1838 / 184 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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und unter den Jubelschall mischte sich der feierliche Klang der Glocken. Unter den Mirgliedern der Koͤniglichen Familie wur⸗ den besonders die Herzegin von Kent und der Herzog von Sus⸗ ser und unter den fremden Botschaftern der Matschall Soult vom Volke aufs lebhafteste begrüßt. Man schien sich 9 freuen, diesen tapfern Krieger, der einst dem Herzoge von Wellington so feindlich gegenuͤbergestanden, jetzt in solcher Eintracht met Englonds größtem Feldherrn zu sehen, uad Letzterer ist auch dem Marschall seit seinem Hierseyn mit außerordentlicher Zu⸗ voc kommenheit und Auszeichnung begegnet. In der Westminster⸗

Mbtei hatten sich die Räume, welche den mit Einlaß⸗Karten

Plaudern und Lachen bemerklich gemacht

versehenen Zuschauern angewiesen waren, schon vor 5 Uhr ge⸗ füllt. Die Versammlung erschien narmlich im groͤßten Staat, und nur einigen Herren wird vorgeworfen, daß ste etwas bes⸗ sere Toilette haͤtten machen koͤnnen. Zu denen, die am fruͤhe⸗ sten aulangten, gehoͤrten die Sheriffs, die Aldermen und andere städtische Beamten in ihren Roben. Die Pairs und Pat in⸗ nen versammelten sich gegen 7 Uhr und nahmen einen Raum ein, von wo aus man die Ceremonie der Kuoͤnung am besten sehen konnte. Mit großer Ehrerbietung wurde dem al⸗ ten Grafen Grey Platz gemacht, als derselbe in die Kirche eintrat. Lord Lyndhurst soll sich durch uͤberlautes haben. Nach und nach kamen auch die fremden Fuͤrsten und Prinzen an, unter ihnen der Herzog von Nassau, der erst am Abend vorher

in London eingetroffen war, und der Herzog von Nemours.

Sie nahmen auf der fuͤr das diplomatische Corps bestimmten Tribuͤne Platz. Kurz vor den Mitgliedern des Hauses, gegen 10 Uhr, erschien der Lord⸗Mayor mit seiner Gemahlin; fuͤr sie war der ausgezeichnetste Platz auf dem Chor eingeraͤumt. Um halb 12 Uhr endlich langte der Kroͤnungszug an der Abtei an,

und kurz vor 12 Uhr betrat Ihre Majestöt die Halle. Sie

schien sehr ergriffen von dem Anblick, der sich ihr dar⸗

bot, ging aber festen und sicheren Schritts zum Hochal⸗

tar hinauf. Die Kroͤnungs⸗Ceremonien folgten nun in der schon fruͤhec beschriebenen Weise. Erzbischof von Canterbury Ihrer Mazsestaͤt unter Trompeten⸗ schal und Kanonendenner auf’s Haupt setzte, waͤhrend die ganze Versammlung: „Gott erhalte die Koͤnrgin!“ rief, fun⸗ kelte von Diamenten und Perlen, die den Reif fast ganz be⸗ deckten. Ihr Werth wird auf 111,600 Pfund geschaͤtzt. Als die

Koͤnigin gekroͤnt war, setzten auch die Mitglieder der Koͤnigꝛichen

. die Pairs und Patrinnen ihre kleinen Kronen auf.

dem Erzbischof von Canterbury begonnen, niederkniete, die Hand der Koͤnigin kuͤßte und die Worte serach: „Ich, William, Erzbischof von Canterbury, will treu und er⸗

ie darauf folgende Huldigung und Eidleistung wurde voen Kriege kommen zu lassen.

der vor dem Throne

geben und wahr seyn gegen Dich, unsere souveraine Herrin, und gegen Deine Erben, Koͤnige oder Koͤniginnen der vereinig⸗

ten Reiche Großbritanien und Irland, und ich will getreulich thun, was meines Amtes ist, welches ich, als kirchliches Rcht,

von Dir mir erbite. So wahe mir Gott helfe!“ Denselben zuͤs b ihm erlassene Proclamation war darauf berechnet, die Leiden⸗

Eid leisteten die übrigen Bischöfe. Dann stiegen die Herzöge

von Cambridge und von Sussex und die versammelten Patrws versoͤhnen.

die Stufen des Thrones hinan, beruͤhrten die Krone oer Kö⸗

nigin, kuͤßten, die beiden Ersteren ihre Wange, die Uebrigen ihre Hand und entfernten sich. Nachdem Ihre Mazestat hier⸗ auf noch das heilige Abendmahl genommen hatte, verließ sie

um halb 4 Uhr die Kirche, und der Zug kehrte wieder nach

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dem Palaste zuruͤck, wo er erst gegen 6 Uhr anlangte. Jubei begrüͤßte die Köͤnigin, und es gab sich allgemeine Freude dar⸗

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nber kund, daß Ihre Masestat nach so langen anstrengenden Ceremo⸗ nien so wohl und munter aussah. An Adend dieses festlichen Tages gab der Herzog von Wellington einen großen Ball, zu welchem, außer dem Herzoge, der Herzogin und dem Prinzen Georg von Camdridge, der Herzogin von Eloucester, dem Herzege von Re⸗ mours und den anderen hier anwesenden hohen Herxrschaften, 200 Persouen vom angesehensten Adel des Landes und saͤmmt⸗

liche Botschafter, so wie das ganze sche Corps, eingeladen waren, und au nem Orchester spielte.

e residirende diplomati⸗ welchem Strauß mit sei⸗ Die ganze Stadt war aufs glaͤnzendste

illuminirt, und die Volks⸗Besustigungen, bestehend in Theater⸗ Vorstellungen, Feuerwerken, Luftdallons und dergleichen, dauer⸗

ten bis tief in die Nacht hinein.

Heute Abend geben Lord

Melbourne, Lord John Russell, der Kanzler der Schatzkammer, Lord Glenelg, Lord Palmerston, Graf Minto, der Ober⸗Haus⸗ hofmeistet der Königin, der Ober⸗Stallmeister und der Erb⸗ Land⸗Marschall in ihren Amtswohnungen große Diners zur Pee; des gestrigen Tages.

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ute Abend kam im Oberhause nichts Bedeutendes vor,

und das Unterhaus konnte sich gar nicht zu einer Sitzung konstituiren, weil zu der fuͤr die Erbͤffnung bestimmten Zeir nur

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19 Mitglieder erschienen waren. Die neueste Nummer der Monthly Chronicle enthäͤlt

einen Artikel, in welchem zu zeigen gesucht wird, daß eine Coalition z wischen den Haͤuptern des zetzigen Ministeriums und denen dee Opposttion durchaus unmoͤglich sey, so viel auch in man⸗ chen politischen Kreisen in England und im Auslande davon

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gesprochen werde. „Schwoaͤche und Falschheit ist das bestaͤndige Loos der Coalitionen“, so heißt das Motto dieses Artikels, dem der ministerielle Courier vollkommen beipflichtet. Beide Blaͤt⸗

ter suchen besonders darzuthun, daß die Whtas verloren seyn

wuͤrden, wenn sie sich mit den Tories verbüͤnden wollten, da Sir Roͤvert Peel nicht ehne Stanley, Graham, Sugden und

hbieten gewoͤhnt,

Follett ins Ministerium eintteten waͤrde, so daß die Haͤlfte

an Ge⸗

der Whiss wuͤrde weichen muͤssen, und da er, ei⸗

auch nicht geneist seyn duͤrfte,

die

tuna des Unterhauses in den Handen Lord John Rauseell's zu lassen. Es wuͤrde also, wenn man die Uebermacht der Tories em Oberhause dazu nehme, jedenfalls in einem Coaltttons⸗Ka⸗

jemals zu einer solchen Polltik hergaben, wuͤrden sie nie wieder

haauf den Beistand der köoͤnnen und von keiner liberalen ment geseudet werden. Hinderniß ich h R Peel sich mit den Whigs nicht woͤrde vereinigen koͤnnen, 8*

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eifrigen Reformer und Nadtkalen rechnen Waͤhlerschaft mehr ins Parla⸗ Andererseits aber wird auch das als ein jeder solchen Coalition geltend gemnacht, daß Sir ohne die Haͤlfte seiner Orangistischen Anhaͤnger einzubuͤßen, die ihn dann immer als einen- treulosen Ueberlaͤufer ansehen wuͤr⸗ den. Eadlich wied bemerkt, daß eine Verschmelzung der An⸗ sichten Lord J. Russell's und Sir R. Peel's, Lord Melbouene's und Lord Lyndhurst's, Lord Howick's und Sir James Gra⸗ ham'’s etwas ganz Undenkbares sey. 1 Aus Neihs⸗Pork sind Zeitungen bis zum gten d. M. hier

eingegangen, durch welche man auch neuere Verichte aus Ka⸗

nada erhaͤlt. Die neulich gemeldere Ferstörung des Englischen Dampfboots „Dir Roberr Peel“ im St. Lorenz⸗Strom, de⸗ ren Urheber man noch nicht mit Gewißheit ermittelt hat, ob⸗ oleich mehrere dieser That verdaͤchtige Indipiduen von den Be⸗ hoͤrden verhaftet und ins Gefaͤngniß gesetzt worden waren, hatte

Die Krone, welche der 1 G 8 die Maschine in Bewegung setzen und fuhr davon. Kaum war

lichste aller moglichen Creignisse.

Neuer

7⁰06 in Kanada wie in den Vereinigten Staaten große Entruͤstung erregt. Die Behoͤrden der Vereinigten Staaten zeigten beson⸗ ders den aufrichtigsten Willen, die Uebelthaäͤter zu entdecken und den Frieden an der Graͤnze aufrecht zu erhalten. Sir G. Arthur, der Gourerneur von Ober⸗Kanada, hatte, um die durch jenes Ercianß dort entstandene Aufregung zu beschwichtigen, eine in festen, aber gemäaͤßigten Aus⸗ druͤcken abgefate Proclamation in Bezug auf die Weg⸗ nahme und Verbrennung jenes Dampfbvoors erlassen. Er äu⸗ ßert darin die feste Ueberzeugung, daß die Regierung der Ver⸗ einigten Staaten die Schmach wieder gut machen, die Sache genau untersuchen und die Schuldigen bestrafen lassen werde. Uebrigens aber soricht er sich in ziemlech scharfen Ausdruͤcken uͤber die Vereinigten Staaten aus und schließt mit folgenden Worten: „Bis die Nord Amerikanische Regierung die geeigne⸗ ten Maßregeln ergriffen haben wird, um Eigenthum und Levben Bririscher Unterthanen auf dem Gebiet der Vereinigten Staa⸗ en gegen Raub und Gewaltthaͤtigkeit zu schuͤtzen, ist die aͤu⸗ berste Vorsicht und Wachsamkeit von Seiten der Befehlshaber der in Amerrkanische Hafen einlaufenden Dampfböte und an⸗ deren Schiffe erforderlich. Und es ist nur zu klar, daß die Unterthanen Ihrer Majestaͤt setzt zuweilen in die Gewalt ge⸗ setzloser Banditen gerathen koͤnnen, waͤhrend sie unter dem Schutz und der Autoritat einer befceundeten Regierung zu ste⸗ en glauben.“ Kurz nach jenem Vorfall war, als haͤtte man sich dafuͤr raͤchen Vollen, in einem Kanadischen Hasen, zu Brockville, ein Angriff, wenn auch nicht von so schlemmer Art wie jener, auf ein Nord⸗Amerikanisches Dampfboot, den „Telegraph“, gemacht worden. Dieses Schiff fuhr am 2. Junt

9 Uhr. Hier landete es, um eine Anzahl von Passagteren an Bord zu nehmen und Andere auszuschiffen. Bei dieser Gele⸗ genheit draͤngte sich ein Poͤbelhaufen, jedoch unbewaffnet, an Bord und in die Kajten. verdaͤchtig, und als diese Leute wieder ans Ufer zuruͤckgekehrt waren, wo noch anderes Volk versammelt war, beß er schnell

das Boct einige Fuß von dem Werft entfernt, so wurden an zwan⸗ zig Flintenschuͤsse auf dasselbe abgefeuert, und vier Kugeln drangen in die Damen⸗Kajuͤte, jedoch zum Gluͤck, ohne Jemand zu t effen. Es scheint in der That aller Wachsamkeit und gegen⸗ seitegen Nachsicht von Seiten der Britischen und der Amerika⸗ nischen Regierung zu bebuͤrfen, um es nicht, bei der Erbitterung der Graͤnzbewohner beider Laͤnder gegen einander, zu einem K Man hefft indeß, daß beide Reaie⸗ rungen von ihrer besher befelgten Maßigung nicht ablassen

werden, und halt den Ausbruch offener Feindseligkeiten zwischen (England und den Vereinigten Staaten fuͤr das unwahrichein⸗

Graf Durham war bri seiner Laͤndung in AQuebek von den Kanadiern mit den unzweideutig⸗ sten Zeichen der Achtung empfangen worden und haͤlte unver⸗ uͤglich die Leitung der Ingelegenheiten uͤbernommen. Eine von

schaften zu beschwichtigen und die Parteien mit einander zu

Die Nachrichten aus Veracruz, welche man uͤber New⸗ York empfangen hat, reichen bis zum 14. Mai, zu welcher Zeit die Blokade von Seiten des Franzoͤsischen Geschwaders noch immer streng aufrecht erhalten wurde. Die angebliche Weg⸗ nahme des Forts St. Ulloa scheint ein leeres Geruͤcht gewesen zu seyn. Auch die Nachrecht, das Valparaiso von einer Briti⸗

schen Seemacht in Blokade⸗Zustand erklart worden sey, besta⸗ tigt sich nicht.

London, 29. Juni. Obwohl die gestern stattgesundene feierliche Kroͤnung unserer jungen Koͤnigin eines der großartig⸗

sten und vielseitigsten Schauspiele der Weit war, so moͤchte sich doch kaum noch etwas daruͤber berichten lassen, was nicht auch schon die uͤberall mit ihren Berichterstattern versehenen ge⸗ schwätzigen Englischen Zettungen enthiüelten. Inzwischen well ich mich doch bemuhen, Ihnen zu dem großen Gemalde noch einige Zuüge zu liefern, die, wenn sie auch nicht allen unseren Zeitungen entgangen sind, doch Ihnen bei Ihrer Durchsicht derselben vielleicht entgehen moͤchten. den Hauptstraßen Londons so viele Menschen auf einmal vee⸗ sammelt gesehen. 1 1

stadt mit jedem Jahre an Beroͤlkerung zunimmt, jetzt die neuent⸗

Noch nie hatte man in Denn man bedenke, daß, außerdem daß die Welt⸗

standenen Eisenbahnen auch den entfernteren Einwohnern des Lan⸗

des den Zudrang nach der Hauptstadt um so leichter gemacht haben.

Man berechnet, daß bloß an den beiden letzten Tagen 00,0000

Menschen auf den Eisenbahnen hier eimteet Wo sie Alle Unterkommen gefunden, ist in der That ein Raͤthse vedenkt, daß jedes Bert in diesen Tagen mit Gold aufgewogen

l, wenn man

werden mußte, und daß nicht bloß alle Fenster und Tribuͤnen in den Straßen, die der Zug zu passiren hatte, seit vielen Ta⸗ gen bestellt waren, sondern daß auch die Daͤcher auf den Haͤu⸗ sern schon lange vorher zugesagt worden. Viele Leute gingen in der Nacht vom 27sten zum 28sten gar nicht zu Betre und nahmen, um ihren Platz auf der Straße nicht zu verlieren, oder weil sie befuaͤrchteten, im Gedraͤnge des Tages nicht hin⸗

kommen zi koͤnnen, schon nach Mitternacht Besitz von ihrer Teibuͤne, die sie theuer genug bezahlt hatten. Nun denke man

sich, daß die launische Sommer⸗Witterung, die wir in diesem Jahre haben, auch an dem Morgen des Kroͤnungstages den sestlich geputzten Leuten einen St eich spielte. Es reanete bis um HUhr, und so gut man sich auch durch Vedachungen und Regenschirme

vorgesehen hatte, so konnte es doch nicht fehlen, daß man von den Seiten her naß wurde.

Erst um die Zeit, als die junge Königin den Palast verließ, fing es an, recht heiter zu werden.

Es war, als wenn die Sonne haͤtte zeigen wollen, daß ihr

binet eine Tory⸗Politik vorherrschen, und wenn die Whigps sich Glanz jeden anderen noch uͤbersteählen koͤnne, und in der That

weckte ihr Erscheinen eine um so groͤzere Froͤhlichkeit, als sie unmittelbar nach der Kroͤnung wieder von Wolken verschleiert wurde. In der Westminster⸗Abtei machte es einen merk wuͤrdi⸗ gen und magischen Effekr, als die durch die Kuppelfenster ein⸗ dringenden Sonnenstrahlen fast nur auf den Punkt hinsielen,

wo die Koͤnigin ihr Knie beugte, um dem Allmaͤchtigen zu dan⸗ ken. Der ganze uͤbrige Theil der Kirche mit ihrer auserlesenen und glaͤnzenden Versammlung blieb dagegen in einembescheidenen Halb⸗ dunkel. Aus den Zeitungen werden Sie ersehen, daß einer der edlen Paies, die der Koͤnigin am Throne ihre Huldigung darbrach⸗ ten, bei dieser Gelegenheit hinstuͤrzte. Viele glaubten, es sey dee gichtbruͤchige Lord Holland gewesen; es war jedoch der 83jaͤhrige Lord Rolle, der, von der Hitze und noch mehr von seinem hohen Aiter uͤbermannt, zu den Fuͤßen des Thrones um⸗ sank und die Stufen desselben herunter rollte. Man kann sich denken, welchen Schrecken dies in der ganzen Kirche, so weit man es naͤmlich wahrnehmen konnte, erregte, und ein Schrei des Entsetzens ließ sich vernehmen. Inzwischen verwandelte sich

dreser bald in laute Freudenbezeugungen, als die Koͤnigin, nach⸗

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von Oswego ab, beruͤhe te Prescott und erreichte Brockville um . b' . als Mitglied der Repraͤsentanten⸗Kammer sein Sendschreiben

unterzeichnete und daß er dem Britischen Minister det auswaͤr⸗

Dem Capitain schien die Sache

vorzutragen habe,

und, wie es heißt, ebenfalls eine

die Anrede des

dem sich Lord Rolle usverletzt wieder erhoben hatte, ihm vem Throne herab entgegen ging und den ehewuͤrdigen greisen Pacg⸗ durch ihre freundliche Theilnahme zu sich crhob. Die Koͤnigin hau uͤbrigens den ganzen Kroͤnungs⸗Akt mit großer Wuͤrde und un⸗ gemein vieler Anmuth beendigt. Uageachtet sie, der Mittelpunkt des Ganzen, vor allen Anderen erschoͤyft seyn konnte, hat doch die hoͤchste Ruhe nicht einen Augenblick sie verlassen. Inz vn schen erkannte man die ungemein tiefe Bewegung ihres Ge⸗ muͤthes, besonders in dem Augenblicke, als sie in die Kircht

eintrat, wo sie lange Zeit auf ihren Knieen liegen blieb, un

den Beistand der goͤttlichen Vorsehung zu erflehen, und auch in dem Memente, wo der Erzbeschof ihr die Krone auf das Haugt setzte. Die Theilnahme der Zuschauer sowehl als des draußen

versammelten Volkes ist aber auch eben so groß als ungeheu⸗ chelt gewesen. Hin⸗ als auf dem Ruͤckwege, blicken ließ, wurde sie mit lauten Jubel und mit einem Enthusiasmus begruͤßt, wie man ihn so⸗ ten in England so einstimmig gesehen hat. Ruhe waͤhrend des Kroͤnungezuges ist auch durch nichts ge⸗ stöͤrt worden, und selbst die bekanntesten Radikalen entbllt⸗

ten ehrfurchtesvoll das Haupt,

Ueberall, wo sich die Koͤnigin, sowohl auf den Die Ordnung umnd

als die jugendliche Herrscherin

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voruͤberzog.

Bel 9 ien. ““ Der Lyny theilt heute eine Ant⸗

Bruͤssel, 28. Juni.

wort mit, die Lord Palmerston an den Grafen Felix von Me⸗ rode auf dessen bekanntes Sendschreiben uͤber die 22 Artikel er⸗

lassen hat. Das Ganze ist jedoch ein Scherz, den sich das ge⸗

nannte Orangistische Blatt besonders daruͤber erlaubt, daß der

Graf nicht in seiner Eigenschaft als Staats⸗Minister, sondern

tigen Angelegenheiten darin eine Art von Vorlesung uͤber die fruͤhere Geschichte Belgiens gehalten hatte. Von Namur aus sind vor einigen Tagen viele Bomben

und Geschuͤtze nach Venloo gesandt worden; auch drei Ka o⸗ nen von schwerem Kaliber wurden dabei bemerkt.

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Muͤnchen, 26. Juni. Am 2isten d. ist Se. Koͤnigl. Ho⸗

heit der Kronprinz von Wuͤritemberg, unter dem Namen eines

Glafen von Teck, in Fuͤ en angekonmen und hat das Schlo; Hohenschwangau besucht Den 22sten setzte Se. Koͤnigl Hoheit die Reise nach Italten fort. Osnabruͤck, 2. Juni. (Hamb Korr) Gestern Abend hatten die Aelterleute der Stadt die Ehre, bei Sr. Maj zu einer Audienz zu elassen zu werden, in welcher sie Hoͤch stden⸗ selben eine Adresse uͤberreichten, die, neben der Versicherung der treuesten Ergebenheit und des vollkommensten Gehorsams der Bewohner dieser Stadt zugleich oie Bitte enthaͤlt: „Daß cs Sr. Koͤnigl. Majestaͤt in allerhoͤchster Weisheit gefallen meöge, die Foridauer des Staats⸗Grundgestzes von 1853 jenes unvergeblichen Geschenks, das dem Lande von der Huld Sr. höͤchstseligen Majestat Kdaig Wilhelm's IV. geworden Aller⸗ hoͤchstdero getreuen Unterthanen allergnaͤdigst zu gewahren.“ Zu dieser Adresse waren die Aelterleute durch eine an sie gerich⸗ tete Petition veranlaßt worden, welche, obwohl sie nur einen Tag lang in der Stadt zirkuliren konnte, gegen 300 Unterschiif⸗ ten der gebildersten und angesehensten Buͤrger zaͤhlte. Se. Maj. geruhten, die Arlterleute außerst gnaͤdigst zu empfangen, und ihnen die Versicherung zu geben, daß nur die Liebe zu

seinen Unterthanen das Prinzp seines Handelns sey, gab er

eben darum jedem Unterthan, der ihm Wuͤnsche und Bilten ern Gehoͤr schenke. Der Koͤnig ließ sich darauf die an die Aelterleute gerichtete Petition einhaͤndigen, damit er doch auch sehe, von wem die in der Adresse ausge⸗ sprochenen Wuͤnsche herruͤhrten. Ueber die Aufnahme, die ihm in der Stadt und Provinz geworden, aͤußerte er sich sehr zu⸗ frieden, und trug den Aelterleuten ausdri cklich auf, die guten Osnaͤbruͤcker seiner Liebe zu versichern. Der Magistrat der Stadt hat keine Audtenz bei Sr. Majestät gehabt, obschol. er eine solche erbeten, und der hier anwesende Kabinets⸗Minister v. Scheele uͤber die dazu vom Koͤnige beliebte Stunde näͤhere Mittheilung hatte machen wollen. Eine derartige Mittheilung ist aber nicht erfolgt. nis Auch die Stadt Quackenbruͤck hat dem Koͤnige bei seinen Hierseyn durch eine Deputation ihre Huldigung dargebracht, die Wirksamkeit des Staats⸗ von 1833 beantragende Adresse uͤberreicht. Auf Baͤrgermeisters Stuͤve beim Eintritt in die Stadt geruhten Se. Majestaͤt Folgendes zu erwiedern: „Ich weiß, daß die Buͤrger von Osnabruͤck treu und ehrlich sind,

Grundgesetzes

wenn sie sich nur durch Redensarten nicht leicht toͤuschen lassen. Mitbuͤrgern verlassen zu werden, denn ich setzte ein festes Ver⸗

Sie kennen Mich noch nicht, sie muͤssen Mich noch kennen ler⸗ nen, dann werden sie sehen, daß, bei dem Allmäͤchtigen, der weiß, daß Ich die Wahtheit rede, Ich es aut meine und im Sinne habe, das Wehi der Buͤrger von Osnabruͤck und tes ganzen Landes zu befoͤrdern.“”“)

(Die Anrede des Buͤrgermeisters lautete, nach der Bre⸗ mer Zeitung, welcher der vorstehende Korrespondenz⸗Artikel

ebenfalls mitgeiheilt worden, wie solgt: „Aller durchlauchtigstei!“ Majestaͤt uͤberreichen in tiefster Unterthaͤnigkeit

Ew. Koͤnigl. Allerhoͤchstdero geireuste Unteithanen der Magistrat der Stadt Osnabruͤck die Schluͤssel dieser Stadt, der in Erge⸗

benheit und fester Treue gegen Koͤnig und Vaterland keine an⸗

Zwei Fuͤrsten, aus dem erhabenen Welsischen Stamme haben den Namen Ernst Auzust zu einem Zeichen des Ruhms und des Segens erhoben in diesem Lande, das sie mit den Waffen und mit dem Rechte beschuͤtzten und dessen Wohl stand sie mit sorgfaltger Hand pflegten. Noch hoͤhere Wohlfahrt brachte Sr. Majestaͤt Koͤnig Georg's kll. vaͤter liche Regierung, dessen vierten erhabenen Sehn nach schweren Be⸗ drängnissen langer Kriegezeit, nach der Noth sinkender Gewerde, nach den Wohlthaten Sr. Majestaͤt Koͤnig Wilhelm's [V. in

dere vorgeht.

Ew. Koͤnigl. Majestät wir als unsern Herrscher demuthe vol

verehren. Moͤge Ew. Koͤnigl. Majestaͤt Huld und Vertrauen steis auf dieser Stadt ruhen, möͤgen Allerhochstdieselben den Lande gleiches und er hoͤhtes Gluͤck bereiten, und mögen spoͤten

Enkel den Namen Ernst August mit dreifachem Cegen nennen!“

Kassel, 1. Juli. (Kass. Ztg.) In der gestrigen Sitzung

der Staäͤnde⸗Versammlung erkläͤrte der Landtags⸗Commissoir, daßt

Se. Hoheit der Kurprinz und Mitregeat das Ende des Land⸗ tages auf den 7ten d. M bestimmt habe und ersuchte die Ver⸗ sammlung, das Finanz⸗Gesetz dis dahin zu erledigen; zugleich theilte derseebe den Ent wurf des Landtags Abschiedes mit. 11141324“ Eu“ , 8 Neuchatel, 26. Juni. In der Sitzung des gesetzzeben⸗ den Koͤrpers vom 20. Zuni erstattete die mit der Prufung des Gutachtens des Staa:s⸗Raths i.ber die Schwyzer Angelegen⸗

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Ooriafeit de facto auft

Vo oris widerlegt,

ale Bärger Rellten. 82,e und suchten die furchtdaren Bexohner des Muotta Thals

auf, aus denen man verregene Räaber gemacht hatte, aber auch hier

eit beauftrazte Kommission ihren Bericht, in welchem sle dar⸗ auf antrug, an die Stelle des vom Staats⸗Ranhe gebrauchten Ausdrucks mißbilligen (der Maßregeln des Vororts) das Wort tadeln zu setzen, und außerdem noch den Abgesandten die Bekaͤmpfung der Umwalzungs⸗Theorie, die der Vorort in einem Berichre an die Kantone vom 5. Mai ausgesprochen habe, zur es⸗ zu machen. J/ die sich dar⸗ spann, aͤußerte Here Favarger: emn Robert 8 sss. aecthan hat, so verdient er

geb: aber es genücgt urcht, zu sagen: er babe das Seinine geiban,

vudern man muß serne Hindlungen prüfen und nach den Thatsachen

il n. 11 wi. fr uns vor, den Vorort zu richten, ehne ihn ge⸗ en enn; 4*% verdienen diesen Vorwurf nicht, sondern er se bst, denn er bat die Schwozer Reg crunz verurebenlt, ohne sie ver⸗ nommen zu baben. Vom 6. bis zum I1. Mui fi.! im Gebiete des Kuntons Schwoz nichts vor, wodurch die öͤffentliche Ruhe g störi worden mwäre; dies ist eine unbestettene Thatsache, und dennoch er⸗ läßi der Vorert am 11. Mat eige V rerdaung, welche die bestebende

öste und ö b. rvr“ e

vrihe, Kannen dies nigen, welche das Verfabren des Vororto bil⸗ denrse, Fatlacen in Abrede stellen oder etwas zu ibrer Recht⸗ fertgung beiorin en? Auarchie soll im Kanton Sch ap] geherrscht baben, aber dese Behauvtung wird schon durch dae Benehmen des denn zur B.kämrfung der Anaraie sendet er zwei

sarien aus, die in allen Gemeinden umhergeben und selbst ge⸗

Rmmiss 2 1 bn man sie überall wohlwollend aufgenemmen habe; überall

wurde ihgen die gewünschte Auskunft eriheilt, und selbst die Mig ie⸗ der der Reaierung erschienen vor ionen, um ihnen Rede zu steden, n sich auch nicht als Regierungs⸗Beamte, sondern nur

vie Femaissa⸗ien begaden sich in die Gehirge⸗ Bresche praktikabel war, so bereiteten die Truppen sich zum

wenn dieselb.

wurden sie wodl aufgenommen: Will man das Anarchie nennen? Seit wann ist nun die Anarchie im Aazuge! Seit wann ist der Kanton Schwrz mit einem Bürgerk iege keorobt?! Seirdem die eid⸗

mseven der Obceigken untergraben haben! U. berall giebt ee Unzu⸗

jouen willigee Gehöc und Ungesteafeheit ve beißen und ibuen tagen,

diß die Regterung aufaetön sev, daß der Vorort sie gegen diese in Schutz nebme n werde, ist es da noch zu verwundern, wenn die vell⸗ Vor der Ankunft d.r Bundes⸗ Kom⸗ miffarten bar sich nur eine unaesetzliche That zugetragen; es erklärten sich nämlich ttaige Bezirke für unabbängig ven der rechtmäzzigen

kommenste A larchte enrsteogi?

Odri kit, und verboten ihren peäsentanten, sich der gesetzlichen

Icho e nzuschlteßer. Das war eine unge etzliche That, eine Tbat,

die z Aurchte fübrten konnte. Die vem Verort zur Bekämpfung 21. Juni:

der Azarchte abgesandten Kommissarten hbätren diese Bczirke zu ibrer Plflicht z:rͤckfäoren und ste zur Aufb bang threr ungesetzlichen Be⸗ sclüsse bewegen seulen; aber sie thaten gerade das Gegemnhen und nabmen diese Beschlüsse zum Vorwande, um de Regierung von Soch voz fär aufgehoben zu erttäten. Die Belämpfung des Auf⸗ ruh s verbietet er und verheirt dusem seine Hülfe und seinen Schutz. Die Sch vozer Regierung woute endlich ihre gesetzliche Stellung wie⸗ der einachmen und das Volk zu einer Landes⸗Gemeimnde zusammen⸗ berufen, um die unterbrochenen Wahlen fortzusetzen; deehalb erließ sie eine weise und devolle Peooclamation, die nicht nur au tbre Aabänger, sondern an alle Bärgec gerichtet war. I dieser deschwor

sie diegllen, ade Z vistigkeiten zu vergessen und sich nicht aue Par⸗

lei⸗ Absichten, sondern als Bürger desselben Landes, welche bieseeben lichten und Juteressen hätten, in der Versammlueg einzufi rden. et Vorort wac indeß weit enisernt, hie in ein gesetzliches Mit el zur Wede beestellung der Ordnung zu erblicken und die weisen Maß⸗ jegeln der Regterung aus allen K äften z“ unterstützen, sondern er

schu e velumehr Aogesandte ab, um gegen die Handlungen der Re⸗

gterunz iu protestiren, um die Unterrbauen vom G. borsam abzum“ h⸗ neu, und um ihnen zi erkläcen, daß der Bund alle diesenigen, welche

dee Repterung nicht gehorchen aüt den, unter seinen Schutz nebme. W nn so viele Thatsachen sprechen, kann man dann noch zoeifelbaft

svn, wer die Anarchie in Schrve eingefahrt hat!“ (der Schluß

der Debatte ist noch nicht veröffentlicht).

Thurgau, 25. Juni. (Allg. Ztg) Die jaͤhrliche Ver⸗ einigung der Schuͤtzen dee Kautons Thurgau fand am 20sten d,

von herrlichem Wetter beguͤnstigt, und unter einem außerordent⸗

lichen Zufluß von Menschen statt. Der Prinz Ludwig Napo⸗ leon ward einstimmig zum Prandenten erwaͤhlt. Da das Fest⸗ schießen auf derselben Stelle statifand, wo vor zwei Monaten der Prinz zum Mitgliede des großen Raths erwaͤhlt worden war, richtete er an die Versammlung folgende Rede in Deut⸗ scher Sprache: „Schuͤtzen und Freunde! Es ist meine Pflicht, Ihnen meine Danksagungen darzubringen, daß Sie mich zum Prasidenten unseres Vereins gewaͤhlt haben; da ich aber mich an einem Ort befinde, wo man mir vor einiger Feit so viele Theulnahme zeigte, so will ich auch Ihnen fuͤr jene wichtigere Ernennung danken. Es sind einige Monate verflossen, daß man von dem Schweizer Volke verlangen wollte, daß es einen seiner Buͤrger verstoße; das Volk hat aber geantwor⸗ tt: wir behalten ihn. (Die Versammlung rief einstimmig, ja, ja! wir behalten ihn). Ich hatte auch nie Angst, von meinen

trauen auf den Gerechtigkeits⸗Sinn des Volkes; und fuͤrwahr, ich irrte mich nicht! Denn anstatt mich wegzuweisen, haben die Thurgauer mich als Mitglied des aroßen Raths gewahlt.

Es waͤre mir schwer, Ihnen die verschiedenen Gefuhle auszu⸗

druͤcken, die ich empfand, als ich die Nachricht von dieser Er⸗ nennung empsing. Ich war sehr geruͤhrt von dieser Auszeichnung, und doch glaubte ich sie nicht annehmen zu duͤrfen, selbst aus Rüͤcksicht fuͤr das Interesse des Landes, das mich schuͤtzte. Die Welt urtheilt nicht nach den Absichten, die man hat, sondern nur nach den Thaten. Vor einem Jahre habe ich mich fuͤr eine große Sache aufopfern wollen, und meine Aufopferung ist als ein klei⸗ ner persoͤnlicher Ehrgeiz angesehen worden; ware ich in eine Schwei⸗ serische politische Versammlung getreten, so waͤre mir das naͤm⸗ siche Schicksal widerfahren, man hoͤtte meine Worte mißdeutet, meine Ahsichten verkannt, ich wäre dadurch außer Stand ge⸗ wesen, Ihnen nuͤtzlich zu seyn, und groͤßere Schwierigkeiten Uärnie ich rielleicht noch dem Kanton zugezogen. Meine Pflicht war also, diese Waͤrde abzuschlagen; denn man muß immer auf seinen persoͤnlichen Vortheil verzichten, wenn man glaubt, seinen Auftrag nicht gewissenhaft erfuͤllen zu koͤnnen. Ich hoffe aber, daß dessenungeachtet die Buͤrger von Dießenhofen mir immer dieselbe Freundschaft erweisen werden, denn ich wouͤnsche, daß sie den großen Werth kennen, den ich auf ihre Achtung setze. Darum, Freunde, bringen Sie mit mir ein Lebehoch den Linwohnenn des Bezirks von Dießenhofen; sie huldigen dem Ungluͤck mehr als der Macht, sie sind furchtlos und unabhaͤn⸗ 5 zwei schöne Eigenschaften fr ein freies Volk.“ Diese

ede, die der Prinz mit festem Tone sprach, sand in der Ver⸗ simmlung den lebhaftesten Beifall.

. Jbb1X“*“ Madrid, 21. Juni. Durch eine Koͤnigliche Verordnung wird die Aufhebung der sogenannten Subventions Zoͤlle, die sich bieher nur auf die Produkte des Ackerbaues erstreckte, auf alle Natur⸗ und Industrie⸗Erzeugnisse Spanischen Ursprungs,

die ins Ausland oder nach Amerika ausgefuͤhet werden, ausge⸗

deh nt.

uöum ¼ füuͤr einheimische als fremde

schritten haͤtten und auf Peüacerrada losmarschirten. 1 2isten das Corps von Buerens und die Kavallerie von Bro⸗ euö sischen Komm ssarien das Gebiet desseben betreten und das

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. Eine andere Verordnung setzt die in einigen Spani⸗ schen Haͤfen bei dem Ein⸗ und Ausladen erhobene Abgabe und ½ herab und hebt sie in gewissen Faͤllen, sowohl chiffe, ganz auf.

Das Eco del Comercio giebt eine Uebersicht von der Zusammensetzung der Deputirten⸗Kammer; es sind naͤmlich von den Deputirten: Beamte im Ministerium der auswaͤrtigen An⸗ gelegenheiten 1I, im Kriegs⸗Ministerium 24, im Min sterium des Innern 21, der Finanzen 10, der Justiz 32, der Marine 2, Cx⸗Minister 12, jetzige Minister 3, Titulades von Castilien 7, unabhaͤngige Deputirte 92, Deputirte, die ihren Sitz nicht eingenommen haben, 19, und fuͤr 17 Orte ist gar kein Deputir⸗ vnr Fehhir wanben. b1

8. 1A1“ Wb

Saragossa, 23. Juni. Der General San Miguel be⸗ sindet sich noch hier, seine Diviston ist jedoch, unter Anfuͤhrung des Brigadiers Nogues, gestern von Fuentes nach Alcaniz ab⸗ gegangen. Die Karlistischen Anfuhrer suchen uͤberall so viel Le⸗ bensmittel wie moͤglich aufzutreiben, die sie nach Cantavieja und Morella senden. In den Orten, welche die ihnen auferlegten ungeheuren Contributionen nicht herbeischaffen koͤnnen, werden die angesehensten Einwohner, ohne Ruͤcksicht auf ihre politische Meinung, als Geißeln hinweggefuͤhrt.

Spanische Graͤnze. Dem Constitutionnel wird aus Logrono vom 22. Juni Folgendes geschrieben: „Am 19ten begann der Angriff gegen Peüacerrada, und da am 20sten die

Sturm, als der General Espartero die Nachricht erhielt, daß die Karlisten unter Guerguéb und Garcia den Trasino uͤber⸗ Da am

howski zu ihm stieß, so griff er den Feind an; der Kampf

fen deuc; wena man nun Bundee⸗Komu isarten abschicht, neiche sich waͤhrte bis zum Einbruch der Nacht und wurde am folgenden

an tie Bewod ier wenden, sie auffordern, idre Klagen auz baingen,

Morgen sortgesetzt, und noch vor Mittag war der Feind roͤllig geschlagen. Die Truxpen der Koͤnigin machten 800 Gefangene und erbeuteten 4 Kanonen und einiges Gepaͤck. Die Kavalle⸗ rie setzt die Verfolgung noch fort. An demselben Tage noch drangen unsere Truppen (wie bereits gestern gemeldet) durch die Bresche in die Stadt; 2000 Mann streckten die Waffen, und eine Menge Munition und Kanonen fielen den Siegern in die Haͤnde. Espartero's Corps hat 800 Mann verloren.“

Man schreibt von der Navarresischen Graͤnze vom „Der Marquis von Valdespina ist an die Stelle des Don Jose Arias Tejeiro zum Kriegs⸗Minister des Don Carlos ernannt worden. Die Karlisten haben am Morgen des 22sten die Hoͤhen von St. Martial bei Irun angegriffen. Das Feuer waͤhrte bis sieben Uhr Abends, jedoch ohne Resul⸗ tat. Da die Desertion unter den Karlisten, und namentlich im Ulten Navarresischen Bataillon, in den letzten Tagen so bedeu⸗ tend zugenommen hat, so haben die Karlistischen Behoͤrden wie⸗ der angefangen, die Aeltern der Deserteure zu verhaften, jedoch sie nicht wie fruͤher gezwungen, sich nach Frankreich zu begeben, sondern sie nach Estella abgefuͤhrt. Es heißt hier, die Koͤni— gin habe den Don Pedro Aguirre de Valcarlos autorisirt, ein Frei⸗Corps von 880 Mann zu bilden, das aus Eingebor⸗ nen der Flecken und Doͤrfer an der alten Communications⸗Li⸗ nie von Zubiri nach Pampelona bestehen soll. Das 5te Na⸗ varresische Bataillon hat jetzt die Graͤnze besetzt; die dortigen Bewohner beklagen sich sehr uͤber die von jenen Truppen ver⸗ uͤbten Diebstaͤhle.“

Dem Phare de Bayonne zufolge, bestehen die Kar⸗ listischen Streitkraͤfte in Aragonien und Valencia unter Cabrera's Oberbefehl aus 23 Bataillonen Infanterie, die zusammen 21,390 Mann stark sind, und aus 1,570 Mann Kavallerie. Zieht man von diesen 22,960 Mann 7600 Mann ab, die keine Waffen haben, so wie 3300 Mann Garnison⸗Truppen und 2000 Kranke und Deserteure, so bleiben fuͤr den Cffektiv⸗Bestand nur etwa 10,000 Mann uͤbrig. Von den 1570 Pferden sollen 500 gut, 570 mittelmaͤßig und 500 ganz untauglich zum Dienst seyn. Dasselbe Blatt giebt den gegenwaͤrtigen Bestand der vom Ge⸗ neral Oraa kommandirten Central⸗Armee zu 16,000 Mann In⸗ fanterie und 1,450 Kavalleristen an, wobei die Garnisonen der verschiedenen festen Plaͤtze nicht mitgerechnet sind.

Die Breslauer Zeitung (vom 2. Juli) enthaͤlt den Karlistischen Bericht uͤber das Gefecht bei Dicastello am 26. Mai. Hiernach haben die Karlisten nicht mehr als 7 Todte und 32 Verwundete gehabt, waͤhrend der Feind mehr als 60 Todte auf dem Schlachtfelde, in den Straßen des Ortes und in den Flammen ließ, uno mehr als 200 Verwundete, unter denen sich der Oberst Almansa befand, zaͤhlen soll.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 9. Juni. Der Secsetair des Schatzamts hat ein neues Cirkular an die Zoll⸗Einnehmer erlassen, worin er ihnen anzeigt, welche Art von Papiergeld sie in Zukunft bei Einziehung der Abgaben und bei dem Verkauf von Laͤndereien in Zahlung anzunehmen haben. Es heißt darin: „In Gemaͤßheit der Resolution von 1810 haben Sie nur solche Banknoten an⸗ zunehmen, die in der gesetzlichen Valuta der Vereinigten Staa⸗ ten zahlbar sind und auf Verlangen gezahlt werden. Sie wer⸗ den keine Banknoten unter 20 Dollars annehmen.“ Dies hat am Geldmarkt einen uͤblen Eindruck gemacht, und die Papiere sind gefallen.

Die Banken in Philadelphia wollen ein Comité ernennen, welches die baldige und allgemeine Wiederauf ahme der Baar⸗ zahlungen in Erwaͤgung ziehen soll. Die Bank von Baltimore ist aufgefordert worden, sich ebenfalls anzuschließen.

Inland.

Koͤnigsberg, 23. Juni. Fortsetzung des Pferde⸗ renvbens (St. Zig. Nr. 179) und die Thierschau. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz begluͤckten das heutige Fest wie⸗ derum mit Hoͤchstihrer Gegenwart und hatten die Gnade, auch heute das Richteramt bei den Rennen zu uͤbernehmen. Noch zahlreicher als am gestrigen Tage hatte sich das Publikum ver⸗ sammelt; das Wetter war guͤnstig, die Bahn indeß durch den voran⸗ gegangenen mehrtaͤgigen Regen sehr erweicht, besonders in den Ecken, wo durch die gestrigen Rennen das Terrain sußtief auf⸗ gewuͤhlt war. Die Rennen, umn 9 ½ Uhr anfangend, gingen in fojigender Art vor sich: VIII. Rennen auf der freien Bahn, 800 Ruthen, cinfacher Sieg. Sieger der Hengst Herod des Ober⸗Amtmann von Schoͤn zu Kleinhof Tapiau. IX. Ren⸗ nen auf freier Bahn, einfacher Sieg. Sieger der braune Hengst Jerth des Majors von Auerswald⸗Faulen. X. Rennen auf freier Bahn, doppelter Sieg. (1000 R) Sieger der Fuchs⸗ wallach des Grafen von Lehndorf. Xl. Subscriptions⸗Ren nen. Sieger der braune Hengst Zenobio des Baron von Keu⸗ dell⸗Gilgudischken. XlI. Rennen fuͤr Traber. Einfacher

lach. (700 R.) O. von Keudell. XVilI. Rennen auf freier Bahn. (100 R) Einfacher Sieg. Sieger der Fuchshengst Angelo des Herrn

Sieg. (600 R) Sieger die braune Stute Flora des Polizei⸗ Präsidenten Abegg. XIII. Rennen auf freier Bahn. ECin⸗ facher Sieg. (500 R) Siegee der Schimmelwallach Merkur des Lieutenant von Keudell. XIV. Rennen auf der Bahn mit Hindernissen. Einfacher 8 % (400 R) Sieger die rothbraune Stute Miß Jone des Herrn J. Philipps. XV. Rennen mit Bauerpferden. Einfacher Sieg. (600 R) Sieger der Bauer Seek aus Galtgarben mit einem Fuchswal⸗ XVI. Rennen auf freier Bahn. Einfacher Sieg. Sieger der Schimmelwallach Merkur des Lieutenants

Simpson⸗Georgenburg. XVIII. Jaqgd⸗Rennen (Streple- Chasc), um den Preis der Stadt Koͤnigsberg, ein silbernes Trinkhorn mit den Wappen der drei Staͤdte. Sieger der braune Hengst Jerth des Herrn J. Philipps. An demselben Tage fand auch die angekuͤndigte Thierschau statt. Se. Koͤnigl. Ho⸗ heit der Kronprinz wohnten derselben bei und hatten die Gnade, die Preise an die Besitzer der fuͤr preiswuͤrdig erkläͤrten Thiere oder Produkte mit ermunternder Anrede zu vertheilen. Die ersten Preise erhielten der Hengst Alcmaͤon des Herrn von Saucen; ein schwarz und weißes Bullkalb der Frau Graͤfin Buͤlow von Dennewitz auf Neuhausen, und die Kuh, so wie zwei Kuhkal⸗ ber des Herrn von Schon auf Klein⸗Tapiau; der Bock und das Mutterschaaf des Obersten von Bruͤnneck auf Bellschwitz und das 600 Pfund schwere Mastschwein des Herrn Lau in Pinnau. Ferner trug den Preis davon Herr D. Metherby

auf Arnsberg fuͤr die produzirte weiße Kammwolle, Herr Boͤhm Herr Podlech in

in Balga fuͤr produzirte weiße Erbsen, und Mollehnen fuͤr den produzirten Hafer. 8

Magdeburg, 1. Juli. Musikfest. Am 2osten und 30sten v. M. fand das diesjaͤhrige Musikfest hier statt. Am ersteren Tage ward in der ganz gefuͤllten Ulrichs⸗Kirche das Oratorium „Abbadona“ von August Muͤhling mit vielem Bei⸗ fall aufgefuͤhrt. Die Composition wird als eine durchaus wuͤr⸗ dige, hoͤher gedachte, schoͤn empfundene und mit fleißiger Treue gearbeitete bezeichnet; die Choͤre und das Orchester gingen gut zusammen; 180 Saeͤnger und 80 Instrumentalisten stimmten trefflich zusammen. lbends vereinigten sich saͤmmtliche Theil⸗ nehmer zu einem festlichen Mahle im Friedrich⸗Wilhelms⸗Gar⸗ ten. Der zweite Tag war der prefanen Musik geweiht; das zu diesem Zweck arrangirte Konzert fand auf dem Rathhaus⸗ Saale statt. Es ward von saͤmmtlichen Theilnehmern, worun⸗ ter besonders viele ausgezeichnete Mitglieder der Koͤnigl. Oper zu Berlin glaͤnzten, mit seltener Praͤzision und allgemeinem Bei⸗ falle ausgefuͤhrt. Den Schluß machte Beethovens Cmoll- Sym⸗ phonie, vom Herrn Musik⸗Direktor Muͤhling mit sichtlicher Liebe

Koblenz, 29. Juni. Fortsetzung der Reise Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Wilhelm. Heute Mit⸗ tag gegen 12 Uhr suhr Hoͤchstderselbe auf der Reise von Mainz nach Duͤsseldorf mit dem von der Koͤlner Dampfschiffs⸗ Verwaltung dem hehen Reisenden zur Verfuͤgung gestellten neuen Dampfschiffe Nr. 10 an unserer Stadt vorbei. Es war mit den Flaggen aller Rhein⸗Ufer⸗Staaten und das ganze Tau⸗ werk mit kleineren Flaggen, den einzelnen Feldern des großen Staatswappens, geschmuͤckt. Prachtvoll war der Anblick, wie es, gleichsam stolz darauf, als ersten Reisenden den erhabenen Fuͤrstensohn zu fuͤhren, an der Stadt voruͤbersuhr. Die hoͤhe⸗ ren Civil⸗ und Militair⸗Behoͤrden befanden sich auf der Bruͤcke, und eine zahllose Volksmenge hatte sich auf beiden Ufern ver⸗ sammelt und begruͤßte Se. Koͤnigl. Hoheit mit einem anhaltenden Lebehochruf, dazwischen erscholl der Geschuͤtzesdonner und die Musik zweier Choͤre, die auf dem diesseitigen Ufer und am Fuße des Ehren⸗ breitsteins aufgestellt waren. Koͤln, 30. Juni. Gestern Abend gegen 8 Uhr passirte Se. Koͤnigl. Hoheit, von Koblenz kom⸗ mend, bei unserer Stadt voruͤber. Auf beiden Ufern haite sich eine große Volksmenge versammelt, welche dem Sohne des all⸗ geliebten Koͤnigs einen jubelnden Bewillkommnungs⸗Gruß zu⸗ rief und dafuͤr die freundlichste Gegenbegrüßung empfing. Se. Koͤnigl. Hoheit ist ohne Aufenthalt nach Duͤsseldorf gereist, heute Nachmittag um halb 4 Uhr jedoch wieder hier durch nach Koblenz zuruͤckgekehrt. Duͤsseldorf, 30. Juni. Se Koͤnigl. Hoheit langte gestern Abend nach halb 10 Uhr unter Geschuͤtzes⸗ donner, Glockengelaͤute und dem Schalle der Musik am hiesigen theilweise erleuchteten und festlich gezierten Ufer an, weselbst trotz des unguͤnstigen Wetters eine große Anzahl Ein⸗ wohner der Ankunst des geliebten Koͤnigssohnes entgegen⸗ harrten, um denselben jubelud zu begruͤßen. Es waren die hoͤheren Militair⸗, Verwaltungs⸗ und Justiz⸗Behoͤrden, die geistlichen Obern der beiden Konfessionen, der Ober Buͤrger⸗ meister der Stadt, mehrere Stadt-Raͤthe und nech andere Honoratioren eine Strecke rheinaufwaͤrts entgegengefahren. Se. Koͤnigl. Heheit begab sich unmittelbar nach der Land ung zum Prinzlichen Palais im Hofgarten, wo Hoͤchstderselbe das Absteigequartier nahm und die Aufwartung der verschiedenen Behoͤrden anzunehmen geruhte. Wir schleeßen hier auch die Berichtigung aus Trier an, daß die Abreise Sr. Koͤnigl Ho⸗ heit von Saarbruͤck nicht den Abend, sondern den Morgen ge⸗ gen 6 Uhr staͤttgefunden habe.

Koblenz, 70. Juni. Ankunft Sr. Koͤnigl. Ho⸗ heit des Erbprinzen von Sachsen⸗Weimar. Hoͤchst⸗ derselbe ist heute, rvon Weimar kommend, hier eingetreffen, im Sascdef⸗ „zum Riesen“ abgestiegen und wird einige Tage hier verweilen.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Dem so eben erschienenen Bericht uüͤber die zur Be⸗ kanntmachung gerigneten Kerbandlungen der Akademte der Wissenschaften im Monat Mai enlehnen wir Folgendes: In der Gesammt⸗Sitzung der Akademie am 3. Mai las Herr Dove über die g ograpbische Verbreitung gleichartiger Witterungs⸗Erschei⸗ nungen. Wr müssen uns bier darauf beschränken, folgende allge⸗ meine Ergebnisse dieser Untersuchuna mitzutheilen: 1) D.ie trepische Armo pbäle des Judischen Wassecheckens scheint keinen mit Sicher⸗ beit nachweisbaren Eim flaß auf die Europäischen Wetterungs⸗Ver⸗ bältnisse zu baben. 2) Größere Abweichungen von der mittleren Temperatur Vertbeilung treten nie lokal auf, sondern sind über greße Sirecken el.ichzeitig verbreitrt. Die Größe der Abweichung ist an einer bestimmten Stelle ein Marimum und nimmt dann Rach den Gränzen tbin ab. leberschreitet man diese Gränzen, so siadet man stake Abweichungen im enngegengesetzten Sinne. 3) Gleicha tige Witterunas⸗Verbältnisse siaden sich läusiger von Sild nach Rord als von West nach Ost. Bet sehr großen Ab weichungen zeigt sich oft in letzirrer Richtung ein derpelter Gegensatz zwischen Curepa einerseits und Amerika und Asien andererseits. 4) Gegensotze der Witterung zeigen sich am bäufiasten in den entschi denen Winter⸗ Menaten. 5) Die kalte Zene medifizirt eft merklich die Ttmperatur