nn der biesigen Registratur einzusehenden Taxe, soll
giebt auch das so Erwiesene in der Regel noch keinen genügenden Grund zu den Vorschlägen und Gesetzen, welche man dadurch recht⸗ sertigen will. Die Einseitigkeit des Verfahrens wird nicht vermuthet; gleich wie viele Leute gar nicht daran denken, daß und warum wir nur immer dieselbe Seite des Mondes sehen. So halten die meisten Engländer unbedingt am Englischen Standpunkte fest, und vergessen ganz, daß es auch einen Irlündischen giebt. Oder ließe sich denn die obige Thatsache und Schlußfolge nicht umkehren, ohne irgend einen Fehler gegen die Ge⸗ setze der Logik zu begehen? Das Wandern der armen Irländer nach
Enugland ‚ist höchst vortheilhaft und sollte befördert werden, denn es
erhöht den Arbeitslohn der Irländischen Arbeiter und verbessert ihre Sitten. — Wenn der Eine so viel gewinnt, als der Andere verliert, so gleicht sich ohne Zweifel beides aus; ich bin aber überzeugt, daß zuletzt und Alles zu Allem gerechnet, beide Theile gewinnen.
Ich verfalle aber selbst in den Fehler, welchen ich rüge, und be⸗
ginne mit Allgemeinheiten, statt Aussagen und Thatsachen mitzuthei⸗
len. — Die Irländer, heißt es im Berichte, sind zufrieden mit dem niedrigsten Lohne, und doch ist derselbe höher als in ihrem Vaterlande. Wenn sie daselbst nur einen halben, oder höchstens einen Schilling für den Tag einnehmen, so verdienen sie in England zwet, drei Schil⸗ linge. Ein zweiter, nicht minder großer Vortheil ist der, daß sie hier anhaltende, ununterbrochene Beschäftigung finden, worauf in Irland selten zu rechnen ist. Sie sind bereit zu den niedrigsten und härtesten Hand⸗ arbeiten, doch werden auch manche von ihnen Höker und Kieinhändler. Viele zeigen große Anlage und Gewandtheit in ihren Geschäften. Ir⸗ gend angemessene Erziehung würde sie in ausgezeichnete Lente ver⸗ wandeln und in allen Handelsgeschäften den Engländern gleichstel⸗ len. Manche scheinen hei Kauf und Verkauf recht eigentlich in ihrem Elemente zu seyn. 1
Engländer und Irländer erhalten nur in sofern ein ver⸗
schiedenes Tagelohn, als ihre Geschicklichkeit verschieden ist. Doch sind jene im Ganzen vorsichtigere Hauswirthe und leben bei gleichen Einnahmen besser. Die Engländer wollen Fleisch es⸗ sen und gut wohnen, während die Irländer sich mit Kartof⸗ feln und Häring begnügen und an einer schmutzigen Wobnung keinen Anstoß nehmen. Desto mehr sind sie geistigen Getränken er⸗ geben, und lieben es, sich zu putzen. Im Ganzen benehmen sie sich besser oder schlechter, als die Engländer: entweder sind sie fleißig, willig, gewandt, anständig, — oder Faullenzer und Trunkenbolde. Sir heirarhen meist früh, haben zahlreiche Familien, und verhältniß⸗ mäßig sehr viel Schulden. — Man tadelt ihre Weiber als schlechte Wir⸗ thinnen und dem Trunke oder anderen Ausschweifungen ergeben; doch sind sie vor der Ehe meist keuscher als Engländerinnen gleiches Staudes, was eine Folge der älteren Gesetze über nneheliche Kinder zu seyn scheint.
Da die Englischen Einwohner aber nicht geneigt sind, mit ihnen zu verkehren, so leben sie meist in gewissen Gegenden beisammen, was den Uebergang in eine andere und bessere Lebensweise erschwert. Diejenigen, deren Sitten schon verderbt waren, bevor sie Irland ver⸗ ließen, werden in Eugland oder Schotland meist noch schlechter, weil sie alle Rücksicht von sich werfen und bald gewahr werden, daß die hiesigen Geistlichen sie nicht so zügeln können, wie die katholischen in Irland. Auch die Trenuung von Aeltern, Verwandten und Freun⸗ den wirkt in dieser Beziehung oft nachtheilig. Diejenigen, welche unverdorben nach England kommen, verbessern meist ihre Sitten, schon dadurch, daß sie anhaltend beschäftigt, dem Mangel weniger aus⸗ sesetzt sind und dem guten Beispiele ihrer Mitarbeiter folgen.
Daß viele Landbewohner Irlands zu dem überwiegenden Stadtleben Englands übergehen, verdirbt manchmal ihre Sitten; doch haben sie im Ganzen mehr gewennen, als etwa die Engländer durch die neue Gemeinschaft verloren. Ihre Lebensweise kann nur allmälig durch Belehnung, Beispiel, Unterricht n. s. w. auf eine höhere und bessere Stufe gehoben werden. 1 8
Die Verbrechen, welche sie in England begehen, sind nicht gefähr⸗ licher Art (wie so häusig in Irland), sondern meist Folge hestigen Temperaments und der Trunkenheit. 1
England zahlt ansehnliche Summen für Irländische Arme, um so anfehnlicher, da sie nicht immer in der besten Weise verwandt wur⸗ den. Die Irländer selbst helfen sich untereinander (so viel es ihre Kröfte irgend erlauben) mit großer Mildthätigkeit.
Die Einwanderungen aus Irland finden statt und haben zuge⸗ nommen, 1) weil die Ankommenden (wie gesagt) höheren Lohn und dauernd Beschäftigung finden, 2) weil viele Englische Landleute un⸗ gern ein Stadtleben beginnen, 3) weil die Verbindungen Engli⸗ scher Arbeiter zum Erzwingen höheren Lohnes Nachfrage nach Ir⸗ zändern herbeiführten, à) weil das Eigenthum in Irland minder ge⸗ Fchert und kein Armengesetz zur Unterstützung der Hülflosen vorhan⸗ ben st. 5) weil die Kosten der Einwanderung, seit dem Einführen der Dampfschiffe so gesunken sind, daß der Mann für die Ueberfahrt gewöhnlich nur 289 “ ja oft nur einen halben Shilling, oder 1“ aus Irland statt, würde man mehr Schoꝛtische Hochländer herbeigezogen haben; doch läßt sich keine . große Zahl von Arbeitern aus dieser Gegend rechnen. Die Hochlän⸗
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der sind Hirten, Fischer, oder Ackerbauer, abgeneigt in Manufakturen zu arbeiten, und weniger bereit und geschickt, neue Arbeiten zu erler⸗ nen als die Irländer. An diese Thatsachen erlaube ich mir einige Bemerkungen an⸗ zureihen: . 1) Es findet zwischen Engländern und Irländern weder in Hin⸗ sicht auf geistige, noch sittliche Anlagen ein wesentlicher Unterschied statt, und die hier oder da hervortretenden Mängel werden durch Be⸗ schäftigung, Erziehung, wechselseitigen Einfluß und gleichartige Be⸗ handlung am besten gemindert, ja vertilgt werden. 2) Die Höhe des Arbeitslohnes wird keinesweges allein durch die Zahl der Arbeiter bestimmt, sondern in letzter Stelle weit mehr durch die Möglichkeit aus dem überschießenden Ertrag des Gewerbes Ar⸗ beitslohn zu zahlen. So wäͤre es z. B. sehr thöricht, zu glauben: wenn die Zahl der Arbeiter in einer Manufaktur plötzlich um die Hälste vermindert würde, lasse sich das Lohn für die Uebrigen um die Hälfte erhöhen. 8 “ *3) Je geringer das Arbeitslohn, desto leichter ist es (abgesehen von anderen einwirkenden Umständen), die Koukurrenz mit anderen Ländern auszuhalten und die Mannfaktnren zu erweitern. Diese Folge ist zum Theil durch die Irländischen Arbeiter entstanden, ohne daß das Arbeitslohn so tief sank, daß die Beschäftigten davon nicht mehr leben könnten. Oder wenn es in etwas für die Engländer sank, so stieg es mindestens in demselben Verhältniß für die Irländer. 4) Gleichen Vortheil, wie die Mannfakturisten, haben die Land⸗ bauer durch das Einwandenh der Irländer für die Zeit der Aerndte. 5) Den Mittelpunkt anzen Sache, recht eigentlich den Na⸗ gel auf den Kopf, hat Herr Riexander Carlile, Baumwollen⸗Fabrikant in Paislie, getroffen, wenn er sagt: „Die unermeßlichen Kohlenlager unter uns, und (so zu sagen) die unerschöpflichen Bergwerke für Arbeit in Irland, bilden zusammen eines der größten Geheimnisse der fast beispiellosen Wohlfahrt des Landes.“ Niemand leugnet dies in Bezug auf die Kohlen, auf den nnorganischen Reichthum des Landes; ich bin aber überzeugt, nach wenigen Jabren wird über den Werih des Reichthums an lebendigen Kräften, dieselbe Ansicht allge⸗ mein herrschen. Da ich annehmen darf, Ihr seid bereits heut hier⸗ über mit mir einverstanden, so erspare ich mir alle weiteren Beweise, die so nahe zur Hand liegen. 9. Nr.
In der Sitzung der Akademic der Wissenschaften zu Pa⸗ ris am 6. März stattete die Kommission ihren Bericht ab über das von Herrn Mozard der Akademie vorgelegte Papier, welches allen Be⸗ dingungen in Bezug auf die Sicherheit bei Anfertigung von öffentli⸗ chen und Privat⸗Dokumenten entsprechen sollte. Herr Dumas, wel⸗ cher den Bericht verlas, bemerkte, das genannte Papier könne nicht zu Stempel⸗Papieren verwendet werden, weil die Schrift sich eben so gut darauf vertilgen lasse, wie auf dem bisher zu diesem Zwecke ver⸗ wendeten. Es ist ferner weniger dauerhaft, denn es enthält mehr Wasser und ist daher leichter zerstörbar; es verbrennt sehr schnell und selbst wenn die Flamme ausgelöscht worden ist, breunt es fort wie Zunder. Viele Substanzen, mit denen es sehr leicht in Berührung kommen kann, z. B. Schweiß, Urin, Wein, Kaffee, Seifwasser u. s. w. verändern eben so seine Farbe, wie die chemischen Reagentien selbst. Flecke auf diesem Papier können daher keinesweges eine be⸗ gangene Fälschung beweisen. Die von der Kommission gefaßten Be⸗ schilisse, daß das von Herrn Mozard vorgelegte Papier weder die theil⸗ weise noch die allgemeine Verfälschung verhindere, und daher vor dem bisher angewendeten Stempel⸗Papier keinen Vorzug habe, wur⸗ den von der Akademie angenommen. — Es wurde der Akademie so⸗ dann ein Gpos⸗Abguß von dem Kopfe des Dinotherium giganteum vorgelegt, und Herr Boussingault übersandte eine Abhandlung über den Einfluß der Atmosphäre auf die Qualität des Weines. Er ist zu dem Resultate gelangt, daß die während der Reife herrschende Temperatur fast ganz ohne Einfluß ist, dagegen ist während des Wach⸗ sens der Pflanze eine mittlere Temperatur von 17° C. (13,06 R.) nothwendig, um einen guten Wein zu erhalten. Es ergiedt sich fer⸗
Luftdrucks .
ner aus Herrn Boussingault'’s Untersuchungen, daß regnichte Jahres⸗ 1r für die Auantität des Weins weniger günstig sind, als trok⸗ ene, während man bisher gerade das Gegentheil annahm.
———— —ö—
Auswürtige Börsen. Amsterdam, 8. März. 5 % do. 100127 6.
22 . 5 % Span. 24 ½. vaszve 7 à¼. Ausg. Sch. —. Sh16- Preuss. Präm -Sch. 112 ½3. Polz. —. Gesterr. Met. —. Abtwerpen, 7. Mürz. Ausg. Sch. —. Zinsl. 8 ⅛. G.
FPrankfurt a. M., 10. März.
vassive —. Neae An..
ᷓe.
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G. 1 % 24 1. 24 ¼. Bunk-Actien 1643. 1641. Partial-Obl. 1à1 ¼ G. Loocse zu 500 Fl. 113 ½. 113 ¼. Loose zu 100 Fl. —. Preuss. Främ.-Sch. 64 ¾. 64 ⅛. do. 4 % Anl. 100. G. Poln. Loose 6 5 64 ¼. 5 % Span. Anl. 23 ½. 23 ½¼. 2 ½ 0% Holl. 53 ⅛. 53 ¼. Paris, 7. März. 88. 5 % do. 279. 68. Passive 7 ½¼. Ausg. Sek
8
5 % Neap. —
5 % Rente 1757. —. Neue Aung
5 % Span. Rente 26 ½. Sch. —. 3 % Portug. 32 Wien, 8. März. 5 % Met. 104 ⁄¾. 4 % 100 1 ⅞. 3 % 75 ⁄1 6. 1 % —. Bank-Actien 1364 ½. Neue Anl. —.
2 ½ % 56 8
Ber e. Den 13. Mürz 1837. vLmtlicher Fonds- und Geld-Cours-Zettel.
Fr. Gour. Fr. Vour. Geld. Brief. Seld.
172 17277
92
Briet. St.-Sehuld-Seh. 1 102 ½ Pr. Eugl. Obl. 30. 4 100 ½ — PrämSch. d. Sech. 64 G 64 /¼ Kurm. Obl. m. 1. C. 102⁄2 —
102 ½¼ b
Nin. Int. Sch. do. 7 hr .
Pomm. do. Kur- u. Neum. do. do. do. do.* Schlesische do. Rückst. C. und Z. Sch. d. K. u. N. Gold al marco Neue Ducaten Friedrichsd'or 103 102 ½
And. Goldmän- 103 ¾ 103 ¼
zen à 5 Thl. 103 hby-— Diszconto
—
97 ¾ 106 ¼
Berl. Stadt-Obl. Königah. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grossh. Pos. do. Ostpr. Pfandbr.
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43 ½ 12 %
125 an
8
Meteorologische Beobachtung.
Nachmittags bend Nach einmaligen 2 Uhr. Beobachtung.
1837. 12. März.
Morgens 6 Uhr.
332,90 Par. † Quellwärme 6,60 F 20 „ 3
R. Bodenwärme 2,10 pCt.
Ausdünstung 0,028“9G
332 71“ Per.
+ 7,39 R.
+- 9,890 R. 59 pEt.
332 59“‧„Par. + 1,20 . — 1,40 R. 80 pEt. halbheiter. heiter. beiter. [2 Wolkenzug (S B. — — Nachtkälte †. 0,80.
Tagetmittel: 332,76“ Par... ö29 h.. 0,16 0.
Luftwärme.. Thaupunkt.. Dunstsaͤttigung Welten .
1 Koͤnigliche Schauspiele. Dienstag, 14. Marz. Im Opernhause: Rothkaͤppchm Feen⸗Oper in 3 Abth., mit Tanz. Musit von Boieldieu. Im Schauspielhause: 1) Les premières amours. 2) ] remière représentation de: Les denx Maris, vaudeville acic. par Seribe. 3) Le Philtre champenois, vaudeville acle. Eutre la premieère et la seconde pièce. Mr. Fran leve du Couservaiolre Royal de Musiqne de Paris. chanter e Loc, paroles de Mr. de Lamartine. musique de Mr. N. dermayer, entre la seconde et la troisième pièce, il eha tero: 1) A la gràce de Dieu. 2) Son Nom, romances nao velles de Mlle. Loisa Pugct. Mittwoch, 15. Maͤrz. Im Schauspielhause: Das Kät chen von Heilbronn, großes Ritter⸗Schauspiel in 5 Abth., n einem Vorspiele in 1 Akt, genannt: Das heimliche Gerig
1
Koͤnigstaͤdtisches Theater.
Dienstag, 14. Maͤrz. Julerl, die Putzmacherin. venb. rende Posse mit Gesang in 2 Akten, von Meisl. (Herr des mann: Licinerl.) Vorher: Der Brautschleier. Lustspiel i Akt, von Frau von Weißenthurn.
Mittwoch, 15. Maͤrz. Die Ballnacht. Große Oper i Akten. Musik von Auber.
FEemanöRÜöe — —.,—
2 exe.üAA. kA.AAANRMLböAAn. Ae
Allgemeiner Anzeiger fuͤr die der Herr Justiz Kommissar Breithaupt zu Havelberg vorgeschlagen wird, zu melden, sonst aber zu gewaͤr⸗
tigen, daß sie fuͤr todt erklaͤrt und ihr nachgelassenes „Vermoͤgen ihren legitimirten Erben verabfolgt wer⸗
ekanntmachungen.
* Subhastations⸗Patent. Notbwhhend K. Ober⸗Landesgericht zu Marienwerder. Das im hiesigen Departement im Culmschen Kreise belegene Rittergut Bartoszewice Nr. 3. (fruͤher Nr. 6)
den wird.
Kyritz, den 11. November 1836. Koͤnigl. Preuß. Stadtgericht
erwarten. Dresden, am 4. Maͤrz 1837.
Preußischen Staaten.
guͤnstige Aufstellung der verspaͤteten Arheiten zu
88 1““
7
Bei Th. Bade in Berlin, Jaͤgerstraße Rr.
ist erschienen: 1 Die Destilation auf kaltem Wege,
V ’
Der Rath her Koͤniglich Saͤchsischen Aka⸗soder vollstaͤndige Anweisung, alle Sortend demie der hildenden Kuͤnste. velte und einfache Brandweine u. Lique
— auf kaltem Wege, eben so gut, und um 20 †
Meen e.
nebst Pertinenzien, abgeschaͤtzt auf 18,050 Thlr. zu⸗ folge 18 nebst Hypothekenschein und Bedingungen
am 19. Augun 1837, Vormittags 10 Uhr,
an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. Zugleich wird der Besitzer dieses Guts, Amtmann
Niesenbeck, da dessen Aufenthalt unbekannt ist, bier durch zur Wahrnehmung seiner Gerechtsame vorgeladen
Nothwendiger Verkauf. Land⸗ und Stadtgericht Cbslin. Das auf der hiesigen Friedrich⸗Wilhelms⸗Vorstadt ub No. 10 belegene Wohnhaus des Steuer⸗Control⸗ leur Kleist, auf 6715 Thlr. 9 sgr. 4 pf. taxirt zusolge Hypothekenschein vn der in der Registratur einzu⸗ schenden Tage, so . am 14. Juli 1837, 11 Uhr, an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. ECEöbslin, den 16. Dezember 1836. 8 )t
““ Koͤnigl. Land⸗ und Stadtg 1
Wann auf den Antrag der verehelichten Kobow. uͤr geb. Vof, zuzLiepen, wider ihren Ehemann, den vor⸗ maligen Hauzwirth zu Liepen, nachmaligen Knecht zu Niendorf, Levin Kobow, wegen boͤslicher Verlas⸗ sung, mittelst der heutigen in extenso den Mecklen⸗ burgisch⸗Schwerinschen Anzeigen elngeruͤckten Edie talen ein Termin auf den 22. April dieses Jah⸗ res angesetzt und der gedachte Levin Kobow zur Rechtfertigung uͤber seine Ent-ernung veremtoeisch bei Strafe unfehlbarer Aufhebung seiner mit der Supplicantin bestehenden Ehe, und weiteren rechtli⸗ chen Erkenntnisses dazu vorgeladen worden, so wird solches bierdurch fernerweit gemeinkundig gemacht Gegeben Guͤstrow, den 4. Februar 1837. Großberzoglich Mecklenburgsche, zur Ju⸗ stiz⸗Kanzlei allerhoͤchst verordnete Direk⸗ tor, Vice⸗Direktor und Raͤthe.
EECEö1n
degli Arncademici con correzioni ed auggluante “
dediento
Fasc. 1 — 3 in 4to. Preis jedes Heftes 22 ¼ sgr. oder 18 Der Ahhale Paolo Zaunotti. Mitarbeiter des P. Cesari am Crusca, setzte seitdem das Studium
G Brandt.
— ——
Ediectal⸗Citatjon. J8 1) Der Handlungsdiener George Christian Hein⸗ S rich Wildegans, hier geboren den 20. Mäarz 1802, zu welcher die letzte Nachricht von sich im Jahre 1823 aus Vließingen in Hollend gegeben hat, 2) Cael Friedrich Kleinhammer, hier geboren den v. Juni 1798, welcher im Jahre 1813 bei der 1 Landwehr eingestellt und verschollen ist, oder deren etwa zuruͤckgelassene Erben und Erbneh⸗ mer, werden auf den Antrag ihrer resp. Geschwister vorgeladen, sich vor oder spaͤtestens den 28. Sep⸗ rember 1837 vor uns angesetzten Termin entweder
Bekanntmachung. te Kunst⸗Ausstellung bei der Könlglich aͤchsischen Akademie der bildenden Kuͤnste Dresden betreffend.
Die oͤffentliche Ausstellung von Kunstwerken bei der Koͤnigl. Saͤchs Akademie der bildenden Kuͤnste zu Dresden wird fuͤr das Jahr 1837
Sonntags den 30. Juli eroͤffnet werden, und es ist als letzter Termin zur Einlieferung der Iisse lendes Gegenstaͤnde der
22 2
*½ 2. 88 uU festgesett worden. Bei Nicht⸗Innehaltung dieses letzten Termins haben die Einsender, wo nicht die persoͤnlich oder durch einen Bevollmaͤchtigten, wozu Verweigerung der Aufnahme selbst, doch eine minder
Wir
gen, bestehen wird. und jeder Erwartung entsprechend.
—
Literarische Anzeigen.
Freunde des Italienischen Sprachstudiums. oe jeener 8g Freunde des Italienischen Sprachstudiums. in Nichts nachsteht, nebst einer Anweisung, den
1
41 0“ 12 88 di Paolo Zanotti,
S. M. Ferlinando I.,
Impecstore d' Austria, Re d'Ungberia etce. ete.
Veroana 1836.
schon vor 30 Jahren
Vavaholari vraholarie
billiger, als auf der Blase zu bereiten, ingl 2. Sorten Rum um 25 p Ct. billiger, von we die feinere Sorte dem Jam.⸗Rum an Wohlgeß⸗
1
In Friedrich Volke’s Buchhandlung in Wien 114“ 99 N. und in allen Buchhandlungen Deutschlands, in Ber⸗ itus zu rectificiren, und die zur Faͤrbung der d G“ a E“ r. 5), so wie weine noͤthigen Farben, versch. Sorten geyl lin bei E. S. Mittler (Stechbahn Nr. 3), so wie . 8 in dessen Handlungen in Posen, Bromber⸗ Brandweine und Liqueure und einen guten Pü und Gnesen, und bei L8 Bamberg in Greif⸗
Exrtrakt zu bereiten. Von Rudolphi. Preis 1 Thlr.
ird Brct nerati unger 3 666
8 gen ein Honorar von 3 Thlr. in der Destilation, kaltem Wege Unterricht ertheile. Da nun viele forderungen von Auswaͤrtigen eingegangen sind, erklaͤrt der Verf., daß es ihm an Zeit mangelt, diesen Genuͤge leisten zu loͤnnen, er sich jedoch, schlossen hat, eine gedruckte Anweisung zu lich nach welcher ein jeder selbst die Destilation auf tem Wege vollziehen kann. gr. Saͤchs Cour. 8
8. 4v 32
per Lnra
—
dolla Wahrhaft nuͤtzliche Schriften. der Klassiker und, In allen Buchhandlungen sind zu haben, in?
seine philologischen Forschungen so eifrig fort, daß lin bei E. S. Mittler (Stechbahn Nr. 3): er nun, mit einem reichen Schatze von Worten, Aus⸗ dge und ECöö1“ reinen Italienischen Idioms und bluͤhenden Styvles (beilaͤnsig 5000 an 4½. v8 der Zahl) versehen, sich zu einer neuen Ueberarbeitung sundheit und die Geschafte. dieses ausgezeichneten Werkes entschließen konnte.
glauden daher mit Zuyversicht den Freunden des Itatienischen Sprachstudiums in dieser Ausgabe die vollstaͤndigste der bisher erschienenen verheißen zu koͤnnen und bemerken nur noch, daß das ganze Werk in 6 Baͤnden, jeder von 7 Heften aus circa 10 Bo⸗ Druck und Papier sind elegant
Stehe feih auf
Ueber den Nutzen des Fruͤhaufstehens fuͤr die Nebst Mitteln, sich fruͤhe Ausstehen anzugewoͤhnen. Von Carl Rit Dritte Auflage. 8vo. Geh. Preis 10 sgr.
Die heilsamen Wirkungen des 1
a Ien S und wie dasselbe in den mannichfachen Krandi zustaͤnden als das sicherste und wohlfeilste Heil anzuwenden ist. Eine nuͤtzliche Schrift fuͤr Jedern
Von Dr. August Schulze. 8 0. Geh. Preis
geruht.
. 3 gemeine 8 88 En
4
ü—- 8 S 3 Sen
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Haupt⸗Stempel⸗Ma⸗ azin⸗Assistenten Meißner den Rothen Adler⸗Hrden vierter Klasse zu verleihen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem emeritirten katholischen Pfarrer Kalcker zu Schafhausen, im Kreise Soest, den Ro⸗ then Adler⸗Orden vierter Klasse zu verleihen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Kammerherrn und Majorats⸗Besitzer von Stangen zu Littschen bei Marienwer⸗ der den St. Johanniter⸗Orden zu verleihen geruht.⸗
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Unterbedienten. Ho⸗ henstein bei der Silber⸗Kammer in Potsdam das Allgemeine Ehrenzeichen, so wie dem Zeesener Albert Kahmke zu Wollin die Rettungs⸗Medaille mit dem Bande zu verleihen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben die erledigte Stelle des Praͤsidenren des Kurmaͤrkischen Pupillen⸗Kollegiums dem Ge⸗ heimen Ober⸗Justiz⸗ und Geheimen Ober⸗Revisions⸗Rath Eim⸗ beck zu uͤbertragen und denselben zum Kammergerichts⸗Praͤst⸗ denten und Praͤsidenten des Kurmaͤrkischen Pupillen⸗Kollegiums zu ernennen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Regierungs⸗ Rath, Freiherrn von Stein, beim hiesigen Konsistorium und Provinzial⸗Schul⸗Kollegium zum Geheimen Regierungs⸗ und vortragenden Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten zu ernennen und die diesfällige Bestallung Allerhoͤchst zu vollziehen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben dem Professor in der medizi⸗ nischen Fakultaͤt der Universitaͤt zu Halle, Dr. § rukenberg, das Praͤdikat eines Geheimen Medizinal⸗Raths zu verleihen und das daruͤber ausgefertigte Patent Allerhoͤchstselbst zu vollziehen
Abgereist: Der Koͤnigl. Daͤnische Kammerherr, außer⸗ ordentliche Gesandte und bevollmaͤchtigte Minister am Kaiserl. Oesterreichischen Hofe, Oberst Freiherr von Loͤwenstern, nach Kopenhagen.
b 1 Frankreich.
Paris, 8. Maͤrz. Gestern arbeitete der Koͤnig mit dem Minister des Innern und begab sich darauf nach Versailles. — Der Praͤsident der Deputirten⸗Kammer hatte eine Audienz bei dem Herzoge von Orleans.
Gestern gegen den Schluß der Sitzung der Deputirten⸗ Kammer war man allgemein uͤberzeugt, daß das Ministerium eine Majoritaͤt von 30 bis 40 Stimmen haben wuͤrde. Auch läßt sich der Eindruck nicht beschreiben, den die Ankuͤndigung des Praͤsidenten, das Gesetz sey verworfen worden, in der Ver⸗ sammlung hervorbrachte. Die Aufregung in der Kammer er⸗ innerte an die bewegtesten Sitzungen des Konvents. Die Depu⸗ tirten der Opposition schwenkten ihre Huͤte unter dem Ruf: Es lebe der Koͤnig! Es lebe die Charte! Man druͤckte sich die Haͤnde, fiel sich um den Hals u. dgl. m. Die Minister verließen sogleich den Saal und begaben sich zum Koͤnige. Als Folge der darauf in den Tuilerieen stattgehabten Berathungen kann man heute nachstehende kurze Erklaͤrung der Charte von 1830 betrachten: „Das Ministerium vom 6. September wird sich vor dem Votum der Kammer nicht zuruͤckziehen. Seine Absicht war, die Mannszucht in der Armee zu schaͤrfen und der Ruͤckkehr betruͤbender Aergernisse vorzubeugen; nachdem die von den Ministern vorgeschlagenen Maßregeln verworfen worden, kann die Verantwortlichkeit nicht auf sie zuruͤckfallen.“ — Umstaͤndlicher aͤußert sich das Journal des Débats, das die Verwerfung des Gesetz⸗Entwurfes namentlich der Rede des Gra⸗ fen Jaubert beimißt, die ein Theil der Kammer fuͤr den Aus⸗ druck der Gesinnungen des Ministeriums gehalten habe, waͤh⸗ rend Herr Jaubert immer nur in seinem eigenen Namen spreche. „Wir wollen die Kammer nicht ank agen“, sagt das gedachte Blatt, „wir wollen nicht die Verantwortlichkeit fuͤr die Gefah⸗ ren, denen das Gesetz vorbeugen sollte, auf sie waͤlzen; wir wol⸗ len nicht die Disziplin als geschwaͤcht, die Kriegsgerichte als entnervt darstellen. Moͤgen Andere das Uebel uͤbertreiben; wir ziehen es vor, bloß den Gruͤnden nachzuforschen, die das Votum der Kammer veranlaßt haben, um daraus nuͤtzliche Lehren fuͤr die Zukunft zu entnehmen. Und wenn wir also handeln, so geschieht es in der Ueberzeugung, daß die
ammer, so gut wie wir, eine getreue und wohldisziplinirte Armee zu haben wuͤnscht, daß sie, so gut wie wir, uͤber das Ver⸗ dikt der Straßburger Jury entruͤstet ist, daß, mit einem Worte, ihre Gesinnungen die besten und rechtlichsten sind. Weshalb hat sie denn aber das ihr vorgelegte Eesetz verworfen? Ohne Zweifel thut es schon jetzt mehreren Deputirten leid, daß sie eine schwarze Kugel in die Wahl⸗Urne geworfen haben; der Ausbruch he. zhment Freude, mit welchem die Opposition die Verwerfung des Gesetz⸗Entwurfes begleitete, und den man fuͤg⸗ lich als ein Frohlocken uͤber die kuͤnftige Ungestraftheit der mili⸗ tairischen Aufruͤhrer haͤtte betrachten koͤnnen, muß ihnen in die⸗ ser Beziehung die Augen geoͤffnet haben. Das Bemerkenswer⸗ theste in der gestrigen Sitzung ist, daß weder der erste Artikel des Gesetzes, noch die dazu beantragten Amendements uͤberhaupt zur Berathung gekommen sind. 18 Jaubert hatte eine geist⸗ reiche und heftige Rede gehalten. Die Leidenschaftlichen geriethen dadurch in Haraesch; man beeilte sich, abzustimmen, und das Ge⸗ setz wurde verworfen. Dies ist die aͤußere Geschichte der Sitzung; was dagegen die innere betrifft, so wollen wir sie hier nach un⸗ Es giebt keinen loyaleren, keinen
serem besten Wissen erzaͤhle
freimuͤthigeren Deputirten als Herrn Jaubert; daher wirkt seine Rede auch immer maͤchtig auf die Kammer, und jedes seiner
Worte hat Gewicht. Was man aber nicht weiß oder wenigstens sowohl innerhalb als außerhalb der Kammer nicht hinlaͤnglich beruͤcksichtgt, ist, daß Herr Jaubert immer nur seine cigene Meinung und niemals die einer Partei oder der Regierung ausdruͤckt: er hat zu viel Unabhaͤngig⸗ keitssinn, als daß er jemals fuͤr einen Dollmetscher des Ministeriums gehalten werden koͤnnte. Wenn er also verlangt, daß bei Empoͤrungen mit bewaffneter Hand die Buͤrger vor das Kriegsgericht gestellt werden, oder wenn er gegen die Regierung eifert, daß sie besoldete Beamte habe, die in der Kammer gegen sie stimmten, so spricht er immer nur auf seine eigene Gefahr. Er befragt zuvor Niemanden und macht auch Niemanden zu seinem Vertrauten. Ungluͤcklicherweise bilden sich nun aber einige Personen ein, daß, weil Herr Jaubert ein Freund der Regierung ist, er auch stets im Namen der Regierung rede; andere Personen glauben dies vielleicht nicht, stellen sich aber so, als ob sie es glaubten, um die Vermuthung aufkommen zu lassen, daß die Regierung ge⸗ heime Gedanken naͤhre, die sie nicht offen einzugestehen wage, mit denen aber der offenere Herr Jaubert herausplatze. Man sieht ihn sonach gewissermaßen als den Vorlaͤufer der Absichten des Mini⸗ steriums an, und hierin thut man ihm sehr unrecht. Dasselbe ist ohne Zweifel auch gestern geschehen und wir betrachten daher unsererseits das Votum der Kammer als einen bloßen Irrthum, eine Täaͤu⸗ schung, eine Ueberlistung. Die Kammer hat sich vor einem Hirn⸗ gespinnste gefuͤrchtet; sie hat geglaubt, daß Alles, was sich be⸗ wege, auch lebe, daß Alles, was laut schreie, auch eine Stimme habe. Wie sehr wir indessen auch die gestrige Abstimmung be⸗ klagen moͤgen, so koͤnnen wir doch nicht umhin, uns zugleich eine gute Lehre aus derselben zu ziehen, diejenige naͤmlich, daß die Kam⸗ mer um die Zukunft keinesweges besorgt ist, und daß, wie sehr auch von gewissen Seiten die materielle Gewalt heraus⸗ gestrichen werden mag, sie sich doch stets erinnert, daß sie einer constitutionnellen Regierung und keiner militairischen angehoͤrt. Dies ist die Lehre, die, unseres Erachtens, aus dem unuüͤber⸗ legten Votum der Kammer hervorgeht. Was die Regierung betrifft, so wuͤrde sie sehr Unrecht haben, wenn sie dieses Votum als einen Ausdruck systematischer Opposition gegen das Kabinet betrachten wollte. Nicht das Ministerium, sondern das Dis⸗ junctions⸗Gesetz, vorzuͤglich aber die Rede des Herrn Jaubert und die Worte, deren sich zuweilen die Presse bedient, sind von der Kammer verworfen worden. Die Minister moͤgen daher getrost der Zukunft entgegengehen: wir stehen ihnen dafuͤr, daß es sie nicht reuen wird.“ — Im Journal de Paris liest man dagegen Folgendes: „Welches sind die Ursachen, die die Verwerfung des Gesetz⸗Entwurfes herbeigefuͤhrt haben? Wahrlich! Dieselben sind zu zahlreich, als daß wir sie inmitten der Aufregung, in der wir Uns befinden, alle aufzaͤhlen koͤnnten. Wir wollen heute nur bemerken, daß die Nachgiebigkeit des Mi⸗ nisteriums, seine Tendenz, in untergeordneten Mitteln die Staͤrke zu suchen, die es auf der Rednerbuͤhne finden muͤßte; kurz, seine unbegreifliche Schwaͤche, den hochmuͤthigen Anspruͤchen der Op⸗ position gegenuͤber, die Ursachen sind, weshalb die Majoritaͤt sich zersplittert und aufgeloͤst hat. Wie! Die Rednerbuͤhne ist da, das maͤchtige Organ der Kraft und des Willens, und Herr Molé besteigt dieselbe im Namen der Regierung, um zu erklaͤren, daß die Anwendung der Kriegs⸗Gesetze auf buͤrgerliche Mitschuldige von Militairs eine Verletzung der Charte sey; was so viel heißt, als daß die Regierung des Koͤnigs im Jahre 1832 die Charte verletzt hat; Wie! Herr Guizot und Herr Persil be⸗ staͤtigen diese Erklaͤrung durch ihr Stillschweigen! Wie! Die Rednerbuͤhne ist da, das Organ der Kraft und des Willens, und Herr Guizot besteigt dieselbe nicht ein einziges Mal, um die allgemeine Aufmerksamkeit der Kam⸗ mer auf den Zustand des Landes, auf die Nothwendigkeit, der Ungestraftheit ein Ende zu machen, hinzulenken! Und er, Herr Guizot, dessen mäͤchtige Stimme die Sophismen der Herren Bertyer und Chaix⸗d'Estange sicherlich vernichtet haben wuͤrde, er schweigt, er bleibt unbeweglich und stumm auf seiner Bank! Wir nehmen keinen Anstand, es auszusprechen: das Gesetz ist durch die Worte des Herrn Molé und durch das Schweigen des Herrn Guizot getoͤdtet worden. Beide sind gleich tadelns⸗ werth.“ — Die Oppositions⸗Journale jubeln natuͤrlich uͤber das Resultat der gestrigen Abstimmung, indeß wird ihre Freude durch die Erklaͤrung, daß das Ministerium nicht abtre⸗ ten werde, einigermaßen getruͤbt. „Bisher“, rust der Temps in seinem Unmuthe aus, „hatte man immer geglaubt, daß das Mi⸗ nisterium bei wichtigen Prinzipien⸗Fragen die Majoritaͤt ha⸗ ben muͤsse. Das Kabinet vom 6. September denkt daruͤber anders.“ — Ein anderes Oppositions⸗Blart meint, es sey etwas Seltsames und Unerhoͤrtes in einer Repraͤsen kativ⸗Regie⸗ rung, daß das Ministerium der Kammer zurufe: „Wir blei⸗ ben am Ruder; Ihr uͤbernehmt aber nun die Verantwortlich⸗ keit fuͤr Alles, was aus der Verwerfung des Gesetz⸗Entwurses entstehen kann!“ Dies sey eine Anomalie. Ein constitution⸗ nelles Ministerium koͤnne wohl sagen: „Wir wollen unter die⸗ sen Umstaͤnden die Verwaltung nicht weiter fuͤhren, da uns die bestehenden Gesetze nicht zureichend erscheinen und wir deshalb die Verantwortlichkeit fuͤr die Ereignisse nicht uͤbernehmen koͤn⸗ nen!“ Wenn es aber sage: „Wir wollen zwar noch ferner regieren; aber Du, Kammer, wirst verantwortlich seyn“, so sey dies eine im hoͤchsten Grade verfassungswidrige Sprache. Uebri⸗ gens moͤge man sich erinnern, daß die Journale des Herrn von Villele auch noch am Tage vor der Auftoͤsung seines Ministeriums versicherten, daß das Kabinet nicht abtreten wuͤrde. — Die Gazette de France sagt: „Ehre der Depu⸗ tirten Kammer! Sie hat das ganze doctrinaire System uͤber den Haufen gestuͤrzt; sie hat gesehen, wohin man sie fuͤhren wollte. Es ist Licht geworden. Der Despotismus entwickelte sich und wuͤrde nicht mehr aufzuhalten gewesen seyn. Dieses Ereigniß ist kolossal. Die Kammer hat jetzt dasselbe gethan, was der Cassationshof in Bezug auf den Belagerungs⸗Zustand that.“ („Ja wohl“, sagt das Journal de Paris, „der
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Cassationshof entwaffnete damals die Regierung, und die Kam⸗ mer hat das gegebene Beispiel vollstaͤndig gemacht!“)
Seit der Abstimmung uͤber keit der Pairie waren die Deputirten nicht so melt als gestern. Damals nahmen 421 Mitglieder an dem Skrutinium Theil. Gestern wuͤrden gerade eben so viel zugegen gewesen seyn, wenn nicht Herr Chaix⸗d'Estange Tages zupor nach Tours haͤtte abreisen muͤssen. Das Resultat der Abstim⸗ mung ist lediglich dem Eifer einiger Oppositions⸗Deputirten zu zuschreiben. Herr Golbery, der sieberkrank das Zimmer huͤtete, ließ sich in Betten einhuͤllen und fuhr einen Augenblick nach der De⸗ putirten⸗Kammer, um eine schwarze Kugel in dis rne werfen. Die Herren Teysséère und Petou, die ebenfalls gegen das Gesetz gestimm haben, waren gestern Vormittag mit Courierpferden angekom men; der Erstere hat 100 Meilen zuruͤckgelegt und war nur mit der groͤßten Anstrengung noch zur rechten Zeit eingetroffen Herr Viennet hat gar nicht mitgestimmt; er erklaͤrte den Mini stern, daß er keine Opposition machen wolle, aber auch das Ge⸗ setz nicht billigen koͤnne, deshalb werde er sich neutral halten Der Messager macht 200 Deputirte namhaft, die angeblich gegen den b gestimmt haben; unter ihnen befindet sich auch Herr Royer⸗Collard.
In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer
fuͤhrte wieder Herr Dup in den Vorsitz. Von den Ministern war bei Eroͤffnung derselben kein einziger zugegen; bald darauf aber erschien 68 Gasparin und nahm seinen gewoͤhnlichen Platz auf der Ministerbank ein. Waͤhrend der Vorlesung des Protokolls bildeten sich zur linken Seite zahlreiche Gruppen, die sich dem Anscheine nach von dem heutigen Berichte des „Journal des Débats“ uͤber die gestrige Sitzung unterhielten (S. oben.) Etwa nach einer halben Stunde traten der Graf Molé und Herr Guizot in den Saal, und bald nach ihnen auch der Großsiegelbewaäͤhrer und die Minister des Handels, des Seewesens und der Finanzen. Der Kriegs⸗Minister allein war abwesend. An der Tagesordnung waren die Berathun⸗ gen uͤber den Gesetz⸗Entwurf wegen eines Kredits zur Ausbesserung der großen Landstraßen. Da indessen die Versammlung auch um 2 Uhr noch nicht vollzaͤhlig war, so legte mittlerweile der Handels⸗Minister mehrere Gesetz Entwuͤrse zur Verbesserung der Fluß⸗Schifffahrt und zu verschiedenen Hafenbauten vor. In einem dieser Gesetz⸗Er twuͤrfe werden 7 Millisnen fuͤr die Schifffahrt auf der Maas von Sedan bis nach Beigien und 8 Millionen fuͤr die Schifffahrt auf der Seine stromaufwaͤrts von Paris verlangt. Nachdem diese Gesetz⸗Entwuͤrfe zum Druck verwiesen worden, eroͤffnete Herr Carl Dupin die auf der Tages⸗Ordnung stehende Debalte mit einem sehr aus⸗ fuͤhrlichen Vortrage, in welchem er den betreffenden Gesetz⸗Ent⸗ wurf und namentlich die Absicht der Regierung, einen Theil des Tilgungsfonds zum Chausseebau zu verwenden, sehr nach⸗ druͤcklich bekaͤmpfte. „Der erste Wahlbezirk des Corroze⸗Departements ist auf den 30sten d. M. in Tulle zusammenberufen worden, um statt des kuͤrzlich mit Tode abgegangenen Herrn Bedoch einen andern Deputirten zu waͤhlen.
Der General Bugeaud hat, wie der Moniteur heute an⸗ kuͤndigt, von dem Kriegs⸗Minister Befehle und Instructionen erhalten, um gleich nach seiner Ankunft in Afrika ein Verfahren gegen diejenigen Offiziere des 62sten Regimentes einzuleiten, die eine Protestation gegen gewisse Stellen in dem Berichte des Marschalls Clauzel unterzeichnet, solche dem Kriegs⸗Minister b und gleichzeitig in die oͤffentlichen Blaͤtter eingeruͤckt
aben.
Auf einen Bericht des Ministers des Innern hat der Koͤ⸗ nig genehmigt, daß eine goldene Medaille zu Ehren des Her⸗ zogs von Caraman geschlagen und demselben im Namen des Sengg. uͤberreicht werde, als ein Zeichen der Anerkennung fuͤr die Sorgfalt, die er verwundeten Franzoͤsischen Soldaten waͤh⸗ rend der Expedition nach Konstantine erwiesen habe. 1
Der Justiz⸗Minister hat kuͤrzlich eine Uebersicht von dem Zustande der kleinen geistlichen Seminare am 1. Januar 1837 auf das Bureau der Deputirten⸗Kammer niedergelegt. Es er⸗ giebt sich aus derselben, daß es in den 80 Dioͤcesen Frankreichs 121 solcher Srminare mit 16,619 Zöglingen giebt. Die Zahl dieser letztern hat sonach das gesetzliche Maxrimum von 20,000 noch nicht erreicht. Die meisten Schuͤler befinden sich in den Seminaren zu Bordeaux und Toulouse, naͤmlich resp. 300 und 280. Fuͤr 106 Seminare sind die Ausgaben regulirt und be⸗ laufen sich auf 4,215,300 Fr., also durchschnittlich auf 39,767 Fr. fuͤr ein jedes. Die Einnahme betrug im vorigen Jahre 4,015,110 Fr., mithin hat aus Staats⸗Fonds eine Summe von 200,190 Fr. zugeschossen werden muͤssen.
Auf den Antrag der Instructions⸗Richter beim Pairshofe sind kuͤrzlich wieder zwei muthmaßlech in das Meuniersche At⸗ tentat implizirte naͤmlich ein Commis, Namens Larue, und ein Tageloͤhner mit Namen Mohaud, gefaͤnglich eingezogen worden.
Gestern Abend waren in allen Kasernen der Hauptstadt zwei Compagnieen von jedem Regimente konsignirt.“
Am 25sten d. M. beginnen, sowohl hier in Paris, als im Weichbilde der Hauptstadt, die neuen dreijaͤhrigen Wahlen der Nae gs 9e. 5 8
lußer dem „Jeremias“ von Bendemann befinden ich a der hiesigen Gemaͤlde⸗Ausstellung noch zwei Bilcer Berliner Kunst⸗Ausstellung, nämlich die Hussiten⸗Predigt“ von Lessing, und „Heinrich IV. vor Gregor VII.“ von Begas.
In einem Schreiben aus Bayonne vom Aten d. heißt es: „Die seit einigen Tagen eingetretene strenge Witterung laͤhmt die Operationen. Die Berge sind mit Schnee bedeckt. Briefen aus dem Karlistischen Hauptquartiere vom 2ten d. zufolge, hat der Infant Don Sebastian am sten d. Lecumberry verlassen und sich mit mehreren Bataillonen nach Villanueva begeben. Die Christinos machen keine Bewegung. Es leidet jetzt keinen Zwei⸗ fel mehr, daß der vielbesprochene kombinirte Angriff an den Mißhelligkeiten zwischen den Generalen der Koͤnigin gescheitet⸗
zahlreich versam⸗
das Gesetz wegen der Erblich,