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ten Brief Couverts gegen Faͤlschungen gesichert werde. ll wird vermuthlich am Freitag oder Montag im Oberhause zum erstenmale verlesen werden.
London, 26. Juli. Ihre Majestaͤt die Herzogin von Braganza ist gestern vom Kontinent in England angekommen. Sie landete bei Woolwich und wurde von einer Abtheilung der Garde⸗Kavallerie nach Mivarts Hotel in Lendon geleitet. —— an demselben Nachmittag stattete sie der Koͤnigen einen Besuch ab, wobei Lord Palmerston sie begleitete.
Die verwitwete Koͤnigin Adelaide soll es sich sehr angelegen seyn lassen, zwischen der regierenden Koͤnigin und ihrer Mutter, der Herzogin von Kent, das fruͤhere innige Verhaͤltniß, welches angeblich durch Hof⸗Intriguen e⸗. getruͤbt worden, wieder⸗ herzustellen. Die letzte Zusammenkunft, die diese drei erlauch⸗ ten Damen hatten, soll sich hauptsaͤchlich hierauf bezogen haben.
Von Rotterdam ist gestern der neue Griechische Botschafter am hiesigen Hofe, Fuͤrst Maurocordato, hier angekommen.
Die Vorfaͤlle in Hannover erregen neben den Orientali⸗
schen Verhaͤltnissen und den Birminghamer Ereignissen jetzt hier
die meiste Aufmerksamkeit.
Aus der neuerdings sehr gemilderten Opposition der To⸗
ries im Unterhause gegen die Briefporto⸗Bill, so wie aus einer gelegentlichen Aeußerung des Herzogs von Richmond, der feuͤ⸗ her an der
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schließen, daß die Lords die Bill annehmen wuͤrden. gens steht es denselben, da es sich um eine bloße finanzielle
Maßregel handelt, nicht frei, der Bill Amendements hinzuzu⸗ fuͤgen, sie haben die Wahl nur zwischen Annahme und Ver⸗
werfung.
Das gestrige Votum des Oberhauses uͤber die von Lord g G 9
vondhurst zur Irlaͤndischen Munizipal⸗Vull vorgeschlagenen Amendements laͤßt diese wichtige Angelegenheit auf dem alten Fleck und giebt abermals Anlaß zu einer Kollision mit dem Unterhause. Die Bill ist dadurch so umgestaltet, daß das letz⸗ tere sie nicht mehr als die seinige anerkennen wird. Die Folge
davon ist aber am Ende nur, daß sie in der naͤchsten Session
im Unterhause eine noch liberalere Fassung erhaͤlt, wie es bes jetzt schon von Session zu Session der Fall gewesen.
Der Herzog von Wellington wird von den liberalen Blaͤt⸗ tern heftig mitgenommen, weil er die Brahdscenen in Birming⸗;
ham mit den aͤrgsten jemals vorgekommenen Auftritten in einer erstuͤrmten Festung verglichen hat. Sie theilen des halb meh⸗
rere Auszuͤge aus den Werken des Obersten Napier und des welche uͤber die Graͤuel⸗Scenen nach der Erstuͤrmung von Bajadoz und St. Sebastian, unter des Her⸗
Hauptmanns Rieael,
zogs eigenen Befehlen, berichten.
Der junge Mensch, welcher die Koͤnigin neulich bei einem Spazierritte im Hyde⸗Park insultirte, soll in einem Briefe an dieselbe sein Benehmen durch das Scheuwerden seines Pferdes, dem ein Stallknecht der Koͤnigin in den Zuͤgel gefallen sey, zu er⸗
klaͤren gesucht haben. Die Pelizei hat ihn indeß in eine Strafe
von 5 Pfd. genommen, wegen eines von ihm ausgegangenen
Angriffs auf den Stallknecht, und ihm uͤberdies eine Caution von 200 Pfd., nebst Stellung von zwei Buͤrgen, b falls mit einer Caution von 100 Pfd., dafuͤr auferlegt, daß er waͤhrend der nachsten sechs Monate, insonderheit gegen die Diener der Koͤnigin und der Polizei, sich ruhig verhalte.
In Birmingham haben keine neue Unruhen stattgehabt;
die Untersuchungen gehen ihren Gang, doch, wie es scheint, nicht mit dem besten Erfolge. Ein Mann, Namens Gregg, ward vorigen Dienstag vorgefuͤhrt; man beschuldigte ihn, bei der Feuee⸗Anlegung von Bourne’'s Hause betheiligt gewesen zu seyn; er bewies aber ein Alibi und ward wieder freigelassen.
Verlust 20 Pfd. nicht uͤbersteigt, leäaten in Uebereinstimmung mit der Parlaments⸗Akte zu diesem Behufe ihren Eid ab, um ihre Verluste von der Stadt oder dem Bezirk zu reklamiren. Die angegebenen Verluste dieser Art machen uͤbrigens nicht mehr als 400 Pfo. aber desto zahlreicher, den Schaden nicht unter 40,000 jetzt, daß die Abschaͤtzung des 8
Bourne allein uͤber 10 090 Pfd. G Vorigen Montag brach in den Gebaͤuden eines Herrn Whitall Feuer aus, welches, allen Anzeichen nach, angelegt war. Auf die Ent⸗ deckung des Thaͤters hat man eine Praͤmie von 50 Psfd. gesetzt. Ueberhaupt fuͤrchtet man, daß die gegenwaͤrtige Ruhe nur eine truͤgerische sey, und daß, wenn auch nicht ein neuer Tumult
Pfd. Man Verlustes des betragen wird.
glaubt Herrn
ausbrechen sollte, so doch naͤchtliche Feueranlegung in dem Sy⸗ 1 — “ desselben Monats eine leichte Erschuͤtterung.
stem der Unruhestister liege, die einmal entschlossen seyn sollen, durch physische Gewalt zu wirken. Um dagegen geruͤstet zu seyn, will man als Patrouille ein Corps freiwilliger Reiter er⸗ richten, das von einem ausgedienten Offizier kommandirt wer⸗ den soll. Mit der Rekrutirung fuͤr die neu zu errichtende Bir⸗ minghamer Polizei wird bereits der Anfang gemacht, und so⸗ bald eine Anzahl neuer Peolizeibeamten hinreichend geubt ist, wird eine gleiche Anzahl Londoner Polizeidiener hierher zuruͤckkehren. In Manchester beschraͤnken sich die Chartisten⸗Umtriebe noch im⸗ mer auf laͤrmende Versammlungen. Am Diensttag fand dort wieder eine solche Versammlung von etwa 600 Individuen statt, wobei 2 Fahnen paradirten, auf welchen „Feargus O'Con⸗ nor fuͤr immer!“ und „„ Allgemeines Stimmrecht!“ zu lesen war; auch fehlte die schon so oft vorgekommene Abfeuerung einer
Flinte oder Pistole nicht. In Newcastle am Tyne ist am 21. d.
abermals ein Versuch gemacht worden, die oͤffentliche Ruhe zu
stoͤren,
als die die nebst den neulich Fest⸗
Arretirung zweier Leute,
enommenen vor den Magistrat gebracht und eines Angreffs G d 8 9 an die Herzoglichen und Fuͤrstlichen Hoͤfe der Mitte und des
Von Letzteren wur⸗
auf die Polizei uͤberfuͤhrt worden sind. 2 ie
den mehrere mit correctionellen Strafen Chartisten beabsichtigten Montag Abend im Versammlung zu halten; 2 8 nng⸗ und 98. 8,ge waren, so lief dieselbe ruhig ab. Hier in London hat gestern der sogenannte National⸗Konvent in einer Versammlung, worin Herr James Taylor den Vorsitz fuͤhrte, auf den Antrag des Herrn Feargus O''Connor ein stimmig be⸗ schlossen, daß waͤhrend der Dauer des „heiligen Monats 8 sen Beginn vorlaͤufig auf den 12. August festgesetzt ist, ein Con⸗ seil in London residiren solle, um die Leitung dieser Zvangs⸗ Maßregel zur Erzielung ihrer gröͤßtmoͤglichen Wirksamkeit zu üͤbernehmen. Waͤhrend der letzten Tage haben mehrere achtbare Fabrikanten und Detailhaͤndler anonyme Briefe, meistens in London auf die Post gegeben, erhalten, welche in den heftigsten und drohendsten Ausdruͤcken abgefaßt waren. 1 Der Courier widerspricht den Geruͤchten, welche uͤber eine Unterhandlung zwischen den Banken von England und Frank⸗
belegt. Forth
Spitze des Post⸗Departements stand und der am Freitag dem Oberhause und vom Lord⸗Mayor und mehr als 12,000 Londoner Kaufleuten unterzeichnete Petition zu Gunsten eines gleichfoͤrmigen Penny Porto's vorlegte, will der Uebri⸗
jeder eben⸗
zwei davon umgebracht.
aus, die Verluste uͤber 20 Pfd. sind und im Ganzen veranschlagt man
die aber keine weitere Folgen gehabt zu haben scheint,
eine da aber Militair und Polizei in der
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* 8 . . Hreich im Umlauf waren, berichtet dagegen, daß durch Vermitte⸗
lung einer bedeutenden Firma in London eine Unterhandlung zu Stande kommen duͤrste, wodurch eine halbe Million Sove⸗ reigns in die Koffer der Bank zuruͤckkehren wuͤrden, womit aber der Verkauf des sogenannten dead weight nichts zu schaf⸗ fen habe.
Das unbestaͤndige regnichte Wetter der letzten Zeit hat, so⸗ wohl fuͤr den Bedarf als auf Speculation, Begehr nach Wei⸗ zen erzeugt, und sowohl fremder als einheimischer wird 2 Sh. hoͤher bezahlt. Einige Partieen fremden Weizens unter Schloß
erhielten 2 a 3 Sh. hoͤhere Preise als am Montag.
Die Morning Chroniele ist nicht geneigt, die zwischen den Tuͤrken und Aegyptern stattgefundene Schlacht fuͤr so ent⸗ scheidend zu halten, daß Konstantinopel oder Bagdad dadurch in Gefahr kommen koͤnnte, ehe der Besehl Mehmed Ali's oder die Erklaͤrung der fuͤnf Maͤchte zu einem Waffenstillstand gefuͤhrt hätten. Was die Erledigung des Streites zwischen Mehmed Ali und der Pforte betrifft, so bemerkt das genannte Blatt dann
weiter: „Der Plan des verstorbenen Sultans war, seine Mi⸗
litairmacht zu theilen; ein Theil derselben sollte naͤmlich unter Hafiz Pascha in Syrien eindringen, waͤhrend eine andere Ar⸗ mee, von der Flotte in der Bai von Skanderum ans Land ge⸗ setzt, sich im Ruͤcken der Aegypter aufstellen und dieselben zwingen sollte, entweder das noͤrdliche Syrien zu raͤumen, eder sich in einen unvortheilhaften Kampf einzulassen. Es ist bekannt, welche Kosten und Sorgfalt der Sultan auf die Truppen ver⸗ wendet hat, die auf der Flotte eingeschifft werden sollten und
die einen wesentlichen, wenn nicht den hauptsaͤchlichsten Theil seiner Operationen bildeten. Da jedoch auf die Vorstellungen
der Europäͤischen Maͤchte das Auslaufen der Tuͤrkischen Flotte
unterblieb, so konnte Hasiz Pascha das Manoöver nicht wieder⸗
helen, wodurch der Kaiser Heraclius einstmals Klein⸗Asien, Syrien und Aegypten von den Persern befreite. Wir banden also die eine Hand des Sultans, indem er sich zum Kampfe ruͤstete, waͤhrend wir Ibrahim den freien Gebrauch seiner bei⸗
den Armeen und seiner Vorraͤthe gestatteten, als er nur noch
zwei Tagemaͤrsche von der streitigen Graͤnze enitfernt war.
Deshalb koͤnnen wir die Schlacht bei Nissib durchaus nicht
als eine wirkliche Erprobung der Staͤrke beider Parteien
ansehen; nech weniger wuͤrden wir aus einem ferneren Zusam⸗ mentreffen einen entscheidenden Schluß ziehen duͤrfen, so lange
das Tuͤrkische Geschwader in den Dardanellen durch Europaͤische
Flotten blokirt wird. Doch wenn der Sieg der Aegypter auch noch so bedeutend gewesen waͤre, so darf demselben doch, wie kein Einfluß auf die Beilegung der Streitfrage
wir glauben, it eingeraäͤumt werden. Die fuͤnf Maͤchte, aber namentlich Frank reich und England, hatten Mehmed Ali erklaͤrt, daß man ihm nicht gestatten werde, der angreifende Theil zu seyn. Der Sul—⸗ tan seine seits gab den Wuͤnschen der fuͤnf Maͤchte nach, Meh⸗ med Ali hat ihnen Trotz geboten. Werden die fuͤnf Maͤchte ihm erlauben, daß er aus seinem Unrecht Nutzen ziehe? Ge wiß nicht. Wenn schon die Europzischen Maͤchte eine theil⸗ weise Niederlage der Tuͤrkischen Armee beklagen muͤßten, so
der Fall seyn, die keine andere Wirkung haben koͤnnte, als um so staͤrker die Noöth vendigkeit darzuthun, die Tuͤrkei vor der Wiederkehr einer solchen Gefahr zu schuͤtzen, und dies ist nur dadurch zu bewirken, daß die Unabhaͤngigkeit und Integritaͤt des Tuͤrkischen Reichs gesichert wird.“
Vom Vorgebirge der guten Hoffnung melden die eingegangenen Blaͤtter bis zum 19. Mar, daß der Zulah⸗Chef Dingaan die Friedens⸗Unten handlungen, die er mit den Hol⸗
ländischen ausgewanderten Bauern eroͤffnet hatte, nicht bestaͤti— gen wollte; diese hatten drei seiner Spione aufgefangen und 3 1 Die letzten Naͤchrichten aus Neu— Suͤd⸗Wallis und Vandiemens⸗Land lauten sehr guͤnstig.
Herr Mosquera, der Commissair von Neu⸗Granada fuͤr
Mehrere Leute, deren Angabe uͤber den beim Tumulte erlittenen Regulirung der Columbischen Schuld, wollte, einer Anzeige des 4 hiesigen Neu⸗Granad’schen Konsuls zufolge, am 21. Juli von ückb : S. gistrat der Koͤnigl. Haupt⸗ und Residenzstadt Muͤnchen hat sich
New⸗York nach England abgehen. Nieilan de.
dischen Hofe, Baron von Maltitz, so wie der Graf von Har⸗ denberg, Hannoverscher Minister⸗Resident an demselben Hofe, sind gestern von hier nach Deutschland abgereist.
Am 24. August, b Eroͤffnung der Haarlemer Eisenbahn stattsinden.
Das Handelsblad enthaͤlt Nachrichten aus Batavia vom 9. April, wonach man am Morgen des 19. Maͤrz in Muntok auf der Insel Banka ein von einem furchtbaren Sturm beglei⸗ tetes Erdbeben spuͤrte; auch in Batavia empfand man am 2lsten
Belgien.
Bruͤssel, 27. Zuli. Man soricht viel von der Absendung eines Geschaͤftstraͤgers nach dem Haag. Der Name des Di⸗ plomaten, auf den die Wahl der Regierung gefallen ist, ist noch ein Geheimniß. 8
Der Bischof von Bruͤgge wird einen Hirtenbrief erlassen, um seine ungluͤckliche Kathedrale der Großmuth der Glaͤubigen und aller Kunstsreunde zu empfehlen. Die Kosten der Wieder— herstellung werden enorm seyn; an Schiefer allein wird man
fuͤr 90,600 Francs brauchen. Der „Independant“ nennt jetzt die Diplomaten, die nach
Deutschland gehen werden, um mit denverschiedenen Deutschen Hoͤ— fen Verbindungen anzuknuͤpfen.
schen Hoͤfe, Herr Baron O'Sullivan fuͤr die Koͤniglichen und Großherzoglichen Hoͤfe des Suͤdens. Der Baron Dies kau wird
Nordens und der Baron de T'Serclaes an die Herzoglichen und Fuͤrstlichen Hoͤfe des Suͤdens gehen. Diese Missionen wer⸗ den nur von kurzer Dauer seyn, und dann werden erst defini⸗ tive Gesandtschaften in Deutschland etablirt werden.
der Verwaltung aufs Der Buͤrgermeister ist wohin
Mons, in der simmtliche Mitglieder Neue ihre Entlassung eingereicht haben in Begleitung eines Schoͤppen nach Bruͤssel abgereist, Herr de Theux eben zuruͤckgekehrt ist. 1
Bei dem Streit uͤber Martelange handelt es sich nicht mehr um das Dorf Martelange allein, sondern um das Gebiet der Kommune und ihrer Appertinenzien, welche die werthvol⸗ len Gemeindeforsten von mehreren Tausend Hektaren umfassen. Die Niederlaͤndischen Kommissarien gehen dabei immer von der Ansicht aus, daß bei der Ausfuͤhrung von Gräaͤnzvertraͤgen zu den Lokalitaͤten, die mit Namen genannt sind, immer ihre Ban⸗
lieue zu rechnen ist. Dies wird aber durch die dem Vertrage
dem Haag, 26. Juli. Der außerordentliche Ge⸗ sandte und bevollmaͤchtigte Minister Rußlands am Niederlaͤn⸗
rechte dem Geburtstage des Koͤnigs, wird die
Der General Goblet ist fuͤr die Koͤniglichen und Großherzoglichen Hoͤfe Nord⸗Deutschlands ernannt, Herr Lebeau fuͤr den Deutschen Bund und die Hessi⸗ den nen Vertrag keine Verbindlichkeiten - stellt sich der Kauf eines theilweisen Verlags⸗Rechtes als un- guͤltig dar, well er gegen das Gewerbs⸗Gesetz verstoͤßt; denn Niemand kann einen Theil seiner Gewerbsbefugnisse veraͤußern,
Am 23. Juli war Versammlung des Kommunalraths in
der 24 Artikel angehaͤngte offizielle Karte widerlegt und durch den Vertrag selbst, der ausdruͤcklich angiebt, in welchen Faͤllen die Lokalitaͤten die Banlieues in sich begreifen. Nichts desto⸗ weniger beharren die Niederlaͤndischen Kommissarien bei ihrer Meinung; ja sie sordern sogar die vorlauͤfige Raͤumung von Martelange und erklaͤren, so lange dieses Dorf von den Belgi⸗ schen Truppen besetzt bleibe, koͤnnten sie das Verhaͤltniß der bei⸗ den Laͤnder nicht als ein friedliches betrachten, das sich zur An⸗ knuͤpfung freundschaftlicher Unterhandlungen uͤber die zwischen ihnen obwaltenden Differenzen eigne.
Aus Thielt schreibt man: „Das Geruͤcht von den neuen Zöllen, womit unsere Leinwand belastet werden soll, gewinnt immer mehr Bestand. Wenn es der Regierung nicht gelingt, diesen ungluͤcklichen Schlag von unserer Industrie abzuwenden, so werden die beiden Flandern, die fruͤher so reich und bluͤhend waren, die aͤrmsten Provinzen Europa's werden; die Linnen⸗ Industrie ist fuͤr sie Alles, und es bliebe uns dann nichts uͤbrig, zis die erste beste fremde Herrschaft zu wuͤnschen.
Auch in Aubel beklagt man sich uͤber die Maßregeln der Niederlaͤndischen Douaniers an der Graͤnze zwischen der Pro⸗ vinz Luͤttich und Lmburg.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 22. Juli. (H. St. Z.) Der Kronprinz, Greß Aodmiral, steht im Begriff, mit der Fregatte „Gothenburg“ eine Expedition auf der Ostsee vorzunehmen. Er wird von sei⸗ nem Sohne Prinz Oscar begleitet, welcher sich auch der Ma⸗ rine widmet. Die Fregatte wird von drei anderen Kriegsschif⸗ fen begleitet, die Expedition wird einige Wochen dauern vund man glaubt, daß der Finnische Meerbusen besucht werden wird.
Das Koͤnigliche Dampfschiff „Gylfe“, welches die Kaiserin von Brasilien nach Kiel fuͤhrte, hat die Reise dahin in 52 und die Ruͤckceise in 60 Stunden zuruͤckgelegt. Welche große Vor⸗ theile die Post Communication gewinnen koͤnnte, wenn dieselbe diesen Weg naͤme, liegen am Tage, und es ist zu hoffen, daß unser thaͤtiger Ober⸗Post Direktor, welcher keine Gelegenh it zur Verbesserung des Postwesens voruͤbergehen laͤßt, diesen Aus⸗ weg zu benutzen wissen wird.
als Mitgtieder in der Comité, welches den 15. September zusammentreten wird, um verschiedene Unions⸗Verhaͤltnisse zu ordnen, sind auf der Schwedischen Seite ernannt: Baron Ce⸗ derstroͤm, der Admiral Nordenskioͤld und der Bischof Heurlin.
Vorgestern fand die Beerdigung unseres verehrten Erzbi⸗ schofs Wallin mit großen Ehrenbezeigungen statt. Eine unzah⸗ lige Menschenmasse wallten auf den Straßen, und wo der Lei⸗ chenzug voruͤberzog, sah man Thraͤnen in manchem Auge.
Die Sardinischen Artillerie⸗Offiziere, General Sobrera und Chevalier de Valpré, welche hier verweilen, um Kenntnisse in der Schwedischen Kanonengießerei zu erwerben, hatten gestern die Ehre, bei dem Koͤnige zu speisen.
Die naturhistorische Gesellschaft, welche sich jetzt in Gothen⸗ burg versammelt hat, besteht aus 83 Personen, naͤmlich 21 Daͤ⸗
nen, 1 Preußen, 10 Norwegern und 51 Schweden. wuͤrde dies noch um so mehr mit der Vernichtung derselben
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Muͤnchen, 26. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz Mayxmilian ist diese Nacht um 2 Uhr in erwuͤnschtem Wohl⸗ seyn hier angekommen; auch Se. Hoheit der Herzog Max in Bayern ist heute Mittag um 1 Uhr von seiner Reise zuruͤckge⸗ kehrt. Seine in Possenhofen verweilende Durchlauchtige Ge⸗ mahlin sieht demnaͤchst ihrer Entbindung entgegen. — Ihre Majestaͤt die regierende Koͤnigin wird, falls nicht anders ver⸗ fuͤgt wird, bis zum 5. August Nymphenburg verlassen und sich nach Berchtesgaden begeben.
Muͤnchen, 22. Juli. (Augsb. Abendz.) Das in vori⸗ ger Woche erschienene, vom 2. Juli datirte Erkenntniß des hie⸗ sigen Magistrats gegen den Koͤnigl. Zentral⸗Schulbuͤcher⸗Verlag ist zwei Druckbogen stark. Der Eingang lautet: „Der Ma⸗
in der Beschwerdesache der hiesigen Buchhaͤndler gegen den Koͤnigl. Zentral⸗Schulbuͤcher⸗Verlag wegen Gewerbs⸗Beeintraͤch⸗ tigung umstaͤndlichen Vortrag erstatten lassen, und beschließt hier⸗ mit nach gepflogener kollegialischer Berathung: ) Der Koͤnigl. Zentral⸗Schulbuͤcher⸗Verlag zu Muͤnchen werde wegen Uebergrif⸗ jes seines Privilegiums — des Eingriffes in die Gewelbs⸗ der hiesigen Buchhaͤndler als schuldig erachtet, — und habe sich deshalb 11) des Druckes, Verlags und Verkaufes aller andern, als der in den Deutschen Schulen planmaͤßig ein⸗ gefuͤhrten Schulbuͤcher, und anderer zur Erziehung der Deut⸗ schen Schuljugend dienlichen Schriften bei Vermeidung einer Geldstrafe von 100 Reichsthalern und Consiscation solcher Buͤ⸗ cher und Schriften zu enthalten. III. Habe derselbe den Be⸗
schwerdefuͤhrern die ihnen erwachsenen Kosten zu verguͤten.“ — Nach Entwickelung der „Geschichte und Gruͤnde“, heißt es am Scchlusse derselben: behauptet ferner, bezuͤglich der Lateinischen Klassiker das theil⸗
„Der Koͤnigl. Central Schulbuͤcher⸗Verlag
weise Verlagsrecht fuͤr Bayern erworben zu haben, und zwar von der hiesigen Lindauerschen Buchhandlung. Abgesehen nun davon, daß weder die behauptete Erwerbung fraglichen Verlagsrechtes durch Kauf, noch die Zeit derselben nach⸗ gewiesen ist, noch auch die Klassiker speziell bezeichnet sind, de⸗ ren Verlags⸗Recht er gekauft haben will, ohne deren naͤhere Bezeichnung nicht beurtheilt werden kann, ob dem dasselbe verkaufenden Buchhaͤndler ein ausschließendes Recht zu deren Verlag zustand, noch auch angegeben ist, worin die theil⸗ weise Erwerbung des Verlags⸗Rechtes bestand, — so koͤnnte sie nur gegen den Buchhaͤndler Lindauer, da nur dieser sein Kontrahent ist, geltend gemacht werden, und sind daher fuͤr die üuͤbrigen Buchhaͤndler durch den mit Lindauer abgeschlosse⸗ erwachsen.
nur ein ganzes Gewerbsrecht kann, vorausgesetzt, daß es rea⸗ ler Natur ist, verkauft werden, ein Theil desselben aber nicht. Der Koͤnigal. Central⸗Schulbuͤcher⸗Verlag konnte daher dieses
theilweise Verlagsrecht auch nicht erwerben, weil es nicht theil⸗ Derselbe konnte aber auch ferner durch den Kauf eines theilweisen Verlagsrechtes, wenn direser auch guͤltig waͤre, fuͤr sich kein ausschließliches Recht zum Ver⸗ lage der Lꝛteinischen Klassiker ꝛc. erwerben, was dasselbe keinen
weise verkauft werden konnte.
Bestandtheil seines Privilegiums bildet. — Die Verurtheilung in die Koͤsten ist Folge der Sachfaͤlligkeit, da aber der Deutsche
Schul⸗Fonds und resp. Central⸗Schulbuͤcher⸗Verlag in Folge
Dekrets vom 23. Maͤrz 1796 M. G. S. B. V. pag. 513 Tax⸗ freiheit genießt, so waren demselben nur die den Beschwerde⸗ führern erwachsenen Kosten zu uͤberbuͤrden.“ Die Buchhaͤnd⸗
ler wollen nun auch gegen den „katholischen Buͤcher⸗Verein“
dahier auftreten.
Uebrigens
Darmstadt, 27. Juli. (Gr. H. Z.) Die 2te Kammer hatte im Maͤrz d. J. (j. St.⸗Ztg. Nr. 71.) mit 42 gegen Stimme beschlossen: „die St. Reg. zu ersuchen, daß auch in den zu den zu den fruͤher reichsunmittelbar gewesenen Besitzun⸗ gen der Freiherren v. Riedesel gehoͤrigen Theilen des Landraths⸗ bezirks Lauterbach, mit Ausnahme derjenigen Distrikte, auf welche sich dermalen noch bestehende, oder erweislich vorhin be⸗ standene wirkliche Bergwerke der Freiherren von Riedesel er⸗ strecken oder erstreckt haben, und noͤthigenfalls unter Vorbehalt der im Rechtswege geltend zu machenden besonderen Rechte der Freiherren von Riedesel, einer freien Konkurrenz im Berg⸗ bau auf fossiles Brennmaterial kein Hinderniß in den Weg ge⸗ legt, und demgemaͤß, bei Ermangelung eines sonstigen Anstan⸗ des, auch fuͤr diese Theile des Landrathsbez. Lauterbach die Er⸗ theilung der von den Petenten erbetenen Schurf⸗ und Muthungs⸗ scheine angeordnet werde.“ Diesem Beschlusse trat aber die ste Kammer nicht bei, sondern beschloß, dem Gesuche keine Der hieruͤber berichtende Ausschuß der 2ten r SSsten Sitzung vom 10. Juli in einem
ausfuͤhrlich motivirten Bericht darauf an: „daß die Kammer auf ihrem freuͤheren sse beharr
Staatbsregierung vermittelst einseitiger Adresse vorlegen moͤge.“ — Die Kammer bemerkte in der heutigen Sitzung nichts hier⸗
Beschlusse beharren und denselben der
zu, trat vielmehr bei der nachher erfolgten Abstimmung, im Einverstaͤndnisse mit den im Ausschußberichte entwickelten An⸗
sichten einstimmig diesem Antrag bei.
Braunschweig, 29. Juli. (Magd. Z.) Vorgestern, den 27sten d. ist seine Durchlaucht der Herzog von seiner Reise nach Hamburg zum Wettrennen hierher zuruͤckgekehrt. — Die Aussichten fuͤr unsere Sommermesse haben sich sehr gut gestal⸗ tet. Die Zahl der Verkaͤufer und die Masse der Meßguͤter uͤberragt weit die der fruͤheren Messen und hoffentlich wird die Lebhaftigkeit des Handels⸗Verkehrs nicht dahinter zuruͤckbleiben.
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— — Wien, 24. Juli. Seit einigen Tagen ist der re⸗ gierende Herzog von Sachsen⸗Meiningen hier anwesend. Dieser Fuͤrst beabsichtigt eine kleine Reise nach Ungarn, um die be⸗ ruͤhmtesten der dortigen Gestuͤte in Augenschein zu nehmen. — Der juͤngere Graf Boos⸗Waldeck, welcher im verflossenen Jahre in der Armee des Don Carlos gedient und zu wiederholten⸗ malen die Aufmerksamkeit der Journale auf sich gezogen hatte, ist nunmehr wieder hier eingetroffen. Er versah in der letzten Zeit seines Aufenthaltes in Spanien, bei Maroto die Func⸗ tionen eines Adzjutanten und verließ Estella wenige Tage bevor dieses Staͤdtchen der Schauplatz des blutigen Ereignisses wurde, durch welches sich Maroto von seinen politischen Gegnern be⸗ füceite. Graf Boos⸗Waldeck scheint eben so wenig als Fuͤrst Fritz Schwarzenberg wieder nach dem Spanischen Kriegsschau⸗ platze zuruͤckkehren zu wollen.
In die Einfoͤrmigkeit des Wiener Sommerlebens hat die Erscheinung der Bajaderen einige Abwechselung gebracht. Un⸗ geachtet der entschuldigenden Vorbemerkung des Anschlage⸗Zet⸗ tels, welcher die Zuseher ersuchte, ihr Urtheil nach „den wild Indischen“ Begriffen herabzustimmen, erregten diese fremdlaͤn⸗ dischen, eine uralte Kultur repräsentirenden Gestalten bei den hoͤheren Klassen vieles Interesse. Auf dem Josephstaͤdter Theater wurde unlaͤngst das Meisterwerk Meyerbeer's, die Hu⸗ genotten, unter dem Titel: Die Ghibellinen in Pisa, zum erstenmale aufgefuͤhrt. Trotz der schwachen Kraͤfte dieser Vor⸗ stadt⸗Buͤhne, machte sich die Meisterschaft der Schoͤpfung un⸗ seres Feehe 80b Ces.
Von Ischl wird geschrieben, daß dieser i Jahrzehndes zu Europaͤischer Serud eteie e hn Leuse bene⸗ dies Jahr mehr als je besucht ist. Eben so auch die Boͤhmi⸗ schen Baͤder. Von hier stroͤmten ihnen fortwaͤhrend Gaͤste zu. Nur Baden, bei Wien, einst der Sammelplatz der eleganten Welt, von Ungarn und aus anderen Provinzen haͤufig besucht, geraͤth in Verfall. Seit dem Tode Kaisers Franz, welcher ge⸗ woͤhnlich einen Theil des Sommers dort zubrachte, war der Hof nicht mehr in Baden. Sehr empfindlich litt dieses, durch seine reizende Lage und geschichtliche Bedeutung eben so sehr als durch die Heilkraft seiner Schwefelquelleu beruͤhmte Stäͤdt⸗ chen auch durch den Tod Erzherzogs Anton, seines Beschuͤtzers und Schirmherrn. — Die Bruͤnner Eisenbahn wird fortwaͤh⸗ rend befahren, und die Wirthe dieser Provinzial⸗Stadt lassen nun, gleich denen der Umgegend Wiens, an unseren Straßen⸗ Ecken ihre Baͤlle und Foteßtte anschlagen. Man fuͤhlt aber, daß, trotz dem Reize der Neuheit, diese beschleunigte und er⸗ leichterte Communication auf keinem inneren und wahren Be⸗ duͤrfnisse beruht, und daß daher auf eine den großen Kosten entsprechende Frequenz nicht gerechnet werden darf. Der bis⸗ 6872a Ausweis ist auch wirklich nicht sehr befrie⸗ igend.
— — Wien, 260. Juli. Vorgestern Morgens traf hier ein Russischer Feldjaͤger aus Warschau ein, welchen der Fuͤrst Paske⸗ witsch an den Hrn. Erzherzog Karl abgesandt hatte, um Sr. Kaiserl. Hoheit von der gluͤcklichen Ankunft seines Durchlauchtigsten Sohnes in Petersburg in Kenntniß zu setzen. Erzherzog Al⸗ brecht hatte Luͤbeck am 16ten Nachmittags an Bord des Kai⸗ serl. Russischen Krondampfschiffes „Bogativ“ verlassen, und war bereits am 19ten in der Hauptstadt des Russischen Reiches ange⸗ langt. Von dort gelangte die Nachrichthiervon mittelst Telegraphen nach Warschau, und vier Tage spaͤter nach der Weilburg, dem Landsitze des Erzherzogs Karl bei Baden unweit Wien. Diese Schnelligkeit ist ohne Beispiel. Personen aus dem Gefolge des jungen Prinzen schreiben an ihre hiesigen Freunde, daß Se. Kaiserl. Hoheit sich auf der Reise durch Deutschland, und na⸗ mentlich am Koͤnigl. Preußischen Hofe, einer sehr schmeichelhaf⸗ ten und ehrenden Aufnahme zu erfreuen hatte.
Aus dem Archipelagus sind Nachrichten bis zur Haͤlfte die⸗ ses Monats eingelaufen. Erzherzog Friedrich, Bruder des Erz⸗ hergogs Albrecht, war an Bord der Kaiserl. Korvette „Caro⸗ Iberß die er befehligt — der Prinz ist Linienschiffs⸗Capitain mit
bberstenrang — am 10ten d. M. im Pyraͤus vor Anker gegan⸗ Hene.g he er die Rheden von Corfu und Zante besucht hatte. „ 1e. Hafen lag, von Tenedos kommend, eine Kaiserl. Koͤnigl. Se 85 “ Bord sich Baron Bandiera, der Komman⸗ Die Kafser eneiheschen Geschwaders in der Levante befand. Erias. Diese Kegebrigg „Ussaro“ kreuzte in der Naͤhe von Gewoͤsfer 1184“ sollten unverzuͤglich die Griechischen 8 2 um den Bewegungen der Tuͤrkischen Flotte, v h der Naͤhe von Scio hatte kreuzen sehen, ’ 299 . — eber die Verluste der Großherrlichen Armee liefen ng. riechenland die verschiedenartigsten Geruͤchte um. Nach der geringsten Angabe waͤren, in der dreistuͤndigen Schlacht vom 25sten v. M., gegen 6000 Tuürken auf der Wahlstatt geblieben. Diese Zahl scheint jedoch uͤbertrieben. Gewiß ist jedoch, daß
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4000 Türken unter Ibrahim Dienste nahmen. Sie wurden sogleich nach dem Hedschas instradirt; sind sie erst durch die Wuͤste von den Ihrigen getrennt, so hat Mehmed Ali keinen Abfall zu befuͤrchten. C1“
Italien. 8 Die Mailaͤnder Zeitung vom 23. Juli meldet, daß am
20. Juni die alten Baͤder von Masino im Veltlin wieder er⸗
oͤffnet worden seyen. salzhaltig, nicht schwefelhaltig, und haben große Verwandtschaft
Die warmen Quellen dieser Gegend sind
mit denen von Karlsbald, wie aus einer genauen Analyse des Wassers, die der Chemiker Ferrario in Mailand angestellt, sich
ergeben. Die wunderbaren Heilkraͤfte, welche diese Mineral⸗ quellen schon fruͤher gezeigt, haben sie nicht bloß in Veltlin, son⸗ dern auch in der ganzen Lombardei beruͤhmt gemacht.
Rom, 18. Juli. (A. Z.) Ein mit unerhoͤrter Frechheit
I V
ausgeuͤbtes Sakrilegium hat besonders unter dem gemeinen
Volk allgemeinen Schrecken verbreitet. Aus einer Kirche am Campo Vaccino, dem ehemaligen Forum, ist die silberne Kap⸗ sel mit konsakrirten Hostien geraubt worden. Ein Edikt des
Kardinal⸗Vikars fordert die Einwohner der Stadt auf, Trauer
zu tragen uͤber dieses schreckliche Verbrechen, den Herrn um Entdeckung des Missethaͤters und um Abwendung großen Uebels zu bitten. In der fraglichen Kirche selbst wurde ein Triduum verordnet, welches heute zu Ende geht. Vorgestern war Se. Heiligkeit in jener Kirche, gestern das Kollegium der Kardinaͤle und heute wird Se. Heiligkeit dem Schluß des Triduums bei⸗ wohnen. Mehrere Verdaͤchtige sind bereits eingezogen, der Thaͤter aber noch nicht bekannt. Dies Vergehen wird von dem heiligen Offizium gerichtet werden.
Clot Bey, der Leibarzt des Vizekoͤnigs von Aegypten, ist nach Neapel abgereist, um sich daselbst nach Marseille einzu⸗ schiffen und von dort nach Aegypten zuruͤckzukehren. Er hatte hier eine Audienz beim heiligen Vater, in der er demselben die Religionsbuͤcher der Drusen uͤberreichte. Se. Heiligkeit ließ ihm dagegen eine goldene Dose, mit sehr werthvoller musivischer Darstellung des Petersdoms und die Medaillen der fast pontificali uͤbersenden. Clot Bey ist Katholik.
Das Gouvernement beabsichtigt gegenwaͤrtig die Pulver⸗ fabrication, die bis jetzt jedem Privaten freistand, einem Appal⸗ tatore als Privative zu uͤbergeben. Ein Deutscher, der seit vie⸗ len Jahren hier eine Pulverfabrik besitzt, soll zum General⸗In⸗ spektor ernannt werden. Eben so soll der Lumpenhandel verpach⸗ tet wereen. Um haͤufigen Unfaoͤllen bei Bauten und Repara⸗ tionen schadhaft gewordener Haͤuser, die gaͤnzlich den Maurer⸗ meistern uͤberlassen werden, zu verhuͤten, sollen von nun an die ö wie die Achitekten gehalten seyn, ein Examen zu
estehen.
Der kleine Violinspieler Salvatore Nicosia, der von hier die verschiedenen Provinzstaͤdte bereiste, soll von Ancona durch ein ministerielles Schreiben nach Neapel berufen worden seyn. Wahrscheinlich wird dort in dem Konservatorium der Musik sein außerordentliches Talent auf eine zweckmaͤßigere Weise ausgebildet werden. Interessant ist die Art, wie dieß Talent entdeckt wurde. Salvator Nicosia wurde gegen Ende des Jahres 1834 zu Paternè in Sicllien geboren und soll von muͤtter⸗ licher Seite mit dem beruͤhmten Bellini verwandt seyn. Sein Va⸗ ter und ein aͤlterer Bruder beschaͤftigen sich viel mit Musik, ohne jedoch in Behandlung mehrerer Instrumente auch nur die Mittel⸗ mäͤßigkeit erreicht zu haben. Sein Bruder sollte einem Freunde Unterricht auf der Violine ertheilen und spielte demselben zu die⸗ sem Zweck eine Francaise vor, die der Schuͤler aber trotz vieler Wiederholungen nicht nachspielen konnte. Der kleine, wenig mehr als drei Jahre alte Salvatore wohnte diesem praktischen Unterricht, in einer Ecke des Zimmers spielend, bei. Als der⸗ selbe beendet, Lehrer und Schuͤler sich entfernt hatten, klettert der Kleine mit vieler Muͤhe auf das Bett, auf dem die Violine lag und versucht, gas gehoͤrte Musikstuͤck nachzuspielen. Der Vater, im Nebenzimmer beschaͤftigt und der stets wiederkehrenden Musik uͤberdruͤssig, wollte die Spielenden zur Ruhe weisen, als er mit Erstaunen statt des äͤlteren Sohnes den jungen Vir⸗ tuosen, mit dem ihm viel zu großen Instrument zwischen den Beinen, auf dem Bette sitzen und spielen sieht. Er läßt sich das Musikstuͤck wiederholen und findet es, einige unreine Toͤne ausgenommen, ganz richtig ausgefuͤhrt. Eine kleine, der Groͤße des Knaben entsprechende Violine wird angeschafft. Man spielt
Salvatore mehrere Stuͤcke vor, die er nicht nur auswendig ohne einige Anstrengung auf das
lernt, sondern mit einem ganz eigenen kindlichen Gefuͤhl vor⸗ traͤgt, so daß er sich in einem Alter von 3 Jahren und 4 Mo⸗
Von dort ging es nach Palermo und Neapel. In letzterer Stadt aͤrndtete er bei Hofe, im Theater San Carlo und in vielen Privat⸗Cirkeln, allgemeinen Beifall. Die Staͤdte Pa⸗ lermo, Catania, Macerata und der Nuntius von Neapel be⸗ schenkten ihn mit Medaillen. Die Koͤnigin⸗Wittwe von Neapel
sicherte ihm einen Platz im Konservatorium der Musik zu
S. Pietra und Majella, zu welchem er jetzt rufen worden ist. 8
ahrscheinlich be⸗
ban.
Madrid, 16. Juli. In Folge der großen Hitze ist in den Geschaͤften und politischen Intriguen ein voͤlliger Stillstand ein⸗ getreten. In der naͤchsten Woche beginnen die Wahlen, und man glaubt noch immer, daß die Exaltirten die Majoritaͤt in den neuen Cortes haben werden. Cadigx, Cartagena, Ferrol und andere Seestaͤdte wollen See⸗Offiziere zu Deputirten waͤh⸗ len, damit die so lange vernachlaͤssigten Interessen der Marine auch in der Kammer vertreten werden.
Geerbie
Von der Serbischen Graͤnze, 17. Juli. (A. Z.) Es be⸗ staͤtigt sich, daß Fuͤrst Milosch gegen seine Resignation, als gewalt⸗ sam erzwungen, protestirt, und diesfaͤllige Erklaͤrungen an die Hoͤfe von St. Petersburg und Konstantinopel gesandt hat. Indessen waͤre eine Ruͤckkehr des Fuͤrsten Milosch nach Serbien unter den jetzigen Verhaͤltnissen mit solchen ernsten Schwierigkeiten verknuͤpft, daß wohl schwerlich weder die oberherrliche noch die Schutzmacht sich geneigt fuͤhlen werden, sich mit deren Beseiti⸗ gung zu befassen. In Konstantinopel bedauerte man sehr, daß Fuͤrst Milosch den Intriguen, von denen er umgeben war, nicht festern Widerstand zu leisten vermochte. Sein Ungluͤck war sein allzugroßes Vertrauen auf den Englischen Consul, Obrist Hod⸗ ges, dessen Rathschlaͤge fast ausschließlich seinen Ruin herbeige⸗ fuͤhrt haben sollen. — Die beabsichtigte Reise des Fuͤrsten Mi⸗ losch nach Rußland scheint aufgegeben; wenigstens ist derselbe ganz unerwartet nach seinen Besitzungen in der Wallachei zuruͤck⸗ gekehrt. — Der Bruder des Fuͤrsten Milosch, Praͤsident des Senats und Regentschaftsmitglied, Jephrem Obrenowitsch, ist auf der Reise nach Odessa begriffen, wohin er seinen noch sehr jungen Sohn begleitet, der dort seine Erziehung erhalten soll.
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Konstantinopel, 10. Juli. (A. Z.) Man fuͤrchtete
in Konstantinopel, und fuͤrchtet sich noch vor es. sach 8,9 hen, die von den noch immer — vorhandenen Janitscha⸗ ren und andenn fanatischen Anhaͤngern des Alten aufgeregt werden moͤchten. Es schien also noͤthig, einige Exempel zu sta⸗ tuiren, um die Energie der Regierung zu zeigen, und unruhi⸗ gen Koͤpfen die Lust zu irgend einer Unternehmung zu beneh⸗ men. Aber Alles ist und bleibt hier ruhig, es will sich Nie⸗ magd regen, und so kam man denn in Verlegenheit, wie man einen Beweis von Strenge und Kraft liefern koͤnnte. War es nun (sagen die Anhaͤnger des Divans) nicht klug, einige, wenn auch unschuldige Menschen, die wahrscheinlich hier weder Angehoͤrige, noch Freunde haben, zu opfern, um den hohen Zweck der allgemeinen Sicherheit zu erreichen? Das kleinere ist ja dem groͤßeren Uebel vorzuziehen, und besser ist, daß waͤhrend der Ruhe einige, als daß bei irgend einer Volksbewegung Tau⸗ sende von unschuldigen Opfern fallen. Diese Bewandtniß hat es, wie man behauptet, mit den Hinrichtungen, die hier in die⸗ sen Tagen vorgenommen wurden. Glimpflicher Urtheilende meinen, es seyen die Hingerichteten zwar keine politischen, doch gewiß solche Verb die ihr Leben bereits verwirkt haͤtten, und man habe d Zeitpunkt zu ihrer Bestrafung gewaͤhlt, und der Sache denolitischen Anstrich gelassen, um unruhige Geister in gehoͤrigembespekt zu halten.
Von der Serbischen Graͤnze, 17. Juli. (A. Z.) Aus allen Provinzen der Europaͤischen Tuͤrkei lauten die Nachrichten hoͤchst befriedigend. Nirgends, selbst in Albanien und Mace⸗ donien nicht, hat sich in Folge der Nachricht von dem Ableben Sultan Mahmuds eine andere Stimmung, als jene der Be⸗ voͤlkerung der Hauptstadt war, kund gegeben. Die Bestaͤtigung saͤmmtlicher Pascha's, Ayans ꝛc., welche zugleich mit der To⸗ des⸗Nachricht an den verschiedenen Orten ankam, trug dazu bei, die Besorgnisse zu beschwichtigen. Noch zwar steht eine neue Pruͤfung bevor, indem die Niederlage der Großherrlichen Ar⸗ mee und der scheinbare Abfall der Flotte fast noch nirgends be⸗ kannt waren. Aus Konstantinopel schreibt man, daß der Eng⸗ lische Arzt Dr. M. die Krankheit des verewigten Sultans vor⸗ zugsweise fuͤr Delirium tremens, eine Folge des haͤufigen Ge⸗ nusses starker geistiger Getraͤnke, erklaͤrt habe. Mit dieser be⸗ glaubigten Ansicht soll ein Bevollmaͤchtigter an den Groß⸗Admi⸗ ral abgeschickt worden seyn, um diesem den Wahn zu benehmen, als waͤre Sultan Mahmud durch seine Schwiegersoͤhne vergiftet worden. — Der Englische und Franzoͤsische Gesandte haben auf die Kunde von der Niederlage der Großherrlichen Armee fuͤr ihre Flotten die freie Passage der Dardanellen fuͤr den Fall an⸗ gesucht, daß Rußland den Bospor uͤberschreiten sollte. Man hofft indessen, daß dies unnoͤthig sey, da Ibrahim Pascha den Taurus nicht uͤberschreiten werde. — In Konstantinopel befin⸗ det sich der alte Tschefkin, Russischer General⸗Stabs⸗Offizier, der oͤfters schon in der Tuͤrkei sowohl als in Persien zu Missionen verwendet worden ist. Man muthmaßte, daß auch sein dermaliger Aufenthalt in Konstantinopel einen politischen Zweck habe. 8.
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Aegyhyten 8
— Ueber die Schlacht bei Nisibi enthaͤlt die Allgemeine SeCüs nachstehendes Schreiben aus Alexandrien vom 6. Juli:
„Die Schlacht, die, wie ich Ihnen in meinem letzten Schreiben meldete, von Mehmed Ali angekuͤndigt ward, hat am 25. Juni bei Nesbi (Nisibi), zwischen Aintab und dem Euphrat, unweit dieses Flus⸗ ses stattgefunden. Die Türkische Armee ist gänzlich aufgelöst und so vollkommen zersprengt, daß an ein Wiedersammeln derselben gar nicht mehr zu denken ist. Eigentliche Schlachtberichte mit allen details sind hierüber noch nicht eingelaufen, obgleich bis heute vier Couriere aus dem Hanptquartier und zwei Dampfschiffe aus Alexan⸗ drette hier ankamen. Jedoch gebe ich Ihnen htermit folgende kurze Schilderung, die ich aus den Berichten Ibrahim's selbst entnehme. Am 22. Juni verließ Ibrahim mit einem Theil seiner Kavallerie, einigen reitenden Batterieen und vier Bataillonen Infanterie das Hauptquartier von Tusel, um ein bei Misar am Euphrat stehendes, von einem Pascha befehligtes Türkisches Corps zu vertreiben. Kaum dort angelangt, warf sich seine Kavallerie sogleich auf den Feind und jagte ihn in die Flucht. Er ließ 14 Geschütze, 800 Mann Gefangene und eine Kasse von 50,000 Piastern zurück. Ibrahim, die Flüchtlinge verfolgend, traf zwischen Misar und Resbi ein anderes dort aufgestelltes Türkisches Corps, und warf es 1 Hauptheer von Hasiz Pascha, der bei Nesbi sein Hauptquartier hatte. Hiermit hatte Ibrahim den Zweck
naten in Catania zum erstenmal oͤffentlich hoͤren lassen konnte. Ferreicht, seinen Rücken frei und vom Feinde gesäubert zu haben; er
konnte nun die Hauptschlacht anbieten, ohne um einen gesicherten
Rückzug besorgt zu seyn. Am 24sten war er in seinem Hauptquartier
und ordnete sogleich für den folgenden Tag den allgemeinen Angriff
an. Den 25sten Morgens 7 Uhr (1 Uhr Türkisch, wie der Bericht
sagt) siand seine Armee in Schlachtordnung der Türkischen gegenüber. Den rechten Flügel kommandirte Soliman Pascha, den linken Achmed Pascha und das Centrum Achmed Pascha Menikli. Ibrabim, den Sberbefehl führend, stand auf einer Anhöhe, von wo er das Schlacht⸗ feld überschaute. Es ist Schade, daß genaue Details über den eigentlichen Hergang der Schlacht fehlen, denn die Rapporte Ibrahims sind sehr kurz, unzusammenhängend, kurz Man kennt nicht die Schlacht⸗Ordnung der Türkischen Armee, es scheint jedoch, daß sie den ungeheuren Febler beging, ins erste Treffen nichts als Kavallerte zu stellen. Diese soll den ersten Angriff gemacht haben; einige Kartätschenschüsse scheuchten sie jedoch bald auseinan⸗ der, und nicht wissend wohin fliehen, stürzte sie sich auf ihre näͤchste Infanterielmie und brachte sie in Unordnung. Die nachrücken de Aegyptische Kavallerie, einige platzende Granaten und eine eutschei⸗ dende Bewegung des rechten Flügels der Aezyptischen Armee vollen⸗ deten die Verwirrung so, daß diese erste Infanterielinie die Waffen wegwarf und sich in größter Eile nach allen Seiten zerstreute. Jetzt ergriff ein pa⸗ nischer Schrecken den übrigen Theilder Armee, der Ruf „rette sich wer kann“ ertönte in allen Reihen; Gewehre, Gepäck, Mäntel, Patrontaschen, kurz Alles, was einer eiligen Flucht hinderlich seyn kann, ward weg⸗ geworfen und, ohne irgend einen Kampf versucht zu baben, befand sich nach einer Stunde die ganze Türkische Armet, 70,000 Mann regu⸗ lairer und 20,000 Mann irregulalrer Truppen, in förmlschster Flucht. Um 9 Uhr, also zwei Stunden nach Aufstellung der Schlachtlinien, war kein Türkischer Soldat mehr auf dem Schlachtfelde. Sämmtliche Kanonen, über 100 an der Zahl, Munitions⸗Karren, Bagage, Gewehre Mund⸗ und Kriegs⸗Vorräaͤthe, so wie das ganze Türkische Lager mit allen Zelten, siel in die Hände der Aegyppter. Um 10 Uhr saß Ibrahim im Zelt Hafiz Pascha's und machte von hier aus den ersten Rapport, der zu Lande am 3. Juli nach Kahira und von dort durch den Tele⸗ graphen nach Alexandrien kam. Ein zweiter den folgenden Tag ab⸗ gefertigter Conrier brachte die obigen Detalls. Im Zelte seines Geg⸗ ners fand Ibrahim den Ferman des Sultans, wodurch Hasis zum Pascha von Aegypien ernannt war. Die Kavallerie Ibrahim's verfolgte die Flüchtlinge, und machte ganze Bataillone u Gefangenen. Cine Menge Ober⸗Offiziere mit sieben Pascha's haben sich ergeben, und man glaubt, daß Hafi; Pascha selbst der nachsetzenden Kavallerie nicht entrinnen werde. 25,000 Mann wurdenauf demSchlachtfeldegefangen; Ibrahimstellte ihnen jedoch frei, in seine Arme eeinzutreten, oder in ihre Heimath zurückzukeh⸗ ren. 5000 Mann haben das erste Anerbieten angenommen, und wur⸗
den nach Alexandrece gesandt, von wo sie nach Alexandria eingeschifft