Verhaͤltnisse sind durchaus andre: auch Lebensweise, Religion und Sitten ganz verschiedne. Dennoch ist es auch hier vornaͤmlich die verhaͤltnißmaͤßig geringe Zahl der Geburten, was die Fortschritte der Bevölkerung verzoͤgert. Die Ursache dieser Erscheinung ist nicht blos auf die benannten Kreise beschraͤnkt. Sie zeigt sich, obwohl in minderm Grade, noch in

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gerhausen, Mansfeld und der Saalkreis mit Halle, bei freilich etwas minder guͤnstigen Bevoͤlkerungs⸗ und Wirthschaftsverhaͤlt⸗ nissen doch auch nur einen Prozentsatz des jaͤhrlichen Zuwachses

Da diese Betrachtungen nur bestimmt sind, einige der merkwuͤrdigsten Verhaͤltnisse der Volksvermehrung im preußischen Staate hervorzuheben, so moͤge dieselben noch eine Uebersicht des Zuwachses schließen, welchen die Hauptstadt in dem hier be⸗ gcee funfzehnjaͤhrigen Zeitraume erhielt. Die Stadt Ber⸗ in mit Einschluße der naͤchsten Umgebungen oder des sogenann⸗ ten Weichbildes, und mit der Besatzung hatte Einwohner

zu Ende des Jahres 1833S. .265,122 am Anfange des Jahres 1820 aber nur der Zuwachs betraͤgt demnach in 15 Jahren oder jaͤhrlich im arichmetischen

8 Mittel 4,

1 2

Der Ueberschuß der Gebornen uͤber die Gestoroͤnen hat nur etwas uͤber ein Viertheil dieses Zuwachses erzeugt:

Es sind naͤmlich 8

in den Jahren geboren worden 1820 6,924 1821 7,252 18259 7,240 1824 7,507 1825 1826 1827 1828 1829 1830 1831 1833

200,397

64,725 7

gestorben 5,42] 5,486 5,678 6,583 6,479 6,486 6,825 6,700 6,640 6,978 1 9,515 7,850 8,058 9,176

014.8— .v 122,867 105,586 Es war also jahruch, mit einziger Ausnahme des Cholera⸗

Zusammen

Jahres 1831, ein Ueberschuß der Gebornen uͤber die Gestorbner

V Jahres 1837 fuͤr Berlin mit dessen

Dieser Landestheil hatte

Er enthaͤlt auf seinem kleinen Flaͤchenraume drei ansehnliche Mittelstaͤdte, Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben, und hat uͤberhaupt eine dichtere Bevoͤlkerung als der Regierungsbe⸗

die C starken Schaafzucht, worauf der Landbau sich stuͤtzt, waͤrend im Regierungsbezirk Muͤnster

dem suͤdwaͤrts angraͤnzenden Landestheilen, wo die Kreise San⸗

von nahe acht Neuntheilen auf Hundert, naͤmlich 0„s2 ² haben.

* 8

vorhanden. Derselbe betrug aber selbst im Jahre 1828, dem guͤnstigsten unter diesen funfzehn Jahren, nur 205v27‚/. AUMUeberhaupt aber waren oeen gestorben also Zuwachs durch den UMUeberschuß der Ge⸗

IAZ“

122,867 105,586

bornen Da die Vermehrung ber betrug ..

so muͤssen von außen 8 zugezogen das ist jaͤhrlich im arith⸗

metischen Mittel .. .. 3,163 In den großen Staͤdten waͤchst die Faͤhigkeit, sich durch

47,444

Zufluß von aussen zu vergroͤßern, eben sowohl mit der Zunahme

ihrer Bevoͤlkerung, wie im Lande uͤberhaupt die Faͤhigkeit groͤ⸗ ßere Ueberschuͤsse der Gebornen zu erzeugen. Durch die An⸗ haͤufung einer groͤßern Menschenzaht entstehn selbst neue Ge⸗

werbe, und die Leichtigkeit des Erwerbes waͤchst mit der Man⸗ nigfaltigkeit der Erwerbsmittel.

b berbsr Die Vorstellung, daß ein Pro⸗ zentsatz der mitlern jaͤhrlichen Zunahme als Gesetz fuͤr die Fort⸗

schritte der Bevoͤlkerung gelten koͤnne, ist daher auch hier an—

wendbar. Fuͤr Berlin ergiebt sich dieser Prozentsatz aus der Er⸗ fahrung der hier betrachteten funfzehn Jahre auf etwas unter 1 % von Hundert, naͤmlich auf 1,8s34. In Gemaͤßheit dieses Prozentsatzes waͤre die wahrscheinliche Zunahme der Einwohner⸗ zahl von Berlin bis zur naͤchsten Zaͤhlung folgendermaaßen zu berechnen 5

Fuͤr das Jahr 1835

7 7 5

4,993 5,087. 5,183

15,283

82 7 7 8

fuͤr diese drei Jahre zusammen.. so daß also mit den am Ende des Jahres 1834 gezaͤhlten .. . .. 265,122

die naͤchste Zaͤhlung zu Ende des

Weichbilde und Besatzung ergeben wuͤrde eine Einwohnerzahl von . . 280,385

Wieviel weniger oder mehr sich bei dieser kuͤnftigen Zaͤhlung vorfinden werden, wird die Erfahrung binnen wenig mehr als Jahresfrist zeigen. Dergleichen Rechnungen koͤnnen und sollen nicht bestimmt voraussagen, wie sich Etwas gestalten wird, das in so hohem Maaße von gar nicht vorauszusehenden Begeben⸗ heiten abhaͤngt: sie sollen vielmehr nur darstellen, was, soweit menschliche Kenntniß reicht, als mitleres Maaß der Erwartun⸗ gen anzunehmen seyn duͤrfte. Ein solches mitleres Maaß muß aber immer vorschweben, wenn ein Urtheil gefaͤllt werden will ob die Zunahme der Volkszahl in irgend einem Zeitraume fuͤr groß, mittelmaͤßig oder klein zu achten sey?

Am Ende des Jahres 1834 enthielt Berlin 0,0196243, oder sehr nahe der saͤmmtlichen Einwohner des preußischen Staats. Aber die Bevoͤlkerung Berlips wuchs verhäaͤltnißmaßig viel schneller, als die Bevoͤlkerung deos preußischen Staats uͤber haupt, wofuͤr der Prozentsatz der jaͤhrlichen Vermehrung nur 1,z2 716 war; und es liegt daher die Zeit ganz nahe, wo der funfzigste Mensch im preußischen Staate ein Bewohner Berlins seyn wird.

Den 6. November 1836.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

8 Der Improvisator, Herr Bindocci. Wie oft hat man nicht schon davon reden hören, daß die Leben⸗ digkeit und der unmittelbar angeborne Kiang der Italiänischen Sprache improvisirende Künstter hervorruft, wie sie kein anderes Idiom möglicher⸗ weise besitzt. Wer wäre nicht begierig gewesen, den verstörbenen Sgricci an seiner Arbeit zu sehen? Run, der echte Nachfolger des eben Ge— nannten befindet sich in unserer Stadt, ein Mann, der seinen Vor⸗ gänger in manchen wesentlichen Punkten, in Kraft der Rede, durch die begleitende Zuthat einer vortrefflichen Gesangsstimme und durch cinen Reichthum plötzlicher Gedankenwendungen übertrifft, so daß der, welcher sich nicht durch eigene Anschauung davon überzeugte, kaum eine Vorstellung gewinnen möchte. Herr Bindocci gab gestern den 11. November in dem Saale des Englischen Hauses seine erste Akademie. Die Plötzlichkeit, mit der Alles angeordnet wurde, mochte Schuld darau seyn, daß sich nur ein kleines, aber höchst intelligentes Publikum von etwa hundert Personen eingefunden hatte. Der Improvisator las die Gegenstände vor, welche ihm von den Verfammelten aufge⸗ geben worden waren, ließ die Damen alsdann loosen, und verständigte sich mit dem Publikum über die zu behandelnden Themata Gleich die erste Improvisation, „die Gewissensbisse eines Vatermörders“ erregte einen selchen Enthusiasmus, daß es in der That einer un⸗ endlichen Steigerung bedurfte, um gegen das Ende denselben noch im verstärkten Maße erhalten zu sehen. Aber wer hätte auch einem einzigen Manne zumuthen dürfen, eben so geistreich und scherzend in der Komik, als pathetisch in ernsten und tragischen Gegenständen sich zu bewegen. Es waren nicht bloß Worte, die an einander ge⸗ reiht wurden, und die etwa erstaunt gewesen wären, sich zusammen⸗ zusinden, sondern es waren vortreffliche Gedaufen, die auch niedergeschrie⸗ ben bei dem lesenden Publikum ihren Weg gemacht hätten. Die Sonette zum Lobe Raphael’s und zur Anpreifung des Weines, auf gegebene Reime gedichtet, wetteiferten mit den ernsten Poesieen über Francesca Rimini und über das Grab Rapolcon’s. Jeder Anwesende ging erstaunt, verwundert, ja begeistert nach Hause und mußte sich sagen, daß nicht so leicht eine Theater⸗Vorstellung einen so ernsten Genuß herborbm⸗ fen könnte. Herr Bindocci wird wohl den Bitten seiner Freunde nachgeben und eine zweite Akademie veraustalten. Auch dickenigen, welche gerade nicht Italiänisch verstehen, dürften sich angez gen fühlen, dieselbe mit ihrer Gegenwart zu beehren. Denn die bloße Stimme des Improvisators, seine Lebendigkeit und seine theatralische Action, der Gesang, der sich wie ein angenehmes Beiwort mit der Dichtung vermischt, möchte schon binreichend sevn auch solche Zuhörer zu beschäftigen und zu unterhalten, welche ver⸗ hindert wären, den Gedankenbildungen zu foigen, die eben so groͤß⸗ artig als plötzlich den Lippen des Stegreifdichters entflichen. G 8

8 Wir lassen nun hier noch den bereits früher eingegangenen B ö vS ces d ichen Referenten über die Leistungen des Herrn Ein kleines aber sehr gewähltes Publikum hatte sich gestern in dem Improvisatorinum des Herrn Bindocci versammett. Bekannte die sich früher einmal in dem schönen Lande begegnet, „das der Appe⸗ nin theilt und das Meer umgiebt“, Freunde einer Litcratur, welche die älteste unter ihren Europäischen Mitschwestern, nunmehr schen Uenge auf ihren Lorbeern ausruht, Frauen, in deren Mund der weiche Italische Laut auch ohne Musik zum Gesange wird, fanden sich vier zu- sammen, freilich in einer eben nicht größeren Anzahl, als sie 44 e nordische Stadt zu bieten vermag. Aber wir sollten meinen, daß auch Andere, die nicht gerade zu jenen Kategoriecen gehören, ein In⸗

Erscheinung des

teresse an dem Italiänischen Improvisator sinden müßten. Die ganze 9 8 68 PFore 112 1 - Mannes ist in unserem Klima erwas so durchaus