Schuldige ist, ob der Verklagte oder die Anklaͤger.“ — Der General Brossard befindet sich gegenwaͤrtig in Karthagena, um sich daselbst, wie sein Sohn behauptet, von den Strapazen sei⸗ nes anderthalbjaͤhrigen Aufenthaltes in Afrika zu erholen. Eine heute hier telegraphische Depesche aus Bayonne vom Lästen um 1 ½ Uhr Nachmittags lautet also: „Von Huerta del Rey hat Espartero seinen Marsch uͤber Espeja auf Ontaria fortgesetzt, wo er am 15ten stand, nachdem er sich eines, von Don Carlos aufgegebenen, bedeutenden Getraide⸗ Vorraths bemaͤchtigt hatte. Letzterer zog sich eiligst auf Quin⸗ tanar de la Sierra zuruͤck.“ Der Phare de Bayonne vom Alsten meldet die Ein⸗ nahme von Guetaria und Urnieta durch die Christinos in fol⸗ gender Weise: „Wir erhalten so eben ein Schreiben aus San
„Di
Sebastian vom Llsten, in welchem von einer Expedition die Rede ist, die am Morgen dieses Tages gegen Guetaria statt⸗
gefunden hat. 1200 Mann waren in der Nacht zuvor auf zwei Dampfboͤten in San Sebastian eingeschifft worden, und den Nachrichten zufolge, die man am Listen Abends erhielt, hatten diese Truppen sich ohne Schwertstreich Guetaria's be⸗ aͤchtigt. Das feste Schloß dieser Stadt ist bekanntlich stets in den Haͤnden der Christinos gewesen. Gleichzeitig mit dieser Expedition wurde auch ein Angriff auf Urnieta gemacht, der eben so gut gelang, und durch den man die Karlisten hinderte, der Stadt Guetaria zu Huͤlfe zu kommen.“ — Ein in Bayonne erscheinendes Karlistisches Blatt macht die Franzoͤsische Regie⸗ rung darauf aufmerksam, daß die Englaͤnder eine starke Cita⸗ delle bei Puyo errichteten, und daß sie aus den kleinen, am Meere gelegenen Forts allmaͤlig die Spanischen Soldaten ent⸗ fernten, um sie durch Englische Marine⸗Truppen zu ersetzen.
Das Journal des Dobats bemerkt uͤber die Spanischen Angelegenheiten Folgendes: „Der Krieg in Spanien ist fort⸗ waͤhrend fruchtbar an unvorhergesehenen Ereignissen. Seit drei Tagen meldeten die Briefe aus Burgos ein Vorruͤcken der Karlistischen Armee nach dem Duero und sogar nach dem Suͤ⸗ den dieses Flusses, in der Richtung von Valladolid und Ma— drid, und nun will umgekehrt wieder ein Theil dieser Armee, und vielleicht Don Carlos mit ihm, in der Gegend von Haro uͤber den Ebro zuruͤckgehen. Haro liegt auf dem rechten Ufer des Ebro, unterhalb Miranda, und 10 Stunden suͤdwestlich von Vittoria. Sobald es in dem Conseil des Don Carlos be⸗ schlossen war, daß ein Theil der Armee nach Navarra zuruͤck⸗ kehren sollte, — ein Plan, der, wie man sich leicht denken kann, sehr geheim gehalten wurde, — wurden zwei Divisionen nach dem Duero detaschirt, als ob man die Absicht haͤtte, diesen Fluß zu uͤberschreiten; die eine marschirte nach Osma, die an⸗ dere nach Aranda, um die Aufmerksamkeit Espartero's zu thei⸗ len. Zu gleicher Zeit verbreitete der Karlistische Generalstab die Nachricht, daß Don Carlos zum drittenmale auf Ma⸗ drid marschiren wuͤrde. Espartero, durch diese Demonstra— tionen beunruhigt, verließ seine Kantonnirungen in Lerma und Covarrubias, um bei Zeiten Peñaranda zu erreichen, von wo er im Stande war, den Uebergang uͤber den Duero zu verhindern. Bald aber sah er seinen Irrthum ein, und erfuhr, daß das Gros der Karlistischen Armee in Quintanar de la Sierra geblieben war. Er trat nun sogleich den Ruͤckmarsch dahin an, aber die verlorene Zeit war von den Karlisten benutzt worden. Die zehn zur Ruͤckkehr nach Navarra bestimmten Ba⸗ taillone hatten bereits Santo Domingo de la Calzada hinter sich, und langten ohne irgend ein Hinderniß am Ebro an. Uebrigens ward auch Espartero bei Huerta del Rey aufgehal⸗ ten, wo er am laten gegen den Theil der Karlistischen Armee kaͤmpfen mußte, der in den Gebirgen von Soria zuruͤckgeblieben war. Espartero scheint nun tiefer in die Gebirge eingedrungen zu seyn, um den Feind zu verfolgen. Es ist sehr zu wuͤnschen, daß er diese Gelegenheit benutzen moͤge, um die daselbst von dem Feinde gebildeten Depots und Magazine zu zerstoͤren. In⸗ deß verhehlen wir uns nicht, daß diese Aufgabe schwierig ist, da das Land sehr unzugaͤnglich nnd der groͤßte Theil der Be⸗ voͤlkerung karlistisch gesinnt ist.“
((CG(s(s(ean
London, 27. Okt. In der naͤchstfolgenden Woche werden Ihre Majestaͤt die Koͤnigin und der Hof von Brighton in dem neuen Palaste im St. James⸗Park eintreffen. Wie man hoͤrt, wird die Koͤnigin drei Wochen in der Hauptstadt verweilen und dann das Weihnachtsfest im Windsor⸗Schlosse zubringen. Die Prinzessin Auguste von Sachsen, welche am 22sten d. von einer Reise nach der Insel Wight und nach Portsmouth in Brigh⸗ ton anlangte, wird, so lange wie der Hof, sich dort aufhalten.
Vorgestern fruͤh landete die Herzogin von Cambridge mit ihren Kindern und Gefolge in Dover; Ihre Koͤniglichen Ho⸗ heiten wurden vom Herzoge empfangen, der sie schon seit eini⸗ gen Tagen in Dover erwartete. Sie kamen noch an demselben “ h 89 1 1 1 ie heutige Hof⸗Zeitung enthaͤlt die Anzeige, daß die Hoftrauer fuͤr Ihre verewigte eunchan die Koͤnigin der Nie— 8e vom 29sten d. bis zum 19. November getragen wer⸗
en soll.
Die Koͤnigin soll den Wunsch ausgesprochen haben, daß bei dem bevorstehenden Feste in Guildhall alle Damen in Bri⸗ tische Fabrikate gekleidet erscheinen moͤchten. Zu einem Unter⸗ stutzungs⸗Fonds, der fuͤr die Familien von Lootsen, die kuͤrzlich bei Shorcham ertranken, gesammelt wird, hat Ihre Majestaͤt 30 Pfund
Guildhall, in welchem die Koͤnigin am 9. November von dem Lord⸗Mayor und den Sheriffs bewirthet werden wird, ist ein Gebaͤude, in welchem, seitdem im Jahre 1501 von Sir John Shaw daran eine Kuͤche erbaut worden ist, alle groͤßeren feierlichen Gastmahle gehalten worden sind. Sein Raum reicht aus, 7000 Personen aufzunehmen; die Halle ist 152 Fuß lang, 50 Fuß breit, 55 Fuß hoch und ihre Mauern 5 Fuß dick. Das dem Prinzen⸗Regenten und den fremden Monarchen im Juni 1814 gegebene Gastmahl war so luxurioͤs, wie es bei Geld und Geschicklichkeit nur moͤglich ist; es wurde auf Servicen, deren Werth sich auf mehr als 200,000 Pfd. belief, servirt, und die Kosten des Gastmahls betrugen 25,000 Pfd. Sieb ig Jahre sind verflossen, seitdem ein Koͤnig von England den Lord⸗ Ma⸗ ors⸗Schmaus mit seiner Gegenwart beehrt hat, auch ist die
erschiedenheit der Kosten der drei letzten Koͤniglichen Gast⸗ mahle bemerkenswerth. Im Jahre 1727 speiste Georg II. mit seiner Gemahlin bei dem Lord⸗Mayor, und die Kosten des Gastmahls betrugen 4889 Pfd. 4 Sh. Im Jahre 1761 wur⸗ den Georg III., seine Gemahlin und die Mitglieder der Koͤ⸗ niglichen Familie von dem Lord⸗Mayor bewirthet, und die Kosten betrugen 6898 Pfd. 5 Sh. 4 P., während sich die Kosten des Bankets, welchem Georg IV., damals Prinz⸗Regent, und die fremden Monarchen beiwohnten, auf 25,000 Pfd. beliefen. Bei jeder dieser Gelegenheiten wurde angeblich die groͤßte Sparsamkeit beobachtet, und man ist neugierig, zu sehen, wie
hoch die Kosten des bevorstehenden Gastmahles sich belaufer werden.
Wie es heißt, wird Dr. Clarke, der Arzt der Koͤnigin, zum Baronet erhoben werden. “
Herr Thomas Sutton Willimot, der waͤhrend einiger Zeit Britischer Vice⸗Konsul in Lima war, ist zum Konsul in Puer⸗ to⸗Cabello, und Herr John Frank Close zum Konsul in Cha— rente ernannt worden.
Lord und Lady de Walden werden mit dem naͤchsten Packet⸗ schiffe aus Lissabon hier erwartet.
In diesem Jahre ist der 12. November zur Einsammlung des Entschaͤdigungs⸗Fonds fuͤr O'Connell oder der sogenannten O'Connellschen Rente festgesetzt worden.
Das Koͤnigliche Gestuͤt Wilhelm's [V., dessen beabsichtig⸗ ter Verkauf zu so manchen aͤrgerlichen Diskussionen in den oͤf⸗ fentlichen Blaͤttern Veranlassung gegeben hat, ist vorgestern wirklich versteigert worden. Die 80 Pferde, welche es enthielt, haben, nach der Morning Chronicle, die Summe von 15,692 Guineen eingebracht; davon kamen 9568 Guineen auf Zucht-⸗Stuten, 1471 auf maͤnnliche Fuͤllen, 1112 auf weibliche Fuͤllen und 3541 auf Hengste und zwei Halbblut⸗Fuͤllen. Der hoͤchste Preis, naͤmlich 1550 Guineen, wurde fuͤr den „Colo— nel“” bezahlt, ein Pferd, welches der verstorbene Koͤnig fuͤr 4000 Guineen gekauft hatte. Der „Actaͤon“, der 1000 Guineen gekostet hatte, wurde von dem Baron von Maltzahn fuͤr 920 Guineen erstanden. Eben derselbe kaufte auch noch die Stuten, die, eben so, wie der „Actaͤon“, dem Courier zufolge, zur Veredelung der Zucht in Westpreußen bestimmt seyn sollen. Die Zahl der verkauften Zucht⸗Stuten belief sich auf 43, die der Fuͤllen auf 31 und die der Beschaͤler auf 15. Die meisten Pferde wurden in frem— dem Auftrage angekauft und gehen zum Then nach Deutschland, Frankreich, Spanien und Rußland. Es ist bekanntlich sehr viel daruͤber geschrieben und gesprochen worden, namentlich von Sei⸗ ten Sir Francis Burdett's, ob es in nationaler Hinsicht ange— messen sey, dieses Gestuͤt zu verkaufen, und man bemuͤhte sich sehr, die Regierung zur Beibehaltung desselben zu bewegen. Von Seiten der ministeriellen Blaͤtter wurde darauf entgegnet, daß die Vollstrecker des Testaments Wilhelm's IV. keine andere Wahl hatten, als das Gestuͤt zu verkaufen, und eben diese Blaͤtter finden es am weisesten, daß die Minister die oͤffentliche Verstei⸗ erung als Mittel gewaͤhlt. Ein Korrespondent der Morning Chronicle aus Yorkshire aͤußert sich uͤber diese Angelegenheit folgendermaßen: „Ich trage kein Bedenken, zu erklaͤren, daß es nicht nur kein Verlust, sondern sogar ein Nutzen fuͤr die Nation seyn wuͤrde, wenn morgen des Tages jedwedes Renn⸗ pferd⸗Gestuͤt des Koͤnigreichs nach dem Auslande ginge. Nichts ist laͤcherlicher als die Behauptung, als ob unsere Pferdezucht zu allen nuͤtzlichen Zwecken gaͤnzlich von unseren Rennpferd⸗ Gestuͤten abhinge. Ich will zugeben, daß unsere jetzige beste Pferde⸗Race ihre Vorzuͤglichkeit einer Beimischung von dem besten . und fremden Gebluͤt verdankt; aber unser heutiges Rennpferd ist ein ganz anderes Thier als das Renn⸗ pferd fruͤherer Zeiten; es ist ganz allein aus sogenannten fashio⸗ nablem Blut gezogen, ohne Ruͤcksicht auf Gestalt, Substanz und Kraft. Die Folge davon ist, daß neunzehn unter zwan⸗ zig bloßes Unkraut sind, die man zu keinem nuͤtzlichen Zweck brauchen und die man, wenn es Einem nur um Schnelligkeit im Wettlauf zu thun ist, haufenweise zu 20 Pfund das Stuͤck zu kaufen bekommen kann. Glaubt man etwa, daß unsere großen Pferdezuͤchter in Yorkshire oder anderwaͤrts zu dem neueren Rennpferde ihre Zuflucht nehmen, um Thiere von der Art, wie man sie taͤglich in London steht, zu erzielen? Keines⸗ weges. Nicht ein einziges Pferd in unserer Kavallerie stammt von einem Rennpferde her. Was soll denn also der Laͤrm des alten Herrn (Sir F. Burdett's) um seine fulmina belli. Keines unserer herr⸗ lichen Kutschenpferde ist von Rennpferden erzeugt, auch nicht eines unter zwanzig unserer Jagdpferde, das nennenswerth waͤre. Die Wettrennenwuth hat das Vollblutpferd fast zu je⸗ dem anderen Zweck untauglich GG- da hier die Hauptzwecke nur Schnelligkeit und fruͤhes Ankommen am Ziele sind, woge— gen die wichtigen Erfordernisse der Gestalt, des Knochenbaues der Zug⸗- und Trag-Kraft und der Ausdauer ganz außer Acht gelassen werden. Kann man sich also uͤber die Verschlechterung der Zucht wundern? Auch die neuere Sitte, zwei⸗ bis dreijaͤhrige
ferde schon den schwersten Anstrengungen auszusetzen, ehe noch ihre Sehnen die gehoͤrige Festigkeit erlangt haben, macht die Thiere zu Schanden. Was das Koͤnigliche Gestuͤt zu Hampton⸗Court anbelangt, so wuͤßte ich nicht, daß dasselbe, wie schoͤn es auch ist, irgend wie zum Nutzen der Umgegend oder der Narion uͤberhaupt gedient haͤtte, denn es war ausschließlich fuͤr die Wettrennen bestimmt; Georg IV., dessen Vorliebe fuͤr dieses Vergnuͤgen ihn bewog, einige Zuchtpferde vom besten Gebluͤt zu diesem Zweck auszuwaͤhlen, hatte dasselbe begruͤndet.“ Die heutige Morning Chronicle selbst fuͤgt diesen Bemerkungen noch hinzu: „Das Resultat der Versteigerung des Gestuͤts von Hampton⸗Court liefert einen uͤberzeugenden Beweis fuͤr die Richtigkeit unserer Angaben in Bezug auf die Geschichte und Entstehung desselben, so wie fuͤr die Abgeschmacktheit der Be— hauptung, daß es als ein National⸗Inftitut anzusehen sey und als solches von der Regierung der Koͤnigin beibehalten zu werden verdiene; denn betrachtet man den Exrtrag des oͤffentli⸗ chen Verkaufs, so ergiebt sich, wie wir schon gesagt hatten, daß unter den saͤmmtlichen Zuchtstuten nur wenige von bedeutendem Werth besindlich waren. „Nanine Scandal“, „Fleur de Lis“ und „Oskar“ waren die einzigen Stuten, die uͤber 400 Pfd. eine jede einbrachten, waͤhrend bei Sir Mark Wood's Verkauf eine Stute mit 1500 Guineen bezahlt wurde. Sechs andere von den Koͤniglichen Zucht⸗Stuten wurden nur mit einem Preise dritter Klasse bezahlt, und alle uͤbrigen konnten nur zu den niedrigsten Preisen angebracht werden, ein unwiderleglicher Beweis von dem geringen Werth des Gestuͤts, da die Konkurrenz bei einem Pferde⸗Verkauf noch nie so groß war und der Auctions⸗Kom⸗ missarius seine Lunge und Beredtsamkeit mehr als jemals an⸗ strengte. Die jungen Pferde wurden saͤmmtlich mit sehr maͤßi— gen Preisen bezahlt. Die Hengste „Colonel“ und „Actaͤon“ gingen zu einem ziemlich guten Marktpreise weg; doch muß man bedenken, daß der „Colonel“ damals, wie Georg IV. ihn fuͤr 4000 Guineen kauste, ein Rennpferd erster Klasse war; er hat indeß als Beschaͤler, obgleich er einige der schoͤnsten Stuten des Koͤnigreichs deckte, noch kein Rennpferd von hohem Werthe produzirt. Was es mit den beiden Arabern zu sagen hat, die der verstorbene Koͤnig von dem Imam von Muskat zum Ge⸗ schenk erhielt, und von denen so viel Aufhebens gemacht wor⸗ den, das wird man am besten daraus ersehen, daß sie zu einem Preise eines Englischen Hengstes fuͤnfter bis sechster Klasse, zu 105 und 150 Guineen, fuͤr auswäͤrtige Maͤrkte angekauft wor⸗ den sind.“
Aus dem letzten Monats⸗Berichte in der letzten Hof⸗Zei⸗ tung erhellet, daß die Aussichten fuͤr die Bank von England
sich fortwaͤhrend vortheilhaft gestalten, indem die Barren wieder um eine halbe Million vermehrt sind und die Circulation in mäßigen Graͤnzen gehalten ist. Ein auffallender Zug in diesem Berichte ist die Verminderung der im Besitz der Bank befind⸗ lichen Sicherheiten um 1,300,000 Pfd., welche durch die Abbe, zahlung der Amerikanischen Garantie⸗Noten veranlaßt wurde, wobei die Bank in dem letzten Monate wenig Wechsel diskon⸗ tirt hat, da der Zinsfuß tief unter dem von ihr angenommenen Tarif stand. Dadurch wird der Vortheil der Bank natuͤrlich vermindert, und die Direktoren werden sich um andere Sicher/ heiten bemuͤhen muͤssen, bei denen der Vortheil gewisser ist. Die Nachrichten aus Lancashire sind hoͤchst beunruhigend,
die Folgen der Nord⸗Amerikanischen Krise und der verminder
ten Nachfrage nach Manufaktur-Waaren hatten einen Noth stand hervorgerufen, der noch keinesweges beendet ist. —
Die Times hatte behauptet, daß die Herren Wiggin un Compagnie, eines der hiesigen Amerikanischen Handelshaͤuser die ihre Zahlungen eingestellt, nicht 2 Shillinge 6 Pence fur jedes Pfund Sterling ihrer Verbindlichkeiten wuͤrden zahle koͤnnen; diese Herren haben hierauf jenem Blatte folgendes Schreiben zugesandt:
„Da die am Mittwoch in der „Times“ enthaltenen Angaben seh unrichtig waren, so haben mehrere Freunde uns den Rath ertheithe eine genaue Darstellunag ven unseren Verhältnissen zu entwerfen, unmd da wir nicht glauben können, daß Sie nuns absichtlich haben beleide gen oder das Publikum irre führen wollen, so hoffen wir, Sie weß den derselben einen eben so bervorstechenden Platz geben, wie der früheren Artikel. Als wir unsere Zablungen cinstellten, betrugen un sere Verpflichtungen 1,126,846 Pfd., wie es auch in der Versammlung unserer Gläubiger angegeben wurde, ungefähr eben so viel, wie ge wöhnlich um diese Jahreszeit. Weniger als 40 000 Pfd hiervon wa⸗ für Geld in unseren Händen, der Rest für Vorschüsse auf Waarer die aus England, China, Indien und anderen Orten nach den Ver einigten Staaten ausgeführt worden. Für unsere eigene Rechnung ist nichts dabei, auch haben wir seit dem Beginn unseres Geschäftt niemals Waaren für eigene Rechnung bezogen: die von uns accey tirten Wechsel waren daber für Rechnung Anderer, welche die selben schuldig waren und noch schuldig sind, so weit sie unbe zahlt blieben. Die Angabe Ihres Korrespondenten, daß ver unseren Verpflichtungen niemals 2 Shilling 6 Pence vom Pfun bezahlt wurden, ist falsch, denn es sind bereits nahe an 400 000 Pfun) oder mehr als 6 Sbilling 8 Pence pro Pfund von der ganzen Summ übersandt worden, die von den Einsendern ausdrücklich dazu bestimm sind, ihre Verpflichtungen zu decken; und wir wissen, daß in Amerif Anstalten zur baldigen Zahlung einer anderen großen Summe getrossen werden. Wirglauben, es ist für alle Interessenten von Wichtigkeit, daß un sere Verpflichtungen in einer binreichenden Zeit so viel wie möglich reduzin werden, ehe wir eine Dividende zahlen, denn wir können natürlich ums mehr Prozente zablen, je geringer der Betrag unserer Verbindlichfat ten ist. In der Versammlung unserer Kreditoren am 12. Juni be ben wir dargethan, daß unser überschüssiges Kapital mehr als 425,000 Pfd. betrage. Wir haben jetzt unsere Rechnungen gemacht, die einen bedeutend größeren Ueberschuß ergeben. Auch brefestigen unsere letzten Nachrichten uns in dem Glauben, daß wir im Stande seyn werden Jedermann voll anszubezahlen, und daß dennoch eine beträchtliche Summe für uns übrig bleiben wird. Wir haben die Ehre n. s. w.
T. Wigain und Comp.“
Der Courier bemerkt hierzu: „Ob sich die Herren Wiggi und Compagnie nicht zu sanguinischen Hoffnungen hingeben wollen wir nicht zu entscheiden wagen. Jedenfalls ist es klar, daß sie seit ihrem Fallissement uͤber ⅛ der ihnen schuldigen Summen erhalten haben, und alle Gutunterrichtete glauben daß die Angelegenheiten dieses Hauses, so wie aller anderen Haͤuser, die ihre Zahlungen eingestellt haben, sich viel besser ge⸗ stalten werden, als man erwartete. Es ist nicht leicht zu sagen, ob diejenigen hier in England, die in den letzten zwei Jah⸗ ren hauptsaͤchlich in den Amerikanischen Handel verwicken waren, oder ihre Korrespondenten, groͤßere Nachlaͤssig keit und Unwissenheit gezeigt haben. Die Einen wie die Anderen ließen sich in Verpflichtungen ein, die ihr Kapital sieben- bit zehnmal uͤberstiegen, und das einzige Wunderbare hierbei is nicht, daß die Maschine sprang, sondern daß die Explosion nicht heftiger und zerstoͤrender gewesen ist. Bei dem allgemeinen Darniederliegen des Kredits in Amerika und bei den schweren Kosten, mit denen bei dem Fallen des Wechsel⸗Courses Geld⸗ sendungen nach Europa verknuͤpft waren, hat es den Amerika⸗ nischen Haͤusern, die den Englischen etwas schuldig waren, die groͤßten Schwierigkeiten verursacht, diesseit des Meeres Zahlun gen zu leisten; und wenn wir erwaͤgen, auf welche Weise sie
durch die Unvorsichtigkeit und Nachlaͤssigkeit der Englischer
Haͤuser in die Verpflichtungen verwickelt wurden, unter dener sie jetzt leiden, so muß man in der That eingestehen, daß si eine Entschlossenheit gezeigt haben, ihre Verpflichtungen, es koste was es wolle, zu erfuͤllen, die ihnen die groͤßte Ehre macht Dies Benehmen der großen Amerikanischen Kaufleute ist um so ehrenwerther, als sie bei dem Versuch, die Zahlung ihrer Schulden zu umgehen, von einem nicht unbetraͤchtlichen Theils der Amerikanischen Presse und wahrscheinlich durch die Majo— ritaͤt in den meisten legislativen Versammlungen der einzelnen Staaten wuͤrden unterstuͤtzt worden seyn; allein sie haben solche niedrige Auskunfts⸗Mittel verschmaͤht.“
Das Schiff „William and Ann“, das letzte der in den noͤrdlichen Meeren zuruͤckgebliebenen Wallfischfaͤnger, welche in diesem Jahre ausgegangen waren, ist vorgestern auf der Rhede von Leith angelangt, ohne irgend ein Individuum von seinen Mannschaft verloren zu haben; es war erst am 2ten d. aus dem Eise entkommen.
Zur Befoͤrderung des großen Zwecks der Dampsschifffahr nach Ostindien uͤber das Rothe Meer laͤßt die Ostindische Com— pagnie gegenwaͤrtig mehrere Schiffe erster Klasse in den neuen Docks in Suͤd-Wales mit dortigen Kohlen fuͤr die Depots in Mocha und Bombay beladen.
Nach einem Geruͤchte an der Boͤrse wollte die Portugie— sische Regierung das Aeußerste versuchen, um die Dezember Dividende zu bezahlen.
In Bezug auf die Spanischen Wahlen sagt die Mor' ning Chronicle: maͤßigten Partei bei den Wahlen in Spanien sagen mag, fuͤrchten wir doch, daß aus Moderados kein Ministerium wird gebildet werden koͤnnen, das sich einige Zeit ju halten oder Un⸗ ruhen zu verhindern im Stande waͤre. Alle hervorragenden Maͤnner dieser Partei sind beim Volke zu vechg6, und obgleic sie sich herabgelassen haben, den Eid auf die Verfassung zu lei sten, so kann es doch nicht fehlen, daß, wenn sie am Runder sind, der Argwohn der exaltirten Partei wach bleiben muß⸗ Bei dem Zustande, in welchem Spanien sich befindet, kann kein Ministerium sich halten, das gegen den Willen der Exaltados oder der alten liberalen Partei gebildet ist. Die Anwesen⸗ heit oder der deutlich ausgesprochene Wille der Armee koͤn⸗ nen zwar diese Partei auf eine Zeit lang vom Ruder fern halten, aber zuletzt wird sie doch immer wieder siegen. Waͤre eine regelmaͤßige Regierung begruͤndet und das Eigenthum gesichert, dann koͤnnten wohl die Moderados mit Frankreichs Huͤlfe uͤber ihre Nebenbuhler siegen; unter den ge.
„Was man auch uͤber den Sieg der gyo
genwaͤrtigen Verhaͤltnissen des Landes aber muͤssen die Maͤnner regieren, welche das Vertrauen der großen Masse der liberalen Bevoͤlkerung besitzen. Wo nicht, so wird eine Verschwoͤrung oder eine Insurrection sie ans Ruder bringen, und wenn sie selbst es auch nicht wollten. Was uns betrifft, so ist es uns sehr gleichguͤltig, welche Partei die Oberhand hat, wenn die Regierung stark ist und den Feind wirksam zu bekaͤmpfen ver⸗ nag. Es wuͤrde aber ein vergeblicher und gefaͤhrlicher Versuch von Seiten Christinens seyn, wenn sie auf einem so baufaͤlli⸗ gen Throne, wie der Spanische es jetzt ist, die Rolle Ludwig Philipp's spielen wollte.“
Der Globe kann nicht begreifen, warum Espartero die on seinen Truppen uͤber die Karlisten errungenen Vortheile icht verfolgen wolle, und das genannte Blatt fuͤrchtet, daß so ange keine Aussicht auf Beendigung des Krieges seyn moͤchte, ls “ Christine ihm das Kommando uͤber ihre Ar⸗ ee lasse.
Das Paketboot von den Leewards⸗Inseln ist mit Nach⸗
ichten von Demarara vom 28. August, Barbadoes vom 6. September, Jamaika vom 11. September und St. Thomas vom 17. September hier angekommen. Die Zeitungen sind och voll von Berichten uͤber die Verbeerungen des Orkans auf den verschiedenen Inseln. In St. Bartholomeo war die Stadt verwuͤstet, das Regierungshaus und drei Viertheile der Haͤuser waren eingestaͤrzt, und die noch stehen gebliebenen mehr oder weniger beschaͤdigt und mehrere unbewohnbar geworden. Auf dem Lande hatten wenige Haͤuser gelitten, aber fast alle Baͤume waren entwurzelt. Auf St. Martin's waren die Felder der⸗ maßen verwuͤstet, daß fuͤr das kuͤnftige Jahr keine Aussicht auf eine Aerndte war. Alle Negerwohnungen lagen zu Boden.
Handelsbriefe aus St. John's vom 21. September und gus Halifax vom 3. Oktober melden, daß die Aerndte, vor Allem die Kartoffel⸗Aerndte, in allen Distrikten noͤrdlich von St. Lawrence uͤberaus guͤnstig ausgefallen war. Die Fonds der Pyrenaͤischen Halbinsel und Suͤd⸗Amerika's, die in Folge seeemesn Geruͤchte gesunken waren, haben sich wieder ge⸗
vben.
h Briefe aus Oahu, einer der Sandwich⸗Inseln, melden, daß daselbst große Aufregung herrsche, indem die Eingebornen die Englische Flagge oͤffentlich verbrannt haben.
Das Paketschiff „Mediator“, das in Portsmouth aus New⸗York angekommen ist, enthaͤlt keinen Bericht von spaͤ⸗ terem Datum, als die bereits mit den letzten Schiffen erhalte⸗ nen, denn es hatte New⸗York gleichfalls schon am 2ten verlas⸗ sen. Doch bestaͤtigt es die bereits erhaltenen beruhigenden Nachrichten.
“
* Aus dem Haag, 27. Okt. Gestern wurde in feierli⸗ chem Zuge, nach der vorher im Programm angeordneten Weise, die irdische Huͤlle der verewigten Koͤnigin von hier in die Fa⸗ miliengruft zu Delft gebracht. Der Leichenwagen, mit acht Dferden bespannt, trug den prachtvoll verzierten Sarg, auf wel⸗ hem die Koͤnigl. Krone und die Insignien des Louisen⸗ und Katharinen⸗Ordens lagen. Die Koͤnigl. Familie, der gesammte Hofstaat und die in der Residenz anwesenden Beamten bildeten den Zug, dem das Volk in großen Massen folgte. Gleich nach— dem derselbe durch das mit Trauer⸗Emblemen versehene Stadt⸗ thor gezogen war, folgten noch viele Leidtragende bis nach Delft, wo die dortige Munizipalitaͤt und die Schutterei den Leichenzug empfingen. Der Sarg wurde dort feierlich in die Koͤnigl. Gruft gesenkt, worauf der Koͤnig und die Prinzen die Stadt wieder verließen und hierher zuruͤckkehrten. Der Sarg ward dann durch den Staats⸗Secretair Baron van Dom mit dem Reichssiegel versiegelt. Ein Gottesdienst in der Kirche zu Delft beendigte die Feierlichkeit, bei welcher Alles in der besten Ordnung ablief.
Es waren gestern gerade achtzehn Jahre verflossen, daß cbenfalls in Delft die feierliche Beisetzung der verwittweten Herzogin von Braunschweig⸗Luͤneburg, einer Schwester unsers
oͤnigs, stattgefunden hat.
8 ie erste Kammer der Generalstaaten hat die von der zwei⸗ ten Kammer votirte Adresse gleichfalls angenommen und in ih⸗ rer gestrigen Sitzung die Anzeise erhalten, daß der Koͤnig die⸗ selbe am naͤ ̃sten Freitag e’“ were..
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Bruͤssel, 26. Okt. Die Kommission, welcher der Gesetz⸗Vor⸗
hlag wegen des verlangten Kredits von 10 Mill., die durch Veraus⸗ heng von Schatzscheinen gedeckt werden sollen, uͤberwiesen wurde, at folgende naͤhere Angaben von den Ministern der Finanzen und der oͤffentlichen Arbeiten erhalten: Der Nominalwerth der An⸗ leihe von 30 Millionen 8 dem Schatze eine Effektiv⸗Summe von 27,364,163 Fr. 74 Ct. verschafft, welche bis zum 16. Okto⸗ ber, wie folgt, verausgabt worden sind: 10,000,000 Fr. zur Einloͤsung der am 1. Mai 1834 ausgegebenen Schatzscheine; 1,490,900 Fr. zur Einloͤsung der am 26. September 1835 ausgegebenen chatzscheine; 1,000,000 Fr. fuͤr die uͤbrige in dem Abschluß der letzten Anleihe festgesetzte Summe; 6,874,163 Fr. 74 Ct. fuͤr die bei den Eisenbahnen ge⸗ machten Ausgaben; 4,500,294 Fr. 43 Ct. fuͤr die Pfla⸗ sterung der Wege, fuͤr welche dem Minister der oͤffentlichen Ar⸗ beiten durch das Gesetz vom 18. Juni 1836 ein Kredit von 6 Millionen bewilligt worden; 1,499,705 Fr. 57 Cts. fuͤr das, was zu gleichem Zwecke noch zur Verfuͤgung steht. Der Mi— nister der oͤffentlichen Arbeiten hat erklaͤrt, daß der Kredit von 10 Millionen zu den Arbeiten und Anschaffungen bis Ende Mai kuͤnftigen Jahres hinreichen wuͤrde; hinsichtlich des Ueber⸗ schusses koͤnne er noch nichts Genaues angeben, da die Unter⸗ suchungen gegen die Deutsche, Graͤnze hin noch nicht gemacht worden seyen; aber bisher haͤtte auf den verschiedenen fertigen Sectionen die Summe der Ausgaben die Veranschlagungen Ober⸗Ingenieure Simons und de Ridder nie uͤberschritten.
Heutschh
Altona, 29. Okt. (Alt. Merk.) Das gestri iefac Sdessest der Geburt Ihrer Majestaͤt unseren —— g 1 und der verehrten Prinzessin Karoline, Koͤnigliche Hoheit Wces⸗ um Mittag mit einer Koͤniglichen Salve von dem Wacht⸗ hiffe „Elbe“ begruͤßt wurde, ist in dem hiesigen Museum von einer Gesellschaft der Mitglieber desselben mit einem gro⸗ ßen Mittagsmahle gefeiert worden, wobei Se. Excellenz, der Geheime⸗Konferenz⸗Rath und Ober⸗Praͤsident, Graf von Biu⸗ cher⸗ Altona, die Trinkspruͤche auf das Wohl beider Koͤniglichen Personen, so wie demnaͤchst auf die fernere Erhaltung des L11““ 88 des gesammten Koͤnigl. Hauses aus⸗
. e ie . & 97 . Abends wurde zur Feier deenegeggen ö
Schauspielhause eine neueinstudirte große Oper aufgefuͤhrt.
Festes in dem gedraͤngt vollen
Leipzig, 29. Okt. (Magdeb. Ztg.) Der ehemalige Be⸗ vollmaͤchtigte der Eisenbahn⸗Compagnie, Kaufmann enner, welchen das hiesige Stadtgericht, weil er sich dringend verdaͤch⸗ tig gemacht, Schulden halber ausgetreten zu seyn, mit Steck⸗ briefen verfolgt hatte, ist gestern hier eingebracht worden. Wie es heißt, hat er sich freiwillig stellen wollen. Ob er von dem auf ihm ruhenden Verdachte, auf eine mehr als leichtsinnige Weise in neuerer Zeit bedeutende Schulden kontrahirt zu haben, zu reinigen vermoͤgen wird, muͤssen wir dahingestellt seyn assen.
Die Leipz. Allg. Ztg. sagt in Bezug auf die freiwillige Ruͤckkehr des Herrn Tenner: „Schon dbessr Ecnter berrzcnege die oͤffentlich ausgesprochene Versicherung des Direktoriums, daß das Interesse der Compagnie auf keine Weise verletzt wor⸗ den ist, doch hat dasselbe, um auch den Unglaͤubigsten zu beruhi⸗ gen, den Ausschuß der Gesellschaft veranlaßt, die Kass⸗ und die Buͤcher einer sorgfaͤltigen Pruͤfung zu unterwerfen, was durch eine Deputation desselben bereits geschehen ist, und es hat sich daraus ergeben, daß Alles in groͤßter Ordnung sich befindet, woruͤber ohne Zweifel in diesen Tagen eine oͤffentliche Erklaͤrung zu erwarten steht.“ 3
Augsburg, 28. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Erbprin Wilhelm von Oranien traf gestern ngc, Hohe Innsbruck ö. Italien kommend, hier ein und nahm sein Absteige⸗Quartier im Gasthofe zu den drei Mohren. Der Prinz, der von dem General Bagellaͤar und dem Baron Foͤrstner von Dambenoy begleitet ist, besichtigte gestern und heute die Merkwuͤrdigkeiten unserer Stadt und wollte heute Nachmittag die Ruͤckreise nach dem Haag uͤber Wuͤrzburg und Frankfurt a. M. antreten.
Stutrgart, 27. Okt. schienen: „Wilhelm, von Gottes
Hier ist folgende Verordnung er⸗
1 Gnaden König von Württemberg. In Erwägung, daß noch manche Helfers⸗ und Pfarrstellen der evangell⸗ schen Landeskirche sehr gering besoldet sind, daß aber das Wohl der Kirche für jede solche Stelle ein zum standesmäßigen Unterhalte ei⸗ nes Geistlichen hinreichendes Einkommen fordert, verordnen und ver⸗ fügen Wir, nach Vernehmung der evangelischen Spuode und nach Anhörung Unseres Geheimen Rathes, wie folgt: §. 1. Bei evange⸗ lischen Helfers⸗ und Pfarrstellen, deren jährliches Einkommen nicht den Betrag von sechshundert Gulden erreicht, ist in dem jedesmali⸗ gen Erledigungsfalle der Stelle vor der Wiederbesetzung derselben wegen Ergänzung dieses Betrages Vorkehr zu treffen. §. 2. Bei der Berechnung des Einkommens kommt die jeder Helfers⸗ oder Pfarrstelle gebührende Amts⸗Wohnung oder der dafür ausge⸗ setzte Hauszins nicht in Anschlag. Die unter dem Einkommen be⸗ griffenen Naturalien werden nach den in dem Sportel⸗ Gesetze vom 2. Jüni 1827 Art. 37 festgesetzten Preisen, und die unständigen Ein⸗ nahmen vach dem Durchschnitte der letzten neun Jahre berechnet. §. 3. Zur Ergänzung eines den in §. 1 bestimmten Betrag nicht er⸗ reichenden Einkommens ist bei denjenigen Helfers⸗ und Pfarrstellen, welche mit dem Besoldungs⸗Verbesserungs⸗ Fonds der evangelischen Kirche in Verbindung stehen, die erforderliche Summe als bleibende Zulage auf diesen Fonds anzuweisen. Bei den mit dem Besoldungs⸗ Verbesserungs⸗Fonds nicht in Verbindung stehenden Stellen sind hier⸗ für diejenigen Mittel in Anwendung zu bringen, welche die beseehen⸗ den Grundsätze des Kirchen⸗Rechts nach Maßgabe der besonderen Umstände des einzelnen Falles an die Hand geben. §. 4. Wenn bei einzelnen Patronat⸗Stellen die Wiederbesetzung ohne Beeinträch⸗ tigung anderer kirchlichen Zwecke nicht so lange ausgesetzt werden kann, bis die Erhöbhung des Einkommens auf den Betrag von sechs⸗ hundert Gulden bewirkt ist, so kann dieselbe ausnahmsweise auch früher alsdann zugelassen werden, wenn das Einkommen einer sol⸗ chen Patronatstelle wenigstens die Summe von fünfhundert Gulden, neben freier Wohnung oder einem entsprechenden Hauszinse dafür, erreicht. Unser Ministerium des Innern und des Kirchen⸗ und Schulwesens ist mit der Vollzichung dieser Verordnuna beauftragt. Stuttgart, den 18. Oktober 1837. Wilhelm.“
Karlsruhe, 20. Okt. Der Bau einer Bildergallerie in der Naͤhe des seither dazu bestimmt gewesenen Gebaͤudes in un⸗ serer Residenz, wozu die Stände die von der Regierung ver⸗ langten 125,000 Fl. auf dem letzten Landtage verwilligt haben, hat bereits begonnen und schreitet rasch vorwaͤrts. Die Leitung des Baues ist unserem Baurath Huͤbsch uͤbertragen, dessen seitherige Leistungen im Fache der Baukunst ein neues Meisterwerk er⸗ warten lassen.
Mannheim, 25. Okt. Ein durch das heutige Journal bekannt gemachter Ministerial⸗Erlaß, die Mannheim⸗Darmstaͤd⸗ ter Eisenbahn betreffend, hat nicht geringe Sensation bei den Unterzeichnern der Actien und noch mehr bei denen, welche schon Kaͤufe gemacht haben, erregt. Die Regierung hat naͤmlich er⸗ klaͤrt: daß sie nicht geneigt sey, zu diesem Unternehmen Konzes⸗ sionen zu ertheilen, weswegen die schon unterzeichneten Actien nie Gegenstand des Handels werden koͤnnen.
Seste
Prag, 29. Okt. (Pr. Ztg.) Am 23sten d. M. verstarb
hier der Feldmarschall-Lieutenant und Divisionair, Wilhelm Freiherr von Mengen, an einer langen und schmerzlichen Krank⸗ heit. Ausgezeichnet durch militairische Talente und glaͤnzende Tapferkeit, her. er von fruͤhester Jugend seine Dienste dem Kaiserhause gewidmet, und seinen in der Oesterreichischen Armee ohnehin ehrenvoll bekannten Namen dem der vielen Tapferen angereiht, welche in den verhaͤngnißvollen Kriegsjahren sich un⸗ vergaͤnglichen Nachruhm durch treue Ergebenheit, festes Aus⸗ harren und ungebeugten Muth erwarben. — Schon als Ritt⸗ meister im Jahre 1805 mit dem Marien⸗Theresien⸗Orden ge⸗ ziert, und Kehrmats wegen Auszeichnung vor dem Feinde be⸗ edert, erkaͤmpfte er sich in den Jahren 1809, 1813 und 1814 neue Anspruͤche auf die Anerkennung seines Souverains und die Hochachtung seiner Kriegsgefaͤhrten, welche ihm auch in den eingetretenen friedlichen Verhaͤltnissen auf seiner Laufbahn in den hoͤheren Graden, und endlich zu seiner Ruhestatt treue Begleiter blieben.
Sch 1
Zuͤrich, 24. Okt. Auf Veranstaltung der Zuͤricherischen Handels⸗Kammer hatte sich gestern eine Konferenz hier versam⸗ melt, um die auch fuͤr die Schweiz hochwichtige Frage der Eisen⸗ bahnen vorlaͤufig zu berathen. Es fanden sich mehrere Nota⸗ bilitaͤten aus den Kantonen Zuͤrich, Basel⸗Stadt, Basel⸗Landschaft, Aargau und Graubuͤndten ein. Einige an St. Gallen gerichtete Einladungen waren hoͤflich abgelehnt worden. Der Konferenz wohnten als Experten die Ober⸗Ingenieure Negrelli und Sulzber⸗ ger bei. Herr Alt⸗Buͤrgermeister von Muralt, der die Versamm⸗ lung leitete, machte in der Eroͤffnungs⸗Rede darauf aufmerksam, welches Erstaunen noch vor nicht gar langer Zeit die Erscheinung des ersten Dampfboots auf einem Schweizer See erregt hatte, waͤhrend gegenwaͤrtig alle groͤßeren Seen nun von solchen zum Nutzen der Bevoͤlkerung und der Unternehmer befahren werden.
Auf aͤhnliche Weise werde es hoffentlich auch mit den Eisenba nen gehen. Die Schwetz, ihrer industriellen Bedeutung . koͤnne unmoͤglich ohne groͤßte Gefahr hinter den Bestre ungen der uͤbrigen Voͤlker des Kontinents zuruͤckbleiben. Diese Grund⸗ ansicht wurde allgemein getheilt. Auch kam man sehr bald daruͤber uüͤberein, vorest eine Eisenbahn von Zuͤrich nach Basel ins Werk zu setzen. Die anwesenden Graubuͤndtner, welche ihre Fortsetzung nach Chur vorzuͤglich im Auge hatten, uͤberzeug⸗ ten sich doch bald, daß vorerst mit jener Strecke der Anfang zu machen sey. Die Abgeordneten aus dem Aargau erkannten die Wichtigkeit der Sache ebenfalls, und ließen nur den Wunsch von partielley Abaͤnderungen des Zuges durchblicken. Auch die anwesenden Stadtbuͤrger von Basel zeigten große Theil⸗ nahme, und nur der Repraͤsentant aus Basel⸗Landschast schien die Sache wegen des Passes uͤber den Hauenstein, der Zoͤlle und Weggelder, nicht so guͤnstig anzusehen, machte in⸗ dessen auch fuͤr seinen Kanton Hoffnung des Gelingens. Bei immer steigendem Interesse der Anwesenden wurden noch am naͤmlichen Tage hee g. einleitende Beschluͤsse ge⸗ faßt: 1) die Bahnstrecke von Basel nach Zuͤrich soll vorlaͤufig beantragt werden; 2) wurde ein Comité von 17 Mitgliedern erwaͤhlt, um die noͤthigen Einleitungen zur Bildung einer Actien-⸗ Gesellschaft zu treffen. Als Kapital werden 10 Millionen Fran⸗ zoͤsische Franken angenommen und 20,000 Actien ausgegeben, von je 100 Fuͤnffranken⸗Thalern. 3) Sobald 5000 Ackien un⸗ terzeichnet sind, tritt die Gesellschaft zu definitiver Konstituirung zusammen. a das Unternehmen vielfachen Anklang findet, so ist allerdings die Hoffnung, daß es zu Stande kommen werde, nun ihrer Verwirklichung naͤher gebracht worden. Und es koͤnnte nun doch der Suͤden (Mailaͤnder⸗Venetianer Eisenbahn) mit dem Norden (Basel, Straßburg, Frankfurt) auf dem kuͤr⸗ zesten Wege durch die Schweiz verbunden werden. *
Spanien.
Madrid, 18. Okt. Die Hof⸗Zeitung enthaͤlt nach⸗ stehende Depesche des Generals Espartero, die aus dem Haupt⸗ quartier Ontario del Pinar vom 15. Oktober datirt ist „Excellenz! In meiner gestrigen Depesche habe ich Sie mit dem glorreichen Kampfe in Huerta del Rey bekannt gemacht und zugleich die völlige Zerstreuung der feindlichen Infanterie und Kavallerie gemeldet. Ich war heute unentschlossen, . ich mich wenden sollte, um den Feind zu erreichen. a ich wußte, daß er voͤllig demoralisirt sey, so beschloß ich, nach Ontaria zu gehen, wo ich Don Carlos zu finden glaubte, der, durch Fluͤchtlinge von dem Ausgange des gestrigen Treffens unterrichtet, in aller Eile geflohen und die ganze Nacht bis Quintanar del Orden marschirt war. Heute hat er Anordnungen getroffen, um seine zerstreuten Truppen zu sammeln und ist deshalb mit einigen Truppen nach dem Gallego hin aufgebrochen. Die in San Leonardo befind⸗ lichen Karlisten sind in der Nacht durch Aldea und ohne Auf⸗ enthalt bis Velvierta, eine Legua von Quintanar, marschirt. Bei dem Durchmarsche durch Espeja habe ich 500 Fanegas Waizen und 250 Fanegas Gerste, die der Feind bei seiner Flucht zuruͤckgelassen hatte, in Beschlag genommen. Morgen werde ich die Verfolgung des Feindes fortsetzen und Ew. Excellenz die Resultate unserer Operationen mittheilen. Die Vortheile, welche an jenem Tage durch die tapfere Armee, die alle Muͤhseligkeiten dieses Feldzuges mit Enthusiasmus traͤgt, errungen worden sind, betrachte ich als ein sicheres Vorzeichen des endlichen Erfolgs der Waffen der Koͤnigin.“
In der gestrigen Sitzung der Cortes trug Herr Calatrava darauf an, zur Votirung des Budgets außerordentliche Sitzun⸗ en zu halten; da sich jedoch mehrere Deputirte dagegen erho⸗ en, daß man einen so wichtigen Gegenstand in solcher Eile abmachen wolle, so nahm Herr Calatrava seinen Antrag zuruͤck. Der Korrespondent des Morning Herald schreibt aus Vera: „Die Aufmerksamkeit der Karlisten ist wiederum auf Bilbao gerichtet, nicht um diese Stadt zu belagern, sondern um ie so zu blokiren, daß ihre Garnison nicht zur Huͤlfe von Portugalete und Balmaseda, welche beide Plaͤtze die Karlisten anzugreifen gedenken, marschiren kann. Eine große Quantitaͤt Kugeln und Munition ist bereits in Arciniego deponirt und das Hauptquartier des Kommandanten der Provinz von Biscaya nach Olaviaja verlegt worden. Die Karlisten treffen Anstalten, den Fluß zu sperren, und es sind Befehle erlassen worden, welche Jedem, der Bilbao betreten sollte, mit Todesstrafe drohen. Bil⸗ bao ist in einem beklagenswerthen Zustande, beinahe alle ange⸗ sehenen Einwohner hatten die Stadt verlassen, und die Solda⸗ ten waren die Herren darin.“
Iüjrbhe
Konstantinopel, 4. Okt. (D. Cour.) Waͤhrend der Sultan alles Moͤgliche aufbietet, seine fuͤrstlichen Gaͤste, na⸗ mentlich den Erzherzog Johann von Oesterreich und die beiden Prinzen von Preußen mit Aufmerksamkeit zu uͤberhaͤufen, be⸗ wegt sich im Innern der Pforte die Intrigue, und der Kampf der Anhaͤnger des Alten mit denen der Reform ist neu erwacht.
Nuschir Achmed Fethi Pascha kam von Odessa hierher mit der Hoffnung, das reiche Gouvernement Aidin zu erhalten, aber es scheint jetzt, als werde Namik⸗Pascha, welcher provisorisch diese Stelle bekleidet, dieselbe behalten. Der Sturz des Pertew Pascha hat den des Tahir-Pascha nach sich gezogen: nachdem er ein Paschalik und andere eintraͤgliche Stellen verloren, hat er jetzt auch die Weisung erhalten, die Rechnungen der Admiralitaͤt zustellen und zu uͤbergeben. — Die beiden Schwiegersoͤhne des Sultans sind entschieden gegen jede weitere Reform oder Nachahmung Fraͤn⸗ kischer Gebraͤuche, Sitten oder Taktik, und suchen Se. Hoheit fuͤr diese Ansicht zu gewinnen. Sie hoffen dadurch den Sul⸗ tan wieder volksthuͤmlicher zu machen. — Nach den neuesten Berichten aus Persien stand der Schah mit seiner Armee noch immer in Damghan, da er wegen des ungeordneten Zustandes seiner Armee und des schlechten Wetters nicht weiter konnte, wenn er gleich fruͤher versichert hatte, er werde die ganze Ost⸗ kuͤste des Kaspischen Meeres erobern. Es ist Se. Majestaͤt uͤberdies durch ein hoͤchst unangenehmes Ereigniß in Besorgniß gesetzt worden. Die Oheime des Schahs, welche sich fruͤ⸗ her, mit den Waffen in der Hand, seiner Thronbesteigung widersetzten, aber von ihm, mit Englischer und Russischer Huͤlfe, besiegt und in eine Festung gesperrt wurden, sind von dort ent⸗ kommen und haben sich auf Russisches Gebiet gefluͤchtet. — Der edle Franzoͤsische Arzt, Dr. Bulard, hat von der hiesigen Regierung den Leander's⸗Thurm eingeraͤumt bekommen, wo er ein Pest⸗Hospital errichtet.
Fnkanh.
Berlin, 1. Nov. Ihre Koͤnigl. Hohe er helm (Bruder Sr. Majestaͤt des Koͤnigs) und Gemahlin sin am 26sten v. M., Nachmittags gegen 3 Uhr, direkt von Main