“ 11“ P o r t u g a 1 v116161AA6A“A“ Lissabon, 23. April. Ein Bericht des Obersten Vallenjo an den Kriegs⸗Minister meldet die Zerstreuung einer bedeuten⸗ den Raͤuberbande, die seit laͤngerer Zeit den Distrikt Guarda beunruhigt gehabt. Die gegen sie ausgesandte Truppen⸗Abthei⸗ lung nahm acht Mann gefangen, die sie jedoch unterweges ohne vorhergegangenes Urtheil umbrachte, weil sie von einer starken Raäaͤuberschaar uͤberrumpelt wurde. Die Regierung hat eine strenge Untersuchung dieses eigenmaͤchtigen Verfahrens angeord⸗ net. Der die 8te Militair⸗Division befehligende Oberst in der Serra meldet, daß er mehrere einzelne Miguelistische Banden geschlagen habe. Wo Remeschido dermalen eigentli⸗ nicht in Erfahrung gebracht werden.
Konstantinopel, 5. April. (Deutscher Cour.) Die Franzoͤsische Regierung hat, nach kürzlich hier eingelaufenen Be⸗ fehlen, die Commissaire, welche sie zum Zweck der Unterhand⸗ lungen uͤber den Handels⸗Vertrag ernannt hatte, zuruͤckberufen. Die Instructionen des Franzoͤsischen Kabinets lauten, ganz uͤber⸗ einstimmend mit denen der Britischen Regierung, dahin, daß
der beantragte Handels Vertrag nothwendig als Grund⸗Bedin⸗ gung die Eroͤffnung aller Haͤfen der Tuͤrkei und die freie Aus⸗ suhr der Erzeugnisse derselben festsetzen müuͤsse. Rußland aber hat sich gegen eine solche Konzession ausgesprochen, und da unter solchen Umstaͤnden, bei offenem Zerwuͤrfniß unter den großen mit der Tuͤrkei Handel treibenden Maͤchten vorerst ein allge⸗ meiner Handelsvertrag doch nicht zu Stande kommen kann, so ist einstweilen einem andern dringenden Beduͤrfnisse des hiesigen Handelsstandes dadurch abgeholfen worden, daß ein Handet’sge⸗ richt errichtet wurde. Die Mitglieder desselben sollen zur Heaͤlfte aus Franken und zur andern Haͤlfte aus Tuͤrken beste⸗ hen; als Besoldung ist ihnen eine Sporteltaxe von 3 Prozent des Betrags der von ihnen zu ordnenden oder zu entscheidenden Rechtsfaͤlle angewiesen worden. Der desfallsige Ferman ist so eben von der Pforte erlassen worden. Diese neue Anordnung war um so dringender, als die Kaufleute unter den Rajah's sich haͤufig mit dem Kadi verstanden und dann ungestraft betruͤg— ichen Bankerott machten. In der letzten Zeit waren mehrere Fälle dieser Art vorgekommen. — Der gewoͤhnliche Korrespondent der Times in Konstan⸗ inopel, der sich mit O. unterzeichnet, und den Einige fuͤr Herrn Urahart selbst halten, erklaͤrt sich unterm 5. April uͤber die vielen widersprechenden Geruͤchte von Mißhelligkeiten zwi⸗ schen Lord Ponsonby und Herrn Urahart nun endlich dahin, aß er selbst nicht mehr daraus klug werden koͤnne, es gehe uͤber sein Vermoöͤgen, tantas componere lites, nur so viel sey gewiß, aß man keine Anstalten zur Abreise des Herrn Urghart sehe. In ihrem folgenden Blatte giebt die Times einen fast zwei Spalten langen Brief eines anderen, sich G. P. unterzeichnen⸗ den Korrespondenten, vom 26. Maͤrz, der nichts als ein fort⸗ laufender strenger Tadel des Herrn Urqhart und des mit O. unterzeichneten Korrespondenten ist. Der zuletzt erwaͤhnte meldet noch unterm 5ten April: „Gestern wurde im Zoll⸗Amte ein Hattischeriff vor einer großen Versamm⸗ lung Europaͤischer Kaufleute verlesen, um anzutuͤndigen, daß der Großherr den ernstlichen Nachtheil in Erwaͤgung genommen, welchen sie durch die Befugniß der inländischen Kauf⸗ leute, sich in streitigen Faͤllen unter den Schutz der Tuͤrkischen Handels Gesetze zu stellen, erlitten, und daher gnaͤdigst zu be⸗ fehlen geruht habe, daß jeder solcher Streit kuͤnftig einer Kom⸗ mission vorgelegt werden solle, die zu gleichen Theilen aus Ge⸗ waͤhlten beirder Nationen bestehen und die sich auf die in dem besten .. aufgestellten Grundsaͤtze stuͤtzen solle. Ich hoffe, im Stande zu seyn, Ihnen mit naͤchster Post eire ö dieses hoͤchst wichtigen Aktenstuͤckes zu senden. Diese kuͤhne Neuerung giebt dem Sultan Anspruch auf die Bewun⸗ derung und Dankbarkeit eines Jeden, der bei dem Levantischen
b betheiligt ist.“ Griechenland.
Athen, 5 April. (Allg. Z.) setzen ihren ruhigen Gang ohne äußere Stoͤrung fort; auch in den Gemuͤthern herrscht mehr Ruhe, weniger in den Blaͤttern. Der Sotir hat noch keine entschiedene Farbe angenommen, er steht noch auf der Scheide fuͤr oder gegen die Regierung; die Elpis und die Athene sind in Opposition. Sie sind nicht zufrieden mit dem, was sie die Langsamkeit des Conseils⸗ Praͤsidenten nennen, sie moͤchten gern entschiedene Maßre⸗ geln, naͤmlich in ihrem Sinne, abgesehen vom taͤglichen Stoffe fuͤr ihre Leser zur Unterhaltung. Verstaͤndige erkennen die Ab⸗ sicht der neuen Verwaltung wohl an, die Verhaͤltnisse dadurch zu konsolidiren, daß sie an die Stelle der bisherigen Willkoͤr, die neben der scheinbaren Tendenz nach liberalen Formen in den Sachen auf das aͤrgste herrschte, Gerechtigkeit setzt, indem diese geuͤbt und das oͤffentliche Interesse mit dem der Familien, welche im Dienste sind, verbunden wird. Man war gewohnt, Fa⸗ milieg, welche mißfaͤllig geworden waren, man wußte meist nicht, warum, uͤber Nacht zu entfernen, und Maͤnner, welche die ge⸗
“
Unsere Angelegenheiten
vII“ wohnte Farbe nicht hatten, brodlos zu machen oder zu lassen. Als deshalb die Regierung sich genoͤthigt fand, vier Gouverneure von ihren Plaͤtzen zu entfernen, war man fast verwundert, nur Versetzungen, nicht Entsetzungen zu erfahren. Damit sind Viele vorzuͤglich die nach Plaͤtzen Begierigen, unzufrieden, und Sie wissen, wie groß die Zahl von diesen ist. Andere, die nicht eige⸗ nes Interesse blendet, und die selbst Ruhe haben und Anderen goͤnnen, meinen, diese Weise allein fuͤhre zur Beruhigung, Kon⸗ solidirung und selbst zur Verbesserung der Dienstes⸗Moralitaͤt. In Bezug auf diese sind allerdings mehrere und selbst bedeutende Individuen von der oͤffentlichen Meinung stark notirt, z. B. der Finanz⸗Direktor L., ob ich gleich nicht entscheiden moͤchte, ob nicht gerade das anerkannte Talent und die Gewandheit des Man⸗ nes seine Feinde vermehrt hat; doch scheint es nicht, als werde dieser Mann an seinem Platze bleiben koͤnnen. Wahrscheinlich wird er als Prokurator an den Koͤniglichen Rechnungshof kom⸗ men, und dort gute Dienste leisten. Das Geruͤcht bezeichnet den Spezzioten Botasis, einen Ehrenmann in jeder Hinsicht, als seinen Nachfolger. Die Parteien sind dabei natuͤrlich fort⸗ dauernd in Thaͤtigkeit, und die Englaͤnder, d. i. die Freunde der Herren Church und Lyons suchen sich aller Orten, besonders auch am Hofe zu konsolidiren. Sie bilden nebst den Phanarioten den Schweif der archikancellarischen Verwattung. Auch Herr Frey gehoͤrt zu diesen, ein Mann, der nach allgemeinem Uxtheil der Kundigen in untergeordneten Verhaͤltnissen ziemlich brauchbar waͤre, aber, durch die Zulassung zu hoͤheren Geschaͤften ver⸗ woͤhnt, sich fuͤr einen Staatsmann und Gesetzgeber Halt. Er ist den Griechen uͤberaus verhaßt, nicht bloß weil er Freund und Beschuͤtzer des Hrn. Lassanis, sondern auch Urheber der meisten antinationellen Maßregeln der fruͤheren Verwaltung ist. — In Patras gab es am l4ten einige Unruhen wegen Vollziehung des Gewerbsteuergesetzes. Dieses beruht auf einer hoͤchst laͤstigen Schaͤtzung des Einkommens, aͤhnlich einem fruͤheren Erwerbge⸗ setze, dessen Einfuͤhrung der Graf Armansperg vor einigen Jah⸗ ren versucht hatte, wiewohl ohne Erfolg. Ob man wohl das Gesetz bei der Ausfuͤhrung wesentlich modefizirte, so schlossen doch auf einmal die Gewerbetreibenden ihre Buden, Metzger und Baͤcker versagten den Dienst. Nach drei Tagen, noch ehe Militair an⸗ kam, war die Ruhe hergestellt. Staatsrath Monarchidis, der zur Untersuchung einiger Gouvernements des westlichen Grie⸗ chenlands abgesendet war und uͤber Patras ging, beruhigte die Bewohner, und der Staatsrath Baltinos, der zu demselben Zwecke nach Patras selbst unmittelbar darauf kam, vollendete das Werk. D.ese Bewegung so wenig als Excesse, welche bei den Gemeinden⸗ und Distrikts⸗Wahlen an mehreren Orten des Peloponneses vorfieten, hatten einen politischen Charakter; doch waren bei denen in Patras Intriguen im Spiel. Dieser Dinge kann eine geordnete Regierung bald Herr werden; aber hoͤchst ungluͤcklich sind die Folgen des Erdbebens, weiches seit dem 20. Maͤrz verspuͤrt wurde und in einigen schwaͤchern Sroͤßen heute
gemeldet. Gott sey Dank, daß sie sich nicht bestaͤtigt haben! Außer Hydra scheint keine Insel merkbar gelitten zu haben. Wr sehen taͤglich der Ankunft Oesterreichischer und Fronzoͤsischer Dampfschiffe entgegen. Das erste Dampfschiff, die „Marianne“, machte die Reise von Athen nach Triest in 109 Stunden, d. i. in weniger als fuͤnf Tagen, und man ist also der Zeit nahe, wo es moͤglich seyn wird, von Muͤnchen nach Athen in acht Tagen zu kommen. Man sagt, daß dieses Beispiel anderer Staaten und das dringendste Beduͤrfniß Griechenlands Se. Majestat den Koͤnig bewogen habe, ein großes Regterunge⸗Dampfich ff von 120 Pferdekraͤft und die Maschine zu einem anderen von 80 Pferde⸗ kraft, das in Griechenland gebaut werden soll, in England zu kaufen. Ein kleineres ist in Poros im Bau begriffen, welchen Tombasis mit großer Geschickuchkeit fuͤhrt. Die Maschine des fruͤheren Dampfboors „Hermes“ wird dazu verwendet. Es wird 45 Pferdekraft haben, und Anfangs Juni dienstfaͤhig seyn. Das wir im Vorwaͤrtsschreiten begraffen sind, ist unleuzbar. Es geht zwar nicht im Sprunge, aber es geht doch vorwaͤrts, und das ist bei unserer Lage das Wesentliche.
Wissenschaft, Kunst und Literatur. Ueber die das Wunderkind Vito Mangiamele betref⸗ fende Mittheilung aus Paris in Nr. 51 dieser Zeitung.
Unter den drei Rechnungs⸗Aufgaben, die dem jungen Vito bei seiner Anwesenheit in Marseille gestellt und angeblich von diesem ge⸗ löst worden sind, besindet sich folgende: 8
Wenn man aus einem Fasse mit Wein 12 Zuart schöpft und dagegen 12 Quart Wasser hineingießt, diese Operation viermal vor⸗ nimmt und sich alsdann in dem Fasse noch 54 Quart aun reinem Wein befinden: wieviel QGuart Wein müssen ursprünglich in dem Fasse ge⸗ wesen seyn?
Diese Aufgabe hat das Eigenthümliche, daß man im ersten Augenbeicke zu dem Glauben verleitet wird, als ließe sich das Re⸗ sultat äußerst leicht auffinden. Vielleicht hat daher auch mancher Leser dieser Zeitung sich sofort über die Auflösung hergemacht, ohne jedoch, bei aler Mühe und Anstrengung, ein Resultat, das den ge⸗
noch fuͤhlvar ist. Aus Santorin wurden die schlimmsten Dinge
dem als Mathematiker bekannten Regierungs⸗Ban⸗Inspektor Sachs 1“
in seinen bei Albert Förstner, früher Wilh. Schüppel, im Druck erau-x,. 1 e“ schienenen „unterhaltenden Verstandes⸗Uebungen“ (neuestes Heft) E“ ohne Hülfe der Algebra angestellten Berechnung die gedachte Auf⸗ 11““ gabe in der That unlösbar ist; d. h., daß, was auch das ur⸗ sprüngliche Wein⸗Quantum gewesen seyn mag, unter den gegebenen Bedingungen niemals 54 Quart reinen Weins übrig geblieben seyn können. War nämlich jenes ursprüngliche Quantum eine ganze Zahl, so kann nie und unter keinen Umständen nach einer vierma⸗ sigen Ausschöpfung die Zahl 54 übrig geblieben seyn, da weder diese
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Zahl selbst, noch einer ihrer Faktoren eine vierte Potenz von irgend einer Zahl ist. War dagegen das ursprüngliche Wein⸗Quantum eine Bruchzahl, so kann wieder die Quantität der Ausschöpfung niemals eine ganze Zahl und also auch nicht 12 Quart gewesen somn⸗ üum ein Rest Guantum von 54 Quart reinen Weins zu haben, Hätte nun also der junge Vito Mangiemele die ihm in obiger Wesse gestellte Aufgabe dennoch gelöst, so würde er den Beinamen einet Wunderkindes im eigentlichsten Sinne des Wortes verdienen.
8 —— Amtliche Nachrichten. S6III Anös 8 1“ Den 8. Mai 1837. KiFronik des Tages.
Amtlicher Fonds- and deld-Cdaurs-Zettel. “] 1.A4“ Pr. Cour. Pr. Cour Abgereist: Se. Erlaucht der Graf Joseph zu Stol⸗
S 8 Brief. Geld. erg⸗Stolberg, nach Leipzig. LTT. 8-. b Der Koͤnigl. Saͤchsische General⸗Major von Fabrice, nach 4 221, Dresden. r.
645/12 97 ¾¼ 8₰ 8
102 2 103 Zeitungs⸗Nachricht E14121413“*“
— Gold al marco. Neue Duk. 43 Friedrichsd'or. . 103 G And. Goldmüu- E““ 103 — sren à 6 Thl. 12 ⅓ Frankreich. — 103 Hpisconto. n —hhlh Paris, 3. Mat. Gestern empfing der Koͤnig den Fuͤrsten on Talleyrand und fuͤhrte darauf den Vorsitz im Minister⸗Rathe. Das Journal des Débats enthaͤ t Folgendes: „Der herzog von Broglie will in diesen Tagen abreisen, um der brinzessin Helene von Mecklenburg entgegenzugehen. Der edle air wird ihr, wie es heißt, nach Deutschland entgegen ge⸗ n. Der General⸗Lieutenant Gourgaud, von dem Koͤnige bgesandt, soll seinerseits Ihrer Hoheit bis an die Franzoͤsische baanze entgegenreisen. Die Peinzessin wird am 26. Mai in Ret, und am 28sten, ohne die Hauptstadt zu beruͤhren, in Fon⸗ inbleau eintreffken. Die Vermählung wird am 30sten im Schbosse von Fontainebleau gefeiert werden, das jetzt vollständig ünd auf das glänzendste restaurirt ist. Die Koͤnigliche Familie il vier Tage in Fontainebleau bleiben, wo prachtvolle Feste aufinden sollen; dann auf einige Tage nach Paris gehen und ch von dort nach Trianon begeben, wo Ihre Majestaͤten und Uhre Koöͤniglichen Hoheiten bis nach Eroͤffnung des Versailler Ruseums verweilen werden. Die Zeit fuͤr die von der Stadt Paris zu gebenden Festlichkeiten ist noch nicht definitiv bestimmt; keseben werden nicht weniger glaͤnzend seyn, als die von der svillste angeordneten.“ Aus der Rede, die der Graf Molé gestern in der De⸗ utirten⸗Kammer hielt, ist noch Folgendes nachzutragen: Man beschuldigt uns,“ aͤußerte er, „daß wir uns nicht deut⸗ ch genug erklaͤrten, und fragt uns, ob wir die bisher befolgte pollik fortzusetzen gedaͤchten. Hierauf erwidere ich, daß die Dergangenheit der Gegenwart nie vollstaͤndig genuͤgen kann, aß ich aber im Allgemeinen der Meinung bin, daß die seit eben Jahren befolgte Politik Frankreich gerettet hat. Wir verden das Land nach unserer innern Ueberzeugung verwalten. Ansere Abzicht ist, allen denen, die uns aufrichtig entgegen kom⸗ nen, die Hand zu bieten, ohne uns um ihr vergangenes Leben zu kuͤmmern, gegen diejenigen aber, die in ihrem unversoͤhn⸗ chen Hasse gegen die Regierung beharren, mit der unbeug⸗ amsten Strenge zu verfahren nad ihre Bewachung bis aufs leußerste zu treiben. Hierzu bedarf es nun eines außerordent⸗ chen Fonds zur Bestreitung der geheimen polizeilichen Aus⸗ ven, und noch zu keiner Zeit hat mir die Nothwendigkeit ies solchen Fonds so klar eingeleuchtet, als eben jetzt. Ich glaube aher auch, daß die beantragten zwei Milltonen den Beduͤrfnissen kaum nͤgen werzen, so wenig ich auch sonst ein Freund von der⸗
Pomm. do.
Kur- u. Neum. do. do. do. do. Schlesische do b Rückst. C. und Z.
Sch. d. K. u. N. 86 215
18 ½ 13 ¼
St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. 0b . 30. PrämSch. d. Sceh Kurm. Obl. m. l. C. Nm. Iut. Sch. do. Berl. Stadt-Obl. Königsb. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandhr. Grofsh. Pos. do. Ostpr. Pfandbr.
8. Zt.
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Auswäürtige Börsen
Amsterdam, 3. Mai. Schuld 2 5 % g8— 109 n 3771 , 8 % Shan assive 6. Ausg. Sch. —. in- “ 111 ½. Poln. 111 ¼. Oesterr. Met. 99 % Antwerpen, 2. Mai.
Ausg. Sch. —. Zinsl. 7 à¼. Neue Anl. 21 ¼H Frankfurt a. M., 5. Mai.
Oesterr. 5 % Met. 103 ⅛. 4 % 99 ½. G. 2 ½ % 56 . b 1 % 24 ⅞. Br. Bank-Actien 1634. 1632. Partial- Obl. 1419 G. Loose zu 500 Fl. 112 ½. 112 ⅛. Loose zu 100 Fl. 221. Br. Preus Präaäm.-Grh. 64 8 ⁄. 641 4. do 4 % Anl. 100 ¼. Br. Poln. Loose 631% 6314. 5 % Span. Anl. 19 ⅛. 19. 2 ½ % Holl. 52 ⁄1 6. 52 ½. Hamhurg, 6. Mai.
Bank-Actien 1350. 1348. Engl. Russ. —. 5 % Port. —. do. 307 28 ½. Neue Aul. 21.
Niederl. wirkl.
Passive —.
Paris, 2. Mai.
3 %. da. 78. 95. 5 % Neap. 99. 2 Passive 5 ⁄. 3 % Portug. 29 ¼. Wien, 3. Mai.
5 % Met. 105. 4 % 9929 32, 3 % 741 3 ⁄1 6. 2 ½ % 56 1 6. 10 Bank-Actien 1367 ½. Neue Anl. —. 3
5 % Rente 107. 20. 5 % Span. Rente 23 ½.
Koͤnigliche Schauspiele.
Dienstag, 9. Mai. Im Opernhause: Froͤhlich, musttkale sches Quodlibet in 2 Abth. Musik von mehreren Komponisten Hrerauf: Der Marquis von Carabas, komisches Zauber⸗Ball⸗ in 2 Abth., vom Koͤnigl. Balletmeister Hoguet. Musik von der Koͤnigl. Kammer⸗Musikus H. Schmidt.
Im Schauspielhause: 1) Arriver à propos, vanderill nouvean en 1 acte. 2) La flancée du fleuve, vaudeville eg 2 actes.
Koöͤnlgstaͤdtisches Theater.
Dienstag, 9. Mai. Zum erstenmale: Der falsche Gust kow. Gelegenheits Schwank in 1 Akc. Hierauf: Die Tat ter Cromwell's. Drama in 1 Akt, nach dem Feanzoͤsischen m A. Cosmar. Zum Beschluß: Ratap an, der kleine Tamban Vaudeveille in 1 Akt, von Pillwitz. (Herr Rott, vom nigl. Staͤdtischen Theater zu Pesth, im ersten Stuͤck: U — im letzten: Groscanon, als Gastrollen.) (Im ersten Sthfhphleichen Ausgaben bin. Nach allem aber, was ich taͤglich durch wird derselbe auf dem Holz⸗ und Stroh⸗Instrument spiesen.) ieine Korrespondenz uͤber die straͤflichen Verbindungen im In⸗
Mittwoch, 10. Mai. Der Verschwender. Original Zaubeeen und nach Außen hin in Erfabrung bringe, hat das Moͤi⸗ Maͤhrchen in 3 Akten, von F. Raimund. Musik von Komerum nicht umhin gekonnt, von Ihnen die Mittel zu begehren, din Kreutzer. (Herr Rott: Valentin, als Gastrolle.) Pnrren es bedarf, um einem solchen Zustande der Dinge gewach⸗
Donnerstag, 11. Mai. Norma Oper in 2 Akten. Wn zu seyn. Ich erklaͤre Ihnen geradezu, daß, wenn Sie uns von Belligi. (Herr Staudigl, K. K. Oesterreichischer e.ese Mittel nicht gewaͤhren, wir voͤllig außer Stande sind, uͤber Saͤnger: Orovist, als Gastrolle. — Im zweiten Akt wird as uns anvertraute heilige Gut, das Leben des Koͤnigs und selbe eine Arie von Winter einlegen.) (e dffentliche Ordnung zu wachen. Allerdings handelt es sich
er un ein Vertrauens⸗Votum, und dies ist mir lieb, denn es
uß Ihnen wie uns daran gelegen seyn, zu erfahren, ob wir
r Vertrauen besitzen. Niemand erkennt mehr als ich die Noth⸗
hendsgkeit des Zusammenwirkens der drei Staatsgewalten. Sollte
sso fenes Vertrauen uns nicht deutlich und offen zu Theil wer⸗
W. Hayn. sen, so wuͤrden wir nicht laͤnger am Staatsruder bleiben koͤn⸗
Redacteur Hd. Cottel.
—. —
Gedruckt bei A.
gebenen Bedingungen entspräche, ermittelt zu haben. Für diese dürfte
es daher nicht ohne Interesse seyn, zu erfahren, daß nach einer von
en. — Wir sollen uns uͤber unsere politischen Ansichten aus⸗ prechen, und namentlich wuͤnscht Herr Salverte zu wissen, wie er es mit der Zuruͤcknahme des Appanage⸗Gesetzes fuͤr den
Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Preußischen Staaten
belegenen Kothen, zustehenden sonstigen Rechte
Bekanntmachungen. V
Rotbwendiger Verkauf.
Loand⸗ und Stadtgericht Coͤslin.
Das auf der hiesigen Friedrich⸗Wilhelms⸗Vorstadt leur Kleist, auf 6715 Thlr. 9 sgr. A pf. taxirt zufolge Hpypothekenschein und der in der Registratur einzu⸗
sehenden Taxe, sol
am 14. Juli 1837, 11 Ubr, 8 1 an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. b Chöslin, den 16. Dezember 1836. .“ Konigl. Land⸗ und Stadtgericht.
——
Jacob Christian Halliger, Sohn des hie⸗ sigen Branntweinbrenners Johann Carl Halliger⸗ weelcher im Jahre 1786 bierselbst geboren, im Jahre 1803 als Tischlergesell nach Berlin gewandert und im FJFahre 1805 in Dresden gewesen, seitdem aber verschollen ist, wird hierdurch geladen, laͤngstens bin nen Jahresfrist sich bei dem unterzeichneten Stadt⸗
kammergericht persoͤnlich zu melden oder von seinem
Leben und Aufenthalt glaubhafte Anzeige zu machen eventuell aber werden die Erben desselben aufgefordert, bianen gleicher Frist ihre Erbrechte hierselbst anzu melden, beides unter dem Rechtsnachtheil, daß widri
fuͤgt werden.
L durch die am 15. November 1837 in oͤf⸗ entlicher Diaͤt zu publiecirende Praͤclusiv⸗Eckenntniß “ 1 der genannte Verschollene werde fuͤr todt erklaͤrt, die und hat bei uns auf die öffentliche Ausbietung die⸗
Wir haben deshalb Li⸗ citations⸗Termine auf den 20. April und den 1. und 22. Mai, jedesmal Vormittags 10 Uhr, angesetzt und
undekannten Erben desselben aber werden praͤcludirt ser Gegenstäaͤnde angetragen. 8 und uͤber das fuͤr jenen hier unter Kuratel stehende sub No. 10 belegene Wohnhaus des Steuer⸗Control⸗ Vermoͤgen anderweitig den Rechten gemaͤß werde ver⸗
Stralsund, den 28. Oktober 1836.
Oeffentliche Bekanntmachung. Der Papierfabrikant Philipp Kemnitzerhagen beabsichtigt 1) sein bis Michaelis 1888 laufendes, aus dem am 16. September 1788 mit der Koͤnigl. atademi⸗ schen Administration geschlossenen, am 29. Ja⸗ zuar 1816 auf ihn transportirten Kontrakte ori⸗ gintrendes Pachtrecht an der Papiermuͤhle zu Kemnitzerhagen und den dazu gelegten Laͤnde⸗ reien, so wie sein Pachtrecht aus den mit der vwñaͤhnten Administration resp am 6. Dezember 22 und 19. April 1825 uͤber einige Laͤndereien geschlossenen die ihm an jener Papiermuͤhle und deren Neben⸗ ebaͤuden, so wie an einem zu Kemnitzerhagen
zu veraͤußern,
laden Erwerbslustige hiermit ein. zum Stadtkammergericht. C. W Groskurd.
Andreas Hoͤrnig zu
treten.
Kontrakten abzutreten,
“
Fuͤr den Fall, daß das beaͤbsichtigte Geschaͤft nicht sollte zu Stande kommen koͤnnen, wird eine Verpach⸗ tung der bezeichneten Gegenstaͤnde auf kuͤrzere Zeit beabsichtigt und sollen die desfallsigen Gebote in eben den Terminen entgegen genommen werden.
In dem ersten DTermine haben die Glaͤubiger des ꝛc. Hoͤrnig sich uͤber die Verkaufs⸗ und die eventuellen S Verpachtungs⸗Bedingungen, in dem letzten Termine aber uͤber den Zuschlag zu erklaͤren, und wird von den Nichterscheinenden angenommen werden, daß sie dem Beschlusse der Mehrheit der Erscheinenden bei⸗ Auch ist von einem jeden der hierselest nicht anwesenden Kreditoren des Hoͤrnig, in so fern dies noch nicht geschehen seyn sollte, binnen Rechtsfrist ein zu den Akten gehoͤrig legttimirter Stellvertreter am hiesigen Gerichtsorte fuͤr die Debitsache zu be⸗ stellen, widrigenfalls sie bei allen das gemeinsame Interesse der Glaͤubigerschaft betreffenden Vorkom⸗ menheiten als in die Beschluͤsse der Mehrheit der uͤbri⸗ gen Kreditoren einwilligend werden angesehen werden.
hetzog von Nemours gemeint harten. Ich werde mich eber sehr bestimmt erklaͤren. Haͤtte ich jenes Gesetz als eine erletzung des Geistes unserer Institutionen betrachtet, so wuͤrde es Ihnen gewiß nicht vorgelegt haben. Wenn es gleichwohl urüͤckgenommen worden ist, so ist der Koͤnig allein die Veran⸗ as8ung dazu: er wollte nicht, daß drei Familien⸗Gesetze in einer nd derselben Session eroͤrtert wuͤrden⸗ Haͤtten wir geglaubt, ei der Forderung der Appanage beharren zu muͤssen, so wuͤr⸗ sin wir dem Koͤnige gewiß dazu gerathen haben; uns schien gf. daß die Gemuͤther sich in einer Stimmung befaͤnden, wo dem Koͤnigthume, den Kammern und dem Lande einen Dienst weisen heiße, wenn man auf jene Forderung verzichte. Dies es, was wir gethan haben. Was das Gesetz wegen der Ver⸗ eclung von Staats⸗Verbrechen und das Deportations⸗ Gesetz ewift, so kann ich mich hieruͤber mit gleicher Freimuͤthigkeit vsüu Das erstere liegt gegenwaͤrtig noch der Kommission der 8 8 ammer vor, die, wie ich weiß, zahlreiche Aenderungen ünn sinselben vorgenommen hat; erst nachdem uns letztere iaigeilt worden, koͤnnen wir einen Entschluß fassen. 8 htlich des Deportations, Gesetzes muß ich Sie, m. H. daran 8. 88 daß Sie selbst dieses Gesetz, als eine weitere Ausfuͤh⸗ 5 er September⸗Gesetze, verlangt haben, die wir, wie alle an⸗ fenes/ Qufrecht zu erhalten wissen werden. Sie haben also uͤber deeg, esetz zu entscheiden.“ Herr Lacrosse stimmte wider 9 heimen Fonds und wurde durch den Kriegs⸗Minister wi⸗ sed gr, der sich sehr entruͤstet daruͤber zeigte, daß der vorige Fretüe zu verstehen gegeben, die geheimen Fonds sollten zu danerfjeationen faͤr die Armee verwendet werden. Nicht hierzu, erkte der Minister, sondern zur Beaufsichtigung derer, die
Zugleich fordern wir alle diejenigen, die an! bezeichneten Pachtungen und sonstigen Gegenfän Anspruͤche irgend einer Art zu haben vermetnen, . in den oben angesetzten Terminen diese Anspruch anzugeben und zu bewabhrbeiten, unter dem Mah theile, daß ste sonst mit allen Anspruͤchen an die zeichneten Gegenstaͤnde werden ausgeschlossen werze Alle diejenigen, welche ibz“ Forderungen in dem 99 nigschen Diskussions⸗Verfahren bereits angemch haben, werden von der gestellten Verwarnung 1. betroffen.
Dalum Greifswald, den 25. Maͤrz 1837.
Koͤnigliches Kreisgericht. chn 0
Literarische Anzeigen. Bei Heinrich Hoff in Mannheim ist erschtg und in der Stuhrschen Buchhandlung zu Be Schloßplatz Nr 2, zu haben: sin Denkwuͤrdigkeiten und vermischte Schrif
von K A Varnhagen von Ense. 22 Thle. brosch. 4 ½ Thlr.
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8. ag 111““
Berlin, Mittwoch den 10 2n Mai
das Heer von der Bahn seiner Pflichten abzulenken versuchen moͤchten, sollten jene Fonds dienen. Herr Muret de Bort meinte, es sey eines jeden Deputirten Pflicht, die Parteien zu entwaffnen, und dies sey allein moͤglich, wenn man sie gehoͤrig beaufsichtige. Der Graf Jaubert war der Ansicht, daß die Erklaͤrung des Herrn Molsé, das Ministerium werde nach seiner innern Ueberzeugung verwalten, etwas dunkel sey, denn in derselben Weise aͤußere sich bei seinem Antritte ein jedes Ministerium, das aus Ehrenmaͤnnern bestehe, und für solche halte er auch die jetzigen Minister. „Was haben wir“, fuhr der Redner fort, „in den letzten 10 Monaten erlebt: zwei Attentate gegen das Leben des Koͤnigs; ein drittes, das bloß durch die Wachsamkeit der Poli⸗ zei gescheitert ist, ein hoͤchst beklegenswerthes Verdict in Straß⸗ burg, eine Verschwoͤrung in Avesnes, und ein stetes Ueberhand⸗ nehmen aufruͤhrerischer Schriften, die man nach ihrer Wirkung den Hoͤllenmaschinen ganz fuͤglich an die Seite stellen kann. Ich frage nun, ob es unter solchen Umstaͤnden nicht nothwendiger als je ist, mit Nachdruck aufzutreten, und ob man den gegen⸗ waͤrtigen Augenblick wohl fuͤr geeignet halten kann, den Par⸗
teien die Hand zur Versoͤhnung 88 bieten. Die Schriften, von
denen ich so eben gesprochen habe, bringen mich natuͤrlich auf das Appanage⸗Gesetz. Die Regierung hat, eingeschuͤchtert durch jene Schriften, einer Meinung nachgegeben, die im Publikum gar nicht existirt. Es wäre ihre Pflicht gewesen, den Einfluͤste⸗ rungen ihrer Feinde zu trotzen, und das Land durch eine Er⸗ oͤrterung von der Rednerbuͤhne herab zu enttaͤuschen; und ich bin fest uͤberzeugt, daß jener so ganz monarchische Ge⸗ setes⸗ Vorschlag durchgegangen waͤre. Der Oppositions⸗ Partei ist es aber gelungen, eine erkuͤnstelte Meinung zu bilden und dem Lande einzureden, daß eine Appanagirung der Soͤhne des Koͤnigs nichts als eine Resurrection des Lehnswesens seyn wuͤrde, — eine so große Abgeschmacktheit, daß es dem Ministe⸗ rium ein Leichtes gewesen waͤre, in einer oͤffentlichen Debatte den Sieg davon zu tragen, wenn es nur den Muth gehabt haͤtte, den Kampf zu bestehen. Wie hat sich so eben der Herr Con⸗ seils⸗Praͤsident uͤber das Gesetz wegen der Verhehlung von Staats⸗Verbrechen ausgesprochen? Auch nicht das kleinste Lob ist uͤber seine Zunge gekommen, wahrscheinlich weil er fuͤrchtete, daß jenes Gesetz sonst durchgehen moͤchte, und doch handelt es sich hier um eine Maßregel, die lediglich dazu dienen soll, das Leben des Koͤnigs zu beschuͤtzen. Wie hat er sich uͤber das De⸗ portations⸗Gesetz geaͤußert? Die Deputirten⸗Kammer sey Richterin uͤber dasselbe, d. h. sie koͤnne es verwerfen, wenn sie sonst wolle. Ja wahrlich, wenn dies die Art ist, wie die Herren Minister die Sep⸗ tember⸗Gesetze und ihre Folgen zu unterstuͤtzen gesonnen sind, so laͤßt sich nicht fuͤglich absehen, was aus denselben werden soll. Das Ministerium schmeichelt sich gleichwohl, daß es in dieser Kam⸗ mer die Majoritaͤt habe; in keinem Fall ist diese Majoritaͤt aber so kompakt, wie diejenige, deren sich die Minister des 13. Maͤrz und 11. Okt. zu erfreuen hatten. Bei der ersten Gelegenheit wird sie sich aufloͤsen, und in der That sehen wir schon heute, wie der sehr gemaͤßigte Herr Lacrosse dem Ministerium den Ruͤcken zuwendet. Ich schließe hieraus, daß die Majoritäaͤt fuͤr die Mi⸗ nister sehr zweifelhaft ist. Um Vertrauen einzufloͤßen, muß man damit anfangen, Vertrauen zu sich selbst zu haben; dies ist es aber leider, was unseren jetzigen Ministern abgeht. Unter so bewandten Umstaͤnden bewillige ich zwar die verlangten 2 Mil⸗ lionen, jedoch nicht, weil ich Vertrauen zu dem Ministerium haͤtte, sondern weil ich jene Summe fuͤr nothwendig halte, um die zur Beschuͤtzung unseres Koͤnigs nothwendigen Vorsichts⸗ Maßregeln zu treffen.’“ Eine ungemeine Bewegung gab sich in der ganzen Versammlung kund, als Herr Jaubert auf seinen Platz zuruͤckkehrte. Nach ihm ergrißf der Minister des Innern das Wort, um namentlich die nsicht des Grafen Molsé zu unterstuͤtzen, daß allerdings die oͤffentliche Meinung gegen das Gesetz wegen der Appanagirung des Her⸗ zogs von Nemours gewesen sey, und daß aus diesem Grunde das Ministerium dem Koͤnige zu der Zuruͤcknahme desselben ge⸗ rathen habe. Zur Rechtfertigung dieses Verfahrens erinnerte er zugleich an Castmir Périer, der in einem aͤhnlichen Falle nicht bloß einen Gesetz⸗Entwurf zuruͤckgenommen, sondern sogar auf das Prinzip verzichtet habe, aus welchem derselbe hervor⸗ gegangen war, und das er fruͤher als nuͤtzlich und erhaltend an⸗ gepriesen hatte; dadurch aber, daß Casimir Périer der öͤffentli⸗ chen Meinung dieses Zugestaͤndniß gemacht, habe er zu erkennen gegeben, daß, wenn auch ein Minister im Allgemeinen immer nur nach seiner Ueberzeugung handeln muͤsse, es doch unter ge⸗ wissen Umstaͤnden gerathen sey, sich in die oͤffentliche Meinung zu fuͤgen, vorzuͤglich unter einer Repraͤsentativ „Regierung, wo diese Meinung eine so große Rolle spiele. Ueber das De⸗ portations⸗Gesetz und das Gesetz wegen der Verhehlung von Staatsverbrechen sprach der Redner sich im Wesentlichen wie der Graf Molé aus. — In der heutigen Sitzung wurde die Debatte fortgesetzt. Nach einer Rede des Grafen von Sade, der sich wider die Pewilligung der geheimen Fonds erklaͤrte, bestieg Herr Guizot die Rednerbuͤhne, um in einem sehr aus⸗ fuͤhrlichen Vortrage die ganze Politik der doctrinairen Partei zu entwickeln. Zu seiner Widerlegung trat noch einmal der Graf Molé auf. (Wir werden auf diese beiden Reden zuruͤck⸗ kommen.) Herr von Laboulie machte die Versammlung dar⸗ auf aufmerksam, daß die Debatte seit gestern auch nicht einen Schritt weit vorgeruͤckt sey. Einerseits verlange der Conseils⸗ Praͤsident, daß man ihm Vertrauen schenke und ihm die geheimen Fonds bewillige; andererseits wuͤnsche die Kammer zuvor das System des Ministeriums kennen zu lernen, und da werde sie denn leider gewahr, daß das neue Kabinet bloß gewaͤhlt worden sey, weil es gar kein System habe; man koͤnne dasselbe mit vollem Rechte ein Mosaik⸗ Ministe⸗ rium nennen (Geläͤchter), denn fast alle Meinungen des Landes wuͤrden in demselben repraͤsentirt; es sey gewissermaßen eine Negation und zu einer solchen koͤnne man unmoͤglich Vertrauen haben. Ueber die Frage, ob das Appanage⸗Gesetz definitiv zu⸗ ruͤckgenommen, oder bloß vegags worden sey, erhob sich eine Debatte zwischen Herrn von La
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Odilon⸗Barrot und dem Praͤsidenten. Zuletzt einigte man dahin, daß es ohne Zweifel die Absicht des Minjsteriums 2 wesen sey, jenes Gesetz gaͤnzlich zuruͤckzunehmen, wie solches auch Herr Molè erklaͤrt hatte. Großes Aufsehen erregte es daher als der Handels⸗Minister, Herr Martin, das Wort ergri und sich nach einigen Bemerkungen uͤber das Dis unctions⸗Gesetz also aͤußerte: „Das Appanage⸗Gesetz beruht auf einem weisen, verfassungsmäaͤßigen Prinzip, und wenn es leichwohl zuruͤckge⸗ nommen worden, so ist dies nicht etwa deshalb geschehen, weil das Ministerium uͤber jenes Prinzip anderer Ansicht geworden wäre, sondern weil es zuweilen gerathen ist, der oͤffentlichen Meinung nicht vor den Kopf zu stoßen, auch wenn sie sich auf falschem Wege befindet. Das Land wird sich aber allmaͤlig eines Besseren be⸗ sinnen, und nach meiner persoͤnlichen Ansicht wird man alsdann zu untersuchen haben, ob jenes 199 nicht wieder vorzulegen waͤre.“ Mehrere Stimmen aus den Reihen der Opposition rie⸗ fen hierauf, es sey also doch auf eine Wiedereinbringung des Appanage⸗Gesetzes abgesehen. achdem Herr Martin seinen Vortrag zu Ende gebracht hatte, leerte sich die Kammer, so daß nur noch mit Muͤhe Herr Dubois sich Gehör verschaffen konnte, um auf den Widerspruch hinzuweisen, der aus den Aeußerungen der Herren Molés und Martin in Bezug auf das Appanage⸗Gesetz hervorgehe. Als der Graf Mols nochmals auf das bestimmteste erklaͤrte, daß dieses Gesetz zurüͤckgenom⸗ men und nicht bloß ausgesetzt worden sey, rief Herr Dubois, er koͤnne unter diesen Umstäͤnden den Herren Ministern nur uͤberlassen, sich zunaͤchst unter einander zu verstaͤndigen. Gegen 6 Uhr trennte sich die Versammlung in ziemlicher Aufregung,. Heute, als am Himmelfahrtstage findet keine Sitzung statt.
In der Charte de 1830 liest man: „Das „Journal de Paris“ behauptet, der Minister des Innern habe die Absicht zu erkennen gegeben, die Deputirten⸗Kammer in der Zwischen⸗ zeit der beiden Sessionen aufzuloͤsen. Weder Herr von Mon⸗ talivet noch einer seiner Kollegen hat irgend Jemanden etwas der Art gesagt, und kein solcher Vorschlag ist Gegenstand der ministeriellen Berathungen gewesen. Es wird sich uͤbrigens Niemand uͤber den Zweck solcher falschen Einfluͤsterungen taͤu⸗ schen, und die Majoritaͤt der Kammer wird ermessen, ob die an⸗ äeste⸗ Besorgnisse . sind, und in wie weit der Ve uch, dieselben einzufloͤßen, ehrenwerth ist.“
Heute ist Meunier aus dem Gefaͤngnisse des Palastes ku⸗ xemburg nach der Conciergerie gebracht worden, um demnaäͤchst 1g 38 Gefängnisse auf dem Berge St. Michel geschafft zu
Am Sonnahend wird ein großer Ball huͤlfsbeduͤrftigen Lyoner Arbeiter im Opernhause gegeben. Die Damen wollen alle in Kleidern von Lyoner Stoffen erscheinen, die eigens zu diesem Zwecke gekauft werden sollen.
„Die Gazette de France theilt Nachrichten von der Spa⸗ nischen Graͤnze vom 29sten v. M. mit, wonach der General Espartero an der Spiße von 18 BVataillonen Bilbao verlassen hatte, um sich mit an Sebastian zu vereinigen. Don Carlos hat zum Andenken an das Gefecht bei Oriamendt ein militairisches Ehrenzeichen gestiftet.
Paris, 4. Mai. Nachdem noch vor weni en 2 halboffizielle Abendblatt zu der Crschevo⸗ daß das Ministerium in der groͤßten Eintracht lebe, und daß alle Geruͤchte von Spaltungen und Uneinigkeiten falsch wären, hat sich gestern ploͤtzlich im Angesichte der Deputirten⸗-⸗Kammer ein Konflikt wischen zwei Mitgliedern des Kabinets erhoben, der aller Wahrscheinlichkeit nach eine neue Ministerial⸗Krisis herbei⸗ fuͤhren wird. Der Handels⸗Minister, Herr Martin, bestieg ge⸗ en Ende der gestrigen Sitzung ohne eine eigentliche Veranlas ung die Rednerbuͤhne und sprach sich, im Widerspruch mit den ausweichenden und unbestimmten Vortraͤgen des Conseils⸗Praͤ⸗ sidenten, sehr entschieden im Sinne des doctrinairen Spstems aus. Er behauptete unter Anderem, das Appanage⸗Ge⸗ setz sey keinesweges zuruͤckgenommen, sondern nur ausge⸗ setzt worden, um der oͤffentlichen Meinung Zeit zu lassen, ihre Ansicht uͤber diesen Gegenstand zu begägen Diese Erklaͤrung brachte augenscheinlich auf der Minister⸗Bank eine lebhafte Bewegung hervor. Herr Molé schien seinen Oh⸗ ren nicht zu trauen, das rechte Centrum applaudirte, das linke TCentrum protestirte, und die aͤußerste Linke und Rechte schienen sich dieser neuen Verwirrung zu freuen. Ein Mitglied des lin⸗ ken Centrums, Herr Dubois, eilte auf die Rednerbuͤhne und machte die Minister darauf aufmerksam, daß es die allerklaͤg⸗ lichste Geschichte sey, wenn einer von ihnen Ja, und der andere Nein F Zum Schlusse richtete er entschieben die Frage an Herrn Molé, ob er die Zuruͤcknahme des Appanage⸗Gesetzes als eine Vertagung betrachte oder nicht. Der Lergeite Hbrsbaln begnuͤgte sich damit, von seinem Platze aus im orakelmäaͤßigen Style zu antworten: „Eine Zuruͤcknahme ist keine Vertagung.“ Die Kammer begriff, daß in diesen Worten die Entlassung des Herrn Martin, oder die Aufloͤsung des Kabinets lag, und trennte sich gleich darauf in der groͤßten Aufregung. Der Graf Mols soll sich unmittelbar nach der Sitzung zum Koͤnige begeben, die Entlassung des Herrn Martin ver⸗ langt und den Vorschlag gemacht haben, Teste dessen Portefeuille zu uͤbergeben. Gleichzeitig spricht man von dem Ausscheiden des Herrn Barthe, und es duͤrfte, wenn Herr Molé das Heft in der Hand behaͤlt, eine entschiedene Annaͤherung an das linke Centrum erfolgen. Schon seit einigen Tagen bae⸗ der Conseils⸗Praͤsident haͤufige Konferenzen mit Herrn Thiers, und dies 1nag auch wohl der Grund gewesen seyn, warum das doctrinaire Element des Kabinets durch das Organ des Herrn Martin eine Explosion herbeifuͤhrte. — Da heute, als am Himmelfahrtstage, keine Kammer⸗Sitzung stattfindet, so haben die Neuigkeitskraäͤmer ein weites Feld, und es durchkreuzen sich in Bezug auf das Ministerium die verschiedenartigsten Ge⸗ ruͤchte, deren Mittheilung ich indeß fuͤr ganz uͤberfluͤssig halte, da sie ohne Zweifel nichts als eigene Erfindungen sind. — Den
oulie, Herrn Laffitte, Herrn
Berichten aus Bayonne vom 30sten v. zufolge, haben
um Besten der