Antwerpen, 28. Juli.
Der Globe sagt: „Wir freuen uns zu vernehmen, daß Kapitalisten jetzt ernstlich ihre Aufmerksamkeit auf den Ameri⸗ kanischen Handel verwenden, der aus Mangel an eeeehern nun so viele Monate schon still liegt. Bereits haben die Her⸗ ren Holford und Compagnie Cirkulare ergehen lassen, wodurch sie ihre neuen Etablissements in Liperpool und New⸗York an⸗ zeigen; auch hat, wie wir glauben, ein vermöͤgendes Mitglied der Fonds⸗Boͤrse seine Einrichtungen beendigt, um Operationen in demselben Zweige anzufangen; eben so auch viele andere un⸗ serer ersten Londoner Handlungs⸗Firmen, welche ihr Kapital auf diese Weise gut anzulegen glauben. 8 Es werden darunter drei oder vier Bank⸗Direktoren genannt. 3 b
Vorgestern hat das Baringsche Handelshaus zum 1. Au⸗ gust die Zinszahlung von der Louisiana⸗Anleihe angekuͤndigt. Gold und Silber kommt fortwaͤhrend in vermehrtem Be⸗ lauf nach England. Nach einer ziemlich genauen Schaͤtzung sind in der vorigen Woche aus den Vereinigten Staaten und Mexiko fuͤr 800,000 Dollars hierher gesandt worden, wovon verhaltnißmaͤßig nur ungemein wenig zur Durchfuhr bestimmt ist.
Belgien. Die durch die Englischen Tau⸗ cher aus der Schelde gezogenen 19 Kanonen, die seit vielen Jahren auf dem Grunde derselben gelegen, haben, act der am hiesigen Arsenal stattgehabten Schaͤtzung, jede een. Wersh von 1000 Fr., und da das Ministerium die Haͤlfte des Werths von den Gegenstaͤnden, welche die Taucher aus der Schelde herausheben wuͤrden, verlangt hat, so erhaͤlt der Taucher⸗Kutter „Dart“ fuͤr seinen Antheil 9300 Fr. Fe Im Jahre 1836 sind in den Hafen von Antwerpen! 5 Schiffe von einem Gehalt von 170⁰,885 Tonnen (63 Schiffe von 23,578 Tonnen mehr als im Jahre 1835) eingelaufen. Das Gesetz uͤber den Transtt hat fuͤr den Handel Antwerpens nicht die gluͤcklichen Resultate hervorgebracht, die man davon erwartete. Die Transport⸗Kosten von Antwerpen nach Koͤln sind fortwaͤhrend zu hoch. Dies ist ein Grund⸗ um den Bau der Eisenbahn zu beschleunigen, durch deren Vollendung wir mit Vortheil gegen Holland werden kaͤmpfen koͤnnen.
Deutschland.
Kiel, 29. Juli. Der Großherzog von Oldenburg hat kuͤrzlich auf seinem Gestuͤt zu Moͤnch⸗Neverstorf eine große Veraͤnderung vorgenommen, indem er fast alle Englischen Race⸗ Pferde wieder aus demselben entfernt hat und es auf die Zuch: von Pferden Arabischer und Persischer Abstammung beschraͤn⸗ ken will.
G Hamburg, 26. Juli. Der Tod des hiesigen Handels⸗ herrn V. A. Mohrmann hat an heutiger Boͤrse sowohl der schrecklichen Art des Todes, als der Bedeutsamkeit des Man⸗ nes wegen große Sensation verursacht. Er wurde naͤmlich gestern Morgen verbrannt an seinem Pult sitzend gefunden. Er lebte noch und kam auch noch zur eh. ver⸗ schied aber gegen Abend, ohne Auskunft uͤber das ihm befallene Ungluͤck gegeben zu haben. Man kann nur vermuthen, daß die Papiere, welche er um sich hatte, Feuer fingen, und solches nicht von ihm bemerkt wurde, bis es zu spaͤt war. Da seine Familie auf dem Lande wohnt und er einer wichtigen Arbeit
wegen in der Stadt blieb, so wurde er nicht vermißt, daher sein schreckliches Ende erst entdeckt ward, als seine Leute aufs
Comtoir kamen. Er war unser groͤßter Rheder, da er 26 große Seeschiffe besaß, welche er nicht versicherte; vielmehr war er zugleich der groͤßte Privat⸗Versicherer, indem er allein mehr
zeichnete als manche Compagnie; außer diesem machte er noch
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ein großer Verlust fuͤr unsere Boͤrse ist.
. 1 1 2 . &, 5 §K 90 90 60 sgeist ehr beträͤchtliche Geschaͤfte. Er ward an Unternehmung zei 8 an Thaͤtigkeit von Niemanden uͤbertroffen, ja von Weni⸗ en erreicht. Da er viele Kinder und zum Theil noch minderjaͤhrige interlaͤßt, so wird die Handlung liquidiren muͤssen, welches die ver⸗
Luͤbeck, 1. Aug. Man glaubt hier allgemein,
haßte Thorsperre mit Anfang kuͤnftigen Jahres aufgehoben zu sehen, und daß dieser Ausfall im Budget durch einen etwas
2 „ * 4 11. K 9 sigen Badezeit, welche vom
oͤheren Steuersatz gedeckt werden wird. gepe; höh Bereits ssae. cöfekraa von Fremden und Einheimischen ebhaft besucht, und die Saison wird Herfsfae eig eecf Moͤnat glaͤnzend werden. Die Herzogin von Sachsen⸗Koburg st bereits vorige Woche eingetroffen. „Norderney, 71. Jult. Wahrend aus vielen Deutsch n laute Klasen oͤber den schwachen Besuch in diesem r sehr bedeutenden Frezuenz. Kaum ein Drittheil der bie⸗ „Juli bis zum 15. September ist erst verstrichen, und schon zahlt die Badeliste uͤber
Deutschen
oührt
790 Nummern, fast 200 mehr, als zu derselben Zeit des vori⸗
en Jahres. Unter den diesjaͤhrigen Kurgasten besinden sich Ihre Kénigl. Hoheiten die Kronprinzen von Hannover und von Bayern, Ihre Durchlauchten der Fuͤrst und die Fuͤrstin von Isenburg⸗Birstein, der Graf von Muͤhster, der Kurfuͤrstl. Hes⸗ ische Minister Hassenpfiug, der Geheime Rath Dr. von Graͤfe 1— angesehene Personen und Familien aus allen Gegen⸗
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und viele
den Deutschlands und aus dem Auslande. Durch die ununter⸗ brochene Vermehrung der Wohnungen ist es moͤglich gemacht, den noch fortwaͤhrend einlaufenden Logis⸗Bestellungen genuͤgen zu koͤnnen, oöbgleich das große neue Logirhaus, welches sich jetzt
im Baue befindet und zur Aufnahme Fuͤrstlicher Personen und
roßer Familien mit zahlreichem Gefolge und Dienerschaft ein— gerichtet wird, erst im kuͤnftigen Jahre benutzt werden kann. Oie abermalige Vergroͤßerung des Conversations⸗Hauses durch den Anbau eines 212 Fut langen Fluͤgels hat die zur Vereini⸗ gung der Gesellschaft bestimmten Raume durch einen geschmack⸗ bollen großen Speisesaal und einige Nebenzimmer vermehrt, velche das Ganze den vorzuͤglichsten Etablissements der Art in ahnderen Baͤdern an die Seite stellt. Nicht minder hat die Communication unserer Insel mit dem Festlande durch die ein⸗ mal woͤchentlich von Hamburg aus und dreimal woͤchentlich zwischen Bremen und hier stattsindende Dampfschifffahrt ge⸗ wonnen. * 8 8 E1*“ Hannsver, 26. Juli. (Hamb. Kor.) Am I7ten d. wurde eine Deputation der Stadt Stade, bestehend aus dem Landrath Kobbe, dem Senator Haverkampf und den Vuͤrger⸗ Repraͤsentanten Bulsch und Keßler, bei Sr. Majestaͤt dem Koͤ⸗ nige zur Audienz gelassen. Auf die an Hoͤchstdenselben gehal⸗ tene Anrede, worin der Gluͤckwunsch zu der T ronbesteigung Sr. Majestaͤt, auch die treue Anhaͤnglichkeit an Hoͤchstdenselben ausgesprochen, wurde Se. Majestaͤt noch besonders gebeten, der etreuen Stadt Stade die Huld und Gnade ferner angedeihen u lassen, welcher dieselbe sich bisher von dem erhabenen Re⸗ entenhause zu erfreuen hatte. Se. Majestaͤt dankten der De⸗ butation fuͤr die ausgesprochenen Gluͤckwuͤnsche und erwiderten, aß Sie die treue Hingebung und Anhäͤnglichkeit der Hannoveraner um so mehr zu schaͤtzen wuͤßten, da Sie
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welche
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in fruͤheren verhaͤngnißvollen Zeiten solche bewaͤhrt gefunden. Aber auch von dem Lande were es stets anerkannt worden, mit welcher besonderen Vorliebe Se. Kajestaͤt Georg lII. hoͤchstseligen Andenkens und dessen Köͤnigl. Nachkommen b Stammlande Hannover zugethan gewesen. Se. Majestat schaͤtz⸗ ten sich gluͤcklich, nach 123 Jahren wieder der Erste Ihres Hauses zu seyn, welcher im Lande residire, da es unleugbare Vorzuͤge gewaͤhre, wenn der Regent mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Ohren hoͤren koͤnne. Se. Majestaͤt wuͤrden daher fuͤr das Beste des Landes Sorge tragen, nur 5 man die Zeit, aber keine Wunderwerke erwarten. Se. Majestaͤt dankten zum Schlusse der Deputation nochmals, die uͤber den ihr zu Theil gewordenen Empfang sehr erfreut war.
Hannover, 29. Juli. (Magdeb. Ztg.) Ungemein viel Treiben und Leben ist in diesem Augenblick in Hannover be⸗ merkbar. Die Bevoͤlkerung dieser Haupt⸗ und Residenzstadt erscheint seit der Ankunft des Koͤnigs und der Koͤnigin wie ver⸗ doppelt. Alle Personen, die zum Koͤnigl. Hofstaate gehoͤren, der bekanntlich auch waͤhrend der Abwesenheit des Koͤnigshauses und als dasselbe noch in England residirte, vollstaͤndig, ganz so, als waͤre dasselbe hier anwesend gewesen, unterhalten ward, haben sich jetzt an hiesigem Orte eingefunden und tggen mit ihren Equipagen und ihrer Dienerschaft nicht wenig zur T ermeh⸗ rung der in den Straßen herrschenden Lebhaftigkeit bei. Ehedem pfleg⸗ ten diejenigen, welche Hoschargen und: ber⸗Hofchargen bekleiden, gemeiniglich nur kurze Zeit im Jahre in Hannover zuzubrin⸗ gen, indem sie den groͤßten Theil der Zeit auf auf ihren Guͤtern verlebten. Die Koͤnigl. Kammerherren,” Gh. meister und andere Hof⸗Beamte genossen ihre Gehalte wie Si⸗ nekuren und verzehrten sie, da ihre persoͤnlichen Dienste nicht in Anspruch genommen wurden, wo sie Lust hatten, bloß mit der Verbindlichkeit, einige Monate in jedem Jahre in 1. ver zu verweilen. Jetzt ist es anders. Sie můssen in † erson hier anwesend seyn, und die Functionen, welche ihre Aemter mit sich bringen, versehen. Aus den Provinzen kommen viele Beamte an, welche bei der bevorstehenden neuen Organisation des Staatsdienstes und den zu erwartenden Veraͤnderungen in der Besetzung der Stellen und Aemter ihre Connexionen zu be⸗ nutzen suchen, um sich zu verbessern und Befoͤrderungen in der Staatsdiener⸗Hierarchie zu erlangen. In Folge des ein— getretenen Regierungswechsels hat manche Goͤnnerschaft ihren Einstuß verloren, und man muß bedacht seyn, sich die Gunst derer zu erwerben, welche jetzt von Einfluß sind. Dazu ist per⸗ soͤnliche Anwesenheit an Ort und Stelle nuͤtzlich und erforder⸗ lich. Hierzu kommen nun noch so viele, welche unter den jetzi⸗ gen Umstaͤnden die Neugierde herbeizieht und anlockt, und die aus den Provinzen in Menge nach der Hauptstadt stromen. Auch die nicht geringe Anzahl von Fremden von Rang und Stan⸗
selbst
despersonen des Auslandes muß gerechnet werden, die im vori⸗
gen und diesem Monate aus anderen Laͤndern in Nannover em⸗ getroffen sind, um als außerordentliche Abgesandte ihrer Hoͤfe in deren Namen den Koͤnig Ernst August bei seiner Thronbestei⸗ gung zu begluͤckwuͤnschen. Alles dieses vereinigt sich gegenwaͤrtig, unsere Stadt, in der es sonst ziemlich still herging, zu einem sehr lebhaften Orte zu machen. Die Eigenthuͤmer der Gasthoͤfe in Hannover hatten sich in diesem Sommer nicht sselten uͤber die verhaͤltnißmaͤßig und in Vergleich mit anderen Jahren we⸗ nig bedeutende Anzahl von Fremden zu beklagen, die auf der Durchreise bei ihnen abstiegen, oder wegen Geschaͤfte hier ver⸗ weilten. Selbst in einem der am meisten besuchten hiesigen großen Gasthoͤfe — dem Brittish Hotel — hoͤrte man diese Kla⸗ gen. Jetzt verhaͤlt es sich nicht mehr so; es fehlt nicht an Gaͤ⸗ sten, manchmal vielmehr an Raum zu deren veegeei n⸗ Alle hiesigen Gasthoͤfe, die groͤßern wie die kleineren, sind uͤber⸗ fuͤlt. Die vielen Depurtationen, die aus den Staͤdten und Provinzen des Koͤnigreichs ankommen, um dem Koͤnige vorge⸗ stellt zu werden und Adressen zu uͤberreichen, nehmen allein schon viel Raum in den Gasthoͤfen weg. Zum Theil wird freilich diese derma⸗ lige große Regsamkeit und Lebendigkeit in unserer Stadt 6 als eine Voruͤbergehende anzusehen seyn, indem sie hülch e⸗ sondere Umstaͤnde herbeigefuͤhrt ist und in diesen ihren Grund hat; aber zum Theil verspricht diese Erscheinung doch auch für die Zukunft eine bleibende zu werden, da die Anwesenheit der Koͤniglichen Familie mit einem glaͤnzenden Hofstaate ohne Zwei⸗ fel dazu beitragen muß, viel Geld in Umlauf zu bringen, und die Volksmenge bei den Vermehrungsquellen in der Stadt zu vergroͤßern. Den hiesigen Buͤrgern und Einwohnern haͤtte da⸗ her kein Ereigniß willkommener seyn koͤnnen, als die Trennung
S 5 8 2 1 ino Aort⸗ Hannovers von England; denn es macht fuͤr sie einen bedeu⸗ 8 ob der Koͤnig sein Hoflager fern von ihnen in Windsor haͤlt oder in ihrer Mitte und Naͤhe.
11 1 ½138 ,.211½ 4 8„ tenden Unterschied,
Se Majestat der Koͤnig haben ge⸗ stern dem Koͤnigl. Bayerischen Minister⸗Residenten am hiesigen Hofe, Kammerherrn und Wirklichen Geheimen Rathe, Fret⸗ herrn von Hormayr⸗Hortenburg, eine Audienz ertheilt, wo ei derselbe die Ehre hatte, seine neuen Beglaubigungsschreiben zu überrghenaa Hoheit die Frau Landgraͤfin von Seen Hoß⸗ burg, geborne Prinzessin von England, hat die umme von 103 Rthlr. 10 Gr. Cour., als einen abermaligen Ertrag des Werkes: „Genius, Imagination, Phantaste, nach Fhesersct Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Frau Landgraͤfin von Jeshen⸗Hom⸗ burg, gebornen Prinzessin von England, gezeichnet von 6 berg, mit erklaͤrenden Sonnetten von Minna 5 — 28 iesigen Kleinen Kinder⸗Warteschule uͤbersandt. Mit den fruͤ⸗ her dem Comité dieser hoͤchst wohlthaͤtigen Anstalt üͤberlieferten Summen und der Ergphntsr veen Fendung hat dieses Werk nun schon uͤber 900 Rthlr. eingetragen. v Cherh ace 31. Snih 8. Herzogliche Durchlaucht haben
Hannover, I1. Aug
A. Hoͤchstihren Regierungs⸗Praͤsidenten Dr. Karl Albert und dessen
† eheliche Descendenz in den Adelstand des Herzogthums erhoben.
— — Dresden, 2. August. Nach einer vorgestern hier ein⸗ gegangenen Nachricht ist Se. Majestat der Feige n Feg⸗ zu großer Reise⸗Anstrengung, in Lathach von bt⸗ egaa h⸗ keit befallen, weshalb ihm auch der Leibarzt, Hofrath Dr. Carus, ofort entgegengesendet worden ist. 8 Seit vIr; Tagen befindet sich der Paͤpstliche Unter⸗ Staats⸗Secrerair, Monsignore Capaccini, hier; er ist beim Bischof Mauermann abgestiegen. Der Erzbischof von Fethn. in Ungarn, der beruͤhmte Ladislaus Pyrker, ist, von Karlsbad kommend, nach Altenburg und Koburg gehend, hier EWö’
Weimar, 2. Aug. (Weim. Ztg.) Seitdem in Deutsch⸗ land die Liebe zu Kunst und Alterthum sich verbreitete, entstand auch der Wunsch und das B. edurfniß, die Ueberreste versunkener Jahrhunderte, mochten es nun Bauwerke, Gemaͤlde, Geraͤthe oder andere Denkmale seyn, vor der voͤlligen Zerstoͤrung zu ret⸗ ten. Es bildeten sich Vereine, welche sich ausschließlich diesem Zwecke widmeten, und legten die Ergebnisse ihrer Bemuͤhungen in Schriften nieder, welche zur genaueren Kenntniß der Vorzeit
wesentlich beitrugen; die Staats⸗Regierungen griffen foͤrdernd ein,
wie vor kurzem erst die Koͤnigl. Saͤchsische, und so stellte sich Band der Gegenwart mit den Tagen unserer Vaͤter wir her, das dem Geiste, wie dem Herzen wuͤrdig ist und fuͤr ba um so nothwendiger wird, je mehr auf der anderen 8 Mensch der neuen Zeit nur dem gegenwaͤrtigen Augenbl huldigt und seine Bestrebungen die Kluft zwischen Jetzt Sonst immer weiter machen. Unter den Gegenden Deug lands ist auch in dieser Hinsicht Thuͤringen eine der merkm digsten; uͤber seine Erde ging in vieler Beziehung eine gi— Zeit, Denkmale jeder Art, die in ihrem Schoße und sonf finden sind, erinnern uns an das Leben unserer Vorfahren sloͤßen uns Achtung und Liebe zu unserm Vaterlande ein. sie zu erhalten und ihnen eine wuͤrdige Bestimmung zu gel die ihnen gebuͤhrt, hat auch unsere Staats⸗Regierung durch Großherzogliche Ober⸗Aufsicht uͤber die unmittelbaren Unstat fuͤr Kunst und Wissenschaft Mittel und Wege ergriffen, die wiß von jedem bi “ Bodens bereitmwe 4 efoͤrdert und befolgt werden. J 31. Juli. (Kass. Ztg.) Privat⸗Nachrichten Hannover vom 29. Juli zufolge, ist die zur Beantwen der Frage uͤber die Verbindlichkeit oder Nichtverbindlichkeit Staats⸗Grundgesetzes niedergesetzte Kommission aufgeloͤst, dem sie uͤber diese Frage sich ausgesprochen. Freilich hat, wit die Hannoversche Zeitung bemerkte, uüͤber die Loͤsung, welch Kommission fuͤr diese folgenreiche Frage gefunden hat, 2% des angelobten Geheimnisses nichts verlautet. Doch schließt eben aus dem amtlichen Stillschweigen allgemein, daß die- heit der Kommission fuͤr die Verfassung entschieden habe. Vernehmen nach, ist aber diese wichtige Begutachtung dam Ganzen sch Bele 0, und duͤrften noch anderweitige Con ionen veranlaßt werden. 8 1“ P1. August. Donnerstag 17ten d. M. wird die hohe Bundes⸗Versammlung wiede erste Sitzung .. es werden alle abwesenden Gescm t in zuruͤckgekehrt seyn. 1 8 1893czn⸗ Woche wurde den Gerichten das stehen einer Falschmuͤnzerbande in hiesiger Umgegend entdeckt Personen als Theilnehmer derselben benannt wurden, welche fruͤher wegen Falschmuͤnzerei in Untersuchung gestanden, so se man alsbald zu Verhaftungen in verschiedenen Orten der Umgs und es sielen den Behoͤrden die uͤberzeugendsten Beweise den begangenen Verbrechen in die Haͤnde. Durch den Um aber, daß in Wiesbaden ein hiesiger Einwohner wegen Spielens mit falschem Gold in Untersuchung gekommen, ist Geruͤcht entstanden, daß dieser Vorfall zur Entdeckung Falschmuͤnzerbande gefuͤhrt und der in Wiesbaden Verha mit der Bande in Verbindung stehe. Das erstere ist falsch und das letztere wahrscheinlich auch nicht gegruͤndet. Dem Vernehmen nach, hat Ihre Koͤnigl. Hoheit die; wittwete Frau Landgraͤfin von Hessen⸗Homburg hier eine A nung in Miethe nehmen lassen, um im bevorstehenden Win zier zu residiren. 88 1 Has Pives der sogenannten Taunus⸗Eisenbahn hat n einen neuen Impuls erhalten. Die Vereinigung mit Mai ist vollkommen zu Stande gekommen und diese von hier ausg hende Bahn wird die Staͤdte Frankfurt a. M., Mainz, B berich und Wiesbaden verbinden, aber uch zuver oͤssig vern telst einer Bruͤcke uͤber den Main eine Seitenbahn nach Dag stadt erhalten. Daß die Großherzoglich Hessische Regierung Konzession fuͤr die Taunus⸗Eisenbahn ertheilt hat, unterlieg, nem Zweifel, wiewohl manche Bedingung derselben das P. ken des diesseitigen Eisenbahn⸗Comite's erregt haben soll ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß mit den Erdarl der Taunus-Eisenbahn noch in diesem Jahre begonnen es ist aber auch eben so wahrscheinlich, daß die Acqutsition benoͤthigten Grundstuͤcke Schwierigkeiten und dadurch Hemm gen, bezuͤglich des Kostenpunktes, erfahren wird. Nachdem 1 aber die Anlegung einer Eisenbahn von hier nach Mainz au aller Frage gestellt ist, so sieht man baldigen Entschließun der Kurfuͤrstlich Hessischen Regierung, bezuͤglich der von nach Hanau anzulegenden Eisenbahn und der damit in we⸗ Verbindung stehenden Eisenbahn⸗Projekte, entgegen. Derz von Darmstadt aus uͤber Offenbach, Hanau und Friedben Eisenbahn nach Ober⸗Hessen anzulegen, erhaͤlt in Kug durchaus keine Unterstuͤtzung und wird in sich zerfallen. 8 gegen hat man die Fortfuͤhrung der Taunus 2 Cnen Hanau nach Fulda, Kassel einer⸗ und Leipzig anderer eth im Auge und es unterliegt wenigstens keiner Frage, daß! Alles aufbieten wird, um eine derartige Unternehmung, 11- zwei Hauptstroͤme Deutschlands verbindet, zur Ausfuͤhrum ringen. benshch Unchen, 30. Juli. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin Wim am 29. Juli nach Ischl abgereist, um JJ. MM. den Kaiser in Kaiserin, so wie die Erzherzogin Sophie, Tochter der Köneg besuchen. In acht Tagen kehrt Ihre Majfestaͤt nach Mij oder Tegernsee zuruͤck. JJ. KK. HH. der Kronprinz u Kronprinzessin von Preußen verweilten am 28. Juli 8 bis 29sten Nachmittags mit dem Erzgroßherzog und 279 zen Karl von Hessen nebst deren Gemahlinnen in m burg. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz von Sum will zu Anfang dieser Woche von Muͤnchen nach Stocks ruͤckkehren. 8 9 S vecnh rere Abgeordnete hatten in Vereinigung ut Abg. Frhrn. v. Freyberg einen Antrag gestellt, 1esche guͤnstigung der Ausfuhr des in Bayern fabrizirten 86 trifft. Zur Begruͤndung dieses Antrags wurde (wie Banh Blaͤtter berichten) in der 63sten Sitzung Jolgendes anaf Das Bagyersche Bier bilde schon gegenwaͤrtig einen Gegan⸗ des Aktivhandels, dessen Ausfuhr im Falle des Zustandekom von Eisenbahnen von hoͤchster Bedeutung werden könne, dasselbe gerade derjenige Artikel sey, in dessen Fabricati 1 Ausland nicht leicht im “ Bayern enn rang abzugewinnen. Bedeutende Summen kaͤmen fuͤr dies 88 schoß⸗ gesssret aus dem Auslande nach Bayern, und zu haf daß dieselben sich noch weit hoͤher steigern werden, nn Exportation desselben im Sinne des vorliegenden. Ane beguͤnstigt werden sollte. Was die Anstaͤnde betreffe, das Malz⸗Aufschlag⸗Gesetz der Willfahrung desselben ng steile, so koͤnnten dieselben ohne viele Muͤhe sehohen c Auch koͤnne sich der Staat im aͤußersten Falle leicht dnn Opfer gefallen lassen, wo es gelte, nicht etwa den Jancc des Brauerstandes, sondern vielmehr der Befoͤrderung ieg sten⸗ und Hopfenbaues in einem an sich ackerbau vstn Staate Vorschub zu leisten. Die Wichtigkeit des Gegenfhe liege gewiß außer allem Zweifel, die Kammer we. n ihrerseits Alles dazu beitragen, daß demselben die woh vin Wuͤrdigung zu Theil werde. Der Abg. von Wachte Fahe sich dem Antrage widersetzen zu muͤssen, weil ein, 8 —₰ ., 4 „ ela gung des Standes der Bierbrauer auf Kosten des Aekakag
verguͤtung des ên
Ehhntie 14 .
ufschlages mit bedeutenden Schwierigkeiten verbundens⸗ eyn wuͤrde. Hiese Bedenken suchte der Abg. Frhr. v. Freyberg als Vertreter s Antrags zu heben, wonach noch die Abg. Parth, Dr. Sand, Anns, geistl. Rath Haas, Aumiller und Städler denselben terstuͤtzten und als zulaͤssig bezeichneten. Einer der Votan⸗ n bemerkte, bei Feststellung der Aufschlags⸗Gebuͤhren habe die egierung nur beabsichtigen koͤnnen, das im Inlande verbrauchte bier mit einer Auflage zu belegen; es duͤrfte also das von dem bg. v. Wachter in dieser Beziehung angeregte Bedenken von iner so großen Bedeutung seyn, als es auf den ersten Anblick einen moͤchte. Auf die sodann durch den Praͤsidenten ge⸗ llte Umfrage beschloß die Kammer: „Der Antrag sey zulaͤs⸗ und dem einschlaͤgigen Ausschusse zur naͤheren Pruͤfung und erichterstattung zuzuweisen.“
Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Wuͤrttemberg, unter dem amen einer Graͤfin v. Teck, uͤbernachtete auf der Ruͤckreise n Karlsbad nach Stuttgart am 30. Juli in Nuͤrnberg.
Oesterreich.
— — Karlsbad, 31. Juli. Karlsbad ist in diesem Jahre en so besucht und glaͤnzend als in den fruͤheren Jahren. Nach Kurliste waren bis Ende Juli gegen 2200 Parteien und gen 3900 Personen angekommen, uUnd haben sich wenigstens er 8 Tage hier aufgehalten, mithin gegen 140 Familien arteien) mehr als zu derselben Zeit im vorigen Jahre darin tzeichnet waren. Unter den hohen Personen sind zu erwaͤh⸗ n: der Erzherzog Johann von Oesterreich mit seiner Gemah⸗ der Herzog Gustav von Mecklenburg⸗Schwerin, der regie⸗ de Herzog von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha, der Landgraf Ernst stantin von Hessen⸗Philippsthal, die Prinzessin von Hohen⸗ lern⸗Hechingen, der Prinz August von Hohenzollern⸗Oehrin⸗ „die Koͤnigin von Wuͤrttemberg unter dem Namen einer afin von Teck, der Herzog und die Herzogin von Sachsen⸗ enburg unter dem Namen einer Graͤfin von Wettin. Ge⸗ mwaͤrtig sind noch: der regierende Fuͤrst und die Fuͤrstin von uß⸗Plauen⸗Greiz, der Fuͤrst Heinrich LXIII. von Reuß⸗ hleiz⸗Koͤstriz und der Fuͤrst Adolph von Schwarzenberg; von iplomaten und anderen ausgezeichneten Personen befanden d besinden sich hier: der Graf Peter von Pahlen, der Graf atuscewicz, der Geheime Rath von Tatistscheff, der Graf nrieff, Sir Frederic Lamb, die Marschaͤlle von Frankreich, armont und Maison, Graf Demidoff u. A. m. — Die Wit⸗ ung ist in der letzten Zeit allerdings nicht ganz guͤnstig gewesen, in⸗ es von den letzten 14 Tagen an, 12 Tage fast bestaͤndig geregnet t, und an den uͤbrigen beiden Tagen so chwuͤl und heiß gewesen „daß man sich kaum hat regen koͤnnen. Am 26sten d. war jedoch nur wenig besüchter Ball im Saͤchsischen Saale, zum esten des Krankenhauses fuͤr auswaͤrtige Kurgaͤste. Kuͤnftigen August wird ein großes Diner, Feuerwerk, Abend⸗Vergnuͤ⸗ n und dergl. mehr, zur Feier des Geburtstages Sr. Majestaͤt 6 Koͤnigs von Preußen, im Freundschafts⸗Saale stattfinden, rzu durch ein gedrucktes Programm eingeladen worden ist.
Wien, 29. Juli. (Schles. Ztg.) So eben nden Berichten aus Ischl zufolge, ist Ihre Majestaͤt die Kai⸗ rin von einer leichten Krankheit — den sogenannten Wind⸗ pcken — befallen worden. Der Zustand der erlauchten Kran⸗ n bot jedoch nicht die entfernteste Ursache zu Besorgnissen. e. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Ludwig tritt uͤbermorgen,
gIsten d. M., die Reise nach Ischl an. 1b
Handels⸗Nachrichten aus Semlin zufolge, sind von Seiten
Serbischen Regierung 89 wichtige Erleichterungen fuͤr den ndels⸗Verkehr an dieser Braͤnze angeordnet worden, und man neichelte sich mit der Aussicht, daß die Oesterreichische Qua— ntaine, wenn sich die Serbischen Kontumaz⸗Anstalten ferner egh⸗ reduzirt und mit der Zeit gaͤnzlich aufgehoben wer⸗ n duͤrfte.
Aus Neapel bringen die neuesten Briefe endlich die An⸗ ige, daß die Choleraseuche daselbst sehr bedeutend abgenom⸗ en habe und die Zahl der taͤglichen Todesfaͤlle bis auf 100 sunken sey. 1116“ *
Pesth, 24. Juli. In der hiesigen Zeitung liest man: er Johann Deresényi von Deresẽény der aͤltere, K. Ungar. Rat 8 kerer Komitats⸗Gerichrstafeln Beisitzer und Mitglied meh⸗ er Gesellschaften, ist am 30. II. J. an Altersschwaͤche lschieden. Er hat noch wenige Tage vor seinem Tode in iem montanistisch⸗chemischen Laboratorium zu Munkäcs, so tan seinen Manuscripten gearbeitet. Dieser Veteran der garischen Bergbaufreunde hatte schon vor vierzig Jahren im tegher Komitat Massen eines reichhaltigen Alaunsteins entdeckt durch die seitdem daselbst in seinen und anderen Fabriken ibestehende Erzeugung eines eben so vortrefflichen Alauns, der zu Tolfa bei Rom ist, Tausenden von Arbeitern Er⸗ verschafft, und dem Vaterlande Millionen Gulden erhal⸗ eund zugefuͤhrt, uͤbrigens auch durch andere wissenschaftliche erke und gemeinnuͤtzige Leistungen, insbesondere als Mitglied montanistischen Regnikolar⸗Deputation vom Jahre 1825 1827 und als Praͤses der Beregher Komitats⸗Deputation Kommerz⸗ und Forstwissenschaft sich ausgezeichnet.“ 15 114““ 8 S ch w e i z. ““ 1 z Tagsatzung. Sitzung vom 25. Juli. er die Garantie der neuen Glarner Verfassung entspinnt „eine lange Debatte. Der katholische Landrath hat protestirt gen einseitige Aufhebung der bestehenden Vertraͤge. Die dsgemeinde (d. h. die Majoritaͤt im Kanton Glarus) erklaͤrt gegen: „Es liege weder in der Verfassung, noch in dem Sinn Landsgemeinde, die Absicht, die katholische Religion oder kirchlichen Rechte der katholischen Bevölkerung von Glarus gefaͤhrden.“ — Da man zu berechnen glaubte, daß gerade tder Stimme von Glarus eine Mehrheit von zwoͤlf Stän⸗ für die Garantie zu Stande kaͤme, so wurde die Vor⸗ erhoben, ob Glarus in eigener Sache stimmen Hieruͤber ist das Votum von Schwyz zu bemer⸗ „Der Gesandte von Schwyz lebt zuruͤckgezogen in sern, weil er die Sprache der einen Staͤnde nicht versteht die einiger andern nicht zu fuͤhren weiß; es ist ihm darum zt bekannt, wie es mit der Garantie steht, und wer sich ecene dagegen aussprechen wird. Schwyz bestreitet kei⸗ Gesandtschaft das timmrecht, außer wo es sich um Ga— les. handelt. Wenn zwei kriegfuͤhrende Maͤchte Frieden 21 91 so sind sie die kontrahirenden, nicht die garantiren⸗ Saͤs⸗ letztere war laut aller Geschichte immer eine hoder vierte Macht. Dies ist in dem Systeme taaten allgemein gegruͤndetes Recht, und Schwyz cinn⸗ sehr civilisirt, zum davon abzugehen. Es freut dbeigztr daß man es nicht widerlegt va⸗ sondern nur so eigestreift ist. Man hat gesagt, katholisch und eIS n
hier einge⸗
Luzern, 26. Juli.
rfe.
ferus stehe nicht im Verhaͤltniß getheilter Kanton
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weiß aber, daß katholisch Glarus sich durch mehrere Vertraͤge, namentlich im Jahre 1083, als ein besonderes Volk dargestellt at. Dieser Landestheil hat selbst in Beßug auf die eidgenoͤssi⸗ chen Verhaͤltnisse sich vorbehalten, dem katholischen Gesandten besondere Instructionen geben zu koͤnnen. ies ist geschichtlich beurkundet. Soll nun, wenn einTheil die Vertraͤge gewaltsam zerreißt, der andere nicht gefragt werden? Wenn ich etwas warm die Sache von katholisch Glarus vertheidigt habe, so muß man mir das nichtuͤbel nehmen; ich wuͤnsche, daß in Glarus nicht das ungluͤckliche Verhaͤltniß entstehe, welches in Schwyz bestand, und zum Theil noch besteht.“ — Am 27. Juli gesellte sich Genf zu den die Glarner Verfassung garantirenden Staͤnden, die nun eine Mehrheit von 13 bildeten. Allein die Sache war damit nicht geschlossen. Der Gesandte von vvxr. redete wieder laͤn⸗ ger als eine Stunde. Es fielen heftige eußerungen. Die
ertraͤge von 1683, garantirt von den 13 alten Orten, dem Abt und der Stadt St. Gallen sollen erhalten werden. Uri hob die Urkunde dieser Vertraͤge, schwer von Siegeln, in die Hoͤhe.
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Rom, 15. Juli. (Hannov. Ztg.) Vor einigen Tagen wurde hier eine vornehme Gesellschaft entdeckt, welche eine große Fertigkeit im Stehlen an den Tag gelegt hatte. Diese Gesell⸗ schaft, in welcher sich auch Personen aus der Leibwache des Papstes befinden, hatte laͤn st in den hoͤheren Cirkeln und auch da ihr Spiel getrieben, wo Personen geringeren Standes keinen Zutritt haben; und die Heuchelei, mit welcher sie ausgeruͤstet war, ließ ihre Mitglieder lange fuͤr musterhafte Christen gelten. Die Graͤfin Compagnoni aus Macerata gab, um Schonung bittend, zuerst einige der Mitglieder an. Unter den bereits Eingezogenen befinden sich der Graf Dionisi da Treja und die Grafin Angelucci da Treja. In ihren Wohnungen wurden entwendete Uhren, Tabacksdosen, Juwelen und Geld gefunden. Die Roͤmer bemerken hierbei, daß auf diese Weise der Dieb⸗ stahl wenigstens geadelt werde.
In diesen Tagen sind vor Roͤmischen und Neapolitanischen Augen verschiedene Graͤuelthaten von Seiten geistlicher Perso⸗ nen vorgefallen, welche, trotz der haͤufigen Rekurrenz derselben, doch zum Gegenstande des Tagsgespraͤchs geworden sind.
Der Rektor des Englischen Kollegiums hierselbst, Monsignor Wiseman, las im vorigen Monate in der Akademie der katho⸗ lischen Religion eine Abhandlung vor, welche den gegenwaͤrtigen Protestantismus in England zum Gegenstand hatte. Er begann mit einer Vergleichung der katholischen Religion und des Pro⸗ testantismus im Allgemeinen, und suchte zu beweisen, daß jene eine sich sters gleichbleibende sey, da der Grund, auf der ihr Glaube ruhe, ein einziger, die Lehre, welche den Glaͤubigen mitge⸗ theilt wird, eine einzige, und die Prinzipien, welche an allen Orten von derselben gepredigt werden, konstant seyen; waͤhrend der Prote⸗ stantismus, alles Glaubensprincips entbehrend und den sich wider⸗ strebenden Urtheilen der Menschen preisgegeben, Gegenstand immerwaͤhrender Veraͤnderungen sey, welche in der Schweiz und in Deutschland ihn bald in einen vollkommenen Rationa⸗ lismus, bald in den sogenannten Pietismus haben ausarten lassen. Sodann verbreitete sich der Redner uͤber das Beduͤrf⸗ niß eines Oberhaupts, welches der Protestantismus in England zu jeder Zeit auch wider den Willen seiner Anhaͤnger, in un⸗ seren Tagen aber durch die meisten seiner Bewegungen und vorzuͤglich durch die beruͤhmten religioͤsen Versammlungen zur Schau trage.
Es befindet sich gegenwaͤrtig hier ein Knabe von acht Jah⸗ ren, aus Amoro in der Provinz Terra di Lavoro im Koͤnig⸗ reiche beider Sicilien gebuͤrtig, mit Namen Partenio Fulvio Cachillo, welcher zehn Sprachen versteht, obwohl er nicht ein⸗ mal in seiner Muttersprache Unterricht genossen hat. Einen Beweis seiner uͤberraschenden Sprachkenntniß soll er in Gegen⸗ wart Sr. Maj. des Koͤnigs von Neapel abgelegt haben. Man hat nun auch im Felde der Linguistik ein Sicilianisches Wun⸗ derkind, welches man gern an die Seite der mathematischen Genie's, Vincenzo Zuccaro und Vito Mangiamele, zu stellen geneigt ist.
Rom, 22. Jult. Obgleich die Cholera an der Graͤnze keine weiteren Fortschritte gemacht, ist man doch hier auf der Hut, und die Regierung sorgt dafuͤr, daß die Magazine der Stadt mit Lebensmitteln versehen werden. Es wird eine nie gekannte Reinlichkeit in den Straßen gehandhabt, die Kloake gesaͤubert, und man will selbst die Judenstadt vergroͤßern, da die Bevoͤlkerung dort so gedraͤngt wohnt, daß alles Schlimme davon zu befuͤrchten waͤre, wenn die Krankheit herkommen sollte. Heute Nacht sind wieder Truppen zur Verstaͤrkung des Kor⸗ dons abgegangen. Indem die Regierung so als weltliche Macht viele Energie entwickelt, sorgt sie auch, daß die Gemuͤther durch die Religion gestaͤrkt werden; 9 hat zu diesem Zweck von mor⸗ gen an auf acht Tage in 24 Kirchen, alle der Madonna gehei⸗ ligt, Bußpredigten und Gebete angeordnet, um Gott anzufle⸗ hen, daß er das Land und die Stadt Rom in seinen Schutz nehmen und vor dieser Geißel bewahren moͤge. Waͤhrend die⸗ ser Zeit sind alle oͤffentlichen Vergnuͤgungen untersagt. Alle Speise⸗, Trink⸗ und Kaffeehaͤuser muͤssen so lange, als der Got⸗ tesdienst dauert, schließen, und die Nachtmusiken sind strenge verboten. — Die Briefe aus Genua und dem suͤdlichen Frank⸗ reich erhalten wir seit dem letzten Posttag geraͤuchert, und in Civitavecchia sind die Dampfboͤte, welche aus jenen Gegenden kommen, nicht angenommen worden, zum groͤßten Schrecken der Reisenden, welche aus einer gesunden Gegend zu kommen glaub⸗ ten, und nun als Pestkranke behandelt werden.
Neapel, 20. Juli. (Allg. theilten Nachrichten uͤber die Cholera in Palermo betrifft, so sind sie leider nur zu wahr. Es sind binnen einem Monat un⸗ gefaͤhr 20,000 Menschen gestorben. Nach der Versicherung von Reisenden, die von dort kommen, varlirte die Zahl in den letzten Tagen zwischen 4 bis 500. Die Bestuͤrzung muß furchtbar und uͤber allen Begriff gewesen seyn; denn nachdem es mit einzelnen isolirten Faͤllen angefangen hatte, und in den ersten 8 Tagen circa 40 bis 50 Menschen gestorben waren, stieg die Zahl ploͤtzlich auf viele Hunderte; ja, in der dritten Woche starben taͤglich un⸗ gefahr 1800 Menschen. Alles schloß sich in die Haͤuser ein,
iemand wollte Verkehr mit seinem Naͤchsten haben. So kam et, daß die Todten mehrere Tage unter den Lebenden liegen blieben. Es wurden bedeutende Summen fuͤr das Wegschaffen derselben geboten und ausgeschlagen. Die Landleute, ebenfalls in Schrecken versetzt, sperrten sich zuletzt auch noch gegen die Stadt ab, so daß letztere ohne Lebensmittel bliev. Die Krankheit hat sich jetzt auch in der Campagna verbreitet; nur Messina blieb bis jetzt davon befreit; dagegen macht sie in Cala⸗ brien desto fuͤrchterlichere Verwuͤstungen, wo außer diesem Uebel noch taͤglich heftige Erderschuͤtterungen verspuͤrt werden. Waͤhrend
Ztg.) Was die letzt mitge⸗
sich so Ungluͤck auf Ungluͤck haͤuft, dauern hier die Truppen⸗Sen⸗
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dungen nach Sicilien fort; alle unbeschaͤftigten Schiffe sind mft Beschlag belegt, und ec⸗ Dampfschich dage, fehle. Mit Ausnahme hoͤchst unzuverlaͤssiger Geruͤchte uͤber ge⸗ waltsame Auftritte in verschiedenen Theilen der Insel, schwebt man hier in der groͤßten Dunkelheit uͤber das, was dort vor⸗ geht. Jeder fragt erstaunt den Anderen, was alles dieses zu edeuten habe. elbst die Militair⸗Chefs sind oder scheinen von nichts unterrichtet zu seyn. Nach Einigen soll die Engli⸗ sche Flagge in Messina aufgepflanzt worden seyn, was Viele sonderbarer Weise mit dem Zusammenziehen der Englischen Flotte in Malta vereinigen. vstchtich des
Prinzen Karl von Capua, ollte, von dem
aber seitdem nichts Weiteres verlautete.
Der
ermuͤdliche Koͤnig selbst Alles ordnet und lenkt. Der beschlossen, selbst nach Sicilien zu gehen. 11161616““X“ Madrid, 22. Juli. Das Ministerium hat den Cortes 8 ngenge daß die Wahl⸗Kollegien auf den 5. Oktober einberu⸗ fen seyen und daß die neuen Cortes zum 29. November zusam⸗ menkommen wuͤrden. 1 In der Hauptstadt wie in Toledo ist eine Karlistische Ver⸗ schwoͤrung entdeckt worden. 40 Personen sind eingezogen, un⸗ ter denen mehrere Damen, z. B. die Graͤfin Alvareal, Es heißt hier, daß der mehreren Staͤdten Portugals ausgebrochenen ernstlichen Unru⸗ hen, mit der Portugiesischen Legion werde abberufen werden.
Sara 90 ssa, 24. Juli. Gestern verlangte die National⸗ Garde die uslieferung von 25 Karlistischen Gefangenen, um sie zu erschießen. Die Behoͤrden verweigerten dies jedoch, und die oͤffentliche Ruhe ist nicht gestoͤrt worden.
Don Carlos war am 18ten in Camarillas und ist jetzt in Cantavieja, sech ehn Stunden von hier. Es ist zweifelhaft, ob er, wie es seine Absicht zu seyn scheint, Taragona erreichen wird. Der General Oraa ist seinem Nachtrabe ganz nahe und Espar⸗ tero und Buerens, die 14,000 Mann unter ihrem Kommando aben, stehen in Daroca, zwoͤlf Stunden von hier. Man ist ier der Meinung, daß die Lage des Don Carlos noch niemals o schwierig war, wie jetzt, denn das Land, worin er sich be⸗ findet, ist ind seiner Art, Krieg zu fuͤhren, unguͤnstig. 1 e
1 8 Portugal. 8
Lissabon, 12. Juli. (Allg. Ztg.) Der 8. und 9. Juli, diese beiden wichtigen Jahrestage der neueren Portugiesischen Geschichte, die Tage der Ausschiffung Dom Pedro's in Mindello und seines Einruͤckens in Porto, sind in Lissabon still vor⸗ uͤbergegangen. Bei Hofe war am 8ten zur Feier dieses Tages, wie gewoͤhnlich, groge Galla angekuͤndigt, und am Mittage erfolgte eine Artilleriesalve von den Forts und den Kriegsschif⸗ fen; allein die Cour oder der Beija⸗Mao bei Hof wurde wegen eines kleinen Unwohlseyns des Prinzen wieder abbestellt. An diesem Tage war sonst Abends Illumination durch die ganze Stadt, allein auch diese wurde unterlassen, nicht einmal hielt es der Stadtrath der Muͤhe werth, das Rathhaus zu erleuchten, und da blieben also die Straßen dunkel, mit Ausnahme einiger Hazͤuser der getreuesten Anhaͤnger Dom Pedro's und der Carta, denen in einigen Stra⸗ ßen dafuͤr, wie man sagt, die Fenster eingeworfen wurden. Den meisten Menschen in Portugal ist es im Grunde gleich⸗ guͤltig, ob die Carta oder die Constitution regiert; nicht so gleich⸗ guͤltig ist es ihnen aber, ob sie bezahlt werden oder nicht, und da nun weder die Carta noch die Constitution Fortunato's Saͤk⸗ kelherbeizuschaffen vermag, folglich in diesem Betracht eine Re⸗ volution nicht das geringste Resultat liefern kann, so wird man es wohl dabei einstweilen bewenden lassen, bis endlich die Ver⸗ zweiflung derer hinzukommt, welche die Noth und das Elend dazu zwingt, alle Schranken zu zerreißen und eine Anarchie her⸗ beizufuͤhren, in welcher sich jeder zu helfen sucht, so gut er kann, durch Mord und Raub und Pluͤnderung; und hierzu muß es endlich kommen, denn seit 2 ½ Monaten hat man auch nicht einen Real mehr von den Ruͤckstaͤnden bezahlt. Wovon sollen die Ange⸗ stellten und das Militair leben? Schon vor einigen Tagen er⸗ klaͤrte der Minister, in England eine Anleihe machen zu koͤnnen; jetzt wird aus guter Hand hinzugefuͤgt, daß das Englische und das Belgische Gouvernement die Garantie davon uͤbernehmen wuͤrden. Die Cortes aber wollen von dergleichen Arrangements nichts wissen, sie sagen, das Geld muͤsse im Lande angeschafft werden, das Fehlende will man durch Auflagen beitreiben. Allein bevor die Gesetze dazu erscheinen, bevor die Auflagen ins Leben treten koͤnnen, gehen noch viele Monate verloren, und was will man indessen ohne Geld anfangen?
Privatbriefe aus Leiria besagen, daß in jener Comarca seit zwei Monaten kein Justiz⸗Beamter gefunden wird. Da in Folge dessen Niemand sein Recht suchen kann, so schafft sich jedweder selbst sein Recht, was denn auch die Ursache war, daß vor einigen Wochen die Bewohner zweier Ortschaften foͤrmlich gegen einander ausruͤckten und eine Knuͤppel⸗Bataille lieferten, wobei zwei todt auf dem Platze blieben und Andere schwer ver⸗ wundet wurden. Eine andere Geschichte trug sich bei Gelegen⸗ heit eines Jahrmarktes zu, wo ein Offizier mit einem Bauernmaͤdchen schoͤn thun wollte. Der Galan dersel⸗ ben, ein junger Bauerbursch, verbat sich aber derglei⸗ chen, worauf ihm der Offizier dermaßen einen Schlag uͤber den Kopf versetzte, daß er besinnungslos neben einem Oli⸗ venbaum zu Boden stuͤrzte. Dies erbitterte die in der Naͤhe befindlichen Bauern dermaßen, daß sie insgesammt sich hinter den fluͤchtig gewordenen Offizier hermachten und ihn umzubrin⸗ gen drohten. Sie holten ihn endlich in einem Vaͤldchen ein, wo sie mit den furchtbarsten Pruͤgeln uͤber ihn herfielen, und ihn auch erschlagen haben wuͤrden, wenn nicht der einflußreichste der Bauern auf die Idee gekommen waͤre, Halt zu rufen und vorzuschlagen, den Menschen an den Olivenbaum aufzuhaͤngen, wo der Andere niedergesunken. Er wurde dahin geschleppt, und Stricke waren schon herbeigebracht, da erscheint zum Gluͤck ein alter Expfaffe, da terra Santa, ein gewesener Raufbold, der bei den Bauern noch immer in Ansehen steht, und der sie von der Aus⸗ fuͤhrung ihres Vorhabens abhielt. Die Gemuͤther waren uͤber⸗ dies durch die Vorbereitungen und auch dadurch, daß sich der Niedergeschlagene wieder erholt hatte, beruhigter, und der Offizier mit dem Leben davon, mußte aber eine Ars Ur. fehde schwoͤren, nie wieder in diese Gegend zuruͤckzukehren.
In einem vorgestern gehaltenen Minister⸗Conseil, zu dem auch andere Staatsdiener und Millitairs berufen wurden, soll die Meinung ausgesprochen worden seyn, daß dem Gouvernement alle Mittel fehlen, einer Revolution Ein alt zu thun; wenn
auch Lissabon sich fuͤr laͤngere Zeit noch halten koͤnnte, so wuͤrde es endlich doch auch nachgeben muͤssen.
Wieder Andere schoͤpfen Verdacht der hierher kommen
Minister⸗Rath versammelt sich alle Tage, wobei der bn. nig hat
Baron das Antas, wegen der in
arren der hoͤheren Be-⸗