1838 / 300 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu dieser Versammlung soll von dem Marquis von Headfort, dem Lord Cloncurry, Sir William Somerville und anderen angesehenen Liberalen jenes Theils von Irland unterzeichnet worden seyn. Auch ministerielle Blaͤtter aͤußern sich aufmunternd in Bezug auf diese Versammlung und meinen, es muͤsse durch⸗ aus einmal die Zeit der gaͤnzlichen Abschaffung des Zehnten kommen, und je schneller man die 5sch eses⸗ Periode der Agitation uͤberspringen koͤnne, desto besser wuͤrde es fuͤr alle großen Interessen des Landes und am meisten fuͤr die Anglikanische Kirche seyn, naͤmlich fuͤr die wahre Kirche, nicht fuͤr diejenige, die von der Britischen Aristokratie als ein bloßes Mittel betrachtet werde, um ihren juͤngeren Soͤhnen und ihren ärmeren Verwandten eine Versorgung zu verschaffen. Mit dem Dampfboote „Tagus“, welches am Sonnabend in Falmouth anlangte, . man Nachrichten aus Lissabon om 16ten d. erhalten. Die Wahlen waren endlich geschlossen. Die vier Minister hatten Sitze in den Cortes bekommen; Bomfim nd Sa da Bandeira waren zu Senatoren, Fernandez Coeiho und sein anderer Kollege zu Deputirten gewaͤhlt worden. Es scheint jetzt, daß die Majoritaͤt der Septembristen in der De⸗ putirten⸗Kammer nicht sehr bedeutend seyn wird, und in Faͤl⸗ len, wo die Chartisten gegen die Minister stimmten, wuͤrden diese vermuthlich den Kuͤrzeren ziehen. Viele Blaͤtter for⸗

derten laut eine unverzuͤgliche Einberufung der Cortes, man

glaubte aber allgemein, daß dieselbe nicht vor dem 2. Ja⸗ nuar stattfinden wuͤrde. Ein gewisser Bettincourt war von seinem Posten als zweiter Befehlshaber der Muni⸗ zipal⸗Garde entlassen worden, weil er einen unverschaͤmten Brief an den Minister des Innern grschrieben hatte. Einige seiner Soldaten hatten naͤmlich von einem Richter einen der⸗ ben Verweis erhalten, weil sie bei einem Prozesse falsches

eugniß abgelegt. Darauf schrieb ihr Befehlshaber an den Minister und verlangte, daß man den Richtern einschaͤrfen moͤchte, sich kuͤnftig hoͤflicher gegen seine Soldaten zu beneh⸗ nen, sonst wuͤrde er sich genoͤthigt sehen, diesen anzuempfehlen, sich fuͤr den ihnen zugefuͤgten Schimpf selbst Genugthuung zu verschaffen. Einige Lissaboner Blaͤtter haben sich nicht entblodet,

ie Entlassung des Befehlshabers als eine tyrannische Handlung

darzustellen. Die Einkuͤnfte der Zollhaͤuser zu Lissabon und Porto

haben sich sehr vermehrt, was man der groͤßeren Wachsamkeit der Zoll⸗ Beamten zuschrieb, vermoͤge deren es gelungen war, dem aus⸗

edehnten Schleichhandel, der fruͤher mit Frankreich und Hol⸗ land getrieben wurde, fast ganz ein Ende zu machen. Indeß koͤmmt im Allgemeinen der Handel Portugals eher in Verfall, als daß er zunaͤhme.

ie Junta des oͤffentlichen Kredits beiseitgelegt worden ist, so wur⸗ den die Zinsen der inneren Schuld, wenn auch langsam, doch nach und nach berichtigt. Zu einer baldigen Erledigung der

Sklavenhandel⸗Angelegenheit ist keine Aussicht vorhanden, da

die Portugiesischen Minister sich entschieden weigern, den ihnen dieserhalb von der Englischen Regierung vorgelegten Traktat zu ratifiziren. 8 1 Von Sir Lacy de Evans, dem ehemaligen Commandeur der Britischen Huͤlfslegion in Spanien, sind Briefe hier einge⸗ gangen, aus denen man erfaͤhrt, daß General Alava in weni⸗ gen Tagen als Botschafter der Madrider Regierung, an Stelle des Ritters von Aguilar, hier eintreffen wird, und daß jetzt ie besten Aussichten auf baldige Befriedigung der Anspruͤche der Legion vorhanden sind. Briefe aus Mexiko vom 24. August melden, man dort so eben die Nachricht erhalten, daß ein Franzoͤsisches Blo⸗ kade⸗Geschwader, aus zwei Fregatten und einer Korvette be⸗ stehend, an der Westkuͤste, also im Stillen Octan, angelangt sey. Ein Privatbrief aus San Luis de Potosi vom 15. bestaͤ⸗

gt diese Nachricht und bezeichnet San Blas und Mazatlan

als die Haͤfen, vor welche jene Schiffe sich gelegt hatten.

Nach Berichten aus Rio Grande vom 14. Juli waren wischen den dortigen Insurgenten⸗Chefs nach ihrem Siege bei

Rio Pardo Zwistigkeiten ausgebrochen, und sie klagten einander gegenseitig des Verraths und der Nichtbenutzung jenes an. pen, 1 allerie zur Verstaͤrkung der Kaiserlichen Armee zusammenge⸗ racht. Auch war in Bahia ein Huͤlfs⸗Corps eingeschifft wor⸗ den, welches am 2. August nach Rio Grande absegeln sollte.

stattgesunden, in Folge deren der Erstere mit Letzterem angeb⸗ lich gemeinschaftliche Sache machen wollte.

stens nicht der Fall gewesen, denn die Stadt Montevideo wurde

von Rivera's Partei noch immer belagert, und es war ihr alle

Zufuhr abgeschnitten; Lavalleja, der zu Paysandre komman⸗

dirte, hatte von Rosas aus Buenos⸗Ayres ein Huͤlfs⸗Corps 809 sämmtliche evangelische Geistliche des Herzogthums Oldenburg,

von 300 Mann erhalten, und die Regierung that alles Moͤg⸗ liche zu seiner Unterstuͤtzung. mit Depeschen fuͤr den Admiral Leblanc angekommen, in denen ihm gemeldet wird, daß naͤchstens noch 4 Kriegsschiffe von

Brest und Toulon abgehen sollten, um sein Blokade⸗Geschwa⸗ a diese . auch die so lange entbehrte, geliebte Herrscherfamilie wieder in

eingegangenen Schreiben vom 24. Juli wird gesagt, der Französische Admiral

der zu verstaͤrken. In einem aus Buenos⸗Ayres hier

Leblanc raͤume zwar jetzt ein, daß seine Beschwerde wegen oͤthigung der Franzosen zum Dienst in der Miliz dieser Re⸗

publik nicht mehr Statt habe, aber er fordere nun, daß die dortige Regierung die Franzoͤsischen Buͤrger durch eine foͤrm⸗ liche Erklaͤrung fur immer von diesem Dienst entbinden solle. Hierauf soll die Regierung von Buenos⸗Ayres erwiedert haben, d8. 9 afs die Ehre und Unabhaͤngigkeit des Landes gestatteten ihr nicht, stestte Truppen⸗Corps gestern den Befehl erhalten, anstatt seine die Gesetze desselben zu suspendiren, aber es sey offenkundig, daß weder die Personen noch das Eigenthum der Franzosen Der Korrespondent fuͤgt hin⸗

jemals belaͤstigt worden seyen. Korrespondent zu: „Ich bin uͤberzeugt, daß der jetzige Streit sich freund⸗ schaftlich ausgleichen wuͤrde, wenn nur ein Franzoͤsischer Ge⸗ sandter mit guten Absichten hierher kaäme. Durch Guͤte ist Alles von diesem Volke zu erlangen. Die Franzosen sind aͤr⸗ gerlich uͤber die Vorzuͤge, welche die Englaͤnder hier genießen. Die hiesige Regierung hat zwar keinen Heller in ihrem Schatze, sie ist in einen Krieg mit dem Praͤsidenten der Peruanisch⸗ Bollvischen Confoͤderation, General Santa⸗Cruz, verwickelt,

dem die Huͤlfsquellen zweier Republiken zu Gebote stehen, sie

muß tagtaͤglich die Verluste mit ansehen, welche durch die Blo⸗ kade verursacht werden, die ihr ihre einzige Einnahme, die Zoͤlle, abschneiden, und sie hat die Rache einer Nation, wie die Franzoͤsische, zu fuͤrchten. Dies Alles aber will sie lieber ertra⸗ gen, als in Forderungen willigen, welche sie fuͤr ungerecht haͤlt. Die Agenten von Santa⸗Cruz in London und Paris scheinen unterdessen fuͤr seine Sache sehr thaͤtig zu seyn. Es fehlt ihm nicht an Geld, und so lange er daran Ueberfluß hat, wird es

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abe

und Nachrichten aus Montevideo vom 20. Juli zufolge, heͤtte zwischen Lavalleja, dem neu ernannten Staatsoberhaupt, und Fructuosa Rivera, dem Insurgenten⸗Chef, eine Konferenz

Dagegen melden spaͤtere Privatbriefe vom 14. August, daß dies bis jetzt wenig⸗

Von Frankreich war eine Brigg 1 25jaͤhrige Jubelfeier der Befreiung Deutschlands durch den am

1231

ihm auch nicht an Freunden fehlen. Bald wird man Gelegen⸗ heit haben, diesen Mann und seine Intriguen besser kennen zu lernen.“

Aus Lima hat man Briefe bis zum 12. Juli erhalten, welche melden, daß durch Vermittelung des Britischen Admiral Roß die Blokade der Peruanischen Kuͤste von Seiten Chili's aufgehoben worden. Es hatte sich schon eine Streitmacht von

3000 Mann in der Naͤhe von Lima versammelt, um die Chilier zu empfangen, falls sie eine Landung versuchen sollten. Santa⸗ Cruz wurde aus dem Suͤden erwartet.

2 Niederlande.

Aus dem Haag, 22. Okt. Die zweite Kammer der Ge⸗ neralstaaten hat heute die von der Kommission entworfene Adresse auf die Thron⸗Rede gepruͤft und dann an die Sectio⸗ nen verwiesen, welche sie sogleich vornahmen und auf morgen wieder an die allgemeine Versammlung verwiesen; alle diese Sitzungen sind aber geheim, und man weiß weder, was in dem Adreß⸗Entwurf steht, noch was die Kammer daruͤber geurtheilt hat. Mittlerweile laͤßt die Antwort der Londoner Konferenz in Bezug auf die 24 Artikel noch immer auf sich warten; das Amsterda⸗ mer Handelsblad sagt, die letzte Englische Post habe das des⸗

fallsige offizielle Aktenstuͤck noch nicht gebracht, inzwischen koͤnne man aus den Mittheilungen der einzelnen Mitglieder der Kon⸗ ferenz schon genugsam schließen, worin diese Antwort bestehen

werde. Am vorigen Freitag ist hier ein Courier mit Depeschen t rgestellt un Fonen 2 5 schmackvollste dekorirt, war mit zahllosen Wachslichtern erleug,

aus London angekommen, welche sogleich eine Besprechung der

Gesandten von Oesterreich, Preußen und Rußland uͤber die

Hollaͤndisch: Belgische Frage veranlaßten, und bald darauf hat⸗ ten der Oesterreichische und Preußische Gesandte eine Konferenz mit dem Minister des Auswaͤrtigen. Der Inhalt der Depe⸗ schen wird in den Blaͤttern noch nicht angegeben.

Das Amsterdamer Handelsblad will wissen, der Fran⸗ zoͤsische Gesandte am hiesigen Hofe, Baron Mortier, werde

provisorisch durch Herrn Casimir Perier vertreten werden soll.

Louis Bonaparte ist vorgestern in Rotterdam angekommen und hat von dort aus einen Besuch im Haag gemacht, wo er sich jedoch nur 1 ½ Stunden aufhielt. Er besuchte hier in Be⸗ gleitung seines Adjutanten und seines Arztes das Museum und die schoͤnsten Theile der Stadt und kehrte dann nach Rotterdam zuruͤck, um sich auf dem „Batavier“ nach London einzuschiffen.

Sein Gefolge besteht aus sieben Personen, mit denen er in Da ein Theil der Staats⸗Einkuͤnfte fuͤr

zwei Wagen reiste.

Der Arnhemschen Courant schreibt man aus Canton vom 14. Mai: „Von guter Hand ge wir, daß im Juli d. J. eine Englische Flotte unter dem Kommando eines Admi⸗ rals erwartet wird. Mit Gewißheit ist daruͤber nichts zu sa⸗ en, allein man vermuthet, daß dieselbe den Zweck hat, die

hinesen zur Bezahlung der Englischen Forderungen und zur Abschließung eines vortheilhaften Handels⸗Traktats zu zwingen. Der Niederlaͤndische Konsul in Canton, sobald er von diesem Vorhaben Englands Kenntniß erhalten, hat schon im Januar d. J. die Chinesischen Behoͤrden darauf aufmerksam gemacht und den Entschluß zu erkennen gegeben, daß er, falls England reussiren sollte, auch die Forderungen der Niederlaͤndischen Re⸗ gierung geltend machen werde. Er soll zu dem Zweck bereits von dem Gouvernement in Java einige Kriegsschiffe erbeten

aben.“ G 7 mPrg n

Dresden, 24. Okt. (Leipz. Z.) Die Abtheilung von Auswandernden, welche uns neulich verließ, scheint nicht die letzte zu seyn. Dem Vernehmen nach sollen noch Mehrere sich als Auswandernde bei den Behoͤrden gemeldet oder doch die Absicht kund gethan haben, naͤchstes Fruͤhjahr auszuwandern. Natuͤrlich ist hierbei nicht etwa von Dresden allein, sondern vom Koͤnigreiche uͤberhaupt die Rede. Die zuverlaͤssigsten Be⸗

Sieges richte, welche auch viele der glaubhaftesten Mäͤnner unter den Unterdessen hatte der Befehlshaber der Regierungs⸗Trup⸗ h Calderon, in der Provinz Oriental uͤber 1000 Mann Ka⸗ 1t gen t rika stattfinden, und zwar deshalb, weil man in jenem Lande

ier lebenden Englaͤndern vollkommen bestaͤtigen, versichern, daß aus England selbst fast gar keine Auswanderungen nach Ame⸗

nur zu genau die immer mehr zunehmende Nahrungslosigkeit

Peüemong in den noch uͤberdies von fortwaͤhrenden in⸗ neren politischen Zerwuͤrfnissen gestoͤrten, Vereinigten Staaten kennt und zu der wohlbegruͤndeten Ueberzeugung gelangt ist, daß, wer nicht mit sehr reichlichen Geldmitteln nach Amerika kommt, sich fast immer in seinen Hoffnungen gaͤnzlich getaͤuscht findet, da eine Ueberfuͤllung der arbeitenden Klassen fast uͤberall daselbst fuͤhlbar wird und viele aus England vor Jahren da⸗ hin ausgewanderte Familien gaͤnzlich verarmt nach England zu⸗ ruͤckkehrten! 8 b

Gldenburg, 23. Okt. (Brem. Ztg.) Auf einen Erlaß des General⸗Superintendenten begingen am vorigen Sonntage

mit Einschluß der Herrschaft Jever, mit ihren Gemeinen die

18. Sktober 1813 bei Leipzig erfochtenen Sieg. Die Feier fand in allen Gemeinen vollen Anklang, um so mehr, da dieser Sieg

die Mitte ihrer treuen Unterthanen gefuͤhrt hat.

EEEEEEE 6 wane R 1872 nes chweiz. 1402 Die Leipz. Allg. Ztg. schreibt aus dem Jura vom

21. Okt.: „Waͤre die Nachricht, die ich Ihnen mitzutheilen im Begriffe stehe, nicht aus einer sehr zuverlaͤssigen Auelle geslos⸗ sen, so wuͤrde ich sie Ihnen sicherlich nicht mittheilen. Es hat naͤmlich das an den Franzoͤsisch⸗Schweizerischen Graͤnzen aufge⸗

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jetzigen Stellungen zu verlassen, wie dies eine fruͤhere Ordre vorschrieb, dieseiben bis auf weitere Weisung inne zu behalten. Unter den obwoltenden Umstaͤnden und nach voͤlliger Ausglei⸗ chung unserer Differenzen mit Frankreich muß das Benehmen

des letztern im hoͤchsten Grade aͤberraschend, erscheinen und in

der Schweiz eine sehr große Sensation veranlassen. Es ist wohl nicht moͤglich, daß der Beweggrund der außerordentlichen Maßregel des Franzoͤsischen Kabinets lange unbekannt bleibe; denn es wird gewiß der Vorort, sobald er die Nachricht von dem fraglichen Gegenbefehl erhalten hat, sich von dem Franzoͤ⸗ sischen Gesandten naͤhere Erklaͤrungen ausbitten.“

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Venedig, 17. Okt. Seit gestern Morgen faͤngt Venedig an, sein festliches Aeußeres zu verlieren und wieder seine Alltagsgestalt anzunehmen. Die Anwesenheit des Kaiser⸗ lichen Hoflagers in dieser Stadt ward durch verschiedene, groͤß⸗ tentheils sehr glaͤnzende Feste begangen, welche an einem durch geschichtliche Erinnerungen so reichen Orte einen eigenthuͤmlichen Reiz gewannen. Nachdem der Kaiser in feierlichem Einzuge

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dedes heftigen Suͤd⸗Ost⸗Windes gegen die lein der Kaaiser wollte den Besuch der Lagunen nicht laͤnger aufschieben, so wurde gegen 9 Uhr aufgebrochen.

„Arciduca Francesco“, der „Conte Mittrowiki“ und der „Conit

Bneeh erreicht und die Behoͤrden, die Generalitaͤt, das fizier⸗Co

wuͤrdigkeiten der Stadt und wurden stets, wo sie sich zeigten mit begeistertem Jubel von dem Volke begruͤßt. Die Regatta jenes seit undenklichen Zeiten in Venedig begangene National- Fest, fand am üten mit großer Pracht statt. Sechs Barken eine jede mit zwei Gondoliers bemannt, stritten um die Palme des Sieges. Der Weg, welchen sie von dem Giardino publicg bis nach St. Croce und von dort zuruͤck bis zum Palazzo Fot, cari im großen Kanal zu durchlaufen hatten, betrug vier

Miglien, oder nicht ganz eine Deutsche Meile, und wurde ni unglaublicher Schnelligkeit zuruͤckgelegt. Der Hof wohnte zig⸗

sem interessanten Schauspiele auf dem Balkon des Palgaae

Balbi am Ende der Bahn bei und war Zeuge der Preis⸗Ar,

theilung an die vier zuerst Ankommenden. Mehrere hunzet Gondeln, viele darunter reich geschmuͤckt, fuͤllten den breim Kanal Grande, draͤngten sich unter der weltberuͤhmten Brich Rialto, und fanden, als sich auch der Kaiser auf seinem Pracht schiffe in Begleitung vieler stattlich dekorirter Barken unter die

Menge mischte, nur mit Muͤhe, aber ohne Unfall, den Aus⸗

weg nach dem Hafen. Dort hatten die daselbst vor Anker lie genden Kaiserlichen Kriegsschiffe alle Flaggen gehißt, die, in da frischen Abendluft wehend, der Scene einen heiteren Anstrich verliehen. Abends war Oper in der Fenice; dieses schoͤne Thea ter, nach seinem Brande ganz neu hergestellt und auf das Ge⸗

tet und von einer glaͤnzenden Versammlung zum Ersticken an gefuͤllt. Alles draͤngte sich, den geliebten Kaiser zu sehen. Fie

Logen wurden diesen Abend die uͤberspanntesten Preise gezahlt, wie denn uͤberhaupt der Speculationsgeist bei dem großen menflusse von Fremden vielfach benutzt wurde. jestaͤten, von der ganzen Kaiserl. Familie begleitet, in die Loge⸗ traten, wurden sie mit endlosem Jubelruf begruͤßt. Die hiesze demnaͤchst nach der Schweiz abreisen, um den dortigen Ge⸗ Sitte, mit den Tuͤchern zu wehen, verlieh diesem Gruße da

sandtschaftsposten zu uͤbernehmen, waͤhrend welcher Zeit er hier Charakter freundlicher Zutraulichkeit. Dieser that sich uͤberhaupt

seit dem ersten Erscheinen Kaiser Ferdinand's in Venedig bei

. Zusam⸗ Als Ihre Ma

jedem Anlasse kund; zeigte sich irgendwo der viereckige Pavil⸗ lon mit dem Doppeladler, welcher von der Gondel des Monar⸗ chen wehete, so waren im Nu eine Menge Barken um dieselbe versammelt und gaben ihr, bis der Kaiser ans Land stieg, das Geleite. Auch die Kaiserin wurde haͤufig, oft in den entlegen⸗ sten Stadttheilen gesehen, kein wohlthaͤtiges Institut, kein Er⸗ ziehungshaus blieb von dieser edlen Dame unbesucht und unbe⸗ dacht. Auch den industriellen Anstalten widmete der Kaiser seine Aufmerksamkeit. So ward der Insel Murano und ihre von Alters her beruͤhmten Glas-⸗Fabriken ein Besuch der Ma⸗ jestaͤten zu Theil. Wie sehr traͤgt dort Alles das Gevpraͤge ver⸗ gangener Groͤße; in den weiten Kanaͤlen sieht man nur wenige Gondeln, die schoͤnen Palaͤste stehen unbewohnt da, und nur die Fabriken haben den Charakter reger Thaͤtigkeit bewahrt, wie er sonst allen Theilen dieser Insel eigen war. Der Kaiser lan⸗ dete unter einem von den Fabrikherren ganz aus Glasperlen verfertigten Triumphbogen, ein Kunstwerk eigener Art und vm uͤberraschender Wirkuüͤng, wenn die hinter Venedig untersinkende Sonne ihre Strahlen auf dieses feenartige Gebaͤude wifft Denselben Abend versammelten sich an funfzehnhundert Perse⸗ nen in den Saͤlen des Koͤniglichen Palastes; dieser Hofball war sehr glaͤnzend und verlaͤngerte sich bis zum Morgen; die Viae Koͤnigin und der Erzherzog Friedrich, Sohn des Erzherzogt Karl, so wie mehrere gepriesene Schoͤnheiten der hoͤchsten Gen sellschaft Wiens und Venedigs, nahmen an den Tänzen Thei⸗ Am 1l1lten war Tombola am Markusplatze und Abends erste Vorstellung der Oper Lucrezia Borgia. Die Primadonna, Dle Unger aus Wien, seit vielen Jahren eine der gefeieristen Saͤngerinnen Italiens, und der Tenor Moriani aͤrndte⸗ ten großen Beifall. Der Morgen des folgenden Tages vun dem Besuche des Arsenals gewidmet. Wer Venedigs Griße, Reichthum und Kunstsinn, in seiner Glanz⸗Epoche, beurtheilen will, muß den Markusplatz besuchen, von seiner See⸗Herrschaf und der darauf gegruͤndeten politischen Macht vermag nur das Arsenal einen Begriff zu geben. Fuͤr die beschraͤnkte Oesterreh chische Marine sind diese endlosen Schiffswerfte, diese ungeheu⸗ ren Bassins zu groß und weitlaͤuftig, dennoch wird Alles in bestem Stande erhalten, und so die Erinnerung an eine ahge⸗ schiedene Zeit mit ruͤhmenswerther Treue bewahrt. An diesem Tage wurde die Korvette „La Sirena““ vom Stapel gelasen.

Der Hof, das diplomatische Corps, halb Venedig und eine

große Menge von vornehmen Fremden wohnten diesem inter⸗ essanten Schauspiel bei. Das Schiff glitt, auf das Zeichen dis Vice⸗Admirals Marchese Paulucci, majestaͤtisch herab und er⸗ reichte gluͤcklich das Bassin. Der Stoß der dadurch verursach ten Wellen war so heftig, daß die auf Pfaͤhlen und Boͤten er⸗ richteten Tribunen in ploͤtzliche Schwankung geriethen, zu nicht geringer Bestuͤrzung der Damen, ohne jedoch zu irgend einem Unsalle Anlaß zu geben. Tags darauf verließen der Kaiset, die Kaiserin und soͤmmtliche hier anwesende Glieder der Fa⸗ milie Venedig, um sich an Bord des Kaiserl. Kriegs⸗Dampf schiffes „Marianna“ nach Chioggia und Malamocco zu begeben. Diese Fahrt hatte schon vor einigen Tagen stattfinden sollm, doch fand man die See zu bewegt, und so wurde sie verschoben. Auch an diesem Morgen erklaͤrte sich der Vice⸗Admiral wegen Abfahrt, allein der

Drei Dampfboͤte, der

Spaur“, saͤmmtlich dem Oesterreichischen Lloyd gehoͤrig, waren mit Reisenden uͤüberfuͤllt und gingen dem Kaiserl. Dampsschift „Marianna“ voraun. Malamocco wurde gegen halb 11 Uhr ae reicht. Dieser Ort liegt auf einer Lagunen⸗Insel an der Aus, fahrt in die hohe See. Hier beginnen jene beruͤhmten Muragp oder Steindaͤmme, welche der Wuth des Elementes widerstehen und dadurch Venedig vor dem Eindringen der See schützen. Seir vielen Jahren droht die Einfahrt in den Hafen zu 1 sanden; um diesem Uebelstand dauernd abzuheifen, vm⸗ ternahm die Kaiserliche Regierung, zwei neue Daͤmm aufzuführen; der Kaiser selbst kam, den Grune zu diesem riesenhaften Unternehmen zu legen. 280 8 rend dieser feierlichen Handlung begann auf der offene See ein Scheingefecht: Kanonier⸗Schaluppen naͤherten 8 dem Fort von Malamocco und eroͤffneren gegen dasselbe n Feuer, welches von den Waͤllen herab erwiedert wurde, n dieses schoͤne Schauspiel mit der Erstuͤrmung des Forts hdie Die weitere Reise nach Chioggia kann von große: Schisge nicht auf dem Lagunen⸗Kanale gemacht werden, sondern fühn außerhalb der Murazzi auf der hohen See hin. Der A hatte inzwischen sehr zugenommen, und bewegte Meet alsbald auf die-Mehrzahl der der See Uhgewohnten Lustee h den die gewoͤhnliche Wirkung; auch der Kaiser litt, dochzen hofte er sich sehr schnell, so wie alle hoͤchsten und hohen Per⸗

rps, der Klerus und der Adel Ihren Majestaͤten auf gewartet hatten, besahen die hohen Gaͤste die vielen Sehenus⸗

welche die Seefahrt mitgemacht hatten. In Chioggia, 1neence Venezianischen Geschichte durch die Gefangen⸗ en das Kaiserliche Dampfschiff von einer großen Menge zstlich geschmuͤckter Barken begruͤßt; die meisten derselben wur⸗ 2 von Maͤdchen gefuͤhrt, die in anmuthiger Stellung und mit aroßer Leichtigkeit das Ruder fuͤhrten. Abends waren der Markus⸗ bla die Prajetta, der Dogenpalast und die Markuskirche architek⸗ onisch erleuchtet. Dieses Schauspiel gehoͤrt zu den groͤßten und boͤnsten der Art, welche ich je sah, die zahllosen Lichter, welche die Umrisse dieser prachtvollen Gebaͤude bis zu dem seinsten Fries in blendender Helle zeigten; die anstaͤndig 86 dgre Volksmenge, die Anwesenheit des Hofes, ja selbst der Um⸗ and, daß ein schwarzer Gewitterhimmel drohend, aber nicht erend uͤber dem Schauplatze hing, verliehen dieser Scene den ichsten Reiz und lassen sich nicht gut mit Worten beschrei⸗ en. In der Nacht, wo man sich genugsam an dem An⸗ blicke der 150,000 Lampen geweidet hatte, schied das schoͤne be⸗ andige Wetter, welches uns bisher beguͤnstigt hatte, und machte alten und regnerischen Suͤdoststuͤrmen Platz. Am l4ten fand

ße Fest des Ordens der eisernen Krone statt, bei wel⸗

them die juͤngst mit dieser Decoration Betheiligten den Ritter⸗ chlag in Angesichte ihres Kaisers; es war ein schöner Anblick, so

biele heitere Gesichter zu sehen. Heute besuchte der Hof die Gewerbe⸗Ausstellung im Dogenpalast, der morgende Tag ist och der nng ee einiger Palaͤste und den Abschieds⸗Au⸗-⸗

jienzen gewidmet. in I8ten tritt der Kaiser die Ruͤckreise an; an demselben Tage wird auch der Staatskanzler Fuͤrst Met⸗ ernich von hier abreisen, um sich uͤber Triest nach Wien zu hbegeben.

Turin, 18. Okt. Der seit einigen Tagen hier anwesende erzeg Bernhard von Sachsen⸗Weimar wohnte heute mit sei⸗ em Sohne einer glaͤnzenden Parade bei, die vor Sr. Maje⸗ staͤt dem Koͤnige stattfand und bei welcher auch die Herzoge

g Savoyen und Genuaä, so wie der Prinz von Savoyen⸗

grignan, zugegen waren.

Rom, 16. Okt. Das Diario meldet: „Die Tiberinische Atkademie hat in einer außerordentlichen General⸗Versammlung

Ge. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen Johann von Sachsen, den heruͤhmten Uebersetzer des goͤttlichen Gedichtes, an welchem Him⸗ el und Erde zugleich Hand angelegt, unter die Zahl ihrer

Mitglieder aufgenommen. Auch Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prin⸗ zessin Louise Charlotte von Sachsen hat dieses akademische In⸗ itut durch ihren Namen geehrt.“

Tüͤrkei. Konstantinopel, 2. Okt. (Journal de Smyrne.) n der vergangenen Woche ist der innern Politik

ichts Bemerkenswerthes vorgefallen, und wahrscheinlich wird diese Unthaͤtigkeit so lange dauern, bis man weiß, welche Wen⸗

dung die Unterhandlungen nehmen, mit denen Reschid Pascha

bei den Kabinetten Frankreichs und Englands beauftragt ist. Man hat wohl in diesen Tagen eine gewisse Bewegung bei nehreren Gesandtschaften bemerkt, aber es handelte sich, wie an sagt, um die Persischen Angelegenheiten. Da sich uͤbri⸗ gens die meisten Mitglieder des diplomatischen Corps auf dem kande befinden, so ist es noch schwieriger als gewoͤhnlich, in den hoͤheren Zirkelin irgend etwas von den politischen Angelegen⸗ heiten zu erfahren.

Nach Ankunft des Dampfschiffes aus Trapezunt, welches

Nachrichten aus Persien bis zum 12. September uͤberbrachte, hat der hiesige Englische Botschafter sogleich einen Courier nach London expedirt.

Es fand gestern in Dolma⸗Baktsche eine religioͤse Feier⸗ ichkeit statt, der der Sultan und alle Großwuͤrdentraͤger des Palastes beiwohnten. Es handelte sich darum, dem Suref⸗ z-mini mit den uͤblichen Feierlichkeiten die reichen Geschenke einzuhaͤndigen, welche der Sultan jaͤhrlich der Moschee in Mekka, die das Grab des Propheten einschließt, zusendet.

jese Geschenke sind nach Skutari gebracht worden, und in der kuͤnftigen Woche wird sich die Gesandtschaft unter Anfuͤh⸗ ung des Surei⸗Emini auf den Weg machen, um sich zu Lande

ach dem heiligen Grabe zu begeben. Es pflegen sich immer s seoße Anzahl von Wallfahrer dieser Gesandtschaft anzu⸗ eßen.

Das in Smyrna erscheinende Echo de l'Orient vom 29. September enthaͤlt unter der Aufschrift: „Von der Erblichkeit der Regierungs⸗Gewalt in der Familie Mehmed Ali's“ einen auch in den „Oesterreichischen Beobachter“ uͤbergegangenen Ar⸗ tikel, in welchem es heißt: „Man begreift, daß die Unabhaͤn⸗ gigkeit Mehmed Ali's, wenn sie auch noch das Ziel einiger iso⸗ lirten und geheimen Wuͤnsche seyn sollte, keine erklaͤrte Apostel mehr zaͤhlen und noch weniger der Gegenstand einer ernsthaf⸗

ten Erwaͤgung werden kann. Andererseits wird einstimmig

anerkannt, daß der Status quo nur eine, vielleicht gebieterische

Nothwendigkeit des Augenblicks ist, aus der man so bald als

moͤglich heraustreten muß, wie ein geschickter General sich beeilt,

eine gefaäͤhrliche Stellung zu verlassen, welche die Chancen des

geieges ihn augenblicklich zu nehmen genoͤthigt hatten. nd in der That, wenn man bedenkt, daß man gerade deshalb, well man diesen Status quo sich feststellen ließ, heute in un⸗

ufhoͤrlicher Besorgniß leben muß, wird man zur Ueberzeugung belangen, daß hierauf die Hoffnung eines dauerhaften Friedens

geünden zu wollen, die Heilung des Kranken von der Ursache

es Uebeis begehren heißt. So haͤtten wir also zwei Com⸗

Pationen, auf die wir nothwendig Verzicht leisten muͤssen. ei welcher Combination wird man also stehen bleiben muͤssen?

dHenn irgend etwas muß doch geschehen, um der Sache ein hhebegn machen. 8 Es scheint uns, daß diese Combination 1Kcd und logisch aus der Unzulaͤssigkeit der beiden v fließt. Mehmed Ali sey nicht, was er ist, son— n was er seyn soll; er bleibe, ja; weil die Conven⸗

on von Kiutahia ei 1 1 b ein vollendetes elche . b 9 Faktum ist, welches man respet dehnt, vielseitiger ist, als mancher andere Zweig der Verwaltung.

airen muß; aber er bleibe das, was die Convention gewollt it⸗ ein untergebener und treuer Vasall; er fahre fort, die inner Obsorge anvertrauten Laͤnder nicht in seinem, sondern heemn Interesse zu verwalten; er civilisire sie sogar, weil vis ewunderer es so wollen; aber er verwildere sie nicht, naer hut. durch Sklaverei und Elend; er mache den Handel b8 luͤhend; er entwickele die Huͤlfsquellen derselben, und ob“ wenn er nicht unseren Weihrauch, aber unser schwaches annehmen will, werden wir die ersten seyn, es ihm zu

een; dann werden wir an die Aufrechthaltung des Friedens

glauben; ab 1 er dann auch keine Armee mehr von hu ausend Mann, 8 G hnden⸗

isen, keine Kriegs⸗Contribution, nichts von allem dem,

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der Genuesischen Flotte Doria's, durch Vittore Pi⸗

des Kaisers erhielten. Das Volksfest am Lido war je letzte große Versammlung der getreuen Bewohner Venedigs

vor Allem keine Flotte mehr von zehn Linien⸗

1235 was die gegenwaͤrtige Lage und die Anomalieen, deren Zeu⸗ gen wir sind, erzeugt hat. Und Alles wohl erwogen, so ist unsere Combination nicht so schwer zu verwirklichen. Vor fuͤnf Jahren hat Europa den Frieden gewollt; es hat ihn erhalten; Europa will heute abermals diesen Frieden; es erklart, daß es ihn haben will, und mit bewaffneter Hand, wenn es seyn muß, Europa hat seit 25 Jahren noch ganz andere Dinge geleistet, wenn es gewollt hat; sollte es nicht in seiner Macht stehen, die Loͤsung, welche wir vorschlagen, zu gebieten? Und wir behaupten, daß Europa dies wollen muß, weil diese Loͤsung die einzige ist, die es einerseits mit den vollendeten Thatsachen, andererseits mit der Wuͤrde seiner Kronen, mit der Gerechtigkeit seiner Kabinette, mit der Integritäͤt der Staats⸗ Grundsaͤtze, die es proklamirt, ja sogar mit der Stabilitaͤt sei⸗ ner Throne vereinbaren kann.“ ö11“

Aegypten.

Alerandrien, 29. Sept. (Journal de Smyrne). Mehmed Ali hat sich direkt nach Kahira begeben, ohne sich, wie man glaubte, an einigen Orten in Unter⸗Aegypten aufzu⸗ halten. Er ist schon seit einigen Tagen in jener Hauptstadt eingetroffen und es heißt, daß einige der Europaͤischen Konsuln ihm dorthin nachfolgen werden, wahrscheinlich, um mit groͤße⸗ rer Leichtigkeit die wichtigen Fragen verhandeln zu koͤnnen, die binnen kurzem zur Sprache kommen daͤrften.

Obgleich man noch immer fortfaͤhrt, von der bevorstehen⸗ den Reise des Pascha nach Ober⸗Aegypten und Sennaar zu sprechen, so faͤngt man doch an, an der Verwirklichung dieses Planes zu zweifeln. Viele Leute sind der Meinung, daß Meh⸗ med Ali sich unter den gegenwaäͤrtigen schwierigen Umstaͤnden nicht zu dieser Reise entschließen wird. Der Pascha kennt sei⸗ nen persoͤnlichen Einfluß bei diplomatischen Verhandlungen von einiger Wichtigkeit zu gut, als daß er sich gerade in einem Augenblicke entfernen sollte, wo seine Anwesenheit so noͤthig werden duͤrfte.

Die einzige Frage, die gegenwaͤrtig alle Gemuͤther aus⸗ schließlich beschaͤftigt, ist die in Betreff des in Konstantinopel abgeschlossenen Handels⸗Traktats. Alle Welt ist uͤberzeugt, daß diese Maßregel in ihrer Ausfuͤhrung große Schwierigkei⸗ ten darbieten wird, weil sich voraussehen laßt, daß der Vice⸗ Koͤnig alle ihm zu Gebote stehenden Mittel anwenden wird, um jenen Traktat illusorisch zu machen. Dies muß ihm um so leichter werden, da er der unumschraͤnkte Herr aller Verbin⸗ dungswege ist, da alle Produkte Aegyptens von den Orten, wo man sie erzeugt, ausschließlich durch Fahrzeuge transportirt werden, die der Regierung gehoͤren oder von ihr privilegirt sind, und da es dem zufolge von ihm allein abhaͤngt, den Transport dieses oder jenes Artikels zu erlauben oder zu ver⸗ bieten. Man darf sich uͤberzeugt halten, daß Mehmed Ali dem Handel niemals ein Zugestaͤndniß machen wird, wenn man ihn nicht mit Gewalt dazu zwingt.

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Inlanh.

Berlin, 28. Okt. Am 22sten d. M. langte das Russische Dampfschiff „Bogatir“, nachdem es eine sehr stuͤrmische Ueber⸗ fahrt und hohe See gluͤcklich bekaͤmpft und dabei die Kraft sei⸗

ner Maschine vortrefflich bewaͤhrt hatte, auf der Rhede von

Swinemuͤnde an und uͤüberbrachte eine 12 pfuͤndige reitende Bat⸗ terie, bestehend aus acht Geschuͤtzen, welche des Kaisers von Rußland Majestaͤt Sr. Majestaͤt dem Koͤnige zum Geschenk machen. Ein Oberst (Herr Stael von Holstein), ein Capitain (Herr Schwarz), vier Unteroffiziere und vierzig Artilleristen von der Kaiserl. Russischen Garde⸗Artillerie begleiten die Bat⸗ terie, welche bis Stettin zu Wasser und von da zu Lande wei⸗ ter befoͤrdert am 3ten k. M. in Berlin eintreffen wird.

Berlin, 28. Okt. Die Berlin⸗Potsdamer Eisen⸗ bahn ist am 26sten d. M. von dem Herrn Ober⸗Praͤsidenten von Bassewitz und dem Herrn Polizei⸗Praͤsidenten Gerlach in der Strecke von hier nach Zehlendorf besichtigt worden. Es bot sich kein Anlaß zu Erinnerungen dar, und die Eroͤffnung der ganzen Bahn von hier bis Potsdam wird am 30sten d. M. statthaben. Das Naͤhere daruͤber enthaͤlt die „Bekanntmachung der Eisenbahn⸗Direction“, welche sich unten in unserem Anzei⸗ ger findet.

Stettin, 27. Okt. Der 10te Kommunal⸗Landtag Alt⸗ Pheerh wird am 19. November d. J. hierselbst eroͤffnet werden.

Breslau, 26. Okt. Verbrechen. Im Dorfe La⸗ ziska, eine Meile von Groß⸗Strehlitz, ist am 19ten d. M. ein schauderhaftes Verbrechen begangen worden. Ein beruͤchtigter Raubschuͤtze, ein Einwohner dieses Dorfes, wurde, als er in seiner Stube mit seinem 5 Jahr alten Sohn sich beschaͤftigte, durch einen Schuß, der durch das Fenster kam, nebst dem Kinde getoͤdtet. Von dem Verbrecher hat man noch keine Spur.

Posen, 26. Okt. (Pos. 3.) Polizei⸗Distrikts⸗Kom⸗ missarien. Das Institut, welches Unlaͤngst ins Leben ge⸗ rufen ist, bewaͤhrt sich von Tage zu Tage mehr und mehr und findet auch bei dem groͤßeren Publikum gerechte Anerkennung. Die Polizei⸗Verwaltung kann jetzt durchweg mit ungleich grs⸗ ßerer Energie und Umsicht gehandhabt werden, als fruͤher, wo die Landräͤthe in dieser Beziehung nur auf die Unterstuͤtzung der Dominien beschraͤnkt waren. Die Steuer⸗Veranlagungen erfolgen mit groͤßter Sorgfalt; in dem Militair⸗Ersatz⸗Geschaͤft herrscht durchgehends eine große Ordnung und strenge Kontrolle; die Seelen-Listen werden regelmaͤßig gefuͤhrt und die erforder⸗ lichen statistischen Nachrichten mit groͤßerer Genauigkeit geliefert. Besonders viel geschieht jetzt faͤr die Verbesserung der Land⸗ straßen und sonstigen Communications Wege, fuͤr welche es ge⸗ lungen ist, den Distrikts⸗Kommissarien im Allgemeinen ein be⸗ sonders lebhaftes Interesse einzufioͤßen.

Das Unterrichtswesen im Preußischen Staate.

Die Sorge der Regtferung für die Bildung des heranwachsenden Geschlechts ist eine höchst wichtige und schwierige; schwierig an sich, schwierig auch, well sie nach der verschiedensten Richtung sich aus⸗

Wie verschieden der Grad der Bildung im civilisirten Staate bei dem einsachen Landmann, dem Tagelöhner, dem niederen Handwerker, ge⸗ gen den höher stehenden Kaufmann, Fabrikherrn, gegen den Beam⸗ ten, den Ofsizier, den Gelehrten, so verschieden gestalten sich die Un⸗ terrichts⸗Anstalten für die vielfachen Zweige menschlicher Thätigkeit. Die melsten Schüler und Schülerinnen umfassen . Die Elementarschulen.

Sie sind der Erziehung und dem Unterrichte in den Elementen des Wissens, wie es in einem civilisirten Staate Allen Bedürfniß ist, gewidmet. Es ist daher die Aufgabe des Staats, dafür zu sorgen, daß Alle dieses Unterrichts und dieser Erziehung theilhaftig werden; und daher ein günstiges Ergebniß, daß der Preußische Staat in Betreff der Allgemeinbeit des Elementar⸗Unterrichts selb reich und England übertrifft. JI1I1 1u.6“ eg⸗

Das Allgemeine Landrecht bestimmt schon (Th. 2. Tit. 12. §. 43),

daß ein jeder Einwohner seine Kinder nach zurückgelegtem fuͤnften Lebensjahre zur Schule schicken solle. Es setzt nach dem Lebeusalter keinen End⸗Termin des Schulbesuchs, sondern setzt nur I. c. §. 46. fest, der Schulunterricht müsse so lange fortgesetzt werden, bis ein Kind, nach dem Befunde seines Seelsorgers, die einem jeden ver⸗ nünftigen Menschen seines Standes nothwendtgen Kenntnisse gefaft bat. Es ist in dem zweiten Artifel der neuesten Rachrichten ven der Bevölkerung des Preußischen Staats (Nr. 200. 1838 der Staats⸗ Feitung) bereits angeführt, daß diese Forisetzung des Schulbesuchs is zur Vollendung des 14ten Lebeusjahres zu verlangen sey. Denn auch für diejenigen, ist daselbst richtig bemerkt, welche nur eines Ele⸗ mentar⸗Unterrichts bedürfen, ist das Abwarten der Reife des Fas⸗ sungs⸗ und Urtheils⸗Vermögens unentbehrlich, die mit diesem Lebens⸗ alter einzutreten pflegt. Für die große Masse der Natton liegt dahber das schulpflichtige Alter zwischen dem Anfange des 6ten und dem Ende des lAten Lebensjahres.

Run sind im Preußischen Staate im Jahre 1837, bei einer Br-

völkerung von 14,098,125 Menschen, Kinder im schulpflichtigen Alter vom beginnenden 6ten bis zum vollendeten 14ten Jahre gezählt wor⸗-⸗ den: 2,830,328, d. b. unter je 10,000 Einmwohnern sind 2008 im schul⸗ pflichtigen Alter, also sehr genau der die Theil der Nation. Etwas geringer stellt sich dieser Theil der Gesammt⸗Bevölkerung in Länderu bervor, in denen ein nicht so rascher Fortschritt der Bevölkerung vor⸗ handen ist, als im Preußischen Staat, und die Jahre des Elemen⸗ tar⸗Schulbesuchs nicht bis zum laten Lebensjahre ausgedehnt wer⸗ den. In Frankreich sind nach Nr. 157. der diesjährigen Staats⸗Zei⸗ tung 5,800,000 Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren. Nach dem Annuaire von 1836 betrug die Bevölkerung Frankreichs 32,560.934 Menschen, d. h. unter 10,000 Menschen sind in Frankreich nach dem dort aufgestellten Begriff, nach welchem die Schulpflichtigkeit nur bis zum 12ten Jahre gerechnet wird, 1781 schulpflichtige Kinder, etwas mehr als der 6te Theil der Bevölkerung. Im Königreich Sachsen wurden bei einer Bevölkerung von 1,595,668 Menschen, Kinder vom vollendeten 5öten bis zurückgelegten 1äten Jahre gezählt: 278.216, d. h. unter 10,000 Menschen waren 1744 schulpflichtige Kinder, gleichfalls etwas mehr als der 6te Theil der Nation. Hier⸗ nach und nach vielfachen anderweiten statistischen Ermittelun⸗ gen kann man in den Staaten Europa's den 5ten oder 6ten Theil der Nation im schulpflichtigen Alter annehmen, und wenn sich bei Zählung der Schulkinder ergiebt, daß ein viel geringerer Theil der Bevölkerung, der 8te, 10te, 20ste, nur zur Schule geht, so wird daraus 4. 8 viele Kinder theils sehr kurze Zeit, theils gar nicht unter⸗ richtet werden.

In Großbritanien sind nach den tables of the revenue, popula.

tion, commerce pro 1834 und 1835, die vom Board of trade 33 G. R. Porter herausgegeben werden: a) In England und Wales im Jahre 1833 1 Kinder in Infant Schools 89,005 8 Kinder in Daily Schools 1 276,947 Kinder in Sunday Schools 1,548,890 8 zusammen 2,914,842 8 Die Bevölkerung von England und Wales war 13,897,187 bei der letzten Zählung im Jahre 1831. Sie wird pro 1833 von Porter angenommen auf 14,400,000. Es ist aber 24922,290 = 1 9, so daß in England und Wales noch mehr als der 5te Mensch der Bevöl⸗

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kerung ein Schulkind wäre. Indessen sind die Infant Schools un-

seren Klein⸗Kinderschulen ähnliche Anstalten, in denen Kinder vom 2ten bis 7ten Jahre sich befinden. Es ist in diesen Anstalten von einem geordneten Unterricht, wie in Preußens Elementarschulen, nicht die Rede. Will man aus diesen Infant Schools die Kinder von 6 und 7 Jahren mit in die Berechnung aufnehmen, so kann man von den 89,005 höchstens ⅞, also etwa 35,602 mit in Rechnung stellen. Eben so sind die 1,548,890 Kinder in Sonntagsschulen der traurige Nothbehelf für die Kinder, die in den großen Fabrik⸗Gegen⸗ en keinen ordentlichen Unterricht, sondern nur Sonntags einige Un⸗ terweisung erhalten. Diese ganze Anzahl von 1,548,890 Kindern kann nicht mit zur Rechnung gezogen werden, wenn der geordnete Elementar⸗Unterricht in Preußen mit dem in England und Wales verglichen werden soll. Es bleiben zur Vergleichung nur 1,276,947

und vielleicht 35,602, d. h. zusammen 1,812,549; und da 1489992

= 10,9, so kann nur der 10te oder IIte Mensch der Bevölkerung in England und Wales als ein Schulkind in unserem Sinne des Wor⸗ tes gerechnet werden.

) In Irland wird bei einer Bevölkerung von 7,943,940 Men⸗ schen in derselben offiziellen Luelle die Anzahl der Schulkinder an⸗ egeben auf 145,521, so daß danach der 54,6te Mensch als ein Schul⸗ ind erscheint, woraus eine außerordentliche Vernachläfsigung des Schulbesuchs in Irland sich herausstellt.

c) In Schottland wird die Anzahl der Schulkinder auf 157,727 bei einer Bevölkerung von 2,365,807 Meuschen angegeben, d. h. der 15te Mensch ist ein Schulkind.

Nimmt man ganz Großbritanien zusammen, so hat man, wenn man die Kinder der Infant Schools und Sunday Schools mit rechnet, im Ganzen 3,218,090 Kinder, und da die Bevölkerungs⸗Summen

24,709,7à7 ergeben, und 2 42,21292427 7 cn, so ist nahe der 8te Mensch 2218090

der Bevölkerung ein Schulkind. Rechnet man aber für England und Wales nur 1,312,549 Schulkinder, wie man, wie wir gezreigt baben, nur rechnen kann, so ist die Anzahl aller Schulkinder 1,615,797, und

da 219.1 = 152, so ist der 18te Mensch der Bevölkerung iun

Großbritanten die ordentlichen Unterricht genießende Schuljugend. Sehr ähnlich scheint es in Frankreich zu stehen. Rach Rr. 157 der diesjährigen Staats⸗Zeitung erhalten in Frankreich jetzt 1,986,000 Kinder Unterricht. Die Bevölkerung Frankreichs wird in dem An.⸗ nuaire pro 1837 angegeben auf 32,560,934 Einwohner. Es ist

2,eIS2 - 16,4. Fraukreich hat seit einigen Jahren den Uu⸗ terricht des Volks gar sehr von Seiten der Regierung sich angelegen seyn lassen. Nach Guizot’s Rapport au Roi war 1833 die Anzahl der Schüler 1,654,828, also geringer, als die jetzt angegebene Jahl von 1,986,000. Es ist indessen in Guizot's Rapport nur von Kna⸗ ben die Rede. Der Elementar⸗Unterricht muß sich auf beide Ge⸗ schlechter beziehen; auch für die Dienstmagd ist es von Wichtigkeit, daß sie etwas lesen, schreiben und rechnen fönne. Es ist nicht be⸗ kannt, wie viel für den Elementar⸗Unterricht des weiblichen Ge⸗ schlechts in Frankreich geschieht. Höchstwahrscheinlich viel weniger, als für die Knaben. Angenommen aber einmal, was gewiß nicht der Fall ist, es gingen eben so viel Mädchen als Knaben zur Schule, also nach der Guizotschen Angabe 2mal 1,654,828, d. ij. 3,309,656, so wäre dies von 32,560,934 Menschen, der Bevölkerung Frankreichs nach der Zählung von 1831, immer nur 9,843. Gewiß sind alle Kin⸗ der, die in Frankreich unterrichtet werden, faum der zwölfte Theil der Bevölkerung; denn wie sehr der Unterricht in manchen Departements Frankreichs vernachlässigt ist, zeigt Dupin'’s carte figuration de l'in. struction populaire de la France. Nach dieser 1827 erschienenen Karte kamen damals z. B. gs im Dep. 1- Loire auf 268 Einw. 1 männl. Schulkind »„ » Cantal E—— e., ivolete. 61. und wenn man auch zu jedem enfant male ein enfant female hinzu⸗

setzt, also statt 1 Schulkind 2 rechnet, so kommen in den bezeichneten SEnofn immer doch nur auf resp. 134, 104, 114, 111 Einwohner 1

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8 292 1 F Fk.

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chulkind, statt daß auf 5 oder 6 Einwohner 1 kommen sollte;

aus welchen Verhältnissen solche Anzeigen, als in Nr. 202 der dies⸗

jährigen Staats⸗Zeitung, erklärlich werden, daß der Munizipal⸗Rath in der kleinen Gemeine St. Martin d'Auxi habe durch Köntgliche Ordonnanz aufgelöst werden müssen, weil die einzigen beiden Per⸗ 8

sonen des Orts, welche lesen und schreiben konnten, der Maire und

der Adjunkt, bei der vorjährigen Munizipal⸗Wahl durchgefallen

82 3 waxen. 2 (Fortsetzung folgt.) 8 WEEE1“”