1837 / 60 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Foͤrster Muͤller zu Bauerhaus, Regierungs⸗Bezirk Merseburg, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Gewehr⸗Fabrik⸗Agenten Kuͤster zu Saarn, dem Paͤchter Wicwandt zu Wehrdamm und dem Kutscher Marsikowitz zu Kalgen in Ostpreußen die Ret⸗ tungs⸗Medaille mit dem Bande zu verleihen geruht.

Der bisherige Notarlats⸗Kandidat Franz Joseph Gis⸗ bert Thouvenin ist zum Notarius im Friebensgerichts⸗Be⸗ zirke Stromberg, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Schwep⸗ penhausen, ernannt worden.

Der bisherige Ober⸗Landesgerichts⸗Referendarius Becker ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Land⸗ und Stadtgerichte zu Luͤbbecke bestellt worden.

Angekommen: Der General⸗Mazjor und Commandeur der 2ten Kavallerie⸗Brigade, von Barner, von Danzig.

Der Großherzogl. Mecklenburg⸗Schwerinsche General⸗Me⸗ jor und Brigadier, von Both, von Ludwigslust.

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eitungs⸗RNachrichten. O

Frankreich.

Paris, 22. Febr. Gestern ertheilte der sten von Talleyrand eine Pripat⸗Audienz.

Ein hiesiges Blatt sagt: „Die Ernennung des Her⸗ zogs von Orleans zum Ober⸗Befehlshaber der Expedition nach Konst ntine scheint sich nunmehr desinitiv zu bestaͤtigen. Der Herzog wird am 15. Maͤrz, von einem zahlreichen Generalstabe begleitet, nach Toulon abgehen. Der groͤßere Theil der im Nicht⸗Aktivitäts Zustande befindlichen Offtziere hat die Erlaud⸗ niß erhalten, diesen Feldzug mitzumachen.“

In einem Schreiben aus Algier heißt es: geln, die der Marschall Clauzel nach dem Ruͤckzuge von Kon⸗ stantine für die Provinz Bona angeoronet hat, scheinen von dem gluͤck ichsten Erfolge getkroͤnt zu werden. Die letzten Briefe aus Bona melden, daß unsere Niederlassung in Guelma Achmed Bey sehr beunruhigt, und daß er den umtiegenden Staͤmmen den Befehl ertheilt habe, sich ins Innere des Landes zuruͤckzuziehen; aber diese, statt zu gehorchen, haben sich dem Platze noch mehr genaͤhert und unterhalten mit dem Obersten Duvwier und der Garnison den friedlichsten Verkehr. Achmed laͤßt noch immer an der Befestigung von Konstantine arbeiten; die Bewohner der Umgegend entfernen sich und suchen bei uns Schutz. Die Straße ist vollkommen frei, und nichts deutet darauf hin, daß wir auf dem Wege nach Konstantine auf irgend ein Hinderniß stoßen werden. Nussuff Bey meldet in einem Schreiben vom 3ten d. an den Marschall Clauzel, daß das Ansehen Achmed Bey's bei den Konstantine zunaͤchst liegenden Staͤmmen taͤglich mehr schwinde.“ 1

In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer wurde, wie bereits erwaͤhnt, die Berathung uͤber den Gesetz⸗ Entwurf wegen der Sparkassen fortgesetzt. Herr Guizot war in dieser Sitzung zum erstenmale nach dem Tode seines Sohnes wieder zugegen und empfing von allen Seiten Beweise der leb⸗ haftesten Theilnahme. Nachdem Here Humann sich wider und Hr. Lacave⸗Laplagne fuͤr den gedachten Besetz⸗Entwurf er⸗ klaͤrt hatten, Letzterer unter Vorbehalt eines Amendements, ergriff noch einmal Herr Thiers das Wort und meinte, daß die Ueber⸗ weisung der Sparkassen⸗Gelder an die Depositen⸗Kasse keine andere Folge haben werde, als daß diese Kasse mit den ihr an⸗ vertrauten Fonds spekulire, was bei dem Staatsschatze niemals der Fall seyn koͤnne, da dieser, nach einem allgemein anerkann⸗ ten Grundsatze, keine solche Geldgeschaͤfte machen duͤrfe. Auf diesen Einwand erwiderte der Finanz⸗Minister, daß die Depositen⸗Kasse auch niemals sogenannte Speculat onen mache, son⸗ dern bloß ihre Gelder auf eine angemessene Weise anlege, daß also von Verlusten, wie z. B. das Syndikat der General⸗Ein⸗ nehmer sich solche durch gewagte und üͤbertriebene Speculatio⸗ nen in der Haitischen Anleihe, in den Salz⸗Actien u. s. w. zu⸗ gezogen habe, hier keine Rede seyn koͤnne. Herr Laffitte war der

Leinung, daß es am besten seyn duͤrfte, das vorliegende Gesetz bis zu den Berathungen uͤber das Budget zu verschieben, da die Kammer alsdann die wahre Lage des Schatzes kennen lernen und sich uͤberzeugen wuͤrde, ob wirklich so viel Ueberfluß an Geld vorhanden sey, wie der Minister solches behaupte. Die allge⸗ meine Berathung wurde hierauf geschlossen, und der erste Arti⸗ kel des Gesetz⸗Enzwurfes, der den Haupt⸗Inhalt des ganzen Gesetzes ausmacht, mit wenigstens %f gegen ½ Stimmen in folgender Abfassung angenommen: „Die Fonds, welche die Sparkassen nach dem Gesetze vom 5. Juni 1835 bei dem Staats⸗ schatze anzulegen berechtigt sind, sollen kuͤnftig von der Deposi⸗ ten⸗Kasse angenommen und unter der Garantie des Staats⸗ schatzes, so wie unter der Aufsicht der durch das Gesetz vom 28. April 1816 errichteten Kommisston verwaltet werden. Die Depositen⸗Kasse wird diese Gelder, vorlaͤufig und so lange kein Gesetz es anders bestimmt, mit 4 pCt. jaͤhrlich verzinsen.“

n der heutigen Sitzung wurde die Berathung fortgesetzt. Die Annahme der uͤbrigen 4 Artikel erfolgte ohne irgend eine erhebliche Debatte, und der ganze Gesetz⸗Entwurf ging zuletzt mit 228 gegen 134 Stimmen durch. Nachdem sodann die Versammlung dem Herrn Charreyron die Ertaubniß ertheilt hatte, Gericht zu stellen, um die von dem Herausgeber der ges erscheinenden Zeitung, Herrn Laurent, gegen ihn angebrach⸗ ten Beschuldigungen zuruͤckzuweisen, war die Diskussion uͤber

Koͤnig dem Fuͤr⸗

„Die Maßre⸗

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sich vor in Limo⸗

das Gesetz in Betreff der Pariser Nationalgarde an der Tages⸗ Ordnung. Viele Deputirte der Opposition verlangten jedoch, daß dieselbe auf morgen verlegt werde, da der betreffende Kom⸗ missions⸗Bericht so eben erst vertheilt worden sey und die mei⸗ sten Deputirten daher nicht Zeit genug gehabt haͤtten, die Debatte gehoͤrig vorzubereiten. Als der Praͤsident uͤber die Frage abstimmen lassen wollte, ob die Kammer die Berathung sofort eroͤffnen oder sie auf den solgenden Tag verlegen wolle, widersetzte sich dieser Absicht ein großer Theil der linken Seite, indem man sich darauf berief, daß das Reglement der Kammer ausdruͤcklich dahin laute, daß eine Berathung erst 24 Stunden nach der Vertheilung des Kommissions⸗Berichts eroͤffnet werden duͤrfe. Der Praͤsident raͤumte dies ein, bemerkte aber, daß die Kammer schon mehrmals von jener Bestimmung des Reglements abgewichen sey. Inzwischen blieb die Opposstion dabei, daß der Praͤsident das Recht nicht habe, die Kammer über einen Punkt zu befragen, der be⸗ reits durch das Reglement entschieden werde. Das Reglement, meinte Herr Laffitte, bestehe hauptsaͤchlich, um die Minorität zu beschuͤtzen, da diese sonst bei jeder Gelegenheit unterdruͤckt werden koͤnnte, und es wuͤrde keine National⸗Repraͤsentation mehr geben, wenn eine ungerechte und launenhafte Majoritaͤt das Recht aͤtte, der Minoritaͤt nach Belieben Gesetze vorzuschreiben. Nichtsdestoweniger brachte der Praͤsident die erwaͤhnte Frage zur Abstimmung, worauf denn die Majoritaͤt (o sehr sie auch wuͤnscht, das Gesetz noch vor den naͤchsten Wahlen der National⸗Garde von beiden Kammern votirt zu sehen) sich mit der Minoritaͤt fuͤr die Verlegung der Debatte auf den folgenden Tag erklaͤrte, um sich nicht das Ansehen zu geben, als ob sie der Minoritaͤt Gewalt anthun wolle.

Noch immer weiß man nichts Bestimmtes pionsche Komplott, und alle im ersten Geruͤchte scheinen theils auf falschen, theils auf entstellten That⸗ sachen beruht zu haben. (Dies ist bei einem solchen Ereignisse, zumal wenn im ersten Augenblicke keine authentische Details werden, ganz unvermeidlich, und es duͤrfte daher auch von Deutschen Blaͤttern unvorsichtig seyn, wenn sie die ihnen mitgetheilten Verstonen ihren Le ern als vorzugsweise richtig an⸗ preisen.) Man will heute wissen, daß Thampion uͤber seine Paͤne durchaus nichts eingestanden, sondern nur Schmaͤhungen und Beleidigungen gegen den Koͤnig ausgestoßen habe. Auch behauptet man, daß Champion nur mit der Anfertigung der Maschine beauftragt gewesen sey, daß aber eine an⸗ dere Person dieselbe bestellt gehobt habe. Die Gazette des Tribunaux giebt uͤber Champion selbst noch folgende De⸗ tails: „Der Leichnam Champion's wird heute nach der Morgue gebracht und dort secirt werden. Champion war etwa 45 Jahr alt. Sein Koͤrper war mit Tätovirungen bedeckt und trug die seltsamsten Inschriften. Eine derselben lautete folgendermaßen: „Ich liebe Flavia fuͤr's Leben!“ Auf dem rechten Arme sah man einen Soldaten, der einemn Reiter einen Bayonnetstich versetzt und darunter die Worte: „29. September 1832, Porto.“ Champion hatte im Jahre 1832 in der Armee des Dom Pedro gedient. Auf dem linken Arm war ein Amor mit einem Koͤcher und einer Floͤte gezeichnet. Die Dienstmagd Sa⸗ get, Champion's Geliebte, befindet sich noch immer in der Con⸗ ciergerie und weiß nichts von dem Tode des Verbrechers.

Gestern ward ein Polizei⸗Agent mit einem, wie es heißt, sehr wichtigen Auftrage nach Rouen abgefertigt. Diese Sen⸗ dung steht, wie man sagt, mit der Championschen Hoͤllen⸗Ma⸗ schine in Verbindung.

Der Direktor des Gefaͤngnisses, in welchem sich Champion das Leben genommen hat, soll, wie es heißt, durch Absetzung bestraft werden. 1

Das neuentdeckte Komplott giebt dem Journal des De⸗ bats zu folgenden Betrachtungen Anlaß: „Vor zwei Tagen noch haͤtten wvir zu behaupten uns erdreistet, daß das Attentat vom 28. Juli 1835 eines jener Verbrechen gewesen sey, die, nachdem sie die Welt erschreckt und ihre Urheber dem Fluch der Menge preisgegeben, keine Nachahmer mehr finden wuͤrden. Wir waͤren aber sehr im Irrthum gewesen. Ein Moͤrder sann im Stillen auf ein noch furchtbareres Verbrechen, als das Fiescht’'s. Dieser, in der Hoffnung, den Koͤnig um so sicherer zu treffen, hatte sich nicht gescheut, zwanzig Menschen mit zu toͤdten. Champion rechnete auf das Doppelte. Fieschi schoß geradeaus auf einen verhaͤltnißmaͤßig beschraͤnkten Raum; Cham⸗ pion wollte vor, hinter und mitten in das Gefolge des Koͤnigs schießen, und seine Combinationen umfaßten eine weit bedeuten⸗ dere Flaͤche. Fieschi's Maschine war grob gearbeitet; Champion dagegen verwandte alle Kunst der Mechanik auf die Ausfuͤhrung einer vervollkommneten Hoͤllenmaschine. Das sind die Fortschritte der Koͤnigsmoͤrder! Das ist die Civilisation, die sie uns berei⸗ ten. Sie, die im Angesichte ihrer Richter der Regieru ig vor⸗ zuwerfen wagen, daß sie die Juli⸗Revolution in ihrem civiltsi⸗ renden und fortschreitenden Gange aufgehalten h so ver⸗ wenden sie ihre Industrie und ihr Erfindungs⸗Vermoͤgen, um die Graͤnzen der menschlichen Verderbtheit zu erweitern! Der Meuchelmord, das Niedermetzeln der Weiber und Kinder, Kar⸗ taͤtschenfeuer auf effener Straße, Abscheulichkeiten, auf die man zu keiner Zeit und bei keinem Volke gefallen war, das sind die Erfindungen der Maͤnner, die die Juli⸗Revolution ehren, die Menschheit raͤchen wollen, und die die Keckheit haben, bei ihren Komplotten das Vaterland und die Freiheit anzurufen! n wir muͤssen es zur Schande des Menschen⸗Geschlechts eingestehen, es hat sich ein noch groͤßerer Schurke als Fieschi gefunden! Und geben wir die Hoffnung nicht auf: die Factionen sind bei der Arbeit, sie schmachten nach Fortschritten, sie werden wohl noch einen geschickteren Arbeiter, noch ein sichereres und ergebeneres Werkzeug als Champion finden! Gluͤcklicherweise setzt die Vor⸗ sehung dem unerschzpflichen Nachsinnen des Verbrechers jenen nicht weniger unermuͤdlichen Schutz entgegen, mit dem sie seit sechs Jahren den Koͤnig und Frankreich viermal beschuͤtzt hat. Der Himmel wird uns helfen, aber wir muͤssen uns auch selbst helfen! Wir muͤssen unsere Vorsichtsmaßregeln, unsere Thaͤtig⸗ keit, unseren Eifer und unseren Muth verdoppeln. So lange

uͤber das Cham⸗ Augenblick ausgesprengten

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diese Krisis dauert und, großer Gott, wie lange dauert sie schon muͤssen alle Kraͤfte der Regierung rings um das Koͤnigthum bewachen. Die Factionen haben nur einen Zweck: den Koͤnig zu toͤdten; denn dies ist ihre letzte Pofnung. Die Regierung muß daher auch nur einen Gedanken aben, den Koͤnig zu beschuͤtzen, und wir hoffen zuversichtlich, daß die Staats⸗Gewalten nicht weniger stark seyn werden, als die Factionen, und daß die Gesell⸗ schaft sich nicht durch die Koͤnigsmoͤrder besiegen und entwaffnen lassen wird.“

Am Jahrestage der Pepin's wurden d als sie eben Immor⸗ tellen⸗Kraͤnze auf niederlegen wollten. An demsel⸗ ben Tage wurde bei dem Abbé Auzou, dem Gruͤnder der sogenannten Franzoͤsischen Kirche, ein Trauer⸗Gottesdienst zu Ehren Pepin's bestellt. Die Einladungs⸗Schreiben zu diesem Gottesdienste wa⸗ ren folgendermaßen abgefaßt: „Sie werden eingeladen, dem Trauer⸗Gottesdienste fuͤr den im Jahre 44 der Republik durch die Thermidoristen hingerichteten Buͤrger Pepin beizuwohnen. Gruß und Bruͤders aft!“ Die Behoͤrde, bei Zeiten von dieser aller Sitte hohnsprechenden Feierlichkeit in Kenntniß ge⸗ setzt, hat dieselbe verhindert.

Herr Villemain hat jetzt seinen Bericht im Namen der mit Entwerfung eines Gesetz⸗Entwurfes zur Sicherung des literari⸗ schen Eigenthums beauftragten Kommission dem Minister des P8B1 Unterrichts abgestattet. (Wir behalten uns einen

uszug aus demselhen vor.)

Der General⸗Lieutenant Marquis von Castellane, Pait von Frankreich, ist gestern mit Tode abgegangen.

Morey's und

Grohßbeitanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen, Unterhaus. Siz⸗ zung vom 20. Febr. Nachdem Lord Francis Egerton erklärt hatte, daß er und seine Freunde mit Hinsicht auf die Ir⸗ laͤndische Munizipal⸗Reform⸗Bill im Wesentlichen ganz dasselbe Verfahren, wie im vorigen Jahre, zu beobachten gedächten, fuhr

er folgendermaßen fort:

„Der edle Lord (J. Russell) hat in der Rede, womit er die Einbringung der vorltegenden Bill in diesem Jahre begleitete, auf die Argumente an espielt, deren sich die ehrenwerthen Herren auf meiner Seite des Fauses bei einer früheren Gelegenheit mit Bezug auf diese Maßregel bedienten, und dabei behauptet, sie hätten Irland nur deshalb füͤr unfähig erklärt, äbnliche Munizipal⸗ Institutionen zu empfangen, wie England und Schotiland, weil es von Irländern und nicht von Engländern oder Schotten hewohnt sey. (Hört, hört! ven der ministeriellen Seite.) Dieses Hört! überzeugt mich, wie wichtig es ist, eine für das Irländische Volk so höchst beleidigende Argu⸗ mentation oder Aeußerung don unserer Seite abzuleugnen. (Hört, hört!) Natürlich paßte es zu dem Zweck des edien Lords, dessen Macht und Verdleiben im Amte hauptsächlich von dem Grade des politischen Thermometers abhängt. auf welchem sich die Aufregung des Irlän⸗ dischen Volks erhalten läßt (großer Beifall von den Oppositions⸗ Bänken, von der ministeriellen Seite irouisch erwidert), es paßte of⸗ fenbar zu seinem Zweck, den Argumenteun, deren sich Herren auf mei⸗ ner Seite des Hauses bedienten, eine solche Auslegung und Wen⸗ dung zu geben. Ich habe mich aber niemals und eben so wenig ein anderer Herr auf meiner Seite des Hauses eines Arguments bedient, welches der edle Lord auf die nackte und beleidigende Behauptung hätte reduziren können, in die er unsere in einer früheren Debatte über diese Angelegeuheit ausgesprochenen Ansichten verdreht hat. (Hört, hört!) Was wir sagten, war, daß unserer Meinung nach in dem gesellschaftlichen Zustand Irlands etwas liege, was die Anwendung einer solchen Maßregel, wie sie der Plan des edlen Lords umfaßt, auf jenes Land zu einer Unklugheit machen würde. (Hört, hört!) Der edle Lord stellte damals seine Maßregel als wohlthätig für Irlands Ruhe und als der Gerechtigkeft gegen jenes Land angemessen dar. Die Antwort von meiner Seite des Hausfes auf dieses Argument war, daß wir die Maßregel für unge⸗ recht hielten, daß wir glaubten, sie würde zu politischen Erbitterun gen und Kämpfen führen. Der edie Lord sagte, sie w nobele vernichten; wir aber sagten, sie würde dieselben vielmehr wie dererwecken. Der edle Lord sagte, Gerechtigkeit gegen Irland sey unzer⸗ trennlich von seiner Selbstregierung vermittelst lokaler Corporationen; wir führten Birmingham und Manchester als Beispiele vom Gegentheilan (Hört, hört!) und verwiesen auf die Petitionen von Belfast und an⸗ deren Orten, um zu zeigen, daß Lokal⸗Corporationen und Gerechtig⸗ keit gegen Irland nichts weniger als synonpm sepen. Der edle Lord sprach von der Identität der Gesetzgebung in England und Irtand; wir aber antworteten durch Hinweisung auf die Assistant⸗Baͤrristers und machten den edlen Lord auf seine eigene Polizei⸗Bill aufmerk⸗ sam. (Großer Beifall.) Der edle Lord, und ich danke ihm dafür, hat mir ferner in der Maßregel, die in Bezug auf das Armenwesen in Irland eingeführt werden soll, ein Argument an die Hand gegeben. Obgleich diese Maßregel dem Hause noch nicht vorliegt, so befindet sich doch der Bericht, auf den sie egründet ist, in den Händen von Mitglie⸗ dern dieses Hauses, und ch muß sagen, daß, man mag nun auf die Rede des edlen Lords sehen, eine Rede, die ihm sehr zur Ehre gereicht⸗ oder auf den Bericht selbst, in beiden ein neuer Beweis von der Schwierigkeit der Anwendung jener Identität der Gesetzgebung, die der edle Lord so angelegentlich in chutz nimmt, gun finden ist. Beide Dokumente zeigen einen lobenswerthen Wunsch, Irlaud zu nützen, aber den gänzlichen Mangel an der dazu nöthigen Macht. Kann es wohl einen stärkeren Beweis für den Unterschied in dem gesellschaftlichen Zustande der beiden Länder ge⸗ ben, als die Thatsache, daß die Maßregel des edlen Lords in Bezug auf das Irländische Armenwesen die auo drücktiche Verwayrung emt: hält, daß kein Geistlicher von irgend einem Glaubeusbekenntniß in irgend einer Verbindung mit den Kollegien der Armenvorsteher in Irland stehen soll! (Beifall.) Ich kann dem edlen Lord noch ein⸗ mal versichern, daß meine Seite des Hanses ihre Opposition gegen die Bill auf keinen Einwand gegen den Irländischen Charakter stützt. (Hört, hört!) Ein solches Argument mag sich für einen Virginischen Pflanzer ziemen, wenn er im Kongreß über die Sklavenfrage ver⸗ handelt, aber nicht für einen Engländer, wenn er von seinen katholt⸗ bean Seee spricht.“ (Lauter Beifall von allen Seiten des

auses.

Unter den Vertheidigern der Irlaͤndischen Munizipal⸗Re⸗ form ragte in dieser Sitzung besonders Herr C. Buller her⸗ vor, nach dessen Rede selbst Lord Morpeth, der Secretatr fuͤr Irland, erklaͤrte, er babe einer so ausgezeichneten Argumentation nichts hinzuzufuͤgen. „Ie mehr Erfaͤhrung“, sagte jener Red⸗ ner r Anderem, „ich aus dem Studium von Buͤchern so⸗