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zusehen. Der Admiral ist dagegen zum Be ehlshaber unserer See⸗Streitkraͤfte in der Levante ernannt worden.“ Ehe der Marschall Soult seinem muthmaßlichen Erben diesen Gesandt⸗ schaftsposten uͤbertrug, hatte das Ministerium denselben Herrn Guizot angeboten. Allein der Chef der Doktrinaire hatte keine Lust, durch seine Entfernung Herrn Thiers das Feld G 5 Kammer zu raͤumen. Indeß wollte er nicht den wahren Sw seiner Weigerung angeben, und erklaͤrte sich bereit, sich I nach Konstantinopel zu begeben, wenn man mit b Mission einen Kongreß aller Großmaͤchte beabsichtige. 1- 1““ hierauf aber nur unbestimmte Versicherungen ertheilte, er ärte er, daß er das ihm gemachte Erbieten nicht e vin werde. Man schreibt aus Toulon vom 27sten v. M.: „In un⸗ serem Hafen wird Alles aufgeboten, um die Schiffe, welche zur Verstaͤrkung unserer Geschwader in der Levante und an der Spanischen Kuͤste dienen sollen, schleunigst auszuruͤsten. W werden indessen genoͤthigt seyn, auf die Ruͤckkehr unserer Schiffe aus Mexiko zu e noͤthige Bemannung fuͤr die m oer Schiffe zu ha . S Ieper vom 29sten v. M. meldet als Ge⸗ rüͤcht, daß einige Individuen, die bei den Ereignissen vom 12. und 13. Mai kompromittirt waren, durch Dieppe gekommen sind, und sich am Bord eines Kohlenschiffes nach England ein⸗ geschifft haben. 808ꝙDer Papst hat dem Marschall Valse, in Betracht des Ei⸗ fers, den er fuͤr die Religion und fuͤr die Person des Bischofs von Algier an den Tag legt, ein Geschenk mit einer Mosaik⸗Tisch⸗ platte gemacht, die von selten schoͤner Arbeit und von großem Werthe ist.

Herrn Alphons Royer, der kuͤrzlich in der „Revue de Paris“ eine Biographie des Sultan Mahmud mitgetheilt hatte, ist von diesem dafuͤr eine kostbare, mit Diamanten besetzte Ta⸗

iere zugestellt worden.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 1. Juli. Der Erzbischof von Canterbury trug auf eine Adresse an, in welcher Ihre Majestaͤt ersucht werden sollte, dem Hause Abschriften der Schatzkammer⸗Protokolle vom 30. August 1833, vom 2. Maͤrz 1834 und vom 5. Juli 1838, welche sich auf die Verwendung gewisser Summen beziehen, die vom Parlamente zu Unterrichtszwecken bewilligt worden sind, desgleichen eine Abschrift des Geheimeraths⸗ Befehls, der einen Ausschuß des Geheimen⸗Raths mit der Verwendung die⸗ ser Bewilligungen beauftragt, und endlich auch die Abschriften der Berichte dieses Ausschusses vorlegen zu lassen. Dabei zeigte der genannte Praͤlat an, daß er am naͤchsten Freitage eine Mo⸗ tion uͤber den Gegenstand machen werde, worauf sich diese Do⸗ kumente bezoͤgen. Die Adresse wurde unter großem Beifall be⸗ schlossen. An der Tagesordnung war hierauf die zweite Ver⸗ lesung der Jamaika⸗Bill, auf welche Lord Normanby antrug. Der Kolonial⸗Minister schilderte das Verfahren des Versamm⸗ lungshauses von Jamaika in den lebhaftesten Farben als selbstisch und despotisch.

„Ich kann“, sagte er unter Anderem, „mit um so genauerer Sach⸗ kenntmiß von dieser Angelegenheit sprechen, da ich (als Graf Mul⸗ grave) längere Zeit Gouverneur von Jamaika war. So bezeuge ich denn, daß zwischen der Neger⸗Bevölkerung und dem Versammlungs⸗ hause kein befreundeter Geist herrscht, und daß das letztere, von dem dies doch allein abhängt, nichts gethan hat, um eine solche Freund⸗ schaft zu begründen. Die eigentliche hier vorliegende Frage ist einzig und allein die: Hatte das Parlament das Recht, die Gefängniß⸗Bill für Jamaika anzunehmen oder nicht? Und, wenn es dies Recht hatte, fordert dann der Zustand der Dinge und die Stellung, welche das Ver⸗ fammlungshaus eingenommen hat, das Einschreiten des Parlaments? Bei⸗ des muß ich bejahen. Im Laufe der Verhandlungen über diesen Gegen⸗ stand sind überall sehr verkehrte Ausdrücke gebraucht worden. Man hat von einem volksthümlichen Rechte der Kolonial⸗Versammlung ge⸗ sprochen, und doch repräsentirt dieselbe weder Eigenthum noch Volks⸗ zahl. Man hat ungereimter Weise da von den Wohlthaten einer freien Regierung gesprochen, wo die Volksvertretung in den Händen von Individuen ist, die nicht allein keinen Antheil an den Interessen der großen Masse der Bevölkerung, der Neger, haben, sondern sogar deren ärgste Feinde sind. So viel ist unter diesen Umständen unleug⸗ bar, daß das Versammlungshaus sich ganz außer Stande findet, die⸗ senigen Veränderungen in den socialen und politischen Verhältnissen der Kolonte ins Leben zu setzen, welche die Freilassung der Reger er⸗ sordert, und daß deshalb eine Maßregel der vorliegenden Art von der dringendsten Nothwendigkeit ist, falls die Kolonial⸗Versammlung felbst sich nicht eines besseren besinngt. Von welcher Art das Thun und Treiben dieser Versammlung ist, geht wohl zur Genüge aus dem von derselben im Jahre 1835 angenommenen Gesetze hervor, welches unter anderen Strkafbestimmungen auch die enthält, daß Weiber kör⸗ perlich gezüchtigt und ihnen die Haare abgeschnitten werden sollen.“

Es folgte nun eine ziemlich lange Diskussion. Der Graf von Harewood beantragte, daß die zweite Lesung bis uͤber 3 Monat ausgesetzt werde. Er fand es hoͤchst tadelnswerth, daß der Marquis von Normanby in diesem kritischen Augen⸗ blick, mit seiner ganzen Amtsgewalt ausgeruͤstet, feindlich gegen die Kolonial⸗Versammlung auftrete. Der Herzog von Wel⸗ lington tadelte hierauf in einer strengen Rede die ganze Politik der Minister hinsichtlich Jamaika's.

„Ich habe mich“, sagte er, „der Reger⸗Emancipations⸗Bill wider⸗ setzt, und mich, als sie durchgegangen war, nur mit großem Wider⸗ willen den Maßregeln der Regierung gefügt, die eine Folge ihrer Annahme waren, weil ich sie als eben so viele Eingriffe in die Ver⸗ fassung Jamaitka's betrachtet, und nur die Erwägung, daß Jamaika für die Emancipations⸗Bill Entschädigungen erhalte, und daß die dor⸗ tige Legislatur selbst in die Ausführung derselben willigte, vermochte mich, jenen Maßregeln beizustimmen. Bei der Annahme der Gefäng⸗ niß⸗Bill war ich nicht gegenwärtig; und es kömmt mir vor, daß fie auf eine ganz ungewöhnliche und gewiß nicht sehr schickliche Weise dem Versammlungsbause von Jamaika zugesandt worden. Was mir binsichtlich dieses Gegenstandes den meisten Zweifel eingeflößt, ist, die Rede, welche der edle Marquis heute darüber gehalten hat (Hört.) Nie habe ich die Rede eines Ministers, der in das Parlament gekom⸗ men, um die Prinzipien einer Mastregel auseinanderzusetzen, welche den constitutionnellen Rechten der Bevölkerung eines Theils des Britischen Reichs Beschränkungen auferlegt, vernommen, welche so wenig geeignet gewesen wäre, die Hörer derselben und das Publi⸗ kum dafür einzunehmen, und ich erkläre hiermit feierlichst (hört, hört!), daß der größte Zweifel, der bei mir gegen die Rathsamkeit der zwei⸗ ten Verlesung der Bill aufgekommen, aus einigen Hauptpunkten der Rede des edlen Marquis felbst entsprungen ist. Der edle Marquis erklärte nämlich fast mit eben so vielen Worten, daß es seine Absicht sev, die Legislatur von Jamaika zu vernichten, daß dies schon früher seine Meinung gewesen sey, und daß er sie auch nicht verändert habe. Er behauptete, daß man jener Legislatur in Besug auf die zur Ein- führung der neuen gesellschaftlichen Verhältnisse in der Kolonie erfor⸗ derlichen Maßregeln nicht trauen könne, und doch war die letzte Maß⸗ regel, welche sie angenommen, das Gesetz, welches ihre Neger zwei Jahre vor der von dem Parlament bestimmten Periode nanrt; 0 weifle da⸗ her unter diesen Umständen, welche die Ungerecht gkeit der Bemerkun⸗ gen und Meinungen des edlen Marquis hinsichtlich des Versamm⸗ lungshbauses an den Tag brachten, an der Zweckmäßigkeit, die zweite Verlesung dieser Maßregel zuzugestehen. Meine gewiß von Ew. Herrlichkeiten und von den derzeitigen Ministern getheilte Meinung

Wir

von und einer muthwilligen Beleidigung gegen die Kolonial⸗Ver⸗

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st, daß es ihre Pflicht sey, alles Mögliche zu thun, um Eigenthum und Civilisation der Gesellschaft zu beschützen und letztere aufzumun⸗ tern. Nun möchte ich aber wissen, wie dies geschehen kann, wenn sie damit anfangen, das Versammlungshaus zu vernichten und in der Person des Gouverneurs der Kolonie einen Despotismus einzuführen. Wenn das Versammlungshaus und seine Autorität nicht aufrecht er⸗ balten werden, so ist, meiner Ansicht nach, auch die persönliche Frei heit und das Eigenthum nicht mehr gesichert. Als ich zuerst von der Maßregel hörte, wodurch die Autorität des Versammlungshau⸗ ses vernichtet werden soll, konnte ich nicht anders meinen, als daß dieselbe bezwecke, alle Weißen von der Insel zu entfernen. Wenn dies nicht die Absicht der Regiecung ist, so muß ich gestehen, daß diejenigen, die dergleichen Maßregeln vorgeschlagen, nicht recht bei Sinnen sind. (Hört! Hört!) Nirgends kann Eigenthum bestehen, ohne daß ihm ein gewisser Grad von Macht eingeräumt wird, und die Minister können sich darauf verlassen, daß, wenn sie das Ver⸗ sammlungshaus vernichten, sie auch die Weißen aus dem Lande ent⸗ fernen müssen. Der edle Lord gegenüber hat die Rache des Britischen Parlaments auf das Versammlungshaus herabgerufen, ohne vorher versöhnende Maßregeln versucht zu haben, im Gegentheil war seine

Rede aus heftigen Drobungen gegen das Versammlungshaus zusam⸗ mengesetzt, und dies aus keinem anderen Grunde, als weil es eine Parlaments⸗Akte gemißbilligt, die seine eigene Autorität ufurpirte

und ihm auf eine Art und Weise zugefertigt wurde, auf welche sie ein Privatmann nicht von einem Höhergestellten angenommen haben würde.“

Aller dieser Einwendungen ungeachtet, widersetzte sich der Herzog aber dennoch dem einer Verwerfung gleichkommenden

Antrage des Grafen von Harewood und rieth Ihren Herrlich⸗ keiten, im Ausschusse die verschiedenen Klauseln der Maßregel in Erwaͤgung zu ziehen und die zweckmaͤßig erscheinenden Amendements zu machen, um sie dem anderen Hause in einer

Gestalt zuschicken zu koͤnnen, worin sie mit einiger Hoffnung

und Aussicht auf Wirksamkeit nach Jamaika gesandt werden

koͤnne. Lord Harewood nahm hierauf sein Amendement zu⸗ ruͤck, und die Bill ward zum zweitenmale verlesen, nachdem

Lord Melbourne in wenigen Worten anf die Angriffe des

Herzogs von Wellington geantwortet und auch der Marquis Normanby jede Absicht eines unbegruͤndeten Vorwurfs

sammlung von sich gewiesen hatte.

Oberhaus. Sitzung vom 2. Juli. Als das Haus sich in den Ausschuß uͤber die Jamaika-Bill verwandelt hatte, trug Lord Lyndhurst, als Wortfuͤhrer der Tories, auf Streichung der ersten Klausel an, die schon im Unterhause so heftig angegriffen worden war. Diese Klausel ertheilt bekannt⸗ lich dem General⸗Gouverneur außerordentliche legislative Ge⸗ walten, fuͤr den Fall, daß das Versammlungshaus bei dem Ent⸗ schlusse beharrt, die von dem Parlamente beschlossenen Maßre⸗ geln zur Ausfuͤhrung der Emancipations⸗Akte nicht annehmen zu wollen. Als Grund fuͤr seine Opposition gab Lord Lyndhurst an, daß sowohl aus dem Inhalte der ersten, vom Ministerium zuruͤckgenommenen Jamaika⸗Bill, als aus den Aeußerungen der Minister im Ober⸗ und Unter⸗ hause, die Absicht der Letzteren hervorzugehen scheine, wo moͤglich das Versammlungshaus gaͤnzlich und fuͤr immer aufzuheben und an die Stelle der seit 200 Jahren bestehenden Verfassung der Kolonie eine neue, auf weniger liberalen Grund⸗ lagen beruͤhende einzufuͤhren; ein Versuch, der unter der Will⸗ kuͤr⸗Herrschaft Karl's II. schon einmal gemacht worden, damals aber mißgluͤckt sey. Er gab allerdings zu, daß das Reichs⸗ Parlament befugt sey, fuͤr Jamaika, wie fuͤr jede andere Ko⸗ lonie, Gesetze zu erlassen, doch nur in Faͤllen der Noth und des aͤußersten Dranges der Umstäaͤnde. Diese aber seyen noch nicht eingetreten, vielmehr zeige sich, daß man Jamaika in jeder Hinsicht ungerecht behandelt habe. Lord Lyndhurst erklaͤrte des⸗ halb auch die Resolutionen des Versammlungshauses, durch welche es die Ausuͤbung aller und jeder legislativen Functionen verweigerte, fuͤr zwar ungesetzlich und tadelnswerth, meinte aber doch, sie seyen unter den obwaltenden Umstaͤnden wohl zu entschuldigen. Nachdem Lord Lyndhurst sich in alle De⸗ tails der Gesetze eingelassen hatte, deren Annahme die Kolonial⸗ Versammlung verweigert, sprach Lord Glenelg, der fruͤhere Kolonial⸗Minister, um seinerseits jene Gesetze zu rechtfertigen, dann der Marquis von Normanby, der, die Sache aus dem hoͤheren Gesichtspunkte betrachtend, die Nothwendigkeit darthat, das Gute, was die Neger⸗Emancipation bewirkt habe, dadurch zu vervollkommnen und sicher zu stellen, daß man der den Ne⸗ gern feindlichen Kolonial⸗Versammlung vorlaͤufig wenigstens die Macht aus den Haͤnden nehme, den emanzipirten Sklaven den Zustand der Freiheit eben so druͤckend und noch druͤckender zu machen, als die Sklaverei es gewesen. Unabhaͤngige Gerichts⸗ hoͤfe, vor denen der Neger sein Recht suchen koͤnne, und durch die er gesichert werde, wenn er mit seinem ehemaligen Herrn in Kontrakts⸗Verhaͤltnisse trete, das sey etwas ganz Unentbehrliches, koͤnne aber nicht erreicht werden, so lange das Versammlungshaus bei seinem Widerstand gegen Alles, was zum Interesse der emanzipirten Neger gereichen koͤnne, beharre. Zu den Gegnern der Bill gesellte sich nun auch Lord Brougham, der, wie Lord Lyndhurst, behauptete, daß durchaus kein Grund vorhanden sey zu einer gleich auf den ersten Blick so unconstitutionnellen Maßregel, wie die vor⸗ liegende Bill, indem er zugleich auf die schwache Majoritaͤt von 10 Stimmen hinwies, welche die Bill im Unterhause genehmigt habe, eine Majoritaͤt, so unzulaͤnglich, daß man eigentlich nur sagen koͤnne, das Unterhaus habe uͤber die Sache ganz und gar keine Meinung aussprechen wollen. Das Recht, fuͤr die Kolo⸗ nieen Gesetze zu geben, erkannte auch er dem Parlamente zu, aber er fand es unter allen Umstaͤnden unangemessen, einem Kolo⸗ nial⸗Gouverneur diese Macht zu uͤbertragen. Nach ihm sprach Lord Melbourne, der die Schuld des gegenwaͤrtigen Stan⸗ des der Verhaͤltnisse einzig und allein der Widerspenstigkeit des Versammlungshauses beimaß und die Lords darauf aufmerksam machte, daß, wenn sie durch Verwerfung der vorliegenden Bill jener Versammlung nachgaͤben, sie unter Anderem ein von ih⸗ nen fast einstimmig angenommenes Gesetz, die Gefaͤngniß⸗Bill, desavouiren und uͤberdies die Kolonial⸗Versammlung in ihrem Widerstande bestaͤrken wuͤrden, der, wie allerseits anerkannt werde, nicht weiter fortgesetzt werden koͤnne, ohne daß die wich⸗ tigsten Interessen der Kolonie aufs Spiel gesetzt wuͤrden. Den willkuͤrlichen Charakter der Bill wolle er nicht leugnen, die dringende Nothwendigkeit derselben sey aber nicht weniger klar. Einige Bemerkungen Lord Melbourne's im Laufe seiner Rede uͤber die Sucht Lord Brougham's, Unheil zu stiften, die ihn auch jetzt veranlasse, Opposition zu machen, ver⸗ anlaßte den Letzteren, sich noch einmal zu erheben, und hatte einen kurzen, aber scharfen Wortwechsel zwischen den beiden Lords zur Folge. Nach einigen wenig bemerkenswerthen Aeuße⸗ rungen der Lords Mansfield, Seaford und St. Vincent kam es dann zur Abstimmung, die 149 Stimmen fuͤr und 80 gegen das Amendement des Lord Lyndhurst ergab, so daß die erste Klausel der Bill mit einer Majoritaͤt von 69 Stimmen verworfen wurde. Nach Beseitigung dieser Klau⸗

Bill in sich selbst zerfallen wuͤrde, was nicht wuͤnschenswerth

Alus Lissabon wird vom 24.v. M. gemeldet, daß die Re⸗ gierung zwar befugt ist, 1400 Contos anzuleihen, daß es aber schwer halten duͤrfte, diese Anleihe zu Stande zu bringen, da sie nur Schatzkammerscheine auf die Zehnten al pari auszuge⸗ ben berechtigt worden ist, die, wie man glaubt, zu diesem Preise Niemand nehmen wird. Der Courier will aus guter Quelle wissen, daß der vorgeschlagene Liquidationsplan der ruͤck— ständigen Zinsen auf die auswaͤrtige Portugiesische Schuld darin bestehen werde, alle Zinsenruͤckstaͤnde in inlaͤndische fuͤnfprocen⸗ tige Obligationen zu konvertiren, deren Zinsen in Lissabon bezahlt werden sollen. Die im naͤchsten Dezember und Januar faͤlligen Dividenden sollen halb in Baarem und halb in Obli⸗ gationen berichtigt werden, welche letztere man bei Abgaben in Zahlung annehmen will. Die Diskussion uͤber das Budget sollte in Lissabon in einigen Tagen geschlossen und die Cortes am 8. d. prorogirt werden.

sel ging nun Lord Brougham zum Angriff auf die zweite uͤber, die dem General⸗Gouverneur und seinem Rathe die Macht ertheilen soll, abgelaufene Geld⸗Bills zu verlaͤngern. Er erklaͤrte sich geneigt, eine Modifizirung dieser Bestim⸗ mung zu beantragen, setzte aber seinen Antrag bis zu einem spaͤteren Stadium der Bill aus, da Lord Canterbury die⸗ ses fuͤr wuͤnschenswerth erklaͤrte und Lord Ellenborough ihm bemerklich machte, daß, wenn nach Tilgung der ersten Klausel die zweite jetzt schon modifizirt werden sollte, die ganze

seyn koͤnne, da wenigstens etwas in der Sache geschehen muͤsse. Gleich darauf, kurz vor 11 Uhr, vertagte sich das Haus.

Unterhaus. Sitzung vom 1. Juli. Lord Ingestrie fragte den Secretair der Admiralitat, ob er von einer der Bri⸗ tischen Flagge neulich bei Veracruz zugefuͤgten Beleidigung (vgl⸗ den Art. London in Nr. 183 der St. Ztg.) benachrichtigt sey, deren die Zeitungen Erwaͤhnung gethan haͤtten, worauf Herr Wood erwiederte, daß die Regierung keine derartige Anzeige empfangen habe. Das Schiff, sagte er, dessen Boot die Haupt⸗ rolle bei jenem angeblichen Vorfall gespielt haͤtte, sey zu jener Zeit gar nicht im Golf von Mexiko gewesen, und vermuthlich beruhe die ganze Geschichte auf einer Verwechselung mit einem anderen Vorfalle, von welchem ihm allerdings berichtet worden sey. Es solle naͤmlich aus einem Britischen Boote, welches die Britische Flagge gefuͤhrt, und worin sich zwei mit Fischfang beschaͤftigte Offiziere des Geschwaders befunden, ein Mexikaner durch Leute der Franzöͤsischen Flotte gewaltsam fortgeholt wore-— den seyn, und zwar, wie es scheine, nebst einigen anderen in— dem Boote befindlichen Individuen; sie seyen jedoch alle, nach einer Besprechung mit dem Franzoͤsischen Admiral, innerhalb der naͤchsten 24 Stunden wieder freigegeben worden. Sir F. Burdett empfahl eine genaue Untersuchung dieses Vorfalls. Hierauf wurde die Bill hinsichtlich der Arbeit der Kinder in den Fabriken im Ausschusse diskutirt. Herr Brotherton trug auf ein Amendement zum zweiten Paragraphen an. Er wuͤnsche, sagte er, daß der Schutz der Akte von dem Alter von 18 auf 21 Jahre ausgedehnt wuͤrde, denn er sey nach bestem Gewissen uͤberzeugt, daß 10 Stunden Arbeit den Tag uͤber fuͤr einen Mann, eine Frau oder ein Kind vollkommen genug sey, und er glaube, daß, wenn man eine solche Veran⸗ staltung treffe, die Geschaͤfte zur groͤßten Zufriedenheit der Brodherren gehen koͤnnten. Dieses Amendement wurde indessen mit 87 gegen 44, also mit einer Majoritaͤt von 43 Stimmen verworfen, da der Praͤsident der Handelskammer, Herr P. Thomson, dagegen bemerklich machte, daß man junge Leute von 18 Jahren wohl fuͤr faͤhig erklaͤren wuͤrde, frei uͤber ihre Arbeit zu verfuͤgen. Ein zweites Amendement wurde zu der 9ten Klausel der Bill beantragt, welcher zufolge junge Leute unter 18 Jahren taͤglich nicht uͤber 12 und woͤchentlich nicht uͤber 69 Stunden in den Fabriken arbeiten sollen. Dieser Be⸗ 1b stimmung widersetzte sich Lord Ashley, indem er verlangte, daß Riehderlandee. die woͤchentliche Zahl der Arbeitsstunden von 69 auf 58 Stun⸗ Aus dem Haag, 25. Juni. den herabgesetzt werden moͤchte. Er bezog sich dabei auf das General⸗Staaten ist so eben auf den 18. Juli zusammenberufen kuͤrzlich erschienene Preußische Gesetz, welches die Zahl worden. Es werden ihr mehrere Mittheilungen, die politischen der taͤglichen Arbeitsstunden von Kindern, die Angelegenheiten betreffend, gemacht werden. Lebensjahr noch nicht zuruͤckgelegt haben, auf 10 festsetzt, und Es scheint, daß der Koͤnig von Wuͤrttemberg den Erbprin⸗ empfahl das Beispiel, welches, wie er sagte, von dem großen zen und die Frau Erbprinzessin von Oranien hierher beglei⸗ und guten Fuͤrsten gegeben worden, der stets mit Allem voran⸗ ten wird. gehe, was zum Wohl der Unterthanen diene, in England zur Se. Majestaͤt haben den Staats⸗Minister Baron van Zuy⸗ Nachahmung. Das Interesse der Fabrikanten siegte jedoch, len van Ryevelt mit einer außerordentlichen Sendung nach Bi⸗ und das Amendement wurde mit 94 gegen 62, also mit einer berich beauftragt. Herr van Zuylen ist schon nach seinem Be⸗ Majoritaͤt von 32 Stimmen verworfen. Auch noch mehrere stimmungsort abgereist. andere unbedeutendere Amendements fielen saͤmmtlich durch; Der Koͤnig hat dieser Tage bestimmt, daß die Belgi⸗ die Diskussion aber wurde heute noch nicht beendigt, sondern sche Flagge von nun ab in den Niederlaͤndischen Kolonieen zu⸗

auf den Sonnabend vertagt. gelassen werde. Die Ernennung des Herrn Mazel zum Niederlaͤndischen

Geschaͤftstraͤger in Belgien scheint sich zu bestaͤtigen. Eine Menge von hoͤheren Offizieren, welche Frei⸗Corps befehligten, haben ihre Entlassung bekommen.

VBelgien.

Bruͤssel, 2. Juli. In der vorletzten Nacht kam im Bruͤsseler Schloß ein Courier mit einer telegraphischen Depesche von Paris nach Lilles fuͤr den Koͤnig an.

Es zirkulirt hier eine neue Bittschrift an den Koͤnig wegen der Absetzung des Herrn von Stassart.

Man liest im Observateur: „Es geht das Geruͤcht, man beabsichtige, im Ministerium gewisse Veraͤnderungen zu treffen; doch sollen diese nicht sowohl eine verschiedene Politik bezwecken, als eine andere Vertheilung der Functionen. Herr Nothomb wuͤrde dann entweder einen hoͤheren ministeriellen Posten oder eine diplomatische Mission erhalten.

Am 1. Juli Abends fand eine allgemeine Zusammenberu⸗ fung der Freimaurerlogen in Bruͤssel statt. Man versichert, daß die letzten politischen Ereignisse, namentlich die Absetzung des Herrn von Stassart, den Berathungen derselben nicht fremd seyn werden.

Schon seit mehreren Wochen sind von Niederlaͤndischer Seite die Mitglieder der Kommission ernannt worden, welche in Ant⸗ werpen die Schifffahrts⸗Verhaͤltnisse auf der Schelde, der Maas und den innern Gewaͤssern zwischen Schelde und Rhein regu⸗ liren soll. Auch die Belgische Kommission ist jetzt ernannt, und

nach spaͤter zur oͤffentlichen Britische Heer von Beludschen-Schaaren um—

niedermachen. Auch heißt es, der Beherrscher von Herat, Kam⸗ ram, habe jede Unterstuͤtzung der Englaͤnder gegen einen etwa⸗ nigen wiederholten Angriff des Schachs von Persien entschieden

uruͤckgewiesen. 1 Das Paketboot „Delight“ hat Nachrichten aus den West⸗

bis zum 30. Mai reichen. keine Neigung, sich zu bessern, und die Aerndte wird wahrschein⸗ lich noch unter der Erwartung ausfallen. Der Kommissar der Columbischen Regierung, Herr Mosquera, war in Jamaika auf seinem Wege nach England angekommen; außer den bereits erwaͤhnten 80,000 Dollars zum Behuf der Zinsenzahlung bringt er noch 84,000 Dollars mit, und 330,000 Dollars sollen in diesem Monat in Caraccas zusammengebracht und mit erster

werden.

Das Mexikanische Packetboot, welches Veracruz am 15. Mai verlassen hat, bringt 640,000 Dollars mit. Das ein⸗ zige Neue, was man auf diesem Wege erfaͤhrt, ist die Nach⸗ richt, daß der erste Termin von 200,000 Dollars der von der Mexikanischen Regierung an Frankreich zu Entschaͤ⸗ digungs⸗Summe schon zwischen Mexiko und Veracruz unter⸗ weges war. In Tampico toͤnte beim Abgang des letzten Be⸗ richtes die Allarm-Trommel, da man die Regierungs⸗Truppen in der Naͤhe glaubte.

die Unterhandlungen wegen der Streitigkeiten zwischen Frank⸗ reich und Buenos⸗Ayres noch im Gange. Provinz Corrientes, die sich bekanntlich gegen Rosas erklaͤrt hat, sollen aufs Haupt geschlagen worden seyn.

Unterhaus. Sitzung vom 2. Juli. Nachdem eine Anzahl Petitionen eingereicht worden war, vertagte sich das Haus, weil es sich fand, daß nur 38 Mitglieder zugegen waren. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin hat am Freitage der Lady Flora Hastings, die, wie es scheint, das Opfer eines traurigen Irrthums werden duͤrfte, da sie in Folge der ihr widerfahrenen Kraͤnkung hoffnungslos darniederliegt, in eigener Person einen Besuch abgestattet, um derselben ihre Theilnahme auszudruͤcken. Das Befinden der Kranken hat sich so verschlimmert, daß sie schon am Sonnabend das Abend⸗ mahl empfangen, wobei die Herzogin von Kent, deren Hof⸗ fraͤulein die ungluͤckliche Lady ist, zugegen war. Auch die Mut⸗ ter derselben, die Marquise von Hastings, soll aus Schmerz uͤber die Leiden ihrer Tochter ernstlich erkrankt seyn.

Am 18. v. M. ist durch Herrn Ord, eines der Parlaments⸗ Mitglieder fuͤr Newcastle am Tyne, dem Unterhause eine Pe⸗ tition, den Handel mit Tscherkessien betreffend, vorgelegt wor⸗ den, die von den die Handelskammer von Newcastle konstitui⸗ renden Kaufleuten und Rhedern herruͤhrt und mit Hinsicht darauf, daß der Handel mit dem Schwarzen Meere sowohl fuͤr den Hafen von Newcastle als fuͤr das Britische Reich im All⸗ gemeinen, in Folge des Begehrs nach den verschiedenen Englischen Manufaktur⸗Waaren von Seiten der volkreichen Laͤnder, die an den Kuͤsten jenes Meeres gelegen, mehr aber noch wegen des starken in fortwaͤhrendem Zunehmen begriffenen Begehrs nach den mannich⸗ 1 nmission faltigen rohen Erzeugnissen jener Laͤnder von Seiten Englands, am 7. Juli spaͤtestens werden beide in Antwerpen zusammen⸗ so wie in Betracht, daß in Folge der Verbote und Hindernisse, kommen. welche der Ausfuhr aus der zur Tuͤrkei gehoͤrigen Kuͤstenstrecke des Schwarzen Meeres entgegengesetzt wuͤrden, und in Folge des von Rußland geltend gemachten Anspruches auf die Ober⸗ Herrschaft uͤber die den Tscherkessen gehoͤrigen Kuͤstenstrecken, die Britischen Kaufleute gaͤnzlich von der freien Konkurrenz im Handels⸗Verkehr mit den Bewohnern jener Kuͤsten abgeschnit⸗ ten seyen, das Gesuch stellt, es moͤchten von dem Unterhause die angemessenen Schritte gethan werden, um die Handels⸗ Freiheit zwischen Großbritanien und Tscherkessien festzustellen, um so mehr, als sich durch den im Juli 1826 zwischen Rußland, England und Frankreich abgeschlossenen Londoner Vertrag jede der drei kontrahirenden Maͤchte ausdruͤcklich verpflichtet habe,

bei den damals obschwebenden Unterhandlungen zur Pazifizirung des Orients nicht danach streben zu wollen, irgend eine Monument nicht mehr als 27 bis 28,000 Gulden gekostet, ist

acht⸗ Ausdehnung, ausschließlichen Einfluß oder Handels⸗Vortheile fuͤr 8 1 aber leider noch nicht ganz bezahlt, obgleich Europa beisteuerte. ihre Unterthanen zu gewinnen, welche die Unterthanen der uͤbrigen 8 1 nicht gleicherweise erlangen koͤnnten. Die Petition ist vom 14. Juni 8 1 Oesterreich. datirt und von dem Vice⸗Praͤsidenten der Handels⸗Kammer, 8 Die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtet aus von Newcastle, Herrn Plumer, Namens derselben unterzeichnet. Ungarn. „Die Landtagsverhandlungen zu Preßburg gehen Es kam gestern nur wenig Weizen an den Markt, und thaͤtig fort, und beide Tafeln hatten in letzter Zeit interes⸗ das im Laufe der vorigen Woche stattgefundene nasse Wetter sante Sitzungen. Den Hauptgegenstand bildete ein Antrag veranlaßte hoͤhere Forderungen. Guter Englischer Weizen ward der freien Staͤdte, die eine Population von 600,000 Seelen, und zudem fast alle industriellen und Handelsinteressen des

zu 1 bis 2 Sh. und fremder zu 1 Sh. hoͤheren Preisen als Landes umfassen. Alle diese Stäͤdte zusammen, von denen jede

vor 8 Tagen gekauft, doch waren die Verkaͤufe in letzterem 8 . nicht so bedeutend als am Freitag zuvor. zwei Deputirte auf den Landtag schickt, haben ein Collectiv⸗

London, 2. Juli.

8 EEPqEPT1T1I1Iä 6 Altona, 5. Juli. (A. M.) Thorwaldsen hat das Goethe⸗ Monuments Comité in Frankfurt mit einem freundlichen Schrei⸗ ben erfreut, und darin namentlich versprochen, das Modell so rasch wie moͤglich zu vollenden. 2 weiteren Beitraͤgen von dem Comité ermuntert; man muß ich indeß entsinnen, daß bereits 24,000 Fl. unterzeichnet sind und die noch fehlenden einige Tausend Gulden auch, wenn die Zeit kommt, in Frankfurt in einem Tage zusammengebracht wer⸗ den koͤnnen, denn in solchen Dingen besitzen die reichen Kauf⸗ leute einen besonderen Patriotismus. Mit 30,000 Fl. duͤrfte man aber wohl auskommen, denn es hat ja das Guttenberg⸗

Trotz der letzten guͤnstigen Nachrichten aus Ostindien ist 8 8n, 8 Kunde gekommenen ausfuͤhrlichen

schwaͤrmt, die es bestaͤndig beunruhigen und jeden Nachzuͤgler positions Elemente sind durchaus nicht liberal in diesem Sinne; anderen Interessen.

indischen Kolonieen uͤberbracht, von welchen die aus Jamaika Nach denselben zeigen die Arbeiter

Gelegenheit an die Columbischen Agenten in London uͤbermacht

Nach Briefen aus Montevideo vom 29. April waren V und aufregen!“ Die Truppen der

Die zweite Kammer der schickt, damit sie ihren Gesandten fuͤr die einzelnen Punkte

freut, herrscht dagegen Ruhe, Thaͤtigkeit, Freiheit.

besetzt.

In der letzteren Zeit wurde nicht Desertionen vorgekommen sind, so hat der General Espartero

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Votum. Diesem Mißverhaͤltniß abzuhelfen und diesen Staͤdten auf den Landtagen eine verhaͤltnißmaͤßige Ausdehnung ihrer Stimmfaͤhigkeit zu geben, wurde durch ihre Abgeordneten in Antrag gebracht, und die Gruͤnde dafuͤr, namentlich durch die staͤdtischen Deputirten Tretter und Toperzek, auf beredte Weise geltend macht. Der Antrag selbst stieß auf keine entschiedene Opposition, wurde aber doch ajournirt, was uns seiner Wich⸗ tigkeit wegen leid thut. Einen zweiten Hauptgegenstand der Debatte bildete die Kompetenzfrage uͤber die Zulaͤssigkeit der Wahl des Grafen Raday. Am ausgezeichnetsten fuͤr dieselbe sprach der Deputirte Deak im Sinne der Opposition; dagegen der Deputirte Andrössy, der die Regierungsansicht vertheidigte. Die ganze Angelegenheit wurde spaͤter an die Magnatentafel gebracht, und von dieser zumeist in Folge einer ganz vortreff⸗ lichen Rede des Grafen Aurel Dessewffy, welche die Frage klar, erschoͤpfend und mit schlagender Beweisfuͤhrung be⸗ leuchtete, als zu einem Gravamen nicht geeignet, an die Staͤndetafel zuruͤckgewiesen. Wer uͤbrigens die Be⸗ griffe von Deutschem oder gar Franzoͤsischem Liberalis⸗ mus auf die Ungarischen Verhaͤltnisse uͤbertragen wollte, waͤre in einem großen Irrthum befangen. Die Op⸗

der Kampf steht hier auf einem ganz andern Felde, gilt ganz . Die Opposition steht auf der Seite des ruͤcksichtslosen Magyarismus, der in Ungarn wohl einen fest⸗ alliirten Oesterreichischen Bundesstaat, aber ein Land mit ganz exclusiven Interessen sieht. Im Gexgensatz vertritt die Regie⸗ rung und ihre Anhaͤnger das Prinzip der Staats⸗Einheit, und strebt, die einseitigen magyarischen Anforderungen mit dem Ge⸗ sammt⸗Interesse der Monarchie in Einklang zu bringen, von der Ungarn ein einiger, untrennbarer, integrirender erblicher Theil ist, was aus den Traktaten von 1547, in Landtags Beschluͤssen

vom Jahre 1687 und endlich durch die pragmatische Sanction

außer aller Debatte gestellt ist. Auf diesem Terrain bewegt sich die Ungarische Opposition, die, wie man sieht, mit modernem Radikalismus wenig gemein hat. Es ist ferner begreiflich, daß selbst eine durchaus patriotische Opposition manche Anspruͤche zu vertheidigen geneigt seyn koͤnne, welche die Regierung zuruͤck⸗ weisen muß, um den Gesichtspunkt, den sie festzuhalten hat, die Einheit des Ganzen, nicht aus den Augen zu verlieren. Laufen Fragen mitunter wie die uͤber die Wahlfaͤhigkeit des Grafen Raday, uͤber Redefreiheit und dergl., so gehoͤren diese allerdings mehr den modernen Theorieen an, aber in den Ungarischen

Verhandlungen erscheinen sie nur zufaͤllig, und die eigentliche

Stellung der Parteien wied dadurch nicht bezeichnet. Schade nur, daß eben solche Fragen die Gemuͤther am meisten erhitzen

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Aus der Schweiz, 27. Juni. (Schw. M.) In we⸗ nigen Tagen beginnt die Tagsatzung, dies- und das naͤchstemal in Zuͤrich, dem Vorort fuͤr 1839 und 1840. Nach dem Trak⸗ tanden-Cirkular, das der Vorort jedes Jahr den Staͤnden zu⸗

Vollmacht geben, sind die innern Fragen, mit denen sich die Tagsatzung beschaͤftigen wird, hauptsaͤchlich das Zollwesen, da man die unbedingte Handelsfreiheit nicht mehr als den einzigen Rettungsanker anzusehen sich gewoͤhnt; eine verbesserte Mili⸗ tairschule, was bei dem Zustand des Schweizer Wehrwesens im⸗ mer noͤthiger wird, da es an rechten Offizieren fehlt, und endlich das Wallis. In Oher⸗Wallis soll Terrorismus herrschen; der ohnehin geringe Verkehr liegt ganz darnieder und selbst die Reisenden, die sonst als ein eintraͤglicher Erwerbszweig

sehr geschont werden, beklagen sich uͤber die unertraͤglich strenge

Aufsicht. In Unter⸗Wallis, das sich natuͤrlicher Verhältnisse er⸗ Die Auf— gabe der Tagsatzung ist nun, die Trennung zu verhuͤten, die leider faktisch besteht, und der Antrag des Vororts geht darauf hin, den Status quo auf so lange anzuerkennen, bis durch eid⸗

V genoͤssischen Beistand Friede geschlossen sey, diesen aber nur auf

die Bedingung hin zu schließen, daß die politische und admini⸗— strative Einheit vom Wallis bleibe, daß dagegen keine der be⸗ stehenden Verfassungen (von 1815 und vom 30. Januar 1839)

anerkannt, sondern unter eidgenoͤssischer Aufsicht eine neue ge⸗

schaffen werde von einem großen Rath, zu dem das ganz

Veolk nach gleichen Rechten waͤhle. 8

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Madrid, 24. Juni. Der Franzoͤsische Botschafter am hiesigen Hofe, Herzog von Féözensac, wird am 28sten Madrid verlassen. Er kehrt nicht zuruͤck, sondern wird durch Herrn von Rumigny ersetzt werden, bis zu dessen Ankunft der erste Secre⸗ tair der Gesandtschaft, Herr Eugen Perrier, die Geschaͤfte lei—

ten wird.

Dem Vernehmen nach, wird der General-Capitain von

Madrid, General Francisco Narvaez, an die Stelle des Ge⸗ nerals Nogueras, dessen Entlassungs⸗Gesuch angenommen wor⸗

den ist, das Kommando der Central-Armee erhalten und die dadurch erledigte Stelle als General⸗Capitain der Hauptstadt dem General Rodil verliehen werden.

Spanische Graͤnze. Die Karlisten haben sich der bei⸗ den Catalonischen Staͤdte Puycerda und Campredon bemaͤchtigt. Auch haben die auf den, Areta gegenuͤberliegenden Hoͤhen, welche die Landstraße zwischen Llodio und Bilbao beherrschen, starke Verschanzungen angelegt und dieselben mit einem 16 Pfuünder, zwei 12 PfgWJndern, zwei SPfuͤndern und einem kleinen Moͤrser Eben so haben sie das Schloß Urgoiti bei Galdazano mit Schanzen umgeben, um die Garnison von Bilbao zu ver⸗ hindern, einen Ausfall nach dieser Seite hin zu machen.

Da unter den Regimentern der Koͤniglichen Garde einige

dieses Corps zu dem Nachtrab der Armee gesandt. eke

Konstantinopel, 20. Juni. (W. Z.) Am 13ten d. M. hat der Sultan das neue Bend (Wasserbehaͤlter) bei Bagdsche⸗ koͤü in Augenschein genommen, und war mit dem Bau dessel⸗ ben so zufrieden, daß er dem Finanz⸗Minister, welcher die Auf⸗ sicht daruͤber gefuͤhrt hatte, auftrug, den Hofstaat sowohl, als saͤmmtliche Wuͤrdentraͤger zu dessen Besichtigung einzuladen. Wirklich haben sich seitdem die Sultaninnen, dann die hier an⸗ wesenden Paschas und die uͤbrigen Staatsbeamten bereits da⸗ hin begeben, und sind daselbst aus der Großherrlichen Kuͤche bewirthet worden. Der vom Großherrn nach Bagdschekoͤi unternommene Ausflug hat, wie es scheint, wesentlich dazu beigetragen, dessen Gesundheits⸗Zustand, welcher schon einige Zeit zu Besorgnissen Anlaß gegeben hatte, zu verschlim⸗ mern. emzufolge wurde Tages darauf ein Consilium der Se⸗

rails⸗Aerzte zusammen berufen, wobei zum erstenmale der ge⸗

genwaͤrtig als Großherrlicher Leibarzt ange b

um seine Meinung befragt wurde. MNacs thung zeigte es sich, daß Se. Hoheit an einem bisher weni

beachteten Brustuͤbel leiden. Indessen wird der Hoffnung 1-nn. gegeben, daß die Krankheit, bei der kräaͤftigen Constitution des Monarchen, den anzuwendenden Mitteln weichen werde. Se. Hoheit haben an demselben Tage einen Kiosk bei Tschamlid⸗ scha (Bulsurlu), unweit Scutari, bezogen, welche Gegend we⸗ gen ihrer reinen und milden Luft von den Aerzten empfohlen wurde.

Den letzten Nachrichten zufolge, befand sich die Tuͤrkische Flotte in der Meerenge der Dardanellen vor Anker.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Georg, aͤltester Sohn des Herzogs von Cambridge, welcher unter dem Namen eines „Gra⸗ fen von Culloden“ reist, ist am 13ten d. M. am Bord eines Dampfschiffes des Oesterreichischen Lloyd in dieser Hauptstadt eingetroffen und gedenkt, morgen auf demselben Schiffe seine Ruͤckreise uͤber Griechenland anzutreten.

Am l4ten d. M. ist Mehmed Ali Bey, einer der Kabinets⸗ Secretaire des Sultans, mit einem zahlreichen Gefolge, worun⸗ ter vier Obersten, zwei Oberst⸗Lieutenants und mehrere andere Offiziere und Tataren, auf dem Oesterreichischen Dampfschiffe „Stambul“ nach dem Schwarzen Meere abgegangen. Er ist, wie bekannt, mit Auftraͤgen Sr. Hoheit fuͤr den Ober⸗Befehls⸗ haber der Armee von Anatolien, Hafiz Pascha, versehen.

Von kriegerischen Ereignissen war am 20. Juni zu Kon⸗ nichts bekannt.

m 17ten d. M. ist der neugeweihte Bischof von Agra Herr G. A. Borgi, nach 1“ um sich von nach zu

er oͤffentliche Gesundheitszustand in dieser § ist fortwaͤhrend befriedigend.

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Berlin, 5. Juli. Die Zahl der Studirenden auf der hiesigen Universitaͤt von Michaelis 1838 bis Ostern 1839 betrug 1670; davon sind abgegangen 568; verblieben 1204. Zu Ostern sind hinzugekommen 425; also zaͤhlt sie in diesem Semester 1629 Immatrikulirte, und zwar in der theologischen Fakultaͤt 125 (338 In⸗ und 87 Auslaͤnder); in der jurtstischen 460 (341 In⸗ und 119 Auslaͤnder); in der medizinischen 302 (262 In⸗ und 100 Auslaͤnder); in der philosophischen 357 (254 In⸗ und 103 Auslaͤnder). Dazu kommen noch nich: Immatrikulirte 399, und zwar: a) 56 Chirurgen, b) 92 Pharma⸗ ceuten, c) 72 Eleven des Friedrich⸗Wilhelms⸗Instituts, d) 4 Vo⸗ lontaire, c) 104 Eleven der medizinisch⸗-chirurgischen Militair⸗ Akademie und bei derselben attachirte Chirurgen von der Ar⸗ mee, f) 49 Eleven von der Bau⸗Akademie, g) 12 Berg⸗Eleven, h) 6 remunerirte Schuler der Akademie der Kuͤnste, i) 6 Zoͤg⸗ linge der Gaͤrtner-Lehr-Anstalt. Im Ganzen ergeben sich demnach 2028 Theilnehmer an den Vorlesungen.

Breslau, 3. Juli. In der Provinz Schlesien sind in dem Jahre 1838 aufgekommen: an fixirten Kollekten fuͤr Armen⸗ und sonstige milde Anstalten 5249 Rthlr. 8 Sgr. 5 Pf., und an unfixirten Kollekten zum Wiederaufbau evangelischer und katholischer Kirchen und Schulgebaͤude 4997 Rthlr. 19 Sgr. 3 Pf., im Ganzen also 10,246 Rthlr. 7 Sgr 8 Pf.

Von der Unter⸗Mosel, 1. Juli. (Rh. u. M. Z.) Die Bluͤthe der Trauben, sowohl der weißen als der rothen, ist groͤßtentheils voruͤber; sie haben sich zum Ansatz befriedigend gestaltet und sind, im Verhaͤltniß zu dem vorigen Jahre, uͤber 14 Tage vor. Der Stock der weißen ist befruchteter als der der rothen, und der Rießling gesegneter als die Kleimer; im Allgemeinen ist bedeutend mehr Frucht vorhanden, als im ver⸗ gangenen Jahre. Bis jetzt laͤßt der Traubenstand nichts zu wuͤnschen uͤbrig, und wenn die Witterung nur einigermaßen guͤnstig wird, so duͤrfen wir mit Zuversicht einen erfreulichen Herbst erwarten.

Wissenschaft, Kunst und Literatur

Von der Erfindung des Herrn Jakob Liepmann, „Oelbil⸗ der zu drucken“, ist schon in Nr. 26 dieser Blärter eine vorläu⸗ sige Nachricht gegeben worden; wir kommen jetzt noch einmal darauf zurück, da der Erfinder nunmehr eine größere Anzahl von Abdrücken vollendet hat. Das Bild, welches wir durch den Maschinendruck ver⸗ vielfältigt sehen, ist das auf dem hiesigen Museum befindliche Bite niß Rembrandt's, von ihm selbst gemalt, und in der That gewährt das Abbild im Allgemeinen den Anblick eines Oelbildes, sowohl in der Ener⸗ gie und dem Reichthum, als auch in der Verschmelzung der Töne. Es ist wirklich auch mit Oelfarben gedruckt und scheint selbst im Druck der Behandlung der Oelwalerei sich ziemlich anzuschließen, denn es ist unter⸗ und übermalt, man unterscheidet deckende und lastrende Farben, und zuletzt sind die kräftigen Lichter breit aufgesetzt, Alles ohne die geringste Nachhülfe der Hand. Wir haben von diesem Bilde 100 Abdrücke gesehen, welche unter einander volkommen gleich wa⸗ ren, so daß also wohl auch noch größerer Vervielfältigung ketne Schwie⸗ rigkeit entgegen zu stehen scheint.

Das unbekannte Verfahren scheint dem farbigen Steindruck mit verschiedenen Tonplatten analog zu seyn, so wie dieser wieder im Prinzip mit dem Tapetendruck übereinkommt; das Auffallende ist hier nur, daß Uebergänge und Verschmelzungen der Farben in einan⸗ der gegeben werden, was der farbige Steindruck nicht vermag, der sich hier vielmehr durch untergelegte, durchscheinende Schraffirun⸗ gen zu helfen sucht. Aber, wird man fragen, wie ist denn die Ma⸗ schine im Stande, den freien Pinselstrich wiederzugeben? In dem Abbilde, das wir sahen, ist wentgstens daran gedacht, den Auftrag der Farbe nicht glatt erscheinen zu lassen, denn sonst hätte auch der Schein eines Rembrandtschen Bildes nicht erreicht werden können. Der Abdruck ist auf Pappe gemacht, und durch eine uns unbekannte Vor⸗ richtung der Maschine sind Linien und Narben in das weiche Matertal eingedrückt, oder auch, wie es mitunter scheint, eingerissen; indem nun eine übergelegte Lasurfarbe diese Vertiefungen ausfüllt; so entsteht auch hier eine gewisse Aehnlichkeit mit einem impastirten Oelbilde. E scheint indeß dies die schwache Seite zu seyn, und wenn man auch von einer Erfindung, die noch in ihrem Entstehen ist, nichts Vollen detes erwartendarf, so bergen wir dennoch nicht, daß uns bter eine wesent

liche Vervollkommnung zweifelhaft scheint. Uleberhaupt aber 1 8 uns noch immer eines Ürtheils enthalten, weil, wie uns dünkt, mi der Wahl des kopirten Bildes die Leistung der Maschine noch nicht * reichend auf die Probe gestellt ist. Dieser Rembrandt ist eine wilde Skizze, und ein anderer früherer Maschinen⸗Versuch, den wir sahen, ist wie⸗ der in einer gauz glatten Manter: die wahre Aufgabe liegt aber gerade mitten inne zwischen beidem, und aus der Lösung für jene äußersten

glle fo och nicht, daß das Verfahren ein mit freiem und 11g folg h 1o,, vollendetes Bild und daß es Werke von größe⸗ rer Ausdehnung eben so gut darstellen werde. Vor allen Dingen müßte man Original und Abbild neben einander halten können, um den Grad der Uebereinstimmung genauer zu beurtheilen; davon kann aber leider hier schon darum nicht die Rede seyn, weil Herr Liepmann selbst sich des Originals nicht gehörig hat bedienen können, und zum Theil genöthigt war, aus der Erinnerung zu arbeiten. Es bleib also zu wünschen, daß der Künstler, von so wesentlichen Hindernissen

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