auf bestehen; dasselbe m üͤsse er in Bezu auf die Irlaͤndische Zehnten⸗ und die Irlaͤndische Armen⸗Bill sagen, zu deren ge⸗ buͤhrender Erwaͤgung er den noch uͤbrigen Lhen der Session nicht fuͤr hinreichend halte. Hierauf ergriff der Herzog von Wellington das Wort und ließ sich seegehbermazen ver⸗ nehmen: 8 8 ee ist nicht meine Absicht, mich hier noch auf Auseinander⸗ stzungen in Betreff der Irländischen Munizipal⸗Resorm⸗Bill einzu⸗ laffen. Bei früheren Erörterungen dieser Bill habe ich die Einwen⸗ dungen, welche ich gegen dieselbe nicht an und für sich, sondern in ihren Beziehungen zu anderen Irländischen Maßregeln zu machen hatte, bereits kundgegeben, und ich hege noch dieselben Ansichten. Doch muß ich zugleich sagen, daß es mein aufrichtiger Wunsch ist, der Erörternug aller jener Bills durch eine freundschaftliche Ausglei⸗ chung ein Ende gemacht zu sehen. Ich wünsche besonders sehr die Erledigung der Zehntenfrage, die schon vor sieben Jahren zur Sprache gekommen ist. Eben se ist es mein Wunsch, daß für die Armen in Irland Fürsorge getroffen werde. Ich wünsche ferner die Corporations⸗Frage erledigt zu sehen, sobald sich Vereinharun⸗ gen zur Durchführung der anderen damit zusammenhängenden Maßregeln zu Stande bringen lassen Ich trage das sehnlichste Ver⸗ ljangen, daß den parlamentarischen Debatten, die Jahr aus Jahr ein über jene Fragen stattfinden, einmal ein Ende gemacht werde, und ich kann dem edlen Viscount die Versicherung ertheilen, daß, wenn die nächste leee een uns Beide in demselben Ver⸗ hältnißt zu einander wiederfindet, ich bereit seyn werde, ihm in allen jenen Bezichungen bei jeder vernünftigen Maßregel, die er zu ihrer desinitiven und befriedigenden Erledigung einbringen möchte, meine Zustimmung zu geben.“ 1 . Diese Erklaͤrung des Herzogs wurde von beiden Seiten des Hauses mit Beifall aufgenommen. Lord Brougham verschob sodann auch seine Motion in Bezug auf das Unterrichtswesen bis zum neuen Parlamente, und der Lord⸗Kanzler erhielt die Erlaubniß, eine Bill wegen Feststellung der provisorischen Regentschaft fuͤr den Fall einer Erledigung des Thrones, die, wie er sagte, so genau als moͤglich nach dem Muster der unter der Koͤnigin Anna angenommenen abgefaßt worden sey, einbringen u duͤrfen, deren zweite Lesung auf den Montag festgesetzt wurde. Her Graf von Mansfield sprach seine Freude daruͤber aus, daß man sich beeilt habe, eine Maßregel vorzuschlagen, die dar⸗ auf berechnet sey, den Souverain an die gegenseitigen Bande und Pflichten zu erinnern, welche zwischen der Krone und den Unterthanen bestaͤnden, und daß man nicht zu viel auf die Hoff⸗ nungen gebaut, die ein Jeder gern hege, daß das Ereigniß, fuͤr welches man Vorkehrungen zu treffen habe, nicht so bald ein⸗ treten wuͤrde; er (der Redner) wolle jedoch diese Gelegenheit ergreifen, um den edlen Viscount (Melbourne) darauf aufmerk⸗ sam zu machen, daß es angemessen sey, die Vortheile oder Nachtheile in Betracht zu ziehen, welche aus der Fortdauer der Bestimmung entspraͤngen, nach welcher das Parlament brim Eintritt des Todes eines Souverains nur noch sechs Mo⸗ nat versammelt bleiben duͤrfe und dann aufgeloͤst werden muͤsse; die Unannehmlichkeiten, die mit dem gegenwaͤrtigen Gesetze ver⸗ bunden seyen, wuͤrden allgemein anerkannt; der edle Viscount gebe zu, daß, wenn einmal eine Parlaments⸗Aufloͤsung feststehe, die Mitglieder des Parlaments nicht mehr in London zuruͤckzu⸗ halten seyen, wodurch dann viele oͤffentliche Angelegenheiten in ihrem Fortgange unterbrochen wuͤrden; ob dieser Nachtheil von anderen Vortheilen aufgewogen werde oder nicht, sey heute nicht die Zeit, zu untersuchen; indeß glaube er, daß sich gerade jetzt ganz fuͤglich eine Veraͤänderung des be⸗ stehenden Gesetzes vorschlagen ließe, da das Parlament im Begriff stehe, sich aufzuloͤsen, und ihm nicht der Vorwurf werden koͤnne, wie dem Parlamente, welches die Siebenjaͤhrig⸗ keits⸗Akte angenommen, naͤmlich daß es seine eigene Existenz verloͤngert habe; er glaube, daß die von ihm angedeutete Ver⸗ önderung dem Lande zum Nutzen gereichen wuͤrde, wiewohl er sehnlichst hoffe, nicht so lange mehr zu leben, um die Wirkung derselben zu sehen. Lord Melbourne meinte jedoch, es seyen Unstaͤnde vorhanden, die ihn zweifeln ließen, ob es recht woare, eine solche Maßregel einzubringen, die den Waͤh⸗ lern viel von ihren verfassungsmaͤßigen Rechten entziehen wuͤrde, indem das Volk dadurch eine Gelegenheit verloͤre, kundzugeben, ob es mit seinen Repraͤsentanten noch zufrieden sey oder nicht; auch wuͤrden die Gesetze uͤber die Parlamentsdauer dadurch veraͤndert werden; jedenfalls waͤre es eine große Ver⸗ annderung in constitutionneller Hinsicht, und wenn er auch zuge⸗ ben wolle, daß dieselbe zur Beschleunigung der Staatsgeschaͤfte beitragen wuͤrde, so koͤnne er doch den jetzigen Augenblick nicht als geeignet betrachten, um eine Bill zn einer so wichtigen Veraͤnderung in der Verfassung des Parlaments einzubringen. Der Schluß der Sitzung wurde wieder mit einer von Lord 1 8 angeregten Diskussion uͤber das Armen⸗Gesetz hin⸗ gebracht. 8 Oberhaus. Sitzung vom 30. Juni. Nachdem eine gsroße Anzahl von Bills die Koͤnigliche Genehmigung erhalten hatten, beschaͤftigte sich das Haus mit Erledigung eeerer Lo⸗ kal⸗Angelegenheiten, und Lord Brougham legte eine Petition Naus Glasgow um Aufhebung der Korngesetze vor.
8 Unterhaus. Sitzung vom 28. Juni. Zu Anfange der Sitzung passirte die Bill in Betreff der Kautschuck⸗Gesell⸗ schaft. Dann wurde die Bill wegen Vermahlung fremden Ge⸗ traides auf den Antrag des Marquis von Chandos nach einer Debatte mit einer Mehrheit von 35 Stimmen verworfen. Mehrere Bills uͤber inlaͤndische Gegenstände erhielten die zweite Lesung, und Lord J. Russel brachte einige neue reglementarische Maß⸗ regeln in kirchlichen Angelegenheiten ein. Unterhaus. Sitzung vom 29. Juni. Die Bills in Betreff der Zuckerzoͤlle, der Testaments⸗Vollziehung, der Mil⸗ derung des Straf⸗Codex, der Englischen Zehnten⸗Abloͤsung und viele andere wurden um eine Stufe weiter gefoͤrdert. 8 Unterhaus. Sitzung pom 30. Juni. Die Amen⸗ dements der Lords zu der Bill uͤber die große westliche Eisen⸗ bahn wurden genehmigt. In einem Ausschusse uͤber die Mit⸗ el und Wege legte dann der Kanzler der Schatzkammer die allgemeine Finanz⸗Darstellung (das Budget) vor. Die nur zu 46,980,000 Pfd. veranschlagten Einnahmen, sagte er, haͤtten
88,459,000 Pfd. gebracht; allein es sey Vieles, besonders an Zoͤllen, eingegangen, worauf dieses Jahr unmoͤglich gerechnet werden koͤnne, da es zum Theil Extra⸗Einnahmen (von Thee u. s. w.) gewesen. 1
etwas groͤßer seyn, da er sich genoͤthigt gesehen, den Zins von Schatzkammer⸗Scheinen 5 hshen Er fchlug das Sc der Ausgaben auf 47,786,415 Pfund an, Doch glaubte er, daß man mit groͤßerem Vertrauen in die Zu⸗ unft hinausblicken koͤnne. Er berechnete fuͤr das naͤchste Jahr indeß nur einen Ueberschuß von 384,000 Pf., wobei er keine Abgaben⸗Verminderung vorschlagen koͤnne, wenn man ihm gleich
die vermehrte Consumtion während der Zeit der allgemeinen
Wahlen einwenden wuͤrde. Zur Deckung der laufenden Aus⸗ aben verlangte er die Bewilliguug von 13,600,000 Pfund. Es kam dann zu langen Debatten uͤber die Darstellung des Mini⸗
Die Times bemerkt hierauf:
cher“ Verrath zu nennen. )
So wuͤrden auch die Ausgaben
sters, die besonders zu manchen Vorwuͤrfen von Seiten der Radikalen Anlaß gab, doch blieben dieselben ohne Erfolg, und die ministerielle Resolution ging durch. Hierauf wurde der Ausschuß über die vermischten Ausgaben fortgesetzt und war um 11 Uhr noch nicht beendigt. ““ n
London, 30. Juni. Der General Baudrand und der Herzog von Elchingen, die, mit besonderen Auftraͤgen des Koͤ⸗ nigs der Franzosen versehen, hier angekommen sind, um der Koͤnigin Kondolenz⸗Schreiben wegen des Ablebens ihres Oheims zu uͤberreichen und ihr Gluͤck zu ihrer Thronbesteigung zu wuͤn⸗ schen, wurden gestern in Kensington nebst dem Votschafter, Gra⸗ fen Sebastiani, Ihrer Majestaͤt vorgestellt. 3
Die Vermaͤhlung der jungen Koͤnigin ist, wie der Stan⸗ dard sich ausdruͤckt, jetzt in den Zeitungen der Roman des Tages. Bald, sagt das genannte Blatt, werde als praͤsumti⸗ ver Braͤutigam ein Neffe des Koͤnigs Leopold und der Herzo⸗ gin von Kent genannt; bald ein Sohn Hieronymus Buona⸗ parte's (als Sohn einer Nichte der Herzogin von Kent); bald wolle man wissen, die junge Koͤnigin gebe dem Prinzen George von Cumberland den Vorzug vor Allen, der in England sehr beliebt seh; der Sohn des Prinzen von Oranien sey seiner Zeit von dem verewigten Koͤnige sowohl, als von der Koͤnigin bei seiner Bewerbung unterstuͤtzt worden Die Chancen fuͤr den Letzteren duͤrften jedoch, meint der Standard, bei der Her⸗ zogin von Kent, der Schwester Koͤnig Leopold's, sehr gering seyn, es waͤre denn, daß die Diplomatie in der Verheirathung einer Nichte Koͤnig Leopold's mit dem Enkel des Koͤnigs Wil⸗ helm ein Mittel zur endlichen Beilegung der Hollaͤndisch⸗Bel⸗ gischen Frage erblickte.
In der Morning Chroniecle wird behauptet, daß der Koͤnig von Hannover erst durch eine Parlaments⸗Akte von sei⸗ ner Unterthanen⸗Pflicht gegen die Koͤnigin von Großbritanien haͤtte entbunden werden muͤssen, ehe er den Hannoverschen Thron bestiegen, weil sich beide Stellungen nicht mit einander vertruͤgen, indem ja der Koͤnig, als ein fremder Monarch, sogar in Krieg gegen seine eigene Souverainin, die Koͤnigin Victoria, der er den Unterthaneneid geleistet, verwickelt werden koͤnnte. „In vergangenen Zeiten gab es mancherlei Arten von Verrath; dieser aber, den der Herzog von Cumberland dadurch begangen haben soll, daß er die Krone von Hannover angenommen, ist eine ganz neue Art, und wir bedauern recht sehr, daß die „Grunticle“ („die Grunzende“, so wird bekanntlich die „Chronicle“ von der „Times“ spottweise gewoͤhnlich genannt) oder ihr einsichtsvoller Skribent keinen Namen dafuͤr gefunden . ben. In Ermangelung eines besseren waͤre er vielleicht „erbli⸗ Wir wußten wohl, daß Manche zu Ehren geboren seyen; aber das ist eine Entdeckung dieser in der Intelligenz so vorgeschrittenen Herren, daß man auch zum Verrath geboren seyn kann! Von solchem Stoff ist also die Intelligenz derer, die auf uns schmaͤhen und sich zu oͤffentlichen Lehrmeistern aufwerfen! Das ist das Maß der Loyalitaͤt der Organe jener Minister, die jetzt von dem Volke verlangen, es solle sie als Rathgeber bei einer jungen unerfahrenen Koͤnigin verbleiben lassen. Dieselbe „Grunticle“ hat auch gefunden, daß der Koͤnig von etwas Aehnliches mit Don Carlos und Dom Miguel habe. Worin diese Aehnlichkeit bestehen soll, koͤnnen wir nicht entdecken, es muͤßte denn seyn, daß die beiden Letzte⸗ ren auch Nichten haben, die Koͤniginnen sind; aber Don Car⸗ los und Dom Miguel machen ihren Nichten den Thron streitig, den sie einnehmen, wogegen der Koͤnig von Hannover seiner Nichte den Unterthaneneid geleistet hat. Und das ist noch nicht Alles. Die Thronfolge „Ordnung wurde in Großbritanien bei einer denkwuͤrdigen Gelegenheit gestoͤrt, weil der Koͤnig dem Papstthum ergeben, weil er geradezu ein Papist war. Der Haupt⸗Einwand gegen den Koͤnig von Hannover, als muthmaß⸗ lichen Thronfolger, ist nun aber, daß er ein Orangist und ein Feind des Papstthums sey, und es waͤre eine merkwuͤrdige Um⸗ kehr der Dinge, wenn es den heutigen Whigs und Whig⸗Radi⸗ kalen einfiele, eine Veraͤnderung der Thronfolge⸗Qrdnung aus einem Grunde vorzuschlagen, der demjenigen gerade entge⸗ gengesetzt ist, aus welchem unsere Vorfahren sich veranlaßt fan⸗ den, Jakob II. zu vertreiben und Wilhelm und Maria auf den Thron zu berufen. Die ministeriellen Organe benachrichtigen uns wirklich, daß von einem Projekte zur Stoͤrung der Thron⸗ folge⸗Ordnung die Rede sey, und der „Courier““ ist so liebreich, in dieser Hinsicht zu bemerken: „„Es mag einiger parlamen⸗ tarischer Grund vorhanden seyn, jetzt, da der Herzog von Cum⸗ berland der Souverain eines fremden Landes geworden ist, sei⸗ nen Namen von der Liste der Geheimen Raͤthe zu strei⸗ chen und vielleicht auch, ihn so lange vom Mitstimmen im Oberhause auszuschließen und ihm seine Pension zu entziehen; aber dafuͤr ist nicht der geringste parlamentarische Grund vor⸗ handen, daß auch nur der Vorschlag gemacht werden sollte, ihn vom Throne auszuschließen.““% Ist das nicht (faͤhrt die Times fort) sehr mild und freundlich gedacht bei einem solchen Anlaß! Und doch sind die Bemerkungen des „Courier“ noch ein gro⸗ ßes Zugestaͤndniß im Vergleich zu dem, was wir in der vielbe⸗ ruͤhmten „Grunticle“, dem Haupt⸗Organ des Ministeriums, finden!
Koͤnig Wilhelm verschied in demselben Gemache, wo Koͤnig Georg IV. seinen Athem aushauchte. Etwa zwei Stunden vor dem Hinscheiden Sr. Majestaͤt hielt man naͤmlich fuͤr noͤthig, den Koͤnig von einem Gemache in ein anderes zu bringen, da man hoffte, daß eine Veraͤnderung der Athmosphaͤre ihm das Athemholen erleichtern wuͤrde, und zufaͤllig war es dasselbe Zim⸗ mer, in welchem auch Georg IV. gestorben.
Man will wissen, daß in Folge von persoͤnlichen Mitthei⸗ lungen, welche die Koͤnigin⸗Wittwe Namens des verewigten Koͤnigs der regierenden Koͤnigin bei ihrer letzten Unterredung mit derselben gemacht, die Koͤnigin Victoria dem Grafen von Munster (Sohn des Koͤnigs), so wie den uͤbrigen Mitgliedern der Familie Fitz⸗Clarence, eine sehr troͤstliche Botschaft habe zu⸗ kommen lassen.
Eine kurz vor dem Hinscheiden des Koͤnigs verbreitete Nach⸗ richt, daß derselbe dem Grafen Munster (einem seiner Soͤhne) den Zutritt verboten, weil derselbe um ein Herzogthum und eine National⸗Domaine angesucht haͤtte, wird von dem Morning Herald fuͤr gaͤnzlich ungegruͤndet erklaͤrt. „Das Einkommen des Grafen“, sagt dieses Blatt, „ist nur beschraͤnkt; aber bei seinen wenigen Beduͤrfnissen reicht es zu deren Befriedigung hin. Er ist Gouverneur des Schlosses und der Besatzung von Windsor und wird dort bis zur Beerdigung seines erlauchten Vaters bleiben.“
Eben dieses Blatt spricht die bestimmte Erwartung aus, daß Lord Durham binnen kurzem einen Sitz im Kabinet ha⸗ ben und daß andererseits Lord Hill das Kommando uͤber die Armee verlieren werde. Beides sieht die „Chronicle“ als sichere Unterpfaͤnder fuͤr die Nation an, daß das Ministerium fortan
maͤchtig, ungespalten und im Besitz der Sympathie aller Klassenl
von Reformer seyn solle.
Graf Durham hat seinen Sitz im Oberhause wieder ein I h
genommen. B
Die ministeriellen Blaͤtter, besonders der Courier, ⸗ gruͤßen die Aeußerungen des Herzogs von Wellington in ze⸗ gestrigen Oberhaus⸗Sitzung (s. Parlaments⸗Verhandlunge mit großer Freude. Das genannte Blatt meint, es gehe darau deutlich hervor, daß der Herzog nicht mit den politischen unz religioͤsen Fanatikern uͤbereinstimme, die Irland wiedereroben. und den Frieden des Reiches der Erhaltung des jetzigen z standes der „dortigen Anglikanischen Kirche aufopfern wollten was wuͤrden nun wohl, faͤhrt der Courier fort, Lord Lyndhug und seine Echo's, die „Times“ und andere Tory⸗-⸗Blaͤtter, dan sagen? indeß moͤchten sie sagen, was sie wollten, ma sey von gar keinem Gewicht gegen die Erklaͤrung eig Staatsmannes, wie der Herzog von Wellington, dessen weisen und gemaͤßigten Gesinnungen das Pu. blikum die gluͤcklichste Vorbedeutung fuͤr den Xo. ginn der neuen Regierung finden werde; sein edler Ch rakter und seine hohen Talente seyen nie bezweifelt wordgg und jetzt, wo er irrige politische Ansichten aufgebe und sich n den schlimmen Genossen trenne, die ihm in der oͤffentlichen Ae tung geschadet haͤtten, werde er all' die Popularitaͤt wieder, langen, die ihm wegen seiner nie genug zu wuͤrdigenden mi tairischen Dienste gebuͤhre; seine indirekte Gutheißung der i nisteriellen Politik sey das Eingestaäͤndniß eines Irrthums und we ihm das Vertrauen des Publikums wiedererwerben; die Sprag des Herzogs von Wellington zeige, daß es mit der Erbitterung! Parteien gegen einander zu Ende gehe, und bei den bevorstehend hasts wuͤrden daher gewiß weder die stoͤrrischen Tories, leide schaftlichen Orangisten und bigotten Hochkirchenmaͤnner, me die Revolutionnairs den Sieg davontragen, die dem Herzn von Wellington eben so unwillkommen waͤren wie dem Visco Melbourne, sondern die gemaͤßigte Reform⸗Partei werde Oberhand behalten, und fuͤr das Land eroͤffne sich auf di Weise die glaͤnzendste Aussicht. Nicht ganz so enthustiastse aͤäußert sich die Morning Chroniele uͤber die Erklaͤrung Herzogs, doch findet sie dieselbe auch sehr versoͤhnend und d auf berechnet, den Irlaͤndern die Hoffnung einzufloͤßen, daß se die Lords in der naͤchsten Session nachgiebiger zeigen wuͤrde Andere liberale Blaͤtter dagegen meinen, daß die gefuͤgigen Me druͤcke des Herzogs wohl schwerlich den Eintritt einer Aem rung in den Gesinnungen der Tory⸗Partei anzeigten, sonde daß sie nur ein Manoͤver zu seyn schienen, um dem Herzo und seinen Freunden moͤglicher Weise wieder den Weg ins K binet zu bahnen.
Lord John Russell hat nun auch bereits eine Adristgn seine Konstituenten erlassen, in welcher er sich um die Wam⸗ erwaͤhlung zum Parlaments⸗Mitgliede fuͤr Stroud bewirbt. rekapitulirt darin die von dem Ministerium in den Jahte 1836 und 1837 durchgesetzten Maßregeln, verspricht unter d jn erwartenden Maßregeln besonders groͤßere Verbreitung
nterrichts und wirft der Opposition ihre Intoleranz vor, m bei er jedoch den Herzog von Wellington ausdruͤ lich lobend hervorhebt, indem er von demselben sagt, habe bei den Diskussionen uͤber das Armenwesen eine Fut losigkeit und Aufrichtigkeit gezeigt, die seine Partei nicht me
geahmt, und er habe sich dabei uͤber alle Partei⸗Ruͤcksicse
erhoben. Herr Leader schickt sich wieder an, der Mitbewerber Sir Francis Burdett bei der Wahl fuͤr Westminster zu werd
was dem Letzteren von neuem große Kosten verursachen dͤrst z
Die Bank von England hat gestern anzeigen lassen, 9h sie ihre Vorschuͤsse auf Wechsel, die nicht uͤber 6 Momte; laufen haͤtten, noch bis zum 15. Juni ausdehnen wuͤrde. hieß, dies geschehe zur weiteren Unterstuͤtzung der Inhaber w
echseln aus Indien und China.
Dieser Tage ist an der Nordseite der Terrasse des Schbst zu Windsor ein sehr merkwuͤrdiger unterirdischer Gang ente worden. Er ist durch den Felsen gegraben, etwa 60 Fuß luf und sein Eingang, der sich etwa 30 Fuß unter der Erdeg funden, ist 6 Fuß hoch und 5 Fuß breit.
Aus den Angaben, welche in der uͤber Paris hier qh gangenen telegraphischen Depesche aus Narbonne vom 2½ d. M. enthalten sind, will man hier schließen, daß Don Em seinen Marsch nach Barcelona richte. Dieselbe Richtung, ugn man, bezeichne der Zug des Baron von Meer, doch so, daß erlbeist nem Eintreffen auf jener Hauptstraße den Marsch des Lryye tions⸗Corps vor dessen Eintreffen in Barcelona, etwa bei M. resa, durchschneiden wuͤrde. In Barcelona scheint, nach richten von dort, das Herannahen des allgemeinen Feindes! Eintracht gaͤnzlich wiederhergestellt zu haben. Am Is8ten het die Wahlen der Munizipal⸗Beamten stattgefunden und wm auf mehrere der bedeutendsten Buͤrger der Stadt gefallen, ve durch einen energischen Aufruf an die Einwohner der E zahlreiche Gaben zur Unterstuͤtzung des vom Baron von M befehligten Truppen⸗Corps veranlaßt hatten. Ueber die anm Karlistische Expedition, welche unter Uranga den Ebro pasf soll, erfaͤhrt man durch Briefe aus Bayonne, daß sich die am 21sten zu Mondavia, drei Leguas von Lodosa, bct Espartero war dagegen von Puente la Reyna, Mendige und Lerin in der Richtung von Lodosa aufgebrochen, und! Portugiesische Bataillone waren von Vittoria nach Logroho zogen, um den Uebergang uͤber den Ebro auf jener Seit hindern. Der Karlisten⸗General Zariategui befand sich auft rechten Flanke Espartero's.
Die heute ausgegebene Hof⸗Zeitung enthaͤlt die Mit lung, daß die Mexikanische Regierung dem Britischen Gest⸗ ten zu Mexiko die Blokade der Kuͤste von Texas von 91 bis 101° 10° W. L. von London notifizirt habe.
Aus einem Privatbriefe des Zolleinnehmers der Maldi Inseln ersieht man, daß die Koͤnigin dieser Inseln am Molg des Weihnachtstages gluͤcklich von Zwillingen entbunden wol war. Sie befand sich so wohl, als man es nur erwarten i Der Koͤnig regalirte bei dieser Gelegenheit eine auserwi Gesellschaft mit Pfeifen und Opium. 9
I“
Aus dem Haag, 27. Juni. Der Großfuͤrst Michael! Rußland ist vorgestern im Hauptquartier zu Tilburg ange men. Es wird in Tilburg gegenwaͤrtig eine große Revuͤe! die dort zahlreich versammelten Truppen gehalten. „
Waͤhrend der Sommer⸗Monate, vom Anfange Jul⸗ Mitte August, wird wieder unter dem Befehl des Laph⸗ Machielsen ein Uebungs⸗Geschwader, bestehend aus der Fßi Algiers, drei Korvetten und zwei Briggs, in der Nordsee kreuz
Deutschland. 1
Gotha, 2. Juli. Gestern Abend trafen Ihre Kon ghn
Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin von
.
gleichfalls von dem
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en, auf der Reise nach dem Bade Kissingen, hier ein und gahmen Ihr Absteigequartier im Gasthause 1 Möhren. Heute uͤh begaben Sich Hoͤchstdieselben nach dem reizenden Lustschlosse Reinhardsbrunn, fruͤhstuͤckten nach der Ruͤckkehr von dort bei unserer verwittweten Frau Herzogin Hoheit und setzten darauf Ihre Reise weiter fort.
Hamburg, 3. Juli. Der heutigen Verfammlung der erb⸗ ssessenen Buͤrgerschaft wurden nachstehende Antraͤge des Se⸗ nates zur verfassungsmuaͤßigen Mitbeliebung vorgelegt: 1) Die ewilligung einer Erwerb⸗, Einkommen⸗ und Lurus⸗Steuer nach den ermaͤßigten Ansätzen von 1832, Behufs Deckung des Hefizits, welches fuͤr das laufende Jahr zu erwarten stehe. 2) kine Verordnung wegen Feststellung des Heimathsrechts und einrichtung schutzverwandtlicher Verhaͤltnisse. 3) Eine Verord⸗ nung in Betreff des Pferde⸗Handels, mit besonderer Beruͤck⸗ schtigung der hiesigen Pferde⸗Maͤrkte, und Feststellung der Kom⸗ petenz des jedesmaligen Landherrn von St. Pauli fuͤr die Er⸗ sedligung etwaniger Differenzen. — Die beiden ersten der oben⸗ gedachten Antraͤge, welche der erbgesessenen Buͤrgerschaft bereits in dem Konvente vom 11. Mai d. J. vorgelegt und damals äabgelehnt worden waren, wurden heute durch weitere Entwicke⸗ lungen unterstuͤtzt. Die erbgesessene Buͤrgerschaft trat den saͤmmt⸗ lichen Antraͤgen des Senates bei.
Gestern ist Se. Koͤnigl. Hoh. der Großherzog von Olden⸗ burg nebst Gemahlin ꝛc. hier eingetroffen; dieselben werden mor⸗ secadae Reise nach Eutin fortsetzen und dort etwa 14 Tage
eiben.
Muͤnchen, 27. Juni. (Bayer. Bl.) Die Kammer der Abgeordneten hat ihre Verhandlungen bezuͤglich der Nachwei⸗ sung der Verwendung der Staats⸗Einnahmen in den Verwal⸗ tungs⸗Jahren 182 ⅞3, 183% und 183 %; gestern und heute fortgesetzt. Sie ertheilte gestern den betreffenden General⸗Fi⸗ nauz⸗Rechnungen im Ganzen, mit Ausnahme einiger zuvor von ihr beanstandeten Positionen, die definitive Anerkennung, und schritt heute zur Berathung und Beschlußfassung uͤber die von ihrem zweiten Ausschuß und von einzelnen Kammer⸗Mitgliedern zur An⸗ reihung an diese Rechnung s⸗Anerkennung vorgeschlagenen besonde⸗ ren Antraͤge. Dieselbe nahm heute folgende Antraͤge an: 1) Den von von dem zweiten Ausschusse vorgeschlagenen Antrag: „es moͤge der naͤchsten Staͤnde⸗Versammlung der Entwurf eines neuen resp. revidirten Stempel⸗Gesetzes und hiermit auch der Entwurf einer neuen allgemeinen Tax⸗ und Sportel⸗HOrdnung fuͤr die sieben Kreise diesseits des Rheins vorgelegt werden.“ 2) Den gleich⸗ fals von dem zweiten Ausschusse vorgeschlagenen Antrag: „es moͤchten die Stempel⸗Defraudations⸗Strafen nur da, wo die An⸗ wendung von Stempelpapier ganz unterlassen wird, in Anwen⸗ dung gebracht werden.“ 3) Den von dem Abg. Fuͤrsten Karl von Oettingen⸗Wallerstein vorgeschlagenen Antrag: „die Regie⸗ uung moͤge in so lange, als der Stempel noch in gegenwaͤrtiger Peise besteht, a) auch dann, wenn die Summen der Urkunden n Fl. nicht erreichen, das Einsenden der Urkunden zur Stem⸗ pelng gestatten, b) innerhalb eines zu bestimmenden Termins ul guem die Auswechselung von Stempelbogen zum Zwecke der Umschreibung verungluͤckter Produkte unbedingt, ohne Ruͤcksicht zuf den Betrag des Stempels und auf Vollstaͤndigkeit der fruͤ⸗ Ueten Expedition, zulassen.“ 4) Den von dem ersten Secretair, lög. Windwart, vorgeschlagenen Antrag: „die Regierung moͤge die Initiative zur Vereinigung der Tax⸗ und der Stempelge⸗ falle in eine Abgabe ergreifen.“ 5) Den von dem Abg. Sand vorgeschlagenen Antrag: „die Regierung moͤge gestatten, daß vorläͤufig den Papier⸗Fabrikanten oder Papierhaͤndlern, welche gu⸗ tes Papier in Quantitaͤten von mindestens 50 Fl. Stempelbetrag ur Stempelung einsenden, dasselbe mit Bezug des Rabatts 18”e. werde.“ 6) Den von dem zweiten Secretair, Abg. Willich, zu dem Antrag, welcher oben unter Ziffer 1 angefuͤhrt st, vorgeschlagenen Zusatz: „so wie fuͤr den Rheinkreis den Entwurf eines revidirten Gesetzes uͤber Stempel⸗, Registrirungs⸗ und Transscriptions⸗Gebuͤhren, und deren Perception, mit Aufhe⸗ bung, resp. Herabsetzung der Gebuͤhren, insbesondere der propor⸗ nonellen, wie auch der Strafen.“ 7) Den von dem Abg. Gra⸗ sen v. Drechsel vorgeschlagenen Antrag: „es moͤge bis zur Ein⸗ fäührung einer allgemeinen Tax⸗Ordnung vorlaͤufig die Wuͤrzburger Lerrdnung vom 4. Jan. 1812, mit Ausnahme der Bestimmun⸗ gen uͤber die Lehenstaxe, Konzessionstaxen, Anstellungs⸗ und grundherrlichen Taxen, in den sechs uͤbrigen Kreisen diesseits des Rheins angewendet werden.“ 8) Den von dem zweiten msschusse vorgeschlagenen Antrag auf Vorlage des Entwurfs ines neuen, resp. revidirten Aufschlagsgesetzes, in welchem na⸗ nentlich die Judicatur in allen Aufschlagssachen der Kompetenz der ordentlichen Gerichte uͤberwiesen werden moͤge. 9) Den gleichfalls von dem zweiten Ausschuß begutachteten Antrag: „es nichten die Rechnungen uͤber das Zollwesen kuͤnftig in der Art
wigelegt werden, daß darin die Einnahmen und Ausgaben, welche
den Zollverein angehen, genau von jenen Einnahmen und Aus⸗ 12 geschieden sind, welche Bayern allein und ausschließend etreffen.“ 10) Den von dem zweiten Secretair, Abgeordneten
illich, vorgeschlagenen Antrag: „die Regierung moͤge die Ko⸗ sten, welche das Zollwesen betreffen, insofern sie nicht aus der ge⸗ weinschaftlichen Kasse der Zoll⸗Vereins⸗Staaten, sondern aus der Bayerischen Staats⸗Kasse bestritten werden, auf jede moͤgliche 3 9 verringern.“ 11) Den von dem Abgeordneten Freiherrn Schaͤzler in Betreff des Muͤnzwesens vorgeschlagenen Antrag: 788 he die Bestimmungen des Schlagsatzes oder der Praͤgeko⸗ hüer⸗ ei dem Koͤnigl. Muͤnzamte einer Revision unterstellt und duf .9. 89 solcher Maßstab angenommen werden, daß mehr N ese höhgung der Anstalt, als auf das Erwachsen eines Fiens ei der Auspraͤgung Ruͤcksicht genommen wird. 12) 1 8n dem zweiten Ausschusse begutachteten Antrag: „es nig as Postpersonal den Forderungen des Dienstes gemaͤß g. za⸗, und es moͤge fortwaͤhrend auf eine den Beduͤrfnissen f eit entsprechende und den fortschreitenden diesfallsigen Ein⸗ vostngen anderer Staaten gleichkommende Entwickelung der ost⸗Anstalt Bedacht genommen werden. Endlich 13) den 2 zweiten Ausschusse begutachteten Antrag: ü8 moͤge, falls das Lotto nicht aufgehoben werden sollte, doch H eget alender; (als ein Reizmittel zum Spiele) abgeschafft 8 Muͤnchen, 30. Juni. Dem Vernehmen nach wird Se. d g. der Kronprinz in naͤchster Woche nach dem Seebad orderney abreisen. ereben Geruͤcht sagt, daß Ge. K. H. der Prinz Karl einer nn 1 ung Sr. M. des Kaisers von Rußland folgen werde, den großen Truppen⸗Manoͤvers in der Gegend von Odessa eizuwohnen. “
1 Oesterreich. dür Ften; 28. Juni. (Sch les. Ztg.) Am sten k. M. wer⸗ nn ngrg, Majestäͤten der Kaiser und die Kaiserin, wie nun vehan iv bestimmt ist, ihre Reise nach Salzburg und Ischl an⸗
en. Im Gefolge Ihrer Majestaͤten werden sich befinden:
Laͤndern Europa's verbannten
““
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der Oberst⸗Hofmeister der Kaiserin und Reise⸗Oberleiter, Gra von Dietrichstein, der Vorsteher der sgere. Kammer des 889 sers, Graf von Ségur, die Oberst⸗Hofmeisterin Ihrer Maje⸗ staͤt, Landgraͤfin von Fuͤrstenberg, der General⸗Adjutant Sr. Majestaͤt, Graf von Clam⸗Martiniz, der Geheime Kabinets⸗ Direktor, Freiherr von Martin, der Dienstkaͤmmerer Sr. Ma⸗ jestaͤt, Freiherr von Schweiger, der Fluͤgel⸗Adjutant Sr. Maje⸗ staͤt, Freiherr von Moll, der Leibarzt, Edler von Raimann, der Geh. Kabinets⸗Offizial Zimmermann, der Fonds⸗Kassen⸗Direktor deann de e psessägern ee von Scharff, der Geh. ets⸗Offizia ohl, der Leib⸗Chirur Wi 2 Senans 8 ü 8 hl, hirurg Semlitsch, Hof⸗Kaplan e. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Johann ist, dem Ver⸗ nehmen nach, entschlossen, 8 de Sahank 12 Russischen Manoͤver, welche 11 Tage dauern und sich uͤber die Kuͤste des Schwarzen Meeres ausdehnen werden, die Stadt Odessa zu be⸗ suchen und von da uͤber Konstantinopel, Smyrna, Athen und Neapel hierher üe Außer dem ausgezeichneten Kavallerie⸗General, Feldmarschall⸗Lieutenant Fuͤrsten von Win⸗ dischgratz, wird auch der General⸗Major Fuͤrst Karl Liechten⸗ stein die Ehre haben, den Erzherzog nach Rußland zu beglei⸗ ten. Vermuthlich werden noch mehrere andere Offiziere der Oesterreichischen Armee zu dem großen kriegerischen Elhaus iel sich begeben, da dies hoͤchsten Orts gewuͤnscht worden und Se. Majestaͤt Kaiser Ferdinand befohlen haben soll, einer bestimm⸗ ten Anzahl hierzu Lust zeigender guter Offiziere aller Grade zu diesem Behufe ein nicht unbetraͤchtliches Reisegeld zu verabfolgen. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Staatskanzler von Metternich wird erst am 6. Juli Wien verlassen und sich direkt nach Salz⸗ burg, von da nach Muͤnchen und nach einem dreitaͤgigen Auf⸗ enthalt daselbst uͤber Toͤplitz nach Koͤnigswart und seinen uͤbri⸗ gen Herrschaften in Boͤhmen begeben.
Fiakien.
Bekanntlich enthielten neulich die Amerikanischen Blaͤt⸗ ter ein Schreiben des in New⸗York angekommenen Prinzen Pietro Napoleon Buonaparte (Sohn des Fuͤrsten von Canino), worin er sich uͤber die ihm in Rom widerfahrene Behandlung beklagt und zugleich die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zuruͤckweist, da seine Vertheidigung nur Nothwehr gewesen sey, indem eine Anzahl Sbirren und Soldaten, so wie der Offizier der letzteren ihn zuerst, und zwar ohne daß er sich eines Ver⸗ gehens schuldig gemacht, angegriffen haͤtten. — Hiergegen be⸗ merkt die Gazette de France Folgendes: „Die Recrimi⸗ nationen des Herrn Pietro Buonaparte erscheinen sehr verspaͤ⸗ tet. Die Details des Ereignisses, welches seine Verhaftung veranlaßte, sind in allen Zeitungen veroͤffentlicht worden, und kein Mitglied seiner Familie hat gegen diesen Be⸗ richt reclamirt. Der Verfasser des Briefes moͤchte glau⸗ ben machen, die Roͤmische Regierung habe ihn einzig verhaften lassen, weil er sich dem Vergnuͤgen der Jagd uͤber⸗ lassen, waͤhrend es notorisch ist, daß die Jagd auf seiner Seite nur der Vorwand von Gewaltthaͤtigkeiten und strafbaren Un⸗ ordnungen war. Herr Pietro Buonaparte versichert, der heilige Vater habe anerkannt, daß er durch falsche Berichte getaͤuscht wor⸗ den waͤre. Wie koͤnnte dies aber seyn, da es Protokolle, eine re⸗ gelmäͤßige Untersuchung, einen Prozeß, in allen Formen endlich eine Verurtheilung zum Tode gegeben hat, welche aber durch die besondere Guͤte Sr. Heiligkeit in eine einfache Verbannung umgewandelt worden ist. Das aber, was der junge Mann nicht sagt, ist die Theilnahme seines Oheims, des Kardinals Fesch an der Maßregel, nach welcher er verhaftet oder verbannt wor⸗ den ist. Dieser Verwandte sah mit eben so viel Schmerz als Schrecken alle die frechen, tollkuͤhnen Streiche, denen sein Neffe sich uͤberließ, und hoͤrte nicht einen Augenblick auf, mit der Paͤpst⸗ lichen Regierung einerlei Meinung zu seyn, um einen uünver⸗ staͤndigen Jungen zu entfernen, dessen Hitze zugleich den oͤffentlichen Frieden und seine Familie kompromittirte. Was aber den eben so leichtsinnigen als unuͤberlegten Schritt des Herrn Pietro Buonaparte charakterisirt, ist die Stelle seines Briefes, worin er von dem Hasse spricht, welchen die Paͤpstliche Regierung gegen seine Familie trage. Ein Buonaparte kann nicht wagen, solche Dinge zu schreiben. Dieser Haß hat sich widerlegt durch die mehreren Mitgliedern dieser fast aus allen aͤnd Familie bewilligte großmuͤthig Gastfreundschaft. Die Großmutter der Vusgapaste8 sahtohe Rom gestorben in voller Sicherheit, mit einer Existenz und Eh⸗ renbezeugungen, welche sie uͤber den Verlust ihres ehemaligen Ranges leicht troͤsten konnten. Der Oheim Napoleon's und seiner Bruͤder hat den Titel und die Functionen als Fuͤrst der Roͤmischen Kirche beibehalten, und Herr Pietro Buonaparte wuͤrde in der Roͤmischen Campagna noch heute jagen, wenn er ein kluges Benehmen beobachtet haͤtte.“
dadrid, 20. Juni. Eine Koͤnigl. Verordnung befiehlt daß kuͤnftig der 18. Juni, als der “ der 8.A der Gb1“ in Madrid, besonders im Kalender bezeichnet werde.
In der gestrigen Sitzung der Cortes trug ein Deputirter darauf an, daß die Regierung zur Erinnerung an die Annahme der Constitution, goldene, silberne und kupferne Medaillen schla⸗ gen und an die mit Spanien verbuͤndeten Fuͤrsten, an die frem⸗ den Gesandten, die Deputirten und andere Personen vertheilen lassen solle. Es wurde eine Kommission ernannt, um die Groͤße und die Inschrift der Medaille zu bestimmen.
Im Eco liest man: „Nachrichten aus Gelsas in Arago⸗ nien zufolge, haben Tena und Cabrera betraͤchtliche Streitkraͤfte bei Hijar und Puebla zusammengezogen. Ein Detaschement dieser Truppen ist bereits in Quinto angekommen. Man fuͤrch⸗ tet sehr, der Feind habe die Idee, die Faͤhre bei Cscarron wie⸗ derherzustellen. — Es wird behauptet, Don Carlos habe Ca⸗ brera den Befehl ertheilt, ihm unter jeder Bedingung Lebens⸗ mittel zu senden. In Saratoga und Cinco Olivar haben die “ erhoben.“
er Vapor von Barcelona enthaͤlt Nachstehendes: „Die Karlistischen Generale Sopelana ind Morena chen ge⸗ storben. In den Städten Agramunt, Cervera, Terrena und Guisona befinden sich mehr als 1200 Karlisten, die seit dem Gefechꝛe am 12ten Juni desertirt sind. — Der Baron von Meer hat 4000 Mann auserlesene Truppen nach Solsona ab⸗ gesandt und wird mit dem Rest seiner Armee sofort folgen. Man sieht daher taͤglich einem neuen und ernstlichen Kampfe entgegen. — Gestern sind 300 Mann von der Garnison von Majorca hier angekommen.“ —
Madrid, 22. Juni. Die Organisirung der neuen Eng⸗ lischen Legion geht sehr langsam von Statten und man wuͤrde sehr gern ganz darauf verzichten, wenn man nicht die Anwe⸗ senheit eines Englischen Corps als eine Garantie fuͤr den ferne⸗ ren Beistond der Englischen Marine betrachtete.
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Man schreibt aus Lerida vom 18. Juni, daß am l6ten zwei Bataillone des ersten leichten Infanterie-⸗Regiments und 200 Husaren vom Regimente „Prinzessin“ daselbst eingeruͤckt sind und 120 Gefangene und 500 Deserteurs mit sich fuͤhren. Ein merkwuͤrdiger Umstand ist, daß die ganze Bewaffnung die⸗ ser Gefangenen und Deserteurs Franzoͤsisch ist. Man fand nicht eine einzige Englische Flinte.
Der Minister des Innern zeigte gestern den Cortes an, daß ein Koͤnigke Befehl an den politischen Chef von Madrid erlassen worden sey, worin demselben aufgetragen werde, den Redacteur des Blattes „el Porvenir“, vor Gericht zu stellen.
Griechenland.
Athen, 8. Juni. (Allg. Ztg.) Das Colonisations⸗ Gesetz fuͤr Deutsche Kolonisten wird gegglich 1 e Man glaubt dadurch die ausgedienten Soldaten als wackere Oekono⸗ men im Lande zu erhalten und sie zu gleicher Zeit bei nothwen⸗ digem Aufrufe als National⸗Garde benuͤtzen zu koͤnnen. Es kommt wohl Alles auf die Bedingungen und die Vortheile an, die den nicht gerne in Griechenland weilenden Deutschen gebo⸗ ten werden. Indessen sollen sich schon mehrere Ausgediente ge⸗ meldet haben, diesem neuen Engagement einige Probejahre zu widmen.
Wegen Krankheit des Generals Stelle der Oberst⸗ von b ernannt. 8 b
„Unten den neueren Gebaͤuden Athens ist die nun vollendete Villa des Oesterreichischen Gusendten⸗ a Prokesch v. Osten, eine beachtenswerthe Zierde. Viele andere großartige Privat⸗ Gebaͤude erheben sich in und außerhalb der Stadt nach allen Richtungen, und das allmaͤlige Verschwinden der Ruinen ist ein gutes Zeichen des Vertrauens, welches die bauenden Kapitalisten in den sich stets kraͤftiger fuͤhlenden Staat setzen. Nicht minder schreitet der Koͤnigsbau vorwaͤrts, und der Pentelische Marmor prangt schon in seiner ganzen Schoͤnheit an der Hauptfagade dieses praͤchtigen Pallastes. Freilich duͤrften noch drei bis vier Jahre vonnoͤthen seyn, diesen großangelegten umfangreichen Bau seiner Vollendung nahe zu bringen. Wie es heißt, soll vorerst ein Fluͤgel vollendet, und erst, wenn derselbe fuͤr die beiden Ma⸗ jestaͤten in bewohnbaren Zustand gesetzt ist, die anderen zwei Fluͤgel zur vollkommenen Ausfuͤhrung gebracht werden.
Gestern brachte das Oesterreichische Packetboot die Deutsche Post vom 15. Mai aus Triest. Also wieder 23 Tage alte Briefe, es scheint, daß, so lange die Packetboͤte nicht gaͤnzlich aufhoͤren, die Oesterreichischen Post⸗Behoͤrden den Lloydschen Dampfschiffen die Briefpackete nicht uͤberantworten, so daß das schreibende Publikum keinen Gewinn von diesen Verbindungs⸗ Anstalten des Triester Lloyd hat. Es waͤre zu wuͤnschen, daß in dieser so wichtigen Sache geeignete Schritte von Sei betreffenden Behoͤrden geschaͤhen. —
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6 6 Pisa wurde an seine ieutenant Heß zum Stadt⸗Kommandanten
Wissenschaft, Kunst und Literatur
“ Königliche Oper. 8
Zwei hohe Gestalten sind es, die, gleichsam als die beiden Gipfel des musikalischen Parnasses, alle andere Gebilde im ganzen Reiche der dramatischen Musik weit überragen, Gluck's Taurische Iphigenig und Mozart's Donna Anna. Eine Sängerin also, die für diese beiden Tonschöpfungen besondere Vorliebe zeigt, leistet dadurch die beste Ge währ für ihren richtigen Geschmack; führt sie aber beide Rollen so⸗ wohl im Gesange als in der Auffassung der Charaktere befriedigend aus, so bewährt sie sich zugleich als eine Künstlerin ersten Ranges, und man kann ohne Bedenken voraussetzen, daß sie allen übrigen ernsten Gesangspartieen vollkommen gewachsen seyn wird, insofern sie nur in dem natürlichen Bereich der Sopranstimme liegen und nicht zu den musikalischen Künsteleien gehören. Beides nun, der echte Kunstsinn und die künstlerische Ausfuͤhrung, ist an Fräulein von Faß⸗ mann zu rühmen, die vor ihrer Urlaubsreife zuletzt als Jphigenie und nach ihrer Rückkehr zuerst wieder als Donna Auna auftrat. Hätte auch in der ersteren Rolle manches Einzelne in der Darstellung noch verbessert werden können, und wäre auch in der letzteren noch etwas mehr innere Bewegung durchgehends an den Tag zu legen, so sind doch, im Ganzen genommen, beide Partieen so ausgezeichnete Leistun⸗ gen dieser Sängerin, daß die Kritik sich in Bezug auf dieselben nur wünschend, nicht rügend zu verhalten hat, daß sie nur andeuten kann, wodurch die Wirkung noch zu erhöhen wäre. Was den Gesang an⸗ betrifft, so scheint sich die Stimme des Fräulein von Faßmann von der Indisposition, an der sie in der letzten Zeit vor ihrer Reise litt, vollkommen erholt zu haben, denn sie reichte in der Partie der Donna Anna ungeschwächt bis zu Ende aus, obgleich diese Rolle auch für das stärkste Organ sehr angreifend ist, da sie gleich auf den Höhe⸗ punkten der Leidenschaft beginnt. Selbst den kräftigsten Naturen ge⸗ hen daher oft schon in den ersten Scenen der Oper ihre Mittel aus und sie sind im zweiten Akt ermattet. Fräulein von Faßmann sang aber auch die letzte große Arie noch ohne Anstrengung und brachte in. dieser Scene einen Eindruck hervor, wie wenige ihrer Vor⸗ gängerinnen. Dürfen wir noch einen Wunsch aussprechen, so wäre es der, daß die geschätzte Säͤngerin das h gegen Ende des Re⸗ citativs etwas länger halten und allmäliger anschwellen und verklin⸗ gen lassen möchte, so wie, daß sie die Schluß⸗Passage der Arie genau so sänge, wie Mozart sie geschrieben; beides sind zwei Glanzpunkte dieser herrlichen lyrischen Scene; das unendliche Weh eines für diese Welt gebrochenen Herzens kliugt in jenem Tone, und im Aufschwung des Schluß⸗Satzes scheint ein Strahl des Lichts aus einer höheren Welt in das trauernde Gemüth hereinzubrechen. Mit wahrhaft füd⸗ licher Gluth trug Fräulein von Faßmann die Aufforderung zur Rache im ersten Akt vor, sowohl in dem Duett mit Octavio, als in der spä⸗ ter folgenden Arie. Auch die beiden großen Recitative des ersten Akts wurden von ihr mit energischer Betonung gesungen und vor⸗ trefflich deklamirt; doch könnte hier mancher Uebergang in den Affek⸗ ten noch besser motivirt und verschmolzen, auch vielleicht hier und da etwas mehr Nüancirung in den Ausdruck gebracht werden. In ersterer Beziehung schien uns besonders in dem Moment, wo Donna Anna in Don Juan ihren Versucher und den Mörder ihres Vaters wiedererkennt und dies ihrem Gelitebten enndeckt, die Erschütterung, welche dabei in ihrem Innern vorgehen muß, nicht lebhaft genug ausgedrückt; und in letzterer Hinsicht könnte namentlich das erste Recitativ an der Leiche des Vaters durch mehr Abwechselung zwischen piano und forte noch gehoben werden. Daß die Sängerin in dem Quartett und zu Anfang des ersten Finale's ihren Ton sehr dämpft, ist dem Charakter der Situationen ganz angemessen; eben so braucht ihre Partie in der ersten Hälfte des Sextetts nicht mit voller Stimme genommen zu werden; dagegen hätten wir die⸗ selbe im Allegro dieses Musikstückes und im Masken Terzett, so wie am Schlusse des ersten Aktes, in ihrer ganzen Kraft zu hören ge⸗ wünscht. Interessant wäre es, auch Dlle. Löwe einmal als Donna Anna zu sehen. Beide Sängerinnen können gegenseitig von einan⸗ der lernen: Fräulein von Faßmann von Dlle. Löwe die feineren Schattirungen im Vortrage, und diese von jener die Vermeidung alles Manierirten im Gesange. Es ist überhaupt nichts so lehrreich und bildend für ein Bühnenpersonale, als wenn die Verhältnisse und Mit⸗
tel eine doppelte und mehrfache Besetzung einer und derselben Rolle
mit ziemlich gleich ausgezeichneten Repräsentanten gestatten. Man sieht sonst gar zu leicht eine gewisse Auffassung simg “ als die allein richtige, als typisch an, während es doch am Ende nur die Gewohnheit ist, die uns zu dieser Ansicht verführt. In den meisten Rollen des „Don Juan“ findet diese Abwechselung