1837 / 220 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

8* und mit den ausgedehntesten Vollmachten bekleidet worden.

gemeines Sprüchwort zu gebrauchen, zu viel Vernunft zu haben (eucher se de razso) fürchteten. Die Regicrung wußte, daß keine angesehene Person von der uneigentlich so genannten Partei der Charte an jenen schändlichen Handlungen Theil genommen hatte, und daß die Agenten und Beförderer der Anarchie allein aus den Ueber⸗ resten einer von dem National⸗Hasse proskribirten und gebrandmark⸗ ten Partei hervorgegangen waren. Eine gerechte und gewissenhafte Regierung will jedoch nicht nur ein ruhiges Gewissen, sondern sie muß auch die Ueberzeugung der Nation auf ihrer Seite haben; es war daher notbwendig, sich in Geduld zu fassen und ruhig ab⸗ zuwarten. Die Faction nahm jedoch, wie gesagt, diese Klugheit für Schwäche und setzte mit einer stets zunehmenden Kühnheit ihre Machinationen fort, und es gelang ihr zuletzt, den Ruf zur Empö⸗ rung ertönen zu lassen, aber weder eine Provinz, noch eine Stadt, noch ein Theil des Henesghen Gebietes erhob dies Geschrei, sondern es ging aus den Reihen einer schwachen Truppen⸗Abthei⸗ lung hervor, welche, von der Faction aufgereizt, ihre Offiziere gefun⸗ gen genommen hatte. Diese rein militatrische Empörung wäre an sich der Beachtung nicht werth, wenn sie nicht durch den Rachtheil, den sie dem Lande zufügt, durch die Erbitterung, die sie von neuem aufregt, durch die Kosten, die sie verursacht, und vor Allem durch den Augenblick, in welchem sie stattfindet, eine traurige Wichtigkeit erlangte. Unter solchen Umständen kann die Regierung nur ein Mittel gegen dies Uebel anwenden; sie muß nämlich schnell gegen den Einfluß desselben ankämpfen und zu energischen Maßregeln schreiten, damit die Faction im Voraus einsehe, daß man noch eine strengere Unterdrückung gegen sie anzuwenden bereit sey; oder mau müßte sich denn darein ergeben, Portugal durch Anarchie zu Grunde gerichtet und mit Blut überschwemmt zu sehen. Am Abend des 13ten überbrachte der Telegraph die Rachricht von der Empörung des Detaschements des Aten Jäger⸗Regiments in Barca, und der Ge⸗ neral⸗Administrator und das Militair⸗Gouvernement bemächtigten sich nun, kraft der Befugnisse, die ihnen der Artikel 1. der Constitution beilegt, der Haupt⸗Verschwörer, suspendirten die Herausgabe der Jour⸗ nale und verhinderten so eine Kollision mit dem Volke, das sich schon zur Abwehr jener verbrecherischen Versuche bewaff⸗ nete. Stark durch ihr Bewußtseyn, wie durch die Beistim⸗ mung unserer großherzigen Königin, die in diesem schwieri⸗ gen Angenblicke sich als würdige Souverainin ihres Volkes zeigt, erschtienen die Minister am darauf folgenden Tage vor den Ra⸗ tional⸗Cortes, um ihnen das, was sie gethan hatten, darzulegen und ihnen zu sagen: „Strafet uns, weunn wir es verdient haben, oder ermächtigt uns, zu handeln, wenn ihr unser Verfahren billigt.“ Richt eine einzige Stimme erhob sich wider uns. Die Beistimmung war allgemein, und die Repräsentanten der Nation votirten, nach reiflicher Prüfung und inmitten der größten Ruhe, das heute veröf⸗ fentlichte Gesetz, kraft dessen die Habens-Corpus-Akte suspendirt ist. Ein Zügel ist der Ausschweifung der Presse angelegt, und die Regie⸗ rung ist mit einer Gewalt bekleidet, welche sie in den Stand setzt, allen möglichen Fällen die Stirne zu bieten. Die Cortes haben ihre Pflicht gethan; die Königin hat auf die huldvollste Weise ihre Sanction ertheilt und die sofortige Ausführung eines Gesetzes befohlen, dessen scheinbare Strenge das alleinige Mittel ist, ein wirkliches Uebel zu verhüten, vielleicht die Unglücklichen, welche der Aufstand täuschen mochte, von ihrem Ver⸗ derben zu retten und dem Schaffotte zahlreiche Opfer zu entziehen. Die Regterung entfaltete Energie und Thätigkeit. Der Visconde da Buandeira, zu dem Ihre Majestaͤt völliges Vertrauen hat, ist von der Königin zu ihrem Statthalter in den drei Nord⸗Provinzen n Eliten⸗Corps von 600 Mann wurde unter den Truppen der Haupt⸗ stiadt ausgewählt und wird heute noch mit seinem berühmten General nach Porto abgehen, wo es morgen landen wird. Die vollkommenste Ruhe herrscht in Lissabon. In diesem Augenblicke erfahren wir durch eine telegraphische Depesche aus Porto, daß ein Corps tapferer Patrioten und Truppen unter dem Baron Almagem im Be⸗ griffe stand, gegen die Rebellen auszuziehen, seines Sieges und der Vernichtung des Feindes gewiß. u Porto ist die Ruhe nicht gestört worden, und es ist dort die Anhänglichkrit an die nationale Sache 2 groß, wie man es nur von einer Stadt erwarten konnte, welche ie Wiege unserer Freiheit ist. Alle guten Portuügiesen und getreuen Intertbanen unserer Königin mögen unbesorgt sevn; die unvermeid⸗ iche Streuge der Regierung wird nur auf wirklich Schnldige fallen. Von deu ii dieser Nacht verhafteten Personen sind mehrete wieder in Freiheit gesetzt worden, da die Regierung nicht wünscht, Schuldige u finden, sondern verhindern will, daß es deren gebe. Die Cortes wachen über die Freiheit und Sicherheit der Bürger. In wenigen Tagen werden die Ordnung und der Frieden wieder aufteben, und ie Nation wird überzengt seyn, daß die Stärte und die Energie der Reaerung der Königin sie vor der größten Gefahr, die cinem Lande drohen fann, bewahrt baben, vor den Schrecken der Anarchie.,⸗ Ein in der „Regierungs⸗Zeitung“ erschienenes Edikt des Civil⸗Gouverneurs fordert die Befehlshaber der National⸗Garde auf, ihren Untergebenen bekannt zu machen, daß es ungesetzlich sey, ohne einen von dem Civil⸗Gouverneur unterzeichneten Be⸗ fehl Jemanden zu verhaften. Es wird ferner der National⸗ Garde empfohlen, an keinem Komplot Theil Zn nehmen das ernen Umsturz der bestehenden Ordnung der Dinge zum Zweck abe, vielmehr sogleich die Regierung davon in Kenntniß zu

Die Cortes haben einstimmig eine Summe von 20 Mill. Reis bewilligt, die bei der Taufe des kuͤnftigen Thronerben zur Disposition der Koͤnigin gestellt werden 1e Tuͤrkei. Die neueste nach Berlin gekommene Nummer der Tuͤrki⸗ schen Zeitung Tekwimi Wekaji vom 9. Rebi⸗el⸗Acher (vten Juli) enthaͤlt folgende Artikel: „Der Kabinets⸗Secretair Sr. Hoheit, Wassaf Efe ndi, hatte bis jetzt, da er ein geschickter und rechtschaffener Mann zu seyn schien, der Gnade des Großherrn sich zu erfreuen ge⸗ habt. Dieser Wuͤrdentraͤger besaß aber nicht zeitgemaͤße Kennt⸗ ulsse genug, und war in den neuen Einrichtungen schlecht be⸗ wandert; er ließ sich in wichtigen Punkten Fehlgriffe zu Schul⸗ den kommen, und zog sich deshalb manchen Verweis zu. Auch sein Schwiegerpater, der jetzige Minister des Innern, Pertew Pascha, gab ihm viele heilsame Ermahnungen. Da Wassaf Efendi jedoch keinen Rath annahm, so ist er nun auf Befehl des Sultans seines Amtes entsetzt worden und soll, eines Theils um seiner Besserung willen, und anderen Theils weil die Be⸗ setzung der Stelle nothwendig ist, uͤber gewisse Angelegenheiten der Großherrlichen Bergwerke von Keban und Arghani die Auf⸗ sicht fuͤhren. Wassaf ist demgemaͤß auf einem Dampfschiffe nach Trapezunt abgesegelt, um von dort aus an den Ort seiner Be⸗ stimmung sich zu begeben.“ 1 „In dem Gebirge Sindschar⸗Tagh (im inneren Mesopo⸗ tamien) hatte schon langere Zeit ein Banditenhaufe sein Wesen etrieben und sowohl den Bewohnern der Umgegend als den Reifenden Schaden zugefuͤgt. Der jetzige Muschir der Milizen von Siwas, Hasis Pascha, brach an der Spitze der unter sei⸗ nen Befehlen stehenden Garden und Linien⸗Truppen gegen die⸗ ses Gesindel auf, bekaͤmpfte sie mit Allah’s Huͤlfe und besetzte das Gebirge. Die in Hoͤhlen verborgenen Verbrecher kamen zu der Einsicht, daß sie, wenn 8 hartnaͤckig Trotz boͤten, ihre Haͤlse von der Loͤwentatze der strengen Gerechtigkeit nicht wuͤr⸗ den befreien koͤnnen, und flehten um Gnade. Fuͤgftausend von ihnen wurden in verschiedene Gegenben des Ejalets Dir⸗ bekr versetzt, und die im Kampfe Gefangenen, an der Zahl 1500, nebst ihren Habseligkeiten unter die Mannschaft des siegreichen Heeres vertheilt. Von Sindschar⸗Tagh

aus zogen der Mirlewa Mirsa Pascha und der Miralai Arslan⸗Bei mit der unter ihrem Befehle stehenden Reiterei ge⸗ gen Talafar, den befestigten Aufenthalt eines raͤuberischen Kurdenstammes, dessen Bewohner, etwa 1500 Familien, durch Abgeordnete um Gnade flehten und Gehorsam angelobten. Der Muschir bestellte einen zuverlaͤssigen Mann von ihrem Stamme als Mutesellim uͤber Talafer, und uͤbertrug dem Arslan⸗Bei die Wuͤrde eines Kommandanten der benachbarten Stadt Nesi⸗ bin, wo gegenwaͤrtig eine solide Kaserne gebaut wird. 500 Kur⸗ den von Talafer sind als Freiwillige in die Armee des Mu⸗ schir's getreten, und der Letztere zeigt an, daß er jetzt im Be⸗ griffe stehe, auch die Banditen des Berges Aktscha⸗Tagh in Malatia zu bekaͤmpfen.“

Griechenland.

Athen, 6. Juli. Der laͤngst zur Sprache gekommene Wunsch der Freiwilligen, gleich den fruͤher nach Griechenland kommandirten Truppen ein Denkzeichen tragen zu duͤrfen, wurde durch folgendes Koͤnigl. Reskript realisirt:

„Wir haben beschlossen, den nach Bestimmungen des Werb⸗Ver⸗ trags vom 1. Rovember 1832 in Unsere Militairdienste eingetretenen Freiwilligen, welche die übernommenen Verbindlichkeiten getreulich er⸗ füllt haben, nach Vollendung ihrer Dienstzeit zur Fusgeschunas⸗ und Erinnerung das nämliche Denkzeichen mit gleichem Bande zu ver⸗ leihen, welches Wir unterm 22. November (4. Dezember) 1833 dem Königl. Bayerischen Hülfs⸗Corps bestimmt haben. Jedoch tritt hierbet die Veränderung ein, daß auf der Rüuͤckseite statt der Worte „dem Königl. Baverischen Hülfs⸗Corps“ die Worte „den Freiwilligen aus Bavern“ in Griechischer Sprache gesetzt werden. Dieses Denkzeichen sollen alle in obige Kategorie gehörigen Mi⸗ litatr⸗Indtviduen, nebst den Sanitäts⸗ und Administrativ⸗Beamten ohne Unterschited des Grades erhalten. Ausgeschlossen sind jene, unfdch sich durch Ersatzmänner vertreten ließen, oder aus was immer für anderem Grund als jenem der Untauglichkeit keine volle Capitulation erstanden, oder der Pesertion sich schuldig machten, wie auch solche, welche wegen militairischer Verbrechen, gemeiner Verbrechen und Ver⸗ geben untersucht und schuldig befunden wurden. Für die Vertheilung dieses Denkzeichens bestimmen wir den 18. (30.) September laufen⸗ den Jahres als den Tag Unseres Namensfestes. Unser Kriegs⸗Mi⸗ nisterum erhält den Auftrag, füͤr die Anfertigung dieses Denkzeichens

ungesäumt das Geeignete anzuordnen. Athen, den 14. 1837. tto.“

Hofrath von Schubert weilt seit einigen Tagen mit seinen weiblichen und maͤnnlichen Reisegefaͤhrten in unserer Mitte. Se. Majestat der Koͤnig widmet diesem seinem fruͤheren Lehrer die schmeichelhafteste Aufmerksamkeit, so daß die Griechen glau⸗ ben und sagen, dieser stets in Hof⸗CEquipage herumfahrende an⸗ sehnliche Mann sey ein inkognito reisender Fuͤrst (der Vater der Koͤnigin), der sich von dem Gluͤcke seiner Tochter mit eige⸗ nen Augen uͤberzeugen wolle.

Der Courier schreibt: „Die Pest in Poros hat fast ganz

aufgehoͤrt; seit einigen Tagen ist kein neuer Fall vorgekommen, und man hat Hoffnung, das gaͤnzliche Verschwinden dieses Uebels in kuͤrzester Zeit erwarten zu duͤrfen. Aber zu unserem großen Bedauern muͤssen wir dem Publikum mittheilen, daß Dr. Rothlauf, der mit so großer Bereitwilligkeit sich zum Dienste nach Poros meldete, der so viele Be⸗ weise edler Menschenliebe gab und mit so ausdauerndem Eifer die aͤrztliche Pflege der Kranken besorgte, welche auf das fuͤr die Pestkranken bestimmte Eiland gebracht wurden, selbst an der Pest erkrankt, und nunmehr der naͤmlichen Gefahr aus⸗ gesetzt ist, aus der er so manchen Kranken befreit hat. Da je⸗ doch die Krankheit viel von ihrer anfanglichen Heftigkeit ver⸗ loren hat, so hoffen die Aerzte, ihren ehrenwerthen Collegen zu retten. *) Sehr bedauert wird der am Sanitaͤts⸗Kordon vom Nervensieber dahingeraffte Hauptmann Paschwitz, ein hoͤchst wuͤrdiger, wissenschaftlich gebildeter Bayerischer Offizier in Grie⸗ chischen Diensten. b Aus der Maina lief ein Berxicht vom Major Feder ein, der von stattgehabten Unruhen spricht, die jedoch wieder beige⸗ legt seyn sollen; das Publikum macht große Ereignisse daraus; uͤbrigens sollen es nur unbedeutende Auftritte gewesen seyn, an die durchaus keine politischen Folgen geknuͤpft werden duͤrfen.

Zu der neu ins Leben getretenen Handwerker⸗Kolonie, welche nicht zu verwechseln ist mit der ackerbauenden Kolonie, melde⸗ ten sich bis jetzt zwanzig Mann; der ; . ist auf 60 Fa⸗ milien bestimmt. Ein Koͤnigliches Rescript bestaͤtigt vorlaͤufig Ansassigmachung derer, die sich bis jetzt hierzu gemeldet

Inland.

Berlin, 8. August. Taͤglich erhalten wir neue Nachrich⸗ ten aus großen wie aus kleineren Staͤdten uͤber die Feier des 3. August. Ueberall hat dieselbe lautere Freude, dieselbe An⸗ haͤnglichkeit an den hohen Gefeierten, die seit vielen Jahren das Kennzeichen des Vaterlandsfreundes ist, sich bemerklich

emacht. Der Raum gestattet uns nicht, auf jeden einzelnen Bericht zuruͤckzukommen. Wir begnuͤgen uns daher nur noch mit einigen Andeutungen. In Koͤnigsberg feierte die Uni⸗ versitaͤt den Taig durch eine Larteinische Rede, welche Herr Pro⸗ fessor Dr. v. Lengerke im Anditorio mavxime vor einer zahlrei⸗ chen Versammlung hielt. Die Koͤnigl. Deutsche Gesellschaft hielt eine oͤffentliche Sitzung, an welcher eine zahlreiche und laͤnzende Versammlung Theil nahm. Der zeitige Direktor der Gesellschaft Herr Professor Ritter r. Schuͤbert, eroͤffnete die⸗ selbe mit einigen einleitenden Worten, in welchen er den Ge⸗ danken ausfuͤhrte, daß erst in der neuesten Zeit die gegenseitigen Verhaͤltnisse zwischen Fuͤrsten und Voͤlkern sich so gestaltet ha⸗ ben, daß das Volk aus freiem Antriebe und mit herzlicher Innig⸗ keit an den Freuden und Leiden seines Herrscherhauses Theil nehme, und die Festtage des Thrones zu wahren Volksfesten mache. Hierauf erwaͤhnte der Redner, daß heute bereits zum vierzig⸗ sten Male der Geburtstag unseres Koͤnigs gefeiert werde, seit⸗ dem derselbe den Thron bestiegen, und nahm hiervon Veran⸗ lassung, auf die sichtbare Gnade der Vorsehung hinzudeuten, welche durch drei lange Regierungen in nicht ganz zweihundert Jahren (Friedrich Wilhelm, der große Kurfuͤrst, 1040 1688, Friedrich der Große, 1740 1786, Friedrich Wilhelm III. seit 1797) das Gedeihen Preußens so herrlich gefoͤrdert hat. Herz⸗ liche Wuͤnsche fuͤr das Wohl des Koͤnigs und des Koͤniglichen Hauses, in welche gewiß Jeder der Anwesenden freudig mit einstimmte, schlossen den Vortrag. Hierauf las Herr Professor Dr. Moser einen interessanten Aalsa „uͤber das Klima der Erde und dessen Veraͤnderung seit Jahrhunderten“, in welchem er nachwies, daß sich die Erdwaͤrme kaum um 00 Grad Regumur vermindert habe. In Elbing war mit dem Koͤniglichen Festtage auch das Fest der Erinnerung an die vor 600 Jahren erfolgte Gruͤndung der Stadt verbunden. Nicht minder erhebend war die Feier in

o.

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die

in 2000 Jahren

Danzig, Pose! „Erfurt, Muͤnster, Elberfeld, Dͤs⸗ seldorf, Koͤln und Aachen. Hier in Berlin fand zur Nachfeier des Allerhoͤchsten Geburtsfestes gestern das solenne Koͤnigsschießen der hiesigen Schuͤtzen⸗Gilde statt. Nachdem sich die Mitglieder fruͤh um 10 Uhr im Schuͤtzenhause versammelt hatten, zeigte der Assessor der Gilde Herr Stadt⸗Rath de Cuvry in einer Anrede der Gesellschaft an, daß Se. Majestat der Koͤnig das bisherige Schuͤtzen⸗Corps aufzulesen, und wie fruͤher, als Schuͤtzen⸗Gilde zu bestaͤtigen, Allergnaͤdigst geruhet

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asFir. Hierauf wurde Sr. Majestaͤt und dem ganzen Koͤnig⸗ ichen Hause durch den Stadt⸗Rath Herrn de Cuvry ein dreimaliges herzliches 1hc gebracht, in welches alle Anwesende freudig mit einstimmten, und nun begann

Berlin, Donnerstag den 10ten August

1

das Schießen selbst. Nachdem fuͤr die hohe Koͤnigl. Familie

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eschossen, auch von dem Koͤnigl. Polizei⸗Praͤsidenten Herrn Gerlach, dem Ober⸗Buͤrgermeister Herrn Krausnick, so wie von den Deputirten eines Hochedlen Magistrats und der Wohllih⸗ lichen Stadt-Verordneten⸗Versammlung mehrere Schuͤsse ge⸗ than wurden, schoß nun die Gilde selbst. Bei diesem Schießen hatte der Wein⸗Großhaͤndler Herr Raͤhmel den besten Schuß gethan und wurde daher Schuͤtzen⸗Koͤnig; die beiden folgenden besten Schuͤsse thaten der Schuhmachermeister Herr Schwart und der Faͤrberei⸗Besitzer Herr Bernhard, welche daher erster und zweiter Ritter wurden. Ein Mittagsmahl und Ball endette erst spaͤt die Feier des festlichen Tages in Heiterkeit un

Frohsinn.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Heute wird das löte Stuͤck der Gesetz⸗Sammlu ge⸗ geben, welches enthaͤlt unter 88 Nr. 1810. den Staats⸗Vertrag mit Oldenburg wegen Bestim⸗

n mung der aus dem Anschlusse der katholischen Kir—

lchen im Herzogthume Oldenburg an die Dioͤzese Muͤnster hervorgehenden staatsrechtlichen Verhaͤlt⸗ nisse; vom 10. Mai d. J.; die Allerhoͤchste Kabinets⸗Ordre vom 10. Jult. d. J. betreffend die Unanwendbarkeit der §9. 797 —709, Tit. 20, Th. II. des Allgemeinen Landrechts auf

ddiejenigen vorsaͤtzlichen Beschaͤdigungen, welche den Tod des Beschaͤdigten zur Folge gehabt haben. Berlin, den 10. August 1837. Gesetz⸗Sammlungs⸗Debits⸗Comtoir.

Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rat nd Ober⸗Praͤsident der Provinz Schlesien, Dr. von e r829

. G

Meteorologische Beobachtung. 1⸗ 1811. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. 1

1837. 7. August. menae

339,71“„Par. 340 27„Par.

+ 13,1 °FR. + 174 °R. + 9,792 R. + 829° R. 77 pCt. 51 pCt. bezogen. trübe.

Wind c 8. NnO. Niederschlag 0. Wolkenzug... RNO. Nachtkälte ½. 9,8 °N.

Tagesmittel: 340,09“ Par. . 14.00 R.. 8,6 0 R... 67 pCt. No.

Quellwaͤrme 7,70 . Flußwärme 17,1° g. Bodenwärme 15 50, Ausdünstung 0,004 Rh,

340,31"Par. + 11,9° R. +. 7,990 R. 73 pCt. halbheiter. NRO.

Luftdruchk. Luftwärme... Thaupunkt... Dunstsättigung 1r1

ach Breslau.

““

..“ Den 8. August 1837. famtlicher Fonds- und weld-Courd-Zettel,

8 do. 4 4 21 4

r. Cour. Brief. 1 Geld.

. 1. J11“ Rußland. 98 97 % St. Petersburg, 2. August. Die hiesigen Zeitun⸗ 8,8 106 hen enthalten folgendes Kaiserl. Manifest: „Nachdem Wir lrch Unser am I. (13.) August 1834 erlassenes Manifest eine ihrliche theilweise Rekruten⸗Aushebung im Reiche verordnet iben, befehlen wir nun, in diesem Jahre die zweite theilweise lishebung in den jetzt an die Reihe gelangenden Gouverne⸗ uts der suͤdlichen Haͤlfte des Reichs zu 5 Rekruten von 100 Seelen, in Gemäaßheit eines mit gegenwäaͤrtigem zugleich g den dirigirenden Senat erlassenen, die bezuͤglichen Verfuͤ⸗ ungen enthaltenden Ukases, zu veranstalten. Gegeben im La⸗ er bei Krasnoje, Selo am 12. (23.) Juli 1837.“ 6an dieses Manifest schließen sich zwei Ukase, durch welche 5 ordnet wird, daß auch aus der Zahl der Einhoͤfer und Buͤr⸗ in den Gouvernements Witebsk, Mohilew, Kijew, Podo⸗ u, Wolhynien, Minsk, Wilna, Grodno und in der Provinz 85 alystock, nach dem Reglement uͤber die von ihnen zu leistende t. kltair⸗Pflichtigkeit, je 5 Mann von 1000 Seelen ausgehoben 2 Mt. erden sollen, ferner: daß die Rekruten⸗Aushebung am I. (13.) g. kovember dieses Jahres beginnen und am 1. (13.) Jan. 1838 9 1 beendet seyn, und daß das Geld zur Uniformirung Ir r Rekruten von den Abgebern nach moͤglichst herabgesetzten 2 heiisen, namentlich zu 33 Rube rhoben wer 8 1 Zu ubeln, erhoben werden soll. Der General⸗Adjutant, Militair⸗Gouverneur von Oren⸗ eg und Commandzur des abgesonderten Orenburgischen Corps, Veneral⸗Lieutenant Perowski und der General⸗Adjutant, Ge⸗ anl⸗Lieutenant Kawelin haben den St. Alexander⸗Newski⸗ n erhalten. Das Reskript, welches der Kaiser bei dieser sgenheit an den Ersteren erließ, lautet folgendermaßen: hm. Wir wuͤnschen, Ihnen einen neuen Beweis Unserer FeeE ienntlichkeit fuͤr den ausgezeichnet eifrigen und nuͤtzlichen Oesterr,. 5 % Mei. 1043 8 . 4 % 991 , G. enst zu geben, in welchem Sie seit zwanzig Jahren den Posten 56 ½¼. G. 10% 24 ⁄1 . GC. Bank-Actien 1631. 1630. Partiat⸗-CM. lnseres Adjutanten versehen, und in Raäͤcksicht auf die steten 13174. G. Loose zu 5610 Fl. 115. 1147 ⁄. Lwose zu 100 Fl. 228 6. pemuͤhungen, die Sie der Ordnung des unter Ihrem Kom⸗ Preuss. Prüm ‧Sch. 622,4. 62153. 40 4 % Anl. 100. (7. bolo. 1.voee Agpando stehenben Corps und der Ihnen anvertrauten Verwaltung 8o“ ö1“ “o Hloll. d3 ¼. 25 „„ ines so weiten Landes in allen seinen verschiedenen Beziehungen, Sv ü I sna7n 4b.2 en cdürfnissemund seinem Nutzen widmen, ernennen Wir Sie Neap. 96. 60. 5 % Span. Konte. 2337⁄1. l'assive 52 ½. 3 % Portug. 26 % shen iczben Ffits des Et. Alerander⸗Newski⸗Ordens, Pdegen 3 ten hiet ei folgen, und verbleiben Ihnen mit Unserer Kai⸗ 492% 100 ⁄¼3. 30% 777 16. 2 ½ % 56 ¾. 1 9 elGen Gnade auf immer wohlgewogen.“ An den Letzteren Iessa han. eten Se. Majestaͤt folgendes Reskript: „Zum Zeichen Un⸗ tis bestaͤndigen Wohlwollens, das Sie durch Ihren ausgezeich⸗ efifrigen Dienst, in welchem Sie seit zwanzig Jahren den gpshaer Adjutanten bekleiden, sich erworben haben, und t dem C Vfr⸗e besonderen Erkenntlichkeit fuͤr den Eifer,

2₰2 Pr. UCour.

8 Brief. [ Geld. 103 102 ½ 1011¼ 100 l 63 ⁄1 2 62 ¹1 1 2 102 103

103 ½

Pomm. Kur- u. Neum. do. do. do. do. Schlesische do. ückst. C. und Z. seaa d. K. u. N.

St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30. PrämSch. d. Sech. Kurm. Obl. m. l. C. Nm. Int. Sch. do. Berl. Stadt-Obl. Königsb. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Weostpr. Pfaudbr. Grossh. Pos. do. Ostpr. Pfandbr.

86 215 ¼ 13 ¾⅔

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Pr.Tonr Thlr. zu 30 Sg. Brief. ¼ꝙGeld.

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250 Fl. 250) Fl. 300 Mk. 300 Mk. 1 LSt. 300 Fr. 150 Fl. 150 Fl. 100) Thl. 10%) Thl. 150 Fl. 107 Rbl.

Amnterdam do.

Hamburg . 02„, do.

London.

Paris

Wien in 20 Xr.

Augsburg

Breslau .

Leipzig ..

Frankfurt a. M. WZ.

Potersburg

Gusvwvartige Börsen,. Amsterdam, 3. August. . Niederl. wirk). Schuld 531 ⁄6. 5 % do. 100 ½. Kanz-M. 221 ⁄16 5 % Span. 2112.⁄6. Pagssive 5716. Ausg. Ich. Zudl. —. Preuss. Präm.-Sch. 119 Poln. 114 0'"sterr. Met. 1002¼ Antvw Ip cu, 2. August. Hweinbder Neue Aml. 2114 dAi Inn⸗

5⁰ 0 Met. —. Bank-Actien 1370.

Koͤnigliche Schauspiele.

Mittwoch, 9. Aug. Im Opernhause: Der Liebestran Oper in 2 Abth., aus dem Italiaͤnischen. Musik von Donizemt. Hierauf: Ein Divertissement.

Donnerstag, 10. Aug. Im Schauspielhause: Don Carsot, Infant von Spanien, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiler⸗ (Herr Hessen, vom Koͤnigl. Hof⸗Theater zu Hannover: Carlot, als Gastrolle. Herr Grua: Posa. Mad. Werner wird in der Rolle der Elisabeth wieder auftreten.) vierün

Koͤnigsstaͤdtisches Theater. ..

Mittwoch, 9. Aug. Der Pariser Taugenichts, Lustspiel in 4 Akten, frei nach dem Franzoͤsischen, von l)r. Carl Toͤpftr Dlle. Peroni: Louis, als viertes Debuͤt.) Hierauf: Daß

chreckens⸗Gewebe. Posse in 1 Akt, nach dem Franzoͤsischen

von B. A. Herrmann. Fh.

Donnerstag, 10. Aug. Zum erstenmale: Karl XII. be Bender. Historisches Schauspiel in 5 Akten, von Zschokke.

wichtigen und Unserem Herzen theueren ae 8 der Person Unseres vielgeliebten Sohnes, des faün 92 Thrones, Sr. Kaiserl. Hoheit des Lesarewitsch, 8 Aha en, ernennen Wir Sie Allergnaͤdigst zum Ritter des 5 ve erger ewset ecens, dessen Insignien hierbei folgen, üc gohis egzennen mit Unserer Kaiserlichen Gnade auf im⸗

Am s2. Juli Abends brach

zu Grodno in der soge 8 uden⸗Schule eine Feuersbrun pannten

8 unst aus. Die Flamme griff bei v““ gen. Allein die groͤßere Gefahr ues beseite 9 5 nernes Haus und 23 keine Wohngebaͤude va 7B-g; bses des verheerenden eeepe ereehe gher 887 5 anderen der Brandstaͤtte nahe gelegenen Haͤu⸗ 8 was, des heftigen Sturmes wegen, fuͤr die . 8 1 gc ans erforderlich war. Der Militair⸗ Pct an 1c. ilna und General⸗Gouverneur von Grodno, Nbanapn⸗ 2 General⸗ Adjutant Fuͤrst Dolgoruki, war aee weife Wleettons⸗eise in Grodno eingetroffen und * 86 2e. lnordnungen besonders zur Erhaltung der ee.. n Hüsch seine Bemuͤhungen bereits eine danen übeln fuͤr die Abgebrannten zusammen⸗ „Der Krasnojarsker Kaufmann Koroste er mi - der Cent⸗ 2 zHandel treibt und deshalb h. gesnlegtge. anht 1” 1 1 Pee.h hece das Sajanen⸗Gebirge bewohnen, Verbindun⸗ schn t, hatte es auf den Reisen, die sein Handel er⸗ unternommen, in jenen Gegenden

Markt⸗Preise vom Getraide.

Berlin, den 7. August 1837. WS

Zu Lande: Roggen 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf., auch 25 Shr⸗

Hafer 24 Sgr. 5 Pf. auch 20 Sgr. 7 Pf. tl

Zu Wasser: Weizen (weißer) 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rean

22 Sgr 6 Pf. und I1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 ng;

2 Sgr 6 Pf., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; kleine Gerste 25 Seri Hafer 23 Sgr. 9 Pf., auch 21 Sgr 3 Pf.

Sonnabend, den 5 August 1837. Das Schock Stroh 6 Rthlr. 15 Sgr., auch 6 Rthlr.;

ner Heu 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 22 Sgr. 6 Pf. 13 92. 3 8

3.

Redacteur Na. Cottel. nach Goldlagern zu

solches an den Ufern des kleinen Flusses Janga, der in die Ka faͤllt. Ungeachtet der ie elssn engen 9h 885 Verfahren bei der Waͤsche und ungeachtet der Unerfahrenheit der bei dieser Ar⸗ beit angestellten Personen erhielt er im Jahre 1835 aus 586,72 S1. Srn; 16 Pfünd dez Sölomet, Gold und im S a 3,156 u z 70/

Rik Gold. aus 1c 2 and 1 Pud 577 %, Solot⸗ Frankreich.

DParis, 4. Aug. Der Herzeg und die Herzogin von Or⸗ leans haben nach zweitaͤgigem Aufenthalt die Bkast Rouen wieder verlassen, wo sie durch ihr huldreiches und herablassen⸗ des Wesen, so wie durch troͤstliche Worte und reiche Gaben Freude in allen Gemuͤthern verbreitet haben.

Das Journal du Commerce aͤußert sich uͤber die Afri⸗ kanischen Angelegenheiten in folgender Weise: „Der Traktat von der Tafna traͤgt seine Fruͤchte. Achmed Bey bot vor drei Jahren 100 Millionen, um von Frankreich anerkannt zu wer⸗ den und die Erlaubniß des freien Handels zu erhalten. Aber das Geschick Abdel⸗Kader's hat den Ehrgeiz Achmed's erweckt. Warum soll er weniger gut bedacht werden, als der Bey von Mascara? Er ist nicht weniger tapfer und Konstantine ist al⸗ lein eben so viel werth, als Alles, was Abdel⸗Kader besitzt, zu⸗ sammen. Achmed hat gesehen, daß es hinreicht, sich halsstarrig zu zeigen, um einen Friedens⸗Traktat zu erhalten; er benutzt den Vortheil, den ihm die unglaubliche Schwaͤche des Franzost schen Kabinets gewaͤhrt. Jetzt pluͤndert er die uns befreundeten Staͤmme, verjagt unsere Arbeiter und versucht, in unser Lager bei Guelma einzudringen. Es bleibt kein Zweifel uͤbrig, daß Achmed nun zum Sultan von Konstantine proklamirt werden wird, und man wird sich noch Gluͤck wuͤnschen, wenn er dem Bei⸗ soiele Abdel⸗Kader s folgt und die Souverainetaͤt Frankreichs in Afri⸗ ka anerkennt. Wiruͦ ertreiben nicht. Die Organe des Ministeriums und der General Bugeaud selbst haben, um den Traktat an der Tafna zu rechtfertigen, folgende Gruͤnde angegeben: Man kann die Araber schlagen, aber nicht besiegen, weil sie die Beduͤrfnisse unserer Civilisation nicht kennen; eben ihre Armuth und ihre Barbarei machen eine vollstaͤndige Besiegung derselben 1ng lich. Wenn man ihnen Staͤdte nimmt, so werden die darin gelassenen Garnisonen blokirt, und man muß die Armee den groͤßten Strapazen aussetzen, um ihnen Lebensmittel uzufuͤh⸗ ren. Es giebt nur zwei Mittel, diesen Widerstand zu Zn man muß entweder den Ehrgeiz ihrer Chefs befriedigen, oder das Land durch Mittel zum Gehorsam zwingen, die Frankreich in Afrika nicht anwenden will. Der mit Abdel⸗Kader abge⸗ schlossene Traktat ist als die einzig moͤgliche Loͤsung des Pro⸗ blems erschienen. So sprachen die Minister und ihre Unter⸗ haͤndler. Und diese vortrefflichen Gruͤnde sind nicht etwa im Geheimen angefuͤhrt worden, sondern man hat sie hier so— wohl, als in Afrika laut und oͤffentlich ausgesprochen. Achmed Bey kennt sie so gut als wir, und man kann ihn nicht fuͤr so wenig umsichtig halten, daß er sie nicht auf seine Lage anwenden sollte. Wenn Frankreich 1 ⁰⁄1 des westlichen Theils der Regentschaft aufgiebt, warum sollte es in Bezug auf den oͤstlichen Theil ein anderes System befolgen? Man braucht nur mit derselben Heftigkeit zu Werke zu gehen, wie Abdel⸗Kader, um auf gleichem Fuße mit ihm behandelt zu werden. Mit so pfiffigen Gegnern, wie die Araber es sind, entgeht man schwer den Folgen eines begangenen Fehlers. Das Kabinet macht uͤbrigens auch keine Anstrengung, um sich einem aͤhnlichen Traktate, wie dem, den der General Bugeaud unter⸗ zeichnet hat, zu entziehen. Man hat dem Achmed Bey schon Bedingungen angeboten, die wohl im Stande sind, seinem Ehrgeize zu schmeicheln und ihn zu bestimmen, in Frieden zu leben. Achmed ist es, der schwankt, aber keineswegs Herr Molé.“

Man schreibt aus Havre unterm vorgestrigen Datum: „Seit einigen Tagen beaufsichtigt unsere Polizei mit ganz be⸗ sonderer Sorgfalt die von England kommenden Dampfschiffe, und hat bereits zwei Verhaftungen vorgenommen. Die erste war die eines Emissair des Herrn Naundorff, der mit verschie⸗ denen Proclamationen jenes Prinzen in partibus versehen war. Die weite Verhaftung scheint von groͤßerer Wichtigkeit. Bei den Juni⸗Unruhen und den Aufstaͤnden in Lyon hatte ein Pie⸗ montesischer Fluͤchtling, Namens Ferand, eine gewisse Beruͤhmt⸗ heit erlangt, und sich damals nach England gefluͤchtet. Dort soll er geäͤußerthaben, daß die Fieschi's, die Alibaud's und Andere Dumm⸗ koͤpfe gewesen waͤren; daß ihm die Ermordung des Koͤnigs wohl ge⸗ lingen solle, weil er alle Vorsichts⸗Maßregeln nutzlos zu machen wissen werde. Am vergangenen Sonnabend, nachz der Ankunft des Dampsschiffes von Southampton, fand sich, daß die Gendarmerie einen Menschen ase landen lassen, dessen Paß den Namen Zerand fuͤhrte. Die Polizei stellte sogleich die eifrigsten Nach⸗ forschungen an, und es gelang auch, den Ferand festzunehmen, obgleich er sich schon Schnurr⸗- und Backenbart hatte abscheeren lassen. Man fand bei ihm mehrere Orden und ein Paͤckchen mit weißlichem Pulver, das man noch nicht gepruͤft hat. Man bemerkt, daß die Ankunft dieses Menschen mit der Reise des Herzogs von Orleans nach Havre und mit den Anschlaͤgen aufruͤhrischer Plakate zusammentrifft, in denen das Volk auf⸗ gefordert wird, dem Galle, den die Stadt dem Kronprinzen geben wolle, nicht friedlich zuzuschauen.“

1 Die Presse enthaͤlt folgende Artikel: „Wir bemuͤhen uns seit 8 Tagen, um uns den laͤrmenden Krieg zu erklaͤren, den die Opposition und das Ministerium in Bezug auf das Fron⸗ tispiz des Pantheon fuͤhren, und wir bekennen aufrichtig, daß es uns bis jetzt nicht gelungen ist. Wir begreifen weder den Widerstand einer⸗, noch die Erbitterung andererseits. Es han⸗ delt sich um einige Ellen Mauer, die mit Bildhauer⸗Arbeit versegen sind. Diese Arbeit ist den Zeichnungen gemaͤß, die Herr David dem Herrn Thiers vorgelegt hatte; der Kuͤnstler hat daher nicht mehr und nicht weniger als seine Schuldigkeit gethan und er bleibt daher ganz aus dem Spiele. Der Streit wird von dem Ministerium und der Opposition gefuͤhrt. Das

en, und er

entdeckte auch virklich im Jahre 1833 zuerst ein

*) Späteren Nachrichten

zufolge, ist der Dr. Rethlauf ein Opfer seines edeln Berufes geworden. 111““

Gedruckt bei A. W. Hayn⸗

Ministerium wagt es nicht, die Verantwortlichkeit fuͤr die Bild⸗

Don Carlos

8

11“

111“““

8 P Arbeit an dem Pantheon z8 uͤbernehmen, weil ihm die⸗ elbe zu revolutionair scheint. Aber unseres Erachtens kann das jetzige Ministerium gar nicht dafuͤr verantwortlich seyn, da es weder die Arbeit bestellt noch enehmigt hat. Die Verantwortlich⸗ keit, wenn es uͤberhaupt eine giebt, muß natuͤrlich, was den Vorschlag zu dem Werke betrifft, von Herrn David, und was die An⸗ nahme desselben betrifft, von Herrn Thiers getragen werden. Wenn man daher bei dieser Sache Jemand der vevolutionai⸗ ren Gesinnungen beschuldigen koͤnnte, so waͤre es nicht das jetzige Kabinet. Demzufolge scheint uns ner Seite in dieser Hinsicht ungegruͤndet oder uͤbertrieben. Wenn man das Frontispiz ohne weiteres enthuͤllt haͤtte, so wuͤrden die Muͤßiggaͤnger dasselbe betrachtet, die Journale einige Feuille⸗ tons publizirt haben, und Alles waͤre gesagt gewesen. Jetzt hat sich dagegen eine Art von Schwierigkeit G die mit jedem Tage waͤchst. Die Opposition ist ihrerseits nicht kluͤger gewe⸗ sen, sie detaillirt die einzelnen Gruppen der Arbeit ,„ und sucht aus jeder die Nothwendigkeit der Wahl⸗Reform und des all⸗ Pfäelr-r Stimmrechts zu beweisen. Herr David muß in der

hat sehr gedemuehigt 1 wenn er sieht, daß man sein Werk zu einem Oppositions⸗Raisonnement erniedrigt. Herr David ist sicher ein zu ausgezeichneter Kuͤnstler, als daß er gesucht haͤtte, mit seinem Meißel Politik zu machen. Er weiß, wie lange politische Meinungen dauern, besonders in einem Jahrhunderte des Schwan ens, wie das unsrige, und seine Zeit ist zu kostbar, um Gelegenheits⸗Bildhauerarbeit zu machen. Unsere Meinung ist daher, daß das Frontispiz des Pantheon, welche Personen sich auch darauf befinden moͤgen, keine politische Absicht gehabt hat. Es ist ein Kunstwerk, wie Herr David es aufgefaßt hat; als solches kann man es loben oder tadeln, aber dabei muß man auch 89 bleiben. Man sagt, Voltaire befinde sich auf dem Frontispiz und Herr Cuvier nicht! Nun, was weiter? Soll sich die Regierung in die Theologie, in die Geschichte, in die dra⸗ matische Kunst, in die Geo ogie mischen, und uͤber die Ver⸗ dienste des einen oder uͤber das Unrecht des anderen entscheiden? Sind die Minister Doktoren der Sorbonne oder Professoren der schoͤnen Kuͤnste, und ist das Kabinet ein Konzilium oder eine Akademie? Ob Voltaire, Fenélon, Confucius, oder sonss wer, darauf sind, das kuͤmmert nur Herrn David. Da man ihn mit jener Arbeit beauftragt hat, so wird man ihn auch wahrscheinlich f faͤhig gehalten haben, dieselbe zweckmäßig auszufuͤhren. Kurz, wir wuͤnschten, daß sich das Ministerinns den Vorwuͤrfen nicht ausgesetzt haͤtte, die man ihm machen kann, wenn das, was man von seinem Widerstande sagt, wahr ist. Anderer⸗ seits raͤumen wir aber auch nicht ein, daß irgend ein Basrelief, und be⸗ sonders ein Basrelief von Hrn. David, ein politisches Pamphlet seyn kann. Wenn nun auch Herr David Koͤnigsmoͤrder in Stein Faese danken wir ihm nicht auch die Bildsaͤule des großen

ondé? Uebrigens muß man nicht vergessen, daß das Pan⸗ theon in seinem egenwaͤrtigen Zustande ein revolutionaires Denkmal ist; es ist immer mehr oder weniger die Gruft Ma⸗ rat s; und wenn Marat drinnen ist, kann Voltaire wohl drau⸗ ßen seyn. Die Frage is daher nicht, ob man das Frontispiz des Pantheon enthuͤllen soll oder nicht, sondern ob es nicht zweck⸗ maͤßig und zeitgemäaͤß sey, dasselbe dem katholischen Kultus wie⸗ derzugeben, statt dieses Denkmal allen revolutionairen Entwei⸗ 8 zu uͤberliefern und allen religioͤsen, philosophischen, wis⸗ enschaftlichen und politischen Reactionen auszusetzen. Wir be⸗ stsh vor, diese Frage gruͤndlicher zu beleuchten.“

ie Regierung hat heute nachstehende telegraphische De⸗

pesche erhalten: 8 2. Lann Don 899 nach⸗ dem er seine Bewegung in der Richtung von Cenia angedeutet und begonnen hatte, ist neuerdings auf die Straße nach Do⸗ raca zuruͤckgekehrt. Nachrichten aus Saragossa vom 30sten svfo g⸗, stand er in der Umzeßemd von Immesa und von Mon⸗ orte. Die Nachrichten aus Madrid vom 29sten melden nichts Wichtiges.“

Aus Bayonne schreibt man unterm 31. Juli: „Guergé steht jetzt in dem Laͤndchen Montes de Doco, welches noͤrdlich von der Provinz Burgos liegt und an die Provinz Santander graͤnzt. Er hat oͤchstens 3000 Mann bei sich, eine Streit⸗ macht, der die Christinos leicht werden die Spitze bieten koͤn⸗ nen. Die Karlisten versichern, daß Zariateguy seitwärts von Guergé au Briviesca marschire. Diese Operation koͤnnte einem Theil der treitkraͤfte Espartero's oder Bueren's Beschaͤftigung geben und so die Bewegungen des Don Carlos erleichtern.“

In einem Schreiben aus Saragossa vom 2osten d. heißt es: „Alle Briefe aus Cantavieja stimmen darin uͤberein, daß Don Carlos, indem er alle disponiblen Streitkraͤfte in dieser Stadt versammle, den Zweck habe, sich die Mittel zu sichern, um einen Durchweg zur Ruͤckkehr nach Navarra zu erzwin⸗ gen.)) Das Terrain und ein ungeheurer Wald, der die Hoͤ⸗ hen bedeckt, koͤnnen ihm zur Ausfuͤhrung dieses gefaͤhrlichen Un⸗ terne 9. RMupene eyn.“

ie Briefe aus Madrid vom 27. Juli be raͤnken sich

auf die Mittheilung, daß die Regierung, 2b durch 88

ves Helhene vöö Nengteum, geneigt sey, energi⸗

e Maßregeln gegen die Preßfreiheit zu ergreifen. 2. ch⸗

richten aus ifsabs e Wan, e a. 8sbre

*) Man sieht im Gegentheil, nach den leichteren Uebergangspunkten über den Ebro zu verfolgen, wieder eine überraschende nordwestliche Bewegung gemacht hat, und wenn man der in der telegraphischen Depesche gemachten Nachricht glauben soll, schon in der Umgegend von Monforte steht, welches in gleicher Entfernung von Garagossa und Calatapud liegt. Letztgenann⸗ ter Ort, wohin der Marsch des Don Carlos gerichtet scheint, liegt auf der großen Straße zwischen Saragossa und Madrid, und dort dürfte daher wiederum die Frage zur Euntscheidung kommen, ob sich Don Carlos südwestlich nach Madrid wenden, oder direkt nördlich nach Ravarra zurückkehren will. Möglicherweise kann auch in der NRähe von Calatayud die Vereinigung mit Zariateguy stattfinden, da dieser eine füdlichere Richtung eingeschlagen hat und offenbar der Armee des

entgegen manbvrirt. 8

auch jede Besorgniß von sei⸗ 8

ufolge, scheint die Contre⸗Revolution 9.

daß Don Carlos, statt den Weig