1838 / 217 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Slen elg, der Kolonial⸗Minister, meinte, die edlen Lords seyen etwas vorschnell in ihrem Urtheil uͤber den Grafen Durham, fuͤr deren Ertheilung kein hinlaͤnglicher Rechtsgrund vorhanden,

der sich doch das Vertrauen beider Parteien in der Kolonie er⸗ worben habe. Lord Brougham: „Ich habe nicht das Be⸗ nehmen Lord Durhams's tadeln wollen, sondern nur seine Procla⸗ mationen, wenn sie von der Art sind, wie die Berichte sagen.“ Lord Melbourne: „Wenn ich die Art und Weise betrachte, wie diese An⸗ gelegenheit zur Sprache gebracht worden, den Zustand der Dinge in Kanada, die großen Interessen, die auf dem Spiel stehen, die Lage des Reichs, und wie sehr das Reich von den Bege⸗ benheiten beruͤhrt wird, die sich in jener Kolonie zutragen, so muß ich sagen, daß ich es fuͤr vorschnell, fuͤr hoͤchst unklug, fuͤr hoͤchst unpatriotisch, fuͤr hoͤchst unverantwortlich halte, auf solche

Weise die Interessen des Vaterlandes den Partei⸗Interessen

zum Opfer zu bringen.“ (Hoͤrt, hoͤrt!) Lord Brougham konnte dies nicht finden; er hielt es fuͤr durchaus nothwendig, fuͤr eine unumgaͤngliche Pflicht des Oberhauses, auf die Aus⸗

uͤbung so diktatorischer Gewalten, wie sie dem General⸗Gou⸗ daß kuͤnftig bei jeder Vertheilung von Pensionen in dem Pa⸗

verneur von Kanada anvertraut worden, ein wachsames Auge zu haben.“ Die Vorlegung der von Lord Brougham verlang⸗ ten Papiere wurde dann bewilligt.

Oberhaus. Sitzung vom 31. Juli. Die Irlaͤn⸗ dische Zehnten⸗Bill wurde zum zweiten Male verlesen. Be⸗ fanntlich pflegt bei der zweiten Lesung einer Bill die Debatte uͤber das Prinzip derselben stattzufinden. Diesmal aber erklaͤrte Lord Melbourne, da er gehoͤrt habe, daß es der Wunsch der edlen Lords sey, die Debatte bis zur Ausschuß⸗Berathung aus⸗ zusetzen, so wolle er ohne Weiteres die zweite Lesung sofort beantragen. Lord Brougham war hiermit nicht ganz zufrie⸗ den; er habe sich, sagte er, darauf gefaßt gemacht, heute uͤber oder gegen die Bill eine Rede zu halten, denn die Bill selbst sey der Art, daß man sie je eher je lieber verwerfen muͤsse; er werde zwar wahrscheinlich der einzige seyn, der sich der Bill widersetze, und also nichts gegen dieselbe ausrichten, nichtsdesto⸗ weniger erlaube ihm sein Gewissen nicht, zu schweigen. Auch der Graf von Wicklow hielt es fuͤr sehr unpassend, so kurz vor dem Schlusse der Session zuerst einen Tag zur zweiten Verlesung einer wichtigen Bill anzusetzen und dann, wenn Alle, die an der Debatte Theil nehmen wollten, sich eingefunden haͤtten, dennoch die Debatte zu vertagen; indessen wollte er sich dem Antrage des Ministers nicht widersetzen. Dieser wurde also angenommen, und die zweite Lesung erfolgte. Außerdem wurden eine Reihe anderer Bills um einen Schritt weiter be⸗ foͤrdert. Dann erkundigte sich Lord Brougham sehr genau nach den Verhaͤltnissen des Koͤnigs von Audih in Ostindien. Dort ist naͤmlich durch die Einwirkung der Britischen Regie⸗ rung nicht Nusser⸗ud⸗Dola, sondern Akbalu⸗Dola Buhadur auf den Thron befoͤrdert worden, was Lord Brougham fuͤr Un⸗ recht hielt, weil jener, als des aͤlteren Bruders Sohn, der rechtmaͤßige Thron⸗Erbe, dieser aber von den Englaͤn⸗ dern nur beguͤnstigt worden sey, um durch ihn einen fuͤr England guͤnstigen Traktat zwischen England und Audih zum Abschluß zu bringen. Dieser Traktat aber sey nicht zu rechtfertigen. a er nun dem General⸗Gouverneur Auckland ein solches Verfahren nicht zutraute, so fragte er, ob die Be⸗ fehle von London aus gekommen seyen. Lord Glenelg erwie⸗

derte, der Gouverneur habe hinsichtlich des Koͤnigs von Audih es ausdruͤckliche Defehle von London gehandelt; derselbe (Lord

Auckland) mißbillige aber die Bedingungen des Traktats gleich⸗

falls; uͤbrigens duͤrfe er (Glenelg) uͤber den Traktat selbst keine genauere Auskunft geben. Diese Unterredung zwischen den bei⸗ den Lords, in welche sich auch Lord Ellenborough mischte, wurde noch eine Zeitlang sortgesetzt, ohne zu einem Resultate zu fuͤhren. Eben so erfolglos blieb eine weitlaͤuftig motivirte Beschwerde des Grafen von Haddington, welcher sich beklagte, daß man in Schottland zwei Maͤnner zu Friedensrichtern ernannt habe, die sich kurz vorher Unrechtlichkeiten bei den Parlamentswahlen

haͤtten zu Schulden kommen lassen; sie sollten einen Waͤhler betrunken gemacht haben, um ihn am Abgeben seiner Stimme zu verhindern. Der Lord⸗Kanzler gab einige Erklaͤrungen uͤber die Sache, worauf Lord Haddington seine Antraͤge zuruͤck⸗ nahm. Die Bill wegen Wiederaufbaues der Boͤrse wurde zum drittenmale verlesen und passirte. Lord Melbourne gab Aus⸗ unft uͤber die einem Verurtheilten, Namens Thompson, ge⸗ waͤhrte Strafmilderung, womit sich Lord Brougham zufrie⸗

den erklaͤrte.

Unterhaus. Sitzung vom 30. Juli. Zur Untersu⸗ chung des bisherigen Pensionswesens war eine sehr zahlreiche parlamentarische Kommission niedergesetzt worden, und den Be⸗ richt uͤber die Arbeiten derselben uͤbergab heute der Kanzler der Schatzkammer, wobei er selbst einige Bemerkungen dar⸗ uͤber machte. Die Kommission hat 35 Sitzungen gehalten, die saͤmmtlichen Pensionen genau untersucht und eine vollstaͤndige Liste daruͤber angefertigt. Diese Liste ist in 15 Rubriken ein⸗ getheilt, nach den verschiedenen Gruͤnden, aus denen die Pen⸗ sion ertheilt worden ist: Militairdienst, diplomatische Dienste, Armuth, Koͤnigl. Gnade u. s. w. Bei jedem Pensionair ist Al⸗ ter, Stand und Name genau angegeben, und in einem Anhange sind die besonderen Dienste der Pensionaire oder ihrer Familien beschrie⸗ ben, ein Verzeichniß, versicherte Herr Spring Rice, das dem Bri⸗ tischen Namen die groͤßte Ehre mache. Viel Muͤhe hat es ge⸗ kostet, das Alter des Pensionairs, in Erfahrung zu bringen; die Damen wollten durchaus nicht mit der Sprache heraus, und eine gab sogar ihr Alter auf weniger Jahre an, als sie nach Ausweis der Quittungen Jahresgehalte empfangen hatte. Uebrigens hat die Er⸗ theilung von Pensionen an Frauen, besonders an solche, die im Auslande leben, vielfachen Widerspruch gefunden. aber, dieser Widerspruch sey in ungerecht, und fuͤhrte mehrere Beispiele an. z. B. die beiden in Paris lebenden Toͤchter des Herzog von Biron noch jetzt eine Englische Pension. vor der Abreise des Admirals Rodney nach Westindien war dieser naͤmlich in Paris und dort so sehr in Geldverlegenheit gerathen, daß er verhastet werden sollte. Marschall Biron hoͤrte davon und bezahlte sogleich die Schulden des Admirals, der darauf nach Westindien abging und seinen glaͤnzendsten Sieg erfocht. Mehrere Jahre nachher fuͤhrten die Wechselfaͤlle

Herr Spring Rice meinte

der Revolution die Toͤchter des Marschalls nach England, wo Georg IV. hoͤrte

sie ihrerseits in große Armuth geriethen. . davon, ließ sie kommen und sicherte ihnen die Pension zu, die sie noch beziehen, und gewiß fuͤgte der Kanzler der Schatz⸗ kammer hinzu laͤßt sich kein ehrenvolleres Beispiel denken von

der Dankbarkeit eines Monarchen fuͤr eine seinem Lande erwiesene

Wohlthat. Uebrigens will die Kommission keinesweges alle bisherige Pensionen beibehalten wissen; sie hat vielmehr diesel⸗

ben in drei Klassen getheilt; die der ersten sollen beibehalten,

die Inhaber der zweiten aufgefordert werden, sie gutwillig auf⸗ zugeben, wie z. B. Lord

die Kommission hat danach verfahren muͤssen.

besonders das der Frauen,

fuͤr Verdienste ihrer Verwandten,

sehr vielen Faͤllen durchaus So beziehen Marschalls Kurz

Ruckland, Lord Elphinstone, Herr

Drummond, wegen Uebernahme anderweitiger eintraͤglicher Aem⸗ ter bereits gethan. Die Pensionen der dritten Klasse, solcher,

sollen aufgehoben werden. Die Kommission hat, wie der Be⸗ richt sagt, bei dieser Gelegenheit eine merkwuͤrdige Entdeckung gemacht. Sie hat naͤmlich bei Untersuchung der daruͤber beste⸗ henden Parlaments⸗Akten gefunden, daß in England der jedes⸗ malige Koͤnig nicht befugt sey, eine Geldbewilligung zu machen, die fuͤr seinen Nachfolger bindend waͤre, wogegen in Irland und Schottland allerdings der Regierungs⸗Nachfolger verpflich⸗ tet ist, die von seinem Vorgaͤnger angeordneten Pensionen auszube⸗ zahlen. Die Kron⸗Juristen haben diese Ansichten bestaͤtigt, und

Das Maximum der durch ihre Vorschlaͤge vermuthlich zu erzielenden Ersparun⸗ gen wuͤrde fuͤr 1839 etwa 5009, fuͤr 1844: 34,000, fuͤr 1849 67,000, fuͤr 1854: 90,000 und fuͤr 1858 sogar 104,000 Pfund ausmachen. Schließlich beantragte Herr Spring Rice mehrere von der Kommission vorgeschlagene Resolutionen, unter anderen,

tent der Grund derselben genau und speziell angegeben werde; daß Pensionen, welche zur Abhuͤlfe von Noth und Armuth ge⸗ geben werden, wegfallen sollen, sobald die Noth aufhoͤrt; nach diesem Prinzip, sagte er, sey schon mit Hin⸗ sicht auf Viscount Sidmouth, Lord Farnborough, Herrn Moore, Herrn Bathurst und Andere verfahren worden; ferner, daß kuͤnftig die Armuth eines Pairs nicht, wie bisher, schon an und fuͤr sich ein hinreichender Grund zur Bewilligung einer Pension seyn solle; endlich, daß die Koͤnigin ermaͤchtigt werde, die vor ihrem Regierungs⸗Antritt bewilligten Pensionen aus dem konsolidirten Fonds bezahlen zu lassen. Die uͤbrigen werdeneaus der Civilliste genommen. Die Antraͤge des Mini⸗ sters wurden, nach einigen Gegenbemerkungen von Seiten des Herrn Warburton, Sir E. Wilmot's und Sir R. Peel's, ohne Abstimmung angenommen.

Unterhaus. Sitzung vom 31. Juli. Nach Erledi⸗ gung einer Reihe von unbedeutenden Arbeiten wurde von Herrn Spring Rice die Bericht⸗Erstattung uͤber den nunmehr be⸗ endigten Budgets⸗Ausschuß beantragt und, nachdem Herr Hume, wie gewoͤhnlich, mehrere Posten des Budgets bekaͤmpft hatte, von dem Hause angenommen. Auf eine Frage des Ca⸗ pitain Boldero in Betreff der Unterhandlung uͤber den Graͤnz⸗ streit mit den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika ant⸗ wortete Lord Palmerston, man unterhandle seit anderthalb Jahren mit den Vereinigten Staaten uͤber die Einsetzung einer gemischten Kommission zur Festsetzung der Graͤnzen in Gemäͤßheit des Traktats von 1783, die Unterhandlungen seyen aber noch nicht so weit vorgeruͤckt, daß er daruͤber dem Hause berichten duͤrfte; nur so viel koͤnne er sagen, daß die Nord⸗Amerikanische Cen⸗ tral⸗Regierung den Staat Maine aufgefordert habe, bei dieser Arbeit behuͤlflich zu seyn, daß aber die Legislatur dieses Staa⸗ tes dagegen beschlossen habe: 1) sich auf keinen Vergleich hin⸗ sichtlich der Graͤnzen einzulassen; 2) keinen Schiedsrichterspruch daruͤber anzunehmen, sondern 3) uͤber die gegenwaͤrtig beste⸗ hende Graͤnzlinie einen Plan aufnehmen zu lassen. Durch diese Beschluͤsse werde die Unterhandlung sehr verzoͤgert. Der Kanz⸗ ler der Schatzkammer beantragte die dritte Lesung der Post⸗ amts⸗Bill; Oberst Sibtorp dagegen trug auf Verwerfung der⸗ selben an, nahm aber nach einiger Diskussion, an welcher auch Sir R. Peel und Herr Labouchere Theil nahmen, sein Amendement zuruͤck, worauf die Bill zum drittenmal verlesen wurde. Der Zweck dieser Bill ist schon fruͤher auseinanderge⸗ setzt worden. n ö6““

88 FIu EE11““

London, 31. Juli. In einer General⸗Versammlung des Englischen Baronets⸗Standes ist beschlossen worden, die An⸗ spruͤche desselben, die sich auf ein Patent Koͤnig Jakob's I. be⸗ gruͤnden, vor dem Koͤniglichen Geheimen Rathe geltend zu ma⸗ chen. Es wird bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß man im Auslande meist eine zu niedrige Vorstellung von dem Baro⸗ nets⸗Titel habe, der, dem Range nach, den sechsten Grad der hohen erblichen Wuͤrden des Britischen Reichs bilde.

Das Geruͤcht, daß Sir Edward Blakeney, der jetzt in Ir⸗ land kommandirt, an die Stelle Sir John Colborne's zum Ober⸗Befehlshaber der Truppen in Kanada ernannt werden solle, wird vom Courier fuͤr ungegruͤndet erklaͤrt.

Gestern fand das zweite Fest zum Besten der Polnischen Fluͤchtlinge in Beulah⸗Spa statt; es war aber sehr unguͤnstiges Wetter und die Einnahme daher nur gering. Unter den An⸗ wesenden bemerkte man den Herzog und die Herzogin von öEhb die Herzogin von Canizzaro und Lord Dudley

tuart. Die gefluͤchteten Kanadischen Insurrections⸗Haͤupter Brown, Nelson und Cote befinden sich im Staate Vermont; O'Callag⸗ han und Mackenzie halten sich in New⸗York auf.

In der Morning⸗Post liest man: „Wenn wir den aus achtbarer Quelle uns fugegangenen Berichten Glauben schenken duͤrfen, so sollte am Ende der naͤchsten Woche in Lissabon eine Bewegung stattfinden, welche die Aufhebung der Constitution und die Proklamirung Donna Maria's zur unumschraͤnkten Koͤ⸗ nigin bezweckte. Man erwartet daher mit dem naͤchsten Dampf⸗ schiff sehr interessante Nachrichten. Wir geben diese Nachricht, wie wir sie erhalten haben, ohne die Richtigkeit zu verbuͤrgen.“

Im Guatimala, wo vor einiger Zeit ernstliche Unruhen stattgefunden hatten, soll jetzt Alles wieder zur alten Ordnung zu⸗ ruͤckgekehrt seyn.

1“ Niederlande.

Aus dem Haag, 31. Juli. Der Koͤnigl. Preußische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf von Wylich und Lottum, gab gestern eine glaͤnzende Soirée, welche Ihre Koͤnigl. Ho⸗ heiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande und der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen mit ihrer Gegenwart beehrten.

In Batavia ist ein am L29sten v. J. in Calcutta ver⸗ oͤffentlichtes Reglement eingegangen, welches neue Bestimmun⸗ gen hinsichtlich der Zulassung fremder Schiffe in den Englischen Besitzungen Ostindiens enthaͤlt. Nach demselben koͤnnen alle Schiffe der Laͤnder in Europa und Amerika, mit denen Groß⸗ britanien in Frieden steht, frei in die Haͤfen der Englischen Kolonieen einlaufen, und es ist hierbei ganz gleichguͤltig, ob sie aus dem eigenen Lande oder aus anderen Gegenden anlangen; ferner duͤrfen sie alle Waaren nach den bereits erlassenen oder noch zu erlassenden Bestimmungen ein⸗ und ausfuͤhren. Beim Eintreten eines Krieges zwischen England und einer anderen Macht duͤrfen weder Kriegs⸗ noch Mundvorraͤthe ausgefuͤhrt werden. Die Kuͤstenschifffahrt zwischen den verschiedenen Eng⸗ lischen Haͤfen in Ostindien ist gaͤnzlich untersagt.

Amsterdam, 1. Aug. Vom 28. Juli schreibt dem Han⸗ delsblad sein Korrespondent aus London: „Endlich ist man

36

E1““

76

anstalteten militairischen Uebungen liest man im

gestern zu dem Resultate gekommen, unseren Gesandten zu n, terrichten, welche neue Opfer Hollands der Unterzeichnung d

24 Artikel vorhergehen sollen. Sie betreffen nicht die Territn rial⸗Frage, sondern hauptsaͤchlich den Ruͤckstand der Schulz woruͤber England und Frankreich einstimmig sind. Die Disern tion verbietet mir, augenblicklich mitzutheilen, welche Ansinnee⸗ morgen an unsere Regierung gestellt werden sollen, und 8, Gesinnungen daruͤber auszusprechen, aber das ist gewiß kann ich nicht verschweigen, daß man unserem guten und un⸗ verkennbaren Rechte wieder neuen Abbruch thun will. Jetzt steht es unserem Kabinet zu, zu entscheiden, ob das Wohl Haos⸗ lands neue Opfer erlaubt.“

Belgien.

Bruͤssel, 1. Aug. Ueber die im Lager von 2 ver,

ndeépen,⸗ dant: „Am 27. Juli ruͤckten die Truppen um 8 ½ Uhr a. dem Lager, um ihre Stellungen einzunehmen; das Wette wurde indeß bald so schlecht, daß der Koͤnig den Befehl zu Ruͤckkehr ins Lager ertheilte. Am Nachmittag stieg der Koͤnig zu Pferde und ließ die Infanterie und Kavallerie besondets manoͤvriren; spaͤter begab er sich nach dem Polygon, wo die Artillerie nach dem Ziele schoß; obgleich einiger Regen fiel wurden diese Uebungen dennoch nicht unterbrochen. Gegen Abend kehrte der Koͤnig in sein Zelt zuruͤck, und gab ein Diner an welchem 80 Offiziere von allen Graden Theil nahmen. Der Brasilianische Geschaͤftstraͤger, Marquis de Lisbvoa, welcher sch schon seit einigen Tagen im Lager aufhaͤlt, befand sich ebenfalls unter den Gaͤsten. Am 28. Juli stieg der Koͤnig um I1 Uhr zu Pferde, und wohnte einem Scheingefechte bei, welches die im Lager versammelten Truppen unter Leitung des Generalz Hurel lieferten. Um 2 Uhr kehrte der Koͤnig in sein Zelt zu⸗ ruͤck und wohnte dann den gymnastischen Uebungen der Sol⸗ daten bei. Um 6 Uhr fand wieder ein Diner im Zelte des %%u“ 1 Schweden und Norwegen.

Stockholm, 31. Juli. Dem letzten Buͤlletin zufolge, c das Befinden Sr. Majestaͤt fortwaͤhrend erfreulich, indem der 5 des Schluͤsselbeines durchaus keine Schmerzen mehr ver⸗ ursacht. . Der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Freihen Stjerneld, ist von seiner Urlaubsreise hier wieder eingetroffen.

Saͤmmtliche Mitglieder des diplomatischen Corps haben sich gestern auf dem Dampfboote „der Komet“ zu einer Lus⸗ reise nach Gripsholm eingeschifft.

Die Franzoͤsische Schauspieler⸗Gesellschaft aus Berlin, un⸗ ter der Leitung des Herrn Delcour, wird im Laufe des naͤch sten Monats hier erwartet, um auf dem Koͤnigl. Theater eine Reihe von Vorstellungen zu geben.

Da auch in den letzten Naͤchten die Ruhe und Ordnumg hier nicht gestoͤrt worden, so glaubt man, daß die jetzt hier be⸗ findlichen fremden Truppen die Hauptstadt bald wieder verlaß sen werden. v“

Daͤnemark.

Kopenhagen, 31. Juli. Am 22. Oktober 1837 starb bei Tranquebar der Daͤnische Missionair August Friedrich Caͤmme rer, geboren in Wusterhausen bei Berlin den 22. Juni 1767. Er stand in Tranquebar als Missionair seit 1791. Am 20 Hk⸗ tober 1836 wurde er zum 300jaͤhrigen Jubilaͤum in Daͤnemart von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige zum Ritter vom Dannebrog er,⸗ nannt. Der Verstorbene ward von den Daͤnischen und Tamu⸗ lischen Gemeinden hoͤchst geachtet und geliebt, daher sein Ver, lust sehr bedauert wird.

Wie aus Molde in Norwegen vom Anfang Juli geschrie⸗ ben wird, so herrscht in der Umgegend bedeutender Kornman⸗ gel. Man sieht daselbst mit Sehnsucht den Daͤnischen Schiffn mit Korn⸗Ladungen entgegen.

In einer ½ Meile von der Stadt Arendal entfernten Ey)⸗ grube fand man Mitte Juli noch mehrere Fus dickes Eis.

Aus Odensee schreibt man von einem 3 ½ Ellen unter da Erdoberflaͤche gefundenen Horn, welches sich sowohl durch sah nen Umfang Elle) als durch seine Laͤnge (beinahe eim ganze Elle) auszeichnet. Es wird ans hiesige Museum fuͤr non dische Alterthuͤmer abgeliefert, und es soll dann untersucht wer den, ob es von einem hier im Lande verschwundenen Thiew

Geschlecht herruͤhrt.

Altona, 3. Aug. Der hiesige Mercurius enthäͤlt nach. folgenden Artikel: „Das wichtige Gesetz, welches den Provin, zial⸗Staͤnden der Herzogthuͤmer Schlesmwig und Holstein in ihe

ren ersten Versammlungen von der Landes⸗Regierung als Ent

wurf zur Begutachtung vorgelegt worden, die neue Zoll⸗Vm⸗ ordnung, ist jetzt im Druck erschienen; datirt vom 1. Mai d.9 soll sie vom I. Januar 1839 an in Kraft treten. (Wir haben bereits das Wesentliche davon in Nr. 215 der Staats⸗Zeitung mitgetheilt.) Wir freuen uns, aus der Einleitung zur Ver⸗ ordnung zu sehen, daß die Regierung nun definitiv die Aufhes bung saͤmmtlicher Zoll⸗Privilegien (unter Vorbehalt der dafär auszumittelnden Entschaͤdigung) beschlossen hat, und daß von der Einfuͤhrung dieses Gesetzes an alle innerhalb der Zollgraͤnze belegenen Distrikte, Staͤdte und Oerter mit allen Bewohnern derselben der Zollpflichtigkeit in gleichem Maße unterwor⸗ fen werden. Die Landes⸗Graͤnze der Herzogthuͤmer wirh fortan insofern nicht die Organisirung der sicht an der suͤdlichen Landgraͤnze des Herzogthums Hol⸗ stein die Ausschließung einzelner Punkte mit sich bringen sollte zugleich die Zollgraͤnze bilden, und eine Selbstfolge davon ist, daß auch die Exemtion der durch Holstein beschaffte Hamburg⸗Luͤbeckischen Waaren⸗Transporte vom Trau⸗ sit⸗-Zolle, welche auf eine so auffallende und ungerechte Weil bisher das Ausland gegen das Inland beguͤnstigte, nicht laͤnge bestehen wird. Diese Exemtion waͤre gewiß schon fruͤher bese⸗ tigt worden, wenn nicht wie man annehmen muß der Einrichtung von Zoll⸗Etablissements in den Stormarnschen Aem tern vor der allgemeinen Regulirung des Zollwesens erheblichte Schwierigkeiten entgegengestanden haͤtten. Der Transit⸗Zoll sol uͤbrigens nicht nach dem Werthe, wie der urspruͤngliche Entwurf ente hielt (mit circa 1 pCt.) sondern nach dem Gewicht erhoben werden, und zwar a) fuͤr Transit⸗Waaren, welche seewaͤrts von der Ostkuͤst der Herzogthuͤmer ausgehen, oder Waaren, die landwaͤrts na der Hstkuͤste und in oͤstlicher Richtung durch die Herzogthuͤmet transitiren, mit 10 Sch. Cour. pro 100 Pfund Brutto⸗Gewicht: b) füͤr Transit⸗Waaren, die seewaͤrts von der Westkuͤste der Her⸗ zogthuͤmer ausgehen, oder Waaren, die landwaͤrts nach der Elbe oder Westküste und in westlicher Richtung durch die Her⸗ zogthuͤmer transitiren, mit 5 Sch. pro 100 Pfund Brutto. Diese Bestimmung gewaͤhrt de

83

m Kommerzium unserer Nach⸗

5 8 Harstuͤdte alle Schonung“), auf welche dieselben als Ausland nur irgend Anspruch machen koͤnnen: die Hebung des Tran⸗ sit; Zoles nach dem Gewicht, statt nach dem Werth, er⸗ leichtert die Expedition den Graͤnz⸗Zollstaͤtten und verur⸗ acht einen geringeren Zeit⸗Aufenthalt, und da die Waaren, welche sich in der Richtung von Luͤbeck nach Hamburg be⸗ wegen gröͤßtentheils schwere oder voluminoͤse Ostsee⸗Produkte einen geringeren erth haben, als die in umgekehrter Rich⸗ ung, so sind sie auch nur einem halb so hohen Transit⸗Zoll unterworfen. Eine mißliche Sache ist es freilich mit einer p allgemeinen Classification des Transit⸗Zolles, wie die vorste⸗ hende, da die verschiedenen Waaren bei der großen Differenz im Werthe durch einen und denselben Satz so sehr verschieden affizirt werden; indessen wird die Erfahrung hier wohl mit der Zeit ein naͤheres und spezielleres Verfahren an die Hand ge⸗ ben, das Prinzip zu erschuͤttern. Uebrigens enthaͤlt der Tarif fuͤr den Transit⸗Zoll Litt. C. Anh. p. 80 noch sub 2 die wichtige Bestimmung: „Fuͤr Waaren, welche vom Auslande nach vom hiesigen Territorio ganz oder groͤßtentheils umschlos⸗

senen auswaͤrtigen Gebietstheilen eingefuͤhrt werden, kann, ge⸗

eigneten Falls, eine der Eingangs⸗Abgabe gleiche Durchgangs⸗ Abgabe erhoben werden.“ Diese Maxime, unter aͤhnlichen Umstaͤnden auch in anderen Deutschen Staaten zur Anwendung gebracht, wird ohne Zweifel in letzter Instanz dahin fuͤhren, daß die fremden Holsteinischen Enclaven in den diesseitigen Zoll⸗ verband treten und den Uebelstand beseitigen, daß sich nicht Smuggel⸗Stationen mitten im Lande bilden, deren Bewachung einen großen Kosten⸗Aufwand erfordern wuͤrde. Doch wird ja der eigene Nutzen des freieren Verkehrs und des finanziellen Gewinns wegen verhaͤltnißmaͤßiger Participation an den zoll⸗Einnahmen den betreffenden fremden Maͤchten, wie wir hoffen und der nachbarlichen Freundschaft wegen wuͤnschen, ein hinlaͤngliches Motiv zum Anschlusse ihrer Enclaven abgeben.“

EETZ“

Muͤnchen, 31. Juli. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kronprin⸗ zessin von Preußen ist heute Morgen in Begleitung Sr. Koͤ⸗ nigl. Hoheit des Prinzen Karl von Bayern, der sie auf der letzten Station empfing, hier angekommen, hat bei Ihrer Ma— jestät der Koͤnigin Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Herzogin von Leuchtenberg und Ihrer Maäjestaͤt der Herzogin von Braganza, welche Letztere gestern Abend aus Hechingen eintraf, das Fruͤh⸗ b ““ und nach 12 Uhr die Reise nach Tegernsee ortgesetzt. 3 DBriefe aus Kreuth besagen einstimmig, daß Ihre Majestaͤt die Kaiserin von Rußland sich daselbst sehr wohl befindet und mit ihrem Aufenthalt durchaus zufrieden scheint.

Der Großfuͤrst-Thronfolger von Rußland wird bis zum 15. August in Kreuth erwartet.

Der Erzbischof von Wien ist hier eingetroffen; er begiebt sich von hier zur Kroͤnung nach Mailand.

Die im vorigen Jahre bei der Jubelfeier der Goͤttinger Universitaͤt gestiftete philologisch⸗paͤdagogische Gesellschaft wird sich zm erstenmale am 29. September d. J. in Nuͤrnberg ver⸗ sammeln, wozu Herr Professor Thiersch in den oͤffentlichen Blaͤttern eingeladen hat.

Unsere thaͤtige Polizei bedurfte nur sehr kurze Zeit, um des Elenden habhaft zu werden, der die Saͤngerin, Dlle. Lutzer, rauberisch anfiel. Es ist dies jedoch nicht jener Irrsinnige, den man unmittelbar nach dem Attentat, dem Signalement zufolge, in Verdacht hatte, sondern ein beurlaubter, etwa 24jaͤhriger Soldat, fruͤher Theater⸗Statist, ein nichtswuͤrdiger und, wie aus Allem hervorgeht, dabei dummer Mensch. Man fand bei ihm die (ungeladene) Pistole und die Geldstuͤcke, die er von der Saͤngerin erhielt. 1e“

Frankfurt a. M., 3. Aug. (O. P. A. Z.) Zur Feier des heutigen Tages, des Geburtstages Sr. Majestaͤt des allver⸗ ehrten Koͤnigs von Preußen, war bei Sr. Excellenz dem Ge⸗ neral und Bundestags⸗Gesandten Herrn von Schoͤler ein glaͤn⸗

zendes Festmahl, wobei die wohlregierenden Herren Buͤrgermei⸗

ster dieser freien Stadt, das ganze diplomatische Corps und viele andere angesehene Civil⸗ und Militair⸗Personen zugegen waren.

Heute Nachmittags um 5 Uhr trafen Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst⸗Thronfolger von Rußland hier ein. Se. Kaiserl. Hoheit sind im Hotel de Russie abgestiegen. 8

It alien.

Rom, 24. Jult. (Allg. Ztg.) Die vor acht Tagen aus Neapel hieher zuruͤckgekehrte Prinzessin Marie Louise von Sachsen, Wittwe des verstorbenen Prinzen Maximilian, hat sich vorgestern mit dem Herrn de Rossi, Kammerherrn ihres Bruders, des Herzogs von Lucca, verheirathet. Der Kardinal de Gregorio, Groß⸗Poͤnitentiarius Sr. Heiligkeit, segnete das neue Ehepaar feierlich ein, welches uns bald verlassen wird, und, wie man vernimmt, zuerst eine Reise nach Sachsen zu machen gedenkt, von wo sie wieder hieher zuruͤckkehren werden, um sich hier auf mehrere Jahre haͤuslich einzurichten. Sie sollen zu dem Ende in Unterhandlung getreten seyn, den Palast der Madame Laͤtitia, der Mutter Napoleon's, von deren Erben zu erstehen. Herr de Rossi ist ein geborner Roͤmer.

Wie wir nun mit Bestimmtheit hoͤren, haben bereits die beiden Praͤlaten Msgr. Fieschi, Maggiordomo, und Msgr. So⸗ glia durch den Staats⸗Secretair die Anzeige erhalten, der Papst gedenke, sie in einem bald zu haltenden Konsistorium mit dem Purpur zu bekleiden.

Man macht hier große Vorbereitungen zu dem Feste am 15. August, Mariaͤ Himmelfahrt, in der Kirche St. Maria Maggiore, wo sich das wunderthaͤtige Gnadenbild der Madonna befindet, welches Rom schon in den fruͤheren Jahrhunderten von Pest und anderen Krankheiten befreit haben soll. Dasselbe Bild wurde voriges Jahr in feierlicher Prozession durch die

traße getragen, und gegenwaͤrtig will man dem Himmel da⸗ fuͤr danken, daß er uns von der Cholera befreite. Es soll das Bild mit einer sehr kostbaren Krone gekroͤnt, und eine neun Tage währende Kirchenfeier dazu angeordnet werden.

Spanien. Cu““

Madrid, 21. Juli. (Allg. Ztg.) Das Unternehmen Musiagorri's scheint keine großen Fortschritte zu machen, und man will nun behaupten, daß die Franzoͤsische Regierung der Ausruͤstung seines Corps zwar nichts entgegensetze, aber sie auch keinesweges befoͤrdere. Das Benehmen des neuen Fran⸗

zoͤsischen Botschafters ist nicht dazu geeignet die Anzahl der

hiesigen Anhänger Frankreichs zu vermehren, und fast sollte

*) Der Hamburger Korrespondent hat sich vorbehalten,

vesn 8e. Eenesaghn neuen Zoll⸗Gesetes, das in „wie e - 1

ges nacht, lu ber Pelge etmoe

901

man glauben, daß es der Wunsch. des Franzoͤsischen Kabinets sey, die Abneigung und den Argwohn der Spanier aller Par⸗ teien gegen sich zu erregen. Herr Mignet, dem man bei sei⸗ ner Stellung im Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten einige Kenntniß der Franzoͤsischen Politik zutrauen darf, stellte bekanntlich in der higtorischen Abhandlung, welche seiner Ge⸗ schichte des Spanischen Erbfolgestreites zur Einleitung dient, den Satz auf, daß Spanien nur dann bluͤhen könne, wenn Frank⸗ reich eine ausschließliche Vormundschaft uͤber dieses Land ausuͤbe. Nun behauptet der Professor Rossi, der Freund Broglie's und Guizot's, oͤffentlicher Lehrer der Staats⸗ Wissenschaften in Paris, in einem Journal, welches fuͤr ein Organ des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten gilt, Spanien muͤsse getheilt und in kleinere Bundesstaaten aufgeloͤst werden, damit Frankreich sich in seinem Ruͤcken sichere. Das oͤffentliche Aussprechen von dergleichen Doktrinen kann Anspruch machen auf den Ruhm der Offenherzigkeit; ob es aber staats⸗ klug ist, gerade jetzt, da man die Spanier mit dem Unternehmen Munagorri's beschaͤftigt, ihnen durch eine im Hintergrunde schwe⸗ bende Zerstuͤckelung ihres Landes die Augen zu oͤffnen, moͤgen Andere entscheiden. Hier wenigstens hat sich die Franzoͤsische Po⸗ litik die Gemuͤther so sehr entfremdet, daß sogar die „España“, das Organ des Herrn Martinez de la Rosa, in einem langen und hef⸗ tigen Artikel die schwersten Beschuldigungen, und namentlich die Anklage, daß es seine im Quadrupel⸗Vertrag uͤbernommenen Ver⸗ pflichtungen keinesweges erfuͤllt habe, gegen Frankreich erhebt. „Wie hat Frankreich,“ heißt es dort, „jene Verpflichtungen erfuͤllt wie seine Versprechungen? Die Geschichte wird es sagen, und die Schmach wird auf Frankreichs Stirn fallen, und unaus⸗ loͤschlich seyn. Die Geschichte, welche aufgezeichnet hat, wie treu wir uns bewiesen, als Frankreich unserer bedurfte, wird auch von der Heuchelei sprechen, mit der man uͤber Worte streitet, waͤhrend wir des Franzoͤsischen Beistandes beduͤrfen. Zwischen Trafalgar einerseits, und den Diskussionen der Kam⸗ mern andererseits, besteht ein blutiger und trostloser Gegensatz. Spanien hat gluͤcklicherweise wenigstens seine Ehre gerettet. Freimuͤthiger und weniger unanstaͤndig waͤre es fuͤr Frankreich gewesen, wenn es den Vertrag oͤffentlich gebrochen, und verkuͤn⸗ digt haͤtte, die Allianz sey zu Ende. Es wuͤrde ein Mißbrauch der Uebermacht seyn, aber ein Mißbrauch, den man nicht durch kleinliche und luͤgenhafte Gruͤnde zu entschuldigen suchte.“ Diese Sprache fuͤhrt jetzt derselbe Mann, welcher im vorigen Winter vor den Cortes behauptete, Frankreich habe alle seine Verpflichtungen gegen Spanien auf das gewissenhafteste erfuͤllt.

Madrid, 24. Juli. San war zur Feier des Namens⸗ tages der Donna Isabella Handkuß bei Hofe, zu dem sich die vornehme Welt sehr zahlreich eingefunden hatte.

Den Berichten von der Reserve⸗Armee vom 16. Juli zu⸗ folge, laͤßt der General Narvaez die Stadt Alcolea befestigen und auch laͤngs der Guadiana Festungswerke anlegen, um die fruchtbaren Uferlaͤndereien dieses Stromes zu schuͤtzen.

Es heißt jetzt, daß Espartero den General Cordova zum Nachfolger erhalten und mit dem Titel eines Herzogs von Peñacerrada zum Granden erhoben werden soll.

Saragossa, 25. Juli. Einem Schreiben aus Alcañiz zufolge, war der gestrige Tag zum Abmarsch der vom General Santos San Miguel kommandirten Truppen nach Morella be⸗ stimmt. Zu gleicher Zeit sollten die Generale Oraa und Par⸗ dinas von Teruel nach Fortanete und der General Beorso di Carminati nach San Matron aufbrechen. Diese drei Armee⸗ Corps werden auf diese Weise im Falle der Noth sich gegensei⸗ tig unterstuͤtzen koͤnnen. Der General San Miguel befindet sich etwas unwohl, er wird sich jedoch dessenungeachtet an die Spitze seines Corps stellen.

Teruel, 23. Juli. Der Befehlshaber der Central⸗Armee, General Oraa, hat am heutigen Tage zwei Proclamationen, eine an die Soldaten seines Corps, die andere an die Bewoh⸗ ner von Aragonien und Valencia, erlassen. Er sagt in der ersteren, daß endlich die Zeit gekommen sey, wo sie durch die Einnahme von Morella und Cantavieja die Fruͤchte ihrer Aus⸗ dauer und ihrer Tapferkeit aͤrndten und der Welt zeigen wuͤr⸗ den, daß sie noch dieselben seyen, die bei Chiva, Luchana, los Arcos und Cantera gekaͤmpft und gesiegt haͤtten. Er empfiehlt sodann den Soldaten die strengste Mannszucht und ein humanes und edelmuͤthiges Benehmen gegen die Einwohner und die Besiegten, indem sie nicht gekommen seyen, zu zerstoͤren, son⸗ dern zu erhalten. In der zweiten, an die Bewohner von Aragonien und Valencia gerichteten Proclamation schildert er den traurigen Zustand, in den das Land durch einen fuͤnfjaͤhrigen Buͤrgerkrieg versetzt worden sey, und fordert die Einwohner auf, ruhig in ihren Wohnungen zu bleiben, da die Soldaten als ihre Befreier und Freunde kaͤmen. Es heißt in dieser Bezie⸗ hung in der Proclamation: „Die Bewohner der Doͤrfer von Aragonien und Valencia sollen wegen politischer Meinung nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie nicht die Waffen gegen die Regierung der Koͤnigin ergriffen haben. Die Anfuͤh⸗ rer werden den Beamten und C eeeglu, die bei Annaͤherung unserer Truppen ruhig in ihren Haͤusern bleiben und den Be⸗ fehlen der gesetzlichen Behoͤrden gehorchen, ihren Schutz ange⸗ deihen lassen. Diejenigen, welche die Flucht ergreifen oder sich den gegebenen Befehlen widersetzen, werden dagegen mit Kon⸗

fiszirung alles dessen bestraft, was fuͤr die Armee von Nutzen seyn kann, selbst wenn die Frauen und Kinder im Hause zu⸗

ruͤckgeblieben sind.“ 9 Aegypten.

Alexandrien, 7. Juli. (Allg. Ztg.) Mehmed Ali hat

befohlen, die in Kahira abgebrannten Auartiere auf seine Kosten nach einem regelmaͤßigeren Plan wieder aufzubauen und die Armen, die ihren Verlust nicht wieder ersetzen koͤnnen, aus sei⸗ ner Kasse gaͤnzlich zu entschaͤdigen. Auch einige der angesehen⸗ sten Kaufleute haben zur Milderung des Ungluͤcks beigesteuert. Das ist ein Donnerschlag fuͤr die Baumwoll⸗Spekulanten, die also sehen, daß sich der Pascha nicht in der Geldnoth befindet, die man bei ihm voraussetzte, und die deswegen auf den Ver⸗ kauf der Baumwolle mit Gewißheit zaͤhlten.

Die Englisch⸗protestantische Mission in Abyssinien hat das Land auf Befehl des Fuͤrsten Ubie von Tigre verlassen muͤssen. Die Priester des Landes haben so lange minirt, bis sie endlich die in die Luft gesprengt haben, die, wie es scheint, nichts Anderes dagegen that, als ihre Sache Gott anheim zu stellen. Ihre Puritanische Strenge, verbunden mit sehr eng⸗ herzigen Grundsaͤtzen, durch die sich uͤberhaupt die protestan⸗ tischen Missionen, namentlich im Orient, auszeichnen, konnte keine andere Wirkung haben. Dem Geist und den Sitten des Volks gaͤnzlich fremd, that sie zu wenig, um die Fuͤrsten an sich

zu ziehen. 1“ e1I“

Einem Schreiben aus Livorno vom 23. Juli zufolge, soll die Flotte Mehmed Ali's bereits von Alexandrien abgegan⸗ gen und nach den Kuͤsten Spriens unterweges seyn. Er selbst soll die Flotte eine Strecke begleitet haben und dabei mehr der Besorgniß Raum geben, daß die aus Konstantinopel abgegan⸗

gene Tuͤrkische Flotte Absichten gegen ihn habe, als seinen eige⸗ 8

nen Unabhaͤngigkeits⸗Plan ausfuͤhren wollen. Tscherkessien.

Die in Jena erscheinende Minerva enthaͤlt ein Schret⸗

ben aus dem Lager am Flusse Tuabs (etwa in der Mitte zwi⸗

schen Gelendschik und dem im vorigen Sommer vom General Rosen eingenommenen Vorgebirge Ardler) vom 28. Mai, worin es heißt: „Bei dem Interesse, welches Europa an dem Kampfe der Russen und Tscherkessen nimmt, und bei den falschen Ge⸗

ruͤchten, welche namentlich von Englischen Blaͤttern uͤber Ereig⸗ nisse und Zustaͤnde in diesem Lande verbreitet werden, glaube

ich, Ihnen, wie den Lesern Ihres Blattes, einen wesentlichen 8

Dienst zu erzeigen, wenn ich das, wovon ich selbst Augen⸗ zeuge und, wenn ich mit dem Dichter so sagen darf, par⸗ magna fui, unparteiisch und der Wahrheit gemaͤß erzaͤhle. Ich beschraͤnke mich dabei fuͤr den Augenblick, wo mich noch Kugeln

von Tscherkessen . auf die Beschreibung der Expedition, onate nach der Kuͤste von Tscherkessien

welche wir in diesem unternommen haben, uͤber die folgenden Ereignisse mir fernere Berichte vorbehaltend. Nachdem der General⸗Lieutenant Wel⸗ jaminoff, wie Sie wissen, mit den Worten Goethe's: „Mehr Licht“, seinen Geist aufgegeben hat, ist der General⸗Major Ra⸗ jeffsky einstweilen noch provisorisch, wahrscheinlich aber fuͤr im⸗ mer, an seine Stelle gekommen, ein Mann durch Schaͤrfe des Blickes, durch Schnelligkeit des Verstandes, der gleichsam in

seinen blitzenden Augen leuchtet, und vor Allem durch seltenen Muth fuͤr diesen gefahrvollen Krieg ganz geeignet. Es war die

Idee des Kaisers schon im vorigen Jahre, daß man zu eine wirksamen Bekaͤmpfung der Tscherkessen eine offensive Linie laͤng ihrer Kuͤsten eben so bilden muͤsse, wie es der General⸗Major Sa fruͤher schon am Kuban gethan vEr. eine Stellung, wodurch natuͤrlich den Tscherkessen die Verbindung mit den Fremden

namentlich mit den Englischen Schiffen, abgeschnitten 3

Mit der Ausfuͤhrung dieser Idee war jetzt der General jeffsky beauftragt, und am 19. Mat gingen wir, 8000 Mann stark, von der durch ihre Schlamm⸗Vulkane bekannten Halbin sel Taman auf einem aus I1 Kriegs⸗ und 6 Kauffahrteischiffe bestehenden, wahrhaft praͤchtigen Geschwader unter Segel. D ich die Ehre habe, mich unter der Suite des Generals zu be⸗ finden, sn der auch noch der junge Fuͤrst Hohenlohe⸗Waldenburg, Fluͤgel⸗Adjutant des Kaisers, gehoͤrt, so fuhr ich in der Gese schaft desselben auf der Fregatte „Silistria“, deren schoͤne, fast glaͤn zende Ausstattung, so wie die aufmerksame Fuͤrsorge des Generals uns fast vergessen ließen, daß wir uns auf einem Schiffe be faͤnden, unter lärmendem Hurrahgeschrei ab. Da wir sehr iang sam und stets lavirend das Ufer entlang segelten, so hatten volle Muße, den praͤchtigen Anblick zu genießen, welchen di amphitheatralisch aufsteigenden mit fernen, von den Strahlen der Sonne leuchtenden neebergen im Hintergrunde Pm. Doch muß ich dabei bemerken, daß die Kuͤste vo bchasien, wo die Bergmassen weit hoͤher emporragen, weit romantischer ist als die von Tscherkessien, da hier das Gebirge erst seinen Anfang nimmt. Erst am fuͤnften Tage (24. Mai) kamen wir an dem Ort unserer Bestimmung an, bei dem Fluͤßchen Tuabs, an dessen Ufer wir jetzt lagern. Es macht die Graͤnzscheide zwischen zwei kuͤhnen, von einem wilden Geiste der Unabhaͤngigkeit beseelten Staͤmmen: den Schap⸗ sugen oder Schapsik, welche, 200,000 Seelen stark, auf sei⸗ nem noͤrdlichen Ufer wohnen, Todfeinden der Russen, die jedes Wort von Vergleich mit diesen mit Verbannung oder Tod bestrafen, und den Ubuchen, Ubychen oder Tubi auf dem suͤdlichen Ufer, einem echt Abadsischen Stamme, der, wenngleich nur 10,000 Seelen stark, sich fortwaͤhrend unabhaͤn⸗ gig von den Tscherkessen behauptet hat, ungeachtet diesen sich alle umwohnenden Staäͤmme unterworfen haben. Das Land der Ubychen, welches sich bis zum Vorgebirge Ardler erstreckt, ist durch den trefflichen, Sana genannten Wein beruͤhmt, der waͤchst. Als wir uns dem Ufer nͤherten, fanden wir die⸗ es dicht mit den Kriegern dieser beiden Staͤmme besetzt, die, vom Kopf bis zu Fuß bewaffnet, unsere Landung zu verhindern suchten. Da jedoch mehr als 100 Feuerschluͤnde ihnen einen 83 el von Kartätschen entgegenspieen, so eilten sie den naͤchsten zhen zu und gewaͤhrten uns dadurch Raum, die Landung zu bewerkstelligen. Wegen der Seichtigkeit des Wassers mußte see auf kleinen, mit Kanonen bewaffneten Kaͤhnen geschehen. Die Truppen wurden in drei Theile geordnet; an der Spitze des ersten, 3000 Mannstarken, fuhr der General Rajeffsky selbst, aufrecht stehend, aber ohne Epaulettes, da diese den Tscherkessen stets zur Zielscheibe dienen, der Kuͤste zu. Sobald wir ans Land gestiegen waren und von der Ebene Besitz genommen hatten, eroͤffneten die Tscherkessen ein lebhaftes Gewehrfeuer auf uns. Aber nicht aufgehalten dadurch, drangen unsere Truppen, den General an der Spitze, eine Anhoͤhe hinan; auf dem breiten Plateau der⸗ selben wurde nach beiden Seiten und vorwaͤrts eine Schuͤtzen⸗ kette formirt, zu der die tapfersten und geschicktesten Soldaten mit den kuͤhnsten Offizieren ausgesucht waren, und waͤhrend diese langsam vorruͤckte, folgte das Gros des Heeres nach. Aber der Feind wurde immer kuͤhner, ruͤckte der Schuͤtzenkette immer naͤ⸗ her, bis er mit den Schaschken in der Faust unsere Vordermaͤn⸗ ner anfiel und niederhieb, waͤhrend Andere in Schluchten ver⸗ borgen aus sicherm Versteck auf die Unsrigen schossen. Zwei Stunden wurde mit beispielloser Wuth und Erbitterung gefoch⸗ ten, als unsere Linien zu wanken anfingen. Der General beschloß daher, sich auf eine andere Hoͤhe zuruͤckzuziehen, um die Kano⸗ nen abzuwarten; aber der Feind, durch den errungenen Vortheil noch kuͤhner gemacht, folgte auch hierhin, und schon wichen wie⸗ derum die Unsrigen, als zum Gluͤck die Kanonen anlangten; diese, an passenden Stellen zu beiden Seiten aufgepflanzt, so daß sie die Flanken des Feindes bestrichen, veraͤnderten endlich, nachdem die Tscherkessen noch einen verzweifelten Widerstand geleistet und vier Stunden hindurch Wunder der Tapferkeit ge⸗ than, die Gestalt der Schlacht. Da, als jedes Opfer gebracht, als jeder Widerstand vergebens war, rafften die Feinde ihre Todten zusammen denn einen Todten zuruͤcklassen ist Schande und flohen in das Dickicht der Waͤlder. Bei diesem Eifer der Tscherkessen, ihre Todten mit sich zu nehmen und sie in der geweihten heimathlichen Erde zu begraben ein Zug, den sie mit den Kosaken gemein haben und der auf der religioͤsen Vor⸗ stellung beruht, daß die Seele des unbestattet Gebliebenen kei⸗ nen Zutritt ins Paradies erhaͤlt, blieben nur fuͤnf Leichen von ihnen zuruͤck, welche der General mit aller Achtung behan⸗ deln ließ. Der folgende Tag, der 25. Mai, ging ohne Gefecht voruͤber, wiewohl sich Haufen bewaffneter Tscherkessen auf den nahen Hoͤhen zeigten. Doch erschienen zwei i rer Vornehm