1839 / 181 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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8 England ½+ des Transports der Korrespondenzen aus Ost⸗ indien nach England durch Frankreich und umgekehrt.

Der Universreligieux enthaͤlt folgende Nachricht: „Man versichert uns, daß das Ministerium Truppen zu Toulon kon⸗ zentrirt, welche in jedem Augenblicke, wenn die Umstaͤnde es sordern, eingeschifft werden koͤnnen. Es sollen bereits 7000 Mann angekommen seyn.“

Die Presse sagt: „Die Verwickelung der ußeren Ange⸗ legenheiten macht den Eintritt eines wahrhaften Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten in das Kabinet unumgaͤnglich.

Die Ernennung des Herzogs von Broglie scheint beschlossen zu seyn, und das Ministerium wird zu seiner Ergaͤnzung nicht das Ende der Session abwarten, wenn es noͤthig seyn sollte, han⸗ deind aufzutreten.“ In Uebereinstimmung damit meldet ein anderes hiesiges Blatt: „Der Herzog von Broglie ist aus Coppet zuruͤckgekehrt. Diese unvermuthete Ruͤckkehr schien seine Freunde zu uͤberraschen, welche nicht darauf vorbereitet waren. Es wurde ihnen gesagt, der Herzog sey bloß nach Paris gekom⸗ men, um waͤhrend des Hratas: der Mai⸗Angeklagten seine Stelle als Richter einzune men.“

n Diesen Föüchmtttag Wum 1 Uhr wurden die Mai⸗Angeklag⸗ ten aus der Conciergerie in das Gefaͤngniß des Luxembourg gebracht. Es hatte diese Uebersiedelung unter der Oberaufsicht

des Herrn Olivier Dufresne, General⸗Inspektors der Gefaͤng⸗

nisse statt. Die Pegen, in welchen sich die Angeklagten befan⸗

den, waren von 25 2 dunizipal⸗Gardisten unter dem Kommando eines Offiziers eskortirt. Nichts stoͤrte die Ordnung des Zuges.

Der Angeklagte Barbes zeigte fortwaͤhrend große Kaltbluͤtigkeit. Nartin Bernard schien nitede escagen.

Ein hiesiges Blatt will aus guter Quelle wissen, daß kein einziger der dreihundert Angeklagten, die in der Concier⸗ erie sitzen, vor die Assisen gestellt werden wuͤrde. Wenn die

erste aus 18 Individuen bestehende Abtheilung gerichtet seyn wuͤrde, solle eine zweite folgen, und so fort, bis saͤmmtliche An⸗ geklagten ihr Urtheil empfangen hätten.

Minor Lecomte und Guillemin sind von dem Gesuch, um Cassation des Urtheils, welches sie zu fuͤnf Jahren Gefaͤngniß und zu fuͤnf Jahren polizeilicher Aufsicht verurtheilt, abgestanden.

Der Courrier de Lyon giebt folgende Erklaͤrung zu der Besetzung des erzbischoͤflichen Sitzes von Lyon: „Die Wahl der Regierung war auf den Abbé Olivier, Pfarrer von St. Roch gefallen. Da aber die Erhebung eines bloßen Pfarrers zu einem solchen Posten leicht haͤtte Anstoß erregen koͤnnen, so beschloß man, einen alten und kraͤnklichen Mann vorzuschieben, dem er als Coadjutor dienen koͤnne.“

Die beiden Paris⸗Versailler Eisenbahn⸗Gesellschaften haben mit der Kommission der Kammer eine Besprechung gehabt, die indeß zu keinem Resultate fuͤhrte. Die Gesellschaft auf dem rechten Ufer stellte vor Allem die Bedingung, daß die Bahn auf dem linken Ufer aufgegeben wuͤrde; darauf wollte indeß die Gesellschaft der Bahn auf dem linken Ufer nicht eingehen.

Unter der Leitung des Herrn Charles d'Orbigny wird, in Verbindung mit den meisten Mitgliedern des Instituts, ein neues „Universal⸗Lexikon der Naturgeschichte“ erscheinen. Das Werk wird 6 bis 8 Baͤnde umfassen und von einem Atlas be⸗ gleitet seyn.

Vor einiger Zeit wurden in mehreren Blaͤttern Versuche zur Trinkbarmachung des Seewassers, als einer neuen Erfin⸗ dung, erwaͤhnt. Hiergegen reklamirt der vormalige Comman⸗ deur der Korvette „Urania“ in einem Schreiben an das „Jour⸗ nal des Débats“ und sagt darin unter Anderem: „Schon im Jahre 1801 hatte der Capitain Hamelin einen Apparat erfun⸗ den, vermittelst welches er jeden Tag 80 Litres des schoͤnsten Wassers herstellte, und als ich im Jahre 1817 mit der Korvpette „Urania“ die Reise um die Welt antrat, verband ich mich zu einem gleichen Zwecke mit Herrn Clément Desormes, Professor am Konservatorium. Der Erfolg war genüͤgend; das gewon⸗ nene Wasser war klar und suͤß, und wohlfeiler als dasjenige, was man zu Paris verkauft. Da sich indessen Zweifel gegen die Unschaͤdlichkeit dieses Wassers erhoben, so wurde zu diesem Zwecke eine Untersuchungs⸗Kommission ernannt und zugleich in den Haͤfen von Brest, Toulon und Rochefort die geeigneten Versuche angestellt, die in jeder Hinsicht befriedigend ausgefallen sind.

Der Toulonnais enthaͤlt ein Schreiben aus Oran vom 13. Juni folgenden Inhalts: Mehrere Araber, die aus dem In⸗ nern kommen, versichern, daß Abdel Kader sein Lager nach Westen hin verlegt habe, und daß zwischen ihm und dem Mar⸗ schall Valeée die groͤßte Eintracht herrsche; wir werden also in diesem Jahre keinen Krieg bekommen. Nur wenig Araber kommen auf den Markt; die Aerndte haͤlt sie zuruͤck. Der Er⸗ trag derselben ist so groß, daß die Eingeborenen nicht all' ihr Getraide unter Dach bringen koͤnnen, und genoͤthigt sind, es im Freien stehen zu lassen.“

1 Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 25. Juni. Unter den vom Grafen Stanhope, wie bereits erwaͤhnt, an diesem Abend vorgelegten Bittschriften be⸗ fand sich auch eine der Einwohner von Stock am Trent, worin diese um allgemeines Wahlrecht, geheime Abstimmung und kurze Parlamenie ersuchen. Ferner bitten sie um Aufhebung des Armen⸗Gesetzes und daß es ihnen wie fruͤher, freistehen solle, Geld unter ihre eigenen Armen zu vertheilen; sie Bitte um unverzuͤgliche Emancipation der Ne⸗

ihr eigenes 8 schlossen mit der 1 Ulnterstüͤbung der Bewohner von Kanada. In einer anderen Bittschrift der Einwohner von Aldborough, in dem westlichen Theile von Yorkshire, wurde um allgemeines Wahl⸗ recht, geheime Abstimmung, kurze Parlamente und die Abschaffung aller Eigenthums⸗Qualificationen fuͤr die Par⸗ V laments⸗ Mitglieder ersucht. Eine Bittschrift der Londoner

Arbeiter⸗Vereine enthielt aͤhnliche Bitten und außerdem noch

den Wunsch, daß das Land in Wahl⸗Bezirke, deren jeder eine gewisse Anzahl Einwohner enthalte, getheilt werden moͤchte. Eine Bittschrist von Herrn John Joseph vease⸗ die geoheime Abstimmung, jedoch unter gewissen Beschraͤnkungen. Die letzte Petition endlich war von einer Versammlung von 300,000 Personen in Lancashire angenommen, aber nur vegg Praͤsidenten derselben, Herrn John Fielden, Pafaeicat⸗ . 68 glied fuͤr Oldham, unterzeichnet worden. Die Bittste ür ver⸗ langen darin, daß jede Frau, die keines Verbrechens eefibe worden, das Recht haben solle, bei den Parlaments⸗Wahlen mitzustimmen, daß diese Wahlen durch geheime Abstimmung gr⸗ schehen, die Parlamente nicht läͤnger als ein Jahr dalefa e Eigenthums⸗Qualisicationen ausgehoben und den Feelaaesda. it⸗ aliedern Remunerationen fuͤr ihre Muͤhe bewilligt werden so ten. Graf Stanhope sprach sodann sehr weitlaͤuftig seine Meinung über die in den Bittschriften verlangten wichtigen Gegenstaͤnde

zuruͤck.

eingenommen,

worauf Lord Brougham, in einem ernsteren Tone als

ge sich, gegen das Ministerium sprach und mit großem

sewoͤhrnt

Nachdruck und bitteren Sarkasmen die jetzige Stellung dessel ben als höcsst unwuͤrdig schilderte. Lord Melbourne aͤußerte sein Mißfallen uͤber diese nutzlosen Diskusstonen, diese bloßen Redeuͤbungen, und meinte, sie seyen eine Abweichnng von dem alten und vernuͤnftigeren Parlaments⸗Gebrauche, der im Allge⸗ meinen diejenigen, die eine Petition uͤberreichten, darauf be⸗ schraͤnkt habe, die Gegenstaͤnde der Petition und einen damit verknuͤpften bemerkenswerthen Umstand, wie etwa die besondere Acht⸗ barkeit der Versammlung, in der die Bittschrift angenommen worden oder die Unterschriften derselben, hervorzuheben. Auch der Herzog von Wellington sprach sein Bedauern daruͤber aus, daß Graf Stanhope sich so weitlaͤuftig uͤber die angeblichen Ursachen jener Beschwerden und ihre gegenwaͤrtigen und kuͤnf⸗ tigen Folgen ausgelassen habe, ohne irgend eine Maßregel, wie etwa die Aufhebung des Armen⸗Gesetzes, vorzuschlagen, oder einen bestimmten Vorschlag zur Entwerfung eines neuen oder zur Aufhebung eines alten Gesetzes zu machen. Wenn der edle Graf dergleichen Vorschlaͤge mache und das Haus schenke ihm keine Aufmerksamkeit, so koͤnnte man es einigermaßen entschul⸗ digen, daß er eine Rede halte; aber er sey eines solchen Geistes, wie sein edler Freund, voͤllig unwuͤrdig, eine Aufregung der Art hervorbringen zu wollen, wie sie durch seine Reden offenbar erzeugt werden muͤsse. Lord Stanhope erwiederte: „Die beste Antwort, die ich auf die Herausforderung des edlen Her⸗ zogs, daß ich die von mir erwähnten Gegenstaͤnde (namentlich eine Abaͤnderung des neuen Armen⸗Gesetzes, dessen heftigster Gegner bekanntlich Graf Stanhope ist, waͤhrend die Haͤupter seiner Partei, der Herzog von Wellington und Sir R. Peel, dasselbe jetzt angelegentlich in Schutz nehmen) in Form einer Motion oder Bill vorbringen moͤchte, kann ich durch eine mi⸗ litairische Anekdote geben. Ein Franzoͤsischer General, so er— zaͤhlt man, der von einem unruͤhmlichen Feldzuge heimkehrte, wurde von seinem Souverain Ludwig XIV. mit Erstaunen ge⸗ fragt, warum er den feindlichen General in der Schlacht nicht gefangen genommen, worauf er antwortete: Sire, wenn ich das

versucht haͤtte, so wuͤrde er mich gefangen genommen haben. Ich bringe keine solche Maßregel ein, weil ich keine Aussicht auf Erfolg habe, und weil dann der

So steht es auch mit mir.

edle Herzog ohne Zweifel uͤber meine Niederlage triumphiren wuͤrde. Lieber will ich bessere Zeiten abwarten und, meiner eigenen Taktik folgend, mich einer solchen Niederlage nicht aus⸗ setzen. So viel aber kann ich sagen, daß, wenn die Bill, welche

gern oder ausdehnen soll, aus dem anderen Hause hierher ge⸗ langt, ich auf Abstimmung daruͤber dringen werde, und sollte ich auch ganz allein dastehen.“

Unterhaus. Sitzung vom 25. Juni. Nachdem meh⸗ rere Bittschriften vorgelegt worden waren, zeigte Lord John Russell an, daß er am Donnerstag die erste Lesung der Bier⸗ Bill und dann die Vorlegung des Berichts uͤber das Unter⸗ richts-Votum beantragen werde. Am Freitag werde die Bill uͤber die Untersuchung der Wahl⸗Petitionen von Sir Robert Peel die erste Lesung erhalten, und wenn dies nicht zu viel Zeit wegnehme, so werde er dann auf die weitere Erwaͤgung der Bill uͤber die Irlaͤndischen Munizipal⸗Corporationen antragen.

Es wuͤrde gut seyn, fuͤgte der Minister hinzu, wenn der edle Lord gegenuͤber

Lord Stanley) das Haus davon in Kenntniß setzen wollte, ob das Haus bei der Einbringung des Berichts uͤber das Unterrichts⸗Votum noch einmal zur Abstimmung daruͤber aufgefor⸗

dert werden solle. Lord Stanleyerwiederte, er koͤnne kaum glauben,

daß das Ministerium bei einer so siegreichen Majoritaͤt (lauter Beifall und Gelaͤchter) noch auf seinem Unterrichts⸗Votum be⸗ harren werde. Es thne ihm leid, daß er in diesem Augenblick die Frage des edlen Lords nicht beantworten koͤnne, doch werde dies morgen bestimmt geschehen. Hierauf folgte die bereits er⸗

waͤhnte Debatte uͤber die von Herrn Ward vorgeschlagenen Resolutionen in Bezug auf den Verkauf wuͤstliegender Läͤndereien

in den Britischen Kolonieen, nicht, wie gestern berichtet worden, in Großbritanien und Irland, um aus dem Erloͤs die Auswanderung zu befoͤrdern. Da indeß Herr Labouchere, ohne das Wesent⸗ liche dieser Vorschlaͤge zu tadeln, doch der Meinung war, daß eine solche Maßregel fuͤglicher dem Ministerium zu uͤberlassen waͤre, so nahm der Antragsteller am Ende seine Resolutionen wieder

London, 26. Juni Ueber den Stand der Dinge im Orient aͤußert sich die Morning Chroniecle, welche in ihren Artikeln uͤber die auswaͤrtigen Angelegenheiten immer noch fuͤr das Organ des Ministeriums gilt, folgendermaßen: „Als Meh⸗ med Ali den Europaͤischen Konsuln zu Alexandrien seinen Ent⸗ schluß ankuͤndigte, sich -ꝛnabhaͤngig erklaͤren zu wollen, erwie⸗

derten England, Frankriich, Oesterreich und, wie wir glauben,

auch Rußland, daß sie ihrerseits entschlossen seyen, den Status quo aufrecht zu erhalten Der Pascha wurde dadurch bewogen,

seinen Plan aufzuschieber, jedoch nicht, darauf Verzicht zu lei⸗ 1 2 (Buckinghamhouse nahmen die beiden Damen wahr, daß der

sten. Seit diesem Augenblick war keine Buͤrgschaft mehr für die Bewahrung des Friedens im Orient vorhanden. Der Sultan, der sich uͤberzeugte fuͤhlte, daß der Pascha

nur nach einer guͤnstigen Gelegenheit suche, um aus seinem

Unterthaͤnigkeits⸗Verhätniß herauszutreten, lieh natuͤrlich dem Antriebe seiner eigenen Leidenschaft und dem Zureden eigennuͤtziger Rathgeber in bereitwilliges Ohr, und keine Re⸗ gierung in Europa konnte sich durch die Nachricht von der dro⸗ henden Stellung, die sene Armee an der Syrischen Graͤnze uͤberrasch sinden. Das Benehmen und die eingestandene Absicht Nehmed Ali's gaben dieser Bewegung der Tuͤrkischen Armee mhr den Charakter der Vertheidigung als des Angriffs. So roß nun auch die Schwierigkeit ist,

welche der jetzige Stand der Orientalischen Frage darbietet, so

gestehen wir doch, daß vir uns daruͤber keine Sorge machen. Wenn man diese Schvierigkeit nur richtig zu benutzen weiß, so wird sie der Unversehrtheit des Tuͤrkischen Reichs und dem kuͤnftigen Freden Europa's zum Heil dienen. Hat bereits eine Kollsion zwischen der Tuͤrkischen und der Aegyptischen Armee stattgefunden oder sollte es dazu kommen, so muͤssen die goßen Curopaͤischen Maͤchte einschreiten, um weiteren Feindseligkenn Einhalt zu thun. Die Tuͤrkei ist nicht im Stande, Mehmo Ali zu unterjochen, und diesem darf man nicht gestatten, die duͤrkei zu unterjochen. Es sind uns zwar naͤhere Angaben uͤhr den und uͤber ihre Staͤrke imVergleich zu der des Pascha's zu Ge⸗ sicht gekommen, aus deng mit Zuversicht auf Ibrahim s Nie⸗ derlage gerechnet wird; ger diese Angaben ruͤhren aus einer, wenn auch talentvollen, och parteiischen Feder her, und wir sind darum nicht wenig: zuversichtlich von dem Gegentheil uͤberzeugt. Wir hegen ach nicht den mindesten Zweifel, daß ein Fülsc aetelg bei Lir das Ungluͤck von K nieh erneuern wuͤrde, und wir wollen )Hoffen, daß die Ereignisse unsere Er⸗ wartung nicht schon bestägt haben. Mag dies nun der Fall

dere ist, gls der Besitz von Syrien befindet.

ustand der Tuͤrkischen Armee

seyn oder nicht, in der Politik der Europäͤischen Maͤchte

darf deshalb keine Veraͤnderung vorgehen. Sie muͤssen einschrei⸗ ten, um den Frieden zu erhalten oder um ihn wiederherzustel⸗ len, wenn er schon gebrochen ist. Es ist jedoch klar, daß sie dabei nicht stehen bleiben koͤnnen. Der Status quo auf seiner fruͤheren Grundlage bietet keine Buͤrgschaft fuͤr die Erhaltung des Friedens dar. Die Tuͤrkei ist damit unzufrieden, Mehmed Ali ebenfalls. Er kann jedenfalls auch denjenigen Europaͤischen Maͤchten nicht genuͤgen, denen die Unversehrtheit des Ottoma⸗ nischen Reichs am Herzen liegt. Einen solchen Zustand der Dinge wiederherstellen, hieße, das Uebel nur aufschieben, nicht beseitigen. Es scheint uns unmoͤglich, zu einer Erledigung der Frage zwischen der Tuͤrkei und Aegypten zu gelangen, ohne daß beide Theile von ihren Forderungen etwas aufgeben. Meh⸗ med Ali verlangt die Anerkennung seiner Unabhaͤngig⸗ keit als Beherrscher von Aegypten und Syrien. Der Sultan dagegen will sich, wie es scheint, durch nichts Anderes zufrieden stellen lassen, als durch die Ruͤckkehr des Pa⸗ scha's in ein solches Vasallen⸗Verhaͤltniß, durch welches der Vertrag von Kiutajah so gut als aufgehoben seyn wuͤrde. Nun braucht kaum gesagt zu werden, daß es unmoͤglich seyn wuͤrde, in die uͤbertriebene Forderung, Mehmed Ali's zu willigen. Wenn der Paschn sich unabhaͤngig erklaͤrt, wer koͤnnte dann dem Sultan verbieten, sich seine Souverainetaät mit Huͤlfe der un⸗ heilvollen Unterstuͤtzung einer Russischen Armee wieder zu errin⸗ gen? Wir koͤnnen also so wenig die Unabhaͤngigkeit des Pa⸗ scha's anerkennen, daß derselbe vielmehr in jeder Europaͤischen Macht, die nicht eine Russische Flotte im Bosporus und eine Rus⸗ sische Armee in Konstantinopelsehen will, einen Feind zu gewaͤrtigen hat. Andererseits waͤre es offenbar unangemessen und vielleicht sogar nicht ganz gerecht, wenn die Europaͤischen Maͤchte den Sultan in sei⸗ nem Unternehmen gegen Mehmed Ali anfmuntern wollten. Waͤre er stark genug, um ohne Unterstuͤtzung seine unumschraͤnkte Herrschaft uͤber Aegypten wieder zu erlangen, so moͤchte man ihn immerhin gewaͤhren lassen. In solchem Fall wuͤrde gewiß keine Euro⸗ paͤische Macht ihn daran zu hindern suchen. Aber er ist nicht stark genug dazu, und wir halten es eben so wenig fuͤr wahrschein⸗ lich, daß er es jemals seyn wird. Er mag wohl drohen, aber er mag einen Versuch machen, und er wird gewiß geschlagen werden. So erschoͤpft er durch seine Anstrengungen die Huͤlfs⸗ quellen und verzoͤgert auf unbestimmte Zeit die Civilisation und die Verbesserung beider Theile seines Reichs. Ist dies ein

die Macht jener Diktatoren (der Armen⸗Kommissarien) verlaͤn⸗ Zustand der Dinge, der laͤnger geduldet werden darf? Ein Je⸗

der, der den Gang der Angelegenheiten im Orient aufmerksam beobachtet hat, muß wissen, daß die Hauptquelle der Zwistig⸗ keiten zwischen Mehmed Ali und dem Sultan keine an⸗ Umstand, daß der Erstere sich im So lange er dies besitzt, kann man nicht fuͤglich erwarten, daß die Tuͤrkei einer Armee an der Graͤnze, als Buͤrgschaft gegen die weitere Ausdehnung sei⸗ ner ehrgeizigen Plaͤne, entbehren kann. Und so lange eine Tuͤrkische Armee an der Syrischen Gräͤnze steht, wird auch eine Aegyptische Streitmacht bei der Hand seyn, um sich ihr entgegenzustellen. Die Folgen eines solchen Zustandes der Dinge liegen vor uns, wir sehen sie in der taͤglichen, ja fast stuͤndlichen Unsicherheit, welcher der Weltfrieden jetzt ausgesetzt ist. Deshalb sind wir uͤberzeugt, daß, wenn Mehmed Ali nicht dahin gebracht werden kann, auf Syrien Verzicht zu leisten, keine Moöͤglichkeit vorhanden ist, irgendwie eine dauerhafte Erledigung der Orientalischen Frage zu be⸗ werkstelligen. Eine Entschaͤdigung fuͤr dieses Zugestaͤndniß, wenn wir es als solches betrachten muͤssen duͤrfte sich darin finden, daß man dem Sohne Mehmed Ali's die Nach⸗ folge in dem Paschalik Aegypten garantirte. Der eingestandene Zweck aller Unternehmungen Mehmed Ali's ist, seine Macht in seiner Familie erblich zu machen, und es scheint kein zureichen⸗

der Grund vorhanden zu seyn, warum man ihm die Erfuͤllung

dieses natuͤrlichen Ehrgeizes nicht bedingungsweise sichern sollte. Es scheint dies, wo nicht die einzige, so doch gewiß die beste Buͤrgschaft fuͤr die Aufrechterhaltung des Friedens in der Le⸗ vante und der Unversehrtheit des Ottomanischen Gebiets darzu⸗ bieten. Und so wuͤrde dieses hochwichtige Ziel auf Kosten keiner der Europaͤischen Maͤchte erreicht werden.“

Es ist auf's neue ein Umstand vorgefallen, welcher das gespannte Verhaͤltniß zwischen der Koͤnigin und den Tories in ein helles Licht stellt. Die Koͤnigin ist bekanntlich eine große Freundin der Reituͤbungen, weshalb das Parlament auch 70,000 Pfund fuͤr Errichtung einer Koͤnigl. Reitschule zu Wind⸗ sor bewilligt hat. Bei dem letzten Wettrennen zu Ascott hoͤrte man beim Erscheinen der Koͤnigin einiges Pfeifen und Zischen, und es ging das Geruͤcht, daß diese loyalitaͤtswidrigen Laute von der Herzogin von Montrose und Lady Sarah Ingestrie, zwei Tory⸗Damen, ausgegangen seyen. Dies wurde von diesen Damen schriftlich fuͤr boͤswillige Verleumdung erklaͤrt, die man der Lady Litchfield, einer Whigdame, zuschrieb. Damit schien die Sache ein Ende zu haben, aber auf dem letzten Ball zu

nachtheilige Eindruck bei der Koͤnigin noch nicht ganz gewichen sey. Die Herzogin verlangte hierauf eine Audienz von der Koͤ⸗ nigin, erhielt aber nach zweistuͤndigem Warten vom Oberhof⸗ meister, Grafen von Uxbridge, den Bescheid, sie koͤnne keine Audienz erhalten, da nur Pairs oder Pairinnen auf diesen Vor⸗ zug Anspruch machen duͤrften. Die Herzogin bestand darauf, daß Graf Uxbridge ihre Vorstellungen zu Papier nehmen sollte, die er auch sogleich der Koͤnigin mitzutheilen versprach. Der Herzog von Montrose hat sich nun vorbehalten, eine direkte Korrespondenz uͤber diesen Gegenstand mit Lord Melbourne zu eroͤffnen. 3 Graf Pozzo di Borgo ist gestern mit seiner ganzen Fami⸗

weilen die Botschafts⸗Geschaͤfte.

besuchte am Freitage sämmtliche hier befindliche fremde Bot⸗

genossen, als

lassen wurde, spaͤter nach dem Sturze seines Gebieters Theolo⸗ gie studirte und in Philadelphia predigte, zuletzt aber wieder

eine Anstellung auf Hayti erhielt, ist im Februar zu Port⸗au⸗ Prince gestorben.

*

rin dieser ihm anzeigt, daß er in zehn oder zwoͤlf Tagen in Dublin seyn werde, um wieder den

halten. In England ist der Geist der religi 8 18 * E“

2

religioͤsen Bigotterie wie⸗

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1“

der sehr lebendig, und dieser Geist wird leicht uͤbermuͤthig und

Operationen mit einander zu verbinden.

lie nach Paris abgereist. Herr von Kisselew verwaltet 18

Der außerordentliche Gesandte von Persien, Hussein Chan,

schafter und Gesandte; am Tage vorher hatte er eine Unter⸗-

redung mit Lord Palmerston. 2 . Der Lerd Hzsse tsr von Hayti, Prince Saunders, ein in Vermont geborner Farbiger, der eine gute Erziehung Gesandter des Koͤnigs Christoph in England sehr beliebt war und selbst beim Prinzen⸗Regenten zur Tafel zugek,.

Der Secretair des Praͤkursoren⸗Vereins zu Dublin hat vorgestern ein Schreiben von Herrn O'Connell empfangen,

orsitz in den Versammae. lungen dieses Vereins zu fuͤhren. „Bis dahin“, fuͤgt er hinzu, „muͤssen Sie Ihre gewoͤhnlichen oͤffentlichen Versammlungen

richtet immer mehr Unheil an, wenn man ihm nachgiebt oder sich ihm nicht widersetzt.“

Von Lissabon hat das Dampfboot „Tagus“ Nachrichten bis zum 18ten d. gebracht. Es waren dort Berichte aus Para vom 6. Mai angekommen, nach welchen man daselbst im Be⸗ griff war, einen Truppen⸗Transport von 200 Mann nach Ma⸗ ranham abgehen zu lassen, um die Unruhen zu daͤmpfen, welche im Innern dieser Provinz entstanden waren; die Mannschaft, die man aus dem Hauptorte der Provinz gegen die Meuterer abgeschickt hatte, war zuruͤckgeschlagen worden. Dieses letzteren Umstandes erwaͤhnen inzwischen die mit dem Schiffe „Rapid“ direkt aus Maranham gekommenen Berichte nicht, wohl aber melden sie, daß man die Rebellen dort täͤglich erwarte, auch daß die Sklaven⸗Bevoͤlkerung fuͤr sie sehr guͤnstig gestimmt sey und wahrscheinlich gemeinschaftliche Sache mit ihnen machen werde. Die Boͤte der dort stationirten Schiffe „Victory“ und „Cham⸗ pion“ waren in Bereitschaft, um die zu Maranham ansaͤssigen Kaufleute aufzunehmen, im Fall die Rebellen sich dieses Platzes bemaͤchtigen sollten. In den Portugiesischen Cortes haben die Minister endlich durch eine Majorjtaͤt von 60 gegen 37 Stimmen in Gestalt eines Vertrauens⸗Votums die Ermaͤchti⸗ gung erhalten, eine Anleihe von 1400 Contos zu negozitren, um die Staats⸗Beduͤrfnisse des laufenden Jahres zu bestreiten. Zur Aufbringung der Summe wurde dem Finanz⸗Minister gestattet, entweder Schatzkammerscheine auszugeben oder die bis zum 30sten d. M. faͤlligen Zehnten zu verpfaͤnden, oder auch beide

das Ministerium demnaͤchst seinen Plan wegen der ruͤckstaͤndigen Dividenden der auslaͤndischen Schuld vorbringen werde. Die Truppen der Koͤnigin hatten in Algarbien wieder einige Gue⸗

rillas aufgehoben und sogleich erschossen. In Porto wird noch immer General Maecdonald, der nach dem General Bourmont die Miguelistische Armee befehligte und kuͤrzlich wieder unter ausgelaufenen Schiffe aus Eisen, Steinkohlen, Fensterglas, Kry⸗ stallen, Wagen, Stuͤhlen, Moͤbeln, Papier und anderen Erzeug⸗ nissen der Bruͤsseler Industrie.

dem Namen von Richard Mowbray nach Portugal kam, gefan⸗ gen gehalten. Er steht im Verdacht, im Einverstuaͤndnisse mit Dom Miguel damit umzugehen, in der Provinz des Minho eine Guerilla⸗ Bande zu organisiren. Auch ist ein General Campbell, wie man sagt, in der naͤmlichen Absicht nach Algarbien abgegangen. Es sind Instructionen an die Ortsbehoͤrden erlassen worden,

ihn zu verhoͤren, indem die Regierung benachrichtigt worden, kohlen aus.

daß Dom Miguel, sobald seine Angelegenheiten in Portugal eine guͤnstigere Wendung naͤhmen, von einer Italiaänischen Macht eine Unterstuͤtzung von zwei bemannten Fregatten und 4000 Mann Truppen erhalten solle. Von der andern Seite hieß es,

daß Don Carlos an der Nordgraͤnze ein Truppen⸗Corps in

Bereitschaft halte, um in Uebereinstimmung damit zu agiren, wenn die Umstaͤnde es erforderlich machen sollten. Vier ver⸗ daͤchtige Personen, als Offiziere gekleidet und bewaffnet, ließen sich kuͤrzlich an der Graͤnze bei Loivos blicken und schienen zu rekognosziren. Der junge Remeschido wollte sich nach Rom zu Dom Miguel begeben, um sich dort von seinen Wunden zu hei⸗ len. Der Herzog von Nemours, der am 11ten d. M. in Cadix angekommen war, wurde in Lissabon erwartet, und es hieß, er werde von da eine Reise nach London machen.

Im Laufe des Avprils ist zwischen Herrn Martinez von

Seiten Mexiko's und Herrn Forsyth von Seiten der Ver⸗ einigten Staaten eine Convention zu Stande gekommen, deren Ratificationen jedoch vor 1840 nicht stattfinden koͤnnen, da der Kongreß erst im Dezember zusammentritt. Es soll eine gemischte Kommission, drei Monate nach der Ratification, auf anderthalb Jahre zu Washington niedergesetzt werden, um uͤber alle Forderungen Nord⸗Amerikanischer Buͤrger zu entscheiden. Gleich nach der Entscheidung soll die Mexikanische Regierung Obligationen ausstellen, die 8 pCt. Zinsen tragen, bis das Ka⸗ pital an die Reklamanten entrichtet ist und in den Mexikani⸗ schen Zollstaͤtten ganz oder bei groͤßeren Quantitaͤten zur Haͤlfte an Zahlungsstatt genommen werden sollen.

Die Nachricht von einer Niederlage der Franzosen vor Buenos⸗Ayres hat sich bis jetzt nicht bestaͤtigt; indeß will ein hiesiges Blatt wissen, daß die Franzosen das Staͤdtchen Ro⸗ sario, am Eingange des La Plata⸗Stroms, angegriffen und zer⸗ stoͤrt haͤtten. Der Franzoͤsische Admiral hatte durch ein Cirku⸗ lar an die Besehlshaber der verschiedenen fremden Stationen die Blokade auf alle Kuͤsten der Argentinischen Republik aus⸗ gedehnt. Der Brasilianische Admiral Grenfell soll erklaͤrt ha⸗ ben, er werde sich die Wegnahme eines Brasilianischen Schiffes an der Patagonischen Kuͤste nicht gefallen lassen.

1 DWelgien. b

Bruͤssel, 26. Juni. Der General Prisse und der Genie⸗ Oberst Jolly, die Belgischen Kommissarien zur Bestimmung der Graͤnzen, sind vorgestern nach Mastricht abgereist, um mit den Hollaͤndischen Kommissarien die vorlaͤufigen Anordnungen zu verabreden und dann die Arbeiten am Terrain sogleich zu be⸗

innen. 8 Die in Bezug auf die Absetzung des Barons von Stassart erschienene kleine Schrift hat das Motto: „L'Archéreque de Malines destitue, le Roi signe et le Ministre de Theux contresigne.“ Man sammelt jetzt Subscriptionen zu einer Medaille, die dem Herrn von Stassart zu Ehren gepraͤgt werden soll, und zwar will man dazu denselben Stempel benutzen, der zu dem Avers der Medaille gebraucht wurde, welche demselben Herrn von Stassart unter der Niederlaͤndischen Regierung bei seiner dama⸗ ligen Ungnade uͤberreicht worden war.

Auch von Mecheln traf Sonntag hier eine Deputation ein,

um Herrn von Stassart zu begruͤßen.

Der Baron von Schiervel, Gouverneur von Ostflandern, den man als den Nachfolger des Herrn von Stassart bezeichnet hat, ist gestern morgen aus Gent hier angekommen und hat sich sogieich ins Ministerium des Innern verfuͤgt, wo er mit Herrn de Theux eine Unterredung hatte.

Die Haarlemsche Couranr enthaͤlt ein Schreiben aus Bruͤssel uͤber die Stassartsche Angelegenheit, worin es heißt: „Als vor zwei Jahren unter den Belgischen Freimaurern eine

paltung zum Ausbruch kam und man fuͤrchtete, daß ein Theil von ihnen sich den Franzoͤsischen anschließen moͤchte, stellte sich Herr Stassart, auf die Einladung des Koͤnigs Leopold, an iyre Spitze, und saͤmmtliche Beamte des Hoses, den Prediger selbst nicht ausgenommen, ließen sich in diese Gesellschaft aufnehmen. Seitdem ist die bekannte Excommunication erschienen, und der Koͤnig ist mehreremale zum Widerruf aufgefordert worden; bisher war seine Antwort ausweichend. Es existirt ein Brief des Bischofs von Luͤttich an Herrn von Stassart, worin der Letztere den Rath bekommt, seine Freimaurer⸗Wuͤrden nieder⸗ zulegen, wenn er Praͤsident des Senats bleiben wolle. Auf seine abschlaͤgliche Antwort ist Herr von Stassart nicht wieder⸗ erwaͤhlt worden. So kam derselbe zu einem Ruhm, den seine besten ö diche eezang hätten, wenn dies Alles nicht 8- 1 8 gefa üe. 8 haas eaiea nl zwischen der liberalen üs der

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Man glaubte, daß uͤber den See⸗Kanal von Willebroeck 164 Schiffe, worunter 5 aus der See, in die Bassins von Bruͤssel eingelaufen; sie hatten

1““ ““ 4 8 8 klerokratischen Partei in Belgien hat begonnen, und man er⸗

wartet jetzt das Erscheinen einer Menge von Pamphlets, aus denen hervorgehen soll, daß der Koͤnig weiter nichts ist, als der Diener des Erzbischofs von Mecheln.“

Der General Baron van der Smissen, welcher 1821 zu Antwerpen kommandirte und in die Gregoiresche Verschwoͤrung verwickelt war, ist hier angekommen, um die Aufhebung des in contumaciam gegen ihn ergangenen Erkenntnisses zu bewirken.

Aus Luͤttich schreibt man: Vorgestern haben 150 Mann Infanterie von der Mastrichter Garnison von dem Dorfe Heer⸗ len (Limburg) am rechten Maaßufer Besitz genommen. Die Truppen haben sich sehr gut benommen und den Einwohnern keine Ursache zur Klage gegeben. Die Offiziere haben mit den Einwohnern fraternisirr und ihnen die Versiche⸗ rung gegeben, daß sie keine ten. Daher ist auch Alles sehr ruhig zugegangen und die Orange⸗Fahne aufgezogen worden, ohne daß die ge⸗ ringste feindselige Bewegung stattfand. Sittard wird heute be⸗ setzt werden und man hofft, daß auch hier, wie in Heerlen Alles ruhig ablaufen werde. Der Belagerungs⸗Zustand von

Mastricht soll, wie man versichert, erst nach Vollendung der

Demarcations⸗Arbeiten, die morgen beginnen sollen, aufgeho⸗ ben werden, so laͤßt sich also hoffen, daß in einigen Tagen die freie Communication zwischen der Festung und dem Belgischen Gebiet wieder hergestellt seyn wird.“

Die Schifffahrt auf den beiden Kanäͤlen, welche als Haupt⸗

Verbindungswege zu Bruͤssel dienen, hat am 19ten d. wieder

begonnen. Vom 19. bis 22. Juni einschließlich sind zu Bruͤssel

einen Gehalt von 9382 Tonnen; 114 Schiffe mit einem Gehalt von 6320 Tonnen liefen von dort aus. Die Ladungen der ein⸗ gelaufenen Schiffe bestanden vorzuͤglich aus Bauholz, Getraide, Ziegeln, Materialien, Kolonial⸗Waaren und Fischen; die der

2 In der naͤmlichen Periode sind auf dem Kanal von Charleroy 96 Schiffe mit einem Gehalt

mit einem Gehalt von 4985 Tonnen mit 1,728,000 Pfd. Stein⸗ er Gesammt⸗Gehau bei der Ein⸗ und Ausfuhr betrug 25,494 Tonnen.

Schweden und Norwegen.

Christiania, 17. Juni. (L. A. Z.) Ungeachtet der hei⸗ ßen Tage, ermuͤdet die Thaͤtigkeit des Storthings nicht. Die Sitzungen dauern in der Regel von Morgens 9 Uhr bis Nach⸗ mittags 3 Uhr mit einer halbstuͤndigen Unterbrechung in der Mittagsstunde, und werden sehr oft Abends fortgesetzt. Von der Theilnahme des Publikums zeugt die Ueberfuͤllung der geraͤumigen Galerieen mit aufmerksamen Zuhoͤrern. Das Odels⸗ thing hat den Beschluß gefaßt, daß die Bank⸗Direction den Cours bei Silbereinwechselungen, der bisher zu 110 pCt. festgesetzt wer⸗ den konnte, ferner auf 105 pCt. erniedrigen darf, und daß fer⸗ nerhin als baares Geld nur diejenige Muͤnze angesehen werden solle, welche hier im Reiche zu ganzen, halben, fuͤnftel⸗ oder fuͤnfzehntel Species, die Koͤlner Mark zu 9 ½ Silberspecies gerechnet, ausgepraͤgt ist oder werden wird, imgleichen die Daͤ⸗ nisch⸗Norwegischen, seit dem Jahre 1788 geschlagenen Silber⸗ muͤnzen. Im Storthing kam am 8. Juni das Mili⸗ tair⸗Budget zur Berathung und wurde am 12. Juni dahin erle⸗ digt, daß die jaͤhrliche Ausgabe dafuͤr mit 689,000 Spthlrn. ange⸗ setzt wurde. Mehrere von der Regierung verlangte Summen wurden entweder gar nicht bewilligt oder mehr und weniger ermaͤßigt. Dem verstaͤndigen Prinzip zu Erhoͤhung der Gehalte nach dem Verhaͤltnisse tadellos zuruͤckgelegter Dienstjahre ward in mehreren einzelnen Anschlaͤgen gehuldigt. Es erhoben sich bei den darauf bezuͤglichen Paragraphen des Budgets einige Stimmen gegen die Zweckmäͤßigkeit einer eigenen Land⸗Kadetten⸗ Akademie, indem Pastor Hesselberg, Hoͤchsten⸗Gerichts⸗Assessor Holst und der Bauer Ueland die Meinung aͤußerten, daß sich

auf derselben ein anticonstitutionneller Geist bilde, welchem jedoch

Herr Capelen widersprach, indem er in seinen fruͤhern amtlichen

Verhaͤltnissen als Aditeur die Erfahrung gemacht haͤtte, daß die

jaͤngern Offiziere an Freisinnigkeit Niemandem nachstaͤnden. In der That verwilligte das Storthing auf der einen Seite nichts zur Unterstuͤtzung derjenigen, die, ohne den Gang durch die Land Kadet⸗

Nummer aufruͤcken koͤnnten. polytechnischen Schule mit der Land Kadetten⸗Akademie ist noch nicht zur Reife gediehen. Wahl zum Storthings⸗Praͤsidenten ablehnte, fiel dieselbe auf Herrn Soͤrenssen. 13. Juni der Gegenstand der Verhandlungen. In der zum Grunde liegenden Koͤniglichen Proposition ist das gedachte Prin⸗

gaͤngig beobachtet. merkliche Abneigung zur Bewelligung der Gehalts Erhoͤhungen der Einzelnen. Die Nachrichten aus den oberen Gegenden des Landes lauten erfreulich, indem die Felder allerwaͤrts haben bestellt werden koͤnnen, und die guͤnstige Witterung zu schoͤnen berechtigt. Nur im Drontheimischen leiden die

iesen durch das Erscheinen eines den Naturforschern unbe⸗ kannten schwarzen Wurmes, welcher das Gras an der Wurzel abfrißt und dadurch ganze Strecken veroͤdet.

Deutschland.

Stuttgart, 25. Juni. (Schwaͤb. Merk.) In der Sitzung der Abgeordneten Kammer vom 25. Juni kamen meh⸗ rere abweichende Beschluͤsse der Kammer der Standesherren uͤber den Haupt⸗Finanz⸗Etat zur Berathung. Die Kommission der Abgeordneten⸗Kammer stellt den Antrag, daß die Kammer bei ihren fruͤheren Beschluͤssen beharre. Camerer erklaͤrt sich gegen die bisherige Behandlungsweise in Betreff der Etats⸗ Berathung. Es sey gegen den Cinn der Verfassung, jeden ab⸗ weichenden Beschluß der Kammer der Standesherren uͤber den Etat speziell zu berathen. v. Gmelin ist im Wesentlichen hiermit einverstanden; er ist aber auch aer en daß, wenn die Kammer der Standesherren ihre abweichende Ansicht durch etwas Wesentliches und Neues motivire, es der Wuͤrde der Kammer der Abgeordneten nicht entgegen sey, eine Berathung nochmals vorzunehmen. Knapp und von Zwergern theilen Camerer’s Ansicht. Im anderen Falle muͤßte bei jeder Differenz der Etat nochmals durchberathen werden. Die Kammer der Standesherren sey nicht berechtigt, bei Berathung des Budgets denselben Weg zu

betreten, den sie indessen bei Berathung von Gesetzen mit so EoI1I1Iq

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Reaction zu fuͤrchten haͤt⸗;

utem Erfolge betreten. Unter Anderem ist die Kam zer der tandesherren nicht einverstanden hinsichtlich der Bitte, den St ve⸗ renden der katholischen Theologie, welche in der Stadt studiren wollen, eine Geld⸗Unterstuͤtzung, wie den Studirenden der evan⸗ gelischen Theologie, auszusetzen. Auch hier veantragte die Kem⸗ mission, zu beharren, so wie sie auch dem Antrage der ersten Kam⸗ mer auf eine DBitte an die Regierung um Errichtung eines dritten Konviktes in Ellwangen nicht beizutreten vermochte. Bischof von Rottenburg, Dom⸗Dekan von Jaumann, Dekan von Muͤnch und Wocher sprachen sich fuͤr den Beschluß der ersten Kammer aus von Jaumann beantragt, die Regierung zu bitten, in Erwaͤgung zu ziehen: ob nicht durch Errichtung eines dritten Konviktes zu Ellwangen dem Mangel an katholi⸗ schen Theologen abgeholfen werden koͤnne, aber auch den Be⸗ schluß in Betreff der Stipendien festzuhalten. Teusel ist der Ansicht, daß vor Allem abgewartet werden solle, wie die Sti⸗ pendien wirken werden, ehe sich fuͤr ein drittes Konvikt entschie⸗ den wuͤrde. Die Kammer beschließt durch Zuruf, auf der Bitte um Aussetzung angemessener Stipendien (der fruͤhere Beschlaf lautete auf Portionen à 160 Fl.) zu beharren, und mit 64 ge gen 18 Stimmen die fragliche Bitte wegen Errichtung eines Konvikts in der vom Dom⸗Dekan von Jaumann modifizirten Weise an die Regierung zu bringen. 8 Stuttgart, 27. Junt. Gestern Vormittags zwischen 8 und 9 Uhr haben Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Erbprinz und die Frau Erbprinzessin von Oranien nach dem zärtlichsten Abschiede von

„der Koͤniglichen Familie und begleitet von den Segenswuͤnschen

der in großer Anzahl um das Koͤnigliche Residenzschloß versam⸗ melten Einwohner Stuttgarts die hiesige Stadt verlassen, um die Reise nach dem Haag anzutreten. Das hiesige buͤrgerliche Schuͤtzen⸗Corps war, seiner Bitte gemaͤß, vor dem Residenz⸗ schlosse in Spalier aufgestellt, und die Stadtgarde zu Pferd hatte die Ehre, die hohen Neuvermaͤhlten bis zur Gränze ves hiesigen Weichbildes zu geleiten. Se. Majestaͤt der Koͤnig be⸗ gleiteten Hoͤchstdieselben bis Ludwigsburg. Sechsundsiebzigste Sitzung der Kammer der Abgeord neten vom 26. Juni. Nach einer Note der Kammer de

em Standesherren, betreffend ihre Beschluͤsse uͤber die Restverwal⸗ von 4896 Tonnen angekommen; sie brachten 1,726,000 Pfund tung, hat dieselbe die 300,000 Fl. fuͤr die Errichtung ven

Steinkohlen. Auf dem Kanal von Willebroeck liefen 98 Schiffe

Straf⸗Anstalten fuͤr die naͤchste Finanz⸗Periobe zu verwilligen noch nicht fuͤr nothwendig erkannt, dagegen aber die 170,990 Fl. zu Errichtung eines Kunst⸗Anstalt⸗Gebaͤudes verwilligt. Aus den Resultaten der heutigen Sitzung heben wir noch aus, daß die Kammer die 170,000 Fl. fuͤr das Kunstgebaͤude verwilligte,

und daß nach einem Vortrage des Geheimen Raths von Her⸗

degen die beschlossenen Steuer⸗Ermaͤßigungen die hoͤchste Ge⸗ nehmigung erhalten, und daß an der ordentlichen direkten Staatssteuer jaͤhrlich Viermalhunderttausend Gulden nachge⸗ lassen werden sollen. 8 Dresden, 29. Juni. Ueber die am 6. Juli d. J. hier stattfindende Reformations⸗Jubelfeier, ist von Seiten des Stadtraths ein ausfuͤhrliches Programm bekannt gemacht wor⸗ den. Der Tag wird durch drei Kanonen⸗Salven, eine Reveille der Garnison und Kommunalgarde, Glockengelaͤute und Gesaͤng von den Thuͤrmen eroͤffnet. In den evangelischen Kirchen, wo⸗ hin sich die Eingeladenen in feierlichen Zuͤgen begeben, wire nach der Predigt ein Tedeum gesungen. Besonders solenn wied der Gottesdienst in der Kreuzkirche seyn, wohin sich der Me gistrat in Prozession aus dem Rathhause begiebt. Abends wir von der Koͤniglichen Kapelle und vielen vereinigten Chören un Saͤngern in der Neustaͤdtischen Kirche die „Schoͤpfung“ von Haydn aufgefuͤhrt und spaͤter wird eine große allgemeine Iͦlln⸗ mination stattfinden. 1b

Frankfurt a. M., 28. Juni. Die hiesigen Blätter ent⸗ halten folgenden offiziellen Artikel: „Nachdem die Beitritis Urkunde, welche am 19. April l. J. zu London einerseits von den Bevollmaͤchtigten des Deutschen Bundes und anderers von jenen der Hoͤfe von Belgien, Frankreich, Großbritanien, den Niederlanden, Oesterreich, Preußen und Rußland unter⸗ zeichnet, und worin die Zustimmung und der Beätritt des Bun des zu den das Großherzogthum Luxemburg betreffenden Arti keln der am 19. April zwischen den ebengenannten sieben Hoöͤfen zu London geschlossenen Vertraͤge erklaͤrt worden ist, die Geneh⸗

ten⸗Akademie gemacht zu haben, das Offfziers⸗Examen gluͤcklich be⸗ standen hatten, auf der andern Seite aber 3000 Spthle. fuͤr die auf derselben gebildete Juͤnglinge, welche als supernumerare Se⸗ conde⸗Lieutenants angestellt wuͤrden, bis sie in die wirkliche Ein Plan zur Verbindung einer

Da Probst Riddervold die erneuerte Das Budget des Civil⸗Etats ist seit dem

zip der mit den Dienstjahren steigenden Gehalte nicht burch⸗ Daher aͤußerte sich auch im Storthing eine

migung saͤmmtlicher kontrahirenden Theile erhalten hat, so sind die im Namen des Bundes ausgefertigten Ratificationen dieser Beitritts Urkunde am EFten laufenden Monats zu London gegen die diesfaͤlligen Ratificationen der vorbenannten Maͤchte ausge⸗ 8 V wechselt, und letztere Dokumente der Bundes Versammlung von dem Präaͤsidium in der Sitzung vom 20sten laufenden Monates uͤbergeben worden. Auch wurde der Bundes⸗Versammlung von der Absicht Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der Belgier, einen diplo⸗ matischen Agenten hoͤhern Ranges bei dem Deufschen Bund zu akkroditiren, Kenntniß gegeben, und der praͤsidirende Hetr Gesandte hierauf ermaͤchtigt, das ihm in diesem Betreff zuge⸗ kommene Schreiben des Koͤniglich Belgischen Ministers auswaͤrtigen Angelegenheiten auf eine verbindl che und der Ab⸗ sicht Sr. Majestaͤt entsprechende Weise zu beantworten. Frankfurt a. M, 28. Juni Die Nachrichten aus dem Bade Ems uͤber das Befinden Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prin⸗ zen Wilhelm von Preußen, Sohn Sr. Majestaͤt des Koͤntgs, lauten, wie man vernimmt, sehr befriedigend.

Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Kurfuͤrstin von Hessen ver⸗ weilt, so viel uns bekannt, noch in Wiesbaden und duͤrfte da⸗ selbst den Besuch des jetzt in dem Kreise der Herzoglich Nas⸗ sauischen Familte verweilenden Erbprinzen und der Erbprin⸗ zessin von Oranien empfangen haben.

In den letzten Tagen kam der Koͤnigl. Belgische Ge⸗ schaͤftstraͤger am Koͤnigl. Preußischen Hofe, Capitain Beaulteu, auf der Ruͤckreise nach Berlin hier an und stattete bei meh⸗ reren Diplomaten Besuche ab. . 8

Dem Vernehmen nach, hat sich der Kaiserl. Russische Ge⸗ neral der Kavallerie, Graf von Witt, von hier vorerst nach Karls⸗ bad begeben und soll von da abermals hierher zuruͤckkommen. Der Kaiserl. Russische Vice⸗Aodmtral von Luͤrke ist aus Holland in Ems angekommen.

8 Gastvorstellungen der Fraͤulein Charlotte pon Hagn auf der hiesigen Buͤhne erregen die Theilnahme aller Kunst⸗ freunde; die ausgezeichnete chauspielerin hat gestern Abend in der Rolle der Schwaͤbin in Castelli's Stuͤck allgemeinen Beifall geaͤrndtet. Man hofft und wuͤnscht, sie moͤge, nach Be⸗ endigung des ersten Cyclus ihrer Gastrollen, sich entschließen, uns noch einen zwelten zu gewaͤhren.

Schweiz. 188 8 Zuͤrich, 23. Juni. (Schw. M.) Der Sturm, der unser Staatsschiff zu Anfang dieses Jahres so heftig hin⸗ und her schleuderte, naͤhert sich, wie man jetzt zu glauben berechtigt ist, seiner vöͤlligen Beruhigung. Der große Rath tritt morgen zu⸗ sammen, und wird wohl die Maßregeln, die er zu fassen hot, so fassen, daß alle Einrichtungen, und was man sonst im