1838 / 312 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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vorgetragenen Wunsch desselben, seinen beiden ehemaligen Kaplaͤ⸗ nen Lockwood und Frere eine Praͤbende zu verleihen, jetzt er⸗ füͤllt, und dem Ersteren eine Praͤbende zu Canterbury, dem Letzteren eine an der Kathedral⸗Kirche zu Westminster ertheilt, weil Beiden bei ihrer Ernennung zu Kaplaͤnen des Unterhau⸗ ses eine solche Befoͤrderung versprochen worden war.

Obgleich die Morning Chronicle eine Invasion Ruß⸗

lands in Indien fuͤr unmoͤglich haͤlt und der Meinung ist, daß die Russen selbst im Ernst an ein solches Unternehmen nicht denken koͤnnten, so will sie doch den Vermuthungen der Oppo⸗ sitionsblaͤtter, daß Rußland an den Graͤnzen Indiens Unruhen zu naͤhren suchen moͤchte, nicht widersprechen. „Wir raͤumen ein“, sagt sie, „daß eine wohlbedachte Politik uns gebietet, ein wachsames Auge auf jene Macht zu haben und noͤthigenfalls Schritte zu thun, um ihre Absichten zu vereiteln. Indeß ge⸗ rade daraus entspringt unsere Sicherheit, daß Rußland nur durch andere Nationen gegen uns wirken kann, und daß wir bei dem trefflichen Zustande, in welchem sich unsere ungeheure Truppenmacht in Indien besindet, Angriffs⸗Versuche von Sei⸗ ten dieser Nationen stets schnell zuͤchtigen koͤnnen, waͤhrend es nicht in Rußlands Macht steht, ihnen Huͤlfe zu leisten. „„Liegt Persien erst zu Rußlands Fuͤßen““, sagt der Verfasser der Broschuͤre: Rußlands Fortschritte im Osten, „„und ist Afghanistan von ihm eingeschuͤchtert oder beschuͤtzt, wer wird dann noch uͤber die einst fuͤr unmöglich gehaltene Invasion In⸗ diens durch Rußland spotten oder lachen?““ Es ist leicht zu

Ader was wuͤrde die Indische Regierung unterdessen thun? Wir haben gesehen, daß die Indische Regierung, obgleich Herat fast 2000 Englische Meilen von unserer Indischen Graͤnze ent⸗ fernt ist, doch Mittel gefunden hat, den Schach zu belehren, daß er von England ebensowohl etwas zu fuͤrchten hat wie von Rußland. Der Beherrscher des Pendschab kennt seine Stellung zu gut, als daß er die Indische Regierung, die ihn zermalmen kann, heraussordern sollte, um Rußland zu dienen, welches ihm nicht beizustehen vermag; aber sowohl dieser Fuͤrst als die Afghaͤnen werden scharf bewacht werden.“

8 Schweden und Norwegen.

Stockholm, 30. Okt. Die Reise des Koͤnigs nach Nor⸗ wegen soll nun wieder bis zum 5. November aufgeschoben seyn, wenn sie uͤberhaupt stattfindet. Die Koͤnigin wird Se. Maje⸗ staͤt vermuthlich nicht begleiten. Unser Gesandter in Kopenhagen, Herr von Lagerheim, ist auf Urlaub hier eingetroffen. Die heutige Staats⸗Tidning entlehnt dem Englischen „Courier“ einen umstaͤndlichen, gegen das „Kieler Korrespon⸗ denz⸗Blatt“ gerichteten Artikel uͤber den Sund⸗Zoll. Auch das „dritte Stockholmsblad“ ist durch das Hof⸗ Kanzler⸗Amt eingezogen worden, woruͤber das Aftonblad, als eine unverdiente Verfolgung der Presse, bittere Klage fuͤhrt.

Deutschland. Weimar, 6. Nov. Des Großherzogs Koͤnigl. Hoheit ha⸗ ben unter die Zahl der Großkreuze Hoͤchstihres Haus⸗Ordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken aufgenommen: 1) Se. Durchlaucht den regierenden Fuͤrsten Guͤnther Friedrich Karl zu Schwarzburg⸗Sondershausen; 2) Se. Durchlaucht den Prinzen Georg Karl Friedrich zu Sachsen⸗Altenburg, und 3) Se. Durchlaucht den Fuͤrsten Ludwig zu Anhalt⸗Pleß.

Weimar, 7. Nov. Von der gestern erwaͤhnten Schrift des General⸗Superintendenten Dr. Roͤhr ist seit we⸗ nigen Tagen bereits die vierte Auflage gedruckt und vergriffen worden.

Hamburg, 6. Nov. Gestern Abends begaben sich der Prinz und die Prinzessin Christian von Daͤnemark von Al⸗ tona nach Hamburg ins Theater, wo die große Fremden⸗Loge zu ihrem Empfange in Bereitschaft gesetzt war; bei ihrem Ein⸗ tritte auf Hamburgisches Gebiet wurden die hohen Herrschaften mit militairischen Ehren empfangen. 8 1““ Oesterteich.

Wien, 1. Nov. (Nuͤrb. Korr.) Als ich der „Schlesi⸗ schen Zeitung“ in Bezug auf ihre Nachricht vom Uebertritt

eines ganzen Slawischen Dorfes in Maͤhren zur protestanti⸗ schen Religion widersprach, geschah es mit der Verwahrung, daß wohl ein ganz spezieller Fall zu dieser Uebertreibung An⸗ laß gegeben haben koͤnnte. So ist es wirklich. Man kann sich auf folgende Angaben verlassen, die nach der genauesten Erkun⸗ digung mitgetheilt werden. Statt eines ganzen Dorfes, wel⸗ ches uͤber 200 Haͤuser zaͤhlt und in der Mitte zwischen Bruͤnn und Ollmuͤtz gelegen ist, sind es bloß 10— 14 Individuen, die ihr Glaubens⸗Bekenntniß aͤndern wollen. Veranlassung hierzu gab, wie es heißt, eine diesen Leuten unverstaͤndliche Predigt des fruͤheren Pfarrers uͤber den heiligen Leib Christi in beiden Gestalten, und dann die Nachlaͤssigkeit in Lehre und Lebens⸗ wandel des solgenden Geistlichen, welcher seiner Stelle bereits enthoben worden. Dieser Same ging, vielleicht bei Beruͤhrung mit den nachbharlichen Protestanten, auf, und die Leute sind nun, nach den bestehenden Gesetzen, vorerst in Unterricht ge⸗ nommen worden. Von einer Entsagung auf alles Kirchen⸗ Eigenthum, wie jener Berichterstatter detaillirt hat, kann schon aus dem Grunde keine Rede seyn, weil dasselbe der Patronats⸗ Herrschaft Schebetan angehoͤrt.

Die Schles. Zeitung schreibt (uͤber Wien) von der Montenegrinischen Graͤnze vom 19. Okt.: „Die Montene⸗ griner scheinen durch die Anordnungen Hassan Bey's, welcher alle Graͤnz⸗Paͤsse theils durch eigene Truppen, theils auch durch bie ihm von Oesterreich angebotenen besetzen ließ, veranlaßt

worden zu seyn, ihre neuen Eroberungsplaͤne vor der Hand auszusetzen. Vorzuͤglich der unerwartete Anblick Oesterreichi⸗ scher Uniformen auf Tuͤrkischem Gebiete scheint sie so schnell eines Besseren belehrt zu haben. Sie haben sich von der Graͤnze zuruͤckgezogen und die betraͤchtlich angewachsenen Zu⸗ sammenrottungen sich wieder aufgeloͤst. Inzwischen ist zwar auf einer andern Seite ein bersschtigter Oesterreichischer Deserteur mit 60 Mann aus Montenegro in das Oesterreichische Albanien einge⸗ brochen, jedoch nach einem lehaften Gefechte von den allenthal⸗ en aufgestellten Piquets wieder zuruͤckgeworfen worden. In Herzegowina und Bosnien dauern die Aufwiegelungs⸗Versuche unter den Rasa's, wie es scheint, nicht ohne Erfolg sort. Die Emissaire, welche damit sich befassen, sind meistens Moͤnche. Wenn die Tuͤrkischen Autoritaͤten fortfahren, diesen Umtrieben o wenig Aufmerksamkeit zu widmen, als bis jetzt, ist fuͤr die Ruhe genannter Provinzen Alles zu besorgen. Ein Vetter des Vladika ist am 10. Oktober von zweien Individuen, die einer von dem Vladika aus Montenegro verwiesenen Familie ange⸗ hoͤren, ermordet worden. Ein Geruͤcht behauptet, dies sey das erste Opfer eines Komplottes, das sich zu gaͤnzlicher Ausrottung der Familie des Vladika verschworen habe, und man muthmaßt 11—“*“;

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sagen: Afghanistan von Rußland eingeschuͤchtert oder beschuͤtzt.

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deshalb, daß die Familie Radonich, in welcher ehemals die welt⸗ liche Gubernators⸗Wuͤrde von Montenegro erblich war, die aber bekanntlich aus Montenegro verwiesen worden ist, dabei die Hand im Spiele habe. Man ist auf naͤhere Daten außeror⸗ dentlich gespannt.“

n Wien, 3. Nov. Das diplomatische Corps, welches

dem Hofe nach Italien gefolgt war, ist nun groͤßtentheils voll⸗ staͤndig; vorigen Dienstag traf der Nuntius Monsignore Altieri von Venedig hier ein; nur der Russische Botschafter, Herr von Tatistscheff, verweilt noch bei dem Großfuͤrsten Thronfolger an den Ufern des Comosee's. Die Nachrichten uͤber das Be⸗ finden des Großfuͤrsten lauten fortwaͤhrend befriedigend; der mildere Himmel Italiens uͤbt bereits seinen 8 Ein⸗ fluß, und man hofft, daß bald jede Spur von Besorgniß ver⸗ schwinden werde. Der Legations⸗Secretair bei der hiesigen Russischen Botschaft, Herr von Gervais, ist als Courier von Como und Venedig hier eingetroffen und nach einem kurzen Aufenthalte abermals nach Como zuruͤckgekehrt. Bei der Fran⸗ zoͤsischen Botschaft befindet sich gegenwaͤrtig der einzige Sohn des Herzogs Decazes, Groß⸗Referendarius der Pairs⸗Kammer, als Attache. Seine Mutter, die Herzogin, ist bekanntlich die Tochter des hiesigen Botschafters, Grafen von St. Aulaire. Seit einigen Tagen sieht man fortwaͤhrend eine Menge

Neugieriger vor dem Burg⸗Thore versammelt, um den dort

angestellten Versuchen von Asphalt⸗Pflasterung beizuwohnen.

Sollten diese Arbeiten einen so guͤnstigen Erfolg wie in Paris

haben, wo man im vorigen Herbste den großen Platz Lud⸗

wig'’s XV. auf diese Weise pflasterte, so duͤrfte diese Methode auch in dem ohnehin seines trefflichen Pflasters wegen geprie⸗ senen Wien eine weitere Anwendung finden.

Die zuerst in der „Hannoverschen Zeitung“ enthaltene und aus derselben in mehrere andere Blaͤtter uͤbergegangene Nachricht, Herr von Pilat sey gesonnen, die Redaction des „Oesterreichischen Beobachters“ niederzulegen, und eine andere Zeitschrift werde an die Stelle dieses Blattes treten, ist durch⸗ aus ungegruͤndet, wenigstens weiß man hier nichts davon; viel⸗ mehr versichern wohl unterrichtete Personen, daß Niemand an eine solche Aenderung gedacht habe.

In den letzten Tagen haben auf den Guͤtern des zFuͤrsten Louis Liechtenstein, bei Eisgrub, große Jagden stattgefunden; auf einer derselben traf den Fuͤrsten der Unfall, mit dem Pferde zu stuͤrzen, wobei er sich mehrere bedeutende, aber nicht gefaͤhr⸗ liche Verwundungen, besonders im Gesichte, zusog.

Zwei Mordthaten haben die Aufmerksamkeit des Publi⸗ kums in den letzten Tagen der vorigen Woche auf sich gezogen. Die eine ward von einem Soldaten des Regiments Hessen⸗ Homburg an einem Gemeinen vom Fuhrwesen, auf der Schmelz, einem entlegenen Exerzirplatze vor den Barrieren der Stadt, veruͤbt. Fast gleichzeitig fand ein junger Mann aus dem Oesterreichischen Ober⸗Italien, welcher zur Erlernung der Deut⸗ schen Sprache hierher gekommen war, in einem Raufhandel mit mehreren anderen jungen Leuten, deren einer ihm sein Taschen⸗ messer in den Leib rannte, ein klaoͤgliches Ende. Der Thaͤter ist bereits zur Haft gebracht worden.

Prag, 4. Nov. Heute nahm der von Sr. Majestaͤt dem Kaiser ernannte, und von Sr. Heiligkeit dem Papste bestaͤtigte Prager Fuͤrst⸗Erzbischof und Primas des Koͤnigreichs Boͤhmen, Alois Joseph aus dem Hause der Freiherren von Schrenk auf Notzing, feierlichen Besitz von der Prager Erzdioͤzese und Me⸗

itan⸗Kirche zu St. Beit.

Solothurn, 31. Okt. (A. Z.) Die hiesige theologische Anstalt hat ihren Winter⸗Curs ohne Schuͤler begonnen. Ver⸗

muthlich wird sich die Regierung veranlaßt finden, die Anstalt aufzuloͤsfen und einen Theil der Mittel zur Unterstuͤtzung von Theologen, welche auf Universitaͤten studiren wollen, zu verwen⸗ den. Der ehemalige Bayerische Feuerwerker Georg Sieber, welcher unter dem Namen eines Grafen von Tattenbach hier lebte und wegen Wechselfaͤlschung zu dreijaͤhriger Schellenwerk⸗ Strafe verurtheilt wurde, hat sich mit einem Beile den linken Vorderarm abgehauen, um der Schande der oͤffentlichen Arbeit als Straͤfling zu entgehen. Herr E. Frei, Ober⸗Gerichts⸗ Präͤsident in Basel⸗Landschaft, wurde letzten Sonntag (28sten) auf dem Wege zwischen Reinach und Dornach von zwei Bur⸗ schen meuchelmoͤrderisch angefallen, mit funfzehn Hieben uͤber den Kopf niedergestreckt und lebensgefaͤhrlich verwundet. Der Umstand, daß Herr Frei von Aesch kam, wo sein politischer Gegner, Herr Gutzwiller, als Wahl⸗Kandidat auftrat, scheint anzudeuten, daß Parteihaß im Spiele war; auch ist dem Miß⸗ handelten nichts geraubt worden als sein Hut. Zu Altnau, Kanton Thurgau, wurde ein Knabe von eilf Jahren von dem Schulmeister wegen eines verfehlten Rechnungs⸗Exempels so miß⸗ handelt, daß er zwei Tage darauf starb. Der Knabe wurde am 2lsten bestattet; der Schulmeister sieht im Gefaͤngniß seinem Urtheil entgegen.

Italien. 97

Rom, 27. Okt. (A. Z.) Es scheint nunmehr keinem Zwei⸗ fel mehr unterworfen zu seyn, daß die fremden Truppen den Kirchenstaat naͤchstens verlassen werden, wenn nicht ganz un⸗ erwartet Umstaͤnde eintreten, welche die bei der Oesterreichi⸗ schen und Franzoͤsischen Regierung bereits gethanen Schritten ruͤckgaͤngig machen koͤnnten. Man wird sich erinnern, daß die Paͤpstliche Regierung zur Zeit der en Besetzung von Ancona durch Franzoͤsische Truppen protestirte und ihr

Verweilen dort spaͤter nur unter der Bedingung zugestand, daß

wenn ihre Gegenwart eines Tags nicht mehr noͤthig seyn wuͤrde, sie auf Verlangen des Papstes sich entfernen muͤßten. Die Oesterreichischen Truppen hingegen wurden als Bundes⸗Ge⸗ nossen gerusen, und es ward nie in Frage gestellt, daß sie auf Begehren sich nicht entfernen wuͤrden; im Gegentheil hat die Oesterreichische Regierung mehreremale merken lassen, man werde die Truppen auf Verlangen gern zuruͤckberufen. Aber seit der Kaiser von Oesterreich in Mailand die unumschraͤnkte Amnestie aussprach, erkannte er auch zugleich, daß nicht allein in seinen Italtaͤnischen Provinzen alle Aufregung verschwunden sey, sondern daß Ruhe, Ordnung und Gehorsam auch in den Nachbar⸗ laͤndern zuruͤckgekehrt, mithin die Gegenwart des fremden Mili⸗ tairs im Kirchenstaat uͤberfluͤssig sey. Was nun die Franzosen in Ancona betrifft, so zweifelt man hier, bei dem guten Einverstaͤnd⸗ niß mit dem Franzoͤsischen Hof, keinen Augenblick, daß dieser dem gerechten Verlangen (das Wort Unterhandlung kann hier nach der Uebereinkunft nicht angewandt werden) der Paͤpstlichen Regierung ohne Anstand nachkommen werde. Man sieht 4 der Antwort von Paris mit Zuversicht entgegen. Daß beide, sowohl Deutsche als Franzosen, zur Beruhigung der von außen aufgeregten Ge⸗ muͤther in den Provinzen sehr viel beitragen, wird Niemand

reichs abfuͤhren.

laͤugnen, daß aber, wie gesagt, nunmehr der Augenblick gekon men ist, wo ihre Gegenwart uͤberfluͤssig geworden, wird sed⸗ der die Lage der Sachen kennt, zugestehen muͤssen. Fuͤr „9 cona, Bologna und einige andere Ortschaften ist die Anwesce⸗ heit dieser Truppen in pekuniaͤrer Hinsicht eintraͤglich gewesen da sie den bedeutenden fremden Kriegssold dort verzehrten, un manche Personen, die ihren Vortheil davon hatten, werze

ihre Entfernung ungern sehen. 8

Der Koͤnigl⸗Wuͤrttembergische Geschäftstraͤger und bevag maͤchtigte Minister in Wien, Frhr. v. Blomberg, ist hier eiß getroffen. Gestern kam der Graf Shrewsbury mit Famlie un zahlreichem Gefolge an. Die Tochter des Grafen wird e reichen Principe Doria heirathen. Die Vermaͤhlung soll i⸗ naͤchsten Fasching mit vielem Glanz hier vollzogen werden.

Spanien.

Madrid, 28. Okt. Die Koͤnigin hat ein Dekret erlasen wodurch alle Karlisten aus der Hauptstadt weggewiesen werm. Es heißt darin: „Die Frauen und unmuͤndigen Kinder derfen gen Personen, die im Dienste des Don Carlos stehen, muͤst in der Zeit von acht Tagen Madrid und die Umgegend acht Leguas Entfernung verlassen. In den Orten, wo sie ihrn Aufenthalt nehmen wollen, haben sie sich bei den Behoͤrden; melden, unter deren Aufsicht sie fortwaͤhrend stehen. Alle Korkz spondenz mit Personen im Dienst des Don Carlos ist bei Todes strafe verboten. Wer dem Feinde als Spion dient, oder ihr auf irgend eine Weise Vorschub leistet, wird vor ein Krieg gericht gestellt.“

Der Morning Chroniecle wird von ihrem Korrespon denten in Madrid unterm 22. Oktober Folgendes geschrieben „Ungeachtet des allgemein ausgesprochenen Wunsches, daß d. Reserve⸗Armee auf die eine oder andere Weise zum Besten de Landes verwendet werden moͤchte, steht sie doch immer no muͤßig in der Naͤhe der Hauptstadt. Was ich gleich beid Ankunft dieser Truppen in Madrid befuͤrchtete, ist eingetroffen, ihre Bestimmung ist zu einer Parteifrage gemacht und da Nutzen, den sie stiften koͤnnten, durch Intriguen vernichtet wo den. Dies ist bei allen Truppen der Fall, die nach der Haug stadt kommen; die Offiziere und Befehlshaber derselben werda sogleich von den unzaͤhligen politischen Juntas und Klubs, an denen die Hauptstadt so reich ist, in Beschlag genomma

14 18 an

und die Interessen des Landes den Partei⸗ Interesse aufgeopfert. Die Unterhandlungen zwischen der Regie⸗

rung und Narvaez waren zur beiderseitigen Zufriedenhei beendigt worden; er und seine Offiziere sollten befoͤrdert umd die Reserve⸗Armee verstaͤrkt werden, als die Nachricht, dasß Alaix das Portefeuille annehmen wolle, alle diese Anordnungen wieder zerschlug. Der jetzige Kriegs⸗Minister, Don Francisen Hubert, wollte nichts mit den beabsichtigten Befoͤrderungen zu thun haben, denn da er selbst nur Brigadier ist und die Genc rals⸗Schaͤrpe zu erhalten wuͤnscht, so glaubte er, es wuͤrde ihr schlecht bei Alaix empfehlen, wenn er die Befoͤrderung des Gem⸗ rals Narvaez und seiner Offiziere unterstuͤtze, und daß dam wohl in dem Dekret, welches seinen Austritt aus dem Mini⸗ sterium und den Eintritt des Generals Alaix anzeige, von der Generals-Schaͤrpe nicht die Rede seyn duͤrfte. Von Narvaez, der gleich dem Achilles zuͤrnt, weiß Niemand, was er zu thun beabsichtigt. Espartero, von dem die Ernennung Alaix's ausging, als gegen die Regierung und die Moderado's gerichtet, mit denen er ge⸗

meinschaftlich bei einem von dem Herzog von Frias gegebenent

ministeriellen Diner zugegen gewesen seyn soll. Es heißt auch, er sey in den Jovellanos⸗Klub aufgenommen worden, der ein wahrer Krebsschaden fuͤr das Land ist und die wenigen zur Beendigun . verkehrte Weise verwendet. In den rein politischen Zirkeln der Hauptstadt beschaͤftigt man sich mit Projekten und Intriguen anderer Art, z. B. mit dem angeblichen Wunsche der Koͤnigin, einen Regentschaftsrath zur Seite zu haben. Die Lieferungs⸗ Kontrakte sind noch immer nicht abgeschlossen. Ein Anerbieten des Herrn Safont ist nicht angenommen worden.“

Valencia, 24. Okt. Es haben gestern hier ernstliche Un⸗ ruhen stattgefunden. Das Volk, erbittert uͤber die Grausam⸗ keit Cabrera's, der bekanntlich nach dem Treffen bei Morella die gefangenen Christinos erschießen ließ, rottete sich zusammen und verlangte, daß die in den hiesigen Gefaͤngnissen besindli⸗ chen Karlisten ebenfalls erschossen werden sollten. Der Gene⸗ ral⸗Capitain Mendez Vigo, welcher sich den Aufruͤhrern enr⸗

gegenwarf, beging die Unvorsichtigkeit, den Degen zu ziehen Kaum war

und Mehrere aus dem Volke damit zu schlagen. dies geschehen, als er, von mehreren Kugeln durchbohrt, todt zu Boden stuͤrzte. Das Volk verlangte hierauf mit großem Geschrei den Tod der gefangenen Karlisten, und um es zu be— ruhlgen, wurden gestern 13 und heute 14 Karlisten erschossen. Heute ist es den Bemuͤhungen des Generals Lopez gelungen, die Ruhe wieder herzustellen, doch sind die Thore noch geschloße sen, und die National⸗Garde ist unter den Waffen. Man

fuͤrchtet hier, daß es in Saragossa zu auͤhnlichen Auftritten kom⸗

men werde.

Spanische Graͤnze. Geruͤcht verbreitet, daß die Franzoͤsische Regierung dem Munäa⸗ gorri angezeigt habe, er muͤsse entweder auf der Stelle in Spanien einruͤcken, oder seine Mannschaft nach verschiedenen von der Regierung zu bestimmenden Punkten im Innern Frank⸗

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ist von der Koͤnigl. Regierung hierselbst fuͤr die Anzeige ausgesetzt worden, welche zur Ermittelung der Theilnehmer an den kuͤrzlich vorgekommenen zwei Raub⸗Anfaͤllen fuͤhren wuͤrde. Der erste geschah am 17ten v. M., Abends gegen 9 Uhr. Der von Ber⸗ lin mit leeren Bier⸗Gefaͤßen nach Potsdam zuruͤckfahrende Brauerknecht Reyer wurde auf der Chaussee zwischen Frie⸗ drich⸗Wilhelms⸗Bruͤck und Klein⸗Glienicke von drei in der Dun⸗ kelheit unkenntlichen Personen angefallen, zur Herausgabe sei⸗ nes Geldes aufgefordert und von einem der Angreifer durch einen Schuß in die Brust lebensgefaͤhrlich verwundet, aber nicht weiter beraubt, indem das Fuhrwerk mit ihm nach Potsdam, ohne weiter verfolgt zu werden, zuruͤckkam. Der andere An⸗ fall fand am 3ten d. M., Morgens gegen 4 Uhr, gegen den mit einem eben solchen Bierwagen von Berlin nach Werder zuruͤckfahrenden Brauerknecht Bellin auf der Chaussee zwischen Potsdam und Neu⸗Geltow in der Pirschheide statt, wo der⸗ selbe von einem Unbekannten durch einen Schuß mit Schrot⸗ Ladung im Unterleibe verwundet, aber auch nicht beraubt wurde⸗

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Sein Zorn ist indeß mehr gegen

des Buͤrgerkrieges noch uͤbrigen Huͤlfsmittel auf⸗

Es hat sich an der Graͤnze das

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Potsdam, 9. Nov. Eine Praͤmie von 100 Thalern

Breslau, 7. Nov. (Schles. Ztg.) Legat. Der verstorbene Geheime Justiz⸗Rath und Landschafts⸗Direktor, zischer von Reinersdorf, hat dem Taubstummen⸗ und dem Blinden⸗Institut hierselbst, jeder Anstalt 4000 Rthlr. mit der Bestimmung vermacht, daß beide Legate erst nach dem Tode seines Universal⸗Erben aus dessen Nachlasse bezahlt, inzwischen aber von ihm weder verzinset noch sicher gestellt werden duͤrfen. Der Universal⸗Erbe will jedoch schon jetzt den Willen des Erblallers erfuͤllen und beide Legate zu Weihnachten d. J. ein⸗

len. zah Elberfeld, 6. Nov. Am Bingerloche ist wieder ein Schiff, mit 1700 Centnern Salz, gescheitert; die Ladung war mit 4000 Fl. versichert.

Koͤln, 6. Nov. (Org. f. H. u. G.) Zur Duͤsseldor⸗ fer Industrie⸗Ausstellung sind 3469 Nummern geliefert worden. Viele derselben umfaßten aber eine Menge einzelner Gegenstaͤnde, und die Gesammtzahl dieser letztern belief sich auf 29 bis 30,000, im Werth von 20 bis 21,000 Rthlr. Die

ahl der Einsender betrug 95, von welchen 87 im Regierungs⸗ Bezirk Duͤsseldorf wohnen. Von den 3469 Nummern wur⸗ den 1669 (also beinahe die Haͤlfte) zum Werth von 4800 Rthlr. verkauft. Da nach obiger Angabe der Werth jeder Nummer

im Ganzen durchschnittlich gegen 7 Rthlr., von den verkauf⸗

ten dagegen durchschnittlich nur 2 Rthlr. 26 Sgr. betraͤgt, so ergiebt sich, daß meist die kleinern und wohlfeilern Nummern verkauft wurden, wobei zu bemerken, daß manche der werth⸗ volleren Gegenstaͤnde, dem Willen der Einsender gemaäͤß, nicht

verkauft werden durften. So weit es sich ermitteln ließ, sind

von der Gesammtzahl der Besuchenden 1 ½1 Fremde, d. h. nicht Duͤsseldorfer gewesen. Die Zahl der ausgegebenen Ein⸗ trittskarten betrug im Ganzen 11,062; davon sind 1500 als Freikarten unter Einsender, Mitglieder verschiedener Gewerb⸗ Vereine des Regierungs⸗Bezirks u. s. w. vertheilt und 9562 zu 2 ½ Sgr. verkauft worden. Die Zahl der abgesetzten Ka⸗ taloge betrug 956. Aachen, 4. Nov. (Aach. Ztg.) Asphalt⸗Pfla⸗ sterung. Gestern wurde hier vor dem Elisenbrunnen durch Herrn Hungs, der das Verfahren in Paris kennen gelernt hat, ein kleiner Versuch mit Pflastorn vermittelst Asphalts gemacht. Bei dem gluͤcklichen Erfolge, den diese zweckmaͤßige Erfindung in Frankreich gehabt hat, ist zu erwarten, daß sie auch bei uns Eingang finden werde. 8

Neueste Nachrichtenuͤbereinige besonders erhebliche Gegenstaͤnde der 1““ im preußischen taat.

1“ Erster Artikel.

Fuͤnf Personen auf eine Familie gerechnet, betraͤgt derje, nige Theil der Bevoͤlkerung des preußischen Staats, welcher sich mit Metallarbeiten beschaͤftigt, selbst mit Ausschluß der Berg⸗ und Huͤttenarbeiter, beinahe ½¼ 2 der ganzen Nation. Es bilden naͤmlich die 56,815 Meister wahrscheinlich eben so viel Fa⸗

milien, welche hiernach Personen enthalten.. 284,075 hierzu treten die Gehuͤlfen, welche der Regel nach

fuͤr unverehelicht anzunehmen sind mit.... 38,543 dieses ergiebt Personen 322,618

welches von den zu Ende des Jahres 1837 uͤber⸗ 1111161616“* öö“ . 14,098,125

beinahe ⅛4 ist. Mehr als die Haͤlfte der Metallarbeiter be⸗ steht aus Grobschmieden, deren Hauptbeschaͤftigung der Beschlag der Pferde, des saͤmmtlichen Fuhrwerks und der Ackerwerk⸗ zeuge ist. Deshalb koͤnnen selbst die Doͤrfer dieser Handwerker nicht entbehren, und sie mußten in betraͤchtlicher Anzahl auf dem Lande selbst da geduldet werden, wo die Steuerverfassung und der Zunftzwang alles Handwerk moͤglichst in die Staͤdte draͤngte. Nach der letzten Zaͤhlung befanden sich von den

Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt auf dem Lande 27,329 10,619 37,948 in den Staͤdten dagegen nur 5249 6012 11,261

Es lebten demnach noch nicht ein Sechstheil der Meister, und noch nicht drei Achttheile der Gehuͤlfen in den Staͤdten. Nächst den Grobschmieden sind die Kleinschmiede der bei wei⸗ em zahlreichste Theil der Metallarbeiter: sie bilden allein mehr s ein Drittheil derselben. Neben den Schlossern, woraus die Hauptmasse der Kleinschmiede besteht, sind auch diejenigen

ierher gerechnet, welche sich mit der Verfertigung von man⸗ cherlei Werkzeugen aus Eisen und Stahl, unter mannigfal⸗ igen Benennungen beschaͤftigen, wie beispielsweise Messer⸗, Zir⸗ ele und Zeugschmiede, Sporer und Feilenhauer: auch die Na⸗ gelsschmiede, obwohl ihre Arbeit eine viel einfachere ist, sind hier ügezogen worden. Des Schlossers Hauptbeschaͤftigung sind nußer den Schloͤssern die Beschlaͤge an Thuͤren und Fenstern, und uͤberhaupt fast alle Arbeiten in Eisen, Stahl und Messing, elche bei Bauten vorkommen: doch uͤbernehmen besonders auf bem Lande auch die Grobschmiede haͤufig den minder kuͤnstlichen Cheil dieser Arbeiten. Mehr als die Haͤlfte aller Kleinschmiede, bt in den westlichen Provinzen, und zwar fast ein Viertheil derselben allein im Regierungsbezirke Duͤsseldorf, bem angraͤnzenden Theile des Regierungsbezirks Arnsberg die Serfertigung der mannigfaltigsten Werkzeuge aus Eisen und kahl fabrikmaͤßig in großer Ausdehnung betrieben wird. Nach ber letzten Zaͤhlung hatte von Kleinschmieden.

14 Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt er Regierungsbezirk Duͤsseldorf 5158 2997 8155 8 Arnsberg 2252 2043 4295 bie Regierungsbezirke Koͤln, Kod, lenz, Trier und Achen ..... 24311 1725 4156 die Regierungsbezirke Muͤnster undMindeèn 1492 840 ernach die beiden westlichen EEEI141I 10333 a 17446 erner die Provinz Sachsen 1688 6173 3 Schlesien 1802 3352 Brandenburg 1649 4079 2 Pommern .. 714 1425 bauk. 2 Preußen 943 2047 ImMR 2 Posen 492 956 —.——V

Demnach in allen acht Provin⸗

zen des Staats zusammengek-,. nommen, wie schon vorhin ank-g,..— 8ö“ gegeben worden.. . . 17621 32778

Im Allgemeinen vermindert sich die Jahl der Kleinschmiede gen Osten hin fortschreitend, weil mit der Verminderung der

. , 2„ 72

27 1

1285

Bequemlichkeit und Annehmlichkeit des Lebens auch der Bedarf ihrer Arbeiten sich mindert, indem theils uͤberhaupt weniger davon gebraucht, theils mehr, wenn auch schlechter von den Grobschmieden verfertigt, theils auch Vieles aus den westlichen Fabriklaͤndern eingefuͤhrt wird.

Nur da, wo das Gewerbe der Kleinschmiede fabrikmaͤßig betrieben wird, wohnt eine betraͤchtliche Anzahl derselben auf

dem Lande namentlich 1 Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt. im Regierungsbezirke Duͤsseldorf. 2625 1859 4484

im Regierungsbezirke Arnsberg. 1728 1544 3272 in den Regierungsbezirken Koͤln, * Koblenz, Trier und Achen... 1522 848 23870 in allen andern Theilen des Staats zusammen. .. . . ... 1223 272 22000 ——— ——— uͤberhaupt auf dem Lande.... 7098 5028 12126

Schlesien, so wie es uͤberhaupt viele Landhandwerker hat, ent⸗ hielt insbesondre noch allein an Kleinschmieden auf dem Lande Meittae. ... 511

zusammen 806

* 2— so daß also in den Provinzen Sachsen, Brandenburg, Pom⸗ mern, Preußen und Posen, nebst den Regierungsbezirken Muͤn⸗ ster und Minden in der Provinz Westfalen zusammengenom⸗ men nur 1194 Kleinschmiede auf dem Lande wohnten.

Noch nicht ganz ein Siebentheil der hier aufgefuͤhrten Metallarbeiter gehoͤrt nicht zu den Grob⸗ und Kleinschmieden: es sind ihrer naͤmlich im ganzen Staate nur 8

Meister.. 6616

Gehuͤlfen 6755 zusammengenommen 133 121217

Davon lebte fast ein Viertheil in den Regierungsbezir⸗ ken Duͤsseldorf und Arnsberg, in Folge der ausgedehnten Fa⸗ brikation von Metallwaaren, welche dort betrieben wird. 8 Es hatte naͤmlich 8 b Duͤsseldorf Meister.. 812 Gehuͤlfen 595

Arnsberg Meister 425 Gehuͤlfen. 1209

b zusammen. 1634 8 8 ü88 —— beide Regierungsbezirke zusammengenom⸗ ö“; ö“ 3041

Auf dem Lande lebten uͤberhaupt im preußischen Staate

von diesen Handwerkern nur Meister 690

Gehuͤlfen. 348

zusammen. 1038

also beinahe nur ein Dreizehntheil der ganzen Anzahl der⸗

selben. Dagegen enthielten die zehn Staͤdte erster Gewerb⸗

steuerklasse mehr als ein Viertheil derselben naͤmlich

Meisten. .... 1402 8

1“ 8 8 —g 8 zusammen .3728 b In den weiter oben benannten dreißig ansehnlichsten Staͤdten der zweiten Gewerbsteuerklasse befanden sich davon

Meister 991 1 Gehuͤlfen.. . 1025

G“ zusammen 1926 8 also etwa ein Siebentheil der ganzen Anzahl. res Eingehen in die Verhaͤltnisse dieser Gewerbe, kann nicht fuͤglich auf Tabellen begruͤndet werden, welche nach einerlei Formular fuͤr den ganzen Staat aufgenommen sind: denn es bleibt gar nicht zweifelhaft, daß bei der großen Mannigfaltig⸗ keit des Gewerbbetriebes in den einzelnen Landestheilen kein allgemeines Formular deutlich genug gefaßt werden kann, um ein richtiges Unterscheiden der einzelnen hierher gehoͤrigen Ge⸗ werbe durchgaͤngig zu sichern.

Die drei in Holz arbeitende Gewerke der Tischler, Boͤtt⸗ cher und Rade⸗ und Stellmacher naͤhren ohngefaͤhr eben so viel Menschen im preußischen Staate, als die vorstehend betrachte⸗ ten Metallarbeiter. Nimmt man naͤmlich auch hier wieder an, daß die Meister in der Regel Hausvaͤter sind, welchen der Un⸗ terhalt einer Familie von fuͤnf Personen durchschnittlich obliegt: so bestehn die Familien der

.

59,263 Meister, aus Persontnrnen·n)n:) 296,315 hierzu treten noch als einzelne Personen Gehuͤlfen mit 32,407

2 18 —— und es ergiebt sich hieraus eine Zahl von ..... . 328,722

oder von beinahe ½3 der ganzen Bevoͤlkerung des preußischen Staats, welche ganz abgesehen von den Zimmerleuten außerdem noch durch diejenigen Handwerke ernaͤhrt wird, deren Hauptmaterial das Holz ist. Den bei weitem groͤßten Theil derselben bilden die Tischler, welche sich einerseits durch die Verfertigung von Thuͤren und Fensterrahmen, ganz allgemein,

b in zierlichern Gebaͤuden auch durch Legung von Fußboͤden und worin und in

durch mancherlei Vertaäͤfelungen an die Bauhandwerker an⸗ schließen, und andrerseits den bei weitem groͤßten Theil des Hausgeraͤths von dem rohen Schemmel bis zum kuͤnst⸗ lichsten Schreibtische verfertigen. Weil das Beduͤrfniß von Tischler⸗Arbeit hiernach ein sehr allgemeines ist: so haben sich auch auf dem Lande stets so viel Tischler angesiedelt: als es der jedesmalige Zustand der Gesetzgebung zuließ. Nach der letzten Zaͤhlung befanden sich im preußischen Staate Tischler

und zwar Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt in den zehn Staͤdten erster Ge⸗

werbsteuerklasse..... .. .2824 5205 in den dreißig ansehnlichsten Staͤd⸗ ten der zweiten Gewerbsteuer⸗ ebeö11ö1ö1“n“] 2017 2555 in allen andern Staäͤdten.... 10372 8503 18875 a 15643 5231 20874 ☛— —öõyEEEEWW zusammen 20856 21494 52350

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Aus dieser Uebersicht wird es klar, daß der bei weitem groͤßre Theil der Tischler nicht durch das gewaͤhltere Beduͤrf⸗ niß der gebildeten Staͤnde, sondern durch den Bedarf der großen Masse der Bevoͤlkerung beschaͤftigt wird: denn wie leicht auch diese sich mit wenigem und einfachem Hausgeraͤthe be⸗ hilft; so fordert doch ihre große Anzahl einen solchen Aufwand von Arbeitskraͤften zu ihrer Befriedigung, daß eben deswegen

eine sehr viel groͤßere Anzahl von Tischlern in den kleinen v1“

Städten und auf dem Lande Unterhalt findet, als bei ober⸗ flaͤchlicher Ansicht wohl erwartet werden duͤrfte. Allerdings ar⸗ beiten die Tischler in den kleinen Staͤdten und Doͤrfern, auch Vieles fuͤr die gebildeten Stäͤnde: aber der großstaͤdtische Tisch⸗ ler verfertigt auch viel sehr einfache Arbeit zum Ausbau der

Haͤuser und zu Saͤrgen fuͤr alle Volksklassen, zu Kisten fuͤr 2 K.- heeere von Waaren, und zu vielerlei haͤuslichem Ge⸗ rauche.

Der Boͤttcher arbeitet fuͤr ein sehr viel beschraͤnkteres Be⸗ duͤrfniß, und es darf daher so wenig befremden, daß die Zahl der Boͤttcher nur ohngefaͤhr ein Drittheil der Anzahl der Tisch⸗ ler ist, daß vielmehr der bedeutende Verbrauch von Boͤttcher⸗ arbeit, welchen auch diese Zahl von Boͤttchern noch immer vor⸗ aussetzt, unerwartet scheinen koͤnnte. Hier ist uͤberhaupt kein besonderes Beduͤrfniß der gebildeten Staͤnde zu befriedigen: es ist vielmehr der Gebrauch von Geraͤthschaften fuͤr die Wirth⸗ schaft und den Verkehr, welcher in allen Volksklassen beinahe gleichmaͤßig stattfindet. Daher zeichnen sich auch die großen Staͤdte weniger durch eine groͤßere Anzahl von Boͤttchern aus, als dieses bei den Tischlern geschieht.

Nach der letzten Zaͤhlung an Boͤttchern en

Neister Gehuͤlfen uͤberhaupt die zehn Staͤdte der ersten Gewerb⸗ Hal *

e—. E 988 1759.

die dreißig ansehnlichsten Staͤdte der zweiten Gewerbsteuerklasse 747 728 1475 alle andern Stadte... 4907 2605 7512 auf dem Lande wohnten .. . ... 6812 1274 8086 zusammen 13237 5595 18822

Es wohnte also nur zwischen 11½% und aler Boͤttcher in den Stäͤdten erster Gewerbsteuerklasse, waͤhrend zwischen ¼ und 1/¶ aller Tischler sich in denselben niedergelassen hatte. Dagegen ist das Verhaͤltniß der Landhandwerker zu der Gesammtzahl des ganzen Gewerks bei den Tischlern und Boͤttchern nur we⸗ nig verschieden: von uͤberhaupt 23 Tischlern oder 21 Boͤttchern mit Einschluß der Gehuüͤlfen lebten neun auf dem Lande.

Endlich erfordert die laͤndliche Wirthschaft uͤberhaupt sehr viel mehr Fuhrwerk, und daher auch sehr viel mehr Rade⸗ und Stellmacherarbeit als die staͤdtische: daher wohnt noch nicht ganz ein Drittheil aller Rade⸗ und Stellmacher in den Staͤdten; und die Staͤdte erster Gewerbsteuerklasse enthalten sogar nur derselben. Nach der letzten Zaͤhlung befanden sich naͤmlich

Rade⸗ und Stellmacher Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt in den zehn Staͤdten erster Ge⸗

werbsttt ith68 bE111“X“ in den dreißig ansehnlichsten Staͤd⸗ 8 ten zweiter Gewerbsteuerklasse. 256 348 691 in allen andern Staͤdten ..... 2978 1805 4783 auf dem Lande... *“ 2664 14353 .— aenen. zusammen .15170 5318 20488

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Auch bei diesen Handwerkern stellt sich recht klar heraus, wie viel Haͤnde anscheinend sehr einfache Beduͤrfnisse beschaͤfti⸗ gen, wenn es besonders die große Masse des Volkes ist, welche davon Gebrauch macht. Es wird, wenn auch nicht Rade⸗ macher⸗-, so doch Stellmacher⸗Arbeit sehr haͤufig von Landleuten zum eignen Gebrauche verfertigt: demohngeachtet ist noch die Arbeit von mehr als zwanzigtausend besonders dazu angelern⸗ ten Maͤnnern nothwendig, um den Bedarf an Raͤädern und Wagengestellen zu befriedigen; waͤhrend ohngeachtet der so weit fortgetriebnen Verfeinerung im Gebrauche von Meubeln alle so mannigfaltigen Tischler⸗Arbeiten von wenig uͤber 52,000 Arbei⸗ tern bestritten werden koͤnnen.

Der Bedarf an Tischler⸗ und Boͤttcher⸗Arbeit waͤchst nicht nur mit der Zahl, sondern auch mit der Wohlhabenheit der Bevoͤlkerung. Weniger scheint es der Fall zu sein bei der Rademacher⸗Arbeit: denn wenn auch der Verkehr, und folglich auch das Fuhrwesen mit der Wohlhabenheit zunimmt; so macht diese doch auch die Wege besser, und die dichtere Bevoͤlkerung erspart weitere Fuhren. Wird die Gesammtzahl der Tischler, Boͤttcher und Rademacher an Meistern und Gehuͤlfen mit der Anzahl aller Einwohner verglichen: so ergiebt sich, daß auf ö Einwohner durchschnittlich solcher Handwerker amen,

in den beiden oͤstlichen Provinzen Preußen und Posen 459 in den vier mittlern Provinzen Brandenburg, Pommern,

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in den beiden westlichen Provinzen Westfalen und Rhein⸗

JEe16*“ .. 766 das ist uͤbersichtlicher in kleinen Zahlen: dieselbe Anzahl Men⸗ schen, die in den oͤstlichen Provinzen ihren Bedarf an solcher Handwerker⸗Arbeit mit 16 Arbeitern bestreitet, braucht in den

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mittlern deren 24, und in den westlichen sogar 27. 8 (Fortsetzung folgt.) Wissenschaft, Kunst und Literatur. Ausstellung auf der Koͤniglichen Akademie der 8

Kuͤnste.

Unter der großen Zahl der Genrebilder können wir nur noch das Ramhafteste hier erwähnen. Ein Bild von Jordan stellt Lootsen dar, welche auf den Ruf der RNotbglocke in eiligster Hast einem Schiff zu Hülfe eilen. Obwohl uns die Composition bekannt war, denn der Karton wurde schon auf der vorigen Ausstellung gesehen, so über⸗ rascht dennoch die meisterhafte Ausführung, in welcher der Künstler sich abermals um ein Bedeutendes höher hinaufgeschwungen hat. Aus ihren Häusern stürzen die Lootsen heraus und der Gefahr entgegen; sie nehmen von den Ihrigen Abschied, denen diese Gefahr nicht un⸗ bekannt ist. Besonders rührend sind zwei Scenen in den Thüren der Häufer: eine Mutter scheidet mit Wehmuth von ihrem Kuaben, welchen der Vater mit fortzieht; dort wieder erscheint eine junge Mutter mit dem Säugling auf dem Arm, voll Angst und böser Ah⸗ nung ihrem forteilenden Manue nachschauend; ein junger Bursch wird von seinem kräftigen Schätzchen geleitet; besonders kühn aber ist eine Figur, welche gleichsam mitten im Lauf sich niederbückt, um den Schuh besser anzuziehen, als die Eile des Aufbruchs erlaubt hatte. Ueberall ist Bewegung und der vielseitigste, kraftvollste Ausdruck; im Hinter⸗ grunde sieht man das stürmische Meer und einen schwarzen Gewit⸗ terhimmel, auf dem ein grauer Rauchstreif anzuzeigen scheint, daß ein Fahrzeug in Brand gerathen sey. NRichts wünschten wir diesem lebensvollen Bilde, als ein wenig mehr Geschmack in der Anordnung. Der Künstler nahm ein ansteigendes Terrain mit einem holprichten Pflaster an, welches allerdings zwar zur Charakteristik beitragen konnte, allein sich hier mehr geltend machte, als die malerische Ruhe erlaubt, die anch der bewegtesten Handlung wohl immer noch bleiben muß. In einem anderen fleinen Bilde, welches einen seemännischen Burschen mit seinem Schätzchen und den uns bereits wohlbekannten Wasser⸗ stiefeln vorstellt, hat der Künstler sich selbst kopirt. Ein sehr werth⸗ volles Charakterbild ist von Heine in Düsseldorf, die Kirche eines

Gefangnenhauses 8

vorstellend. Wer einen solchen Gegenstand wäͤhlte