1837 / 149 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Großbritanien und Irland.

London, 24. Mai. Das zur Feier des Geburtstages Ih⸗

rer Koͤniglichen Hoheit der Prinzessin Victoria auf heute ange⸗

setzte große Ballfest bei Hofe ist wegen der Unpaͤßlichkeit des

Köͤnigs nicht abbestellt worden, da Se. Majestaͤt sich schon wie⸗ der besser befindet. 8

Ihre Majestaͤt die Koͤnigin hat am 20sten d. seit mehreren Wochen wieder zum erstenmale an der Koͤniglichen Familien⸗ tafel gespeist.

Ueher die vorgestrige Diskussion der von den Ministern vor⸗ geschlagenen Maßregel 8 Aufhebung der Kirchen⸗Steuern be⸗ merkt der Courier: „Das von Herrn Andrew Johnston bean⸗ rragte Amendement war hoͤchst unzeitig, denn es brachte einen Gegenstand in die Debatte hinein, der dem zur Berathung vor⸗ liegenden ganz fremd ist. Das ehrenwerthe Mitglied verlangte, daß fuͤr mehr Religions⸗Unterricht in der herrschenden Kirche gesorgt werden solle. Sein Amendement nimmt alle Grundsaͤtze der ministeriellen Maßregel auf, welche die Tories als Raub und Pluͤnderung bezeichnet haben, und verweigert den Dissen⸗ ters die geforderte Abhuͤlfe. Die Fonds, welche durch die ver⸗ besserte Art und eise der Verwaltung der Kirchen⸗ laͤndereien gewonnen werden, sollen so, wie die Minister es vorschlagen, e , aber anders angewandt werden, als diese es wollen. Die Opposition muß sich daher Herrn John⸗ sten's Amendement eben so wohl widersetzen, wie der ministeriel⸗ len Maßregel, und die Minister werden es deshalb bekaͤmpfen, weil es ihrer Maßregel all ihre lindernden Eigenschaften raubt.

Die Debatte ve denn auch nur um die allgemeine Frage, und man ließ das Amendement, uͤber welches abgestimmt wer⸗ den wird, ganz beiseitliegen. Ob mit Willen oder nicht, genug, das ehrenwerthe Mitglied hat durch seinen unzeitigen Eifer die Sache nur verwirrt und der Kirche geschadet. Indem er den Dissenters Abhuͤlfe verweigerte, um die Mittel der Kirche zu vermeh⸗ ren, rief er natuͤrlicher Weise einige fuͤr die Kirche nicht guͤnstige Ver⸗ gleichungen hervor, denn man kann mit gutem Fug behaupten, daß, wo binnen funfzig Jahren von der herrschenden Kirche, mit all ihren unermeßlichen Mitteln, Ein neues Gotteshaus gebaut worden, zehn Kapellen von den Dissenters errichtet worden sind. Ist es also nicht seltsam, daß Herr Johnston, aus Ruͤcksicht fuͤr die Religion, auf denen, die wirklich fuͤr die religioͤse Be⸗ lehrung des Volks gesorgt haben, eine Buͤrde lasten lassen will, um die Mittel derjenigen zu vermehren, die, obgleich sie schon sehr reich ausgestattet sind, jene Pflicht vernachlaͤssigt haben? Sein Vorschlag wuͤrde nicht nur eine Ungerechtigkeit gegen die Dissenters bestehen lassen, sondern auch, nach der Erfahrung der letzten funfzig Jahre zu urtheilen, die Zunahme des Religions⸗Unterrichts verhindern. Die gestrige Debatte bot uͤbrigens nichts von Interesse dar, mit Ausnahme des grotesken Schauspiels, welches Sir Francis Burdett dar⸗ bot, indem er von den Oppositions⸗Baͤnken aus gegen Agitato⸗ ren und zu Gunsten des Oberhauses deklamirte, worauf ihm Herr Shiel sehr kaustisch antwortete. Die Argumente fuͤr und gegen die Maßregel find erschoͤpft, und das Interesse liegt jetzt nur in der Abstimmung. Herrn Johnston's Amendement wird gewiß jetzt einstimmig verworfen werden, dann aber wird dir Lus. Entscheidung über die urspruͤngliche Maßregel erfolgen.

ie Tories haben alle ihre Streitkraäͤfte ins Feld gerufen, und wir geben den Reformern zu bedenken, daß es hier auf jede Stimme ankoͤmmt; moͤge daher heute Abend jedes Mitglied auf seinem Posten seyn.“ Sir Francis Burdett var gestern an Kruͤcken ins Unterhaus gekommen und entfernte sich gleich nach seiner Rede wieder, die ungefaͤhr eine Stunde dauerte, und uͤber welche die ministeriellen Blaͤtter all ihren Spott auslassen. Die Morning Chroniecle sagt: „Eine klaͤglichere Figur, als die, welche der arme alte Sir Francis Burdeit gestern Allend spielte, laͤßt sich nicht denken. Quantum mutatus ab illo, dem ausge⸗ eichnetsten unter den Feinden der bürgerlichen und religioͤsen Tyrannei, dem beredtesten unter den Freunden der Freiheit in Kirche und Staat! Nein, selbst wenn man Sir A. Inglis und Herrn Trevor und Herrn Grove Price in eine Person zusam⸗ menkneten koͤnnte, wuͤrde die vereinigte Essenz dieser Tripel-Mischung nicht fanatischer, bigotter, intoleranter und toryistischer im echten alten Sinne dieses Wortes seyn, als der alte und doch neue Sir Francis. Seine Rede, wenn die Worte, die er von sich gab, eine Rede genannt werden koͤnnen, war leidenschaftlich ohne Feuer und hochmuͤthig ohne Wuͤrde. Selbst der schoͤne Klang seiner Stimme war da⸗ hin; nur das Wesen und die Haltung des Englischen Gentle⸗ mans war von seinem fruͤheren Selbst noch uͤbrig geblieben. Dies allein hat die Zeit nicht verändert, und so stand er da, wie Herr Shiel ihn schilderte, als eine majestaͤtische Ruine ver⸗ gangener Tage, in welcher Voͤgel von widerwaͤrtigem Namen und wlderwaͤrtiger Vorbedeutung jetzt ihren entweihenden Auf⸗ enthalt genommen haben.“

Der John Bull erzaͤhlt folgenden auf die letzte Wahl fuͤr Westminster bezuͤglichen Vorfall: Lord Grey traf mit Lord Palmerston auf der Etraße zusammen, eben als dieser fuͤr den radikalen Kandidaten Leader gestimmt hatte. Lord Palmerston erzaͤhlte dies dem Grafen Grey, worauf dieser bemerkte: „Sie haben sehr unbesonnen gehandelt, denn Sie haben sich und Ihr Kabinet dadurch mit politischen Ansichten und Prinzipien, die Sie unmoͤglich unterstuͤtzen koͤnnen, auf gleiche Linie gestellt.“

Am 19ten d. M. gab der Lord⸗Mayor dem Erzbischofe von Canterbury und saäͤmmtlichen in London anwesenden Bischoͤfen, 17 an der Zahl, ein Diner, zu welchem außerdem einige Alder⸗

männer und staͤdtische Beamte eingeladen waren.

Der Oberst⸗Lieutenant Baker, der Capitain Dunne und der Lieutenant Wilson, welche mit Regulirung der Graͤnzen des Königreichs Griechenland gegen das Tuͤrkische Gebiet beauftragt waren, haben Griechische Orden erhalten.

Der näͤchste Admiral, welcher zu dem Kommando in den Suͤd⸗Amerikanischen Gewaͤssern ernannt wird, soll seine Station im Stillen Meere nehmen, und die Schiffe an der Brasiliani⸗ schen Kuͤste sollen unter einen der Cap⸗Station zugetheilten Com⸗ modore gestellt werden. Das Hauptquartier dieser Station wird dann die Insel Ascension seyn.

In dem Steaͤdtchen Huddersfield sind alle Haͤuser Eigen⸗ thum des Sir John Ramsden, mit Ausnahme eines einzigen, welches einem Auaͤker gehoͤrt. Dieser will dasselbe dem Baro⸗ net um keinen Preis abtreten, denn, meint er, jetzt koͤnne er doch sagen, die ganze Stadt Hudderssield gehoͤre ihm und dem

Sir John Ramsden.

In Manchester hat noch einer der Direktoren der Nord⸗

und Tentral⸗Bank fallirt; er ist dieser Bank 70,000 Pfund

schuldig. j Der beruͤhmte Violinist Ole Bull hat am 19ten im Koͤnig⸗

lichen Theater sein Abschieds⸗Konzert gegeben, in welchem er fuͤnf von ihm selbst komponirte Stuͤcke vortrug. Er war von den ausgezeichnetsten Kuͤnstlern unterstuͤtzt, unter denen sich auch

der Klavier⸗Virtuos Rosenhain aus Frankfurt Main be⸗ and.

Der Essex Herald erzählt, in der Grafschaft Essex habe eine Wittwe von etwa 40 Jahren einen jungen Mann, und de⸗ ren Tochter aus der fruͤheren Ehe den Vater dieses 5 Mannes geheirathet. Durch diese Verbindung wurde die fruͤ⸗ here Wittwe die Großmutter ihres eigenen Mannes und also die Urgroßmutter des Kindes, das sie ihm in dieser zweiten Ehe gebar. Da nun das einzige maͤnnliche Kind einer Urgroßmut⸗ ter nothwendiger Weise der Großvater seyn muß, so ist jenes ungluͤckliche Kind ihrer zweiten Ehe sein eigener Großvater.

Nach dem Sun war der Absatz der Londoner taͤglich er⸗ scheinenden Zeitungen in dem ersten Vierteljahre 1837 folgen⸗ der: 1) die „Times“ 10,565 Exemplare, 2) die „Morning Chronicle“ 7389 Exemplare, 3) der „Morning Herald” 6753 Exemplare, 4) der „Morning Advertiser”“ 4870 Exemplare, 5) der „Standard“ 3552 Exemplare, 6) der „Globe“ 2753 Exem⸗ plare, 7) der „Sun“ 2629 Exemplare, 8) die „Morning Post“ 2428 Exemplare, 9) die „True Sun“ 1565 Exemplare, 10) der „Courier“ 1422 Exemplare, und 11) der „Constitutional“ 743 Exemplare. 3

Zu Cardiff in der Grafschaft Wales ist ein Englischer Schooner eingetroffen, der die Fahrt von Falmouth in 6 Tagen gemacht und nur den Schiffsherrn mit seinem Hunde an Bord hatte, indem die Schisssmannschaft vor der Abfahrt von Fal⸗ mouth entflohen war. Das Schiff hatte eine sehr große La⸗ dungs⸗Faͤhigkeit, und es ist ein außerordentliches Ereigniß, daß dasselbe, von einem einzigen Manne geleitet, die Ueberfahrt gluͤcklich zuruͤcklegen konnte.

Der Preis des Weizens ist auf dem gestrigen Getraide⸗ markte um 2 Shilling fuͤr den Quarter uͤber den Preis der vorigen Woche gestiegen. Dies wird der fortdauerden kalten Witterung und den unguͤnstigen Berichten aus den Ackerbau⸗ Distrikten zugeschrieben. 8 .

Aus Malta vom 2. April wird der Times geschrieben: „Wir haben hier Briefe aus der im Suͤden der Regentschaft Tunis gelegenen Stadt Ifax erhalten, welche, nach der Aus⸗ sage von Reisenden, die Lage der Dinge in Konstantine und der Umgegend als sehr veraͤndert schildern seit der verungluͤckten Ex⸗ pedition des Marschalls Clauzel gegen jene Stadt. Die Staͤmme der Araber und Berbern, welche unter der fruͤheren Regierung zwei Parteien bildeten, geben jetzt, auf ihre Staͤrke vertrauend, laut die Absicht kund, den Bey Achmed, den sie Pascha nen⸗ nen, unterstuͤtzen zu wollen, um ihn in den Stand zu setzen, mit Frankreich direkt wegen eines Friedensschlusses zu unterhandeln, wenn die Regierung Ludwig Philipp's dazu ge⸗ neigt seyn sollte, indem sie zugleich dagegen protestiren, daß den Franzoͤsischen Orts⸗Behoͤrden in Algier Eroͤffnungen gemacht wuͤrden, weil sie nicht das geringste Vertrauen auf dieselben setzen und behaupten, sie seyen jedesmal betrogen worden, so oft sie sich durch Vermittelung Franzoͤsischer Abgeordneten der Franzoͤsischen Ehre anvertraut haͤtten. Sie sind alle wohl un⸗ terrichtet von den großen Vorbereitungen, die in Frankreich zur Eroberung der Stadt und Provinz Konstantine getroffen werden, denn die Franzosen selbst haben es sich angelegen seyn lassen, ihnen bekannt zu machen, daß in Europa Alles zur Einschiffung fertig sey, und daß man nur die Ruͤckkehr der schoͤnen Witte⸗ rung abwarte; und ungeachtet der uͤbertriebenen Geruͤchte uͤber die zu verwendenden Streitkraͤfte, die Einige auf 100,000 Mann angeben, woruͤber aber die einsichtsvolleren Klassen lachen, herrscht doch solche Begeisterung und Zuversicht vor, daß, wenn Einer auch an dem gluͤcklichen Ausgange zweifelt, er doch zu klug ist, ei⸗ nen solchen Gedanken zu aͤußern, der mit den Gesinnungen der Mehr⸗ zahl, die noch immer den alten Haß gegen die Eindringlinge hegt, in zu großem Widerspruch stehen wuͤrde. Diesen Geist unter dem Volke moͤchten der Bey und der wohlhabendere Theil der Einwohner um ihrer selbst willen wohl gern ersticken, wenn es sich mit der Sicherheit des Landes vertruͤge, und trotz der Ausbesserung und täglichen Verstaäͤrkung der Fortificationen von Konstantine bemuͤhten sich die Anfuͤhrer und Aeltesten des Volks immer noch um die Erhaltung des Friedens; als der Bey jedoch von der Zusammenziehung einer neuen Armee an der Franzoͤsischen Kuͤste hoͤrte und von dem unermeßlichen Ma⸗ terial, mit dem sie versehen werde, sandte er Herolde durch die Wuͤste und durch die Gebirge, welche die Annaͤherung der neuen unglaͤubigen Armee verkuͤnden und jeden wahren Glaͤubigen auf⸗ fordern mußten, ins Lager zu eilen und das Land zu vertheidi⸗ gen, wo es sich am besten vertheidigen lasse, in den Paͤssen des Atlas, die, einmal vom Feinde in Besitz genommen, die Staͤmme des Innern in seine Haͤnde liefern wuͤrden.“ Diese Proclamation hatte, wie es heißt, die Versammlung einer Huͤlfsmacht von ungefaͤhr 30,000 Mann, hauptsaͤchlich aus Kavallerie bestehend, zur Folge, die sich aus entfernten Gegenden unter den Mauern von Konstantine zusammenfand, und der noch mehr Krieger folgen sollten, sobald es bekannt wuͤrde, daß die Flotte von Frank⸗ reich abgesegelt waͤre. Da sich aber die Expedition verzoͤgerte,

so konnte natuͤrlich ein ackerbautreibendes Volk, wie die Afrika⸗

ner, dem der Bey nichts weiter zu versprechen im Stande war, als einen gleichmaͤßigen Antheil an der Beute, die es sich durch seine Tapferkeit erst erringen sollte, nicht lange auf seine Kosten im Felde bleiben, und es kehrte allmaͤlig der groͤßere Theil dieser Leute nach Hause zuruͤck, nachdem sie auf den Koran geschworen hatten, „unter einander einig zu blei⸗ ben und sich auf den ersten Wink bereit zu halten, um sich den Fahnen ihrer verschiedenen Marabuts anzuschließen und dem Bey zu Häuͤlfe zu eilen.“ Selbst Abdel⸗Kader schickte, obgleich zwischen diesen beiden Haͤuptlingen einige Eifersucht herrscht, Abgesandte an den Bey, um ihm seine Bereitwilligkeit zu bezet⸗ gen, „fuͤr Gottes Sache eben so zu Konstantine wie zu Tleme⸗ zen zu fechten, wenn die Franzosen ihr Lager an der Tafna abbraͤchen, wo ihre Armee durch Krankheiten und Faͤhrlichkeiten auf die Haͤlfte zusammengeschmolzen sey.“ Die Garnison von Konstantine soll nur aus 2000 Mann bestehen, deren Chefs Neger sind; da aber viel Geschuͤtz, vermuthlich altes, auf die Waͤlle gebracht und eine Anzahl Artilleristen von Tunis herangezogen worden, so versichert man, die Stadt sey doch jetzt zehnmal besser verthei⸗ digt, als zur Zeit des Clauzelschen Angriffs. Da man nun im Fall einer erneuerten Invasion den Plan hat, die Franzosen wie⸗ der auf ihrem Marsch zu beunruhigen und zu zerstreuen, so wie eine be⸗ traͤchtliche Scelrenachnan der Communications⸗Linie mit Bona ope⸗ riren zu lassen, so glaubt der Bey, daß er, wenn auch die Wiederholung des Angriffs nicht verhindern, doch den Marsch seiner Feinde viele Tage in den Gebirgen werde aufhalten und wenigstens ihre Convois abschneiden koͤnnen, waͤhrend es ihm nach Belieben frei staͤnde, sich auf die Stadt zurückzuziehen und die Garnison durch Heranziehung von Huͤlfs⸗Staͤmmen zu verstaͤrken. Mit diesem Entschluß soll er bereits zu Guelma jeden Schatten von Fran⸗ zoͤsischer Autoritaͤt vernichtet und einzelnen Stämmen den Auf⸗ trag ertheilt haben, die Ufer des Tomel und Mezug so wie die Paͤsse von Schuma und Al Aiba zu vertheidigen und zu be⸗

haupten.

vertheidigen.“ 8 Ein Sklave aus Jamaika hatte sich auf einen Westindien

wieder nach der Insel zuruͤckzubringen.

11“ 8

Mann erklaͤrt worden. e1e“

Hannover, 27. Mai. Ihre Koͤniglichen Hoheiten h Vice⸗Koͤnig, die Frau Herzogin und der Prinz George w Cambridge sind gestern von Frankfurt a. M. hier wieder ane langt. 16. Mai. (Brem. Ztg.) In der gestrige Versammlung des Buͤrger⸗Convents wurde von dem Senate! Buͤrgerschaft der ihm Tags zuvor eingereichte Bericht eines meinschaftlichen Ausschusses mitgetheilt, welcher am 8. Febtue 1831 zur Wiederaufnahme von Verhandlungen, die Verfasriun unseres Freistaats betreffend, die bereits im Jahre 1814 begyg nen hatten, niedergesetzt war, und aus fuͤnf Mitcglieden des Senats und neun Mitgliedern der Buͤrgerschaft ze stand. Eines der letzteren war vor kurzem verstorben.

Die vorgelegten Resultate der Arbeiten des Auesschust bestehen in eilf Abschnitten verschiedener grundgesetzlch

Bestimmungen und fuͤnf und zwanzig Anlagen derselben, gi

tentheils Gesetz⸗Entwuͤrfe enthaltend. Der Ausschuß hat seinem Berichte darauf angetragen, einige Zeit verfließen zu sen, ehe zur Wiederaufnahme verfassungsmaͤßiger Berathung und ve ewenpen uͤber die gemachten Vorschlaͤge geschre werde. Zuvoͤrderst ist gestern der Abdruck derselben und Austheilung eines Exemplars an jeden der zu den Buͤrg Convents⸗Versammlungen gehoͤrigen Buͤrger zwischen dem & nate und der Buͤrgerschaft vereinbart worden.

Muͤnchen, 22. Mat.

Allgemeinen Zeitung folgendermaßen vernehmen: „Bekanntiic ist Thorwaldsen's Modell zu Schiller's Denkmal wohlbehalt hier angekommen. In der Koͤniglichen Gießerei, welche gege waͤrtig des Schoͤnen so viel enthaͤlt, sieht es nun der Voll dung entgegen, uͤber der, nach der Menge von Arbeiten

schließen, noch einige Zeit vergehen duͤrfte. Unter den Kumß verstaͤndigen ist nur Eine Stimme der vollsten Anerkennung Schon aus dem Modell zur Statue Mayximilian's des Grofße

war entnommen worden, daß Thorwaldsen's Genius noch vollster Kraft lebe, Schiller aber wird dem genannten Wert noch vorgezogen und fuͤr das Schoͤnste erkiaͤrt, was in neveste

Zeit im Gebiete des vollendeten Standbildes zu Tage gefoͤrde worden.

Stadt, wel in diesem Geschenk eine Zierde erhaͤlt, dene Vorzug ihr selbst das reichbegabte Muͤnchen nicht streitig; machen vermag.

welt nicht schwankend gemacht hat. Dadurch ist aber zugle

auch moͤglich gemacht, daß sich die linke Seite des Koͤrpers eiwa vorwaͤrts neige, was im Einklang mit dem gesenkten Haupte demn

Ganzen eine unaussprechliche Milde und Anmuth verleit Nacken und Haupt beugen sich nicht allein vorwaͤrts, sender senken sich etwas zur Brust herab, den Charakter des Mersche und Dichters aufs herrlichste bezeichnend. Hier ist in sede Linie der Bewegung jener Dichter, der, mit einer Fuͤlle innen Schoͤpfungen begabt, der Außenwelt kaum bedurfte, dufe durch seine ganze Individualitaͤt zur subjectiven Dichtkunst he gewiesen, die er, ohne sich selbst aufzugeben, nicht in die jective haͤtte verwandeln koͤnnen, der nauuͤrliche Saͤnger des muͤths und Herzens und der großartigsten Gefühle; hier gleich jener Mann, der, seinem innern Leben hingegeben, den Formen des Conventionellen sich nicht an seinem P fuͤhlt, ein Bild der Schwermuth und Bescheidenheit, das⸗ niederschlagend vor der Ehre, die ihm von der zujauchzen Menge widerfaͤhrt, erroͤthend uͤber den Lorbeer, der ihan Locke druͤckt, zugleich aber im festen Auftreten des Koͤrper

urkundend, daß er seiner Kraft, seines Werths sich bewu

in der ganzen Stellung Correggio's Demuth mit den sich

achtenden Worten: „auch ich bin ein Maler!“ Gehen wuirl zum Einzelnen uͤber, so schwebt ein dichter Lorbeerkranz! die losgebundenen Locken, die in maͤßiger Fuͤlle auf Nüh und Schultern herabwallen. Die Stirn hoch und im Verztn nisse des schmalen Gesichts sehr breit, verkuͤndigt Genie m Ideenreichthum. Das Auge, von buschiger Braue beschattt sanft, aber fest, im Einverstaͤndniß mit dem Kopfe etwas m unten gesenkt. Die hervortretende Nase, die sehr schml Wangen, der feine, gegen vorn sich draͤngende Mund verklle gen eine außerordentlich zarte reizbare Natur, zu fein organst um ihr ein langes Dasein zu gestatten, und bereits mit

Glorie umgeben, die die Verkuͤnderin eines nahen Todes

Hals und Nacken sind frei, indem Hemdkragen und Kraufe

rückgeschlagen sind uͤber ein Untergewand, das, groͤßtentheils Mantel bedeckt, die moderne Tracht mehr ahnen laͤßt, als Schau traͤgt, so daß das Gefuͤhl des Schoͤnen dadurch nichim geringsten gestoͤrt wird, waͤhrend andererseits jede chanaa storende Maskirung umgangen ist. Die Brust, obgleich wee besonders breit, verkuͤndigt doch keineswegs den Leidenden, U so ist auch hier Alles vermieden, was einen Eindruck verutsece koͤnnte, der nicht durchaus edel und wohlthuend waͤre. 2 rechte Arm haͤlt an den Leib sich schmiegend den faltenreich Mantel, der das Moderne mit dem Antiken zu versoͤhnen wel der linke Arm dagegen ist mit der linken Seite bis unter Brust vom Mantel unbedeckt, daher denn dieser Arm, 86g Hand mit eingeschlagenem Finger ein Buch haͤlt, uͤber dem 2 ter unten wieder beginnenden Mantel an der Seite hinabg G tet. Mit dieser Hauptfigur, die von allen Seiten einen 9 benden Eindruck gewaͤhrt, ist aber das Ganze noch niche schrieben, vielmehr sind mit ihr auch vier Basreliefs angig men, um die vier Seiten des Fußgestells wuͤrdig zu schmie Das fuͤr die Vorderseite bestimmte stellt die Musen der vil schichte und Tragoͤdie dar, um die Erdkugel schwebend, auf

Konstantine soll Ers auf S. mit hin⸗. reichenden Vorraͤthen von Getraide, Oel und Datteln verproairn, unwandelbar fest wie viantirt seyn, fuͤr den Fall, daß die Franzosen im Stande w estirn, fest wie der Polarstern, ren, es ganz einzuschließen, was natuͤrlich von der Stäͤrke ihren Armee abhaͤngen wird, so wie von ihrer Faͤhigkeit, ein verschan tes Lager auf den Hoͤhen von Manzur aufzuschlagen und zu

Ueber Schiller's fuͤr Stuttgatt he⸗ stimmtes Denkmat laͤßt sich ein Schreiben aus Muͤnchen in der

Gewiß das ehrendste Lob fuͤr den Meister, daß er

unsterblichen Schoͤpfungen, die er in der Mittagshoͤhe des Lebene

zu Stande gebracht, durch die Werke des Abends noch zu uͤhe⸗

bieten CCC11“ aber auch der heiterste Gluͤckwunsch fuͤr e e

Unseres Beduͤnkens ist in der 13 Fuß hoben Statue Schiller’'s Individualitaäͤt meisterhaft wiedergegeben. Due Figur ruht auf dem rechten Beine, indem sie das linke etwas vorgebeugt laͤßt, jedoch so, daß die Last des Koͤrpers dem rech, ten keineswegs allein aufgebuͤrdet ist. Hierdurch bekommt se die Stellung eines festen und sichern Mannes, den das Hin neigen zum innern Leben in seiner Beurtheilung der Außen

hnicht zur Aufnahme der

ene an ihrem oberen

88 2* 3 arc. 8 WWI““ 11“

der Name Schiller eingegraben ist. Ueber . d durch einen Licht⸗ om mit der Erde verbunden. Unten sind zur Deutung 8. ternenreichs die Zeichen des Stiers und Scorpions angebracht.

dem Basrelief der Hinterseite halten zwei Greife die in er Mitte besindliche Lyra. Das eine Seiten⸗Basrelief ent⸗ tden Genius der Dichtkunst, wie er mit zum Himmel ge⸗

ondten Blicken einherschwebt, die Locken vom Winde bewegt,

Fahrer gerettet und wurde erst entdeckt, als es zu spaͤt war, ihg Er mußte daher ni

nach England genommen werden und ist daselbst fuͤr einen frife

zandere die Goͤttin des Ruhms, den Lorbeer in der einen, alme in der anderen Pens, mit vorwaͤrtsgekehrtem Ge⸗

te den Geschlechtern der Menschen die Werke ihres Lieblings kuͤndend. Wir hoͤrten schon davon sprechen, ob es statt dieser egorischen Figuren nicht passender gewesen waͤre, Scenen Schiller's Hauptwerken an dem Piedestal anzubringen, er⸗ hen uns aber kein Urtheil, da ein solches bei der anerkann⸗ Vortrefflichkeit der Hauptfigur sich kaum im Bereich der schidenheit zu halten vermoͤchte. Wo wird nun aber, gt man sich hier, dieses Wunderbild einen wuͤrdigen Stand⸗ snnden? Unseres Beduͤnkens ist diese Frage dadurch bedenk⸗ , weil die Neuern hier sich in einem engern Kreise bewe⸗ , als die Alten. Bei diesen waren die Straßen der Staͤdte gher, die oͤffentlichen Plaͤtze verhaͤltnißmaͤßig kleiner, daher tden sie durch die Macht der Verhaͤltnisse genoͤthigt, ihre andbilder in Hallen oder außer dem Bereiche der Staͤdte in ginen aufzustellen, so wie wir gegenwaͤrtig den Todten Grab⸗ e auf den Gottesaͤckern errichten. Umgekehrt sind wir üen durch die Beschraͤnktheit unseres oͤffentlichen Lebens, die Gegenwart vielfach verschlossen ist, und dem nur die wmgenheit allseitig zu Gebote steht, gewoͤhnt, Alles, was ur Verherrlichung dieser zu Stande gebracht, in unserer he, in unserer Mitte zu sehen; ja, wir vermissen es ungern, nwir nicht an dem Staunen des Fremden, der seinen Lieb⸗ zum erstenmal begruͤßt, Theil nehmen, wenn wir ihm —t zurufen koͤnnen: „Dies ist unser Schiller, den du schon st zu sehen wuͤnschtest!“ Sind daher schon aus dieser Rich⸗ g des oͤffentlichen Geschmacks der Straßen, die oͤffentlichen itze der Staͤdte, mit Ausschluß der Umgegend, der einzige sende Standort fuͤr ein solches Monument, so wird jeder eisel hieruͤber vollends Pnzlich beseitigt durch unsere Bauart, vch unsere Ansicht von Schoͤnheit und Symmetrie, die nun mmal lange gerade Straßen verlangt, waͤhrend wir doch in in Anblick uns nicht selten der Empfindung des Monotonen bLangweiligen hinzugeben genoͤthigt sind. Diesem Uebel⸗ de kann einzig dadurch abgeholfen werden, daß sich die eaen je zuweilen in Plätze ausmuͤnden; der hoͤchste Grad Shönheit wird aber diesen und somit auch jenen durch Sta⸗ neliehen, und da man bisher an solchen nirgend Ueber⸗ h lat, so ist es heutzutage ein natuͤrliches Gebot des Ge⸗ acs, großartige Denkmale, die das oͤffentliche Inter⸗ in Anspruch nehmen, nicht außer, sondern in der adt aufzustelꝛen. Wie viel Muͤnchen seit wenigen Jahren ch den Obelisken und die Statue Maximilian Joseph's ge⸗ nen habe, ist so allgemein anerkannt, daß man hierin nicht lesesten Widerspruch begegnen wird, und eben so gewiß ist, wenn die praͤchtige Ludwigsstraße, welche sich oben und un⸗ in zwei Plaͤtze ausmuͤndet, und schon hierdurch den Vor⸗ f des Langweiligen beseitigt, spaͤter wie vorauszusehen auf psen Plätzen zwei sich korrespondirende Denkmale erhaͤlt, in Iem Umkreise wohl kaum etwas vermißt werden duͤrfte, zur Vollendung der Schoͤnheit einer Straße nur immer gewendet werden kann. Darf das Gesagte auch auf Stutt⸗ t angewendet werden, so ist so viel gewiß, hst mit Einschluß der Koͤniglichen Anlagen von der Kon⸗ renz ausgeschlossen bleiben sollte, und daß man auf Enoßen und Plaͤtze der Stadt beschraͤnkt ist. Staͤnden Gehaͤude der ehemaligen Akademie, in denen Schiller seine te Beldung erhielt, in einer breiten, belebten, im Mittel⸗ t der Stadt gelegenen oder unmittelbar mit ihm Bezug hnden Straße, so waͤre vor ihnen der passendste Standort eben. Da aber diese Eigenschaften der Kannstadter Straße tchen, und da der an der Seiten⸗Fagade der Akademie⸗Gebaͤude —hdes Schlosses einerseits und der sogenannten Dorotheen⸗ ae andererseits hinfuͤhrende Platz wegen des ihm inwohnenden hen Charakters des Sekundairen und Verbindenden sich gleich⸗ der kuͤnftigen Hauptzierde der Stadt et, so wird man auf die Koͤnigsstraße oder auf den Platz vor Haupt⸗Fagade des Schlosses sich beschraͤnkt sehen. Fuͤr jene che ihre Läͤnge, der Umstand, daß eigentlich alle Straßen in sie einmuͤnden, daß sie den Mittespunkt der Stadt bil⸗ daß sie die andern Straßen im Ganzen an Schoͤnheit wefft. Da sie aber keinen Platz in ihrer Mitte enthaͤlt, und es

an Hreite gebricht, das große Standbild in ihrer dermaligen so koͤnnte dies nur dann einen passenden

halt ufzunehmen, ihr finden, wenn sie durch den Abbruch der Legions⸗ aen ren Ende in einen geraͤumigen Platz aus⸗ 8c tan wird daher auf den vor der Haupt⸗Fagade des osses liegenden Planteplatz beschraͤnkt seyn, der sich aber 8 dann fuͤr das Monument eignet, wenn sich entlang Eagcs irat⸗, dem Schlosse gegenuͤber, ein wuͤrdiges Ge⸗ ** und Alterthuͤmer, wie wirklich im Plane . wird. Vor ihm staͤnde dann der große Dich⸗ 8 1 sentant und maͤchtiger Huͤter des Schoͤnen und 1. 8 Uusgeereten mitien unter alles Volk, er, dessen Haupt⸗ fär⸗ seinen Werken es war, die Menschheit zu hu⸗ n und sie zu hoͤheren Gefuͤhlen zu heben.“

Karlsruhe, 23. Mai. (Karlsr ) 8 1 . 8 2. Stg. a der 1 vom 22. Mai Fe. 8 Geft Eih. iben berarhen 1g wnbhe egende ane en ehhelrennDe⸗ sphen, then; abei eine vom 8959 vorgeschlagene Abaͤnderung des ersten Teeieeds cen Pe g-na8 welcher in allen Gemeinden uͤber 3000 Seelen e Sasschubs gewaͤhlt werden mu ß, wenn die Gemeinde g Gednaatsgenehmigung das Gegentheil beschließt, und in b en mit Staatsgenehmigung ein Ausschuß ge⸗ 19 8 n. Ebenso wurde ein Zusatz des Abg. Wel⸗ 2 88 inrichtung von der Gemeinde zu jeder Zeit wie⸗ geho en b koͤnne, angenommen. Art. 2 wurde nach . 2 Sencefl. angenommen: Die Zahl der Mit⸗ 5* großen Ausschusses soll (außer den Mitgliedern des hnrache⸗ und Ausschusses) in den vier groͤßten Staͤdten 1 schent, in den uͤbrigen üͤber 3000 Seelen ein Zehntheil, geschen chinfrfn Gemeinden ein Siebentheil der ganzen gs 9 etragen, und wird noch beigefuͤgt: jedoch kann der n. zschuß nie unter die Zahl von 50 Gliedern herab⸗

Den 15 Mai 1

dem g Nai starb zu Sigmaringen im 8osten Lebensj

f neng. Hause nahe verwandte Prinzessin Pherene che⸗

eelosche kolberg⸗Gedern. Sie hat, als die Letzte, den nun nen Namen eines uralten Fuͤrstenhauses gefuͤhrt.

ihr thront seyn G

daß die Umgegend

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Karlsruhe, 24. Mai. In der Sitzung der weiten 2 mer vom 23. Mai wurde die Seseennnes. die Gemeindewahlen betreffend, fortgesetzt. Als den wichtigsten der Beschluͤsse der Kammer in dieser Sitzung heben wir aus, daß der zu waͤhlende große Ausschuß (stehe unser gestriges Blatt) aus einem Drittheil aus der Klasse der Hoͤchstbesteuerten, einem Drittheil aus der der Mittelbesteuerten und einem Drittheil aus der der Niedrigstbesteuerten bestehen soll.

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde das Gemeindewahlengesetz mit 35 gegen 26 Stimmen angenommen. Die Karlsruher Zeitung fuͤgt hinzu: „Hiermit ist eines unserer wichtigsten Gesetze nach sechstaͤgigem ehrenhaften Kampfe, in welchem sich eine Masse von Kraft, Intelligenz und Bered⸗ samkeit entwickelt hat, und neben gelehrten Abhandlungen der Doktrin und gruͤndlichen Vortraͤgen aus dem Reiche der Erfah⸗ rung, Erguͤsse heitern Humors me fanden,

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Rom, 18. Mai. Morgen wird der Pa 1 R Mai. pst das bereits an⸗ Hensgs1g haben, und außer der Kardinalspromo⸗ noch mehrere Bi e ernennen, worunter 1 8116G befinden. Dieser Tage wurde hier mit großem Gepraͤnge die Taufe eines kuͤrzlich gebornen Fuͤrsten Massimo Fga s wobei 18 Köͤnig. von Sardinien, durch seinen hiesigen Gesandten, Mar⸗ quis Crosa di Vergagni, vertreten, die Pathenstelle versah. Die aus Nebenlinie der Familie Ca⸗ Fignan. Die Handlung der Taufe wurde d 1 . verrichtet. Das Wetter ist noch immer schlecht; Sturm, Regen, Ha— gel und Gewitter wechseln ab und sind verheerend faͤr Kön⸗ berge und Felder. Die Preise aller Getraidearten und der Huͤl⸗

seufruͤchte wurden dadurch erhoͤht; nur das Oel, als eines der Hauptbeduͤrfnisse der aͤrmern Klasse, steht in Vergleich mit vo⸗ rigem Jahre niedrig, und ist im Ueberfluß vorhanden. Noch mehr aber leidet der Gesundheitszustand der Menschen.

Spanien. 1* G Madrid, 13. Mai. (Allg. Ztg.) Gestern Morgen in der Fruͤhe traf ein am 5ten von dem Spanischen Gesandten in Paris abgefertigter Courier bei der hiesigen Regierung, und wenige Stunden darauf ein von London kommender Courier, der am öten Paris verlassen hatte, mit Depeschen für die Eng⸗

lische und Franzoͤsische Gesandtschaft ein. Glei nach derern Empfange begab sich der Franzoͤsische Ge schafterchge⸗ 8 Palast, und hatte eine zweistuͤndige Zusammenkunft mit dem Minister⸗Praͤsidenten, welcher nach deren Beendigung den Englischen Gesandten empfing, und bis 8 Uhr Abends bei sich behielt. Man will behaupten, die in der letzteren Kon⸗ ferenz verhandelten Gegenstaͤnde haͤtten einen Zweck gehabt, welcher mit dem von dem Franzoͤfischen Geschaͤftstraͤger be⸗ absichtigten im Widerspruche stehe. Auch erhielt gestern die Englische Gesandtschaft von Seiten des Herrn Calatrava eine Note, in welcher er anzeigt, daß die Spanische Regierung alle Einleitungen getroffen habe, um der Englischen Huͤlfs⸗Legion deren Dienstzeit bekanntlich am 10. Juni abläuft, den ruͤckstaͤn⸗ digen Sold, Pensionen ꝛc. auszahlen zu koͤnnen; dagegen ver⸗ langt sie, daß um jene Zeit die Englischen Truppen sich nach Eng⸗ land einschiffen, und stellt dabei die seltsame Drohung auf, daß diejenigen, welche sich der Einschiffung aus irgend einem Grunde widersetzen wuͤrden, aller ihrer Anspruͤche auf Geld und Beloh⸗ nungen verlustig seyn sollen. Dies heißt mit anderen Worten: geht nach England und wartet in Geduld, ob wir Euch bezah⸗ len, oder bleibt hier und entsagt jeder Forderung. Zugleich bit⸗ tet Hr. Calacrava die Englische Regierung um Scheffe, um die Ueberfahrt der Truppen zu besorgen. Es scheint also, daß Spa⸗ nien jene Truppen nicht behalten will, sondern darauf rechnet unter besseren Bedingungen bessere zu erhalten. Hr. Villiers jertigt in dieser Angelegenheit heute einen Courier nach San Sebastian ab. Unterdessen wird Alles davon abhaͤngen, ob die bei San Sebastian zusammengehaͤufte Armee diesesmal einen Schlag gegen die Karlisten ausfuͤhren und, wie sie beabsichtigt, Hernani einnehmen, und die Landstraße bis an die Bidassoa wird besetzen koͤnnen. Die hiesige Englische Gesandtschaft scheint der Meinung zu seyn, daß der großen Uebermacht, welche dort den Karlisten gegenuͤbersteht, der Sieg nicht entgehen koͤnne. Man sieht hier deshalb den Nachrichten von der Nord⸗Armee mit der groͤßten Ungeduld entgegen. Die gestern hier einge⸗ troffenen Couriere bringen uns die Gewißheit von dem gaͤnzli⸗

chen Mißlingen der Unterhandlun en, welche Hr. Marliani sichtlich des oft erwaͤhnten Anlehns in CC“ Der Deputirte Hr. Garcia Carrasco kuͤndigte deswegen gestern in den Cortes an, daß er heute an den Finanz⸗Minister eine In⸗ terpellation richten werde. Dieser, von Herrn Calatrava beglei⸗ ter, steüte sich auch in der heutigen Sitzung ein, und Herr Car⸗ rasco begann seine Interpellation damit, daß er die egierung daran erinnerte, die Koͤnigin⸗Regentin haͤtte in der Thron⸗Rede ihr Wort fuͤr die Befriedigung der Staatsglaͤubiger verpfaͤndet und die Cortes haͤtten die Regierung zwar ermaͤchtigt, die Be⸗ zahlung der am 1. Nov. v. J. faͤlligen Dividenden gegen Umtausch von Bons du trésor zu verschieben, jedoch nur bis zum 1. Mai und mit Verzinsung der letzteren. Er richte deshalb an die Re⸗ gierung folgende Fragen: I) Warum hat die Regierung diesen Beschluß der Cortes verletzt, und die Bezahlung der Bons du irésor bis zum 1. Juni verschoben? 2) Glaubt die Regierun hinlaͤngliche Mittel finden zu koͤnnan, um am 1. Juni die Zah⸗ lung zu leisten, und 3) ist die Regierung uͤberhaupt Willens den Cortes uͤber ihre verschiedenen Finanz⸗Operationen, und na⸗ mentlich uͤber das vielleicht nur im Gehirn einiger Personen be⸗ standene Projekt einer Anleihe, Rechenschaft abzulegen? Nach⸗ dem eine Todtenstille der Neugierde eingetreten war, erhob sich Herr Mendizabal und erzaͤhlte der staunenden Menge: „Die Regierung wird auf keine der vorgelegten Fragen eine Antwort ertheilen, weil sie dadurch das Vaterland in Gefahr setzen und dessen groͤßte Interessen beeintraͤchtigen wuͤrde. So⸗ bald der Tag erscheinen wird, wo die Regierung, ohne das Wohl des Landes zu geföhrden, eine Antwort ertheilen kann, wird sie es thun und auch uͤber das besprochene Anlehn Auskunft ge⸗ ben.“ Hierauf entstand ein entsetzlicher Laͤrmen in der Ver, sammlung, indem man sich daruͤber stritt, ob man sich mit die⸗ ser Antwort begnuͤgen koͤnne. Da aber Herr Fuente Herrero (vor einem Jahre Advokat, nun aber Beisitzer des hoͤchsten Ge⸗ richtshofs) ausrief: „Da, wie der Herr Minister erklärt, das Vaterland in Gefahr schwebt, wenn die Diskussion fortschreitet so muͤssen die Cortes schweigen!“ so erkltaͤrte die ministerielle Majoritaͤt, man muͤsse den Gegenstand fuͤr erledigt ansehen, und Herr Mendizabal ging, sich die Haͤnde reibend, nach Hause. Die auslaͤndischen Inhaber Spanischer Staatspapiere werden

freilich nicht jubeln, wenn sie erfahren, daß die finanzielle Lage

Spaniens von der Art ist, daß die

bloße Erwaͤhnung derselben

den Staat in die aͤußerste Gefahr setzt.

den

„Madrid, 17. Mai. mische Sitzung, indem Herr Carrascao, Antrag zu machen beabsichtigt: „Die

Man erwartet heute eine sehr stuͤr⸗ wie es heißt, nachstehen⸗

Kammer wird aufge⸗

fordert, zu erklaͤren, daß der Finanz⸗Minister die der Kammer

gegenuͤber von ihm eingegangene

Zahlung der am 1. Mai faͤlligen sich eine ungesetzliche Macht angemaßt Kammer zu befragen,

die

erpflichtung in Bezug auf Coupons nicht erfuͤllt und G t hat, indem er, ohne die die Zahlung jener Coupons auf den 1.

Juni festgesetzt hat.“

Galignani's Messenger enthaͤlt nachstehendes Schrei⸗

ben aus Madrid vom 16. Mai: „Die oͤffentliche Ruhe ist

zwar nicht gestoͤrt worden, sich aller Gemuͤther bemaͤchtigt. Die außerordentlichen Maßregeln, Art von Belagerungs⸗Zustand,

aber Besor niß und Mißtrauen hat egierung beharrt bei den und wir befinden uns in einer denn Niemand weiß, was eigent⸗

lich vorgeht. Die Deputirten Felice und Mirales abe 2 4 n 1 8

mit mehreren reichen Kaufleuten vorgestern nach Seh 88 .

geben, um, wie es heißt, sich an die Spitze der Revolution zu

stellen. jedem Arguelles, das Orakel der Spanier,

den

rieen ausgezischt und gestern

von

neral Quiroga, gluͤcklicher. anredete, „Jeder

Mittlerweile vermehrt sich die Bewegungs i mi erwei partei mit

Tage, wie dies unter Anderem daraus v eet, daß der „goͤttliche Redner“, in letzten Sitzungen der Cortes von den Galle⸗ in der San Bernardo⸗Straße olke mit Hohngeschrei verfolgt wurde. Der Ge⸗ Inspecteur der National⸗Garde, ist nicht Als er gestern einige Bataillone derselben und in Beziehung auf die empoͤrten Catalonier sagte: Rebell muß sein Verbrechen mit dem Kopfe buͤßen;“

beiden

dem

erwiderte ein National⸗Gardist: „Sie haben allerdings R Natig : echt General, allein Sie werden mir auch darin beistitemea, daß es

eine Ungerechtigkeit war, theilt hat, als Sie sich der Insel Leon empoͤrten.“ 1uE G aus den suͤdlichen Provinzen angekommen Depeschen uͤberbracht besen 1 d.. keie. Tarifa, Algesiras, Puerto de Santa

daß man Sie nicht zum Tode verur⸗ mit Riego und anderen Aufruͤhrern auf Ich erfahre so eben, daß zwei der eine aus Galizien, der andere

Die ganze Serrania de Ronda, Maria und selbst Cadix

sollen die republikanische Fahne aufgesteckt und in Galizien sol⸗

len die Insurgenten sich aller Staͤdte von Corusia, Vergantinas und San

von der großen Straße Jago de Compostella bis

an die Kuͤste bemaͤchtigt haben.“

Athen, 7. Maͤrz.

Griechenland.

Herr Conduriotti, Vice⸗Praͤsident des

Staatsraths, hat sich auf Befehl des Koͤnigs nach der Insel

Hydra begeben, um sich genau über die

durch das Erdbeben

dort angerichteten Verheerungen zu unterrichten und die geeig⸗

netsten Mittel

zur Unterstuͤtzung der unglücklichen Bewohner

vorzuschlagen.

Der Griechische Courier

enthaͤlt folgenden Artikel:

„Es giebt wohl nur wenige Personen außerhalb Griechenland,

welche wissen, woͤhnlich nur

Sitz

wie Athen eigentlich aussieht. Man urtheilt ge⸗ nach den Beschreibungen von Athen ehe es der der Regierung wurde. Zu jener Zeit befand die Stadt

sich in einem beklagenswerthen Zustande und war nur ein un—

ermeßlicher Haufen Ruinen,

unter denen man kaum zwanzig

einigermaßen elegante Haͤuser zaͤhlte. Zwei Jahre sind seitdem verflossen und die Ruinen sind groͤßtentheils verschwunden; an ihre Stelle sind mehrere gepflaͤsterte Straßen getreten, die met schoͤnen Haͤusern und oͤffentlichen Gebaͤuden besetzt sind. Es

iebt Muͤnzgebaͤude von bemerkenswerther

in Athen ein Covil⸗ und ein Militair⸗Hospital, ein

Schoͤnheit, verschiedene

Kasernen, eine Koͤnigliche Druckerei mit einer Lithographie und

13 kleinere Kirchen; vier groͤßere, sollen noch erbaut werden. sich den meisten antiken Gebaͤuden Griechenlands an stellen duͤrfen. dem haben alle vathaͤuser ihre sehr maͤßigen Preis.

so wie ein Universitaͤts⸗ Gebaͤude Das neue Palais des Koͤnigs wird die Seite Man zaͤhlt schon 20 dffentliche Brunnen, außer⸗ oͤffentlichen Gebaͤude so wie auch mehrere Pri⸗ eigenen. Letztere zahlen fuͤr das Wasser ernen Alle diese Brunnen werden durch zwei

Auellen gespeist, von denen die eine am Pentelicus, die andere

am Fuße des Hymettus entspringt. Bewohner Athens zum 6 ren Zahl etwa 7000; heute

Als im Jahre 1833 die erstenmale gezaͤhlt wurden, betrug de⸗ zaͤhlt man dagegen, mit Einschluß

der Garnison und der Fremden, mehr als 18,000 Einwohner.

Man begegnet und kerung, in der That sehr erhalten, den Munizipal⸗Gesetzen gemäͤß,

ler

in den Straßen Athens selten einem Bett⸗ ihre Zahl ist, im Verhaͤltniß zu der Bevoͤl⸗ gering; nur etwa acht bis zehn Unterstützung von der

Demarchie. Athen genießt großer Vorzuͤge hinsichtlich des Un⸗

terrichts der Jugend.

sitaͤt,

eines Gymnasiums, Freischuͤler Hell nische Kinder das Lesen und Schreiben lernen,

Es ist der Sitz der Griechischen Univer⸗ wo die Regierung 30 Stellen für egruͤndet hat; es findet sich ferner in Athen eine chule, eine Kommunal⸗Schule, und andere, wo die auch darf die von Frau

von Volmerange geleitete Maͤdchenschule, in der 14 junge Maͤd⸗

chen auf Kosten der Regierung schweigen uͤbergangen werden.“

in Betreff der

erzogen werden, nicht mit Still⸗

r. Majestaͤt des

30. Mai. Dem auf Befe Koͤnigs am 2lsten d. M. in Duͤsseldorf eroͤffaeten Landtag der Rhein⸗Provinz sind folgende Gegenstaͤnde vorgelegt worden:

1) Die Entwuͤrfe eines allgemeinen Gewerbe⸗Polizei⸗Gesetzes,

so wie eines dazu gehoͤrigen Gesetzes we Auf

¹ 2 gen Aufhedun und Abloͤsung der Zwangs⸗ und Bannrechte in den betref⸗ fenden Landestheilen, nebst einer Entschaͤdigungs⸗Ordnung .— noch bestehenden gewerblichen Exclusio⸗

) der umgearbeitete Entwurf einer allgemeinen Wegeordnung,

6)

nebst einem Promemoria uͤber die provinziellen 2 mungen zu derselben für die Fannco dag;. 8 . die Entwuͤrfe eines Grundsteuer⸗Gesetzes fuͤr die westli⸗ chen Provinzen der Monarchie, einer Anweisung uͤber das bei der Verwendung des Grundsteuer⸗Deckungs⸗Fonds zu beobachtende Verfahren, und der Bestimmungen wegen Ausgleichung der durch die Aufnahme des Rheinisch⸗West⸗ phaͤlischen Grundsteuer⸗Katasters entstandenen Kosten;

der Entwurf einer Verordnung in Betreff der Befugnisse der Kreisstände, Ausgaben Namens der Kreis⸗Corporation zu beschließen und diese dadurch zu verpflichten;

eine Allerhoͤchste 1 .

der Einwohner des Kreises St.

der Abgeordneten zum Provinzial⸗Landtage;

eine fernere Proposition in Bezug auf die Regulirung de