1837 / 120 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Kronik des Tages.

Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben den bisherigen Land⸗ und Stadtgerichts⸗Assessor Hentrich in Heiligenstadt zum Land⸗ und Stadtgerichts⸗Rath Allergnaͤdigst gu ernennen geruht.

Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben die Land⸗ und Stadtgerichts⸗ Assessoren Woltemas in Minden und Stubbe in Paderborn

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zu Land⸗ und Stadtgerichts⸗Raͤthen Allergnaͤdigst zu ernennen

geruht. 8

Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung

zu Erfurt ist der Kandidat Guͤnther zum evangelischen Pfarrer in Bornhagen ernannt worden;

zu Merseburg sind die Kandidaten des Predigtamts, Karl Adolf Saupe zum Pfarrer in Sitzenrode, Johann Friedrich Haaßengier zum Pfarrer in Woͤrmlitz, Gustav Adolf Klake zum Pfarrer in Hergisdorf, Johann Frie⸗ drich Wilhelm Kraatz zum Pfarrer in Strenz⸗Naundorf, Heinrich David Zscheyge zum Diakonus in Schweinitz, Karl Gottlob Reinicke zum Pfarrer in Blankenheim, Karl Gottfried Leberecht Recke zum Pfarrer in Weissenborn, und der Pfarr⸗Substitut zu Schlagenthin, Karl Friedrich

Wilhelm Gandert, zum Pfarrer in Schraplau ernannt worden.

Angekommen: Der Ober⸗Praͤsident der Provinz sen, Flottwell, von Posen.

Zeitungs⸗Nachrich vW1 11q“ Rußland. „Odessa, 14. April. Der Koͤnigl. Preußische Gesandte bei der hohen Pforte, Graf von Koͤnigsmark, ist am gten von hier uͤber Moskau und St. Petersburg nach Berlin abgereist. Am 10ten ging ein Theil der Flotte des Schwarzen Mee⸗ res, aus sechs Linienschiffen und zwei Fregatten bestehend, auf der hiesigen Rhede vor Anker, um Truppen aufzunehmen, die nach Sebastopol bestimmt sind, wo an den Festungsarbeiten be⸗

deutende Veraͤnderungen vorgenommen werden sollen

““ Frankreich.

In der heutigen Sitzung der Deputir⸗

ten⸗Kammer kam zunaͤchst die Eingabe eines Pariser Ingenieurs, Namens Weber, zur Berathung, welcher uͤber die von dem General⸗ Direktor der Bruͤcken und Chausseen gestellten Bedingungen fuͤr den Zuschlag der Eisenbahn von Paris nach Versailles Klage fuͤhrte. Nach einer wenig erheblichen Debatte wurde die Be⸗ schwerde, als unbegruͤndet, durch die Tagesordnung beseitigt. (Fuͤr den Zuschlag der gedachten Eisenbahn stand ein Termin auf den Zesten d. M. an.) Nach Erledigung dieser Angele⸗ genheit trat der Finanz⸗Minister mit dem Antrage hervor, daß die Kammer den Gesetz⸗Entwurf uͤber die Aussteuer fuͤr die Koͤnigin der Belgier auf die Tagesordnung einer ihrer naͤch⸗ sten Sitzungen stellen moͤchte. Die Versammlung beschloß, sich mit diesem Gegenstande gleich nach Beendigung der gegenwaͤr⸗ iigen Debatte uͤber die Algierschen Angelegenheiten zu beschaͤf⸗ tigen. Letztere wurde sodann wieder aufgenommen.

In der gestrigen Sitzung des Pairshofes nahmen nach ein⸗ ander die Vertheidiger der drei Angeklagten das Wort. Der Verthei⸗ diger Mennier's suchte darzuthun, daß sein Klient wegen seines be⸗ schränkten Kopfes nicht vollkommen zurechnungsfähig sey, und drückte zuletzt die Hoffnung aus, daß, wenn er gleichwohl zum Tode verur⸗ theilt werden sollte, sich Stimmen zu seiner Begnadigung erheben würden. Die Herren Ledru⸗Rollin und Chaix⸗d'Est⸗Auge gaben sich hauptfächlich Mühe, das Haupt⸗Argument der Anklage, nämlich das Loofen zwischen den drei Angeklagten, zu entkräften und es als eine Lüge Meunier's darzustellen, der entweder durch diese Anssage seinen Kopf zu reiten oder seine wahren Mitschuldigen zu verbergen suche. Hätte aber, meinten die Vertheidiger, j

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Paris, 24. April.

jenes Loosen auch wirklich stalt⸗ gefunden, so deute wenigstens Alles darauf hin, daß es von Seiten der Angeklagten Laraux und Lacaze in einem Augenblick des Rau⸗ sches geschehen und von ihnen später in keinerlei Weise als eine ernste Sache betrachtet worden sev. Die heutige Sitzung ward noch mit cinigen Zeugen⸗Verhören und mit den Repliken des General⸗ rokurators und der Vertheidiger ausgefüllt. Nach Beendigung der⸗ selben wandte sich der Präsident an Mennter und fragte ihn, ob er noch etwas hinzuzufügen habe. Meunier: „Alles, was ich dem Gerichtshofe gesagt habe, ist die Wahrheit. Keine Lüge ist über meine Lippen gekommen, und weun mein Gedächtniß treuer wäre, so würde ich leicht noch Man⸗ ches haben hinzufügen können, was meine Erklärungen bestätigte. Ich habe die Wahrheit gesagt, nichts als die Wahrheit.“ Der Prä⸗ sident: „Ihr begreist die Folgen Eurer Worte. Habt Ihr Euecr Gewissen befragt? Seyd Ihr sest überzeugt, daß Ihr keinen Un⸗ schuldigen anklagt?“ Meunier: „Ich beharre het dem, was ich gesagt habe, weil es die Wahrheit ist.“ Der Präsident zu La⸗ vaur: „Habt Ihr Eurer Vertheidigung noch ectwas hinzuzufügen?“ Lavaux: „Ich erkläre vor Golt, daß ich in Allem, dessen man mich anklagt, uünschuldig bin.“ Lacaze erwidert auf die gleiche Frage: „Ich habe nur zu sagen, daß das erwähnte Loosen niemals statigefunden hat.“ Hierauf wurden die Anzeklagten in ihr Gefäng⸗ niß zurückgeführt, und der Pairshof zog sich in sein Berathungs⸗Zim⸗ mer zurück. *) 3 Ein hiesiges Blatt sagt. „Es war gestern das Geruͤcht verbreitet, Herr Montalivet habe sich am Morgen zu Herrn hiers begeben, und dieser habe sagen lassen, er sey nicht zu ause. Aus jenem Schritte will man schließen, daß das Kabi⸗

*²) Einem gestern (29sten) nach 7 Uhr Abends durch den Tele⸗ graphen hier eingegangenen Auszuge aus dem „Journal des Debats“ dem 27sten zufolge, wäre die über Meunier verhängte Todesstrafe in lebenslängliche Gefangenschaft verwandelt worden. Ueber das Schick⸗ sal der beiden anderen Verurtheilten schweigt diese Mittheilung.

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net vom 15. April die Absicht habe, sellen, da die Sonnabends⸗Sitzung daß Herr Barthe nicht im ßig zu vertheidigen.“ ( 7)

Der Deputirte, Herr Charreyron, der uniaͤngst in seiner Eigenschaft als Praͤsident des Civil⸗Gerichts in Limoges von dem

erausgeber der „Gazette du Limousin“ hart angegriffen wor⸗ den war, und selbst auf eine gerichtliche Untersuchung angetra⸗ gen hatte, um sich von den gegen ihn vorgebrachten Beschuldi⸗ gungen zu reinigen, ist von dem betreffenden Gerichtshofe von jeder Schuld freigesprochen worden. Derselbe wird sonach in diesen Tagen in Paris erwartet, um wieder an den Sitzungen der Kammer Theil zu nehmen.

Fuͤnfundvierzig Einwohner von Vordeaux, welche Zucker⸗ Plantagen in den Franzoͤsischen Kolonieen besitzen, haben sich kuͤrzlich an die Deputirten-Kammer mit der Bitte gewandt, den ihr vorliegenden Gesetz⸗Entwurf uͤber die Herabsetzung des Eingangs⸗ Zolls vom Rohrzucker moͤglichst bald zu erledigen, da ihre Lage sich durch die Ungewißheit, in welcher der Kaufmannsstand nun schon seit Monaten uͤber diesen Gegenstand schwebe, mit jedem Tage verschlimmere.

Herr Fonfrède wird mit Naͤchstem wieder in Paris zu— ruͤckerwartet. Er soll nur auf wenige Tage nach Bordeaux ge⸗ gangen seyn, um einige Privat⸗Angelegenheiten zu ordnen.

. Die Quotidienne enthielt in ihrer Nummer vom 22. April eine Zusammenstellung der angeblich von Karl X. im Ja⸗ nuar 1830 und von Ludwig Philipp im Januar 1837 auf die Civilliste angewiesenen Unterstuͤtzungen. Der Polizei⸗Praͤfekt hat sich hierdurch veranlaßt gefunden, einen Artikel in die „Quoti⸗ dienne“ einruͤcken zu lassen, worin er darauf hinweist, daß die Berechnungen dieses Blattes auf einer grundfalschen Basis be⸗ ruhten, indem dasselbe seine Zahlen⸗Angaben bloß aus dem Mo⸗ niteur geschoͤpft habe. Unter Karl X. sey es aber gebraͤuchlich gewesen, alle dergleichen Unterstuͤtzungen ohne Ausnahme durch den „Moniteur“ zur oͤffentlichen Kenntniß zu bringen, waͤhrend dies unter der gegenwaͤrtigen Regierung miemals geschehe, we⸗ nlgstens nicht in amtlicher Weise, so daß, wenn hin und wieder etwa ein Akt der Freigebigkeit des Koͤnigs durch die Zeitungen verbreitet werde, die Betheiligten selbst diese oͤffentliche Anzeige im Gefuͤhl ihres überstroͤmenden Daͤnkes veranlaßt hätten. Es werden hierauf die einzelnen Summen aufgeführt, die der Koͤnig und die Koͤnigin im Januar d. J. an Geschenken und Unterstuͤtzungen aus der Civilliste gezahlt haben; dieselben belaufen sich auf 94,605 Franken, waͤhrend die „Quoti⸗ dienne“ sie bloß auf 1600 Fr. berechnet hatte. Karl X. hatte im Januar 1830 etwa 80,000 Fr. zu milden Zwecken herge⸗ geben; die jetzige Civilliste wuͤrde also nahe an 15,000 Fr. mehr als die damalige bewilligt haben. „Wenn man erwaͤgt“, fuͤgt die Charte von 1830 hinzu, „daß Karl X. ein Einkommen von 25 Millionen fuͤr sich und von 7 Millionen fuͤr die Mit—⸗ glieder seiner Familie hatte, waͤhrend Ludwig Philipp, bei einer zahlreichen Familie, zur Unterhaltung der Kron⸗Domainen, zur Aufmunterung der uͤnste, zu Unterstuͤtzungen aller Art und zu den Ausgaben seines Haushaltes nur eine Civilliste von 12 Millionen hat, so wird man sich leicht uͤberzeugen, ob die Zu⸗ sammenstellung der „Quotidienne“, nachdem solche durch die obige Berechnung berichtigt worden ist, zum Vortheile der jetzi⸗ gen oder der damaligen Dynastie ausfaͤllt.“

Die Nouvelle Minerve theilt ein sehr langes Schrei⸗ ben des Prinzen Ludwig Buonaparte an seine Mutter mit. Dasselbe ist von der Rhede von Rio Janeiro datirt. Der Prinz zeigt sich in diesem Briefe noch sehr besorgt uͤber das Schicksal seiner Mitangeklagten, von deren Freisprechung er noch nichts wußte. Nachstehendes ist eine charakteristische Stelle aus demselben: „Man wird mich fragen, was mich zwang, eine guͤckliche Existenz aufzugeben, um mich allen Gefahren eines gewagten Unternehmens auszusetzen? Ich erwidere, daß eine geheime Stimme mich antrieb, und daß ich um nichts auf der Welt einen Versuch, der mir alle Aussicht zum Er⸗ solg darzubieten schien, auf eine andere Zeit verschoben haͤtte. Und am schmerzlichsten fuͤr mich ist es, daß jetzt, wo die Wirklichkeit an die Stelle bloßer Vermuthungen getreten ist, mir die Ueberzeugung hleibt, daß ich gegenwaͤrtig, statt mich unter dem Aequator zu besinden, in meinem Vaterlande seyn wuͤrde, wenn ich den anfangs entworfenen Plan befolgt haͤtte. Was kuͤmmert mich das Geschrei des gemeinen Haufens, der mich ei⸗ nen Unsinnigen neunt, weil ich gescheitertbin, und der mein Verdienst uͤbertrieben haben wuͤrde, wenn ich gesiegt haͤtte. Ich nehme die ganze Verantwortlichkeit des Ereignisses auf mich; denn ich habe aus Ueberzeugung gehandelt und bin nicht verfuͤhrt wor— den. Ach, wenn ich das einzige Opfer waͤre, so wuͤrde ich nichts zu beklagen haben! Ich habe bei meinen Freunden eine gräͤn⸗ zenlose Hingebung gefunden und habe Niemanden einen Vor⸗ wurf zu machen!“

Gestern fand auf dem Marsfelde das erste diesjaͤhrige Pfer— de⸗Rennen statt, dem die Herzoͤge von Orleans und von Ne⸗ mours als Zuschauer beiwohnten. In dem ersten Rennen um den sogenannten Omnibus⸗Preis von 2000 Fr. und 200 Fr. Einsatz liefen zwei Pferde: die „Citadelle“ des Grasen von Cambis, und die „Donna Maria“ des Lord Seymour. Letztere siegte. Um den zweiten, den sogenannten Poͤnttenz⸗ Prei⸗ liefen drei Pferde: die „Esmeralda“ des Grafen von Cambis, die „Juliette“ des Lord Seymour, und die „Norma“ des Herrn Lupin. „Esmeralda“ siegte.

Man liest in dem Phar de Bayonne vom 20. April: „Nachrichten aus Spanien zufolge, hat fast in der ganzen Cen⸗ tral⸗Armee eine aufruͤhrerische Bewegung stattgefunden; im Koͤ⸗ nigreiche Valencia haben sich, ohne die Mitwirkung der Mili⸗ tair⸗Behoͤrden, Frei⸗Corps gebildet, die aus lauter Revolutio⸗ nairs bestehen. Als eines dieser Corps, das den General Lo⸗ renzo (der wegen seines Benehmens auf der Insel Cuba nach Alicante verbannt worden war) zum Anfuͤhrer gewaͤhlt hatte, auf seinem Marsche der Kolonne des Brigadiers idalgo begegnete, der eben in der Verfolgung Forcadell's begriffen war, theilte der

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sich Herrn Thier uge, augenscheinlich bewiesen ha e, Stande sey, das Kabinet zweckmaͤ⸗

aufruͤhrerische Geist sich auch dieser Kolonne mit, vere absetzte und Maͤnner ihrer Wahl an deren Indessen scheint es, daß der Geist

so um sich gegriffen hat, daß selbst der General Lorenzo ihrer E gewachsen war und daher das Kommando niederge⸗ egt hat.

die ihre Offi⸗ Stelle berief.

In einem Schreiben aus Bayonne vom Losten d. heißt

es: „Wir empfangen in diesem Augenblick die Gazette d'Oñate vom 18ten d. Sie enthaͤlt mehrere Dekrete, deren wichtigste Artikel folgendermaßen lauten: „„Art. 1. Der 1836 in London von meinen Staats⸗Ministern, Bischof von Leon und Herrn Erro, einer⸗ und von Herrn Ouvrard anderer⸗ seits unterzeichnete Vertrag wird hiermit fuͤr null und nichtig erklaͤrt. rt. 2. Herr Ouvprard wird aufhoͤren, die Bons je⸗ ner Anleihe auszugeben.““ Ein anderes Dekret lautet seinem wesentlichen Inhalte nach also: „Es wird ein Kapi⸗ tal zum Nennwerthe von 20 Millionen Piaster in Koͤnigl. Schatzkammer⸗Scheinen kreirt. Diese 20 Mill. Piaster werden in 200,000 Bons eingetheilt, davon 50,000 jeder zu 200 P., 50,000 jeder zu 100 P. und 100,000 jeder zu 50 P. Diese Scheine werden fuͤr jetzt zu 50 pCt. vom Nominal⸗Werthe aus⸗ S Die Inhaber dieser Scheine erhalten vom Tage des mpfanges ab 5 pCt. jaͤhrlicher Zinsen, die halbjaͤhrlich in Ma⸗ drid, oder in London, Paris und Amsterdam, nach der Wahl des Inhabers bezahlt werden. Das Nominal⸗Kapital wird bin⸗ nen 8 Jahren, von dem Tage meines Einruͤckens in Madrid, oder meiner Anerkennung in jener Hauptstadt ab, baar zuruͤck⸗ gezahlt. Diese Koͤnigl. Bons werden fuͤr die erste Schuld des Staats erklaͤrt. Art. 14. Die durch die Ouvrardsche Anleihe schon entstandene Staats⸗Schuld soll liquidirt werden. Estella, 8. April. (Gezeichnet von der Hand des Koͤnigs) A. D. Pedro Alcantaro; Diaz de Labandero.““ An der heutigen Boͤrse ist die Spanische aktive Schuld um 1 pCt. gefallen, weil das Geruͤcht von Unruhen und von einer Ministertal⸗Veraͤnderung in Madrid verbreitet war. Auch die Nachricht von der neuen Anleihe des Don Carlos trug zum Fall der obigen Fonds bei.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 24. April. Nachdem Lord Canning und der neue Bischof von Salisbury ihre Sitze eingenommen hatten, bean⸗ tragte der Marquis von CTlanricarde die zweite Lesung der von ihm eingebrachten Bill zur Verbesserung der Grundstuͤcke in Irland, die ohne Abstimmung genehmigt wurde. Der An⸗ tragsteller bemerkte, die Bestimmungen der Vill ingen dahin, daß der Lord⸗Lieutenant in der Geheimeraths⸗ Begammühne Kommissarien ernennen solle, um zu untersuchen und daruͤber Bericht zu erstatten, inwieweit und wo oͤffentliche Bau⸗ ten und Arbeiten unternommen werden koͤnnten, und in⸗ wieweit die Grundstuͤcke zu diesem Zweck zu besteuern sepen. Diese Bill, fuͤgte er hinzu, stehe auch in einiger Bezie⸗ hung zu der von den Ministern eingebrachten Bill zur Verbef serung des Armenwesens in Irland. In Be⸗ Eug auf letztere außerte er jedoch die Meinung, daß sich das nglische System der Arbeitshaͤuser, als Zuflucht fuͤr die Armen, schwerlich eben so wenig auf Irland wie auf Schottland wuͤrde uͤbertragen las⸗ sen; er glaubte vielmehr, das Beste wuͤrde seyn, zuvoͤrderst fuͤr die Kranken und Arbeitsunfaͤhigen zu sorgen und ihnen Unter⸗ stuͤtzung in ihrer Wohnung zukommen zu lassen, dann aber be⸗ sonders das Auswandern zu beguͤnstigen und zu unterstuͤtzen; haͤtte man diesen Versuch ein paar Jahre gemacht, dann werde man ja sehen, was der Erfolg seyn wuͤrde. Auch der Graf von Limerick, der sich gegen die Meinung verwahrte, als solle aus dem Irlaͤndischen sen eine Parteifrage gemacht werden, glaubte, daß die von den Ministern vorgeschlagene Maßregel, statt die Armuth in Ir⸗ land zu vermindern, gerade die entgegengesetzte Folge haben und das ganze Land pauperisiren wuͤrde. Eben so sprach sich der Graf von Wicklow aus. Lord Brougham bezweifelte es ebenfalls, daß das Englische Armen⸗System sich in Irland wuͤrde einfuͤhren lassen, wo so schwer Arbeit u bekommen sey; veel mehr Erfolg versprach er sich von der ufmunterung zum Auswandern und von der Maßregel des Marquis von Clanri⸗ carde, durch welche Kapitalien nach Irland wuͤrden ezogen wer⸗ den. Nachdem Lord Melbourne dem Hause die ersicherung ertheilt hatte, daß das Ministerium alle Bedenken bei dieser Sache aufs ernstlichste pruͤfen werde, wurde diese Diskussion geschlossen. Oberhaus. Sitzung vom 25. April. laͤndischen Munizipal⸗Reform⸗Bill in einem sehr vollen in welchem sich namentlich die große Anzahl der anwesenden Bi⸗ schoͤfe bemerklich machte. Er wies darauf hin, daß eine Ver⸗ besserung in der Verwaltung der Irlaͤndischen Staͤdte durch die Nothwendigkeit geboten werde, und das der Widerstand gegen die vorliegende Maßregel keinen anderen Erfolg haben wuͤrde, als die Gefaͤhrdung der Union zwischen Großbritanien und Ir⸗ land. Er muͤsse daher in das Haus dringen, die Bill anzuneh⸗ men und vor allen Dingen sich davor zu huͤten, ihr durch aͤhn⸗ liche Aeußerungen zu opponiren, wie sie den fruͤheren Wider⸗ spruch gegen die Bill charakterisirt häͤtten. Zeit sey es, dem ge⸗ fahrvollen Kampfe und den unnatuͤrlichen Zwistigkeiten, welche dieser Gegenstand herbeigefuͤhrt habe, ein Ende zu machen. Der Herzog von Wellington erklaͤrte darauf, er werde sich der zweiten Verlesung der Bill nicht widersetzen, sondern sich auf Amendirung derselben im Ausschusse beschraͤnken. Es müsse etwas fuͤr die Corporationen in Irland geschehen, obgleich er nicht dafuͤr sey, eine Art ausschließlicher Gewalt in denselben zu vernichten, um eine andere Art eben so ausschließlicher Auto⸗ ritäät einzufuͤhren, zumal da diese letztere dem protestantischen Interesse gefaͤhrlich seyn und sich in den Haͤnden der niedrigsten Klasse der buͤrgerlichen Gesellschaft befinden wuͤrde. Er muͤsse sich jedenfalls dern, daß dieselbe oder vielmehr eine noch

der Insubordination spaͤterhin

am 12. Januar

Lord Mel⸗ bourne eroͤffnete die Diskussion uͤber die zweite Lesung der Ir⸗

Hause,