1839 / 107 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Holzes babe nicht abgenommen, aber was den früher so beträcht⸗ lichen Getraidebdau onlange, so müsse digung sihres eigenen Bedarfs vom Auslande her einführen. Der noch vor wenigen Jahren so ausehnliche Zufluß fremder Ansiedler habe sch in der letzten Zeit auf ein Mintmum vermindert. Noch im Jahre 1832 seven im Hafen von Quebek ungefähr 52,000 solcher inwanderer gejandet, im Jahre 1837 nur 22,000 und im Jabre I1828 nicht über 5000. Die allgemeine Unsicherheit sey so groß, daß viele zu den Loyalisten gehbrenden Bewohner von Seigneutiecen eniweder wegen erfahrener Unbilden oder aus Besorgniß das Land verlassen * in die Städte zurüͤckgezogen haäͤtteu. Dieser Umstand sey um deshalb so dedauerlich, weil mit dem Abziehen der erwähnten Individuen auch die Kapitalien sich von dem platten Lande weg⸗ wendeten, und also der sich hier in der neucren Zeit erfreulich entfal⸗ tenden Gewerbsamkeit der Todesstoß gegeben werde. Bei dieser Hem⸗ mung der dem Englischen Elrmeunte inwohnenden Kräfte, bei der Furcht, in welcher fast alle Engländer lebten, gäben die Fran⸗ zosen sich erhebenden Hoffnungen hin. Papineagu's Mame sev geliebt und geehrt bei der ganzen Französischen Bevölkerung, und der Glande habe sich allgemein verbreitet, daß er wiederkehren werde au der Spitze eines großen Heeres, um die Eingeborenen (la nation Canadienne) wieder in ihre Richte einzusetzen. Einige schmeichelten sich mit dem Gedanken einer Kanadischen Republik, andere dächten au eine Vereinigung mit den Rord⸗Amerikanischen Freistaaten. Indessen die letzteren bedächten nicht die Kensequen⸗ en eines solchen, lediglich vom Rationalhasse eingegebenen, Schrittes. s gebe in der That, wenn man genau beobachte, keine größere Ver⸗ schiedenheit der Sitten und der Ansichten, wie zwischen den Freistaa⸗ ten und Kanada; das übersähen die Leiter der Bewegung, wenn auch die Masse sich täuschen lasse, um so weniger, da in Neu⸗Eng⸗ laud in neuerer Zeit mit so hbedeutender Macht die antikatholischen Tendenzen sich geltend gemacht. Zu übersehen sey anch nicht, daß unter den sogenannten Lapalisten die größte Erbitterung gegen die Rord⸗Amerikanische Union wegen der neuerdings den Frauzosen vom Suden her vielfach zugekommenen Unterstützung erweckt sep.“ Ueber das Gouvernement, über seine Wirksamkeit, über seine Stellung zu den Parteien in Kanada äußert sich Lord Durham mit jener Unbefangenheit und Gerechtigkeitsliebe, die den Staatsmann charakterisireu. „Wenn auch ein so trauriger Zustand der Dinge, wie der geschilderte“, heißt es, „durch das Gouvernement nicht gäazlich häͤtte verhütet werden können, so ist doch so viel gewiß, daß das Gou⸗ vernement das Uebel weit mehr verschärft und erhöht, als gehoben hat. Statt die Bevölkerung zu verschmelzen und zu versöhnen, suchte man sie zu trennen und einander gegenüberzustellen. In diesem Sinne war es schon ein Mißgriff, das Land in zwei Theile zu schei⸗ den, in einen wesentlich Französischen, und einen überwiegend Englischen. Indessen Französische Gesetzgebung und katho⸗ lischer Kultus erstreckten sich nicht einmal ganz und durchaus über das untere Kanada; vielmehr fand man in den neu augelegten townships und in den Britischen Befitzungen innerhalb dieser Provinz auch Englische Gesetzgebung und Protestantismus. Indem man der⸗ gestalt zwei Populatlonen in einander verschränkte oder unter einan⸗ der warf, indem man zwei Rationalitäten von feindlichem Ursprunge und verschiedenartigem Charakter, mit Betbehaltung verschiedener In⸗ stitutionen, unter einem gemeinsamen Gouvernement in Gegensatz zu einander brachte, bewirkte man dadurch nur, je näber man den einen Theil der Nationalität und den Institutionen des anderen rückte, daß eder Theil seine eigene Sprache, seine eigenen Gesetze und Gewohn⸗ eiten in um so höheren Grade lichen lernte. Hier, meint Lord Durham, rnhe der Grund des Uebels. Eniweder hätte man die gesammte Provinz durchaus Französisch bleiben lassen sollen, wenn sie nicht ganz Englisch hätie gemacht werden können; dann aber würde natürlich die Beförderung der Englischen Einwande⸗ rungen ein großer Mißgriff zu nennen seyn; oder, wenn mau e voraussehen können, daß früher oder später die Englische age in Nieder⸗Kanada auch numerisch überwiegen würde, wie es schon gegenwärtig in Bezug auf Kenntnisse, Euergie, Unternehmungs⸗ eist und Wohlhabenheit der Fall sey, so habe man nicht das Franzssisse Element müssen erhalten wollen in der itte der Anglo⸗Amerikanischen Kolonieen und Staa⸗ ten. Die Mängel der Kolontal⸗Verfassung hätten die vollzie⸗ heude Gewalt in Zwiespalt mit der Bevölkerung gebracht, und die Streitigkeiten zwischen beiden hätten die Letdenschaftlichkeit der Ragen aufgeregt. Der öftere Wechsel der Gouveruneure habe noth⸗ wendig ein Schwanken in die Handlungen des Gouvernements ge⸗ bracht, so daß zuletzt gar kein bestimmtes Spstem mehr befolgt worden sey. Die Konzessionen, welche man unter solchen Umstän⸗ den der einen oder der anderen Partei gemacht, hätten beide auf⸗ eregt, und die Autorität der Regierung geschwächt. So benten die Kämpfe zwischen dem Gouvernement und der Afsem⸗ bly die Animosttät der Ragen gegen einander bedeutend ver⸗ schärft, und diese Animosität wiederum habe die politischen Differenzen faß unausgleichbar gemacht. Kein Mittel könne deshalb Pülfe briugen, welches nicht gründlich bei⸗ den Uebeln begegne.“ 3 Das wäre ungefähr die Grundansicht des edlen Grafen über die Verhältnife Rieder⸗Kanada's. Im weitern Verlaufe seiner Ex⸗ pofition macht derselbe noch ganz besonders auf die Mißgriffe der Assembly, den Kreis ihrer Berechtigungen Seed erweitern zu wollen, so wie auf den häuftg wiederkehrenden Fehler des Gouverne⸗ ments, gänzlich ungeeignete und allgemein verhaßte Bramte in der Ver⸗ waltung anzustellen, aufmerksam; er weiset auf überzengende Weise nach, daß mun den Französischen Canadiern, die bis dahin an eine durchaus autokratis⸗ eRegierungsweise gewöhnt gewesen waren, nicht habe eine freie Verfassung geben müssen, oder, wenn man ihnen dieselbe nach dem Vorbilde des Mutterlandes habe gewähren wollen, hätte dies nicht ohne Zugestehung der Verantwortlichkeit der höobhe⸗ ren Beamten geschehen dürfen, ohne welche alle Vortheile und jede Bedeutung einer EEe— gingen. Zuletzt werden noch die zahlreichen Mängel im Detail hervorgehoben, welche sich innerhasb des Kreises der Gesetzgebung, des Gonverne⸗ ments, der Justiz, des kirchlichen Lebens, des öffentlichen Erziehnngs⸗ und Unterrschtswesens, so wie in der Finanz⸗ und Polizei⸗Admini⸗ stration mehr oder minder vorfinden, und darauf dann die Ver⸗ hältnisse Ober⸗Kanadas'’s ebeufalls einer grüudlichen Würdigung unterworfen. Die Nachrichten, welche Lord Durham über diese Ver⸗ hältnisse in seinem Berichte giebt, sind nicht so ausgedehnt und de⸗ taillirt, wie die über die Zustände MNieder⸗Kanada'’s, weil er * dieselben nicht durch eigene Administration der Provinz verschaffen onnte. „Auf den ersten Anblick“, äußert sich der edle Graf über diesen Gegenstand, „erscheint es weit schwieriger, sich eine richtige Vorstel⸗ lung über den Zustand Ober⸗Kanada's zu verschaffen, als über den der unteren Kolonie. Ein scharfer Unterschied zwischen zwei Ragen sindet sich dort nicht; der Streit, welcher dort schwebt, existirt lediglich zwischen einer Poputation Britischen Ur⸗ sprungs. Es finden sich in Ober⸗Kanada verschiedene Parteien neben einander und einander gegenüber; diese differiren in einzelnen Punk⸗ ten von einander, in anderen kommen sie wieder durchaus überein. Der eigenthümliche geographische Charakter der Provinz erschwert überdies bedeutend eine genaue Information über den Gegenstand. Die Einwohner, zerstreut über einen ausgedehnten Landstrich, der sehr unvollkommene Communications Mittel und nur iheilweise einen beschränkten Verkehr besitzt, haben augenscheinlich keine Einheit der Ansichten und Interessen. Es existirt in der Provinz kein großes Centrum, durch welches die getrennten Theile mit einander ver⸗ knüpft würden; dagegen giebt es viele kleine, lokale Mittel⸗ punkte, 2 Tendenzen 27 Iererehen sehr verschieden von ein⸗ nder und elbst entgegengesetzt sind.“ 88 Ueber 8 leniteschen erhältnisse des Landes, über den Cha⸗ rakter der bortigen Parteiungen bemerkt Lord Durham Folgendes: „Ober⸗Kanada sey seit langer Zeit durch eine Partei beherrscht, die man, weil sie durch Familien⸗Konnextonen zusammengehalten werde, in der ganzen Provinz als kamily compact bezeichne. Diese, Heit zu Feit rekrutirte, Corporatton sey allmälig in den Besitz

jetzt die Provinz zur Befrie⸗

44⁴⁴

8

aller höheren öffentlichen Aemter gelangt,“durch welche es ihr

alle Regierungsgewalt an sich zu reißen;

möglich geworden, -e welches ihr unter den vorhandenen Verhält⸗

durch das Uebergewicht,

nissen im sogenaunten legislative council (dem Oberhause ana⸗ 1og) zu Theil geworden, habe sie auch mächtigen Einfluß auf die Ge⸗ setzgebung erlangt und fortwährend behauptek; überdies verfüge

diese Partei über eine Menge kleinerer, lediglich vom Gouverneur ab⸗ hängender Posten. Die aufeinander folgenden Gouverneure der Pro⸗ vinz seyen bald nach ihrer Ankunft unversehens unter den Eiufluß des Familien⸗Kompakts gerathen, oder, wenn sie vielleicht aufangs einen kurzen Kampf gegen denselben begonnen, so hätten sie, wegen der Unmöglichkeit durchzudringen, doch den Widerstand sehr bald auf⸗ gegeben, und die reale Leitung der öffentlichen Angelegenheiten der wohlorganisirten Corporation gänzlich überlassen. Der Richterstand, die Civil⸗Verwaltung, das Kirchen⸗ und Schulenwesen sey dergestalt mit den Anhängern dieser Partei angefüllt worden; durch Verlei⸗ bung oder Kauf hätten sich dieselben überdies in den Besitz fast des ganzen unbebauten Bodens der Provinz gesetzt, sie seyen sehr einslußreich bei den priollegirten Banken ge vorden, und überdies hätten sie sich aller Stellen von Bedeutung und Einkommen bemäch⸗ tigt. Der Haupt⸗Bestandtheil dieser Partei bestehe aus eingebore⸗ nen Bewohnern des Landes, oder aus Einwanderern, die sich daselbst schon vor dem letzten Kriege mit den Vereinigten Staaten niedergelassen. Die ansehnlichsten Mitglieder bekennten sich zur an⸗ glikanischen Kirche, und von je her habe das Streben, die An⸗ sprüche der Letzteren aufrecht zu erhalten, eines der aus⸗ zeichnenden Merkmale dieser Kiasse ausgemacht.“

„Ein so ausgedehntes Monopol der Macht,“ fährt Lord Dur⸗ bam fort, „mußte im Verlaufe der Zeit Reid erwecken, Mißvergnü⸗ gen erregen und zuletzt einen Kampf hervorrufen. Es biloete sich consequent eine Opposition gegen den family compact in der As⸗ semblv, dem Ober Kanadischen Repräsentantenhause. Von hier aus ward bald die herrschende Partei bedeutend bestürmt, von hier aus liberale Regierungs⸗Grundsätze verbreitet, die Verschwendung der Beamten⸗Hierarchte hervorgehoben, von hier ging die Untersuchung aller Mißbräuche aus, um Reformen durchzusetzen und vor allen Dingen größere Sparsamkeit in der Verwaltung einzuführen. Auf solche Weise traten sich einander gegenüber: Reformer (oder Op⸗ position) und Tories (oder ofticial party), welche letztere vorzüglich die Aufrechterhaltung der Episkopal Kirche auf ihrem Schilde führte. Die Reformer erlangten im Kampfe die Majorität ꝗx-ben. In⸗ dem sie, wie alle liberale Kolonial⸗Parteien, ihren Sieg und ihre Macht mit wenig Discretion und Geschicklichkeit benutzten, und da⸗ durch auch bei ihrer Partei großen Anstoß erregten, indem sie fer⸗ ner durch das legislative counecil (die erste Kurte) hintergangen, überdies aber von allen Seiten durch den persönlichen und amtlichen Einfluß des gesammten Beamten⸗Corps augegriffen wurden, gelang ten sie bei den neuen Wahlen in die Minorität; und seitdem stieg und sank von s zu Zeit bald die eine, bald die andere Par⸗ tei. Unter solchen Umständen mußten die Reformer zu der Einsicht gelangen, daß sie niemals bedeutende und dauernde Erfolge gewinnen würden, so lauge die Regierungsgewalt ganz und ungetheilt in den Händen der Gegenpartei bliebe. Dennoch concentrirten ste seit⸗ dem alle ihre Kräfte dahin: die Verantwortlichkeit der höhe⸗ ren Regierungsbeamten durchzusetzen. Die Majorität in Unter⸗Kaunada suchte ihre Zwecke vornehmlich durch eine Abänderung der bisherigen Zusammensetzung des Gesetzgebungsraths u erreichen; in so fern bewiesen sich also die O ber⸗Kanadischen

eformen praktischer und taktvoller, als die Mitglieder der Rieder⸗Kanadischen Assemblyv, als ste, die Composition des legis- lative council ganz aus dem Spiele lassend, ihre Bestrebungen ganz direft auf eine Umwandlung der Verwaltungs⸗ Hierarchie richteten, ausgehend von dem richtigen Schlusse, daß, wenn der letzte Punkt erreicht worden sey, eine gänz⸗ liche Reform des Gesetzgebungs⸗Raths von selbst nachfolgen müsse.’“ Nach dem Gesagten wollte also die Opposition in Ober⸗Kanada, daß, ganz wie im Mutterlande, die Administrarion von Seiten der Krone nur Männern anvertraut werden solle, welche das volle Zutrauen der assembly brsäßen. Das war die Grundansicht. Rur wenige Mitglieder der Partei, und das waren Männer Nord⸗ Amerikanischen Ursprungs, begten wohl den Gedanken, daß die Insti⸗ utionen der Provinz mehr denen der Veretnigten Staaten, als denen des Mutterlandes angenähert werden müßten?

„Während des Kampses zwischen diesen beiden ursprünglichen Parteten“, bemerkt dann der Berichterstatter ferner, „machte sich noch eine dritte Partei allmälig geltend. Es waren dies die Einwanderer, welche nach der unglücklichen Periode von 1825 und 1826 vom Mut⸗ terlande nach Kanada hinübersegelten, und die dortige Bevölkerung in kurzer Zeit sehr bedeutend steigerten. Ein großer Theil dieser, den höheren Gesellschafts⸗Klassen angehörigen Einwanderer, darunter vorzüglich die Offtziere auf Halbsold, hatte in England die Partei der Tories angehört, und erklärte sich demnach, die Aualogie mit dem Mutterlande ins Auge fassend, für die Kanadische Beamten⸗ Hierarchie und gegen die Bestrebungen der Repräsentanu⸗ ten⸗Corporation. Die große Masse der Einwanderer dagegen, zu den niederen Klassen gehörend, schon in England nur gewöhnt, von der Verderbtheit und der Verschwendung des Gouvernements reden zu hören, schlug sich naturgemäß zur entgegengesetzten Seite.“

Wie in Nieder⸗Kanada sind unn auch in Ober⸗Kanada durch die Vorgänge der letzten Jahre die Schowierigkeiten, eine Lö⸗ sung der Verwickelungen herbeizuführen, bedeutend vermehrt. Die 58. der Reformer schwand beim Anblick des Ganges der

inge immer mehr; der Triumph und der Hohn der Gegner wuchs und steigerte auf jener Seite in immer böherem Maße die Erbitte⸗ rung. Als Wortführerdieser erbitterten Srimmung der Reformer, als Miktelpunkt und Leiter ibrer Bewegungen, hob sich aus dem Schooße der Opposition der Schotte Mackenzie in Ober⸗Kanada empor, wie Papineau in Rieder⸗Kanada. .

Mit großer Unbefangenheit gesteht Lord Durham auch in Bezug auf Ober⸗Kanada die zahlreichen Mißgriffe des Gouvernements ein. „Abgesehen von allen Partei⸗Ansichten“, sagt er, „muß man zuge⸗ siehen, daß das nomtuelle Gouvernement, d. h. die Majotität des executive counecil, nicht des Zutrauens des großen Theils der Be⸗ völkerung genieße, und daß der so einflußreiche und Alles erdrückende family compact sich ebenfalls nicht einmal auf ein ansehnliches Personal seiner Partei stütze.“ „Obwohl viele der bedeutendsten Britischen Einwanderer“, fährt er dann fort, „von jeher die Refor⸗ mer bebämpft haben und sie noch bekämpfen, und überhaupt ganz verschiedene Ausichten über die Verantwortlichkeit des Gouvernements hegen, so bin ich doch meinerseits sehr geneigt anzunehmen, daß eine große Masse der Ober⸗Kanadischen Bepölkerung wirklich eine solche Responsabilität des Gouvernements wünsche, welche eine Aufhebung des bisherigen Monopols der Aemter und des Einflusses zu bewirken im Stande sev.“ 8 .

Rach dieser Hervorhebung der Hauptpunkte des Streits in Ober⸗ Kanada werden dann noch mehrere unbedeutendere Mißbräuche und Mißverhältnisse aufgedeckt, wie z. B. die ungerechte Hintan⸗ setzung, welche die Britischen Einwanderer, obwohl sie etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, im Verhältnisse zu den Ein⸗ geborenen erfahren müssen, mögen sie auch noch so viele Arbeitskräfte, Talente und Kapitalien aus dem Mutterlande mitbringen; eben so die höchst unbillige Bevorzugung der Anhänger der an⸗ glikanischen Kirche, indem man die in der Constitutions⸗Akte dem sogenannten protestant clergy zugestandenen Vortheile den zahl⸗ reichen Geistlichen verweigert, welche von den angesessenen Presby⸗ terianern und Englischen Dissenters gehalten werden. Dann wird auch auf die vielen Hinderufsse aufmerksam gemacht, welche sich einer freien Entwickelung der Kräfte der Provinz entgegenstellen. Ein be⸗ trächtlicher Theil der Provinz, heißt es, besitze weder Straßen noch Postämter, noch Mühlen, weder Schulen noch Kirchen. Wenn auch das Volk im Allgemeinen genug Subsistenzmittel habe, wenn es

sich auch einer rohen Fülle ohne alle Annehmlichkeiten des Lebens er⸗

reue, so sey es doch selten im Stande, wahre Wohlhabenheit zu 97,282 Die . der Eigenthümer wüchsen meistentheils roh

„und unwissend heran, ohne alle intellektnelle, wie morallsche und so⸗

en Niederl. wirkl. Schuld 549⁄186-

ciale Bildung. Die Communications⸗Mittel durch das ganze Land sowohl, wie namentlich zwischen den einzelnen Verkehrsplätzen, sepen gering und äußerst mangeihaft. Die Einwanderer aber seven seit den letzten zehn Jahren ärmer, als zur Zeit ihrer Ankunft. Für die Straßen sey so viel als nichts geschehen; Schulen gebe es nur wenige und schlechte in den bevölkertsten Gegenden, die abgelegeneren sepe

8

und da in Ober⸗Kanada augelegt, aber da die Anlage derselben ohne die Uebereinstimmung der Brevölkerung von Mieder⸗Kanada ge⸗ schehen, so hätten dieselben um so mehr, da die assembly in Rieder⸗

renzostromes sie nicht fortgesetzt werden können. Zuletzt läßt sich Lord Durham noch mit wenigen Worten über

Prince⸗Edward's Island) und Neu⸗Fonndiand aus. Die Commu⸗ nication mit diesen Provinzen, äußert er, sey während seiner Auweseu⸗ heit sehr beschränkt gewesen; deshalb habe er sich anch über den Zu⸗ stand derselben unr mangelhaft unterrichten können. Im Uebrigen fänden sich hier ähnliche Verhältnisse, wie in Kanada. In allen den erwähnten Kolonieen treffe man eine Provinzial⸗Verfassung, ein Gonvernement, aber mit völliger Unverantwortlichkeit der höheren Verwaltungs⸗Behörden; es fände sich überall derselbe Kampf zwischen der Administration und der Volks⸗Vertretung; das Gouvernement habe⸗ sich nirgends ohne maucherlei Mißgriffe erhalten, die repräsentativen Corporationen hätten verschiedentlich ihre Gewalt mißbraucht, tüchtige Munizipal⸗Institutionen seyen nirgends anzutreffen. Wenn der Streit hier dle Heftigkeit nicht erreicht habe, wie in Kanada, so liege das allein in lokalen und persönlichen Beziehungen.

Dennoch boten allerdings diese abgelegeneren Colonnen keineswe⸗ des die Besorgnisse dar, wie Ober⸗ und Nieder⸗Kanada; die Lojalität der Unterthanen, so wie die Anhänglichkett derselben an das Mutter⸗ land, seyen warm und allgemein: aber die Landbesitzungen seven zum Theil verlassen und verödet, der Preis des Bodens im beständi⸗ gen Fallen begriffen. Der Aere Landes, welcher vor 30 40 Jah⸗ ren für 5 Sch. verkauft worden sey, werde jetzt zu 3 Sch. ausge⸗ boten. Die Resourcen des Landes sepen wenig entwickelt, „und die Bevölkerung biete aller Orten den Anblick von Armuth, Zurückgekom⸗ menseyn und von Stagnation dar, was für den Engländer ein um so melancholischeres Gefühl erwecken müsse, da in den augränzenden Landschaften der Vereinigten Staaten, namentlich in Maine, blühende Pachtungen, gute Heerstraßen und treffliche Schulen den wohlthuenden Eindruck allgemeinen Emporstrebens und gleichmäßigen Wohlstandes darböten.

Den Schluß des Berichts bilden die Vorschläge des edlen Gra⸗ fen über die Beseitigung der vorhandenen Uebel; über diese wird der folgende (letzte) Artikel handeln g

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrren am 15. April. Abgang Zeitdauer Abgang Zeitdauer von um Uhr St. M. um Uhr M.

Berlin 8 Mrg 40

Berlin 11 » 38

Berlin 2 Nm. 45

Berlin 6 46 Potsdam 4¹½2 » 46

Berlin 10 Abds. 1 35 Potsdam [8 Abds. 56 Die letzte Fahrt von Berlin mit Pferden.

B6 1

von

Potsdam 6 Mrg. Potsdam 9 ½ „» Potsdam 12 ½ Nm.

44 41 45

Ien B ör a o. Den 16. April 1839.

dJmtlicher Fonds- und Geld-Couzrns- Zettel.

. Pr. Cour. - Pr. Cour. 8 Brief. Geld. 88 Brief. I Geld.

103 102 31 101 1011⁄13 102 1017/ů [Kur.-u. Neum. do. 3¹1 102 1901 72¹⁄12 7127⁄121[Schlesische do. 4 103 102 ½½ 102 Rückst. C. und Z. 100 Sch. d. K. u. N. 103 102 1

1 Gold al marco Neue Ducaten 48 Friedrichsd'or 1007⁄1 1093 ⁄1 [And. Goldmün- 104 3¾24 zen à 5 Thl. 1001h Disconto

St.-Schuld-Sch. Pomm. Pfandbr.

Pr. Rugl. Obl. 30. PrümSch.d.-Sech. Kurm. Obl. m. 1. C Nimn. Int. Sch. do. 7 Berl. Stadt-Obl. Königb. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grofsh. Pos. do-. Ostpr. Pfaudbr.

97 215 13⁵/12

214 18 ½ 1211⁄1 2

125 ⁄%

g 12 101 4

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr. Briet. 1 Seld. 140

Cou? 9.

Wechsel

Kaurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt.

Amsterdam do. Hamburg do. London

300 Mk. 300 Mk. 1 LSt. 300 Fr. 150 Fl. 150 Fl. 100 Thl. 100 Thl.

6 20 ¾

101 1 101 1

995⁄1 2 99 ¼ 8 Tage 101 ⁄. 2 t. 101 8

Wien 1u 20 Xr. Augsburg Breslau Leipzig Frankfurt a. M. W22. Petersburg 3 Woch. 31 Auswärtige Börsen. Amsterdam, 11. April. 8 5 % do. 1007⁄16. Kanz- Bill. 26 ¾. 5 % Span. 16 ½. Passive —. Ausg. Sch. —. LZinsl. —. preuss. Präm.-Sch. 126 ¼2. Poln. 118. Oesterr. Met. 102 ⁄. Antwerpen, 10. April. ““

LEva M., 13. Hprie. 2150 vn 8

Oesterr. 5 % Met. 1067⁄1 6 G. 4 % 100 ⅝1 G. 2 ½ % à Br. 1 % 231* 28 ⁄% Banb-Aeien 1798. 1796. ⁸Partial. 0b - 155 ⁄1 6. L.0080 24 500 fl. 134. 133 3 ¾. Loose zu 100 Fl. 281 G. Preuss Präm.-Sch. 71 X⅞ G. do. 4 % Anl. 195 Br. Poln. Loose 67. 667/⁄98̃. 5 % S Dan. Anl. 57%. 5 5⁄8. 2 ½ % Holl. 54 8⁄16- 54 ⅛.

Eisenbahn-Actien. St. Germain 685 G. Versailles rechtes Ufer 680 G. do. linkes Ufer 252 ½ G. Strassburg-Basel 342 ⁄½ G. Bordeaux-Teste Sambre-Meuse —. Leipzig-Dresden 96 G. Köln -Aachen 87 Br. Comp.- Centrale —.

Parig, I1. April.

Rente fin cour. 109. 85. 3 % fin cour. 80. 85. 5 % Neap- 101. 25. 5 % Span. Rente 20 ½. Passive —. 3 0

Zinsl. —.

b 5 % fin cour. Port. —.

Wien, 11. April. 4 % 101. 3 % 81 ¾. Neue Anl. —. znigliche Schauspiele. b veehes. 17. zent Im Schauspielhause. Sie kann nicht schweigen, Lustspiel in 2 Abth. Und: Das Blatt hat sich gewendet, Lustspiel in 5 Abth., von Schroͤder.

Donnerstag, 18. April. Im Opernhause: Faust, drama⸗ tisches Gedicht von Goethe, in 6 Abth. (Dlle. C. Stich: Mar *

Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung. 8 Koͤnigsstaͤdtisches Theater. Mittwoch, 17. April. Die Entfuͤhrung vom Masken⸗ ball, oder: Die ungleichen Freier, Fastnachts⸗Posse mit Ge⸗ sang in 3 Akten.

Donnerstag, 18. April. Endlich hat er es doch gut gemacht. Lustspiel in 3 Akten, von Albini. hirnn 1“

1 %

5 % Met. 106 /-. 2 ½ % I

Bank-Actien 1502.

In Vertretung des Redacteurs: Wentzel. —eFghruckt bei A. W. Hayn. öe- 8. *“ 8

1

durchaus ohne alle Unterrichts⸗Anstalten. Kanäle sepen zwar hier 8

Kanada ihre Mitwtrkung versagt habe, nach der Mündung des Lo-

die östlichen Provinzen (Reu⸗Braunschweig, Reu⸗Schottland und 8

8 1111“

88 EZIII1“

üßische Staats⸗Zeitung.

*

Allgemeine

8 2

*

Berlin,

Donnerstag den 18ten Apr

il

Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem hiesigen akademischen Kuͤnstler Schilling zu gestatten geruht, die ihm verliehene Großherzoglich Weimarsche silberne Verdienst⸗Medaille an dem dortigen Bande zu tragen.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Forstmeister J z 8 1Fv Forstrath zu ernen⸗

d die daruͤber ausgefertigte Bestallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht. 1 8 Fve . r wird dg⸗ 9te Stuͤck der Gesetz⸗Samm⸗ g ausgegeben, welches enthaͤlt: die Allerhoͤ t

Ordres, unter 8 X“ Nr. 1991. vom 14. Februar d. J., betreffend die Gebuͤhren⸗ und Stempelfreiheit der Verhandlungen uͤber ge⸗ richtliche Deposition und Auszahlung der fuͤr Auf⸗ hebung der gewerblichen und persoͤnlichen Abgaben und Leistungen in den Mediatstaͤdten der Provinz

Posen festgesetzten Entschaͤdigungs⸗Renten; vom 10. Maͤrz c., betreffend das Verfahren bei Zweifeln, ob ein aus dem Inlande verwiesener und wegen seiner Ruͤckkehr zur Untersuchung gezogener .“ als Inlaͤnder zu betrachten ist oder

nicht?

vom 19ten ejusd., wodurch der §. 10 der Verord⸗ nung vom 5. Mai 1838, betreffend die Einlegung s e. den General⸗Kommissionen ꝛc. nd deren Kommissarien, deklarirt wird; und di Ministerial⸗Erklaͤrungen 4 1

25. Januar vom Noprii d. J. die Abanderung der mit

Braunschweig bestehenden Uebereinkunft zur Verhuͤ⸗

tung der Forstfrevel vom 2²2— Januar 1827 betreffend,

18. Januar 7. Februar vom .-Wri d. J. die Ergaͤnzung und Erläute⸗

rung der unterm 12,— otemoer 1822 zwischen Preu⸗—

17. Dezember ßen und Sachsen⸗Altenburg getroffenen Ueberein⸗ kunft wegen der gegenseitigen Verpflichtung zur Uebern hin⸗ von Ausgewiesenen betreffend. Berlin, den 18. April 1839. Koͤnigl. Gesetz⸗Sammlungs⸗Debits⸗Comtoir.

Franktech b

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 11. April. Heute beschaͤftigte die Kammer sich zunaͤchst mit der Wahl des Herrn Limperani zu Bastia, gegen welche eine Protestation mehrerer Waͤhler eingelaufen war. In derselben war unter Anderem angefuͤhrt worden, ein dortiges Oppositions⸗Blatt habe bei Annaͤherung der Wahlen zu erscheinen aufgehoͤrt, und dies wurde der Verwaltung Schuld gegeben. Bei naͤherer Unter⸗ suchung erwies es sich indeß, daß das Blatt nur in Folge von Zwistigkeiten, die zwischen dem Redacteur und dem Drucker ausgebrochen waren, zu erscheinen aufgehoͤrt hatte. Hierauf kam die Wahl des Herrn Delebecque, Devputirten von Be⸗ -vn und Chef des Personals im Ministerium des oͤffentlichen

nterrichts, an die Reihe. Die Eroͤrterung daruͤber war von gröͤßerem Interesse. 43 Waͤhler hatten eine Protestation gegen ihn eingesendet, in welcher er beschuldigt wurde, seine Stellung und seinen Einfluß gemißbraucht zu haben, um fuͤr sich Stimmen

u gewinnen. Der Bericht⸗Erstatter fuͤhrte aus der⸗ selben an, Herr Delebecqhue habe 11 Professorstellen, darunter 2 an junge Leute von 17 Jahren, vergeben. Im Laufe von 4 ½ Jahren hatten 43 Gemeinden seines Arondissements 87,622 Fr. fuͤr Schulen und oͤffentliche Bauten und außerdem 3 Gemaͤlde erhalten. Ferner sollte er zur Zeit der Wahlen mehreren Gemeinden Geld⸗Unterstuͤtzungen im Be⸗ trage von 8000 Fr. versprochen haben. Die Untersuchung des Buͤreaus erwies, daß das betreffende Arondissement, welches seiner raͤumlichen Ausdehnung nach, nur auf 28,485 Fr. An⸗ spruch gehabt haͤtte, deren 74,000 erhalten hatte. Dennoch glaubte dasselbe, daß keine Beziehung zwischen diesen Gunstbe⸗ zeugungen und der letzten Wahl stattgefunden habe, und schlug deshalb vor, die Wahl gelten zu lassen. Aber es glaubte sich auch verpflichtet, den Wunsch auszusprechen, daß die Kammer die Verwendung der Fonds durch das vorige Ministerium einer besonde⸗ ren Untersuchung unterwerfe, und sich uͤberfuͤhre, ob dasselbe sich nicht durch ungesetzmäaͤßige Mittel eine Majoritaͤt zu verschaffen gesucht habe. 82 von Salvandy vertheidigte seine Verwaltung und Herr Delebecque erklaͤrte, er habe keine Verguͤnstigung zu Zeit der Wahlen bewilligt. Die Kammer beschloß seine Zulas⸗ sung. Hierauf wurde zur Wahl des Herrn von L'Espée uͤbergegangen. Derselbe hatte in Luneville die Majoritaͤt erhal⸗ ten, aber es war eine Protestation gegen ihn eingelaufen, weil er Praͤfekt in Gers war. Es fragte sich also hierbei, ob ein Praͤfekt, zu der Zeit, wo er sein Amt bekleidet, gewaͤhlt wer⸗ den koͤnne, oder ob die Niederlegung des Amtes der Wahl vor⸗ hergehen muͤsse. Das Buͤreau war der Ansicht, daß in dem Wahlgesetze nichts enthalten sey, was der Waͤhlbarkeit der Praͤ⸗ fekten entgegenstehe. Auch die Kammer trat dieser Meinung bei, indem sie die Zulassung des Herrn de l'Espée genehmigte.

„Paris, 12. April. Die hiesigen Blaͤtter theilen die Be⸗ dingungen des Friedens⸗Traktats zwischen Frankreich und Merxiko bis jetzt nur noch nach den Berichten Englischer Blät⸗

wollen, um sich auf eine bestimmte Weise auszusprechen. Die „Presse“ findet indeß schon, daß die Mexikanische Angelegen⸗ heit auf eine der Ehre und dem Interesse Frankreichs ange⸗ messene Weise beigelegt sey, und nimmt sogar daraus Anlaß, dem abgetretenen Ministerium einen lobenden Nachruf nachzu⸗ schicken. Der „Messager“ erklaͤrt sich im Allgemeinen mit der ö““ 1 Se-e. und 58 Aufhoͤren ei⸗ andes, welcher dem Handel so großen fuͤgt Fve. 8 „In der heutigen Sitzung der Pairs⸗Kammer theilte der Siegelbewahrer einen Gesetz⸗Entwurf uͤber die Se.en der Handels⸗Gerichtshoͤfe mit, den die Pairs⸗Kammer in ihrer vorigen Session angenommen, die Deputirten⸗Kammer aber amendirt hatte. Sodann legte derselbe im Namen des Mi⸗ nisters des öoͤffentlichen Unterrichts einen Gesetz⸗Entwurf uͤber das Eigenthum vor. ie Deputirten⸗Kammer setzte in ihrer heuti 1 die Pruͤfung der Vollmachten 8 5 In der Deputirten⸗Kammer war heute das Geruͤcht ver⸗ breitet, es sey schon ein Ministerium zusammengekommen. Dasselbe sollte aus dem Herzog von Dalmatien, dem Marquis von Dalmatien, Herrn Amilhau, Herrn Cunin⸗Gridaine, Herrn Bérenger und Herrn Makau bestehen. Die „Presse“ erklaͤrt indeß, sie wisse aus guter Auelle, daß der Marschall Soult sich erst nach der Bildung des Bureaus der ö“ mit der Bildung eines Ministeriums beschaͤftigen Herr Garcias hat auf dem Bureau der Deputirten⸗Kam⸗ mer eine Petition niedergelegt, in welcher die Besitzer Spani⸗ scher Renten die Verwendung der Kammer beim Ministerium zu Gunsten einer Intervention in Spanien nachsuchen. Auch in den Provinzen uͤbt der jetzige Zustand der Unge⸗ wißheit einen nachtheiligen Einfluß auf den Handel und die Geschaͤfte. So meldet der „Commerce“, in Havre sey der Be⸗ trag der Baumwollen⸗Verkaͤufe im ersten Vierteljahre dieses Jahres im Vergleich zum vorigen Jahre von 81,000 Ballen 8 Sea. gee in Maͤhlhansen und Rouen gingen fast eine Bestellungen mehr ein. Auch a d ör man uͤber Stockung der Geschaͤfte. “*“ „Das ministerielle Interregnum“, sagt der Constitution⸗ nel, „ist eine falsche und beklagenswerthe Lage. Die Regie⸗ rung wird nothwendig dadurch geschwaͤcht, und die Gesellschaft leidet darunter. Man kann indeß eine beruhigende Lehre aus dem jichen, was unter unseren Augen vorgeht. Wir nehmen keinen Anstand, es zu sagen: die Anarchie weilt in diesem Augen⸗ blicke auf den Hoͤhen der Gesellschaft, die Ordnung in den mitt⸗ leren und niederen Regionen. Die letztvergangenen Tage ha⸗ ben es bewiesen. Waͤhrend die Regierung unheilvollen Rath⸗ schlaͤgen zu folgen scheint, bleibt die Bevoͤlkerung, welche unter der von oben ausgehenden Unordnung leidet, ruhig. Paris ist naͤher als jede andere Stadt bei dieser allgemeinen Unterbre⸗ chung der Geschaͤfte, dem Schwanken des Kredits, der Einstel⸗ lung der Arbeiten betheiligt, und dennoch ertraͤgt die Haupt⸗ stadt diese Noth mit Ruhe und Fassung. Es half zu nichts daß die Emeute waͤhrend einiger Tage in einer ganz neuen Ge⸗ stalt, in Uniform, erschien. Die Unruhestifter in Blousen be⸗ muͤhten sich vergeblich, zum Aufruhr zu reizen; der gesunde Sinn der unteren Klassen huͤtete sich, in diese Schlingen zu ge⸗ hen. Wir sehen darin einen Fortschritt der allgemeinen Bil⸗ dung, eine heilsame Wirkung der constitutionnellen Institutio⸗ nen, die Achtung vor dem Gesetze, diese Buͤrgschaft der Engli⸗ schen Nation, gewinnt auch bei uns immer mehr Raum. Das Land weiß, daß, wenn eine der politischen Gewalten eine Zeit lang Fh ist, eine andere ihr zu Huͤlfe kommen wird.“ „Vorgestern fand die erste General⸗Versammlung der Aec⸗ tionaire der Eisenbahn von Straßburg nach Basel statt. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht. Die Erdarbeiten und vorbereiten den Arbeiten haben schon auf einer ziemlich bedeutenden Strecke begonnen. Auch ist ein Theil des Materials schon angekauft worden, und man hofft, zwei der vier Abtheilungen 1n Jge esg 3 F Die Ausgaben sind indeß on bedeutend gewesen und uͤber ie ei 1h2 Sehes. 3 steigen sogar die einge⸗ rse vom 12. April. Es wurden heute wenig Ge⸗ schaͤfte gemacht, indeß hielten sich die Course be ziemlich“ Dee Dö“ es der Depots und Con⸗ ,heißt es, werde ihre Ei i e 8 hre Einkaͤufe in der naͤchsten Woche

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Sitzun vom ll. April. Graf Aberdeen fragte den Pbaner, Sesns wie es sich mit der angeblichen Einmischung eines Russischen Agenten in die Angelegenheiten des Ostens verhalte, worauf Lord Melbourne erwiederte: „Es haben Erklaͤrungen uͤber diese Einmischung stattgefunden, und es freut mich, Ihnen sagen zu koͤnnen, daß diese Erklaͤrungen vollkommen befriedigend aus⸗ gefallen sind. Ich hatte gehofft, die darauf bezuͤglichen Papiere dem Hause schon eher vorlegen zu koͤnnen; es hat aber laͤngere Zeit erfordert, sie zu ordnen und zu drucken, als ich glaubte.“ Unterhaus. Sitzung vom I1. April. Herr Gibson zeigte an, daß er naͤchstens auf Vorlegung der auf die Einfuͤh⸗ rung des neuen Transit⸗Zolles zwischen Lübec⸗ und Hamburg bezuͤglichen Depeschen des Britischen Gesandten in Kopenhagen antragen wolle. Dann erhielt der Lord⸗Advokat die Erlaub⸗ niß zur Einbringung zweier Bills, von welchen die eine die bessere Ermittelung und Feststellung des Wahlrechts in Schott⸗ land und die andere die bessere Registrirung der Schottischen Parlaments⸗Waͤhler bezweckt, und deren Nothwendigkeit er dem Hause ausfuͤhrlich auseinandersetzte. Lord Stanley gab seine Freude daruͤber zu erkennen, daß die Minister diesem Ge genstinde ihre Aufmerksamkeit geschenkt, doch besorgte er, daß die vorgeschla⸗

ter mit und werden wohl offizielle Mittheilungen abwarten

wurde sodann die Ernennung eines besonderen Ausschusses zur Untersuchung des jetzigen Zustandes der Eifenzahn Chussaanur tionen beschlossen; namentlich soll es sich darum handeln, zu untersuchen, wie die bestehenden Eisenbahn⸗Compagnieen die ihnen verliehenen Befugnisse gebraucht, weil mehrere dieser Compagnieen auf eine Erweiterung ihrer Besugnisse angetragen haben; auch wurde die Annahme eines allgemeinen, gleichfoͤr⸗ migen Regulativs fuͤr den Verkehr auf der Eisenbahn als wuͤn⸗ schenswerth bezeichnet, und der Minister raͤumte zwar den 21 vnt eas dem Lande gewaͤhr⸗

,hielt es aber doch fuͤr noͤthig, daß noch mehr fuͤr das In⸗ teresse des Publikums dabei vn 2 at

London, 12. April. Daß Lord Melbourne sich unter den Mitgliedern des jetzigen Ministeriums am meisten zum Konser⸗ vatismus hinneige, wie schon fruͤher bemerkt worden, und daß daher die in einem Blatte geaͤußerte Vermuthung, er waͤre ge⸗ neigt, Lord Durham in das Kabinet zu ziehen, wenn nicht Lord John Russell sich entschieden gegen weitere Parlaments⸗ reformen erklart hätte, wohl ungegruͤndet seyn duͤrfte, dafuͤr spricht das jetzt in Tory⸗Zeitungen umlaufende Geruͤcht, die Mehrheit der Minister gebe den Wunsch zu erkennen, sich den Radikalen durch einige Zugestaͤndnisse wieder zu naͤhern und den Chef des Kabinets, der einem solchen Buͤndniß durchaus ab⸗ F sey, ihrem Plane zu opfern. Wenn es dahin kaͤme, fuͤgen diese

laäͤtter hinzu, so wuͤrde dies nur eine gerechte Strafe fuͤr Lord Melbourne seyn, der fruͤher eben so gegen den Grafen Grey gehandelt habe. Sollte dies Geruͤcht sich aber bestaͤtigen, so moͤchte 8 auch Lord John Russell schwerlich zu jener mini⸗ steriellen Majoritaͤt gehoͤren und eher mit Lord Melbourne zu⸗ gleich ausscheiden, als seiner so entschieden ausgesprochenen An⸗ sicht, daß die Reform-⸗Bill als eine Schluß⸗Maßregel betrachtet worden sey, und daß man daher nicht von neuem daran ruͤtteln duͤrfe, nach kurzer Zeit wieder entgegenzuhandeln. Heute Abend werden sich die Oppositions⸗Mitglieder des Unterhauses bei Sir Robert Peel versammeln, um die Mittheilung des Planes zu empfangen, den der Fuͤhrer der konservativen Partei am Mon⸗ tage, den 15. April, bei der Entscheidung uͤber die von Lord John Russell aufgestellte Regierungs⸗Frage zu befolgen gedenkt. Es heißt jetzt, Sir R. Peel werde nicht die direkte Verwer⸗ fung der Russellschen Motion, auch nicht die Beseitigung der⸗ selben durch die vorlaͤufige Frage, sondern ein Amendement in Form eines Beschlusses oder einer Reihe von Beschluͤssen bean⸗ tragen, wodurch die Debatte auf ein weiteres Feld wuͤrde ge⸗ spielt werden, als der engbegränzte ministerielle Antrag es beab⸗ sichtigt. Die Tory⸗Presse macht einstweilen viel Aufhebens von dem bereits erfolgten Abfall eines einzelnen Radikalen, des Herrn Swynfen Jervis, Parlaments⸗Mitgliedes fuͤr Bridport, der an Lord Stanley geschrieben hat, daß er das Ministerium am 15ten nicht unterstuͤtzen koͤnne, weil es die Reform⸗Sache verrathen habe. Die ministerielle Presse aber spoͤttelt sehr uͤber diesen Gewinn der Tories und scheint fest darauf zu bauen, daß die Masse der Radikalen fuͤr das Ministerium stimmen werde. Wenn indeß diese Presse den Radikalen vorhaͤlt, daß sie alle noch schwebenden Reformfragen weit zuruͤckbringen wuͤr⸗ den, wenn sie den Tories an's Ruder verhelfen wollten, weil durch neue von dieser Partei ausgeschriebene Wahlen die Stim⸗ menzahl zu Gunsten der radikalen Forderungen sehr zusammen⸗ schmelzen duͤrfte, so wird von anderer Seite dagegen bemerkt, daß dies eine Taͤuschung sey, indem vielmehr die Whigs, so⸗ bald sie sich wieder in der Opposition beünden, sich wider Wil⸗ len genoͤthigt sehen wuͤrden, auf der Bahn der Reformen wei⸗ eee und fuͤr Fragen zu stimmen, die sie jetzt be⸗

pften.

Le Großfuͤrst Thronfolger von Rußland wird am 25sten d. M. hier erwartet; einer seiner Adjutanten, der Graf Tol⸗ stoy, ist bereits in London eingetroffen.

Sir Frederick Lamb wird, dem Vernehmen nach, unter dem Titel eines Baron Beauvale zum Pair creirt und Baron Ponsonby zum Viscount erhoben werden, zur Belohnung fuͤr die Dienste, welche sie ihrem Vaterlande, als Repraͤsentanten desselben in Wien und Konstantinopel, beim Abschluß der Han⸗ dels⸗Traktate mit Oesterreich und der Pfeorte geleistet haben. Mit dem durch den Tod des Herzogs von Buckingham erle⸗ digten Hosenband⸗Orden soll naͤchsten Mittwoch der Herzog von Cleveland feierlich beliehen werden.

Herr Shiel soll die Stelle eines Kommissars am Green⸗ wich⸗Hospital, die ihm im vorigen Jahre von dem Ministerium verliehen wurde und die mit einem 118 von 1000 Pfd. aber mit wenig Beschaͤftigung verbunden ist, niedergelegt haben, weil er es unter seiner Wuͤrde halte, eine Sinekure zu bekleiden. Der Marquis von Hastings soll den Leibarzt der Koͤnigin, Sir James Clark, wegen der Beschimpfung, die dieser durch seine falschen Behauptungen der Nichte des Ersteren, Lady Flora Hastings, zugefuͤgt, zum Zweikampf herausgefordert und, da dieser sich nicht stellen wollte, sich vorgenommen haben, ihn beim Gerichtshofe der Queen's Bench zu belangen.

Das liberale Parlamentsmitglied sir die Grafschaft Ayr, Sir John Dunlop, der erst bei der Kroͤnung der Koͤnigin zum Baronet erhoben worden, und der Graf von Caledon, Irlaͤn⸗ discher Repraͤsentativ⸗Pair und Englischer Pair, sind mit Tode abgegangen.

Am Mittwoch hielt das Unterhaus keine Sitzung; die Ta⸗ es⸗Ordnung fuͤr bb Tag war der Ausschuß uͤber Herrn alfourd's Bill zur Erweiterung des Schutzes fuͤr das schrift⸗ stellerische Eigenthum, welche durch diese unerwartete Verzoͤge⸗ rung keinen geringen Aufschub erleiden duͤrfte.

O'Connell hat in einer am Mittwoch zu Dublin gehaltenen Vorlaͤufer⸗Versammlung angeheigt, er werde, wenn die Tories naͤchsten Montag bei der uͤber das Schicksal des Ministeriums entscheidenden Motion Lord John Russell's geschlagen wuͤrden, dem Irlaͤndischen Volke den Sieg durch die Dubliner Zeitungen verkuͤndigen; unterlaͤgen aber die Minister und kaͤmen die Oran⸗

8

Pee;e das Schottische Volk nicht zufrieden stellen wuͤr⸗ den. Auf den Antrag des Handels⸗Ministers, Herrn P. Thomson,

gisten wieder ans Ruder, so werde er seine Briefe an das Ir⸗