1839 / 109 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und von dem Amte Philippsbarg die Untersuchung gegen sie eingeleitet; die Sachen scheinen so zu liegen, daß an ihrer Ue⸗ berführung nicht zu zweifeln ist. b Karlsruhe, 14. April. (K. Z.) Finanz⸗Minister von aͤußerte sich in der Abgeordneten⸗Kammer bei Einreichung des Budgets fuͤr 1839 und 1840 unter Anderm, wie folgt: „Von Budgetspertode zu Budgetsperiode steigen die Ausgaben, eine Erscheinung, die Vielen bedenklich. Sie kann aber in der That nur befremden, wenn man bloß Ziffern vergleicht, wenn man unerwägt läßt, wie sich mit dem Wachsen der Bevölkerung, mit der Zunahme der Industrie und Civilisation die Ansprüche der Staatsbürger an die Regierung von Jahr zu Jahr steigern. Finden die dadurch ent⸗ stehenden vermehrten Ausgaben in den Einnabmen, die sich, ohne dem Volke neue Lasten aufzulegen, von selbst erhöhen, ihre Deckung, wie dies bei uns seit einer Reihe von Jahren der Fall war, so ist auch ein höheres Ausgaben⸗Budget unbedenklich, denn es ist die Folge einer natürlichen Entwickelung, die sich ungestraft nicht hemmen läßt. Wenn man aber diese Basis verläßt, wenn man in den Zeiten der Ruhe und des Friedens und gesegneter Jahre die Schulden vermehrt, oder das Staats⸗Vermögen vermindert, dann

ist das schuelle Anwachsen der Ausgaben dedenklich, nicht seiten der Vorbote nahen Rückangs. Der Hang, reich zu werden, verleltet ge⸗ enwärtig viele Menschen zu Unternebmungen, die ihre Kräfte über⸗ 8 ee und viele machen zu spät die Erfahrung, daß es kein Unglück sst, nicht reich zu seyn, aber ein großes, arm zu werden. Die Regie⸗ rung, meine Herren, würde in den nämlichen Fehler verfallen, wenn sie übereilten Schrittes die geistigen und materfellen Interessen des Volkes zu fördern strebte. Nur ein allmäliges Fortschrelten, dem kein Rückgang droht, keine Erschöpfung der über das rechte Maß in An⸗ spruch genommenen Kräfte, nur ein Fortschreiten, das die Bürgschaft seiner Dauer in sich trägt, wird dem Lande wahrhaft frommen und uns den Beifall der Gegenwart und der Zukunft sichern. Unsere or⸗ dentlichen Ausgaben erhöhen sich für die fünftige Budgets⸗Periode um 200,000 Fl. Die ordentlichen Einnahmen gewähren noch einen zäshrlichen Ueberschuß von 80,000 Fl.“ Kiel, 14. April. Der Redakteur des hier erscheinenden Korrespondenz⸗Blattes, Herr Olshausen, ist am 9. d. M. auf das . worden, wo ihm, in Gemaͤßheit eines Reskriptes der Schleswig⸗Holsteinischen Regierung, be⸗ merklich gemacht wurde, daß das gedachte Blatt in der letzten Zeit mehrere durch Fassung und Inhalt sehr anstoͤßige Artikel enthalten habe und er daher vor dem Hervortreten einer Rich⸗ tung seines Blattes, die das Bestehen desselben bedrohen koͤnne, gewarnt wurde.

Weimar, 8. April. Wiederum liegen sieben neue Pro⸗ tokolle Nr. 65 bis 71 unseres Landtags vor. Umfassend und interessant war der Vortrag uͤber das Bergbau⸗Gesetz, welches in vier Titeln 471 Paragraphen stark ist; den dabei in Frage kommenden Rechts⸗Verhaͤltnissen liegt die Koͤnigl. Preußische Legislatur zum Grunde. Es ist bekannt, daß so⸗ wohl der Großherzog Karl August, als vorzugsweise auch Goͤthe der Besoͤrderung des einheimischen Bergbaues besondere Aufmerk⸗ samkeit zugewendet hatten, ohne eben betraͤchtliche Frucht ihres Eifers einzusammeln. Die Berggegend des alten Henneberger Oberlandes bei Ilmenau am Thuͤringer Walde war es vorzuüͤg⸗ lich, welche man schon damals durch ein Silber⸗Bergwerk zu kultiviren beabsichtigte, und die man auch jetzt wegen des fruchtreichen Baues von gutem Braunstein und Steinkoh⸗ ien im Auge hatte. Das Gesetz hat folgende Haupt⸗ Abschnitte: I1) von den Bergbau⸗Rechten, 2) Bergbau⸗Be⸗ hoͤrden, 3) Prozeß, 4) Sporteln und Gebuͤhren. Das oͤffent⸗ liche Bergregal soll nach dem Gesetz folgende Gegenstaͤnde um⸗ fassen: gediegene Metalle, alle Fossilien, woraus Metalle und Halbmetalle gewonnen werden koͤnnen, alle Edelsteine und mehrere andere Steinarten, alle -2 mit den Salzquellen, Stein⸗ salz, Salpeter, Vitriol und Alaun, ferner an brennbaren Fossi⸗ lien, Schwefel, Reißblei, Erdpech, Stein⸗, Erd⸗ und Braunkoh⸗ len. Der Langtag fand Bedenken gegen die Regalitaͤt der Braun⸗ kohle, und meinte, daß uͤberhaupt der Bergbau freier gegeben werden koͤnne. Es sollen im Großherzogthum drei Bergaäͤmter errichtet werden, Ilmenau, Neustadt und Eisenach. Man machte gegen das Gesetz bemerklich, daß es uͤberhaupt nicht noͤthig, und im Grunde hauptsaͤchlich nur im Interesse der Großherzogl. Kammer, der oberen Finanz⸗ und Domainenbe⸗ hoͤrde sey. Der Entwurf des neuen Bergbau⸗Gesetzes wurde daher bei der Abstimmung vorerst noch abgelehnt, und man sprach vielmehr den Wunsch aus, daß zu Begegnung des dro⸗ henden Holzmangels das Aufsuchen und Schuͤrfen nach Stein⸗ und Braunkohlen, so wie Torflagern, imgleichen der deßfall⸗ sige Betrieb, möͤglichst frei gegeben werde. In der sieben und sechzigsten Sitzung: Petition der Geistlichen des Eisenacher Kreises um Aufnahme in den Staats⸗Wittwenfiskus. Es kam wiederholt zur Sprache, daß die Geistlichen Staatsdie⸗ ner seyen: bisher waren aber Geistliche und Schullehrer von der direkten Einkommen⸗Steuer ganzlich befreit. Ferner Do⸗ tation der Gymnasien zu Weimar und Eisenach; dabei sprach der Landtag den Wunsch aus, es moͤge eine, den zeitgemaͤßen Anforderungen entsprechende oöͤffentliche Realschule eroͤffnet werden; 300 Rthlr. Zuschuß zu dem allgemeinen Weimarschen Schullehrer⸗Wittwen⸗Fiskus; 250 Rthlr. fuͤr das Weimarsche Taubstummen⸗ und Blinden⸗Institut. Nan ertheilte der bis⸗ herigen Thaͤtigkeit des Direktors dieser segensreichen Anstalt, des Buͤrger⸗Schullehrers Vollrath zu Weimar, wohlverdientes Lob. In der ö9sten Landtags⸗Sitzung Vortrag uͤber Ein⸗ fuͤhrung eines gemeinschaftlichen gleichen Maaß⸗ und Gewichts⸗ Systems. Die Systeme vom Koͤnigreich Preußen und Sach⸗ sen kamen zur Eroͤrterung, eben so vorzugsweise das Franzoͤsi⸗ sche System. Der Landtag waͤnschte eine groͤßere, allgemeinere G eichmaͤßigkeit in dieser Hinsicht, und trug Bedenken, eine nur interimistische Anordnung hier zu treffen, bevorwortete aber eventuell das Preußische System. In der 70sten Sitzung Vortrag uͤber den Chausseebau, uͤber Verwilligung von Abga⸗ ben an das Waisen⸗Institut.

Hamburg, 16. April. Der Bayersche Minister⸗Resident bei den Hansestaͤdten, wirklicher Geheimeraih und Kammerherr, Frh. von Hormayr⸗Hortenburg, ist gestern von Hannover hier eingetroffen 83 b111““

Vom Ebenfe⸗ im Salzkammergute wird berichtet, daß am 2. April das zur Befahrung des Gmundnersees bestimmte Dampfboot vom tapel gelassen wurde, und daß es in den ersten Tagen des Monat Mai die regelmaͤßige Verbindung zwischen Gmunden und Ebensee eroͤffnen wird, welche durch Stellwaͤgen bis zu dem beruͤhmten Badeort Ischl fortgesetzt werden wird. ““ ““

Basel, 10. April (Schw. Ztg.). Die Regierung von Basel hat juͤngsthin ein besonders werthvolles Geschenk erhal⸗ ten. Schon vor einiger Zeit wurde sie durch einige Mitglieder der hiesigen historischen Gesellschaft darauf aufmerksam gemacht, daß sich im Haus⸗ und Hof⸗Archive zu Wien eine von einem

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Kaplan Hartung am Ende des 13ten Jahrhunderts zusammen⸗ getragene Sammlung von Urkunden befinde, welche das Bis⸗ thum und die Stadt Basel betreffen. Der Geheimerath Frei⸗ herr von Wessenberg hatte sich erboten, eine Abschrist von die⸗ ser Sammlung fertigen zu lassen, insofern von der Regierung von Basel die Erlaubniß der Kaiserlichen Staatskanzlei dafuͤr ausgewirkt werde. Auf die Verwendung des Schweizerischen Geschaͤftstraͤgers Herrn v. Effinger erfolgte alsbald des Fuͤrsten v. Metternich Bewilligung. Die nun gefertigte, von drei Ar⸗ chivaren, den gelehrten Pater Chmel an der Spitze, beglaubigte Abschrift ist von dem Freiherrn v. W., der sie hatte besorgen lassen, der hiesigen Regierung als Geschenk uͤbersandt worden. Der Codex enthaͤlt auf 277 Folioseiten 118 Urkunden von dem Jahre 999 bis 1288, denen noch zwei spaͤtere beigefuͤgt sind.

Aus Wallis schreibt die Schweizer Zeitung: „Den Wirren dieses Kantons wird schwerlich auf eine andere Weise ein Ende zu machen seyn, als indem man denselben wie Appen⸗ zell, Unterwalden und Basel in zwei Halb⸗Kantone theilt. Der legitime Staatsrath, der zu Siders seinen Sitz hat, besteht aus den Herren von Courten, von Stockalper und Burgener, welche erklären, daß sie die Gewalt, die sie von einer den gan⸗ zen Kanton repraͤsentirenden Behoͤrde erhalten haben, auch nur an eine solche zuruͤckgeben werden. Die zwei andern Mitglie⸗ der des Staatsraths, Morand und Dufour, haben sich aus demselben zuruͤckgezogen, sobald ihnen der unrechtmaͤßige Große Rath bedeutete, daß ihre Functionen zu Ende seyen. Auch das Landjaͤger⸗Corps ist in zwei Parteien zerfallen. Der Chef und 27 Mann desselben haben der Revolution gehuldiget, 10 sind bei Ober⸗Wallis geblieben, uͤber welche der Sohn des Herrn v. Courten als Kommandant gesetzt worgen ist. Durch Proclamation vom 30. Maͤrz erklart der neue Staatsrath, es koͤnne im Wallis nur Eine Exekutiv⸗Behoͤrde bestehen; der von der im Großen Rath repraͤsentirten Majoritaͤt erwaͤhlte neue Staatsrath sey also einzig zum Zutrauen und zum Ge⸗ horsam der Buͤrger berechtigt, und jeder oͤffentliche im Na⸗ men bes alten Staatsraths erlassene Akt solle nur als das Werk von einigen Privatpersonen betrachtet werden.

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Florenz, 6. April (Allg. Ztg.). Es ist bekannt, daß der Marchese Gaetano Capponi eine ganz eigenthuͤmliche Eh⸗ renrettung Tasso's verheißen hatte. Es ist nun mehr als ein Jahr, daß sein Manifest in echt Italienischen Ausdruͤcken die Liebe Tasso’'s zur Prinzessin Cleonore und in Folge derselben seine Gefangenschaft, das harte Benehmen des Herzogs Al⸗ fons, die Geisteszerruͤttung des Dichters fuͤr unwahr erklaͤrte, und alles Ungluͤck einer E schuld gab, die Tasso damals mit dem Mediceischen Hof angeknuͤpft hatte. Professor Rosini in Pisa, der einige dreißig Baͤnde an Werken des Tasso herausgegeben, und sich weitlaͤuftig uͤber denselben Gegenstand ausgesprochen hat, griff dies auf, und erließ einige Sendschrei⸗ ben, in denen er, ehe noch der Marchese Gaetano sich weiter ausgelassen, das Gegentheil zu beweisen suchte. Natuͤrlich brachte dies Letzteren auf; er forderte den Professor auf 200 floren⸗ tinische Scudi; eine unter drei von ihm vorgeschlagenen Akademien sollte in dieser „italienischen Nationalsache“ Schieds⸗ richterin seyn. Rosini nahm dies Duell an; statt aber ohne Weiteres zum Kampf zu kommen, stritt man sich zunaͤchst den

anzen Sommer in nicht gar ritterlicher Weise uͤber die Men⸗ zuren, bis Rosini seinen Gegner fuͤr „verschollen“ erklaͤrte und sich zuruͤck zog. Nun werden uns aber wieder vom Marchese Capponi die Beweise verheißen, welche sich, der Welt bis da⸗ hin unbekannt, in seinen Haͤnden befinden sollen. Die Italiener aber, welche gar keinen Sinn fuͤr chevale⸗ reske Evolution und sehr wenig Geduld haben, sind der Sache laͤngst muͤde geworden, und wollen solchen Behaup⸗ tungen keinen Glauben mehr schenken. Sie brechen mit diesen auch uͤber die andern uns versprochenen Aufklaͤrungen den Stab; und, voreilig, wie sie sind, hoͤrt man sie behaupten, vom Tasso sey nun so viel publicirt worden, daß ohne ganz besondere Studien, zu denen die wenigsten Menschen sich be—⸗ rufen fuͤhlen moͤgen, auf diesem Felde nichts Neues mehr zu entdecken sey.

Gestern Nachmittag um 5 Uhr spuͤrte man hier auf sehr fuͤhlbare Weise Undulationen eines Erdbebens, die sich ei⸗ nige Minuten nach 9 ½ Abends auf etwas schwaͤchere Weise wiederholten. Der Himmel war am ganzen Tage heiter gewe⸗ sen, und weder Sturm noch gaͤnzliche Windstille gingen die⸗ ser Erscheinung voraus. Der erste Stoß war so heftig, daß man die traurigsten Berichte aus dem suͤdlichern Italien fuͤrchtet.

Rom, 4. April. (A. Z.). Monsignore Capaccini ist von seiner Reise nach Malta vor einigen Tagen hierher zuruͤckgekehrt.

Unter den vielen Fremden, die sich in letzter Zeit hier ein⸗ gefunden haben, befindet sich auch der Botschafter von Groß⸗ britanien am Wiener Hof, Sir Fred. Lamb

Abbé Lacordaire ist aus Paris wiederum hier, um die Erlaubniß auszuwirken, im suͤdlichen Frankreich ein Dominika⸗ nerkloster errichten zu duͤrfen.

Dr. Alertz ist gestern mit Karl Napoleon, Prinzen von Mussignano, aus Ober⸗Italien wieder hier angekommen, und alsbald von Sr. Heil. dem Papst mit dem groͤßten Wohlwol⸗ len empfangen worden. Dies beweist wohl am besten die Falschheit des Geruͤchts, wonach Dr. Alertz beim Pabst in Un gnade gefalley sein soll.

Der Papst hat den Oberbefehlshaber der Paͤpstlichen Trup⸗ pen, General⸗Lieutenant Grafen Resa, zum Marchese von Fo⸗ gliano ernannt.

81 Spanien. Madrid, 6. April. Es geht hier das Geruͤcht, eine Ko⸗

lonne von Cabrera's Armee sey in Briviesca, 18 Leguas von Madrid, eingeruͤckt. Auch versichert man, daß zwischen Ca⸗ rera und van Halen eine Uebereinkunft abgeschlossen worden by, wodurch das Leben aller Gefangenen jeden Grades fuͤr die ukunft gesichert werde.

' 1 Nachrichten aus Andalusien zufolge, hat der eneral Caratala den Belagerungszustand in Sevilla aufge⸗ oben.

Saragossa, 5. April. Cabrera hat, um das Fort von egura besser vertheidigen zu koͤnnen, den groͤßten Theil der auser niederreißen und die in der Naͤhe befindlichen Meie⸗

keien anzuͤnden lassen. Es sollen sich in diesem Augenblick 12 Bataillone Karlisten in Segura befinden.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

„Berlin. In der Versammlung des wissenschaftlichen Kunst⸗ Vereins am j5ten d. M. erstattete Herr Prof. Kugler Bericht über die bisjetzt erschienenen Hefte von „Puttrich, Geysser und Stieglitz Denkmale der Baukunst des Mittelalters in dem Königreiche und deu Herzogthümern Sachsen.“ Dies für die Geschichte der vaterländitchen

8 8

11 b 8 Kunst höchst interessante Werk beschränkt sich nicht blo auf Architek⸗ tur, sondern giebt auch Abbildungen von jenen merkwürdigen Skulp⸗ turen des dreizehnten Jahrhunderts, welche sich in Wechselburg und Freiberg befinden und woran sich die zu Raumburg anschließen werden. Es würde wünschenswerth seyn, wenn die fleißigen Heraus⸗ geber des Werkes in ihren Sammlungen auch die Abbildungen von Kirchengefäßen, Holzschnittswerk, Schlosser⸗Arbeit, Glocken⸗Verzierung, Teppich⸗Wederei und dergleichen mit aufnähmen, und zugleich einen Rachweis über die in den dortigen Kirchen befindlichen Glas⸗Male⸗ reien und Bilder mirtheilten. Von dem so eben erschienenen Pracht⸗ werke: „Alterthümer und Kunst⸗Denkmäler des erlauchten Hauses Hohenzollern von R. Freiherrn von Stillfried“ ward der Geseülschaft das erste Heft mitgerbeilt. In diesem befindet sich die berühmte Pforte des Klosters Heilsbronn, von welcher wir in Berlin eine Nach⸗ bildung in der Größe des Originals besitzen, die in der Ofen⸗Fabrik des kürzlich verstorbenen Herrn Feilner's vor mehreren Jahren nach einer Zeichnung von Mauch modellirt und in Then gebrännt wurde, und nun, wie wir hören, die Begräbnißstätte des würdigen und viel⸗ fach um Kunst und Handwerk verdienten Meisters schmücken wird. Von dem, leider durch Krankheit fortwährend gelähmten, einst so genialen Landschafts⸗-Maler Blechen war eine Sammlung Stizzen seiner Italiänischen Reise auegelegt.

Dauer der Eisenbohn⸗Fahrten am 17. April. Abgang zeitdauer Abgang zeitdauer um Uhr St. M. von um ihr St. M.

Mrg 38 41

r.

von

Berlin 8 Berlin 111 Berlin 2 Nm. 38 2 Berlin 6 3 42 Potsdam 11 » 41 Berlin 10 Abds. 1 †41 sPotsdam 8 Abds 57

Die letzte Fohrt von Berlin und die erste von Petsdam mit Pferden.

Meteorologische 8 Morgens Nachmittags Abends ach einma 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr.

Potsdam 6 Mrg. 49 Potsdam 9 ½ 37 Potsdam 12 ½ Nm. 42

Beobachtung. 8

1839. 17. April.

Luftdruck 1335,84 „Par. 32 05 „Par. 334.25 “‧Par.] Quellwärme 6 90 R. Luftwärme...ü 4 1,9 ° R.]/+ 12 20 R. 2.20 R.] Flußwärme 2 50 R. Thaupunkt... 3,1 9 R. 220 R. +. 6 30 R. Bodenwarme 400 R. Dunstsaͤttigung 65 vCt. 30 vCt. 90 oCt. Ausdünstung 0,019 ⸗Rh. Wetter. heiter. heiter. regnig. Niederschlag 0,207 Rh. O. SW. SW. Wärmewechsel . 13 30 SW. 5 90. Tagesmittel: 334,71 Par. +. 7,2 0 R... +2 0,20 R.. 62 »Ct. SW.

Bee riineser . Den 18. April 1839. Amtlicher Fands- und weld-Cours-Zettel.

Pr. Cour. Pr. Cour.

= Briect. Cseld. 8” Brief. I Geld. St.-Schuld-Sch. 4% 1031⁄16̃ 1022 ⁄2 [Pomm. Pfaudbr. 27 10 1 191 1 Pr. Rugl. Obl. 20. 4 1012/1 IKur.-u. Neum. do. 21†% 102 101 ½ PrümSch. d. Seeh. 717/12 Schlesische do. 4 103 Kurm.Obl. m. 1.0/4 101 [Rüekst. C. und Z. Nm. Iut. Sch. do. 37 100 Sch. d. K. u. N. 97 88 Berl. Stadt-Obl. 4 102 %⅔ Köuigb. do. 4 Gold al marce 215 214 Elbinger do. 41 Neue Ducaten 18 Danz. do. in Th.— Friedrichsd'or 13 5⁄12 12: 1/12 Westpr. Pfandbr [3¾ 100 [And. Goldmün-. Grossah. Pos. do. 4 104 ¾ zen à 5 Thl. 12 ¾ Outpr. Pfandbr. 32 1001q⁄ [Dicanto 3

WMWechsel-Couvs.

Amsterdau 250 Fl. Kurz ö de. 2 Mt. 140 ¼½ 140 IIamburg Kurz 150 do. 300 Mk. 2 Mt. 150 ½ 150 ½ 1 L.St. 3 Mt. 6 20 ¾ 200 Fr. 2 Mt. 80 130 Fl. 2 Mt. 101 ¾ 150 Fl.

2 Mt. 101 ¼ 100 Thl. 99 ⁄1

2 Mt. 100 Thl. 8 Tage 150 Fl.

2 Mt. 100 Rhl.

12 ½

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr. Brief. Geld.

140 ½

Loudon

Wien in 20 Xr... Augsburg

Breslau

Leipzig.. Frankfurt a. M. WZ Petersburg

3 Woch. Auswärtige Börsen. 1u1“ Amsterdam, 13 April. 5 % do. 101 ½. Kanz- Bill. 27.

Zinsl. —.

Niecder .Wirkl. Schuld 5413⁄1 6-. 5 % Span. 167⁄⁄. Passive —. Ausg. Sch. —. Preuss. Präm.-Sch. —. Poln. —. Oesterr. Met. -. Antwerpen, 12. April. Zinsl. —. Neue Anl. 16 1 G. Frankfurt a. M., 15. April.

Oesterrz. 5 % Met. 1067/16. G. 4 % 100 ¾ G. 2 ⁄½ % 593 4 Be. 1 % 257 19. 2553⁄1 6. Bank-Actien 1797. 1794. Partial-Cjbl. 155 ½ G. Loose zu 500 Fl. 133 1¾. 133 ¾. Loose zu 100 Fl. 282 G. Preuss- Präm. Sch. 71 ⅞1 G. do. 4 % Anl. 102 G. Poln. Loose 67 1¼. 66 . 5 % Span. Anl. 6. 5 1. 2 ½ % Ioll. 54 ¼. 54516.

Eisenbahn-Actien. St. Germain 685 G. Versailles rechtes Ufer 690 G. do. linkes User 200 G., Strafsburg. Basel 342 ½2 66. Bordeaux-Teste —. 1 Köln-Aachen 87 Br. Comp.-Centrale —.

IHlamburg, 16. April.

Bank- Actien 1495. 1493. Engl. Russ. 107 ½. ½2. Wien, 13. April.

5 % Met. 107. 4 % 100 ¾⁄2.. 3 % 81 à¾. 2 ½ % —. Dank- Actien 1504. Neue Anl. —. 8s Koͤnigliche Schauspielc.

Freitag, 19. April. Im Schauspielhause. Frage und Antwort, dramatischer Scherz in 1 Akt. Und: Der beste Ton, Lustspiel in 4 Abth, von Dr. C. Toͤpfer. (Neu einstudirt.)

Sonnabend, 20. April. Im Opernhause. Auf Befehl: Der hinkende Teufel, pantomimisches Ballet in 3 Abth. und zehn Gemaͤlden, von Coralli, fuͤr die Buhne in Scene ge⸗ setzt von Hoguet. (Herr Guerinot, Balletmeister und erster Taͤnzer der Kaiserlichen Theater zu Moskau wird nur fuͤr dies Mal die Rolle des Cleophas ausfuͤhren. Dlle. Wagon: Flo⸗ rinde. Dlle. Polin wird in der Rolle der Paquita wieder auf⸗ 8 dieser Vorstellung bleiben die bereits geloͤsten, mit Sonntag bezeichneten Opernhaus⸗Billets guͤltia; auch werden die dozu nech zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Sonntag

bezeichner seyn. Koͤnigestaͤdtisches Theater. Freitag, 19. April. Capricciosa, Lustspiel in 3 Akten, frei nach dem Italtaͤnischen des Federici, von Karl Blum. Vorher: Der Vierzehnte. Schwank in 1 Akt, von B. A. Herrmann. 8 In Vertretung des Redacteurs: Wentzel. 8 Gedruckt bei

1 %

gen Tagen krank.

Samhre-Meuse —. Leipzig-Dresden 97 ⁄½ G.

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1

Berlin,

Sonnabend den 260ten

April

1““

Des Koͤnigs Majestaͤt haben die bisherigen Steuer⸗In⸗ spektoren Ulfers und Vorlaͤnder zu Steuer⸗Räͤthen zu er⸗ nennen geruht.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Albrecht ist aus dem Haag hier wirz er eingetroffen.

Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Kronprinzessin sind seit eini⸗ Die vorhandenen Zufaͤlle deuteten nur zu oeutlich auf eine entzuͤndliche Affection des Unterleibes, welche sich schnell zu einer Gefahr drohenden Hoͤhe steigerte. Wir freuen uns, dem besorgten Publikum heute die beruhigende Nachricht geben zu koͤnnen, daß, wenigstens fuͤr den Augen⸗ black, die Gefahr drohenden Zufaͤlle beseittgt sind, mithin Hoff⸗ nung zu einem guͤnstigen Verlauf der Krankheit gegeben ist.

Berlin, den 19. April 1839. 8 (gez.) Rust. Dr. von Stosch.

Zeitungs⸗Nachrichten. 1 u 816

Ib.

Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 13. April. In der heutigen Sitzung trug die Opposition einen Sieg davon, indem sie die Annullirung der Wahl des Herrn Emil von Girardin mit 209 gegen 184 Stimmen durchsetzte, obgleich mehrere Mitglieder der Opposition gar nicht mitgestimmt hat⸗ ten. Herr Emil von Girardin war in dem Arondissement von Bourganeuf Lrwaͤhlt worden; indeß wurden gegen seine Wahl mancherlei Einspruͤche erhoben. Zuerst waren verschiedene for⸗ melle Unregelmaͤßigkeiten vorgefallen, unter Anderen war das Skrutinium nicht 6 Stunden hindurch eroͤffnet gewesen, wie es das Wahlgesetz vorschreibt. Das Bureau hatte uͤber diese Um⸗ staͤnde hinweggesehen. Es kam indeß noch ein anderer entschei⸗ dender Punkt in Betracht: es fragte sich, ob Herr von Girar⸗ din die Nationalitaͤt haͤtte. Zur Begruͤndung derselben fehlte ihm der Taufschein und hatte ihm schon im Jahre 1830 gefehlt, als er desselben zu seiner Verheirathung bedurste. Damals sagte er, er kenne seinen Taufschein nicht, koͤnne aber den Be⸗ weis fuͤhren, daß er aͤlter als 25 Jahre sey. Es wurde ihm damals eine Notorietaͤts⸗Akte ausgestellt, in welcher das Zeugniß mehrerer Personen aufgefuͤhrt wurde, die ihm seit dem Jahre 1806 oder 1807 gekannt haben wollten. Im Jahre 1834 erschien Herr von Girardin aufs neue vor dem Gerichtshofe, um eine Nationalitäͤts⸗Akte zu erhalten. Es wurde ihm wiederum eine Notorietaͤts⸗Akte vom Friedensrichter aus⸗ gestellt, in welcher mehrere Zeugen erklaͤrten, daß Herr von Gi⸗ rardin im Jahre 1802 oder 1803 in Frankrrich geboren sey. Herr v. Girardin hatte damals gute Gruͤnde, sein Geburtsjahr zuruͤckzu⸗ verlegen, denn, waͤre er bei den Angaben der ersten Akte stehen geblieben, so haͤtte er damals nicht Deputirter werden koͤnnen. Trotz dieser beiden Aktenstuͤcke war die Nationalitaͤt des Herrn von Girardin nicht hinlaͤnglich erwiesen. Es war zwar ange⸗ geben worden, daß er in Frankreich geboren sey, aber nicht an welchem Orte. Gegen die Zulassung des Herrn von Girardin sorach in der sich daruͤber entspinnenden Debatte vorzuͤglich Herr Hennequin. Derselbe sagte, jeder, der auf das wichtige und bedeutende Recht Anspruch mache, seine Mitbuͤrger zu repraͤsenti⸗ ren, muͤsse vor allen Dingen seine Nationalitaͤt beweisen. Dieser Be⸗ weis koͤnne aber nur durch den Taufschein gefuͤhrt werden, in welcher der Tag und der Ort seiner Geburt angegeben sey. Der Red⸗ ner hob dann hervor, wie sich Herr von Girardin, nach den Umstaͤnden, bald aͤlter, bald juͤnger gemacht habe. Fuͤr Heren von Girardin hatte kein Redner, mit Ausnahme des Bericht⸗ erstatters, das Wort ergriffen, und die Kammer sprach sich, wie schon erwaͤhnt, gegen seine Zulassung aus. Hiermit ist nun auch der groͤßte und schwierigste Theil der Pruͤfung der Vollmachten beendet, und die Kammer duͤrfte schon am Montag oder Dien⸗ stag zur Praͤsidenten⸗Wahl uͤbergehen. Herr von Girardin ist uͤbligens der dritte Deputirte, dessen Wahl die Deputirten⸗Kam⸗ mer fuͤr unguͤltig erklaͤrt hat. Seine beiden Vorgaͤnger waren

err Deshamaur und Herr von Loynes. Das heutige „Jour⸗ nal des Débats“ sicht diese Entscheidung der Kammer an und meint, es waͤre unbillig, Herrn von Girardin jetzt wegen man⸗ gelnden Nachweises seiner Nationalitaͤt auszuschließen, nachdem er schon fruͤher in der Deputirten⸗Kammer gesessen. Das ge⸗ nannte Blatt sieht in der Eutscheidung der Kammer vielmehr den Ausdruck der Leidenschaft, als kalter und ruhiger Ueberle⸗ gung. Man habe, meint es, in Herrn von Girardin den politischen Gegner treffen wollen, und deshalb sey auch die geheime Abstimmung beliebt worden, die bei der Pruͤfung der Vollmachten ganz ungehoͤrig sey. Die Kammer habe zwar in Allem, was sich auf die Pruͤfung der Vollmachten beziehe, eine souveraine Gewalt, aber sie duͤrfe sich darum keine Eingriffe in die eben so souveraine Gewalt der Waͤhler erlauben. Wen die Waͤhler ernannt haͤtten, den muͤsse auch die Kammer zulassen. Auch das Journal génöral mißbilligt das Verfahren der Kammer, und bedauert, daß die Debatten nicht mit mehr Offen⸗ heit und Freimuͤthigkeit gefuͤhrt worden seyen, besonders aber, daß man zu der geheimen Abstimmung seine Zuflucht genom⸗ men habe. 1 1

Paris, 14. April. Wie vor einiger Zeit bringt jetzt wie⸗ der jeder Tag das Geruͤcht von einer neuen Minister⸗Combi⸗ nation. Gestern hieß es, sobald die Kammer ihren Praͤsiden⸗

ie Vice⸗Praͤsidenten erwaͤhlt, wuͤrde das in imisti⸗

die 221 bereuten, daß sie dem Ministerium

sche Kabinet in ein desinitives verwandelt werden, jedoch mit einigen Modificationen. Soult wuͤrde, diesem Geruͤcht zufolge, Praͤsident werden, und Herr Sauzet an die Stelle des Herrn Parant treten. Doch duͤrfte auf dieses Geruͤcht wohl nur in dem Falle etwas zu geben seyn, daß die Kammer nicht Herrn Odilon Barrot zum Praͤsidenten erwäͤhlte.

Der Koͤnig wollte gestern nach Neuilly reisen; dieser Ent⸗ schluß wurde aber aufgegeben und ein Adjutant zum Marschall Soult geschickt, um ihn zu einem Besuch in den Tuilerien auf⸗ zufordern.

Welchen Kandidaten der Jacqueminotsche Verein fuͤr die Praͤsidentenwahl hinstellen werde, ist immer noch nicht bekannt.

Die Oppositions Blaͤtter moͤchten dem provisorischen Mini⸗ sterium nicht das geringste Lebenszeichen gestatten und iehen sogar daruͤber her, daß dasselbe der Pairs⸗Kammer zwei Gesetz⸗ Entwuͤrfe vorgelegt habe. Das „Journal général“ sieht in die⸗ ser einfachen Thatsache sogar den knabenhaften Wunsch, sich ir⸗ gendwie bekannt zu machen; einige Tage spaͤter, meint es, waͤ⸗ ren die beiden Gesetz⸗Entwuͤrfe immer noch zeitig genug gekom⸗ men. Der Eifer der interimistischen Minister sey laͤcherlich oder noch etwas Schlimmeres, wenn sie sich auf diese Weise den Weg zu einem dauernden Besitz der Macht bahnen wollten. „Die Pruͤfung der Vollmachten““, sagt das „Journal des Débats“, „ist fast beendet. Die Kammer ist der leeren Debatten muͤde zu denen einige Protestattonen gegen ganz tadellose Wahlen Anlaß gegeben haben. Bemerkt zu werden verdient uͤbrigens, daß diese Protestationen meistens post festum kamen. Nicht im Augenblick der Wahlselbst, nicht in der Hitze des Kampfes, als die Reclamationen im Wahl⸗Kollegium selbst haͤtten gepruͤft werden koͤnnen, dachte die besiegte Partei daran, zu protestiren. Es hat fast den An⸗ schein, als ob ein, man weiß nicht von wem ausgegangener Befehl, eine Muster⸗Protestation den Waͤhlern der Be irke, in denen die Opposition unterlag, zugeschickt worden w re, um Frankreich mit dem vermeintlichen Bestechungs⸗Sostem der Re⸗ gierung bekannt zu machen. Wir koͤnnen kaum sagen, wie kleinlich uns das erscheint. Wo kommen diese Protestationen her; welches Zutrauen verdienen diesenigen, welche sie unter⸗ zeichnet haben? Spricht der Patriotismus aus ihnen, oder Eifersucht und Rachsucht? Das ist ein Punkt, der uns dunkel bleibt, und unterdeß hallt die Tribune von Declamationen wie⸗ der, die besser da angebracht seyn wuͤrden, wo Klagen wegen Injurien und Verleumdungen entschieden werden. Was ge⸗ schieht dann weiter? Will der Deputirte, dessen Wahl ange⸗ griffen wird, auf eine Pruͤfung der Thatsachen eingehen, Be⸗ weisstuͤcke vorzulegen, daß dieser odee jener auf eine ganz rechtmaͤßige Weise die Erlaubniß zum Wiederaufbau seines Hauses erhalten hat, so sieht die Kammer ein, daß sie kein Praͤfektur⸗Rath oder Gerichtshof ist und hoͤrt nicht hin.“

Der Constitutionnel enthaͤlt folgende Betrachtungen: „Waͤhrend die Kammer eine kostbare Zeit mit der Pruͤfung der Vollmachten verliert, setzt das Ministerium vom 15. April seine Intriguen fort; zu keiner Zeit ist dasselbe thaͤttger gewesen. Man will mit aller Gewalt und durch ein wahres Taschenspie⸗ ler⸗Kunststuͤck das Resultat der letzten Wahlen wegescamotiren; man will eine Majoritaͤt mit einer Minoritaͤt bilden. Die Auf⸗ gabe scheint schwer zu loͤsen, aber wir haben politische Gaukter, denen nichts zu schwer ist. Will man wissen, wie sie es anfan⸗ gen werden? Die 221 sind auf 170 geschmolzen. Wie soll man mit diesen eine Majoritaͤt bilden? Das scheint unmoͤglich; aber wenn es gelaͤnge, die 30 Doctrinaire zum Abfall zu bewegen, so erhielte man 200 Stimmen. Darf man gewissen Geruͤchten glauben, so sind auch schon seit einigen Tagen geheime Unter⸗ handlungen zwischen den Freunden des Herrn Guizot und de⸗ nen des Herrn Fulchiron eingeleitet worden. Wer hat die er⸗ sten Schritte gethan? die Doctrinaire oder die Anhänger des Ministeriums? Die Einen behaupten, die Doctrinaire haͤtten ihr Unrecht eingesehen und waͤren den Maͤnnern, welche sie dem Lande als unruhige Koͤpfe und Anarchisten denunzirt haͤt⸗ ten, entgegengekommen. Die Anderen versicheren wiederum, vom 15. April ihren Beistand geliehen haͤtten und erklaͤrten sich fuͤr uͤberwunden und besiegt. Selbst wenn man den Erfolg einer so schlau berechneten Taktik zugiebt, kommen doch immer erst 200 Stimmen heraus, welche fuͤr ein Kabinet, das nur eine neue Auflage des 15. April waͤre, nicht genuͤgen; man hofft indeß noch durch allerlei klein⸗ liche Mittel 20 Mitglieder des linken Centrums zum Abfall zu bewegen. Es genuͤgt indeß wohl, diese plumpe und esses⸗ Intrigue zu enthuͤllen, um sie der allgemeinen Verachtung preis zu geben. Das linke Centrum wird sie wenigstens kraͤftig zu⸗ ruͤckweisen, und das rechte Centrum wird sich nicht ein so er⸗ niedrigendes Joch gefallen lassen, um zur Macht zu gelangen.“

Großbritanien und Irland.

London, 13. April. Nach dem Parlamentsbericht der „Times’ lautet das Amendement, welches Sir R. Peelam Montage zu der Motion Lord John Russell's vorschlagen will, vollstaändig und woͤrtlich folgendermaßen: „Beschlossen, daß am 13. Maͤrz im Unterhause ein Antrag gemacht wurde auf Vorlegung verschie⸗ dener den Zustand Irlands hinsichtlich der Verbrechen und Ge⸗ waltthaͤtigkeiten betreffenden Dokumente, mit Einschluß der an die Irlaͤndische Regierung uͤber die mit dem Bandmänner⸗Wesen in Verbindung stehenden Vergehen abgestatteten Berichte, und allen der Irlaͤndischen Regierung von Friedensrichtern oder an⸗ deren Beamten zugegangenen Denkschriften, Beschluͤsse und Adressen in Bezug auf die in Irland veruͤbten Verbrechen und Gewaltthaͤtigkeiten, so wie die darauf ertheilten Antwor⸗ ten; daß der Zeitraum, auf welchen diese geforderten Nachweise sich erstrecken sollten, von dem Anfange des Jahres 1835 bis auf die Gegenwart geht, und daß der Antrag auf Vorlegung derselben von diesem Hause genehmigt wurde, ohne daß die Regierung Ihrer Majestaͤt sich dem widersetzt haͤtte; daß am 21. Maͤrz das Oberhaus einen besonderen Ausschuß ernannte, um den Zustand Irlands seit dem Jahre 1835 in Betreff der Verbrechen und Gewaltthaͤtigkeiten, die in

jenem Theile des Reichs Leben und Eigenthum unsicher gemacht, zu untersuchen; daß in Folge der vom Oberhause vorgenom⸗ menen Ernennung eines solchen Ausschusses vorgeschlagen wor⸗ den, das Unterhaus solle beschließen, es sey die Meinung dieses Hauses, daß es angemessen waͤre, bei den Grundsaͤtzen zu be⸗ harren, weiche bei Ausuͤbung der vollziehenden Gewalt in Ir⸗ land in den letzten Jahren beobachtet worden, und die zu emer wirksamen Rechtspflege und zu allgemeinen Verbesserungen in jenem Theile des Vereinigten Koͤnigreichs beigetragen haͤtten; daß nach der Ansicht dieses Hauses die Ernennung eines Aus⸗ schusses von Seiten des Oberhauses unter den erwaͤhnten Un⸗ staͤnden und zu den erwaͤhnten Zwecken die Minister Ihrer Majestaͤt nicht berechtige, dieses Haus aufzufordern, ohne ver⸗ herige Untersuchung, ja selbst ohne Vorlegung der von diesem Hause verlangten Ausfschluͤsse eine Meinungs⸗Aeußerung über einen einzelnen Zweig der von der vollziehenden Gewalt befolg ten oͤffentlichen Politik abzugeben, geschweige gar eine Meinungs Aeußerung, die weder deutlich die Grundsatze darlegte, weich ste zu billigen vorgaͤbe, noch den Zeitraum bestimmte, auf der sie sich bezoge; und daß es diesem Hause unangemessen scheint, ein Verfahren anzunehmen, welches das Ansehen haͤtte, als ob es das unbezweifelte Recht des Oberhauses, den Zustand Irlands in Bezug auf Verbrechen und Gewaltthaͤtigkeiten ze untersuchen, in Zweisel stellen wollte, noch dazu in einem Falle wo die Ausuͤbung dieses Rechts von Seiten des Oberhauses keinem fruͤheren Verfahren des Unterhauses, noch auch dem Fortgange irgend einer von dem Unterhause genehmigten oder demselben jetzt zur Erwaͤgung vorliegenden Maßregel entge entritt.

8 Lord J. Russell hat ein Schreiben an den Lord⸗Lieutenan der Grafschaft Monmouth gerichtet, worin der Minister er mahnt, auf diejenigen, die entweder im Auftrag oder auf eigene Rechnung Waffen, nicht eines Handelsgewinns wegen, sondern in boͤser Absicht verkaufen, ein wachsames Auge zu haben, und daran erinnert, daß diejenigen, die Verbindungen stiften, un 5 Waffen zum Widerstande gegen die Gesetze zu verschaffen, o wie Alle, die heimlich in dem Gebrauche von Waffen unter richteten und uͤbten, nach den Gesetzen strafbar seyen, und daß diejenigen, welche an heimlichen Waffenuͤbungen Theil naͤhmen verhaftet werden sollten.

Der Globe sagt, Shiel habe sein Amt in der Absicht nie dergelegt, um bei der Abstimmung uͤber die Politik der Regie rung in Veziehung auf Irland ganz ungefesselt zu seyn; e werde auf diese Weife nicht nur der Beschuldigung entgehen, daß er in seinem Gange gebunden waͤre, sondern auch seiner Stimme einen Werth geben, den seine Waͤhler und sein Va⸗ terland zu schäͤtzen wissen wuͤrden.

Die Eigenthuͤmer des Dampfboots „Great Western“ ha⸗ ben in Bristol ihre, krast der Statuten alle sechs Monate statt⸗ findende General⸗Versammlung gehalten. Aus dem Berichte ging hervor, daß das Schiff alle Erwartungen hinsichtlich seiner vortrefflichen Bauart noch bei weitem uͤbertroffen hat, und in finanzieller Hinsicht ließ das Resultat ebenfalls nichts zu wuͤn schen uͤbrig. Der „Great Western“ hat bis jetzt 35,000 Seemeilen zuruͤckgelegt und war an 36 Tagen den fuͤrch⸗ terlichsten Stuͤrmen ausgesetzt; dessenungeachtet ist bis dahin noch nicht noͤthig gewesen, auch nur eine Fuge zu kalfa⸗ tern, und die Maschinerie zeigte bei der sorgfaͤltigsten Untersu⸗ chung keine Spur von Beschaͤdigung, das Kupferwerk keine Beule. Durchschnittlich genommen, braucht der „Great Western“ zur Hinreise 15 ½, zur Ruͤckreise nach Europa 13 Tage; die l t⸗ tere Fahrt hat er schon in 12 Tagen und 6 Stunden zuruüͤck⸗ gelegt. Er hat mehr als 1000 Passagiere am Bord gehabt. Im Allgemeinen war das Resultat so befriedigend, daß die Compagnie noch ein Dampfboot, und zwar ein eisernes, bauen will.

Nachdem im vorigen Sonntage in Irland an mehreren Orten die gleichzeitigen Versammlungen stattgesunden, welche O'’'Connell verlangte, um Petitionen an das Parlament zu ent⸗ werfen, in denen die Billigung der jetzigen Verwaltung des Landes ausgesprochen und um Beibrehaltung derselben ersucht werden sollte, ist vorgestern im Koͤnigtchen Theater zu Dublin in derselben Absicht eine große Central⸗ Versammlung der Ir⸗ ländischen Liberalen unter dem Vorsitz des Herzogs von Lein⸗ ster gehalten worden, in welcher sich besonders der Graf von Charlemont, der Graf von Miltowen, der Graf von Fingal und Herr O'Connell sehr energisch fuͤr die Aufrechterhaltung des jetzi⸗ gen Ministeriums ausspraͤchen. Der Erstere sagte unter Anderem, Irland habe seit dem glorreichen Jahre 1782 keine so großartige politische Demonstration gesehen, ais die gegenwaͤrtige, zu wel⸗

cher die ausgezeichnetsten, einflußreichsten und vornehmsten Maͤn⸗

ner des Landes sich eingesunden. Bemerkenewerth ist es, daß die Redner fast saͤmmtlich neben dem Wunsche, daß die gegen⸗ waͤrtigen Minister am Ruder bleiben moͤchten, um Irland die Wohlthaten zu Theil werden zu lassen, die sie demselben zuge⸗ dacht haͤrten, auch im Interesse der Englischen Radikal⸗Refor⸗

mer sich aͤußerten und in dieser Hinsicht eine größere Energie

von Seiten des Ministeriums zu Gunsten der fuͤr England noch nothwendigen Reformen verlangten.

London, 9. April. Ich habe Briefe und Zeitun⸗ gen aus Washington vor mir, die bis zum 6. Maͤrz teichen. Der Kongreß hatte seine Sesston am ten geschlessen; schlep⸗ pende und langwierige Diskussionen nahmen, wie gewoͤhnlich, den groͤßeren Theil dieser Sesston ein, erst in die letzten Tage fällt der interessante Theil der Verhandlungen, welche durch die Vorfaͤlle an der Nordostgraͤnze hervorgerufen wurden. Die Graͤnzstreitigkeiten zwischen dem Staate Maine und der Engli⸗ schen Kolonle Neu⸗Braunschweig nahmen in Washington fort⸗ waͤhrend alle Gemuͤther in Anspruch, der Kongreß ließ sich die Sache ernstlich angelegen seyn und beeilte sich, eine Reihe von Beschluͤssen zu fassen, welche die von der Central⸗Regierung Großbritanten gegenuͤber einzunehmende Stellung genau be⸗ zeichnen. Van Buren erscheint bei dieser Gelegenheit als der Mann des Vertrauens der Nation. In seine Hand mwurden