1837 / 197 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

.“ 2*

Drdnung.

sich etwas erholt zuhaben und verblieb wohl anderthalb Stunden bei der Koͤnigin; auch die Herzogin von Sutherland und spaͤter Lord Melbourne hatten lange Audienzen bei Ihrer Majestaͤt. Im Penny⸗Magazine wird nachgewiesen, daß die jeßige Koͤnigin Victoria in gerader Linie der siebenundzwanzigste Abkömmling von Wilhelm dem Exoherer ist. Zugleich ist sie der 36ͤste Souverain seit jenem Koͤnige, und es kommen also, da seitdem 771 Jahre verflossen sind, in der Englischen Koͤnigs⸗ Familie auf eine Generation ungefähr 29 und auf eine Regie⸗ rung 22 Jahre. 1 1 Die Zeitungen der letzten Tage sind (wie bereits gestern erwaͤhnt) mit sehr ausfuͤhrlichen Beschreibungen des Leichenbe⸗ gaͤngnisses weiland Koͤnig Wilhelm'’s IV. angefuͤllt. Die Koͤ⸗

nigliche Leiche wurde am Freitag Vormittags, dem Gebrauche gemaͤß, dem Grafen⸗Marschall durch den Lord⸗Kammerherrn sun Bewachung anvertraut.

Um 12 Uhr ungefaͤhr wurde die⸗ elbe nach dem Paradebette im Waterloo⸗Saale gebracht. Die⸗ ses Uebertragen von dem sogenannten weißen Zimmer, worin Se. Majestaͤt das Leben ausgehaucht, nach dem Waterloo⸗Saale war hoͤchst feierlich und prachtvoll, wenn gleich der Begleitenden nur Wenige waren. Der Herzog von Norfolk, als erblicher Graf⸗Marschall, schritt, mit einem Flambeau in jeder Hand und unter dem Vortritt der sechs Koͤnigl. Pagen, dem Sarge in das Ge⸗ mach voran. Demselben folgten dann etwa 25 bis 30 Verwandte des Koͤnigs, d9. Frauen als Maͤnner. Man bemerkte darunter zuvoͤrderst mehrere Kinder Sr. Majestaͤt, die saͤmmtlich tief er⸗ griffen schienen, unter ihnen Graf Munster, zwei seiner Bruͤder und mehrere Schwestern. Nachdem hierauf den erlauchten Leidtragenden einige Zeit gelassen worden, sich ihrem Schmerze am Sarge des Verewigten zu uͤberlassen, begannen die Beam⸗ ten, nachdem die Leidtragenden sich entfernt hatten, den Sarg auf das bereitete Paradebett zu stellen, die Fahnen der verschie⸗ denen Koͤnigreiche, England, Schottland, Irland, Hannover und des Herzogthums Braunschweig uͤber demselben zu entfalten und den bestimmten Wachthaltenden ihre Plaͤtze anzuweisen. Bis 2 Uhr Nachts stand so die Leiche ausgestellt, und die herbeistroͤ⸗ mende Menge, die ihren geliebten Herrscher noch einmal er⸗ blicken wollte, war ungeheuer. Ganz Windsor wimmelte von Menschen, alle Straßen und Zugaͤnge zum Schlosse waren mit Wagen, die Haͤuser mit Gaͤsten und Neugierigen beiderlei Geschlechts besetzt. Man hatte alle moͤglichen Vorkehrungen zur Vermeidung von allzugroßem Andrange getroffen, und deshalb meherer Barrieren auf⸗ gestellt, die jedesmal von den Konstablern geschlossen wurden, wenn so viel Personen, als der Raum des Schloßsaales faßte, Eingang gefunden, so daß durchaus nirgend ein gefaͤhrliches Gedraͤnge entstand und auch nicht die mindeste Unordnung stattfand. Waͤh⸗ rend des ganzen Vormittags am Sonnabend und schon vom sruͤhen Morgen an, obgleich der Zutritt zum Gemache, worin die Koͤnigl. Leiche ausgestellt war, erst von 10 Uhr an gestattet wurde, hatte sich abermals eine unermeßliche Menschenmenge vor den bis dahin verschlossenen Gitterthoren des Schlosses ein⸗ gefunden. Oeffentliche wie Privat⸗Fuhrwerke waren in unauf⸗ hoͤrlicher Bewegung nach und von Windsor, und selbst um 4, ja 5 Uhr kamen noch Personen dort an, denen bei dem an die⸗ sem Abende erfolgenden Leichenbegaͤngnisse Functionen obla⸗ gen. In allen Straßen Windsor's waren die Laden ge⸗ schlossen, und alle Geschaͤfte ruhten, aber die nach dem Schlosse fuͤhrenden Straßen waren zum Ersticken voll. b Inmitten der schwarz gekleideten Volksmassen stachen das Tuͤrkische Botschafts⸗ Personal und der Prinz Wogorides von Samos in Griechi⸗ schem Kostuͤme auffallend ab. Um 3 Uhr Nachmittags wurde das Gedraͤnge so groß, daß Vielen die Kleider zerrissen wur⸗ den, und als eine Abtheilung Garde⸗Kavallerie im Schloßhofe Posto faßte, entstand eine solche Verwirrung, daß mehrere Da⸗ men in Ohnmacht fielen. Von 10 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags waͤhrte die Parade⸗Ausstellung; dann wurde das schwarze Tuch ausgebreitet und das ganze Schloß von Nicht⸗ eingeladenen geraͤumt. Erst um 7 89 stellten die verschiedenen Militair⸗Abtheilungen sich in der Naͤhe der Kapelle auf; im Schloßhofe mochten etwa 5000 Menschen versammelt seyn. Die Gallerie der Kapelle war von etwa 600 Herren und Damen be⸗

setzt. Zwoͤlf Neunpfuͤnder, unter dem Befehl des Obersten Cleveland, waren von Woolwich nach Windsor gebracht worden, die, nach⸗ dem sie waͤhrend des ganzen Tages schon in einzelnen Inter⸗ vallen gefeuert hatten, um 9 Uhr Abends endlich durch Sal⸗ ven, die sich von fuͤnf zu fuͤnf Minuten, und dann, als die Koͤnigliche Leiche in der Kapelle angekommen war, von Minute zu Minute wiederholten, anzeigten, daß die Begraͤbniß⸗Cere⸗ monieen nun vor sich gingen. Waͤhrend dieser ganzen Zeit wurde mit allen Glocken gelaͤutet. Theils zur Begleitung des Zuges, theils zum Gefolge in demselben, waren mehrere Schwadronen der Koͤniglichen berittenen Garde, des Koͤniglichen Lancier⸗Re⸗

giments, 200 Mann von der Grenadier⸗Garde, 2 Bataillone

der Coldstream⸗Garde und andere Truppen kommandirt.

Kurz vor 9 Uhr erhielten die Soldaten ve was

einen sehr imposanten Eindruck machte. Um die elbe Zeit begab sich die verwittwete Koͤnigin durch eine Hinterthuͤr in die Koͤnigl. Loge der Kapelle. Mit dem Schlage 9 setzte sich die

Prozession von dem Normannen⸗Thore aus in Bewegung. Das Millitair kehrte die v um, und die Musik stimmte den Todtenmarsch an.

. Die Hof⸗ und Staats⸗Beamten, so wie die Mitglieder der Koͤnigl. Familie folgten in der Seefheshensn Den Zug beschlossen Bewaffnete mit umgekehrten

Aexten und Partisanen. Um 10 Minuten vor 10 Uhr war die

Prozession an der Kapelle angelangt. Zehn Minuten nach 10

ergreifend war.

Uhr wurde die Koͤnigl. Leiche von der Geistlichkeit empfangen, worauf ein feierlicher Gottesdienst abgehalten wurde, der sehr Aller Augen waren auf die verwittwete Koͤni⸗ gin gerichtet, die man jedoch von den uͤbrigen Damen fast nicht unterscheiden konnte. Als der Sarg eingesenkt wurde, sah man die Koͤnigin und den Herzog von Sussex bitterlich weinen.

MNachdem diese traurige Ceremonie beendigt war, proklamirte

der oberste Wappen⸗Herold, indem er mit dem Stabe auf den Sarg zeigte, die Koͤnigin Victoria als wahre und legitime Nachfolgerin des hoͤchstseligen Koͤnigs, worauf die Lords⸗Kammerherren ihre Amtsstaͤbe zerbrachen und

ins Grab warfen. Nachdem der Hof sich entfernt hatte, wurde

das Publikum zur Beschauung des Sarges zugelassen, welcher

erst am Sonntage (vorgestern) im Mausoleum beigesetzt wor⸗ den ist. Der Verzierungen an dem Koͤniglichen Sarge sind wenige, aber solid, aus vergoldetem Messing. Das Innere des

Sarges ist mit weißem Atlas ausgeschlagen. Am oberen Ende

deung angebracht.

des Sargdeckels ist das Koͤnigliche Wappen in reicher Vergol⸗ 3 C. Fgp; , - 3 „„

In der Mittte befindet sich eine Messing⸗ der Inschrift: Repositorium serenissimi, po- et excellentissimi Gulielmi Quarli, Dei gratia sidei defensoris, Regis Hannoveriae, ducis. Obiit XX die Jaunii, anno

platte mit teutissimi Britfanniarum regis, Brunsvici et Lunebmgi

Adomini MDCCCXXXVI, aetalis suge LXXII, regnique sni VII. In Windsor herrscht nun Todtenstille. Das Militair und

795 2 das Geschuͤtz ist wieder abgezogen, und das Schloß selbst ist jetzt, nach der Abreise der verwittweten Koͤnigin, ganz veroͤdet. Auch in London, so wie zu Greenwich und Woolwich, wurde der Trauertag fast allgemein und freiwillig gehalten, und viele Fabrikanten zahlten ihren Arbeitern den vollen Wochenlohn aus. In allen Kirchen und Synagogen wurden angemessene Vor⸗ traͤge gehalten, unter denen besonders eine Predigt des Pastor Sidney Smith, eines Bruders des bekannten Seehelden, als ausgezeichnet hervorgehoben wird. 1

Die hiesigen Blaͤtter sagen, der Herzog von Cambridge sey durch Unpaͤßlichkeit verhindert worden, nach England her⸗ uͤbkrzukommen, um an dem Koͤniglichen Leichenbegaͤngnisse Theil zu nehmen. Es war kein Trauerwagen fuͤr ihn im Leichen⸗ gefolge, sondern dem des Herzogs von Sussex folgte unmittel⸗ bar der des Prinzen George von Cambridge.

Die Prinzessin Auguste ist gestern von London nach ihrer Landsitze Frogmore⸗Lodge, bei Windsor, abgegangen.

Die Freeholder von Middlesex haben in einer heute gehal⸗ tenen Versammlung im Regents⸗Park beschlossen, an die ver⸗ wittwete Koͤnigin eine Kondolenz⸗ und an die Koͤnigin Victoria eine Gratulations⸗Adresse zu richten.

Die Bill in Betreff der Todesstrafe wurde in der gestri⸗ Fn Sitzung des Oberhauses zum zweitenmale verlesen, und der Morning Herald bemerkt heute in Bezug darauf: Aus unserm Parlaments⸗Bericht wird man ersehen, daß Lord Lynd⸗ hurst, in Erwiderung auf einige krittelnde und unverstaͤndige Einwendungen, welche Lord Wynford dagegen zu machen hatte, die Aeußerung that, „der angemessene Weg, dieser Schwierig⸗ keiten uͤberhoben zu werden, wuͤrde seyn, die Todesstrafe, aus⸗ genommen bei Mordthaten, ganz abzuschaffen.“ Diese Ansicht, aus dem Munde eines so großen Rechtsgelehrten, so erfahrenen Richters und so tuͤchtigen Staatsmannes muß von großem Ein⸗ fluß fuͤr den Senat seyn, zu dessen ausgezeichnetsten Zierden er gehoͤrt. Das Publikum und die Gerechtigkeit sind dem edlen und gelehrten Lord bereits fuͤr die erfolgreiche Vertheidigung der Bill, wonach den Kriminal⸗Gefangenen Anwalte verstattet werden sollen, zum Dank verpflichtet, eine Bill, die einen der groͤß⸗ ten Mißbraͤuche beseitigt hat, welche jemals den Namen der Gerechtigkeit in einem rivilisirten Lande schaͤndeten. Hoffentlich wird der Lord zur gluͤcklichen Vollendung der Reform unserer Kriminal⸗Gesetze beitragen und sich dadurch einen noch bedeu⸗ tenderen Dank erwerben. Lord Brougham erhob sich unmittel⸗ bar nach Lord Lyndhurst und aͤußerte seine Zustimmung zu der Bemerkung Sr. Herrlichkeit, und auch der Herzog von Wel⸗ lington so wie fast alle anwesenden Pairs schienen dies Gefuͤhl zu theilen, denn die Meisten begruͤßten den edlen und gelehrten Lord mit Beifall dafuͤr, daß er der Schwierigkeit so maäͤnnli ch und offen begegnete.“ 1

Im Unterhause kam gestern die Abschaffung der Sklaverei in Ostindien zur Sprache, worauf jedoch Sir John Hobhouse keine entschiedene Antwort ertheilen wollte, obgleich er im Na⸗ men der Regierung erklaͤrte, daß sie zur Emancipation geneigt sey. Auf eine Frage, ob die Armen⸗Gesetze auch in die Ma⸗ nufaktur⸗Distrikte eingefuͤhrt werden sollten, erklaͤrte Lord John Russell, die Sache noch in Erwaͤgung ziehen, jedoch sich durch keine Drohungen abschrecken lassen zu wollen.

Der Courier erklaͤrt die ministeriellen Wahlen in einem großen Theile Schottlands, namentlich in den Grasfschaften Edinburg, Perth, Roxburg und Argyle, fuͤr gesichert, was je⸗ doch von der Morning Post bestritten wird.

Gestern wurden hier in der City zwei Wahl⸗Versammlun⸗ gen gehalten. In der ministeriellen, die sehr zahlreich besucht war, wurde die Wiedererwaͤhlung des Alderman Wood, so wie der Herren Grote, Pattison und Crawford beschlossen. Die konservative beschloß die kostenfreie Erwaͤhlung des Bank⸗Di⸗ rektors Herrn Horsley Palmer.

Der Spectator will an Sir Robert Peel's Krankheit nicht recht glauben, zumal da auch seine beiden Bruͤder sich an⸗ geblich wegen Gicht aus dem Parlamente zuruͤckziehen wollten. Sogar in dem Familien⸗Burgflecken der Peel's, Tamworth, meldet sich ein Opponent, Herr Townshend. Man glaubt nun, Sir Robert Peel wolle sich aller Theilnahme an der Politik enthalten, um erst das Resultat der Wahlen abzuwarten, wel⸗ ches moͤglicherweise eine Vereinigung der Gemaͤßigten beider Parteien zur Folge haben koͤnnte. -

In Exeter⸗Hall ist diesen Morgen eine zahlreich besuchte Versammlung gehalten worden, um sich uͤber Maßregeln zu unverzuͤglicher und gaͤnzlicher Abschaffun des gegenwaͤrtig be⸗ stehenden Systems der Neger-Lehrlingsschaft in Englands West⸗ indischen Besitzungen zu berathen. Der Herzog von Sussex fuͤhrte den Vorsitz; Resolutionen waren jedoch bis zu Abgang der Post noch nicht angenommen.

In Folge der Trau⸗Registrirungs⸗Akte enthaͤlt jetzt die Hof⸗Zeitung in jeder Nummer Anzeigen von Gebaͤuden, die als Gotteshaͤuser der Dissenters anerkannt und, als zu Trauun⸗ gen geeignet, einregistrirt worden sind.

Die Dumfries⸗Times enthaͤlt einen sehr lobenden Ar⸗ tikel uͤber Lord Durham und versichert, daß derselbe seinen Posten in St. Petersburg fuͤrs erste noch nicht niederlegen und vielleicht ehestens nach Karlsbad abgehen werde.

Der Ottomanische Botschafter Mustapha⸗Reschid⸗Bei wird,

wie man vernimmt, am Sonnabend nach Kostantinopel abgehen, wo er zum Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten ernannt worden. Herr Bell hat vom 18. Mai aus Cirkassien geschrieben, daß die dortigen Einwohner ihm die Bemerkung gemacht haͤt⸗ ten, sie glaubten nun nicht mehr, daß die Englische Regierung sich fuͤr sie interessire, weil sie Herrn David Urquhart, den ein⸗ zigen Englaͤnder, der innigen Antheil an ihrer Sache genom⸗ men, den einzigen Mann, auf dessen Freundschaft und Eifer sie sich verlassen haͤtten, von Konstantinopel abberufen habe.

Am 13. Juni wurde in Konstantinopel ein Ferman erlas⸗ sen, welcher den Rajas auferlegt, die noͤthigen Summen zum Bau mehrerer Sloops auf den Großherrlichen Werften herzu⸗ geben. ach der Vertheilung dieser Steuer werden die Grie⸗ chen den Werth von 25, die Armenier von 15, die Katholiken von 10, die Juden von 5 Sloops zu zahlen haben. Die Pro⸗ testanten kommen, wie man sieht, in der Tuͤrkei noch nicht in Anschlag. 8

Die Lords der Admiralitaͤt haben drei Schiffe gemiethet, um 850 Verbrecher nach Neu⸗Suͤd⸗Wales und Vandiemensland zu bringen.

Oberst Evans, dessen Gesundheit sehr gelitten hat, soll, nach der Limerick Chronicle, sein Kommando beim 7osten Linien⸗ Regimente aufgeben wollen. 8

Fuͤr die Peninsular⸗Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft ist das Dampfschiff „Don Juan“ (Herrn Mendizabal zu Ehren so genannt) fertig geworden und soll am 20sten d. M. zuerst nach Lissabon abgehen. Es ist 933 Tons groß und von 326 Pferde⸗

Kraft, hoͤchst elegant und kostbar eingerichtet. W

wird, wie wir hoͤren, im Laufe der Woche noch die

Das Drurylane⸗Theater ist gestern Abend mit der 9

„Fidelio“ wieder eroͤffnet worden. „Orchester und Chor“, s

die Morning Chronicle, „sind nun in dieser tiefen umd schwierigen Musik zu Hause, und unter der tuͤchtigen Leitun des Herrn T. Cooke wird sie in einer Weise aufgefuͤhrt, die selbst einem Deutschen Theater zur Ehre gereichen wuürde Mad. Schroͤder⸗Devrient war außerordentlich bei Stimme und spielte noch mit mehr Innigkeit und Kraft als Sit „2 acht, wandlerin“ singen, „Norma“ und „Fidelio“ wiederholen 68 dann England verlassen. Ihren unklugen und ungluͤcklichen Versuch, die leichte siovirte Musik der neuen Italiaͤnischen Schule zu singen, bereut sie gewiß sehr; da sie aber (mit Aug⸗ nahme des „Fidelio“) nichts Anderes einstudirt hat (naͤmiig

(in Englischer Sprache), so muß sie fuͤr diesmal schon dahe

bleiben. Wahrscheinlich aber wird sie sich die Lehre zu Nh⸗ machen und bei ihrem naͤchsten Besuch in einigen Rollen der roßen Werke jener Schule bei uns auftreten, in welcher sie ildet worden, denn nur in solchen Werken kann sie den ere ben einfachen Styl zeigen, worin sie ohne Gleichen ist.”“ *

Der Marquis von Waterford ist wegen des haͤufigen m⸗ fugs, den er und seine Sptießgesellen naͤchtlich in den Straßas zu treiben pflegen, vor die Assisen geladen worden. Am Song abend, obwohl an einem Trauertage, wurde einer seiner Bry⸗ der, Lord William Beresford, unter dem Namen Charles Far gusson, nebst noch zwei Personen vor die Polizei gebracht, weß sie Thuͤrkloͤppel abgerissen und die Polizei⸗Beamten gemißhan delt hatten. Man verurtheilte ihn zu 5 Pfund Strafe, wobg der Polizei⸗Beamte ihm drohte, ihn im Wiederbetretungsfaln trotz seines Ranges, nach dem Zuchthause zu senden. Da a kein Geld bei sich hatte, so loͤste der Marquis von Waterfog ihn aus. Kaum war er freigelassen, als er, mit einem Haufag Poͤbels hinter sich her, sich nach einem Zigarrenladen begah An demselben Tage wurde ein anderer seiner Bruͤder, Lom James Beresford, ebenfalls vor die Polizei gebracht, weil g in hoͤchst unanstaͤndigem Aufzuge bei hellem Tage uͤber hie Straße gegangen. Er entschuldigte sich zwar durch das Uebe⸗ maß genossenen Weines, wurde aber dennoch kraft der Vags⸗ bunden⸗Akte an die Assisen uͤberwiesen und ihm zwei Cautionen, jede von 100 Pfund, auferlegt. 1

In der Gallerie des Unterhauses ist am Sonnabend ei Mann von mittleren Jahren mit einem langen Barte und i puritanischem Kostuͤm aus Cromwell's Zeiten, mit einer Bit in der Hand, festgenommen worden, der sich fuͤr den Propheta Jeremias und einen Juͤnger des Apostel Petrus ausgab, d gleich er eingestand, fruͤher James Read geheißen zu haben.

In Kanada haben Ueberschwemmungen außerordentliche Schaden angerichtet.

Nach den neuesten Berichten aus Quebek waren in die sem Jahre erst 4191, voriges Jahr um dieselbe Zeit schon 7911 Einwanderer aus Europa eingetroffen. Uebrigens hat auch die Schifffahrt dorthin diesesmal bei weitem spaͤter angefangen.

Eine Folge der neuesten Krisis in den Vereinigten Staaten ist das Fallen des hohen Bank⸗Disconto's, welche von 24 bis 36 pCt. auf 7 bis 9 pCt. herabgesunken ist. Ah in der Britischen Kolonie Neu⸗Braunschweig hat man Baarzahlungen eingestellt. Baumwolle hat sich in New⸗ leans wieder um etwa 20 pCt. gehoben. Das bestaͤndige eöw wandern von Europaͤern (7000 in einer Woche), die meheen⸗ theils den aͤrmeren Klassen angehoͤren, erregt in Amertka’d sorgnisse, und es sollten im Kongresse Gesetze wegen Nichz lassung derselben vorgeschlagen werden.

Zu Boston ist es mit den Irlaͤndern bei Gelegenheitzt nes Leichenbegaͤngnisses zu einem heftigen Handgemenge gezn men, wobei viele Mensihen verwundet wurden und das M. tair einschreiten mußte.

Laut Nachrichten aus Florida waren Powell und andere Indianer⸗Chefs mit ihrer Mannschaft, Weibern und Kindern, von den Mikesoukies und Seminolen, vor Fort Mellan vere sammelt und suchten nach Tampa zu gelangen. Major Gard ner schätzt die Zahl der streitbaren Maͤnner auf 2500 Mann.

Niederlande.

Aus dem Haag, 12. Juli. Gestern Abend sind —) Koͤnigl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich nch Hoͤchstderen Tochter, der Prinzessin Louise, aus Berlin se wieder eingetroffen.

Der Koͤnig von Wuͤrttemberg hat vorgestern Ihrer Köͤni Hoheit der Prinzessin Albrecht von Preußen einen Besuch 9. 6 81

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Bruͤssel, 12. Juli. Herr Charles von Brouckere sit vor⸗ gestern von hier nach dem Luxemburgischen abgereist, wo a, 18 Praͤsident des Verwaltungs⸗Raths des Luxemburgischen 9 werbe⸗Vereins, die verschiedenen Anstalten, bei denen dies Verein betheiligt ist, in Augenschein nehmen wird.

Deutschland. 8

Schwerin, 15. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß zog haben am 8ten d. den Kaiserl. Oesterreichischen Wirklic Kaͤmmerer und Hofrath, Freiherrn Friedrich von Kreß zu &n senstein in feierlicher Audienz zu empfangen und das Brsne bigungsschreiben fuͤr denselben als Kaiserl. Koͤnigl. bevollmi tigten Minister bei dem ö Hofe aus seinen M den entgegenzunehmen geruht. 1

Hanmover, 14. Juni. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz werden von Dernebu morgen in den ersten Nachmittagsstunden in hiesiger hi 1 eintreffen. Der Zug geht vom Aegidien⸗Thore ab durgh ü Breitestraße, Große Wallstraße und Georgsstraße zum Fi. Thore hinaus nach dem Koͤniglichen Schlosse zu Hetrenhaung Se. Majestaͤt der Koͤnig sind heute fruͤh Ihrer Allerdurchlang tigsten Gemahlin bis an die Laͤndesgraͤnze, Schladen, enltgeee gereist. b. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Mit sht lich Großbritanischen Geheimen Raths, Sir Jos. Plogncna Großkreuz und dem Kurhessischen General⸗Major und 8a Adjutanten von Lepel das Commandeurkreuz des Guelp dens verliehen.

Die 88 nnoversche Zeitung bemerkt: „Einige Engnn Blaͤtter behaupten, daß in Folge der letzten Thron⸗Veraͤn mise eine Aenderung des Großbritanischen Wappens eintreten 16 indem das Herzschild mit dem Wappen von Hannovrehiig schwinden werde. Diese Nachricht beruht auf einer ung hiig, Voraussetzung. Denn bekanntlich hat Ihre Maj. die Könt nicht in Folge ihrer Abstammung muͤtterlicher Seits, dene üngh Großbritanischen Thron bestiegen, sondern als naͤ ste h aus dem Hause Braunschweig⸗Luͤneburg oder Hannoben

liede des Könd

solche hat sie bisher das Wappen des Koͤniglichen Häusts

stehen

hrr und wird es auch ferner fuͤhren, wie sie als Koͤnigin von loßbritanien nicht aufhoͤrt, geborne Koͤnigliche Prinzessin in Hannover und Braunschweig⸗Luͤneburg zu seyn, s in ihrem Wappen nicht vergessen oder weggestrichen uden kann. Bekanntlich hat das Großbritanische See rder Union von England und Schottland zwei Veraͤnderun⸗ merlitten. Zuerst bei der Thronbesteigung des Hauses Han⸗ oer, wo das Hauptschild quadrirt, und die vier Felder durch Wappen von 1) Großbritanien (aus England und Schott⸗ ud zusammengesetzt), 2) Frankreich, 3) Irland, 4) Hannover gggefuͤllt wurden. Bei der Vereinigung Irland's mit Groß⸗ ganien zu Anfang dieses Jahrhunderts, konnte, den heraldi⸗ hen Regeln gemaͤß, die bisherige Stellung nicht beibehalten eden, indem das Irlaͤndische Feld denen von England und hottland gleichgesetzt und von dem Hannoverschen, welchem bisher zunaͤchst stand, unterschieden werden mußte. Es ard daher das Anspruchs⸗Wappen auf Frankreich weg⸗ sassen, das Schild blieb quadrirt, und erhielt im ersten und vier⸗ Felde England, im zweiten Schottland, im dritten Irland; das innoversche Schild ward zum Mittelschilde gemacht, und mit n Kurhute, seit 1815 aber mit der Koͤnigskrone, bedeckt. Die⸗ Wappen fuͤhren alle Prinzen und Prinzessinnen des Koͤnig⸗ hen Hauses, natuͤrlich mit den heraldischen Abaͤnderungen, sche die mangelnde Koͤnigswuͤrde oder besondere Verhaͤltnisse, Kurnierkragen, Krone, Motto, Ordensband und Verzierun⸗ n herbeifuͤhren; wie denn unter Andern der Prinz von Wales z der Schlacht von Crecy das Motto des Boͤhmischen Koͤnigs ohann 1CH DIEN fuphrt, waͤhrend die Koͤnige seit Jacob II. jen ct mon droit beibehalten haben.“

Dresden, 15. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Laximilian nebst Gemahlin und Prinzessin Amalie sind gestern achmittag gegen 2 Uhr von Florenz hier wieder gluͤcklich ein⸗ troffen und haben sich sogleich in das Sommer⸗Hoflager nach ilnitz begeben. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Johann war bchstdenenselben bis uͤber Zwickau entgegengereist. Gestern auch der Königl. Wuͤrttembergische Minister der auswaͤrtigen gelegenheiten, General⸗Lieutenant v. Beroldingen, hier ange⸗

nmen.

Frankfurt a. M., 13. Juli. Se. Koͤnigl. Ho⸗ t der Zerzog. on Cambridge wird erst Ende der naͤch⸗ Woche in Wiesbaden zum Badegebrauch eintreffen. Der itzog hat vorerst gestern von dem nahen Rumpenheim aus Reise nach dem Bade Kissingen unternommen, wird aber wenigen Tagen in Rumpenheim zuruͤckerwartet, nach der am sen d. zu erwartenden Ankunft der Frau Herzogin zu Rum⸗ nheim nach Wiesbaden abreisen und nach einigem Aufenthalt selbst sich nach England begeben. Zu Rumpenheim ver⸗ illen jetzt der Landgraf Wilhelm von Hessen⸗Kassel und dessen ister Bruder, Prinz Friedrich, der juͤngste Bruder Sr. unchl, Prinz Georg, wird erst im Herbste zu Rumpenheim grefen koͤnnen. Die verwittwete Frau Landgraͤfin von sen⸗Homburg verweilt ununterbrochen zu Homburg, wo nh die wegen Ablebens des Koͤnigs von Großbritanien ein⸗ mene Hoftrauer, der Glanz der Saisons etwas getruͤbt wor⸗ pist. Doch ist Homburg immer noch eins der besuchtesten inern Taunusbaͤder.

Se. Excellenz der Koͤnigl. Preuß. Geheime Staats⸗Minister, inister des Innern und der Polizei, Herr von Rochow, ist n hier nach Ems abgegangen.

Gestern traf ein Schwedischer Kabinets⸗Courier hier ein,

sich zu Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen von Schwe⸗

begeben hat. Se. Koͤnigl. Hoheit wird auf der Ruͤckreise ch Stockholm nochmals unsere Stadt besuchen.

In den letzten Tagen sind etwas mehr Fremde hier einge— yffen, im Allgemeinen bemerkt man aber in diesem Sommer ine sonderliche Reisemanie. Ohne Zweifel wird es aber, wenn ch die Handels⸗Konjunkturen jetzt nicht die besten, im Sep— inher waͤhrend der Herbstmesse in unserer Stadt sehr lebhaft. ndiesem Zeitpunkt findet auch hier im Lokale der Gesellschaft Vefoͤrderung nuͤtzlicher Kuͤnste und deren Huͤlfswissenschaf⸗ eine zweite diesjaͤhrige Blumen⸗, Pflanzen⸗ und Frucht⸗Aus⸗ lung statt, die in landwirthschaftlicher Beziehung (der Frucht⸗ sstallung wegen) von groͤßerer Bedeutung, aber weniger glanz⸗ A seyn wird, als die Fruͤhjahrs⸗Ausstellung. Dieser so uͤber⸗ s wohlthaͤtig wirkenden Gesellschaft ist es auch gelungen, in ser Stadt, wo bereits ein Taubstummen⸗Institut gedeihlich tmwickt, eine Blinden⸗Unterrichts⸗Anstalt ins Leben zu rufen, iiche sich schon eines ansehnlichen Fonds und vorerst hinrei⸗ inder jaͤhrlicher Geldbeitraͤge erfreut. Unser Senat hat der satechnischen Gesellschaft deshalb ein besonderes Belobungs⸗ rüben zugehen lassen. 8

Eine Verständig ung der Mainzer⸗ und der Frankfurt⸗Wies⸗ zdener Eisenbahn⸗Comité's wegen der auf dem rechten Main⸗ egnzulegenden Eisenbahn steht auf dem Punkte, sich zu rea— inn, und das hiesige Comité haͤlt haͤufige Konferenzen. Die imn sind zwar nicht sehr gesucht, bleiben aber doch ziemlich

kichaltend. Nuͤn chen, 10. Juli. (Bayer. Bl.) der Abgeordneten ihre Verhandlungen

Nachdem die 2n; 2 uͤber die chweisungen von der Verwendung der Staats⸗Einnahmen 8† hatte, schritt dieselbe in ihrer Sitzung vom 4. Juli zur . deer. uͤber den Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung Werichtsordnung in buͤrgerlichen Rechtsstreitigkeiten. Die ziellen Zwecke, auf welche dieser Gesetz⸗Entwurf gerichtet ist, ssohen Fuptsäͤchlich darin: 1) durch Festsetzung einer ange⸗ vs en erfahrungsart in geringfuͤgigen oder ihrer Natur nach einfachen Sachen dem bisherigen Mangel an Gesetz⸗Vor⸗ * fuͤr das sogenannte muͤndliche Verhoͤr abzuhelfen; 2) im dlhnüchen Verfahren die Partei⸗Verhandlungen schneller zum 89 sse zu fuͤhren, theils durch schaͤrfere Folgen des Ungehor⸗ ufß namentlich auch durch Annahme der affirmativen Erreit⸗ 2 Ung, als Rechts⸗Nachtheils der Nichtbeantwortung der Klage, 1 durch groͤßere Strenge in Ansehung der Fristen und Re⸗ benen ac.; 3) das Beweis⸗Verfahren zu verbessern, z. B. 9- Zulassung der Parteien und ihrer Anwaͤlte zu den Zeugen⸗ nehmungen und durch die denselben einzuraͤumende Befug⸗ gmittelst Fragen an die Zeugen die vollstaͤndige Aufhellung Vahrheit herbeifuj ren zu helfen; 4) die Appellation, beson⸗ vadusdie dritte Instanz, einzuschraͤnken, theils durch voͤlligen 9 der Appellation an die dritte Instanz in verschiede⸗ Streitsachen, theils durch Beschraͤnkung derselben räfehe Beschwerde⸗Summen und durch hohe Succumbenz⸗ en gehoͤrige Strenge und Beschleunigung im Nons⸗Verfahren herbeizufuͤhren, und endlich 6) das Kon⸗ u foͤrdern.

Verfahren schneller zum Ziele i. Vorgestern hatte der Kaiserl. Rus⸗

ammer

Vönchen, 11. Ju Heheimerath von Severin die Ehre, Sr. Maj

ge sein I., 4 3 8 P. Mazj. dem Koͤ⸗

en Beglaubigungs⸗Schreiben in der Eigenschaft eines au⸗

ga.. des Nen Gesandten und bevollmaͤchtigten Ministers Sr.

Faisers aller Reußen am hiesigen Hofe zu uͤberreichen.

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Karlsruhe, 8. Juli. (Karlsr. Ztg. Sitzung der Badischen zweiten Kammer. 9 der Tagesord⸗ nung begann die Diskussion uͤber das Militair⸗Budget fuͤr 1837 und 1838. Im Allgemeinen bemerkte Oberst von La ollaye: Die einzelnen Positionen des Militair⸗Etats sind schon fruͤher in dieser Kammer bis zur Uebersaͤttigung besprochen und gehoͤrt worden. Es waͤre aber zu wuͤnschen gewesen, daß die Kommission in ihrem Be⸗ richt so manche Bemerkungen und Wiederholungen haͤtte weglassen moͤgen. Die Militair⸗Verwaltung ist redlich und sparsam; Tadel verdient sie nicht, nach Lob eizt sie nicht, sondern sie sucht nur zweckmaͤßig zu verwalten. ves Redner ging hierauf zu einzel⸗ nen Bemerkuüngen im Kommissions⸗Bericht uͤber, nach deren Be⸗ leuchtung die Abg. Speyerer und v. Itzstein erwiderten, daß es Pflicht der Kammer und deren Kommission sey, ruhig zu pruͤ⸗ fen, was ihr vorgelegt werde; daß wohl nicht bis zur Uebersaͤt⸗ tigung uͤber diesen Etat schon verhandelt worden sey, da der Kommissions⸗Bericht zeige, daß beim Militair noch Manches zu aͤndern und zu verbessern bleibe. Frhr. v. Blittersdorff bemerkte, daß auch er gewuͤnscht haͤtte, daß von dem Herrn Berichterstatter einzelne Wendungen nicht gebraucht und Andeutungen nicht ge⸗ macht worden waͤren, die zum Theil zarte Verhaͤltnisse be⸗ ruͤhrten; daß er im Uebrigen es fuͤr uͤberfluͤssig halte, wenn von der Kammer der Wunsch, auf Verminderung des bun⸗ desmaͤßigen Kontingents hinzuwirken, ausgesprochen werde, da diesem Wunsche unter den obwaltenden Verhaltnissen den⸗ noch nicht werde entsprochen werden koͤnnen. Es geschehe in den minder mäaͤchtigen Deutschen Staaten fuͤr das Militair eher zu wenig, als zu viel, und der wahre Patriotismus erfordere, die Sicherheit des gemeinsamen Vaterlandes auch in ruhigen Zeiten nicht aus der Acht zu lassen, vielmehr Sorge zu tragen, daß man von keinen Ereignissen uͤberrascht werde. Die Militair⸗ erfassung des Deutschen Bundes sey ein muͤhsam errungenes Gut, das kein Deutscher Staat aufgeben koͤnne und duͤrfe, wenn er nicht bloß oͤkonomische Ruͤcksichten, sondern die höheren Interessen der Ge⸗ sammtheit ins Auge fasse. Deshalb muͤsse er auch bevorworten, daß die Kammer in dieser Beziehung keinen Wunsch ins Pro⸗ tokoll niederlege. Die Kommission stellte in ihrem Berichte zuerst den Antrag: die Kammer moͤge folgende zwei Wuͤnsche in ihr Protokoll niederlegen: 1) daß die hohe Regierung, in Anbe⸗ tracht des gesicherten Friedens⸗Zustandes, die Verminderung der Bundespflicht, bezuͤglich auf das Maß des Kontingents, ins⸗ besondere bei der Kavallerie, zu bewirken sich bestrebe, und 2) eine genaue Pruͤfung uͤber die Moͤglichkeit einer minder kost⸗ spieligen Formation des Militairs zur Vorlage des Resultats an die naͤchste Staͤnde-Versammlung anordne. Finanz⸗Mi⸗ nister von Boͤckh, Oberst von Lasollaye und Geheime Kriegs⸗ rath Fraͤnzinger setzten auseinander, daß in Beziehung auf den ersten Punkt ein Wunsch der Kammer uͤber üͤssig und ohne Er⸗ folg seyn muͤsse, da Baden unmoͤglich die Initiative gegenuͤber den anderen Deutschen Staaten ergreifen koͤnne, um eine Ver⸗ minderung des Bundes⸗Kontingents zu veranlassen, und daß die Regierung hinsichtlich des zweiten Punktes die gewuͤnschte Pruͤfung schon oͤfters gepflogen habe, niemals aber zu einem anderen Resultate gekommen waͤre, als daß die jetzt bestehende Formation des Militairs die zweckmaͤßigste sey, welche auch den Zwecken des Bundes am meisten entspreche. Hoffmann bezeichnete mehrere Arten einer einfacheren und weniger kostspieligen Formation, und machte insbesondere auf die Errich⸗ tung der Landwehr aufmerksam, durch welche der Staatskasse ein bedeutender Aufwand erspart werden koͤnnte. Welcker schloß sich den von Hoffmann entwickelten Ansichten an und glaubte, 59 rende ügeeo Militair⸗Etats seit 1831 in der unterdruͤckten Aeußerung der oͤffentlichen Meinung zu suchen sey. Abg. Schaaff erklaͤrte sich gegen beide Antraͤge 2 g; werde, sobald es die Verhaͤltnisse gestatten, eine Minderung der Heeresmacht vom Bunde selbst beschlossen werden, ohne daß es einer desfallsigen Anregung von hieraus beduͤrfe. Dem Abg. Welcker hielt derselbe entgegen, daß wohl nicht die unterdruͤckte Aeußerung der oͤffentlichen Meinung, wie Welcker glaube, son⸗ dern die Erfahrung, daß die Gelder zur Erfuͤllung nothwendiger militairischer Zwecke und bundesmaͤßiger Verpflich⸗ tungen nicht genuͤgt haben, die Steigerung der Forderungen fuͤr den Militair⸗Etat seit 1831 herbeigefuͤhrt. Offenen Aeußerungen der oͤffentlichen Meinung, in sofern sie sich in den Graͤnzen des Anstandes bewegen, stehe uͤbrigens auch zur Zeit uͤberall kein Hinderniß entgegen. Dieser Bemerkungen ungeachtet nahm die Kammer die beiden Kommissions⸗Antraͤge an, mit dem Zu⸗ satz zu 1: „bezuͤglich auf das Maß des Kontingents und des Dienststandes.“ Bei den einzelnen Positionen nahm die Kammer mehrere von der Kommission vorgeschlagene kleine Verminderungen an; z. B. wurden fuͤr das Kriegs⸗Ministerium statt 40,200 Fl. nur 38,900 Fl., füͤr das Armee⸗Corps⸗Kommando und den Generalstab statt 23,634 Fl., nur 22,289 Fl., fuͤr die Infanterie⸗Regimenter, statt 583,987 Fl., nur 575,072 Fl., fuͤr die Kavallerie⸗Regimenter, statt 345,000 Fl., nur 341,000 Fl. be⸗ willigt. Schließlich ward mittelst namentlicher Abstimmung der ganze Militair⸗Etat angenommen.

Karlsruhe, 11. Juli. (Karlsr. Ztg.) Die Kammer uͤberreichte gestern in feierlicher Audienz Seiner Koͤniglichen Hoheit dem Großherzog durch eine Deputation mehrere von bei⸗ den Kammern angenommene Gesetz⸗Entwuͤrfe und eine Adresse in Betreff der Vergroͤßerung des Akademie⸗Gebaͤudes, in wel⸗ cher ein Nehe Ton der Ergebenheit gegen Se. Koͤnigliche Hoheit den Großherzog vorherrscht. Der Praͤsident der zwei⸗ ten Kammer machte in der heutigen Sitzung der Kammer die Eroͤffnung, daß Se. Koͤnigl. Hoheit der Groͤßherzog die Depu⸗ tation der zweiten Kammer, welche Hoͤchstdenselben diese Ge⸗ setze und die Adresse zu uͤberreichen die Gnade hatte gnaͤdigst aufgenommen und hierbei folgende Worte zu spre⸗ chen geruht haben: „Ich sage Ihnen Meinen aufrich⸗ tigen Dank fuͤr die Gefuͤhle und . esinnungen, die Sie Mir im Namen der zweiten Kammer in Ihrer Adresse ausge⸗ druͤckt haben. Insbesondere hat Mich die dera Se8e Art und Weise gefreut, mit welcher Sie die Summe zur Vollendung des Akademie⸗Gebaͤudes und zum Ankauf von Kunst⸗Produkten bewilligt haben. Ich werde alle Aufmerksamkeit darauf wen⸗ den, daß es seiner Bestimmung gemaͤß zur Erweckung und Be⸗ lebung des Kunstsinns erbaut, daß es fuͤr alle Staͤnde gemein⸗ nuͤtzig werde, und daß fuͤr die Gegenwart und fuͤr die Zukunft schoͤne Resultare daraus hervorgehen. Was die weitern Mir uͤbergebenen Gesetze betrifft, so zweifle Ich nicht, daß Ich Ihnen demnaͤchst Meine Sanction werde ertheilen koͤnnen.“ ET111““ M“ tterre ch. 218

Wien, 11. Juli. Ihre Majestaͤten der Kaiser und die

d. M. im erwuͤnschtesten Wohlseyn in

Kaiserin sind am 8ten Salzburg eingetroffen. Echo enthaͤlt nach anderen Italiaͤnischen die in Padua von Dr. E. Foͤrster wieder ans

„Das Maillaͤnder Blaͤttern uͤber Licht gebrachten alten Fresco⸗Gemaͤlde einen Artikel, in welchem

36ste oͤffentliche

Kunstwerke Iöb

Luecca, 3. Juli. mit ihrer

1“ Neapel, 1. Juli. Ihre Maj.

dem gedachten Deutschen das Verdienst der Auffindung dieser ganz abgesprochen wird und dieselben als etwas längst Bekanntes dargestellt werden. 11,“—

Italien. EA“

Die Herzogin San Theodoro fluͤchtete sich amilie aus Furcht⸗ vor der Cholera 1 Unterweges wurde sie krank, und mußte in Livorno in die Qua⸗ rantaine, wo 2 am 1. Juli verschied. Allgemein ist die Furcht in Livorno. In Neapel wuͤthet diese Seuche schrecklich; man⸗ chen Tag zaͤhlt man 500 Opfer. Toscana und der ganze Roͤ⸗ mische Staat leben in Angst und Schrecken.

Die kuͤrzlich erwaͤhnte Neapolitanische Priester⸗Raͤuberbande bestand aus Kapuzinern. Es hat sich ergeben, daß diese Raͤu⸗ ber nach der letzten Revolution sich als Mitglieder eines Kapuzi⸗ ner Klosters, nach strengen Pruͤfungen, aufnehmen ließen. Jetzt ist von der Regierung in Neapel eine strenge Untersuchung uͤber 2 ö in - Epoche in verschiedene Klöster aufge⸗

16“ 2 b“ 8

Rom, 5. Juli. (Allg. Ztg.) Aus Benevent wird be⸗ richtet, daß durch neapolitanisches Militair ein kleiner Land⸗ strich, welcher zu diesem Fuͤrstenthum gehoͤrt, besetzt worden sey, ohne daß man auf die Gegenvorstellungen des Delegaten geachtet haͤtte. Hier 8 dieß eine große Entruͤstung verursacht, zumal da solche Reibungen seit einiger Zeit haͤufiger vorkommen, die doch am Ende zu nichts fuͤhren, und auf irgend eine Art ent⸗ schuldigt werden, waͤhrend der arme Landmann den Schaden hasss ag. 5 2

ei der paͤpstlichen Armee sind seit langer Zeit wieder ein⸗ mal bedeutende Befoͤrderungen erfolgt, und 1 andere wer⸗ den Lchergglich noch 1

Der Hannoversche Geschaͤftstraͤger beim paͤpstlichen Stuhl Legationsrath Kestner, ist auf eine Urlaubsreise 8 Deunagh⸗ land abgegangen.

In Neapel gesellt sich nun zn der Krankheit noch eine an⸗ dere Plage, Theurung aller Le ensmittel, wodurch der schon so hart PFere Neapolitaner fast zur Verzweiflung gebracht wird. ier werden wir oft durch Geruͤchte geschreckt, daß die Cholera den Cordon uͤbersprungen haͤtte, was sich aber bis jetzt immer als unwahr gezeigt hat.

die verwittwete Koͤnigin ist Manfredonia abgereist*),

gestern Vormittag in aller Eile nach ihre beiden ersten Gesell⸗

nachdem sie innerhalb 24 Stunden schaftsdamen, die Frau Baronin von Schmucker und die Her⸗ zogin von St. Theodoro an der Cholera verloren hatte. Die Seuche ist noch immer im Zunehmen, und es sterben nun taͤglich zwischen 400 bis 500 Menschen. Sie at sich auch in die Umgebungen laͤngs der Kuͤste von Castellamare und Sor⸗ rento erstreckt, wo sie so wie in Capua und Umgegend schrecklich haust. Unsere Stadt ist von Fremden ganz verlassen, und die wenigen, die nicht wegreisten, fluͤchteten sich auf die Inseln oder nach Sorrento, wo sie sich sicher glauben. Der Koͤni zeigt sich taͤglich an der Seite seiner Gemahlin auf den Filatlichen Spazierfahrten, bewohnt uͤbrigens das Schloß auf Capo di Monte. Se. Maj. so wie die ganze uͤbrige Koͤnigliche Familie W se dem 8öe der Stadt einen feier⸗ icher h ab, um von ihm die 2 Cholera ein Ende zu machen. 8 äde EEe .

8

Madrid, 3. Juli. Der Koͤnigl. Hof hat fuͤr Se da⸗ jestaͤt den ver orbenen Koͤnig von ve Hefk hat . Wilhelm IV., von heute an auf 21 Tage Trauer angelegt. 6

Gestern Nachmittag wurde ein großer Ministerrath gehal⸗ ten. Der Gegenstand der Berathung war, wie man wissen will, der Buͤrgerkrieg, und noch gestern Abend wurden drei Of⸗ fiziere zu den verschiedenen Armee⸗Corps nach dem Norden nach Catalonien und Aragonien abgesandt. 2

In einem Schreiben aus Cadix vom 24. Juni heißt es:

„Die Ruhe ist hier ernstlich bedroht worden, und ohne den Eifer der Behoͤrden und der National⸗Garde haͤtte es traurige Folgen haben koͤnnen. Zwei Compagnieen Andalusischer Frei⸗ willigen, die sich nach San Fernando begeben sollten, um die dort besindlichen Gefangenen zu bewachen, weigerten sich zu marschiren, wenn sie nicht zuvor ihren ruͤckstaͤndigen Sold er⸗ hielten. Als der Oberst und die uͤbrigen Offiziere alle Mittel der Beredsamkeit erschoͤpft hatten, hielten sie es fuͤr ihre Pflicht, den General⸗Kommandanten davon in Kenntniß zu setzen. Die⸗ ser ließ sogleich den Generalmarsch schlagen, die National⸗Garde versammelte sich auf der Stelle, besetzte alle Zugaͤnge zu dem Quartier jener Soldaten und richtete zwei Kanonen auf den linken Fluͤgel der Kaserne. Als hierauf die Truppen aufgefor⸗ dert wurden, die Waffen niederzulegen, gehorchten sie sogleich und wurden, 97 an der Zahl, in das Fort Santa Catharina abgefuͤhrt, wo sie aufruͤhrerisches Geschrei vernehmen ließen; als ihnen jedoch der Gouverneur Don Thomas Gonzalez mit dem Degen in der Hand entgegen trat, verhielten sie sich ruhig. Der General⸗Kommandant redete hierauf die National⸗Garde an, die ihm mit dem Rufe: „„Es lebe die Constitution! Es lebe die Freiheit! Es leben unsere unschuldige Koͤnigin und der General Kommandant!““ antwortete.“ .„Madrid, 4. Juli. Als die Koͤnigin vorgestern durch die Straße Santiago fuhr, um nach dem Schlosse . wurde das eine Fenster ihres Wagen durch ein ziemlich großes Stuͤck Blei zerschmettert, welches indeß Niemand verletzte. Es sind außerdem noch andere Geruͤchte von aͤhnlichen Atten

taten verbreitet und man bringt damit die 8 8

tungen in Verbindung, die seit vorgestern stattge unde b

Es ist beschlossen worden, Seesen Fenaefan bee 5 der mobilen National⸗Garde zu stellen. Herr Infante, der in⸗ terimistische Kriegs⸗Minister, ist zum kommandirenden General in der Mancha ernannt worden, und man welchen Eindruck diese Maßregel auf die Cortes machen wird

die heute in oͤffentlicher Sitzun 8

den Antrag der Herren Car⸗

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ist sehr gespannt,

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rasco, Nuez und Leal, die Minister in den Anklage⸗Zustand 8

zu ö lxves veche werden.

Der Korrespondent der Allgemeinen Zeitun reibt aus Madrid: „Bloße Wuͤnsche koͤnnen der ese A. gin Isabella nicht aufhelfen; klingende Muͤnze ist das erste Be⸗ duͤrfniß, um dem Enthusiasmus einen neuen Schwung zu e⸗ ben. Aber vergebens klopft der Finanz⸗Minister nach allen Seiten an, um sich jenen angenehmen Klang zu verschaffen; nur mit großer Muͤhe und gegen kaum zu rechtfertigende Opfer vermag er sich von den Speculanten, welche das Finanz⸗Mini⸗

88 Die Ankunft der Königin * gemeldet. 8 Königin in Triest ward bereits gestern

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