1839 / 247 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

erreicht worden sey. Wir koͤnnen dasselbe uͤbri⸗ geags vollkommen uͤber den Admiral Baudin beruhigen; der Admiral Baudin, der einige Zeit in Brest verweilen mußte, um seine Quarantaine zu halten, kann ungehindert nach Ps kommmen, und wird daselbst in wenigen Tagen 8 falsch, daß das Ministerium ihn gehindert habe, fr 4 kommen, und daß es eine Rechifertigung vvEv der das Betragen des Admirals in den Augen der nenden nicht bedarf.“ 1 1 Die Französtsche Gerechtigkeitepstege in der Provinz Alaunr wurde durch die Ordonnanz vom 30. Mai 02. einheimische die Muselmaͤnnische Bevoͤlkerung blieb jedoch die

ven ihrem Prinzip und ihrer Form nach beste⸗ ege ümma. die -5 der Entscheidung der Rabbi⸗

ist eine offizielle Uebersicht der Ju⸗ ner unterworfen. N z2n waͤhrend des Jahres 1838. Der Richter, welcher mit der Civil⸗ heilung am Ge⸗ richtshofe erster Instanz zu Algier beauftragt war, entschied vom 1. Okrober 1837 bis zum 31. Dezember 1838 in 2466 Prozes⸗ sen jeder Art. In dieser Zeit waren 187 Versöhnungen, beson⸗ ders unter den Eingeborenen, zu Stande gekommen. Von 285 Kriminal⸗Prozessen, welche waͤhrend des Jahres 1838 instruirt worden waren, blieb am 31. Dezember keiner zur Er⸗ lediaung uͤbrig. Außerdem kamen 234 correctionelle Urtheile und 657 Polizei⸗Vergehen vor, in Folge welcher beider 743 Gefaͤngnißstrafen auferlegt wurden. Das Gericht zu Bona hat im Jahre 1838 582 Uetheile gefaͤllt; außerdem kamen in dieser Provinz 373 Polizei⸗Vergehen vor. Das Gericht zu Oran hat in der halben Zeit 1049 Urtheile gefaͤllt. Was nun die einheimische Gerechtigkeitspflege betrifft, so sind die Audienzen der Kadi's oͤffentlich. Im Allgemeinen zeigen die eingebornen Gerichts⸗Beamten eine große Abneigung, die Angeklagten zu bestrafen, welche ihnen vor der Franzoͤsischen Behoͤrde uͤberwie⸗ sen werden. Dies hat indessen nicht viel zu bedeuten, da die hoͤheren Gerichtshoͤfe die Urtheile der Kadi's, wenn sie Musel⸗ maͤnner wegen begangener Verbrechen freisprechen, aͤndern koͤn⸗ nen. Sonst uͤbertragen die Araber die Idee, daß alle Gerech⸗ tigkeit vom Himmel komme, eben so gut auf die Franzoͤsischen Gerichtshoͤfe, wie auf die Ausspruͤche der Kadi's und der Medschli's, und sie zeigen sich durchaus nicht abgeneigt, bei den Franzoͤsi⸗ schen Gerichtshoͤfen Recht zu suchen. Was endlich den Gerichts⸗ hof der Rabbiner betrifft, so besteht derselbe aus 3 Mitgliedern, welche oͤffentliche Sisens. in der großen S halten sollen. Indeß sind die Befugnisse derselben so beschraͤnkt, daß ihnen im Laufe des Jahres 1838 nur wenige Faͤlle vorlagen.

An der Boͤrse war heute das Geruͤcht verbreitet, daß der Koͤnig erkrankt sey, und daß der Herzog von Orleans durch eine telegraphische Depesche die Aufforderung erhalten habe, zuruͤckzukehren. Ferner hieß es, Maroto sey mit einem Theile seiner Truppen zu den Christinos uͤbergegangen, und die Re⸗ geerung habe die Nachricht durch den Telegraphen erhalten.

ie aktive Spanische Rente stieg in Folge dieser Nachricht auf

Großbritanien und Irland.

London, 31. Aug. Die Koͤnigin hat sich gestern Nach⸗ mittag in Begleitung der Herzogin von Kent, des Herzogs Fer⸗ dinand und der Prinzessin Victoria von Sachsen⸗Koburg nach Windsor begeben. 8

Dem Herzoge von Wellington wurde gestern von den fuͤnf Hafen⸗Orten, deren Vorsteher er ist, zu Dover ein uͤberaus glaͤnzendes Bankett gegeben, bei welchem Lord Brougham den Toast auf den Herzog ausbrachte, den derselbe mit einem lan⸗ gen Panegyrikus auf dessen Kriegsthaten begleitete.

Herr von Colmont, Franzoͤsischer General⸗Inspektor der Finanzen, ist, von mehreren Beamten seines Departements be⸗ gleitet, in London angekommen.

Man hat berechnet, daß nach der Vollziehung des neuen Gesetzes uͤber die Einfuͤhrung eines gleichfoͤrmigen Penny⸗Por⸗ tos 561,537,120 Briefe erforderlich seyn wuͤrden, um die jaͤhr⸗ liche Einnahme der Post zu ersetzen, die 2,339,738 Pfd. St.

betrug.

Kach dem Globe hat es in der Handelswelt große Un⸗ ruhe erregt, daß die Englische Bank einigen großen Wechsel⸗ haͤusern angedeutet, sie wuͤrden fuͤr 168 von ihr auf keine wei⸗ tere Unterstuͤtzung rechnen koͤnnen. iese Haͤuser setzt jenes Blatt hinzu, wuͤrden nun sehr vorsichtig seyn und ihre Unter⸗ nehmungen beschraͤnken muͤssen, und man fuͤrchte, daß daraus große Nachtheile fuͤr das Publikum hervorgehen moͤchten. Man vermuthe, daß die Bank diese Maßregel ergriffen habe, um eine ansehnliche Ausgabe von Noten zu vermeiden, die sonst ssttattfinden wuͤrde, da sie ihre verkaͤuflichen Sicherheiten wahr⸗

scheinlich erschoͤpft habe und daher nicht im Stande seyn wuͤrde, 58 einmal ausgegebenen Noten nach Belieben wieder einzu⸗ ziehen.

Der 24. August war der erste Sonnabend, wo in London die 1 des neuen Polizei⸗Gesetzes in Kraft trat, nach welcher die Schenkhaͤuser um Mitternacht geschlossen und erst Sonntags um 1 Uhr wieder geoͤffnet werden. Die Schenken waren uͤberfuͤllt, die Gaͤste blieben bis zum letzten Augenblick, und es wurde den Polizeidienern schwierig genug, sie zu raͤu⸗ men. Ueberall erschienen Trinklustige mit großen Gefaͤßen aller Art, um so viel Branntwein und Bier nach Hause zu tragen, als bis zur gesetzlichen Wiedereroͤffnung ausreichen konnte. Am Sonnabend und am Sonntage hoͤrte man laute Verwuͤnschun⸗ gen gegen die Urheber des Gesetzes. Die guten Wirkungen der Verordnung waren aber auffallend sichtbar. Statt daß, wie sonst gewöoͤhnlich, vor dem Polizei⸗Amte in Bovystreet 50 60 Faäͤlle von Trunkenheit oder von Schlaͤgereien unter Betrunkenen vorgekommen waͤren, hatte die Polizei nur sehr wenig Betrunkene verhaftet, und es hatte nicht eine einzige Schlaͤgerei stattgefunden.

In London hat der National⸗Konvent der Chartisten vori⸗ gen Mittwoch seine Versammlungen wieder begonnen, und zwar in dem Arundel⸗Kaffeehause, nicht mehr in Johnson's Tavern, indem der Eigenthuͤmer des letzteren sie fortgewiesen hatte, so⸗ wohl weil sie die Miethe nicht bezahlten, als auch, weil der Besuch seines Hauses durch ihr Benehmen gelitten hatte. An diesem ihren neuen Versammlungsort hat sich kaum ein halb Dutzend Mitglieder eingefunden, was nicht einmal hinreichend ist, die gewoͤhnlichen Geschaͤfte zu erledigen, und diese weni⸗ gen Mitglieder sind durch ein so schwaches Band ver⸗ einigt, deß sie wohl in wenigen Tagen sich wieder zer⸗ streut haben duͤrften. Auch finden ihre Berathungen jetzt bei verschlossenen Thuͤren statt. Der Manchester Guardian sagt: „Die kraͤftigen Maßregeln, welche gegen die Anfuͤhrer der Eharlisten in den verschiedenen Theilen des Lan⸗

des ergriffen worden sind, haben den erwuͤnschten Erfolg gehabt. Fuͤr jetzt ist durch sie auf allen Fall die herrschende Aufregung niedergedruͤckt, und Manchester und die Umgegend sind waͤh⸗

8

Crpedition nicht

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rend der vergangenen Woche so ruhig und friedlich gewesen, wie zu irgend einer Zeit in den letzten zehn Jahren. Die Parteien, welche noch vor einigen Monaten mit allen Arten von Gewaltsamkeit drehten, wenn ihre Anfuͤhrer gestraft wuͤr⸗ den, sind nun zufrieden, wenn sie selbst der Bestrafung ent⸗ ehen“.

32b O'’'Connell hat vorgestern in einer Versammlung des Vor⸗ laͤufer⸗Vereins zu Dublin erklaͤrt, er wolle am Montag die Aufloͤsung dieses Vereins und statt desselben die Errichtung ei⸗

nes wichtigeren, naͤmlich eines Reform⸗Registrirungs⸗Vereins,

beantragen, da es jetzt vor allen Dingen darauf ankomme, fuͤr eine moͤglichst zahlreiche Einzeichnung liberaler Waͤhler zu sor⸗ gen. Zugleich sagte er, daß er fest entschlossen sey, Irland nun⸗ mehr zur Forderung der Unions⸗Aufloͤsung anzutreiben; die Union, davon sey er nun uͤberzeugt, muͤsse aufgeloͤst werden, so bestimmt wie morgen wieder die Sonne scheinen werde; das Wort „Repeal“ solle fortan sein delenda Carthage seyn. 8 Der ministerielle Globe sagt uͤber den Aemter⸗Tausch zwischen dem Staats⸗Secretair des Innern und dem Staats⸗ Secretair der Kolonieen: „Diese Aenderung geht aus der kla⸗ ren Nothwendigkeit hervor, an der Spitze der Kolonial⸗Ver⸗ waltung einen Minister zu haben, der dadurch, daß er waͤhrend der unruhigen Zeiten in Kanada zum Kabinet gehoͤrte (zu wel⸗ cher Zeit Lerd Normanby bekanntlich noch Lord⸗Lieutenant von Irland war), im Stande ist, zu dieser wichtigen Verwaltung eine genaue Kenntniß von diesem Theile des Reiches, von den Verhandlungen, welche im Kabinet daruͤber stattgefunden, so wie von den Ansichten der Regierung daruͤber mitzubringen. Hieran mußte es dem Marquis von Normanby offenbar fehlen, obgleich dessen Eifer, dessen Einsicht und Thaͤtigkeit nicht be⸗ zweifelt werden koͤnnen. Aber die Geschicklichkeit, die er in der Verwaltung Irlands zeigte, wird ihn fuͤr das wichtige Ministe⸗ rium, in das er jetzt eintritt, vorbereitet haben und eine Sicher⸗ heit und Buͤrgschaft seyn, daß er es mit Ehre fuͤr ihn und zum Vor⸗ theil des Landes bekleiden wird.“ Die Times dagegen will in dieser Ministerial⸗Veraͤnderung nur eine neue Konvenienz gegen O'Connell erblicken, dem, wie sie meint, sein Freund Ldord Normanby als Minister des Innern vermuthlich zur Ausfuͤhrung seines angekuͤndigten Planes, die legislative Union zwischen Groß⸗ britanien und Irland aufzuloͤsen, behuͤlflich seyn solle. Was die Resignation des Kriegs Secretairs, Lord Howick, Sohnes des Grafen Grey, betrifft, so bemerkt der Globe daruͤber Fol⸗ gendes: „Wir sind natuͤrlich nicht im Stande, die Ursache an⸗

zugeben, welche diesen Staatsmann bewogen hat, seine Ent⸗ Wir haben gehoͤrt, jedoch ohne daß wir wiewohl

lassung zu nehmen. die Wahrheit der Angabe ermitteln konnten; wir dieselbe nach der von Sr. Herrlichkeit im Unter⸗ hause uͤber die geheime Abstimmung gehaltenen Rede fuͤr wahrscheinlich halten, daß Nichtuͤbereinstimmung mit dem Kabinet in einer liberaleren Politik, als sie sich mit seinen An⸗ sichten vertraͤgt, ihn zur Resignation veranlaßt hat.

Herrn Robert Gordon, der die fruͤhere Stelle des Herrn F. Baring als Unter⸗Schatz⸗Secretair erhalten hat, auf seinem Posten als Secretair der Ostindischen Kontrolle folgen wird, weiß man noch nicht; die Times meint, es scheine, daß Herr Macauley

fuͤr dieses Amt ausersehen sey, da der Globe dessen Eintritt

in das Kabinet fuͤr moͤglich halte; indeß ist jener Posten kein zum eigentlichen Kabinet gehoͤriger, und man koͤnnte daher aus jener Andeutung des ministeriellen Blattes eher muthmaßen, daß Herrn Macauley das Kabinets⸗Amt des Kriegs⸗Secretairs zugedacht sey⸗

Im Schlosse Eglintoun in Schottland dauern die Zuruͤ⸗ stungen zu dem dort in einigen Tagen zu haltenden Tournier fort. Inzwischen stroͤmen von allen Seiten Fremde herbei, die Wirthshaͤuser in der Naͤhe des Schlosses sind schon uͤberfuͤllt von Gaͤsten, und man glaubt nicht zu uͤbertreiben, wenn man die Zahl der zu erwartenden Zuschauer auf sechzig⸗ bis achtzig⸗ tausend anschlaͤgt. Der zu den Schranken bestimmte Platz ist 650 Fuß lang und 250 Fuß breit. Die große Tribune enthaͤlt den Sitz fuͤr die Koͤnigin der Liebe und Schoͤnheit (Lady Sey⸗ mour), und außer dieser sind noch mehrere kleinere angebracht. Auf allen zusammen werden ungefaͤhr zwischen 4 und 5000 Zu⸗ schauer Platz finden, und die uͤbrigen werden sich damit begnuͤ⸗ gen muͤssen, dem Turniere vom Schlosse oder Grasplatze aus vSn. Man erwartet, die Zuschauer so viel als moͤglich in

leidertrachten des lüten oder 15ten Jahrhunderts zu sehen. Koͤnig des Tourniers ist der Marquis von Londonderry, und an der Spitze der Ritter steht der Graf von Eglintoun. Die Lan⸗ zen werden alle von gleicher Laͤnge seyn, auch ist jedem Ritter anbefohlen, damit nur nach dem Schilde seines Gegenmannes u stechen. Louis Napoleon haͤlt sich in der Nähe des Schlos⸗ ser auf, ist aber nicht unter der Zahl der Ritter aufgefuͤhrt.

Ueber die diesjaͤhrige Aerndte enthaͤlt die Morning

Post folgenden Bericht: „So weit die Aerndte jetzt in Eng⸗

sland gediehen ist, kann man dieselbe, was den Weizen betrifft, ungeachtet der zwei oder drei Tage schlechten Wetters, die zwi⸗ schen dem Maͤhen und dem Einfahren einer bedeutenden Quan⸗ titaͤt eingetreten sind, nach dem Urtheil von kompetenten Rich⸗ tern, die kein Interesse haben, die Wahrheit zu entstellen, mit allem Recht eine gute Durchschnitts⸗Aerndte nennen. und Gerste dagegen haben entschieden mehr als eine Durch⸗ schnitts⸗Aerndte gegeben. Inzwischen beziehen sich diese An⸗ aben nur auf die suͤdlich von Leicestershire belegenen Distrikte. eiter noͤrdlich hinauf haͤngt noch viel von der zu erwartenden Witterung ab; wie diese sich nun aber auch gestaltem moͤge, so erwar⸗ tet man doch in den noͤrdlichen Provinzen keine reichliche Aerndte, im Gegentheil scheint man sich dort auf eine bloße Durchschnitts⸗ Aerndte gefaßt zu machen, wobei jedoch nicht außer Acht gelassen

gewoͤhnlich ausgesaͤt worden ist und also auch eine Durchschnitts⸗ Aerndte einen mehr als gewoͤhnlichen Ertrag liefern muß. In den besten Korn⸗Distrikten von Schottland sollen die Aussichten zu einer guten Aerndte besser als in England seyn; die weniger von der Natur beguͤnstigten sind nicht mit in Anschlag zu brin⸗ en, da bisher nur wenige Versuche gemacht worden sind, dort eizen zu bauen. Die letzten authentischen und unparteiischen Berichte aus Irland melden, daß das Wetter sich dort gebessert und die Aerndte begonnen habe, und daß sie allem Anschein nach gut seyn werde. Sehr guͤnstig sind dort wie uͤberall in Großbritanien die Aussichten zur Kartoffel⸗Aerndte, ein wichti⸗ ger Umstand, da der aͤrmere Theil der Bevoͤlkerung sich dort meistens davon naͤhrt und sogar in den groͤßeren Staͤdten Eng⸗ lands die Kartoffeln selbst zu Brod fuͤr die aͤrmere Klasse ver⸗ backen werden.“

Dem Parlamente sind kurz vor seiner Prorogirung noch eine Anzahl von Aktenstuͤcken vorgelegt worden, die sich zum Theil auf die im Jahre 1833 zwischen der Pforte und Meh⸗ med Ali unter Englands Vermittelung bewirkten, eine Beile⸗

gung des damaligen Streits bezweckenden Unterhandlungen be⸗

Der Nach⸗ folger Sr. Herrlichkeit ist noch nicht bekannt.“ Auch wer dem

Hafer

werden muß, daß in ganz England bedeutend mehr Weizen als.

ziehen, zum Theil die diplomatische Korrespondenz des Engli⸗ schen General⸗Konsuls in Alexandrien, Obersten Campbell, mir Lord Palmerston, vom vorigen Jahre in Bezug auf die schon damals von Mehmed Ali kundgegebene Absicht, sich unab⸗ haͤngig zu erklaͤren, umsaßt. Die ersteren Aktenstuͤcke bestehen aus acht Nummern, sämmitlich Berichte des Herrn Mandevill der sich vor Lord Ponsonby als Britischer Gesandter in Ko⸗ stantinopel befand, datirt vom 23. Februar bis zum 4. Ma 1833. Die letzteren belaufen sich auf zehn und datiren von 6. Februar bis zum II. August 1838. Von jenen ist zunaͤchst eine Depesche des Herrn Mandeville hervorzuheben, welche dieser an Lord Palmerston abfertigte, nachdem Ibrahim Pascha am 21. Dezember 1832 den Groß Wesir Reschid bei Koniah geschlagen und sein siegreiches Heer bis nach, Kiutahia gefuͤhrt hatte. Herr Mandeville schrieb darauf unterm 23. Februar 1833 an Lord Palmerston, der Reis⸗Efendi klage uͤber Ibrahim's Halsstarrigkeit; statt sein Heer zuruͤckzuziehen, breite dieser es in der Umgegend von Kiutahia aus und richte großen Schaden an; der Sultan habe an denselben geschrieben und ihn aufgefordert, den Ruͤckmarsch anzutreten, und er wuͤn⸗ sche, die Gesandtschaften England's und Frankreichs moͤchten dieses Gesuch unterstuͤtzen. Herr Mandeville erzaͤhlt, er habe vor Allem eine Verwahrung eingelegt und den Reis⸗Efendi uͤber einen starken Irrthum, in welchem derselbe sich befaͤnde, zur Rede gestellt; der Osmanische Staatsmann habe naͤmlich in seiner Note bemerkt, er, Mandeville, haͤtte ihm die Versicherung gegeben: „Mehmed Ali werde sich unterwerfen und mit der Pforte verstaͤndigen.“ Herr Mandeville proͤtestirt dagegen. „Ich verwies ihn“, sagte er, „auf die Versicherungen, welche die Pforte selbst von Mehmed Ali erhalten, wie auf die Aus⸗ sagen General Murawief's, als dieser aus Aegypten zuruͤckge⸗ kommen sey, und machte ihm bemerklich, es werde wenig oder gar nichts helfen, falls ich von Ibrahim verlangen wollte, er solle sich zuruͤckziehen; auf eine solche Forderung duͤrfte der⸗ selbe wohl abschlaͤgig antworten.“ Der Mandevilleschen De⸗ pesche vom 23. Februar war die aus dem Turkischen uͤber⸗ setzte Note des Reis⸗Efendi vom 15. Februar 1833 beigefuͤgt. Der Inhalt besagt ungefaͤhr: England habe versprochen, Meh⸗ med Ali zu einem Abkommen zu bringen; er mache aber nicht Miene dazu; Ibrahim halte die Pforte mit leeren Worten hin; an England sey es nun, der Pforte zu helfen; thue es dies nicht, so duͤrfe es sich nicht wundern, wenn man sich auf seine Zusagen so wenig verlasse, als auf die Mehmed Ali's und Ibra⸗ him Pascha's. Herr Mandeville schrieb nun eine Verwendungs⸗ Note, datirt aus Therapia vom 23. Februar, und stellte darin „auf Ansuchen der Pforte“ und „pflichtmaͤßig“ die Bitte, Ibra⸗ him moͤge sich zuruͤckziehen. Ibrahim antwortete unterm 10. Maͤrz, wie folgt:

„Vortrefflichster, geltebtester, gütiger Freund! Ich habe Kenuntuiß genommen von dem Inbalt Deines Schreibens vom 23. Februar. Du willst, ich soll, staft vorzurücken, den Rückmarsch antreten. Mein Heer stand noch bei Koniah, als ein Russischer Adjutaut, abgeordnet vom Russischen Botschafter, dort ankam und mir eröffuete, ich sollte nicht vorrücken. Ich versetzte: Meine Pflicht erlaube mir nicht, ohne Befehl Halt zu machen. Als ich Kiutahia erreichte, erhielt ich dort von meinem Vater die Weisung, nicht vorzurücken. Diesem Befehl Folge leistend, machte ich auf der Stelle Halt und ließ die hohe Pforte, so wie auch den Französischen Geschäftsträger, Baron Varenne, davon benach⸗ richtigen. Dies ist der Stand der Dinge. Jetzt, ob ich vorwärts rücke oder zu⸗ rückmarschire, werde ich nur in Uebereinstimmung mit den Befehlen meines Vaters handeln, die ich mir, wie Du weißt, in Allem zur Richtschuur dienen lasse. Uebrigens ist ja über die Sache an meinen

Vater geschrieben worden; seine Antwort kann nicht lange ausbleiben;

was aber die Besorgniß angeht, welche Jene (im Divan) unterhalten, als würde ich vorrücken, so muß das Obgesagte sie beseitigen. Ich warte, wie gesagt, auf Befehle und werde ste, sobald ste mir zukom⸗ men, ohne Verzug befolgen. Indem ich dies alles zu Deiner Infor⸗ mation bemerke, ergreife ich die Gelegenheit, mich zu erkundigen, ob Du Dich wohl befindest. Ibrahim.“

Unterm 19. Maͤrz 1833 meldet Herr Mandeville in kurzen Worten an Palmerston, der Reis⸗Efendi habe sich abermals bittend an ihn gewendet, um einen Versuch, Ibrahim Pascha zum Abzug zu bewegen; er habe jedoch geantwortet, das gehe unmoͤglich an; er wolle sich nicht zum zweitenmal kompromitti⸗ ren. Auf diese Depesche vom 19. Maͤrz folgt eine umstaͤndli⸗ chere aus Therapia vom 31. Maͤrz. Die wesentlichen Stellen derselben lauten:

„Nachdem aus Alexandrien gemeldet worden, Mehmed Ali⸗ habe die ihm vom Sultan gemachten Vorschlaͤge verworfen und bereite sich, falls man seinen Forderungen nicht Genuͤge leisten wolle, zu neuen Feindseligkeiten, fand die Pforte fuͤr angemes⸗ sen, mit den Revpraͤsentanten der drei großen Maͤchte zu⸗ sammenzutreten, um von ihnen zu hoͤren, welche Privat⸗ Meinung sie hegen in Bezug auf die besten Mittel zur Abwendung der Gefahren, welche diesem Reiche den Untergang drohen. Demgemaäͤß verfuͤgte ich mich am 27. Maͤrz zum Reis⸗ Effendi; derselbe eroͤffnete mir: er habe mich rufen lassen und zugleich die Repraͤsentanten Frankreichs und Rußlands eingela⸗ den zu einer Konferenz; seine Absicht dabei waͤre, uns mit der Lage der Dinge bekannt zu machen, unserxe Meinung zu verneh⸗ men und unsern guten Rath einzuholen.“ Herr Mandeville versetzte, wie er weiter berichtet, er wisse zu gut, wie wenig er selbst in gewoͤhnlichen Dingen geschickt sey, der hohen Pforte zu rathen, als daß er sich bei einer so wichtigen Konjunktur herausnehmen sollte, seine Ansicht geltend zu machen; wenn es jedoch der Reis⸗Efendi wuͤnsche, wolle er ihm nicht ver⸗ bergen, was er privatim von der Sache halte; tiefer Kummer habe ihn befallen, als er gehört, daß der durch den Franzoͤsischen Botschafter gemeinsam mit ihm, dem Reis⸗ Efendi, gemachte Versuch zu einem Uebereinkommen der Pforte mit dem Pascha von Aegypten nicht gelungen sey und Mehmed Ali so uͤbertriebene Forderungen stelle; man habe ihm gesagt, jener verlange ganz Syrien, Damaskus, Aleppo, Adana, It⸗ scheli, sammt, den Haͤfen Selefkeh (Seleucia) und Alaya. Der Reis⸗Efendi bemerkte darauf: Das sey nur zu wahr; was aber noch mehr, Mehmed Ali fordere die Statthalterschaft in diesen Provinzen nicht etwa als eine vom Sultan, als dem Souverain, ihm, als einem Unterthan, zu gewaͤhrende Gunst, sondern habe rund heraus erklaͤrt, wenn ihm nicht das ganze Gebiet, welches er verlange, sofort uͤberwiesen werde, sey Ibrahim, in dessen Hand er die weitere Unterhandlung gelegt habe, beordert, auf Konstantinopel zu marschiren, um mit Gewalt zu erlangen, was man ihm nicht gutwillig zu⸗ gestehen wolle. „Und nun“, so habe ihn, berichtet Herr Man⸗ deville an Lord Palmerston, der Reis⸗Efendi nach dieser Eroͤff⸗ nung angeredet, „bitte ich Euch, sagt mir, welche Maßregel Ihr unter den obwaltenden Umstaͤnden am raͤthlichsten erachtet.“ „Ich war bedeutend unschluͤssig“, faͤhrt Herr Mandeville fort, „welche Antwort zu geben sey in einer so inhaltschweren An⸗ gelegenheit, und versicherte dem Reis⸗Efendi, ich wuͤrde nur hoͤchst widerstrebend seinem Wunsche entsprechen, wenn ich annehmen muͤßte, das Verfahren der Pforte werde sich nach

Artin⸗Bei allein.

meinen Ansichten von der Sache richten. Bevor ich jedoch uͤber⸗ all eine Meinung aͤußern koͤnne, begehrte ich zu wissen, ob Mehmed Ali die besagten Statthalterschaften fuͤr immer an⸗ spreche oder auf dieselben Bedingungen, wie die, unter welchen der Sultan die verschiedenen Provinzen des Reichs den von ihm ernannten Paschen uͤberweise. Der Reis⸗Efendi versetzte: Das Letztere sey der Fall. Hierauf sagte ich: Wolle man durchaus meine Meinung kennen lernen, so spraͤche ich sie da⸗ hin aus, daß, so lange Widerstand mit Aussicht auf Erfolg noch moͤglich, ich der Letzte seyn wuͤrde, der Pforte zu rathen, sich den Forderungen des Pascha zu unterwerfen; die Pforte selbst muͤsse am besten wissen, ob sie genugsame Streitkraͤfte besaäͤße, um das weitere Vorruͤcken der Aegyptischen Armee zu hindern; vermoͤge sie dies nicht, so waͤre freilich der Nothfall des Nachgebens ein sehr harter, das Uebel aber, so groß es sey, doch geringer, als jenes andere, welches eintreten duͤrste, wenn die⸗ ses Land der Schauplatz eines langen und blutigen Krieges wuͤrde und die Hauptstadt in Gefahr der Existenz geriethe. Inzwi⸗ schen frage es sich, ob es denn wirklich schon zu diesem Aeu⸗ ßersten gekommen sey; vielleicht’ schwebe dem erleuchteten Geist Sr. Excellenz eine Mittel⸗Maßregel zur Abwendung des dro⸗ henden Unheils vor. Der Reis Efendi hielt etwas inne und bemerkte dann: „„Obschon nicht dazu ermaͤchtigt, glaube ich Ihnen doch sagen zu duͤrfen, daß die Pforte geneigt ist, zur Herstellung des Friedens ein großes Opfer zu bringen; so wuͤr⸗ den wir wohl zu den Gebieten, die dem Vice⸗Koͤnig bereits zu⸗ gestanden sind, Aleppo und Damaskus fuͤgen, aber nicht Adana, Itscheli und die Haͤfen; diese koͤnnen wir nie aufgeben.““

Es folgt nun das spezielle Gesuch des Reis⸗Efendi, Herr Mandeville moͤge sich mit dem „Franzoͤsischen Botschafter bespre⸗ chen, und Beide zusammen sollten die Vergleichs Vorschlaͤge der Pforte an Ibrahim gelangen lassen und bei demselben unter⸗ stuͤtzen. In Folge dieses Antrags ging Herr von Varenne, vom Admiral Roussin abgeschickt, ins Lager bei Kiutahia. Herr Mandeville gab ihm ein Schreiben an Ibrahim mit, um die Vorschlaͤge der Pforte seiner Annahme zu empfehlen. Durch eine Depesche vom 14. April meldete Herr Mandeville dann an Lord Palmerston, die Pforte habe auch in Betreff Adana's nachgegeben, und am 16. April uͤbermachte der Englische Ge⸗ sandte seinem Minister die Tages zuvor erschienene Ge⸗ neral⸗Liste der Statthalterschaften des Osmanischen Rei⸗ ches, in welcher die bestaͤtigten oder neu ernannten Gouverneure namhaft gemacht waren. In dieser Liste war Mehmed Ali als Statthalter folgender Provinzen genannt: Damaskus, Aegypten, Aleppo, Safad, Saida, Beirut, Tripolis in Syrien, Kandien, Jerusalem, Naplus, Kanea und Retimo; Ibrahim Pascha aber als Statthalter von Abyssinien und Dschidda. Das Resultat der Unterhandlung ist in folgendem Auszug aus einer Depesche des Herrn Mandeville vom 15. April 1833 angege⸗ ben: „Herr von Varenne“, heißt es darin, „hat mich in Kennt⸗ niß gesetzt, daß, als er sich an Ihrahim gewendet, und eine Antwort auf das Schreiben Sr. Hoheit des Sultans, welches er ihm uͤberbracht, zu erhalten, derselbe ihm gesagt habe: „Mein Abzug ist die beste Antwort, die ich geben kann und die Sie dem Englischen Gesandten bringen koͤnnen.““ Hiermit schließt die erste Reihe der Aktenstuͤcke. Die zweite beginnt mit mehreren Depeschen Lord Palmerston's, die dieser Minister zwischen dem 6. Februar und 9. Juni 1838 an den Oberst

Campbell richtete, und worin er den Konsul beauftragt, Meh⸗

med Ali aufs ernstlichste von jedem Schritt abzumahnen, der auf einen beabsichtigten Angriff gegen den Sultan und auf die Absicht einer weiteren Ausdehnung seiner Herrschaft hin— deuten koͤnnte. Zuerst soll dem Pascha vorgestellt werden, daß seine Conscriptionen und Ruͤstungen in Syrien großes Miß⸗ trauen erregen muͤßten; dann soll Oberst Campbell eine deutliche Erklaͤrung uͤber den Zweck der Truppen⸗Zusammenziehungen in Syrien fordern; er soll ihm ferner erklären, daß die von den Truppen des Paschaͤ's in Syrien veruͤbten Graͤuel in ganz Eu⸗ ropa den unguͤnstigsten und schmerzlichsten Eindruck gemacht, und daß die Talente und Thatkraft Mehmed Ali's in der Gruͤndung eines guten Verwaltungs⸗Systems in den seiner Herrschaft bereits unterworfenen Laͤndern und in der Befreiung ihrer Bevoͤlkerung von mancherlei Uebeln ein hinreichendes Feld fin⸗ den koͤnnten; endlich soll er den Pascha unverzuͤglich uͤber das Verfahren aufklaͤren, welches England in einem etwanigen Streit zwischen ihm und dem Sultan einschlagen wuͤrde, wenn Mehmed Ali sich etwa daruͤber taͤuschen und sich einbilden sollte, Groß⸗ britanien werde eine Unabhaͤngigkeitserklaͤrung desselben ruhig mit ansehen, Oberst Campbell hatte naͤmlich seinen Minister schon in mehreren Depeschen darauf aufmerksam gemacht, daß Mehmed Ali durch alle moͤgliche Mittel darauf auszugehen scheine, sich seiner Lehnspflicht gegen die Pforte zu entledigen und sich unabhaͤngig zu erklaͤren. In einer Depesche vom 25. Mai 1838 berichtete er demselben aber, Mehmed Ali habe nun die beabsichtigte Verwirklichung dieses lange vorausbedachten Planes sowohl dem Franzoͤsischen Konsul, als ihm selbst, dem Oberst Campbell, unzweideutig mitgetheilt und hinzugefuͤgt, er wolle indeß den Agenten der großen Maͤchte in Alexandrien Zeit lassen, ihre Regierungen von diesem Entschluß zu benach⸗ richtigen. 8

„Herr Cochelet“, so fährt der Britische Konsul in seinem Berichte

fort, „schien von dem Schritte des Pascha überrascht; aber ich hatte ihm in der letzten Zeit oft gesagt, daß ich bestimmt ahne, Mehmed Ali

werde in kurzem seine Lehus⸗Abhängigkeit vom Sultan abwerfen;

doch hielt, ich es für wahrscheinlich, daß er die gänzliche Unterwerfung der Empörer in Sprien dazu abwarten werde. Herr Cochelet gab zu, daß die gegen ihn und mich seit geraumer Zeit von Mehmed Ali ge⸗ führte Sprache den starken Wunsch und selbst die Absicht verrarhe, sich von der Pforte zu befreien; aber er hätte nicht geglaubt, daß er dies in Ausführung bringen würde. Nachmittags empfing ich eine Botschaft von Boghos⸗Bei, wodurch ich erfuhr, daß der Pascha mich gegen 5 Uhr Abends zu sehen wünsche, wenn es mir nicht ungelegen wäre. Ich ging nach dem Palast, und nach einem halbstündigen allgemeinen Gespräche, das haupt⸗ sächlich von einem Dampf⸗Fahrzeuge handelte, welches für den Pascha aus

„England eingetroffen war und in der Näbe unter seinen Fenstern lag,

entließ er seine Begleiter und blieb mit mir und seinem Dolmetscher 8 G Sogleich ging er auf den Gegenstand seiner Unab⸗ hängigkeit ein, welcher alle seine Gedanken und Gefühle zu erfüllen schien. Er sate, daß er mich aufgefordert habe, ihn zu besuchen, um mir seinen festen Entschluß mitzutheilen, wovon ihn nichts ab⸗ bringen sollte, den Entschluß, seine Unabhängigkeit von der Pforte zu erklären; daß er zwischen zwei Schwertern stände: seiner Familie und den großen Mächten; daß die Juteressen seiner Kinder und Fa⸗ milie ihn gebieterisch aufforderten, ihre zukünftige Lage festzustellen; daß er mit Thränen in den Augen und gepreßten Herzens seinen ge⸗ genwärtigen Entschluß gefaßt, in welchem er nicht wanken werde; aber daß die Interessen seiner Familie es erforderten; daß er jetzt ein alter Mann in den Siebzigen sey, der bald vom Tode weggerafft werden könne, weshalb er die Beilegung der Frage nicht länger aufschieben dürfe; und er er⸗ suchte mich hierauf, meine Regierung so bald als möglich von seiner Mittheilung gegen mich und seinem festen Entschluß in Kenntniß zu setzen; er wolle eine gehörige Zeit auf die Antwort warten, in der vollen Ueberzeugung und Hoffnung, daß die Britische Regierung solche

daruͤber erstatten.

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0 Maßregeln ergreisfen werde, die eine freundschaftliche und zufrieden⸗ stellende Beilegung dieser Angelegenheit gestatten würden, sowohl in Bezog auf die Erhaltung des Friedeus als in Betreff der Gründung und Anerkennung der Unabhängigkeit Mehmed Ali's. Ich euntgeg⸗ nete, daß dies ein sehr wichtiger und eruster Entschluß sey, und daß er die Mittheilungen kenne, die ihm schon von meiner Regierung hin⸗ sichtlich Spriens gemacht worden sepen; daß ich nicht ermangeln würde, über die gegenwärtige Unterredung Bericht abzustatten, daß aber einige Zeit verstreichen würde, ehe ich irgend eine Antwort er⸗ balten könne, da ich meine Depeschen

erst am 19. Juni Alexandrien verlassen werde; daß ich mit⸗ Lerweile das Vertrauen hege, er werde in dieser Angelegenheit keinen Schritt thun, oder versuchen, seine Gränzen zu uberschreiten, oder ir⸗ gend etwas Feindseliges unternehmen, so wie daß er den schuldigen Tribut bezahlen werde. Hierauf autwortete er bejahend und gab mir die stärksten Versicherungen, daß er weder die Gränzen überschreiten, nöch irgend eine feindselige Handlung begehen wolle, und daß er beab⸗ sichlige, in der kürzesten Zeit nach Konstantinopel alles Geld für die Tribut⸗Rückstände zu senden; „aber“, fügte er hinzu. „vergessen Sie nicht Ihre Regierung in Kenntuiß zu setzen, daß ich, wie ich früher gesagt, meinen Entschluß gefaßt habe.“ Er sagte mir, daß er am Morgen Herrn Cochelet eine gleiche Mittheilung gemacht und ihm er⸗ klärt habe, daß Aegypten und die Interessen seiner Familie seine ersten und theuersten Erwägungen seyen, daß er nicht, wie Herr Cochelet es wünsche, warten könne noch wolle, und daß er nicht ein einziges Dorf von dem berausgeben werde, was er von der Pforte besitze.“

Oberst Campbell fuͤgt in einer Nachricht zu dieser Depesche noch hinzu, der Pascha habe dem Russischen und dem Oesterrei⸗ chischen Konsul eine aͤhnliche Mittheilung gemacht.

Niederlande.

Amsterdam, 1. Sept. Unsere heutige Boͤrse zeichnete sich dadurch aus, daß die Spanischen Papiere neuerdings einen sehr dedeutenden Aufschwung nahmen und Ardoins von 2051½, welches gestern der letzte Cours war, bis auf 22 stiegen, wo⸗ bei ein ansehnlicher Umsatz stattfand.

Bei Gelegenheit der Eroͤffnung der Harlemer Eisenbahn

wird unsere Stadt mit einer schoͤnen und bequemen Einrichtung von Omnibus bereichert. Die Handels⸗Verhaͤlltnisse der Niederlande mit ihren Ko⸗ lonieen gestalten sich fortwaͤhrend guͤnstiger. Amtliche eben von dort hierher gekommene Ausweise uͤber Handel und Schifffahrt auf Java und Madurag setzen fuͤr 1837 die Einfuhr auf 21,717,231 Fl. und die Ausfuhr auf 43,201,819 Fl. an. Bei der Einfuhr erscheint der Mutterstaat mit dem Waarenwerth von 6,904,791 Fl., wovon 4,739,056 auf Erzeugnisse Nieder⸗ laͤndischen Ursprungs⸗kommen. Besonders sind es die Nieder⸗ laͤndischen Manufakturen, deren Absatz sich bedeutend vergroͤ⸗ ßert hat. Von Kaffeesaͤcken wurden 238,750 Stuͤck, im Werthe von 96,791 Fl., in die Kolonieen eingefuͤhrt, und Leinen und Kattuns mit 3,678,740 Fl., Tuͤcher und Wollstoffe mit 1,28 4,600 Fl. bei der Einfuhr verwerthet. Die Ausfuhr nach den Nie⸗ derlanden allein betrug die bedeutende Summe von 30,018,415 Fl. Dabei ist der Kaffee mit 639,225 Picols (1 Picol = 1 ½ Ctr. Holl.) oder 17,146,605 Fl. und der Zucker mit 608,984 Picols oder 7,271,752 Fl.; endlich der In⸗ digo mit 817,914 ½ Pfund aufgefuͤhrt. Im Vergleich mit einigen vorhergehenden Jahren hat besonders die Kaffee⸗ und Zuckerproduction außerordentlich zugenommen. Letztere, welche auf Java durchaus in fruͤherer Zeit nicht emporkommen wollte, ist durch die klugen und energischen Maßregeln der Re⸗ gierung, durch Praͤmienvertheilung, Leistung von Vorschuͤssen ꝛc. zu dem gegenwaͤrtig so guͤnstigen Ertrag binnen ganz kurzer Zeit gebracht worden. Die Kaffee⸗Erzeugung hat sich bis 1837 um 186,869 Picols und die des Indigo um 414,694 ½ Pfund vermehrt. Auffallend ist, daß, ungeachtet der so betraͤchtlich zu⸗ genommenen Zucker⸗Ausfuhr, der Absatz keine Stockung erfahren hat. Die Niederlaͤndische Handelsgesellschaft bietet kommenden 2. September bloß zu Rotterdam allein 157,762 Ballen, 1076 Faß Java und 14,285 Ballen Sumatra⸗Kaffee, in den Depots daselbst und zu Dortrecht liegend, feil. Außerdem bringt sie noch in den folgenden Tagen des Septembers 197,230 Ballen 935 Faß Java und Sumatra⸗Kaffee zu Amsterdam und Middel⸗ burg zu Markte.

I Bruͤssel, 31. Aug. Die beiden jungen Prinzen haben

verweilen noch in Ostende.

von Sr. Majestaͤt mit Wohlgefallen aufgenommen worden. Der Vater des zum Belgischen Gesandten in Holland de⸗

Restauration Gesandter von Frankreich in Wien war, und hat sei⸗ nen Titel, so wie seine Guͤter in Belgien voneinem Oheim muͤtter⸗ licher Seite geerbt.

ren gestorben ist, und aus dieser Ehe ist der Fuͤrst Joseph von Chimay der erstgeborene Sohn. h

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 30. Aug. Die Stats⸗Tidning berichtet, daß der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten unterm 16ten d. M. ein Schreiben an den Schwedisch⸗Norwegischen General⸗

ob es gegruͤndet sey, was das „Journal de Smyrne“ in be⸗ fremdlicher Weise melde, daß naͤmlich bei der Ankunft des Ka⸗ pudan Pascha mit der Tuͤrkischen Flotte in Alexandrien auf dem Schwedisch Norwegischen Konsulats⸗Gebaͤude die Flagge als Zeichen der Theilnahme und Freude geweht habe. Der Koͤnig, heißt es in dem gedachten Schreiben, hege die Hoffnung, daß diese Nachricht ungegruͤndet sey, indem die Schwedische Flagge, als ein Symbol der Ehre, nicht gemißbraucht werden duͤrfe, um eine Verrätherei, wie die des Kapndan Pascha, gutzuheißen. Der General⸗Konsul soll demnach sofort einen genauen Bericht

Deutschland.

Muͤhnchen, 30. Aug. Das heutige Regierungsblatt bringt die Aufhebung der dermaligen Kammer der Abgeordne⸗ ten. Die desfallsige Koͤnigl. Erklaͤrung, datirt aus Berchtesga⸗ den vom 24. August, lautet im Eingang also: „Nachdem in Folge der neuen Eintheilung des Koͤnigreichs die durch die Verfassungs⸗ Urkunde vorgeschriebene Vertheilung der in jede einzelne Stan⸗ desklasse treffenden Zahl von Abgeordneten auf die einzelnen Regierungsbezirke wesentliche Abaͤnderungen erlitten hat, und sonach die dermalige Bildung der im Jahre 1836 gewaͤhlten

n. nie anders als mittelst des Dampfschiffes der Britischen Regierung absende und das nächste

Der Fuͤrst vermaͤhlte sich im Jahre 1805 8 G

Konsul Anastasy in Alexandrien mit der Anfrage erlassen habe,

Ueber das Eigenthumsrecht der Schriftsteller und insbeson⸗ dere auch der Theaterdichter in Belgien hat ein Herr van Hecke

ein Werk herausgegeben, welches dem Koͤnige uͤberreicht und 1

9 cht und hier und Neapel eine regelmaͤßige Diligencen⸗Verbindung ein⸗ treten soll, signirten Fuͤrsten Joseph von Chimay ist ein juͤngerer Bruder d. des Franzoͤsischen Herzogs von Caraman, welcher waͤhrend der

Bestimmungen nicht mehr im Einklange steht

auf den Grund des Tit. VI. 9§. 10, vnnehez 8 Urkunde, dann des Tit. IJ. §. 2 und 11 der .Verfassungs⸗ Beilage das Bestehen der dermaligen Kammer der ten fuͤr aufgehoben, und verordnen demnach, daß binnen drei Monaten vom heutigen Tage an eine neue Wahl der Kammer

der Abgeordneten vorgenommen werden soll.“

Dasselbe Regierungsblatt enthaͤlt ein Privilegium fuͤr den Geheimen Ober⸗Revisionsrath von Savigny in Berlin gegen den Nachdruck des von ihm unter dem Titel; „System des heutigen Roͤmischen Rechtes“, herausgegebenen Werks.

Hannover, 3. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Georg von Preußen, Enkel Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin von Hannover, ist von Norderney hier eingetroffen.

Aus Hameln wird unterm 1. September berichtet: Heute hatten wir nach langem Harren die Freude, daß die uͤber die Weser hier erbaute Kettenbruͤcke geweihet und zum allgemeinen Gebrauche geoͤffnet wurde.

Darmstadt, 1. Sept. Unsere Erbgroßherzogin ist heute nach dem Seebade Scheveningen abgereist. Der Großherzog, der Erbgroßherzog, Prinz Alexander und Prinzessin Marie begleiteten Hoͤchstdieselbe bis Gernsheim und von da auf dem Koͤlnischen Dampfschiffe „Koͤnigin Victoria“ bis Mainz, von wo die Erbgroßherzogin die Reise auf diesem Dampfschiffe fort⸗ 58 und die üͤbrigen Hoͤchsten Herrschaften hierher zuruͤck⸗

Zuͤrich, 29. Aug. (Schweiz. Bl.) Der Stadtrath von Zuͤrich hat eine Erklaͤrung an den Regierungs⸗Rath beschlossen, wesentlich des Inhalts, daß er den Erlaß des Regierungs⸗Raths nur dahin verstehe, daß ihm (dem Stadtrath) untersagt werde, bestimmende Auftraͤge und Befehle von dem Central⸗Comité anzunehmen, was er ohnehin immer beachtet habe. Dagegen werde er nach wie vor von seinen Rechten Gebrauch machen, eine beliebige Petition, selbst wenn sie von dem Central⸗Comit verfaßt seyn sollte, sobald sie ihm gefalle, als seinen Antrag, oder wenn ein Sechstheil der Buͤrger solches verlange, al Motion an die Gemeinde zu freier Berathung und Abstimmung zu bringen. Aehnliche Erklaͤrungen sollen auch bereits von an⸗ deren Gemeinde⸗Raͤthen beschlossen seyn. Das Interesse der Gemeinde⸗Freiheit vereinigt alle.

Der Bischof von Sitten hat bei der Tagsatzung gegen die Annahme und Vollziehung der neuen Verfassung, als die Rechte der Geistlichkeit schmaͤlernd, protestirt; er verwahrt seine bishe⸗ rigen Praͤrogativen.

Unter⸗Wallis und Sitten haben am 25sten d. M. in Ruh und Ordnung, nach dem von den Repraͤsentanten vorgeschriebe⸗ nen Modus, uͤber den neuen Verfassungs⸗Entwurf abgestimmt. Wenn die Tagsatzung die Kraft hat, ihren Beschluͤssen Achtung zu verschaffen, so wird das Ganze durch eine einfache energisch Aufforderung geendet seyn. Wo nicht, so mag sie die nung unterschreiben. Unter⸗Wallis ist nicht im Stande, den an⸗

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Kammer der Abgeordneten mit den staatsgrundgesetzlichen ““

dern Landestheil mit Gewalt sich zu unterwerfen und hat nun den festen Willen, sich keiner neuen Reconstitution zu unterzie⸗ hen, um nicht aufs neue wieder der Spielball derjenigen zu werden, welche nun die Unordnung in die Länge zu ziehen suchen.

4.Li n.

erno lug. Der Baron Spannocchi Piccolo mini, Militair⸗ und Civil⸗Gouverneur der hiesigen Stadt, ist in der verflossenen Nacht mit Tode abgegangen.

. Livorno, 24. Aug.

Koͤnigin⸗Wittwe von Sardinien zu dem Entschluß gekommen, sich aus der Welt zuruͤckzuziehen, und ihr Leben als Nonne in einem Kloster zu beschließen. Die ihr gehoͤrige Villa Rufinella auf der Hoͤhe des alten Tusculum, wo sie gegenwaͤrtig wohnt, soll sie als ein fruͤheres Eigenthum dem Jesuiten⸗Orden zuruͤck⸗ gegeben haben.

In Folge der letzthin entdeckten Veruntreuung eines hie⸗ sigen Post⸗Offizianten ist von der Regierung nun an alle Ober⸗

V Rom, 24. Aug. (A. Z.) Wie bestimmt versichert wird, ist di

den Koͤnig und die Koͤnigin nicht nach Eu begleitet n beamten der verschiedenen Verwaltungszweige eine geschaͤrfte 9 8 ch Eu begleitet, sondern Verordnung erlassen, welche diese gleichsam fuͤr ihre Untergebe⸗

nen verantwortlich macht. Endlich ist die Regierung in Neapel auf die oft wieder⸗ holten Vorschlaͤge eingegangen, daß vom 1. Oktober an zwischen

wodurch der Reisende gegen jede Prellerei geschuͤtzt

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Spanien. vanische Graͤnze. Die Zeitungen von Bordeaux vom 29sten d. M. berichten, daß der General Leon am 23sten das

am folgenden Tage fort, aber das Resultat des Angriffs war noch nicht bekannt. Lord John Hay ist am 26sten von San Sebastian nach Tolosa abgegangen, wo er eine Zusammenkunft

mit den Karlistischen Anfuͤhrern haben sollte. 2000 Mann sollten in St. Sebastian eingeschifft werden, um sich des Hafens

von Bermeo zu bemaͤchtigen. Ein Brief, datirt von der Na⸗ varresischen Graͤnze vom 26ͤsten und in der „Emancipation“ vom 28sten abgedruckt, bestaͤtigt das Geruͤcht, daß der Oberst Yturmendi, Kommandant des 2ten Navarresischen Bataillons, und sehr einflußreich in diesem Koͤnigreiche, sich mit Don Juan

Echeverria vereinigt hat.

Aeghpten.

Marseiller Blaͤtter vom 25. August melden aus Alexandrien vom 6. August Folgendes: „Die Depeschen, welche Herr Anselme an die hiesigen General⸗Konsuln uͤber⸗ bracht hat, sind jede von einem der fuͤnf Botschafter der großen Maͤchte zu Konstantinopel unterzeichnet. Jedoch enthalten sie alle die naͤmliche Note, deren wesentlicher Inhalt folgender ist: „Die General⸗Konsuln der fuͤnf großen Maͤchte sollen dem Vice⸗Koͤnige notificiren: 1) daß, da bei den Tuͤrkisch⸗Aegyptischen Angelegenheiten die Ruhe Europas betheiligt erscheint, jede besondere Beilegung, welche zwischen der Pforte und dem Pascha von Aegypten stattfinden koͤnnte, von diesen Maͤchten als null und nichtig betrachtet werden wuͤrde, wenn dieselben nicht ihre Zustimmung gegeben haben. 2) Mehmed Ali wird aufgefordert, unverweilt die Tuͤrkische Flotte nach Konstantinopel zuruͤckzusenden und sich mit der Erblich⸗ keit zu begnuͤgen, die ihm fuͤr Aegypten zugestan⸗ den werden wird, bis die Maͤchte in einem Kongresse, der zu diesem Zwecke stattfinden soll, die gegenseitige Stellung der Tuͤrkei und Aegyptens definitiv geregelt haben, worin der Sul⸗