in Uebertreibungen.
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Schrift dafuͤr zwei Dukaten mit der Bestimmung fuͤr den Central⸗Fonds zu uͤbersenden geruht. Außerdem hat die im vo⸗ rigen Jahre verstorbene Wittwe des Stallmeisters Pohl dem Fonds eine Rente von 100 Rthlr. jährlich bis zur Volljaͤhrigkeit ihrer noch ganz kleinen Kinder vermacht, durch welche nach und nach ein Kapital von 2200 Rthlr. sich bilden wird. So ist be⸗ reits jetzt, bevor noch die Existenz des Fonds oͤffentlich und amt⸗ lich bekannt gemacht und eine Aufforderung an das Publikum ergangen ist, mehr als ein Fuͤnftheil des Erfordernisses theils baar, theils in bestimmter Aussicht vorhanden, und mit jedem Jahre wird das Kapital⸗Vermögen durch Zinsen und Zinses⸗ Zinsen anwachsen. Dieser schon jetzt eingetretene guͤnstige Er⸗ folg giebt wohl Veranlassung zu der sicheren Hoffnung, daß, wenn erst die Verwaltungs⸗Behoͤrde eingerichtet ist, und die nothwendigen Aufforderungen erlaͤßt, auch ferner die oͤffentliche Theilnahme und Wohlthaͤtigkeit sich dem Fonds zuwenden, und ihn mit den Mitteln zur Erreichung seines wichtigen Zweckes ausstatten wird.
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Wissenschaft, Kunst und Literatur.
1.“ Das westliche Nord⸗Amerika, in besonderer Beziehung auf die deutschen Einwanderer, in ihren landwirthschaft⸗ lichen, Handels- und Gewerb⸗Verhaͤltnissen. Von N. Hesse, ehemaligem Kantons⸗Beamten. Nebst einer Karte. 1 Paderborn, bei Joseph Wesener. 1838. XIV. u. 254 S. Das vorstehende Buch ist ein sehr gecignetes, kräftiges Heilmit lel gegen das Auswanderungs⸗Fieber, das nur an zu vielen Orten Deutschlands noch immer so verderblich wirkt. Es ist allen denen besonders zu empfehlen, welche näher oder entfernter auf das unwis⸗ sende, verführte oder sich selbst täuschende Volk einzuwirken Gelegen⸗ beit oder Beruf haben; sie werden daraus ihre eigene Kenntuiß der dortigen Verhältnisse vermehren und es vielfach dazu benutzen können, ihre eigenen Gründe und Gemälde zu verstärken und durch lebendige Farben zu heben. Der Verf. ist aufgefordert worden, einen Auszug daraus zu machen, der fuͤr das Verständniß des gemeinen Mannes eingerichtet wäre. Wenn er, wie zu erwarten sieht, der Aufferderung auf eine geschickte Weise genügt, so wird von der Verbreitung einer solchen Schrift freilich noch größere Wirkung zu hoffen seyn, als von diesem Buche. Unterdessen aber möge dieses recht bekannt werden und sein Bestes zu thun unternehmen. 11“ Amecerita ist das Land der Sehusucht, der Wünsche und Hoff⸗ nungen, dem Viele verblendet zuecilten. Günstige Verhältnisse und die engsten, theuersten Familien⸗ und Freundschaftsbande zerreißen sic hier oft und verlieren dort ihre Ruhe, ihr Vermögen und nicht selten ihr Leben. Die Antriebe zur Auswanderung sind verschieden⸗ artig; der Eine sucht glänzende Verbesserung seiner drückenden Lage, ein Anderer rasche Vermehrung seines erworbenen Reichthums, ein Dritter das entschwundene goldene Zeitalter u. s. w. Sehr Wenige nur erreichten einen Theil ihrer Wünsche und berichteten darüber Die Menge der völlig Getäuschten dagegen hat entweder des Lebens Last und Mühen, denen sie im Vaterlande ent⸗ gehen wollten, dort in viel erhöhterem Maße ertragen lernen müssen, oder ist verarmt in die Heimath zurückgekehrt; aber aus falscher Scham schweigen sie über die wahren Verhältnisse der hochgepriese⸗ nen Meuen Welt, oder, wenn ste dieselben schildern, so geschieht es mit so dunklen Farben, daß Niemand ihren Worten trauen mag. An⸗ ders ist es mit dem Verfasser des vorliegenden Buches. Er gehört zu den deutschen Auswanderern aus dem Paderbornschen, und wurde von besondern Verhältnissen zur Ueberstedelung bestimmt. Zwei Jahre (1835 — 37) hat er im westlichen Nord⸗Amerika mit seiner gan⸗ en Familie im Missouxi⸗Staate, unweit des Osage⸗Stromes, ge⸗ sebt, und giebt uns nun nach seiner durch Heimathliebe und manche Enttäuschung herbeigeführten Rückkehr in das geliebte Vaterland
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eine Schilderung der nord -⸗amerikanischen Verhältnisse in Bezichung auf die deutschen Einwanderer, in nackter Wahrheit, größtenthetls so, wie er sie in seinem Blockhanse entworfen hat, mit gleicher Be⸗ rücksichtigung der guten und übeln Seiten. Für die Wahrhaftigkeit des Verfassers bürgen der offene Charakter und der fromme Sinn, welche sich im ganzen Buche ossenbaren; seine Absicht aber, durch treue Mittheilung seiner theuer erkauften, persönlichen Erfahrungen nützen zu wollen, verdient großen Dank. Hauptsächlich sind es die zwei solgenden Sätze, welche der Verfasser im Buche durchzuführen sucht (S. 41): „Nicht das Land trägt die Schuld, wenn unsere Hoffnungen und Wünsche darin nicht befriedigt werden, sondern die Person ist selbst schuld an dem Mißlingen ihrer Plane, wenn sie nach Maßgabe ihrer Individualität — von dem Lande eine allgemeine Glücks⸗Austheilung fordert“ — und: „Suche das Glück nicht außer, sondern in Dir, und sey zufrieden mit dem Stande, worein Du von der Vorsebung gesetzt bist. Zufrieden seyn und zufrieden machen, das ist die höchste Glückseligkeit auf Erden!“ “
Indem wir nun auf die zeitgemäße Erscheinung dieser Schrift aufmerksam machen, wollen wir nur der Licht⸗ und Schattenseiten, welche sich dem deutschen Einwanderer in die Veretnigten Staaten von Rord⸗Amcerifa darbieten, und die der Verfasser Kap. 18 und 19 kurz zusammengestellt hat, hier erwähnen. Was nämlich so häufig zur Einwanderung in diesen Kontinent verlockt hat, das sind: die freie Verfassung aller nord⸗amerikanischen Staaten; die Gleichheit aller Stände unter sich und vor den Gesetzen; der freie Handels⸗ Verkehr im Innern und der freie Gewerbebetrieb; der uneinge⸗ schränkte Grundbesitz, der nur mit sehr geringen Abgaben belegt ist und Steuern, Zehnten, Dienste und dergl. nicht kennt; der gute Grund und Boden; die mehr als in Deutschland leichte und einträg⸗ liche Viehzucht; die im Allgemeinen bessere Witterung als im nördlichen Deutschland; die einfache, nicht kostspielige Rechtspflege und einiges Andere. Aber sind denn dies Alles auch wirkliche Vor⸗ züge! Und sind sie in dem Grade vorhanden, als ein europätscher Schwärmer von ihnen träumt? Wenn der Pöbel in Baltimore im Herbst 1835 das Haus eines Bank⸗Interessenten, der fallirt hatte, demolirte und Alles, was darin war, auf den Straßen verbraunte; wenn ein gleichgesinnter Haufen im fanatischen Eifer auf dieselbe Weise mit einem Kloster verfuhr; wenn die Kornhändler in Rew⸗YAork ihrer Vorräthe gewaltsam beraubt, und die Korn⸗ und Mehlsäcke auf die Straßen geworfen wurden; wenn der Pöbel in St. Lonis im Sommer 1836 einen wegen einer Mordthat im gerichtlichen Gefängniß befindlichen Mulatten gewaltsam zum Scheiterhaufen schleppte und bei langsamen Feuer lebendig verbrannte, aber nicht zur Untersuchung gezogen wurde, weil, nach der Erklärung des Richters, die Zahl der Theilnehmer zu groß gewesen wäre; wenn ein Angeklagter in Baltimore, der einen Deutschen durch einen Stein⸗ wurf getödtet hatte, desbalb freigesprochen wurde, „weil er gute An⸗ lagen besaß, von guter Familie und Connexion war“; wenn eine ganze Menschenklasse als Handels⸗Artikel angeschen wird: so kann doch die Freiheit und Gleichheit nicht die hochgepriesene seyn; cben so wenig, wenn das Geld und ein guter Rock zum Gentleman macht, während ein Mann mit solidem Anzuge, der seine Baarschaft nicht zur Schau stellt, als ein Commun Fellow“ (gemeiner Kerl) über die Achsel angesehen wird. Daß nirgends mehr, als in Nord⸗Ame⸗ rika, Geld das Losungswort ist, dafür finden sich im Buche viele Be⸗ lege. Daß der Einwanderer, zur Bestreitung der Retsekosten für sich und seine Familie und zur Auschaffung der am Wohnorte nothwen⸗ digsten Lebensbedürfnisse und Arbeits⸗Gegenstände (denn Landwirth⸗ schaft muß fast Jeder treiben, wenn er nicht eiwa als Kaufmann mit den hochst gewandten Amcrikanern konkurriren will), mindestens eine Summe von 2000 Reählrn. nöthig habe, berechnet der Verf. sehr genau. Die aber noch besonders angegebenen Schattensci⸗ ten sind: auf dem Lande Mangel des Gottesdienstes; Mangel des Schul⸗Unterrichts; das einsiedlerische Leben; die schweren, harten Arbeiten, welche des Ansiedlers in den ersten Jahren warten, wo er nur auszugeben, Richts einzunehmen hat und für Hilfleistung mehr zahlen muß, als ihm die Wirthschaft einbringt; das theure Leben in den Städten; der schnelle, auf die Gesundheit übel einwirkende Wit⸗
1838.
ternugs⸗Wechsel; die jährlich grassirenden Fieber; der Luxus u. der, — anfe diese Uebelstäude, welche den Verfafeer zur Rückkehr bewogen mögen im Buche selbst nachgelesen werden. Dasselbe behandelt üdn, geus seinen Gegenstand in 20 Kapiteln. Nach einer kurzen Beschrei, bung der Reise und eines Ausfluges in das Innere des Missoun⸗ Staates werden Kap 4— 12 hauptsächlich die Angelegenheiten eintes armers (Landwirthes), — Ankauf, erste Einrichtung, Arbeiten Kiehzucht, Jagd, Fischerei, Witterung u. dergl. — und die Verhält nisse der Reügionen und Schulen besprochen; Kap. 13 und 13 gich. Nachricht über Handel, Gewerbe, Dampfschifffahrt und Aehnlichen Kap. 15 über Rechtspflege und Polizei; Kap. 16 über die wilden Ur. einwohner. Die folgenden Kapitel beantworten allgemeine und fis besondere Stände gehörige Fragen, und das letzte schildert die Rück⸗ reise in die Heimath. Wir führen nur noch an, daß der wiß begiekig, Leser auch manche gute geographische und naturhistorische Bemerkug in dem Buche findet, und daß einzelne Mittheilungen über Chargf. terzüge und Sitten der Amerikaner, über die buchstäbliche Auccens der Gesetze, uͤber die Wettrennen der Dampfschiffe ihn intertsieng
werden.
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Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 6 Uir. V 10 Uhr. Beobachtung. 52 333,31˙„Par. 333,20 „Par. 333, 278„Par.] Quellwäͤrme 8,20 . .+† 9,90° R. + 14,60 R. + 10,4 9 R.]Flußwaͤrme 15.79 9. + 7,20 R. + 8,0° R. + 8,1° R.] Bodenwoͤrme 15,90, ½ 81 pCt. V 83 pECt. 882 vCt. Ausdünstung 0,040 % halbheiter. bezogen. I bezogen. Niederschlag 0,212“9%
21. Juli.
Luftdruck
Quftwörme.. Thaupunkt.. Dunstsaͤttigung
Wetter b1 Wind WRW. WNW WNW. Wärmewechsel †+.f˖·159
Wolkenzug... — WRNW. üees + 9,00. Sagesmittel: 333,32 Par.. + 11,6 .. *+. 7,8 R... 82 pEt. abhn
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Auswürtige Börsen. Frankfurt a. M., 19. Juli. Oesterr. 5 % Met. 1065⁄3- G. 4 % 101. C. 2 ½ % 60 2
Br. 1 % 2511⁄16. Br. Bank-Actien 1745. 1733. 'artial. Ohle-
151 ¾1. G. Loose zu 500 Fl. 126 1. 126 1. Loose 2u 100 EFlI. 263.6,
Preuss. Präm.-Sch. 655⁄1. G. do. 4 % Anl. 103 ⅞. Br. Poln. L, oos
66 ¾. 66 ½. 5 % Span. Anl. 13 ⅛. 13. 2 ⁄½ % Holl. 54 ¾. 59%
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Koͤnigliche Schauspiele.
Montag, 23. Juli. Im Schauspielhause: Emilia Goy lotti, Trauerspiel in 5 Abth., von G. E. Lessing. (Madam Hoͤffert, geb. Devrient, vom Theater zu Stettin: Claubdit Herr Hendrichs, vom Koͤnigl. Hoftheater zu Hannover: dm Prinzen, als letzte Gastrollen.)
Dienstag, 24. Juli. Im Opernhause: 2 Abth. Musik von Bellini. 8 b
Mittwoch, 25. Juli. Im Schauspiclhause. Adelheid vm Burgund, historisches Trauerspiel in 5 Abth. und einem Wer spiele, von E. Raupach.
Norma, Oper h
S 433½
Kaͤnigsstaͤdtisches Theater.
Montag, 23. Jult. Der boͤse Geist Lumpacivagabundus,
oder: Das liederliche Kleeblatt. Zauber⸗Posse mit Gesang ie 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Muͤller.
Dienstag, 21. Juli. Die Schwestern von Prag. Kom
es Singspiel in 2 Akten. Musik von W. Muͤller.
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In Bertretung des Redacteurs: Wentzel.
Gedruckt bei A. W. Hayn⸗.
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und von ihnen weder Rechnungslegung noch Er⸗
Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Preußischen Staaten.
Von Seiten des Raths dieser Kaiserlichen Gouver⸗
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In allen Buchhandlungen, bei E. S. Mittler n Berlin (Srechbahn Nr. 3), ist zu haben:
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von Kissingen.
Beekanntmachungen. NI111“ das Aufgebot eines verloren gegangenen Instruments über ein auf Nieder Mittlau haftendes Kapital per 6000 Thlr. betreffend.
Auf dem im Jauerschen Fürstenthum und dessen göͤwenberger Kresse gelegenen, dem Rittergutsbesitzer Rosemann gehörigen Gute Mieder⸗Mittlau haften sub Rubr. 1II No. 15 6000 Thlr. rückständige Kaufgelder für die Wirthschafts⸗Inspektor Fefecsegscer Erben ans dem Kauf⸗Kontrakte der Grüttnerschen Erben mit dem frühern Befitzer, von Axleben Magnus ge⸗ nannt, de dato 20. April und confirm. den 2. Sep⸗ tember 1808. .
Das Kapital selbst ist von einem spätern Besitzer, dem Königlichen Oberst⸗Lientenant von Thiele, jetzt auf Groß⸗Kloden bei Guhrau, an die Grüttnerschen Erben bezahlt, das darüber lautende, ihm mit Quit⸗ tung ausgehändigte Instrument, bestehend aus dem zweiten Exemplar des oben genannten Kauf⸗Kontrakts und der dazu gehörigen Jutabulations Recognitton vom 10. Oktober 1808, aber durch die Kriegs⸗Ereignisse im. ege. 1813 angeblich verloren gegangen.
ehufs der Lbschung dieser Post im Hvpotheken⸗ buche werden auf den Antrag des Rittergutsbesitzers Rosemann alle diejenigen, welche an dieser su löschenden Post und das darüber ausgefertigte Justrument als Inhaber, und dessen Erben, Cesstonarien, Pfand⸗In⸗ haber oder aus irgend einem andern Grunde Ansprüche zu haben vermeinen, aufgefordert, dieselben spätestens in dem auf den 29. Oktoberd. J., Vormittags um 11 Uhr, vor dem Herrn Ober⸗Landesgerichts⸗Referendarius Albinns anberaumten Termine anzumelden und zu beschcinigen, widrigenfalls sie mit ihren etwanigen Real⸗Ansprüchen auf das Grundstück selbst präkludirt, ihnen deshalb ein ewiges Stillschweigen auferlegt, das Instrument für amortifirt erklärt und das Kapital felbst im Hppothekenbuche gelöscht werden wird.
Glogan, den 3. Juli 1838.
Erster Senat des Ober⸗Landesgerichts von Nieder⸗Schlesien und der Lausitz. 11““ Gr. v. Rittberg.
. CEdietal⸗Ettation. „Der Böttchermeister Johann Friedrich Lutzke ist am 20. Oktober 1816 und dessen Ehefrau Anne Christine, sic. Wasserfuehrer, ist schon am 16. Januar 1808 bier⸗ elbst verstorben. Da deren Erben Unbekannt sind, so rnhee, de ühen etwaige Erben und 89 er hierdurch aufgefordert, si 6 8† Ferne h) g ert, sich spätestens bis den 12. November d. J., P 4 d. J., Vormittags 11 Uhr, MPeserh. zu melden, widrigenfalls die nich Erschiene⸗ 85 B 2* Erbansprüchen werden präcludirt werden d- 3 — achlaß den sich legitimirenden Erben verab⸗ de hnahe Erbe asle Dispositi derselben anzuerkeunen und zu 1.. 9.dneee sanne
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satz der gehobenen Rutzungen zu fordern für berechtigt, vielmehr sich mit dem, was alsdann noch von der Erb⸗ schaft vorhanden seyn wird, zu begnügen für verbun⸗ den erachtet und, wenn sich Niemand melden sollte, der Rachlaß als herrenleses Gut dem Fiskus zuge⸗ sprochen werden wird.
Alt⸗Damm, den 10. Jannar 1838.
Königl. Land⸗ und Stadtgericht. Bekanntmachung.
Der am 1. Dezember 1828 zu Culm verstorbeue Schiffer Johann Friedrich Erfurih jun. hat in seinem zu Culm am 28. Rovember 1828 errichteten und am 26. Februar 1829 publicirten Testamente seine angeb⸗ lichen beiden Kinder erster Ehe, namentlich Dorothee Sophie und Eleonore, zu Erben eingesetzt. Da unng der Aufenthalt dieser beiden gedachten angeblichen
Kinder bisher nicht hat ausgemittelt werden können, so werden dieselben und deren nächsten Verwandten
hiermit aufgefordert, sich binnen 3 Monaten, Behufs Wahrnehmung ihrer Gerechtsame bei der Regulirung des Nachlasses des Schiffers Johann George Erfurth sen., des Vaters des Testators, bei dem unterzeichneten Gericht zu melden und sich zu legitimiren, widrigen⸗ falls das Weitexe nach Vorschrift der Gesetze gegen
sie veranlaßt werden muß, wobei noch bemerkt wird,
daß ihr Antheil an der Erbschaft ungefähr 300 Thlr. betragen wird. Fürstenwalde, den 27. Juni 1838. FJ89.; Königl. Land⸗ und Stadtgericht.
Ediktal⸗Citation.
Von dem Königl. Stadtgerichte hiesiger Residenz ist in dem über das Vermögen des Kaufmanns J. Neumögen am 27. März 1838 eröffneten Konkurs⸗ Prozesse ein Termin zur Anmeldung und Nachweisung der Ansprüche aller etwaigen unbekannten Gläubiger auf den 26. Oktoberc. a., Vormittags um 11 Uhr, vor dem Herru Stadtgerichts⸗Rathe Beer angesetzt worden. Diese Gläubiger werden daher hierdurch auf⸗ gefordert, sich bis zum Termine schriftlich, in demselben aber persönlich oder durch gesetzlich zulässige Bevoll⸗ mächtigte, wozu ihnen beim Mangel der Bekanntschaft
ie Herren Justiz⸗Kommissarien Hahn, Müller J. und Justizrath Pfendsack vorgeschlagen werden, zu melden, ihre Forderungen, die Art und das Vorzugsrecht der⸗ selben anzugeben und die etwa vorhandenen schrift⸗ lichen Beweismittel beizubringen, demnächst aber die weitere rechtliche Einleitung der Sache zu gewärtigen, wogegen die Ausbleibenden mit ihren Ansprüchen von der Masse werden ausgeschlossen und ihnen deshalb gegen die übrigen Gläubiger ein ewiges Stillschwelgen wird auferlegt werden.
Gleichzeitig werden Hieckan. die dem Aufenthalte nach unbekannte Theresia, geb. Ramslauer, verehelichte Reumögen, und die unverehelichte Dorothea Rams⸗ lauer unter demselben Praejudiz vorgeladen.
Breslau, den 26. Juni 1838.
Königliches Stadigericht hiesiger Residenz.
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nements⸗Stadt werden Alle und Jede, welche als Er⸗ ben oder aus irgend einem Rechtsgrunde an den Rach⸗ laß des hierselbst verstorbenen Handschuhmachermeisters Johann Gottlieb Borchardt Ansprüche zu haben ver⸗ meinen möchten, desmittelst aufgefordert, solche ihre EE mittelst in duplo bei dem hiesigen Stadt⸗ ekretariate entweder in Person oder durch gesetzlich legitimirte Bevollmächtigte einzureichende schriftliche Eingaben binnen nun und sechs Monaten, spätestens also am 22. Oktober dieses Jahres, bei Verlust ihrer Gerechtsame gehörig anzumelden und rechtsgenüglich zu deduciren und zu verificiren. Reval Rathüaus, den 22. April 1838. — ad Mandatum. A. Ch. Jordan, Secr.
Literarische Anzeigen.
Im Verlage von Heinrich Hoff in Mannheim ist erschienen und in allen Buchhandlungen, nament⸗ lich bei E. S. Mittler in Berlin (Stechbahn Nr. 3), Posen, Bromberg, Culm und Gnesen und L. Bam⸗ berg in Greifswald, zu haben: Denkwuͤrdigkeiten I“ und vermischte Schriften “
von A. Varnhagen von Ensecec. 3r und ür Band. C.. 8 Brosch. 4½ Thlr. 15 sgr.
bb6lb Studien und Störungen. — Besuch bei Jean Paul⸗ Friedrich Richter. — Tübingen, 1808 u. 1800. — Stein⸗ furt, 1810 u. 1811. — Harren und Streben. — Prag, 1811 u. 1812. — Tettenborn. — Hamburg im Frühjahr 1813. — Kriegszüge von 1813 n. 1814. — Biogra⸗ phisches. — Kritiken. .
Diese vorliegenden Bände des berühmten Werkes stehen den beiden ersten als Interesse nicht nach, son⸗ dern übertreffen sie darin. Roch etwas hier darüber zu sagen, erscheint als ganz überflüssig, da die Kritik in allen ihren Organen sich mit höchster Anerkennung darüber ausgesprochen hat.
Keinem Gebildeten Deutscher Ration sollten diese Memoiren, die so tief das Deutsche Leben berühren, unbekannt bleibeu.
8.
In Ferd. Dümmler's Byuchhandlung, Linden No. 19, ist eben erschienen:
Encke, J. F., Berliner astronomisches Jahr- buch für 1840. Mit 1 Kupfer. 2 Thlr. 20 sgr.
Bei Th. Bade in Berlin, Jägerstraße Nr. 32, ist
erschienen:
Das 2te Heft: „Maskenball im Colosseum“ von Nante a—I. hinterlassenen Pa⸗ pieren, herausgegeben von u. zum Besten seiner strumpflosen Familie. Preis 7½ sor. Der lste Band: Nante Strumpf'’'s Welt⸗ gang, Preis geheftet 73½ sgr., erschien bereits in einer aten Auflaaaa.
8 8
Allgemeine Gesinde⸗Ordnung für die Preußischen Staaten, nebst den gegenseitigen Rechten und Pflichten der Herrschaften und der Haus⸗ Ofsicianten. Mit erläuternden und ergänzenden An⸗ merkungen. Für Polizei⸗ und Instiz⸗Beamte, so wi zur Belehrung für Herrschaften, Haus⸗Officianten um Gesinde. Herausgegeben von J. F. Kuhu. Zweit
efserte Auflage. 8vo. Geh. Preis 10 sgr.
“ G. Basse in Quedlinburg.
Bei August Hirschwald, Burgstraße Rr. 2 ist so eben (in Kommission) erschienen und versandte Bredow, H., über das Verhältniss der specifischen Wärme zum chemischen Mischungsgewicht und die sich daraus er- gebenden Folgerungen für die Cohäsion der Körper. 4to. Geheftet. 10 sgr. w Frauenstädt, J., die Freiheit des Menschyn und die Persönlichkeit Gottes. Ein Bei⸗ trag zu den Grundfragen der gegenwärtigen Sye⸗ culation. Nebst einem Briefe des Dr. G. Ä. Gabler (ordentl. Professors der Philosophie an
der Universität Berlin) an den Verfasser. 8 0 9
Geheftet. 20 sgr. 1 Eine Stimme aus der katholischen Kirchte
Preußens in Sachen des Herrn Erzbischoft
Clemens August von Köln. Posen, 18 38 Svo. 7 ½ sgr. “ vgt
Im Selbstverlage des unterzeichneten Verfassers i erschienen und durch alle gute Buchhandlungen 1 bekommen: 3 die zweite vielfach verbesserte Auflage dir Geschichte des Deutschen Freiheits-⸗Krieges
von 1813 bis 1815. Erster Band. 31 ½ Bogen. Gr. 8vo. Broschirt. Mit 6 Stahlstichen. Preis 1 Thlr. 20 sgr.
Dieses Werk, dessen Zuecignung Se. Majestät unse allverehrter König allergnädigst anzunehmen geruht haben, dürfte bei der unnmehrigen Silberfeier der großen Greena. jener Zeit um so mehr einer erh ⸗ ten Theilnahme werth erscheinen, als es nach der besten Quellen und Hülfsmitteln bearbeitet ist und gleicher Weise das Interesse des militairischen wie des civilistischen Lefers derücksichtigt. Das Ganze wird aus drei Bänden von ziemlich gleichem Umfange und Preise bestehen und binnen Jahresfrist vollendet seyn. Die dem ersten Bande zuertheilten Stahlstiche geben 1e anerkannt selungenen Bildnisse: Friedrich Wil helm 1. „ Alexander I., Napoleen Buonaparte, Franz IJ., Fürst Blücher von Wahlstart, Carl Johann Kronpriuz von Schweden.
Berlin, den 16. Juli 1838.
11““ Dr. Friedrich Richter,
KReeue Schönhauser Straße Mr. 16.
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„ Dienstag den 24sten Juli
Amtliche Nachrichten.
12 h, 63 Pvwonik des Tages. Der Graf und die Graͤfin von Oldenburg sind nach
Koswig von hier abgereist. 1u1“ Der bisherige Privatdocent, Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Barez hierselbst, ist zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultaͤt der hiesigen Koͤniglichen Universitaͤt er⸗ nannt worden. Der bisherige Privatdocent Dr. Romberg hierselbst ist um außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultaͤt der hiesigen Universitaͤt ernannt worden.
Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung
zu Koͤnigsberg ist dem bisherigen zweiten Prediger in Schaaken, Dr. August Friedrich Viktor von Wegnern, die erledigte Pfarrstelle an der evangelischen Kirche zu Barten⸗ stein, Dioͤzese Friedland, verliehen worden;
zu Minden ist die erledigte Pfarrstelle zu Valldorf, Krei⸗ ses und Dioͤzese Herford, dem seitherigen Pfarrer zu Loͤhne, August Heinrich Schmieding, verliehen worden.
Angekommen: Der General⸗Major und Chef des Sta⸗ bes Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen, von Neumann, von Parchwitz.
Der Chef⸗Praͤsident des Geheimen Ober⸗Tribunals, Sack,
Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Staats⸗ und Justiz⸗Minister Muͤhler, nach Naumburg a. d. Saale.
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Nachrichten. 4 1“] 3 Aunusland. “ Frankreich.
Paris, 17. Juli. Der Prinz von Joinville ist am 16. gegen Mittag in St. Germain eingetroffen und hat Nachmit⸗ tags seine Reise nach Neutlly fortgesetzt.
Der heutige Moniteur publizirt die drei Gesetze, wo⸗ durch dem Bau der drei Eisenbahnen von Paris nach Havre,
Rouen und Dieppe, von Paris nach Orleans und von Lille ach Duͤnkirchen die Konzession gegeben wird. Sie sind vom 5, 7. und 9. Juli datirt. Ferner werden durch Koͤnigl. Ordon⸗ nanz vom 15. Juli die Bezirks⸗Raͤthe in ganz Frankreich auf den 4. August zusammenberufen, um ihre erste zehntaͤgige Siz⸗ zung zu halten. Den General⸗Conseils wird fuͤr ihre Sitzun⸗ gen die Zeit vom 20. August bis zum 3. September anbergumt, worauf vom 12. bis 16. September die zweite und letzte Siz⸗ ung der Bezirks⸗Raͤthe eintritt. Eine ” von diesen Bestimmungen macht das Departement der Seine, dessen Ge⸗ eral⸗Conseil sich vom 15. bis 29. Oktober versammeln wird.
Das Vaudeville⸗Theater steht in Brand. Landleute, die m 2 Uhr Morgens zu Markte gefahren kamen, sahen den Rauch uͤber den Quartieren des Palais royal aufsteigen. Allein erst gegen 4 Uhr wurde man in den benachbarten Stadttheilen den Brand gewahr. Dienstleute des Koͤniglichen Marstalls, der scch dicht neben dem Theater befindet, sahen die Flamme durch das Dach schlagen und emporwirbeln. Die Pferde und Equi⸗ bagen wurden eiligst in Sicherheit gebracht. Um 6 Uhr Mor⸗ gens war man des Feuers so weit Herr, daß fuͤr die benach⸗ harten Gebaͤude keine Gefahr mehr zu befuͤrchten stand. Das
Kheater⸗Gebaͤude selbst ist nicht zu retten; Mobiliar und Garde⸗ kobe ist ein Raub der Flammen geworden. Gegen Mittag be⸗ fanden sich der Polizei⸗Präͤfekt, der Platz⸗Kommandant, Gene⸗ al Darriule und mehrere hohe Offiziere auf dem Platze. Die der Rue de Chartre zugekehrte Facade des Theaters ist bereits gaͤnzlich niedergebrannt. Die Ursache des Brandes weiß man nicht anzuge⸗ ben. Das Gebaͤude war nicht versichert; man stand, nachdem ehrere Assekuranz⸗Gesellschaften die Aufnahme verweigert hat⸗ ken, mit der Compagnie des „Phoͤnix“ in Unterhandlung, um das Theater fuͤr die Summe von 300,000 Fr. eintragen zu las⸗ en. Die Schauspielerin Madame Albert soll an Kostuͤmen und Garderobenstuͤcken einen Verlust von beinahe 15,000 Fr. erlei⸗ den. Von einem Umbau oder einer Verlegung dieses Theaters ar längst die Rede gewesen, die Direction hat aber bisher noch immer Aufschub zu erlangen gewußt. Jetzt duͤrfte es chwerlich an derselben Stelle wieder aufgebaut werden, da es ohnedies dem lange gehegten Plan, das Louvre gegen die Straße
Rivoli hin auszubauen und mit den Tuilericen in Verbindung zu bringen, im Wege stand.
Das Fahrzeug „Herminia“, Capitain P. Soret, hat Bue⸗ vos⸗Ayres am 12. Mai verlassen und ist am 15. Juli in Havre eingetroffen. Die Blokade waͤhrte in groͤßter Strenge fort. Auf Bitten der dortigen Konsuln hat der Admiral Leblanc den b andels⸗Fahrzeugen fremder Nation die anfaͤnglich auf den 0. Mai gestellte Frist, binnen welcher sie ihre Ladung einneh⸗
men und die Rhede verlassen sollten, bis zum 15. Juni verlaͤn⸗ gert. Der Admiral selbst war am 26. April von Montevideo nach Rio⸗Janeiro unter Segel gegangen. Er hat vor seiner Abfahrt an den Gouverneur von Buenos⸗Ayres geschrieben und sich bereitwillig erklaͤrt, falls die Regierung einen Bevollmaͤch⸗ sigten zur Ausgleichung der obwaltenden Differenzen nach Pa⸗ is senden wolle, ihr zu diesem Zweck ein Franzoͤsisches riegs⸗Fahrzeug zur Disposition zu stellen, unter der Bedin⸗ gung jedoch, daß die im Gebiete der Republik sich aufhal⸗ den Franzosen einstweilen und bis zum Abschluß eines befttven Vergleichs auf gleichen Fuß mit den vorzuͤg⸗ bahd eünstigten fremden Nationen behandelt werden. So⸗
8 8 orschlag angenommen wird, ist der Admiral erboͤ⸗ 9, die Blokade sofort aufzuheben. Der Minister der auswaͤr
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tigen Angelegenheiten, Arano, soll erklaͤrt haben, er werde sich lieber die Hand abhauen lassen, als einen Waffenstillstand auf die vom Franzoͤsischen Admiral geforderten Bedingungen unter⸗ zeichnen. Die Frage wird in der Deputirten⸗Kammer zur Ver⸗ handlung kommen.
— Paris, 18. Juli. Der Prinz von Joinville ist gestern Abend um 4 Uhr, in Begleitung des Capitain „2.ee⸗ seines uͤbrigen Gefolges, in Neuilly ein etroffen. Derselbe hatte Brest am 13ten verlassen und uͤber Et. Malo den Weg nach Paris eingeschlagen. In Cherbourg und Havre hatte man fuͤr gewiß auf die Ehre gerechnet, den Prinzen zu empfangen. Am 12ten Abends hatte der Prinz zu Brest ein großes Gastmahl im Freien gegeben, zu welchem 160 Gaͤste geladen waren. Die Tafel war auf der Garten⸗Terrasse des Hotels St. Pierre, in welchem der Prinz wohnte, errichtet, und die Menge, welche sich gegenuͤber auf dem Champ de Bataille draͤngte, konnte Al⸗ les sehen, was vorging. Der Maire von Brest saß dem Prin⸗ en zur Kechten, dmiral Grivel ihm zur Linken, der Praͤfekt, Baron Boullé, und der Kommandant, General von Ligneville, ihm gegenuͤber. Der Maire brachte unter lautem Zujauchzen des Volkes die Gesundheit des Koͤnigs und der Koͤnigl. Familie aus, und der Prinz dankte mit großer Freundlichkeit. Es folgte ein glaͤnzender Ball, welchem der Prinz bis Mitternacht beiwohnte. Sehr herzlich war der Abschied des Prinzen von den Offizie⸗ ren und der Mannschaft des „Hercules“ und der „Favorite“. Sie hatten sich auf dem Glacis aufgestellt, und bevor der Prinz den Reisewagen bestieg, Pea ihm die Offiziere mit Thraͤnen in den Augen, die See⸗Soldaten und Matrosen durch lauten Zuruf ihre Ergebenheit und h Betruͤbniß uͤber die gebotene Trennung zu erkennen. Der Prinz war sehr ergriffen; er ver⸗ sicherte, daß auch ihm die Trennung schwer falle und daß er sich stets mit Vergnuͤgen der Seefahrt mit so guten Kamera⸗ den erinnern werde.
Der heutige Moniteur promulgirt das Budget der Aus⸗ gaben und Einnahmen fuͤr 1839 und enthaͤlt außerdem eine Ordonnanz, wodurch Herr Martin du Nord, in Abwesenheit des Herrn Lacave⸗Laplagne, ad interim mit dem Portefeuille der Fine beauftragt wird.
ie man vernimmt, hat das Erscheinen der Laityschen Broschuͤre der Franzoͤsischen Regierung abermals Anlaß gege⸗ ben, von der Taglacung die Ausweisung des Prinzen Ludwig Bonaparte aus dem Schweizerischen Gebiete zu verlangen. Graf Molé soll in diesem Sinne eine sehr ausfuͤhrliche und drohende Note an den Vorort 27 haben und der Unter⸗ suͤtzung seines Verlangens von Seiten der Repraͤsentanten Oe⸗ sterreichs, Preußens und Rußlands gewiß seyn. Man versichert sogar, daß der Vorort Luzern damit einverstanden ist, und man kann es allerdings nicht unbillig finden, wenn die Franzoͤsische Regierung einen jungen Mann nicht in der Naͤhe ihrer Graͤn⸗ zen leiden will, bei dem es zur fixen Idee geworden zu seyn scheint, daß er berufen sey, die Napoleonische Dynastie in Frank⸗ reich wieder aufzurichten, und der, weit entfernt, uͤber die Thor⸗ heit und gaͤnzliche Nichtigkeit seines Beginnens zur Besinnung
gekommen zu seyn, fuͤr Bh a⸗ der Welt zu beweisen, daß i
er bei seinem Komplott mit Einsicht und Ueberlegung zu Werke gegangen, daß Alles wohl berechnet gewesen und nur an Zufaͤl⸗ len gescheitert sey.
Von dem Vaudeville⸗Theater sind nur noch rauchende Truͤmmer uͤbrig. Der Platz vor dem Palais royal ist mit halbverbrannten Meubles und mit Allem, was man in der Hast aus den Flammen hat retten koͤnnen, bedeckt. Es heißt, das seit langer Zeit leerstehende und gegenwaͤrtig zum Tanz⸗ saal dienende Theater Moliere solle der Schauspieler⸗Gesellschaft des Vaudeville eingeraͤumt werden. Der Herzog von Orleans, durch einen Courier benachrichtigt, war von Neuilly zur Stadt gekommen und entfernte sich nicht eher vom Platze, als bis jede Gefahr voruͤber war. Der Polizei⸗Praͤfekt, Herr Gabriel De⸗ lessert, hat seine gewohnte, bei dem Brande der Kathedrale von Chartres vor zwei Jahren bewaͤhrte eet sgen cei auch hier bewiesen. Verletzt ist Niemand worden, als ein Sappeur, dem ein brennender Balken auf die Schulter fiel. Die Theater⸗ Kasse mit der Einnahme vom vorigen Abend ist gerettet worden.
Die Brigg „Bisson“, am 16ten in Brest eingelaufen, bringt aus Buenos⸗Ayres die wichtige Nachricht mit, daß der Gouverneur Rosas am 20. Mai dem Admiral Leblanc eine Botschaft des Inhalts hat zugehen lassen: „Die Argenti⸗ nische Republik nehme die vom Admiral gemachten Vorschlaͤge an und sey bereit, auf die von der Fran⸗ zoͤsischen Regierung gestellten Bedingungen zu un⸗ terhandeln.“ In Rio⸗Janeiro wollte man sogar schon von Aufhebung der Blokade wissen. Daß es so kommen wuͤrde, war vorauszusehen, denn die Republik befand sich, selbst der geringen Franzoͤsischen Seemacht gegenuͤber, gaͤnzlich wehrlos, und der Gouverneur Rosas haͤtte sich alle die heldenmuͤthigen und drohenden Proclamationen, die er in den Zeitungen aus⸗ gehen ließ, ersparen koͤnnen.
Ein Schreiben im Marseiller Garde⸗National giebt von dem Brande, der zu Kahira gewuͤthet hat (s. Aegypten), einige naͤhere Umstaͤnde an. Das Feuer kam am 2lsten Abends in der katholischen Kapelle aus und theilte sich augenblicklich den naͤchsten Haͤusern mit. Die wn Loͤsch⸗Mannschaften, die der Gouverneur Kabib⸗Efendi zur Stelle schickte, legten sich aufs Pluͤndern. Zwei ganze Straßen waren am 22sten Abends bereits eingeaͤschert, und man hoffte, der Brand wuͤrde in sich selbst erloͤschen, als er an zwei Stellen von neuem ausbrach. Der Volkshaufe sah gleichguͤltig zu und schien eher Freude an der Zerstoͤrung zu finden, die das Quartier der verhaßten Fremd⸗ linge betraf. Die Verwirrung war schrecklich; Jeder wollte retten, und Niemand wußte wohin. Der Verlust an Waaren ist noch nicht ab⸗ zuschaͤtzen, aber er muß sich auf eine hohe Summe belaufen. Erst am 23sten, als die Feuersbrunst fuͤr die ganze Stadt gefaͤhrlich zu wer⸗ den drohte, ruͤhrte sich Kabib⸗Efendi und erschien mit zahlrei⸗ chen Truppen auf dem Platze. An Ns wird hier nicht ge⸗
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dacht, sondern man reißt uͤberall, wo das Feuer uͤbergreifen koͤnnte, die Haͤuser ein und sperrt es auf diese Weise ab. Da⸗ durch war denn am 24sten Abends der Zerstoͤrung eine Graͤnze gesetzt und am 25sten gegen Mittag das Feuer so gut als er⸗ loschen; allein man besorgt, es moͤchte boͤswillig angelegt gewe⸗ sen seyn. Die Europaͤer in Kahira leben deshalb in großer Angst, zumal da von Seiten der Araber und sogar von den zum Schutz und zur Aufrechthaltung der Ordnung aufgestellten Truppen große Exzesse begangen worden sind. Mehmeb Ali hat am 25sten den Hussein Bey mit ununschraͤnk⸗ ter Vollmacht nach Kahira abgeschickt. Hoffentlich wird
er den Verungluͤckten den wirksamsten Schutz angedeihen
lassen. Der Franzoͤsische Konsul zu Kahira, Herr Tipel, hatte sich fuͤr das Konsulats⸗Gebaͤude 25 Mann Wache geben lassen; sein erstes Geschaͤft war, das Konsulats⸗Archiv zu ret⸗ ten und nach Bulak zu bringen; als er zuruͤckkam, fand er die Schutzwache mit der Pluͤnderung seines Hauses beschaͤftigt. — Die Aegyptische Flotte hat in dem Augenblicke, da sie sich an⸗ schickte, von
ten, die nach Kandia abgegangen sind. Mehmed Ali scheint
: lexandrien auszulaufen, Contre⸗Ordre bekommen und liegt noch vor Anker, bis auf 2 Linienschiffe und 2 232
also wirklich, in Folge der an ihn ergangenen Vorstellungen,
— die Konsuln von Frankreich
und England haben naͤmlich
dem Pascha die ihnen zugegangenen Instructionen mitgetheilt,
— fuͤr jetzt auf seine Plaͤne zu verzichten.“
— — Paris, 16. Juli. Es ist hier, nach dem Schlusse der Session, die Sommer⸗Ruhe, die politische Siesta, eingetre⸗ ten. Die beiden Prozesse, der Laitysche und der des Temps, sind ohne Aufsehen, ja ohne Antheil zu erregen, voruͤbergegan⸗
gen. Hoͤrt man die Oppositions⸗Blaͤtter eifern und an die Jahre
1827, 1829 erinnern, so sollte man meinen, es gehe etwas ganz Besonderes vor. Wir sehen aber nur sich wiederholen, was alle Jahr eintritt. Ist die Session voruͤber, so springt der Wind
auf eine Zeitlang um und mancher Drang, dem die Gegenwart
der Kammer Zuruͤckhaltung auferlegt hatte, macht sich Luft. Die
Presse spuͤrt das zuerst, sie warnt, sie schreit und uͤbertreibt; das Publikum geraͤth nicht so leicht in Harnisch. Es kennt die⸗
sen schwuͤlen, reactionairen Luftzug; es weiß, von wannen er kommt und wo hinaus er moͤchte; allein es weiß auch, daß er nicht Macht und hauptsaͤchlich nicht Zeit hat, Schaden zu thun, — denn ehe zwei Monate vergehen, spuͤrt man wieder den frischen Wind der kommenden Session. Also ist man unbesorgt,
aber darum keinesweges gleichguͤltig. Die Meisten mißbilligen im Stillen, und es muß lange dauern, weit kommen, bis sie ihre
Unzufriedenheit laut zu erkennen geben. Auch ist alle Aufmert⸗ samkeit, alle Thaͤtigkeit im Lande ganz nach
Industrie und Verkehr, auf Verbesserung der Wege und Mit⸗
anderen Seiten, auf
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tel des Erwerbs, auf Mehrung des Wohlstandes und Erleich⸗
terung der Lasten, Wort auf das Gemeinnuͤtzi sich davon durch politische Haͤndel zerstreuen, zu lassen. So sicher ist dieser und seiner Zukunft, daß kein Kriegsgeruͤcht ihn aufschreckt; alle die drohenden Fragen der auswaͤrtigen Politik erscheinen ihm viel zu unwichtig in Vergleich mit den großen Arbeiten, die er vorhat. Daher die große Ruhe, womit man hier die Diffe⸗ renzen im Orient und selbst die naͤherliegenden zwischen Hol⸗ land und Belgien ins Auge faßt und bespricht; man ist sicher, daß von allen Regierungen eine friedliche Loͤsung gewuͤnscht und erstrebt wird, weil zu keiner Zeit der Friede so kostbar und so fruchtbar gewesen ist, wie in unseren Tagen. Der Triumph, den Marschall Soult in England feiert, gilt als eine neue Burgschaft fuͤr die Freundschaft der beiden Nationen und somit fuͤr den Frieden Europa's. — Fuͤr weniger gesichert gilt der Stand des Ministeriums. Es sieht sich isolirt, vereinsamt; kein Mann von parlamentarischem Ansehen, von politischer Bedeu⸗ tung will sich zu ihm bekennen. Wer sich des Jahres 1832 er⸗ innert und der Gruͤnde, aus welchen das damalige Rumpf⸗ Ministerium (C. Périer war der Kopf und das Auge gewesen) dem Kabinet vom 11. Oktober weichen mußte, der wird auch jetzt die Nothwendigkeit einsehen, das Kabinet vor dem Zusam⸗ mentritt der Kammer zu verstaͤrken. Es ist uͤbrigens an seiner Schwaͤche nicht Schuld, wie denn uͤberhaupt an dem Gange der Dinge Niemand Schuld ist. Die Majoritaͤt des I11. Ot⸗ tobers ist nicht erst in den juͤngsten Tagen abhaͤnden gekom⸗ men; bereits seit 1833 unterliegt sie der Zersetzudg. Eines ih⸗ rer Elemente nach dem anderen ist abgestoßen, ausgeschieden worden, und so ist dann freilich jetzt mit dem Residuum wenig mehr ae Vielleicht laͤßt sich naͤchstens in einem Ruͤck⸗ blick auf die Ereignisse der letzten Jahre eine Geschichte dieses Zersetzungs⸗Prozesses geben, durch welchen die gegenwaͤrtige Situation sich natuͤrlich erklaͤrt.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 17. Juli. Die Meinungs⸗Verschiedenheit, welche sich kuͤrzlich in der Debatte uͤber den Broughamschen Antrag auf Vorlegung der dem Britischen Geschwader an der Kuͤste von Spanien ertheilten Instructionen zwischen dem Premier⸗ Minister und dem ersten Lord der Admiralitaͤt in Bezug auf den Sinn des Quadrupel⸗Traktats und die daraus fuͤr England erwachsenden Verpflichtungen kundgegeben und die auch wahr⸗ scheinlich das von ministeriellen Blaͤttern schon fuͤr ungegruͤndet erklaͤrte Geruͤcht veranlaßt hatte, daß Graf Minto seine Ent⸗ lassung eingereicht, fuͤhrte in der heutigen Oberhaus⸗Sitzung noch eine kurze Unterredung r Lord Melbourne und dem Marquis von Londonderry herbei. Da naͤmlich aus jener fruͤheren Debatte hervorzuleuchten schien, daß von dem Grafen Minto aller⸗ dings dem Britischen Geschwader an der Westkuͤste Spaniens die In⸗ struction ertheilt worden, Sardinische Schiffe, die dem Don Carios etwa Zufuhr braͤchten, anzuhalten, daß aber Lord Melbourne diese Instruction, die bisher noch ein todter Buchstabe geblieben, nicht billige, — sey es nun, daß er gleich anfangs damit nicht ein,
e hingewendet; man hat nicht Lust,
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auf Foͤrderung des Unterrichts, mit Einem
l zers abwendig machen industrielle Geist seiner Macht