zen, so koͤnne solches ihn von Seiten eines Ministers nicht wundern, der waͤhrend des April⸗Prozesses seine Fahne verlassen habe. Sen Jaubert fragte schließlich noch, ob dieje⸗ nigen politischen Angeklagten, die sich ihrer Verurtheilung durch die Flucht entzogen haͤtten, ebenfalls in die Amnestie begriffen werden wuͤrden, indem er wisse, daß einige dieser Individuen sich in Paris befaͤnden, und daß es somit ein Leichtes seyn wuͤrde, sie nachtraͤglich vor den Pairshof zu stellen. — Als der Graf Molé Miene machte, sich von seinem Platze zu erheben, um dem vorigen Redner zu antworten, rief man ihm von der rech⸗ ten und linken Seite zu, er solle dies nicht thun. Inzwischen hielt er es doch fuͤr angemessen, die Rednerbühne zu besteigen. „Ich muß die Kammer schon ersuchen“, aͤußerte er, „mir eine kurze Antwort zu gestatten, da der Angriff des Herrn Grafen
Zaubert zu lebhaft gewesen ist, als daß ich ganz dazu schweigen
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koͤnnte. Der vorige Redner hat zu Ihnen mit jener Schaͤrfe und Ruͤcksichtslosigkeit gesprochen, die wir an ihm schon gewohnt sind; nichtsdestoweniger wird er mich stets bereit sinden, ihm zu antwor⸗ ten, so lange noch das Vertrauen des Koͤnigs mir erlaubt, diese Red⸗ nerbühne zu besteigen. Schon mehr als einmal hat man mir den Vorwurf gemacht, daß ich mich waͤhrend des April⸗Prozes⸗ ses von der Pairs⸗Kammer fern gehalten haͤtte. Ich erklaͤre daher hiermit, daß ich dem Prinzipe nach nicht dafuͤr war, je⸗ nen Prozeß vor das Forum des Pairshofes zu ziehen, daß ich aber, nachdem solches dennoch geschehen, an der Kompetenz des Pairshofes keinen Augenblick gezweifelt habe. Sie werden sich noch erinnern, meine Herren, welche Gewaltthaͤtigkeiten die An⸗ geklagten sich zu Schulden kommen ließen, dergestalt, daß nach zweimonatlichen stuͤrmischen Debatten der Gerichtshof sich ge⸗ noͤthigt sah, uͤber ihr Schicksal zu entscheiden, ehe noch einmal ihre Identitaͤt festgestellt war. Unter diesen Umstaͤnden wandte ich mich an einen Staatsmann, den ich achte und ehre, an den
bamaligen Conseils⸗Praͤsidenten, und sagte ihm, daß, wenn man den Kammern zwei Gesetzes⸗Artikel vorlegte, wonach diejenigen Angeklagten, die zu antworten sich weigerten, ohne Weiteres condemnirt werden koͤnnten, ich keinen Au⸗
enblick Anstand nehmen wuͤrde, meinen Sitz in der Kammer einzunehmen. Der Herr Herzog von Broglie erwiderte mir, daß er die Sache im Minister⸗Rathe zur Sprache bringen wuͤrde. Mittlerweile aber ereignete sich das Fieschische Atten⸗ tat, worauf den Kammern die September⸗Gesetze vorgelegt wur⸗ den, in denen sich die beiden von mir gewuͤnschten Artikel be⸗ fanden. Als ich diese Artikel, die alle meine Gewissens⸗Skru⸗ pel beseitigten, las, nahm ich augenblicklich meinen Platz in der Kammer wieder ein. Ich bin also nur etwa 14 Tage lang von dem Pairshofe entfernt gewesen, und dies nennt man eine De⸗ sertion. Ich komme jetzt auf die Amnestie zu sprechen, von der man dehauptet hat, daß wir sie bloß vorgeschlagen haͤtten, um uns auf unseren Posten zu erhalten. Zur Widerlegung dieser Be⸗ hauptung erlaube ich mir, daran zu erinnern, daß ich schon bei meinem Eintritt in das Kabinet vom 6. Sept. ausdruͤcklich erklaͤrt hatte, daß ich zur gelegenen Zeit auf die Bewilligung einer Am⸗ nestie antragen, oder mich, insofern ich alsdann nicht durchgrei⸗ fen koͤnnte, zuruͤckziehen würde.“ Der Minister ging hierauf naͤher in die Fragen ein, die der vorige Redner an das Ministe⸗ rium gerichtet hatte. Er erklaͤrte zunaͤchst in Bezug auf das Gesetz wegen der Verheimlichung von Staats⸗Verbrechen, daß es ihm nicht zustehe, in der einen Kammer einen Gegenstand zu eroͤrtern, der der anderen zur Berathung vorliege. Was dagegen das Deportations⸗Gesetz betreffe, so stehe es ja ganz in dem Belieben der Deputirten⸗Kammer, sich den Bericht uͤber dasse be abstatten zu lassen, wann sie wolle; das Ministerium sey jeden Augenblick bereit, dieses Gesetz zu vertheidigen, indem es auf dasselbe keinesweges verzichte. Nach dem Conseils⸗Praͤ⸗ sidenten ergriff der Graf au bert noch einmal das Wort, um sich gegen den Vorwurf zu verwahren, daß er sich in Persoͤnlichkeiten gefalle. Es sey seine Gewohnheit, aͤu⸗ ßerte er, von der Rednerbuͤhne herab immer unverholen alles, was er denke, zu sagen, und er habe in dem Grafen Mols nicht den Privatmann, sondern den Staatsmann angegriffen. Als bei diesen Worten der Praͤsident sich zu dem Redner hinuͤberbuͤckte, und ihm etwas zufluͤsterte, erklaͤrte Herr Jaubert, daß er lieber auf das Wort verzichte, da es ihm unmoͤglich sey, zu diskutiren, waͤhrend der Praͤsident ihn leise zur Rede stelle. Herr Dupin berief sich darauf, daß er das Recht habe, einem Redner Be⸗ merkungen zu machen. „Ja! Aber laut und nicht ins Ohr!“ riefen hier mehrere Deputirte. „Nun gut“, erwiderte der Praͤ⸗ sident, „so werde ich laut sprechen, und den Herrn Jaubert darauf aufmerksam machen, daß er das Recht nicht hat, Herrn Molé wegen seiner Handlungen als Pair und Richter zur Rechenschaft zu zie— hen; ein solcher Tadel ist nicht parlamentarisch.“ — „Wohlan“, entgegnete Herr Jaubert, „so werde ich das Betragen der Mit⸗ glieder des Pairshofes ehren; der Herr Praͤsident muß ohne⸗ dies besser als irgend Einer von der Jurisdiction des Pairshofes
Lunterrichtet seyn; er war es ja, der den Marschall Ney vor
Pairshofe vertheidigte.“ Bei diesen Worten wandten sich Aller Augen auf Herrn Molé, der bekanntlich einer der Richter des Marschalls war. Auf den Antrag des Herrn Au⸗ guis wurde diese unangenehme Debatte hierauf geschlossen und dee eigentliche Gegenstand der Berathung, naͤmlich das Budget des See⸗Ministeriums, wieder vorgenommen.
Gestern vor der oͤffentlichen Sitzung schritten die Bureaus der Deputirten⸗Kammer zur Erneuerung ihrer Praͤsidenten und Secretaire. Zu Praͤsidenten wurden ernannt: die Herren von Schonen, Jamin, Calmon, Schneider, Guizot, Cunin⸗Gridaine, Caumartin, Clément und Duchatel. Zu Secretairen: die Her⸗ ren Gillon, Barada, l'Espée, Maleville, Lacroix, Th. Ducos, Girardin, Girod und Lacrosse. Das Journal des Débats bemerkt, daß von diesen 18 Wahlen 10 der vormaligen Majori⸗ taͤt angehoͤrten. Das Journal le Commerce sagt: „Die Be⸗ zeichnung „vormalige Majoritaͤt“ ist, so wie die Sachen jetzt stehen, sehr unverstaͤndlich. Es waͤre deutlicher gewesen, wenn man bemerkt haͤtte, wieviel von den Praͤsidenten und Secretai⸗ ren der Versammlung Hartmann angehoͤren, oder wenn das „Journal des Débats“ lieber will, wie viele derselben fuͤr das Disjunctions⸗Gesetz gestimmt haben.“ — Nach anderen Blaͤt⸗ tern gehoͤren von den 18 Ernennungen die Haͤlfte der doectri⸗ nairen Partei, und die andere Haͤlfte den vereinigten Opposi⸗ tionen an. Es scheint also keine der beiden großen Parteien, in die sich die Kammer theilt, besondere Ursache zu haben, sich
dem
die diesmaligen Wahlen als einen Sieg zuzuschreiben.
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b
Durch eine Koͤnigliche Verordnung vom 31sten v. M. wird
das Wahl⸗Kollegium von Grenoble auf den 24sten d. M. zu⸗
sammenberufen, um, nach der Ernennung des Herrn Felirx Real zum Staatsrath, zu einer neuen Deputirten⸗Wahl zu schreiten. Der Moniteur enthaͤlt einen Immediat⸗Bericht des Finanz⸗
Ministers und in Folge dessen eine Koͤnigliche Verordnung, durch welche als Nachtrag zu der kuͤrzlich bewilligten Amnestie
oalle zu Gefaͤngnißstrafen oder Geldbußen kondemnirten Uebertre⸗
ter der Forst“, Jagd⸗ und Fischfang⸗Gesetze, so wie alle diejeni⸗
636 gen, die wegen Verletzung der Straßen⸗ und Fuhrwerks⸗Polizei auf correctionellem 1 . trage von hoͤchstens 100 Fr. verurtheilt worden sind, begnadigt werden. Auf die von dem Staate vorgeschossenen Kosten, so wie auf die ihm gerichtlich zuerkannten Restitutionen und Scha⸗ denersaͤtze findet diese Amnestie jedoch keine Anwendung. In dem Auxiliaire Breton vom ö3lsten v. M. liest man: „BVictor Boireau, dessen Strafe wegen Theilnahme an dem Fieschischen Attentate in 10jaͤhrige Verbannung verwandelt worden ist, langte gestern mit der Diligence in Rennes an. Er saß zwischen zwei Gendarmen, und zwei andere Gendarmen ritten neben dem Wagen. In dem Gasthofe gestattete man ihm, an der gemeinschaftlichen Tafel Platz zu nehmen, was den uͤbrigen Gaͤsten so sehr mißsiel, daß sie saͤmmtlich das Zimmer verließen, woruͤber sich Boireau hoͤchst ungehalten bezeigte. Seine Unzufrieden⸗ heit steigerte sich aber noch, als die Gendarmen ihm den Besuch eines in der Naͤhe liegenden Kaffeehauses verweigerten. Als er in sein Zimmer zuruͤck gefuͤhrt wurde, zerbrach er im Zorn alle Fensterscheiben und stieß Schmaͤhreden gegen den Koͤnig aus. Heute fruͤh ward er nach Brest abgefuͤhrt, und gab vorher noch sein Bedauern uͤber sein gestriges unziemliches Betragen zu er⸗ kennen.“ — Aus Havre schreibt man, daß daselbst der Befehl angekommen sey, Meunier nach Brest 8 um von dort aus auf einem dem Staate gehoͤrigen Schiffe nach den Ver⸗ einigten Staaten gebracht zu werden. In diesem Falle wuͤrden Botreau und Meunier wahrscheinlich auf demselben Schiffe
transportirt werden. Der Temps enthaͤlt Folgendes: „Es bestäͤtigt sich, daß
eine Handels⸗Convention zwischen England und Spanien abge⸗ schlossen worden ist, und daß der Courier, der dieselbe zur Ratification nach London gebracht hat, im Laufe der vergange⸗ nen Woche durch Paris gekommen ist. Ein politischer und sinanzieller Akt von dieser Wichtigkeit wird die Einmischung des Parlamentes nothwendig machen; man kann ihn daher noch nicht als definitiv betrachten, obgleich er den Englischen Inter⸗ essen Vortheile gewaͤhrt, die keine ernste Opposition gegen die Ratification desselben voraussehen lassen. Dies behaupten we⸗ nigstens diejenigen, die die gepflogenen Unterhandlungen kennen wollen. Der Abschluß jener Convention knuͤpft sich sehr wahr⸗ scheinlich an den Abschluß der mehrerwaͤhnten Anleihe von 250 Mill., die, wie es scheint, der Spanischen Regierung nicht mehr als 50 Mill. in baarem Gelde einbringen wird. Was die Buͤrgschaft hin⸗ sichtlich der Insel Cuba betrifft, die den Darleihern als das ein⸗ zige Pfand fuͤr die Schuld der Spanischen Regierung gilt, so ist die Frage noch unentschieden. In Paris zweifelt man, daß England in diese Bestimmung willigen werde; und in London versichert man, daß Frankreich sich derselben widersetzen wuͤrde. — Nachschrift. Man erzaͤhlt so eben in einem legitimistischen Salon, daß der Courier, der die oben erwaͤhnte Handels⸗Con⸗ vention bei sich gefuͤhrt habe, von den Karlistischen Truppen an⸗ gehalten worden sey, und daß jener Vertrag binnen kurzem ver⸗ oͤffentlicht werden duͤrfte. In Paris sowohl als in London wird man also bald jenes Dokument kennen, das seiner Natur nach keine geheime Artikel zulaͤßt.“
Die Regierung hat gestern Abend eine telegraphische De⸗ pesche aus Bayonne erhalten, wonach Don Carlos am 27sten und seine Armee am folgenden Morgen in Barbastro einge⸗
rüͤckt sind.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unter⸗ haus. Sitzung vom 2. Juni. Die Opposition machte heute Abend (wie schon gestern kurz erwaͤhnt) abermals einen Versuch, eine Debatte herbeizufuͤhren, durch welche sie die mißliche Stellung und die Verlegenheiten der Minister recht hervorheben wollte; sie schob naͤmlich die Schuld an der jetzigen Lage der Dinge in der Handelsweit, wenn auch nicht geradezu, so doch indirekt dem Ministerium zu. Sir George Sinclair leitete die Debatte ein, indem er sich daruͤber beklagte, daß das Budget noch immer nicht durch den Kanzler der Schatzkammer vorgelegt sey. Er muͤsse das zunaͤchst deshalb bedauern, weil Jedermann gerade in dem gegenwaͤrtigen Augenblicke mit Recht sehr begierig sey, zu erfahren, wie sich die Aussichten fuͤr das Land gestalten und welche Auskunft das Ministerium in Betreff der Finanzen waͤhrend des laufenden Jahres 8 geben habe, dann aber auch, weil eine Diskussion uͤber diesen Gegenstand denjenigen Mitgliedern des Hauses, welche mit den Fabrik⸗ und Handels⸗Interessen in Verbindung staͤnden, Gelegenheit geben wuͤrde, dem Hause ihre Ansichten uͤber das jetzt in den Manufaktur⸗Distrikten herrschende Elend darzulegen, die Aus⸗ dehnung, welche es erreicht habe, anzugeben und die Mittel der Abhülfe in Vorschlag zu bringen. Nach Allem, was er (Sir G. S.) durch Mittheilung aus jenen Distrikten erfahren, sey er der Meinung, daß es niemals eine Periode in der Ge⸗ schichte des Landes gegeben habe, in welcher groͤßere Verlegen⸗ heit, Unzufriedenheit und Besorgniß vor der Folgezeit unter al⸗ len Klassen der Bewohner desselben vorgeherrscht haben. (Hoͤrt, hoͤrt! von Seiten der Opposition.) Er sey uͤberzeugt, daß es des Einschreitens der Legislatur beduͤrfe. Jeden Tag hoͤre man von neuen Fallissements, und Haͤuser von der groͤßten Achtbar⸗ keit seyen genoͤthigt, ihre Zahlungen einzustellen. Es gebe viele Kaufleute, welche große Vorraͤthe von Waaren auf dem Lager haͤtten, ohne im Stande zu seyn, dieselben abzusetzen, und welche daher auch nicht die Anforderungen zu befriedigen vermoͤchten, die tagtaͤglich an ihre Firmen gemacht wuͤrden; und da moͤchte er fragen, ob es sich mit der diesen Individuen wie allen An⸗ dern schuldigen Gerechtigkeit vertrage, daß in dem Hause von jenen Gegenstaͤnden nie die Rede sey, sondern daß man Unzu⸗ friedenheit vorherrschen lasse, daß die Existenz der aͤrg⸗ sten Kalamitaͤten geduldet werde, daß man die Hand⸗ werker in einem Zustande lasse, der an den Hungertod graͤnze? Er wiederhole es, es habe nie in der Geschichte des Hee⸗ eine Zeit gegeben, in welcher das Land so unzufrieden mit dem Verfahren des Unterhauses gewesen sey, und er seiner⸗ seits halte sich fuͤr uͤberzeugt, daß, falls die Regierung nicht im Vereine mit dem Parlamente zu kraͤftigen Maßregeln schreite, es unmoͤglich sey, vorauszusehen, bis zu welcher Hoͤhe jene Uebel steigen koͤnnten. Er hege kein Bedenken, zu erklaͤren, daß sei⸗ ner Ueberzeugung gemaͤß in wenigen Monaten ein National⸗ Bankerott eintreten muͤsse, falls man in dem gegenwaͤrtigen Zu⸗ stande der Lethargie beharre. (O! o!) Man müsse seine Zu⸗ flucht zur Emittirung von Ein⸗Pfund⸗Noten nehmen, oder das Silbergeld fuͤr das gesetzliche Zahlungs⸗Mittel bei Sum⸗ men bis zu zwanzig oder dreißig Pfund erklaͤren, oder irgend eine andere Maßregel der Art treffen, sonst gehe das Land zu Grunde. Unter diesen Umstaͤnden fordere er die Minister auf, baldigst einen Tag festzusetzen, an welchem das Budget diskutirt werden solle, damit jene Gegenstaͤnde ausfuͤhrlich besprochen werden koͤnnten. Lord John Russell erklaͤrte darauf, daß er stets bereit seyn werde, zu behaupten und
Wege zu einer Geldbuße bis zu dem Be⸗
daß sein Freund, der Kanzler der Schatzkamme in Bezug auf das Budget mit vollstaͤndiger Klugheit verfahn habe; deshalb koͤnne er auch auf jene Aufforderung durch „ Versprechen, dasselbe an diesem oder jenem Tage vorlegen wollen, antworten. „Ich behaupte ferner“, fuhr Lord J Russell fort, „daß, wenn irgend ein anderes ehrenwerthes M glied, welches weniger reine und patriotische Motive haͤtte,; der ehrenwerthe Herr gegenuͤber (Gelaͤchter), Unruhen im dan zu erregen und die jetzigen Verlegenheiten zu vermehren gewüͤng haͤtte, dadurch, daß es Winke uͤber noch bevorstehendes Ungc und Mißvergnuͤgen gaͤbe, daß es dann ganz denselben Weg einschie wuͤrde, den der ehrenwerthe Hr. bei vollkommen unschuldigen Ban gruͤnden jetzt eingeschlagen hat. (Beifall und Gelaͤchter.) Allerg bin ich der Ansicht, daß die Fragen, auf welche der ehrem the Herr hingewiesen hat, Fragen von der groͤßten Wichizg sind, indeß glaube ich nicht, daß die jetzt vorherrschenden draͤngnisse mit denen des Jahres 1825 in Vergleich zu st sind. (Hoͤrt, hoͤrt!) Aber ich bin nicht geneigt, bei der jeg Gelegenheit auf die Sache einzugehen, nur dagegen muf protestiren, daß ehrenwerthe Herren in Faͤllen der vorliega Art, wo eine geordnete Diskussion nicht zu erwarten ist, am ten und Befuͤrchtungen großen Elends aͤußern, um Mißtn und Unzufriedenheit durch Winke der Art zu verbreiten, sich dadurch die Chance zu eroͤffnen, daß etwas zur Befoͤrde ihrer Absichten sich ereigne, was ich meinerseits durch Winke naͤher bezeichnen will.“ (Lauter Beifall.) Herr Richards glap die Behauptung seines ehrenwerthen Freundes, daß man e rig einer Untersuchung uͤber den Zustand des Landes von 6¼ dieses Hauses entgegensehe, bestaͤtigen zu muͤssen. Tag für⸗ habe sich dasselbe dagegen mit Fragen beschaͤftigt, die fur Land von keinem Interesse seyen. Wenn man dabei beßa wolle, so werde es besser seyn, ohne Weiteres den Funtctz des Hauses ein Ende zu machen. Waͤhrend Hunderte der barsten Kaufleute im Lande sich in Verlegenheit befaͤnden, rend den Handwerkern taͤglich ihre Arbeit aufgekuͤndigt waͤhrend die Gegenwart nichts als Bedraͤngniß und 6 die Zukunft nichts als Besorgniß zeige, sey es ein wenig daß der edle Lord den Behauptungen seines ehrenwerthen zm des nur Spott entgegensetze. Er (Herr R.) fuͤhle, dah Regierung ihre Pflicht nicht gethan habe. (Der besonders tonte Ruf: Hoͤrt! ven Seiten eines Mitgliedes der Oyy tions⸗Partei, veranlaßte bei dieser Stelle lautes und anhalten Gelaͤchter der ministeriellen Mitglieder des Hauses und brachn Redner aus der Fassung; er setzte nur noch hinzu, daß e Lacher verachte, und daß dieselben sich mit Unrecht die Verz des Volks nennten.) Major Beauelerk aͤußerte, daß er Minister nicht bei allen Gelegenheiten unterstuͤtze, daß er! doch nicht einzusehen vermoͤge, warum man sie jetzt angegrn habe, weil ungluͤcklicherweise eine große Anzahl von Kaut fallirt habe oder in Verlegenheit gerathen sey. Koͤnnten Minister denselben helfen, so würden sie es sicher gern th und wenn einer der Herren von der Opposition nur die und Weise angeben wolle, in welcher dies geschehen könne, wuͤrde es gewiß geschehen. Seiner Meinung nach moͤge als dings das neue Armen⸗Gesetz einigen Druck auf das M ausgeuͤbt haben, aber was die Fallissements betreffe, die fin gefunden, so sey es unbillig und laͤcherlich, diese den Ministern sthu geben zu wollen. (Beifall.) Auch S. Robinson erklaͤrte, er sich den von den Tories geaͤußerten Besorgnissen nicht anschlief⸗ koͤnne, indeß muͤsse er es doch fuͤr zweckmaͤßig halten, daß d Kanzler der Schatzkammer, falls er nicht einen besonderen Z bei der Verzoͤgerung habe, das Budget baldmoͤglichst vorh Es sey uͤbrigens, seiner Ansicht nach, durchaus unrecht und! listig, der Regierung die Schuld fuͤr die gegenwaͤrtige Bedra niß beimessen zu wollen. Allerdings sey diese Bedraͤngniß g aber keinesweges so bedeutend, wie die des Jahres 1825, er seinerseits hoffe und sey überzeugt, daß man das Schlimm uͤberstanden habe. Uebrigens muͤsse er darin seinen ehrenwerth Freunden beistimmen, daß Tag fuͤr Tag viel Zeit mit unnnt
zu beweisen,
Discussionen verschwendet werde, und daß, wenn die Ministod es schlug ihm gaͤnzlich fehl. raradikalen und die
einen hoͤhern Standpunkt einnehmen und den Ansichten Hauses eine bessere Richtung geben wollten oder zu geben ve moͤchten, die Staats⸗Interessen dadurch wesentlich geford werden wuͤrden. Nachdem Sir G. Sinclair jede Ahbst der Regierung die Schuld fuͤr die jetzige Handels⸗Krisis messen zu wollen, deprezirt hatte, nahm noch einer der Ul Tories, der Oberst Sibthorp, das Wort und aͤußerte seinen Ansichten gemaͤß. Er sagte, er trage kein Be ken einzugestehen, daß er mit Argwohn auf die Reglerung blicke. Das Haus habe seit dem Anfange der Session ig aus nichts gethan, und das Volk spreche taͤglich sein Misf uͤber das Betragen der Regierung aus. Er wolle dem Lord (Russell) nur sagen, daß es gut fuͤr ihn waͤre, wem Ruf, als Staatsmann und Privatmann, eben so gesichmn staͤnde, wie der des ehrenwerthen Baronets (Sir G. Sin Jetzt allerdings hege er einige Hoffnung in Bezug auf . gierung, denn es sey gewiß das Beste und Mannhafteßts er je von dem edlen Lord gehoͤrt habe, als derselbe vortt Minuten die Unfaͤhigkeit der Regierung eingestanden habe⸗ tes Gelaͤchter.) Er hoffe, daß die Minister diesem Zuht nisse gemaͤß handeln und ihre Aemter aufgeben wuͤrden; in es gleich, welche Partei dieselben uͤbernehme, schlechter al⸗ koͤnnten sie nicht verwaltet werden. (Gelaͤchter.) Nachdema Sharman Crawford darauf eine Beschwerde daruͤber ui bracht hatte, daß bei einer Versteigerung von Sachen, ug bei einer Zehnten⸗Execution in Wexford neulich vorz men worden war, Militair und Polizei⸗Beamte mit gebccg Waffen bei dem Verkaufe zugegen gewesen seyen, ein G ren, welches, wie sich aus der Antwort des Lord Morptl gab, in den den Sheriffs uͤbertragenen außerordentlich walten begruͤndet war: wurde die Frage wegen des durch Herrn Roebuck vorgebracht, welcher den Minssteh auswaͤrtigen Angelegenheiten fragte, ob die Negociatiouan, diese Angelegenheit zwischen den beiden Regierungen san Ende seyen, ob, diesen Fall vorausgesetzt, den Rheng Schiffes eine Mittheilung gemacht worden sey, und enchg die Regierung gegen die Vorlegung der auf die Sache b chen Korrespondenz zwischen den beiden Regierungen un Gutachtens der Kronjuristen etwas einzuwenden habe; Antwort Lord Palmerston's war (wie gestern erwaͤhnt, die Verhandlungen uͤber die Sache zwischen der Russschee der Britischen Regierung zu Ende seyen, daß das Resube selben den Rhedern des „Vixen“ mitgetheilt worden 80 darauf hinauslaufe, daß nach voller Erwaͤgung der zn die Regierung sich nicht fuͤr berechtigt halten fernere Anforderungen in dieser Beziehung lge Russische Regierung zu machen. Gegen die der geforderten Papiere habe er nicht die mindeste Inigs zu machen, mit Ausnahme des vom Advokaten des gh sa ruͤhrenden Gutachtens. Die Gutachten der Kron⸗Juri
es am besten
Einwerde ee
ets eonstdentieller Natur und unter der Voraussetzung ertheilt, ß sie den Handlungen der Re ierung zur Richtschnur dienen Uten, welche letztere fuͤr dieselbe verantwortlich werde, sobald ihnen folge. Es sey gegen den Gebrauch, die Vorlegung scher Gutachten zu verlangen, und daher muͤsse er das Be⸗ hren verweigern. Auf die Frage des Sir Stratford Can⸗ ing, ob die vorzulegenden Papiere geeignet seyen, die Gruͤnde tzuthun, auf welche das Gutachten der Kron⸗Juristen basirt p, antwortete Lord Palmerston, daß es dem ehrenwerthen saronet (Sir Str. C.) freistehen werde, sich seine Folgerungen öst zu machen. Die Sache wurde im Laufe des Abends noch⸗ als, und zwar durch Lord Dudley Stewart, zur Sprache bracht, welcher vorher nicht im Hause gegenwaͤrtig gewesen ar. Er erklaͤrte, daß ihn die Antwort, welche, wie er vernom⸗ en, Lord Palmerston gegeben habe, in Verwunderung setze. r habe geglaubt, daß nach der Ansicht derjenigen, denen in achen des Vöͤlker⸗Rechtes das richtigste Urtheil zustehe, Ruß⸗ dnicht das Recht gehabt habe, den „Vixen“ zu nehmen, es hdenn, daß sich jene Macht de facto im Besitze der Kuͤste inde, an welcher die Wegnahme stattgefunden. Er wolle her den edlen Lord fragen, ob Rußland wirklich damals im esiße jener Kuͤste gewesen sey. Lord Palmerston wieder⸗ ste als Antwort auf diese Frage nur, daß alle auf die Sache üͤglichen Dokumente vorgelegt werden sollten, und fuͤgte hinzu, zer dann bereit seyn werde, die Frage ausfuͤhrlich zu behan⸗ in. (Hoͤrt!) Das Haus konstituirte sich darauf von neuem m Ausschuß uͤber die Irlaͤndische Armen⸗Bill und beschaͤftigte h nit derselben waͤhrend des uͤbrigen Theiles der Sitzung.
kondon, 3. Juni. Heute Nachmittag versammelten sich Minister im auswaͤrtigen Amte zu einem Kabinetsrath. Ueber den Stand der parlamentarischen Geschaͤfte und die ge des Ministeriums stellt der Courier heute folgende Be⸗ chtungen an: „Es ist natuͤrlich zu erwarten und schon im aus gesagt worden, daß aus dem Lauf der Ereignisse eine kege von Geschaͤften fuͤr die beiden Parlamentshaͤuser ent⸗ ingen werden, die, wenn man die durch die Opposition ver⸗ sachten Ruͤckstaͤnde hinzufuͤgt, Session fuͤr Session immer mehr wachsen müssen. Der gestrige Abend in beiden Haͤusern kann zeigen. Sir G. Sinclair spielte, offenbar in scst gehaͤssiger Absicht, wofuͤr er von Lord J. Russell gehoͤrig gechtgewiesen wurde, auf die Handels⸗Verlegenheiten des Lan⸗ an, und diese werden nun, obgleich das Parlament in nicht abhelfen kann, wahrscheinlich einige Wo⸗ a lang ein ergiebiges Thema zu Debatten darbieten. nüts hat die Dringlichkeit anderer Geschaͤfte die Verschie⸗ der wichtigsten Maßregeln dieser Session bis auf entfern⸗ „Tage, als es anfaͤnglich bestimmt war, noͤthig gemacht, und moͤchten wohl in diesem Jahre schwerlich durch as Parlament gehen koͤnnen. Im Oberhause zeigte nun sera Abend Lord Denman (der Oberrichter) wieder an, daß naͤcsten Donnerstag einen auf die im Unterhause in Betreff rPrivilegien desselben angenommenen Resolutionen bezuͤglichen trag stellen wolle, der, wenn er nicht die beiden Haͤuser in ne argerliche Kollision mit einander bringt, doch jedenfalls ihre jescaͤfte vermehren und ihre Verwickelung noch verschlimmern sero. Hoffentlich wird Lord Denman seine Absicht aufgeben ih sich nicht durch verlockendes Lob der Tory⸗Presse oder ich Begriffe von dem, was der Wuͤrde der Richterbank ge⸗ hre, bewegen lassen, die wahrscheinliche Verwirrung noch zu eezrößern. Es sey uns vergoͤnnt, noch ein Wort zur Verthei⸗ hung der Minister hinzuzufuͤgen, denen man vorwirft, daß sie eeigenen Maßregeln nicht befoͤrderten und daher jene Ver⸗ gerung in der Erledigung der Geschaͤfte und jene Verlegen⸗ it verursachten, die sehr bald Alle zu beklagen haben duͤrf⸗ „ Es ist klar, daß in einem Unterhause, in welchem eParteien sich so nahe das Gleichgewicht halten, ie in dem jetzigen, kein Ministerium seine Maßregeln st Gewalt befoͤrdern koͤnnte. Sir Robert Peel versuchte es, Wenn Minister, wie die ory⸗Blaͤtter es anrathen, ruͤcksichtslos ndeln wollten, so wuͤrden sie Manchen ihrer Anhaͤnger vor Kopf stoßen und ihren Gegnern großen Vortheil verschaffen. ie muͤssen daher, des Standes der Parteien wegen, mit oßer Vorsicht zu Werke gehen. Sind sie fuͤr den tand der Parteien im Unterhause verantwortlich? Gewiß nicht, un es herrscht im Lande eine aͤhnliche Spaltung, hdeine Appellation an das Volk durch allgemeine ahlen, der einzige Weg, um das Gleichgewicht zu aͤndern, uͤrde vermuthlich keine der beiden Wagschalen her⸗ terdruͤcken. Das Land ist uͤber die ferneren nothwendigen seormen getheilter Meinung; es herrscht keine maͤchtig uͤber⸗ egnde Ansicht oder politische Leidenschaft vor, von der die ije Mehrheit der Nation beseelt und nach Einer Richtung getrieben oder zum Verlangen Einer Maßregel bewogen wuͤrde. vistzwar die Zahl der Unterschriften unter den fuͤr die Abschaffung Kirchen⸗Steuern eingegangenen Petitionen groͤßer, dagegen ist er die Zahl der Petitionen selbst, die gegen jene kaßregel gereicht worden, bedeutender. So lange nun das Land in em getheilten Zustande bleibt, werden sich die Parteien im terhause so ziemlich das Gleichgewicht halten und kann keine deige Maßregel, der sich die eine Partei widersetzt, durch das 2e hindurchgezwungen werden. Also ist der Zustand der deh e Meinung, nicht das Ministerium, an der Verzoͤge⸗ Parianregein hauptsaͤchlich schuld, denn unter einem refor⸗ Ruhe 3 “ muͤssen die Minister sich nach der oͤffentlichen In einer zahlreichen Versammlung von liberalen Mitglie⸗ [ age eine Reihe von Resolutionen, auf welche etition an Koͤnig und Parlament begruͤndet werden soll, freie und unentgeltliche Zulassung des großen Publikums zu n nationellen Kunst⸗, Natur, und literarischen Sammlungen 18 zu oͤffentlichen Denkmaͤlern, angenommen worden. e Der erste Franzoͤsische Botschafts⸗Secretair, Herr von Bour⸗ 1a. ist dieser Tage mit Depeschen nach Paris abgegangen
scheint eine kurze Zeit in Frankreich verweilen zu wollen. In einem PrivatSchreiben aus Lissabon heißt es: „Die . ob Unter⸗Staats⸗Secretaire beibehalten werden sollten Heanntlich von den Cortes verneint worden. Dies war eine san iederlage fuͤr die Minister, welche die Stellen der Sub⸗
starios d'Estado fuͤr Bruͤder, Verwandte und Anhaͤ
affen hatten. S . e un nhaͤnger ser —. Po war z. B. der Bruder des Finanz⸗Mi⸗ 3 es⸗ zum Unter⸗Staats⸗Secretair der Finanzen ernannt, ze Staats⸗Schatz also in den Haͤnden dieser beiden Bruͤ⸗
werden, wenn auch diese
Dies konnte unmoͤglich 1 geduldet enschen noch so ehrlich gewesen waͤren. Man hatte fruͤher
nur geduldet, weil
Ernennung des Bruders des Ministers Finanz⸗Minister nur zu seinem
inister erklaͤrte, daß er als Vertrauen haben koͤnne. Da man
8 87 als Unter⸗Secretair, esen nicht wieder verabschieden konnte, so mußte man
8
samkeit sich kund
“ 637
uͤberhaupt die Stellen niederschlagen, um die Bruͤder
derzubringen.“ 8 Madame Schroͤder⸗Devrient wird nun morgen wieder im
Fidelio auftreten, dem ein Ballet der Taglioni folgen soll.
New⸗Yorker Zeitungen melden die Ankunft des be⸗ kannten Novellen⸗Dichters, Spitain Marryat, in jener Stadt.
Privat⸗Nachrichten aus New⸗York geben die Zahl der Fallissements vom 1sten bis zum 8. Mai auf etwa 50 an, mit § Millionen Dollars. Man nennt darunter die Firmen P. und J. S. Crany, Talbot Oliphant und Comp., Phelps Dodge und Comp., A. Tappan und Comp., J. W. und R. Leavitt, Jamts Hagerty, S. und F. Dorn und Comp.
Aus dem Boͤrsen⸗ Bericht der Times ergiebt sich, daß die drei Amerikanischen Haͤuser, welche (wie gestern gemeldet) hier ihre Zahlungen haben einstellen muͤssen, vor etwa zwei Monaten von der Bank, theils unter ihrer Garantie, theils auf ihr Ri⸗ siko, Unterstuͤtzung zum Belauf von 750,000 Pfd. Sterl. erhiel⸗ ten, um alle Forderungen bis zum I. Aug. d. J. zu decken. Eines dieser Haͤuser hatte jedoch seine Passiva so falsch berech⸗ net, daß es um einen Aufschub des Zahlungs⸗Termins bis zum 31. Dezember nachsuchen mußte, worauf die beiden anderen Haͤuser ein aͤhnliches Verlangen stellten. So standen die Dinge, als die Berichte aus New⸗York vom 8. Mai eintrafen, wodurch die Bank⸗Direktoren stutzig wurden. Es wurde drei Tage hin⸗ 8 2 vneher dch scteg g, und man zeigte sich anfangs geneigt, einen Monat Aufschub zu gewaͤhren. ndessen zerschlu sich auch dieses Auskunftomitter ee
auseinan⸗
stems. Im Boͤrsen⸗Bericht des heutigen Courier „Wir hoffen,
und leider sehr ausgedehnte Fallissements, hauptsaͤchlich von Han⸗
delshaͤusern, die mit Amerika in Verbindung stehen, mit Be⸗ Am Englischen Fonds⸗Markt war heute
stimmtheit angekuͤndigt. der Umsatz in Consols sehr gering, und die Notirungen veraͤnderten
sich gegen gestern nur wenig. Mehr Geschaͤfte wurden in Spanischen Die Portugiesischen Fonds wurden niedriger fand in den Suͤd⸗Amerikanischen
Fonds gemacht. notirt. Ein ploͤtzliches Sinken Obligationen statt. Die Berichte, welche heute fruͤh aus den Provinzen eingingen,
unterdruͤckte.“ Der Courier selbst bemerkt heute mit Be ug auf die Insolvenz der obenerwaͤhnten Handelshaͤuser: „ Wirkung, welche die Weigerung der Bank, besindlichen Amerikanischen Haͤusern fernere Unterstuͤtzung zu bewilligen, und die darauf erfolgte Einstellung der Zahlungen dieser letzteren, in der City hervorgebracht, ist nicht so schlimm ge⸗ wesen, als man haͤtte erwarten koͤnnen. Dies ist eine Folge davon, daß die kritische Lage dieser Haͤuser schon vor einigen Monaten bekannt war, und daß sich ihre Geschaͤfte, die sie nur vermoͤge des ihnen be⸗ reits von der Bank geleisteten Beistandes noch fortzusetzen ver⸗ mochten, bedeutend vermindert hatten. Die „Times“ hat jedoch Recht, wenn sie sagt, daß die ganze Ausdehnung und die ver⸗ schiedenen Verzweigungen der besagten Fallissements erst nach geraumer Zeit bekannt werden duͤrften, und fuͤr jetzt laͤßt sich noch gar nicht sagen, was daraus erfolgen kann. Indeß glau⸗ ben doch Wohlunterrichtete, daß die Folgen nicht so unheilvoll seyn werden, als man erwartete. Wir bleiben uͤbrigens dabei, daß die Bank unter den obwaltenden Verhaͤltnissen nicht anders handeln konnte. So lange kein gegruͤndeter Zweifel an der Zah⸗ lungs⸗Faͤhigkeit der besagten Haͤuser gehegt werden konnte, war die Bank gerechtfertigt, ja, unter den besonderen Umstaͤn⸗ den des Falls vielleicht sogar aufgefordert, sie zu unter⸗ stuͤtzen. Aber die neuesten Vorfaͤlle in Amerika haben der Sache eine ganz andere Gestalt gegeben. Es wird zwar ohne Zweifel von Vielen immer noch zuversichtlich geglaubt, daß die Sum⸗ men, welche die Kaufleute von New⸗York und anderen Ameri⸗ kanischen Staͤdten Englischen Haͤusern schuldig sind, mit wenig Verlust werden realisirt werden; und wenn dies der Fall ist, so koͤnnen die Haͤuser, die ihre Zahlungen eingestellt haben, alle Forderungen, die inan an sie zu machen hat, befriedigen und außerdem noch einen huͤbschen Ueberschuß behalten. Die neue⸗ sten Nachrichten aus Amerika lauten jedoch ganz anders als diese Ansicht von der Sache, und die Bank waͤre durch nichts gerechtfertigt gewesen, in einem solchen Fall nach einer zweifel⸗ haften Voraussetzung zu handeln.“
Niederland e.
Aus dem Haag, 2. Juni. Die Staats⸗Courant meldet: „Durch Koͤnigl. Verfuͤgung ist der Staats⸗Minister van Gennep, auf sein Ersuchen, von der interimistischen Ver⸗ waltung der Finanzen entlassen und die Leitung dieses Departe⸗ ments dem Mitgliede des Staatsraths, Herrn G. Beelaerts van Blokland, uͤbertragen worden.“ 2
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 2. Juni. Am vorgestrigen Tage fand in der St. Clara⸗Kirche das Leichenbegaͤngniß des Grazen Lagerbjelke statt. Obgleich dasselbe nach den Anordnungen des Verstorbe⸗ nen in groͤßter Einfachheit stattfand, so hatten sich doch die zahl⸗ reichen Verehrer desselben dazu eingefunden, und namentlich hatten die Koͤnigl. Hofkapelle und das Saͤnger⸗Corps der Oper sich dahin vereinigt, durch Auffuͤhrung des Requiems von Mo⸗ zart dem Verstorbenen, als einstmaligen Chef des Theaters, ihre Huldigung zu bezeigen. Graf Gustaf Lagerbjelke, am 22. Maͤrz 1777 zu Stockholm geboren und Sohn des Admirals Grafen Johan Lagerbjelke, gehoͤrte ebenfalls zu den bedeutendsten und um ihr Vaterland am meisten verdienten Maͤnner der neueren Schwedischen Geschichte; auch die Schwedische Literatur verliert in ihm einen ihrer eifrigsten Befoͤrderer. Der Verstorbene be⸗ schaͤftigte sich auf dem Krankenbette damit, die Ereignisse seines Lebens aufzuzeichnen, war aber nicht im Stande, das begonnene Werk zu vollenden. Er war nie verheirathet.
Der Kaiserl. Russische Staatsrath Bodisco, der 25 Jahre bei der hiesigen Russischen Gesandtschaft attachirt gewesen war, ist am 1sten d. M. von hier abgereist, um seinen Gesandschafts⸗ Posten in den Nord⸗Amerikanischen Freistaaten anzutreten.
Peutsch “
Dresden, 4. Juni. (Leipz. Ztg.) Die in den letzten Tagen beschlossene bedeutende Vermehrung der Actien in Behug auf die Leipzig⸗Dresdener Eisenbahn⸗Unternehmung bildet in unserer Stadt gegenwaͤrtig das Tagesgespraͤch. Die Nachricht von diesem Beschlusse traf mit dem Beginnen der Berathung der zweiten Kammer uͤber das Gesetz, die Actien⸗Vereine be⸗ treffend, zusammen. Dabei gab der Punkt: in wieweit der Theilnehmer an einer Actien Gesellschaft verbindlich gemacht werden koͤnne? aufs neue Veranlassung zu lebhaften Eroͤrterun⸗ gen, wobei nicht allein ein reicher Schatz civilistischer Gelehr⸗ gab, sondern auch direkt und indirekt die Frage
auch Die Morning Chronicle schilt die Bank wegen der plo6ͤtzlichen Veraäͤnderung ihres Sy⸗ 1⸗B heißt es: daß die Geruͤchte, welche heute fruͤh in der City umliefen, sehr uͤbertrieben sind; indeß werden doch einige weitere
ging brachten niedrigere Actien⸗Notirungen, was auch die Actien der London⸗Birminghamer⸗Eisenbahn her⸗
den in Verlegenheit Preises, fuͤr welchen solche verkaͤuflich
nicht unbesprochen bleiben konnte: ob das immer als Grundsatz gelten muͤsse, oder auch nicht manchmal mit Unrecht angewendet werden koͤnne? eine Frage, die beim Bankgesetz⸗Entwurfe auf's neue angeregt werden duͤrfte. Die Meinung der Mehrheit der zweiten Kammer sprach sich durch Annahme folgender Fassung des hierher ehoͤrigen §. 4 des ge⸗ dachten Gesetz⸗Entwurfs aus: „Der erlust jedes einzelnen Mitgliedes eines bestaͤtigten Actien⸗Vereins kann sich, wenn in den Statuten desselben nicht ein Anderes bestimmt worden, nicht hoͤher belaufen, als die Summe, welche dasselbe auf seine Actien eingezahlt, oder fuͤr welche sich dasselbe gegen die Gesellschaft bes onders verpflichtet hat.“ — Die erste Kammer wurde bloß durch ihre fruͤhern ununterbrochenen Arbeiten in der neuern Zeit an haͤufigern Plenar⸗Sitzungen verhindert. Jetzt treten diese wiederum oͤfter ein, und, nachdem sich die Versammlung in den letzten Tagen theils mit dem in der zweiten Kammer passirten allgemeinen Theile des Kriminalgeset⸗Entwurfs, theils mit eini⸗ gen andern Gegenstaͤnden beschaͤftigt hatte, begann sie gestern die Berathung über den Entwurf einer neuen Kreista s⸗Ordnung, wobei Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Johann das eferat uͤber⸗ nommen hatte. Wir uͤbergehen hier die Details der Debatte, bemerken aber, daß uͤber einen von der Deputation vor⸗ geschlagenen Zusatz⸗Paragraphen die Berathung so lebhaft wurde, daß am Schlusse derselben der wuͤrdige Praͤsident von Gersdorf bekannte: daß der schwierigste Augenblick seines ganzen staͤndi⸗ schen Wirkens der heutige sey. Jener Zusatz⸗Paragraph lautete aber: „Den Kreisstaͤnden steht das Recht zu, zu den Amts⸗ Hauptmansstellen im Kreise oder den Stellen der das Geschaͤft derselben kuͤnftig besorgenden Beamten aus 3 von der Staats/ Regierung vorgeschlagenen Kandidaten Einen zu erwaͤhlen. Der Gewaͤhlte ist als Staatsdiener im Sinne des Gesetzes vom 7. Maͤrz 1835 zu betrachten.“ Gegen das in diesen Saͤtzen lie⸗ gende Prinzip sprachen sich die Organe der Regierung auf das entschiedenste, vornehmlich auch um der Konsequenzen willen, aus, waͤhrend die Vertheidigung desselben eben so warm gefuͤhrt wurde. Das Resultat war, daß der Zusatz⸗Paragraph mit 17 gegen 16 Stimmen verworfen wurde.
Im Verlaufe des diesjaͤhrigen Fruͤhjahrs⸗Wollmarkts zu Budissin (Bautzen) wurden 1046 Stein 12 Pfd. Boͤhmische, 3127 Stein 19 Pfd. Saͤchsische und 2290 Stein 10 Pfd. Preu⸗ ßische, mithin in Summa 6464 Stein 19 Pfd. Wolle einge⸗ bracht. Hiervon wurden 3781 Stein 4 Pfd. an inlaͤndische Fabrikanten verkauft, 1021 Stein 13 Pfd. unverkauft zuruͤck⸗ gefuͤhrt, und 1662 Stein 2 Pfd. groͤßtentheils mit Angabe des . sind, in der Rathswage deponirt. Die Verkaufsgeschaͤfte gingen sehr langsam von Stat⸗ ten, und es wurden am ersten Wollmarktstage nur wenige Wollposten als verkauft angemeldet. Obschon den zweiten Markt⸗ tag der Verkauf etwas lebhafter wurde, so blieb doch noch im⸗ mer viel Wolle bis zum dritten Tage in den Haͤnden der Pro⸗ ducenten, was seit mehreren Jahren nicht der Fall gewesen ist, da früher am zweiten Markttage die Verkaufsgeschaͤfte beendigt wurden. Der Preis der Wolle gestaltete sich zu der vorjaͤhrigen um 2 ½ bis 4 Rthlr. pro Stein niedriger, und es galt die feine Wolle 15 bis 17 ½ Rthlr., die mittle Wolle 12 bis 15 Rthlr., die geringe Wolle 9 bis 12 Rthlr. Eingebracht wurden in dem diesjaͤhrigen Wollmarkte 944 Stein 18 Pfd. mehr, als in dem vorjaͤhrigen.
Muͤnchen, 3. Juni. Gestern kam Fuͤrst Polignac mit seinem Sohne hier an. Da derselbe ein Quartier im Graͤflich Rechbergschen Hause gemiethet und auch sogleich bezogen hat, so scheint dies einen laͤngern Aufenthalt dieses Fuͤrsten anzudeu⸗ ten. Auch der Herr Bundestags⸗Praͤsidial⸗Gesandte, Graf von Muͤnch⸗Bellinghausen, ist hier eingetroffen.
Augsb urg, 3. Juni. Dem Vernehmen nach, wird vom 1. Juli an eine sehr bedeutende Beschleunigung unserer Post⸗ Course von und nach der Schweiz eintreten. Herr von Lippe, der Vorstand der General⸗Administration der Bayerischen Po⸗ sten, der die diesfallsigen Unterhandlungen mit den Schweizer⸗ Behoͤrden leitete, ist gestern von dort zuruͤckgekehrt.
Stuttgart, 2. Juni. Die Wuͤrttembergische Gesellschaft fuͤr Runkelruͤben⸗Zucker⸗Fabrication nach der Schutzenbachschen Methode hielt gestern eine General⸗Versammlung, in der so⸗ wohl die Direktoren als die Mitglieder des Ausschusses erwaͤhlt wurden. Wie in Baden und Wuͤrttemberg, wird die Schutzen⸗ bachsche Methode nunmehr im ganzen suͤdlichen Deutschland eingefuͤhrt, da auch in Bayern und Hessen⸗Darmstadt Gesell⸗ schaften zusammentreten, welche die wichtige Erfindung des ge⸗ nannten Chemikers ins Leben rufen.
Oesterreich. 1 n; 8 Juni. chlossen, die bisher durch einen steinernen dem gaͤnzlichen Ver⸗ falle nahen Obelisk bezeichnete Stelle an der Po sserngcsmescher Bruͤnn und Raußnitz in der Flur des Dorfes Slawikowitz, Posoritzer Herrschaft, Bruͤnner Kreises, wo im Jahre 1769 Kaiser Joseph II., bei Gelegenheit einer Vorbeireise, aus den
„Laissez faire“
Die Maͤhrischen Staͤnde haben be⸗
Haͤnden eines eben auf seinem Felde arbeitenden Landmannes
den Pflug nahm und der Laͤnge des Ackers nach eine Furch zog, auf eine dauernde Weise durch Errichtung eines Mo numentes aus Gußeisen, der Nachwelt zum ehrenvollen Anden ken zu sichern, so wie auch gleich im Jahre 1769 dieser Pflug im Landtagssaale der Staͤnde zur feierlichen Erinnerung dieses erhabenen Aktes aufgestellt wurde.
Schweiz.
Bern, 30. Mai. Schweizer Zeitungen ubliziren nunmehr die Note des Franzoͤsischen Gchandten, S.hehs ven Montebello, vom 15ten d. M., wodurch derselbe im Namen seines Gouvernements gegen das von der Regierung des Kan⸗ tons Luzern angeordnete Sequester auf die den Gebruͤdern Cel⸗ lard aus Seurre gehoͤrenden Holzungen au fuͤr unrechtmäͤßig erklaͤrt. “
Ftalten.
Turin, 28. Mai. Dieser Tage hat hier die Vermaͤhlun Ihrer Hoheit der Prinzessin Maria Victoria von Serkuchlan rignan, Cousine Sr. Maj. des Koͤnigs, mit Sr. Koͤnigl. Hoh. dem Grafen Leopold von Syrakus, Bruder Sr. Maj. des Koͤ⸗ àlaega 1her. ats8 eg.
Florenz, 24. Mai. Die hiesige Akademie der schoͤnen Kuͤnste hat den Dr. Panofka in Berlin zu i AI zu ihrem Ehren⸗Mit⸗
itt und dasselbe
Spanien.
Madrid, 24. Mai. Die Cortes haben in threr estri Sitzung den Kommissions⸗Bericht angenommen, worin die ber⸗ malitaͤten festgestellt sind, die bei der Eidesleistung der Koͤnigin auf die neue Constitution stattfinden sollen. Nachdem hierauf der Praͤsident der Cortes und säͤmmtliche Deputirte den Eid auf